Sonderpädagogische Kompetenz unverzichtbar?!
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Berliner Arch itekturwcä 349<br />
DAS RICHARD WAGNER-DENKMAL<br />
UND DIE BETEILIGUNO DER ARCHITEKTUR AN DENKMALSBAUTEN.<br />
Zum i. Juni vergangenen Jahres war<br />
unter den deutschen Bildhauern<br />
ein Wettbewerb für ein Richard<br />
Wagner - Denkmal in Berlin ausgeschrieben.<br />
Derselbe stellte sich als<br />
eine Art Vor-Konkurrenz durch die Bestimmungen<br />
dar, dass unter den eingereichten<br />
Entwürfen zehn ausgesucht werden<br />
sollten, deren Verfasser sich an einem<br />
später zu veranstaltenden engeren Wettbewerb<br />
zu beteiligen hätten. Für jeden<br />
Teilnehmer am engeren Wettbewerb war<br />
eine Entschädigung von 1500 Mark vorgesehen<br />
und ausserdem sollten unter den<br />
Siegern noch drei Preise verteilt werden.<br />
Der erste Wettbewerb war mit 61 Entwürfen<br />
beschickt; als Sieger gingen aus<br />
demselben hervor die Bildhauer BEYRER<br />
und RANK (München), METZNER, HIHDING,<br />
Hos AUS, FREESE, EBERLEIN, HERTEK, DAM-<br />
MANN, HÜNDRIESER und WENCK. ZU dem<br />
zweiten Wettbewerb wurden von diesen zehn<br />
Bildhauern T8 Entwürfe eingeliefert. Hierbei<br />
war EHERLETN allein mit drei Entwürfen<br />
beteiligt.<br />
Dem Programm gemäss soll das Denkmal<br />
auf einem vom Kaiser zur Verfügung<br />
gestellten Platz an der Thiergartenstrasse<br />
erstehen. An die Schenkung des Platzes<br />
war die Bedingung geknüpft, dass sich das<br />
Denkmal in dem Rahmen der bereits im<br />
Thiergarten vorhandenen Denkmäler, besonders<br />
des Goethe- und Lessing-Denkmals,<br />
halten müsse, wodurch der Umfang desselben<br />
festgelegt war. Die Juroren des zweiten<br />
Wettbewerbs erteilten den ersten Preis dem<br />
Professor EBERLETN — dessen Entwurf<br />
zur Ausführung bestimmt ist — den zweiten<br />
Preis dem Bildhauer FREESE und dem<br />
Architekten BRUREIN und den dritten Preis<br />
dem Bildhauer HosÄus.<br />
Das Ergebnis dieses zweiten Wettbewerbes<br />
kann als befriedigend leider nicht bezeichnet<br />
werden. Es sind überhaupt nur<br />
3 Entwürfe vorhanden, die Anspruch auf<br />
Bedeutung machen können, und bei diesen<br />
dreien spielt die mitwirkende Architektur<br />
eine ganz hervorragende Rolle. Alle<br />
übrigen Entwürfe zeigen die übliche<br />
Denkmalsform, eine Form, die man im<br />
gfossen Massstabe auf einem Öffentlichen<br />
Platz, im kleinen Massstabe ebenso gut als<br />
Tafelaufsatz oder auch als Paneelschmuck<br />
verwenden kann — also die echte Passe^<br />
partout-Form, die man beliebig hinstellen<br />
kann, wo man sie gerade haben will, unbekümmert<br />
um die örtlichen Verhältnisse.<br />
Es ist ja auch so einfach und so billig —<br />
ein Postament und eine Puppe darauf —<br />
und wenn es hoch kommt, erfindet der<br />
Künstler noch einige Figuren oder besser<br />
gesagt eine Figurenmasse um das Postament<br />
herum, die dann als sinniges Beiwerk dem<br />
Beschauer die Bedeutung des Standbildes<br />
begreiflich machen soll.<br />
Und in diesem Beiwerke ist nun von<br />
den einzelnen Autoren sowohl in der ersten<br />
wie in der zweiten Konkurrenz das Menschenmögliche<br />
geleistet worden. In manchen<br />
Entwürfen überwog das Beiwerk sowohl<br />
in Masse und Massstab dermassen, dass man<br />
die Hauptfigur erst suchen musste. Wir<br />
sahen z. B. einen (allerdings ausser Konkurrenz<br />
stehenden) Entwurf, dessen Postament<br />
mit einer Verschlingung von Armen<br />
und Beinen und sonstigen menschlichen<br />
Gliedmassen vollgefüllt war, dass man eine<br />
gedrängte Uebersicht des pergamenischen<br />
Altars vor sich zu haben glaubte. Sollten<br />
damit etwa die durcheinander wogenden<br />
Melodien und Motive der Wagner'schen<br />
Musik angedeutet werden ? Bei dem mit<br />
dem ersten Preise bedachten EßERLEIN'schen<br />
Entwürfe sitzt Wagner vor seinem Denkmalpostamente<br />
, an seiner Statt thront auf<br />
demselben die Frau Musika, so dass man<br />
den Meister, dem das Werk gilt, thatsächlich<br />
erst suchen muss; auf der Rückseite<br />
quillt eine Ansammlung Wagnerscher<br />
Opernfiguren hervor. Ein anderer<br />
Entwurf stellte Richard Wagner in Begleitung<br />
einer hoch zu Ross sitzenden Walküre<br />
dar; er braucht nur noch aufzusteigen,<br />
um mit ihr nach Walhall zu reiten u. s. w.<br />
u. s. w. Dass unter diesen Beiwerksfiguren<br />
die Tannhäuser, die Siegfriede, die Brünhilden<br />
u. dergl. reichlich vertreten waren,<br />
braucht wohl nicht besonders hervorgehoben<br />
zu werden. Glaubt man wirklich<br />
der eminenten Bedeutung Richard Wagner's,<br />
dem Wesen seiner erhabenen Kunst<br />
dadurch gerecht zu werden, dass man