Heft 2 (2010) - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV
Heft 2 (2010) - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV
Heft 2 (2010) - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Organ der<br />
<strong>Interessengemeinschaft</strong><br />
<strong>deutschsprachiger</strong><br />
<strong>Autoren</strong> e. V. (IGdA)<br />
ISSN 0930-7079<br />
34. Jahrgang <strong>2010</strong><br />
Ausgabe 2<br />
Einzelheft € 4,-
inhalt<br />
impressum<br />
EDITORIAL<br />
Gaby G. Blattl S. 3<br />
LYRIK S. 4<br />
S. Birk; Ein Lied aus roten<br />
Blüten, H. Hollweg: Viele Fragen<br />
- keine Antwort, W. A. Faust: Das<br />
Neue, DerWeg, W. Paarmann:<br />
Magische Zeit, S. Green: Irgendwo<br />
in Afrika, D.E. Gries: Nichts<br />
ist, wie es erscheint, A. Korte:<br />
Nebelschleier ..., U. Student:<br />
Erkenntnisse, I. Hörning: Der<br />
Fichtelsee, C. Scheel: In Cordoba,<br />
K.H. Wienke: Fugito, Frei sein, H.<br />
Fleiss: Reichstag, Aschezeit,<br />
Themenschwerpunkt: 50-er Jahre<br />
Renate Weidauer: Kinderspiel,<br />
Vor über 50 Jahren, Luitgard<br />
Kasper-Merbach: Geboren 1958<br />
PROSA S. 11<br />
Die ‚Fünfziger‘: Helmfried Knoll:<br />
Die Fünfziger im Rückblick eines<br />
Achtzigers, Walter Ehrismann:<br />
Zürich - die 50er Jahre, Ingrid<br />
Benada: Erinnerungen aus dem<br />
Ernteeinsatz, Brigitte Kürten:<br />
Sturmflut, Gaby G. Blattl: Die<br />
eigene Spur wiederfinden<br />
ESSAY S. 19<br />
Mario Andriotti: Aspekte und<br />
Tendenzen der neueren und neuesten<br />
Schweizer Literatur - Teil 1<br />
Karin Manke: Warum Tagebuch<br />
schreiben?<br />
Rainer Hengsbach-Parcham: Das<br />
Klischee der Klischeelosigkeit<br />
Johanna Klara Kuppe: Die Farbe<br />
Rot<br />
IGdA S. 28<br />
Kleines Feuilleton<br />
Angelika Zöllner<br />
Neue Mitglieder S. 29<br />
Büchertisch<br />
Fritz Klingler, Antje E. Schnabl,<br />
Johanna K. Kuppe, Karl-Heinz<br />
Wienke, Ingrid Benada<br />
Bücherschau S. 30<br />
Bücher von Maria Bengtsson-<br />
Stier rezensiert von Angelika<br />
Zöllner<br />
Helga Thomas: Urformen - Tor<br />
zu den Kräften des Lebens -<br />
Helmfried Knoll<br />
Helga Thomas: Kommentar zu<br />
ihrem Buch<br />
Wilfried Paarmann: Verzauberung<br />
- Helmfried Knoll<br />
Eva Kittelmann: Die Aufgabe -<br />
Cordula Scheel<br />
Aktivitäten der<br />
Mitglieder S. 36<br />
Service/Wettbewerbe S. 38<br />
Berichte S. 42<br />
Ostern in Philippine/NL<br />
IGdA in Wien<br />
Frühlingstreffen in Berlin<br />
Einladung zur Jahreshauptversammlung<br />
S. 44<br />
L. Kasper-Merbach: S. 45<br />
Wiedersehen in Wien<br />
Mit spitzer Feder S. 47<br />
betrachtet -<br />
Georg Walz<br />
Redaktion der IGdA-aktuell:<br />
Angelika Zöllner (Lyrik u. Service,<br />
Kleines Feuilleton)<br />
e-mail: angelika.zoellner@gmx.de)<br />
Gaby G. Blattl (Prosa)<br />
e-mail: gabyblattl@chello.at<br />
Renate Weidauer (Prosa)<br />
r-r.weidauer@freenet.de<br />
Georg Walz (Mit spitzer Feder …)<br />
georgwalz@web.de<br />
Anschrift der Redaktion :<br />
IGdA-aktuell -Angelika Zöllner<br />
Imkerweg 11, 42279 Wuppertal<br />
Tel: 0202/526512<br />
Layout: Gaby G. Blattl<br />
Titelbild und Grafik:<br />
Mag. A. Wirski-Saini<br />
Druck: Druckerei Meyer, Scheinfeld<br />
IGdA-aktuell erscheint viermal pro<br />
Jahr<br />
Einzelpreis € 4.-zzügl. Porto<br />
Doppelnummer € 8.- zzgl. Porto<br />
Abonnement: € 21.-/Jahr<br />
Alle Rechte an den Beiträgen liegen<br />
bei den <strong>Autoren</strong>. Nachdruck nur<br />
mit ausdrücklicher Genehmigung<br />
der Urheberrechthaber. Namentlich<br />
gezeichnete Beiträge geben die Meinung<br />
der <strong>Autoren</strong>, nicht unbedingt<br />
die der Redaktion wieder.<br />
ISSN 0930-7079<br />
1. Vorsitzender: Othmar Seidner<br />
A-1020 Wien, Handelskai 224/5/9/59<br />
e-mail: othmar-seidner@chello.at<br />
Tel: 00431/9252565<br />
Geschäftsstelle: Gaby G. Blattl<br />
A-1230 Wien<br />
Anton- Baumgartnerstr. 44/C3/2503<br />
e-mail: gabyblattl@chello.at<br />
Tel: 00431/9671024<br />
Schatzmeister: Dr. Volker Wille<br />
D-30659 Hannover, Platanenhof 23<br />
e-mail: adl.wille@t-online.de<br />
Tel: 0511/652823<br />
Bankverbindung:<br />
Postbank Hannover, BLZ: 250 100 30<br />
Konto: 102088-302<br />
IBAN DE50 2501 0030 0102 0883 02<br />
BIC PBNKDEFF<br />
IGdA-Aktuell wird auf chlorfrei<br />
gebleichtem Papier gedruckt.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 2
Editorial<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Abonnenten,<br />
nach längerer Zeit sollte es wieder ein Themenheft geben. Die ‚Fünfziger Jahre‘ wurden<br />
ausgewählt. Es gibt in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Thema. Auch in<br />
Wien gibt es eine kleine Ausstellung. Erstaunlicherweise aber erhielt die Redaktion kaum<br />
Beiträge. Das war eine interessante Erfahrung. Wir sollten wohl eher in die Zukunft sehen,<br />
als in die Vergangenheit.<br />
Deshalb folgende Bitte - machen Sie Vorschläge, welche Themenbereiche Sie gerne in unserer<br />
Zeitschrift lesen wollen. Sie können Ihre Wünsche in Form von Leserbriefen, Mails oder<br />
Briefen angeben. Es wäre schön, wenn zahlreiche Vorschläge eintreffen könnten.<br />
Damit bin ich bei einem wichtigen Bereich angelangt. Bitte lassen Sie uns Beiträge für die<br />
Zeitung zukommen. Zur Erinnerung:<br />
Gedichte an Angelika Zöllner, Prosa an mich. Wenn möglich, erbitten wir Zusendungen<br />
per Mail, per CD, aber auch gerne per Post. (Adressen im Impressum, Seite 2)<br />
Bitte beachten Sie, dass Kurzprosa nicht länger als 4 Seiten einzeilig sein sollte.<br />
Fotografen und Grafiker bitte ich um ihre Mitarbeit durch Zusendung von Beiträgen in<br />
bildnerischer Form. Dabei ist zu bedenken, dass alles in schwarz/weiss gedruckt wird.<br />
Bei einem Ostertreffen über Einladung von Waltraut de Willigen an Irmentraut ter Veer,<br />
Sabine Vess und die Verfasserin, wurde erneut erwähnt, dass man mehr ‚Miteinander‘<br />
wünscht. Beispielsweise sollte bei den Verfassern der Beiträge in der ‚aktuell‘ auch stehen,<br />
wo denn die <strong>Autoren</strong> leben. Das soll die Kontaktaufnahme erleichtern. E-mailadressen,<br />
etc. können bei der Geschäftsstelle erfragt werden. Wer das nicht möchte, kann freundlich<br />
ablehnen. Wir denken aber, dass Kontakte mit Kollegen bzw. Schreibenden eine Bereicherung<br />
sein können.<br />
Es liegt schon einige Jahre zurück, dass der letzte Almanach erschienen ist. Auch darüber<br />
haben wir uns Gedanken gemacht. Details folgen in der Ausgabe 3/<strong>2010</strong>.<br />
Das Frühlingstreffen in Berlin - von Karin Manke bestens organisiert und sehr interessant<br />
gestaltet - konnte erfolgreich abgewickelt werden. Einen Bericht finden Sie im Blattinneren.<br />
In Wien gab es wieder einen sehr stimmungsvollen Leseabend. In den Herbstmonaten wird<br />
es weitere geben. Auch dazu finden Sie Bericht und Angaben.<br />
An die Zukunft denken ... zunächst an das Treffen im Herbst, wir erwarten zahlreiche Teilnehmer.<br />
Wilfried Auer sieht mit Freude Ihre Anmeldungen, zum Lesen, für Schullesungen,<br />
etc. entgegen. Da immer wieder in Gesprächen und in der Korrepondenz betont wird, wie<br />
sehr ein ‚Miteinander‘ gewünscht wird, dürfen wir annehmen, dass in diesem Jahr zahlreiche<br />
Mitglieder anwesend sein werden. Bringen Sie literarisch interessierte Freunde mit,<br />
lassen Sie sie ‚IGdA-Schnuppern‘. ...<br />
Freude und Entspannung bei der Lektüre dieser Ausgabe, einen schönen Sommer<br />
wünscht Ihnen<br />
Gaby G. Blattl<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 3
lyrik<br />
Von roten Blüten und roten Geigen<br />
– ernste und heitere Vorsommer-Gedanken<br />
Stefan Birk, Freiburg<br />
Ein Lied aus roten Blüten<br />
Manchmal singe ich dir<br />
Ein Lied aus roten Blüten -<br />
Ich trage dich auf Händen,<br />
bemale weiße Wände mit<br />
deiner und meiner Zärtlichkeit.<br />
Warten auf Zärtlichkeit<br />
Ewig und du kommst nicht mehr aus<br />
Deinem Haus…<br />
Du kleine Liebesschnecke…<br />
Das Fenster wirft keine<br />
Schatten in der Nacht –<br />
Vertraut in dir vereint.<br />
Hans Hollweg, Wabern/Schweiz<br />
Viele Fragen – keine Antwort<br />
Ahnen Sie, dass Töne dank Italiens Klima<br />
prangen<br />
und die Post mit Großpaketen prompt<br />
nur zu besten Interpreten kommt?<br />
Meinen Sie, dass Schlager immer prima<br />
klangen?<br />
Machen Nachbarn, wenn sie flöten, Krach?<br />
Nähm’s ein König zweifelsohne krumm,<br />
gingen Juweliere achtlos mit der Krone um?<br />
Liegen oft am Teiche Kröten flach?<br />
Müssen Gärtner sich in Phasen rühren<br />
und den Mäher übern Rasen führen?<br />
Tanzten Goten Reigen?<br />
Wird die Kundschaft täglich treuer,<br />
wenn’s Geschäft erträglich teuer?<br />
Träumt ganz Wien von roten Geigen?<br />
Wilfried A. Faust, Teneriffa<br />
Das Neue<br />
Es zischt brodelnd nach oben,<br />
es gebiert sich selbst,<br />
verschlingt das Bisherige,<br />
erzeugt nie Dagewesenes,<br />
verbindet alles noch Seiende<br />
zum Fest des Möglichen.<br />
Der Weg<br />
Irgendeiner von woher<br />
bat mich zu gehen<br />
nach wohin.<br />
So ging ich<br />
ohne zu fragen<br />
in den Raum<br />
ohne Zeit.<br />
Den Weg<br />
nicht zu kennen<br />
und doch zu gehen<br />
vertraute ich..<br />
Doch da<br />
verschloss mir<br />
die Zeit allen Raum,<br />
den ich so verlor.<br />
Doch als ich beides,<br />
Raum und Zeit, verließ,<br />
fand ich den Weg,<br />
der zu gehen<br />
mir geschenkt.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 4
lyrik<br />
Winfried Paarmann, Berlin<br />
Magische Zeit<br />
Da stehe ich wieder<br />
Eine Handvoll Zauberwind in den Haaren.<br />
Singend glüht<br />
Die Silberader im Stein.<br />
Geflügelte Bäume zittern im Licht,<br />
Windharfen aus altem Glück.<br />
Der scheue Kuss meines Fragens,<br />
sanft in den Sand gedrückt,<br />
ins dornige Bett der Ebene,<br />
glüht auf im dämmernden Blau<br />
des Himmels<br />
im Blau deiner Augen.<br />
Aus: ‚Verzauberung’, Goldwaage Verlag<br />
Sandy Green, Solingen<br />
Irgendwo in Afrika<br />
Er zittert nicht mehr<br />
Die Angst ist gegangen<br />
ist der Leere gewichen<br />
Die Angst ist der Leere gewichen<br />
die aus seinen Augen blickt<br />
sein Herz ausfüllt<br />
Leere<br />
hinter deren Resignation<br />
sich seine Kinderseele niederduckt<br />
Er zittert nicht mehr<br />
wenn in seinen mageren Armen<br />
das schwere Metall liegt<br />
und seine dünnen Finger<br />
den Abzug ziehen<br />
Doris Elisabeth Gries,<br />
Bad Kreuznach<br />
Nichts ist wie es erscheint<br />
Nichts ist wie es erscheint.<br />
Meine Wahrheit ist die deine.<br />
Bist nicht die, die du meinst.<br />
Mein Blau ist nicht dein Blau.<br />
Meine Zeit geht anders,<br />
ist nicht deine Zeit.<br />
Mein Leid, mein Schmerz<br />
Erreicht dich nicht,<br />
fern ist deine Trauer.<br />
Mein Lächeln im Vorübergehen<br />
Ist völlig absichtslos.<br />
Durch dein Lächeln allein erkennst du<br />
Nicht, wer ich bin, zu welcher Zeit.<br />
Eins ist gewiss, Sonnenstrahlen<br />
Aus der Bläue des Himmels,<br />
treffen dich wie mich.<br />
Anneliese Korte, Trassenheide<br />
Nebelschleier über den Wiesen<br />
über den Wiesen<br />
Tanz der Libellen<br />
im Mittsommernachtslicht<br />
Eintauchen -<br />
in eine märchenhafte Landschaft<br />
mit dir -<br />
am Morgen<br />
erblühen die Rosen.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 5
lyrik<br />
Ursula Student, Lübeck<br />
Erkenntnisse<br />
Das was ich sage<br />
Wie oft gesagt<br />
Das was ich frage<br />
Wie oft gefragt<br />
gleich Seifenblasen<br />
schillernd – bunt<br />
ausgeblasen – aufgeblasen<br />
vielfache Antwort<br />
taumelnd zerplatzt.<br />
Immerfort neue Gesichter<br />
Betrachten atemlos<br />
Altbekannte Wortgelichter<br />
Staunend – auch stumm<br />
hilflos der Schrei<br />
Ist es vorbei<br />
Das Ungewisse?<br />
Irmengard Hörning, München<br />
Der Fichtelsee<br />
Wollgrastupfen<br />
Über moorigem Grund<br />
In der Frische des Morgens<br />
Fichten wiegen sich im Wind<br />
Ein Adlerpaar kreist durch die Lüfte<br />
Leise spielen die Wasser<br />
Lupinen lila und blau<br />
Erschrecken über zu viel Lärm<br />
Aus geöffneten Bustoren<br />
Die Seejungfrau hat keine Zeit mehr<br />
Sich das Haar zu knoten<br />
Um den lärmenden Jüngling<br />
Zu sich in die Tiefe zu ziehen<br />
Auf erhöhtem Parkplatz<br />
Warten die Karossen<br />
Manch einer steigt verdrossen<br />
Zur weiteren hektischen Fahrt<br />
Ins oberfränkische Märchenland.<br />
Die Wollgrastupfen<br />
Verschwinden ganz langsam<br />
Aus den Augen<br />
Aber nicht vom moorigen Grund.<br />
Cordula Scheel, Hamburg<br />
In Cordoba<br />
der Schönen der Eselskarren<br />
zahnlos der Alte<br />
im Morgenlicht sein Schrei<br />
„trapero“ der Lumpensammler<br />
sie hört ihn noch in der Moschee<br />
Sie ist jung weiß wenig<br />
sieht die maurischen Säulen<br />
im Untergrund zu viele<br />
sieht ein Magazin voll<br />
verlorener Leichtigkeit<br />
ist geblendet vom Glanz<br />
des Hochaltars Christus gekreuzigt<br />
im Herzen der Mesquita<br />
Sie weiß<br />
nicht angenommen<br />
das Opfer aus den Gärten<br />
der Myrthen und Mandelbäume<br />
Gottes schönes Antlitz<br />
gestorben in Cordoba<br />
die Toleranz<br />
vor tausend Jahren<br />
„Trapero“<br />
Langsam geht sie<br />
dem Guadalquivir<br />
dem großen Fluss entgegen.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 6
lyrik<br />
Sandy Green, Solingen<br />
Sommertag<br />
Haibun<br />
Über den Hügeln ruhte die Sonne in lichten Wolken. Ein sanfter Wind, der von weither<br />
zu kommen schien, durchwebte die Luft, brachte den Geruch von Salz und Seetang mit<br />
und bewegte die Blätter der Olivenbäume, verzauberte sie in einen Schwarm silbern<br />
glänzender Schmetterlinge, die in den Strahlen der Sonne munter zu flattern schienen.<br />
Im Schatten Spalier stehender Zedern wand sich ein Weg durch die Hügel, tönern und<br />
staubig, und verlor sich zwischen den leuchtenden Feldern frisch erblühter Sonnenblumen<br />
und den Weinbergen mit ihren alten Rebstöcken, die sich müde zusammenkrümmten<br />
unter der Last ihrer heranwachsenden Früchte.<br />
Meeressalz im Wind<br />
spielt mit Olivenbäumen<br />
Ein Weg führt ins Nichts<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 7
lyrik<br />
Nachtrag zum Thema ‚20 Jahre Mauerfall’, vgl. <strong>Heft</strong> 4/2009<br />
Anlässlich der <strong>Heft</strong>zusammenstellung für 4/<strong>2010</strong><br />
wunderte sich die Redaktion, dass nur Prosa zum<br />
aktuellen Thema eingereicht wurde – die Frage<br />
entstand, existiert vielleicht weniger Lyrik dazu?<br />
Nachträglich entdeckten wir ‚in den eigenen Reihen’<br />
eine Anthologie zu dem Thema ‚Ost-West’ im<br />
Verlag Thaleia, im Herbst 2009 frisch erschienen.<br />
Unser IGdA-Mitglied Karl-Heinz Wienke ist als<br />
zuständiger Herausgeber sowie als eigenständiger<br />
Autor daran beteiligt. IGdA-Mitglied ist auch<br />
Hanna Fleiss.<br />
Karl-Heinz Wienke, Cottbus<br />
Fugito<br />
Meine Gehhilfe<br />
habe ich verloren<br />
als ich vor dem<br />
Waldbrand floh<br />
Die Stadt schlief<br />
unterm Rauch<br />
Hunde bellten<br />
Dann weinten Kinder<br />
Später auch ich<br />
Fackelschreie zerbrachen<br />
mir das Ohr und<br />
streckten sich<br />
über das Landstück<br />
Schatten schwebten<br />
dahin – lautlos<br />
Nur ein flüsterndes<br />
Knistern im Licht<br />
Ich räumte mich auf und<br />
nahm wovon ich fühlte<br />
Meinen Atem geknebelt<br />
hudelte ich davon<br />
und wieder zurück<br />
sonst hätten mich<br />
die Hunde gebissen<br />
vor der Mauer<br />
Karl-Heinz Wienke, Cottbus<br />
Frei sein<br />
Zerreißende Regentropfen<br />
fallen vom blassen Himmel<br />
aus des Wolkenbruchs<br />
schweren Mutes<br />
Nur einen Sonnenstrahl<br />
Nur einen einen einzigen<br />
getrau ich mir zu wünschen<br />
Zu wünschen für<br />
den Regenbogen dem<br />
bemalten Himmelsweg der<br />
einladend hinübersteigt<br />
mit mir ins Unendliche<br />
Ins unendlich freie Blau<br />
Hanna Fleiss, Berlin<br />
Reichstag<br />
Aber ich stand<br />
Vor diesem Haus mit den<br />
Wölfisch blitzenden Türmen,<br />
Dem granitenen Blick.<br />
Und ich sahs,<br />
Wie es dalag einst,<br />
Mit der roten Fahne auf dem<br />
Zertrümmerten Dach. Wir lasen:<br />
„Dem deutschen Michel“ und hofften<br />
Auf die Zukunft.<br />
Und als ich den Kopf hob<br />
Zum Himmel über dem Haus,<br />
Da blinkte ein vergessner Stern,<br />
Schwach nur, doch<br />
Ich sah ihn.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 8
lyrik<br />
Hanna Fleiss, Berlin<br />
Aschezeit<br />
Zeiten, hingesunken,<br />
Gewiss ihres Ausgangs erst nach<br />
Jahren.<br />
Um den Frost, der auf<br />
Gesichtern lastet, um das Herziehn<br />
Des Regens stilles Getön, Ruf<br />
Kleiner Finsternisse.<br />
Kein Wind fragt nach uns.<br />
Kein Gras hört uns schluchzen.<br />
Immer die Enge, das Wenige,<br />
Der Schmerz.<br />
Fülle nie.<br />
Gedichte zum ausgeschriebenen Thema Fünfziger-Jahre<br />
Renate Weidauer, Puchheim<br />
Kinderspiel<br />
Der Krieg zu Ende.<br />
Kinderspiel:<br />
„Himmel und Hölle“<br />
Kreidestriche<br />
zwischen Ruinen.<br />
„Hopse!“ rufen die Kinder.<br />
Nah liegt die Hölle;<br />
ist der Krieg<br />
wirklich vorbei?<br />
Gestrauchelt,<br />
übertreten<br />
„Fehler!“ schreit einer.<br />
Noch immer nicht<br />
den „Himmel“ erreicht.<br />
Das Spiel verloren?<br />
Zurück<br />
bis zum Vorhof der Hölle.<br />
Renate Weidauer, Puchheim<br />
Zum 50. Abiturjubiläum 2004<br />
Vor über 50 Jahren:<br />
St. Anna-Gymnasium München<br />
Die granitenen Eingangsstufen –<br />
vertraut,<br />
Staffage der Klassenfotos:<br />
heute Erinnerung.<br />
Weißt du noch -<br />
die alte Schule<br />
nahe dem Englischen Garten<br />
und dem Haus der Kunst?<br />
Nicht weit der Eisbach,<br />
unten im Keller fließend.<br />
Säulen und Gänge dunkel<br />
damals.<br />
Den Staub<br />
schienen wir zu schmecken;<br />
eine fast abgeschlossene<br />
eigene Welt.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 9
lyrik<br />
Bewacht von den Lehrern<br />
der Ameisenhaufen.<br />
Nur in den Pausen<br />
kommt der Wind zu Besuch,<br />
wirbelt über den Schulhof,<br />
bringt braune Herbstblätter<br />
in den Farben der Türen.<br />
Nach dem Klingelzeichen<br />
verhallen Lärm und Gelächter.<br />
Und die Ernsthaftigkeit<br />
des Lernens<br />
erfüllt Räume und Köpfe.<br />
Manchmal hockt Angst<br />
in den Ecken<br />
fast greifbar;<br />
damals –<br />
weißt du noch?<br />
Luitgard Kasper-Merbach<br />
Bad Schussenried<br />
Geboren 1958<br />
Zwischen Wirtschaftswunder<br />
und Widerstand<br />
liegt meine Wiege<br />
auf schwingendem Grund.<br />
Der King auf<br />
Rock‘n´Roll<br />
stand mir Pate<br />
und Pélé eroberte<br />
meine Zeit<br />
im Sturm.<br />
Verkehrssünder<br />
umsäumten<br />
meine rasante Bahn<br />
fernab in Flensburg<br />
Und Frieden<br />
und Atomium<br />
marschierten auf<br />
Wen soll<br />
eine „Volksbeschützerin“<br />
nun weiter betreuen?<br />
Hubert (so sollte ich heißen)<br />
hätte es leichter.<br />
Er würde glänzen<br />
und jagen.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 10
Helmfried Knoll, Wien<br />
prosa<br />
Die ‚Fünfziger‘ im Rückblick eines Achtzigers‘<br />
Auch heute noch kann ich guten Gewissens<br />
sagen: Die ‚Fünfziger Jahre‘ prägten<br />
mein Leben wie kein anderes Jahrzehnt<br />
davor oder danach: 1950 - da war ich nach<br />
meinem 20. Geburtstag noch einerseits der<br />
ungebundene Student in seinem Sturm und<br />
Drang; andererseits doch schon der (sehr jugendliche)<br />
Herbergsvater im Salzkammergut.<br />
Während der Vorlesungszeit an der Grazer<br />
Uni fuhr ich - ebenso wie unser verehrter<br />
Spanisch-Professor - mit dem Rad über das<br />
holprige Pflaster der steirischen Landeshaupt<br />
zu den Kursen und wieder zurück in<br />
die oft eiskalte Studentenbude. Im Sommer<br />
diente mein Drahtesel als Transport- und<br />
