RHEINISCHER TURNERBUND E.V. 2013 - RTB
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<strong>RTB</strong>-Forum<br />
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unterscheiden, was wichtig und was weniger<br />
wichtig ist – gerade bei der Vielzahl an<br />
Dokumenten, die inzwischen existiere.<br />
Der DTB ermutigt in Form verschiedener<br />
Maßnahmen schon seit einiger Zeit die Vereine,<br />
sich mit der Geschichte zu befassen.<br />
So lobt der Dachverband z. B. Preise für besonders<br />
gelungene Festschriften aus und<br />
führt thematisch passende Seminare durch.<br />
Genauso sei ein verstärkter Austausch zwischen<br />
den Verantwortlichen in den einzelnen<br />
Landesturnverbänden von Bedeutung.<br />
Dies setzten bei der Tagung unter anderem<br />
Hans-Günther Fascies vom Westfälisch-Lippischen<br />
Institut für Turn- und<br />
Sportgeschichte, Prof. Dr. Annette Hofmann,<br />
Vizepräsidentin Gesellschaftspolitik<br />
im DTB, Sven Lange, Vizepräsident<br />
Bildung und Kultur im Schwäbischen Turnerbund<br />
(STB), Dr. Claudia Pauli, (komm.)<br />
Vizepräsidentin Gesellschaftspolitik im<br />
Rheinischen Turnerbund (<strong>RTB</strong>), und Beatrix<br />
Dietzsch, Sachbearbeiterin Archive/<br />
Informationsdienste im Landessportbund<br />
Nordrhein-Westfalen (LSB NRW), um, indem<br />
sie in den Pausen intensiv darüber<br />
sprachen, welchen Stellenwert das Thema<br />
„Archivwesen“ in ihrem Wirkungsbereich<br />
hat und welche Aktivitäten diesbezüglich<br />
bereits durchgeführt werden.<br />
Der <strong>RTB</strong> z. B. verfügt über ein sehr umfangreiches<br />
Archiv, dessen Bestand zudem<br />
sehr detailliert erfasst ist und auf der<br />
<strong>RTB</strong>-Homepage unter www.rtb.de (Rubrik<br />
„Weiterführende Links“ im linken Framebereich)<br />
eingesehen kann. Wie Klaus Bauer,<br />
der von 2004 bis Herbst <strong>2013</strong> für das<br />
<strong>RTB</strong>-Archiv verantwortlich zeichnete (vgl.<br />
Artikel in der RTZ 11/<strong>2013</strong>), bemerkt, bietet<br />
der <strong>RTB</strong> als einziger Landesturnverband<br />
im DTB den Service, dass seine Archivalien<br />
im Internet im Detail recherchiert werden<br />
können (Hinweis: Ein ausführlicher Artikel<br />
zum <strong>RTB</strong>-Archiv folgt im Jahr 2014).<br />
Prof. Dr. Michael Krüger.<br />
Vernetzung mit staatlichen<br />
Einrichtungen sinnvoll<br />
Prof. Dr. Michael Krüger von der Westfälischen<br />
Wilhelms-Universität Münster wies<br />
in seinem Vortrag zum Thema „Erinnerungskultur<br />
und Traditionspflege der Vereine<br />
und Verbände für Turnen und Sport in<br />
Deutschland“ darauf hin, dass Turnen und<br />
Sport ein großes Feld für Erinnerungen bieten.<br />
Dabei seien diese stets subjektiv: „Nur<br />
die Bewertung von Erinnerungen kann<br />
richtig bzw. falsch sein, nicht jedoch die<br />
Erinnerung an sich“, so Prof. Dr. Michael<br />
Krüger. Genauso könnten persönliche und<br />
kollektive deckungsgleich sein, dies müsste<br />
jedoch nicht zutreffen. Wie der Wissenschaftler<br />
betonte, verfügten die wenigsten<br />
Verbände über ein systematisch geführtes<br />
Archiv. Sie hätten in erster Linie Statistiken<br />
über Wettkämpfe sowie Unterlagen,<br />
die z. B. aus rechtlichen Gründen relevant<br />
sind und die für Festschriften, Ausstellungen<br />
etc. vorgehalten würden, gesammelt.<br />
Staatliche Archive hingegen seien<br />
durch bestimmte Regeln systematisiert.<br />
„Wir müssen dringend Maßnahmen zur<br />
Verbesserung von Erinnerungskultur und<br />
Traditionspflege von Vereinen und Verbänden<br />
ergreifen, um Forschung betreiben zu<br />
können“, folgerte Prof. Dr. Michael Krüger.<br />
Traditionspflege meint dabei die bewusste<br />
Pflege der Geschichte z. B. eines Vereins<br />
– mit dem Ziel, eine gemeinsame Identität<br />
einer Gruppe zu stärken. Der Verein<br />
