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LOK Magazin Die Rekoloks (Vorschau)

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8<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

FAHRZEUGE: Altbau-Ellok E 32 bei DRG<br />

und DB, ÖBB-Schmalspurdampflok 399<br />

GESCHICHTE: <strong>Die</strong> V 100 im Sauerland<br />

vor 30 Jahren, Hersfelder Kreisbahn<br />

August 2013 | EUR 7,50 A: EUR 8,60 | CH: CHF 14,70 | BeNeLux: EUR 8,80<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

AKTUELLES | FAHRZEUGE | GESCHICHTE<br />

WWW.<strong>LOK</strong>MAGAZIN.DE<br />

<strong>Die</strong> Magistrale<br />

München – Berlin<br />

einst und jetzt<br />

Von 01.5 bis 58.30:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rekoloks</strong><br />

Geschichte, Technik, Einsatz


Faszination Nahverkehr<br />

Jeden<br />

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EDITORIAL<br />

Rudolf Heym<br />

Verantwortlicher Redakteur<br />

Im Sommer 1936 …<br />

… brauchte der Fdt 551 sechs Stunden und 40 Minuten für die<br />

Strecke München – Berlin. Auf der Route von damals, über Nürnberg,<br />

Saalfeld und weiter durch das Saaletal, fahren die schnellsten<br />

ICEs heute fünf Stunden und 58 Minuten (München Hbf 7:1 6 ab,<br />

Berlin Hbf tief 1 3:08 an). In der Regel wird tagsüber sechs Stunden<br />

und 1 5 Minuten gefahren. Der Zeitgewinn resultiert in erster Linie<br />

aus der Nutzung der Neubautrasse zwischen Ingolstadt und Nürnberg.<br />

In den Tagesrandlagen fahren auch noch ICEs über Treucht -<br />

lingen und sind dann über sieben Stunden unterwegs.<br />

Zum zweiten Teil unseres Beitrages über Dreischienengleise trafen<br />

unerwartet so viele interessante Fotos ein, dass wir uns entschlossen<br />

haben, dieses Material erst einmal zu sichten. Bitte also noch etwas<br />

Geduld! Es geht im Heft 9 weiter zum Thema!<br />

Herzlich Ihr<br />

ICE Berlin – München unterhalb der Burg Saaleck im Sommer 2006<br />

Rudolf Heym<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

3


INHALT<br />

München –<br />

Berlin<br />

2006 wird das S-Bahn-Bw<br />

Friedrichsfelde DB: Land unter geschlossen auch bei der 90 Bahn 8<br />

Privatbahnen:<br />

Erfolgsmodell Schönbuchbahn 16<br />

AKTUELL<br />

DB<br />

DB: Land unter bei der Bahn 8<br />

DB Regio: Skoda-Elloks für Bayern 1 1<br />

Bahnindustrie<br />

Transport-Logistic München:<br />

Innovative Bahntechnik 1 4<br />

Privatbahnen<br />

Schönbuchbahn: Erfolgsmodell 1 6<br />

TITEL<br />

Aus alt mach neu<br />

687 Dampflokomotiven verschiedener<br />

Baureihen wurden von der DR zwischen 1 957<br />

und 1 967 mit neuen, geschweißten Hoch -<br />

leistungskesseln ausgestattet 32<br />

Zum Titelbild<br />

<strong>Die</strong> 41 1 1 62 im Jahr 1 972 in Stendal mit<br />

einem Personenzug nach Oebisfelde<br />

Museum<br />

Museumsbahnen:<br />

201 4: Volldampf in Rheinland-Pfalz 1 8<br />

Österreich<br />

ÖBB: Vom Hochwasser lahmgelegt 22<br />

Südtirol: Korridorverkehr vor Einstellung 23<br />

Schweiz<br />

SBB: Ausbau der Gotthard-Achse 26<br />

Weltweit<br />

Italien: Alte Triebwagen unverzichtbar 30<br />

Rubriken<br />

Leserbriefe, Händler, Impressum 1 1 3<br />

<strong>Vorschau</strong> 1 1 4<br />

Hans van Engelen<br />

4


HEFT 08 | 2013<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

www.lok-magazin.de<br />

84<br />

Bahn-Jubiläum: Slowakei-Rundfahrt<br />

54<br />

72<br />

Heft<br />

August<br />

2013<br />

8<br />

Der Umbau von sechs V 160<br />

FAHRZEUGE<br />

Eine blieb erhalten<br />

<strong>Die</strong> Baureihe E 32: Bayerns Stangen-Ellok<br />

mit der Achsfolge 1 ’C1 ’ war gut gelungen. Bis<br />

in die 1 960er-Jahre hielten die Maschinen<br />

durch. In Bochum-Dahlhausen kann man<br />

heute die E 32 27 bestaunen 44<br />

15 Jahre sehr zuverlässig<br />

Auf dem Rahmen von sechs Maschinen<br />

der Baureihe 21 6 entstanden völlig neue der<br />

Reihe DH 1 504 54<br />

Schwammerl-Fahrten<br />

<strong>Die</strong> Lieblingslokomotiven von Josef Höge -<br />

mann sind die 399er der ÖBB. Anfang der<br />

1 970er-Jahre fuhr er ins Waldviertel 58<br />

Abschied<br />

CD-Reihe 451 /452: <strong>Die</strong>se Elektro-Triebzüge<br />

waren einmal hochmodern, mit Niederflur-<br />

Anteil. Nun sind sie alt und abgefahren. Wer<br />

noch einmal richtig durchgerüttelt werden<br />

will, muss nach Prag reisen 64<br />

Stippvisite<br />

Bei der Hersfelder Kreisbahn waren um<br />

1 980 noch einige sehr interessante ex DB-<br />

Lokomotiven im Einsatz, so V 320 001 68<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

GESCHICHTE<br />

Sechs Stunden, 15 Minuten<br />

Der Fernverkehr der Relation München –<br />

Berlin im Wandel der Zeiten: Mehrfach<br />

wechselte der Laufweg durchgehender Züge.<br />

Erst unsere ICEs sind schneller als die<br />

Triebzüge der 1 930er-Jahre 72<br />

Perfekt nach Plan<br />

1 65 Jahre Eisenbahn in der Slowakei 84<br />

Das historische Bild<br />

Bahnhof Mohorn 88<br />

Hinauf ins Sauerland<br />

<strong>Die</strong> Baureihe 21 2 vom Bw Hagen-Eckesey 90<br />

Sieg für Konyaspor<br />

Dampflokomotiven in der Türkei 1 00<br />

Bei Wendisch Rietz<br />

<strong>Die</strong> liebste Fotostelle von Sascha Kügler 1 04<br />

Eisenbahnparadies Mallorca<br />

Vielfalt auf der Ferieninsel 1 06<br />

152 Opfer!<br />

Spurensuche auf der Kalibahn Kleinfurra 1 1 0<br />

Schlusspunkt<br />

50 401 7 im Bw Osnabrück Hbf 1 1 5<br />

5


AKTUELL<br />

ZUG DER ZEIT<br />

Dampfparadies Deutschland<br />

Nicht nur in Sachen, im Harz und auf Rügen kann man tagtäglich in einem<br />

Dampfzug fahren, auch an der Ostsee ist dies möglich: Auf 900-mm-Gleisen<br />

pendelt der „Molli“ mehrmals täglich zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn<br />

und erfreut sich vor allem im Sommer bei Urlaubern großer Beliebtheit M. Behrla<br />

richten-Ticker Neue Autos geplündert Bahnhof +++ evakuiert Nachric<br />

Auf einem mit Neuwagen beladenen Zug sind in Der Wasserdampf aus einer Spülmaschine hat<br />

achrichten<br />

Neuss 65 aufgebrochene und ausgeplünderte Ende Mai den Dresdner Hbf. komplett lahmge -<br />

Autos entdeckt worden. Der Schaden betrage legt. Er löste in der Küche der DB-Lounge<br />

cker mehrere zehntausend +++ Euro, sagte Nachrichten-Ticke<br />

ein Sprecher Feueralarm aus, daraufhin wurde der Bahn hof<br />

der Bundespolizei am 18. Juni in Düsseldorf. <strong>Die</strong> komplett evakuiert. 22 Reise züge ver späteten<br />

<strong>Die</strong>be hatten es auf Airbags und die Speicherkar-<br />

sich. Zwei Löschzüge und ein Rettungs wagen<br />

hten-Ticker der Navigationsgeräte abgesehen. Der Zug<br />

+++ waren mit rund Nachrichte<br />

35 Beamten vor Ort im Einsatz.<br />

war im belgischen Genk gestartet. <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>be Laut Bahn soll die Brandmeldeanlage dem<br />

könnten auch dort zugeschlagen haben, hieß es.<br />

neuesten Stand der Technik entsprechen.<br />

6


ZUG DER ZEIT<br />

hten-Ticker +++<br />

Etwas andere Automaten...<br />

<strong>Die</strong> Nord-Ostsee-Bahn (NOB) hat Ende Mai begonnen, ihre<br />

Fahrkartenautomaten mit einem neuen und frischen<br />

Erscheinungsbild zu versehen. Mit pfiffigen Sprüchen wie<br />

„Hier nur Bargeld“, „Hier nur Plastikgeld“ oder "Achtung<br />

r +++ Nacrric+<br />

Fahrschein fällt" werden die Fahrgäste auf die einzelnen<br />

Bedienelemente hingewiesen. Martina Sandow,<br />

n-Ticker +++ Geschäftsführerin Nachrichten-<br />

der NOB sagte: „Durch das freundlich und<br />

verspielte Aussehen geben wir unseren Kunden sogar noch<br />

L. Brüggemann<br />

eine kleine Anleitung zum Fahrscheinkauf.“<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013 7


AKTUELL<br />

Das Gewicht von insgesamt fünf Loks der Baureihen 232, 233 und 241 auf den Pfeiler der Dresdner Elbe -<br />

brücke sollte ab dem 5. Juni die Statik sichern – es klappte, die Brücke hielt dem Wasser stand L. Brüggemann<br />

JUNI-HOCHWASSER<br />

Land unter auch bei der Bahn<br />

Im Mai regnete es in Bayern, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen<br />

bis zu dreimal so viel wie im 30-jährigen Mittel. Hinzu kamen die Wassermassen, die Donau und Elbe<br />

samt ihrer Nebenflüsse zu uns brachten – vielerorts musste da die Bahn kapitulieren<br />

Bereits die ersten Störungsmeldungen<br />

der Bahn von Anfang<br />

Juni verkündeten Betriebseinschränkung,<br />

angefangen von<br />

eingleisigem Betrieb auf zweigleisigen<br />

Strecken, rigiden Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />

bis hin zu Vollsperrungen<br />

ganzer Strecken wegen Gleisüberspülungen,<br />

Dammrutschen,<br />

Murenabgängen oder ganz einfach<br />

„Hochwasser“.<br />

sischen Flachland. Um Brückenschäden<br />

zu vermeiden, wur -<br />

de die Elbebrücke in Dresden am<br />

5. Juni mit Ludmilla-<strong>Die</strong>selloks<br />

zusätzlich belastet. Betrieblich<br />

besonders schwerwiegend ist die<br />

seit dem 1 0. Juni geltende<br />

Sperrung der Schnellfahrstrecke<br />

Hannover – Berlin durch Überspülung<br />

im Bereich Schön-<br />

<strong>Die</strong> Sperrung der Strecke Weilheim – Tutzing machte Umleitungen<br />

über die Ammerseebahn notwendig, wie hier am 13. Juni bei <strong>Die</strong>ßen:<br />

218 460 hat 111 005 und einen Leerzug am Haken S. Eisenhut<br />

Erste Probleme<br />

So musste bereits am 3. Juni der<br />

Bahnverkehr auf den Strecken<br />

Straubing – Bogen in Niederbayern,<br />

Stendal – Tangerhütte<br />

und Schönebeck – Magdeburg in<br />

Sachsen-Anhalt bis auf weiteres<br />

eingestellt werden. Weitere Strecken,<br />

vor allem in den neuen<br />

Bundesländern, folgten in den<br />

nächsten Tagen. Betroffen waren<br />

auch Strecken in Sachsen,<br />

Bayern und im niedersäch -<br />

8


DEUTSCHE BAHN<br />

DB | NEWS<br />

Billiger anrufen<br />

Anrufe bei der Deutschen Bahn sind<br />

seit dem 1. Juni günstiger. Dafür<br />

wurde die neue zentrale Service -<br />

nummer 01806-99 66 33 freigeschal -<br />

tet. Unabhängig von der Dauer des<br />

Gesprächs kostet ein Anruf aus dem<br />

Festnetz 20 Cent und aus dem<br />

Mobilfunknetz 60 Cent.<br />

<strong>Die</strong> Brücke bei Tröglitz gibt es nicht mehr, sie fiel den reißenden<br />

Fluten der Weißen Elster zum Opfer. Da die Brücke nicht wieder<br />

aufgebaut werden soll, ist dieses Bild bereits historisch M. Bergelt<br />

hausen, wo die Gleise auf einer<br />

Länge von rund fünf Kilometern<br />

unter Wasser standen. Da sich<br />

dort keine Besserung der Lage<br />

abzeichnete, war die DB gezwungen,<br />

einen ab dem 21 . Juni<br />

gültigen Ersatzfahrplan aufzustellen,<br />

der von Umleitungen,<br />

Zugausfällen und Fahrzeitverlängerungen<br />

geprägt ist.<br />

Berlin – Hannover gesperrt<br />

So werden die ICE-Sprinter<br />

Berlin – Frankfurt großräumig<br />

über Erfurt ungeleitet, was die<br />

Fahrzeit um eine Stunde verlängert.<br />

ICE von Berlin über<br />

Hannover mit den Zielen Köln<br />

und Düsseldorf fahren über<br />

Braunschweig – Magdeburg, wo<br />

der Bahnbetrieb nach einigen<br />

DB Regio Bayern informierte die<br />

Reisenden mit Flyern F. Napf<br />

Tagen fast völligen Stillstandes<br />

wieder aufgenommen werden<br />

konnte.<br />

Aber auch in anderen Landesteilen<br />

hieß es über längere Zeit<br />

„Land unter“ auf so mancher<br />

Bahnstrecke. So war die Verbindung<br />

München – Mittenwald<br />

zwischen Tutzing und Weilheim<br />

vom 1 . bis zum 25. Juni nicht<br />

befahrbar, am Folgetag konnte<br />

auch der Betrieb auf der Nebenbahn<br />

Murnau – Oberammergau<br />

wieder aufgenommen werden.<br />

Brücke zerstört<br />

Völlig zerstört wurde die Flutbrücke<br />

bei Tröglitz an der<br />

Strecke Zeitz – Meuselwitz (–<br />

Altenburg). Der Chemiebetrieb<br />

in Tröglitz ist nun eisenbahntechnisch<br />

abgeschnitten. Aus<br />

Richtung Altenburg hatte man<br />

den Abschnitt Meuselwitz –<br />

Tröglitz schon stillgelegt, nach -<br />

dem der Kohleverkehr im Frühjahr<br />

201 3 endete. Jetzt soll dieser<br />

Abschnitt wieder reaktiviert<br />

werden, der mittlerweile an die<br />

DRE verpachtet wurde. Das Chemiewerk<br />

in Tröglitz, das auf<br />

einen Gleisanschluss ange -<br />

wiesen ist, soll so bereits im Juli<br />

wieder auf der Schiene erreichbar<br />

sein.<br />

Am 25. Juni sprach die Bahn von<br />

Gesamtschäden in Höhe von<br />

einer Milliarde Euro. Und da die<br />

Deutsche Bahn seit 2007 keine<br />

Flut-Versicherung mehr hat,<br />

wird der Fahrgast zahlen<br />

müssen...<br />

LM<br />

NBS mit Güterzügen<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Bahn möchte, dass auf<br />

der geplanten Neubaustrecke von<br />

Frankfurt nach Mannheim sowohl ICE<br />

wie auch Güterzüge fahren. <strong>Die</strong>s sei<br />

den Gutachtern, die sich derzeit noch<br />

einmal grundlegend mit diesem Bau -<br />

vorhaben befassen, über mittelt<br />

worden, heißt es in Bahnkreisen. Der<br />

Konzern erteilt damit den Überlegun -<br />

gen eine Absage, den Personen- und<br />

Güterverkehr zwischen den beiden<br />

Ballungsräumen zu entflechten, also<br />

über die Neubaustrecke allein ICE zu<br />

führen oder umgekehrt diese Strecke<br />

sogar ausschließlich für Güterzüge zu<br />

bauen. Während die Planung für eine<br />

schnellere Verbindung von Frankfurt<br />

nach Fulda und Würzburg vor einigen<br />

Monaten wieder aufgenommen<br />

wurde, ruhen derzeit die Arbeiten für<br />

das Neubauprojekt Richtung Mann -<br />

heim. Das Bundesverkehrsministe ri -<br />

um hat ein Gutachten dazu bestellt,<br />

wie der Eisenbahnverkehr im gesam -<br />

ten Raum zwischen Köln und Basel in<br />

Zukunft geordnet werden soll, das für<br />

den Herbst erwartet wird. Nach den<br />

neuen Vorstellungen der DB sollen auf<br />

der Neubaustrecke nach Mannheim<br />

tagsüber ausschließlich ICE fahren,<br />

nachts ausschließlich Güterzüge. LM<br />

Das Ostkreuz wird teurer<br />

Ein weiteres Berliner Großprojekt<br />

dauert länger als geplant – und wird<br />

außerdem teurer. Der Umbau des<br />

Bahnhofs Ostkreuz in Berlin, der Ende<br />

2016 abgeschlossen werden sollte,<br />

verzögert sich bis 2018. <strong>Die</strong> Kosten,<br />

die auf 411 Millionen Euro veran -<br />

schlagt worden waren, erhöhen sich<br />

voraussichtlich um sechs Millionen<br />

Euro. Das teilte Mario Wand von der<br />

DB Projekt Bau mit. An der Verspä -<br />

tung sei jedoch nicht die Bahn schuld.<br />

Da das Eisenbahn-Bundesamt mehr<br />

als elf Jahre gebraucht habe, die<br />

Genehmigung für einen wichtigen Teil<br />

des Projekts zu erlassen, sei der<br />

Zeitplan durcheinander geraten. LM<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013 9