Fortbewegungsmittel zwischen dem Salzburger<br />
Elternhaus und der Herberge am See.<br />
Doch genauso auf Langstrecken bis Wien,<br />
Linz, Kärnten und Graz. Die Straßen waren<br />
schlecht und mitunter steil, der Verkehr war<br />
eher noch schütter. Dennoch: Die Jugend<br />
aus aller Welt fand nach sechs Kriegsjahren<br />
gerade unter Verhältnissen zueinander, die<br />
heute vermutlich (und verächtlich) als ‚primitiv‘<br />
abgetan würden. Das Land war noch<br />
vierfach besetzt, wurde erst 1955 die fremden<br />
Soldaten los. Trotzdem gab es eine ungeheure<br />
Aufbruchs- und Aufbaustimmung;<br />
zuerst in den ‚Westzonen‘, die auch Kärnten<br />
und die Steiermark einschlossen; nach Abzug<br />
der Roten Armee auch in deren Zone.<br />
Als 1959 die ‚Pummerin‘, die Riesenglocke<br />
des Wiener Stephansdoms, neu gegossen,<br />
ein neues Jahrzehnt einläutete, fiel die persönliche<br />
Bilanz des ausklingenden recht<br />
zufriedenstellend aus: Übersetzer- und Dolmetscherprüfung<br />
geschafft. Nach drei Sommern<br />
nicht mehr Herbergsvater, sondern<br />
vier Jahre kaufmännischer, anschließend<br />
Bankangestellter und Fremdsprachenkorrespondent.<br />
Statt Salzburg neuerdings Wien<br />
als Lebensmittelpunkt, wo ich 24 Jahre vorher<br />
den ersten Schrei getan hatte. Verliebt<br />
- verlobt - verheiratet (und das nun, <strong>2010</strong>,<br />
schon bald glückliche 54 Jahre). Vom Herbergsvater<br />
zum ‚echten‘ Vater gewandelt,<br />
mit 2 1/2 Kindern beim Neujahrsgeläute der<br />
Pummerin‘ 1960. (Inzwischen hat sich diese<br />
Zahl verdoppelt, und die der Enkel beträgt<br />
das Vierfache.) Unterschlupf, Untermiete;<br />
mit elterlicher Hilfe schließlich eigene vier<br />
Wände. Parallel zur noch gewöhnungsbedürftigen<br />
Geschäfts- und Wirtschaftssprache<br />
in mehreren Idiomen schriftstellerische<br />
Versuchsballons in Zeitungen und Zeitschriften.<br />
Im Ausgleich zur stickigen, später<br />
elend klimatisierten Büroluft das herrliche<br />
‚Auslüften‘ in der Freizeit mit dem Erkunden<br />
der neuen, der wiedergewonnenen alten<br />
Heimat. Mit der Bahn, per Bus, per Rad,<br />
zu Fuß, den Kinderwagen schiebend oder<br />
den Nchwuchs auf den Schultern. Die Straßen<br />
wurden besser, die darauf rasenden<br />
Untersätze vervielfachten sich im Eiltempo.<br />
Ein eigens Fahrzeug? Nein, kein Thema!<br />
Familiendörfer, Familienkarten, Kinderermäßigungen<br />
blieben (bis heute) der Renner.<br />
Auch wenn der Außenminister jubelnd<br />
verkündet hatte: „Österreich ist frei!“ - Die<br />
Freiheit endete damals im Norden und Osten<br />
an todbringenden Grenzen; war auch<br />
im Süden nicht gewährleistet und nur zu<br />
einem Drittel des Landesumfangs nicht bedroht.<br />
Wir blieben - noch - im Lande und<br />
nährten uns redlich und bekömmlich. Wurden<br />
allmählich Rationen und Lebensmittelaufrufe<br />
los, kehrten vom Besatzungsgeld<br />
zur Schillingwährung zurück und freuten<br />
uns über jedes neu erworbene Möbelstück,<br />
Küchengerät oder Gewand. Nachbarschaftshilfe<br />
war noch kein Fremdwort, das<br />
Gemeinschaftsgefühl viel mehr ausgeprägt<br />
als heutzutage. Supermärkte waren - noch -<br />
unbekannt. Dafür gab‘s den ‚Greißler ums<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 11
prosa<br />
Eck‘, den Fleischhauer, Obst- und Gemüsehändler,<br />
den Milchmann und den Schneider.<br />
Die Wünsche der Kinder bewegten sich<br />
in bescheidenem, leistbarem Rahmen; ihre<br />
Erfüllung wurde bejubelt. Fernseher und<br />
Computer waren unbekannte Größen. Auf<br />
Ausflügen wurden die grossen und kleinen<br />
Rucksäcke mit Hausmannskost und Quellwasser<br />
gefüllt; Einkehr in Gasthöfen zählte<br />
keineswegs zur Regel. Vor Weihnachten<br />
oder Geburtstagen war Basteln, Häkeln und<br />
Stricken angesagt; für den Advent wurden<br />
Krippenspiele eingeübt. Das Beherrschen<br />
eines Musikinstruments oder deren mehrer<br />
stand hoch im Kurs. Und all dies auch noch<br />
bis weit in die sechziger Jahre hinein oder<br />
noch länger.<br />
Walter Ehrismann, Urdorf/Schweiz<br />
E<br />
s war die Zeit, als ich als Junge begann,<br />
die Aushänge der Kioske zu studieren.<br />
Nein, nicht jene bunten, aber diese frühesten<br />
zum Beispiel, an die ich mich noch<br />
erinnere:<br />
1950. Ein Erschossener im Winkel eines Hofes<br />
- durchsiebter, blutiger Leib, auf dem Bauch<br />
liegend, den Kopf verdreht, die Arme abgewinkelt.<br />
Der Robin Hood Siziliens, Salvatore<br />
Giuliano, ein Bandit, war verraten und ermordet<br />
worden. Turiddu, sein Kosename<br />
als vermeintlicher Held der Armen, war tot.<br />
Giuliano hatte für die Abspaltung Siziliens<br />
gekämpft. Die Süditaliener in unserer Straße<br />
begingen einen Trauertag. Drei Jahre später<br />
starb sein Verräter und ehemalige Gefährte,<br />
Pisciotta, im Polizeigefängnis. Er war vergiftet<br />
worden.<br />
Ein anderes Bild hatte sich mir ebenfalls<br />
eingeprägt: Ein toter Mensch in einer rotweiß<br />
ausgeschlagenen Kiste, die Nase spitz,<br />
die Haut wächsern, die Augen geschlossen.<br />
Die kurzen, struppigen Haare streng<br />
nach hinten gekämmt, hohe Stirn, buschige<br />
Augenbrauen, ein grauer Schnauz. 1953,<br />
der tote Stalin. Mit allen Orden. Der Name<br />
sagte mir damals nichts.<br />
Aber auf mich als jungen Menschen wirkten<br />
Bilder mit verkrüppelten Kindern am stärksten.<br />
Kinderlähmung. Auf die bange Frage<br />
an die Eltern: Kann ich das auch erleiden,<br />
gabs keine ausreichenden Antworten. Den<br />
letzten Epidemien in Europa standen 1952<br />
Zürich - die 50er Jahre<br />
erste, unzulängliche Impfversuche gegenüber.<br />
Das einschneidendste Verhängnis für mein<br />
junges Leben aber näherte sich leise und fast<br />
unbemerkt. Mir geht plötzlich die hölzerne<br />
Liegehalle, damals im Kindersanatorium,<br />
durch den Kopf. Als ich Neun war, hatte der<br />
Stadtarzt Schatten auf den Lungenflügeln<br />
entdeckt. Schulklasse um Schulklasse wurde<br />
damals vom stadtärztlichen Dienst<br />
in Reihenuntersuchungen auf beginnende<br />
Tuberkulose überprüft. In den grauen<br />
Hinterhöfen Zürichs hatte es zu wenig Licht<br />
und Sauerstoff. Wir merkten das nicht,<br />
wir spielten. Autos verkehrten zwar noch<br />
nicht so viele wie heute, aber die Luft war<br />
vom Ruß der Kohleheizungen und vom<br />
Industriestaub geschwängert – es waren die<br />
Jahre der letzten Epidemien, bevor die Tbc-<br />
Impfung generell eingeführt wurde.<br />
In endlosen Reihen wartete man, in<br />
Unterhosen auf langen Bänken sitzend,<br />
im Korridor vor der Kammer<br />
mit dem Schirmbildgerät. Es roch nach<br />
Desinfektionsmitteln. Man drückte<br />
die schmale Kinderbrust an die kalte<br />
Röntgenplatte und musste kurz den Atem<br />
anhalten. Dann surrte irgendetwas. Als meine<br />
Eltern bald darauf den positiven Befund<br />
der Diagnose erhielten, änderte sich mein<br />
junges Leben von einem Tag auf den andern.<br />
Ich wurde sofort vom Schulunterricht<br />
ausgeschlossen. Man mied mich. Auch im<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 12
prosa<br />
Hinterhof, wo wir spielten, wollte niemand<br />
mehr mit mir etwas zu tun haben. Ich durfte<br />
kein Seil, keinen Ball, keine Schaukel mehr<br />
berühren. Die Eltern der Spielkameraden<br />
hatten ihnen eingebläut, Distanz zu mir zu<br />
halten, eine Berührung mit mir unbedingt<br />
zu vermeiden und meinem Atem auszuweichen.<br />
Wenn ich im Übermut die Treppe<br />
runtersprang, kam hinter meinem Rücken<br />
eine Nachbarin und reinigte das Geländer<br />
und die Türfallen mit einem Lappen. Meine<br />
beginnende Krankheit hatte sich offenbar<br />
schnell herumgesprochen. Nicht mal die<br />
Hand hatte mir der Lehrer zum Abschied<br />
gereicht. Auch er hatte Angst, denn die<br />
Krankheit ist hoch ansteckend.<br />
Ich schämte mich. Ich hatte keine Ahnung,<br />
woran ich litt. Wenige Tage später reiste ich<br />
in Begleitung meines Vaters in die Berge.<br />
Das Verlassen der Familie fiel mir schwer.<br />
Im Kinderheim einer städtischen Fürsorge-<br />
Organisation, in einem Dorf unterhalb<br />
von Davos gelegen, kurierten Jugendliche<br />
aus Zürich mit diesem Befund ihren im<br />
Anfangsstadium erkannten Tuberkelbefall.<br />
Das große, braune Holzhaus mit der angebauten<br />
Liegehalle steht noch heute, direkt<br />
an der Haltestelle der Rhätischen Bahn.<br />
Hier wurden wir Kinder Monat um Monat<br />
betreut. Man ließ uns über die Dauer des<br />
Aufenthalts im Ungewissen. Leichtes Essen<br />
und viel Bewegung an der frischen Bergluft.<br />
Jeden Nachmittag, nach dem Essen, für<br />
alle, die Liegezeit. Da mussten wir zwei<br />
Stunden, in Wolldecken gehüllt, eingepackt<br />
wie Mumien, unbeweglich in der Bergkühle<br />
ruhen. Wir schliefen sofort ein, wir waren so<br />
erschöpft von der ungewohnten Höhenluft.<br />
Durch schräggestellte Holzlamellen wurde<br />
das gleißende, aufreizende Sonnenlicht<br />
weggeblendet. Ich mussten neun Monate<br />
zur Kur bleiben, bis die Lunge rein war.<br />
Ohne Kontakt zu daheim, für Jugendliche<br />
von heute undenkbar. Kein Handy, keine<br />
SMS. Telefonieren nur für die Heimleitung.<br />
Ein einziger Apparat im Büro. Auch kein<br />
Fernsehen, kein Radio. Ohne Kinderstunde,<br />
Spielshows, Vorabendserien. Dafür Lesen.<br />
Lesen. Bücher aus der Bibliothek. Jede Woche<br />
einen Brief an die Eltern schreiben, einen von<br />
daheim empfangen dürfen. Die Briefe wurden<br />
von der Heimleitung durchgesehen, kritische<br />
Stellen gestrichen, abgedeckt. Besuche<br />
waren wegen der Gefühlslage der Kinder<br />
unerwünscht. Einmal, im Sommer, durften<br />
wir am Berghang der Schatzalp Alpenrosen<br />
pflücken und, in feuchtes Zeitungspapier<br />
eingewickelt, den Angehörigen nach Hause<br />
senden. Heute nehmen die Tuberkulosefälle<br />
wieder zu. Auch das ist Globalisierung.<br />
Ein anderes Erlebnis wirkt ebenfalls nach.<br />
Eines Morgens wurden die Klassen der<br />
Oberstufe unseres Schulhauses auf den<br />
Pausenplatz beordert. Ein Lehrer zog<br />
die Schweizer Fahne auf, ein anderer<br />
schwenkte aus einem Fenster eine uns unbekannte<br />
Flagge. Mit ernster Stimme verlas<br />
der Hausvorstand einen Bericht der<br />
Nachrichtensendung. 1956. Die Rote Armee<br />
war nach Ungarn eingedrungen. In Budapest<br />
wurde gekämpft. Wir hatten anschließend<br />
Handarbeitsunterricht, wo alle, auch die<br />
Knaben, kleine Woll-Quadrätchen strickten,<br />
12 auf 12 cm. Die Lehrerinnen fügten dann<br />
das Ganze zu Decken zusammen, die mit<br />
dem Roten Kreuz nach Ungarn gebracht<br />
wurden.<br />
Am Zürcher Hauptbahnhof unterrichteten<br />
Studenten unter den Augen der Polizei<br />
die Umstehenden, wie man aus Flaschen,<br />
mit Benzin gefüllt und einem Docht versehen,<br />
ein panzerbrechendes Mittel bastelte,<br />
das halb scherzhaft, halb ernst »Molotow-<br />
Cocktail« genannt wurde. Einige Studenten<br />
der Universität und der ETH machten sich<br />
mit dem Gewehr und der Patronenpackung<br />
(der Schweizer hat seine Waffe zuhause<br />
im Schrank!) auf den Weg nach Ungarn.<br />
Wenige kamen durch, einige wurden im<br />
Vorarlbergischen angehalten. Dann setzte<br />
die Flüchtlingswelle aus Ungarn ein, und<br />
man engagierte sich in der Betreuung. 1973<br />
kamen die Tschechen. Und heute? Aus der<br />
halben Welt flüchten die Menschen nach<br />
Europa, weshalb auch immer. Die Tür steht<br />
offen.<br />
Am Ende der 50er Jahre war ich Siebzehn und<br />
verdiente mein Studium als Aushilfe bei mei-<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 13
prosa<br />
nem Vater, der als »Troubleshooter« in Zürich<br />
bei der Eröffnung der Mövenpicks mitwirkte.<br />
Ein neues Gastrokonzept, von Ueli Prager<br />
iniziiert, stellte die neue Restaurantkette vor<br />
große Herausforderungen. Warmes Essen zu<br />
jeder Tageszeit, kleine Portionen, auf Tellern<br />
angerichtet. Frischprodukte, Lachsbrötchen,<br />
Champagnercüpli für alle, Weinausschank<br />
im Glas. Kleine Tische im Restaurant, für 2<br />
Personen gedacht, auf den Tischchen stets<br />
frische Semmeln und Ketchup à discretion.<br />
Und in der Küche Infrarot, Steamer, vorbereitete<br />
Speisen und Saucen – der Chef de<br />
Cuisine verkam zur Dekoration. Geblieben<br />
sind die Mövenpick-Hotels all over the<br />
World und, last but not least, Mövenpick-<br />
Kaffee und vor allem Mövenpick-Glacé.<br />
1951, die Mehrheit der Bevölkerung Zürichs<br />
wollte einen ausgeräumten Fluss durch die<br />
Stadt, von allem mittelalterlichen Ballast<br />
befreit. Keine Mühlenräder mehr, keine gedeckte<br />
Holzbrücke, kein Warenhaus in der<br />
Limmat. Die Gegner der »freien Limmat«<br />
standen auf einer der Brücken flussaufwärts<br />
und hielten ihre Transparente hoch, schrien<br />
Schmähungen – die Befürworter postierten<br />
sich auf der Bahnhofbrücke und lobten die<br />
freie Sicht auf Altstadt und Alpen. Zürich<br />
hat sich in diesem Jahrzehnt leergeräumt.<br />
Leergeträumt?<br />
Und fast hätte ich's vergessen: Kennen Sie<br />
»kind of blue«? Genau. Miles Davis – das war<br />
die Welt des Jazz. Die 50er Jahre in Zürich –<br />
»so what«?<br />
Ingrid Benada, Berlin<br />
Erinnerungen aus dem Ernteeinsatz<br />
Im Herbst 1959 waren wir Studenten in<br />
einem thüringischen Bauerndorf, dessen<br />
Höfe Misthaufen und Pumpen zierten. Im<br />
Ort war ein kleiner unansehnlicher Gutshof,<br />
der mit einem riesigen Bretterzaun umgeben<br />
war. Dort wurden wir einquartiert.<br />
Wir schliefen auf Strohsäcken. Der Geruch<br />
des Strohes umgab uns vorm Einschlafen,<br />
beim Erwachen und in der Nacht, wenn wir<br />
durch das Rascheln der Mäuse oder das allmorgendliche<br />
Krähen des Hahnes aus dem<br />
Schlaf gerissen wurden. Ich hatte auch das<br />
Gefühl, dass er tagsüber an mir haftete, da<br />
die Waschmöglichkeiten (von Duschen und<br />
Baden konnte gar nicht die Rede sein) sehr<br />
ungenügend waren.<br />
Wir waren in zwei Räumen untergebracht<br />
(einer war für die Studentin- nen und<br />
einer für die Studenten). In unserem Zimmer<br />
stand ein riesiges Bett, dem man nachsagte,<br />
dass in ihm auch Napoleon einst genächtigt<br />
hätte. Ob allein oder in trauter Zweisamkeit,<br />
war nicht überliefert. Wir lagen in diesem<br />
Bett oder auf der Erde nebeneinander auf<br />
Säcken wie Heringe in einer Dose. Das war<br />
recht lustig und störte unsere gute Laune<br />
nicht. Unsere Freude verging aber, wenn<br />
wir den Stroh- und Schweißgeruch und<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 14<br />
den Schmutz von der Feldarbeit beseitigen<br />
wollten. Auf dem Hof war die Pumpe unsere<br />
einzige Waschgelegenheit. In Absprache mit<br />
der „Männlichkeit“ wurden genaue Zeiten<br />
festgelegt, wann welches Geschlecht sich<br />
waschen durfte. Und so geschah es auch.<br />
Eines Tages aber rief uns der<br />
Vorsitzende der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft<br />
(LPG) zusammen.<br />
Er teilte zu unserer Belustigung mit, dass<br />
wir (die Studentinnen) uns nur noch<br />
angezogen und hochgeschlossen waschen<br />
dürften. Unsere Säuberungsaktionen hatten<br />
die braven, ansonsten treuen und ach so<br />
moralischen Männer des Dorfes allen Alters<br />
angelockt. Durch Ritzen und Löcher im<br />
Zaun hatten sie uns beobachtet. Ihre um die<br />
Moral besorgten und über die Neugier ihrer<br />
Männer erbosten, eifersüchtigen Frauen<br />
bemerkten dies und beschwerten sich je nach<br />
Vorlieben und Neigungen bei der Obrigkeit<br />
des Dorfes, die aus Bürgermeister, Pfarrer,<br />
LPG-Vorsitzendem, Schuldirektor und Dorfpolizisten<br />
bestand, und forderten in heller<br />
Empörung, dem schändlichen Treiben ein<br />
für allemal ein Ende zu setzen. Wer weiß,<br />
welchen Martern die biederen Männer zu
prosa<br />
Hause unterworfen waren. Wir haben es nie<br />
erfahren.<br />
Wir durften an der Pumpe nur<br />
Kopf, Hände und Füße waschen. Um mehr<br />
von Gerüchen und Schmutz belästigte<br />
Körperteile zu säubern, holten wir Schüsseln<br />
mit Wasser von der Pumpe in unser Zimmer.<br />
Das war eine sehr zeitaufwendige Prozedur,<br />
denn es gab nicht so viele Behältnisse wie<br />
Studentinnen, so dass man nach ihnen<br />
anstehen musste.<br />
Auf Grund dieser Erlebnisse hat sich<br />
der Strohgeruch in meinem Gedächtnis fest<br />
eingeprägt. Ich brauche nur die Augen zu<br />
schließen, an ihn zu denken, und schon ist<br />
er da.<br />
Eines Tages musste ich zum Aufhängen<br />
des Tabaks auf einen Boden, der sich über<br />
den Ställen der LPG befand. Ich war schlank<br />
und leichtgewichtig im Gegensatz zu den<br />
Bäuerinnen. Deshalb war es eigentlich gar<br />
nicht logisch, dass ausgerechnet mir das<br />
Missgeschick passierte.<br />
Als ich versuchte, das erste Tabakblatt<br />
auf die Leine zu hängen, knackte es unter<br />
meinen Füßen, und ehe ich mich versah,<br />
barsten die Bodenbretter, ich rutschte durch<br />
das Loch und fiel in den Schweinestall, in<br />
die glitschige und fürchterlich stinkende<br />
Jauche. Die Sau und ihre Ferkel stoben<br />
lautstark quietschend und erschrocken<br />
auseinander. Ehe ich so richtig begriff, was<br />
geschehen war, kamen die Bäuerinnen<br />
gerannt. Sie versuchten, mich hochzuheben,<br />
was nicht gelang. Ich hatte das Gefühl, als<br />
wären mir sämtliche Knochen gebrochen.<br />
Die Frauen holten männliche Hilfe, die<br />
mich an die Pumpe trug. Die Bäuerinnen<br />
halfen beim Säubern meiner Kleidung und<br />
meines Körpers. Die Männer hielten sich in<br />
Rufnähe und brachten mich schließlich in<br />
das Napoleon-Bett.<br />
Bald versammelten sich dort die<br />
Gemeindeschwester und die Obrigkeit der<br />
LPG einschließlich des Verantwortlichen<br />
für Arbeitsschutz. Nachdem die Schwester<br />
festgestellt hatte, dass nichts gebrochen<br />
war, verhörte mich der Arbeitsschutzmann.<br />
Der Boden wurde sofort gesperrt, und man<br />
begann mit der Untersuchung des Unfallortes.<br />
Nachdem mich alle verlassen hatten, erinnerte<br />
ich mich an die Schweinejauche. Es blieb ein<br />
Gefühl, als wenn der Geruch unauslöschlich<br />
mit mir für alle Zeiten verbunden sei. Ich<br />
bespritzte mich mit Kölnisch Wasser; es half<br />
nichts. Meine Nase war voll von „Düften”<br />
des Schweinestalles. Das sollte noch lange<br />
anhalten. Nach ein paar Tagen fuhr ich arg<br />
lädiert nach Hause. Dort stellte der Arzt<br />
Prellungen am rechten Arm und am linken<br />
Bein fest. Die am Bein begleiteten mich<br />
noch, als ich einige Wochen später ins Dorf<br />
zurückkehrte. Als wir alle gemeinsam aufs<br />
Feld marschierten, hörte ich einen Jungen<br />
am Straßenrand zu einem anderen sagen:<br />
„Guck mal, die haben sogar eine dabei, die<br />
hinkt.”<br />
Und wieder gelang es uns, das Dorf in<br />
Aufregung zu versetzen. Fast jeden Abend<br />
veranstalteten wir ein frohes Jugendleben.<br />
Wir hatten eine eigene Tanzkapelle und<br />
kamen meist vor Mitternacht nicht auf die<br />
Strohsäcke. Eines Abends, als die Stimmung<br />
ihren Höhepunkt erreichte, sangen wir<br />
den Kanon: „In London brennt es”, dessen<br />
Endzeile „Feuer, Feuer” lautet. Dieser Ruf<br />
wieder und wieder aus fünfundzwanzig<br />
Kehlen schallend, drang aus dem offenen<br />
Fenster und lief die Dorfstraße entlang. Die<br />
braven Bauersleut, die schon in den Betten<br />
lagen, sprangen erschrocken aus den Federn,<br />
die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr<br />
rannten zu ihrem Treffpunkt und wollten<br />
gerade ihre Geräte aus dem Schuppen holen,<br />
als ein Besonnener fragte: „Ja, wo brennt es<br />
denn? Riecht ihr etwas? Seht ihr das Feuer?”<br />
Da die Rufe aus einer Richtung gekommen<br />
waren, die nicht weit von ihrer Sammelstelle<br />
entfernt zu sein schien, entschlossen sie<br />
