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Heft 2 (2010) - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV

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Organ der<br />

<strong>Interessengemeinschaft</strong><br />

<strong>deutschsprachiger</strong><br />

<strong>Autoren</strong> e. V. (IGdA)<br />

ISSN 0930-7079<br />

34. Jahrgang <strong>2010</strong><br />

Ausgabe 2<br />

Einzelheft € 4,-


inhalt<br />

impressum<br />

EDITORIAL<br />

Gaby G. Blattl S. 3<br />

LYRIK S. 4<br />

S. Birk; Ein Lied aus roten<br />

Blüten, H. Hollweg: Viele Fragen<br />

- keine Antwort, W. A. Faust: Das<br />

Neue, DerWeg, W. Paarmann:<br />

Magische Zeit, S. Green: Irgendwo<br />

in Afrika, D.E. Gries: Nichts<br />

ist, wie es erscheint, A. Korte:<br />

Nebelschleier ..., U. Student:<br />

Erkenntnisse, I. Hörning: Der<br />

Fichtelsee, C. Scheel: In Cordoba,<br />

K.H. Wienke: Fugito, Frei sein, H.<br />

Fleiss: Reichstag, Aschezeit,<br />

Themenschwerpunkt: 50-er Jahre<br />

Renate Weidauer: Kinderspiel,<br />

Vor über 50 Jahren, Luitgard<br />

Kasper-Merbach: Geboren 1958<br />

PROSA S. 11<br />

Die ‚Fünfziger‘: Helmfried Knoll:<br />

Die Fünfziger im Rückblick eines<br />

Achtzigers, Walter Ehrismann:<br />

Zürich - die 50er Jahre, Ingrid<br />

Benada: Erinnerungen aus dem<br />

Ernteeinsatz, Brigitte Kürten:<br />

Sturmflut, Gaby G. Blattl: Die<br />

eigene Spur wiederfinden<br />

ESSAY S. 19<br />

Mario Andriotti: Aspekte und<br />

Tendenzen der neueren und neuesten<br />

Schweizer Literatur - Teil 1<br />

Karin Manke: Warum Tagebuch<br />

schreiben?<br />

Rainer Hengsbach-Parcham: Das<br />

Klischee der Klischeelosigkeit<br />

Johanna Klara Kuppe: Die Farbe<br />

Rot<br />

IGdA S. 28<br />

Kleines Feuilleton<br />

Angelika Zöllner<br />

Neue Mitglieder S. 29<br />

Büchertisch<br />

Fritz Klingler, Antje E. Schnabl,<br />

Johanna K. Kuppe, Karl-Heinz<br />

Wienke, Ingrid Benada<br />

Bücherschau S. 30<br />

Bücher von Maria Bengtsson-<br />

Stier rezensiert von Angelika<br />

Zöllner<br />

Helga Thomas: Urformen - Tor<br />

zu den Kräften des Lebens -<br />

Helmfried Knoll<br />

Helga Thomas: Kommentar zu<br />

ihrem Buch<br />

Wilfried Paarmann: Verzauberung<br />

- Helmfried Knoll<br />

Eva Kittelmann: Die Aufgabe -<br />

Cordula Scheel<br />

Aktivitäten der<br />

Mitglieder S. 36<br />

Service/Wettbewerbe S. 38<br />

Berichte S. 42<br />

Ostern in Philippine/NL<br />

IGdA in Wien<br />

Frühlingstreffen in Berlin<br />

Einladung zur Jahreshauptversammlung<br />

S. 44<br />

L. Kasper-Merbach: S. 45<br />

Wiedersehen in Wien<br />

Mit spitzer Feder S. 47<br />

betrachtet -<br />

Georg Walz<br />

Redaktion der IGdA-aktuell:<br />

Angelika Zöllner (Lyrik u. Service,<br />

Kleines Feuilleton)<br />

e-mail: angelika.zoellner@gmx.de)<br />

Gaby G. Blattl (Prosa)<br />

e-mail: gabyblattl@chello.at<br />

Renate Weidauer (Prosa)<br />

r-r.weidauer@freenet.de<br />

Georg Walz (Mit spitzer Feder …)<br />

georgwalz@web.de<br />

Anschrift der Redaktion :<br />

IGdA-aktuell -Angelika Zöllner<br />

Imkerweg 11, 42279 Wuppertal<br />

Tel: 0202/526512<br />

Layout: Gaby G. Blattl<br />

Titelbild und Grafik:<br />

Mag. A. Wirski-Saini<br />

Druck: Druckerei Meyer, Scheinfeld<br />

IGdA-aktuell erscheint viermal pro<br />

Jahr<br />

Einzelpreis € 4.-zzügl. Porto<br />

Doppelnummer € 8.- zzgl. Porto<br />

Abonnement: € 21.-/Jahr<br />

Alle Rechte an den Beiträgen liegen<br />

bei den <strong>Autoren</strong>. Nachdruck nur<br />

mit ausdrücklicher Genehmigung<br />

der Urheberrechthaber. Namentlich<br />

gezeichnete Beiträge geben die Meinung<br />

der <strong>Autoren</strong>, nicht unbedingt<br />

die der Redaktion wieder.<br />

ISSN 0930-7079<br />

1. Vorsitzender: Othmar Seidner<br />

A-1020 Wien, Handelskai 224/5/9/59<br />

e-mail: othmar-seidner@chello.at<br />

Tel: 00431/9252565<br />

Geschäftsstelle: Gaby G. Blattl<br />

A-1230 Wien<br />

Anton- Baumgartnerstr. 44/C3/2503<br />

e-mail: gabyblattl@chello.at<br />

Tel: 00431/9671024<br />

Schatzmeister: Dr. Volker Wille<br />

D-30659 Hannover, Platanenhof 23<br />

e-mail: adl.wille@t-online.de<br />

Tel: 0511/652823<br />

Bankverbindung:<br />

Postbank Hannover, BLZ: 250 100 30<br />

Konto: 102088-302<br />

IBAN DE50 2501 0030 0102 0883 02<br />

BIC PBNKDEFF<br />

IGdA-Aktuell wird auf chlorfrei<br />

gebleichtem Papier gedruckt.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 2


Editorial<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Abonnenten,<br />

nach längerer Zeit sollte es wieder ein Themenheft geben. Die ‚Fünfziger Jahre‘ wurden<br />

ausgewählt. Es gibt in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Thema. Auch in<br />

Wien gibt es eine kleine Ausstellung. Erstaunlicherweise aber erhielt die Redaktion kaum<br />

Beiträge. Das war eine interessante Erfahrung. Wir sollten wohl eher in die Zukunft sehen,<br />

als in die Vergangenheit.<br />

Deshalb folgende Bitte - machen Sie Vorschläge, welche Themenbereiche Sie gerne in unserer<br />

Zeitschrift lesen wollen. Sie können Ihre Wünsche in Form von Leserbriefen, Mails oder<br />

Briefen angeben. Es wäre schön, wenn zahlreiche Vorschläge eintreffen könnten.<br />

Damit bin ich bei einem wichtigen Bereich angelangt. Bitte lassen Sie uns Beiträge für die<br />

Zeitung zukommen. Zur Erinnerung:<br />

Gedichte an Angelika Zöllner, Prosa an mich. Wenn möglich, erbitten wir Zusendungen<br />

per Mail, per CD, aber auch gerne per Post. (Adressen im Impressum, Seite 2)<br />

Bitte beachten Sie, dass Kurzprosa nicht länger als 4 Seiten einzeilig sein sollte.<br />

Fotografen und Grafiker bitte ich um ihre Mitarbeit durch Zusendung von Beiträgen in<br />

bildnerischer Form. Dabei ist zu bedenken, dass alles in schwarz/weiss gedruckt wird.<br />

Bei einem Ostertreffen über Einladung von Waltraut de Willigen an Irmentraut ter Veer,<br />

Sabine Vess und die Verfasserin, wurde erneut erwähnt, dass man mehr ‚Miteinander‘<br />

wünscht. Beispielsweise sollte bei den Verfassern der Beiträge in der ‚aktuell‘ auch stehen,<br />

wo denn die <strong>Autoren</strong> leben. Das soll die Kontaktaufnahme erleichtern. E-mailadressen,<br />

etc. können bei der Geschäftsstelle erfragt werden. Wer das nicht möchte, kann freundlich<br />

ablehnen. Wir denken aber, dass Kontakte mit Kollegen bzw. Schreibenden eine Bereicherung<br />

sein können.<br />

Es liegt schon einige Jahre zurück, dass der letzte Almanach erschienen ist. Auch darüber<br />

haben wir uns Gedanken gemacht. Details folgen in der Ausgabe 3/<strong>2010</strong>.<br />

Das Frühlingstreffen in Berlin - von Karin Manke bestens organisiert und sehr interessant<br />

gestaltet - konnte erfolgreich abgewickelt werden. Einen Bericht finden Sie im Blattinneren.<br />

In Wien gab es wieder einen sehr stimmungsvollen Leseabend. In den Herbstmonaten wird<br />

es weitere geben. Auch dazu finden Sie Bericht und Angaben.<br />

An die Zukunft denken ... zunächst an das Treffen im Herbst, wir erwarten zahlreiche Teilnehmer.<br />

Wilfried Auer sieht mit Freude Ihre Anmeldungen, zum Lesen, für Schullesungen,<br />

etc. entgegen. Da immer wieder in Gesprächen und in der Korrepondenz betont wird, wie<br />

sehr ein ‚Miteinander‘ gewünscht wird, dürfen wir annehmen, dass in diesem Jahr zahlreiche<br />

Mitglieder anwesend sein werden. Bringen Sie literarisch interessierte Freunde mit,<br />

lassen Sie sie ‚IGdA-Schnuppern‘. ...<br />

Freude und Entspannung bei der Lektüre dieser Ausgabe, einen schönen Sommer<br />

wünscht Ihnen<br />

Gaby G. Blattl<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 3


lyrik<br />

Von roten Blüten und roten Geigen<br />

– ernste und heitere Vorsommer-Gedanken<br />

Stefan Birk, Freiburg<br />

Ein Lied aus roten Blüten<br />

Manchmal singe ich dir<br />

Ein Lied aus roten Blüten -<br />

Ich trage dich auf Händen,<br />

bemale weiße Wände mit<br />

deiner und meiner Zärtlichkeit.<br />

Warten auf Zärtlichkeit<br />

Ewig und du kommst nicht mehr aus<br />

Deinem Haus…<br />

Du kleine Liebesschnecke…<br />

Das Fenster wirft keine<br />

Schatten in der Nacht –<br />

Vertraut in dir vereint.<br />

Hans Hollweg, Wabern/Schweiz<br />

Viele Fragen – keine Antwort<br />

Ahnen Sie, dass Töne dank Italiens Klima<br />

prangen<br />

und die Post mit Großpaketen prompt<br />

nur zu besten Interpreten kommt?<br />

Meinen Sie, dass Schlager immer prima<br />

klangen?<br />

Machen Nachbarn, wenn sie flöten, Krach?<br />

Nähm’s ein König zweifelsohne krumm,<br />

gingen Juweliere achtlos mit der Krone um?<br />

Liegen oft am Teiche Kröten flach?<br />

Müssen Gärtner sich in Phasen rühren<br />

und den Mäher übern Rasen führen?<br />

Tanzten Goten Reigen?<br />

Wird die Kundschaft täglich treuer,<br />

wenn’s Geschäft erträglich teuer?<br />

Träumt ganz Wien von roten Geigen?<br />

Wilfried A. Faust, Teneriffa<br />

Das Neue<br />

Es zischt brodelnd nach oben,<br />

es gebiert sich selbst,<br />

verschlingt das Bisherige,<br />

erzeugt nie Dagewesenes,<br />

verbindet alles noch Seiende<br />

zum Fest des Möglichen.<br />

Der Weg<br />

Irgendeiner von woher<br />

bat mich zu gehen<br />

nach wohin.<br />

So ging ich<br />

ohne zu fragen<br />

in den Raum<br />

ohne Zeit.<br />

Den Weg<br />

nicht zu kennen<br />

und doch zu gehen<br />

vertraute ich..<br />

Doch da<br />

verschloss mir<br />

die Zeit allen Raum,<br />

den ich so verlor.<br />

Doch als ich beides,<br />

Raum und Zeit, verließ,<br />

fand ich den Weg,<br />

der zu gehen<br />

mir geschenkt.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 4


lyrik<br />

Winfried Paarmann, Berlin<br />

Magische Zeit<br />

Da stehe ich wieder<br />

Eine Handvoll Zauberwind in den Haaren.<br />

Singend glüht<br />

Die Silberader im Stein.<br />

Geflügelte Bäume zittern im Licht,<br />

Windharfen aus altem Glück.<br />

Der scheue Kuss meines Fragens,<br />

sanft in den Sand gedrückt,<br />

ins dornige Bett der Ebene,<br />

glüht auf im dämmernden Blau<br />

des Himmels<br />

im Blau deiner Augen.<br />

Aus: ‚Verzauberung’, Goldwaage Verlag<br />

Sandy Green, Solingen<br />

Irgendwo in Afrika<br />

Er zittert nicht mehr<br />

Die Angst ist gegangen<br />

ist der Leere gewichen<br />

Die Angst ist der Leere gewichen<br />

die aus seinen Augen blickt<br />

sein Herz ausfüllt<br />

Leere<br />

hinter deren Resignation<br />

sich seine Kinderseele niederduckt<br />

Er zittert nicht mehr<br />

wenn in seinen mageren Armen<br />

das schwere Metall liegt<br />

und seine dünnen Finger<br />

den Abzug ziehen<br />

Doris Elisabeth Gries,<br />

Bad Kreuznach<br />

Nichts ist wie es erscheint<br />

Nichts ist wie es erscheint.<br />

Meine Wahrheit ist die deine.<br />

Bist nicht die, die du meinst.<br />

Mein Blau ist nicht dein Blau.<br />

Meine Zeit geht anders,<br />

ist nicht deine Zeit.<br />

Mein Leid, mein Schmerz<br />

Erreicht dich nicht,<br />

fern ist deine Trauer.<br />

Mein Lächeln im Vorübergehen<br />

Ist völlig absichtslos.<br />

Durch dein Lächeln allein erkennst du<br />

Nicht, wer ich bin, zu welcher Zeit.<br />

Eins ist gewiss, Sonnenstrahlen<br />

Aus der Bläue des Himmels,<br />

treffen dich wie mich.<br />

Anneliese Korte, Trassenheide<br />

Nebelschleier über den Wiesen<br />

über den Wiesen<br />

Tanz der Libellen<br />

im Mittsommernachtslicht<br />

Eintauchen -<br />

in eine märchenhafte Landschaft<br />

mit dir -<br />

am Morgen<br />

erblühen die Rosen.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 5


lyrik<br />

Ursula Student, Lübeck<br />

Erkenntnisse<br />

Das was ich sage<br />

Wie oft gesagt<br />

Das was ich frage<br />

Wie oft gefragt<br />

gleich Seifenblasen<br />

schillernd – bunt<br />

ausgeblasen – aufgeblasen<br />

vielfache Antwort<br />

taumelnd zerplatzt.<br />

Immerfort neue Gesichter<br />

Betrachten atemlos<br />

Altbekannte Wortgelichter<br />

Staunend – auch stumm<br />

hilflos der Schrei<br />

Ist es vorbei<br />

Das Ungewisse?<br />

Irmengard Hörning, München<br />

Der Fichtelsee<br />

Wollgrastupfen<br />

Über moorigem Grund<br />

In der Frische des Morgens<br />

Fichten wiegen sich im Wind<br />

Ein Adlerpaar kreist durch die Lüfte<br />

Leise spielen die Wasser<br />

Lupinen lila und blau<br />

Erschrecken über zu viel Lärm<br />

Aus geöffneten Bustoren<br />

Die Seejungfrau hat keine Zeit mehr<br />

Sich das Haar zu knoten<br />

Um den lärmenden Jüngling<br />

Zu sich in die Tiefe zu ziehen<br />

Auf erhöhtem Parkplatz<br />

Warten die Karossen<br />

Manch einer steigt verdrossen<br />

Zur weiteren hektischen Fahrt<br />

Ins oberfränkische Märchenland.<br />

Die Wollgrastupfen<br />

Verschwinden ganz langsam<br />

Aus den Augen<br />

Aber nicht vom moorigen Grund.<br />

Cordula Scheel, Hamburg<br />

In Cordoba<br />

der Schönen der Eselskarren<br />

zahnlos der Alte<br />

im Morgenlicht sein Schrei<br />

„trapero“ der Lumpensammler<br />

sie hört ihn noch in der Moschee<br />

Sie ist jung weiß wenig<br />

sieht die maurischen Säulen<br />

im Untergrund zu viele<br />

sieht ein Magazin voll<br />

verlorener Leichtigkeit<br />

ist geblendet vom Glanz<br />

des Hochaltars Christus gekreuzigt<br />

im Herzen der Mesquita<br />

Sie weiß<br />

nicht angenommen<br />

das Opfer aus den Gärten<br />

der Myrthen und Mandelbäume<br />

Gottes schönes Antlitz<br />

gestorben in Cordoba<br />

die Toleranz<br />

vor tausend Jahren<br />

„Trapero“<br />

Langsam geht sie<br />

dem Guadalquivir<br />

dem großen Fluss entgegen.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 6


lyrik<br />

Sandy Green, Solingen<br />

Sommertag<br />

Haibun<br />

Über den Hügeln ruhte die Sonne in lichten Wolken. Ein sanfter Wind, der von weither<br />

zu kommen schien, durchwebte die Luft, brachte den Geruch von Salz und Seetang mit<br />

und bewegte die Blätter der Olivenbäume, verzauberte sie in einen Schwarm silbern<br />

glänzender Schmetterlinge, die in den Strahlen der Sonne munter zu flattern schienen.<br />

Im Schatten Spalier stehender Zedern wand sich ein Weg durch die Hügel, tönern und<br />

staubig, und verlor sich zwischen den leuchtenden Feldern frisch erblühter Sonnenblumen<br />

und den Weinbergen mit ihren alten Rebstöcken, die sich müde zusammenkrümmten<br />

unter der Last ihrer heranwachsenden Früchte.<br />

Meeressalz im Wind<br />

spielt mit Olivenbäumen<br />

Ein Weg führt ins Nichts<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 7


lyrik<br />

Nachtrag zum Thema ‚20 Jahre Mauerfall’, vgl. <strong>Heft</strong> 4/2009<br />

Anlässlich der <strong>Heft</strong>zusammenstellung für 4/<strong>2010</strong><br />

