13. Ausgabe September 2013 [PDF, 2.41 MB] - Beinwil am See
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Schwerpunkt<br />
Jugendlohn<br />
Die zwölfjährige Tina freut sich auf ihr<br />
Sackgeld. Eigentlich hat sie keine<br />
grossen Wünsche, aber sie merkte,<br />
dass es ihr Spass machte, einfach<br />
Geld auszugeben. Sie stellt sich das<br />
neue «Bravo» und die Schleckstengel<br />
vor, welche sie morgen kaufen will<br />
und spürte ein leichtes Erschaudern<br />
der Vorfreude. Drei Jahre später, kurz<br />
nach Tinas fünfzehntem Geburtstag<br />
gab es wieder Zoff mit der Mutter<br />
wegen der Natelrechnung. Die Mutter<br />
mehr frei über ihren Lohn verfügen<br />
darf. Um ihre Schulden von 15 000.–<br />
Franken zu bezahlen, wird sie für<br />
längere Zeit nur noch das Existenzminimum<br />
in ihre Hände bekommen.<br />
Das Schicksal von Tina ist kein Einzelfall.<br />
Immer mehr junge Erwachsene<br />
kommen in massive Schulden. Da<br />
sind die Banken und Kreditkartenbetreiber<br />
Schuld, denen müsste<br />
man verbieten mit Jugendlichen Geschäfte<br />
zu machen, lauten gängige<br />
folgende Bereiche enthalten: Vergnügen<br />
(wie das klassische Sackgeld),<br />
Kleider, Schuhe, Coiffeur, Sportutensilien,<br />
Freizeitgeräte, Velo- und Mofaunterhalt,<br />
Handy und Computer,<br />
Fahrtkosten, Abonnements, Reisespesen<br />
und notwendige auswärtige<br />
Mahlzeiten, Haftungsfälle, Zinsen bei<br />
überzogenem Konti und Bussen.<br />
Die Idee ist nun, diesen Betrag, ab<br />
dem zwölften Geburtstag, auf das<br />
vom Jugendlichen selbst errichtete<br />
Konto monatlich einzuzahlen und ihn<br />
das Geld selbst und ohne elterliche<br />
Die Vorteile für die Jugendlichen sind:<br />
Sie erlernen früh einen verantwortungsbewussten<br />
Umgang mit Geld,<br />
sie erleben Selbstverantwortung und<br />
Autonomie und sie lernen insbesondere<br />
auch zu verzichten, um sich etwas<br />
zu verwirklichen.<br />
Die Vorteile für die Eltern und die<br />
F<strong>am</strong>ilie sind: Das Konfliktpotential<br />
durch die ständigen Diskussionen<br />
um Geld wird reduziert, was mehr<br />
Raum lässt für positive Beziehungen<br />
und die Eltern werden durch die Übergabe<br />
von Kompetenzen und Verantwortlichkeit<br />
zusätzlich entlastet.<br />
Ja, das möchten wir versuchen, mögen<br />
sich nun einige Eltern sagen,<br />
aber wie setzen wir dies in der Praxis<br />
um? Dazu gibt es eine gute Broschüre<br />
der Pro Juventute, welche im Internet<br />
gratis heruntergeladen werden<br />
kann (z.B.unter: http://www.schulden.ch/mm/Pro_Juventute_Jugendlohn.pdf).<br />
Falls Sie sich unsicher<br />
fühlen oder aus anderen Gründen<br />
Unterstützung möchten, können Sie<br />
sich auch an eine Erziehungsberatungsstelle<br />
oder die Schulsozialarbeit<br />
Ihrer Gemeinde wenden.<br />
Dominik Egloff<br />
Schulsozialarbeiter<br />
meinte: «So geht es nicht weiter, ich<br />
weiss nicht, wie ich deine Rechnung<br />
von 300.– Franken bezahlen soll, dir<br />
fehlt jedes Verantwortungsgefühl.»<br />
Trotzdem, dass sie diesen ständigen<br />
Stress mit den Eltern hasste, wusste<br />
sie, dass ihr die Mutter <strong>am</strong> Schluss<br />
doch zahlen würde, wie immer. Nochmals<br />
fünf Jahre später sitzt Tina gegenüber<br />
von Frau Müller. Die Betreibungsbe<strong>am</strong>tin,<br />
welche sich mit Hilfe<br />
der Polizei Zutritt zu ihrer Wohnung<br />
verschaffte, sortierte vorher gerade<br />
alles, was sie in ihrer Wohnung hat,<br />
um Brauchbares mitzunehmen. Tina<br />
ist <strong>am</strong> Boden zerstört, als Frau Müller<br />
ihr soeben verkündete, dass sie nicht<br />
Kommentare. Dabei geht vergessen,<br />
dass auch der Umgang mit Geld erlernt<br />
werden muss. Experten empfehlen,<br />
dass spätestens mit zwölf<br />
Jahren d<strong>am</strong>it begonnen werden<br />
sollte, aber wie?<br />
Die Idee vom Jugendlohn ist eines der<br />
Konzepte, die auf diese Frage eine<br />
Antwort geben. Das Modell wurde<br />
vom Psychologen Urs Abt entwickelt<br />
und insbesondere durch die Pro<br />
Juventute publik gemacht<br />
Der Jugendlohn umfasst einen<br />
wesentlichen Teil des Betrages, welcher<br />
ein junger Mensch, im Rahmen<br />
des vorhandenen F<strong>am</strong>ilienbudgets<br />
kostet, bzw. kosten sollte. Dabei sind<br />
Kontrolle verwalten zu lassen, sowie<br />
hart zu bleiben, wenn das Geld nicht<br />
reicht, denn genau diese schmerzlichen<br />
Durststrecken sind es, die einen<br />
Lerneffekt bewirken. Dabei ist es<br />
wichtig zu wissen, dass aus juristischer<br />
Sicht das Kinde selbst (und<br />
nicht seine Eltern) haftbar ist, solange<br />
das Kind in dieser Angelegenheit urteilsfähig<br />
ist (Art.16 und 332 ZGB).<br />
Es gibt für Eltern von Kindern über<br />
12 Jahre d<strong>am</strong>it nur ganz wenige<br />
Zwänge zum Begleichen der Schuld<br />
ihrer Kinder. Um den Lohn zu erhalten,<br />
muss der Jugendliche vorher ausgemachte<br />
Bedingungen erfüllen (in die<br />
Schule gehen, Ämtlis erledigen etc.).<br />
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