Kommunale - Bürgermeister Zeitung
Kommunale - Bürgermeister Zeitung
Kommunale - Bürgermeister Zeitung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28 FACHTHEMA<br />
Die Entwicklung der Umweltschutzausgaben seit 1995 ist in Abbildung<br />
1 dargestellt. Deutlich werden eine eindrucksvolle Steigerung<br />
bei den privatisier ten öffentlichen Unternehmen, eine deutliche Abnahme<br />
der staatlichen Ausgaben sowie eine relative Konstanz bei den<br />
Ausgaben des Produzierenden Gewerbes. Die Einbrüche bei den staatlichen<br />
Ausgaben, wozu in diesem Fall auch die kommunalen Ausgaben<br />
gerechnet wer den, hängt einerseits mit der gestiegenen Zahl privatisierter<br />
Unternehmen zusammen, ande rerseits auch damit, dass der<br />
Investitionsbedarf inzwischen nicht mehr der Ausgangssitua tion nach<br />
Endeckung des Umweltschutzes in den 70er und 80er Jahren entspricht.<br />
In Tabelle 1 folgt eine tabellarische Darstellung der Umweltschutzausgaben<br />
seit 1995, in Ab bildung 2 erfolgt ein internationaler Vergleich der<br />
Ausgaben im Jahr 2009, gemessen in Pro zent des Bruttoinlandsprodukts.<br />
Wie Abbildung 2 gezeigt hat, liegt Deutschland bei den Umweltschutzausgaben,<br />
gemessen in Pro zent des Bruttoinlandsprodukts, im EU-Vergleich<br />
lediglich im Mittelfeld. Dass dies nicht nur auf den Nachholbedarf<br />
anderer Länder zurückzuführen ist, zeigen beispielsweise die vergleichsweise<br />
ho hen Ausgaben für den Umweltschutz in den Niederlanden.<br />
In der nachfolgenden Abbildung 3 zeigt sich eine seit 1995 fallende<br />
Kurve der Umwelt schutzausgaben des öffentlichen Sektors seit 1995<br />
(blaue Linie). Zum Vergleich entält die Grafik die Werte für die 27 EU-<br />
Staaten.<br />
Umweltpolitische Instrumente<br />
Instrumentarium und Politikstil der (west-) deutschen Umweltpolitik<br />
entsprachen bis in die späten 80er Jahre einem ordnungsrechtlichen<br />
command-and-control-Ansatz, mit zuneh mend kompetenten Fachverwaltungen<br />
als dominanten Akteuren. Technikbezogene Detail -<br />
regelungen, Grenzwerte und Genehmigungsbedingungen standen<br />
beim Instrumenten-Mix im Vordergrund, oft ergänzt durch Subventionen<br />
bzw. Steuerpräferenzen oder planerische Vor gaben in Spezialbereichen.<br />
Das ökonomische Instrument der Umweltabgabe spielte (bis<br />
auf die Abwasserabgabe) eine auffallend geringe Rolle. Unter den wenigen<br />
„weicheren“ Instru menten ist das Umweltkennzeichen „Blauer<br />
Engel“ (seit 1978) wegen seiner internationalen Vorreiterfunktion zu<br />
erwähnen. Der dominierende Politikansatz zielte ansonsten darauf ab,<br />
umweltrelevantes Verhalten über traditionelle Instrumente des Ordnungsrechts<br />
zu beein flussen. Es ist nicht verwunderlich, dass auch in<br />
der Leistungsbilanz des Umweltschutzes das ordnungsrechtliche Instrumentarium<br />
bisher die größte Wirksamkeit aufweist 14 .<br />
Ein Nachteil der raschen Zunahme staatlicher Detailregelungen war<br />
auch der wachsende Widerstand der Politikadressaten und die interessenbedingten<br />
Hemmnisse, auf die neue Regelungen bei der Implementation<br />
stießen. Der Übergang zu stärker dialogorientierten Po litikformen<br />
und der Aufbau von Politiknetzwerken unter Einbeziehung von<br />
Umweltorgani sationen führte in den späten 80er Jahren zu einem flexibleren<br />
Ansatz. Dazu gehört die stärkere Internalisierung der Verantwortung<br />
für Umweltbeeinträchtigungen in die Verursa cherbereiche. Das<br />
Umwelthaftungsgesetz von 1990 war ein erstes Beispiel hierfür. Das her -<br />
vorstechende Merkmal des neuen Ansatzes lässt sich mit der Formel<br />
„Verhandlungen im Schatten der Hierarchie“ (SCHARPF) charakterisieren.<br />
Gemeint ist die Zurückstellung – nicht Aufgabe – ordnungsrechtlicher<br />
Staatsinterventionen zugunsten von einvernehmlichen Lösungen<br />
unter Beteiligung der problemerzeugenden Zielgruppe 15 .<br />
Abbildung 3: Umweltschutzausgaben des öffentlichen Sektors in Prozent des<br />
BIP 12<br />
Im Vergleich zu den insgesamt sinkenden Umweltschutzausgaben<br />
des öffentlichen Sektors, gemessen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts,<br />
zeigt die nachfolgende Abbildung 5, dass die Einnahmen aus<br />
umweltbezogenen Steuern bis etwa 2003 kräftig anstiegen und seitdem<br />
tendenziell zurückgehen. Daraus kann gefolgert werden, dass die<br />
umweltbezogenen Steuern zumindest teilweise nicht für die Finanzierung<br />
des Umweltschutzes eingesetzt werden („Spritsteuer“). Bei 1,50<br />
Euro Bruttoverkaufspreis an der Zapfsäule beträgt die Mineralölsteuer<br />
0,721 € und die Umsatzsteuer 0,239 €. Der Steueranteil pro Liter beträgt<br />
also 0,96 Euro oder satte 64 Prozent.<br />
Abbildung 5: Umweltpolitische Instrumente<br />
Programmatische Beispiele<br />
Abbildung 4: Einnahmen umweltbezogener Steuern 13<br />
Stadtentwicklungsplanung 16<br />
Klimaschutz ist als wesentlicher Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung<br />
seit Langem eine Daueraufgabe im Bereich Stadtentwicklungsplanung.<br />
Ziel sollte ein integriertes Gesamtkon zept aufeinander abgestimmter<br />
Maßnahmen der Stadtentwicklung sein. Die Klimaschutz-<br />
Strategie ist dabei als abgestimmte Zielvorgabe zu formulieren und<br />
sollte von der politischen Spitze getragen, in den Leitplanungen aller<br />
betroffenen Ressorts verankert und breit kom muniziert werden.<br />
Die Siedlungsentwicklung wird nach wie vor maßgeblich von einem<br />
anhaltenden Suburbani sierungsprozess bei Wohnen, Gewerbe, Handel<br />
und Freizeiteinrichtungen geprägt. Dies führt im Umland von Kernstädten<br />
zu hohen absoluten wie relativen Siedlungsflächenzuwächsen<br />
sowie zu einem erheblichen Anstieg des Verkehrsaufkommens und<br />
der räumlichen Auswei tung des motorisierten Individual- und Wirt-<br />
<strong>Bürgermeister</strong> <strong>Zeitung</strong> 3/2013