3R Curaflex Nova (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachbericht<br />
Gasversorgung & Korrosionsschutz<br />
Neue Berechnungsverfahren für<br />
Erderspannungstrichter<br />
Von Reinhard Schröder, Markus Gehnen und Ralf Watermann<br />
Bei siedlungsnahen Standorten von Erderanlagen stark hochspannungsbeeinflusster Rohrleitungen bietet die Berechnung der<br />
Ausdehnung des Erderspannungstrichters an der Erdoberfläche die Möglichkeit einer Analyse des Gefährdungspotentials Dritter<br />
durch Berührungs- und Schrittspannungen. Aufgrund vorhandener Fragestellungen zur Gültigkeit bestehender Berechnungsalgorithmen<br />
sowie dem Wunsch nach einem Berechnungstool auf Basis von PC-Standardanwendungen hat sich die Open<br />
Grid Europe GmbH gemeinsam mit Vertretern der Technischen Fachhochschule Georg Agricola in Bochum dieser Fragestellungen<br />
angenommen.<br />
Der aus der Literatur bekannte Formelsatz zur Berechnung von Erderspannungstrichtern wurde so weiterentwickelt, dass er<br />
widerspruchsfrei und unter Verwendung gewünschter Vorgaben anwendbar ist. Die Grenzen der Anwendbarkeit wurden aufgezeigt<br />
und daraus die Notwendigkeit ergänzender Untersuchungen abgeleitet. Diese bestanden in Parameterstudien in Form<br />
von 3D-Finite-Elemente-Feldberechnungen, deren Resultate zur Verfeinerung der formelmäßigen Ergebnisse herangezogen<br />
wurden. Die Umsetzung erfolgte in einem Excel-Tool, das den Verlauf der Erderspannungstrichter mit erheblich gesteigerter<br />
Genauigkeit zu berechnen erlaubt.<br />
Hintergrund<br />
Die ausgedehnten – und im Regelfall oberflächennah installierten<br />
– Erdersysteme von hochspannungsbeeinflussten<br />
Rohrleitungen können Erdungsspannungen gegen das Potential<br />
der Bezugserde annehmen, die den gemäß der gültigen<br />
AfK Empfehlung Nr. 3 [1] zulässigen Beeinflussungswechselspannung<br />
von 60 V (Dauerbeeinflussung) bzw. 1000 V (Kurzzeitbeeinflussung)<br />
entsprechen. Teilspannungen dieser Erdungsspannung<br />
sind als Berührungs- und Schrittspannung<br />
abgreifbar (Bild 1).<br />
Die im Kurzzeitbeeinflussungsfall zulässige Erdungsspannung<br />
von 1.000 V liegt durchaus im Bereich der Erdungsspannung<br />
einer Hochspannungsanlage. Aus diesem Grund führt<br />
die Open Grid Europe GmbH schon seit längerem – zumindest<br />
für potentielle Erderstandorte mit höherer Personenaufenthaltswahrscheinlichkeit<br />
(z. B. siedlungsnahe Standorte)<br />
– vorab Betrachtungen zur Analyse einer möglichen Gefährdung<br />
Dritter durch.<br />
Basis der Berechnung der Spannungstrichterausprägung<br />
an der Erdoberfläche für einen entsprechend<br />
Längs- und Querabstand zur Erdermitte (bei Horizontalerdern)<br />
beziehungsweise<br />
Abstand zur (gedanklich verlängerten) Erderachse (bei<br />
Vertikalerdern)<br />
definierten Punkt stellten hier bisher die Gleichungen in den<br />
Zeilen 7 – 9 der Tabelle 24-1 des „Handbuch des kathodischen<br />
Korrosionsschutzes“ [2] dar.<br />
Bei der praktischen Anwendung der v. g. Gleichungen ergaben<br />
sich mit der Zeit Fragestellungen – z. B. bezüglich der markanten<br />
Änderung des oberflächennahen Potentialverlaufs entlang<br />
eines Horizontalerders oder die Frage nach (eingangsparameterbedingten)<br />
Gültigkeitsbereichen für die angewandten Formeln.<br />
Des Weiteren, mit dem Ziel einer effizienteren Abwicklung<br />
der Berechnungen, wird seitens des Fachbereichs Korrosionsschutz<br />
der Open Grid Europe GmbH auch die direkte<br />
Eingabe der – aus den Beeinflussungsberechnungen ermittelten<br />
– Erdungsspannung (statt des Erderstromes und des<br />
spezifischen Bodenwiderstandes) sowie die Erstellung eines<br />
EXCEL®-basierten Berechnungstools angestrebt.<br />
Bild 1: GefährdungsPotential durch Erderspannungstrichter (hier:<br />
Berührungsspannung)<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Es soll zunächst der analytische Ansatz zur Berechnung des<br />
Erderpotentials erläutert werden, um das weitere Vorgehen bei<br />
der Problemlösung daran aufzeigen zu können. Dazu wird ein<br />
Kugelerder betrachtet, der im Abstand t von der Erdoberflä-<br />
704 9 / 2012