Mit Lichtgeschwindigkeit in die Zukunft - IHK Fulda
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Bericht<br />
Beim zweiten Blick nicht vollständig<br />
OECD-Bericht: Gute Idee, unvollständiges Bild<br />
Jedes Jahr veröffentlicht <strong>die</strong> OECD<br />
unter dem Titel „Bildung auf e<strong>in</strong>en<br />
Blick“ Indikatoren zu den Bildungssystemen<br />
der <strong>Mit</strong>gliedsländer.<br />
Damit sollen <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Ansätze vergleichbar gemacht und<br />
<strong>die</strong> Regierungen <strong>in</strong> ihren Reformen<br />
der Bildungspolitik unterstützt<br />
werden. E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Idee. Was<br />
aber, wenn <strong>die</strong> Zahlen e<strong>in</strong> unvollständiges<br />
Bild wiedergeben?<br />
Nur e<strong>in</strong> Viertel aller Deutschen höher qualifiziert?<br />
Laut OECD-Bildungsbericht hat e<strong>in</strong><br />
Viertel aller Deutschen zwischen 25 und 64<br />
Jahren e<strong>in</strong>en Abschluss im Tertiärbereich,<br />
also auf akademischem oder höherem beruflichen<br />
Qualifikationsniveau. 16 Prozent erwarben<br />
<strong>die</strong>sen Abschluss an e<strong>in</strong>er Hochschule<br />
und 9 Prozent praxisbezogen über Fachschulen,<br />
Berufsakademien und Ähnliches. Im<br />
OECD-Vergleich liegt Deutschland damit nur<br />
im h<strong>in</strong>teren Drittel.<br />
OECD-Zahlen blenden berufliche Weiterbildung<br />
aus: Gerade der Anteil derer, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en höheren<br />
beruflichen Abschluss erworben haben, ist mit<br />
neun Prozent aber viel zu niedrig angesetzt.<br />
r<br />
Denn:<br />
Rund 70.000 Absolventen verlassen <strong>in</strong><br />
jedem Jahr Fachschulen und -akademien,<br />
Berufsakademien und Verwaltungsfachhochschulen.<br />
Dazu kommen noch rund 50.000<br />
Personen, <strong>die</strong> jährlich <strong>die</strong> Schulen des Gesundheitswesens<br />
erfolgreich abschließen und<br />
laut der OECD-Def<strong>in</strong>ition enthalten se<strong>in</strong> sollten.<br />
Legt man rund e<strong>in</strong>e Million Personen pro<br />
Altersjahrgang zugrunde, so kommt man für<br />
den Personenkreis, der se<strong>in</strong>en höheren beruflichen<br />
Abschluss nicht auf akademischem<br />
Wege erreicht hat, auf e<strong>in</strong>en Anteil von zwölf<br />
Prozent.<br />
r<br />
Zudem absolvieren <strong>in</strong> Deutschland jährlich<br />
mehr als 100.000 Personen e<strong>in</strong>e Aufstiegsbildung<br />
zum Meister, Industriemeister,<br />
Betriebswirt, Fachwirt oder -kaufmann. Alle<br />
<strong>die</strong>se Fortbildungsabschlüsse s<strong>in</strong>d dem Tertiärbereich<br />
zugeordnet. Somit erwerben bis zu<br />
zehn Prozent jeden Jahrgangs e<strong>in</strong>en Abschluss<br />
auf <strong>die</strong>ser Niveaustufe. In den Statistiken der<br />
OECD tauchen aber nur <strong>die</strong> Absolventen e<strong>in</strong>er<br />
Meister- oder Technikerschule auf.<br />
Korrekte Angaben verändern das Bild drastisch:<br />
Bei korrekter Aufnahme der Anteile von<br />
Absolventen mit höherer beruflicher Qualifikation<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> OECD-Statistik würde sich das<br />
Bild drastisch ändern: Dann läge Deutschland<br />
bei den Tertiärabschlüssen deutlich über dem<br />
OECD-Durchschnitt von 28 Prozent und käme<br />
sogar auf e<strong>in</strong>en Platz unter den ersten zehn<br />
OECD-Ländern.<br />
Bildungspolitik nur auf Grundlage richtiger<br />
Zahlen möglich: Fatal werden <strong>die</strong> unvollständigen<br />
Angaben der OECD, wenn auf ihrer<br />
Grundlage bildungspolitische Entscheidungen<br />
getroffen werden. Das gilt vor allem, wenn<br />
<strong>die</strong>se e<strong>in</strong>seitig auf e<strong>in</strong>e Erhöhung der Akademikerquote<br />
zielen, ohne <strong>die</strong> Besonderheiten<br />
des deutschen Bildungssystems zu berücksichtigen.<br />
Der OECD ist das Problem bekannt. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist es Aufgabe der deutschen Politik, dafür zu<br />
sorgen, dass <strong>die</strong> statistischen Erhebungen <strong>in</strong><br />
Deutschland angepasst werden und e<strong>in</strong> vollständiges<br />
Bild geben. Denn auf <strong>die</strong>sen Statistiken<br />
basiert der Bildungsbericht der OECD.<br />
Vorbildlich ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser H<strong>in</strong>sicht <strong>die</strong> Europäische<br />
Union. In ihrer Wachstumsstrategie<br />
„Europa 2020“ zielt sie nicht mehr undifferenziert<br />
auf e<strong>in</strong>e Erhöhung der Akademikerquote<br />
ab. Vielmehr soll der Anteil der 30-<br />
bis 34-Jährigen, <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Hochschulstudium<br />
abgeschlossen haben oder über e<strong>in</strong>en gleichwertigen<br />
Abschluss verfügen, auf m<strong>in</strong>destens<br />
40 Prozent erhöht<br />
r<br />
werden.<br />
Jan Kuper, D<strong>IHK</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Wirtschaft Region <strong>Fulda</strong> 06/2011<br />
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