sich, ihnen ohne Ausrüstung zu folgen. So<br />
gelangten sie zu uns, als wir den Kanon<br />
erneut anstimmten. Ein Chor von energischen<br />
männlichen Stimmen unterbrach uns.<br />
„Aufhören! Aufhören!” brüllten die erbosten<br />
Feuerwehrleute.<br />
Auf uns kamen Beschimpfungen<br />
wegen groben Unfugs und am nächsten<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 15
prosa<br />
Tag eine hochamtliche Ermahnung bzw.<br />
Verwarnung zu.<br />
Aber das sollte nicht der letzte Ärger<br />
bei diesem Ernteeinsatz bleiben.<br />
Jeden Morgen zogen wir mit fröhlichen<br />
Liedern auf den Lippen hinaus auf das Feld<br />
und abends mit ihnen zurück.<br />
Eines Tages stimmte ein Kommilitone<br />
ein Lied aus dem Bauernkrieg von 1525 an,<br />
nämlich: „Wir sind des Geyers schwarzer<br />
Haufen.” Eine Stelle darin lautet: „Wir wöll’n<br />
mit Pfaff und Adel raufen, heiahohe! Spieß<br />
voran! Wir setzen aufs Klosterdach den<br />
roten Hahn.” Während sonst die Bauersleut´<br />
wohlwollend unserem Gesang lauschten,<br />
sahen wir diesmal finstere Mienen, böse<br />
Gesichter, was das Lied natürlich sofort zu<br />
unserem Lieblingslied machte. Sobald wir<br />
Dorfbewohner sahen, stimmten wir unsere<br />
Hymne an. Das sollte aber nicht lange<br />
gut gehen. Diesmal erschien entsetzlich<br />
aufgeregt der Bürgermeister im Namen des<br />
Herrn Pfarrers und der frommen Leute im<br />
Dorf. Er flehte uns händeringend an, doch<br />
diesen Unsinn zu lassen, und erzählte uns<br />
etwas von der Gewährleistung der freien<br />
Religionsausübung, von der Diskriminierung<br />
der Christen durch uns, vom Zorn des<br />
Herrn Pfarrers, den er auf gar keinen Falle<br />
verärgern wolle. Unser Einwand, dass das<br />
doch ein Lied aus dem Jahre 1525 sei und<br />
das Singen solcher Lieder nicht verboten<br />
wäre, nützte nichts. Schließlich ließen uns<br />
seine flehenden Worte nicht kalt, und wir<br />
entschieden, es nicht mehr zu singen.<br />
Brigitte Kürten, Bad Honnef<br />
Es war im Spätsommer des Jahres 1951,<br />
die Zeit der ersten Sommerferien, seitdem<br />
ich das Gymnasium besuchte, auch die<br />
Zeit der ersten Herbststürme. Ich war mit<br />
meiner Mutter und einer Cousine in einen<br />
ländlich idyllischen Ort an die Nordsee gereist.<br />
Der Kontakt zu den Schulkindern gestaltete<br />
sich recht unkompliziert. Sie wollten wissen,<br />
wie es auf dem Gymnasium ist, war ich<br />
doch seit kurzem Sextanerin. Stolz zählte<br />
ich die Namen der anderen Klassen auf.<br />
Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda, Prima,<br />
fand ungeteiltes Interesse bei den fremden<br />
Kindern, für die das alles ganz neu war. „Oh<br />
ja,“, rief ein kleines Mädchen, selbst gerade<br />
erst eingeschult. „in der Primaschule, da<br />
muss es schön sein.“<br />
In den folgenden Tagen hatten wir<br />
viel zu erkunden: Möwen, Muscheln,<br />
Quallen, Deiche, Leuchtturm und eine<br />
Sturmflut<br />
Wattwanderung, wenn das Wasser sich<br />
zurückgezogen hatte. Beim Ort selbst lagen<br />
Rettungsboote, die gottlob nicht ständig zum<br />
Einsatz kamen, deren Besitzer sich aber in<br />
den damaligen Anfängen des Tourismus zu<br />
Ausflugsfahrten bereit erklärten. Sie fuhren<br />
nach Wangerooge, der nächstgelegenen<br />
Insel der ostfriesischen Inseln. Der Onkel<br />
hatte sich für einige Zeit bei uns angesagt,<br />
was uns ermunterte, einen Auflug mit einem<br />
Boot zu buchen.<br />
Als wir des Morgens zu unserem Ausflug<br />
an Deich und Meer ankamen, sahen<br />
wir etwas wie schnell dahinbrausende<br />
Kleinboote, bis wir verstanden, dass es sich<br />
um riesige Schaumkronen auf den hohen<br />
Wellen handelte. Das waren wir vom lieben<br />
Rhein, woher wir kamen, nicht gewohnt.<br />
Dennoch vertrauten wir uns unserem<br />
Touristenrettungsboot an. Es wurde gesagt,<br />
dass wir nicht so lange wie geplant auf der<br />
Insel bleiben könnten, die See sei unruhig,<br />
wir müssten eben früher zurück fahren.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 16
prosa<br />
Es war uns etwas mulmig.<br />
Als wir zur Rückfahrt am Landesteg<br />
ankamen, lag unser kleines Rettungsschiff<br />
zwei Meter unter demselben. Die Seemänner<br />
hatten eine Leiter aufs Deck gestellt, diese ans<br />
Geländer des Steges von außen angelehnt,<br />
versteht sich, also unbefestigt, denn der<br />
starke Seegang hob und senkte Boot und<br />
Leiter erheblich. Die Flut war noch nicht<br />
eingetroffen, sonst hätte das Boot die Höhe<br />
des Landesteges erreicht. Die Seemänner<br />
drängten zur Eile.<br />
Meinem Onkel gelang der abenteuerliche<br />
Abstieg als erstem. Unversehens packte<br />
mich einer der Seemänner, setzte mich<br />
zehnjähriges Leichtgewicht auf seinen<br />
starken rechten Arm und stieg mit mir die aufund<br />
niederschwebende Leiter herab. Meine<br />
Mutter folgte als nächste. Irgendwie schien<br />
sie an der Leiter zu kleben. Sie hampelte mit<br />
den Beinen, aber kam nicht voran.<br />
„Hilde“, rief mein Onkel, „du musst das<br />
Geländer loslassen, sonst kommst du nie<br />
unten an!“<br />
Ich kam unter die große Deckplane, die einem<br />
überdimensionalen Kinderwagenverdeck<br />
glich, zu sitzen, umgeben von den Beinen<br />
und Knieen der Erwachsenen, die seitlich<br />
saßen.<br />
Ein gewaltiges Auf und Nieder schien<br />
einigen Landratten Angst zu machen, doch<br />
die Robbenjäger blickten grimmig drein.<br />
Ich verstand nicht, warum es einer Dame<br />
schlecht wurde. Ich konnte von meinem<br />
Platz aus die See nicht sehen, auch nicht die<br />
Weite des aufgewühlten Meeres. Kein Land<br />
in Sicht!<br />
Ich fand Gefallen an dem ständigen Rauf und<br />
Runter. Ich begann, Rheinlieder zu singen,<br />
wie ich es von Zuhause gewohnt war, wenn<br />
eine kleine Bootstour angesagt war. Doch<br />
wenn das Boot zu schlingern anfing und<br />
die Wogen seitlich gegen das Schiff prallten,<br />
hielt ich auch für eine Weile den Atem an.<br />
Die Wellen spielten mit unserer Nussschale.<br />
Eimerweise schwappte das Wasser über die<br />
Reling in die Gesichter derer, die nicht so<br />
geschützt saßen wie ich.<br />
Wie lange das so ging, weiß ich nicht mehr.<br />
Ich erinnere mich noch dunkel daran, dass<br />
wir zwei Segelboote aus Seenot retteten;<br />
eines war gekentert, das andere hatte den<br />
Mast gebrochen. Sie wurden in Schlepp<br />
genommen und erreichten mit uns das<br />
Festland.<br />
Meine frohe und furchtlose Laune erkläre<br />
ich mir mit einem kindlich sicheren Glauben,<br />
dass eine stets vorhandene Schutzmacht<br />
über allem wacht.<br />
aus ‚Kindheitserinnerungen‘, Epla-Verlag 2009<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 17
prosa<br />
Gaby G. Blattl, Wien<br />
Die eigene Spur wiederfinden<br />
D<br />
ie Fünfziger – für mich eine schöne<br />
Zeit, denn ich durfte endlich in die<br />
Schule gehen … Doch das ist für die Zeit<br />
nicht aussagekräftig, hängt nur mit meinem<br />
Jahrgang zusammen.<br />
Nachkriegsjahre – keine Angst mehr vor<br />
Angriffen, Bomben, Verschleppungen und<br />
Tod. Nicht mehr in die Keller laufen müssen,<br />
…Nicht mehr Masse sein, endlich jung sein<br />
dürfen, alles Schlimme der Vergangenheit<br />
abstreifen, wieder Mensch werden – das<br />
machte Mut. Den Spuren nachgehen, die<br />
dieser Krieg verschüttet hatte, die eigene<br />
Spur wiederfinden …Zumindest für die<br />
Generation der Eltern und Großeltern..<br />
Vieles war wiederhergestellt, wieder aufgebaut.<br />
Der Schriftstellerverband war gegründet<br />
worden, um Schreibende mit dem<br />
schwer aufzutreibenden Papier, mit Stiften,<br />
aber auch mit Brennstoff für die zu kalten<br />
Wohnungen zu versorgen. Kaffeehäuser<br />
wurden langsam wieder besucht. Man<br />
konnte – und kann das heute noch – bei einem<br />
Kaffee und vielen Gläsern Wasser stundenlang<br />
in allen Zeitungen lesen, schreiben,<br />
Freunde treffen, kurz: daheim sein, aber<br />
doch nicht zuhause. In Wien, im Hawelka,<br />
gab es längst schon wieder die berühmten<br />
Buchteln (eine köstliche Mehlspeise)…Es<br />
gab auch als Vorstufe der Volkshochschulen<br />
die sogenannten Arbeiterheime, in denen<br />
für wenig Geld Unterhaltung ebenso wie<br />
Fortbildung geboten wurde, die ersten<br />
Fernsehgeräte wurden erst bestaunt, dann<br />
in gastronomischen- und Vereinslokalen<br />
aufgestellt. Man rückte zusammen, genoss<br />
gemeinsam Übertragungen von Sport- und<br />
anderen Veranstaltungen. An den freien<br />
Sonntagen wurden Ausflüge gemacht, alles<br />
war recht bescheiden, aber friedvoll und<br />
schön. Man lebte ein im Wesentlichen ruhiges,<br />
bescheidenes aber angenehmes Leben.<br />
Vor allem hatte man Hoffnung!<br />
Studieren war wieder möglich, die<br />
Aussichten für ein geregeltes Berufsleben<br />
waren gut. Frauen wurden wieder berufstätig,<br />
was nach Kriegsende nicht möglich<br />
war, denn die aus Kriegsgefangenschaft und<br />
Kriegsgeschehen zurückgekehrten Männer<br />
als Familienerhalter waren bevorzugt worden.<br />
Bei allem Aufschwung wurde auch auf<br />
Kriegsinvalide, -blinde, Witwen und Waisen<br />
nicht (ganz) vergessen.<br />
In den Familien fehlten vor allem Väter,<br />
Großväter, Verwandte; Nachbarn, doch daran<br />
hatte man sich weitgehend gewöhnt, gewöhnen<br />
müssen. In den Straßen fehlten noch<br />
manche Häuser, Wünsche und Bedürfnisse<br />
wurden wieder geäußert und konnten wieder<br />
– zumindest teilweise – erfüllt werden.<br />
Der Handel mit Waschmaschinen florierte,<br />
‚Jedermann‘ erklang nicht nur in Salzburg,<br />
jedermann wollte am sogenannten ‚Luxus‘<br />
teilhaben. Und die Wiener Staatsoper spielte<br />
wieder im eigenen Haus. Das war etwas<br />
Besonderes und heute noch gibt es Menschen,<br />
die mit tränenfeuchten Augen sagen ‚ich war<br />
dabei!‘.<br />
Es war eine gute Zeit.<br />
Wie war das literarisch zu sehen? Die literarische<br />
Landschaft – zumindest im deutschsprachigen<br />
Raum – war Schauplatz eines<br />
großen Aufbruchs, einer Erneuerung. Nur einige<br />
Namen: Böll, Bachmann, Enzensberger,<br />
Frisch, Doderer, Fussenegger, Jahnn oder<br />
aus Südtirol Franz Tumler.<br />
Zu den Großen zählt auch Erika Mitterer. Es<br />
erschien 1951 ‚Die nackte Wahrheit‘, zwei<br />
Jugendbücher wurden herausgebracht,<br />
Gesammelte Gedichte, vor allem aber war<br />
es das Jahrzehnt der Dramen. 1958 wurde<br />
in Wien ‚Verdunkelung‘ (eines ihrer wichtigsten<br />
Werke) aufgeführt.<br />
Horizonte wurden eröffnet - es war eine gute<br />
Zeit.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 18
Essay<br />
Mario Andreotti, Eggersriet/Schweiz<br />
Aspekte und Tendenzen der neueren und neuesten Schweizer<br />
Literatur - 1. Teil<br />
Die neuere Schweizer Literatur hatte<br />
sich, vor allem im Nachgang der 68er<br />
Bewegung, in erster Linie als „littérature engagée“<br />
verstanden, als eine Literatur, in der<br />
Dichtung und Politik eng miteinander verflochten<br />
sind. Für die <strong>Autoren</strong> dieser Literatur,<br />
für einen Max Frisch, einen Peter Bichsel,<br />
einen Jörg Steiner, einen Adolf Muschg, einen<br />
Niklaus Meienberg, einen Franz Hohler,<br />
einen Otto F. Walter, einen Hugo Loetscher,<br />
einen Otto Marchi mit seiner „Schweizer<br />
Geschichte für Ketzer“ und vielen andern,<br />
war die stürmische Hassliebe zur Heimat<br />
noch so etwas wie die zentrale Triebkraft ihres<br />
Schreibens. Der Heimatdiskurs - Heimat<br />
stets verstanden als „Enge“, die Schweiz<br />
als „Gefängnis“, aus dem man ausbrechen<br />
musste - gehörte fast zwingend zu ihrem literarischen<br />
Repertoire. Dazu gehörte auch<br />
ein mehr oder weniger deutlicher Hass auf<br />
die Armee, die man als Instrument einer<br />
spätkapitalistischen, autoritär-repressiven<br />
Gesellschaft, aber auch als Inbegriff einer<br />
mythisch verstandenen Sonderstellung der<br />
Schweiz empfand. Max Frischs letztes, 1989<br />
erschienenes Werk, vielleicht überhaupt das<br />
letzte einer schweizerischen „littérature engagée“,<br />
sein in Dialogform gehaltener Prosatext<br />
„Schweiz ohne Armee? Ein Palaver“<br />
war für diese armeekritische Haltung einer<br />
ganzen Schriftstellergeneration geradezu<br />
das Paradebeispiel.<br />
Anfang der 90er Jahre setzte in der Schweizer<br />
Literatur ein folgenschwerer Paradigmawechsel<br />
ein. Eine neue Generation<br />
von Schriftstellern meldete sich zu Wort,<br />
eine Generation, der es nicht mehr um die<br />
Auseinandersetzung mit der Schweiz, um<br />
die Heimat als politische Kategorie, sondern<br />
höchstens noch als epische oder dramatische<br />
Kulisse für die Entwicklung der Figuren geht.<br />
Das literarische Herz dieser nachrückenden<br />
Generation schlägt weder für noch gegen<br />
das Vaterland; es schlägt vielmehr für die<br />
eigene Biographie, die eigene private Welt.<br />
Landesgrenzen spielen keine Rolle mehr;<br />
die schweizerische Identität - und das ist<br />
neu - hinterlässt daher in den Romanen der<br />
Schweizer <strong>Autoren</strong> immer geringere Spuren.<br />
Das äussert sich konkret auch an den jährlich<br />
stattfindenden Solothurner Literaturtagen:<br />
Bis 1991 war die Teilnahme an dieser grössten<br />
Schweizer Literaturschau den helvetischen<br />
Literaturschaffenden vorbehalten.<br />
Nach 1991, vor allem im Zusammenhang<br />
mit der Wende in Deutschland, dem<br />
Zusammenbruch des real existierenden<br />
Sozialismus im Osten und mit der Frage<br />
nach einem EU-Beitritt der Schweiz öffnete<br />
man das Solothurner Literaturtreffen auch<br />
für die nichtschweizerischen <strong>Autoren</strong> aus<br />
allen Ländern und Kontinenten.<br />
In der Tat: Eine neue Generation von<br />
<strong>Autoren</strong> hatte in der Schweiz die Bühne betreten.<br />
Ich glaube, es war Peter Weber mit<br />
seinem Erstling „Der Wettermacher“, 1993<br />
erschienen, der Geschichte von August<br />
Abraham Abderhalden, dem Protagonisten<br />
und Ich-Erzähler des Buches, und von dessen<br />
Trauer über die gemeinsame Kindheit<br />
und den Selbstmord seines schwarzen<br />
Adoptivbruders Freitag, der als Erster dieser<br />
neuen Generation die Bühne betreten<br />
hat. Kurz danach folgte eine Frau, deren<br />
Auftritt noch wesentlich spektakulärer<br />
war als der von Peter Weber. Von ihrem<br />
1997 erschienenen Erstlingsroman „Das<br />
Blütenstaubzimmer“ wurden bis heute weit<br />
über 300'000 Exemplare abgesetzt. Wenn<br />
man bedenkt, dass ein Schweizer Autor, der<br />
3'000 bis 5'000 Exemplare eines Buches verkauft,<br />
üblicherweise bereits als erfolgreich<br />
gilt, ist das ein gigantischer Erfolg. Dazu<br />
kommen Übersetzungen in 27 Sprachen<br />
und Lesetourneen in alle Welt. Ich spreche<br />
von der Basler Autorin Zoë Jenny, die seit<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 19
ESSaY<br />
2003 mit ihrem Partner in London lebt.<br />
Der Verkaufserfolg eines Buches ist bekanntlich<br />
eines der Indizien für einen Wandel.<br />
Wenn diese Feststellung auf Zoë Jennys Buch<br />
zutrifft, worin besteht denn hier der Wandel,<br />
der Paradigmawechsel, der letztlich für fast<br />
die ganze jüngste Schweizer Literatur gilt?<br />
Ich würde meinen, in einem Zweifachen:<br />
Da ist zunächst die Abwendung von allem<br />
Politischen, wie ich sie eben kurz beschrieben<br />
habe. Zoë Jenny erzählt die Geschichte einer<br />
jungen Frau, die sich von ihren Eltern, weil<br />
in deren Nähe für sie kein Platz mehr ist, ablöst<br />
und die am Schluss völlig desillusioniert<br />
allein hinaus in die Winterlandschaft geht.<br />
Sieht man einmal von Jennys Abrechnung<br />
mit der 68er Generation, mit ihrem Streben<br />
nach Selbstverwirklichung, ab, ist da von<br />
Politik nichts mehr zu spüren. An die Stelle<br />
des politischen Diskurses - ich tönte es bereits<br />
an - sind die eigene Biographie, die<br />
Selbstwerdung oder Ichfindung ins Zentrum<br />
des Schreibens gerückt. Und da ist eine neu<br />
gewonnene Unbefangenheit des Erzählens,<br />
die keine Erzählkrise, keine Tendenz, das<br />
Erzählen selbst zum Thema zu machen,<br />
mehr kennt. Hatten ein Max Frisch, ein Otto<br />
F.Walter, ein Hugo Loetscher, eine Erica<br />
Pedretti in ihren Romanen die Erzählebene<br />
noch verdoppelt, um Widersprüche aufzuzeigen,<br />
so erzählen die jungen Schweizer<br />
<strong>Autoren</strong>, eine Ruth Schweikert, ein Peter<br />
Weber, ein Peter Stamm und eben auch eine<br />
Zoë Jenny, einmal abgesehen von gewissen<br />
Rückblenden, wieder weitgehend linear. Das<br />
kommt den normierten Erwartungen einer<br />
breiten Leserschaft entgegen, was den internationalen<br />
Erfolg vieler junger Schweizer<br />
<strong>Autoren</strong> zu einem guten Teil erklärt. Dass<br />
dabei die Moderne auf der Strecke bleibt,<br />
ist die andere, weniger schöne Seite dieser<br />
jungen Schweizer Literatur. Die Gefahr, dass<br />
diese junge Schweizer Literatur, gerade weil<br />
sie auf die Errungenschaften der literarischen<br />
Moderne mehrheitlich verzichtet, nur<br />
ein kurzfristiger Saisonerfolg bleibt, ist auf<br />
jeden Fall gegeben.<br />
Und da ist schliesslich noch ein Drittes, ein<br />
bestimmter Trend des Literaturbetriebes,<br />
der sich nicht nur in der Schweizer Literatur,<br />
aber in ihr besonders deutlich ausmachen<br />
lässt: die zunehmende Fixierung<br />
des Interesses nicht sosehr auf das literarische<br />
Werk als vielmehr auf die Person<br />
des Autors oder noch besser gesagt, der<br />
Autorin. Im Zentrum des Interesses steht<br />
dabei das attraktive und photogene äussere<br />
Erscheinungsbild, das in den Medien<br />
marktgerecht aufgebaute jugendliche und<br />
damit Absatz fördernde Image. Es dürfte<br />
kein Zufall sein, dass die meisten Vertreter<br />
der jüngsten <strong>Autoren</strong>generation ihre<br />
Erstlingsromane in relativ jungen Jahren veröffent-licht<br />
haben: Zoë Jenny war 23, als ihr<br />
Erstling „Das Blütenstaubzimmer“ erschien,<br />
Peter Weber mit seinem „Wettermacher“<br />
25, Ruth Schweikert 29, als sie an den „Solothurner<br />
Literaturtagen“ 1994 erstmals mit<br />
ihrer Erzählung „Christmas“ auftrat. Vom<br />
„Triumph der Jugendidole“ haben die einen<br />
Literaturkritiker Ende der 90er Jahre gesprochen,<br />
andere, wie der Kritiker Volker Hage<br />
in einem Spiegel-Artikel im März 1999, vom<br />
literarischen Fräuleinwunder. Er verstand<br />
darunter junge Autorinnen, die gerade ihre<br />
ersten Bücher veröffentlicht hatten und die<br />
durch ihr attraktives Äusseres ihren literarischen<br />
Marktwerk steigern können. Zu ihnen<br />
gehört, neben einer Julia Franck, einer Judith<br />
Hermann, einer Alexa Hennig, einer Karen<br />
Duve, zweifellos auch die Schweizerin Zoë<br />
Jenny. Und dies so sehr, dass man zeitweise<br />
den Eindruck hat, die Literaturkritiker würden<br />
sich mehr für das Gesicht Jennys als für<br />
ihre Bücher interessieren.<br />
Der Literaturbetrieb hat sich seit Mitte der<br />
neunziger Jahre, gerade auch in der Schweiz,<br />
gewaltig gewandelt, gewandelt hin zu einer<br />
Eventkultur. Gefragt sind nicht mehr sosehr<br />
<strong>Autoren</strong>, die ihre Literatur als moralische<br />
Gegenmacht zur herrschenden Gesellschaft<br />
verstehen, gefragt ist, etwas überspitzt formuliert,<br />
was kommerziellen Erfolg verspricht,<br />
was unterhaltsam und möglichst<br />
unpolitisch ist. Gefragt sind dementsprechend<br />
auch Autorinnen und <strong>Autoren</strong>, die<br />
sich „marktgerecht“ verhalten, die nicht sosehr<br />
ihr Werk, sondern durch eine möglichst<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 20
Essay<br />
hohe Medientauglichkeit sich selbst inszenieren<br />
können. Der Literaturbetrieb wird<br />
so zum gezielten Marketing. Die Literatur<br />
selber verkleinert sich dabei zum harmlosen<br />
