22.01.2014 Aufrufe

Bremgartens - DigiBern

Bremgartens - DigiBern

Bremgartens - DigiBern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14. November 2013<br />

drWecker Seite 7<br />

Gemeinderat Andreas Schwab als Buchautor<br />

Sorgfältige Annäherung an Longo maï<br />

«Longo maï», das alte provenzalische Grusswort,<br />

bedeutet «Es möge lange dauern». Und wie es dauert.<br />

1973 brachen ein paar Jugendliche aus der<br />

Schweiz Richtung Provence auf, um dort einen<br />

Traum zu verwirklichen: auf 270 Hektaren verödetem<br />

Wald- und Ackerland gründeten sie zusammen<br />

mit anderen die Landkooperative Longo maï und<br />

fanden zu neuen Lebens- und Arbeitsformen. 2013<br />

existiert Longo maï immer noch.<br />

Die meisten heutigen Jungen haben davon noch nie<br />

etwas gehört. Aber sobald der Autor Andreas<br />

Schwab zu erzählen beginnt, ist das Interesse geweckt.<br />

Wie funktioniert dieses Leben in einer so<br />

grossen Gruppe? Was bedeutet es, alle Entscheide<br />

basisdemokratisch zu treffen, an Vollversammlungen,<br />

an denen man nicht abstimmt sondern sich irgend<br />

einmal einigt? Diese fanden übrigens zum<br />

Beispiel auf dem Hof Grange Neuve jeden Abend,<br />

später noch zweimal und aktuell nur noch einmal<br />

die Woche statt. Wenn der Buchautor dann erzählt,<br />

dass bei Longo maï niemand persönlich etwas verdient<br />

oder über ein eigenes Vermögen verfügt, ist<br />

das Erstaunen gross und das Gespräch schnell vom<br />

eigentlichen Thema weg, mitten im heutigen politisch-wirtschaftlichen<br />

Diskurs: Leistungsdruck, Profitmaximierung,<br />

Managergehälter. Die Abstimmung<br />

zur 1:12-Initiative lässt grüssen.<br />

Ältere sind ebenfalls erstaunt: «Was, gibt es die<br />

noch? Das sind doch die Schafzüchter mit den groben<br />

wollenen Pullovern». Es ist tatsächlich – nach<br />

einem Finanz- und Medienskandal Ende der Siebzigerjahre,<br />

als losgetreten vom «Beobachter» und<br />

der «Basler AZ» in der Schweiz über zweieinhalb<br />

Monate 533 zumeist negative Artikel erschienen<br />

sind – ruhiger geworden. Den Prozess damals hat sie<br />

zwar verloren, für Schlagzeilen sorgt die Landkommune<br />

nicht mehr. Das bedeutet aber nicht, dass sich<br />

dort nichts bewegt. Für seine Recherchen hat<br />

Schwab viele Tage in Bibliotheken und Archiven<br />

verbracht und bei seinen Besuchen auf den verschiedenen<br />

Höfen u.a. in der Schweiz, in Südfrankreich,<br />

Kärnten und Norddeutschland sowie im Büro<br />

in Basel zum Teil nächtelange Diskussionen geführt,<br />

über politische Inhalte, über wirtschaftliche Grundsätze,<br />

aber auch über Koch- und Putzpläne.<br />

An Stelle eines ursprünglich zusammen mit Simon<br />

Baumann («Zum Beispiel Suberg», «Image Problem»)<br />

geplanten Dokumentarfilms ist jetzt eine<br />

Ausstellung und das Buch entstanden. Es geht<br />

Schwab dabei nicht um eine rein historische Aufarbeitung<br />

der Geschichte von Longo maï. Ihn hat vor<br />

allem das heutige Leben dort interessiert. Unter den<br />

ehemaligen und aktiven Mitgliedern traf er zum<br />

Beispiel eine junge Ziegenhirtin, die gern ausgelassen<br />

feiert und für eine bessere Welt kämpft, eine<br />

Journalistin aus der ehemaligen DDR, die nach der<br />

Wende ihre Träum nicht verraten wollte, und einen<br />

radikalen Gesellschaftskritiker. Die Fragestellung<br />

war immer wieder die selbe: wie war es damals und<br />

was von den einstigen Idealen ist geblieben? Dabei<br />

ist er meist auf offene Ohren gestossen und es kam<br />

zu einem Austausch zwischen Menschen, die verschiedene<br />

Lebensentwürfe pflegen, was das gegenseitige<br />

Verständnis immer fördert.<br />

Eigener Radiosender<br />

Eine Besonderheit ist Radio «Zinzine» in der Pro-<br />

Andreas Schwab<br />

Landkooperativen Longo maï<br />

Pioniere einer gelebten Utopie<br />

Mit zahlreichen<br />

Farbfotos<br />

240 Seiten, gebunden<br />

Format 13,5 x 20,4<br />

cm, CHF 38.–<br />

Rotpunktverlag<br />

ISBN<br />

978-3-85869-560-4<br />

Ausstellung<br />

«40 Jahre Longo maï»<br />

Genf, Zürich,<br />

Lausanne und zum<br />

Schluss im Mai 2014<br />

im Kornhausforum<br />

Bern<br />

vence. 1981 erstmals auf Sendung gegangen hat dieser<br />

Sender in der Haute-Provence eine Art Gegenöffentlichkeit<br />

geschaffen, ergreift Partei und gibt als<br />

regionale Stimme Menschen die Möglichkeit sich zu<br />

artikulieren, die von den anderen Medien ignoriert<br />

werden. Seit Radio «Zinzine» auch über Internet zu<br />

empfangen ist, dient es als verbindendes Medium<br />

zwischen den Kooperativen in den verschidenen<br />

Orten und Ländern.<br />

Andreas Schwab, Historiker, in Bremgarten als Gemeinderat<br />

für das Departement Bildung zuständig<br />

und in Bern als Ausstellungsmacher tätig, hat auf<br />

seinen Recherchereisen «eine quicklebendige Organisation<br />

angetroffen, die in letzter Zeit wieder<br />

vermehrt zulauf von jüngeren Zivilisationsmüden<br />

hat.» Heute wirschaften unter dem Namen Longo<br />

Maï rund 200 Menschen in zehn Einzelkooperativen<br />

– ohne Chef, formale Hierarchie, fixe Arbeitsteilung<br />

und Lohn.<br />

hut<br />

Verschiedene Lebensentwürfe zwischen Porsche und Schafzucht: Das Bild bringt<br />

die Idee «Longo maï» schön auf den Punkt.<br />

zvg<br />

Die Longo-Maï-Urkooperative «Grange Neuve» in der Haute-Provence.<br />

zvg<br />

im Kirchgemeindehaus<br />

Bremgarten<br />

Kleine, grosse, bunte, farbige, verzierte Kerzen<br />

Montag, 25. November, bis Samstag, 7. Dezember 2013<br />

Montag, Dienstag und Donnerstag: 19.00 bis 21.00 Uhr<br />

Mittwoch, Freitag: 14.00 bis 19.00 Uhr<br />

Samstag: 10.00 bis 16.00 Uhr<br />

Sonntag: 13.00 bis 16.00 Uhr<br />

Je 100 gr. Wachs kosten Fr. 2.20.<br />

Reinertrag zugunsten gemeinnütziger Werke<br />

und für Gaben in der Gemeinde<br />

Kinder im Vorschulalter bitte in Begleitung einer<br />

erwachsenen Person.<br />

Mitbringen: Schachtel für den Kerzentransport

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!