Demokratisch Handeln im Alltag - Zentrum für Demokratie
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Themen – <strong>Demokratie</strong><br />
zu verhindern, geht einher mit einer kritischen<br />
Auseinandersetzung mit Werten, Verfahren und<br />
Idealen der <strong>Demokratie</strong>. Solche Werte sind u.a.<br />
Verantwortung, Gleichberechtigung, Toleranz,<br />
Solidarität, Freiheit und Vielfalt.<br />
BürgerIn sein<br />
heißt<br />
politische Kultur<br />
aktiv gestalten<br />
BürgerInnenschaft,<br />
das bedeutet, sich<br />
selbst verantwortlich<br />
zu fühlen für das<br />
Haus, den Kiez, den<br />
Bezirk usw., in dem<br />
ich lebe und diesen<br />
Lebensbereich aktiv<br />
Bereitschaft zu<br />
Veränderungen<br />
mit zu gestalten. BürgerIn sein heißt, die politische<br />
Kultur aktiv gestalten und verändern.<br />
In der politischen Bildung gibt es spannende<br />
Debatten um die Bedeutung von demokratischen<br />
Werten und Idealen (vgl. u.a. Schiele<br />
/Schneider 1996; Breit/Schiele 2000)<br />
Das klingt sehr hoch trabend, ist letztlich aber<br />
ganz praktisch gemeint:<br />
• In einer Hausgemeinschaft in Friedrichshagen<br />
gibt es einen Treffpunkt für MieterInnen.<br />
Die St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Haus scheint gut, alle<br />
MieterInnen sind bereits in Rente. Als eine<br />
Frau mit jugendlichen Kindern einzieht,<br />
tauchen plötzlich Probleme mit der Lautstärke<br />
der Musik und <strong>im</strong> Treppenhaus usw.<br />
auf. Die St<strong>im</strong>mung verschlechtert sich. Ältere<br />
MieterInnen beschweren sich bei der<br />
Hausverwaltung und rufen die Polizei. Ein<br />
Gespräch mit der Mutter und den Jugendlichen<br />
findet nicht statt. Der Konflikt eskaliert.<br />
• Eine andere Lösung wäre, die neuen Mieter-<br />
Innen persönlich anzusprechen und mit ihnen<br />
gemeinsam nach Lösungen zu suchen<br />
(z.B. Vereinbarungen über Ruhezeiten treffen).<br />
Das würde aber voraussetzen, dass sich<br />
alle Beteiligten, auch die „älteren“ Mieter-<br />
Innen, auf Veränderungen einlassen müssten.<br />
In der ersten Variante existiert keine Diskussions-<br />
und Streitkultur. Hier sollen Autoritäten<br />
Probleme lösen, die eigentlich erst einmal in die<br />
nachbarschaftliche Verantwortung gehören.<br />
Dieses Vorgehen entbindet von Verantwortung;<br />
eigene Standpunkte, Perspektiven und Gewohnheiten<br />
werden nicht kritisch reflektiert. In<br />
einem Gespräch wäre von allen Mietparteien<br />
Gesprächsbereitschaft erforderlich, es müssten<br />
Versuche unternommen werden, sich mit den<br />
unterschiedlichen Lebensrealitäten von Jugendlichen<br />
und SeniorInnen zu befassen. Die Lösung<br />
läge in gegenseitigem Verständnis, klaren Absprachen<br />
und vielleicht auch gemeinsamen Aktivitäten.<br />
Gefordert wäre hier die Bereitschaft<br />
zum Perspektivwechsel, Empathie mit unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen<br />
und Lebensrealitäten<br />
und eine Bereitschaft<br />
zu Veränderungen<br />
und Kompromissen.<br />
(vgl. u.a. Lünse/ Rohwedder/ Baisch 1995;<br />
Mickel 1996)<br />
Eine lebendige und vielseitige demokratische<br />
Kultur kann ein wirksamer Schutz gegen antidemokratische<br />
Strömungen und Ideologie, wie<br />
sie von RechtsextremistInnen vertreten wird,<br />
sein. Doch solch eine politische Kultur ist nicht<br />
einfach vorhanden und kann erst recht nicht<br />
verordnet werden, sondern sie muss sich entwickeln,<br />
von Menschen gelebt und erlebt werden.<br />
Gelebte <strong>Demokratie</strong>, das heißt auch, das eigene<br />
<strong>Handeln</strong> und Denken <strong>im</strong>mer wieder kritisch zu<br />
beleuchten und sich zu fragen, wie demokratische<br />
Werte und Strukturen <strong>im</strong> alltäglichen Leben<br />
umgesetzt werden können, also mit Kindern,<br />
in der Familie, mit FreundInnen, <strong>im</strong> Verein<br />
und <strong>im</strong> Ehrenamt usw. Basisdemokratische<br />
oder partizipatorische <strong>Demokratie</strong> gestaltet<br />
ganz unterschiedliche Bereiche des individuellen<br />
und gesellschaftlichen Lebens und beschränkt<br />
sich nicht allein auf Wahlen und die Mitarbeit in<br />
Parteien.<br />
Treptow-Köpenick als Teil der Großstadt Berlin<br />
hat EinwohnerInnen mir sehr unterschiedlichen<br />
Vorstellungen über und Verständnissen von<br />
<strong>Demokratie</strong>. Diese Vorstellungen sind durch<br />
ganz unterschiedliche Faktoren geprägt:<br />
• Was habe ich über <strong>Demokratie</strong> gelernt?<br />
• Welche praktischen Erfahrungen habe ich<br />
mit ihr gemacht?<br />
• Wie wurde sie in dem Land oder der Kultur,<br />
in der ich aufgewachsen bin – gelebt habe,<br />
bewertet?<br />
• Fühle ich mich eingebunden in den Bezirk,<br />
die Gesellschaft, das Land, in dem ich lebe?<br />
• Habe ich die gleichen Rechte und Chancen<br />
wie andere?<br />
• Wird meine Lebensform und meine sexuelle<br />
Identität in der Gesellschaft anerkannt?<br />
• Habe ich die Chance, mit anderen gemeinsam<br />
Lebensbereiche zu gestalten?<br />
<strong>Demokratisch</strong> <strong>Handeln</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> – Anregungen und Methoden für MultiplikatorInnen