Vergnügungshäppchen und büsst so<br />
ihren ursprünglich auf Störung, Irritation<br />
und Reflexion ausge-richteten Charakter<br />
ein. Ich weiss, das sind harte Worte. Aber sie<br />
sind notwendig, will die Literatur, und gerade<br />
die schweizerische, nicht zum billigen<br />
Vehikel un-serer postmodernen Spass- und<br />
Zerstreuungsgesellschaft verkommen.<br />
Nun würde in meinen Ausführungen<br />
Entscheidendes fehlen, wollte ich nicht noch<br />
ein paar Worte zu jener Literatur am Rande<br />
des offiziellen Literaturbetriebes sagen, die<br />
wir gerne mit dem Begriff der „Subkultur“<br />
in Verbindung bringen und die seit den<br />
1990er Jahren auch in der Schweiz einige<br />
Bedeutung erlangt hat. Es sind dies vor allem<br />
Pop, Beat, Rap und vor allem die Slam<br />
Poetry. Es kann hier nicht darum gehen, die<br />
eben genannten Genres im Einzelnen zu besprechen;<br />
das habe ich im Buch Die Struktur<br />
der modernen Literatur im Kapitel über moderne<br />
politische Lyrik recht ausführlich getan.<br />
Hier geht es mir einzig um die Frage,<br />
warum gerade in der Schweiz Pop, Beat,<br />
Rap und Slam Poetry, ganz anders als etwa<br />
in Österreich, derartige viele Anhänger gefunden<br />
haben. Man denke nur an die zahlreichen<br />
Fans, die etwa die Mundartrock-<br />
Konzerte eines Polo Hofer oder eines Peter<br />
Reber zu mobilisieren vermögen. Es dürfte<br />
zudem kein Zufall sein, dass der Begründer<br />
und Übervater des jüngeren deutschen<br />
Pop-Romans ein Schweizer ist, zumindest<br />
schweizerische Wurzeln hat, auch wenn er<br />
sich selber gerne als Kosmopoliten sieht. Ich<br />
spreche von Christian Kracht, der in seinem<br />
1995 veröffentlichten Erstling „Faserland“<br />
den Ich-Erzähler fast symbolartig per Bahn,<br />
Flugzeug und Auto von der Insel Sylt über<br />
Hamburg, Frankfurt, Heidelberg, München<br />
und den Bodensee in die Schweiz reisen<br />
lässt. Und es dürfte ebenfalls kein Zufall<br />
sein, dass es in der Schweiz wohl von ganz<br />
Europa verhältnismässig am meisten Poetry<br />
Slams gibt; und dies ob-wohl die Slam<br />
Poetry aus Amerika, wo sie bekanntlich 1986<br />
von Marc Kelly Smith in einem Jazz-Club in<br />
Chicago begründet worden war, erst nach<br />
Deutschland etwa ab 1999 in die Schweiz<br />
kam. Man werfe einen Blick ins Internet,<br />
um zu erfahren, wie reich die Slam-Szene<br />
in der Schweiz, etwa in Bern, aber auch in<br />
Zürich und St. Gallen war und immer noch<br />
ist. Ähnliches wäre vom Rap, vor allem vom<br />
Mundart-Rap, zu sagen.<br />
Pezold, Klaus (Hrsg.): Schweizer<br />
Literaturgeschichte. Die deutschsprachige<br />
Literatur im 20.Jahrhundert. Leipzig 2007<br />
(Militzke).<br />
Andreotti, Mario: Die Struktur der modernen<br />
Literatur. Neue Wege in der<br />
Textinterpretation: Erzählprosa und Lyrik.<br />
UTB Band 1127, 4., vollst. neu bearb. und aktualisierte.<br />
Aufl., Bern et al. 2009 (Haupt).<br />
Beim vorliegenden Essay handelt es sich um den Auszug<br />
aus einem Vortrag, den der Autor an verschiedenen Orten<br />
in der Schweiz gehalten hat. Der zweite Teil folgt in der<br />
nächsten Ausgabe des IGdA-altuell.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 21
Karin Manke, Berlin<br />
Die Literaturwissenschaft spricht von sogenannten<br />
„echten“ und sogenannten<br />
„unechten“ Tagebüchern. Wie unterscheiden<br />
sie sich? Ein „echtes“ Tagebuch gleicht<br />
einem Dialog mit sich selbst. Es ist vorerst<br />
nicht zur Veröffentlichung bestimmt, wird<br />
es jedoch oft nach dem Tod des Schreibers.<br />
Wie hätte man auch sonst von ihnen erfahren?<br />
Die „unechten“ Tagebücher dagegen verfolgen<br />
von Anbeginn das Ziel, veröffentlicht<br />
zu werden. Sie werden darum als literarische<br />
Form betrachtet, und viele stammen<br />
von Schriftstellern und Dichtern.<br />
Für beide Richtungen gilt die Frage: Warum<br />
Tagebuch schreiben? Man nimmt sich Zeit,<br />
schlägt eine Kladde auf und öffnet sich für<br />
Worte, die aus dem Inneren strömen. Das<br />
Gedächtnis liefert den Stoff für einen Text,<br />
der nicht unbedingt vorher bedacht sein<br />
will. Man erinnert sich nur, lauscht seinem<br />
Gefühl und kommt ihm auf die Spur. Man<br />
blockiert sich nicht mit Zweifeln, und was<br />
unangenehm aufsteigt, wird zugelassen<br />
und eventuell gar nicht erst zu Ende gedacht.<br />
Man vertraut sich selbst. Der Partner<br />
ist imaginär, ist das Papier. Das lockt und<br />
fordert heraus, weil es noch unbeschrieben,<br />
weiß und jungfräulich ist, sich als Platz des<br />
Vertrauens anbietet. Der Mensch mit seinen<br />
Stimmungen und Eindrücken offenbart sich<br />
einer potentiellen Leserschaft.<br />
Essay<br />
Warum Tagebuch schreiben<br />
Wir alle durchleben im Alltag einen Morgen,<br />
einen Mittag, einen Nachmittag und einen<br />
Abend. Die einen sind Morgenmenschen,<br />
die anderen sehen sich als Abendmenschen.<br />
Man lebt allein, als Single oder in der Familie.<br />
Man ist krank oder gesund, verliebt oder<br />
entliebt, steckt in beruflichen Zwängen oder<br />
befindet sich selbstbestimmt in Verantwortungen,<br />
die das Tagesmaß übersteigen.<br />
Man „ist wer“ oder „wie alle“. Die Einen<br />
heben sich aus der Masse heraus, die anderen<br />
sind Masse - aber alle haben (hätten)<br />
etwas zu berichten und haben (hätten) die<br />
Möglichkeit, uns an ihrem Leben teilhaben<br />
zu lassen, denn jeder hätte etwas anderes zu<br />
berichten.<br />
Ein Tagebuch ist also für alle da! Und das<br />
macht es auch so beliebt. Da muss nicht zuvor<br />
ein Studium absolviert worden sein,<br />
da muss nicht der Drang zur Schriftstellerei<br />
vorliegen, da braucht man einfach nur Bäuerin<br />
oder Arbeiter zu sein, kann aber auch<br />
Künstler oder Wissenschaftler sein. In diesem<br />
Wunsch, ein Tagebuch zu führen, sind<br />
sie alle gleich. Und warum: Weil das Leben<br />
vergänglich ist.<br />
Tagebücher sind Gespräche unter vier Augen<br />
- und wer lauscht diesen nicht gern? Tagebücher<br />
sind Leben pur, sie zu schreiben<br />
und zu lesen bedeutet, gegen das Vergessen<br />
anzugehen. Alles Tagebuchhafte trägt eine<br />
unsichtbare Aufschrift, die da lautet: „lies<br />
mich, ich bin furchtbar interessant“.<br />
Und warum schreiben die einen Tagebuch<br />
und andere lehnen es kategorisch ab? So<br />
zum Beispiel mit dem Argument: wen geht<br />
es etwas an, was ich denke und fühle? Oder,<br />
wenn man Pech hat und z.B. mit einem<br />
Schreibmuffel verheiratet ist: warum erzählst<br />
du mir nicht, was du zu sagen hast,<br />
dafür bin ich doch da?<br />
Das Bedürfnis, sich einem Tagebuch anzuvertrauen,<br />
beginnt oft schon in einem sehr<br />
frühen Alter. Es ist in der Regel der Einstieg<br />
in die Pubertätsjahre. Wenn Gefühle auftauchen,<br />
die man nicht mehr mit den Eltern,<br />
Geschwistern oder Freunden besprechen<br />
möchte oder kann, wie wohltuend, wie befreiend<br />
ist es dann, so ein Tagebuch<br />
zur Seite zu haben, zumal man diesem ja<br />
auch noch einen Namen geben kann. Eines<br />
der berühmtesten Kindertagebücher ist das<br />
der Anne Frank. Sie schreibt an „Kitty“, die<br />
fiktive Freundin, die sie zu jener Zeit im Leben<br />
nicht hatte. - Als mir mit 13 Jahren ihr<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 22
Essay<br />
Tagebuch durch eine kluge Bibliothekarin in<br />
die Hände gelegt wurde, habe ich es Anne<br />
Frank gleichgetan und meine unsichtbare<br />
Freundin „Lissy“ genannt. Mein Alltagsleben<br />
mit all seinen verwirrenden Gefühlswallungen<br />
habe ich ihr anvertraut. Es entwickelte<br />
sich in mir der Drang zum Schreiben.<br />
So können Tagebücher auch Schicksal<br />
spielen.<br />
Tagebücher können aber auch etwas anderes<br />
berichten: Nach dem Tode eines Schreibers<br />
enthüllen sie z.B. Geheimnisse über stille<br />
und heimliche Lieben, über Verbindungen,<br />
die die Verwandtschaft nicht im geringsten<br />
ahnte, über Hintergründe und wahre Leidenschaften,<br />
die man den engsten Verwandten<br />
vorenthielt u.a.m. - Nicht umsonst<br />
hat jeder Tagebuchschreiber das Recht festzulegen,<br />
was mit seinen Tagebüchern nach<br />
seinem Tode geschieht, und das sollte auch<br />
respektiert werden. Bleibende „Schäden“<br />
kann es anrichten, wenn schon in jungen Jahren<br />
Tagebuchschreiber durch Verbote daran<br />
gehindert werden, sich freizuschreiben oder<br />
spätere Ehepartner die Tagebücher aus vorehelicher<br />
Zeit zu vernichten verlangen, damit<br />
nichts zwischen ihnen stehe.<br />
Es ist also eine heikle Sache - so ein „echtes“<br />
Tagebuch - und kann viel Unruhe auf beiden<br />
Seiten stiften.<br />
Warum also trotz all dieser Probleme dennoch<br />
ein Tagebuch schreiben? An dieser<br />
Stelle - so behaupte ich - kommen sich der<br />
Schriftsteller und der „Nur-Tagebuchschreiber“<br />
nahe, denn sie können nicht anders, sie<br />
müssen schreiben. Ein starker innerer<br />
Drang bringt sie dazu; eine Leidenschaft, die<br />
einer Droge gleicht; ein Verlangen, das nicht<br />
bremsbar noch wegdenkbar ist.<br />
Für das Tagebuch findet man viele Bezeichnungen,<br />
die aussagen, was es dem Einzelnen<br />
ist und dem Lesenden sein kann: ein Zeitbuch;<br />
ein Lebensbuch; ein Geheimnisträger;<br />
ein „Abfalleimer“ für den Seelenmüll; ein<br />
Seelenputzer; eine Redekur; eine Selbsttherapie;<br />
ein Vergangenheitsbewahrer; eine Erinnerungshilfe;<br />
eine Brücke zwischen Innen-<br />
und Außenwelt usw. Erich Kästner spricht<br />
von der „gewesenen Präsens“, und nicht nur<br />
Psychologen sehen im Tagebuch die psychoanalytische<br />
Couch.<br />
In all dem Gesagten steckt also ein wenig der<br />
Gedanke, dass nur derjenige ein Tagebuch<br />
schreibt, der mit Problemen beladen ist oder<br />
von Konflikten heimgesucht wird. Schreibt<br />
man nur dann ins Tagebuch? Schreiben<br />
Menschen, denen es (immer) gut geht, gar<br />
kein Tagebuch? Dieser Frage kann man wohl<br />
nur statistisch nachgehen, aber es ist meines<br />
Erachtens darüber noch keine Statistik angelegt.<br />
Interessant wäre es schon, zumal man damit<br />
auch abermals bestätigen könnte, dass das<br />
Schreiben von einer hohen therapeutischen<br />
Wirkung ist.<br />
Das Tagebuch hält die Verbindung von mir<br />
zu mir. Tagebuchautoren folgen der Intuition<br />
und ihren Gefühlen und das sensibilisiert<br />
sie.<br />
Nun stelle ich die Frage einmal von einem<br />
anderen Blickwinkel, nämlich dem des Lesers.<br />
Warum greifen Leser so gern zu Tagebuchaufzeichnungen,<br />
seien sie vom<br />
Privatmann oder von Literaten und Persönlichkeiten<br />
des öffentlichen Lebens?<br />
Zwischen den Zeilen erkennt der Leser das<br />
Mysterium des menschlichen Lebens, um<br />
es mit dem Verfasser zu teilen. Und, der Leser<br />
will immer auch ein wenig vom Chaos<br />
des Lebens spüren, denn im Tagebuch wird<br />
ausgedrückt, was bedrückt. Es erfolgt eine<br />
Hinwendung vom Innen- zum Außenleben.<br />
So wie es im Autor eine gewisse Neugier auf<br />
sich selbst weckt, so wird diese vom Autor<br />
auf den Leser übertragen, der nun in Kommunikation<br />
mit den Autor tritt. Für beide,<br />
Autor wie Leser, wird das Tagebuch zu einem<br />
meditativen Gegenstand, der Autor<br />
übt sein Schreiben im Tagebuch meditativ<br />
aus, der Leser lässt das Gelesene meditativ<br />
auf sich wirken. Etwas zur Sprache bringen<br />
heißt schon Überleben und an diesem Überleben<br />
sind beide beteiligt, der Autor und der<br />
Leser.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 23
Essay<br />
Bei aller Verständlichkeit und allem Verständnis<br />
für Tagebuchschreiber und Tagebuchleser<br />
möchte ich es nicht versäumen,<br />
mich auch dieser Frage zu stellen: Verliert<br />
das Tagebuch dann nicht seinen Sinn, wenn<br />
es von anderen gelesen wird?<br />
Der französische Maler Paul Gauguin begann<br />
sein Tagebuch z.B. mit der Bemerkung:<br />
„Das ist kein Buch.“ Es sollte den zukünftigen<br />
Leser darauf hinweisen, dass es sich hier<br />
um keinen Roman, keine Erzählung handelt.<br />
Dabei sind die Grenzen doch fließend, denn<br />
alle Tagebuchtechniken finden ihre Entsprechungen<br />
in der Literatur.<br />
Tagebuchschreiben kann so auch eine Vorstufe<br />
zum literarischen<br />
Schreiben sein. Das Tagebuch ist frei von allen<br />
Regeln. Alles ist hier dem Schreibenden<br />
möglich, wenn er sich nur im natürlichen<br />
Fluss befindet, von Spontanität getragen<br />
und durch Intuition gespeist wird.<br />
Es gibt drei Gruppen, die sich dem Genre Tagebuch<br />
zuwenden.<br />
1. Der Tagebuchschreiber.<br />
2. Der Tagebuchleser.<br />
3. Der Tagebuchauswerter. Letzteren finden<br />
wir unter Historikern, Ethnologen, Soziologen,<br />
den Germanisten und vielen Museumspädagogen,<br />
um die wichtigsten Gruppen<br />
benannt zu haben.<br />
Tagebücher, von den Schreibern nach Jahren<br />
wieder gelesen, lassen Erinnerungen lebendig<br />
werden. Tagebücher speichern also Erinnerungen;<br />
Erinnerungen, die sich sowohl<br />
auf die Gefühle, als auch auf die Handlungen<br />
und Tatsachen beziehen. Für Menschen,<br />
die beruflich Tagebücher lesen und verwerten,<br />
sind diese ein wahrer Schatz, weil sie die<br />
Kultur, Werte, Meinungen, Bedürfnisse und<br />
Sitten verschiedener Jahrhunderte, Berufsund<br />
soziologischer Gruppen widerspiegeln.<br />
Das Tagebuchschreiben ist in den vergangenen<br />
Jahrzehnten immer populärer geworden.<br />
Es wird nicht aufhören, solange es Menschen<br />
gibt, die ihre Kreativität ausleben wollen, die<br />
sich selbst auf der Spur sind, getreu der Aufforderung:<br />
„Erkenne dich selbst“ Worte,<br />
die am Anfang der antiken Welt standen.<br />
Über den Eingang in die Moderne aber steht<br />
- und das hat bereits Oscar Wilde<br />
erkannt - „Sei du selbst!“, und dazu gehört<br />
das freie Assoziieren mit Worten - und sei es<br />
im Tagebuch.<br />
Rainer Hengsbach-Parcham, Berlin<br />
Das Klischee der Klischeelosigkeit<br />
Bei der Lektüre einer Rezension stolperte<br />
ich unlängst über einen Satz, der mich<br />
– trotz meiner jahrzehntelangen Erfahrung<br />
mit Literaten entsprechender Couleur - entsetzte:<br />
„..., aber ein traditioneller Poet müsste<br />
sich eben stur und diszipliniert an ein<br />
Musterschema halten.“<br />
Dieses Postulat war ganz eindeutig ernst<br />
gemeint. Es stammt von einem, der es auf<br />
Grund seiner Intelligenz und Vorbildung<br />
eigentlich besser wissen sollte. Ich gestehe,<br />
dass mir diese Äußerung erst jetzt – recht<br />
spät - die Augen endgültig geöffnet hat.<br />
Zwar bin ich schon immer mit entsprechenden<br />
Klischees und Vorurteilen konfrontiert<br />
worden; aber ich war bislang wohl doch<br />
noch etwas naiv und hatte auf ein wenig<br />
mehr Toleranz und Aufgeschlossenheit unter<br />
Literaturschaffenden gehofft.<br />
Da jener oben zitierte Satz aber für die<br />
grundsätzliche Auffassung vieler mit<br />
Literatur befasster Menschen typisch ist,<br />
kann man nicht oft genug darauf eingehen<br />
– und darauf hinweisen, wie falsch er ist.<br />
Es ist beängstigend und schockierend, mit<br />
welchem Klischee- und Schubladendenken<br />
hier sogenannten Traditionalisten jeglicher<br />
Wille und jegliche Berechtigung abgespro-<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 24
ESSAY<br />
chen wird, anders als nach einem sturen<br />
Musterschema zu arbeiten. Damit wird<br />
all jenen, die der sogenannten traditionellen<br />
Lyrik aufgeschlossen gegenüberstehen<br />
oder diese befürworten, jegliche Kreativität,<br />
Vielseitigkeit und Mehrgleisigkeit ihrer<br />
Arbeit abgesprochen. Und das, obwohl die<br />
Literaturgeschichte voll ist von Gegenbeispielen:<br />
noch nie ließen sich Dichter stur auf<br />
ein Musterschema beschränken.<br />
Tatsache ist aber: Wer es wagt, traditionelle<br />
Stilmittel einzusetzen – oder gar traditionelle<br />
Lyrik als existenzberechtigt zu verteidigen -,<br />
wird als Traditionalist eingeordnet, und das<br />
ist, nach aller Erfahrung, abschätzig gemeint.<br />
Es scheint zudem so zu sein – das beobachte<br />
ich mittlerweile seit zwei Jahrzehnten -, dass<br />
die Anwendung traditioneller Stilmittel wie<br />
z. B. Reim oder Metrum bei den Kritikern<br />
solcher „überholten“ Kriterien automatisch<br />
zu der Einstufung des Betreffenden als<br />
konservativ bis erzkonservativ führt. Dass<br />
Sprachkonservativität (= die Bevorzugung<br />
guten Deutschs) nicht identisch sein muss<br />
mit politischer oder überhaupt persönlicher<br />
Konservativität, scheint jenen „Ani-<br />
Traditionalisten“ völlig unvorstellbar.<br />
Klischee ist eben alles – offenbar gerade bei<br />
denen, die sich nonkonformistisch und modern<br />
geben. Eine solche Gleichsetzung wird<br />
zwar oft, muss aber keineswegs bestehen.<br />
Entsprechend muss bei solchem extremen<br />
Schubladendenken der „Anti-<br />
Traditionalisten“ folgerichtig jeder gelegentliche<br />
„Rhythmus-Hupferer“ als Unfähigkeit,<br />
manches Wort muss als „reingequält des<br />
Reimes wegen“ betrachtet werden; das muss<br />
so sein, sonst funktioniert das Feindbild – denn<br />
darum handelt es sich offensichtlich – nicht.<br />
Peinlich nur, dass die Literaturgeschichte<br />
von solchen „Hupferern“ und dergleichen<br />
wimmelt – und zwar sind die in der Regel<br />
beabsichtigt und gewollt von den (wohl doch<br />
nicht ganz so stur festzulegenden) <strong>Autoren</strong>.<br />
Die Literaturwissenschaft weiß das und hat<br />
längst Begriffe und Begründungen dafür.<br />
Jene „Anti-Traditionalisten“ lassen teilweise<br />
– völlig folgerichtig – noch weitere „ideologische“<br />
Klischees erkennen: Sobald der<br />
Begriff Wohlklang gesichtet wird, scheint<br />
automatisch vorausgesetzt zu werden, dass<br />
jene als Traditionalisten titulierten Poeten es<br />
ausschließen, Missklang könne auch Kunst<br />
sein. Dass die Interpretation jeglicher formal<br />
konventioneller Gedichte „ideologisch“ eingeengt<br />
sein muss, liegt für diese Leute ebenfalls<br />
auf der Hand.<br />
Auch die anderen in der besagten Rezension<br />
erhobenen Vorwürfe – es sind fast immer<br />
Vorurteile – gegen die sogenannten<br />
Traditionalisten lassen sich zwanglos und<br />
konsequent vom engstirnigen Klischee- und<br />
Schubladendenken ableiten, das im eingangs<br />
zitierten Satz so niederschmetternd<br />
zum Ausdruck kommt: Der „inhaltliche<br />
Erkenntnisgehalt“ hat traditionell und damit<br />
altbekannt zu sein (denn die Form ist es<br />
ja); und der solchermaßen einsortierte „traditionelle<br />
Poet“ hat sich zu grämen, „weil er<br />
meint, die Restwelt habe die Maßstäbe edler<br />
Literaturausübung verdrängt“, sobald er eine<br />
Überdehnung der Literaturgattung Lyrik<br />
kritisiert. Hier muss bei jenen Kritikern der<br />
bösen Traditionalisten die wirre Vorstellung<br />
herrschen, letztere würden stets nur ein<br />
bestimmtes Bild vom Hehren und der<br />
Erbaulichkeit hoher Kunst haben können.<br />
Man muss zugeben, es handelt sich um ein in<br />
sich schlüssiges Gedankengebäude, das jene<br />
„Anti-Traditionalisten“ pflegen – nur: die<br />
Voraussetzungen sind Voreingenommenheit,<br />
Vorurteile, Klischees und „ideologische“<br />
Scheuklappen. Sie verhindern, dass Texte<br />
sachlich bzw. neutral beurteilt werden, sobald<br />
sie erkennen lassen, dass sie bestimmte,<br />
als konservativ eingestufte Merkmale<br />
(z.B. Reim oder strengeres Metrum) zeigen.<br />
Und die sind leicht zu erkennen. Sofort<br />
scheint dann das Visier herabzufallen, und<br />
jede Diskussion ist sinnlos. Man will sich<br />
von den - wie man glaubt - überlebten und<br />
unzeitgemäßen, korsetthaft einengenden<br />
Stilmitteln bzw. Regeln distanzieren, denn<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 25
ESSAY<br />
man ist – wie man glaubt – fortschrittlich<br />
