Interview Très CHER (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
.<br />
Tempers<br />
LADEN ZUM HEULEN<br />
UND BAUCHTANZEN EIN<br />
V Raha Emami<br />
Khansari<br />
Foto Hadley Hudson<br />
42<br />
Talents<br />
Frauen haben es schwer, sexy zu sein,<br />
ohne sich den Vorwurf einzu handeln,<br />
sich freiwillig zum Objekt<br />
männlicher Fantasien zu machen. Abhilfe<br />
schaffen inzwischen so praktische Gruppen<br />
wie „feministischer Poledance“. Was<br />
man dort alles beigebracht bekommt, lässt<br />
sich im aktuellen Video des New Yorker<br />
Postpunk-Duos Tempers bewundern, in dem<br />
Jasmine Golestaneh – die weibliche Hälfte<br />
von Tempers – so gekonnt, verspielt und<br />
beiläufig einen Poledance hinlegt, dass einem<br />
jeglicher Vorwurf (s. o.) im Halse stecken<br />
bleibt. Madame Golestaneh ist nicht nur seit<br />
Jahren aktive feministische Poledancerin,<br />
sondern auch noch passive Bauchtänzerin:<br />
„Weil ich Halbperserin bin, fließt das, glaube<br />
ich, einfach in meinem Blut. Ich mag die<br />
Vorstellung, dass mein Bauch immer tanzt<br />
– sogar, wenn ich es nicht tue.“ Kennen -<br />
gelernt haben sich Jasmine und Eddie Cooper<br />
– männliche Hälfte der Tempers – allerdings<br />
weder beim Poledance noch beim<br />
Bauchtanz, sondern (langweilig) über einen<br />
gemeinsamen Freund. Ihre erste Band<br />
hieß Seasick, und ein bisschen seekrank<br />
sehen die beiden New Yorker auf ihrem Foto<br />
ja auch aus: „Das ist unser neutraler Look.<br />
Wir haben einmal auf einem Foto gelächelt,<br />
und das war dann richtig bescheuert.“ Das<br />
passt vielleicht zum Konzept, laut Eddie<br />
ist ihre Musik nämlich zum Heulen, und<br />
entsprechend muten auch ihre Texte nicht<br />
besonders fröhlich an: „Unser erster Song<br />
hieß Manners und war ein misanthropisches<br />
Liebeslied. Die ersten Zeilen waren ‚I hate<br />
what I hate most of the time/but sometimes<br />
I love what I hate/that’s when I think of<br />
you‘.“ Tempers wird damit wohl zur ersten<br />
Band, von der man sich nicht wünscht,<br />
ein Liebeslied gewidmet zu bekommen –<br />
einen Bauchtanz hingegen schon.