Bremgartens - DigiBern
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Seite 8 drWecker<br />
14. November 2013<br />
Zwei Alphörner der Marke Eigenbau locken in Bremgarten<br />
Was man fast ausschliesslich von folkloristischen<br />
Veranstaltungen kennt, ist seit kurzem auch in<br />
Bremgarten zu hören. Mit dem Bau eines eigenen<br />
Alphornes haben sich die Primarlehrer Beni Bischof<br />
und Raphael Wicky erfolgreich auf ihnen unbekanntes<br />
Terrain gewagt. Das Paar schwärmt in<br />
den höchsten Tönen von den Erfahrungen, die es im<br />
achttägigen Kurs des Instrumentenbauers Mathias<br />
Wetter gemacht hat. Einfach so herausposaunen<br />
oder besser gesagt drauf los «hornen» möchten sie<br />
dennoch nicht. So braucht es für gutes Alphornspiel<br />
viel Übung und ein Gefühl für den richtigen Ton.<br />
Einzeichnen, sägen, feilen schleifen drechslern, kleben<br />
und wiederum schleifen. Insbesondere Letzteres<br />
entpuppte sich für die gelernten Primarlehrer<br />
mit Werkausbildung als eine echte Wissenschaft.<br />
Ihm sei bewusst geworden, dass schleifen nicht<br />
gleich schleifen sei, meint Beni Bischof: «Es gilt sich<br />
dabei an eine festgelegte Reihenfolge von Schleifstärken<br />
zu halten, um am Ende die gewünschte<br />
Oberflächenbeschaffenheit zu erreichen. Vergreift<br />
man sich in der Papierwahl kann man von vorne beginnen»,<br />
gibt er zu bedenken. Schürfungen an den<br />
Innenseiten seiner Hände die er sich beim Bearbeiten<br />
des ersten Teilstückes, dem Becher, zugezogen<br />
hat, zeugen von der aufwendigen Prozedur. «Ich<br />
hätte wohl doch besser Handschuhe getragen»,<br />
meint Bischof lachend und fügt selbstkritisch an, er<br />
habe das Projekt Alphorn sicherlich ein wenig unterschätzt.<br />
Bis zu zwölf Stunden pro Tag an der Werkbank<br />
Der Kurs startete anfangs Sommerferien mit einem<br />
Wochenende in der Werkstatt des Instrumentenbauers<br />
und Kursleiters Mathias Wetter in Oensingen.<br />
Dort stehen die grossen Maschinen, mit denen<br />
Raphael Wicky und Beni Bischof aus zehnjährigem<br />
Fichtenholz die Rohlinge für ihre dreiteiligen Alphörner<br />
gesägt hatten. Damit war der Grundstein gelegt.<br />
Daraufhin folgten sechs Tage an der Werkbank<br />
auf dem Ballenberg, bevor sie mit ihren jungfräulichen<br />
Instrumenten zum Gruppenfoto antreten<br />
konnten. «Wir arbeiteten bis zu zwölf Stunden pro<br />
Tag, das ging natürlich an die Substanz», erzählt<br />
Wicky und Bischof ergänzt: «Der mentale Erholungseffekt<br />
hingegen war enorm. Fern ab vom<br />
Schulalltag haben wir beispielsweise zum ersten Mal<br />
eine Drechselmaschine bedient. Darüber hinaus<br />
durften wir sehr schönes Holz verarbeiten und der<br />
Kursleiter liess uns dabei jeweils weitestgehend<br />
eigenständig schalten und<br />
walten.»<br />
Sie haben das Werken mit Holz im<br />
Blut<br />
Diese Aussagen machen deutlich, dass<br />
die beiden Männer, das Werken mit<br />
Holz und dessen Ursprünglichkeit<br />
nicht nur ausüben sondern auch leben<br />
und lieben. So ist es nicht erstaunlich,<br />
dass sie durch einen Flyer im Lehrerzimmer<br />
auf den Alphornbau aufmerksam<br />
wurden und sich umgehend<br />
angemeldet hatten. Allerdings wurden<br />
sie aufgrund ausgebuchter Kurse für<br />
rund ein Jahr auf eine Warteliste gesetzt.<br />
Beni Bischof vermutet hinter<br />
dem regen Zulauf den Wunsch nach<br />
der Rückkehr zur Beständigkeit im<br />
schnelllebigen Zeitalter der Elektronik.<br />
In der Tat steht das Alphorn noch<br />
heute für Bodenständigkeit und Kultur.<br />
Auch für Beni Bischof und seinen<br />
Lebenspartner Raphael Wicky ist dieses<br />
traditionelle Instrument der Inbegriff<br />
von Heimat und sie lieben seinen<br />
nostalgisch warmen Klang. Dementsprechend<br />
stolz sind die beiden auf<br />
ihre 4,3 Meter langen Dreiteiler,<br />
wovon jedes Teilstück aus zwei Hälften<br />
zusammengefügt wurde. Die Marke<br />
Eigenbau verfügt über 17 Töne von<br />
denen zwei nicht gespielt werden.<br />
Archaisches Instrument mit positiver<br />
Nebenwirkung<br />
«Das Alphorn ist ein archaisches Instrument<br />
dem eine Naturtonleiter zu<br />
Grunde liegt», erklärt Wicky der seit<br />
kurzem Unterricht nimmt. Es brauche<br />
viel Übung, denn man müsse sich die<br />
einzelnen Töne einprägen um sie rein<br />
spielen zu können. Erste Rückmeldungen<br />
zum Alphornspiel seines Partners<br />
hat Bischof indes bereits erhalten: «Wenn ich<br />
mit dem Hund unterwegs bin, fragen regelmässig<br />
Passanten diesbezüglich bei mir nach und zeigen<br />
sich erfreut darüber», erzählt er und fügt schmunzelnd<br />
an: «Wenn du einen Hund hast sprechen dich<br />
Raphaël Wicky und Bernhard Bischof mit ihren fertigen Alphörnern.<br />
zvg<br />
gelegentlich Leute an, besitzt du jedoch ein Alphorn,<br />
lernst du das ganze Dorf kennen.» Was früher<br />
zum Locken des Viehs diente, scheint sich demnach<br />
auch in Bremgarten als Kommunikationshilfe zu bewähren.<br />
mw<br />
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