und modern, nonkonformistisch eben. Ein<br />
schönes Klischee, selbst wenn dieser Ansatz<br />
früher einmal mehr war... Heute ist er zum<br />
Klischee verkommen; eben zum Klischee<br />
der Klischeelosigkeit... Und wenn Schiller<br />
einmal sagte, „Wir müssen die Leute inkommodieren“,<br />
so meinte er das inhaltlich<br />
– und nicht formal, bestimmte Stilmittel<br />
betreffend. Es ist auch nicht unbedingt „inkommodierend“,<br />
mit unkonventionell oder<br />
experimentell verfertigten Texten zu schockieren<br />
– auch wenn das mitunter ein legitimes<br />
Anliegen von Kunst ist.<br />
Die Schlussfolgerung lässt sich nicht umgehen,<br />
dass die solchermaßen klischeegeleiteten<br />
und leider in aller Regel sehr intoleranten<br />
„Anti-Traditionalisten“, fußend auf<br />
den beschriebenen irrigen Vorstellungen,<br />
in recht konsequenter Weise ein an sich gar<br />
nicht existierendes Feindbild aufbauen, um<br />
sich dann an einem respektablen Gegner<br />
abarbeiten und dabei ihre Auffassungen festigen<br />
zu können. Das kann so weit gehen,<br />
dass ein Germanist und Hochschullehrer<br />
im Rahmen eines jener Lyrikseminare, in<br />
denen Texte von Teilnehmern besprochen<br />
werden, einem osteuropäischen Kollegen<br />
sagt, sein Text sei überholt und unzeitgemäß;<br />
es gäbe zwei Arten von Lyrik: eine<br />
östliche, noch weitgehend unmoderne und<br />
eine fortschrittliche westliche; Hier hätte<br />
der Osten noch Nachholbedarf. - Auf dieser<br />
Basis ist zwischen beiden Lagern kaum eine<br />
Verständigung möglich - leider.<br />
Die Vertreter der „Traditionalisten-Fraktion“<br />
scheinen ferner von ihren Kritikern mit<br />
zweierlei Maß gemessen zu werden: Da die<br />
Literaturgeschichte voll ist von Beispielen,<br />
die das Begründungs-Kartenhaus der „Anti-<br />
Traditionalisten“ zum Einsturz bringen können,<br />
scheint man die herbe Kritik an den ach<br />
so Ewiggestrigen auf heute lebende, nicht<br />
oder wenig bekannte <strong>Autoren</strong> zu beschränken;<br />
wohl auch in der Hoffnung, diese noch<br />
„umdrehen“ zu können. Und hier wird<br />
offenbar wiederum nach der allgemeinen<br />
Bekanntheit des Autors sortiert. Im Grunde<br />
leider auch nichts Neues.<br />
Soll man da schweigen?<br />
Der konkrete Anlass zu diesem Artikel war die Rezension<br />
von K.H. Schreiber, Ausgabe 1/<strong>2010</strong><br />
Johanna Klara Kuppe, Waiblingen<br />
Am Anfang war das Rot. Es ist die erste<br />
Farbe, der der Mensch einen Namen gab, die<br />
älteste Farbbezeichnung der Welt. In manchen<br />
Sprachen ist das Wort „farbig“ identisch<br />
mit dem Wort für „rot“, so z.B. beim<br />
spanischen „colorado“. Rot ist wahrscheinlich<br />
auch die erste Farbe, die Babys sehen<br />
können. Einhundertundfünf Rottöne stehen<br />
heute zur Verfügung.<br />
Ein kleiner Versuch: bitten Sie Leute ganz<br />
spontan eine Farbe zu nennen, ein Musikinstrument<br />
und ein Werkzeug. Ganz oft<br />
kommt die Antwort: Rot, Geige, Hammer.<br />
Rot ist bei Frauen und Männern gleich beliebt,<br />
dass aber bei Jugendlichen Rot sehr<br />
Die Farbe Rot (Teil 1)<br />
beliebt sei, stimmt nicht, im Gegenteil, Rot<br />
gefällt den Älteren besser. Kinder verbinden<br />
mit Rot oft auch süßen Geschmack (kennen<br />
Sie noch die Himbeerbonbons z.B.?), auch<br />
Ketchup ist beliebt.<br />
Rot ist geprägt von zwei elementaren<br />
Erfahrungen: Feuer und Blut und diese beiden<br />
Begriffe haben in allen Kulturen existenzielle<br />
Bedeutung (bei den Inuit bedeutet<br />
„rot“ wörtlich übersetzt „wie Blut“). Daher<br />
gilt die Symbolik auch weltweit.<br />
Von der Liebe bis zum Hass – Rot ist die<br />
Farbe aller Leidenschaften, der guten wie<br />
der schlechten (dahinter steht die Erfahrung:<br />
Blut gerät in Wallung, man wird rot z.B. aus<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 26
ESSAY<br />
Verlegenheit, Verliebtheit, Scham, Zorn etc.).<br />
Und denken Sie auch an: rote Rosen, rot sehen,<br />
rote Briefe etc. etc..<br />
Allerdings wird die Liebe wohl auch bunter<br />
erlebt, als die Symbolik verallgemeinert.<br />
Die Farben schwanken, wie auch die mit der<br />
Liebe verbundenen Freuden und Leiden:<br />
7% der Befragten nannten Rosa, 4% nannten<br />
Gold, je 3% Orange und Blau, je 2% violett<br />
und weiß, je 1% Schwarz, Silber, Grün. Die<br />
Gründe waren so unterschiedlich wie die<br />
Farben.<br />
Rot, als kräftigste aller Farben, steht auch<br />
für Kraft und Leben („blutjung“, „heute rot,<br />
morgen tot“ z.B.). Blut gilt in vielen Kulturen<br />
als Sitz der Seele, daher gab es bei frühen<br />
Religionen die Blutopfer.<br />
Beim christlichen Abendmahl symbolisiert<br />
der Rotwein z.B. das Blut Christi und<br />
an den Tagen, die an die Leiden Jesu erinnern<br />
(Palmsonntag, Karfreitag) und<br />
an Gedenktagen für Märtyrer sind die<br />
Gewänder der katholischen Geistlichen, die<br />
Altardecke und die Kanzeldecke rot.<br />
Im Gegensatz zu Grün, der Farbe des pflanzlichen<br />
Lebens, ist Rot die Symbolfarbe des<br />
animalischen Lebens.<br />
Rot- Orange – Gelb sind die Farben des<br />
Feuers, der Flammen, also auch die Farben<br />
der Wärme. Rot – Orange sind auch die<br />
Hauptfarben der Leidenschaft, des „feurigen<br />
Bluts“, denn wie Feuer kann auch<br />
Leidenschaft „brennen“ und „verzehren“.<br />
Hier verbindet sich die Symbolik des Feuers<br />
mit der des Bluts.<br />
Automatisch rot stellen sich die meisten<br />
Flammen vor – tatsächlich sind sie gelb oder<br />
blau (Streichholzköpfchen z.B. stellen sich<br />
viele auch rot vor).<br />
So alt wie der Glaube an die Kraft des Blutes<br />
ist auch die Verehrung des Feuers als göttliche<br />
Kraft. Das Feuer vertreibt die Kälte<br />
und die Mächte der Dunkelheit, es reinigt,<br />
indem es vernichtet. Ihm kann nichts widerstehen:<br />
alle Flammen streben nach oben,<br />
deshalb sah man auch darin die göttliche<br />
Herkunft. In allen Religionen erscheinen<br />
Götter im Feuer (Gott erscheint im brennenden<br />
Dornbusch, Heiliger Geist erscheint<br />
als Flamme, Buddhabildnisse umgeben von<br />
Flammen). Zu der Zeit, in der man dachte,<br />
die Erde sei eine Scheibe, glaubte man, das<br />
Rot der Abenddämmerung sei das auflodernde<br />
Höllenfeuer.<br />
Rot sollte auch vor dem bösen Blick der<br />
Dämonen und der Neidischen schützen.<br />
Die Steckkissen, in denen man früher Babys<br />
herumtrug, waren rot oder zumindest mit<br />
roten Bändern besetzt, denn Neugeborene,<br />
die noch nicht getauft waren, galten als besonders<br />
gefährdet durch den bösen Blick (sicher<br />
auch in Zusammenhang mit der früher<br />
hohen Sterblichkeit bei der Geburt).<br />
Bis etwa 1930 waren Babys und Kleinkinder<br />
vielfach weiß gekleidet, meist mit einem roten<br />
Band in der Taille (s. auch alte Gemälde).<br />
Und denken Sie an Rotkäppchen: eine rote<br />
Kappe als magischer Schutz gegen den bösen<br />
Wolf.<br />
Zum Schluss des ersten Teils noch einiges zu<br />
Namen:<br />
Rot galt als „männliche Farbe“, daher<br />
gibt es wesentlich mehr Jungennamen, als<br />
Mädchennamen:<br />
lateinisch: Rufus, in England und Amerika:<br />
Roy, Robin (abgeleitet v. Rubin, z.B. Robin<br />
Hood), Robinson („Sohn des Robin“)<br />
aus dem germanischen: Ruprecht, Robert,<br />
Roger, Roland, Rüdiger, Rudolf.... (aus dem<br />
germanischen Wort „hroth“, das „Ruhm“<br />
bedeutet, es ist sprachlich sehr ähnlich zu rot<br />
und entspricht der Blutsymbolik, denn mit<br />
Ruhm war Kriegsruhm gemeint, daher das<br />
Wort „hroth“ in o.a. Namen.<br />
Noch ein Jungenname: Adam = aus roter<br />
Erde geformt<br />
Mädchennamen: ein alter, griechisch-hebräischer<br />
Name ist Susanna oder Susanne, es ist<br />
ursprünglich der Name einer roten Lilie<br />
Zwei neuere Namen: Scarlett und Ruby<br />
Familiennamen: z.B. Roth, Rothschild,<br />
Rubinstein<br />
Es gibt über „Rot“ noch vieles zu sagen und<br />
zu schreiben, deshalb folgt demnächst eine<br />
Fortsetzung.<br />
Quellen: dtv – Brockhaus, E. Heller: Wie Farben auf Gefühl<br />
und Verstand wirken, V. van Gogh: van Gogh in seinen<br />
Briefen<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 27
IGdA<br />
Kleines Feuilleton<br />
1 Kinderbuchverlage<br />
Es gibt offensichtlich, trotz der bekannten<br />
Buch- und Lesekrise, Verlage, die sich wieder<br />
vermehrt der Publikation von Kinder- und<br />
Jugendbüchern verschreiben. So informiert<br />
der Frankfurter Moritz Verlag, daß er ab<br />
Herbst <strong>2010</strong> neben den Bilderbüchern auch<br />
Kinderbücher verlegt. Das Programm wird<br />
von Paula Peretti betreut, der langjährigen<br />
Lektorin/ Programmleiterin des Sauerländer<br />
Verlags. Die ersten Bücher werden Ende<br />
August erscheinen.<br />
Im März d. J. erfuhren wir bereits, daß<br />
der Aufbauverlag sich dem Kinder- und<br />
Jugendbuchmarkt öffnet und Anfang Mai,<br />
daß sogar der Langenscheidt Verlag sich<br />
anschließt. Insgesamt drei Unterseiten soll<br />
es auf der Langenscheidt-Homepage geben<br />
- für Leser ab 6, 10 und 13 Jahren.<br />
Gegenüber 2009 soll der Umsatz mit Kinderund<br />
Jugendbüchern – lt.dem Börsenblatt<br />
des deutschen Buchhandels - bereits um<br />
11,1 Prozent angestiegen sein.<br />
2 Literaturarchiv Marbach<br />
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach<br />
erwirbt das Archiv der Deutschen Verlags-<br />
Anstalt.<br />
Damit sei es gelungen, eines der wichtigsten<br />
deutschen Verlagsarchive der Nachkriegszeit<br />
für Belletristik und Sachbuch zu bewahren,<br />
das darüber hinaus für die Geschichte des<br />
geistigen und wirtschaftlichen Lebens der<br />
Region Stuttgart von besonderer Bedeutung<br />
sei’. Der Ankauf wurde von der Robert<br />
Bosch Stiftung und der Kulturstiftung der<br />
Länder gefördert.<br />
3 Günter Wallraff erhält den Gerty-Spies-<br />
Literaturpreis.<br />
Günter Wallraff (67) erhält im September<br />
in Mainz den mit 5000 Euro dotierten<br />
Gerty-Spies-Literaturpreis der rheinlandpfälzischen<br />
Landeszentrale für politische<br />
Bildung. In der Begründung heißt es:’Seine<br />
besondere Form der Recherche, monatelang<br />
undercover in sonst verschlossene Winkel<br />
deutscher Wirklichkeit einzutauchen...<br />
machen Günter Wallraff in vielfacher Weise<br />
anstößig, verleiht ihm aber gerade die<br />
öffentliche Resonanz, die zur Veränderung<br />
notwendig ist’. Wallraffs neuestes Buch<br />
‚Schwarz auf Weiß’ist im Verlag Kiepenheuer<br />
& Witsch erschienen.<br />
Die Auszeichnung ist nach der 1897 in<br />
Trier geborenen Schriftstellerin Gerty Spies<br />
benannt. Am 10. Oktober 1997 starb sie<br />
hundertjährig in München. Als Holocaust-<br />
Überlebende kämpfte sie mit ihren Werken<br />
dafür, ‚zu verzeihen - aber nicht zu<br />
vergessen’. Zu den bisherigen Preisträgern<br />
zählen Peter Härtling und Juli Zeh.<br />
4 Wachstumsbuchmarkt Internet<br />
Der Konzernumsatz der buch.de internetstores<br />
AG beläuft sich nach eigenen Angaben<br />
im ersten Quartal <strong>2010</strong> auf rund 24 Millionen<br />
Euro (Vorjahr: 18 Millionen Euro). Laut buch.<br />
de ist die Verstärkung der Wachstumsrate<br />
von 30 % neben dem Ostereffekt den zielgenauen<br />
Marketingaktivitäten zu verdanken,<br />
dem Multichanneling und der<br />
damit verbundenen positiven Entwicklung<br />
der Thalia-Marken. Amazon meldete zuletzt<br />
ähnliches Wachstum.<br />
5 Urheberrecht, Google und<br />
‚Leipziger Erklärung’ (Verdi)<br />
U.a. bei der VG-Wort – http://www.vgwort.<br />
de - kann man regelmäßig verfolgen, wie der<br />
aktuelle Stand des Urheberrechtskonflikts<br />
mit Google ist. Der Bundesgerichtshof<br />
hat mit Urteil vom 29.04.<strong>2010</strong> (Az. I ZR<br />
69/08) entschieden, dass Google zumindest<br />
nicht wegen Urheberrechtsverletzung in<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 28
IGdA<br />
Anspruch genommen werden kann, wenn<br />
geschützte Werke in Vorschaubildern seiner<br />
Suchmaschine wiedergegeben werden.<br />
Im März d. J. veröffentlichten Schriftsteller<br />
des VS (Verdi) die sog. ‚Leipziger Erklärung<br />
zum Schutz geistigen Eigentums’ unter dem<br />
Motto: Schriftstellerinnen und Schriftsteller<br />
fordern uneingeschränkte Beachtung des<br />
Urheberrechts. Unter den Erstunterzeichnern<br />
finden sich bekannte Namen wie Christa<br />
Wolf, Günter Grass, Jürgen Lodemann,<br />
Anna Dünnebier, Imre Török usw.. Wer<br />
den Aufruf unterstützen/mit unterzeichnen<br />
möchte, sende eine e-Mail mit dem Betreff<br />
‚Leipziger Erklärung’ unter Angabe seines<br />
Namens und der Postleitzahl plus Wohnort<br />
an: vs@verdi.de.<br />
Ein Auszug aus dem Wortlaut: Leipzig, 15.<br />
März <strong>2010</strong>....jedes literarische Werk ist ein<br />
originäres Kunstwerk. Das gilt für alle Arten<br />
von Techniken der Texterstellung, auch für<br />
literarische Collagen. Die Möglichkeiten<br />
neuer Medien, auch die des Internets,<br />
ändern nichts an der Tatsache, dass der<br />
Schutz geistigen Eigentums, die Wahrung<br />
der Rechte von Urheberinnen und Urhebern,<br />
nach wie vor uneingeschränkt Geltung und<br />
Priorität genießen.<br />
Künstlerische Kreativität kann langfristig<br />
in einer Gesellschaft nur gedeihen, wenn<br />
Übersetzerinnen, Schriftsteller, wenn<br />
alle künstlerischen Wortschöpfer sich<br />
grundsätzlich und gänzlich darauf verlassen<br />
können, dass ihr Urheberrecht an ihren<br />
Werken geachtet wird. Missachtung,<br />
Aushöhlung und sträfliche Verletzung<br />
des Urheberrechts führt zur Entwertung,<br />
Aufgabe und schließlich zum Verlust jedweder<br />
eigenständigen intellektuellen und<br />
künstlerischen Leistung - Kopieren ohne<br />
Einwilligung und Nennung des geistigen<br />
Schöpfers wird in der jüngeren Generation,<br />
auch auf Grund von Unkenntnis über den<br />
Wert kreativer Leistungen, gelegentlich<br />
als Kavaliersdelikt angesehen. Es ist aber<br />
eindeutig sträflich ...’.<br />
Angelika Zöllner<br />
Winfried Paarmann, Berlin<br />
Neue Mitglieder<br />
siehe: Gedicht Seite 5, Rezension Seite<br />
Büchertisch<br />
Fritz Klingler: Nachgeträumt Gedichte<br />
Edition L, Hockenheim <strong>2010</strong>, ISBN 978-3-<br />
934960-85-5<br />
Antje Eva Schnabl: Wellengang<br />
BOD ISBN 978-3-8391-4293-6<br />
Johanna Klara Kuppe/Sven Oliver<br />
Wangemann: Cassiopeia, Lyrik und Grafik<br />
im Kontext, myphotobook 2009<br />
Karl-Heinz Wienke (Hrsg.):<br />
West + Ost = Deutsch, Verlag Edition<br />
Thaleia, <strong>2010</strong> ISBN 978-3-924944-91-9<br />
Lyrische Erinnerungen an ein geteiltes Land<br />
Ingrid Bernada: Wo der Fluss grün<br />
schimmert Lyrik, 164 Seiten, Grafiken von<br />
Antje Bernada, Leonhard-Thurneysser-<br />
Verlag, Berlin u. Basel, <strong>2010</strong><br />
ISBN 978-3-939176-49-7<br />
Sandy Green: Zaunkönigin, Roman, Shaker Media, Aachen, ISBN 978-3-86858-533-7<br />
mit einem Vorwort von Terre des Femmes<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 29
IGdA<br />
Bücherschau<br />
Maria Bengtsson-Stier lebt als sehr aktive<br />
deutsche Schriftstellerin seit Jahrzehnten<br />
in Schweden. Ihr erster Roman wurde 1962<br />
im Moewig Verlag veröffentlicht. Sie hat<br />
zuletzt vier neue Bücher publiziert, die alle<br />
im ‚Zwiebelzwerg Verlag’ erscheinen.<br />
‚Wie ein leichter Sommerwind’ besticht durch<br />
den lyrischen Titel und das dazu passende,<br />
malerisch bewegte Titelbild. Erzählungen<br />
und Gedichte rühren jedoch nicht nur sanft<br />
tänzerisch an – sie gehen teilweise tief unter<br />
die Haut.<br />
‚Schutzengel, gibt es die...’ gehört dazu<br />
besonders. Die Autorin berichtet von<br />
einem eigenen Erlebnis, wie sie in den<br />
Gefahren der Kriegswirren sich geleitet<br />
fühlte und von hilfreichen Helfern,<br />
wahrhaften ‚Schutzengeln’, Rettung erfuhr.<br />
„Niedergeschlagen wartete ich auf die<br />
Abfahrt. Da trat Stabsarzt Dr. S. ganz dicht<br />
an mich heran und sagte laut und deutlich:<br />
’Ich habe noch etwas zu erledigen ....dann<br />
fahren wir... wenn ich zurückkomme und<br />
Sie sind nicht mehr da – ich habe nichts<br />
gesehen...’. Natürlich verstand ich ... und<br />
verschwand..“<br />
Poetisch berühren den Leser manche Zeilen,<br />
die nicht immer in aktuell moderner Sprache<br />
daher kommen. Das ist auch nicht notwendig,<br />
denn die Autorin ist schon älter. Sie erinnern<br />
jedoch immer sehr stimmungsvoll an<br />
Märchen und hüten viele besondere, zeitlos<br />
bedeutsame Gedanken. So kann dieses Buch,<br />
wie die nachfolgenden, in jeder Hinsicht<br />
als ein besonderes Geschenk empfohlen<br />
werden.<br />
‚Alles Ungesagte habe ich dem Wind<br />
anvertraut’ sagt eine Protagonistin oder ‚wir<br />
kannten uns viele Jahre ohne uns jedoch<br />
wirklich zu kennen... doch glaube ich, dass<br />
unsere Phantasie alle Lücken ausgefüllt hat’.<br />
Beigelegt ist eine CD mit dem Lied von der<br />
Mühle. Auch die Melodie stammt von der<br />
Autorin.‚Vor mir die alte Mühle, sie liegt in<br />
träger Ruh’...winkt in der Abendkühle mir<br />
nun zum Abschied zu...’.Der Text ist zu lesen<br />
in schwedisch und deutsch. Zwiebelzwerg<br />
Verlag, 9 Euro.<br />
‚Eine ausgestreckte Hand’, ein neuer Roman<br />
der Autorin, schildert zwischen den Jahren<br />
1871 und 1925 das bewegende Schicksal<br />
eines russischen Offiziers, der bei einem<br />
Anschlag Familie und Eigentum verlor. Er<br />
flieht nach Deutschland. Erst als er einem<br />
jungen Mädchen das Leben retten kann,<br />
erwacht in ihm neue Kraft, sich dem Leben<br />
zuzuwenden.<br />
Es schließt sich eine fast amüsante Erzählung<br />
an, ‚der letzte Wille’. Sie beschreibt einen<br />
einsam werdenden alten Rechtsanwalt und<br />
wie ihn die Verwandtschaft vernachlässigt,<br />
obgleich er nichts Schlechtes an ihnen getan<br />
hat. Da gelingt ihm eine spritzige Idee. Er<br />
fingiert seine eigene Beerdigung mit Hilfe<br />
eines Pfarrers. An seinem angeblichen<br />
Totenbett kann er erleben, wie sich die Spreu<br />
vom Weizen trennt.<br />
Auch diesem Buch ist eine CD mit eigener<br />
Komposition beigelegt mit dem Titel ‚ich<br />
liebe deine Hände’. Zwiebelzwerg Verlag,<br />
14 Euro.<br />
‚Das Hasenschloss und andere Märchen’,<br />
ebenfalls mit beigelegter Audio-CD, enthält<br />
eigene, teilweise entzückende Zeichnungen<br />
der vielseitigen Autorin. Die Geschichten<br />
haben auch hier den besonderen Hintergrund,<br />
der Menschen ermutigt, in ihrem Innern das<br />
Dunkle zu besiegen und das Gute wachsen<br />
zu lassen. Im Märchen ‚der Zauberer<br />
Trollwind’ hören wir von König Arthur II.<br />
aus Arthuranien mit den kalten Augen, auch<br />
Krakeelpott genannt. Seine Frau Mirjam<br />
und seine Tochter Iris hingegen besitzen ein<br />
warmes, einfühlsames Herz. Der Zauberer<br />
Trollwind, manchmal in der Erscheinung<br />
einer silberweiße Möwe, hilft ihnen und<br />
dem künftigen Schwiegersohn Viktor, einem<br />
edlen jungen Mann mit blondem Engelshaar<br />
aus dem Volk, ein neues Zuhause zu<br />
finden, fernab von Kälte und Herrschsucht<br />
im Schloss. König Krakeelpott wird ein<br />
einsamer Mann, der schließlich auf der<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 30
IGdA<br />
Landstraße landet und von niemandem in<br />
seinen zerrissenen Kleidern erkannt wird.<br />
Jetzt erst bekommt der Zauberer Trollwind<br />
Mitleid mit dem Alten. Er schickt ihm einen<br />
fidelen Handwerksburschen, mit dem<br />
der König unerkannt dahinzieht. König<br />
Krakeelpott lernt zum ersten Mal in seinem<br />
Leben das körperlich schwere Arbeiten,<br />
um Geld zu verdienen. Eines Tages kehren<br />
beide in das mittlerweile recht verfallene<br />
Schloss zurück. König Arthur II. hat hier<br />
verborgenes Geld versteckt, mit dessen<br />
Hilfe er Handwerker gewinnen kann. Aber<br />
er packt auch selbst an und ist ein fröhlich<br />
gelaunter Mensch mit mitfühlendem Herzen<br />
