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Falk Gastro-Kolleg Darm - Dr. Falk Pharma GmbH

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6.2 Chronisch aktiver, steroidabhängiger oder steroidrefraktärer Verlauf<br />

Von Steroidabhängigkeit wird gesprochen, wenn das Steroid nicht innerhalb von<br />

4 Monaten nach Therapiebeginn vollständig ausgeschlichen werden kann, ohne dass<br />

es zu einem Rezidiv kommt oder wenn innerhalb von 3 Monaten nach Beendigung<br />

der Steroidtherapie ein Rezidiv auftritt. Steroidrefraktär ist der Verlauf, wenn trotz<br />

systemischer Steroidtherapie (mindestens 0,75 mg/kg Prednisolon-Äquivalent/Tag)<br />

über mindestens 4 Wochen eine aktive Erkrankung besteht. In diesen Fällen ist eine<br />

immunsuppressive Therapie indiziert.<br />

Medikament der ersten Wahl ist Azathioprin (Tagesdosis 2–2,5 mg/kg KG). Die Wirksamkeit<br />

beim chronisch aktiven Verlauf ist sehr gut belegt. Etwa 60–70% der Patienten<br />

erreichen mit Azathioprin eine Remission. Bei gastrointestinaler Unverträglichkeit von<br />

Azathioprin ist ein Therapieversuch mit 6-Mercaptopurin (Tagesdosis 1–1,5 mg/kg<br />

KG) gerechtfertigt, außer im Fall der Pankreatitis. Die Therapie sollte langfristig (mindestens<br />

4 Jahre) erfolgen. In seltenen Fällen kann unter Azathioprin eine schwere Leukopenie<br />

auftreten, insbesondere bei homozygoter TPMT-Defizienz (ca. 0,3% der Bevölkerung).<br />

Da die Mehrzahl der Leukopenien unter Azathioprin/6-Mercaptopurin jedoch<br />

unabhängig vom TPMT-Genotyp auftreten, wird eine routinemäßige TPMT-Bestimmung<br />

nicht empfohlen, sondern eine engmaschige Blutbildkontrolle (während der<br />

ersten 2 Monate 2-wöchentlich, danach alle 1–2 Monate).<br />

Bei Unverträglichkeit von Azathioprin/6-Mercaptopurin ist Methotrexat das Medikament<br />

der zweiten Wahl. Initial wird eine Dosis von 25 mg/Woche i.m. empfohlen; am<br />

Tag danach sollte die Gabe von Folsäure erfolgen. Mit Methotrexat kann bei ca. 40%<br />

der Patienten eine Remission induziert werden. Wird durch Methotrexat eine Remission<br />

erzielt, kann die Gabe in reduzierter Dosis (15 mg/Woche) fortgeführt werden.<br />

Die subkutane und orale Applikation ist der intramuskulären möglicherweise gleichwertig,<br />

bei oraler Applikation ist die Resorptionsrate jedoch individuell verschieden.<br />

Zur Effizienz und zu den Nebenwirkungen der langjährigen Methotrexat-Therapie<br />

gibt es bei Patienten mit CED deutlich weniger Daten als zur Azathioprin-Therapie.<br />

Bei nicht ausreichender Wirksamkeit der konventionellen Immunsuppressiva sollte<br />

die Frage einer chirurgischen Indikation geprüft werden. Besteht keine Operationsindikation,<br />

sind anti-TNF-α-Antikörper indiziert. Bei hoher Krankheitsaktivität und<br />

Notwendigkeit der raschen Remissionsinduktion können anti-TNF-α-Antikörper auch<br />

vor bzw. gleichzeitig mit den klassischen Immunsuppressiva eingesetzt werden. Zur<br />

Verfügung stehen Infliximab (5 mg/kg KG i. v.-Infusion in Woche 0, 2, 6, danach 8-wöchentlich)<br />

und Adalimumab (80/40 mg s. c. in Woche 0/2, danach 40 mg 2-wöchentlich).<br />

Initial sprechen ca. 70% der Patienten auf die anti-TNF-Therapie an und ca. 40%<br />

erreichen eine Remission. Der Wirkungseintritt erfolgt rasch, durch wiederholte Gaben<br />

werden dauerhafte Ansprechraten von ca. 40% und dauerhafte Remissionsraten<br />

von ca. 25% erreicht. Neuere Studiendaten (SONIC-Studie) zeigen, dass die Therapie<br />

mit Infliximab plus Azathioprin wirksamer ist als die alleinige Therapie mit Infliximab<br />

oder Azathioprin. Die steroidfreien Remissionsraten betrugen nach einem halben Jahr<br />

in der kombiniert behandelten Gruppe 57%, in der Infliximab-Gruppe 45% und in der<br />

Azathioprin-Gruppe 30%.<br />

P Beim steroidabhängigen und<br />

steroidrefraktären Verlauf sind<br />

Immunsuppressiva indiziert.<br />

P Immunsuppressivum der<br />

ersten Wahl ist Azathioprin.<br />

P Methotrexat ist Immunsuppressivum<br />

der zweiten Wahl.<br />

P Anti-TNF-Antikörper bei Versagen<br />

der klassischen Immunsuppressiva<br />

oder bei hoher Krankheitsaktivität.<br />

Vor dem Hintergrund der Therapiesicherheit stellt sich die Frage der Deeskalation<br />

der immunsuppressiven Therapie im Verlauf. Studiendaten zeigen, dass nach<br />

halbjähriger klinischer Remission unter Infliximab plus Azathioprin, entweder Azathioprin<br />

ohne nachteiligen Effekt gestoppt und eine Monotherapie mit Infliximab<br />

weitergeführt werden kann oder im Fall einer klinischen und endoskopischen Remission<br />

Infliximab gestoppt und eine Monotherapie mit Azathioprin weitergeführt<br />

werden kann.<br />

Für Tacrolimus und Mycophenolat-Mofetil existieren einige Berichte zum erfolgreichen<br />

Einsatz bei M. Crohn, ihre Verwendung kann jedoch nur als Einzeltherapiemaßnahme<br />

in besonderen Fällen empfohlen werden.<br />

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