AUDIO Yamahas großer Coup (Vorschau)
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Musik › POP & ROCK<br />
| POP | OLDIES | JAZZ | KLASSIK | auf CD, SACD, LP und Blu-ray/DVD<br />
PORTUGAL. THE MAN<br />
Evil Friends<br />
Atlantic/Warner (CD, LP+CD)<br />
Retro-Rock/Soul-Pop<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
POP-CD DES MONATS<br />
PUNKTLANDUNG: POPROCK MIT PORTUGAL.THE MAN<br />
Die nächste Konsens-Band? Jein: Der US-Fünfer Portugal. The Man lockt mit Erfolgsproduzent<br />
Danger Mouse zwar neue Fans, versenkt sich aber nicht im Mainstream: gut so!<br />
Man kennt das ja: Indie-Band erspielt<br />
sich in Szene-Kreisen von Platte zu<br />
Platte eine größer werdende Fangemeinde,<br />
lockt eine major company an, die einen renommierten<br />
Produzenten anheuert, der<br />
dann mit cleverem Händchen jenen Tick<br />
hübsch-gefälligen Pop-Appeal ins Spiel<br />
bringt, der ein Millionenpublikum anlockt.<br />
Werden Portugal. The Man also demnächst<br />
so groß wie R.E.M. oder Coldplay? Wohl<br />
kaum, denn mit Songs wie „Evil Friends“<br />
oder „Holy Roller“ voll elektronisch verfremdeter<br />
Vocals und kratziger Gitarren hat das<br />
2004 in Wasilla/Alaska gestartete Quintett<br />
noch diverse zickig-punkige Tracks im Gepäck,<br />
welche das Mainstream -Klientel noch<br />
halbwegs auf Distanz halten dürften.<br />
Dennoch werden Songs wie „Modern Jesus“,<br />
„Someday Believers“ oder „Purple<br />
Yellow Red And Blue“ der Band massenhaft<br />
neue Hörer zuführen. Sehr spannend<br />
spiegeln sich hier die vielfältigen Einflüsse<br />
der amerikanischen Alternativ-Metro pole<br />
Portland – dort sind Portugal. The Man seit<br />
Mitte der 2000er-Jahre ansässig – mit dem<br />
originären bandeigenen Mix aus Elektropop<br />
und Prog-/Post-Rock.<br />
Was auch mit dem Produzenten zusammenhängen<br />
dürfte: Mit Brian Burton alias<br />
Danger Mouse hat auf der neuen Scheibe<br />
eine der momentan angesag testen<br />
Branchengrößen ihre Finger im Spiel – ein<br />
Spezialist vor allem im Vermählen von<br />
„schwarzen“ und „weißen“ Klängen in<br />
Verbindung mit raffiniertem Retro-Appeal,<br />
der etwa die Musik der Black Keys mit<br />
lässiger 70er-Patina veredelte. Auf „Evil<br />
Friends“ sind es vor allem soulige Bläser<br />
(„Creep In A T-Shirt“) und fast Gospelartige<br />
Chor gesänge („Modern Jesus“), die<br />
seine Handschrift tragen und sich in DMtypischer<br />
Manier mit dem PTM-Soundpanorama<br />
verzahnen.<br />
Das umfasst zudem mit dem hippie-esken,<br />
für jede Demo der Occupy-Bewegung<br />
geeigneten „Sea Of Air“ oder dem<br />
rockig-groovenden Trio „Hip Hop Kids“,<br />
„Atomic Man“ und „Waves“ im Mittelteil<br />
des Albums etliche weitere, anfangs eher<br />
unscheinbare Juwelen, aber sich aber<br />
von Mal zu Mal großarti ger anhören – ein<br />
Anteil auch von Studio ass Bob Ludwig,<br />
dessen charmant schepperndes, aber<br />
knackiges Mastering prächtig zur retroesken<br />
Musiksprache dieses Sounds passt.<br />
Christof Hammer<br />
The Satanic Satanist (2009); Black Keys, Delta Spirit<br />
56<br />
www.audio.de ›08 /2013