unter seinen Untertanen geworden. So kann<br />
der Zauberer Trollwind ihm seine Familie<br />
mit dem ersten Enkel wieder zuführen. Und<br />
dann gibt es für den Zauberer nichts mehr<br />
zu tun, als sich zurückzuziehen, denn ‚das<br />
Böse ist besiegt.’<br />
Zwiebelzwerg Verlag, 12 Euro.<br />
‚Es ist nie zu spät’ lautet der Titel eines<br />
Lyrikbandes in deutsch und schwedisch,<br />
ebenfalls mit beigelegter CD. Es finden sich,<br />
wiederum in einer teilweise etwas älteren,<br />
aber märchenhaft anmutenden Sprache<br />
inhaltlich anrührende Zeilen wie ‚hoch aus<br />
den Wolken tropft langsam ein Traum, dringt<br />
ein in meine Seele’ oder in dem Gedicht<br />
vom Schmetterling ‚in Staub geschrieben<br />
war sein kurzes Dasein, nur ein vergänglich<br />
Ding’. Das Schlussgedicht schließt den Kreis<br />
zum Hoffnung vermittelnden Buchtitel: ‚Es<br />
ist nie zu spät für ein versöhnendes Wort....<br />
ein neuer Anfang wird dir Flügel geben.’<br />
Zwiebelzwerg Verlag. 9,50.<br />
Angelika Zöllner<br />
Urformen - zu den Kräften des Lebens<br />
Fast gleichzeitig erreichen uns die Rezension<br />
zu folgendem Buch und die Bemerkungen<br />
der Autorin zu diesem Buch. Als Novum<br />
bringen wir Beides:<br />
Helga Thomas, Izdatelsko atelie AB, Sofia<br />
2009, ISBN 978-954-737-777-6, broschiert, 73<br />
Seiten, zweisprachig (deutcsh/bulgarisch)<br />
übersetzt von Kamen Petrov, illustriert von<br />
Fidanka Tschingova, Nadja Velikova und<br />
Ilian Kotsev<br />
„Du erzählst<br />
in einer Sprache<br />
die nicht die meine ist<br />
Geschichten mit der Hauptperson ‚Blau‘<br />
und plötzlich fühle ich das<br />
was du sprichst<br />
ich fühle das Blau<br />
in mir<br />
um mich .......“<br />
Schon der Umschlag des Büchleins ist<br />
beeindruckend: Autorin und Titel zuerst auf<br />
Deutsch; darunter jeweils in der Kyrillika<br />
der Bulgaren sowie ein buntes Bild, das den<br />
Begriff „Urformen“ anschaulich wiedergibt.<br />
Schwarz-Weiß-Illustrationen im Text und<br />
auf der Rückseite eröffnen der Fantasie<br />
eine breite Spielwiese. Die einzelnen Texte<br />
tragen die Daten ihrer Entstehung zwischen<br />
(19)92 und (20)08. Auf den linken Seiten<br />
steht der „Urtext“, rechts gegenüber die<br />
bulgarische Übertragung. Was leider fehlt:<br />
eine Biographie samt Bild der Verfasserin,<br />
Die einzelnen Gedichte werfen gar viele<br />
Fragen auf und geben nur selten Antwort<br />
darauf.<br />
„Spreche sie (die Sprache) auf S. 44, „Das<br />
Marder“ auf S. 46 und „ich sehne mich nach<br />
der Zeit, DAS ich dieses Beschäftigen ...(S.<br />
60) fallen unangenehm auf. Bisweilen weiß<br />
man auch nicht so recht: ist das Bändchen<br />
ein unvollendetes Übungsheft („So hätte<br />
das Gedicht ursprünglich enden sollen,<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 31
IGdA<br />
Dann verspürte ich den Wunsch Illustrationen<br />
dabei zu haben und zwar Illustrationen,<br />
die etwas von dem verdeutlichen, wound<br />
dann hatte ich bemerkt, dass ich ja die<br />
Nixe vergessen hatte! - S. 62). Oder eine<br />
Anklage wegen einer gestohlenen Tasche<br />
samt Tagebuch (S. 66). Ich kann leider<br />
nicht Bulgarisch und daher auch nicht<br />
vergleichen, ob all diese - nennen wir sie<br />
einmal „Ausweichen“ - genau so übertragen<br />
wurden.<br />
Zu guter Letzt - und ihnen zum Trotz: Ich<br />
bin irgendwie beeindruckt und schließe, die<br />
Seite 56 zitierend:<br />
„Der Wind weht<br />
über die Wüste,<br />
über das Meer,<br />
er verweht und verwischt<br />
alle Spuren,<br />
nur seine eigenen bleiben bestehen,<br />
die Kreisel und Wirbel,<br />
Zeichen des vielältigen Lebens,<br />
vergänglich wie dieses<br />
und ewig<br />
in seiner Wiederkehr.“<br />
Dazu nun Helga Thomas, Lörrach:<br />
Helmfried Knoll<br />
Immer wenn ich von „meinen Urformen“<br />
erzählte, kam ich ins Schwärmen und erzählte<br />
begeistert entweder von der Sprache<br />
der Göttin, von den Ritzzeichnungen, von<br />
bestimmten Bewegungen in der modernen<br />
Kunst, von Automarken, von Formen in<br />
der Natur, von Kritzeleien, wie wir sie alle<br />
von uns kennen... ich erzählte von meinen<br />
Lieblingsformen, vielleicht sprach ich dann<br />
auch von der Demutsgeste oder von der<br />
Lemniskate, vom Davidstern... Max Meinrad<br />
Geigers Arbeiten führte ich an: Seinen<br />
Stern, seine Tulpenform, seine vegetativen<br />
Formen... Miro... Klee... Hans Arp...<br />
Wenn ich nun nach meinem neuen Gedichtbuch<br />
„Urformen - Tor zu den Kräften des<br />
Lebens“ gefragt wurde, hätte das gleiche<br />
passieren können, aber ich ließ es nicht zu.<br />
Ich beherrschte mich, ich erwähnte meistens<br />
nur, dass dieses Gedicht eigentlich aufgrund<br />
meines Workshops in Sofia entstanden<br />
ist (in Sofia spricht man von Workshop,<br />
wenn man mindestens ein ganztätiges Seminar,<br />
besser noch ein ganzes Wochenende<br />
oder noch mehr meint, während Seminar<br />
nur einige Stunden beinhaltet). Ich hatte,<br />
um etwas zu veranschaulichen, ein eigenes<br />
Gedicht von mir vorgelesen und hatte noch<br />
ein anderes Gedicht angeführt, um zu zeigen,<br />
wie in der Gestaltung des Gedichtes,<br />
auch in der gestaltenden Form diese Urformen<br />
sich ausdrücken können. Ich bin ja sowieso<br />
der Meinung, dass diese Formen uns<br />
eigentlich beweisen, dass es die Archetypen<br />
als wirkende Kräfte gibt, nicht nur als Bilder<br />
und Strukturen, sondern wirklich als Kräfte.<br />
Ich hatte damals Kamen gebeten, sie zu<br />
übersetzen. Es ging nicht um eine literarisch<br />
poetische Übersetzung sondern inhaltlich.<br />
Ich weiß nicht, wie es dann dazu kam, er<br />
fragte mich, ob ich nicht noch mehr Gedichte<br />
habe und ich suchte welche raus. Er fragt,<br />
ob er sie übersetzen dürfe. Ich war etwas<br />
erstaunt über die Frage. Natürlich darf er<br />
übersetzen, was ihm gefällt. Und ich weiß<br />
nicht, eines Tages stand es im Raum, dass<br />
wir vielleicht ein Buch zusammen machen<br />
könnten. Ich hatte nie daran gedacht. Diese<br />
Urformen gehören für mich in die verschiedensten<br />
Bereich, sind nicht ein Bereich für<br />
sich. Nun begann ich etwas systematischer<br />
zu suchen. Ich erinnerte mich hier und dort<br />
an Gedichte, die zu diesem Thema gehören.<br />
Ich habe nicht mit ganz großem System gesucht,<br />
denn sonst hätte ich noch mehr gefunden,<br />
was mir jetzt immer mal wieder<br />
passiert. Aber es stört nicht, dieses Buch ist<br />
in sich geschlossen. Kamen übersetzte, ich<br />
übersetzte, wir schauten die Übersetzungen<br />
an. Wir diskutierten, wir setzten uns auseinander.<br />
Seine Freundin, die seiner Meinung<br />
nach besser Deutsch kann als er, aber passiv,<br />
half auch bei der Übersetzung.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 32
IGdA<br />
von ich spreche. Ich hatte an ganz einfache<br />
Darstellungen gedacht: an eine Wellenform,<br />
wie daraus eine Lemniskate entsteht, wie<br />
ein Tropfen auch ein Blütenblatt sein kann<br />
oder eine Flamme, wie dieses wie ein Auge<br />
aussieht oder wie ein Fisch, was wiederum<br />
auch ein Blütenblatt sein könne, je nachdem,<br />
ob die Vertikale oder die Horizontale betont<br />
ist. Der Unterschied der Schlange, die wie<br />
das Wasser fließt oder die ein Weg ist, zu der<br />
zusammengerollten Schlange, die sich dann<br />
aufrichtet... Ich hatte solche einfachen Formen,<br />
aber mir war klar, das geht nicht, um<br />
das Buch zu illustrieren. Nun kenne ich Fida<br />
(Fidanka Tschingova-Todorova), sie macht<br />
die Einladungen und Programme für „Essence“<br />
(eine Institution, die von modernen<br />
jungen Frauen gegründet wurde und wo ich<br />
auch schon mehrere Seminare durchführen<br />
durfte), sie hat auch die „Karten des Wesens“<br />
entworfen und ich liebe diese einfachen<br />
Menschenfiguren, die fast nur Strichmännchen<br />
sind, aber so viel Leben und so viel Bewegung<br />
ausstrahlen. Ich zeigte ihr, was ich<br />
mir vorstelle und fragte sie, ob sie die Illustration<br />
dazu machen möchte. Sie freute sich<br />
darüber und hat es sich vorgenommen. Ich<br />
muss nochmals betonen: Fidanka und ich<br />
könnten zwar Mutter und Tochter sein, aber<br />
wir erleben uns beide als wirkliche Freundinnen,<br />
obwohl wir ganz verschieden sind,<br />
ist doch etwas Wesensverwandtes bei uns.<br />
Als ich wiederkam, fragte ich Fidanka, ob sie<br />
schon gezeichnet habe und sie meint dann:<br />
ja, sie sei im Prozess, es sei noch nicht richtig<br />
fertig. Darüber war ich etwas erstaunt, denn<br />
nach meiner Vorstellung war das ja ganz einfach,<br />
was sie machen würde, aber ich weiß<br />
ja, ein künstlerischer Prozess entspricht nicht<br />
unbedingt dem, was ein anderer sich vorstellt.<br />
Als es nun ans Abreisen ging, wollte<br />
ich doch aber furchtbar gerne etwas sehen,<br />
um zu wissen, ob das so geht, und auch sie<br />
war sich nicht sicher, ob es so geht. Und dann<br />
kam sie... sie brachte eine Mappe mit... und<br />
dann haute es mich fast um. Ich sah wunderschöne<br />
Bilder, ich sah Zeichnungen, farbige,<br />
einfarbige. Das war absolut nicht das,<br />
was ich mir vorgestellt hatte, es überstieg<br />
alles. Es war fantastisch. Und Fida erzählte<br />
mir nun, wie meine Gedichte in ihr innerlich<br />
anfingen zu wirken, und wie sie versuchte<br />
es darzustellen. Es war wirklich so: meine<br />
Gedichte haben in ihr eine Metamorphose<br />
erlebt und sind wieder als Bilder auferstanden.<br />
So könnte man es sagen, aber so ist es<br />
nicht. Meine Gedichte sind in ihr in diesen<br />
Urgrund gefallen, wo auch sie ursprünglich<br />
hergekommen sind, als ich sie anfing zu gestalten.<br />
Und nun fing Fida an, aus ihr heraus<br />
das zu gestalten. Es war der gleiche schöpferische<br />
Prozess, der auch bei mir war. Identisch<br />
war nur die äußere Form meiner Gedichte,<br />
dem sich ihre Bilder anglichen. Ihre<br />
Bilder können aber durchaus alleine für sich<br />
etwas ausdrücken und wer weiß, bei wem<br />
sie dann wieder Gedichte auslösen würden.<br />
Ich habe immer sehr bedauert, dass es aus<br />
preislichen Gründen nicht möglich war, mehr<br />
farbige große Bilder zu verwenden. Zum<br />
Teil sind sie ja nur kleine beigefügte Illustrationen.<br />
Mein Verleger meinte, es sei aber<br />
gut so. Denn es ist ein Gedichtbuch und das<br />
Gleichgewicht muss gewahrt sein. Wenn die<br />
Bilder zu viel und zu groß sind, dann werden<br />
sie übermächtig, fand er. Ich war nicht<br />
seiner Meinung, aber was soll es, ich hätte<br />
ja sowieso nicht die Möglichkeit grössere Illustrationen<br />
zu bringen. Jetzt habe ich von<br />
jemandem gehört, dass er es sehr wohltuend<br />
fand, dass es wirkliche Illustrationen sind,<br />
dass die Illustrationen nicht eigenmächtig<br />
und zu stark in den Vordergrund getreten<br />
sind.<br />
Ich höre immer wieder, dass die Form des<br />
Buches auch das Zweisprachige, die Bilder<br />
von Fida, das Büchlein sehr angenehm erscheinen<br />
lassen.<br />
Mir kommt es so vor, als ob meine Gedichte<br />
wie ein Stein sind, der ins Wasser geworfen<br />
wurde. Nun sind ganz viele Wellenringe<br />
entstanden. Ich freue mich, dass Kamen sie<br />
übersetzt hat. Ich freue mich, dass Fida dazu<br />
gezeichnet hat. Ich freue mich aber auch,<br />
dass Fida eine Freundin und einen Freund<br />
dazu gewinnen konnte, mit ihr zusammen<br />
die Illustrationen zu gestalten und nachher<br />
auch die Arbeit am Computer fertig zu stellen.<br />
Helga Thomas<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 33
IGdA<br />
Verzauberung<br />
Wilfried Paarmann, Geschenkbuch, Goldwaage-Verlag,<br />
Langwedel 2008, ISBN 978-<br />
3-9809920-1-5, 32 Seiten, broschiert, 14 verschwommene<br />
Farbfotos des Autors<br />
Der in Belin lebende Verfasser und Lehrer<br />
hat lt. Werksverzeichnis bereits relativ viel<br />
in verschiedenen Verlagen veröffntlicht. Im<br />
vorliegenden schmalen Bändchen legt er<br />
die Themen „Spuren“, „Geheim“, „Die späte<br />
Liebe“, „Sternenstaub“, „Magische Zeit“,<br />
„Verzauberung“ und „Liebesbogen“ auf die<br />
Goldwaage des Verlags.<br />
Die Liebe zieht sich durch das gesamte<br />
Werkchen: vergangene und späte vor allem.<br />
Paarmanns Sprache schöpft neue, originell-gefällige<br />
Wortgebilde, wie ‚Herzsaite‘,<br />
‚rundfunkelnder Blitz‘, ‚nachtlichterfunkelnd‘,<br />
‚Himmelsgleisstrecke‘, ‚Herzbackstube‘,<br />
u.a.m. Wir lernen, dass wir Sternenstaub<br />
sind und dass jeder ein Geheimnis in<br />
sich trägt. Was das ganzseitige Zitat von R.<br />
Bucke aus ‚Cosmic Consciousness‘ auf S. 29<br />
soll, beantwortet uns der Autor nicht. Sein<br />
eigenes auf der Rückseite ist der „Magischen<br />
Zeit“ entnommen und passt zu dem<br />
(unscharfen) Farbbild:<br />
„Da stehe ich wiedereine<br />
Handvoll Zauberwind in den Haaren.<br />
Singend glüht<br />
die Silberader im Stein.<br />
Geflügelte Bäume zittern im Licht,<br />
Windharfen aus altem Glück.“<br />
Trotz aller sprachschöpferischen Qualitäten<br />
würde das leider schlampig gebundene und<br />
daher zerfallende ‚Geschenkbuch‘ auf einer<br />
echten Goldwaage für zu leicht befunden<br />
werden.<br />
Helmfried Knoll<br />
Die Aufgabe<br />
oder Eros wie im Himmel so auf Erden<br />
Eva Kittelmann:<br />
Herausgeberin: Marlen Kühnel<br />
Edition spruchreif, ISBN 978-3-9502172-7-8<br />
Ein Opus magnum - keineswegs nur in Relation<br />
zu schmaleren Werken der Autorin; wie<br />
denn auch, wo Die Aufgabe die Quintessenz<br />
eines bewusst gelebten Lebens offenbart. In<br />
jeder nur denkbaren Richtung, nicht zuletzt<br />
auch in philosophischer, theologischer,<br />
künstlerischer Hinsicht. Anständigkeit, Verzicht<br />
und Erfüllung, Erbarmen und hohe<br />
Ethik, es geht um das mündige Menschsein<br />
im Angesicht Gottes, um das gerungen<br />
wird. Ganz im Sinne Teilhard de Chardins,<br />
von dem im Gespräch zwischen Joana und<br />
Laurent die Rede ist als vom „geliebten“<br />
Denker. Von ihm, der davon überzeugt ist,<br />
dass je mehr Persönlichkeit erreicht wird,<br />
desto mehr Sein besteht. Dass die göttliche<br />
Vollkommenheit natürlich nicht des geschaffenen<br />
Wesens bedarf, um sich zu vollenden.<br />
Aber dass der Kosmos die Hand des<br />
Schöpfers nicht vollendet verlassen hat, sondern<br />
im Universum Kosmogenese herrscht,<br />
Entwicklung, Weiterentwicklung auf das<br />
Ziel der Vollendung hin. Eine Bewusstwerdung<br />
im Sinne Christi, es geht um eine<br />
christokosmische Schau, Gott erwartet die<br />
Mitarbeit des Menschen. Wir haben folglich<br />
die Aufgabe, bei der Vollendung der Schöpfung<br />
mitzuwirken, sie ist notwendig, selbst,<br />
wenn wir sie nicht zu erreichen vermögen,<br />
im Menschsein gebunden bleiben.<br />
Davon spricht Die Aufgabe, und von der tiefgefühlten<br />
Liebe zweier Menschen, die vom<br />
Ausgangspunkt ihres Lebens gegensätzlicher<br />
nicht sein könnten. Die leidenschaftlich<br />
umeinander ringen, um eine Einheit im höheren<br />
Sinne. Mehr Sein zu werden im Sinne<br />
Teilhard de Chardins. Es verwundert nicht,<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 34
IGdA<br />
dass Eva Kittelmann diesem Anspruch an<br />
ein Werden innig verbunden ist. Der ganze<br />
Roman Zwischen den Jahren atmet diesen<br />
Freiraum der Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
auch der Irrtümer, der bedenklichen Wege,<br />
der unguten Festschreibung einst sinnvoller<br />
Rituale. Die nicht versteinern dürfen. Denn<br />
wenn der Mensch sich im Werden befindet,<br />
so wandelt sich auch seine Weltschau, verändern<br />
sich die für ihn verbindlichen Wahrheiten<br />
und Vorschriften. Erfahrungen wollen<br />
gelebt werden, sie sind nicht kirchenängstlich<br />
auszusparen. Ein mündiger Mensch zu<br />
werden im Sinne der Gottessohnschaft, das<br />
ist das Ziel.<br />
Dogmatismus, das versteht sich von selbst,<br />
ist die Sache der Autorin nicht. Sie hinterfragt<br />
Festgeschriebenes, kirchlich Vorgegebenes,<br />
klopft es auf seinen heute noch bestehenden<br />
Wahrheitsgehalt ab. Natürlich gerät<br />
sie dadurch in Widerspruch mit der konservativen<br />
Theologie. So manches, was hier im<br />
Roman geschieht, ist sicher nicht im Sinne<br />
der orthodoxen Theologen. Sei‘s drum, bei<br />
aller Schmerzlichkeit dieser Tatsache weiß<br />
sich Joana in ihrem Innern getragen von der<br />
Liebe Gottes und von ihrer Demut ihm gegenüber.<br />
Ihm dient sie auch in der Liebe zu<br />
ihrem Lebensmenschen im Sinne der Christogenese<br />
und im Glauben an die Welt, Gottes<br />
Schöpfung. Habitat in se.<br />
Und Laurent, der Partner der Begegnungen,<br />
des wachsenden Erkennens? Herkommend<br />
von fest gefügter Theologie, kein Zweifler<br />
und doch naiv. Umwerfend, liebenswert,<br />
klug, auch er getragen von dem Wunsch,<br />
Gott in jeder Weise zu dienen. Er ist begierig,<br />
in die Welt hinaus zu kommen, seine Aufgabe<br />
zu erfüllen, ein ehemaliges Gotteshaus<br />
wieder seiner Bestimmung zuzuführen. Er<br />
lebt und denkt in alter kirchlicher Tradition<br />
und ist daher kaum fähig, die Worte seines<br />
Bischofs beim Abschied zu begreifen, er solle<br />
nun draußen in der Welt den Frauen, der<br />
anderen Hälfte der Menschheit, nicht ablehnend<br />
gegenüber stehen. Hat er nicht ein Gelübde<br />
abgelegt? Klassisch schön ist er, ein<br />
Bild von einem Mann, und strahlt zudem<br />
geistige Schönheit und Reife aus. Er wird<br />
also den üblichen Versuchungen widerstehen<br />
müssen. Aber wenn es plötzlich um viel<br />
mehr geht, um den Ernst des Seins und der<br />
Liebe? Wenn eine andere, höhere Dimension<br />
sich auftut für zwei Menschen? Was ist<br />
dann barmherziger? Was ist Wahrheit?<br />
Muss noch angefügt werden, dass die Autorin<br />
den Leser mit reicher, disziplinierter<br />
Sprache sicher durch die Handlung führt?<br />
Präzise und doch zurückhaltend. Sie versteht<br />
ihr Handwerk seit langem, spielt mit<br />
dem Zauber der Erwartung. Bilder wechseln<br />
ab mit ernsten Gesprächen, überbordende<br />
Dramatik kommt nicht zu kurz ebensowenig<br />
wie ein kluger Humor. Immer wieder<br />
einmal sorgt eine unerwartete Unbekümmertheit<br />
der Ausdrucksweise für Entlastung<br />
und ein Lächeln des Lesers.<br />
Aussprüche anderer <strong>Autoren</strong> führen in die<br />
Kapitel ein, Gedichte nehmen uns mit, vornehmlich<br />
zu Rilke und zur Autorin selbst,<br />
um kaum Sagbares dem geliebten Partner<br />
mitzuteilen. Zitate in verschiedenen<br />
Sprachen, beiläufig eingestreut, sind mit<br />
leichter, sicherer Hand genau gesetzt. Eva<br />
Kittelmanns Roman, dessen Spannung erhöht<br />
wird durch eine durchaus kriminelle<br />
Rahmenhandlung, nimmt uns gefangen.<br />
Das unerwartete, im Sinne der Entwicklung<br />
folgerichtige Ende des Romans Die Aufgabe,<br />
scheint viel zu schnell gekommen. Joana<br />
und Laurent werden uns fehlen, ihr Bild<br />
wird lange in uns bleiben.<br />
Cordula Scheel<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 35
IGdA<br />
Aktivitäten der Mitglieder<br />
Angelika Zöllner und Werner Saemann<br />
zählen mit 5 anderen <strong>Autoren</strong> bei der politischen<br />
Spezialaufgabe des Literaturpodium-<br />
Wettbewerbes ‚Träume und Taten‘ zu den<br />
Gewinnern. Ihre Texte:<br />
A. Zöllner: Ausländer / W.Saemann: Macher<br />
wurden aus 718 Einsendungen prämiert.<br />
Werner Saemann konnte bei dieser Ausschreibung<br />
weitere Auszeichnungen erhalten.<br />
Ruth Gussy-Zillich<br />
wurde unter 10 Finalisten eingeladen, am 12.<br />
Mai <strong>2010</strong> bei ‚Dichter und Denker am Zauberberg‘<br />
am Semmering/Österreich zu Thema<br />
‚Glücksmomente‘ aus ihren Gedichten<br />
vortragen.<br />
Stefan Boris Birk<br />
hat sich entschlossen, an einer zweijährigen<br />
integrativen Schauspielweiterbildung in<br />
Freiburg/Breisgau teilzunehmen.<br />