AKTUELL<br />

DB | TICKER<br />

Dachau – Altomünster wird gesperrt<br />

Mit der Lokalbahnidylle und den dort<br />

noch eingesetzten 628 ist es bald<br />

vorbei: Voraussichtlich mit Beginn der<br />

bayeri schen Sommerferien 2013 wird<br />

die Strecke für eineinhalb Jahre<br />

gesperrt, elektri fiziert und bis Ende<br />

2014 zur S-Bahn ausgebaut. LM<br />

Münster – Lünen: Planung stockt<br />

Seit Monaten streiten sich Bund und<br />

das Land NRW über den Ausbau der<br />

ein gleisigen Bahnstrecke zwischen<br />

Münster und Lünen. Jetzt scheint nach<br />

Angaben der Westfälischen Nachrich -<br />

ten die DB Netz selbst das Projekt<br />

voranzutreiben und die zweite Pla -<br />

nungs stufe mit Kosten von über 30 Mio.<br />

Euro vorfinanzieren zu wollen. Der seit<br />

mehr als 25 Jahren geplante Ausbau<br />

scheiterte bisher am Geld für die<br />

zweite Planungsstufe und am Wunsch<br />

des Bundesverkehrsministeriums, noch<br />

einmal die Wirtschaftlichkeit überprü -<br />

fen zu lassen und auf den neuen Bun -<br />

desverkehrswegeplan 2015 zu warten.<br />

In früheren Berechnungen hatte sich<br />

der Kosten-Nutzen-Vorteil des Ausbaus<br />

als denkbar knapp dargestellt. LM<br />

Müglitztalbahn gesperrt<br />

<strong>Die</strong> DB hat zwischen Dohna und Nie -<br />

derschlottwitz mit der Sanierung von<br />

vier Stahlbrücken über die Müglitz aus<br />

dem Jahr 1937 be gonnen. Um die<br />

Arbeiten auszuführen, muss das Gleis<br />

auf den Brücken aus gebaut werden.<br />

Deshalb ist noch bis zum 25. August<br />

2013 eine durch gehende Sperrung der<br />

Strecke erfor derlich. Von der Sperrung<br />

ist die Städtebahn Sachsen betroffen,<br />

die einen Schienenersatzverkehr mit<br />

Bussen anbietet. Insgesamt investiert<br />

die Deutsche Bahn für die Sanierung<br />

der Brücken rund 1,4 Mio. Euro. LM<br />

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E 44 044 mit dem Eröffnungs-Sonderzug auf dem Viadukt über den<br />

Eulabach in Niedergräfenhain bei Geithain am 19. Juni R. Lüderitz<br />

BORNA – GEITHAIN<br />

Elektrischer Betrieb aufgenommen<br />

Am 1 9. Juni 201 3 wurde der elektrische Betrieb zwischen Borna<br />

und Geithain mit einer internen Fahrt der am Bau beteiligten<br />

Mitarbeiter eröffnet. Der Eröffnungszug bestand aus drei Schnell -<br />

zugwagen und einem Salonwagen. <strong>Die</strong> Zuglok war die E 44 044,<br />

die den Zug von Leipzig bis Geithain führte. <strong>Die</strong> Verlängerung der<br />

elektrifizierten Strecke Neukiritzsch – Borna bis Geithain ist wegen<br />

des zukünftigen S-Bahn-Netzes notwendig.<br />

RL<br />

AUSSERFERNBAHN<br />

Sperrung wegen Elektrifizierung<br />

Seit dem 6. Juli haben die ÖBB für zwei Monate den Streckenabschnitt<br />

von Reutte in Tirol bis Vils gesperrt, um ihn zu<br />

elektrifizieren. <strong>Die</strong> Sperrung wird bewusst in die Zeit der<br />

österreichischen Schulferien gelegt, da dann, neben dem fehlenden<br />

Schülerverkehr, auch der ansonsten äußerst umfangreiche<br />

Güterverkehr am geringsten ist. Der Bahnhof Vils muss jedoch<br />

auch während der Sperrung weiterbedient werden. Voraussichtlich<br />

wird dieser Güterverkehr während der Sperrung wieder komplett<br />

über Pfronten – Kempten – München und weiter über Kufstein<br />

nach Innsbruck abgewickelt werden.<br />

AB<br />

Außerfern-Umleiter: 225 020 und 010 mit vier Zementwagen bei<br />

Pfronten-Ried im Juli 2011<br />

A. Bauer<br />

10<br />

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DEUTSCHE BAHN<br />

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Sie schon?<br />

Ab 2016 auch zwischen München und Nürnberg unterwegs: <strong>Die</strong><br />

Skoda-109 E – hier die slowakische Variante<br />

T. Böhme<br />

DB REGIO BAYERN<br />

Bald mit Skoda-Elloks und -Dostos<br />

DB Regio Bayern hat das Vergabeverfahren Ringzug West/NBS der<br />

Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) gewonnen. <strong>Die</strong>s hat die<br />

BEG am 1 7. Juni mitgeteilt. Es geht um den Regionalverkehr auf<br />

den Strecken München – Ingolstadt – (NBS) – Nürnberg, Augsburg<br />

– Treuchtlingen – Nürnberg und Treuchtlingen – Ingolstadt –<br />

München, die ab Dezember 201 6 nach dem neuen, über zwölf<br />

Jahre laufenden Verkehrsvertrag bedient werden. <strong>Die</strong> DB will außer<br />

auf der Neubaustrecke fabrikneue Doppelstocktriebzüge der<br />

TWINDEXX-Bauart von Bombardier einsetzen. Beim München-<br />

Nürnberg-Express sollen hingegen neue druckfeste und -dichte<br />

Garnituren der Firma Skoda zum Einsatz kommen. DB Regio<br />

Bayern hat daher beim tschechischen Hersteller sechs Elloks der<br />

Baureihe 1 09 E samt passender Doppelstockwagen-Garnituren<br />

bestellt. Ein Pendelzug für die Strecke München – Ingolstadt –<br />

Nürnberg wird ab Ende 201 6 aus einer 1 09 E, fünf Mittelwagen<br />

und einem Steuerwagen bestehen. Alle Fahrzeuge werden für eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ausgelegt, sollen aber nur<br />

mit 1 90 km/h eingesetzt werden. <strong>Die</strong> neuen Züge werden deutlich<br />

mehr Sitzplätze aufweisen als die derzeit verwendeten Bpmz-<br />

Garnituren: Skoda kündigt 679 Sitzplätze in der 2. und 26 Plätze in<br />

der 1 . Klasse an. Daneben wird es Multifunktionsräume mit<br />

weiteren 82 (Klapp-)Sitzplätzen und zwei Plätze für mobilitätseingeschränkte<br />

Fahrgäste geben. Auch die Fahrradmitnahme wird<br />

ausgebaut: Es wird Stellplätze für für zu 37 Fahrräder geben. <strong>Die</strong><br />

Instandhaltung der neuen Fahrzeuge wird überwiegend die<br />

Werkstatt München-Pasing übernehmen.<br />

LM<br />

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<strong>Die</strong> DB AG beschafft für den München-Nürnberg-Express neue Dosto-<br />

Wendezüge von Skoda. Wie denken Sie über diese Maßnahme?<br />

Eine gute Idee, das bringt frischen Wind auf deutsche Gleise<br />

Ich kann das nicht verstehen, die jetzigen Züge haben sich bewährt<br />

Warten wir ab, bis die neuen Fahrzeuge Realität sind<br />

<strong>LOK</strong>-MAGAZIN INTERNET-UMFRAGE<br />

Abstimmen und Ergebnisse unter: www.eisenbahnwelt.de<br />

Umfrage aus LM 07: Wir fragten nach Ihrem Verständnis für die Sanierung des<br />

Berliner Hauptbahnhofs. 36 % unserer Leser meinen, die Baufirmen müssten<br />

seitens der DB in Regress genommen werden. 57 % sind der Meinung, in Berlin<br />

würde nur noch gepfuscht und 7 % sehen Risiken bei neuen Bautechniken.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

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AKTUELL<br />

DB | NEWS<br />

Marktanteile verloren<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Bahn verliert sowohl im<br />

Nah- als auch im Güterverkehr<br />

weiterhin Marktanteile. Gemessen an<br />

den auf dem DB-Netz gefahrenen<br />

Kilometern bauten die Wettbewerbsbahnen<br />

ihren Anteil 2012 auf 22,4%<br />

aus – gut die Hälfte mehr als vor fünf<br />

Jahren. Im Vorjahr hatte DB Regio nur<br />

noch 52 % aller Vergaben gewonnen<br />

nach 72 % im Jahr zuvor. Noch<br />

schlechter sieht es beim regionalen<br />

Busverkehr aus, wo DB Regio Bus<br />

gerade noch jede fünfte Ausschreibung<br />

in die Bücher nehmen konnte. 2012<br />

steigerten die Wettbe werber ihren<br />

Anteil am Schienen personen -<br />

nahverkehr auf 25 % (nach nur 18,4%<br />

vor vier Jahren) und auf 28,6 (21,1)% im<br />

Schienengüterverkehr. Nur im<br />

Fernverkehr blieb die Bahn mit ihren<br />

weißen IC- und ICE-Zügen im<br />

Wesentlichen ohne Konkurrenz. LM<br />

Kurzarbeit in Niesky<br />

Bei der DB Waggonbau Niesky GmbH ist<br />

Kurzarbeit angesagt. Wie ein Sprecher<br />

der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH,<br />

der das Nieskyer Werk angegliedert ist,<br />

bestätigte, betrifft dies circa 200 von<br />

300 Beschäftigten. „<strong>Die</strong> Auftragslage ist<br />

insgesamt gut. Nur in diesem Jahr<br />

reicht sie nicht aus, um alle Mitarbeiter<br />

voll zu beschäftigen", so der Sprecher<br />

weiter. Man könne von einem<br />

„vorübergehenden Auftrags tief“<br />

sprechen.<br />

LM<br />

Zum Einsatzgebiet der Braunschweiger 111 (siehe rechts) zählt auch<br />

die Strecke Emden Hbf. – Emden Außenhafen (6. Juni) C.-P. Heißenbüttel<br />

DB FERNVERKEHR<br />

Neue Lieferprobleme<br />

Ständig steigende Fahrgastzahlen im Fernverkehr sind eigentlich ein<br />

Grund zur Freude bei der DB. Allerdings sind dem Wachstum auch<br />

Grenzen gesetzt, da die Bahn unter ihren Fahrzeugengpässen leidet<br />

und sich das nächste Lieferproblem ankündigt: Erst scheiterte Siemens<br />

mit der fristgerechten Bereitstellung weiterer ICE-Züge, jetzt<br />

droht sich die Zulassung neuer Doppelstock-IC-Züge von Bombardier<br />

erneut zu verzögern. „Wir haben Sorge, ob der Termin Sommer<br />

201 4 gehalten werden kann“, sagte der Personenverkehrsvorstand<br />

Ulrich Homburg. <strong>Die</strong> Bahn habe den Hersteller aufgefordert, einen<br />

verbindlichen Termin zu nennen. Bombardier entgegnete, das Unternehmen<br />

arbeite „mit Hochdruck“ daran, die Züge „Sommer bis<br />

Herbst 201 4“ ausliefern zu können. Eigentlich wollte die Bahn die<br />

ersten der neuen Züge bereits zum Winterfahrplan 201 3 einsetzen.<br />

<strong>Die</strong>ser Termin musste schon um ein halbes Jahr verschoben werden.<br />

Bestellt sind 1 35 Doppelstock-IC-Wagen sowie 27 Lokomotiven in einem<br />

Gesamtwert von 360 Millionen Euro. LM<br />

<strong>Die</strong> 120 122 passiert mit dem CNL 1246 (München Ost – Berlin-Lichtenberg) am Zughaken am Morgen<br />

des 6. Juni die Museumsinsel in Berlin<br />

S. Schrader<br />

12


DEUTSCHE BAHN<br />

BAUREIHEN | TICKER<br />

Baureihe 110<br />

Nach der Abstellung von 110 416 im März und<br />

110 483 im Mai 2013 verfügt das Werk Stuttgart nur<br />

noch über 110 446, die auch Ende Juni noch<br />

zwischen Stuttgart und Tübingen vor Regionalzügen<br />

im Einsatz stand. Am 28. August 2013 läuft die Acht-<br />

Jahres- Frist des Einzelgängers ab. Folglich haben<br />

Tübinger Lokführer bereits Einweisungen auf der<br />

Baureihe 111 erhalten.<br />

LM<br />

Am 6. Juni wurde der IC 119 über die rechte Rhein -<br />

strecke umgeleitet, hier in Assmannshausen F Kauffeld<br />

BAUREIHE 103<br />

Wieder mehr Auslauf<br />

Seit dem 5. Juni setzt das Werk Frankfurt wieder seine<br />

1 03 235 im Umlaufplan ein. Durch einen Vogelschlag<br />

wurde dann am 24. Juni ein oberes Spitzenlicht der Lok<br />

beschädigt, sodass sie durch 1 20 1 1 2 ersetzt werden<br />

musste. <strong>Die</strong> Münchner 1 03 245 hingegen absolviert<br />

problemlos ihre Kilometer in ihrem Plan. 1 03 1 84<br />

wurde Ende Juni von Köln-Deutzerfeld nach<br />

Darmstadt-Kranichstein überführt, wo sich schon 1 03<br />

1 01 als nicht betriebsfähiges Museumstück befindet.<br />

Bei Redaktionsschluss war die Zukunft der 1 03 1 84<br />

noch ungewiss, im Gespräch war unter anderem eine<br />

betriebsfähige Aufarbeitung der Lok oder eine<br />

Verwendung als Ersatzteilspender für die Frankfurter<br />

1 03 235 und die ebenfalls dort stationierte 1 03 1 1 3, die<br />

bislang noch gar nicht zum Einsatz gekommen ist, aber<br />

betrieblich benötigt wird.<br />

AW<br />

Baureihe 111<br />

Beim Werk Braunschweig wurde der 111-Bestand<br />

erhöht: Ende Mai trafen vier neue Loks (111 073,<br />

110, 189 und 198) ein, die in Frankfurt/Main nicht<br />

mehr benötigt wurden.<br />

CPH<br />

Baureihe 140<br />

Nur noch in Seelze aktiv sind derzeit die letzten Loks<br />

der Baureihe 140, wobei nur noch Leistungen im<br />

Raum Hannover/Braunschweig absolviert werden.<br />

Alle anderen 140 wurden dem Stillstandsmanagement<br />

übergeben, wobei eine Reaktivierung<br />

einzelner Maschinen nicht ausgeschlossen ist. LM<br />

Baureihe 442<br />

Gut drei Wochen lang hatte die Bahn-Tochter DB<br />

Regio Südwest Menschen aus 35 Gemeinden und<br />

Städten zwischen Perl und Trier dazu aufgerufen, für<br />

ihren Ort zu stimmen und so insgesamt 13 Talent-2-<br />

Triebwagen einen Namen zu geben. In dieser Zeit<br />

wurden 8.265 Stimmen abgegeben. <strong>Die</strong> Stadt Trier,<br />

die mitunter gerne als „Moselmetropole“ für sich<br />

wirbt und auch als potenzieller Taufpate im Rennen<br />

war, zog den Kürzeren, gewählt wurde unter<br />

anderem Oberbillig.<br />

LM<br />

BAUREIHEN-NEWS<br />

Baureihe 155<br />

Immer seltener werden die DB-Loks mit roter Lackierung und<br />

Lätzchen auf der Stirnseite. Von den schon zu Reichs bahn-<br />

Zeiten „Energie-Container“ genannten Maschinen der<br />

Baureihe 155 sind mit 155 214 und 219 noch zwei Exemplare<br />

derartig lackiert unterwegs. Erstere hatte am 18. April einen<br />

Güterzug von Moers nach Gremberg zu bespannen und<br />

durcheilte dabei den Bahnhof Moers.<br />

S. Weisskopf<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

Baureihe 180<br />

<strong>Die</strong> „Knödelpressen“ der Baureihe 180 verabschieden sich<br />

langsam aus dem <strong>Die</strong>nst: In den letzten Wochen wurden die<br />

außer <strong>Die</strong>nst gestellten Elloks der Baureihe 180 vom Still -<br />