wunderte sich die Redaktion, dass nur Prosa zum<br />

aktuellen Thema eingereicht wurde – die Frage<br />

entstand, existiert vielleicht weniger Lyrik dazu?<br />

Nachträglich entdeckten wir ‚in den eigenen Reihen’<br />

eine Anthologie zu dem Thema ‚Ost-West’ im<br />

Verlag Thaleia, im Herbst 2009 frisch erschienen.<br />

Unser IGdA-Mitglied Karl-Heinz Wienke ist als<br />

zuständiger Herausgeber sowie als eigenständiger<br />

Autor daran beteiligt. IGdA-Mitglied ist auch<br />

Hanna Fleiss.<br />

Karl-Heinz Wienke, Cottbus<br />

Fugito<br />

Meine Gehhilfe<br />

habe ich verloren<br />

als ich vor dem<br />

Waldbrand floh<br />

Die Stadt schlief<br />

unterm Rauch<br />

Hunde bellten<br />

Dann weinten Kinder<br />

Später auch ich<br />

Fackelschreie zerbrachen<br />

mir das Ohr und<br />

streckten sich<br />

über das Landstück<br />

Schatten schwebten<br />

dahin – lautlos<br />

Nur ein flüsterndes<br />

Knistern im Licht<br />

Ich räumte mich auf und<br />

nahm wovon ich fühlte<br />

Meinen Atem geknebelt<br />

hudelte ich davon<br />

und wieder zurück<br />

sonst hätten mich<br />

die Hunde gebissen<br />

vor der Mauer<br />

Karl-Heinz Wienke, Cottbus<br />

Frei sein<br />

Zerreißende Regentropfen<br />

fallen vom blassen Himmel<br />

aus des Wolkenbruchs<br />

schweren Mutes<br />

Nur einen Sonnenstrahl<br />

Nur einen einen einzigen<br />

getrau ich mir zu wünschen<br />

Zu wünschen für<br />

den Regenbogen dem<br />

bemalten Himmelsweg der<br />

einladend hinübersteigt<br />

mit mir ins Unendliche<br />

Ins unendlich freie Blau<br />

Hanna Fleiss, Berlin<br />

Reichstag<br />

Aber ich stand<br />

Vor diesem Haus mit den<br />

Wölfisch blitzenden Türmen,<br />

Dem granitenen Blick.<br />

Und ich sahs,<br />

Wie es dalag einst,<br />

Mit der roten Fahne auf dem<br />

Zertrümmerten Dach. Wir lasen:<br />

„Dem deutschen Michel“ und hofften<br />

Auf die Zukunft.<br />

Und als ich den Kopf hob<br />

Zum Himmel über dem Haus,<br />

Da blinkte ein vergessner Stern,<br />

Schwach nur, doch<br />

Ich sah ihn.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 8


lyrik<br />

Hanna Fleiss, Berlin<br />

Aschezeit<br />

Zeiten, hingesunken,<br />

Gewiss ihres Ausgangs erst nach<br />

Jahren.<br />

Um den Frost, der auf<br />

Gesichtern lastet, um das Herziehn<br />

Des Regens stilles Getön, Ruf<br />

Kleiner Finsternisse.<br />

Kein Wind fragt nach uns.<br />

Kein Gras hört uns schluchzen.<br />

Immer die Enge, das Wenige,<br />

Der Schmerz.<br />

Fülle nie.<br />

Gedichte zum ausgeschriebenen Thema Fünfziger-Jahre<br />

Renate Weidauer, Puchheim<br />

Kinderspiel<br />

Der Krieg zu Ende.<br />

Kinderspiel:<br />

„Himmel und Hölle“<br />

Kreidestriche<br />

zwischen Ruinen.<br />

„Hopse!“ rufen die Kinder.<br />

Nah liegt die Hölle;<br />

ist der Krieg<br />

wirklich vorbei?<br />

Gestrauchelt,<br />

übertreten<br />

„Fehler!“ schreit einer.<br />

Noch immer nicht<br />

den „Himmel“ erreicht.<br />

Das Spiel verloren?<br />

Zurück<br />

bis zum Vorhof der Hölle.<br />

Renate Weidauer, Puchheim<br />

Zum 50. Abiturjubiläum 2004<br />

Vor über 50 Jahren:<br />

St. Anna-Gymnasium München<br />

Die granitenen Eingangsstufen –<br />

vertraut,<br />

Staffage der Klassenfotos:<br />

heute Erinnerung.<br />

Weißt du noch -<br />

die alte Schule<br />

nahe dem Englischen Garten<br />

und dem Haus der Kunst?<br />

Nicht weit der Eisbach,<br />

unten im Keller fließend.<br />

Säulen und Gänge dunkel<br />

damals.<br />

Den Staub<br />

schienen wir zu schmecken;<br />

eine fast abgeschlossene<br />

eigene Welt.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 9


lyrik<br />

Bewacht von den Lehrern<br />

der Ameisenhaufen.<br />

Nur in den Pausen<br />

kommt der Wind zu Besuch,<br />

wirbelt über den Schulhof,<br />

bringt braune Herbstblätter<br />

in den Farben der Türen.<br />

Nach dem Klingelzeichen<br />

verhallen Lärm und Gelächter.<br />

Und die Ernsthaftigkeit<br />

des Lernens<br />

erfüllt Räume und Köpfe.<br />

Manchmal hockt Angst<br />

in den Ecken<br />

fast greifbar;<br />

damals –<br />

weißt du noch?<br />

Luitgard Kasper-Merbach<br />

Bad Schussenried<br />

Geboren 1958<br />

Zwischen Wirtschaftswunder<br />

und Widerstand<br />

liegt meine Wiege<br />

auf schwingendem Grund.<br />

Der King auf<br />

Rock‘n´Roll<br />

stand mir Pate<br />

und Pélé eroberte<br />

meine Zeit<br />

im Sturm.<br />

Verkehrssünder<br />

umsäumten<br />

meine rasante Bahn<br />

fernab in Flensburg<br />

Und Frieden<br />

und Atomium<br />

marschierten auf<br />

Wen soll<br />

eine „Volksbeschützerin“<br />

nun weiter betreuen?<br />

Hubert (so sollte ich heißen)<br />

hätte es leichter.<br />

Er würde glänzen<br />

und jagen.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 10


Helmfried Knoll, Wien<br />

prosa<br />

Die ‚Fünfziger‘ im Rückblick eines Achtzigers‘<br />

Auch heute noch kann ich guten Gewissens<br />

sagen: Die ‚Fünfziger Jahre‘ prägten<br />

mein Leben wie kein anderes Jahrzehnt<br />

davor oder danach: 1950 - da war ich nach<br />

meinem 20. Geburtstag noch einerseits der<br />

ungebundene Student in seinem Sturm und<br />

Drang; andererseits doch schon der (sehr jugendliche)<br />

Herbergsvater im Salzkammergut.<br />

Während der Vorlesungszeit an der Grazer<br />

Uni fuhr ich - ebenso wie unser verehrter<br />

Spanisch-Professor - mit dem Rad über das<br />

holprige Pflaster der steirischen Landeshaupt<br />

zu den Kursen und wieder zurück in<br />

die oft eiskalte Studentenbude. Im Sommer<br />

diente mein Drahtesel als Transport- und<br />

Fortbewegungsmittel zwischen dem Salzburger<br />

Elternhaus und der Herberge am See.<br />

Doch genauso auf Langstrecken bis Wien,<br />

Linz, Kärnten und Graz. Die Straßen waren<br />

schlecht und mitunter steil, der Verkehr war<br />

eher noch schütter. Dennoch: Die Jugend<br />

aus aller Welt fand nach sechs Kriegsjahren<br />

gerade unter Verhältnissen zueinander, die<br />

heute vermutlich (und verächtlich) als ‚primitiv‘<br />

abgetan würden. Das Land war noch<br />

vierfach besetzt, wurde erst 1955 die fremden<br />

Soldaten los. Trotzdem gab es eine ungeheure<br />

Aufbruchs- und Aufbaustimmung;<br />

zuerst in den ‚Westzonen‘, die auch Kärnten<br />

und die Steiermark einschlossen; nach Abzug<br />

der Roten Armee auch in deren Zone.<br />

Als 1959 die ‚Pummerin‘, die Riesenglocke<br />

des Wiener Stephansdoms, neu gegossen,<br />

ein neues Jahrzehnt einläutete, fiel die persönliche<br />

Bilanz des ausklingenden recht<br />

zufriedenstellend aus: Übersetzer- und Dolmetscherprüfung<br />

geschafft. Nach drei Sommern<br />

nicht mehr Herbergsvater, sondern<br />

vier Jahre kaufmännischer, anschließend<br />

Bankangestellter und Fremdsprachenkorrespondent.<br />

Statt Salzburg neuerdings Wien<br />

als Lebensmittelpunkt, wo ich 24 Jahre vorher<br />

den ersten Schrei getan hatte. Verliebt<br />

- verlobt - verheiratet (und das nun, <strong>2010</strong>,<br />

schon bald glückliche 54 Jahre). Vom Herbergsvater<br />

zum ‚echten‘ Vater gewandelt,<br />

mit 2 1/2 Kindern beim Neujahrsgeläute der<br />

Pummerin‘ 1960. (Inzwischen hat sich diese<br />

Zahl verdoppelt, und die der Enkel beträgt<br />

das Vierfache.) Unterschlupf, Untermiete;<br />

mit elterlicher Hilfe schließlich eigene vier<br />

Wände. Parallel zur noch gewöhnungsbedürftigen<br />

Geschäfts- und Wirtschaftssprache<br />

in mehreren Idiomen schriftstellerische<br />

Versuchsballons in Zeitungen und Zeitschriften.<br />

Im Ausgleich zur stickigen, später<br />

elend klimatisierten Büroluft das herrliche<br />

‚Auslüften‘ in der Freizeit mit dem Erkunden<br />

der neuen, der wiedergewonnenen alten<br />

Heimat. Mit der Bahn, per Bus, per Rad,<br />

zu Fuß, den Kinderwagen schiebend oder<br />

den Nchwuchs auf den Schultern. Die Straßen<br />

wurden besser, die darauf rasenden<br />

Untersätze vervielfachten sich im Eiltempo.<br />

Ein eigens Fahrzeug? Nein, kein Thema!<br />

Familiendörfer, Familienkarten, Kinderermäßigungen<br />

blieben (bis heute) der Renner.<br />

Auch wenn der Außenminister jubelnd<br />

verkündet hatte: „Österreich ist frei!“ - Die<br />

Freiheit endete damals im Norden und Osten<br />

an todbringenden Grenzen; war auch<br />

im Süden nicht gewährleistet und nur zu<br />

einem Drittel des Landesumfangs nicht bedroht.<br />

Wir blieben - noch - im Lande und<br />

nährten uns redlich und bekömmlich. Wurden<br />

allmählich Rationen und Lebensmittelaufrufe<br />

los, kehrten vom Besatzungsgeld<br />

zur Schillingwährung zurück und freuten<br />

uns über jedes neu erworbene Möbelstück,<br />

Küchengerät oder Gewand. Nachbarschaftshilfe<br />

war noch kein Fremdwort, das<br />

Gemeinschaftsgefühl viel mehr ausgeprägt<br />

als heutzutage. Supermärkte waren - noch -<br />

unbekannt. Dafür gab‘s den ‚Greißler ums<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 11


prosa<br />

Eck‘, den Fleischhauer, Obst- und Gemüsehändler,<br />

den Milchmann und den Schneider.<br />

Die Wünsche der Kinder bewegten sich<br />

in bescheidenem, leistbarem Rahmen; ihre<br />

Erfüllung wurde bejubelt. Fernseher und<br />

Computer waren unbekannte Größen. Auf<br />

Ausflügen wurden die grossen und kleinen<br />

Rucksäcke mit Hausmannskost und Quellwasser<br />

gefüllt; Einkehr in Gasthöfen zählte<br />

keineswegs zur Regel. Vor Weihnachten<br />

oder Geburtstagen war Basteln, Häkeln und<br />

Stricken angesagt; für den Advent wurden<br />

Krippenspiele eingeübt. Das Beherrschen<br />

eines Musikinstruments oder deren mehrer<br />

stand hoch im Kurs. Und all dies auch noch<br />

bis weit in die sechziger Jahre hinein oder<br />

noch länger.<br />

Walter Ehrismann, Urdorf/Schweiz<br />

E<br />

s war die Zeit, als ich als Junge begann,<br />

die Aushänge der Kioske zu studieren.<br />

Nein, nicht jene bunten, aber diese frühesten<br />

zum Beispiel, an die ich mich noch<br />

erinnere:<br />

1950. Ein Erschossener im Winkel eines Hofes<br />

- durchsiebter, blutiger Leib, auf dem Bauch<br />

liegend, den Kopf verdreht, die Arme abgewinkelt.<br />

Der Robin Hood Siziliens, Salvatore<br />

Giuliano, ein Bandit, war verraten und ermordet<br />

worden. Turiddu, sein Kosename<br />

als vermeintlicher Held der Armen, war tot.<br />

Giuliano hatte für die Abspaltung Siziliens<br />

gekämpft. Die Süditaliener in unserer Straße<br />

begingen einen Trauertag. Drei Jahre später<br />

starb sein Verräter und ehemalige Gefährte,<br />

Pisciotta, im Polizeigefängnis. Er war vergiftet<br />

worden.<br />

Ein anderes Bild hatte sich mir ebenfalls<br />

eingeprägt: Ein toter Mensch in einer rotweiß<br />

ausgeschlagenen Kiste, die Nase spitz,<br />

die Haut wächsern, die Augen geschlossen.<br />

Die kurzen, struppigen Haare streng<br />

nach hinten gekämmt, hohe Stirn, buschige<br />

Augenbrauen, ein grauer Schnauz. 1953,<br />

der tote Stalin. Mit allen Orden. Der Name<br />

sagte mir damals nichts.<br />

Aber auf mich als jungen Menschen wirkten<br />

Bilder mit verkrüppelten Kindern am stärksten.<br />

Kinderlähmung. Auf die bange Frage<br />

an die Eltern: Kann ich das auch erleiden,<br />

gabs keine ausreichenden Antworten. Den<br />

letzten Epidemien in Europa standen 1952<br />

Zürich - die 50er Jahre<br />

erste, unzulängliche Impfversuche gegenüber.<br />

Das einschneidendste Verhängnis für mein<br />

junges Leben aber näherte sich leise und fast<br />

unbemerkt. Mir geht plötzlich die hölzerne<br />

Liegehalle, damals im Kindersanatorium,<br />

durch den Kopf. Als ich Neun war, hatte der<br />

Stadtarzt Schatten auf den Lungenflügeln<br />

entdeckt. Schulklasse um Schulklasse wurde<br />

damals vom stadtärztlichen Dienst<br />

in Reihenuntersuchungen auf beginnende<br />

Tuberkulose überprüft. In den grauen<br />

Hinterhöfen Zürichs hatte es zu wenig Licht<br />

und Sauerstoff. Wir merkten das nicht,<br />

wir spielten. Autos verkehrten zwar noch<br />

nicht so viele wie heute, aber die Luft war<br />

vom Ruß der Kohleheizungen und vom<br />

Industriestaub geschwängert – es waren die<br />

Jahre der letzten Epidemien, bevor die Tbc-<br />

Impfung generell eingeführt wurde.<br />

In endlosen Reihen wartete man, in<br />

Unterhosen auf langen Bänken sitzend,<br />

im Korridor vor der Kammer<br />

mit dem Schirmbildgerät. Es roch nach<br />

Desinfektionsmitteln. Man drückte<br />

die schmale Kinderbrust an die kalte<br />

Röntgenplatte und musste kurz den Atem<br />

anhalten. Dann surrte irgendetwas. Als meine<br />

Eltern bald darauf den positiven Befund<br />

der Diagnose erhielten, änderte sich mein<br />

junges Leben von einem Tag auf den andern.<br />

Ich wurde sofort vom Schulunterricht<br />

ausgeschlossen. Man mied mich. Auch im<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 12


prosa<br />

Hinterhof, wo wir spielten, wollte niemand<br />

mehr mit mir etwas zu tun haben. Ich durfte<br />

kein Seil, keinen Ball, keine Schaukel mehr<br />

berühren. Die Eltern der Spielkameraden<br />

hatten ihnen eingebläut, Distanz zu mir zu<br />

halten, eine Berührung mit mir unbedingt<br />

zu vermeiden und meinem Atem auszuweichen.<br />

Wenn ich im Übermut die Treppe<br />

runtersprang, kam hinter meinem Rücken<br />

eine Nachbarin und reinigte das Geländer<br />

und die Türfallen mit einem Lappen. Meine<br />

beginnende Krankheit hatte sich offenbar<br />

schnell herumgesprochen. Nicht mal die<br />

Hand hatte mir der Lehrer zum Abschied<br />

gereicht. Auch er hatte Angst, denn die<br />

Krankheit ist hoch ansteckend.<br />

Ich schämte mich. Ich hatte keine Ahnung,<br />

woran ich litt. Wenige Tage später reiste ich<br />

in Begleitung meines Vaters in die Berge.<br />

Das Verlassen der Familie fiel mir schwer.<br />

Im Kinderheim einer städtischen Fürsorge-<br />

Organisation, in einem Dorf unterhalb<br />

von Davos gelegen, kurierten Jugendliche<br />

aus Zürich mit diesem Befund ihren im<br />

Anfangsstadium erkannten Tuberkelbefall.<br />

Das große, braune Holzhaus mit der angebauten<br />

Liegehalle steht noch heute, direkt<br />

an der Haltestelle der Rhätischen Bahn.<br />

Hier wurden wir Kinder Monat um Monat<br />

betreut. Man ließ uns über die Dauer des<br />

Aufenthalts im Ungewissen. Leichtes Essen<br />

und viel Bewegung an der frischen Bergluft.<br />

Jeden Nachmittag, nach dem Essen, für<br />

alle, die Liegezeit. Da mussten wir zwei<br />

Stunden, in Wolldecken gehüllt, eingepackt<br />

wie Mumien, unbeweglich in der Bergkühle<br />

ruhen. Wir schliefen sofort ein, wir waren so<br />

erschöpft von der ungewohnten Höhenluft.<br />

Durch schräggestellte Holzlamellen wurde<br />

das gleißende, aufreizende Sonnenlicht<br />

weggeblendet. Ich mussten neun Monate<br />

zur Kur bleiben, bis die Lunge rein war.<br />

Ohne Kontakt zu daheim, für Jugendliche<br />

von heute undenkbar. Kein Handy, keine<br />

SMS. Telefonieren nur für die Heimleitung.<br />

Ein einziger Apparat im Büro. Auch kein<br />

Fernsehen, kein Radio. Ohne Kinderstunde,<br />

Spielshows, Vorabendserien. Dafür Lesen.<br />

Lesen. Bücher aus der Bibliothek. Jede Woche<br />

einen Brief an die Eltern schreiben, einen von<br />

daheim empfangen dürfen. Die Briefe wurden<br />

von der Heimleitung durchgesehen, kritische<br />

Stellen gestrichen, abgedeckt. Besuche<br />

waren wegen der Gefühlslage der Kinder<br />

unerwünscht. Einmal, im Sommer, durften<br />

wir am Berghang der Schatzalp Alpenrosen<br />

pflücken und, in feuchtes Zeitungspapier<br />

eingewickelt, den Angehörigen nach Hause<br />

senden. Heute nehmen die Tuberkulosefälle<br />

wieder zu. Auch das ist Globalisierung.<br />

Ein anderes Erlebnis wirkt ebenfalls nach.<br />

Eines Morgens wurden die Klassen der<br />

Oberstufe unseres Schulhauses auf den<br />

Pausenplatz beordert. Ein Lehrer zog<br />

die Schweizer Fahne auf, ein anderer<br />

schwenkte aus einem Fenster eine uns unbekannte<br />

Flagge. Mit ernster Stimme verlas<br />

der Hausvorstand einen Bericht der<br />

Nachrichtensendung. 1956. Die Rote Armee<br />

war nach Ungarn eingedrungen. In Budapest<br />

wurde gekämpft. Wir hatten anschließend<br />

Handarbeitsunterricht, wo alle, auch die<br />

Knaben, kleine Woll-Quadrätchen strickten,<br />

12 auf 12 cm. Die Lehrerinnen fügten dann<br />

das Ganze zu Decken zusammen, die mit<br />

dem Roten Kreuz nach Ungarn gebracht<br />

wurden.<br />

Am Zürcher Hauptbahnhof unterrichteten<br />

Studenten unter den Augen der Polizei<br />

die Umstehenden, wie man aus Flaschen,<br />

mit Benzin gefüllt und einem Docht versehen,<br />

ein panzerbrechendes Mittel bastelte,<br />

das halb scherzhaft, halb ernst »Molotow-<br />

Cocktail« genannt wurde. Einige Studenten<br />

der Universität und der ETH machten sich<br />

mit dem Gewehr und der Patronenpackung<br />

(der Schweizer hat seine Waffe zuhause<br />

im Schrank!) auf den Weg nach Ungarn.<br />

Wenige kamen durch, einige wurden im<br />

Vorarlbergischen angehalten. Dann setzte<br />

die Flüchtlingswelle aus Ungarn ein, und<br />

man engagierte sich in der Betreuung. 1973<br />

kamen die Tschechen. Und heute? Aus der<br />

halben Welt flüchten die Menschen nach<br />

Europa, weshalb auch immer. Die Tür steht<br />

offen.<br />

Am Ende der 50er Jahre war ich Siebzehn und<br />

verdiente mein Studium als Aushilfe bei mei-<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 13


prosa<br />

nem Vater, der als »Troubleshooter« in Zürich<br />

bei der Eröffnung der Mövenpicks mitwirkte.<br />

Ein neues Gastrokonzept, von Ueli Prager<br />

iniziiert, stellte die neue Restaurantkette vor<br />

große Herausforderungen. Warmes Essen zu<br />

jeder Tageszeit, kleine Portionen, auf Tellern<br />

angerichtet. Frischprodukte, Lachsbrötchen,<br />

Champagnercüpli für alle, Weinausschank<br />

im Glas. Kleine Tische im Restaurant, für 2<br />

Personen gedacht, auf den Tischchen stets<br />

frische Semmeln und Ketchup à discretion.<br />

Und in der Küche Infrarot, Steamer, vorbereitete<br />

Speisen und Saucen – der Chef de<br />

Cuisine verkam zur Dekoration. Geblieben<br />

sind die Mövenpick-Hotels all over the<br />

World und, last but not least, Mövenpick-<br />

Kaffee und vor allem Mövenpick-Glacé.<br />

1951, die Mehrheit der Bevölkerung Zürichs<br />

wollte einen ausgeräumten Fluss durch die<br />

Stadt, von allem mittelalterlichen Ballast<br />

befreit. Keine Mühlenräder mehr, keine gedeckte<br />

Holzbrücke, kein Warenhaus in der<br />

Limmat. Die Gegner der »freien Limmat«<br />

standen auf einer der Brücken flussaufwärts<br />

und hielten ihre Transparente hoch, schrien<br />

Schmähungen – die Befürworter postierten<br />

sich auf der Bahnhofbrücke und lobten die<br />

freie Sicht auf Altstadt und Alpen. Zürich<br />

hat sich in diesem Jahrzehnt leergeräumt.<br />

Leergeträumt?<br />

Und fast hätte ich's vergessen: Kennen Sie<br />

»kind of blue«? Genau. Miles Davis – das war<br />

die Welt des Jazz. Die 50er Jahre in Zürich –<br />

»so what«?<br />

Ingrid Benada, Berlin<br />

Erinnerungen aus dem Ernteeinsatz<br />

Im Herbst 1959 waren wir Studenten in<br />

einem thüringischen Bauerndorf, dessen<br />

Höfe Misthaufen und Pumpen zierten. Im<br />

Ort war ein kleiner unansehnlicher Gutshof,<br />

der mit einem riesigen Bretterzaun umgeben<br />

war. Dort wurden wir einquartiert.<br />

Wir schliefen auf Strohsäcken. Der Geruch<br />

des Strohes umgab uns vorm Einschlafen,<br />

beim Erwachen und in der Nacht, wenn wir<br />

durch das Rascheln der Mäuse oder das allmorgendliche<br />

Krähen des Hahnes aus dem<br />

Schlaf gerissen wurden. Ich hatte auch das<br />

Gefühl, dass er tagsüber an mir haftete, da<br />

die Waschmöglichkeiten (von Duschen und<br />

Baden konnte gar nicht die Rede sein) sehr<br />

ungenügend waren.<br />

Wir waren in zwei Räumen untergebracht<br />

(einer war für die Studentin- nen und<br />

einer für die Studenten). In unserem Zimmer<br />

stand ein riesiges Bett, dem man nachsagte,<br />

dass in ihm auch Napoleon einst genächtigt<br />

hätte. Ob allein oder in trauter Zweisamkeit,<br />

war nicht überliefert. Wir lagen in diesem<br />

Bett oder auf der Erde nebeneinander auf<br />

Säcken wie Heringe in einer Dose. Das war<br />

recht lustig und störte unsere gute Laune<br />

nicht. Unsere Freude verging aber, wenn<br />

wir den Stroh- und Schweißgeruch und<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 14<br />

den Schmutz von der Feldarbeit beseitigen<br />

wollten. Auf dem Hof war die Pumpe unsere<br />

einzige Waschgelegenheit. In Absprache mit<br />

der „Männlichkeit“ wurden genaue Zeiten<br />

festgelegt, wann welches Geschlecht sich<br />

waschen durfte. Und so geschah es auch.<br />

Eines Tages aber rief uns der<br />

Vorsitzende der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft<br />

(LPG) zusammen.<br />

Er teilte zu unserer Belustigung mit, dass<br />

wir (die Studentinnen) uns nur noch<br />

angezogen und hochgeschlossen waschen<br />

dürften. Unsere Säuberungsaktionen hatten<br />

die braven, ansonsten treuen und ach so<br />

moralischen Männer des Dorfes allen Alters<br />

angelockt. Durch Ritzen und Löcher im<br />

Zaun hatten sie uns beobachtet. Ihre um die<br />

Moral besorgten und über die Neugier ihrer<br />

Männer erbosten, eifersüchtigen Frauen<br />

bemerkten dies und beschwerten sich je nach<br />

Vorlieben und Neigungen bei der Obrigkeit<br />

des Dorfes, die aus Bürgermeister, Pfarrer,<br />

LPG-Vorsitzendem, Schuldirektor und Dorfpolizisten<br />

bestand, und forderten in heller<br />

Empörung, dem schändlichen Treiben ein<br />

für allemal ein Ende zu setzen. Wer weiß,<br />

welchen Martern die biederen Männer zu


prosa<br />

Hause unterworfen waren. Wir haben es nie<br />

erfahren.<br />

Wir durften an der Pumpe nur<br />

Kopf, Hände und Füße waschen. Um mehr<br />

von Gerüchen und Schmutz belästigte<br />

Körperteile zu säubern, holten wir Schüsseln<br />

mit Wasser von der Pumpe in unser Zimmer.<br />

Das war eine sehr zeitaufwendige Prozedur,<br />

denn es gab nicht so viele Behältnisse wie<br />

Studentinnen, so dass man nach ihnen<br />

anstehen musste.<br />

Auf Grund dieser Erlebnisse hat sich<br />

der Strohgeruch in meinem Gedächtnis fest<br />

eingeprägt. Ich brauche nur die Augen zu<br />

schließen, an ihn zu denken, und schon ist<br />

er da.<br />

Eines Tages musste ich zum Aufhängen<br />

des Tabaks auf einen Boden, der sich über<br />

den Ställen der LPG befand. Ich war schlank<br />

und leichtgewichtig im Gegensatz zu den<br />

Bäuerinnen. Deshalb war es eigentlich gar<br />

nicht logisch, dass ausgerechnet mir das<br />

Missgeschick passierte.<br />

Als ich versuchte, das erste Tabakblatt<br />

auf die Leine zu hängen, knackte es unter<br />

meinen Füßen, und ehe ich mich versah,<br />

barsten die Bodenbretter, ich rutschte durch<br />

das Loch und fiel in den Schweinestall, in<br />

die glitschige und fürchterlich stinkende<br />

Jauche. Die Sau und ihre Ferkel stoben<br />

lautstark quietschend und erschrocken<br />

auseinander. Ehe ich so richtig begriff, was<br />

geschehen war, kamen die Bäuerinnen<br />

gerannt. Sie versuchten, mich hochzuheben,<br />

was nicht gelang. Ich hatte das Gefühl, als<br />

wären mir sämtliche Knochen gebrochen.<br />

Die Frauen holten männliche Hilfe, die<br />

mich an die Pumpe trug. Die Bäuerinnen<br />

halfen beim Säubern meiner Kleidung und<br />

meines Körpers. Die Männer hielten sich in<br />

Rufnähe und brachten mich schließlich in<br />

das Napoleon-Bett.<br />

Bald versammelten sich dort die<br />

Gemeindeschwester und die Obrigkeit der<br />

LPG einschließlich des Verantwortlichen<br />

für Arbeitsschutz. Nachdem die Schwester<br />

festgestellt hatte, dass nichts gebrochen<br />

war, verhörte mich der Arbeitsschutzmann.<br />

Der Boden wurde sofort gesperrt, und man<br />

begann mit der Untersuchung des Unfallortes.<br />

Nachdem mich alle verlassen hatten, erinnerte<br />

ich mich an die Schweinejauche. Es blieb ein<br />

Gefühl, als wenn der Geruch unauslöschlich<br />

mit mir für alle Zeiten verbunden sei. Ich<br />

bespritzte mich mit Kölnisch Wasser; es half<br />

nichts. Meine Nase war voll von „Düften”<br />

des Schweinestalles. Das sollte noch lange<br />

anhalten. Nach ein paar Tagen fuhr ich arg<br />

lädiert nach Hause. Dort stellte der Arzt<br />

Prellungen am rechten Arm und am linken<br />

Bein fest. Die am Bein begleiteten mich<br />

noch, als ich einige Wochen später ins Dorf<br />

zurückkehrte. Als wir alle gemeinsam aufs<br />

Feld marschierten, hörte ich einen Jungen<br />

am Straßenrand zu einem anderen sagen:<br />

„Guck mal, die haben sogar eine dabei, die<br />

hinkt.”<br />

Und wieder gelang es uns, das Dorf in<br />

Aufregung zu versetzen. Fast jeden Abend<br />

veranstalteten wir ein frohes Jugendleben.<br />

Wir hatten eine eigene Tanzkapelle und<br />

kamen meist vor Mitternacht nicht auf die<br />

Strohsäcke. Eines Abends, als die Stimmung<br />

ihren Höhepunkt erreichte, sangen wir<br />

den Kanon: „In London brennt es”, dessen<br />

Endzeile „Feuer, Feuer” lautet. Dieser Ruf<br />

wieder und wieder aus fünfundzwanzig<br />

Kehlen schallend, drang aus dem offenen<br />

Fenster und lief die Dorfstraße entlang. Die<br />

braven Bauersleut, die schon in den Betten<br />

lagen, sprangen erschrocken aus den Federn,<br />

die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr<br />

rannten zu ihrem Treffpunkt und wollten<br />

gerade ihre Geräte aus dem Schuppen holen,<br />

als ein Besonnener fragte: „Ja, wo brennt es<br />

denn? Riecht ihr etwas? Seht ihr das Feuer?”<br />

Da die Rufe aus einer Richtung gekommen<br />

waren, die nicht weit von ihrer Sammelstelle<br />

entfernt zu sein schien, entschlossen sie<br />

sich, ihnen ohne Ausrüstung zu folgen. So<br />

gelangten sie zu uns, als wir den Kanon<br />

erneut anstimmten. Ein Chor von energischen<br />

männlichen Stimmen unterbrach uns.<br />

„Aufhören! Aufhören!” brüllten die erbosten<br />

Feuerwehrleute.<br />

Auf uns kamen Beschimpfungen<br />

wegen groben Unfugs und am nächsten<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 15


