2. Ausgabe Leselicht
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Der Lehrstuhl ruft!<br />
Meine Erfahrungen als HiWi und Tutor<br />
Viele Studenten kennen das: Um sich den gewünschten Lebensstil<br />
leisten zu können, reichen BAföG und elterliche Unterstützung<br />
nicht aus – ein Nebenjob muss her. Dabei ist das Spektrum<br />
der Möglichkeiten breit, in einer Studentenstadt wie Halle haben<br />
sich viele Arbeitgeber auf die Flut potenzieller Teilzeitkräfte eingestellt.<br />
Doch auch die Uni bietet Arbeitsplätze für ihre Studenten – an<br />
jedem Lehrstuhl arbeiten sie als Hilfskräfte. Dem einen oder anderen<br />
mag die Vorstellung nicht behagen, noch mehr Zeit in der<br />
Uni zu verbringen, doch die Vorteile liegen auf der Hand: Eine<br />
Beschäftigung hier macht sich nicht nur gut im Lebenslauf, sie<br />
bietet auch die Möglichkeit, ungezwungener in Kontakt und Gespräch<br />
mit Dozenten zu kommen. Ganz abgesehen davon eröffnet<br />
sich hier ein spannender Einblick in den wissenschaftlichen<br />
Betrieb, der rund um<br />
die Uni fluktuiert.<br />
Hilfskraft zu werden<br />
ist grundsätzlich ab<br />
dem vierten Fachsemester<br />
möglich. Aber<br />
wie kommt man an so<br />
eine Stelle? Man kann<br />
sich natürlich konkret<br />
darum bemühen, sich<br />
umhören oder Dozenten<br />
direkt ansprechen.<br />
Wichtiger aber<br />
So hektisch kann es zugehen...<br />
ist etwas anderes: Im Unterschied zu den meisten Arbeitgebern<br />
haben die Hochschulmitarbeiter ihre potenziellen Angestellten<br />
im Seminaralltag öfter mal vor Augen, ob Engagement im Seminar<br />
vorhanden ist und wie sorgfältig Hausarbeiten geschrieben<br />
werden. Aus diesem Grund gehen Dozenten oft von sich aus auf<br />
die Studenten ihrer Wahl zu, um ein Stellenangebot zu offerieren.<br />
So war es auch in meinem Fall – ich wurde direkt gefragt, ob<br />
ich Hilfskraft werden wolle. Einmal in den ‚Fängen’ des Lehrstuhls<br />
ging es umgehend weiter; ich bekam eine Mail etwa folgenden<br />
Inhalts: „Mir wurde gesagt, dass Sie gesagt haben, Sie würden<br />
sehr gern eine Tutorenstelle übernehmen. Wir würden jetzt gern<br />
auf Sie zurückkommen.“ Nun, so etwas hatte ich nie geäußert,<br />
aber warum sollte ich mir diese Chance auf eine neue Erfahrung<br />
entgehen lassen?<br />
Wer als Student am Institut arbeiten möchte, sollte also im universitären<br />
Alltag positiv auf sich aufmerksam machen. Die Bezahlung<br />
ist akzeptabel; der Stundenlohn liegt ab 2010 knapp über<br />
acht Euro. Wie viele Stunden der Arbeitsvertrag umfasst, ist je<br />
nach Dozent verschieden.<br />
Das Aufgabenfeld für eine studentische Hilfskraft bewegt sich<br />
hauptsächlich im Bereich „Zuarbeit“: Handapparate betreuen,<br />
Literatur besorgen, für die Forschungsarbeit recherchieren, Seminarmaterial<br />
erstellen und so weiter.<br />
Während ich diesen Beitrag schreibe suche ich beispielsweise<br />
gerade nach notwendigen Aktualisierungen für Lexikonartikel,<br />
die meine Chefin betreut. Mitunter ist man auch einfach Gesprächspartner<br />
und helfende Hand, wenn das Büro ein bisschen<br />
ordentlicher werden muss. Allerdings sollte man bedenken, dass<br />
das Aufgabenspektrum und die entsprechend nötigen Anforderungen<br />
von Lehrstuhl zu Lehrstuhl variieren können.<br />
Die Arbeit des Tutors – in meinem Falle zum Einführungsmodul<br />
„Germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft im europäischen<br />
Kontext“ – ist insgesamt anspruchsvoller und beinhaltet<br />
mehr Verantwortung, denn hier übernimmt man die Betreuung<br />
von diversen Erstsemesterstudenten, die sich Hilfe für ihren Studienanfang<br />
erhoffen. Ihnen soll das methodische Handwerkszeug<br />
mitgegeben werden, das sie für einen reibungslosen Studienverlauf<br />
brauchen.<br />
Dies umfasst Literaturrecherche,<br />
den effektiven<br />
und ergiebigen<br />
Umgang mit Texten, das<br />
mündliche Agieren im<br />
Seminar, also Referate<br />
und Diskussionen, sowie<br />
... muss es aber nicht.<br />
Hausarbeiten, Klausurvorbereitung<br />
usw. Man<br />
sollte in diesen Gebieten<br />
also hinreichend versiert<br />
oder zumindest bereit sein, sich das nötige Wissen anzueignen.<br />
Schwer zu sagen, was den idealen Tutor ausmacht. Bei meinem<br />
eigenen Tutor vermisste ich seinerzeit das Engagement, sich<br />
wirklich mit den Problemen und Unsicherheiten von Studienanfängern<br />
auseinanderzusetzen. Deswegen denke ich, dass eben<br />
diese Bereitschaft, den Erstsemestern tatsächlich helfen zu wollen,<br />
eine Grundvoraussetzung für einen guten Tutor ist. Didaktiker<br />
sind hier sicherlich im Vorteil, das ist aber keine zwingende<br />
Voraussetzung.<br />
Doch auch der engagierteste Tutor muss anständig bezahlt werden,<br />
deswegen bleibt zu hoffen, dass sich Unstimmigkeiten, wie<br />
sie die Vorbereitungen für dieses Semester im Germanistischen<br />
Institut überschattet haben, nicht wiederholen.<br />
Insgesamt ein spannendes Arbeitsfeld bei dem man – egal ob direkt<br />
am Lehrstuhl oder im Tutorium mit den Studenten – selbst<br />
noch einiges lernen kann.<br />
Jana König<br />
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