standsmanagement der DB AG in Chemnitz zusammen -<br />

gezogen. Der Weg der Loks führte zum Teil aus eigener Kraft<br />

zumeist über Zwickau, um dann nach Chemnitz überführt zu<br />

werden. Hier 180 002 am 29. April in Zwickau. U. Möckel<br />

13


AKTUELL<br />

Auf einem Schwerlast-Straßentransporter präsentierte Bombardier die Baureihe 187, die auch Anschluss -<br />

gleise ohne Fahrdraht Anschlussgleise bedienen kann<br />

Bombardier<br />

TRANSPORT-LOGISTIC MÜNCHEN<br />

Innovative Bahntechnik<br />

Auf der Fachmesse Transport-Logistic, die Anfang Juni 2013 zum 14. Mal in München stattfand, wurde<br />

von der Bahnindustrie wieder einmal innovative Technik gezeigt<br />

Bombardier hat auf der TRAXX-<br />

Plattform die Baureihe 1 87 mit<br />

einer Leistung von sechs MW<br />

entwickelt, die nicht nur im elektrischen<br />

Betrieb, sondern auch<br />

im „Last-Mile-Modus“ schwere<br />

Züge bis zu 2.000 Tonnen ziehen<br />

kann. Über kurze Strecken<br />

kann sich die 1 8,9 Meter lange<br />

Lok sogar ausschließlich mit ihrer<br />

Batterie, also völlig emissionsfrei,<br />

bewegen. Reicht die Batterie<br />

nicht aus, wird ein<br />

<strong>Die</strong>selmotor zugeschaltet. Der<br />

Übergang von der elektrischen<br />

auf die <strong>Die</strong>seltraktion erfolgt dynamisch,<br />

also ohne Anhalten.<br />

<strong>Die</strong> Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

können in Zukunft ihre<br />

Verkehre in die Häfen, Güterterminals,<br />

Ladenhallen etc. nahtlos<br />

ohne zusätzlichen Einsatz von<br />

14<br />

Lkws oder Rangierlokomotiven<br />

gestalten, was den Zeitaufwand<br />

vermindert und Kosten z. B. für<br />

Rangierloks und Rangierarbeiter<br />

einspart. <strong>Die</strong> Höchstgeschwindigkeit<br />

der 1 87 beträgt unter<br />

Fahrdraht 1 60 km/h, im „Last-<br />

Mile-Modus“40 km/h, ohne Zug<br />

in dieser Betriebsart 60 km/h.<br />

Bestellt haben die Baureihe 1 87<br />

bisher die Lokomotiv-Vermieter<br />

Railpool und Akiem, und BLS<br />

Cargo will ab 201 4 drei von Railpool<br />

gemietete Loks kommerziell<br />

einsetzen, sobald die Zulassung<br />

für die Schweiz vorliegt.<br />

Schweizer Zweikraftlok<br />

Um die bisher im Rangierdienst<br />

für die Güterzüge tätigen <strong>Die</strong>sellokomotiven<br />

zu ersetzen, die bezüglich<br />

Alter, Leistungsfähigkeit<br />

und Ökobilanz nicht mehr den<br />

heutigen Ansprüchen genügen,<br />

hat SBB Cargo bei Stadler Rail 30<br />

Zweikraft-Lokomotiven des Typ<br />

Eem 923 beschafft. Mit einer<br />

Länge von 9.1 00 Millimetern<br />

sind die zweiachsigen Loks<br />

kaum länger als ein Rangiertraktor,<br />

aber mit einer Stundenleistung<br />

von 1 ,5 MW im elektrischen<br />

Betrieb (290 kW im<br />

<strong>Die</strong>selbetrieb) erheblich leistungsstärker.<br />

Grund sätzlich<br />

sind die Eem 923 von den bei<br />

SBB Personenverkehr tätigen<br />

Rangierloks Ee 922 abgeleitet,<br />

der Antrieb erfolgt über zwei<br />

Drehstrom-Asynchronmotoren<br />

mit Stromrichtern. Für die fahrdrahtunabhängige<br />

Energieerzeugung<br />

ist zusätzlich ein dieselelektrischer<br />

Antrieb mit einem


Erstaunliche 100 km/h erreicht die kleine Zweikraftlok von Stadler<br />

Rail, von der SBB Cargo bereits 30 Exemplare bestellt hat<br />

336 kW starken <strong>Die</strong>selmotor vorhanden.<br />

Mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />

von 1 00 km/h<br />

(technisch sind auch 1 20 km/h<br />

möglich) sind die kleinen Lokomotiven<br />

auch für den leichten<br />

Streckendienst einsetzbar.<br />

Container-Verladung<br />

<strong>Die</strong> Firma „innovatrain“ beschäftigt<br />

sich in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

„railcare“,<br />

das dem Schweizer Großverteiler<br />

Coop gehört, mit dem schnellen<br />

und einfachen Umladen von<br />

Wechselbehältern und Containern<br />

von Eisenbahnwagen auf<br />

Lkw. Dafür hat das Unternehmen<br />

eine recht einfache Horizontal-Umschlagtechnik<br />

entwickelt,<br />

bei der keine Portalkräne<br />

oder andere schwere Geräte<br />

benötigt werden. Das Umladen<br />

in kürzester Zeit kann der Lkw-<br />

Fahrer alleine bewältigen.<br />

Während die Wechselbehälter<br />

auf dem Umschlagplatz auf eigenen<br />

Beinen stehen, können Seecontainer<br />

bisher nur auf dem Boden<br />

abgestellt oder übereinander<br />

gestapelt werden. „innovatrain“<br />

hat nun eine Station entwickelt,<br />

in die der Lkw einfahren kann<br />

und mit Hilfe von Führungsrohren<br />

zentimetergenau in eine Position<br />

gebracht wird, die es dem<br />

Fahrer ermöglicht, die vier Stützen<br />

der Station entweder an die<br />

Greifkanten des Wechselbehälters<br />

oder mittels normierten<br />

ISO-Adaptern an die Container<br />

anzulegen. Wird eine solche Station<br />

an einer Laderampe angebracht,<br />

können die Container auf<br />

Ladehöhe gebracht und be- oder<br />

entladen werden, während der<br />

Lkw bereits wieder andere Aufträge<br />

übernehmen kann.<br />

INDUSTRIE<br />

Neuheit „Cargo-Beamer“<br />

Mehr als 60 Prozent aller Lkw<br />

fahren auf den europäischen Autobahnen<br />

mit Sattelaufliegern,<br />

von denen die allermeisten aus<br />

technischen Gründen, nämlich<br />

wegen der unzureichenden Fes -<br />

tigkeit, nicht mit Portalkränen<br />

oder anderem schweren Gerät<br />

auf die Eisenbahn verladen werden<br />

können.<br />

Der „CargoBeamer“ ist ein Tragwagen,<br />

der eine herausnehmbare,<br />

vorne und hinten offene Wanne<br />

aufweist, in die ein nicht<br />

kranbarer Sattelauflieger hineingefahren<br />

wird. Danach kann die<br />

Wanne mit dem Auflieger auf<br />

den Tragwagen gesetzt werden.<br />

<strong>Die</strong>ser Vorgang kann auf einem<br />

klassischen Terminal stattfinden.<br />

Andererseits kann der „CargoBeamer“<br />

auch auf einem speziell<br />

eingerichteten Terminal (jeder<br />

Größe) automatisch mittels<br />

zweier „Laufbahnen“ horizontal<br />

auf den Tragwagen verschoben<br />

werden, was auch unter der<br />

Fahrleitung stattfinden kann.<br />

Nach Angaben des Herstellers<br />

sollen mit dem „CargoBeamer“<br />

auch Sattelauflieger von vier Meter<br />

Eckhöhe auf nicht angepassten<br />

Eisenbahnstrecken transportiert<br />

werden können.<br />

Neue Intermodalwagen<br />

<strong>Die</strong> AAE Gruppe, der führende<br />

Vermieter von Eisenbahnwagen<br />

für den Kombinierten Verkehr in<br />

Europa, beschafft in einem ers -<br />

ten Schritt 1 00 neue Intermodalwagen<br />

vom Typ „Twin II“, um<br />

das Transportangebot von so genannten<br />

Megatrailern auf der<br />

Schiene zu vergrößern. Dank<br />

neuer Konstruktion sind die<br />

Dop pelwagen bedienfreundlicher<br />

und robuster als die bisherigen<br />

Typen und zudem zwei Tonnen<br />

leichter. Scheiben bremsen<br />

senken nicht nur die Wartungskosten,<br />

sondern vor allem auch<br />

die Lärmbelästigung. <strong>Die</strong> nächste<br />

Transport-Logistic findet 201 5<br />

statt.<br />

SÖN<br />

Der „Cargo-Beamer“ für den Auflieger-Transport H.-B. Schönborn (2)<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

15


AKTUELL<br />

Mit drei RegioShuttle war am 6. Juni ein morgendlicher Schülerzug auf der Schönbuchbahn auf dem Weg<br />

nach Dettenhausen. Der blau lackierte RS1 stammt von der Strohgäubahn<br />

E. Kauffeld<br />

SCHÖNBUCHBAHN<br />

Unglaubliches Erfolgsmodell<br />

<strong>Die</strong> Bundesbahn hatte den Betrieb auf der Nebenbahn von Böblingen nach Dettenhausen bereits<br />

1967 eingestellt. Jahrelang lag die Strecke brach, aber nach ihrer Reaktivierung wurde sie zum<br />

Erfolgsmodell: Heute nutzen mehr als 10.000 Fahrgäste täglich die von der WEG betriebene Bahn<br />

Trotz Bürgerprotesten verkehrte<br />

auf der Nebenbahn von Böblingen<br />

nach Dettenhaus im Mai<br />

1 967 der letzte GmP der Deutschen<br />

Bundesbahn, nachdem die<br />

letzten normalen Reisezüge<br />

schon zwei Jahre zuvor eingestellt<br />

worden waren. Doch die<br />

nicht endenden Bemühungen<br />

um eine Reaktivierung der<br />

Strecke waren letztendlich von<br />

Erfolg gekrönt: Ende der 80er-<br />

Jahre wurde die Württembergische<br />

Eisenbahngesellschaft<br />

(WEG) von den Lankreisen Böblingen<br />

und Tübingen mit der Erstellung<br />

eines Gutachtens über<br />

die Wiederaufnahme des Personenverkehrs<br />

beauftragt.<br />

Reaktivierung kommt<br />

Vier Jahre später befürworte das<br />

Verkehrsministerium von Baden-Würrtemberg<br />

die Reaktivierung.<br />

Der eigens gegründete<br />

Zweckverband Schönbuchbahn<br />

16<br />

wurde ins Leben gerufen und<br />

konnte Ende Dezember 1 993 die<br />

Strecke für den symbolischen<br />

Preis von einer DM von der DB<br />

kaufen.<br />

Investitionen lohnen sich<br />

Der Zweckverband investierte in<br />

Folge 25 Millionen DM für die<br />

Beschaffung von vier RS1 -Triebwagen<br />

und die Sanierung der Infrastruktur.<br />

Hierdurch konnte<br />

die Höchstgeschwindigkeit von<br />

von 50 auf 80 km/h angehoben<br />

werden. Am 1 . Dezember 1 996<br />

konnte der Personenverkehr wieder<br />

aufgenommen werden. <strong>Die</strong><br />

ursprünglich prognostizierte<br />

Fahrgastzahl von 2.500 – 3.500<br />

Reisenden pro Tag wurde mit<br />

3.700 Fahrgästen sofort überschritten,<br />

im Jahre 2000 wurden<br />

schon 5.500 Reisende gezählt,<br />

was die Bahn an ihre Kapazitätsgrenze<br />

brachte. Folglich wurden<br />

die Bahnsteige verlängert, zwei<br />

weitere RS1 beschafft und die<br />

Fahrzeughalle in Dettenhausen<br />

erweitert.<br />

Heute wird die Schönbuchbahn<br />

von mehr als 1 0.000 täglichen<br />

Fahrgästen genutzt. Von<br />

frühmorgens bis spätabends rollen<br />

die RS1 an Werktagen im 30-<br />

Minuten-Takt. Um dem Fahr -<br />

gastandrang Herr zu werden, ist<br />

mittlerweile ein 1 5-Minuten-Takt<br />

zu den Spitzenzeiten geplant.<br />

Angedacht ist daher die Elektrifizierung<br />

der Strecke sowie ein<br />

teilweise zweigleisiger Ausbau<br />

und die partielle Erhöhung der<br />

Geschwindigkeit auf 1 00 km/h.<br />

Da die Finanzierung dieser Maßnahmen<br />

aber bislang nicht geklärt<br />

ist, behilft man sich derzeit<br />

mit der Erweiterung der Platzkapazität<br />

in den Zügen durch den<br />

Einsatz von zwei weiteren RS1 ,<br />

die als Gebrauchtfahrzeuge von<br />

der Strogäubahn übernommen<br />

wurden.<br />

JML


PRIVATBAHNEN<br />

PRIVATBAHNEN | NEWS<br />

Lok 228 758 der Rennsteigbahn am 19. Mai nahe dem Haltepunkt<br />

Thomasmühle mit dem Zug Stützerbach – Schmiedefeld F. Heilmann<br />

RENNSTEIGBAHN<br />

Sonderverkehr zum Schmiedefeuer<br />

Anlässlich der Veranstaltung Schmiedefeuer am 1 8. und 1 9. Mai im<br />

Bahnhof Rennsteig hat die Rennsteigbahn (RBG) in Kooperation<br />

mit der Süd Thüringen Bahn (STB) und der Mittelweserbahn<br />

(MWB) Personenzugverkehr von Ilmenau über Rennsteig nach<br />

Themar angeboten. Zum Einsatz sind dabei folgende Triebfahrzeuge<br />

gekommen: V 1 702 (MWB, ex DR 202 827), Lok 228 758 (RBG,<br />

ex DR) und VT 1 1 6 (650 51 6 der STB). Fahrgäste, die die gesamte<br />

Strecke von Ilmenau über Rennsteig bis Themar bereisen wollten,<br />

mussten jedoch zweimal Umsteigen, da die Strecke in drei<br />

Teilabschnitten mit Pendelverkehr bedient wurde. <strong>Die</strong> V 1 702<br />

pendelte zwischen dem Bahnhof Ilmenau und Stützerbach, 228 758<br />

der RBG zwischen Stützerbach und Schleusingen und der Regio<br />

Shuttle VT 1 1 6 der STG kam zwischen Schleusingen und Themar<br />

zum Einsatz.<br />

FH<br />

EPG verkauft Anteile<br />

<strong>Die</strong> Eisenbahngesellschaft Potsdam<br />

mbH hat Ihren Anteil von 50% an der<br />

Städtebahn Sachsen GmbH sowie an<br />

dem Tochterunternehmen Städtebahn<br />

Service GmbH mit Wirkung vom 1. Ju -<br />

ni 2013 verkauft (<strong>Die</strong> Aufnahme von<br />

Ch. Much zeigt den Städtebahn-<br />

642 827 zwischen Pirna und Bad<br />

Schandau). <strong>Die</strong> Eisenbahngesellschaft<br />

Potsdam hat sich zu diesem Schritt<br />

entschieden, um ihren Fokus wieder<br />

intensiver auf das Kern geschäft des<br />

Schienengüterverkehrs zu legen.<br />

Außerdem will sich die EGP zukünftig<br />

mehr auf den regionalen Schienen -<br />

personennahverkehr zu konzen -<br />

trieren.<br />

LM<br />

Mit den vier SNCB-Elloks 1901, 1902, 1861 und 1877 im Schlepp war 217 002 der BTE am 19. Juni bei<br />

Sulzbach-Rosenberg auf dem Weg ins CZ-Prüfcenter Velim<br />

T. Szymanowski<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

17


AKTUELL<br />

Wie ein leichter F-Zug aus der Frühzeit der Deutschen Bundesbahn wirkt der Sonderzug, den 01 150 am<br />

7. Juni in Main-Kastel bespannte. <strong>Die</strong> Lok wird auch beim Rhein-Neckar-Volldampf dabei sein U. Pfeiffer<br />