Renate Weidauer<br />
wurde bei einer Lesung der ‚Bärlauch-Wochen‘<br />
mit dem ersten Preis ausgezeichnet.<br />
Nachtrag zu <strong>Heft</strong> 1/S. 36<br />
Luitgard Kasper-Merbach wurde mit Preis<br />
und Urkunde unter den besten 20 Beiträgen<br />
ebenfalls ausgezeichnet.<br />
Luitgard Kasper-Merbach und ihr Mann,<br />
Wolfgang Merbach (alias Zauberer Kludi)<br />
sind seit 1991 zugunsten des Fördervereins<br />
für tumor- und leukämiekranke Kinder Ulm<br />
e.V. tätig und haben bereits mehrere tausend<br />
Euro zugunsten des guten Zwecks gesammelt.<br />
Karl-Heinz Wienke<br />
hat nicht nur das interessante Buch ‚West<br />
+ Ost = Deutsch‘ herausgegeben, eine Anthologie<br />
mit lyrischen Erinnerungen an ein<br />
geteiltes Land (siehe Büchertisch), sondern<br />
auch bereits am 9.11.2009 im Niederlausitzer<br />
Sorbischen Dorfmuseum Bloischdorf am<br />
Felixsee eine interessante Lesung absolviert.<br />
Marion H. Fischer ist mit dem Text ‚Porträt‘<br />
in der Anthologie ‚In diesem Jahr und ein<br />
Leben lang‘ vertreten. (siehe Büchertisch)<br />
Fritz Klingler<br />
hat in der Literaturreihe ‚Leselust - eine Region<br />
liest‘ im Ansbacher Kunsthaus Reitbahn 3<br />
aus seinen Werken gelesen. Er spannte einen<br />
Bogen von Gesellschaftskritik zu lebensweiser<br />
Naturlyrik.<br />
Peter Dreyling<br />
las im Rahmen ‚Literatur in alten Mauern‘<br />
am 22. April <strong>2010</strong> im Bürgersaal/Wolfram-<br />
Eschenbach. Vielbeachtet die ‚Tihtung‘<br />
Wolframs, meisterlich vorgetragen und von<br />
einem interessierten Publikum sehr gut aufgenommen.<br />
Wentila De la Marre<br />
leitete 10 Jahre ‚Steirische <strong>Autoren</strong>‘ im Verband<br />
Geistig Schaffender und Österreichischer<br />
<strong>Autoren</strong>. 2008 wurde daraus ein<br />
eigenständiger Verein zur Förderung von<br />
Schriftstellern (konfessionell und parteipolitisch<br />
ungebunden). Sie organisiert zwei- bis<br />
dreimal monatlich Lesungen, Stadtspaziergänge,<br />
<strong>Autoren</strong>ausflüge und Schullesungen.<br />
Im Mai <strong>2010</strong> wurde die 2. Anthologie ‚Gereimt<br />
und ungereimt‘, in der 32 <strong>Autoren</strong> vorgestellt<br />
sind, präsentiert.<br />
‚Steirische <strong>Autoren</strong>‘ geben die Zeitschrift<br />
‚Die Feder‘ heraus, die weit über die Grenzen<br />
der Steiermark bekannt und geschätzt<br />
ist.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 36
IGdA<br />
Prof. Dr. Mario Andreotti<br />
hält im Rahmen des Turmbunds, Innsbruck,<br />
ein Schreibseminar am 9.6.<strong>2010</strong>.<br />
Am 8.6. hält er einen seiner geschätzten Vorträge<br />
an der Innsbrucker Universität.<br />
Gaby G. Blattl las in Graz im Rahmen eines<br />
Abends der ‚Steirischen <strong>Autoren</strong>‘ vor einem<br />
interessierte Publikum.<br />
Anneliese Korte organisierte Mitte Mai auf<br />
Usedom unter dem Titel ‚Stadt, Land, Literatur,<br />
Heimat - wo ist das‘ das jährliche Inseltreffen.<br />
Mit vielen anderen Besuchern nahm<br />
auch Antje E. Schnabl daran teil.<br />
Franz Preitler<br />
organisiert am 30. Oktober <strong>2010</strong> in Mürzzuschlag/Österreich<br />
den ‚1. Literaturtag‘ im<br />
Sportmuseum. Dies als Vorausschau.<br />
Details unter www.literaturtag.at<br />
Am 16. Juni <strong>2010</strong> hält er in Krieglach/Österreich<br />
einen Vortrag zur Biografie Toni Schruf<br />
(Weggefährte von Peter Rosegger)<br />
Gaby G. Blattl<br />
Ihr Lieblingsbuch ....<br />
Sie haben ein Lieblingsbuch - schreiben<br />
Sie an die Geschäftsstelle<br />
welches Buch<br />
warum wurde es ausgewählt<br />
wie ist es zum Lieblingsbuch<br />
geworden ?<br />
Manchmal entscheidet eine Zeile ...<br />
Sie schlagen ein Buch auf, eine Zeile<br />
nimmt Sie gefangen, Sie beginnen zu<br />
lesen - hält der Text, was er zunächst<br />
verspricht ? Lesen Sie weiter ? Wie<br />
wichtig ist die erste Zeile ?<br />
Schreiben Sie über Ihre Erfahrungen<br />
mit Büchern.<br />
Ihre Kommentare sollten jeweils 20<br />
Zeilen nicht überscheiten.<br />
Gaby G. Blattl<br />
Einfach zum Nachdenken ...<br />
In Wahrheit ist man nicht so - oder so<br />
sondern immer, wenn man mit einem anderen Menschen<br />
in Berührung tritt, schlägt dieser andere in einem<br />
einen ganz bestimmen oder auch ganz unbestimmten Ton an<br />
und so ist man - dann<br />
Daniel Schmid, Regisseur (1941-2006)<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 37
IGdA<br />
1 Leonce- und Lenapreis <strong>2010</strong><br />
Wettbewerbe<br />
3 Evangelischer Literaturpreis<br />
Die Stadt Darmstadt schreibt für das Jahr<br />
2011 erneut den Leonce-und-Lena-Preis in<br />
Höhe von 8.000 Euro und die Wolfgang-<br />
Weyrauch-Förderpreise in Höhe von insgesamt<br />
8.000 Euro für deutschsprachige Lyrik<br />
aus. Teilnehmen können AutorInnen, die<br />
nicht vor 1975 geboren sind. Bewerbungen<br />
mit max. 12 unveröffentlichten Gedichten<br />
an: Wissenschaftsstadt Darmstadt, Kulturamt,<br />
Frau Kanita Hartmann, Frankfurter<br />
Str. 71, 64293 Darmstadt, Tel. 06151-13 33<br />
37 oder – bevorzugt erwünscht – online. Es<br />
bleibt den Bewerbern überlassen, ob sie auf<br />
den einzelnen Gedichten ihren Namen vermerken.<br />
Infos und Onlinebewerbung: http://<br />
www.literarischer-maerz.de/wettbewerb.<br />
php,<br />
Einsendeschluss: 15. September <strong>2010</strong>.<br />
2 Literaturkollegium Brandenburg<br />
e.V. – Lyrikwettbewerb <strong>2010</strong><br />
Das Literaturkollegium Brandenburg e.V.<br />
ruft alle BrandenburgerInnen auf, lyrische<br />
Arbeiten einzureichen. Das Thema lautet:<br />
„Beständigkeit und Wandel“. Voraussetzung<br />
sind selbstverfasste Texte bis zu sechs<br />
Gedichten. Manuskripte sind in fünffacher<br />
Ausfertigung anonym per Post, nicht per E-<br />
mail, einzusenden, der Absender besteht nur<br />
aus dem Wort "Literaturwettbewerb <strong>2010</strong>".<br />
Im Brief wird ein verschlossener Umschlag<br />
beigelegt, außen mit Kennwort versehen.<br />
Adresse, Alter und Beruf des Verfassers sind<br />
nur innen anzugeben. Auf den Manuskripten<br />
dürfen nur der Titel des Textes und das<br />
selbst gewählte Kennwort stehen. Die Teilnehmer<br />
sind verpflichtet, bis zum Tag der<br />
Preisvergabe ihre Arbeiten nicht zu veröffentlichen.<br />
Es gibt keine Altersbeschränkung.<br />
Dotierung: 500 Euro. Manuskripte<br />
an: Literatur-Kollegium Brandenburg e.V.,<br />
Charlottenstraße 31, 14467 Potsdam. Infos:<br />
http://www.literaturkollegium.de/<br />
pageID_7546746.html,<br />
Einsendeschluss: 31.8.<strong>2010</strong><br />
Das Forum Evangelischer Literaturpreis als<br />
Veranstalter ist ein Netzwerk der Ev. Kirchengemeinde<br />
Lokstedt in Hamburg, der<br />
Ev. Akademie der Nordelbischen Kirche<br />
und weiteren Partnern. Gesucht werden die<br />
besten (unveröffentlichten) Kurzgeschichten<br />
zum Thema: Umkehren. ‚Umkehren – vielleicht<br />
eine tiefe Erkenntnis, die zum Positionswechsel<br />
führt, ein neuer Blick oder ein<br />
biographischer Bruch mit dem Alten…vielleicht<br />
eine Sinneswandlung, eine Verwandlung<br />
oder das Aufzeigen einer gesellschaftlichen<br />
Erneuerung…’. Der Wettbewerb ist<br />
offen für alle deutschsprachigen AutorInnen.<br />
Dotierung: 1. Preis - 3000 Euro, 2. Preis<br />
- 2.000 Euro. Ein Förderpreis für Schüler<br />
wird ausgelobt in Höhe von 1.000 Euro. Es<br />
gibt keine Altersbeschränkung für die ersten<br />
beiden Preise. Den Förderpreis können<br />
SchülerInnen des Schuljahres 2009/<strong>2010</strong><br />
(Altersgrenze 20 Jahre) erhalten. Die Einsendung<br />
eines Textes bedeutet das Einverständnis,<br />
ihn ggf. bei der Preisverleihung am<br />
18. September öffentlich vorzulesen und ihn<br />
für die Veröffentlichung einer Anthologie<br />
honorarfrei zur Verfügung zu stellen. Pro<br />
TeilnehmerIn kann eine unveröffentlichte<br />
Kurzgeschichte eingereicht werden mit 7-10<br />
Normseiten zu je 30 Zeilen und 60 Anschlägen,<br />
max. 25.000 Zeichen (incl. Leerzeichen).<br />
Die Texte müssen – mit Kennwort anonymisiert<br />
- in fünffacher Ausfertigung und einem<br />
digitalen Datenträger per Post geschickt<br />
werden an: Forum Evangelischer Literaturpreis,<br />
bei der Lutherbuche 36, D- 22529<br />
Hamburg. Der Absender ist anzugeben.<br />
Auch auf den Datenträgern darf kein Verfassername<br />
angegeben werden. Gesondert<br />
wird ein Personalbogen erbeten mit Anschrift,<br />
Tele- fon und E-Mail, (SchülerInnen<br />
geben bitte ihr Geburtsjahr an). Umschlag,<br />
Texte, Da- tenträger und der Personalbogen<br />
sind mit einem fünfstelligen Passwort zu<br />
versehen. Infos:http://www.evangelischerliteraturpreis.de/<br />
-<br />
Einsendeschluss: 30.06.<strong>2010</strong>.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 38
IGdA<br />
4 Bestes Wirtschaftsbuch <strong>2010</strong> gesucht<br />
Die Partner Handelsblatt, Booz & Company<br />
und die Frankfurter Buchmesse schreiben<br />
den Deutschen Wirtschaftbuchpreis <strong>2010</strong><br />
aus. Der Preis würdigt deutschsprachige<br />
<strong>Autoren</strong>, die in ‚beispielhafter Weise das<br />
Thema Wirtschaft behandeln und dem<br />
interessierten Publikum ökonomische Zusam-<br />
menhänge vorbildlich und verständlich<br />
nahe bringen’. Dotierung: 10.000 Euro.<br />
Der Preis wird im Rahmen der Frankfurter<br />
Buchmesse verliehen. Die zehn Titel, die es<br />
auf die Shortlist geschafft haben, stellt das<br />
Handelsblatt ausführlich vor.<br />
Jeder Verlag kann sich mit max. drei Titeln<br />
bewerben. Die Bücher müssen zwischen<br />
Oktober 2009 und September <strong>2010</strong><br />
in Erstauflage erschienen sein/erscheinen.<br />
Keine Übersetzungen! <strong>Autoren</strong> können sich<br />
nicht persönlich bewerben. Um die größtmögliche<br />
Aktualität zu ermöglichen, können<br />
Verlage auch Titel zur Teilnahme anmelden,<br />
die zum Zeitpunkt der Bewerbung<br />
noch nicht als gedrucktes Buch vorliegen.<br />
In diesem Fall muss der Verlag zusammen<br />
mit dem Anmeldebogen die Fahnen oder<br />
das Manuskript einreichen. Alle Bücher<br />
müssen einschließlich folgender Angaben<br />
eingereicht werden: Eine kurze Inhaltsangabe,<br />
ein Pressedossier zum Autor und dessen<br />
Buch, ein reprofähiges <strong>Autoren</strong>foto(digital,<br />
honorarfrei) und ein reprofähiges Bild des<br />
Buchcovers (honorarfrei). Einsendungen an:<br />
Handelsblatt GmbH Deutscher Wirtschaftsbuchpreis,<br />
Frau Jutta<br />
Strotjohann-Peters, Kasernenstraße 67,<br />
40213 Düsseldorf. Näheres: htto://www.<br />
handelsblatt.com/wirtschaftsbuchpreis/ -<br />
Deutscher Wirtschaftsbuchpreis <strong>2010</strong>: Das<br />
Anmeldeformular.<br />
Einsendeschluss: 30.6.<strong>2010</strong>.<br />
5 275 Jahre Commerzbibliothek -<br />
Kurzgeschichten-Wettbewerb<br />
Ein Kriminalfall für die Commerzbibliothek.<br />
Wirtschaft und Verbrechen sind für<br />
Au-toren seit jeher ein interessantes Feld<br />
für Ge- schichten. Die älteste Wirtschaftsbibliothek<br />
der Welt wünscht sich zum 275.<br />
Jahrestag von Hamburger <strong>Autoren</strong> Neues<br />
zum Thema Tod in der Commerzbibliothek.<br />
Teilnehmer, die die Bibliothek vor Ort<br />
erleben und sich hier Ideen holen wollen,<br />
können die ‚Inspirations-Station’ besuchen.<br />
Man findet dort Bau- pläne der ‚Alten Commerzbibliothek’,<br />
Zei- tungsartikel aus dem<br />
Jahr 1735, Auszüge aus historischen Hamburger<br />
Adressbüchern, Fotos u. a.. Dabei<br />
ist den Verfassern überlassen, ob sie ihren<br />
Krimi im Gründungsjahr der Bibliothek,<br />
in der Gegenwart oder dazwischen ansiedeln.<br />
Der Tatort allerdings soll die Commerzbibliothek<br />
sein mit einer inhaltlichen<br />
Beziehung zum Jahr 1735. ‚Hat das Opfer<br />
vorher eine Seereise unternommen, Freunde<br />
im eleganten Kontorhaus getroffen oder<br />
im Büchermagazin etwas gesucht? Ist eine<br />
Zeitungsanzeige aus dem Jahr 1735 der Auslöser<br />
für das Verbrechen? Verbirgt sich ein<br />
dunkles Geheimnis hinter den im Jahr 1755<br />
verschwundenen Büchern? Oder spielt ein<br />
Bücherschädling mit dem Namen „Totenuhr“<br />
eine unheilvolle Rolle?’ Die AutorInnen<br />
suchen sich fünf Begriffe aus folgender Liste<br />
aus, die in ihrer Geschichte in loser Reihenfolge<br />
auftauchen müssen: Atlas, Buchbinder,<br />
Bibliothekarin, Commerzdeputaton, Lesesaal,<br />
Ratsweinkeller, Convoyschiff, Kontor,<br />
Kaufmann Bartholomäus Wieck. 1. Preis: 275<br />
Euro. Der Umfang des unveröffentlichten<br />
Kurzkrimis sollte 5 Normseiten nicht überschreiten<br />
(max. 1.800 Zeichen, 30 Zeilen zu<br />
je 60 Anschlägen). Nur ausgedruckte Manuskripte<br />
in dreifacher Ausfertigung, keine<br />
E-Mails! Einsendungen an: Handelskammer<br />
Hamburg, Commerzbibliothek, Dagmar<br />
Groothuis, Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg.<br />
Infos: www.commerzbibliothek.de -<br />
Einsendeschluss: 2. August <strong>2010</strong>.<br />
6 Wasser-Fest – Texte zu Jahreszeiten<br />
‚...wenn Wasser in irgendeiner Form in<br />
Ihrer Geschichte oder in Ihrem Gedicht<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 39
IGdA<br />
vorkommt. Zwischen Tautropfen und<br />
Weltmeer ist doch einiges denkbar...’. Eine<br />
Geschichte oder ein Gedicht, die ‚wasserfest’<br />
sind. Ideenwitz und sprachliche<br />
Gestaltungsfreude haben bei der Auswahl<br />
der noch unveröffentlichten Texte, die auf<br />
schreibschon.de publiziert werden, eine<br />
gute Chance. Herausragende Texte werden<br />
schon vor dem Einsendeschluss auf der<br />
Homepage anonym veröffentlicht. Anschließend<br />
nehmen sie an der Endbewertung teil.<br />
Einzureichen sind eine Kurzgeschichte und/<br />
oder - ggf. zusätzlich - ein bis drei Gedichte.<br />
Die Gewinner werden Anfang November<br />
per E-Mail benachrichtigt. Eine fachkundige<br />
Jury ist bestellt. Die Preisträger haben<br />
im November die Möglichkeit, im Rahmen<br />
einer feierlichen Veranstaltung ihre Kurzgeschichte/<br />
ihr Gedicht vorzutragen, auch<br />
werden die Siegertexte auf www.schreibschon.de<br />
veröffentlicht. Sponsoren haben<br />
sich bereit erklärt, Preise zu stiften sowie für<br />
entfernt wohnende Preisträger Übernachtungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen. Einsendungen<br />
per Post können nicht berücksichtigt<br />
werden.<br />
Geschichten<br />
Kurzgeschichten werden vom Schreibkreis<br />
“Schreibschon” betreut. Es darf nur eine unveröffentlichte<br />
Geschichte mit je höchstens<br />
14.000 Zeichen im DOC- oder RTF-Format<br />
eingesandt werden an: info@schreibschon.<br />
de.<br />
Gedichte<br />
Gedichte werden vom “<strong>Autoren</strong>kreis Allgäu”<br />
betreut. Es können bis zu drei unveröffentlichte<br />
Gedichte mit je höchstens 1.500<br />
Zeichen im DOC- oder RTF-Format eingesandt<br />
werden an: autorenkreis-allgaeu@tonline.de<br />
Infos: http://www.schreibschon.de/<br />
Einsendeschluss: 3. Oktober <strong>2010</strong>.<br />
7 Hamburger Haiku Verlag sucht<br />
Katzen-Haiku<br />
Der Hamburger Haiku Verlag sucht Katzen-Haiku.<br />
Die Haiku ‚sollen Katzen in<br />
ihren Eigenheiten, Wesenszügen, in ihren<br />
Umgangsformen, ihren Lebensbezügen<br />
sowie Lebensgewohnheiten zeigen’. Traditionelle<br />
Haiku im Stile 5-7-5, verbunden mit<br />
einem Jahreszeitenmotiv, sind genauso willkommen<br />
wie freie Formen. Daneben werden<br />
Fotos von Katzen in allen oben geschilderten<br />
Bereichen gesucht. (Keine Bilder einsenden<br />
mit digitaler Haiku-Einarbeitung). Mit den<br />
eingereichten - unveröffentlichten - Haiku<br />
und Fotos gestattet der Autor dem Hamburger<br />
Haiku-Verlag, seine Werke für eine<br />
Druckproduktion zu verwenden. Die 12<br />
besten Texte werden für den Kalender 2011<br />
ausgewählt. Jeder Preisträger – von Haiku<br />
ebenso wie von Fotos - erhält einen Kalender.<br />
Darüber hinaus gibt es eine Anthologie,<br />
in der ca.100 Haiku veröffentlicht werden.<br />
Einsendungen nur online! Infos und Anmeldeformular:<br />
http://www.haiku.de/index.<br />
php?menuid=140 -<br />
Einsendeschluss: 21. September <strong>2010</strong>.<br />
Anthologie<br />
‚Jahrbuch der Lyrik’ mit neuer Verlagsheimat<br />
Das Jahrbuch der Lyrik wird glücklicherweise<br />
nun doch fortgesetzt und hat eine<br />
neue Verlagsheimat gefunden, die Deutsche<br />
Verlags-Anstalt. Das 28. Jahrbuch wird zur<br />
Leipziger Messe 2011 erscheinen. Mitherausgeberin<br />
ist Kathrin Schmidt, die gerade<br />
den Gedichtband Blinde Bienen veröffentlicht<br />
hat und 2009 mit dem Deutschen<br />
Bücherpreis ausgezeichnet wurde. Kathrin<br />
Schmidt und Christoph Buchwald laden ein,<br />
unveröffentlichte oder in Zeitschriften oder<br />
Zeitungen veröffentlichten Gedichte – max.<br />
zehn - zuzuschicken. Einsendungen an:<br />
lyrikjahrbuch@dva.de. per word-doc oder<br />
pdf (es können keine Einsendungen auf<br />
Papier berücksichtigt werden!). Jedes Gedicht<br />
bitte auf einem gesonderten ‚Blatt’, auf<br />
dem jeweils der Name stehen muss. Für die<br />
Biobibliographie werden auf gesondertem<br />
‚Blatt’ folgende Angaben erbeten: Name, Geburtsjahr,<br />
Wohnort, die beiden letzten lieferbaren<br />
Gedichtbände (Titel, Erscheinungsort,<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 40
IGdA<br />
Verlag, Erscheinungsjahr). Anstelle eines<br />
Honorars werden drei Belegexemplare bei<br />
Abdruck angeboten. Die Herausgeber laden<br />
ebenfalls dazu ein, mit poetologischen Bemerkungen<br />
oder essayistischen Betrachtungen<br />
zum Stand der lyrischen Dinge zu den<br />
Nachbemerkungen des Jahrbuchs beizutragen.<br />
Sie ermuntern dazu, auch jüngere Kollegen<br />
auf die Ausschreibung aufmerksam zu<br />
machen.<br />
Infos:http://lyrikline.wordpress.<br />
com/<strong>2010</strong>/04/16/das-jahrbuch-der-lyrik-hateine-neue-verlagsheimat/<br />
Einsendeschluss: 15. Juni <strong>2010</strong>.<br />
Stipendien<br />
1 Inselschreiber –Stipendium2011<br />
Zum Thema ‚Am Ende’ schreibt die Stiftung<br />
kunst:raum sylt quelle bereits zum 11.<br />
Mal das ‚Sylt-Quelle Literaturstipendium<br />
Inselschreiber’ für deutsch-sprachige AutorInnen<br />
aus. Das Stipendium bietet acht<br />
Wochen Aufenthalt auf der Insel Sylt, kostenfreies<br />
Wohnen in einem komfortablen<br />
2-Zimmer-Appartment auf dem reizvollen<br />
Gelände der Sylt-Quelle in Rantum/Sylt und<br />
eine einmalige Zahlung von 2.500 Euro. Es<br />
besteht Präsenzpflicht sowie Verpflichtung<br />
zu einer Lesung. Die übrige Zeit steht der<br />
künstlerischen Arbeit zur freien Verfügung.<br />
Bewerben können sich deutschsprachige<br />
<strong>Autoren</strong>/innen, die bereits in Buchform<br />
publiziert haben, unabhängig von Alter<br />
oder Staatsangehörigkeit. Ein Lebenslauf,<br />
ein noch unveröffentlichter Essay oder<br />
eine noch unveröffentlichte Erzählung von<br />
ca. 4 Seiten Länge sind beizufügen. Der<br />
Preisträger/die Preisträgerin wird Anfang<br />
September bekannt gegeben. Einsendungen<br />
nur per e-mail an: Stiftung kunst:raum sylt<br />
quelle, Stichwort:Inselschreiber, Hafenstraße<br />
1, | 25980 Sylt/Rantum,e-mail: bewerbung@<br />
inselschreiber.de. Tel. +49(4651)92033. Infos:<br />
http://www.kunstraum-syltquelle.de/de/inselschreiber/index.php,<br />
Einsendeschluss: 30.6.<strong>2010</strong>.<br />
2 Dorfschreiber in Eisenbach 2011<br />
Auch 2011wird ein Dorfschreiberstipendium<br />
angeboten, diesmal mit dem Schwerpunkt:<br />
TATORT Eisenbach. Die Ausschreibung<br />
steht unter dem Thema Drehbuch,<br />
Skript für Fernsehen, Film & Theater. Der<br />
Förderkreis Kreatives Eisenbach e.V. vergibt<br />
ein dreimonatiges Stipendium an deutschsprachige<br />
Drehbuch-AutorInnen und/oder<br />
an Stu- denten von Fachhochschule, Hochschule<br />
und Filmakademie, wobei die Verbindung<br />
zwischen Text und Bild, (Fernseh-)<br />
Film, Video-Clip etc. durchaus erwünscht<br />
