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Ursprung und Verbreitung des alldeutschen Annexionismus in der ...

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<strong>Ursprung</strong> <strong>und</strong> <strong>Verbreitung</strong> <strong>des</strong> <strong>alldeutschen</strong> <strong>Annexionismus</strong> 115<br />

Mitarbeit aufgefor<strong>der</strong>t, zu <strong>der</strong> er sich nach e<strong>in</strong>igem Zögern - es handele sich doch<br />

um macht- <strong>und</strong> nicht um wirtschaftspolitische Fragen! - auch bereit erklärte, e<strong>in</strong><br />

Entschluß, für den das Argument von <strong>der</strong> vielfältigen Verquickung wirtschaftlicher<br />

<strong>und</strong> politischer Interessen offenbar den Ausschlag gab. In <strong>der</strong> Sache selbst wurde<br />

<strong>in</strong> dieser Sitzung, an <strong>der</strong> von Seiten <strong>der</strong> Industrie Thyssen, St<strong>in</strong>nes <strong>und</strong> W. Hirsch<br />

teilnahmen, rasch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung erzielt, soweit die Frage östlicher Annexionen zur<br />

Diskussion stand. Man übernahm hier, wie es Schumacher schien, e<strong>in</strong>fach die Argumente<br />

<strong>der</strong> Deutschbalten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ansiedlungskommission 48 . In <strong>der</strong> Frage westlicher<br />

Annexionen dagegen kam es zu Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten, bei denen sich<br />

Thyssen als energischer Vertreter se<strong>in</strong>er Privat<strong>in</strong>teressen hervortrat, während Schumacher<br />

die Aufgabe übernahm, „klärend <strong>und</strong> verständigend" zu wirken.<br />

Durch den Appell so bedeuten<strong>der</strong> Wirtschaftsführer an ihn als den Fachmann<br />

bee<strong>in</strong>druckt <strong>und</strong> zugleich immer schon an den Problemen <strong>in</strong>teressiert, die sich aus<br />

dem Konkurrenzkampf <strong>der</strong> Nordseehäfen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergaben, Heß er sich offenbar<br />

ohne Schwierigkeit zur Abfassung e<strong>in</strong>er Denkschrift über die westlichen Kriegsziele<br />

bestimmen. Rückblickend hat er diesen Entschluß mit den Worten motiviert:<br />

„Wenn es möglich wäre, diese Fragen [d. h. <strong>der</strong> Konkurrenz <strong>der</strong> Nordseehäfen,<br />

Zusatz d. Verf.] aus dem <strong>in</strong>ternationalen Streit <strong>der</strong> Interessen herauszuheben, so<br />

würde damit dem Frieden e<strong>in</strong> Dienst geleistet se<strong>in</strong>. Ob <strong>und</strong> wie es geschehen könne,<br />

blieb e<strong>in</strong>e Frage machtpolitischer Art. Sie lag außerhalb me<strong>in</strong>er Kompetenz. " 40<br />

Se<strong>in</strong>e schon im September 1914 fertiggestellte, aber erst im Dezember 1914 dem<br />

Kanzler überreichte Denkschrift 60 unterschied sich nach Umfang <strong>und</strong> Art ihrer<br />

For<strong>der</strong>ungen so wenig von <strong>der</strong> Claß-Denkschrift <strong>und</strong> ähnlichen E<strong>in</strong>gaben von <strong>in</strong>dustrieller<br />

Seite, daß man sich an manchen Stellen fragt, ob wirklich Schumacher <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er nach ke<strong>in</strong>er Seite h<strong>in</strong> profilierten, letztlich unpolitischen Denkweise ihr Verfasser<br />

gewesen ist 61 . Wie<strong>der</strong> wurde an erster Stelle die Anglie<strong>der</strong>ung Belgiens - hier<br />

als „self-govern<strong>in</strong>gcolony" - gefor<strong>der</strong>t. Frankreich sollte die lothr<strong>in</strong>gischen Eisenerzlager<br />

<strong>und</strong> wegen ihrer Kohlevorkommen die Departements du Nord <strong>und</strong> Pas de<br />

Calais abtreten, Rußland dagegen im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e spätere Verständigung<br />

48 Schumacher, ebd. S. 647.<br />

49<br />

Ebenda.<br />

50 H. Schumacher, Vertraulich, als Handschrift gedruckt. E<strong>in</strong> Expl. <strong>in</strong> Akten <strong>des</strong> Auswärtigen<br />

Amtes, Weltkrieg 15, geh. adh. In ihm f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige Marg<strong>in</strong>alien von amtlicher Hand:<br />

E<strong>in</strong> Fragezeichen h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Behauptung, die Stimmung <strong>des</strong> deutschen Volkes sei sich e<strong>in</strong>ig,<br />

daß Antwerpen behalten werden müsse; e<strong>in</strong> Ausrufungszeichen h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Enteignungsfor<strong>der</strong>ung.<br />

61 Diese Frage drängt sich auf, zumal Schumacher l 1^ Jahre später e<strong>in</strong>en wesentlich gemäßigteren<br />

Standpunkt e<strong>in</strong>nahm, wie se<strong>in</strong>e Denkschrift: Der deutsch-belgische Wettbewerb<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Regelung, Mai 1916, als Handschrift gedruckt, zeigt. Dort g<strong>in</strong>g es ihm nur noch um<br />

die Rettung <strong>des</strong> „deutschen Flamenstammes" <strong>und</strong> die Gew<strong>in</strong>nung Lüttichs als Festung für<br />

Deutschland. Die Wallonen wollte er sonst sich selbst o<strong>der</strong> Frankreich überlassen. (E<strong>in</strong> Ex. <strong>der</strong><br />

Denkschrift im Besitz von Frau E. Schumacher). Mit se<strong>in</strong>em Wunsch nach Mäßigung gegenüber<br />

Rußland folgte Schumacher <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Denkschrift von 1914 genau dem Beispiel von St<strong>in</strong>nes,<br />

dagegen fehlt die ursprüngliche For<strong>der</strong>ung St<strong>in</strong>nes' nach <strong>der</strong> Normandie (vgl. Claß,<br />

Strom, S. 328).

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