verfügt demnach über identitätsbildendes<br />
Potenzial, die Erinnerungskultur sei „auch<br />
Ausdruck der Lebendigkeit eines Vereins“.<br />
Seiner Einschätzung nach sind Vereine<br />
und Verbände „dringend auf Vernetzung<br />
mit staatlichen Einrichtungen angewiesen,<br />
das geht nicht alleine“.<br />
1,5 laufende km Altakten<br />
Unter der Überschrift „Dokumentenmanagement<br />
des DOSB auf neuen Wegen“<br />
berichtete Ulrich Schulze Forsthövel vom<br />
DOSB, dass der Dachverband der zusammen<br />
34 olympischen Spitzenverbände, der<br />
28 nichtolympischen Spitzenverbände, der<br />
16 Landessportbünde und der 20 Sportverbände<br />
mit besonderen Aufgaben vor vier<br />
Jahren beschlossen habe, „sich intensiver<br />
um die Altakten zu kümmern“. Zusammen<br />
mit seinen Vorgängerorganisationen –<br />
dem Deutschen Olympischen Sportbund<br />
(DSB) und dem Nationalen Olympischen<br />
Komitee für Deutschland (NOK), die im<br />
Jahr 2006 fusionierten und zum DOSB<br />
wurden – habe der DOSB eine „gut 60-jährige<br />
Vergangenheit“, so Ulrich Schulze<br />
Forsthövel. Diese sei durch zwei Zäsuren<br />
geprägt: durch die Wiedervereinigung und<br />
eben durch die Fusion von DSB und NOK.<br />
Er nannte beeindruckte Zahlen: Die Altakten<br />
des DOSB belaufen sich auf ca. 1,5<br />
laufende Kilometer, hinzu kommen ca.<br />
350 laufende Meter an Publikationen,<br />
die in der DOSB-Bibliothek untergebracht<br />
sind. Durch gute Archivarbeit, d. h. indem<br />
verbandshistorisch relevante Dokumente<br />
für die Alltagsarbeit nutzbar gemacht würden,<br />
sei es möglich, „Fragen von Kollegen<br />
substanziell zu beantworten“, so Ulrich<br />
Schulze Forsthövel.<br />
Dass dies jedoch nicht ganz einfach umzusetzen<br />
ist, machte der DOSB-Mitarbeiter<br />
ebenfalls deutlich: So ist z. B. eine funktionierende<br />
Abgabesystematik der Unterlagen<br />
erforderlich, es müssen Merkmale<br />
zur besseren Auffindbarkeit der einzelnen<br />
Dokumente geschaffen und Probleme wie<br />
Aufbewahrungsfristen und Zugriffsrechte<br />
bedacht werden.<br />
Ulrich Schulze Forsthövel appellierte an<br />
die Anwesenden, einen Aufruf zu starten,<br />
„sich den alten Akten aktiv zuzuwenden<br />
und den ‚Schatz‘ zu heben, den sie in sich<br />
bergen.“ Der DOSB messe dem Thema<br />
eine hohe Bedeutung im eigenen Haus bei<br />
und gebe gerne Hilfestellung bei Fragen<br />
zum Thema Archivarbeit. Interessant war<br />
auch die Aussage Ulrich Schulze Forsthövels,<br />
wonach – trotz zunehmender Digitalisierung<br />
– „wir in absehbarer Zeit nicht<br />
auf papiergebundenes Material verzichten<br />
wollen bzw. können: Viele Dokumente haben<br />
ihre Aufbewahrungsberechtigung!“<br />
Auch dem Vertreter des DOSB war es ein<br />
Anliegen zu betonten, dass die Dokumente<br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />
werden sollten – z. B. durch Übergabe an<br />
staatliche Archive, um so die „kulturelle<br />
Dimension des Sports“ zu fördern.<br />
Individuelle Handhabung<br />
Zahlreiche weitere interessante Vorträge<br />
waren Bestandteil des Jubiläumssymposiums,<br />
in denen darüber hinaus bedeutsame<br />
Aspekte rund um das Thema Archivwesen<br />
angesprochen wurden. So berichtete z. B.<br />
Stefan Ritter vom Archiv des Deutschen Alpenvereins<br />
(DAV), dass der DAV regelmäßig<br />
Workshops durchführt, in denen Vereinsvertretern,<br />
Angehörigen der verschiedenen<br />
DAV-Sektionen etc. Tipps zur Archivierung<br />
gegeben werden. Zudem ist im Handbuch<br />
des DAV aufgelistet, welche Unterlagen archiviert<br />
werden sollten, wie das Archiv zu<br />
verwalten ist etc. Dabei gelte es stets, sich<br />
am Erreichbaren zu orientieren. Dr. Axel<br />
Burkarth von der Landesstelle für Museumsbetreuung<br />
Baden-Württemberg stellte<br />
RTZ 12/<strong>2013</strong>