Sonderpädagogische Kompetenz unverzichtbar?!
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346 Berliner Architekturweit<br />
kunst nun aber, in der Verbindung" von<br />
Eisenbau mit Steinbau zeigt die Hochbahn<br />
die erfreulichsten Entwickelungsstaffeln.<br />
Die anfängliche Unbekümmertheit<br />
um den ästhetischen Eindruck ist eingangs<br />
— Bahnhof Warschauerbrücke — erwähnt.<br />
Von dort aus ist es wie eine ständige Steigerung.<br />
Zunächst in, ich möchte sagen,<br />
naiver Form beim Bahnhof Schlesisches<br />
Thor. Ein an sich allerliebster, zierlicher<br />
und eigenartiger Baukomplex im — „Stil<br />
Grisebach" wird von dem eisernen Hochweg<br />
einfach durchschnitten. Dabei ist eine<br />
gewisse wirkungsvolle Vermittelung immerhin<br />
durch die Fortführung der Bahnsteigüberdachungen<br />
in Form von offenen Eisenhallen<br />
erreicht, deren Dachstirnen vielleicht,<br />
trotz aller Reize des ganzen Bauwerkes, die<br />
interessanteste Erfindung, die modernste<br />
Lösung desselben bilden.<br />
Aehnlichen Prinzipien folgt der kleine<br />
Aufgangsbau neben der Gasanstalt an der<br />
Prinzenstrasse, der mit verhältnismässig geringen<br />
Mitteln eine bezeichnende und reizvolle<br />
Lösung der gestellten Aufgabe erreicht.<br />
Bei der Haltestelle Bellealliancebrücke<br />
ist an Stelle des unbekümmerten Nebeneinandersetzens<br />
der verschiedenartigen Architekturen<br />
mit grossem Geschick ein Aneinanclerschmelzen<br />
der Eisen- und der Steinarchitektur<br />
versucht. Letztere fügt sich<br />
zunächst unter dem Hochweg ein, wächst<br />
dann hervor, um die Treppen aufzunehmen<br />
und gipfelt sich, frei ausklingend, vor der<br />
eigentlichen Eisenhalle; überall lässt sie<br />
dem Eisen die Hauptrolle und führt es nur<br />
begleitend über den blossen Nützlichkeitsbau<br />
zu festlicher Wirkung empor. Die<br />
Schwierigkeiten, die namentlich die Treppenanlagen<br />
boten, sind so glänzend überwunden,<br />
dass sie kaum noch geahnt werden,<br />
und das Ganze ist von einer Eigenartigkeit<br />
des Aufbaues, einem Reiz der Durchbildung<br />
in allen Einzelheiten, die hohe Bewunderung<br />
verdienen, wenn auch vielleicht noch<br />
eine etwas grössere Geschlossenheit der<br />
Komposition denkbar wäre.<br />
Von ganz entgegengesetztem künstlerischen<br />
Prinzip gehen nun die Stein-Eisenbauten<br />
des Westens aus: reinliche Scheidung<br />
des kaum Vereinbaren, Betonung des<br />
Gegensätzlichen. Nur der Pfeilerbau bleibt<br />
dem Stein; im ganzen Maassstab bereits<br />
wird er als ganz andersartiger Werkstoff<br />
charakterisiert; alles Uebrige ist frei über<br />
ihn hingelegter Eisenbau; keine Vermittelung<br />
ist versucht. Es kann fraglich bleiben,<br />
ob dieser Grundsatz für alle Aufgaben der<br />
Zukunft ästhetisch richtiger ist, als der<br />
Versuch einer Eingliederung. Hier wirkt<br />
er jedenfalls ebenso überraschend als überzeugend.<br />
Ueberzeugend, insofern die Bahnhofshallen<br />
hierdurch als blosse Erweiterungen<br />
des Hochbahnviaduktes charakterisiert<br />
werden, was mit Rücksicht auf die Einheitlichkeit<br />
des Strassenbildes durchaus<br />
richtig ist.<br />
Die durchschlagende Idee dieser Anordnung<br />
liegt in der eigentümlichen Pfeilerausbildung,<br />
Die Erhaltung des Mittelganges<br />
unter dem Viadukt, der erst an der Blumenthalstrasse,<br />
bei der Richtungsveränderung,<br />
durch einen übrigens ganz besonders schön<br />
gezeichneten Pfeiler in thorförmiger Ausbildung<br />
unterbrochen wird, vor allem aber<br />
die nach aussen emporgekrümmte Curve,<br />
welche die beiden Widerlager der verschieden<br />
hoch liegenden Längsträger in Beziehung<br />
setzt, ist ein ungemein sprechendes Motiv.<br />
Sicher, wie in einer Wiege getragen, liegt<br />
der Hochweg, und sein scheinbar rastloses<br />
„Hindurchschiessen" durch die Pfeiler versinnbildlicht<br />
durchaus augenfällig den ungehemmten<br />
Verkehrsweg. Besonders glücklich<br />
wirkt es, dass die Bahnhofsbauten durch<br />
solche Pfeileranlagen mit hohen seitlichen<br />
Aufbauten bereits vorbereitet werden; besonders<br />
glücklich, dass die Curve des Bahnhofshallenprofiles<br />
in den Pfeilern scheinbar<br />
unten fortgesetzt wird, so dass die Viaduktkonstruktion<br />
ganz in die hufeisenförmig<br />
nach unten zusammengehende Mündung<br />
hineingeschoben erscheint.<br />
Von den Hallen selbst ist diejenige an<br />
der Potsdamerstrasse mit Recht als ein ungegipfelter<br />
Längsbsn ausgebildet, da sie<br />
neben der Hauptverkehrsader liegt, die auf<br />
dem Nollendorfplatz durch einen Kuppelbau<br />
gekrönt, damit dem polygonalen Platze<br />
eine bedeutsame Mitte gegeben wird. In<br />
beiden Bauten ist der Stein oberhalb des<br />
Unterbaues nicht mehr als wesentlich raumbildend,<br />
sondern nur als Mittel zur Hebung<br />
des monumentalen Eindruckes, als versinnbildlichende<br />
vSteigerung des konstruktiven<br />
Grundgedankens verwandt; bei beiden<br />
Bauten bewegen sich die Formen auf<br />
specifisch modernem Gebiete. Die Ausführung<br />
ist z. Z. noch nicht ganz vollendet,<br />
so dass der abschüessende Eindruck noch<br />
nicht ganz zu gewinnen ist. Er kann aber<br />
nur noch befriedigender werden, als er es<br />
schon jetzt erscheint. Denn es kommt für<br />
die Gesamtleistung wenig in Betracht, dass<br />
z, B. der Massstab beim Bahnhof Potsdamer-