AUDIO Yamahas großer Coup (Vorschau)
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Musik › POP & ROCK<br />
SCHWARZES GOLD, FOLGE 4<br />
Die Vinyl-Quellen sprudeln weiter: Auch für Folge 4 unserer derzeitigen Serie an LP-Specials<br />
fischten die <strong>AUDIO</strong>-Analogexperten leckere Neuheiten und interessante Re-Issues aus dem<br />
Schwarzgold-See.<br />
Brass-Ethno-Rock<br />
Jazz-Prog-Rock<br />
Jazz, Blues<br />
Johnny Winter Second Winter<br />
Jetzt auf allen vieren: Die Original-<br />
Ausgabe von Johnny Winters zweitem<br />
offiziellen Album füllte anno 1969 nur drei<br />
Longplayer-Seiten. Nun macht Speakers<br />
Corner das Blueshorn voll und füllt die<br />
vierte Seite des grandios gepressten<br />
Reissue mit den mit 45 rpm rotierenden<br />
Singles. Doch nicht nur das fällt positiv<br />
aus gegenüber den in den 70ern in<br />
Deutschland kursierenden, holländischen<br />
oder amerikanischen CBS-Pressungen.<br />
Die unnachahmlichen Slide-Sounds<br />
des Bluesgitarren-Meisters haben jetzt<br />
erheblich mehr Biss, die schmauchenden<br />
Orgel- und Saxophon-Einwürfe von Bruder<br />
Edgar mehr Drive, die knackigen Drums<br />
von Uncle John Turner mehr Punch. Da lag<br />
offenbar ein vorzügliches (Re)Masterband<br />
vor. Albino-Johnny klampft und röhrt sich<br />
durch Blues und Rock’n’Roll auf gewohnt<br />
göttlichem Niveau, doch die stärksten<br />
Nummern haben ihm zwei andere Götter<br />
gegeben: Dylans „Highway 61 Revisited“<br />
und Chuck Berrys „Johnny B. Goode“ hat<br />
man oft genug anders, aber nie besser<br />
gehört.<br />
Justus Schlierbacher<br />
Columbia / Speakers Corner<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Remaster:<br />
Pressqualität:<br />
Blood, Sweat & Tears Second Album<br />
64 www.audio.de ›08 /2013<br />
In jeder einigermaßen seriösen Top100-<br />
Liste der besten Rock-LPs taucht das<br />
zweite Album von BS&T zwangsläufig<br />
auf. Hatten sich die US-amerikanischen<br />
Brassrocker doch mit dem kanadischen<br />
Sänger David Clayton-Thomas anno 1968<br />
ein weiteres Ass in den Ärmel geholt.<br />
Aus dem sie dann eine Fülle grandioser<br />
Songs beziehungsweise Bearbeitungen<br />
zauberten: keiner wie der andere und<br />
einer stärker als der andere. Taktwechsel,<br />
überraschende Harmonien und virtuose<br />
Instrumentaleinlagen machen das „Second<br />
Album“ zum Vorläufer des progressiven<br />
Rock. Beginnend und endend mit<br />
einer fluschigen Variation einer Melodie<br />
des französischen Exzentrik-Komponisten<br />
Eric Satie, prasselten dazwischen Alltime-<br />
Greats wie „Spinning Wheel“ (neben<br />
der Ballade „Sometimes In Winter“ die<br />
einzige Eigenkomposition), „You Made Me<br />
So Very Happy“, „And When I Die“ und die<br />
sensationelle Fassung von „Smiling Phases“.<br />
Die zwischen jazzigem Swing und<br />
hartrockendem Beat irisierenden Drums,<br />
der tight treibende Bass und die messerscharfen<br />
Bläsersätze kamen noch nie so<br />
direkt, so fesselnd und so dynamisch aus<br />
der schwarzen Rille wie in diesem luxuriösen<br />
Umschnitt auf zwei Scheiben mit 45<br />
Umdrehungen. Mit dieser Wucht, dieser<br />
Stimmpräsenz und diesem Detailreichtum<br />
kann selbst die MFSL-Gold-CD kaum<br />
mithalten; und für amerikanische Verhältnisse<br />
geriet auch die Pressung – nach<br />
Möglichkeit waschen (lassen) – recht gut.<br />
Prädikat: unbedingt zugreifen.<br />
Justus Schlierbacher<br />
ORG / Sieveking Sound (2 LPs; 45 rpm)<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Remaster:<br />
Pressqualität:<br />
Tim Buckley Tim Buckley<br />
In der an Sensationen nun nicht gerade<br />
armen Halbdekade zwischen 1965 und<br />
1970 spielt das Debütalbum des 1966<br />
gerade mal 19-jährigen Supertalents<br />
Timothy Charles Buckley III definitiv in der<br />
ersten Liga. Mit seiner orpheusartigen<br />
Tenor stimme, seinen grandiosen Songs<br />
und nicht zuletzt seiner schieren Schönheit<br />
eroberte er Frauenherzen im Sturm,<br />
die heterosexuellen Jungs erfreuten sich<br />
dagegen an dem zeittypisch leicht psychedelisierten<br />
Folkrock, denen die Produzenten<br />
Rothschild/Holzman ab und an einige<br />
Streichereinheiten (arrangiert von Jack<br />
Nietzsche) gönnten. Dieses Jahrzehnt-<br />
Album hat Rhino als Deluxe-Edition auf<br />
Doppel-CD im Programm, mit Mono- und<br />
Stereo-Mix sowie unterirdisch klingenden<br />
Live-Material. Doch für (Wieder-)Entdecker<br />
reicht dieses ordentliche Vinyl-Reissue<br />
erst mal. Justus Schlierbacher<br />
Jazz<br />
ORG/Sieveking Sound (2 LPs; 45 rpm)<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Remaster:<br />
Pressqualität:<br />
The Dave Brubeck Quartet<br />
Live At Carnegie Hall<br />
KLANG<br />
TIPP<br />
Was für ein Drummer! Joe Morelo<br />
swingt und groovt durch die vertrackten<br />
Takte der Bandleader Dave Brubeck (p)<br />
und Paul Desmond (sax), dass es eine<br />
Lust ist. Es dürfte eines der großartigsten<br />
Jazz-Konzerte aller Zeiten gewesen<br />
sein, als am 22. Februar 1963 Brubeck,<br />
Desmond, Morello und Bassist Eugene<br />
Wright die Zuhörer in der ehrwürdigen<br />
Carnegie Hall spätestens ab der dritten<br />
Nummer buchstäblich von den Sitzen<br />
rissen. Die Erfolgsalben „Time Out“ und<br />
„Time Further Out“ lieferten überwiegend<br />
die Titel, und natürlich durften rasante Versionen<br />
von „Take Five“ und „Blue Rondo<br />
A La Turk“ nicht fehlen. Morello zeigt in<br />
„Castilian Drums“ die ganz große Soloklasse,<br />
brilliert aber auch als Begleiter mit<br />
gewieftesten Licks. Das von Teo Macero<br />
für die damalige Zeit trotz etwas kleinem<br />
Klavierklang exzellent produzierte Doppelalbum<br />
hat Speakers Corner neu aufgelegt.