prosa<br />

Tag eine hochamtliche Ermahnung bzw.<br />

Verwarnung zu.<br />

Aber das sollte nicht der letzte Ärger<br />

bei diesem Ernteeinsatz bleiben.<br />

Jeden Morgen zogen wir mit fröhlichen<br />

Liedern auf den Lippen hinaus auf das Feld<br />

und abends mit ihnen zurück.<br />

Eines Tages stimmte ein Kommilitone<br />

ein Lied aus dem Bauernkrieg von 1525 an,<br />

nämlich: „Wir sind des Geyers schwarzer<br />

Haufen.” Eine Stelle darin lautet: „Wir wöll’n<br />

mit Pfaff und Adel raufen, heiahohe! Spieß<br />

voran! Wir setzen aufs Klosterdach den<br />

roten Hahn.” Während sonst die Bauersleut´<br />

wohlwollend unserem Gesang lauschten,<br />

sahen wir diesmal finstere Mienen, böse<br />

Gesichter, was das Lied natürlich sofort zu<br />

unserem Lieblingslied machte. Sobald wir<br />

Dorfbewohner sahen, stimmten wir unsere<br />

Hymne an. Das sollte aber nicht lange<br />

gut gehen. Diesmal erschien entsetzlich<br />

aufgeregt der Bürgermeister im Namen des<br />

Herrn Pfarrers und der frommen Leute im<br />

Dorf. Er flehte uns händeringend an, doch<br />

diesen Unsinn zu lassen, und erzählte uns<br />

etwas von der Gewährleistung der freien<br />

Religionsausübung, von der Diskriminierung<br />

der Christen durch uns, vom Zorn des<br />

Herrn Pfarrers, den er auf gar keinen Falle<br />

verärgern wolle. Unser Einwand, dass das<br />

doch ein Lied aus dem Jahre 1525 sei und<br />

das Singen solcher Lieder nicht verboten<br />

wäre, nützte nichts. Schließlich ließen uns<br />

seine flehenden Worte nicht kalt, und wir<br />

entschieden, es nicht mehr zu singen.<br />

Brigitte Kürten, Bad Honnef<br />

Es war im Spätsommer des Jahres 1951,<br />

die Zeit der ersten Sommerferien, seitdem<br />

ich das Gymnasium besuchte, auch die<br />

Zeit der ersten Herbststürme. Ich war mit<br />

meiner Mutter und einer Cousine in einen<br />

ländlich idyllischen Ort an die Nordsee gereist.<br />

Der Kontakt zu den Schulkindern gestaltete<br />

sich recht unkompliziert. Sie wollten wissen,<br />

wie es auf dem Gymnasium ist, war ich<br />

doch seit kurzem Sextanerin. Stolz zählte<br />

ich die Namen der anderen Klassen auf.<br />

Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda, Prima,<br />

fand ungeteiltes Interesse bei den fremden<br />

Kindern, für die das alles ganz neu war. „Oh<br />

ja,“, rief ein kleines Mädchen, selbst gerade<br />

erst eingeschult. „in der Primaschule, da<br />

muss es schön sein.“<br />

In den folgenden Tagen hatten wir<br />

viel zu erkunden: Möwen, Muscheln,<br />

Quallen, Deiche, Leuchtturm und eine<br />

Sturmflut<br />

Wattwanderung, wenn das Wasser sich<br />

zurückgezogen hatte. Beim Ort selbst lagen<br />

Rettungsboote, die gottlob nicht ständig zum<br />

Einsatz kamen, deren Besitzer sich aber in<br />

den damaligen Anfängen des Tourismus zu<br />

Ausflugsfahrten bereit erklärten. Sie fuhren<br />

nach Wangerooge, der nächstgelegenen<br />

Insel der ostfriesischen Inseln. Der Onkel<br />

hatte sich für einige Zeit bei uns angesagt,<br />

was uns ermunterte, einen Auflug mit einem<br />

Boot zu buchen.<br />

Als wir des Morgens zu unserem Ausflug<br />

an Deich und Meer ankamen, sahen<br />

wir etwas wie schnell dahinbrausende<br />

Kleinboote, bis wir verstanden, dass es sich<br />

um riesige Schaumkronen auf den hohen<br />

Wellen handelte. Das waren wir vom lieben<br />

Rhein, woher wir kamen, nicht gewohnt.<br />

Dennoch vertrauten wir uns unserem<br />

Touristenrettungsboot an. Es wurde gesagt,<br />

dass wir nicht so lange wie geplant auf der<br />

Insel bleiben könnten, die See sei unruhig,<br />

wir müssten eben früher zurück fahren.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 16


prosa<br />

Es war uns etwas mulmig.<br />

Als wir zur Rückfahrt am Landesteg<br />

ankamen, lag unser kleines Rettungsschiff<br />

zwei Meter unter demselben. Die Seemänner<br />

hatten eine Leiter aufs Deck gestellt, diese ans<br />

Geländer des Steges von außen angelehnt,<br />

versteht sich, also unbefestigt, denn der<br />

starke Seegang hob und senkte Boot und<br />

Leiter erheblich. Die Flut war noch nicht<br />

eingetroffen, sonst hätte das Boot die Höhe<br />

des Landesteges erreicht. Die Seemänner<br />

drängten zur Eile.<br />

Meinem Onkel gelang der abenteuerliche<br />

Abstieg als erstem. Unversehens packte<br />

mich einer der Seemänner, setzte mich<br />

zehnjähriges Leichtgewicht auf seinen<br />

starken rechten Arm und stieg mit mir die aufund<br />

niederschwebende Leiter herab. Meine<br />

Mutter folgte als nächste. Irgendwie schien<br />

sie an der Leiter zu kleben. Sie hampelte mit<br />

den Beinen, aber kam nicht voran.<br />

„Hilde“, rief mein Onkel, „du musst das<br />

Geländer loslassen, sonst kommst du nie<br />

unten an!“<br />

Ich kam unter die große Deckplane, die einem<br />

überdimensionalen Kinderwagenverdeck<br />

glich, zu sitzen, umgeben von den Beinen<br />

und Knieen der Erwachsenen, die seitlich<br />

saßen.<br />

Ein gewaltiges Auf und Nieder schien<br />

einigen Landratten Angst zu machen, doch<br />

die Robbenjäger blickten grimmig drein.<br />

Ich verstand nicht, warum es einer Dame<br />

schlecht wurde. Ich konnte von meinem<br />

Platz aus die See nicht sehen, auch nicht die<br />

Weite des aufgewühlten Meeres. Kein Land<br />

in Sicht!<br />

Ich fand Gefallen an dem ständigen Rauf und<br />

Runter. Ich begann, Rheinlieder zu singen,<br />

wie ich es von Zuhause gewohnt war, wenn<br />

eine kleine Bootstour angesagt war. Doch<br />

wenn das Boot zu schlingern anfing und<br />

die Wogen seitlich gegen das Schiff prallten,<br />

hielt ich auch für eine Weile den Atem an.<br />

Die Wellen spielten mit unserer Nussschale.<br />

Eimerweise schwappte das Wasser über die<br />

Reling in die Gesichter derer, die nicht so<br />

geschützt saßen wie ich.<br />

Wie lange das so ging, weiß ich nicht mehr.<br />

Ich erinnere mich noch dunkel daran, dass<br />

wir zwei Segelboote aus Seenot retteten;<br />

eines war gekentert, das andere hatte den<br />

Mast gebrochen. Sie wurden in Schlepp<br />

genommen und erreichten mit uns das<br />

Festland.<br />

Meine frohe und furchtlose Laune erkläre<br />

ich mir mit einem kindlich sicheren Glauben,<br />

dass eine stets vorhandene Schutzmacht<br />

über allem wacht.<br />

aus ‚Kindheitserinnerungen‘, Epla-Verlag 2009<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 17


prosa<br />

Gaby G. Blattl, Wien<br />

Die eigene Spur wiederfinden<br />

D<br />

ie Fünfziger – für mich eine schöne<br />

Zeit, denn ich durfte endlich in die<br />

Schule gehen … Doch das ist für die Zeit<br />

nicht aussagekräftig, hängt nur mit meinem<br />

Jahrgang zusammen.<br />

Nachkriegsjahre – keine Angst mehr vor<br />

Angriffen, Bomben, Verschleppungen und<br />

Tod. Nicht mehr in die Keller laufen müssen,<br />

…Nicht mehr Masse sein, endlich jung sein<br />

dürfen, alles Schlimme der Vergangenheit<br />

abstreifen, wieder Mensch werden – das<br />

machte Mut. Den Spuren nachgehen, die<br />

dieser Krieg verschüttet hatte, die eigene<br />

Spur wiederfinden …Zumindest für die<br />

Generation der Eltern und Großeltern..<br />

Vieles war wiederhergestellt, wieder aufgebaut.<br />

Der Schriftstellerverband war gegründet<br />

worden, um Schreibende mit dem<br />

schwer aufzutreibenden Papier, mit Stiften,<br />

aber auch mit Brennstoff für die zu kalten<br />

Wohnungen zu versorgen. Kaffeehäuser<br />

wurden langsam wieder besucht. Man<br />

konnte – und kann das heute noch – bei einem<br />

Kaffee und vielen Gläsern Wasser stundenlang<br />

in allen Zeitungen lesen, schreiben,<br />

Freunde treffen, kurz: daheim sein, aber<br />

doch nicht zuhause. In Wien, im Hawelka,<br />

gab es längst schon wieder die berühmten<br />

Buchteln (eine köstliche Mehlspeise)…Es<br />

gab auch als Vorstufe der Volkshochschulen<br />

die sogenannten Arbeiterheime, in denen<br />

für wenig Geld Unterhaltung ebenso wie<br />

Fortbildung geboten wurde, die ersten<br />

Fernsehgeräte wurden erst bestaunt, dann<br />

in gastronomischen- und Vereinslokalen<br />

aufgestellt. Man rückte zusammen, genoss<br />

gemeinsam Übertragungen von Sport- und<br />

anderen Veranstaltungen. An den freien<br />

Sonntagen wurden Ausflüge gemacht, alles<br />

war recht bescheiden, aber friedvoll und<br />

schön. Man lebte ein im Wesentlichen ruhiges,<br />

bescheidenes aber angenehmes Leben.<br />

Vor allem hatte man Hoffnung!<br />

Studieren war wieder möglich, die<br />

Aussichten für ein geregeltes Berufsleben<br />

waren gut. Frauen wurden wieder berufstätig,<br />

was nach Kriegsende nicht möglich<br />

war, denn die aus Kriegsgefangenschaft und<br />

Kriegsgeschehen zurückgekehrten Männer<br />

als Familienerhalter waren bevorzugt worden.<br />

Bei allem Aufschwung wurde auch auf<br />

Kriegsinvalide, -blinde, Witwen und Waisen<br />

nicht (ganz) vergessen.<br />

In den Familien fehlten vor allem Väter,<br />

Großväter, Verwandte; Nachbarn, doch daran<br />

hatte man sich weitgehend gewöhnt, gewöhnen<br />

müssen. In den Straßen fehlten noch<br />

manche Häuser, Wünsche und Bedürfnisse<br />

wurden wieder geäußert und konnten wieder<br />

– zumindest teilweise – erfüllt werden.<br />

Der Handel mit Waschmaschinen florierte,<br />

‚Jedermann‘ erklang nicht nur in Salzburg,<br />

jedermann wollte am sogenannten ‚Luxus‘<br />

teilhaben. Und die Wiener Staatsoper spielte<br />

wieder im eigenen Haus. Das war etwas<br />

Besonderes und heute noch gibt es Menschen,<br />

die mit tränenfeuchten Augen sagen ‚ich war<br />

dabei!‘.<br />

Es war eine gute Zeit.<br />

Wie war das literarisch zu sehen? Die literarische<br />

Landschaft – zumindest im deutschsprachigen<br />

Raum – war Schauplatz eines<br />

großen Aufbruchs, einer Erneuerung. Nur einige<br />

Namen: Böll, Bachmann, Enzensberger,<br />

Frisch, Doderer, Fussenegger, Jahnn oder<br />

aus Südtirol Franz Tumler.<br />

Zu den Großen zählt auch Erika Mitterer. Es<br />

erschien 1951 ‚Die nackte Wahrheit‘, zwei<br />

Jugendbücher wurden herausgebracht,<br />

Gesammelte Gedichte, vor allem aber war<br />

es das Jahrzehnt der Dramen. 1958 wurde<br />

in Wien ‚Verdunkelung‘ (eines ihrer wichtigsten<br />

Werke) aufgeführt.<br />

Horizonte wurden eröffnet - es war eine gute<br />

Zeit.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 18


Essay<br />

Mario Andreotti, Eggersriet/Schweiz<br />

Aspekte und Tendenzen der neueren und neuesten Schweizer<br />

Literatur - 1. Teil<br />

Die neuere Schweizer Literatur hatte<br />

sich, vor allem im Nachgang der 68er<br />

Bewegung, in erster Linie als „littérature engagée“<br />

verstanden, als eine Literatur, in der<br />

Dichtung und Politik eng miteinander verflochten<br />

sind. Für die <strong>Autoren</strong> dieser Literatur,<br />

für einen Max Frisch, einen Peter Bichsel,<br />

einen Jörg Steiner, einen Adolf Muschg, einen<br />

Niklaus Meienberg, einen Franz Hohler,<br />

einen Otto F. Walter, einen Hugo Loetscher,<br />

einen Otto Marchi mit seiner „Schweizer<br />

Geschichte für Ketzer“ und vielen andern,<br />

war die stürmische Hassliebe zur Heimat<br />

noch so etwas wie die zentrale Triebkraft ihres<br />

Schreibens. Der Heimatdiskurs - Heimat<br />

stets verstanden als „Enge“, die Schweiz<br />

als „Gefängnis“, aus dem man ausbrechen<br />

musste - gehörte fast zwingend zu ihrem literarischen<br />

Repertoire. Dazu gehörte auch<br />

ein mehr oder weniger deutlicher Hass auf<br />

die Armee, die man als Instrument einer<br />

spätkapitalistischen, autoritär-repressiven<br />

Gesellschaft, aber auch als Inbegriff einer<br />

mythisch verstandenen Sonderstellung der<br />

Schweiz empfand. Max Frischs letztes, 1989<br />

erschienenes Werk, vielleicht überhaupt das<br />

letzte einer schweizerischen „littérature engagée“,<br />

sein in Dialogform gehaltener Prosatext<br />

„Schweiz ohne Armee? Ein Palaver“<br />

war für diese armeekritische Haltung einer<br />

ganzen Schriftstellergeneration geradezu<br />

das Paradebeispiel.<br />

Anfang der 90er Jahre setzte in der Schweizer<br />

Literatur ein folgenschwerer Paradigmawechsel<br />

ein. Eine neue Generation<br />

von Schriftstellern meldete sich zu Wort,<br />

eine Generation, der es nicht mehr um die<br />

Auseinandersetzung mit der Schweiz, um<br />

die Heimat als politische Kategorie, sondern<br />

höchstens noch als epische oder dramatische<br />

Kulisse für die Entwicklung der Figuren geht.<br />

Das literarische Herz dieser nachrückenden<br />

Generation schlägt weder für noch gegen<br />

das Vaterland; es schlägt vielmehr für die<br />

eigene Biographie, die eigene private Welt.<br />

Landesgrenzen spielen keine Rolle mehr;<br />

die schweizerische Identität - und das ist<br />

neu - hinterlässt daher in den Romanen der<br />

Schweizer <strong>Autoren</strong> immer geringere Spuren.<br />

Das äussert sich konkret auch an den jährlich<br />

stattfindenden Solothurner Literaturtagen:<br />

Bis 1991 war die Teilnahme an dieser grössten<br />

Schweizer Literaturschau den helvetischen<br />

Literaturschaffenden vorbehalten.<br />

Nach 1991, vor allem im Zusammenhang<br />

mit der Wende in Deutschland, dem<br />

Zusammenbruch des real existierenden<br />

Sozialismus im Osten und mit der Frage<br />

nach einem EU-Beitritt der Schweiz öffnete<br />

man das Solothurner Literaturtreffen auch<br />

für die nichtschweizerischen <strong>Autoren</strong> aus<br />

allen Ländern und Kontinenten.<br />

In der Tat: Eine neue Generation von<br />

<strong>Autoren</strong> hatte in der Schweiz die Bühne betreten.<br />

Ich glaube, es war Peter Weber mit<br />

seinem Erstling „Der Wettermacher“, 1993<br />

erschienen, der Geschichte von August<br />

Abraham Abderhalden, dem Protagonisten<br />

und Ich-Erzähler des Buches, und von dessen<br />

Trauer über die gemeinsame Kindheit<br />

und den Selbstmord seines schwarzen<br />

Adoptivbruders Freitag, der als Erster dieser<br />

neuen Generation die Bühne betreten<br />

hat. Kurz danach folgte eine Frau, deren<br />

Auftritt noch wesentlich spektakulärer<br />

war als der von Peter Weber. Von ihrem<br />

1997 erschienenen Erstlingsroman „Das<br />

Blütenstaubzimmer“ wurden bis heute weit<br />

über 300'000 Exemplare abgesetzt. Wenn<br />

man bedenkt, dass ein Schweizer Autor, der<br />

3'000 bis 5'000 Exemplare eines Buches verkauft,<br />

üblicherweise bereits als erfolgreich<br />

gilt, ist das ein gigantischer Erfolg. Dazu<br />

kommen Übersetzungen in 27 Sprachen<br />

und Lesetourneen in alle Welt. Ich spreche<br />

von der Basler Autorin Zoë Jenny, die seit<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 19


ESSaY<br />

2003 mit ihrem Partner in London lebt.<br />

Der Verkaufserfolg eines Buches ist bekanntlich<br />

eines der Indizien für einen Wandel.<br />

Wenn diese Feststellung auf Zoë Jennys Buch<br />

zutrifft, worin besteht denn hier der Wandel,<br />

der Paradigmawechsel, der letztlich für fast<br />

die ganze jüngste Schweizer Literatur gilt?<br />

Ich würde meinen, in einem Zweifachen:<br />

Da ist zunächst die Abwendung von allem<br />

Politischen, wie ich sie eben kurz beschrieben<br />

habe. Zoë Jenny erzählt die Geschichte einer<br />

jungen Frau, die sich von ihren Eltern, weil<br />

in deren Nähe für sie kein Platz mehr ist, ablöst<br />

und die am Schluss völlig desillusioniert<br />

allein hinaus in die Winterlandschaft geht.<br />

Sieht man einmal von Jennys Abrechnung<br />

mit der 68er Generation, mit ihrem Streben<br />

nach Selbstverwirklichung, ab, ist da von<br />

Politik nichts mehr zu spüren. An die Stelle<br />

des politischen Diskurses - ich tönte es bereits<br />

an - sind die eigene Biographie, die<br />

Selbstwerdung oder Ichfindung ins Zentrum<br />

des Schreibens gerückt. Und da ist eine neu<br />

gewonnene Unbefangenheit des Erzählens,<br />

die keine Erzählkrise, keine Tendenz, das<br />

Erzählen selbst zum Thema zu machen,<br />

mehr kennt. Hatten ein Max Frisch, ein Otto<br />

F.Walter, ein Hugo Loetscher, eine Erica<br />

Pedretti in ihren Romanen die Erzählebene<br />

noch verdoppelt, um Widersprüche aufzuzeigen,<br />

so erzählen die jungen Schweizer<br />

<strong>Autoren</strong>, eine Ruth Schweikert, ein Peter<br />

Weber, ein Peter Stamm und eben auch eine<br />

Zoë Jenny, einmal abgesehen von gewissen<br />

Rückblenden, wieder weitgehend linear. Das<br />

kommt den normierten Erwartungen einer<br />

breiten Leserschaft entgegen, was den internationalen<br />

Erfolg vieler junger Schweizer<br />

<strong>Autoren</strong> zu einem guten Teil erklärt. Dass<br />

dabei die Moderne auf der Strecke bleibt,<br />

ist die andere, weniger schöne Seite dieser<br />

jungen Schweizer Literatur. Die Gefahr, dass<br />

diese junge Schweizer Literatur, gerade weil<br />

sie auf die Errungenschaften der literarischen<br />

Moderne mehrheitlich verzichtet, nur<br />

ein kurzfristiger Saisonerfolg bleibt, ist auf<br />

jeden Fall gegeben.<br />

Und da ist schliesslich noch ein Drittes, ein<br />

bestimmter Trend des Literaturbetriebes,<br />

der sich nicht nur in der Schweizer Literatur,<br />

aber in ihr besonders deutlich ausmachen<br />

lässt: die zunehmende Fixierung<br />

des Interesses nicht sosehr auf das literarische<br />

Werk als vielmehr auf die Person<br />

des Autors oder noch besser gesagt, der<br />

Autorin. Im Zentrum des Interesses steht<br />

dabei das attraktive und photogene äussere<br />

Erscheinungsbild, das in den Medien<br />

marktgerecht aufgebaute jugendliche und<br />

damit Absatz fördernde Image. Es dürfte<br />

kein Zufall sein, dass die meisten Vertreter<br />

der jüngsten <strong>Autoren</strong>generation ihre<br />

Erstlingsromane in relativ jungen Jahren veröffent-licht<br />

haben: Zoë Jenny war 23, als ihr<br />

Erstling „Das Blütenstaubzimmer“ erschien,<br />

Peter Weber mit seinem „Wettermacher“<br />

25, Ruth Schweikert 29, als sie an den „Solothurner<br />

Literaturtagen“ 1994 erstmals mit<br />

ihrer Erzählung „Christmas“ auftrat. Vom<br />

„Triumph der Jugendidole“ haben die einen<br />

Literaturkritiker Ende der 90er Jahre gesprochen,<br />

andere, wie der Kritiker Volker Hage<br />

in einem Spiegel-Artikel im März 1999, vom<br />

literarischen Fräuleinwunder. Er verstand<br />

darunter junge Autorinnen, die gerade ihre<br />

ersten Bücher veröffentlicht hatten und die<br />

durch ihr attraktives Äusseres ihren literarischen<br />

Marktwerk steigern können. Zu ihnen<br />

gehört, neben einer Julia Franck, einer Judith<br />

Hermann, einer Alexa Hennig, einer Karen<br />

Duve, zweifellos auch die Schweizerin Zoë<br />

Jenny. Und dies so sehr, dass man zeitweise<br />

den Eindruck hat, die Literaturkritiker würden<br />

sich mehr für das Gesicht Jennys als für<br />

ihre Bücher interessieren.<br />

Der Literaturbetrieb hat sich seit Mitte der<br />

neunziger Jahre, gerade auch in der Schweiz,<br />

gewaltig gewandelt, gewandelt hin zu einer<br />

Eventkultur. Gefragt sind nicht mehr sosehr<br />

<strong>Autoren</strong>, die ihre Literatur als moralische<br />

Gegenmacht zur herrschenden Gesellschaft<br />

verstehen, gefragt ist, etwas überspitzt formuliert,<br />

was kommerziellen Erfolg verspricht,<br />

was unterhaltsam und möglichst<br />

unpolitisch ist. Gefragt sind dementsprechend<br />

auch Autorinnen und <strong>Autoren</strong>, die<br />

sich „marktgerecht“ verhalten, die nicht sosehr<br />

ihr Werk, sondern durch eine möglichst<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 20


