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Leben<br />
Herkunft, Ausbildung und frühe Jahre in Venedig<br />
Jakob Fugger wur<strong>de</strong> <strong>als</strong> zehntes von elf Kin<strong>de</strong>rn von Jakob Fugger (* nach 1398; † 1469) und <strong>de</strong>ssen Frau Barbara (1419–1497), Tochter <strong>de</strong>s Münzmeisters Franz Bäsinger,<br />
geboren. Die Fugger, mittlerweile in zweiter Generation Bürger in Augsburg, hatten sich <strong>als</strong> erfolgreiche Kaufleute in <strong>de</strong>r Stadt etabliert. Der nicht unvermögen<strong>de</strong> Hans Fugger,<br />
<strong>de</strong>r Großvater Jakob Fuggers "<strong>de</strong>s Reichen", war 1367 nach Augsburg eingewan<strong>de</strong>rt: Er erwarb das Bürgerrecht durch Heirat und kam durch Baumwollhan<strong>de</strong>l mit Italien bereits<br />
zu einem beträchtlichen Vermögen. Sein Sohn Jakob Fugger d. Ä. zählte wenige Jahre vor seinem Tod bereits zu <strong>de</strong>n reichsten Augsburger Bürgern.<br />
Die älteren Brü<strong>de</strong>r Jakob Fuggers, Ulrich (1441–1510) und Georg (1453–1506), schufen die Grundlagen für <strong>de</strong>n europaweiten Aufstieg <strong>de</strong>r Firma. Sie grün<strong>de</strong>ten um 1470<br />
Faktoreien in <strong>de</strong>n wichtigen Han<strong>de</strong>lszentren Venedig und Nürnberg. Jakob Fuggers ältere Brü<strong>de</strong>r Andreas und Hans starben jung in Venedig. Sein Bru<strong>de</strong>r Markus war<br />
Geistlicher, ab 1470 Schreiber in einer päpstlichen Kanzlei in Rom, wo er 1478 verstarb. Auch Peter Fugger starb 1473 in Nürnberg jung an einer Seuche. Kredite Ulrich Fuggers<br />
an <strong>de</strong>n Habsburgerkaiser Friedrich III. sollen die Ursache dafür sein, dass <strong>de</strong>n Fuggern 1473 vom Kaiser das Lilienwappen verliehen wur<strong>de</strong>. Nach diesem Wappen nannte sich<br />
dieser Zweig <strong>de</strong>r Familie in Unterscheidung von <strong>de</strong>n Verwandten "vom Reh" seit<strong>de</strong>m "von <strong>de</strong>r Lilie".<br />
Bis zum Jahr 2009 waren Historiker davon ausgegangen, dass Jakob Fugger, <strong>de</strong>r <strong>als</strong> 12-Jähriger die nie<strong>de</strong>ren Weihen erhalten hatte, bis 1478 <strong>als</strong> Kanonikus im mittelfränkischen<br />
Stift Herrie<strong>de</strong>n gelebt habe. Ein Dokument aus <strong>de</strong>m Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien belegt allerdings, dass Jakob Fugger bereits 1473, <strong>als</strong>o im Alter von 14 Jahren, die<br />
Fuggerfirma in Venedig vertrat [3]. Die neuere Forschung geht davon aus, dass Jakob Fugger von 1473 bis 1487 überwiegend am Fondaco <strong>de</strong>i Te<strong>de</strong>schi, <strong>de</strong>m Haus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Kaufleute in Venedig, tätig war. Venedig war nicht nur die Han<strong>de</strong>lsdrehscheibe für <strong>de</strong>n Mittelmeerraum. Die Lagunenstadt ermöglichte Jakob Fugger zu<strong>de</strong>m eine fundierte<br />
Ausbildung im Bankwesen und vor allem im Metallgeschäft. Der mehrjährige Italienaufenthalt Jakob Fuggers führte später dazu, dass er in Augsburg die ersten<br />
Renaissancebauten Deutschlands errichten ließ. Auch die juristischen und architektonischen Strukturen <strong>de</strong>r von ihm gestifteten Fuggerei dürften von Sozi<strong>als</strong>iedlungen in Venedig<br />
