Ausgabe lesen - Rheinkiesel

Steuertips
Alles abgeschrieben!
Was bei der Klassenarbeit schon verboten war, wird beim
Erlangen der Doktorwürde nicht legal. Trotzdem gibt es er -
laubte Versionen des Abschreibens. Im steuerlichen Sinn ist
dies nicht nur legal, sondern mitunter recht attraktiv – und
zwar ohne böses Erwachen.
Die Regelungen für die Abschrei -
bung ändern sich nahezu jährlich.
Daran zeigt sich, welche Be deu -
tung diesem Instrument der Steu -
ergestaltung zukommt. Grundsätzlich
kann eine Abschreibung
bei jeder der insgesamt sieben
steuerlich relevanten Einkunfts -
arten eine Rolle spielen: von Ein -
künften aus Vermietung- und Ver -
pachtung bis zu den Einkünf ten
aus Kapitalvermögen.
Eine Frage der
Beweglichkeit
Eine Abschreibung kommt zum
einen für die sogenannten beweg -
lichen Wirtschaftsgüter infrage,
also Computer, Fahrzeuge oder
Möbel. Auch immaterielle Wirt -
schaftsgüter wie Software oder un -
bewegliche Wirtschaftsgüter wie
Gebäude können abge schrie ben
werden.
Steuerpflichtige mit Gewinnein -
kün ften – das sind Landwirte, Ge -
werbetreibende und Freiberufler –
können bewegliche Wirtschafts -
güter mit Anschaffungs- be zie -
hungs weise Herstellungs kosten
von netto 150 Euro (also ohne
Um satzsteuer) sofort absetzen.
Für denjenigen, dessen Einkünfte
nicht umsatzsteuerpflichtig sind,
verschiebt sich diese Grenze ent -
sprechend um sieben beziehungs -
weise 19 Prozent nach oben.
Liegt der Betrag zwischen 150 und
1000 Euro, hat die oben genannte
Personengruppe verschiedene Mög -
lichkeiten, bewegliche Wirtschaftsgüter
abzuschreiben: Der Steuer -
pflichtige kann einen sogenannten
Sammelposten bilden, in dem er
sämtliche dieser Wirtschaftsgüter,
die in einem Jahr angeschafft wurden,
zusammenfasst. Diesen Sam -
melposten muß er beginnend mit
dem Jahr der Anschaffung, über
fünf Jahre hinweg jedes Jahr mit
20 Prozent des Gesamtbetrages
auf lösen. Wenn in diesen fünf
Jahren ein Wirtschaftsgut aus dem
Sammelposten zerstört oder ver -
kauft wird, ändert das an den an -
zu setzenden Beträgen nichts.
Solange die Kosten des Wirt -
schafts gutes den Betrag von 410
Euro netto nicht übersteigen,
kann man diesen Betrag auch im
Jahr der Anschaffung komplett
gel tend machen. Bei Beträgen
zwischen 150 und 1000 Euro
kann man dabei die Kosten ent -
sprechend der „betriebsgewöhnlichen
Nutzungsdauer“ ab schreiben.
Bei Investitionen über 1000
Euro ist diese Vorgehensweise so -
gar vorgeschrieben. Das Bundes -
finanz ministerium hat auch über
das Internet zugängliche sogenannte
AfA-Tabellen (= Abschreibung
für Abnutzung) herausgegeben,
die die übliche Nutzungsdauer für
viele Wirtschaftsgüter nennen.
Wer dem Finanzamt eine stichhal -
tige Begründung liefert, kann je -
doch auch abweichende Abschrei -
bungszeiträume geltend machen.
Degressive
Abschreibung adé
Früher gab es zwei Abschreibungs -
modelle: linear und degressiv.
Mitt lerweile gibt es nur die lineare
Abschreibung, bei der in jedem
Jahr derselbe Betrag abgeschrieben
wird. Ein Beispiel: Bei einer Nut -
zungsdauer von zehn Jahren be -
trägt die Abschreibung zehn Pro -
zent der Kosten jährlich. Wenn die
Anschaffung nicht im Januar, sondern
im Lauf des Jahres erfolgte,
ist der erste Abschreibungsbetrag
ent sprechend zu kürzen, bei einem
Kauf im Juni demnach auf 7/12
der Jahres-AfA. Die restlichen
5/12 fallen am Ende der
Nutzungsdauer an.
Die degressive Abschreibung er -
laub te in den ersten Nutzungs -
jahren höhere Abschreibungssätze.
Sie wurde zum 1. Januar 2011 ab -
geschafft. Steuerpflichtige mit
Über schußeinkünften, also zum
Beispiel Arbeitnehmer, haben nur
bei Wirtschaftsgütern mit einem
Wert unter 410 Euro netto ein
Wahl recht. Sie können dann ent -
weder die gesamten Kosten in
einem Jahr oder aber den Betrag
über die Nutzungsdauer hinweg
an teilig absetzen. Für teurere Wirt -
schaftsgüter gilt in jedem Fall die
Abschreibung über die Nut zungs -
dauer hinweg, die Bildung von
Sammelposten ist nicht mög lich.
Wie schreibt man das Laptop ab?
Wer vergessen hat, einen Ab schreibungsbetrag
steuerlich geltend zu
machen, hat Pech gehabt: Eine
ver gessene Abschreibung kann
nicht nachgeholt werden. Die
Höhe der Abschreibung für das
laufende Jahr und die verblei ben -
de Nutzungsdauer werden so er -
mittelt, als ob die Abschreibung
seit dem Datum der Anschaffung
richtig berechnet worden wäre.
Wird das Wirtschaftsgut vor Ab -
lauf der Nutzungsdauer verkauft,
nur noch privat genutzt oder zerstört,
ist die Abschreibung zeitanteilig
bis zu dem Ablauf des Mo -
nats zulässig, in dem die steuerlich
zu berücksichtigende Nutzung
endete.
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Rechtsanwalt Christof Ankele
– auch Fachanwalt für Mietund
Wohnungseigentumsrecht
sunda-rechtsanwaelte-bad-honnef.de
September 2013 7