Essay<br />

hohe Medientauglichkeit sich selbst inszenieren<br />

können. Der Literaturbetrieb wird<br />

so zum gezielten Marketing. Die Literatur<br />

selber verkleinert sich dabei zum harmlosen<br />

Vergnügungshäppchen und büsst so<br />

ihren ursprünglich auf Störung, Irritation<br />

und Reflexion ausge-richteten Charakter<br />

ein. Ich weiss, das sind harte Worte. Aber sie<br />

sind notwendig, will die Literatur, und gerade<br />

die schweizerische, nicht zum billigen<br />

Vehikel un-serer postmodernen Spass- und<br />

Zerstreuungsgesellschaft verkommen.<br />

Nun würde in meinen Ausführungen<br />

Entscheidendes fehlen, wollte ich nicht noch<br />

ein paar Worte zu jener Literatur am Rande<br />

des offiziellen Literaturbetriebes sagen, die<br />

wir gerne mit dem Begriff der „Subkultur“<br />

in Verbindung bringen und die seit den<br />

1990er Jahren auch in der Schweiz einige<br />

Bedeutung erlangt hat. Es sind dies vor allem<br />

Pop, Beat, Rap und vor allem die Slam<br />

Poetry. Es kann hier nicht darum gehen, die<br />

eben genannten Genres im Einzelnen zu besprechen;<br />

das habe ich im Buch Die Struktur<br />

der modernen Literatur im Kapitel über moderne<br />

politische Lyrik recht ausführlich getan.<br />

Hier geht es mir einzig um die Frage,<br />

warum gerade in der Schweiz Pop, Beat,<br />

Rap und Slam Poetry, ganz anders als etwa<br />

in Österreich, derartige viele Anhänger gefunden<br />

haben. Man denke nur an die zahlreichen<br />

Fans, die etwa die Mundartrock-<br />

Konzerte eines Polo Hofer oder eines Peter<br />

Reber zu mobilisieren vermögen. Es dürfte<br />

zudem kein Zufall sein, dass der Begründer<br />

und Übervater des jüngeren deutschen<br />

Pop-Romans ein Schweizer ist, zumindest<br />

schweizerische Wurzeln hat, auch wenn er<br />

sich selber gerne als Kosmopoliten sieht. Ich<br />

spreche von Christian Kracht, der in seinem<br />

1995 veröffentlichten Erstling „Faserland“<br />

den Ich-Erzähler fast symbolartig per Bahn,<br />

Flugzeug und Auto von der Insel Sylt über<br />

Hamburg, Frankfurt, Heidelberg, München<br />

und den Bodensee in die Schweiz reisen<br />

lässt. Und es dürfte ebenfalls kein Zufall<br />

sein, dass es in der Schweiz wohl von ganz<br />

Europa verhältnismässig am meisten Poetry<br />

Slams gibt; und dies ob-wohl die Slam<br />

Poetry aus Amerika, wo sie bekanntlich 1986<br />

von Marc Kelly Smith in einem Jazz-Club in<br />

Chicago begründet worden war, erst nach<br />

Deutschland etwa ab 1999 in die Schweiz<br />

kam. Man werfe einen Blick ins Internet,<br />

um zu erfahren, wie reich die Slam-Szene<br />

in der Schweiz, etwa in Bern, aber auch in<br />

Zürich und St. Gallen war und immer noch<br />

ist. Ähnliches wäre vom Rap, vor allem vom<br />

Mundart-Rap, zu sagen.<br />

Pezold, Klaus (Hrsg.): Schweizer<br />

Literaturgeschichte. Die deutschsprachige<br />

Literatur im 20.Jahrhundert. Leipzig 2007<br />

(Militzke).<br />

Andreotti, Mario: Die Struktur der modernen<br />

Literatur. Neue Wege in der<br />

Textinterpretation: Erzählprosa und Lyrik.<br />

UTB Band 1127, 4., vollst. neu bearb. und aktualisierte.<br />

Aufl., Bern et al. 2009 (Haupt).<br />

Beim vorliegenden Essay handelt es sich um den Auszug<br />

aus einem Vortrag, den der Autor an verschiedenen Orten<br />

in der Schweiz gehalten hat. Der zweite Teil folgt in der<br />

nächsten Ausgabe des IGdA-altuell.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 21


Karin Manke, Berlin<br />

Die Literaturwissenschaft spricht von sogenannten<br />

„echten“ und sogenannten<br />

„unechten“ Tagebüchern. Wie unterscheiden<br />

sie sich? Ein „echtes“ Tagebuch gleicht<br />

einem Dialog mit sich selbst. Es ist vorerst<br />

nicht zur Veröffentlichung bestimmt, wird<br />

es jedoch oft nach dem Tod des Schreibers.<br />

Wie hätte man auch sonst von ihnen erfahren?<br />

Die „unechten“ Tagebücher dagegen verfolgen<br />

von Anbeginn das Ziel, veröffentlicht<br />

zu werden. Sie werden darum als literarische<br />

Form betrachtet, und viele stammen<br />

von Schriftstellern und Dichtern.<br />

Für beide Richtungen gilt die Frage: Warum<br />

Tagebuch schreiben? Man nimmt sich Zeit,<br />

schlägt eine Kladde auf und öffnet sich für<br />

Worte, die aus dem Inneren strömen. Das<br />

Gedächtnis liefert den Stoff für einen Text,<br />

der nicht unbedingt vorher bedacht sein<br />

will. Man erinnert sich nur, lauscht seinem<br />

Gefühl und kommt ihm auf die Spur. Man<br />

blockiert sich nicht mit Zweifeln, und was<br />

unangenehm aufsteigt, wird zugelassen<br />

und eventuell gar nicht erst zu Ende gedacht.<br />

Man vertraut sich selbst. Der Partner<br />

ist imaginär, ist das Papier. Das lockt und<br />

fordert heraus, weil es noch unbeschrieben,<br />

weiß und jungfräulich ist, sich als Platz des<br />

Vertrauens anbietet. Der Mensch mit seinen<br />

Stimmungen und Eindrücken offenbart sich<br />

einer potentiellen Leserschaft.<br />

Essay<br />

Warum Tagebuch schreiben<br />

Wir alle durchleben im Alltag einen Morgen,<br />

einen Mittag, einen Nachmittag und einen<br />

Abend. Die einen sind Morgenmenschen,<br />

die anderen sehen sich als Abendmenschen.<br />

Man lebt allein, als Single oder in der Familie.<br />

Man ist krank oder gesund, verliebt oder<br />

entliebt, steckt in beruflichen Zwängen oder<br />

befindet sich selbstbestimmt in Verantwortungen,<br />

die das Tagesmaß übersteigen.<br />

Man „ist wer“ oder „wie alle“. Die Einen<br />

heben sich aus der Masse heraus, die anderen<br />

sind Masse - aber alle haben (hätten)<br />

etwas zu berichten und haben (hätten) die<br />

Möglichkeit, uns an ihrem Leben teilhaben<br />

zu lassen, denn jeder hätte etwas anderes zu<br />

berichten.<br />

Ein Tagebuch ist also für alle da! Und das<br />

macht es auch so beliebt. Da muss nicht zuvor<br />

ein Studium absolviert worden sein,<br />

da muss nicht der Drang zur Schriftstellerei<br />

vorliegen, da braucht man einfach nur Bäuerin<br />

oder Arbeiter zu sein, kann aber auch<br />

Künstler oder Wissenschaftler sein. In diesem<br />

Wunsch, ein Tagebuch zu führen, sind<br />

sie alle gleich. Und warum: Weil das Leben<br />

vergänglich ist.<br />

Tagebücher sind Gespräche unter vier Augen<br />

- und wer lauscht diesen nicht gern? Tagebücher<br />

sind Leben pur, sie zu schreiben<br />

und zu lesen bedeutet, gegen das Vergessen<br />

anzugehen. Alles Tagebuchhafte trägt eine<br />

unsichtbare Aufschrift, die da lautet: „lies<br />

mich, ich bin furchtbar interessant“.<br />

Und warum schreiben die einen Tagebuch<br />

und andere lehnen es kategorisch ab? So<br />

zum Beispiel mit dem Argument: wen geht<br />

es etwas an, was ich denke und fühle? Oder,<br />

wenn man Pech hat und z.B. mit einem<br />

Schreibmuffel verheiratet ist: warum erzählst<br />

du mir nicht, was du zu sagen hast,<br />

dafür bin ich doch da?<br />

Das Bedürfnis, sich einem Tagebuch anzuvertrauen,<br />

beginnt oft schon in einem sehr<br />

frühen Alter. Es ist in der Regel der Einstieg<br />

in die Pubertätsjahre. Wenn Gefühle auftauchen,<br />

die man nicht mehr mit den Eltern,<br />

Geschwistern oder Freunden besprechen<br />

möchte oder kann, wie wohltuend, wie befreiend<br />

ist es dann, so ein Tagebuch<br />

zur Seite zu haben, zumal man diesem ja<br />

auch noch einen Namen geben kann. Eines<br />

der berühmtesten Kindertagebücher ist das<br />

der Anne Frank. Sie schreibt an „Kitty“, die<br />

fiktive Freundin, die sie zu jener Zeit im Leben<br />

nicht hatte. - Als mir mit 13 Jahren ihr<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 22


Essay<br />

Tagebuch durch eine kluge Bibliothekarin in<br />

die Hände gelegt wurde, habe ich es Anne<br />

Frank gleichgetan und meine unsichtbare<br />

Freundin „Lissy“ genannt. Mein Alltagsleben<br />

mit all seinen verwirrenden Gefühlswallungen<br />

habe ich ihr anvertraut. Es entwickelte<br />

sich in mir der Drang zum Schreiben.<br />

So können Tagebücher auch Schicksal<br />

spielen.<br />

Tagebücher können aber auch etwas anderes<br />

berichten: Nach dem Tode eines Schreibers<br />

enthüllen sie z.B. Geheimnisse über stille<br />

und heimliche Lieben, über Verbindungen,<br />

die die Verwandtschaft nicht im geringsten<br />

ahnte, über Hintergründe und wahre Leidenschaften,<br />

die man den engsten Verwandten<br />

vorenthielt u.a.m. - Nicht umsonst<br />

hat jeder Tagebuchschreiber das Recht festzulegen,<br />

was mit seinen Tagebüchern nach<br />

seinem Tode geschieht, und das sollte auch<br />

respektiert werden. Bleibende „Schäden“<br />

kann es anrichten, wenn schon in jungen Jahren<br />

Tagebuchschreiber durch Verbote daran<br />

gehindert werden, sich freizuschreiben oder<br />

spätere Ehepartner die Tagebücher aus vorehelicher<br />

Zeit zu vernichten verlangen, damit<br />

nichts zwischen ihnen stehe.<br />

Es ist also eine heikle Sache - so ein „echtes“<br />

Tagebuch - und kann viel Unruhe auf beiden<br />

Seiten stiften.<br />

Warum also trotz all dieser Probleme dennoch<br />

ein Tagebuch schreiben? An dieser<br />

Stelle - so behaupte ich - kommen sich der<br />

Schriftsteller und der „Nur-Tagebuchschreiber“<br />

nahe, denn sie können nicht anders, sie<br />

müssen schreiben. Ein starker innerer<br />

Drang bringt sie dazu; eine Leidenschaft, die<br />

einer Droge gleicht; ein Verlangen, das nicht<br />

bremsbar noch wegdenkbar ist.<br />

Für das Tagebuch findet man viele Bezeichnungen,<br />

die aussagen, was es dem Einzelnen<br />

ist und dem Lesenden sein kann: ein Zeitbuch;<br />

ein Lebensbuch; ein Geheimnisträger;<br />

ein „Abfalleimer“ für den Seelenmüll; ein<br />

Seelenputzer; eine Redekur; eine Selbsttherapie;<br />

ein Vergangenheitsbewahrer; eine Erinnerungshilfe;<br />

eine Brücke zwischen Innen-<br />

und Außenwelt usw. Erich Kästner spricht<br />

von der „gewesenen Präsens“, und nicht nur<br />

Psychologen sehen im Tagebuch die psychoanalytische<br />

Couch.<br />

In all dem Gesagten steckt also ein wenig der<br />

Gedanke, dass nur derjenige ein Tagebuch<br />

schreibt, der mit Problemen beladen ist oder<br />

von Konflikten heimgesucht wird. Schreibt<br />

man nur dann ins Tagebuch? Schreiben<br />

Menschen, denen es (immer) gut geht, gar<br />

kein Tagebuch? Dieser Frage kann man wohl<br />

nur statistisch nachgehen, aber es ist meines<br />

Erachtens darüber noch keine Statistik angelegt.<br />

Interessant wäre es schon, zumal man damit<br />

auch abermals bestätigen könnte, dass das<br />

Schreiben von einer hohen therapeutischen<br />

Wirkung ist.<br />

Das Tagebuch hält die Verbindung von mir<br />

zu mir. Tagebuchautoren folgen der Intuition<br />

und ihren Gefühlen und das sensibilisiert<br />

sie.<br />

Nun stelle ich die Frage einmal von einem<br />

anderen Blickwinkel, nämlich dem des Lesers.<br />

Warum greifen Leser so gern zu Tagebuchaufzeichnungen,<br />

seien sie vom<br />

Privatmann oder von Literaten und Persönlichkeiten<br />

des öffentlichen Lebens?<br />

Zwischen den Zeilen erkennt der Leser das<br />

Mysterium des menschlichen Lebens, um<br />

es mit dem Verfasser zu teilen. Und, der Leser<br />

will immer auch ein wenig vom Chaos<br />

des Lebens spüren, denn im Tagebuch wird<br />

ausgedrückt, was bedrückt. Es erfolgt eine<br />

Hinwendung vom Innen- zum Außenleben.<br />

So wie es im Autor eine gewisse Neugier auf<br />

sich selbst weckt, so wird diese vom Autor<br />

auf den Leser übertragen, der nun in Kommunikation<br />

mit den Autor tritt. Für beide,<br />

Autor wie Leser, wird das Tagebuch zu einem<br />

meditativen Gegenstand, der Autor<br />

übt sein Schreiben im Tagebuch meditativ<br />

aus, der Leser lässt das Gelesene meditativ<br />

auf sich wirken. Etwas zur Sprache bringen<br />

heißt schon Überleben und an diesem Überleben<br />

sind beide beteiligt, der Autor und der<br />

Leser.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 23


Essay<br />

Bei aller Verständlichkeit und allem Verständnis<br />

für Tagebuchschreiber und Tagebuchleser<br />

möchte ich es nicht versäumen,<br />

mich auch dieser Frage zu stellen: Verliert<br />

das Tagebuch dann nicht seinen Sinn, wenn<br />

es von anderen gelesen wird?<br />

Der französische Maler Paul Gauguin begann<br />

sein Tagebuch z.B. mit der Bemerkung:<br />

„Das ist kein Buch.“ Es sollte den zukünftigen<br />

Leser darauf hinweisen, dass es sich hier<br />

um keinen Roman, keine Erzählung handelt.<br />

Dabei sind die Grenzen doch fließend, denn<br />

alle Tagebuchtechniken finden ihre Entsprechungen<br />

in der Literatur.<br />

Tagebuchschreiben kann so auch eine Vorstufe<br />

zum literarischen<br />

Schreiben sein. Das Tagebuch ist frei von allen<br />

Regeln. Alles ist hier dem Schreibenden<br />

möglich, wenn er sich nur im natürlichen<br />

Fluss befindet, von Spontanität getragen<br />

und durch Intuition gespeist wird.<br />

Es gibt drei Gruppen, die sich dem Genre Tagebuch<br />

zuwenden.<br />

1. Der Tagebuchschreiber.<br />

2. Der Tagebuchleser.<br />

3. Der Tagebuchauswerter. Letzteren finden<br />

wir unter Historikern, Ethnologen, Soziologen,<br />

den Germanisten und vielen Museumspädagogen,<br />

um die wichtigsten Gruppen<br />

benannt zu haben.<br />

Tagebücher, von den Schreibern nach Jahren<br />

wieder gelesen, lassen Erinnerungen lebendig<br />

werden. Tagebücher speichern also Erinnerungen;<br />

Erinnerungen, die sich sowohl<br />

auf die Gefühle, als auch auf die Handlungen<br />

und Tatsachen beziehen. Für Menschen,<br />

die beruflich Tagebücher lesen und verwerten,<br />

sind diese ein wahrer Schatz, weil sie die<br />

Kultur, Werte, Meinungen, Bedürfnisse und<br />

Sitten verschiedener Jahrhunderte, Berufsund<br />

soziologischer Gruppen widerspiegeln.<br />

Das Tagebuchschreiben ist in den vergangenen<br />

Jahrzehnten immer populärer geworden.<br />

Es wird nicht aufhören, solange es Menschen<br />

gibt, die ihre Kreativität ausleben wollen, die<br />

sich selbst auf der Spur sind, getreu der Aufforderung:<br />

„Erkenne dich selbst“ Worte,<br />

die am Anfang der antiken Welt standen.<br />

Über den Eingang in die Moderne aber steht<br />

- und das hat bereits Oscar Wilde<br />

erkannt - „Sei du selbst!“, und dazu gehört<br />

das freie Assoziieren mit Worten - und sei es<br />

im Tagebuch.<br />

Rainer Hengsbach-Parcham, Berlin<br />

Das Klischee der Klischeelosigkeit<br />

Bei der Lektüre einer Rezension stolperte<br />

ich unlängst über einen Satz, der mich<br />

– trotz meiner jahrzehntelangen Erfahrung<br />

mit Literaten entsprechender Couleur - entsetzte:<br />

„..., aber ein traditioneller Poet müsste<br />

sich eben stur und diszipliniert an ein<br />

Musterschema halten.“<br />

Dieses Postulat war ganz eindeutig ernst<br />

gemeint. Es stammt von einem, der es auf<br />

Grund seiner Intelligenz und Vorbildung<br />

eigentlich besser wissen sollte. Ich gestehe,<br />

dass mir diese Äußerung erst jetzt – recht<br />

spät - die Augen endgültig geöffnet hat.<br />

Zwar bin ich schon immer mit entsprechenden<br />

Klischees und Vorurteilen konfrontiert<br />

worden; aber ich war bislang wohl doch<br />

noch etwas naiv und hatte auf ein wenig<br />

mehr Toleranz und Aufgeschlossenheit unter<br />

Literaturschaffenden gehofft.<br />

Da jener oben zitierte Satz aber für die<br />

grundsätzliche Auffassung vieler mit<br />

Literatur befasster Menschen typisch ist,<br />

kann man nicht oft genug darauf eingehen<br />

– und darauf hinweisen, wie falsch er ist.<br />

Es ist beängstigend und schockierend, mit<br />

welchem Klischee- und Schubladendenken<br />

hier sogenannten Traditionalisten jeglicher<br />

Wille und jegliche Berechtigung abgespro-<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 24


ESSAY<br />

chen wird, anders als nach einem sturen<br />

Musterschema zu arbeiten. Damit wird<br />

all jenen, die der sogenannten traditionellen<br />

Lyrik aufgeschlossen gegenüberstehen<br />

oder diese befürworten, jegliche Kreativität,<br />

Vielseitigkeit und Mehrgleisigkeit ihrer<br />

Arbeit abgesprochen. Und das, obwohl die<br />

Literaturgeschichte voll ist von Gegenbeispielen:<br />

noch nie ließen sich Dichter stur auf<br />

ein Musterschema beschränken.<br />

Tatsache ist aber: Wer es wagt, traditionelle<br />

Stilmittel einzusetzen – oder gar traditionelle<br />

Lyrik als existenzberechtigt zu verteidigen -,<br />

wird als Traditionalist eingeordnet, und das<br />

ist, nach aller Erfahrung, abschätzig gemeint.<br />

Es scheint zudem so zu sein – das beobachte<br />

ich mittlerweile seit zwei Jahrzehnten -, dass<br />

die Anwendung traditioneller Stilmittel wie<br />

z. B. Reim oder Metrum bei den Kritikern<br />

solcher „überholten“ Kriterien automatisch<br />

zu der Einstufung des Betreffenden als<br />

konservativ bis erzkonservativ führt. Dass<br />

Sprachkonservativität (= die Bevorzugung<br />

guten Deutschs) nicht identisch sein muss<br />

mit politischer oder überhaupt persönlicher<br />

Konservativität, scheint jenen „Ani-<br />

Traditionalisten“ völlig unvorstellbar.<br />

Klischee ist eben alles – offenbar gerade bei<br />

denen, die sich nonkonformistisch und modern<br />

geben. Eine solche Gleichsetzung wird<br />

zwar oft, muss aber keineswegs bestehen.<br />

Entsprechend muss bei solchem extremen<br />

Schubladendenken der „Anti-<br />

Traditionalisten“ folgerichtig jeder gelegentliche<br />

„Rhythmus-Hupferer“ als Unfähigkeit,<br />

manches Wort muss als „reingequält des<br />

Reimes wegen“ betrachtet werden; das muss<br />

so sein, sonst funktioniert das Feindbild – denn<br />

darum handelt es sich offensichtlich – nicht.<br />

Peinlich nur, dass die Literaturgeschichte<br />

von solchen „Hupferern“ und dergleichen<br />

wimmelt – und zwar sind die in der Regel<br />

beabsichtigt und gewollt von den (wohl doch<br />

nicht ganz so stur festzulegenden) <strong>Autoren</strong>.<br />

Die Literaturwissenschaft weiß das und hat<br />

längst Begriffe und Begründungen dafür.<br />

Jene „Anti-Traditionalisten“ lassen teilweise<br />

– völlig folgerichtig – noch weitere „ideologische“<br />

Klischees erkennen: Sobald der<br />

Begriff Wohlklang gesichtet wird, scheint<br />

automatisch vorausgesetzt zu werden, dass<br />

jene als Traditionalisten titulierten Poeten es<br />

ausschließen, Missklang könne auch Kunst<br />

sein. Dass die Interpretation jeglicher formal<br />

konventioneller Gedichte „ideologisch“ eingeengt<br />

sein muss, liegt für diese Leute ebenfalls<br />

auf der Hand.<br />

Auch die anderen in der besagten Rezension<br />

erhobenen Vorwürfe – es sind fast immer<br />

Vorurteile – gegen die sogenannten<br />

Traditionalisten lassen sich zwanglos und<br />

konsequent vom engstirnigen Klischee- und<br />

Schubladendenken ableiten, das im eingangs<br />

zitierten Satz so niederschmetternd<br />

zum Ausdruck kommt: Der „inhaltliche<br />

Erkenntnisgehalt“ hat traditionell und damit<br />

altbekannt zu sein (denn die Form ist es<br />

ja); und der solchermaßen einsortierte „traditionelle<br />

Poet“ hat sich zu grämen, „weil er<br />

meint, die Restwelt habe die Maßstäbe edler<br />

Literaturausübung verdrängt“, sobald er eine<br />

Überdehnung der Literaturgattung Lyrik<br />

kritisiert. Hier muss bei jenen Kritikern der<br />

bösen Traditionalisten die wirre Vorstellung<br />

herrschen, letztere würden stets nur ein<br />

bestimmtes Bild vom Hehren und der<br />

Erbaulichkeit hoher Kunst haben können.<br />

Man muss zugeben, es handelt sich um ein in<br />

sich schlüssiges Gedankengebäude, das jene<br />

„Anti-Traditionalisten“ pflegen – nur: die<br />

Voraussetzungen sind Voreingenommenheit,<br />

Vorurteile, Klischees und „ideologische“<br />

Scheuklappen. Sie verhindern, dass Texte<br />

sachlich bzw. neutral beurteilt werden, sobald<br />

sie erkennen lassen, dass sie bestimmte,<br />

als konservativ eingestufte Merkmale<br />

(z.B. Reim oder strengeres Metrum) zeigen.<br />

Und die sind leicht zu erkennen. Sofort<br />

scheint dann das Visier herabzufallen, und<br />

jede Diskussion ist sinnlos. Man will sich<br />

von den - wie man glaubt - überlebten und<br />

unzeitgemäßen, korsetthaft einengenden<br />

Stilmitteln bzw. Regeln distanzieren, denn<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 25