JUBILÄUM VERKEHRSVERBUND RHEIN-NECKAR<br />

2014 wieder unter Volldampf<br />

Das Land Rheinland-Pfalz, der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd und<br />

der Verkehrsverbund Rhein-Neckar feiern am Himmelfahrtswochenende 2014 mit viel Dampf wieder<br />

ein großes Eisenbahnfest<br />

Anlässlich des 25. Geburtstages<br />

des Verkehrsverbundes Rhein-<br />

Neckar, der Einführung des<br />

Rheinland-Pfalz-Taktes vor 20<br />

Jahren und der Landesgartenschau<br />

in Landau/Pfalz, werden<br />

vom 28. Mai 201 4 bis 1 . Juni<br />

201 4 von Neustadt an der Weinstraße<br />

aus viele Dampfzüge in<br />

alle Richtungen unterwegs sein.<br />

18<br />

Dampfzentrum Neustadt/W.<br />

Befahren werden Strecken nach<br />

Mannheim und weiter in Richtung<br />

Darmstadt und Heilbronn,<br />

nach Karlsruhe, Bad Kreuznach<br />

durch das Alsenztal sowie die<br />

Strecken von Worms nach Alzey<br />

oder Bensheim: Als Auftaktveranstaltung<br />

wird am 28. Mai 201 4<br />

der beliebte „Bundenthaler“ ins<br />

Dahner Felsenland mit einer<br />

Dampflok bespannt. Planmäßige<br />

Züge werden bei dieser Veranstaltung<br />

nicht mit Dampf loks bespannt,<br />

sondern es verkehren<br />

Zusatzzüge. <strong>Die</strong>se bedienen<br />

zahlreiche Unterwegshalte.<br />

Auch andere EVU im Bereich<br />

des Verkehrsverbundes Rhein-<br />

Neckar werden sich an der<br />

Großveranstaltung mit historischen<br />

Fahrzeugen beteiligen.<br />

Insgesamt sollen sieben Dampf -<br />

loks zum Einsatz kommen. Darüber<br />

hinaus feiert 201 4 das<br />

„Kuckucksbähnel“ – die erste<br />

rheinland-pfälzische Museumsbahn<br />

zwischen Lambrecht/Pfalz<br />

und Elmstein – seinen 30. Geburtstag.<br />

Normale Fahrkarten gelten<br />

Bei den Fahrten handelt es sich<br />

nicht um klassische „Sonderfahrten,<br />

sondern um Ergänzungsfahrten<br />

zum bestehenden<br />

Fahrplan des SPNV, die mit allen<br />

regulären Tickets benutzt werden<br />

können.<br />

LM<br />

Dampfzüge<br />

28.5.2014<br />

Mannheim – Neustadt – Landau –<br />

Bundenthal-Rumbach (im Abschnitt<br />

Mannheim – Neustadt mit <strong>Die</strong>sel)<br />

29.5.2014<br />

Neustadt – Sinsheim<br />

Neustadt – Woms – Alzey<br />

Neustadt – Worms – Bensheim<br />

Worms – Bensheim<br />

Neustadt – Eberbach – Heilbronn<br />

Neustadt – Darmstadt-Kranichstein<br />

30.5.2014<br />

Neustadt – Eberbach – Heilbronn<br />

Neustadt – Mannheim –<br />

Schwetzingen – Karlsruhe<br />

Karlsruhe – Heidelberg – Neustadt<br />

31.5.2014<br />

Neustadt – Landau – Karlsruhe<br />

Neustadt – Bad Dürkheim<br />

01.6.2014<br />

Neustadt – Alsenz<br />

Neustadt – Bad Kreuznach<br />

Neustadt – Wilgartswiesen<br />

Neustadt – Landau – Pirmasens Nord<br />

– Kaiserslautern – Neustadt


MUSEUM<br />

TERMINE<br />

Auch im August wird 38 1301 noch mehrfach auf der Ammer -<br />

seebahn unterwegs sein (siehe rechts). Am 6. Juni traf die Lok in<br />

St. Ottilien auf ein Käfer Cabrio<br />

M. Hehl<br />

MUSEUMSBAHN ETZWILEN – SINGEN<br />

Kleiner Grenzverkehr<br />

Am 1 1 . Mai fand am alten Bahnhof Arlen-Rielasingen, der<br />

derzeitigen Endstation der grenzüberschreitenden Bahnlinie<br />

Etzwilen – Singen, das dritte Museumsbahnfest statt. <strong>Die</strong> Strecke<br />

wurde erst 201 1 – ebenfalls mit einem großen Fest – wieder belebt.<br />

Seitdem finden alljährlich im Sommer gut besuchte Museumszugfahrten<br />

statt. Ausgangspunkt für den „Kleinen Grenzverkehr“ ist<br />

das schweizerische Städtchen Stein am Rhein im Kanton<br />

Schaffhausen. <strong>Die</strong> knapp 1 0 km lange Verbindung von dort zur<br />

deutschen Gemeinde Rielasingen (Ortsteil Worblingen) führt bei<br />

Ramsen über die Landesgrenze und hinein in die malerische<br />

Vulkanlandschaft des Hegau. Der „Verein zur Erhaltung der<br />

Bahnlinie Etzwilen-Singen (VES)“ plant eine Weiterführung des<br />

Museumsbetriebs bis Singen, wo Anschluss ans DB-Netz besteht.<br />

Gezogen werden die Museumszüge von der 1 909 von Maffei<br />

gebauten 1 ´C1 ´-Tenderlok Nr. 9, die dem Dampf-Loki-Club Herisau<br />

gehört. Neben dem Dampfzug war auch ein Schienentraktor des<br />

Sponsors Arnold Schmid/Pro-Riwo unterwegs. <strong>Die</strong> nächsten<br />

Museumsbahnfahrten finden am 1 . August, dem Schweizer<br />

Nationalfeiertag, statt.<br />

HN<br />

Lok 9 verlässt am 11. Mai den Bahnhof Arlen-Rielasingen<br />

H. Neidhart<br />

03.+25.08.2013<br />

Schienenbusfahrten<br />

Mit VT 98 über die Schiefe Ebene.<br />

Info: www.dampflokmuseum.de<br />

04.+11.+15.08.2013<br />

Nostalgie am Ammersee<br />

Dampfzugfahrten von Augsburg nach<br />

Utting mit der P8 38 1301. Weiterfahrt<br />

mit historischen Schaufelraddampfern<br />

auf dem Ammersee. Dampftage im<br />

Bahnpark Augsburg.<br />

Info: www.bahnpark-augsburg.eu<br />

10.08.2013<br />

Neptun-Express zur Hanse-Sail<br />

Sonderzug mit 143 001 ab Cottbus<br />

nach Rostock und Warnemünde zum<br />

Besuch der Windjammerparade.<br />

Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />

10.08.2013<br />

Mit Dampf zu „Rhein in Flammen“<br />

Dampflok-Sonderzug mit 03 1010 ab<br />

Celle nach Koblenz.<br />

Info: www.nostalgiezugreisen.de<br />

24.08.2013<br />

Mit dem LVT unterwegs<br />

Sonderfahrt ab Cottbus nach<br />

Finsterwalde mit Besichtigung des<br />

Besucherbergwerks in Lichterfelde.<br />

Info: www.lausitzerdampflokclub.de<br />

24.08.2013<br />

Zur Floßfahrt auf dem Main<br />

Mit dem VSE-Museumszug und ER 20<br />

von Schwarzenberg über Zwickau und<br />

Plauen nach Lichtenfels. Floßfahrt auf<br />

dem Main vorbei an Kloster Banz, der<br />

Basilika Vierzehnheiligen sowie den<br />

Naturschönheiten des Maintals.<br />

Info: www.vse-eisenbahnmuseumschwarzenberg.de<br />

24.08.2013<br />

Sonderzug nach Weimar<br />

Ab Koblenz über Mainz und Frankfurt<br />

mit dem ClassicCourier nach Weimar.<br />

Info: www.nostalgiezugreisen.de<br />

24.08.2013<br />

Industrie-KulTOUR<br />

Im ET 25 von Mannheim zum Welt -<br />

kulturerbe Völklinger Hütte. Info:<br />

www.historische-eisenbahn-ma.de<br />

31.08.2013<br />

Entdeckertour und Waldhoffest<br />

Dampfzugfahrt von Gernrode in das<br />

Selketal zum Besuch des Waldhofes in<br />

Silberhütte. Info: www.selketalbahn.de<br />

31.08.2013<br />

Feldbahnfahrten<br />

Fahrten im Rahmen „Tag der<br />

Industriekultur Leipzig 2013“<br />

Info: feldbahn.museum.com<br />

31.08.2013<br />

Dampfzug ins Museum<br />

Mit Dampflok 534.0323 und<br />

historischer Zuggarnitur vom Museum<br />

Luzna ins Museum Chomutov. Info:<br />

www.cdmuzeum.cz<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

19


AKTUELL<br />

Eisenbahnbetrieb<br />

in der …<br />

Erweiterte Neuausgabe!<br />

MUSEUMSBAHNEN | NEWS<br />

98 507 kehrt heim<br />

<strong>Die</strong> Ingolstädter 98 507 (siehe auch<br />

Porträt in LM 3/2013) wurde Ende Mai<br />

von ihrem Denkmalssockel gehoben<br />

und nach Greißelbach transportiert, um<br />

dort vor dem renovierten Bahnhof auf<br />

dem Gelände der Firma Bögl aufgestellt<br />

zu werden (Bild vom 1. Juni von L. Berg -<br />

steiner).<br />

98 507 wurde von der Firma aus Anlass<br />

des 125. Geburtstags der Strecke<br />

Neumarkt – Beilngries mit Zweigstrecke<br />

Greißelbach – Freystadt nach<br />

Greißelbach geholt und verbleibt dort<br />

bis August. Sie tat bis zur Einstellung<br />

des Personenverkehrs als letzte 98.5<br />

der DB auf der Freystädter Strecke<br />

<strong>Die</strong>nst.<br />

LBI<br />

NfD bedeutete »Nur für den <strong>Die</strong>nstgebrauch«, GVS »Geheime<br />

Verschlusssache«: Der DDR-Eisenbahnhistoriker Bernd Kuhlmann<br />

erzählt in seinem sorgfältig recherchierten und umfassend<br />

überarbeiteten Band die unbekannte Geschichte der<br />

Deutschen Reichsbahn. Er wertet vertrauliche Protokolle und<br />

geheimes Stasi-Material aus, berichtet von Giftzügen und<br />

Militärtransporten und zeigt bislang unveröffentlichtes Bildmaterial.<br />

Eine spannende und lehrreiche Lektüre.<br />

192 Seiten · ca. 220 Abb. · 22,3 x 26,5 cm<br />

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Faszination Technik<br />

20<br />

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Borgward-VT wird aufgearbeitet<br />

Mehr als 80 Jahre, von 1888 bis 1970,<br />

gehörte die Sylter Inselbahn zu den<br />

festen Einrichtungen des inselweiten<br />

Badebetriebs. Im Dezember 1970 war<br />

dann Schluss – die Inselbahn wurde<br />

vom Busverkehr abgelöst. Jetzt soll der<br />

letzte Inselbahn-Triebwagen, der<br />

Borgward LT4, zurück auf die<br />

Nordseeinsel kommen. Sven Paulsen,<br />

Inhaber der Sylter Verkehrsgesellschaft<br />

(SVG), kaufte das Fahrzeug zum 125-<br />

jährigen Jubiläum der Sylter<br />

Verkehrsgeschichte für 15.000 Euro<br />

vom Straßenbahnmuseum in Sehnde,<br />

wo der Sattelschlepper-Triebwagen<br />

jahrzehntelang abgestellt war.<br />

Er überträgt den VT an das<br />

Kleinbahnmuseum Selfkantbahn in<br />

Geilenkirchen. Dort sind bereits<br />

mehrere ehemalige Fahrzeuge der SVG<br />

untergebracht. Der gemeinnützige<br />

Verein des Museums will die<br />

Restaurierung übernehmen, damit das<br />

Sylter Unikum wieder fahrbereit<br />

dasteht. Der Gesamtaufwand wird<br />

schätzungsweise zwischen 250.000<br />

und 300.000 Euro betragen. <strong>Die</strong>se<br />

Summe soll größtenteils durch<br />

Spenden und mit Mitteln der SVG<br />

aufgebracht werden. Vor einem Einsatz<br />

auf der Selfkantbahn soll der<br />

Triebwagen aber erst einmal auf Sylt<br />

präsentiert werden.<br />

LM


… DDR.<br />

MUSEUM<br />

Wie in den 70er-Jahren: 212 084 mit Museumszug auf der Schwäbischen<br />

Waldbahn am 5. Mai bei Klaffenbach<br />

L. Köder<br />

SCHWÄBISCHE WALDBAHN<br />

Mit Dampf und <strong>Die</strong>sel<br />

<strong>Die</strong> Schwäbische Waldbahn Schorndorf – Welzheim ist in ihre<br />

vierte Saison gestartet. An 23 Betriebstagen wird Dampfbetrieb ge -<br />

boten, an zehn Tagen kommt eine historische <strong>Die</strong>sellok zum Ein -<br />

satz. Wegen Sanierungsarbeiten an der Strecke wird vom 28. Juli<br />

bis einschließlich 1 1 . August kein Fahrbetrieb möglich sein. LM<br />

SAUSCHWÄNZLEBAHN<br />

Dampflok erhält Hauptuntersuchung<br />

Zum Abschluss der Hauptuntersuchung befindet sich seit Ende<br />

April die ehemalige Lok 262 der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn<br />

im Werk Meiningen. <strong>Die</strong> 1 ´D1 ´-Tenderlok wurde nach ihrer<br />

Ausmusterung in die Schweiz verkauft, wo bereits mit der<br />

betriebsfähigen Aufarbeitung der Lok begonnen worden war. Nach<br />

dem Tod des Eigentümers wurde die Lok an die Stadt Blumberg<br />

verkauft, die sie auf der Sauschwänzlebahn von Zollhaus-Blumberg<br />

nach Weizen einsetzen will.<br />

LM<br />

168 Seiten · ca. 220 Abb.<br />

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ISBN 978-3-86245-102-9<br />

Mit dem seit 2007 durch Deutschland fahrenden „Zug der Erinnerungen“,<br />

der an die Rolle der Reichsbahn bei der Juden-Deportation<br />

erinnert, stand 78 468 am 4. Juni im Bf. Friedrichstraße M. Büttner<br />

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Faszination Technik<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

21


AKTUELL<br />

<strong>Die</strong> Sperrung der Maximiliansbahn (Rosenheim – Salzburg) erforderte die Umleitung der EKOL-Züge über<br />

den Brenner. <strong>Die</strong> 185.663 und 189.914 ziehen den fast artreinen Ganzzug bei St. Jodok<br />

M. Inderst<br />

ÖBB<br />

Vom Hochwasser lahmgelegt<br />

<strong>Die</strong> heftigen Regenfälle Ende Mai und Anfang Juni führten zu erheblichen Schäden an privatem und<br />

öffentlichem Eigentum. Davon betroffen waren nicht nur die Regionen Ober- und Niederbayern,<br />

Tschechien und Mitteldeutschland, sondern auch einige Gegenden in Österreich<br />

