Ökologische Nutztierhaltung – Produktionspotential ... - Greenpeace
Ökologische Nutztierhaltung – Produktionspotential ... - Greenpeace
Ökologische Nutztierhaltung – Produktionspotential ... - Greenpeace
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Ökologische</strong> <strong>Nutztierhaltung</strong> - <strong>Produktionspotential</strong> der Schweizer Landwirtschaft FO 1.3.00.5<br />
Nahrungsmittelangebot<br />
Das Angebot an Nahrungsmitteln hängt nicht nur von der Produktion, sondern von weiteren Faktoren abhängig.<br />
Beispielsweise senken strenge Kalibrierungs- und Sortierungsanforderungen die verfügbare Erntemenge.<br />
Ein interessantes Potential bietet in diesem Zusammenhang die wachsende Nachfrage nach Convenience<br />
Produkten, denn für Convenience Produkte sind die Anforderungen weniger streng, was die verfügbare<br />
Ernte erhöht. Gleichzeitig ist es logistisch einfacher und wirtschaftlich interessanter, Nebenprodukte<br />
der Herstellung von Convenience Produkten als Futtermittel einzusetzen und in den Nährstoffkreislauf zurückzuführen<br />
als Abfälle aus privaten Haushalten.<br />
Globale Herausforderungen<br />
Von den vielen globalen Herausforderungen werden zwei herausgegriffen:<br />
Tierische Produkte aus Grasland<br />
Weltweit sind zwei Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche nicht ackerfähig und können nicht direkt für<br />
die menschliche Ernährung genutzt werden. Grasland lässt sich jedoch über die Raufutterverwerter für die<br />
Produktion von Nahrungsmitteln nutzen. Es braucht robuste Tiere, die gezielt darauf gezüchtet werden, aus<br />
den bestehenden Ressourcen, v.a. dem Grasland, wertvolle Nahrungsmittel zu erzeugen. Hier besteht ein<br />
Defizit, da sich die Tierzucht seit Jahrzehnten auf die Zucht von Hochleistungstieren konzentriert, die zur<br />
Ausschöpfung ihres <strong>Produktionspotential</strong>s auf Ackerfrüchte angewiesen sind.<br />
Tierwohl und Ressourceneffizienz<br />
Auch bei einer ökologischen <strong>Nutztierhaltung</strong> gibt es ein Dilemma zwischen einer hohen Ressourceneffizienz<br />
und einem würdigen Umgang mit Nutztieren. Dieser Zielkonflikt lässt sich bei Rindvieh und anderen Raufutterverwertern<br />
eher entschärfen und zwar durch einen massvollen Konsum tierischer Produkte: ein höherer<br />
Flächenbedarf und höhere Emissionen je Output können durch einen verringerten Konsum<br />
(über)kompensiert werden.<br />
Bei Schweinen und Geflügel fällt es schwerer dieses Dilemma zu entschärfen. Fortschritte in der Ressourceneffizienz<br />
sind im Allgemeinen mit Rückschritten beim Tierwohl verbunden bzw. basieren auf einem Verständnis<br />
des Tiers als Produktionsapparat. Besonders deutlich manifestiert sich dies in der industriellen Geflügelhaltung<br />
mit hochspezialisierten Züchtungslinien, die sich mit kleinen Variationen global praktisch zu<br />
hundert Prozent durchgesetzt hat. Der aktuelle Fokus auf Ressourceneffizienz und Klimaschutz beinhaltet<br />
das Risiko, dass das Tier vergessen geht.<br />
Politische Schlussfolgerungen<br />
Die Realisierung des Potentials einer ökologischen <strong>Nutztierhaltung</strong> hängt stark von den politischen Rahmenbedingungen<br />
für die Betriebe und von Forschung und Entwicklung ab. Im Pflanzenbau betrifft dies beispielsweise<br />
die Entwicklung und Diffusion agrarökologisch optimierter Anbausysteme (Mischkulturen, Präzisionsackerbau<br />
etc.), die mit wenigen Hilfsstoffen (Dünger, Pflanzenschutzmittel etc.) auskommen, in der<br />
<strong>Nutztierhaltung</strong> beispielsweise die Zucht robuster Zweinutzungsrassen. Da wichtige Themen durch die private<br />
Forschung global agierender Firmen ungenügend abgedeckt sind, kommt der öffentlichen Forschung<br />
eine Schlüsselrolle zu.<br />
Von zentraler Bedeutung ist, einen weiteren Rückgang landwirtschaftlich nutzbarer Flächen, v.a. produktiver<br />
Ackerböden zu verhindern.<br />
Wichtig ist weiter, dass die politischen Rahmenbedingungen moderne Formen der gemischten Landwirtschaft<br />
(Ackerbau kombiniert mit Futterbau und einen angepassten Tierbesatz) und eine überbetriebliche<br />
Landnutzung fördern bzw. zulassen. Die gemischte Landwirtschaft bietet gute Voraussetzungen für eine<br />
geregelte Fruchtfolge und die Verwendung von Leguminosen als N-Quelle. Eine überbetriebliche Landnutzung<br />
(cross-border farming, überbetriebliche Fruchtfolge) erlaubt die ökonomischen Vorteile von Arbeitsteilung<br />
und Spezialisierung zu nutzen, ohne auf die ökologischen Vorteile einer gemischten Landwirtschaft zu<br />
59 / 63