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Demokratisch Handeln im Alltag - Zentrum für Demokratie

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Themen – Jüdisches Leben 38<br />

zu nähern ist die Sprache. Sehr viele Wörter, die wir <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> benutzen, stammen aus<br />

dem Jiddischen, einer mit dem alten Hochdeutsch verwandten Sprache, die vor allem von<br />

Juden und Jüdinnen in Osteuropa gesprochen wurde und zum Teil noch wird. Jiddisch ist<br />

eine Mischung aus deutschen, slawischen, aramäischen, hebräischen, romanischen und<br />

englischen Spracheinflüssen.<br />

Hier eine Auswahl einiger <strong>im</strong> Deutschen gebräuchlichen Begriffe:<br />

Jemanden ankohlen, ausbaldowern, ausgekocht sein, Bambule, Chuzpe, dufte, Ganove, etwas ist<br />

Essig, flöten gehen, Gasse, Gauner, Ische, Großkotz, Jauche, Kaff, Kassiber, kess, Knast, lernen,<br />

lau, Kluft, malochen, Macker, mauscheln, meschugge, Moos, Miesepeter, Mischpoke, mosern, Penne,<br />

pleite, Pinke, schachern, Schickse, Schlamassel, Schmonzette, Schule, Schmu, Tinnef, Tacheles,<br />

vermasseln, Zocker, Zoff.<br />

Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Gehen Sie mit der Gruppe, mit der Sie sich<br />

dem Thema annähern wollen, diesen Begriffen nach. Versuchen Sie deren Ursprung zu<br />

klären und beobachten Sie deren Benutzung <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong>. Regen Sie zum Beispiel eine Umfrage<br />

an, ob auf der Straße oder <strong>im</strong> Bekannten- oder Verwandtenkreis. Versuchen Sie<br />

dann zu erarbeiten, was es denn zu bedeuten hat, wenn sich Sprachen gegenseitig beeinflussen.<br />

Regen Sie an, weitere Begriffe zu finden, und so weiter.<br />

„Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen“<br />

Der Satz schildert einen wichtigen Bestandteil des modernen Antisemitismus, den sogenannten<br />

sekundären Antisemitismus. Damit wird das Phänomen beschrieben, dass Juden<br />

in Deutschland oder für Deutsche eine Art Bedrohung darstellen, weil ihre bloße Existenz<br />

an den Holocaust und die deutsche Schuld und Verantwortung erinnert. Diese<br />

Schuldgefühle werden oft als Angriff bzw. Kränkung des deutschen Nationalgefühls und<br />

Selbstbewusstseins empfunden. Reaktionen sind dann meist Schuldabwehr bzw. Abwehr<br />

der Verantwortung. Für dieses negative Gefühl werden dann Juden und Jüdinnen verantwortlich<br />

gemacht und nicht die eigene Geschichte bzw. die Deutschen <strong>im</strong> Nationalsozialismus.<br />

Schreiben Sie den Satz des israelischen Psychoanalytikers Zvi Rex für alle sichtbar auf<br />

und lassen sie die Teilnehmenden dazu Stellung nehmen. Benutzen sie dabei folgende<br />

Fragen als Orientierung und Leitfaden:<br />

• Wie interpretiert ihr/ Sie diese Aussage?<br />

• Was erfahren wir über Deutsche und Juden?<br />

• Warum müssen die Deutschen verzeihen?<br />

• Hat Rex aus eurer/ Ihrer Sicht Recht oder Unrecht?<br />

• Was löst die Aussage bei euch/Ihnen persönlich aus?<br />

• Erinnert ihr euch/ Erinnern Sie Sich an Diskussionen, die zeigen, was Rex<br />

meint?<br />

Sie können dann auf Debatten in der jüngsten Vergangenheit verweisen, in denen diese<br />

Form des Antisemitismus aufgetaucht ist, wie zum Beispiel die Debatte um die Entschädigung<br />

ehemaliger ZwangsarbeiterInnen oder die Verwendung des Begriffs „Auschwitzkeule“,<br />

der ebenfalls ein Beleg für sekundären Antisemitismus darstellt.<br />

<strong>Demokratisch</strong> <strong>Handeln</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> – Anregungen und Methoden für MultiplikatorInnen

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