ESSAY<br />

man ist – wie man glaubt – fortschrittlich<br />

und modern, nonkonformistisch eben. Ein<br />

schönes Klischee, selbst wenn dieser Ansatz<br />

früher einmal mehr war... Heute ist er zum<br />

Klischee verkommen; eben zum Klischee<br />

der Klischeelosigkeit... Und wenn Schiller<br />

einmal sagte, „Wir müssen die Leute inkommodieren“,<br />

so meinte er das inhaltlich<br />

– und nicht formal, bestimmte Stilmittel<br />

betreffend. Es ist auch nicht unbedingt „inkommodierend“,<br />

mit unkonventionell oder<br />

experimentell verfertigten Texten zu schockieren<br />

– auch wenn das mitunter ein legitimes<br />

Anliegen von Kunst ist.<br />

Die Schlussfolgerung lässt sich nicht umgehen,<br />

dass die solchermaßen klischeegeleiteten<br />

und leider in aller Regel sehr intoleranten<br />

„Anti-Traditionalisten“, fußend auf<br />

den beschriebenen irrigen Vorstellungen,<br />

in recht konsequenter Weise ein an sich gar<br />

nicht existierendes Feindbild aufbauen, um<br />

sich dann an einem respektablen Gegner<br />

abarbeiten und dabei ihre Auffassungen festigen<br />

zu können. Das kann so weit gehen,<br />

dass ein Germanist und Hochschullehrer<br />

im Rahmen eines jener Lyrikseminare, in<br />

denen Texte von Teilnehmern besprochen<br />

werden, einem osteuropäischen Kollegen<br />

sagt, sein Text sei überholt und unzeitgemäß;<br />

es gäbe zwei Arten von Lyrik: eine<br />

östliche, noch weitgehend unmoderne und<br />

eine fortschrittliche westliche; Hier hätte<br />

der Osten noch Nachholbedarf. - Auf dieser<br />

Basis ist zwischen beiden Lagern kaum eine<br />

Verständigung möglich - leider.<br />

Die Vertreter der „Traditionalisten-Fraktion“<br />

scheinen ferner von ihren Kritikern mit<br />

zweierlei Maß gemessen zu werden: Da die<br />

Literaturgeschichte voll ist von Beispielen,<br />

die das Begründungs-Kartenhaus der „Anti-<br />

Traditionalisten“ zum Einsturz bringen können,<br />

scheint man die herbe Kritik an den ach<br />

so Ewiggestrigen auf heute lebende, nicht<br />

oder wenig bekannte <strong>Autoren</strong> zu beschränken;<br />

wohl auch in der Hoffnung, diese noch<br />

„umdrehen“ zu können. Und hier wird<br />

offenbar wiederum nach der allgemeinen<br />

Bekanntheit des Autors sortiert. Im Grunde<br />

leider auch nichts Neues.<br />

Soll man da schweigen?<br />

Der konkrete Anlass zu diesem Artikel war die Rezension<br />

von K.H. Schreiber, Ausgabe 1/<strong>2010</strong><br />

Johanna Klara Kuppe, Waiblingen<br />

Am Anfang war das Rot. Es ist die erste<br />

Farbe, der der Mensch einen Namen gab, die<br />

älteste Farbbezeichnung der Welt. In manchen<br />

Sprachen ist das Wort „farbig“ identisch<br />

mit dem Wort für „rot“, so z.B. beim<br />

spanischen „colorado“. Rot ist wahrscheinlich<br />

auch die erste Farbe, die Babys sehen<br />

können. Einhundertundfünf Rottöne stehen<br />

heute zur Verfügung.<br />

Ein kleiner Versuch: bitten Sie Leute ganz<br />

spontan eine Farbe zu nennen, ein Musikinstrument<br />

und ein Werkzeug. Ganz oft<br />

kommt die Antwort: Rot, Geige, Hammer.<br />

Rot ist bei Frauen und Männern gleich beliebt,<br />

dass aber bei Jugendlichen Rot sehr<br />

Die Farbe Rot (Teil 1)<br />

beliebt sei, stimmt nicht, im Gegenteil, Rot<br />

gefällt den Älteren besser. Kinder verbinden<br />

mit Rot oft auch süßen Geschmack (kennen<br />

Sie noch die Himbeerbonbons z.B.?), auch<br />

Ketchup ist beliebt.<br />

Rot ist geprägt von zwei elementaren<br />

Erfahrungen: Feuer und Blut und diese beiden<br />

Begriffe haben in allen Kulturen existenzielle<br />

Bedeutung (bei den Inuit bedeutet<br />

„rot“ wörtlich übersetzt „wie Blut“). Daher<br />

gilt die Symbolik auch weltweit.<br />

Von der Liebe bis zum Hass – Rot ist die<br />

Farbe aller Leidenschaften, der guten wie<br />

der schlechten (dahinter steht die Erfahrung:<br />

Blut gerät in Wallung, man wird rot z.B. aus<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 26


ESSAY<br />

Verlegenheit, Verliebtheit, Scham, Zorn etc.).<br />

Und denken Sie auch an: rote Rosen, rot sehen,<br />

rote Briefe etc. etc..<br />

Allerdings wird die Liebe wohl auch bunter<br />

erlebt, als die Symbolik verallgemeinert.<br />

Die Farben schwanken, wie auch die mit der<br />

Liebe verbundenen Freuden und Leiden:<br />

7% der Befragten nannten Rosa, 4% nannten<br />

Gold, je 3% Orange und Blau, je 2% violett<br />

und weiß, je 1% Schwarz, Silber, Grün. Die<br />

Gründe waren so unterschiedlich wie die<br />

Farben.<br />

Rot, als kräftigste aller Farben, steht auch<br />

für Kraft und Leben („blutjung“, „heute rot,<br />

morgen tot“ z.B.). Blut gilt in vielen Kulturen<br />

als Sitz der Seele, daher gab es bei frühen<br />

Religionen die Blutopfer.<br />

Beim christlichen Abendmahl symbolisiert<br />

der Rotwein z.B. das Blut Christi und<br />

an den Tagen, die an die Leiden Jesu erinnern<br />

(Palmsonntag, Karfreitag) und<br />

an Gedenktagen für Märtyrer sind die<br />

Gewänder der katholischen Geistlichen, die<br />

Altardecke und die Kanzeldecke rot.<br />

Im Gegensatz zu Grün, der Farbe des pflanzlichen<br />

Lebens, ist Rot die Symbolfarbe des<br />

animalischen Lebens.<br />

Rot- Orange – Gelb sind die Farben des<br />

Feuers, der Flammen, also auch die Farben<br />

der Wärme. Rot – Orange sind auch die<br />

Hauptfarben der Leidenschaft, des „feurigen<br />

Bluts“, denn wie Feuer kann auch<br />

Leidenschaft „brennen“ und „verzehren“.<br />

Hier verbindet sich die Symbolik des Feuers<br />

mit der des Bluts.<br />

Automatisch rot stellen sich die meisten<br />

Flammen vor – tatsächlich sind sie gelb oder<br />

blau (Streichholzköpfchen z.B. stellen sich<br />

viele auch rot vor).<br />

So alt wie der Glaube an die Kraft des Blutes<br />

ist auch die Verehrung des Feuers als göttliche<br />

Kraft. Das Feuer vertreibt die Kälte<br />

und die Mächte der Dunkelheit, es reinigt,<br />

indem es vernichtet. Ihm kann nichts widerstehen:<br />

alle Flammen streben nach oben,<br />

deshalb sah man auch darin die göttliche<br />

Herkunft. In allen Religionen erscheinen<br />

Götter im Feuer (Gott erscheint im brennenden<br />

Dornbusch, Heiliger Geist erscheint<br />

als Flamme, Buddhabildnisse umgeben von<br />

Flammen). Zu der Zeit, in der man dachte,<br />

die Erde sei eine Scheibe, glaubte man, das<br />

Rot der Abenddämmerung sei das auflodernde<br />

Höllenfeuer.<br />

Rot sollte auch vor dem bösen Blick der<br />

Dämonen und der Neidischen schützen.<br />

Die Steckkissen, in denen man früher Babys<br />

herumtrug, waren rot oder zumindest mit<br />

roten Bändern besetzt, denn Neugeborene,<br />

die noch nicht getauft waren, galten als besonders<br />

gefährdet durch den bösen Blick (sicher<br />

auch in Zusammenhang mit der früher<br />

hohen Sterblichkeit bei der Geburt).<br />

Bis etwa 1930 waren Babys und Kleinkinder<br />

vielfach weiß gekleidet, meist mit einem roten<br />

Band in der Taille (s. auch alte Gemälde).<br />

Und denken Sie an Rotkäppchen: eine rote<br />

Kappe als magischer Schutz gegen den bösen<br />

Wolf.<br />

Zum Schluss des ersten Teils noch einiges zu<br />

Namen:<br />

Rot galt als „männliche Farbe“, daher<br />

gibt es wesentlich mehr Jungennamen, als<br />

Mädchennamen:<br />

lateinisch: Rufus, in England und Amerika:<br />

Roy, Robin (abgeleitet v. Rubin, z.B. Robin<br />

Hood), Robinson („Sohn des Robin“)<br />

aus dem germanischen: Ruprecht, Robert,<br />

Roger, Roland, Rüdiger, Rudolf.... (aus dem<br />

germanischen Wort „hroth“, das „Ruhm“<br />

bedeutet, es ist sprachlich sehr ähnlich zu rot<br />

und entspricht der Blutsymbolik, denn mit<br />

Ruhm war Kriegsruhm gemeint, daher das<br />

Wort „hroth“ in o.a. Namen.<br />

Noch ein Jungenname: Adam = aus roter<br />

Erde geformt<br />

Mädchennamen: ein alter, griechisch-hebräischer<br />

Name ist Susanna oder Susanne, es ist<br />

ursprünglich der Name einer roten Lilie<br />

Zwei neuere Namen: Scarlett und Ruby<br />

Familiennamen: z.B. Roth, Rothschild,<br />

Rubinstein<br />

Es gibt über „Rot“ noch vieles zu sagen und<br />

zu schreiben, deshalb folgt demnächst eine<br />

Fortsetzung.<br />

Quellen: dtv – Brockhaus, E. Heller: Wie Farben auf Gefühl<br />

und Verstand wirken, V. van Gogh: van Gogh in seinen<br />

Briefen<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 27


IGdA<br />

Kleines Feuilleton<br />

1 Kinderbuchverlage<br />

Es gibt offensichtlich, trotz der bekannten<br />

Buch- und Lesekrise, Verlage, die sich wieder<br />

vermehrt der Publikation von Kinder- und<br />

Jugendbüchern verschreiben. So informiert<br />

der Frankfurter Moritz Verlag, daß er ab<br />

Herbst <strong>2010</strong> neben den Bilderbüchern auch<br />

Kinderbücher verlegt. Das Programm wird<br />

von Paula Peretti betreut, der langjährigen<br />

Lektorin/ Programmleiterin des Sauerländer<br />

Verlags. Die ersten Bücher werden Ende<br />

August erscheinen.<br />

Im März d. J. erfuhren wir bereits, daß<br />

der Aufbauverlag sich dem Kinder- und<br />

Jugendbuchmarkt öffnet und Anfang Mai,<br />

daß sogar der Langenscheidt Verlag sich<br />

anschließt. Insgesamt drei Unterseiten soll<br />

es auf der Langenscheidt-Homepage geben<br />

- für Leser ab 6, 10 und 13 Jahren.<br />

Gegenüber 2009 soll der Umsatz mit Kinderund<br />

Jugendbüchern – lt.dem Börsenblatt<br />

des deutschen Buchhandels - bereits um<br />

11,1 Prozent angestiegen sein.<br />

2 Literaturarchiv Marbach<br />

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach<br />

erwirbt das Archiv der Deutschen Verlags-<br />

Anstalt.<br />

Damit sei es gelungen, eines der wichtigsten<br />

deutschen Verlagsarchive der Nachkriegszeit<br />

für Belletristik und Sachbuch zu bewahren,<br />

das darüber hinaus für die Geschichte des<br />

geistigen und wirtschaftlichen Lebens der<br />

Region Stuttgart von besonderer Bedeutung<br />

sei’. Der Ankauf wurde von der Robert<br />

Bosch Stiftung und der Kulturstiftung der<br />

Länder gefördert.<br />

3 Günter Wallraff erhält den Gerty-Spies-<br />

Literaturpreis.<br />

Günter Wallraff (67) erhält im September<br />

in Mainz den mit 5000 Euro dotierten<br />

Gerty-Spies-Literaturpreis der rheinlandpfälzischen<br />

Landeszentrale für politische<br />

Bildung. In der Begründung heißt es:’Seine<br />

besondere Form der Recherche, monatelang<br />

undercover in sonst verschlossene Winkel<br />

deutscher Wirklichkeit einzutauchen...<br />

machen Günter Wallraff in vielfacher Weise<br />

anstößig, verleiht ihm aber gerade die<br />

öffentliche Resonanz, die zur Veränderung<br />

notwendig ist’. Wallraffs neuestes Buch<br />

‚Schwarz auf Weiß’ist im Verlag Kiepenheuer<br />

& Witsch erschienen.<br />

Die Auszeichnung ist nach der 1897 in<br />

Trier geborenen Schriftstellerin Gerty Spies<br />

benannt. Am 10. Oktober 1997 starb sie<br />

hundertjährig in München. Als Holocaust-<br />

Überlebende kämpfte sie mit ihren Werken<br />

dafür, ‚zu verzeihen - aber nicht zu<br />

vergessen’. Zu den bisherigen Preisträgern<br />

zählen Peter Härtling und Juli Zeh.<br />

4 Wachstumsbuchmarkt Internet<br />

Der Konzernumsatz der buch.de internetstores<br />

AG beläuft sich nach eigenen Angaben<br />

im ersten Quartal <strong>2010</strong> auf rund 24 Millionen<br />

Euro (Vorjahr: 18 Millionen Euro). Laut buch.<br />

de ist die Verstärkung der Wachstumsrate<br />

von 30 % neben dem Ostereffekt den zielgenauen<br />

Marketingaktivitäten zu verdanken,<br />

dem Multichanneling und der<br />

damit verbundenen positiven Entwicklung<br />

der Thalia-Marken. Amazon meldete zuletzt<br />

ähnliches Wachstum.<br />

5 Urheberrecht, Google und<br />

‚Leipziger Erklärung’ (Verdi)<br />

U.a. bei der VG-Wort – http://www.vgwort.<br />

de - kann man regelmäßig verfolgen, wie der<br />

aktuelle Stand des Urheberrechtskonflikts<br />

mit Google ist. Der Bundesgerichtshof<br />

hat mit Urteil vom 29.04.<strong>2010</strong> (Az. I ZR<br />

69/08) entschieden, dass Google zumindest<br />

nicht wegen Urheberrechtsverletzung in<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 28


IGdA<br />

Anspruch genommen werden kann, wenn<br />

geschützte Werke in Vorschaubildern seiner<br />

Suchmaschine wiedergegeben werden.<br />

Im März d. J. veröffentlichten Schriftsteller<br />

des VS (Verdi) die sog. ‚Leipziger Erklärung<br />

zum Schutz geistigen Eigentums’ unter dem<br />

Motto: Schriftstellerinnen und Schriftsteller<br />

fordern uneingeschränkte Beachtung des<br />

Urheberrechts. Unter den Erstunterzeichnern<br />

finden sich bekannte Namen wie Christa<br />

Wolf, Günter Grass, Jürgen Lodemann,<br />

Anna Dünnebier, Imre Török usw.. Wer<br />

den Aufruf unterstützen/mit unterzeichnen<br />

möchte, sende eine e-Mail mit dem Betreff<br />

‚Leipziger Erklärung’ unter Angabe seines<br />

Namens und der Postleitzahl plus Wohnort<br />

an: vs@verdi.de.<br />

Ein Auszug aus dem Wortlaut: Leipzig, 15.<br />

März <strong>2010</strong>....jedes literarische Werk ist ein<br />

originäres Kunstwerk. Das gilt für alle Arten<br />

von Techniken der Texterstellung, auch für<br />

literarische Collagen. Die Möglichkeiten<br />

neuer Medien, auch die des Internets,<br />

ändern nichts an der Tatsache, dass der<br />

Schutz geistigen Eigentums, die Wahrung<br />

der Rechte von Urheberinnen und Urhebern,<br />

nach wie vor uneingeschränkt Geltung und<br />

Priorität genießen.<br />

Künstlerische Kreativität kann langfristig<br />

in einer Gesellschaft nur gedeihen, wenn<br />

Übersetzerinnen, Schriftsteller, wenn<br />

alle künstlerischen Wortschöpfer sich<br />

grundsätzlich und gänzlich darauf verlassen<br />

können, dass ihr Urheberrecht an ihren<br />

Werken geachtet wird. Missachtung,<br />

Aushöhlung und sträfliche Verletzung<br />

des Urheberrechts führt zur Entwertung,<br />

Aufgabe und schließlich zum Verlust jedweder<br />

eigenständigen intellektuellen und<br />

künstlerischen Leistung - Kopieren ohne<br />

Einwilligung und Nennung des geistigen<br />

Schöpfers wird in der jüngeren Generation,<br />

auch auf Grund von Unkenntnis über den<br />

Wert kreativer Leistungen, gelegentlich<br />

als Kavaliersdelikt angesehen. Es ist aber<br />

eindeutig sträflich ...’.<br />

Angelika Zöllner<br />

Winfried Paarmann, Berlin<br />

Neue Mitglieder<br />

siehe: Gedicht Seite 5, Rezension Seite<br />

Büchertisch<br />

Fritz Klingler: Nachgeträumt Gedichte<br />

Edition L, Hockenheim <strong>2010</strong>, ISBN 978-3-<br />

934960-85-5<br />

Antje Eva Schnabl: Wellengang<br />

BOD ISBN 978-3-8391-4293-6<br />

Johanna Klara Kuppe/Sven Oliver<br />

Wangemann: Cassiopeia, Lyrik und Grafik<br />

im Kontext, myphotobook 2009<br />

Karl-Heinz Wienke (Hrsg.):<br />

West + Ost = Deutsch, Verlag Edition<br />

Thaleia, <strong>2010</strong> ISBN 978-3-924944-91-9<br />

Lyrische Erinnerungen an ein geteiltes Land<br />

Ingrid Bernada: Wo der Fluss grün<br />

schimmert Lyrik, 164 Seiten, Grafiken von<br />

Antje Bernada, Leonhard-Thurneysser-<br />

Verlag, Berlin u. Basel, <strong>2010</strong><br />

ISBN 978-3-939176-49-7<br />

Sandy Green: Zaunkönigin, Roman, Shaker Media, Aachen, ISBN 978-3-86858-533-7<br />

mit einem Vorwort von Terre des Femmes<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 29


IGdA<br />

Bücherschau<br />

Maria Bengtsson-Stier lebt als sehr aktive<br />

deutsche Schriftstellerin seit Jahrzehnten<br />

in Schweden. Ihr erster Roman wurde 1962<br />

im Moewig Verlag veröffentlicht. Sie hat<br />

zuletzt vier neue Bücher publiziert, die alle<br />

im ‚Zwiebelzwerg Verlag’ erscheinen.<br />

‚Wie ein leichter Sommerwind’ besticht durch<br />

den lyrischen Titel und das dazu passende,<br />

malerisch bewegte Titelbild. Erzählungen<br />

und Gedichte rühren jedoch nicht nur sanft<br />

tänzerisch an – sie gehen teilweise tief unter<br />

die Haut.<br />

‚Schutzengel, gibt es die...’ gehört dazu<br />

besonders. Die Autorin berichtet von<br />

einem eigenen Erlebnis, wie sie in den<br />

Gefahren der Kriegswirren sich geleitet<br />

fühlte und von hilfreichen Helfern,<br />

wahrhaften ‚Schutzengeln’, Rettung erfuhr.<br />

„Niedergeschlagen wartete ich auf die<br />

Abfahrt. Da trat Stabsarzt Dr. S. ganz dicht<br />

an mich heran und sagte laut und deutlich:<br />

’Ich habe noch etwas zu erledigen ....dann<br />

fahren wir... wenn ich zurückkomme und<br />

Sie sind nicht mehr da – ich habe nichts<br />

gesehen...’. Natürlich verstand ich ... und<br />

verschwand..“<br />

Poetisch berühren den Leser manche Zeilen,<br />

die nicht immer in aktuell moderner Sprache<br />

daher kommen. Das ist auch nicht notwendig,<br />

denn die Autorin ist schon älter. Sie erinnern<br />

jedoch immer sehr stimmungsvoll an<br />

Märchen und hüten viele besondere, zeitlos<br />

bedeutsame Gedanken. So kann dieses Buch,<br />

wie die nachfolgenden, in jeder Hinsicht<br />

als ein besonderes Geschenk empfohlen<br />

werden.<br />

‚Alles Ungesagte habe ich dem Wind<br />

anvertraut’ sagt eine Protagonistin oder ‚wir<br />

kannten uns viele Jahre ohne uns jedoch<br />

wirklich zu kennen... doch glaube ich, dass<br />

unsere Phantasie alle Lücken ausgefüllt hat’.<br />

Beigelegt ist eine CD mit dem Lied von der<br />

Mühle. Auch die Melodie stammt von der<br />

Autorin.‚Vor mir die alte Mühle, sie liegt in<br />

träger Ruh’...winkt in der Abendkühle mir<br />

nun zum Abschied zu...’.Der Text ist zu lesen<br />

in schwedisch und deutsch. Zwiebelzwerg<br />

Verlag, 9 Euro.<br />

‚Eine ausgestreckte Hand’, ein neuer Roman<br />

der Autorin, schildert zwischen den Jahren<br />

1871 und 1925 das bewegende Schicksal<br />

eines russischen Offiziers, der bei einem<br />

Anschlag Familie und Eigentum verlor. Er<br />

flieht nach Deutschland. Erst als er einem<br />

jungen Mädchen das Leben retten kann,<br />

erwacht in ihm neue Kraft, sich dem Leben<br />

zuzuwenden.<br />

Es schließt sich eine fast amüsante Erzählung<br />

an, ‚der letzte Wille’. Sie beschreibt einen<br />

einsam werdenden alten Rechtsanwalt und<br />

wie ihn die Verwandtschaft vernachlässigt,<br />

obgleich er nichts Schlechtes an ihnen getan<br />

hat. Da gelingt ihm eine spritzige Idee. Er<br />

fingiert seine eigene Beerdigung mit Hilfe<br />

eines Pfarrers. An seinem angeblichen<br />

Totenbett kann er erleben, wie sich die Spreu<br />

vom Weizen trennt.<br />

Auch diesem Buch ist eine CD mit eigener<br />

Komposition beigelegt mit dem Titel ‚ich<br />

liebe deine Hände’. Zwiebelzwerg Verlag,<br />

14 Euro.<br />

‚Das Hasenschloss und andere Märchen’,<br />

ebenfalls mit beigelegter Audio-CD, enthält<br />

eigene, teilweise entzückende Zeichnungen<br />

der vielseitigen Autorin. Die Geschichten<br />

haben auch hier den besonderen Hintergrund,<br />

der Menschen ermutigt, in ihrem Innern das<br />

Dunkle zu besiegen und das Gute wachsen<br />

zu lassen. Im Märchen ‚der Zauberer<br />

Trollwind’ hören wir von König Arthur II.<br />

aus Arthuranien mit den kalten Augen, auch<br />

Krakeelpott genannt. Seine Frau Mirjam<br />

und seine Tochter Iris hingegen besitzen ein<br />

warmes, einfühlsames Herz. Der Zauberer<br />

Trollwind, manchmal in der Erscheinung<br />

einer silberweiße Möwe, hilft ihnen und<br />

dem künftigen Schwiegersohn Viktor, einem<br />

edlen jungen Mann mit blondem Engelshaar<br />

aus dem Volk, ein neues Zuhause zu<br />

finden, fernab von Kälte und Herrschsucht<br />

im Schloss. König Krakeelpott wird ein<br />

einsamer Mann, der schließlich auf der<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 30