ist. Der Förderkreis wünscht einen lebendigen<br />
Austausch zwischen AutorIn und der<br />
Bevölkerung in Eisenbach. Es wird erwartet,<br />
daß der Autor/die Autorin die Zeit am Ort<br />
verbringt, etwas Neues schreibt, zu Lesungen<br />
und Workshops bereit ist sowie Kontakt<br />
mit interessierten Personen und örtlichen<br />
Institutionen sucht. Eisenbach ist ein Dorf<br />
im Hochschwarzwald. Für den Gastaufenthalt<br />
steht eine Wohnung bereit sowie ein<br />
Stipendium von 3 000 €. Führerschein und<br />
ein fahrbarer Untersatz sind erwünscht.<br />
BewerberInnen werden gebeten, Texte bis<br />
max. 10 Seiten, evtl. kleine Filmszenen in<br />
Form von DVDs, CD-Roms in fünffacher<br />
Ausfertigung mit der Erlaubnis zur Veröffentlichung<br />
sowie eine gesonderte Bio-<br />
Bibliographie einzusenden an: Förderkreis<br />
Kreatives Eisenbach e.V., Dr. Jürgen Holtz,<br />
Oberer Herrenberg 18, D-79871 Eisenbach,<br />
Tel.: +49-(0)7657-1861, Mail: juergen.holtz@<br />
googlemail.com. Infos: www.kreativeseisenbach.de.<br />
Einsendeschluss: 30.10.<strong>2010</strong>.<br />
10 Jahre Anthologie<br />
Angelika Zöllner<br />
Gedichte lieben - ein Motto, das sich Dr.<br />
Björn Benken aus Braunschweig vor 10 Jahren<br />
auf die Fahne geschrieben hat. Er will<br />
sie nicht allein lieben, sondern andere daran<br />
teilhaben lassen - entweder als Leser von<br />
Gedichtbesprechungen oder als Interpret<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 41
IGdA<br />
seines Lieblingsgedichtes im Umfang von<br />
150 bis 1000 Worten. Um sich ein Bild davon<br />
zu machen, schlage man die Internetseiten<br />
unter hppt://www.benken.com, Inhalt Anthologie<br />
auf. Zum 10-jährigen Geburtstag<br />
darf man gratulieren und für die nächsten 10<br />
Jahre alles Gute wünschen.<br />
Um eine öffentliche Diskussion zu führen,<br />
hat Benken seine ‚Anthologie‘ mit zwei<br />
Rubriken eingerichtet. ‚Gedichtbesprechungen‘<br />
und ‚Mein Lieblingsgedicht‘. Jeder, der<br />
es möchte, soll Gelegenheit haben, an der<br />
Einstellung einer kommentierten Internet-<br />
Anthologie dabei zu sein und führt im<br />
Abschnitt ‚Fragen und Antworten‘ seine<br />
Spielregeln auf, gibt Hinweise für jene, die<br />
Interesse haben, eigene Beiträge (Kommentare,<br />
Besprechungen nicht eigener Gedichte)<br />
einzureichen. Darüber hinaus führt er eine<br />
zweite Rubrik, wo er oder sie ein Lieblingsgedicht<br />
benennen kann. Etwa 40 Vorschläge<br />
finden sich darin. Schauen Sie selbst, welche<br />
‚Lieblinge‘ hier auftauchen. Vielleicht ist<br />
auch bald ihr oder sein Vorschlag dabei.<br />
Die Anthologie ist seit Juni 2000 im Netz<br />
und hat in diesem Jahr ihr 10-jähriges Besehen.<br />
Derzeit (Mai <strong>2010</strong>) sind 14 Besprechungen<br />
veröffentlicht. Der Herausgeber macht<br />
selbst keinerlei Werbung für das Projekt und<br />
überlässt es sich selbst, inwieweit die Anthologie<br />
wächst. Er fordert auf, Mut zu fassen.<br />
Vielleicht hat sie oder er auch ein Gedicht,<br />
das ihr oder ihm besonders am Herzen liegt,<br />
und ihre oder seine Interpretation findet den<br />
Weg zur Anthologie. Ich habe es probiert<br />
und es hat funktioniert.<br />
Willi Volka<br />
Berichte<br />
Ostern in Philippine<br />
Über Einladung von Waltraut de Willigen<br />
fand zu Ostern <strong>2010</strong> ein Treffen einiger Mitglieder,<br />
Irmentrut ter Veer, Sabine Vess, und<br />
mir statt.<br />
In diesen mehrtätigen Gesprächen wurde angeregt,<br />
- das Miteinander auch dadurch zu fördern,<br />
im Herzstück der IGdA, der Zeitung, zu den<br />
Namen der <strong>Autoren</strong> auch deren Wohnort<br />
anzugeben. Das sollte die Kommunikation<br />
wesentlich erleichtern. E-mailadressen, Telefonnummern<br />
sind in der Geschäftsstelle zu<br />
erfragen. Wer nicht kontaktiert werden will,<br />
kann das angeben.<br />
- Angeregt wurde auch, verschiedene literarische<br />
Themen zu behandeln, wie beispielsweise<br />
RAP, etc.<br />
- In der Edition IGdA ist erst ein Buch erschienen.<br />
Wir wollen diesen Service für unsere<br />
Mitglieder weiter ausbauen.<br />
- Ein weiterer Almanach ist für <strong>2010</strong>/2011<br />
vorgesehen. Da die Vorfinanzierung erst zu<br />
klären ist, wird das entsprechende Konzept<br />
in der Ausgabe 3/<strong>2010</strong> publiziert.<br />
Es hat sich gezeigt, dass es - wie bereits in<br />
Geiselwind 2008 zum Ausdruck gebracht -<br />
einen starken Wunsch nach ‚Miteinander‘<br />
gibt. Dem werden wir Rechnung tragen.<br />
IGdA in Wien<br />
Am 8.4. <strong>2010</strong> konnten wir erfolgreich einen<br />
weiteren literarischen Abend veranstalten.<br />
Helmfried Knoll, unser Ehrenmitglied, wurde<br />
unglaubliche 80 Jahre und ist seit 40 Jahren<br />
Mitglied. Das sollte und musste gewürdigt<br />
werden. Er las einen sehr interessanten<br />
Text über das Leben ‚hüben und drüben‘<br />
(Tschechien/Österreich) und führte uns von<br />
der Vergangenheit ins Heute. Er schloß mit<br />
einem Gedicht über seinen Unruhestand.<br />
Othmar Seidner schloß den Abend mit<br />
Ungedrucktem und Gedrucktem aus seinen<br />
Gedichten ab. Der Abend wurde vom Publikum<br />
sehr gut aufgenommen, ebenso wie das<br />
aktuelle <strong>Heft</strong> unserer Zeitung.<br />
Im Herbst <strong>2010</strong> folgen weitere literarische<br />
Abende. Der Einladung nach Wien folgen<br />
im September Waltraut de Willigen<br />
im Oktober Irmentraut ter Veer<br />
im November Johanna Klara Kuppe<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 42
IGdA<br />
Frühlingstreffen in Berlin 6. - 9. Mai <strong>2010</strong><br />
Karin Manke hatte es - wie im Vorjahr - wieder<br />
übernommen, das Treffen zu organisieren.<br />
Wieder konnten wir in den Räumen des<br />
Rathauses Johannisthal lesen, diskutieren,<br />
etc. Der erste Abend verlief sehr harmonisch<br />
im kleinen Kreis.<br />
Am 2. Tag erfuhren wir ausführlich über Leben<br />
und Werk von Franz Frühmann (1922-<br />
1984). Nach dem Referat folgten zahlreiche,<br />
ergänzende Angaben von den Mitgliedern.<br />
Gestärkt von einem köstlichen Mittagstisch<br />
fuhren wir nach Berlin-Schmöckwitz, konnten<br />
in einem Ausflugslokal eines Segel-Clubs<br />
sein und die Stille dort genießen. Karin Manke<br />
hatte - ebenfalls wie im vergangenen Jahr -<br />
einen besonders schönen Platz für uns ausgesucht.<br />
Beendet wurde der Abend im Rathaus<br />
Johannisthal mit der Lesung zweier Berliner<br />
Autorinnen. Sie gaben beide Proben ihres<br />
Könnens in Prosaarbeiten ab.<br />
Höhepunkt war der 3. Tag! Lyrikworkhop<br />
von/mit Hermann Wischnat. Sorgfältig ausgewählte<br />
Gedichte wurden gelesen, besprochen.<br />
Darüberhinaus lieferte der Leiter des<br />
Workshops zahlreiche Hinweise auf entsprechende<br />
Literatur. Seelisch bereichert gingen<br />
wir zum Mittgstisch.<br />
Am frühen Abend lasen von den anwesenden<br />
Mitgliedern K.A. Gisch, W. Riedel, H.<br />
Wischnat, V. Wille vor einem sehr interessierten<br />
Publikum. Damit ist das Treffen ausgeklungen.<br />
Als kleine Überraschung wurden von Waltraut<br />
de Willigen für alle Teilnehmer Tischsets<br />
kreiert, die Bezug auf das IGdA-Treffen<br />
nehmen .<br />
Näheres zu Tischsets mit ISBN (die einzigen<br />
in Europa) finden Sie unter www.vonkendans.nl<br />
(Die neue Version ist ab Mitte Juni <strong>2010</strong><br />
abrufbar.)<br />
Gaby G. Blattl<br />
Das Treffen in Schlüsselfeld ist nicht mehr fern.<br />
Anreise mit dem Auto: A3 Nürnberg-Würzburg, Ausfahrt Schlüsselfeld, mit der Bahn bis<br />
Bamberg, Oberfranken. Bitte dem Organisator Ankunftszeit angeben, da ein Shuttleservice<br />
eingerichtet wird. Fahrzeit ca. 45 Minuten (Taxi kostet € 50.-)<br />
Zur Erinnerung die Unterkunftsmöglichkeiten:<br />
Gasthof Herderich, 96132 Schlüsselfeld-Attelsdorf 11, Tel: 09552-6547, Fax:09552-6547<br />
mail: willkommen@gasthof-herderich.de<br />
Gasthof Sternbräu, 96132 Schlüsselfeld-Elsendorf, Braugasse 2, Tel: 09552-310,<br />
Fax: 09552-6257, mail: info@landgasthof-sternbräu.de<br />
Buchungen unter dem Kennwort: Dichter<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 43
Sehr geehrtes Mitglied,<br />
IGdA<br />
Einladung zur Jahreshauptversammlung<br />
hiermit lade ich Sie herzlich zur diesjährigen Jahreshauptversammlung ein.<br />
Sie findet am Freitag, dem 24. September <strong>2010</strong> um 16 Uhr im Stadtmuseum Schlüsselfeld<br />
statt.<br />
Tagesordnung<br />
1. Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden<br />
2. Feststellung der satzungsgemäßen Einladung und Beschlussfähigkeit<br />
3. Bericht des 1. Vorsitzenden<br />
4. Bericht der Geschäftsführerin<br />
5. Bericht des Schatzmeisters<br />
6. Bericht der Kassenprüfer<br />
7. Aussprache über die Berichte<br />
8. Entlastung des Vorstands für 2009<br />
9. Wahl der Kassenprüfer<br />
10. Verleihung der Rudolf-Descher-Feder<br />
11. Tagungsort der Jahreshauptversammlung 2011<br />
12. Verschiedenes<br />
Ich würde mich freuen, wenn ich Sie möglichst zahlreich in Schlüsselfeld begrüßen<br />
könnte.<br />
Herzliche Grüße<br />
Gez. Othmar Seidner, 1. Vorsitzender der IGdA<br />
Programm:<br />
Donnerstag, 23. September <strong>2010</strong><br />
Jahreshauptversammlung <strong>2010</strong><br />
bis 17:00 Uhr einchecken im jeweiligen Gasthof / Hotel<br />
17:30 Uhr Begrüßung der Teilnehmer durch den 1. Vorsitzenden der IGdA,<br />
Othmar Seidner im Stadtmuseum Schlüsselfeld<br />
18:00 Uhr Empfang im Rathaus durch den 1. Bürgermeister oder dessen Vertretung mit<br />
Informationen über die Stadt<br />
19:00 Uhr Abendessen und gemütliches Zusammensein mit ‚Wer was zu sagen hat‘,<br />
Lesung nach Gusto<br />
Freitag, 24. September <strong>2010</strong><br />
09:15 Uhr Lesungen in Schulen (bitte Bereitschaft erklären). Alternativ für die Anderen<br />
Stadt- und Museumsführung - Sonderausstellung alte Maße und Gewichte<br />
um 1810<br />
12:00 Mittagessen<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 44
IGdA<br />
13.30 Uhr Vorstandssitzung<br />
15:00 Uhr Jahreshauptversammlung im Stadtmuseum unter der Leitung<br />
des 1. Vorsitzenden, O. Seidner<br />
18:00 Uhr öffentliche Lesung - Thema ‚Visionen‘.<br />
ca. 19:00 Uhr Abendessen<br />
Samstag, 25. September <strong>2010</strong><br />
10:30 Uhr Brauereiführung: Oberfrankens beste Seite<br />
12:00 Uhr Mittagessen<br />
16:00 Uhr Lyrik-Werkshop unter der Leitung von Hermann Wischnat<br />
19:00 Uhr Abendessen<br />
20:00 Uhr öffentliche Veranstaltung im Stadtmuseum oder bei großer Beteiligung<br />
im Pfarrsaal. Titel : Musik und Poesie. Thema ist durch das Kulturprogramm<br />
KisS (Kultur im südlichen Steigerwald) vorgeschrieben. „Visionen“ Es<br />
bekommen 10 <strong>Autoren</strong> Lesezeit, dazwischen Musik der Gruppe ‚Just friends‘<br />
Sonntag, 26. September <strong>2010</strong><br />
Nach dem Frühstück zum Ausklang gemeinsames Zusammensein im Stadtmuseum, an<br />
dem Tag findet ein Programm zur 200-jährigen Okkupation Schlüsselfelds an Bayern statt.<br />
Anschließend individuelle Abreise der Teilnehmer<br />
(Änderungen vorbehalten), Gäste sind herzlich willkommen!<br />
Ausrichter des Treffens: Wilfried Auer, Kellerbergring 30, 96132 Schlüsselfeld-Elsendorf;<br />
Tel: 09552-1763, Fax: 09552-922230, mobil: 017683161800 mail: friedel-poet@gmx.de<br />
Texte für den Workshop von Hermann Wischnat bis zum 31. August <strong>2010</strong> an die<br />
Geschäftsstelle.<br />
Bitte Anmeldecoupon ausschneiden und bis spätestens 30. August <strong>2010</strong> an Wilfried Auer<br />
(Adresse siehe oben<br />
Ich nehme am Treffen in Schlüsselfeld mit _________ Person/en teil.<br />
Ich nehme teil an:<br />
einer Lesung in der Grundschule am …. um ….<br />
einer Lesung im Gymnasium am …. um …<br />
einer öffentlichen Lesung am 24.9.<strong>2010</strong><br />
der Lesung zum öffentlichen Festakt der IGdA am 25.9.<strong>2010</strong><br />
Ich benötige den Shuttle-Service ab Bahnhof Bamberg.um …… Uhr<br />
__________ __________________________ __________________<br />
Datum Name, Vorname Unterschrift<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 45
IGdA<br />
Anstelle eines Leserbriefes heute ein kurzer<br />
Bericht über einen Besuch in Wien von<br />
Luitgard Kasper-Merbach<br />
Wiedersehen in Wien<br />
So schnell kann‘s gehen: Im letzten Brief<br />
schrieb Helmfried Knoll noch, ob wir uns<br />
bald mal wiedersehen würden. Und nun<br />
halten wir tatsächlich unsere Flugtickets<br />
in den Händen. Ein Weihnachtsgeschenk<br />
unserer Söhne. Wien wird unser<br />
Ziel sein. Und die Aussicht, „unsere<br />
Wiener“ Luitgard die I. und Helmfried<br />
wiederzusehen und Helmfried persönlich<br />
nachträglich zum runden Geburtstag zu<br />
gratulieren ist einfach verlockend.<br />
Wie lange ist das schon her, dass wir uns<br />
kennen lernten? Mit meinem Eintritt in<br />
die IGDA im Jahr 1988 entwickelte sich<br />
schnell ein recht intensiver Briefkontakt.<br />
Zwischen Wien und Schussenried flattern<br />
die Briefe hin und her. Die Zeilen machen<br />
neugierig. Wir erfahren so viel von<br />
Helmfried, ehemals 1. Vorsitzender der<br />
IGDA, fünffacher Familienvater, Großvater<br />
und engagierter Wanderfreund und<br />
Literat und seiner lieben, viel beschäftigten<br />
Luitgard. Wir wissen voneinander, teilen<br />
Freud und Leid, nehmen an Entwicklungen<br />
teil. Und wir freuen uns über gemeinsame<br />
Buchprojekte, die gemeinsame Arbeit an<br />
der Weihnachtsanthologie „Winterlichter“<br />
und der Traueranthologie „Ich gebe meiner<br />
Trauer Atem“.<br />
Er ließ es sich nicht nehmen, die Laudatio<br />
zu halten oder zu verfassen. Und er<br />
begleitete mich gedanklich auf so vielen<br />
Wegen.<br />
Und dann ist er da, der Tag unseres<br />
Wiedersehens in der charmanten Stadt<br />
Wien. Treffpunkt ist der Stephansdom.<br />
Und wir erkennen uns natürlich sofort<br />
und begrüßen uns sehr herzlich und in<br />
alter Vertrautheit. Seele, Geist und Körper<br />
werden rührend umsorgt. Wunderbare<br />
Stunden in der Bahn und im Bus, eine<br />
Einladung zu einem gemeinsamen<br />
Mittagessen und ein unvergleichlich<br />
schöner Ausblick auf Wien. Immer<br />
wieder die hilfreichen Erklärungen und<br />
Tipps für die noch unwissenden Gäste.<br />
Eine gemeinsame Wanderung durch die<br />
Weinberge. Wertvoller Austausch über<br />
Ereignisse der letzten Zeit. Und dann eine<br />
letzte Umarmung, viele Wünsche.<br />
Und nun sind wir wieder gestärkt auf den<br />
alten Wegen. Ein wenig Wien tragen wir<br />
in uns, eine neu entdeckte Liebe zu einer<br />
wunderbaren Stadt und das Geschenk einer<br />
kostbaren Freundschaft zu unseren treuen<br />
Wienern. Lebt wohl – bis bald!<br />
Trotz verschiedener Hindernisse ließ es<br />
es sich Helmfried nicht nehmen bei der<br />
Buchpräsentation in Ochsenhausen dabei<br />
zu sein. Auch in Schussenried sehen wir<br />
uns wieder in geselliger und literarischer<br />
Runde. Und immer wieder bin ich beglückt<br />
von der Herzlichkeit und Verbundenheit<br />
meiner Wiener.<br />
Dass Helmfried meine literarische Arbeit<br />
schätzt und mich auf verschiedene Art und<br />
Weise unterstützt, habe ich besonders bei<br />
der Verleihung des Förderpreises und der<br />
Rudolf-Descher-Feder erfahren.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 46
IGdA<br />
mit spitzer Feder betrachtet<br />
da Oliver interessante Details preisgibt.<br />
BlätterWelt<br />
Zeitschrift für Lyrik, Prosa und<br />
andere Gedankenwelten<br />
Verspielt traumhaft benennt das Schriftlogo<br />
die Zeitschrift. Dieser erste äußerlich mystische<br />
Eindruck wird verstärkt durch ein, in<br />
mühevoller Arbeit auf jedes einzelne Cover<br />
aufgeklebte Hochglanzbild der Künstlerin<br />
Athena. Es zeigt die untergehende fahle<br />
Sonne, die ihre wärmenden Strahlen,<br />
auf der Wasseroberfläche spiegelnd, direkt<br />
in die Herzen der Betrachter schickt,<br />
bevor sie hinter den Bergen für heute verglüht.<br />
Mit Sorgfalt und gutem literarischen<br />
Geschmack ausgewählte Geschichten, von<br />
denen einzelne an die Phantasiewelt der<br />
Märchen erinnern und schöne teils magische<br />
Gedichte, die so manches Geheimnis<br />
lüften, erwarten den Leser. Oder - werfen<br />
sie letztlich nicht neue Fragen auf? So ist es<br />
nicht verwunderlich, dass sich beim Lesen<br />
des Gedichtes der Herausgeberin Staub, auf<br />
mein Herz legt und die Wunden, die der<br />
Wind in seiner Torheit in meine Erinnerung<br />
gerissen, mit Vergessen bedeckt. Spannende<br />
längere Geschichten, die den Rahmen einer<br />
Ausgabe sprengen würden, werden als<br />
Fortsetzungsgeschichten abgedruckt.<br />
Nicht nur schön zu lesende Gedichte und<br />
Geschichten, sondern auch Interviews und<br />
die „Reisetipps“ haben ihren Platz und informieren<br />
die Leser. So erzählt uns Regina<br />
Rebecca Rost, deren Künstlername Athena<br />
ist, wie sie zum Malen gekommen ist und<br />
was sie macht, wenn sie gerade mal nicht<br />
malt. Im zweiten Gespräch interviewt die<br />
Herausgeberin Oliver Plaschke und versucht<br />
ihm möglichst viele Geheimnisse zu seinem<br />
neu erschienenen Roman „Die Magier<br />
von Montparnasse“ zu entlocken. Nur das<br />
Lesen des vollständigen Interviews in der<br />
Blätterwelt verrät dem Neugierigen inwieweit<br />
es ihr gelungen ist. Soviel sei an dieser<br />
Stelle verraten. Es lohnt sich nachzulesen,<br />
In den „Reisetipps in andere Blätterwelten“<br />
werden zwei lesenswerte Bücher vorgestellt<br />
und ein CD-Projekt empfohlen.<br />
Verständnisschwierigkeiten hatte ich mit<br />
dem Comic - Bücherborkenkäfer. Doch dies<br />
mag sicherlich an mir liegen. Gezeichnet ist<br />
er allemal sehr schön.<br />
Dem Layout im Inneren des <strong>Heft</strong>es wird<br />
die spröde Schlichtheit, durch liebevoll<br />
ausgewählte und zu den Geschichten und<br />
Gedichten passenden Illustrationen, genommen.<br />
Die Redaktion freut sich über neue<br />
<strong>Autoren</strong>, die sich gerne kreativ schriftstellerisch<br />
betätigen. Beiträge sind willkommen.<br />
Die Blätterwelt ist ein kleines, aber feines<br />
Projekt, das ich gerne gelesen habe und<br />
mich bereits auf kommende Ausgabe freue.<br />
All denen, die sich gerne in geheimnisvolle<br />
Traumwelten entführen lassen und mystische<br />
Abwechslung in ihre Alltagswelt bringen<br />
möchte, kann ich sie nur empfehlen.<br />
Georg Walz<br />
Kontaktadresse:<br />
Herriger Straße 52a, D-50374 Erftstadt<br />
website: im Moment keine<br />
ISSN: 1867-3287<br />
Hrsg.: Fabienne Siegmund<br />
E-Mail: blätterwelt@gmx.de<br />
Preis: 2.50 Euro<br />
erscheint: 4 / anno<br />
Auflage: ca. 60<br />
Format und Seitenzahl:<br />
DIN A 5, ca. 48- 52 S.<br />
veröffentlicht: Lyrik und Prosa<br />
Hinweise für <strong>Autoren</strong>: Prosa- und Lyrik-<br />
Beiträge sind per Mail willkommen; max.<br />
10.000 Zeichen mit Leerzeichen. Längere<br />
Beiträge als Fortsetzungsgeschichte nach<br />
Absprache mit der Redaktion.<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 47
<strong>Interessengemeinschaft</strong><br />
<strong>deutschsprachiger</strong> <strong>Autoren</strong> e.V.<br />
Das Forum für Ihre Texte<br />
www.igda.net<br />
www.igda.net/blog/*<br />
Treffen<br />
mit <strong>Autoren</strong>lesungen<br />
Literaturpreise<br />
Rudolf-Descher-Feder<br />
und<br />
Nachwuchspreis der IGdA<br />
WErkstattgespräche<br />
Veröffentlichungen<br />
in IGdA-aktuell und IGdA-Almanach<br />
Präsentation<br />
unserer Mitglieder im Internet<br />
1967 gegründet<br />
Informationsmaterial erhalten Sie bei der Geschäftsstelle<br />
der <strong>Interessengemeinschaft</strong> <strong>deutschsprachiger</strong> <strong>Autoren</strong> (IGdA) e.V.<br />
Gaby G. Blattl<br />
Anton Baumgartner Str. 44/C3/2503 A-1230 Wien<br />
+43 (1) 967 10 24<br />
info@igda.net oder gabyblattl@chello.at<br />
IGDA aktuell, <strong>Heft</strong> 2 (<strong>2010</strong>) Seite 48