<strong>Die</strong> Spur der Verwüstung ersteckte<br />

sich beginnend von der<br />

Tiroler Ache (Raum Kitzbühel)<br />

über die Saalach und Salzach<br />

(Bundesland Salzburg) und entlang<br />

von Inn und Donau bis<br />

nach Ungarn. Regenmengen von<br />

1 20 l/m² und mehr ließen zahlreiche<br />

kleine Bäche und Flüsse<br />

zu reißenden Strömen werden.<br />

Dabei wurden Ortschaften unter<br />

Wasser gesetzt, ganze Regionen<br />

waren vorübergehend von der<br />

Außenwelt abgeschnitten.<br />

22<br />

rung des Oberbaus auf 500 Metern<br />

zur Folge hatte.<br />

<strong>Die</strong> Giselabahn war an mehreren<br />

Stellen betroffen. Im tiroler Abschnitt<br />

sind mehrere Muren abgegangen.<br />

Bei Leogang ist ein<br />

Güterzug gegen einen Baum gefahren<br />

und wurde wenig später<br />

vermurt. Starke Beschädigungen<br />

traten zwischen Bruck-Fusch<br />

und Lend ein. Der Bahnhof Taxenbach-Rauris<br />

stand unter Wasser,<br />

die Gleisanlagen in diesem<br />

Bereich wurden teilweise unterspült.<br />

<strong>Die</strong> Strecke war flussabwärts<br />

mehr als einen Meter vom<br />

Hochwasser bedeckt und wurde<br />

schwerst beschädigt. Für die Sanierung<br />

war eine Gesamtsperrung<br />

bis zum 20. Juni 201 3 notwendig.<br />

Hingegen waren die<br />

Schäden am Pass Lueg (Golling-<br />

Abtenau – Werfen) geringer, der<br />

Bereich stand aber völlig unter<br />

Wasser. <strong>Die</strong> Pinzgaubahn blieb<br />

diesmals verschont, dagegen<br />

Viele Sperrungen<br />

Arg getroffen hat es das<br />

Streckennetz der ÖBB Infrastruktur<br />

AG, und zwar an zahllosen<br />

Stellen mit unterschiedlichen<br />

Schadensausmaß: <strong>Die</strong><br />

Brennerbahn war nach einem<br />

Murenabgang kurzzeitig gesperrt,<br />

zudem entgleiste ein Zug<br />

der Rollenden Landstraße oberhalb<br />

von Gries, was eine Saniemusste<br />

die Salzburger Lokalbahn<br />

nördlich von Salzburg<br />

kurz zeitig den Betrieb einstellen.<br />

Schäden fast überall<br />

Kurzzeitige Sperren betrafen die<br />

Innkreisbahn (Braunau – Simbach<br />

– Mühldorf (Obb.)) und die<br />

Almtalbahn zwischen Voitsdorf<br />

und Grünau im Almtal. <strong>Die</strong><br />

Pyhrn bahn war zwischen Nettingsdorf<br />

und Kirchdorf sowie<br />

Hinterstoder und Ardning durch<br />

Unterspülungen betroffen.<br />

<strong>Die</strong> Salzkammergutbahn wurde<br />

zwischen Gmunden und Bad<br />

Aussee teilweise vermurt und<br />

überschwemmt. Größere Beschädigungen<br />

traten in der Koppenschlucht<br />

auf und hatten eine<br />

mehrtägige Sperrung zur Folge.<br />

<strong>Die</strong> Hochwasser führende Donau<br />

überschwemmte die Mühlkreisbahn<br />

im unteren Abschnitt<br />

bei Puchenau, ebenso die Donauuferbahn<br />

zwischen Baum-


ÖSTERREICH<br />

garten und Sarmingstein. In der<br />

Wachau wurde ein Sonderfahrplan<br />

mit fünf täglichen Zugpaaren<br />

ins Leben gerufen. Betroffen<br />

war auch die Franz-Josefs-Bahn<br />

nördlich von Wien bei Kritzendorf<br />

und die Preßburgerbahn im<br />

Abschnitt Hainburg – Wolfsberg.<br />

Auch Westbahn betroffen<br />

Und selbst die viergleisige Westbahnstrecke<br />

zwischen St. Valentin<br />

und Amstetten blieb vom<br />

Hochwasser nicht verschont.<br />

Störenfried war hier die Url zwischen<br />

St. Johann-Weistrach und<br />

Amstetten.<br />

Abschließend ist noch die Korridorverbindung<br />

Kufstein – Salzburg<br />

zu nennen. <strong>Die</strong> Strecke war<br />

eine Woche komplett dicht, sodass<br />

der Fernverkehr und der<br />

Güterverkehr – auch infolge der<br />

Bauarbeiten – nur eingeschränkt<br />

geführt werden konnte. <strong>Die</strong>se<br />

Sperre erforderte erhebliche Ersatzmaßnahmen,<br />

u. a. die Umleitung<br />

der RJ über Passau. MI<br />

Ein beliebtes Fotoobjekt ist die Weltrekordlok 1216.025, hier mit<br />

dem IC 591 auf der Angertalschluchtbrücke der Tauernbahn<br />

ÖBB<br />

Korridorverkehr vor Einstellung<br />

Um die „Einheit Tirols“ zu wahren, wird seit Jahrzehnten ein<br />

durchgehender Korridorverkehr zwischen Nord- und Osttirol durch<br />

Südtirol geführt. <strong>Die</strong>ser Verkehr soll noch im Herbst 201 3<br />

eingestellt werden, denn eine Beschleunigung der zwei Zugpaare<br />

soll rund 50 Mio. Euro kosten. Kritisiert wird immer die lange<br />

Fahrzeit, weshalb sich der Verkehrsverbund Tirol entschloss, als<br />

Alternative auf derselben Route einen Doppelstockbus auf direktem<br />

Weg einzusetzen. Mit der Einstellung der Direktverbindung soll es<br />

jedoch zur Durchbindung der Regionalzüge zwischen Franzensfeste<br />

und Lienz mit den Flirt-Triebwagen der SAD kommen. MI<br />

Noch Alltag im Pustertal: 1216.009 mit REX 1871 bei Niederndorf in Südtirol. <strong>Die</strong>se lokbespannten<br />

Korridorzüge verkehren zwischen Lienz und Innsbruck M. Inderst (2)<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

23


AKTUELL<br />

ÖSTERREICH | NEWS<br />

Saisoneröffnung in Stainz<br />

Am 27. April begann die Fahrtensaison<br />

des „Stainzer Flascherlzugs“. <strong>Die</strong><br />

Dampflokomotive 764 411R erhält<br />

gegenwärtig eine Hauptuntersuchung<br />

beim Unternehmen „Calea Ferata<br />

Ingusta“ (CFI) in Criscior, Rumänien.<br />

<strong>Die</strong> Arbeiten konnten bis Saisonbeginn<br />

noch nicht abgeschlossen werden. Es<br />

wird daher bis auf Weiteres die<br />

Dampflokomotive 298.56 des Club 760<br />

zum Einsatz kommen, deren<br />

Mietdauer um eine weitere Saison<br />

verlängert werden konnte.<br />

Auf dem Foto (28. April) von D.<br />

Zehetner passiert 298.56 mit dem<br />

Flascherlzug das im Jahr 2012<br />

renovierte ehemalige Distanzsignal<br />

nahe Preding-Wieselsdorf, das einst<br />

die Einfahrt in das Vierschienengleis<br />

regelte.<br />

DZ<br />

<strong>Die</strong> normalerweise auf der Mariazellerbahn eingesetzte Lok 6 der<br />

NÖVOG als Gast im Waldviertel im Bahnhof Groß Pertholz P.-G. Liebhart<br />

NÖVOG<br />

Gast-Dampflok im Waldviertel<br />

Da sich die Stammlok 399.01 im Mai noch zur Aufarbeitung im<br />

Werk Meiningen befand, beorderte die betriebsführende NÖVOG<br />

die planmäßig auf der Mariazellerbahn eingesetzte Lok 6 ins<br />

Waldviertel, das die ehemalige 399.06 vor 20 Jahren verlassen<br />

hatte. Seit Ende Mai steht 399.01 wieder im Einsatz.<br />

LM<br />

ÖGEG<br />

Fotozug im Steyrtal<br />

Am 27. April verkehrte ein Güterzug zwischen Steyr und Grünburg<br />

für eine Gruppe von Eisenbahnfotografen. Als Zuglokomotive<br />

fungierte die 498.04 (Reihe Uh, C1 h2t, Krauss Linz 1 51 2/1 929).<br />

Nach der Ausmusterung 1 973 wurde 498.04 in St. Veit an der Glan<br />

als Denkmal aufgestellt. 1 989 konnte die ÖGEG die Lok erwerben,<br />

die nach einer HU seit Herbst 201 2 wieder betriebsfähig ist. ML<br />

<strong>Die</strong> 498.04 der ÖGEG am 27. April mit ihrem Steyrtalbahn-Güterzug nahe Letten<br />

D. Zehetner<br />

24


ÖSTERREICH<br />

Der 4855.001 am 28. Mai auf der Drehscheibe in Attnang-Puchheim<br />

vor einer anstehenden Probefahrt nach Kammer-Schörfling M. Leitner<br />

ÖBB-REIHE 4855<br />

Neuer „Kammerer Hansl“<br />

<strong>Die</strong> beiden Triebwagen 4855.001 und 002 wurden 1 989 als<br />

Zweisystemfahrzeuge für die Lokalbahn Lambach – Haag am<br />

Hausruck geliefert und leiteten auf dieser Strecke eine bis dahin<br />

noch nie dagewesene Komfortverbesserung ein. <strong>Die</strong> von<br />

Bombardier gelieferten Fahrzeuge waren für das bei den ÖBB<br />

übliche Wechselstromsystem mit 1 5 KV sowie für die Stern &<br />

Hafferl-Gleichspannung mit 800 V einsatzfähig. Somit war es<br />

erstmals möglich ohne eigens konstruiertem Gleichrichterwagen<br />

Züge zwischen Lambach an der Westbahnstrecke und Haag am<br />

Hausruck zu führen. Da die Lokalbahn Lambach – Haag aber stets<br />

den ÖBB gehörte und die Firma Stern & Hafferl lediglich den<br />

Betrieb auf dieser Bahn ausführte, gehörten die beiden Triebwagen<br />

den ÖBB und wurden als Reihe 4855 geführt. Bei Stern & Hafferl<br />

trugen die Fahrzeuge die Bezeichnungen ET 25.1 03 und ET 25.1 04,<br />

die auch rundherum angeschrieben waren.<br />

Neuen Einsatzbereich gefunden<br />

Nach der Einstellung der sogenannten Haager Lies im Dezember<br />

2009 wechselten die beiden Triebwagen erstmals in die tatsächliche<br />

Obhut der ÖBB. Zunächst standen diese beiden Exoten in der<br />

Werkstätte in Linz herum, ehe mit den Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme<br />

begonnen wurde. Beim 4855.002 mussten nach einem<br />

Unfall sogar größere Arbeiten durchgeführt werden. Nach Testund<br />

Schulungsfahrten ist das neue Einsatzgebiet nun die 1 1 km<br />

lange Strecke von Vöcklabruck nach Kammer-Schörfling. <strong>Die</strong> Züge<br />

auf dieser eingleisigen und seit 1 955 elektrifizierten Strecke werden<br />

schon seit jeher im Volksmund liebevoll „Kammerer Hansl“<br />

genannt. Seit Juli werden dort die Züge 3260/3261 , 3262/3263 und<br />

3268/3269 mit diesen Fahrzeugen geführt, an Schultagen sogar<br />

mit beiden Triebwagen in Doppeltraktion. Zum kommenden<br />

Fahrplanwechsel im Dezember ist eine Verlängerung der ge -<br />

nannten Züge zum Bahnknoten Attnang-Puchheim vorgesehen,<br />

wodurch auch das Zugpaar 3268/3267 mit der Reihe 4855 geführt<br />

werden kann. Hier kommen derzeit noch VT der Reihe 5047 zum<br />

Einsatz. <strong>Die</strong> auch als „Kammererbahn“ bezeichnete Strecke wird<br />

mit dem bei den Staatsbahnen in Österreich üblichen Stromsystem<br />

von 1 5 kV, 1 6 2/3 Hz betrieben. Der Gleichstromteil der beiden<br />

Triebwagen bleibt also im Planverkehr unbenützt. Da die Stern &<br />

Hafferl-Werkstätte in Vorchdorf aber weiterhin für diese Fahrzeuge<br />

zuständig ist, müssen sie hin und wieder über die mit 800V Gleich -<br />

strom betriebene Lokalbahn Lambach – Vorchdorf-Eggenberg<br />

dorthin überstellt werden.<br />

ML<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

ÖSTERREICH | TICKER<br />

2012: Zahlen zur Bahn<br />

<strong>Die</strong> Schienen-Controll GmbH<br />

(Österreichische Regulierungsbehörde)<br />

hat für das Jahr 2012 die aktuellen<br />

Marktzahlen für den österreichischen<br />

Bahnsektor veröffentlicht. Im<br />

Personenverkehr wurden insgesamt<br />

262 Mio. Reisende befördert, davon<br />

beträgt der Marktanteil der<br />

Privatbahnen 8,7 % gegenüber 5,5 %<br />

aus 2011. <strong>Die</strong> Entwicklung im<br />

Güterverkehr verläuft ähnlich. Der<br />

Marktanteil der Privatbahnen stieg von<br />

20,6 % auf 23,2 %. Das entspricht<br />

ungefähr einem Frachtaufkommen von<br />

34,1 Mio. t. MI<br />

Düngemittelzug<br />

Einmal wöchentlich verkehrt ein Ganz -<br />

zug mit Düngemittel von Nördlingen<br />

nach Ungarn und nimmt den Laufweg<br />

via München, Salzburg und Wien. <strong>Die</strong><br />

blauen, zweiachsigen Schüttgutwagen<br />

der Gattung Tds werden dabei vom<br />

SETG-Taurus 182.601 gezogen. <strong>Die</strong>selbe<br />

Maschine kommt dazwischen auch vor<br />

einem Knickkesselzug über die<br />

Tauernbahn zum Einsatz.<br />

MI<br />

LiLo-Werkstatt Eferding<br />

Stern & Hafferl verfügt über vier ER20<br />

(2016 910 – 913). <strong>Die</strong>se werden in der<br />

Werkstätte der Linzer Lokalbahn in<br />

Eferding gewartet. Neben den eigenen<br />

Triebfahrzeugen dieses Typs werden<br />

diese Arbeiten auch an ER20 anderer<br />

EVU durchgeführt. Schon seit längerer<br />

Zeit nutzt das EVU RTS, das ebenfalls<br />

vier Lokomotiven dieses Typs (2016 905<br />

– 908) besitzt, dieses Angebots. Im<br />

Frühjahr 2013 konnte mit dem EVU<br />

Metrans ein neuer Kunde gewonnen<br />

werden. Das Prager Unternehmen<br />

betreibt sieben ER20 mit den Nummern<br />

761 001 – 007, die europaweit zum<br />

Einsatz kommen. In der ersten April -<br />

hälfte weilte 761 001 zu Ausbesse -<br />

rungsarbeiten in Eferding (Foto: D. Ze -<br />

hetner), ihr folgte 761 003, an der ein<br />

Generator tausch vorgenommen wurde.<br />

Am 10. Mai fuhr 761 003 als SLZ 47683<br />

von Eferding über Wels nach Bratislava-<br />

Petrzalka, um in der Folge weitere<br />

Metrans-Züge zu übernehmen. DZ<br />

25


AKTUELL<br />

Umfangreiche Bauarbeiten sind notwendig, damit ab 2020 vier Meter hohe Sattelauflieger zwischen Basel<br />

und Norditalien (hier ein Güterzug auf der Gotthardbahn) mit der Bahn transportiert werden können SBB<br />

SBB<br />

Ausbau der Gotthard-Achse<br />

Um noch mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagern zu können, hat der Schweizer<br />

Bundesrat beschlossen, die Gotthard-Route bis 2020 für rund eine Milliarde Franken zu einem „Vier-<br />

Meter-Korridor“ auszubauen.<br />

Damit künftig auch durch den<br />

Gotthard-Basistunnel Sattelschlepper-Auflieger<br />

mit einer<br />

Höhe von vier Metern transportiert<br />

werden können, sind zwischen<br />

Basel und Norditalien 1 70<br />

bauliche Anpassungen erforderlich,<br />

wobei etwa ein Viertel der<br />

Kosten auf die Streckenabschnitte<br />

in Italien entfällt.<br />

Anpassungen nötig<br />

Der im Bau befindliche Gotthard-Basistunnel<br />

ist für den<br />

Transport von Aufliegern mit<br />

vier Meter Eckhöhe ausgelegt.<br />

Damit daraus ein alpenquerender<br />

Vier-Meter-Korridor werden<br />

kann, müssen nicht nur die Zufahrtsstrecken<br />

in der Schweiz<br />

angepasst werden, sondern auch<br />

in Italien die Strecke Chiasso –<br />

Mailand und der Abschnitt Ranzo<br />

– Gallarate/Novara auf der<br />

Luino-Strecke. Um diese Ausbauten<br />

zu realisieren, muss die<br />

Schweiz ihrem südlichen Nachbarn<br />

finanziell unter die Arme<br />

26<br />

greifen, und so sind 230 Millionen<br />

der geplanten 940 Millionen<br />

SFr für Verbesserungen in<br />

Italien vorgesehen. Der Bundesrat<br />

schlägt vor, diese Gelder als<br />

Darlehen oder als A-fonds-perdu-Beiträge<br />

auszurichten.<br />

Umbau des Bözberg-Tunnels<br />

Der größte Posten auf dem<br />

Schweizer Schienennetz ist der<br />

Umbau des Bözberg-Tunnels im<br />

Kanton Aargau, dessen Kosten<br />

auf 350 Millionen Franken geschätzt<br />

werden. Außerdem müssen<br />

auf dem Korridor 20 weitere<br />

Tunnel angepasst werden, zudem<br />

Bahnsteigdächer, Stromleitungen,<br />

Signale und Überführungen.<br />

Nach Fertigstellung<br />

des Korridors sollen jährlich<br />

1 60.000 Sattelauflieger zusätzlich<br />

zu der bereits bestehenden<br />

Route durch den Simplon- und<br />

Lötschberg-Basistunnel die<br />

Schweiz durchqueren. Doch<br />

auch für den Personenverkehr<br />

hätte der Ausbau einen Nutzen,<br />

denn es könnten dann Doppelstockzüge<br />

auf der Gotthard-<br />

Strecke fahren.<br />

Finanzierung gesichert<br />

Finanziert wird das Milliarden-<br />

Projekt, dem das Schweizer Parlament<br />

noch zustimmen muss,<br />

aus den bestehenden Fonds für<br />

Eisenbahn-Großprojekte. Da<br />

aber beide Kammern des<br />

Schweizer Parlaments im Juni<br />

201 3 bereits dem unbefristeten<br />

„Bahninfrastrukturfonds“ (BIF),<br />

in dem ab 201 7 alle bestehenden<br />

Fonds für Eisenbahn-Großprojekte<br />

zusammengefasst werden,<br />

und der FABI-Vorlage (Finanzierung<br />

und Ausbau der Bahn-Infrastruktur)<br />

zugestimmt haben,<br />

dürfte die Zustimmung nur<br />

noch Formsache sein. Vor allem,<br />

da das Parlament die bis 2025<br />

zur Verfügung stehenden Mittel<br />

auf 6,4 Milliarden Franken gegenüber<br />

dem Bundesratsvorschlag<br />

von 3,5 Milliarden fast verdoppelt<br />

hat.<br />

SÖN


SCHWEIZ<br />

Der liebevoll restaurierte BLS-Bahnhof Mülenen mit den modernen<br />

Bahnsteiganlagen und dem RegioExpress 3268 Brig – Bern B. Ledermann<br />

BLS<br />

Bahnhof restauriert<br />

Der 1 05 Jahre alte Bahnhof Mülenen auf der Strecke Spiez – Fruti -<br />

gen der BLS, besitzt das letzte historische Stationsgebäude auf die -<br />

ser Strecke. Dadurch war dessen Restaurierung – auch im Hinblick<br />

auf den 1 00. Geburtstag der BLS in diesem Jahr – ein besonderer<br />

Meilenstein, der mit einer grundlegenden Modernisierung der<br />

Bahnanlagen einherging: Verlängerung und Erhöhung der Bahn -<br />

steige, um ein barrierefreies Aus- und Einsteigen in die Züge zu<br />

ermöglichen, Erweiterung der Treppen zur bestehenden Unterfüh -<br />

rung durch eine Rampe und eine Überdachung, Erweiterung der<br />

Park+Ride-Anlage und Auslagerung der technischen Einrichtungen<br />

in ein neues Technikgebäude auf der Westseite des Bahnhofs. SÖN<br />

ZENTRALBAHN<br />

Fink und Adler kombiniert<br />

Schrittweise werden auf der meterspurigen, teilweise mit einer<br />

Zahnstange ausgerüsteten Strecke Luzern – Meiringen – Interlaken<br />

die altersschwachen, mit Lokomotiven bzw. Gepäcktriebwagen<br />

bespannten Wagengarnituren durch die fabrikneuen siebenteiligen<br />

„Adler“ ABeh 1 50, bestehend aus zwei dreiteiligen Triebmodulen<br />

und einem in der Mitte eingereihten Speisewagen, ersetzt. Bei<br />

hohem Fahrgastaufkommen wird der „Adler“ durch einen<br />

dreiteiligen „Fink“ ABeh 1 60 verstärkt.<br />

Luzern-Interlaken Express IR 2227, bestehend aus „Adler“ mit<br />

Speisewagen und „Fink“ nahe Meiringen am 8. Juni B. Ledermann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