IGdA<br />

Landstraße landet und von niemandem in<br />

seinen zerrissenen Kleidern erkannt wird.<br />

Jetzt erst bekommt der Zauberer Trollwind<br />

Mitleid mit dem Alten. Er schickt ihm einen<br />

fidelen Handwerksburschen, mit dem<br />

der König unerkannt dahinzieht. König<br />

Krakeelpott lernt zum ersten Mal in seinem<br />

Leben das körperlich schwere Arbeiten,<br />

um Geld zu verdienen. Eines Tages kehren<br />

beide in das mittlerweile recht verfallene<br />

Schloss zurück. König Arthur II. hat hier<br />

verborgenes Geld versteckt, mit dessen<br />

Hilfe er Handwerker gewinnen kann. Aber<br />

er packt auch selbst an und ist ein fröhlich<br />

gelaunter Mensch mit mitfühlendem Herzen<br />

unter seinen Untertanen geworden. So kann<br />

der Zauberer Trollwind ihm seine Familie<br />

mit dem ersten Enkel wieder zuführen. Und<br />

dann gibt es für den Zauberer nichts mehr<br />

zu tun, als sich zurückzuziehen, denn ‚das<br />

Böse ist besiegt.’<br />

Zwiebelzwerg Verlag, 12 Euro.<br />

‚Es ist nie zu spät’ lautet der Titel eines<br />

Lyrikbandes in deutsch und schwedisch,<br />

ebenfalls mit beigelegter CD. Es finden sich,<br />

wiederum in einer teilweise etwas älteren,<br />

aber märchenhaft anmutenden Sprache<br />

inhaltlich anrührende Zeilen wie ‚hoch aus<br />

den Wolken tropft langsam ein Traum, dringt<br />

ein in meine Seele’ oder in dem Gedicht<br />

vom Schmetterling ‚in Staub geschrieben<br />

war sein kurzes Dasein, nur ein vergänglich<br />

Ding’. Das Schlussgedicht schließt den Kreis<br />

zum Hoffnung vermittelnden Buchtitel: ‚Es<br />

ist nie zu spät für ein versöhnendes Wort....<br />

ein neuer Anfang wird dir Flügel geben.’<br />

Zwiebelzwerg Verlag. 9,50.<br />

Angelika Zöllner<br />

Urformen - zu den Kräften des Lebens<br />

Fast gleichzeitig erreichen uns die Rezension<br />

zu folgendem Buch und die Bemerkungen<br />

der Autorin zu diesem Buch. Als Novum<br />

bringen wir Beides:<br />

Helga Thomas, Izdatelsko atelie AB, Sofia<br />

2009, ISBN 978-954-737-777-6, broschiert, 73<br />

Seiten, zweisprachig (deutcsh/bulgarisch)<br />

übersetzt von Kamen Petrov, illustriert von<br />

Fidanka Tschingova, Nadja Velikova und<br />

Ilian Kotsev<br />

„Du erzählst<br />

in einer Sprache<br />

die nicht die meine ist<br />

Geschichten mit der Hauptperson ‚Blau‘<br />

und plötzlich fühle ich das<br />

was du sprichst<br />

ich fühle das Blau<br />

in mir<br />

um mich .......“<br />

Schon der Umschlag des Büchleins ist<br />

beeindruckend: Autorin und Titel zuerst auf<br />

Deutsch; darunter jeweils in der Kyrillika<br />

der Bulgaren sowie ein buntes Bild, das den<br />

Begriff „Urformen“ anschaulich wiedergibt.<br />

Schwarz-Weiß-Illustrationen im Text und<br />

auf der Rückseite eröffnen der Fantasie<br />

eine breite Spielwiese. Die einzelnen Texte<br />

tragen die Daten ihrer Entstehung zwischen<br />

(19)92 und (20)08. Auf den linken Seiten<br />

steht der „Urtext“, rechts gegenüber die<br />

bulgarische Übertragung. Was leider fehlt:<br />

eine Biographie samt Bild der Verfasserin,<br />

Die einzelnen Gedichte werfen gar viele<br />

Fragen auf und geben nur selten Antwort<br />

darauf.<br />

„Spreche sie (die Sprache) auf S. 44, „Das<br />

Marder“ auf S. 46 und „ich sehne mich nach<br />

der Zeit, DAS ich dieses Beschäftigen ...(S.<br />

60) fallen unangenehm auf. Bisweilen weiß<br />

man auch nicht so recht: ist das Bändchen<br />

ein unvollendetes Übungsheft („So hätte<br />

das Gedicht ursprünglich enden sollen,<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 31


IGdA<br />

Dann verspürte ich den Wunsch Illustrationen<br />

dabei zu haben und zwar Illustrationen,<br />

die etwas von dem verdeutlichen, wound<br />

dann hatte ich bemerkt, dass ich ja die<br />

Nixe vergessen hatte! - S. 62). Oder eine<br />

Anklage wegen einer gestohlenen Tasche<br />

samt Tagebuch (S. 66). Ich kann leider<br />

nicht Bulgarisch und daher auch nicht<br />

vergleichen, ob all diese - nennen wir sie<br />

einmal „Ausweichen“ - genau so übertragen<br />

wurden.<br />

Zu guter Letzt - und ihnen zum Trotz: Ich<br />

bin irgendwie beeindruckt und schließe, die<br />

Seite 56 zitierend:<br />

„Der Wind weht<br />

über die Wüste,<br />

über das Meer,<br />

er verweht und verwischt<br />

alle Spuren,<br />

nur seine eigenen bleiben bestehen,<br />

die Kreisel und Wirbel,<br />

Zeichen des vielältigen Lebens,<br />

vergänglich wie dieses<br />

und ewig<br />

in seiner Wiederkehr.“<br />

Dazu nun Helga Thomas, Lörrach:<br />

Helmfried Knoll<br />

Immer wenn ich von „meinen Urformen“<br />

erzählte, kam ich ins Schwärmen und erzählte<br />

begeistert entweder von der Sprache<br />

der Göttin, von den Ritzzeichnungen, von<br />

bestimmten Bewegungen in der modernen<br />

Kunst, von Automarken, von Formen in<br />

der Natur, von Kritzeleien, wie wir sie alle<br />

von uns kennen... ich erzählte von meinen<br />

Lieblingsformen, vielleicht sprach ich dann<br />

auch von der Demutsgeste oder von der<br />

Lemniskate, vom Davidstern... Max Meinrad<br />

Geigers Arbeiten führte ich an: Seinen<br />

Stern, seine Tulpenform, seine vegetativen<br />

Formen... Miro... Klee... Hans Arp...<br />

Wenn ich nun nach meinem neuen Gedichtbuch<br />

„Urformen - Tor zu den Kräften des<br />

Lebens“ gefragt wurde, hätte das gleiche<br />

passieren können, aber ich ließ es nicht zu.<br />

Ich beherrschte mich, ich erwähnte meistens<br />

nur, dass dieses Gedicht eigentlich aufgrund<br />

meines Workshops in Sofia entstanden<br />

ist (in Sofia spricht man von Workshop,<br />

wenn man mindestens ein ganztätiges Seminar,<br />

besser noch ein ganzes Wochenende<br />

oder noch mehr meint, während Seminar<br />

nur einige Stunden beinhaltet). Ich hatte,<br />

um etwas zu veranschaulichen, ein eigenes<br />

Gedicht von mir vorgelesen und hatte noch<br />

ein anderes Gedicht angeführt, um zu zeigen,<br />

wie in der Gestaltung des Gedichtes,<br />

auch in der gestaltenden Form diese Urformen<br />

sich ausdrücken können. Ich bin ja sowieso<br />

der Meinung, dass diese Formen uns<br />

eigentlich beweisen, dass es die Archetypen<br />

als wirkende Kräfte gibt, nicht nur als Bilder<br />

und Strukturen, sondern wirklich als Kräfte.<br />

Ich hatte damals Kamen gebeten, sie zu<br />

übersetzen. Es ging nicht um eine literarisch<br />

poetische Übersetzung sondern inhaltlich.<br />

Ich weiß nicht, wie es dann dazu kam, er<br />

fragte mich, ob ich nicht noch mehr Gedichte<br />

habe und ich suchte welche raus. Er fragt,<br />

ob er sie übersetzen dürfe. Ich war etwas<br />

erstaunt über die Frage. Natürlich darf er<br />

übersetzen, was ihm gefällt. Und ich weiß<br />

nicht, eines Tages stand es im Raum, dass<br />

wir vielleicht ein Buch zusammen machen<br />

könnten. Ich hatte nie daran gedacht. Diese<br />

Urformen gehören für mich in die verschiedensten<br />

Bereich, sind nicht ein Bereich für<br />

sich. Nun begann ich etwas systematischer<br />

zu suchen. Ich erinnerte mich hier und dort<br />

an Gedichte, die zu diesem Thema gehören.<br />

Ich habe nicht mit ganz großem System gesucht,<br />

denn sonst hätte ich noch mehr gefunden,<br />

was mir jetzt immer mal wieder<br />

passiert. Aber es stört nicht, dieses Buch ist<br />

in sich geschlossen. Kamen übersetzte, ich<br />

übersetzte, wir schauten die Übersetzungen<br />

an. Wir diskutierten, wir setzten uns auseinander.<br />

Seine Freundin, die seiner Meinung<br />

nach besser Deutsch kann als er, aber passiv,<br />

half auch bei der Übersetzung.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 32


IGdA<br />

von ich spreche. Ich hatte an ganz einfache<br />

Darstellungen gedacht: an eine Wellenform,<br />

wie daraus eine Lemniskate entsteht, wie<br />

ein Tropfen auch ein Blütenblatt sein kann<br />

oder eine Flamme, wie dieses wie ein Auge<br />

aussieht oder wie ein Fisch, was wiederum<br />

auch ein Blütenblatt sein könne, je nachdem,<br />

ob die Vertikale oder die Horizontale betont<br />

ist. Der Unterschied der Schlange, die wie<br />

das Wasser fließt oder die ein Weg ist, zu der<br />

zusammengerollten Schlange, die sich dann<br />

aufrichtet... Ich hatte solche einfachen Formen,<br />

aber mir war klar, das geht nicht, um<br />

das Buch zu illustrieren. Nun kenne ich Fida<br />

(Fidanka Tschingova-Todorova), sie macht<br />

die Einladungen und Programme für „Essence“<br />

(eine Institution, die von modernen<br />

jungen Frauen gegründet wurde und wo ich<br />

auch schon mehrere Seminare durchführen<br />

durfte), sie hat auch die „Karten des Wesens“<br />

entworfen und ich liebe diese einfachen<br />

Menschenfiguren, die fast nur Strichmännchen<br />

sind, aber so viel Leben und so viel Bewegung<br />

ausstrahlen. Ich zeigte ihr, was ich<br />

mir vorstelle und fragte sie, ob sie die Illustration<br />

dazu machen möchte. Sie freute sich<br />

darüber und hat es sich vorgenommen. Ich<br />

muss nochmals betonen: Fidanka und ich<br />

könnten zwar Mutter und Tochter sein, aber<br />

wir erleben uns beide als wirkliche Freundinnen,<br />

obwohl wir ganz verschieden sind,<br />

ist doch etwas Wesensverwandtes bei uns.<br />

Als ich wiederkam, fragte ich Fidanka, ob sie<br />

schon gezeichnet habe und sie meint dann:<br />

ja, sie sei im Prozess, es sei noch nicht richtig<br />

fertig. Darüber war ich etwas erstaunt, denn<br />

nach meiner Vorstellung war das ja ganz einfach,<br />

was sie machen würde, aber ich weiß<br />

ja, ein künstlerischer Prozess entspricht nicht<br />

unbedingt dem, was ein anderer sich vorstellt.<br />

Als es nun ans Abreisen ging, wollte<br />

ich doch aber furchtbar gerne etwas sehen,<br />

um zu wissen, ob das so geht, und auch sie<br />

war sich nicht sicher, ob es so geht. Und dann<br />

kam sie... sie brachte eine Mappe mit... und<br />

dann haute es mich fast um. Ich sah wunderschöne<br />

Bilder, ich sah Zeichnungen, farbige,<br />

einfarbige. Das war absolut nicht das,<br />

was ich mir vorgestellt hatte, es überstieg<br />

alles. Es war fantastisch. Und Fida erzählte<br />

mir nun, wie meine Gedichte in ihr innerlich<br />

anfingen zu wirken, und wie sie versuchte<br />

es darzustellen. Es war wirklich so: meine<br />

Gedichte haben in ihr eine Metamorphose<br />

erlebt und sind wieder als Bilder auferstanden.<br />

So könnte man es sagen, aber so ist es<br />

nicht. Meine Gedichte sind in ihr in diesen<br />

Urgrund gefallen, wo auch sie ursprünglich<br />

hergekommen sind, als ich sie anfing zu gestalten.<br />

Und nun fing Fida an, aus ihr heraus<br />

das zu gestalten. Es war der gleiche schöpferische<br />

Prozess, der auch bei mir war. Identisch<br />

war nur die äußere Form meiner Gedichte,<br />

dem sich ihre Bilder anglichen. Ihre<br />

Bilder können aber durchaus alleine für sich<br />

etwas ausdrücken und wer weiß, bei wem<br />

sie dann wieder Gedichte auslösen würden.<br />

Ich habe immer sehr bedauert, dass es aus<br />

preislichen Gründen nicht möglich war, mehr<br />

farbige große Bilder zu verwenden. Zum<br />

Teil sind sie ja nur kleine beigefügte Illustrationen.<br />

Mein Verleger meinte, es sei aber<br />

gut so. Denn es ist ein Gedichtbuch und das<br />

Gleichgewicht muss gewahrt sein. Wenn die<br />

Bilder zu viel und zu groß sind, dann werden<br />

sie übermächtig, fand er. Ich war nicht<br />

seiner Meinung, aber was soll es, ich hätte<br />

ja sowieso nicht die Möglichkeit grössere Illustrationen<br />

zu bringen. Jetzt habe ich von<br />

jemandem gehört, dass er es sehr wohltuend<br />

fand, dass es wirkliche Illustrationen sind,<br />

dass die Illustrationen nicht eigenmächtig<br />

und zu stark in den Vordergrund getreten<br />

sind.<br />

Ich höre immer wieder, dass die Form des<br />

Buches auch das Zweisprachige, die Bilder<br />

von Fida, das Büchlein sehr angenehm erscheinen<br />

lassen.<br />

Mir kommt es so vor, als ob meine Gedichte<br />

wie ein Stein sind, der ins Wasser geworfen<br />

wurde. Nun sind ganz viele Wellenringe<br />

entstanden. Ich freue mich, dass Kamen sie<br />

übersetzt hat. Ich freue mich, dass Fida dazu<br />

gezeichnet hat. Ich freue mich aber auch,<br />

dass Fida eine Freundin und einen Freund<br />

dazu gewinnen konnte, mit ihr zusammen<br />

die Illustrationen zu gestalten und nachher<br />

auch die Arbeit am Computer fertig zu stellen.<br />

Helga Thomas<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 33


IGdA<br />

Verzauberung<br />

Wilfried Paarmann, Geschenkbuch, Goldwaage-Verlag,<br />

Langwedel 2008, ISBN 978-<br />

3-9809920-1-5, 32 Seiten, broschiert, 14 verschwommene<br />

Farbfotos des Autors<br />

Der in Belin lebende Verfasser und Lehrer<br />

hat lt. Werksverzeichnis bereits relativ viel<br />

in verschiedenen Verlagen veröffntlicht. Im<br />

vorliegenden schmalen Bändchen legt er<br />

die Themen „Spuren“, „Geheim“, „Die späte<br />

Liebe“, „Sternenstaub“, „Magische Zeit“,<br />

„Verzauberung“ und „Liebesbogen“ auf die<br />

Goldwaage des Verlags.<br />

Die Liebe zieht sich durch das gesamte<br />

Werkchen: vergangene und späte vor allem.<br />

Paarmanns Sprache schöpft neue, originell-gefällige<br />

Wortgebilde, wie ‚Herzsaite‘,<br />

‚rundfunkelnder Blitz‘, ‚nachtlichterfunkelnd‘,<br />

‚Himmelsgleisstrecke‘, ‚Herzbackstube‘,<br />

u.a.m. Wir lernen, dass wir Sternenstaub<br />

sind und dass jeder ein Geheimnis in<br />

sich trägt. Was das ganzseitige Zitat von R.<br />

Bucke aus ‚Cosmic Consciousness‘ auf S. 29<br />

soll, beantwortet uns der Autor nicht. Sein<br />

eigenes auf der Rückseite ist der „Magischen<br />

Zeit“ entnommen und passt zu dem<br />

(unscharfen) Farbbild:<br />

„Da stehe ich wiedereine<br />

Handvoll Zauberwind in den Haaren.<br />

Singend glüht<br />

die Silberader im Stein.<br />

Geflügelte Bäume zittern im Licht,<br />

Windharfen aus altem Glück.“<br />

Trotz aller sprachschöpferischen Qualitäten<br />

würde das leider schlampig gebundene und<br />

daher zerfallende ‚Geschenkbuch‘ auf einer<br />

echten Goldwaage für zu leicht befunden<br />

werden.<br />

Helmfried Knoll<br />

Die Aufgabe<br />

oder Eros wie im Himmel so auf Erden<br />

Eva Kittelmann:<br />

Herausgeberin: Marlen Kühnel<br />

Edition spruchreif, ISBN 978-3-9502172-7-8<br />

Ein Opus magnum - keineswegs nur in Relation<br />

zu schmaleren Werken der Autorin; wie<br />

denn auch, wo Die Aufgabe die Quintessenz<br />

eines bewusst gelebten Lebens offenbart. In<br />

jeder nur denkbaren Richtung, nicht zuletzt<br />

auch in philosophischer, theologischer,<br />

künstlerischer Hinsicht. Anständigkeit, Verzicht<br />

und Erfüllung, Erbarmen und hohe<br />

Ethik, es geht um das mündige Menschsein<br />

im Angesicht Gottes, um das gerungen<br />

wird. Ganz im Sinne Teilhard de Chardins,<br />

von dem im Gespräch zwischen Joana und<br />

Laurent die Rede ist als vom „geliebten“<br />

Denker. Von ihm, der davon überzeugt ist,<br />

dass je mehr Persönlichkeit erreicht wird,<br />

desto mehr Sein besteht. Dass die göttliche<br />

Vollkommenheit natürlich nicht des geschaffenen<br />

Wesens bedarf, um sich zu vollenden.<br />

Aber dass der Kosmos die Hand des<br />

Schöpfers nicht vollendet verlassen hat, sondern<br />

im Universum Kosmogenese herrscht,<br />

Entwicklung, Weiterentwicklung auf das<br />

Ziel der Vollendung hin. Eine Bewusstwerdung<br />

im Sinne Christi, es geht um eine<br />

christokosmische Schau, Gott erwartet die<br />

Mitarbeit des Menschen. Wir haben folglich<br />

die Aufgabe, bei der Vollendung der Schöpfung<br />

mitzuwirken, sie ist notwendig, selbst,<br />

wenn wir sie nicht zu erreichen vermögen,<br />

im Menschsein gebunden bleiben.<br />

Davon spricht Die Aufgabe, und von der tiefgefühlten<br />

Liebe zweier Menschen, die vom<br />

Ausgangspunkt ihres Lebens gegensätzlicher<br />

nicht sein könnten. Die leidenschaftlich<br />

umeinander ringen, um eine Einheit im höheren<br />

Sinne. Mehr Sein zu werden im Sinne<br />

Teilhard de Chardins. Es verwundert nicht,<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 34


IGdA<br />

dass Eva Kittelmann diesem Anspruch an<br />

ein Werden innig verbunden ist. Der ganze<br />

Roman Zwischen den Jahren atmet diesen<br />

Freiraum der Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

auch der Irrtümer, der bedenklichen Wege,<br />

der unguten Festschreibung einst sinnvoller<br />

Rituale. Die nicht versteinern dürfen. Denn<br />

wenn der Mensch sich im Werden befindet,<br />

so wandelt sich auch seine Weltschau, verändern<br />

sich die für ihn verbindlichen Wahrheiten<br />

und Vorschriften. Erfahrungen wollen<br />

gelebt werden, sie sind nicht kirchenängstlich<br />

auszusparen. Ein mündiger Mensch zu<br />

werden im Sinne der Gottessohnschaft, das<br />

ist das Ziel.<br />

Dogmatismus, das versteht sich von selbst,<br />

ist die Sache der Autorin nicht. Sie hinterfragt<br />

Festgeschriebenes, kirchlich Vorgegebenes,<br />

klopft es auf seinen heute noch bestehenden<br />

Wahrheitsgehalt ab. Natürlich gerät<br />

sie dadurch in Widerspruch mit der konservativen<br />

Theologie. So manches, was hier im<br />

Roman geschieht, ist sicher nicht im Sinne<br />

der orthodoxen Theologen. Sei‘s drum, bei<br />

aller Schmerzlichkeit dieser Tatsache weiß<br />

sich Joana in ihrem Innern getragen von der<br />

Liebe Gottes und von ihrer Demut ihm gegenüber.<br />

Ihm dient sie auch in der Liebe zu<br />

ihrem Lebensmenschen im Sinne der Christogenese<br />

und im Glauben an die Welt, Gottes<br />

Schöpfung. Habitat in se.<br />

Und Laurent, der Partner der Begegnungen,<br />

des wachsenden Erkennens? Herkommend<br />

von fest gefügter Theologie, kein Zweifler<br />

und doch naiv. Umwerfend, liebenswert,<br />

klug, auch er getragen von dem Wunsch,<br />

Gott in jeder Weise zu dienen. Er ist begierig,<br />

in die Welt hinaus zu kommen, seine Aufgabe<br />

zu erfüllen, ein ehemaliges Gotteshaus<br />

wieder seiner Bestimmung zuzuführen. Er<br />

lebt und denkt in alter kirchlicher Tradition<br />

und ist daher kaum fähig, die Worte seines<br />

Bischofs beim Abschied zu begreifen, er solle<br />

nun draußen in der Welt den Frauen, der<br />

anderen Hälfte der Menschheit, nicht ablehnend<br />

gegenüber stehen. Hat er nicht ein Gelübde<br />

abgelegt? Klassisch schön ist er, ein<br />

Bild von einem Mann, und strahlt zudem<br />

geistige Schönheit und Reife aus. Er wird<br />

also den üblichen Versuchungen widerstehen<br />

müssen. Aber wenn es plötzlich um viel<br />

mehr geht, um den Ernst des Seins und der<br />

Liebe? Wenn eine andere, höhere Dimension<br />

sich auftut für zwei Menschen? Was ist<br />

dann barmherziger? Was ist Wahrheit?<br />

Muss noch angefügt werden, dass die Autorin<br />

den Leser mit reicher, disziplinierter<br />

Sprache sicher durch die Handlung führt?<br />

Präzise und doch zurückhaltend. Sie versteht<br />

ihr Handwerk seit langem, spielt mit<br />

dem Zauber der Erwartung. Bilder wechseln<br />

ab mit ernsten Gesprächen, überbordende<br />

Dramatik kommt nicht zu kurz ebensowenig<br />

wie ein kluger Humor. Immer wieder<br />

einmal sorgt eine unerwartete Unbekümmertheit<br />

der Ausdrucksweise für Entlastung<br />

und ein Lächeln des Lesers.<br />

Aussprüche anderer <strong>Autoren</strong> führen in die<br />

Kapitel ein, Gedichte nehmen uns mit, vornehmlich<br />

zu Rilke und zur Autorin selbst,<br />

um kaum Sagbares dem geliebten Partner<br />

mitzuteilen. Zitate in verschiedenen<br />

Sprachen, beiläufig eingestreut, sind mit<br />

leichter, sicherer Hand genau gesetzt. Eva<br />

Kittelmanns Roman, dessen Spannung erhöht<br />

wird durch eine durchaus kriminelle<br />

Rahmenhandlung, nimmt uns gefangen.<br />

Das unerwartete, im Sinne der Entwicklung<br />

folgerichtige Ende des Romans Die Aufgabe,<br />

scheint viel zu schnell gekommen. Joana<br />

und Laurent werden uns fehlen, ihr Bild<br />

wird lange in uns bleiben.<br />

Cordula Scheel<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 35


IGdA<br />

Aktivitäten der Mitglieder<br />

Angelika Zöllner und Werner Saemann<br />

zählen mit 5 anderen <strong>Autoren</strong> bei der politischen<br />

Spezialaufgabe des Literaturpodium-<br />

Wettbewerbes ‚Träume und Taten‘ zu den<br />

Gewinnern. Ihre Texte:<br />

A. Zöllner: Ausländer / W.Saemann: Macher<br />

wurden aus 718 Einsendungen prämiert.<br />

Werner Saemann konnte bei dieser Ausschreibung<br />

weitere Auszeichnungen erhalten.<br />

Ruth Gussy-Zillich<br />

wurde unter 10 Finalisten eingeladen, am 12.<br />

Mai <strong>2010</strong> bei ‚Dichter und Denker am Zauberberg‘<br />

am Semmering/Österreich zu Thema<br />

‚Glücksmomente‘ aus ihren Gedichten<br />

vortragen.<br />

Stefan Boris Birk<br />

hat sich entschlossen, an einer zweijährigen<br />

integrativen Schauspielweiterbildung in<br />

Freiburg/Breisgau teilzunehmen.<br />

Renate Weidauer<br />

wurde bei einer Lesung der ‚Bärlauch-Wochen‘<br />

mit dem ersten Preis ausgezeichnet.<br />

Nachtrag zu <strong>Heft</strong> 1/S. 36<br />

Luitgard Kasper-Merbach wurde mit Preis<br />

und Urkunde unter den besten 20 Beiträgen<br />

ebenfalls ausgezeichnet.<br />

Luitgard Kasper-Merbach und ihr Mann,<br />

Wolfgang Merbach (alias Zauberer Kludi)<br />

sind seit 1991 zugunsten des Fördervereins<br />

für tumor- und leukämiekranke Kinder Ulm<br />

e.V. tätig und haben bereits mehrere tausend<br />

Euro zugunsten des guten Zwecks gesammelt.<br />

Karl-Heinz Wienke<br />

hat nicht nur das interessante Buch ‚West<br />

+ Ost = Deutsch‘ herausgegeben, eine Anthologie<br />

mit lyrischen Erinnerungen an ein<br />

geteiltes Land (siehe Büchertisch), sondern<br />

auch bereits am 9.11.2009 im Niederlausitzer<br />

Sorbischen Dorfmuseum Bloischdorf am<br />

Felixsee eine interessante Lesung absolviert.<br />

Marion H. Fischer ist mit dem Text ‚Porträt‘<br />

in der Anthologie ‚In diesem Jahr und ein<br />

Leben lang‘ vertreten. (siehe Büchertisch)<br />

Fritz Klingler<br />

hat in der Literaturreihe ‚Leselust - eine Region<br />

liest‘ im Ansbacher Kunsthaus Reitbahn 3<br />

aus seinen Werken gelesen. Er spannte einen<br />

Bogen von Gesellschaftskritik zu lebensweiser<br />

Naturlyrik.<br />

Peter Dreyling<br />

las im Rahmen ‚Literatur in alten Mauern‘<br />

am 22. April <strong>2010</strong> im Bürgersaal/Wolfram-<br />

Eschenbach. Vielbeachtet die ‚Tihtung‘<br />

Wolframs, meisterlich vorgetragen und von<br />

einem interessierten Publikum sehr gut aufgenommen.<br />

Wentila De la Marre<br />

leitete 10 Jahre ‚Steirische <strong>Autoren</strong>‘ im Verband<br />

Geistig Schaffender und Österreichischer<br />

<strong>Autoren</strong>. 2008 wurde daraus ein<br />

eigenständiger Verein zur Förderung von<br />

Schriftstellern (konfessionell und parteipolitisch<br />

ungebunden). Sie organisiert zwei- bis<br />

dreimal monatlich Lesungen, Stadtspaziergänge,<br />

<strong>Autoren</strong>ausflüge und Schullesungen.<br />

Im Mai <strong>2010</strong> wurde die 2. Anthologie ‚Gereimt<br />

und ungereimt‘, in der 32 <strong>Autoren</strong> vorgestellt<br />

sind, präsentiert.<br />

‚Steirische <strong>Autoren</strong>‘ geben die Zeitschrift<br />

‚Die Feder‘ heraus, die weit über die Grenzen<br />

der Steiermark bekannt und geschätzt<br />

ist.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 36


IGdA<br />

Prof. Dr. Mario Andreotti<br />

hält im Rahmen des Turmbunds, Innsbruck,<br />

ein Schreibseminar am 9.6.<strong>2010</strong>.<br />

Am 8.6. hält er einen seiner geschätzten Vorträge<br />

an der Innsbrucker Universität.<br />

Gaby G. Blattl las in Graz im Rahmen eines<br />

Abends der ‚Steirischen <strong>Autoren</strong>‘ vor einem<br />

interessierte Publikum.<br />

Anneliese Korte organisierte Mitte Mai auf<br />

Usedom unter dem Titel ‚Stadt, Land, Literatur,<br />

Heimat - wo ist das‘ das jährliche Inseltreffen.<br />

Mit vielen anderen Besuchern nahm<br />

auch Antje E. Schnabl daran teil.<br />

Franz Preitler<br />

organisiert am 30. Oktober <strong>2010</strong> in Mürzzuschlag/Österreich<br />

