Sonderpädagogische Kompetenz unverzichtbar?!
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35° Berliner Archilekturweit<br />
sein Standbild mit einer Reihe von Figuren<br />
aus seinen Tondrarnen umgiebt?<br />
Das sind doch reine Aeusserlichkeiten, die<br />
nur von geistiger Oede und Verflachung<br />
zeugen. Soll etwa ein in Pilgertracht sich<br />
am Boden windender Büsser die Bedeutung<br />
des Tondrama's „Tannhäuser" versinnbildlichen?<br />
Wir haben davon eine ganz andere<br />
Auffassung und Vorstellung". Dann wäre<br />
es ja doch viel einfacher, das Postament<br />
mit den nackten Opern-Titeln zu versehen;<br />
Abbildung 461.<br />
Richard Wagner-Denkmal für Berlin.<br />
Engere Konkurrenz. II. Preis,<br />
ERNST FREESE, Bildhauer, und WILHELM 13RURE1N,<br />
Architekt in Berlin.<br />
das hätte wenigstens den Vorzug, dass jeder<br />
Beschauer sich das Seine dabei denken kann,<br />
ohne durch den Anblick irgend einer<br />
nichtssagenden, theatralischen Figur aus<br />
allen seinen Himmeln herabgezerrt zu<br />
werden. Haben denn die Künstler, die<br />
sich daran gaben, ein Richard Wagner-<br />
Denkmal zu gestalten, von diesem Heros<br />
der Kunst nicht mehr gelernt? Sie sind<br />
eben, im wahren Sinne des Wortes, im<br />
Theater stecken geblieben!<br />
Wie anders mutet uns dagegen der leider<br />
nur mit dem dritten Preis gekrönte Entwurf<br />
von HoSÄus an; hier weht uns echte Kunst<br />
pocsievollsten Inhaltes entgegen. Auf einer<br />
breit entwickelten Terrassenanlage erhebt<br />
sich ein köstliches Denkmal, das in einer<br />
hoch zu Ross sitzenden Ritterfigur ausklingt.<br />
Es ist ein Minnesänger, der volltönend<br />
in die Saiten seiner Leier greift<br />
und begeistert sein hohes Lied erschallen<br />
lässt. Ein trefflicherer Ausdruck für die<br />
Wagner'sehen Tondramen, die ihren Stoff<br />
aus der deutschen Ritter- und Heldensage<br />
nehmen, konnte wohl kaum gefunden<br />
werden, als dieser Rhapsode. Der Tonkünstler<br />
selbst, dem das Denkmal gilt, ist<br />
nur als bescheidene Büste in einer Postamentnische<br />
dargestellt, leider etwas gar zu<br />
bescheiden, sodass das vom Künstler mit<br />
Recht beabsichtigte Wenig in diesem Falle<br />
doch als gar zu wenig erscheint. Zwar<br />
hörten wir einige Besucher der Ausstellung<br />
behaupten, ein solches Denkmal eigne sich<br />
für jeden beliebigen Tondichter, man brauche<br />
nur die Büste zu wechseln. Mit nichten;<br />
der Minnesänger versinnbildlicht die Stoffe<br />
der Wagner'sehen Tondramen vorzüglich,<br />
die Töne kann der Künstler nicht darstellen,<br />
deshalb greift er zu dem Mittel,<br />
die Bedeutung des Gegenstandes sinnbildlich<br />
zu verkörpern, indem er seinen Minnesänger<br />
begeistert singend darstellt — er<br />
lässt ihn eben singen. Wäre dieser Entwurf<br />
an Stelle des EBERLEIN 'sehen zur<br />
Ausführung gewählt worden, so würde<br />
Berlin einen beneidenswerten Schatz poetischer<br />
Denkmalskunst sein eigen nennen.<br />
Wann endlich wird die Zeit kommen, wo<br />
sich der Geschmack von der landläufigen,<br />
zum Ueberdruss dagewesenen Denkmalsform<br />
ab — und einer idealeren Auffassungsweise<br />
zuwendet?<br />
Der HosÄus'sche Entwurf ist einer<br />
von den oben genannten drei Entwürfen,<br />
die wir wegen ihrer architektonischen<br />
Auffassung als die besten von allen