SCHWEIZ | TICKER<br />

Neue Kooperation<br />

Auf der Transport- und Logistik-Messe<br />

in München fand am 4. Juni 2013 die<br />

Vertragsunterzeichnung zwischen ERS<br />

Railways, einem vollständig in Privat -<br />

besitz befindlichen Eisenbahn-<br />

Verkehrs unternehmen, und BLS Cargo<br />

für die Gesamttraktion Schweiz/Italien<br />

der Rotterdam–Melzo-Verkehre statt.<br />

BLS Cargo hat damit ab dem Fahrplan -<br />

wechsel im Dezember 2013 für<br />

zunächst drei Jahre jährlich rund 1.100<br />

Züge auf dem schweizerischen und<br />

italienischen Streckennetz zu fahren.<br />

<strong>Die</strong> BLS kann damit etwa ein Fünftel<br />

der Einbußen ausgleichen, die es durch<br />

die neue Zusammenarbeit von DB<br />

Schenker und SBB Cargo auf der<br />

Gotthard-Route erlitten hat. Zum<br />

Einsatz sollen Mehrsystemloks der<br />

Baureihe 186 kommen, die von Holland<br />

bis Italien am Zug bleiben. SÖN<br />

Gotthard-Sperrung<br />

<strong>Die</strong> Naturgewalten haben am 2. Juni<br />

2013 wieder einmal ihre Macht gezeigt:<br />

Nach starken Regenfällen kam wegen<br />

des durchnässten Bodens eine aus<br />

Stein gebaute Schutzmauer oberhalb<br />

der Zufahrtslinie Immensee – Arth-<br />

Goldau zur Gotthard-Strecke ins<br />

Rutschen, sodass die Gleise von etwa<br />

30 Kubikmetern Gestein verschüttet<br />

wurden. Deshalb musste diese Strecke<br />

für mehrere Tage gesperrt werden, und<br />

der Fernverkehr wurde umgeleitet<br />

sowie Ersatzbusse statt der<br />

Regionalzüge eingesetzt. SÖN<br />

Pendler nutzen Bahn<br />

Eine jüngst vom Bundesamt für<br />

Statistik veröffentlichte Statistik aus<br />

dem Jahr 2011 zeigt, dass rund 3,7<br />

Millionen oder 89 Prozent aller<br />

Erwerbstätigen in der Schweiz<br />

Arbeitspendler sind. Während die Zahl<br />

der Pendler, die für den Arbeitsweg das<br />

Auto, Motorrad oder ein anderes<br />

Fahrzeug des motorisierten<br />

Individualverkehrs (MIV) benutzen, von<br />

58 Prozent (2000) auf 55 Prozent (2011)<br />

zurückgegangen ist, stieg im gleichen<br />

Zeitraum die Zahl der den öffentlichen<br />

Verkehr benutzenden Pendler von 26<br />

auf 29 Prozent, das entspricht 1,1<br />

Millionen Bürgern (2011). 16 Prozent<br />

der Pendler gehen zu Fuß oder<br />

benutzen das Fahrrad. Gründe für die<br />

Benutzung des öV sind in erster Linie<br />

das weiter verbesserte Angebot, die<br />

Staus auf den Hauptstraßen und<br />

Autobahnen sowie die schlechte<br />

Parkplatz-Situation in den größeren<br />

Städten.<br />

SÖN<br />

27


AKTUELL<br />

SCHWEIZ | NEWS<br />

BLS: Feuerwehr-Übung<br />

Es sieht wie ein Unfall aus, ist aber nur<br />

eine Übung: Auf dem Gelände des BLS-<br />

Interventionszentrums in Frutigen<br />

beim Lötschberg-Basistunnel liegen<br />

die ausgemusterten BLS-Personen -<br />

wagen AB 815 auf der Seite und der<br />

Steuerwagen Bt 951 in einer bedenk -<br />

lichen Schieflage auf Strohballen.<br />

Alle zwei Jahre absolvieren etwa 150<br />

Feuerwehrleute bei der BLS eine<br />

ganztätige Übung, um in einem Notfall<br />

zur Unterstützung der BLS-eigenen<br />

Betriebsfeuerwehr eingesetzt werden<br />

zu können. In den beiden speziell<br />

präparierten Wagen lernen die<br />

Feuerwehrleute, wie aufwändig und<br />

schwierig es ist, in ein umgestürztes<br />

Fahrzeug einzusteigen, sich darin zu<br />

bewegen.<br />

SÖN<br />

RHB/MGB<br />

Teileinstellung des Glacier-Express<br />

<strong>Die</strong> Betreiberinnen des Glacier-Express, die Rhätische Bahn (RhB)<br />

und die Matterhorn–Gotthard-Bahn (MGBahn) werden ab Sommer<br />

201 4 nur noch drei Zugpaare St. Moritz – Zermatt verkehren<br />

lassen. Den Glacier-Express Davos – Chur – Zermatt mit dem<br />

nostalgischen Speisewagen wird es nicht mehr geben. Stattdessen<br />

wird in Anlehnung an den „Bernina-Express-Bus“ Tirano –<br />

Bellinzona zwischen Chur und Davos ein moderner „Glacier-<br />

Express-Bus“ verkehren, der nun auch Lenzerheide für den Glacier-<br />

Express erschließen wird.<br />

Gründe für diese Umstrukturierungen sind die schwierigen<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Euroraum und der starke<br />

Schweizer Franken, die zu Rückgängen bei den Fahrgastzahlen<br />

führen, und die wegfallenden Abgeltungen von Bund und Kanton.<br />

<strong>Die</strong> Auslastung des Glacier-Express zwischen Davos und Chur ist<br />

im Jahre 201 2 auf durchschnittlich 24 Prozent gesunken, während<br />

die Auslastung auf der gesamten Glacier-Express-Strecke immerhin<br />

69 Prozent betrug. Weitere Einsparungen, beispielsweise bei den<br />

Lokomotivdiensten ergeben sich daraus, dass der Glacier-Express<br />

auf der Albulastrecke künftig wieder an RegioExpress-Züge<br />

angehängt wird. Wer den Glacier-Express Davos – Zermatt mit dem<br />

nostalgischen blauen Speisewagen oder die Zwölf-Wagen-Garnitur,<br />

bespannt mit einer Ge 4/4 III, auf der Albula-Strecke noch einmal<br />

fotografieren möchte, sollte sich also beeilen: Beide Zugkompositionen<br />

verkehren nur noch im Sommer 201 3.<br />

An eine Gesamteinstellung wird aber nicht gedacht: RhB und<br />

MGBahn wollen auch weiterhin den Glacier-Express, der zu den<br />

internationalen Top-Angeboten zählt, wirtschaftlich betreiben und<br />

weiter optimieren.<br />

SÖN<br />

Nur noch im Sommer 2013 verkehren auf der Albula-Strecke zwölfteilige Glacier-Express-Wagengarnituren<br />

mit einer Ge 4/4 III, hier aus der Vogelperspektive auf dem Landwasser-Viadukt<br />

H.-B. Schönborn<br />

28


„Fahren Sie wohin und so oft Sie wollen!“<br />

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AKTUELL<br />

Auf der sizilianischen Strecke Canicattì – Gelà – Siracusa ist der ALn 668 3024 nahe Campobello unterwegs.<br />

Er trägt das klassische Farbkleid der Staatsbahn FS/Trenitalia F. Löffelholz (2)<br />

ITALIEN<br />

Alte Triebwagen unverzichtbar<br />

25 Jahre lang beschaffte die FS Italia in zahlreichen Bauserien die vierachsigen <strong>Die</strong>seltriebwagen des<br />

Typs ALn 668. Noch kann auf die Veteranen nicht verzichtet werden<br />

<strong>Die</strong> von Fiat Ferroviaria gebauten<br />

Triebwagen des Typs ALn 668<br />

werden über ganz Italien hinweg<br />

noch immer eingesetzt. Zwischen<br />

1 956 und 1 981 entstanden<br />

insgesamt 787 Exemplare in vier<br />

Generationen und verteilt auf<br />

zwölf Serien. Auch zwei Typen<br />

von Steuerwagen (Ln 664 und<br />

Ln 882) gehören zu der Fahrzeugfamilie.<br />

Ihr Äußeres wurde<br />

über die Jahrzehnte hinweg weiterentwickelt<br />

und dem Zeitgeist<br />

angepasst – schrittweise von<br />

runden zu kantigen Formen. Sowohl<br />

die italienische Staatsbahn<br />

als auch private Unternehmen<br />

beschafften die Trieb- und Steuerwagen.<br />

Heute werden sie zwar<br />

zunehmend von den modernen<br />

„Minuetto“-Triebwagen und anderen<br />

Neubaufahrzeugen verdrängt,<br />

doch ein endgültiges Aus<br />

ist noch nicht absehbar. So kann<br />

man die urigen Zweimotorer sowohl<br />

im tiefsten Süden (etwa auf<br />

den <strong>Die</strong>selstrecken Siziliens) als<br />

auch ganz im Norden (etwa auf<br />

der Strecke Como – Lecco) erleben.<br />

Hier tragen sie zwischenzeitlich<br />

sogar das moderne<br />

Design von „Trenord“, ein gemeinsames<br />

Unternehmen von<br />

FS/Trenitalia und Le Nord (Betriebszweig<br />

der Ferrovie Nord<br />

Milano).<br />

FL<br />

Ein frisches Erscheinungsbild gibt der ALn 668 1021 von Trenord ab.<br />

Hier erreicht er zusammen mit einem Steuerwagen (Mitte) und einem<br />

weiteren VT den Bahnhof Oggiono an der Strecke Como – Lecco<br />

30


WELTWEIT<br />

WELTWEIT | NEWS<br />

Kanaltunnel mit ICE<br />

<strong>Die</strong> für die Sicherheit im Kanaltunnel<br />

zuständige Intergovernmental<br />

Commission (CIG) hat der Deutschen<br />

Bahn am 14. Juni 2013 nach drei<br />

Jahren intensiver Studien das<br />

Zertifikat B erteilt. Damit darf das<br />

Unternehmen Personenverkehr<br />

zwischen Großbritannien und<br />

Frankreich durch den Kanaltunnel<br />

anbieten. Der Kanaltunnelbetreiber<br />

Eurotunnel erwartet dadurch dre bis<br />

vier Millionen mehr Passagiere –<br />

derzeit fahren jährlich rund zehn Milli -<br />

onen auf der Schiene. Allerdings gibt<br />

es bislang keine zugelassenen Züge,<br />

die die DB einsetzen könnte. Derzeit<br />

wird davon ausgegangen, den Betrieb<br />

2016 aufnehmen zu können. LM<br />

Der Virgin-Pendolino 390 138 hat den altehrwürdigen Kopfbahnhof Liverpool<br />

Lime Street erreicht. Durch Neigetechnik und dank der Ertüchtigung<br />

der WCML für eine Geschwindigkeit von 200 km/h dauert<br />

die Reise von London nach Liverpool nur gut zwei Stunden A. Thompson<br />

GROSSBRITANNIEN<br />

Virgin fährt weiter<br />

Als schienengebundenes Aushängeschild des prominenten Unternehmers<br />

Richard Branson gehört Virgin Trains wohl zu den bekanntesten<br />

Bahnbetreibern in Grossbritannien. Seit 1 997 betreibt der global<br />

agierende Riese die stark frequentierte West Coast Main Line<br />

(WCML). Es handelt sich dabei um die Paradestrecke zwischen London<br />

Euston und Glasgow Central, die über Abzweigungen zudem die<br />

Ballungsräume von Manchester und Liverpool bedient, wie auch die<br />

Nordküste von Wales. Nach einer hart umkämpften Ausschreibung,<br />

sah es im August 201 2 zunächst so aus, als würde Virgin ab Dezember<br />

201 2 die ganze WCML und damit alle seiner Bahnleistungen an<br />

den Konkurrent First Group verlieren.<br />

Nachdem das Britische Verkehrsministerium (DfT) allerdings gravierende<br />

Mängel in den Ausschreibungsbestimmungen und damit<br />

auch im Zuschlagsverfahren eingestehen musste, wurde der Entscheid<br />

zu Gunsten von First Group Anfang Oktober 201 2 aufgehoben.<br />

<strong>Die</strong>ser Rückzieher wurde zum verkehrspolitischen Fiasko, denn<br />

durch das abgebrochene Vergabeverfahren waren Millionen an Steuergeldern<br />

verschwendet worden. Neben viel Groll seitens der Medien<br />

gab es in der Folge auch eine umfangreiche Evaluation des Franchising-Systems.<br />

Sämtliche anderen Strecken-Ausschreibungen wurden<br />

vom Ministerium ebenfalls auf Eis gelegt. Virgin erhielt Ende 201 2<br />

dadurch den provisorischen Auftrag, die WCML bis zu 23 Monate<br />

weiter zu betreiben. <strong>Die</strong>sem Entscheid folgte im Frühling 201 3 nun<br />

eine weitere, vorzeitig erteilte Betriebsverlängerung bis mindestens<br />

April 201 7. Auch bei den meisten anderen Strecken setzt das DfT<br />

nun auf Kontinuität statt auf Konkurrenzdruck und hat mit den meisten<br />

Bahngesellschaften frühzeitige Vertragsverlängerungen ausgehandelt.<br />

AT<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08 | 2013<br />

Rittnerbahn fährt wieder<br />

Am 16. Juni 2013 nahm die Rittner-<br />

Schmalspurbahn ihre Fahrt mit<br />

vollem Betrieb wieder auf. Grund für<br />

die mehrmonatige Pause waren die<br />

Abriss- und Bauarbeiten für die neue<br />

Remise in Oberbozen und für die<br />

Erweiterung der Abstellanlage in<br />

Klobenstein. <strong>Die</strong> Arbeiten in<br />

Oberbozen sind zwar noch nicht<br />

abgeschlossen, doch wurde alles<br />

daran gesetzt, damit die Bahn mit<br />

Beginn der Tourismussaison wieder<br />

regulär verkehren kann.<br />

LM<br />

NOHAB auf großer Fahrt<br />

Zu einem interessanten Auslands -<br />

einsatz kam am 8. Juni die NOHAB-<br />

Museums-<strong>Die</strong>sellok M 61.017 der<br />

ungarischen Staatsbahn MAV. <strong>Die</strong> Lok<br />

bespannte im Rahmen einer<br />

Sonderfahrt den ungarischen Orient-<br />

Express von Budapest ins slo -<br />

wakische Banska Stiavnica, hier<br />

aufgenommen von T. Böhme bei Ziar<br />

nad Hronom.<br />

TB<br />

31


TITELTHEMA<br />

DIE REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

Aus alt mach neu<br />

MEHR LEISTUNG, MEHR LEBENSDAUER Kaum ein Land<br />

trieb nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch einmal so viel<br />