den ‚1. Literaturtag‘ im<br />

Sportmuseum. Dies als Vorausschau.<br />

Details unter www.literaturtag.at<br />

Am 16. Juni <strong>2010</strong> hält er in Krieglach/Österreich<br />

einen Vortrag zur Biografie Toni Schruf<br />

(Weggefährte von Peter Rosegger)<br />

Gaby G. Blattl<br />

Ihr Lieblingsbuch ....<br />

Sie haben ein Lieblingsbuch - schreiben<br />

Sie an die Geschäftsstelle<br />

welches Buch<br />

warum wurde es ausgewählt<br />

wie ist es zum Lieblingsbuch<br />

geworden ?<br />

Manchmal entscheidet eine Zeile ...<br />

Sie schlagen ein Buch auf, eine Zeile<br />

nimmt Sie gefangen, Sie beginnen zu<br />

lesen - hält der Text, was er zunächst<br />

verspricht ? Lesen Sie weiter ? Wie<br />

wichtig ist die erste Zeile ?<br />

Schreiben Sie über Ihre Erfahrungen<br />

mit Büchern.<br />

Ihre Kommentare sollten jeweils 20<br />

Zeilen nicht überscheiten.<br />

Gaby G. Blattl<br />

Einfach zum Nachdenken ...<br />

In Wahrheit ist man nicht so - oder so<br />

sondern immer, wenn man mit einem anderen Menschen<br />

in Berührung tritt, schlägt dieser andere in einem<br />

einen ganz bestimmen oder auch ganz unbestimmten Ton an<br />

und so ist man - dann<br />

Daniel Schmid, Regisseur (1941-2006)<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 37


IGdA<br />

1 Leonce- und Lenapreis <strong>2010</strong><br />

Wettbewerbe<br />

3 Evangelischer Literaturpreis<br />

Die Stadt Darmstadt schreibt für das Jahr<br />

2011 erneut den Leonce-und-Lena-Preis in<br />

Höhe von 8.000 Euro und die Wolfgang-<br />

Weyrauch-Förderpreise in Höhe von insgesamt<br />

8.000 Euro für deutschsprachige Lyrik<br />

aus. Teilnehmen können AutorInnen, die<br />

nicht vor 1975 geboren sind. Bewerbungen<br />

mit max. 12 unveröffentlichten Gedichten<br />

an: Wissenschaftsstadt Darmstadt, Kulturamt,<br />

Frau Kanita Hartmann, Frankfurter<br />

Str. 71, 64293 Darmstadt, Tel. 06151-13 33<br />

37 oder – bevorzugt erwünscht – online. Es<br />

bleibt den Bewerbern überlassen, ob sie auf<br />

den einzelnen Gedichten ihren Namen vermerken.<br />

Infos und Onlinebewerbung: http://<br />

www.literarischer-maerz.de/wettbewerb.<br />

php,<br />

Einsendeschluss: 15. September <strong>2010</strong>.<br />

2 Literaturkollegium Brandenburg<br />

e.V. – Lyrikwettbewerb <strong>2010</strong><br />

Das Literaturkollegium Brandenburg e.V.<br />

ruft alle BrandenburgerInnen auf, lyrische<br />

Arbeiten einzureichen. Das Thema lautet:<br />

„Beständigkeit und Wandel“. Voraussetzung<br />

sind selbstverfasste Texte bis zu sechs<br />

Gedichten. Manuskripte sind in fünffacher<br />

Ausfertigung anonym per Post, nicht per E-<br />

mail, einzusenden, der Absender besteht nur<br />

aus dem Wort "Literaturwettbewerb <strong>2010</strong>".<br />

Im Brief wird ein verschlossener Umschlag<br />

beigelegt, außen mit Kennwort versehen.<br />

Adresse, Alter und Beruf des Verfassers sind<br />

nur innen anzugeben. Auf den Manuskripten<br />

dürfen nur der Titel des Textes und das<br />

selbst gewählte Kennwort stehen. Die Teilnehmer<br />

sind verpflichtet, bis zum Tag der<br />

Preisvergabe ihre Arbeiten nicht zu veröffentlichen.<br />

Es gibt keine Altersbeschränkung.<br />

Dotierung: 500 Euro. Manuskripte<br />

an: Literatur-Kollegium Brandenburg e.V.,<br />

Charlottenstraße 31, 14467 Potsdam. Infos:<br />

http://www.literaturkollegium.de/<br />

pageID_7546746.html,<br />

Einsendeschluss: 31.8.<strong>2010</strong><br />

Das Forum Evangelischer Literaturpreis als<br />

Veranstalter ist ein Netzwerk der Ev. Kirchengemeinde<br />

Lokstedt in Hamburg, der<br />

Ev. Akademie der Nordelbischen Kirche<br />

und weiteren Partnern. Gesucht werden die<br />

besten (unveröffentlichten) Kurzgeschichten<br />

zum Thema: Umkehren. ‚Umkehren – vielleicht<br />

eine tiefe Erkenntnis, die zum Positionswechsel<br />

führt, ein neuer Blick oder ein<br />

biographischer Bruch mit dem Alten…vielleicht<br />

eine Sinneswandlung, eine Verwandlung<br />

oder das Aufzeigen einer gesellschaftlichen<br />

Erneuerung…’. Der Wettbewerb ist<br />

offen für alle deutschsprachigen AutorInnen.<br />

Dotierung: 1. Preis - 3000 Euro, 2. Preis<br />

- 2.000 Euro. Ein Förderpreis für Schüler<br />

wird ausgelobt in Höhe von 1.000 Euro. Es<br />

gibt keine Altersbeschränkung für die ersten<br />

beiden Preise. Den Förderpreis können<br />

SchülerInnen des Schuljahres 2009/<strong>2010</strong><br />

(Altersgrenze 20 Jahre) erhalten. Die Einsendung<br />

eines Textes bedeutet das Einverständnis,<br />

ihn ggf. bei der Preisverleihung am<br />

18. September öffentlich vorzulesen und ihn<br />

für die Veröffentlichung einer Anthologie<br />

honorarfrei zur Verfügung zu stellen. Pro<br />

TeilnehmerIn kann eine unveröffentlichte<br />

Kurzgeschichte eingereicht werden mit 7-10<br />

Normseiten zu je 30 Zeilen und 60 Anschlägen,<br />

max. 25.000 Zeichen (incl. Leerzeichen).<br />

Die Texte müssen – mit Kennwort anonymisiert<br />

- in fünffacher Ausfertigung und einem<br />

digitalen Datenträger per Post geschickt<br />

werden an: Forum Evangelischer Literaturpreis,<br />

bei der Lutherbuche 36, D- 22529<br />

Hamburg. Der Absender ist anzugeben.<br />

Auch auf den Datenträgern darf kein Verfassername<br />

angegeben werden. Gesondert<br />

wird ein Personalbogen erbeten mit Anschrift,<br />

Tele- fon und E-Mail, (SchülerInnen<br />

geben bitte ihr Geburtsjahr an). Umschlag,<br />

Texte, Da- tenträger und der Personalbogen<br />

sind mit einem fünfstelligen Passwort zu<br />

versehen. Infos:http://www.evangelischerliteraturpreis.de/<br />

-<br />

Einsendeschluss: 30.06.<strong>2010</strong>.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 38


IGdA<br />

4 Bestes Wirtschaftsbuch <strong>2010</strong> gesucht<br />

Die Partner Handelsblatt, Booz & Company<br />

und die Frankfurter Buchmesse schreiben<br />

den Deutschen Wirtschaftbuchpreis <strong>2010</strong><br />

aus. Der Preis würdigt deutschsprachige<br />

<strong>Autoren</strong>, die in ‚beispielhafter Weise das<br />

Thema Wirtschaft behandeln und dem<br />

interessierten Publikum ökonomische Zusam-<br />

menhänge vorbildlich und verständlich<br />

nahe bringen’. Dotierung: 10.000 Euro.<br />

Der Preis wird im Rahmen der Frankfurter<br />

Buchmesse verliehen. Die zehn Titel, die es<br />

auf die Shortlist geschafft haben, stellt das<br />

Handelsblatt ausführlich vor.<br />

Jeder Verlag kann sich mit max. drei Titeln<br />

bewerben. Die Bücher müssen zwischen<br />

Oktober 2009 und September <strong>2010</strong><br />

in Erstauflage erschienen sein/erscheinen.<br />

Keine Übersetzungen! <strong>Autoren</strong> können sich<br />

nicht persönlich bewerben. Um die größtmögliche<br />

Aktualität zu ermöglichen, können<br />

Verlage auch Titel zur Teilnahme anmelden,<br />

die zum Zeitpunkt der Bewerbung<br />

noch nicht als gedrucktes Buch vorliegen.<br />

In diesem Fall muss der Verlag zusammen<br />

mit dem Anmeldebogen die Fahnen oder<br />

das Manuskript einreichen. Alle Bücher<br />

müssen einschließlich folgender Angaben<br />

eingereicht werden: Eine kurze Inhaltsangabe,<br />

ein Pressedossier zum Autor und dessen<br />

Buch, ein reprofähiges <strong>Autoren</strong>foto(digital,<br />

honorarfrei) und ein reprofähiges Bild des<br />

Buchcovers (honorarfrei). Einsendungen an:<br />

Handelsblatt GmbH Deutscher Wirtschaftsbuchpreis,<br />

Frau Jutta<br />

Strotjohann-Peters, Kasernenstraße 67,<br />

40213 Düsseldorf. Näheres: htto://www.<br />

handelsblatt.com/wirtschaftsbuchpreis/ -<br />

Deutscher Wirtschaftsbuchpreis <strong>2010</strong>: Das<br />

Anmeldeformular.<br />

Einsendeschluss: 30.6.<strong>2010</strong>.<br />

5 275 Jahre Commerzbibliothek -<br />

Kurzgeschichten-Wettbewerb<br />

Ein Kriminalfall für die Commerzbibliothek.<br />

Wirtschaft und Verbrechen sind für<br />

Au-toren seit jeher ein interessantes Feld<br />

für Ge- schichten. Die älteste Wirtschaftsbibliothek<br />

der Welt wünscht sich zum 275.<br />

Jahrestag von Hamburger <strong>Autoren</strong> Neues<br />

zum Thema Tod in der Commerzbibliothek.<br />

Teilnehmer, die die Bibliothek vor Ort<br />

erleben und sich hier Ideen holen wollen,<br />

können die ‚Inspirations-Station’ besuchen.<br />

Man findet dort Bau- pläne der ‚Alten Commerzbibliothek’,<br />

Zei- tungsartikel aus dem<br />

Jahr 1735, Auszüge aus historischen Hamburger<br />

Adressbüchern, Fotos u. a.. Dabei<br />

ist den Verfassern überlassen, ob sie ihren<br />

Krimi im Gründungsjahr der Bibliothek,<br />

in der Gegenwart oder dazwischen ansiedeln.<br />

Der Tatort allerdings soll die Commerzbibliothek<br />

sein mit einer inhaltlichen<br />

Beziehung zum Jahr 1735. ‚Hat das Opfer<br />

vorher eine Seereise unternommen, Freunde<br />

im eleganten Kontorhaus getroffen oder<br />

im Büchermagazin etwas gesucht? Ist eine<br />

Zeitungsanzeige aus dem Jahr 1735 der Auslöser<br />

für das Verbrechen? Verbirgt sich ein<br />

dunkles Geheimnis hinter den im Jahr 1755<br />

verschwundenen Büchern? Oder spielt ein<br />

Bücherschädling mit dem Namen „Totenuhr“<br />

eine unheilvolle Rolle?’ Die AutorInnen<br />

suchen sich fünf Begriffe aus folgender Liste<br />

aus, die in ihrer Geschichte in loser Reihenfolge<br />

auftauchen müssen: Atlas, Buchbinder,<br />

Bibliothekarin, Commerzdeputaton, Lesesaal,<br />

Ratsweinkeller, Convoyschiff, Kontor,<br />

Kaufmann Bartholomäus Wieck. 1. Preis: 275<br />

Euro. Der Umfang des unveröffentlichten<br />

Kurzkrimis sollte 5 Normseiten nicht überschreiten<br />

(max. 1.800 Zeichen, 30 Zeilen zu<br />

je 60 Anschlägen). Nur ausgedruckte Manuskripte<br />

in dreifacher Ausfertigung, keine<br />

E-Mails! Einsendungen an: Handelskammer<br />

Hamburg, Commerzbibliothek, Dagmar<br />

Groothuis, Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg.<br />

Infos: www.commerzbibliothek.de -<br />

Einsendeschluss: 2. August <strong>2010</strong>.<br />

6 Wasser-Fest – Texte zu Jahreszeiten<br />

‚...wenn Wasser in irgendeiner Form in<br />

Ihrer Geschichte oder in Ihrem Gedicht<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 39


IGdA<br />

vorkommt. Zwischen Tautropfen und<br />

Weltmeer ist doch einiges denkbar...’. Eine<br />

Geschichte oder ein Gedicht, die ‚wasserfest’<br />

sind. Ideenwitz und sprachliche<br />

Gestaltungsfreude haben bei der Auswahl<br />

der noch unveröffentlichten Texte, die auf<br />

schreibschon.de publiziert werden, eine<br />

gute Chance. Herausragende Texte werden<br />

schon vor dem Einsendeschluss auf der<br />

Homepage anonym veröffentlicht. Anschließend<br />

nehmen sie an der Endbewertung teil.<br />

Einzureichen sind eine Kurzgeschichte und/<br />

oder - ggf. zusätzlich - ein bis drei Gedichte.<br />

Die Gewinner werden Anfang November<br />

per E-Mail benachrichtigt. Eine fachkundige<br />

Jury ist bestellt. Die Preisträger haben<br />

im November die Möglichkeit, im Rahmen<br />

einer feierlichen Veranstaltung ihre Kurzgeschichte/<br />

ihr Gedicht vorzutragen, auch<br />

werden die Siegertexte auf www.schreibschon.de<br />

veröffentlicht. Sponsoren haben<br />

sich bereit erklärt, Preise zu stiften sowie für<br />

entfernt wohnende Preisträger Übernachtungsmöglichkeiten<br />

zu schaffen. Einsendungen<br />

per Post können nicht berücksichtigt<br />

werden.<br />

Geschichten<br />

Kurzgeschichten werden vom Schreibkreis<br />

“Schreibschon” betreut. Es darf nur eine unveröffentlichte<br />

Geschichte mit je höchstens<br />

14.000 Zeichen im DOC- oder RTF-Format<br />

eingesandt werden an: info@schreibschon.<br />

de.<br />

Gedichte<br />

Gedichte werden vom “<strong>Autoren</strong>kreis Allgäu”<br />

betreut. Es können bis zu drei unveröffentlichte<br />

Gedichte mit je höchstens 1.500<br />

Zeichen im DOC- oder RTF-Format eingesandt<br />

werden an: autorenkreis-allgaeu@tonline.de<br />

Infos: http://www.schreibschon.de/<br />

Einsendeschluss: 3. Oktober <strong>2010</strong>.<br />

7 Hamburger Haiku Verlag sucht<br />

Katzen-Haiku<br />

Der Hamburger Haiku Verlag sucht Katzen-Haiku.<br />

Die Haiku ‚sollen Katzen in<br />

ihren Eigenheiten, Wesenszügen, in ihren<br />

Umgangsformen, ihren Lebensbezügen<br />

sowie Lebensgewohnheiten zeigen’. Traditionelle<br />

Haiku im Stile 5-7-5, verbunden mit<br />

einem Jahreszeitenmotiv, sind genauso willkommen<br />

wie freie Formen. Daneben werden<br />

Fotos von Katzen in allen oben geschilderten<br />

Bereichen gesucht. (Keine Bilder einsenden<br />

mit digitaler Haiku-Einarbeitung). Mit den<br />

eingereichten - unveröffentlichten - Haiku<br />

und Fotos gestattet der Autor dem Hamburger<br />

Haiku-Verlag, seine Werke für eine<br />

Druckproduktion zu verwenden. Die 12<br />

besten Texte werden für den Kalender 2011<br />

ausgewählt. Jeder Preisträger – von Haiku<br />

ebenso wie von Fotos - erhält einen Kalender.<br />

Darüber hinaus gibt es eine Anthologie,<br />

in der ca.100 Haiku veröffentlicht werden.<br />

Einsendungen nur online! Infos und Anmeldeformular:<br />

http://www.haiku.de/index.<br />

php?menuid=140 -<br />

Einsendeschluss: 21. September <strong>2010</strong>.<br />

Anthologie<br />

‚Jahrbuch der Lyrik’ mit neuer Verlagsheimat<br />

Das Jahrbuch der Lyrik wird glücklicherweise<br />

nun doch fortgesetzt und hat eine<br />

neue Verlagsheimat gefunden, die Deutsche<br />

Verlags-Anstalt. Das 28. Jahrbuch wird zur<br />

Leipziger Messe 2011 erscheinen. Mitherausgeberin<br />

ist Kathrin Schmidt, die gerade<br />

den Gedichtband Blinde Bienen veröffentlicht<br />

hat und 2009 mit dem Deutschen<br />

Bücherpreis ausgezeichnet wurde. Kathrin<br />

Schmidt und Christoph Buchwald laden ein,<br />

unveröffentlichte oder in Zeitschriften oder<br />

Zeitungen veröffentlichten Gedichte – max.<br />

zehn - zuzuschicken. Einsendungen an:<br />

lyrikjahrbuch@dva.de. per word-doc oder<br />

pdf (es können keine Einsendungen auf<br />

Papier berücksichtigt werden!). Jedes Gedicht<br />

bitte auf einem gesonderten ‚Blatt’, auf<br />

dem jeweils der Name stehen muss. Für die<br />

Biobibliographie werden auf gesondertem<br />

‚Blatt’ folgende Angaben erbeten: Name, Geburtsjahr,<br />

Wohnort, die beiden letzten lieferbaren<br />

Gedichtbände (Titel, Erscheinungsort,<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 40


IGdA<br />

Verlag, Erscheinungsjahr). Anstelle eines<br />

Honorars werden drei Belegexemplare bei<br />

Abdruck angeboten. Die Herausgeber laden<br />

ebenfalls dazu ein, mit poetologischen Bemerkungen<br />

oder essayistischen Betrachtungen<br />

zum Stand der lyrischen Dinge zu den<br />

Nachbemerkungen des Jahrbuchs beizutragen.<br />

Sie ermuntern dazu, auch jüngere Kollegen<br />

auf die Ausschreibung aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Infos:http://lyrikline.wordpress.<br />

com/<strong>2010</strong>/04/16/das-jahrbuch-der-lyrik-hateine-neue-verlagsheimat/<br />

Einsendeschluss: 15. Juni <strong>2010</strong>.<br />

Stipendien<br />

1 Inselschreiber –Stipendium2011<br />

Zum Thema ‚Am Ende’ schreibt die Stiftung<br />

kunst:raum sylt quelle bereits zum 11.<br />

Mal das ‚Sylt-Quelle Literaturstipendium<br />

Inselschreiber’ für deutsch-sprachige AutorInnen<br />

aus. Das Stipendium bietet acht<br />

Wochen Aufenthalt auf der Insel Sylt, kostenfreies<br />

Wohnen in einem komfortablen<br />

2-Zimmer-Appartment auf dem reizvollen<br />

Gelände der Sylt-Quelle in Rantum/Sylt und<br />

eine einmalige Zahlung von 2.500 Euro. Es<br />

besteht Präsenzpflicht sowie Verpflichtung<br />

zu einer Lesung. Die übrige Zeit steht der<br />

künstlerischen Arbeit zur freien Verfügung.<br />

Bewerben können sich deutschsprachige<br />

<strong>Autoren</strong>/innen, die bereits in Buchform<br />

publiziert haben, unabhängig von Alter<br />

oder Staatsangehörigkeit. Ein Lebenslauf,<br />

ein noch unveröffentlichter Essay oder<br />

eine noch unveröffentlichte Erzählung von<br />

ca. 4 Seiten Länge sind beizufügen. Der<br />

Preisträger/die Preisträgerin wird Anfang<br />

September bekannt gegeben. Einsendungen<br />

nur per e-mail an: Stiftung kunst:raum sylt<br />

quelle, Stichwort:Inselschreiber, Hafenstraße<br />

1, | 25980 Sylt/Rantum,e-mail: bewerbung@<br />

inselschreiber.de. Tel. +49(4651)92033. Infos:<br />

http://www.kunstraum-syltquelle.de/de/inselschreiber/index.php,<br />

Einsendeschluss: 30.6.<strong>2010</strong>.<br />

2 Dorfschreiber in Eisenbach 2011<br />

Auch 2011wird ein Dorfschreiberstipendium<br />

angeboten, diesmal mit dem Schwerpunkt:<br />

TATORT Eisenbach. Die Ausschreibung<br />

steht unter dem Thema Drehbuch,<br />

Skript für Fernsehen, Film & Theater. Der<br />

Förderkreis Kreatives Eisenbach e.V. vergibt<br />

ein dreimonatiges Stipendium an deutschsprachige<br />

Drehbuch-AutorInnen und/oder<br />

an Stu- denten von Fachhochschule, Hochschule<br />

und Filmakademie, wobei die Verbindung<br />

zwischen Text und Bild, (Fernseh-)<br />

Film, Video-Clip etc. durchaus erwünscht<br />

ist. Der Förderkreis wünscht einen lebendigen<br />

Austausch zwischen AutorIn und der<br />

Bevölkerung in Eisenbach. Es wird erwartet,<br />

daß der Autor/die Autorin die Zeit am Ort<br />

verbringt, etwas Neues schreibt, zu Lesungen<br />

und Workshops bereit ist sowie Kontakt<br />

mit interessierten Personen und örtlichen<br />

Institutionen sucht. Eisenbach ist ein Dorf<br />

im Hochschwarzwald. Für den Gastaufenthalt<br />

steht eine Wohnung bereit sowie ein<br />

Stipendium von 3 000 €. Führerschein und<br />

ein fahrbarer Untersatz sind erwünscht.<br />

BewerberInnen werden gebeten, Texte bis<br />

max. 10 Seiten, evtl. kleine Filmszenen in<br />

Form von DVDs, CD-Roms in fünffacher<br />

Ausfertigung mit der Erlaubnis zur Veröffentlichung<br />

sowie eine gesonderte Bio-<br />

Bibliographie einzusenden an: Förderkreis<br />

Kreatives Eisenbach e.V., Dr. Jürgen Holtz,<br />

Oberer Herrenberg 18, D-79871 Eisenbach,<br />

Tel.: +49-(0)7657-1861, Mail: juergen.holtz@<br />

googlemail.com. Infos: www.kreativeseisenbach.de.<br />

Einsendeschluss: 30.10.<strong>2010</strong>.<br />

10 Jahre Anthologie<br />

Angelika Zöllner<br />

Gedichte lieben - ein Motto, das sich Dr.<br />

Björn Benken aus Braunschweig vor 10 Jahren<br />

auf die Fahne geschrieben hat. Er will<br />

sie nicht allein lieben, sondern andere daran<br />

teilhaben lassen - entweder als Leser von<br />

Gedichtbesprechungen oder als Interpret<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 41


