Heft 2 (2010) - Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren eV

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lyrik Bewacht von den Lehrern der Ameisenhaufen. Nur in den Pausen kommt der Wind zu Besuch, wirbelt über den Schulhof, bringt braune Herbstblätter in den Farben der Türen. Nach dem Klingelzeichen verhallen Lärm und Gelächter. Und die Ernsthaftigkeit des Lernens erfüllt Räume und Köpfe. Manchmal hockt Angst in den Ecken fast greifbar; damals – weißt du noch? Luitgard Kasper-Merbach Bad Schussenried Geboren 1958 Zwischen Wirtschaftswunder und Widerstand liegt meine Wiege auf schwingendem Grund. Der King auf Rock‘n´Roll stand mir Pate und Pélé eroberte meine Zeit im Sturm. Verkehrssünder umsäumten meine rasante Bahn fernab in Flensburg Und Frieden und Atomium marschierten auf Wen soll eine „Volksbeschützerin“ nun weiter betreuen? Hubert (so sollte ich heißen) hätte es leichter. Er würde glänzen und jagen. IGDA aktuell, Heft 2 (2010) Seite 10
Helmfried Knoll, Wien prosa Die ‚Fünfziger‘ im Rückblick eines Achtzigers‘ Auch heute noch kann ich guten Gewissens sagen: Die ‚Fünfziger Jahre‘ prägten mein Leben wie kein anderes Jahrzehnt davor oder danach: 1950 - da war ich nach meinem 20. Geburtstag noch einerseits der ungebundene Student in seinem Sturm und Drang; andererseits doch schon der (sehr jugendliche) Herbergsvater im Salzkammergut. Während der Vorlesungszeit an der Grazer Uni fuhr ich - ebenso wie unser verehrter Spanisch-Professor - mit dem Rad über das holprige Pflaster der steirischen Landeshaupt zu den Kursen und wieder zurück in die oft eiskalte Studentenbude. Im Sommer diente mein Drahtesel als Transport- und Fortbewegungsmittel zwischen dem Salzburger Elternhaus und der Herberge am See. Doch genauso auf Langstrecken bis Wien, Linz, Kärnten und Graz. Die Straßen waren schlecht und mitunter steil, der Verkehr war eher noch schütter. Dennoch: Die Jugend aus aller Welt fand nach sechs Kriegsjahren gerade unter Verhältnissen zueinander, die heute vermutlich (und verächtlich) als ‚primitiv‘ abgetan würden. Das Land war noch vierfach besetzt, wurde erst 1955 die fremden Soldaten los. Trotzdem gab es eine ungeheure Aufbruchs- und Aufbaustimmung; zuerst in den ‚Westzonen‘, die auch Kärnten und die Steiermark einschlossen; nach Abzug der Roten Armee auch in deren Zone. Als 1959 die ‚Pummerin‘, die Riesenglocke des Wiener Stephansdoms, neu gegossen, ein neues Jahrzehnt einläutete, fiel die persönliche Bilanz des ausklingenden recht zufriedenstellend aus: Übersetzer- und Dolmetscherprüfung geschafft. Nach drei Sommern nicht mehr Herbergsvater, sondern vier Jahre kaufmännischer, anschließend Bankangestellter und Fremdsprachenkorrespondent. Statt Salzburg neuerdings Wien als Lebensmittelpunkt, wo ich 24 Jahre vorher den ersten Schrei getan hatte. Verliebt - verlobt - verheiratet (und das nun, 2010, schon bald glückliche 54 Jahre). Vom Herbergsvater zum ‚echten‘ Vater gewandelt, mit 2 1/2 Kindern beim Neujahrsgeläute der Pummerin‘ 1960. (Inzwischen hat sich diese Zahl verdoppelt, und die der Enkel beträgt das Vierfache.) Unterschlupf, Untermiete; mit elterlicher Hilfe schließlich eigene vier Wände. Parallel zur noch gewöhnungsbedürftigen Geschäfts- und Wirtschaftssprache in mehreren Idiomen schriftstellerische Versuchsballons in Zeitungen und Zeitschriften. Im Ausgleich zur stickigen, später elend klimatisierten Büroluft das herrliche ‚Auslüften‘ in der Freizeit mit dem Erkunden der neuen, der wiedergewonnenen alten Heimat. Mit der Bahn, per Bus, per Rad, zu Fuß, den Kinderwagen schiebend oder den Nchwuchs auf den Schultern. Die Straßen wurden besser, die darauf rasenden Untersätze vervielfachten sich im Eiltempo. Ein eigens Fahrzeug? Nein, kein Thema! Familiendörfer, Familienkarten, Kinderermäßigungen blieben (bis heute) der Renner. Auch wenn der Außenminister jubelnd verkündet hatte: „Österreich ist frei!“ - Die Freiheit endete damals im Norden und Osten an todbringenden Grenzen; war auch im Süden nicht gewährleistet und nur zu einem Drittel des Landesumfangs nicht bedroht. Wir blieben - noch - im Lande und nährten uns redlich und bekömmlich. Wurden allmählich Rationen und Lebensmittelaufrufe los, kehrten vom Besatzungsgeld zur Schillingwährung zurück und freuten uns über jedes neu erworbene Möbelstück, Küchengerät oder Gewand. Nachbarschaftshilfe war noch kein Fremdwort, das Gemeinschaftsgefühl viel mehr ausgeprägt als heutzutage. Supermärkte waren - noch - unbekannt. Dafür gab‘s den ‚Greißler ums IGDA aktuell, Heft 2 (2010) Seite 11
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Seite 7 und 8: lyrik Sandy Green, Solingen Sommert
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Seite 15 und 16: prosa Hause unterworfen waren. Wir
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