Aufwand für die Verbesserung der Dampflok wie die DDR<br />

Plandampf: An einem sonnigen Apriltag 1994 startet in Salzwedel<br />

anstelle der planmäßigen <strong>Die</strong>sellok der Baureihe 229 die 52 8134 vor<br />

dem Frühpersonenzug nach Stendal<br />

Josef Högemann<br />

32


DIE REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

33


TITELTHEMA<br />

D<br />

er Fremdwörter-Duden nennt für den Begriff<br />

„Rekonstruktion“ drei Bedeutungen.<br />

An erster Stelle steht, dass durch sie ein alter,<br />

vergangener Zustand wieder hergestellt wird.<br />

Das trifft auf die rekonstruierten Dampflokomotiven<br />

der Deutschen Reichsbahn nicht zu, denn sie<br />

waren nicht in ihrer alten Form neu erstanden, sie<br />

waren erneuert, dabei auch konstruktiv verbessert<br />

worden, somit etwas Neues auf einer alten Basis.<br />

<strong>Die</strong>se Möglichkeit nennt der Duden unter Punkt 3<br />

mit der Einschränkung: regional. Das klingt eigenartig,<br />

trifft aber in diesem Fall den Kern.<br />

In der Tat ist der Begriff Rekonstruktion bei der<br />

Eisenbahn regional ganz eng mit den Dampflokomotiven<br />

in der DDR verbunden, und eigentlich<br />

wird er auch nur in diesem Zusammenhang verwendet.<br />

Exakt 687 normalspurige Dampflokomotiven<br />

wurden in den Jahren 1 957 bis 1 967 rekonstruiert.<br />

Im Grund ist damit gemeint, dass diese<br />

Loks im Rahmen einer Hauptuntersuchung neue<br />

Kessel erhielten und zum Teil in ihrer Leistungsfähigkeit<br />

gegenüber der Ursprungsausführung<br />

verbessert wurden.<br />

Das Wichtigste aber war: <strong>Die</strong> Lebens- und Einsatzdauer<br />

der Reko-Loks konnte auf diese Weise<br />

noch einmal um zehn bis 1 5 Jahre verlängert werden.<br />

Das war genau die Zeit, in der man dann auch<br />

in der DDR in der Lage sein wollte, moderne <strong>Die</strong>sel-<br />

und Elloks zu bauen.<br />

Zeit gewinnen<br />

Das ging auch gar nicht anders: Während im Wes -<br />

ten intensiv an neuzeitlichen <strong>Die</strong>sel- und Elektroloks<br />

gearbeitet wurde und die Dampflok nur noch<br />

die Chance in einer kurzen Übergangsepoche bekommen<br />

sollte, war die Wirtschaft in der DDR<br />

nicht in der Lage, sofort den Traktionswandel zu<br />

vollziehen. Man musste mit dem vorhandenen Material<br />

auskommen, das noch dazu qualitativ und<br />

von der Menge her vorn und hinten nicht ausreichte.<br />

So besaß die Bundesbahn entschieden<br />

mehr und auch die besseren Dampflokomotiven<br />

als die Reichsbahn im Osten. Sie konnte zum Beispiel<br />

die beinahe werksneuen 52er oder 42er nach<br />

kurzer Zeit abstellen; Übergangs-Kriegs-Loks – so<br />

hießen sie ja wirklich. Wer brauchte so etwas im<br />

Am 23. Februar 1980 – auch früher gab es Winter ohne Schnee – rollt die 52 8052 mit einem Güterzug bei<br />

Arnsdorf in Richtung Dresden. Kleinlaster aus Polen gehören zum Transportgut<br />

Josef Högemann<br />

34


DIE REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

gerade beginnenden Aufschwung des Wirtschaftswunders?<br />

Da in der kleinen DDR auch kaum nennenswerte<br />

Steinkohlenvorkommen existierten, musste<br />

man die Lokomotiven mit Braunkohlen feuern.<br />

Dafür waren aber die Kessel nicht ausgelegt. <strong>Die</strong><br />

Rostflächen waren – vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

hatte stets erstklassige Kohle zur Verfügung gestanden<br />

– zu klein. Damit stand die erste Forderung<br />

für die zu rekonstruierenden Loks fest: Der<br />

Kessel musste eine große, geräumige Feuerbüchse<br />

mit ausreichender Rostfläche und sehr guter Luftzufuhr<br />

erhalten. Eine Verbrennungskammer war<br />

vorgesehen. Außerdem sollte er – inzwischen war<br />

man technisch so weit – vollständig geschweißt<br />

sein.<br />

Darüber hinaus wurden Rahmen, Laufwerk,<br />

Triebwerk und Tender der Reko-Loks grunderneuert.<br />

<strong>Die</strong> Rekonstruktion war also eine Art Mittelding<br />

zwischen solider Generalreparatur und Neubau,<br />

kostete aber entschieden weniger. Wenn man<br />

berücksichtigt, dass von 1 954 bis 1 960 auch noch<br />

31 8 Dampflokomotiven neu gebaut wurden, so ergibt<br />

das eine Summe von 1 .005 vollwertigen und<br />

Im Berliner Ostbahnhof mischte sich Hans van Engelen 1974 unter die Fotografen. <strong>Die</strong> 03 2243 verkörpert<br />

mit ihrer Frontpartie das unverwechselbare Gesicht der Reko-Loks der Reichsbahn<br />

Hans van Engelen<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

35


TITELTHEMA<br />

In Berbersdorf hat die 50 3704 einige beladene Wagen aus dem Schotterwerk herausgezogen, es ist der<br />

9. Mai 1986. <strong>Die</strong> bestens gepflegte Lok hat eine zurückgeschnittene Frontschürze Josef Högemann<br />

In Ebersbach in der Lausitz kommt die 52 8148 mit einem Güterzug aus Löbau über den Viadukt kurz vor<br />

dem Bahnhof gerollt. Im Herbst 1986 waren die Reko-52er dort noch alltäglich<br />

Josef Högemann<br />

36


DIE REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

leistungsfähigen Dampflokomotiven. Kein Land in<br />

Europa hat nach 1 945 noch einmal derart viel Energie<br />

und konstruktiven Aufwand in die Modernisierung<br />

seiner Dampflokomotiven investiert.<br />

Welche Bauarten wurden rekonstruiert?<br />

Auffallend ist die große Zahl an Güterzugloks, die<br />

der Rekonstruktion unterzogen wurden. Der Güterverkehr<br />

auf der Schiene war in der DDR das absolute<br />

Rückgrat der Volkswirtschaft. Also brauchte<br />

dieser Sektor vordringlich gute und zuverlässige<br />

Triebfahrzeuge. Aber auch Schnell- und Personenzugloks<br />

erhielten die neuen Kessel. Zum Teil wurde<br />

auch mit einem völlig neuen Outfit gespielt, wie<br />

zum Beispiel bei den bulligen Schnellzugloks der<br />

Baureihe 01 .5, die außer der Achsfolge gar nichts<br />

mehr mit ihren „Spendermodellen“, den Altbau-01<br />

mit den großen Windleitblechen aus der Einheitslok-Ära,<br />

gemein hatten.<br />

Noch einen wichtigen Grund für die Neubekesselung<br />

gab es: <strong>Die</strong> 1 ’D1 ’-Güterzuglokomotiven der<br />

Baureihe 41 , in der DDR absolut unverzichtbar,<br />

weil auch im schnellen Personenverkehr im Bergland<br />

einsetzbar, besaßen Kessel aus St 47 K. <strong>Die</strong>se<br />

ursprünglich für 20 bar Kesseldruck konzipierten<br />

Dampfspender erwiesen sich als nicht alterungsbeständig.<br />

Schwere Kesselschäden traten auf,<br />

meist irreparabel. Hier musste dringend Ersatz geschaffen<br />

werden, und von 1 957 bis 1 959 wurden<br />

schon einmal 21 Lokomotiven mit geschweißten<br />

Das klassische Gesicht der Reko-Loks täuscht hier:<br />

<strong>Die</strong> 03 2204 hat einen Nachbaukessel! Dirk Endisch<br />

Zwischen Hermsdorf und Kraftsdorf führt die Strecke unter der Autobahn 4 hindurch. Der Personenzug<br />

von Jena nach Gera wird am 3. Oktober 1985 von der 41 1180 bespannt<br />

Josef Högemann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

37


TITELTHEMA<br />

Der Güterzug von St. Egidien nach Oelsnitz scheint es in sich zu haben am 5. Oktober 1985: <strong>Die</strong> Zuglok<br />

50 3697 arbeitet hart an der Reibungsgrenze. Auf der Strecke löste die 50.35 die 58.30 ab Josef Högemann<br />

Nachbaukesseln ausgerüstet. Eine Rekonstruktion<br />

war das noch nicht, denn abgesehen davon, dass<br />

man den Speisedom weggelassen hatte, unterschied<br />

sich der neue Kessel in seinen Dimensionen<br />

nicht vom alten. Erst ab 1 959 wurden dann<br />

REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

Baureihe aus erstes Jahr im Raw Stückzahl<br />

01 5 01 0-2 1962 Meiningen 35<br />

03 10 03 10 1959 Meiningen 18<br />

18 201 61 002 1961 Meiningen 1<br />

18 314 18 314 1960 Zwickau 1<br />

19 0 19 0 1964 Meiningen 2<br />

22 39 1958 Meiningen 85<br />

23 001 23 001 1961 Engelsdorf 1<br />

41 41 1959 Zwickau/K.-M.-St. 80<br />

50 35 50 1957 Stendal 208<br />

52 80 52 1960 Stendal 200<br />

58 30 58 10 1958 Zwickau 56<br />

Summe 687<br />

Man kann auch die Zweitverwendung der 22er-Kessel auf<br />

der Baureihe 03 mit hinzurechnen:<br />

03 0-2 03 0-2 1969 Meiningen 52<br />

Summe 732<br />

weitere 80 Maschinen der Baureihe 41 mit dem<br />

Reko-Kessel bestückt.<br />

Drei verschiedene Kesseltypen genügten für alle<br />

687 Loks! Sie hießen:<br />

– 39E (39-Ersatz): für die Baureihen 03, 39, 41<br />

und für die Einzelgänger der VES-M Halle in<br />

Form von 1 8 201 , 1 8 31 4 und die beiden Loks der<br />

Baureihe 1 9;<br />

– 50E (50-Ersatz): für die Baureihen 50.35, 52.80,<br />

58.30 und die 23 001 der VES-M Halle;<br />

– 01 E (01 -Ersatz): für die Baureihe 01 .5.<br />

Unterschiede gab es bei den Betriebsnummern:<br />

Während die rekonstruierten Loks der Baureihe 39<br />

völlig neu in der Baureihe 22 unterkamen, nummerte<br />

man die Reko-01 neu beginnend mit 01 501<br />

ein (bis 535). Bei der Baureihe 41 dagegen sparte<br />

man sich die Mühe, die Reko-Lok behielt einfach<br />

die Betriebsnummer der Vorgängerin.<br />

Auch alte Länderbahnlokomotiven wurden rekonstruiert.<br />

Zu nennen sind dabei die preußischen<br />

G 1 2 (Baureihe 58.1 0, Achsfolge 1 ’Eh3), die noch<br />

aus der Epoche des Ersten Weltkrieges stammten,<br />

oder die preußische P 1 0, die schwere Personenzuglok<br />

der Achsfolge 1 ’D1 ’h3, also Bauarten mit<br />

Dreizylinder-Triebwerk. Beide waren nach der Rekonstruktion<br />

zur Baureihe 58.30 bzw. 22 äußerst<br />

gut gelungen und beliebt bei den Personalen.<br />

38


DIE REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

In Saalfeld setzt die 22 049 (ex 39 098, Reko 1960 in Meiningen) einen D-Zug nach Halle (Saale) in<br />

Bewegung. Das Foto entstand 1968, schon zwei Jahre später wurde die Lok z-gestellt Hans van Engelen<br />

<strong>Die</strong> 41 1185 am frühen Morgen des<br />

21. Oktober 1991 unterwegs nach<br />

Magdeburg<br />

Josef Högemann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

39


TITELTHEMA<br />

<strong>Die</strong> 03 135 vom Bw Wittenberge steht 1968 zur<br />

Abfahrt bereit in Hamburg-Altona Hans van Engelen<br />

<strong>Die</strong> Baureihe 03, die „kleinere Schwester“ der<br />

Baureihe 01 , kam nachträglich mit in das Rekonstruktionsprogramm<br />

(der Streit, ob sie dazugehört,<br />

endet nie). Als die Baureihe 22 durch die Elektrifizierung<br />

in Sachsen und Thüringen nicht mehr gebraucht<br />

wurde und abgestellt werden sollte, war es<br />

um die alten Fahrwerke nicht schade – aber die<br />

Reko-Kessel waren noch fast neu! Also entschied<br />

man, diese weiter auf Loks der Baureihe 03 zu verwenden,<br />

die Abmessungen ließen das problemlos<br />

nach kleineren Anpassungsarbeiten zu.<br />

Reko auch im Westen?<br />

Auch die Deutsche Bundesbahn rüstete einen Teil<br />

ihrer noch längere Zeit benötigten Dampflokomotiven<br />

der Baureihen 01 , 01 .1 0, 03.1 0 oder 41 mit<br />

modernen Hochleistungskesseln aus. Allerdings<br />

verwendete im Westen niemand den Begriff Rekonstruktion,<br />

das einfache Wort „Neubekesselung“<br />

genügte. Anders als im Osten stand auch das Problem<br />

mit miserabler Kohle nicht. Im Gegenteil,<br />

erstklassige Brennstoffe waren kein Problem. Man<br />

ging einen interessanten Weg: <strong>Die</strong> Rostfläche des<br />

völlig geschweißten Neubaukessels der Baureihe<br />

01 der DB war mit 3,95 m 2 sogar kleiner als die der<br />

Ursprungs-01 (4,31 m 2 )! Dafür besaß der Kessel<br />

eine Verbrennungsammer, sodass die Strahlungsheizfläche<br />

(Feuerbüchse plus Verbrennungskammer)<br />

mit 22 m 2 exakt so groß war wie bei der alten<br />

In Bebra setzt 1972 die Erfurter 01 0533<br />

einen D-Zug in Richtung Heimat in Bewegung<br />

Hans van Engelen<br />

40


DIE REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

41


TITELTHEMA<br />

Hinten ist im Dunst die Nickelhütte von St. Egidien zu erkennen. Dort kommt die 58 3047 her mit ihrem<br />

Güterzug, den sie nach Oelsnitz bringen wird (19. September 1984)<br />

Josef Högemann<br />

01 . Man erhoffte sich bei der Bundesbahn in erster<br />

Linie Brennstoffeinsparungen und vor allem auch<br />

eine Arbeitserleichterung für den Heizer.<br />

Reko? Nein: Redesign, Relaunch …<br />

Viele der Reko-Loks blieben bis in die Gegenwart<br />

erhalten und bilden heute den Stolz und das sichere<br />

Rückgrat mancher Museumsbahn. Nicht vergessen<br />

sollte man, dass auch viele Schmalspurloks der<br />

AUSGEWÄHLTE KESSELVERGLEICHE<br />

Baureihe Rostfläche (m 2 ) Strahlungsheizfläche (m 2 )<br />

01 alt 4,41 (4,32) 17 (16,90)<br />

01 5 4,87 23,5 Kessel 01E<br />

39 4,08 17,51<br />

22 4,23 21,3 Kessel 39E<br />

41 alt 4,1 16,2<br />

41 Reko 4,23 21,3 Kessel 39E<br />

50 alt 3,9 15,9<br />

50 35 3,7 17,9 Kessel 50E<br />

Reichsbahn grundlegend modernisiert wurden, allerdings<br />

bürgerte sich der Begriff Rekonstruktion<br />

dabei nicht ein, da im Schmalspursektor nicht die<br />

Leistungssteigerung im Brennpunkt stand. Gern<br />

streiten sich die Experten auch heute noch, da all<br />

diese Dinge ein halbes Jahrhundert zurück liegen,<br />

um die richtige Begriffswahl. Fakt ist, dass zum<br />

Beispiel die allseits bekannte Schmalspurgattung<br />

IV K bei dieser Großteilerneuerung im Grunde<br />

komplett neu aufgebaut wurde und manchmal<br />

höchstens ein Radstern, der Reglerhebel oder eine<br />

Kupplung von der alten an die neue Lok überging.<br />

Heimlicher Neubau, könnte man auch sagen. Egal:<br />

Man hat das alles nicht gemacht, um die IV K in ihrer<br />

Leistungsfähigkeit aufzuwerten, sondern um<br />

sie überhaupt dem Betrieb noch für einige Jahre zu<br />

erhalten. Also trifft der Begriff „Rettung“ hier eher<br />

zu, nicht aber Rekonstruktion.<br />

Der Begriff hat heute in der Eisenbahnwelt ausgedient.<br />

Dabei gibt es den Neuaufbau einer alten<br />

Lok zum Zweck der Leistungssteigerung und Arbeitserleichterung<br />

für das Personal auch heute<br />

noch, wie der Beitrag von Thomas Feldmann ab<br />

Seite 54 zeigt.<br />

Rudolf Heym<br />

42


DIE REKO-<strong>LOK</strong>S DER DR<br />

Bummelzugdienst für 03 2157 in Stendal: Vor dem Zug nach Tangermünde im Jahr 1974<br />