IGdA<br />

seines Lieblingsgedichtes im Umfang von<br />

150 bis 1000 Worten. Um sich ein Bild davon<br />

zu machen, schlage man die Internetseiten<br />

unter hppt://www.benken.com, Inhalt Anthologie<br />

auf. Zum 10-jährigen Geburtstag<br />

darf man gratulieren und für die nächsten 10<br />

Jahre alles Gute wünschen.<br />

Um eine öffentliche Diskussion zu führen,<br />

hat Benken seine ‚Anthologie‘ mit zwei<br />

Rubriken eingerichtet. ‚Gedichtbesprechungen‘<br />

und ‚Mein Lieblingsgedicht‘. Jeder, der<br />

es möchte, soll Gelegenheit haben, an der<br />

Einstellung einer kommentierten Internet-<br />

Anthologie dabei zu sein und führt im<br />

Abschnitt ‚Fragen und Antworten‘ seine<br />

Spielregeln auf, gibt Hinweise für jene, die<br />

Interesse haben, eigene Beiträge (Kommentare,<br />

Besprechungen nicht eigener Gedichte)<br />

einzureichen. Darüber hinaus führt er eine<br />

zweite Rubrik, wo er oder sie ein Lieblingsgedicht<br />

benennen kann. Etwa 40 Vorschläge<br />

finden sich darin. Schauen Sie selbst, welche<br />

‚Lieblinge‘ hier auftauchen. Vielleicht ist<br />

auch bald ihr oder sein Vorschlag dabei.<br />

Die Anthologie ist seit Juni 2000 im Netz<br />

und hat in diesem Jahr ihr 10-jähriges Besehen.<br />

Derzeit (Mai <strong>2010</strong>) sind 14 Besprechungen<br />

veröffentlicht. Der Herausgeber macht<br />

selbst keinerlei Werbung für das Projekt und<br />

überlässt es sich selbst, inwieweit die Anthologie<br />

wächst. Er fordert auf, Mut zu fassen.<br />

Vielleicht hat sie oder er auch ein Gedicht,<br />

das ihr oder ihm besonders am Herzen liegt,<br />

und ihre oder seine Interpretation findet den<br />

Weg zur Anthologie. Ich habe es probiert<br />

und es hat funktioniert.<br />

Willi Volka<br />

Berichte<br />

Ostern in Philippine<br />

Über Einladung von Waltraut de Willigen<br />

fand zu Ostern <strong>2010</strong> ein Treffen einiger Mitglieder,<br />

Irmentrut ter Veer, Sabine Vess, und<br />

mir statt.<br />

In diesen mehrtätigen Gesprächen wurde angeregt,<br />

- das Miteinander auch dadurch zu fördern,<br />

im Herzstück der IGdA, der Zeitung, zu den<br />

Namen der <strong>Autoren</strong> auch deren Wohnort<br />

anzugeben. Das sollte die Kommunikation<br />

wesentlich erleichtern. E-mailadressen, Telefonnummern<br />

sind in der Geschäftsstelle zu<br />

erfragen. Wer nicht kontaktiert werden will,<br />

kann das angeben.<br />

- Angeregt wurde auch, verschiedene literarische<br />

Themen zu behandeln, wie beispielsweise<br />

RAP, etc.<br />

- In der Edition IGdA ist erst ein Buch erschienen.<br />

Wir wollen diesen Service für unsere<br />

Mitglieder weiter ausbauen.<br />

- Ein weiterer Almanach ist für <strong>2010</strong>/2011<br />

vorgesehen. Da die Vorfinanzierung erst zu<br />

klären ist, wird das entsprechende Konzept<br />

in der Ausgabe 3/<strong>2010</strong> publiziert.<br />

Es hat sich gezeigt, dass es - wie bereits in<br />

Geiselwind 2008 zum Ausdruck gebracht -<br />

einen starken Wunsch nach ‚Miteinander‘<br />

gibt. Dem werden wir Rechnung tragen.<br />

IGdA in Wien<br />

Am 8.4. <strong>2010</strong> konnten wir erfolgreich einen<br />

weiteren literarischen Abend veranstalten.<br />

Helmfried Knoll, unser Ehrenmitglied, wurde<br />

unglaubliche 80 Jahre und ist seit 40 Jahren<br />

Mitglied. Das sollte und musste gewürdigt<br />

werden. Er las einen sehr interessanten<br />

Text über das Leben ‚hüben und drüben‘<br />

(Tschechien/Österreich) und führte uns von<br />

der Vergangenheit ins Heute. Er schloß mit<br />

einem Gedicht über seinen Unruhestand.<br />

Othmar Seidner schloß den Abend mit<br />

Ungedrucktem und Gedrucktem aus seinen<br />

Gedichten ab. Der Abend wurde vom Publikum<br />

sehr gut aufgenommen, ebenso wie das<br />

aktuelle <strong>Heft</strong> unserer Zeitung.<br />

Im Herbst <strong>2010</strong> folgen weitere literarische<br />

Abende. Der Einladung nach Wien folgen<br />

im September Waltraut de Willigen<br />

im Oktober Irmentraut ter Veer<br />

im November Johanna Klara Kuppe<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 42


IGdA<br />

Frühlingstreffen in Berlin 6. - 9. Mai <strong>2010</strong><br />

Karin Manke hatte es - wie im Vorjahr - wieder<br />

übernommen, das Treffen zu organisieren.<br />

Wieder konnten wir in den Räumen des<br />

Rathauses Johannisthal lesen, diskutieren,<br />

etc. Der erste Abend verlief sehr harmonisch<br />

im kleinen Kreis.<br />

Am 2. Tag erfuhren wir ausführlich über Leben<br />

und Werk von Franz Frühmann (1922-<br />

1984). Nach dem Referat folgten zahlreiche,<br />

ergänzende Angaben von den Mitgliedern.<br />

Gestärkt von einem köstlichen Mittagstisch<br />

fuhren wir nach Berlin-Schmöckwitz, konnten<br />

in einem Ausflugslokal eines Segel-Clubs<br />

sein und die Stille dort genießen. Karin Manke<br />

hatte - ebenfalls wie im vergangenen Jahr -<br />

einen besonders schönen Platz für uns ausgesucht.<br />

Beendet wurde der Abend im Rathaus<br />

Johannisthal mit der Lesung zweier Berliner<br />

Autorinnen. Sie gaben beide Proben ihres<br />

Könnens in Prosaarbeiten ab.<br />

Höhepunkt war der 3. Tag! Lyrikworkhop<br />

von/mit Hermann Wischnat. Sorgfältig ausgewählte<br />

Gedichte wurden gelesen, besprochen.<br />

Darüberhinaus lieferte der Leiter des<br />

Workshops zahlreiche Hinweise auf entsprechende<br />

Literatur. Seelisch bereichert gingen<br />

wir zum Mittgstisch.<br />

Am frühen Abend lasen von den anwesenden<br />

Mitgliedern K.A. Gisch, W. Riedel, H.<br />

Wischnat, V. Wille vor einem sehr interessierten<br />

Publikum. Damit ist das Treffen ausgeklungen.<br />

Als kleine Überraschung wurden von Waltraut<br />

de Willigen für alle Teilnehmer Tischsets<br />

kreiert, die Bezug auf das IGdA-Treffen<br />

nehmen .<br />

Näheres zu Tischsets mit ISBN (die einzigen<br />

in Europa) finden Sie unter www.vonkendans.nl<br />

(Die neue Version ist ab Mitte Juni <strong>2010</strong><br />

abrufbar.)<br />

Gaby G. Blattl<br />

Das Treffen in Schlüsselfeld ist nicht mehr fern.<br />

Anreise mit dem Auto: A3 Nürnberg-Würzburg, Ausfahrt Schlüsselfeld, mit der Bahn bis<br />

Bamberg, Oberfranken. Bitte dem Organisator Ankunftszeit angeben, da ein Shuttleservice<br />

eingerichtet wird. Fahrzeit ca. 45 Minuten (Taxi kostet € 50.-)<br />

Zur Erinnerung die Unterkunftsmöglichkeiten:<br />

Gasthof Herderich, 96132 Schlüsselfeld-Attelsdorf 11, Tel: 09552-6547, Fax:09552-6547<br />

mail: willkommen@gasthof-herderich.de<br />

Gasthof Sternbräu, 96132 Schlüsselfeld-Elsendorf, Braugasse 2, Tel: 09552-310,<br />

Fax: 09552-6257, mail: info@landgasthof-sternbräu.de<br />

Buchungen unter dem Kennwort: Dichter<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 43


Sehr geehrtes Mitglied,<br />

IGdA<br />

Einladung zur Jahreshauptversammlung<br />

hiermit lade ich Sie herzlich zur diesjährigen Jahreshauptversammlung ein.<br />

Sie findet am Freitag, dem 24. September <strong>2010</strong> um 16 Uhr im Stadtmuseum Schlüsselfeld<br />

statt.<br />

Tagesordnung<br />

1. Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden<br />

2. Feststellung der satzungsgemäßen Einladung und Beschlussfähigkeit<br />

3. Bericht des 1. Vorsitzenden<br />

4. Bericht der Geschäftsführerin<br />

5. Bericht des Schatzmeisters<br />

6. Bericht der Kassenprüfer<br />

7. Aussprache über die Berichte<br />

8. Entlastung des Vorstands für 2009<br />

9. Wahl der Kassenprüfer<br />

10. Verleihung der Rudolf-Descher-Feder<br />

11. Tagungsort der Jahreshauptversammlung 2011<br />

12. Verschiedenes<br />

Ich würde mich freuen, wenn ich Sie möglichst zahlreich in Schlüsselfeld begrüßen<br />

könnte.<br />

Herzliche Grüße<br />

Gez. Othmar Seidner, 1. Vorsitzender der IGdA<br />

Programm:<br />

Donnerstag, 23. September <strong>2010</strong><br />

Jahreshauptversammlung <strong>2010</strong><br />

bis 17:00 Uhr einchecken im jeweiligen Gasthof / Hotel<br />

17:30 Uhr Begrüßung der Teilnehmer durch den 1. Vorsitzenden der IGdA,<br />

Othmar Seidner im Stadtmuseum Schlüsselfeld<br />

18:00 Uhr Empfang im Rathaus durch den 1. Bürgermeister oder dessen Vertretung mit<br />

Informationen über die Stadt<br />

19:00 Uhr Abendessen und gemütliches Zusammensein mit ‚Wer was zu sagen hat‘,<br />

Lesung nach Gusto<br />

Freitag, 24. September <strong>2010</strong><br />

09:15 Uhr Lesungen in Schulen (bitte Bereitschaft erklären). Alternativ für die Anderen<br />

Stadt- und Museumsführung - Sonderausstellung alte Maße und Gewichte<br />

um 1810<br />

12:00 Mittagessen<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 44


IGdA<br />

13.30 Uhr Vorstandssitzung<br />

15:00 Uhr Jahreshauptversammlung im Stadtmuseum unter der Leitung<br />

des 1. Vorsitzenden, O. Seidner<br />

18:00 Uhr öffentliche Lesung - Thema ‚Visionen‘.<br />

ca. 19:00 Uhr Abendessen<br />

Samstag, 25. September <strong>2010</strong><br />

10:30 Uhr Brauereiführung: Oberfrankens beste Seite<br />

12:00 Uhr Mittagessen<br />

16:00 Uhr Lyrik-Werkshop unter der Leitung von Hermann Wischnat<br />

19:00 Uhr Abendessen<br />

20:00 Uhr öffentliche Veranstaltung im Stadtmuseum oder bei großer Beteiligung<br />

im Pfarrsaal. Titel : Musik und Poesie. Thema ist durch das Kulturprogramm<br />

KisS (Kultur im südlichen Steigerwald) vorgeschrieben. „Visionen“ Es<br />

bekommen 10 <strong>Autoren</strong> Lesezeit, dazwischen Musik der Gruppe ‚Just friends‘<br />

Sonntag, 26. September <strong>2010</strong><br />

Nach dem Frühstück zum Ausklang gemeinsames Zusammensein im Stadtmuseum, an<br />

dem Tag findet ein Programm zur 200-jährigen Okkupation Schlüsselfelds an Bayern statt.<br />

Anschließend individuelle Abreise der Teilnehmer<br />

(Änderungen vorbehalten), Gäste sind herzlich willkommen!<br />

Ausrichter des Treffens: Wilfried Auer, Kellerbergring 30, 96132 Schlüsselfeld-Elsendorf;<br />

Tel: 09552-1763, Fax: 09552-922230, mobil: 017683161800 mail: friedel-poet@gmx.de<br />

Texte für den Workshop von Hermann Wischnat bis zum 31. August <strong>2010</strong> an die<br />

Geschäftsstelle.<br />

Bitte Anmeldecoupon ausschneiden und bis spätestens 30. August <strong>2010</strong> an Wilfried Auer<br />

(Adresse siehe oben<br />

Ich nehme am Treffen in Schlüsselfeld mit _________ Person/en teil.<br />

Ich nehme teil an:<br />

einer Lesung in der Grundschule am …. um ….<br />

einer Lesung im Gymnasium am …. um …<br />

einer öffentlichen Lesung am 24.9.<strong>2010</strong><br />

der Lesung zum öffentlichen Festakt der IGdA am 25.9.<strong>2010</strong><br />

Ich benötige den Shuttle-Service ab Bahnhof Bamberg.um …… Uhr<br />

__________ __________________________ __________________<br />

Datum Name, Vorname Unterschrift<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 45


IGdA<br />

Anstelle eines Leserbriefes heute ein kurzer<br />

Bericht über einen Besuch in Wien von<br />

Luitgard Kasper-Merbach<br />

Wiedersehen in Wien<br />

So schnell kann‘s gehen: Im letzten Brief<br />

schrieb Helmfried Knoll noch, ob wir uns<br />

bald mal wiedersehen würden. Und nun<br />

halten wir tatsächlich unsere Flugtickets<br />

in den Händen. Ein Weihnachtsgeschenk<br />

unserer Söhne. Wien wird unser<br />

Ziel sein. Und die Aussicht, „unsere<br />

Wiener“ Luitgard die I. und Helmfried<br />

wiederzusehen und Helmfried persönlich<br />

nachträglich zum runden Geburtstag zu<br />

gratulieren ist einfach verlockend.<br />

Wie lange ist das schon her, dass wir uns<br />

kennen lernten? Mit meinem Eintritt in<br />

die IGDA im Jahr 1988 entwickelte sich<br />

schnell ein recht intensiver Briefkontakt.<br />

Zwischen Wien und Schussenried flattern<br />

die Briefe hin und her. Die Zeilen machen<br />

neugierig. Wir erfahren so viel von<br />

Helmfried, ehemals 1. Vorsitzender der<br />

IGDA, fünffacher Familienvater, Großvater<br />

und engagierter Wanderfreund und<br />

Literat und seiner lieben, viel beschäftigten<br />

Luitgard. Wir wissen voneinander, teilen<br />

Freud und Leid, nehmen an Entwicklungen<br />

teil. Und wir freuen uns über gemeinsame<br />

Buchprojekte, die gemeinsame Arbeit an<br />

der Weihnachtsanthologie „Winterlichter“<br />

und der Traueranthologie „Ich gebe meiner<br />

Trauer Atem“.<br />

Er ließ es sich nicht nehmen, die Laudatio<br />

zu halten oder zu verfassen. Und er<br />

begleitete mich gedanklich auf so vielen<br />

Wegen.<br />

Und dann ist er da, der Tag unseres<br />

Wiedersehens in der charmanten Stadt<br />

Wien. Treffpunkt ist der Stephansdom.<br />

Und wir erkennen uns natürlich sofort<br />

und begrüßen uns sehr herzlich und in<br />

alter Vertrautheit. Seele, Geist und Körper<br />

werden rührend umsorgt. Wunderbare<br />

Stunden in der Bahn und im Bus, eine<br />

Einladung zu einem gemeinsamen<br />

Mittagessen und ein unvergleichlich<br />

schöner Ausblick auf Wien. Immer<br />

wieder die hilfreichen Erklärungen und<br />

Tipps für die noch unwissenden Gäste.<br />

Eine gemeinsame Wanderung durch die<br />

Weinberge. Wertvoller Austausch über<br />

Ereignisse der letzten Zeit. Und dann eine<br />

letzte Umarmung, viele Wünsche.<br />

Und nun sind wir wieder gestärkt auf den<br />

alten Wegen. Ein wenig Wien tragen wir<br />

in uns, eine neu entdeckte Liebe zu einer<br />

wunderbaren Stadt und das Geschenk einer<br />

kostbaren Freundschaft zu unseren treuen<br />

Wienern. Lebt wohl – bis bald!<br />

Trotz verschiedener Hindernisse ließ es<br />

es sich Helmfried nicht nehmen bei der<br />

Buchpräsentation in Ochsenhausen dabei<br />

zu sein. Auch in Schussenried sehen wir<br />

uns wieder in geselliger und literarischer<br />

Runde. Und immer wieder bin ich beglückt<br />

von der Herzlichkeit und Verbundenheit<br />

meiner Wiener.<br />

Dass Helmfried meine literarische Arbeit<br />

schätzt und mich auf verschiedene Art und<br />

Weise unterstützt, habe ich besonders bei<br />

der Verleihung des Förderpreises und der<br />

Rudolf-Descher-Feder erfahren.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 46


IGdA<br />

mit spitzer Feder betrachtet<br />

da Oliver interessante Details preisgibt.<br />

BlätterWelt<br />

Zeitschrift für Lyrik, Prosa und<br />

andere Gedankenwelten<br />

Verspielt traumhaft benennt das Schriftlogo<br />

die Zeitschrift. Dieser erste äußerlich mystische<br />

Eindruck wird verstärkt durch ein, in<br />

mühevoller Arbeit auf jedes einzelne Cover<br />

aufgeklebte Hochglanzbild der Künstlerin<br />

Athena. Es zeigt die untergehende fahle<br />

Sonne, die ihre wärmenden Strahlen,<br />

auf der Wasseroberfläche spiegelnd, direkt<br />

in die Herzen der Betrachter schickt,<br />

bevor sie hinter den Bergen für heute verglüht.<br />

Mit Sorgfalt und gutem literarischen<br />

Geschmack ausgewählte Geschichten, von<br />

denen einzelne an die Phantasiewelt der<br />

Märchen erinnern und schöne teils magische<br />

Gedichte, die so manches Geheimnis<br />

lüften, erwarten den Leser. Oder - werfen<br />

sie letztlich nicht neue Fragen auf? So ist es<br />

nicht verwunderlich, dass sich beim Lesen<br />

des Gedichtes der Herausgeberin Staub, auf<br />

mein Herz legt und die Wunden, die der<br />

Wind in seiner Torheit in meine Erinnerung<br />

gerissen, mit Vergessen bedeckt. Spannende<br />

längere Geschichten, die den Rahmen einer<br />

Ausgabe sprengen würden, werden als<br />

Fortsetzungsgeschichten abgedruckt.<br />

Nicht nur schön zu lesende Gedichte und<br />

Geschichten, sondern auch Interviews und<br />

die „Reisetipps“ haben ihren Platz und informieren<br />

die Leser. So erzählt uns Regina<br />

Rebecca Rost, deren Künstlername Athena<br />

ist, wie sie zum Malen gekommen ist und<br />

was sie macht, wenn sie gerade mal nicht<br />

malt. Im zweiten Gespräch interviewt die<br />

Herausgeberin Oliver Plaschke und versucht<br />

ihm möglichst viele Geheimnisse zu seinem<br />

neu erschienenen Roman „Die Magier<br />

von Montparnasse“ zu entlocken. Nur das<br />

Lesen des vollständigen Interviews in der<br />

Blätterwelt verrät dem Neugierigen inwieweit<br />

es ihr gelungen ist. Soviel sei an dieser<br />

Stelle verraten. Es lohnt sich nachzulesen,<br />

In den „Reisetipps in andere Blätterwelten“<br />

werden zwei lesenswerte Bücher vorgestellt<br />

und ein CD-Projekt empfohlen.<br />

Verständnisschwierigkeiten hatte ich mit<br />

dem Comic - Bücherborkenkäfer. Doch dies<br />

mag sicherlich an mir liegen. Gezeichnet ist<br />

er allemal sehr schön.<br />

Dem Layout im Inneren des <strong>Heft</strong>es wird<br />

die spröde Schlichtheit, durch liebevoll<br />

ausgewählte und zu den Geschichten und<br />

Gedichten passenden Illustrationen, genommen.<br />

Die Redaktion freut sich über neue<br />

<strong>Autoren</strong>, die sich gerne kreativ schriftstellerisch<br />

betätigen. Beiträge sind willkommen.<br />

Die Blätterwelt ist ein kleines, aber feines<br />

Projekt, das ich gerne gelesen habe und<br />

mich bereits auf kommende Ausgabe freue.<br />

All denen, die sich gerne in geheimnisvolle<br />

Traumwelten entführen lassen und mystische<br />

Abwechslung in ihre Alltagswelt bringen<br />

möchte, kann ich sie nur empfehlen.<br />

Georg Walz<br />

Kontaktadresse:<br />

Herriger Straße 52a, D-50374 Erftstadt<br />

website: im Moment keine<br />

ISSN: 1867-3287<br />

Hrsg.: Fabienne Siegmund<br />

E-Mail: blätterwelt@gmx.de<br />

Preis: 2.50 Euro<br />

erscheint: 4 / anno<br />

Auflage: ca. 60<br />

Format und Seitenzahl:<br />

DIN A 5, ca. 48- 52 S.<br />

veröffentlicht: Lyrik und Prosa<br />

Hinweise für <strong>Autoren</strong>: Prosa- und Lyrik-<br />

Beiträge sind per Mail willkommen; max.<br />

10.000 Zeichen mit Leerzeichen. Längere<br />

Beiträge als Fortsetzungsgeschichte nach<br />

Absprache mit der Redaktion.<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 47


<strong>Interessengemeinschaft</strong><br />

<strong>deutschsprachiger</strong> <strong>Autoren</strong> e.V.<br />

Das Forum für Ihre Texte<br />

www.igda.net<br />

www.igda.net/blog/*<br />

Treffen<br />

mit <strong>Autoren</strong>lesungen<br />

Literaturpreise<br />

Rudolf-Descher-Feder<br />

und<br />

Nachwuchspreis der IGdA<br />

WErkstattgespräche<br />

Veröffentlichungen<br />

in IGdA-aktuell und IGdA-Almanach<br />

Präsentation<br />

unserer Mitglieder im Internet<br />

1967 gegründet<br />

Informationsmaterial erhalten Sie bei der Geschäftsstelle<br />

der <strong>Interessengemeinschaft</strong> <strong>deutschsprachiger</strong> <strong>Autoren</strong> (IGdA) e.V.<br />

Gaby G. Blattl<br />

Anton Baumgartner Str. 44/C3/2503 A-1230 Wien<br />

+43 (1) 967 10 24<br />

info@igda.net oder gabyblattl@chello.at<br />

IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 48

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