angeregt und beeinflusst wor<strong>de</strong>n sein.<br />
Der Einstieg in die Montanwirtschaft<br />
Frühe Geschäfte im Montanwesen tätigte Jakob Fugger bei Salzburg. Den selbstständigen Silbergrubenbesitzern <strong>de</strong>r Salzburger Schieferalpen, die ständigen Kapitalbedarf hatten,<br />
lieh er Geld. Dafür ließ er sich jedoch nicht – wie es üblich gewesen wäre – Schuldscheine ausstellen, son<strong>de</strong>rn for<strong>de</strong>rte Kuxe (eine Art von Aktienbeteiligung am Vermögen einer<br />
bergrechtlichen Gewerkschaft) und konnte über diese Beteiligung immer mehr Bergbauunternehmer im Raum Gastein und Schladming zwingen, das Silber direkt an die Fugger<br />
zu verkaufen, statt es an Zwischenhändler abzugeben.<br />
Jakob Fugger war für die Fugger‘schen Geschäfte auf <strong>de</strong>r Linie Augsburg – Tirol – Venedig – Rom verantwortlich. Um 1485 grün<strong>de</strong>ten die Fugger auch eine Faktorei in<br />
Innsbruck (Faktorei ab 1510 in Hall, ab 1539 in Schwaz). Dort kam Jakob Fugger 1485 durch einen kleinen Kredit erstm<strong>als</strong> mit <strong>de</strong>m Tiroler Lan<strong>de</strong>sherrn Erzherzog Sigmund ins<br />
Geschäft. <strong>Diese</strong>r Habsburger hatte <strong>als</strong> alleiniger Eigentümer <strong>de</strong>s Tiroler Bergreg<strong>als</strong> Abbaurechte an private Grubenpächter vergeben, die einen Teil <strong>de</strong>r Erträge <strong>als</strong> Pachtzahlung<br />
an Sigmund abzuführen hatten. Obwohl <strong>de</strong>r Herzog aus diesem Geschäft über Einkünfte verfügte, die ihm <strong>de</strong>m Beinamen „<strong>de</strong>r Münzreiche“ eintrugen, war er ständig in Geldnot.<br />
Seine verschwen<strong>de</strong>rische Hofhaltung, die Versorgung von zahlreichen unehelichen Kin<strong>de</strong>rn und seine umfangreiche Bautätigkeit machten die Aufnahme immer neuer Darlehen<br />
notwendig. Als ein Scha<strong>de</strong>nsersatz von 100.000 Gul<strong>de</strong>n fällig wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>als</strong> Kriegsfolge an Venedig zu zahlen war, sprang Jakob Fugger <strong>als</strong> Geldgeber ein. 1488 beliefen sich<br />
die Kreditverbindlichkeiten <strong>de</strong>s Herzogs gegenüber <strong>de</strong>n Fuggern auf über 150.000 Gul<strong>de</strong>n. Neben dieser Summe war vor allem <strong>de</strong>r Zahlungsweg bemerkenswert. Jakob Fugger<br />
zahlte die Gel<strong>de</strong>r nicht an <strong>de</strong>n Fürsten selbst aus, son<strong>de</strong>rn an die Gläubiger. Hofstaat und Handwerker erhielten ihre Entlohnung direkt und pünktlich von <strong>de</strong>n Fuggern. Den<br />
Fuggern stand in <strong>de</strong>r Folge "zeitweilig alles Silber und Kupfer" zu. 1517 beschafften die Fugger im Gegenzug zum Beispiel rund die Hälfte <strong>de</strong>s Tiroler Staatshaushaltes [4]. Ein<br />
Tiroler Chronist schrieb: " in diesem Land ist Alles versetzt, was Geld beträgt, die Fugger von Augsburg haben das große Gut zu Schwaz inne und ziehen daraus jährlich 200.000<br />
Gul<strong>de</strong>n". Bei solchen Klagen wur<strong>de</strong> freilich übersehen, dass es Maximilian I. war, <strong>de</strong>r (mit wenigen Ausnahmen) "alle einträglichen Herrschaften und Gerichte" verpfän<strong>de</strong>te und<br />
daraus Nutzen zog. Der Historiker Eike Eberhard Unger hat ermittelt: "Dass allerdings die Fugger nicht immer so riesige Gewinne machten, wie man es ihnen nachsagte…"[5].