04.02.2014 Aufrufe

Demokratisch Handeln im Alltag - Zentrum für Demokratie

Demokratisch Handeln im Alltag - Zentrum für Demokratie

Demokratisch Handeln im Alltag - Zentrum für Demokratie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

13<br />

Themen – <strong>Demokratie</strong><br />

zu verhindern, geht einher mit einer kritischen<br />

Auseinandersetzung mit Werten, Verfahren und<br />

Idealen der <strong>Demokratie</strong>. Solche Werte sind u.a.<br />

Verantwortung, Gleichberechtigung, Toleranz,<br />

Solidarität, Freiheit und Vielfalt.<br />

BürgerIn sein<br />

heißt<br />

politische Kultur<br />

aktiv gestalten<br />

BürgerInnenschaft,<br />

das bedeutet, sich<br />

selbst verantwortlich<br />

zu fühlen für das<br />

Haus, den Kiez, den<br />

Bezirk usw., in dem<br />

ich lebe und diesen<br />

Lebensbereich aktiv<br />

Bereitschaft zu<br />

Veränderungen<br />

mit zu gestalten. BürgerIn sein heißt, die politische<br />

Kultur aktiv gestalten und verändern.<br />

In der politischen Bildung gibt es spannende<br />

Debatten um die Bedeutung von demokratischen<br />

Werten und Idealen (vgl. u.a. Schiele<br />

/Schneider 1996; Breit/Schiele 2000)<br />

Das klingt sehr hoch trabend, ist letztlich aber<br />

ganz praktisch gemeint:<br />

• In einer Hausgemeinschaft in Friedrichshagen<br />

gibt es einen Treffpunkt für MieterInnen.<br />

Die St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Haus scheint gut, alle<br />

MieterInnen sind bereits in Rente. Als eine<br />

Frau mit jugendlichen Kindern einzieht,<br />

tauchen plötzlich Probleme mit der Lautstärke<br />

der Musik und <strong>im</strong> Treppenhaus usw.<br />

auf. Die St<strong>im</strong>mung verschlechtert sich. Ältere<br />

MieterInnen beschweren sich bei der<br />

Hausverwaltung und rufen die Polizei. Ein<br />

Gespräch mit der Mutter und den Jugendlichen<br />

findet nicht statt. Der Konflikt eskaliert.<br />

• Eine andere Lösung wäre, die neuen Mieter-<br />

Innen persönlich anzusprechen und mit ihnen<br />

gemeinsam nach Lösungen zu suchen<br />

(z.B. Vereinbarungen über Ruhezeiten treffen).<br />

Das würde aber voraussetzen, dass sich<br />

alle Beteiligten, auch die „älteren“ Mieter-<br />

Innen, auf Veränderungen einlassen müssten.<br />

In der ersten Variante existiert keine Diskussions-<br />

und Streitkultur. Hier sollen Autoritäten<br />

Probleme lösen, die eigentlich erst einmal in die<br />

nachbarschaftliche Verantwortung gehören.<br />

Dieses Vorgehen entbindet von Verantwortung;<br />

eigene Standpunkte, Perspektiven und Gewohnheiten<br />

werden nicht kritisch reflektiert. In<br />

einem Gespräch wäre von allen Mietparteien<br />

Gesprächsbereitschaft erforderlich, es müssten<br />

Versuche unternommen werden, sich mit den<br />

unterschiedlichen Lebensrealitäten von Jugendlichen<br />

und SeniorInnen zu befassen. Die Lösung<br />

läge in gegenseitigem Verständnis, klaren Absprachen<br />

und vielleicht auch gemeinsamen Aktivitäten.<br />

Gefordert wäre hier die Bereitschaft<br />

zum Perspektivwechsel, Empathie mit unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen<br />

und Lebensrealitäten<br />

und eine Bereitschaft<br />

zu Veränderungen<br />

und Kompromissen.<br />

(vgl. u.a. Lünse/ Rohwedder/ Baisch 1995;<br />

Mickel 1996)<br />

Eine lebendige und vielseitige demokratische<br />

Kultur kann ein wirksamer Schutz gegen antidemokratische<br />

Strömungen und Ideologie, wie<br />

sie von RechtsextremistInnen vertreten wird,<br />

sein. Doch solch eine politische Kultur ist nicht<br />

einfach vorhanden und kann erst recht nicht<br />

verordnet werden, sondern sie muss sich entwickeln,<br />

von Menschen gelebt und erlebt werden.<br />

Gelebte <strong>Demokratie</strong>, das heißt auch, das eigene<br />

<strong>Handeln</strong> und Denken <strong>im</strong>mer wieder kritisch zu<br />

beleuchten und sich zu fragen, wie demokratische<br />

Werte und Strukturen <strong>im</strong> alltäglichen Leben<br />

umgesetzt werden können, also mit Kindern,<br />

in der Familie, mit FreundInnen, <strong>im</strong> Verein<br />

und <strong>im</strong> Ehrenamt usw. Basisdemokratische<br />

oder partizipatorische <strong>Demokratie</strong> gestaltet<br />

ganz unterschiedliche Bereiche des individuellen<br />

und gesellschaftlichen Lebens und beschränkt<br />

sich nicht allein auf Wahlen und die Mitarbeit in<br />

Parteien.<br />

Treptow-Köpenick als Teil der Großstadt Berlin<br />

hat EinwohnerInnen mir sehr unterschiedlichen<br />

Vorstellungen über und Verständnissen von<br />

<strong>Demokratie</strong>. Diese Vorstellungen sind durch<br />

ganz unterschiedliche Faktoren geprägt:<br />

• Was habe ich über <strong>Demokratie</strong> gelernt?<br />

• Welche praktischen Erfahrungen habe ich<br />

mit ihr gemacht?<br />

• Wie wurde sie in dem Land oder der Kultur,<br />

in der ich aufgewachsen bin – gelebt habe,<br />

bewertet?<br />

• Fühle ich mich eingebunden in den Bezirk,<br />

die Gesellschaft, das Land, in dem ich lebe?<br />

• Habe ich die gleichen Rechte und Chancen<br />

wie andere?<br />

• Wird meine Lebensform und meine sexuelle<br />

Identität in der Gesellschaft anerkannt?<br />

• Habe ich die Chance, mit anderen gemeinsam<br />

Lebensbereiche zu gestalten?<br />

<strong>Demokratisch</strong> <strong>Handeln</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> – Anregungen und Methoden für MultiplikatorInnen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!