Sonderzug nach Emden auf der Emslandstrecke am 2. Juni 2012 mit der 03 1010<br />

Hans van Engelen<br />

Josef Högemann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

43


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

BAUREIHE E 32<br />

Eine blieb erhalten<br />

BAYERNS STANGEN-VETERAN Mit einem interessanten Fahrwerk und<br />

Stangen-Antrieb sollen die E 32 sehr gut gelaufen sein. Bayern war und blieb<br />

ihre Heimat, aber es gab auch Abstecher nach Baden und Frankfurt (Main)<br />

Passen gut zusammen: Alte Stangen-Ellok und DB-Umbau-Dreiachser.<br />

<strong>Die</strong> E 32 08 erreicht mit dem Personenzug 2726 am 26. April 1957 den<br />

Bahnhof Efringen-Kirchen<br />

Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker<br />

44


BAUREIHE E 32<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

45


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

<strong>Die</strong> Augsburger E 32 108 am 16. April 1938 in schönster Fotostellung im Bw München Hbf<br />

N<br />

eben den EP-5-Lokomotiven für den schweren<br />

Reisezugdienst (spätere E 52) bestellte<br />

die Gruppenverwaltung Bayern der Deutschen<br />

Reichsbahn im September 1 922 im Rahmen<br />

des „Wechmann-Plans“ 1 9 Lokomotiven mit der<br />

Typenbezeichnung EP 2. Sie waren für den leichten<br />

Reisezugdienst bzw. Vorortverkehr auf den bis<br />

1 925 zu elektrifizierenden Strecken von München<br />

nach Garmisch, Herrsching und Landshut sowie<br />

Tutzing – Kochel und Weilheim – Peißenberg bestimmt.<br />

1 924 wurde der Auftrag auf 29 Maschinen<br />

erhöht, um auch den Bedarf auf den ab 1 927 elek-<br />

E 32: TECHNISCHE HAUPTDATEN<br />

Baureihe<br />

ab 1968 132<br />

bis 1967 E 32<br />

bis 1926 EP 2<br />

Indienststellung 1924 – 1926<br />

Hersteller<br />

BBC, Krauss<br />

Achsformel<br />

1’C1’<br />

Länge über Puffer mm 13.010<br />

<strong>Die</strong>nstmasse t 84,8<br />

Stromsystem<br />

16 2/3 Hz, 15 kV<br />

Art des Antriebs<br />

Stangen<br />

Dauerleistung kW 1.010<br />

Geschw. bei Dauerleistung km/h 64/78,3<br />

Stundenleistung kW 1.170<br />

Geschw. bei Stundenleistung km/h 60/73<br />

Höchstgeschwindigkeit km/h 75/90<br />

Anfahrzugkraft kg 10.700/8.850<br />

46<br />

Slg. Brian Rampp<br />

trisch betriebenen Strecken München – Rosenheim<br />

und München – Maisach decken zu können.<br />

Hersteller waren Maffei für den Fahrzeugteil<br />

und Brown-Boveri (BBC) für den elektrischen Teil.<br />

Der Zusammenbau der Lokomotiven erfolgte wie<br />

bei allen Elektrolokomotiven der 1 920er-Jahre in<br />

der Nebenwerkstätte des Raw München in der<br />

Landsberger Straße. Abgeliefert wurden die fertigen<br />

Maschinen von Dezember 1 924 bis Juli 1 926.<br />

Bezeichnet waren die Lokomotiven mit den Betriebsnummern<br />

20006 – 20034 der Gruppenverwaltung<br />

Bayern der DRG. Zu der Nummernfolge<br />

ab 20006 kam es, weil die Zahlen 20001 – 20005<br />

von der Gattung EP 1 (spätere E 62 01 – 05) belegt<br />

waren. Dem Umzeichnungsplan vom August 1 926<br />

entsprechend ordnete die Deutsche Reichsbahn<br />

die Lokomotiven als Baureihe E 32 mit den Betriebsnummern<br />

E 32 06 bis E 32 34 ein, wobei die<br />

zuletzt abgelieferten Lokomotiven bereits mit den<br />

neuen Bezeichnungen in <strong>Die</strong>nst gestellt wurden.<br />

<strong>Die</strong> E 32 bewährte sich zunächst in den ihr zugedachten<br />

Aufgabengebieten. <strong>Die</strong> Lokomotiven beförderten<br />

900-Tonnen-Züge mit 75 km/h (in der<br />

Ebene) und 460-Tonnen-Züge auf einer Steigung<br />

von zehn Promille mit 50 km/h.<br />

Konstruktion<br />

Das Laufwerk der 1 ’C1 ’-Lokomotiven besaß vorn<br />

ein Krauss-Helmholtz-Gestell, während der hintere<br />

Laufradsatz in einem Bissel-Gestell gelagert war.<br />

Der zweite Kuppelradsatz hatte spurkranzgeschwächte<br />

Räder und wie der dritte Kuppelradsatz


BAUREIHE E 32<br />

München Hbf am 22. Februar 1950: Flankenfahrt zwischen E 63 06 und E 32 16<br />

Slg. Brian Rampp<br />

angeordnet. Nach dem Tausch der Aluminiumschleifstücke<br />

gegen solche aus Kohle erhielten die<br />

Stromabnehmer die Bezeichnung SBS 1 0. Der<br />

Hauptschalter war als Ölschalter ausgeführt.<br />

Bei dem Haupttransformator handelte es sich<br />

um einen fremdbelüfteten Öltransformator, bei der<br />

Steuerung um eine manuell zu betätigende Schlittenschaltersteuerung<br />

mit 1 3 Fahrstufen. <strong>Die</strong><br />

Nockenwelle wurde elektropneumatisch betätigt.<br />

Als Fahrmotoren kamen fremdbelüftete, kompensierte<br />

Wechselstrom-Reihenschlussmotoren<br />

mit Wendepolen analog zur Baureihe E 1 6 zum<br />

Einsatz.<br />

Ab 1 957/58 erhielten einige E 32 die kleinen DB-<br />

Einheitsscheinwerfer und alle Lokomotiven Stirnkein<br />

Seitenspiel. <strong>Die</strong> E 32 verfügten über einen<br />

Parallelkurbelantrieb mit schräger Treibstange und<br />

einer Blindwelle. Treib- und Kuppelstangen waren<br />

in einer Bewegungsebene angeordnet.<br />

<strong>Die</strong> Kraftübertragung erfolgte über ein zweiseitiges,<br />

geradverzahntes Vorgelege. Das Getriebe hatte<br />

eine Übersetzung von 45:1 47 (E 32 1 : 52:1 40). <strong>Die</strong><br />

beiden hochgelagerten Fahrmotoren waren in einen<br />

Stahlgusstrog mit gemeinsamen Lagerschilden<br />

eingesetzt. 1 941 /42 wurde die Motorbefestigung<br />

verstärkt.<br />

Der Hauptrahmen war als Blechrahmen ausgeführt<br />

und durch Stahlgussquerträger versteift. Der<br />

Lokkasten bestand aus einem Profilstahlgerippe<br />

mit Stahlblechverkleidung. Das Dach war wie die<br />

oberen Seitenteilhälften aus Stahlblech gefertigt<br />

und gemeinsam in zwei Teilen abnehmbar.<br />

In den Stirnwänden befanden sich mittig angeordnet<br />

zwei Übergangstüren mit Übergängen, die<br />

ab Ende der 1 930er-Jahre entfernt bzw. verschlossen<br />

wurden. Gleiches betraf die Lüftungsöffnungen<br />

über den Stirnfenstern. <strong>Die</strong> kriegsbeschädigten<br />

E 32 06, 08, 1 6 und 20 erhielten bei ihrer<br />

Instandsetzung neue Stirnfronten ohne Türen.<br />

<strong>Die</strong> Bremseinrichtung bestand aus einer Druckluftbremse<br />

mit Zusatzbremse zur einseitigen Abbremsung<br />

der Räder und je einer Spindelhandbremse<br />

pro Führerstand. Ab 1 931 wurde noch ein<br />

Ackermann-Notbremsventil eingebaut. Eine wegeabhängige<br />

Sicherheitsfahrschaltung (Bauart BBC)<br />

rüstete die DRG ab 1 929/30 nach. Auf dem Dach<br />

waren zwei Scherenstromabnehmer Bauart SBS 9<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Am 31. Juli 1940 hat die E 32 34 im Bw München<br />

bereits verdunkelte Loklaternen Slg. Brian Rampp<br />

47


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

Voll aufgebügelt leistet die 132 104 am 4. Juli 1968 in München-Pasing einer E 44 Vorspann<br />

K.-Friedrich Seitz<br />

wandsteckdosen für die Wagenbeleuchtung. Überhaupt<br />

gab es bei der Größe der Scheinwerfer viele<br />

Unterschiede.<br />

Bei ihrer Indienststellung besaßen die Lokkästen<br />

der E 32 den rotbraunen Länderbahnanstrich<br />

der Bayerischen Staatsbahn. Ab 1 933 war dann bei<br />

Neulackierungen blaugrau vorgeschrieben. <strong>Die</strong> DB<br />

lackierte ihre E 32 seit den 1 950er-Jahren im gängigen<br />

chromoxydgrün.<br />

Am 10. April 1952 wurde im Bw Augsburg die<br />

Frontpartie der E 32 108 verewigt Slg. Brian Rampp<br />

Umbauten und Umnummerierungen<br />

Durch ihre günstige Schwerpunktlage und konstruktive<br />

Ausbildung des Fahrgestells besaßen die<br />

E 32 besonders in Gleisbögen einen ruhigen Lauf.<br />

In den Jahren 1 935/36 erhielten E 32 26, 29, 1 8, 30,<br />

32, 1 7, 1 3 und 07 im Raw Freimann eine andere Getriebeübersetzung.<br />

<strong>Die</strong> Höchstgeschwindigkeit<br />

konnte dadurch von 75 km/h auf 90 km/h erhöht<br />

werden. <strong>Die</strong> Loks wurden nun in dieser Reihenfolge<br />

in E 32 1 01 – 1 08 umgenummert. Sie konnten<br />

einen 585-Tonnen-Zug in der Ebene mit 90 km/h<br />

und 320-Tonnen-Züge auf einer Steigung von<br />

1 :1 00 mit 70 km/h fahren.<br />

Eine offizielle und folgerichtige Bezeichnung<br />

als Unterbaureihe E 32 1 unterblieb allerdings.<br />

Nach dem Umbau waren diese acht Lokomotiven<br />

auch vor leichten Eilzügen sowie im Eilgüterzugverkehr<br />

einsetzbar. Das Getriebe der E 32 1 05 wurde<br />

im August 1 965 in E 32 06 eingebaut und diese<br />

Lokomotive daraufhin für 90 km/h zugelassen.<br />

<strong>Die</strong> Vergabe einer neuen Ordnungsnummer unterblieb.<br />

Bereits am 4. Juli 1 966 schied diese Lokomotive<br />

aus dem Betriebsbestand.<br />

Im Gegensatz zu den anderen Stangen-Elloks<br />

der Reihen E 52, E 60, E 63 und E 91 erhielten die<br />

48


BAUREIHE E 32<br />

<strong>Die</strong> Seitenansicht<br />

der E 32 zeigt die<br />

Asymmetrie der<br />

ganzen Lok.<br />

Links, am Ende 2,<br />

war der Laufradsatz<br />

in einem<br />

Bisselgestell<br />

gelagert. <strong>Die</strong><br />

beiden Kuppelradsätze<br />

unter<br />

den Fahrmotoren<br />

lagen fest.<br />

Rechts, am<br />

En de 1, waren<br />

Kuppel- und<br />

Laufradsatz in<br />

einem Krauss-<br />

Helmholtz-Gestell<br />

vereinigt<br />

Werner <strong>Die</strong>tmann<br />

E 32 in den Jahren 1 956/57 keine Grundüberholung<br />

mehr.<br />

Betriebseinsatz<br />

EP 2 20006 wurde, noch vor ihrer Fertigstellung,<br />

bereits im September 1 924 auf der eisenbahntechnischen<br />

Ausstellung in Seddin erstmals gezeigt.<br />

Im Dezember 1 924 nahm die Lok den Probebetrieb<br />

zwischen Garmisch und Weilheim auf. Am<br />

1 9. Februar 1 925 zog eine EP 2 den ersten durchgehenden<br />

Zug zwischen Garmisch und München.<br />

Alle Lokomotiven waren nach ihrer Indienststellung<br />

zunächst beim Bw München Hbf beheimatet<br />

und auf den oben genannten Strecken eingesetzt.<br />

<strong>Die</strong> vorranging im Personenzugdienst<br />

eingesetzten E 32 kamen mit fortschreitender Elektrifizierung<br />

in kleinen Stückzahlen auch zu den<br />

Bw’en Freilassing (1 932 – 1 937), Rosenheim (1 931<br />

– 1 941 ), Treuchtlingen (E 32 07 von 1 935 bis 1 936)<br />

und München Ost (E 32 1 08 von 1 936 bis 1 937).<br />

<strong>Die</strong> Freilassinger E 32 kamen auf der Strecke nach<br />

Berchtesgaden sowie nach Rosenheim und Salzburg<br />

zum Einsatz. Der Bestand belief sich im<br />

Schnitt auf drei Maschinen, die letzte verließ um<br />

1 937 das Bw.<br />

Neben dem Bw München Hbf verfügte das Bw<br />

Augsburg über den größten Bestand. 1 932, als der<br />

Fahrdraht die Fuggerstadt erreichte, erschien die<br />

erste E 32 und bis Ende 1 940 waren zehn Maschinen<br />

beim Bw Augsburg beheimatet. Sie verkehrten<br />

bis Neu Ulm, Donauwörth/Treuchtlingen und<br />

München. Im Jahr 1 941 reihten sich das Bw Garmisch<br />

(mit zwei E 32, die bis 1 943 blieben) sowie<br />

1 943 Neu Ulm (mit E 32 1 06) in die Liste der E 32-<br />

Heimatdienststellen ein.<br />

Ab März 1 941 kamen E 32 1 1 , 1 9, 27 und 33 leihweise<br />

im besetzten Norwegen zum Einsatz<br />

(buchmäßig verblieben sie bei ihren Heimat-Bw).<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Ein Foto und ein Lokführertagebuch belegt Einsätze<br />

in Oslo. Verhältnismäßig oft auftretende Schäden<br />

– u. a. an den gefederten Ritzeln – und die problematische<br />

Ersatzteilbeschaffung sorgten nach<br />

zweieinhalb Jahren für ein Ende dieses Experimentes<br />

und im Oktober 1 943 für die Rückkehr der<br />

letzten beiden Lokomotiven (E 32 1 1 und 33) in die<br />

Heimat. E 32 1 9 und 27 kamen bereits im April/<br />

Juli 1 942 zurück.<br />

Kriegsverluste<br />

<strong>Die</strong> Luftangriffe der Alliierten während des Zweiten<br />

Weltkrieges führten zu ersten Ausmusterungen:<br />

Am 9. März 1 943 brannten E 32 1 9, 21 und 23<br />

in München vollständig aus und mussten am 1 0.<br />

April 1 943 vom Bestand abgesetzt werden. Weiter<br />

wurden von sechs am Kriegsende schwer beschädigten<br />

Lokomotiven zwei – E 32 09 und 1 4 – im<br />

November 1 945 ausgemustert. Eine von beiden<br />

20. Juni 1956: Im AW Freimann hat es gebrannt, mit<br />

betroffen ist die E 32 15<br />

Slg. Brian Rampp<br />

49


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

<strong>Die</strong> heute erhaltene Museumslok 132 027, abgestellt in München Hbf im März 1975<br />

Brian Rampp<br />

wurde am 1 9. April 1 945 bei einem Angriff von<br />

US-Jagdbombern auf dem Bahnhof Weilheim<br />

(Obb) zerstört. <strong>Die</strong> übrigen Schadlokomotiven<br />

nahmen nach ihrer Instandsetzung bei Krauss-<br />

Maffei, die z. B. im Fall der ausgebrannten E 32 06<br />

und 20 einem Neuaufbau gleichkam, bis 1 952 wieder<br />

ihren <strong>Die</strong>nst auf.<br />

Bayern und Abstecher ins Badische<br />

Der nach Kriegsende vorhandene Bestand verblieb<br />

vollständig in Bayern. <strong>Die</strong> DR West bzw. die ab<br />

1 949 bestehende Deutsche Bundesbahn setzte die<br />

E 32 bei den Bw’en Augsburg (bis 1 966), Freilassing<br />

(1 957 – 1 958), Garmisch (1 946 – 1 962),<br />

Landshut (1 952 – 1 954), München Hbf (bis 1 971 ),<br />

München Ost (1 951 – 1 962), Neu Ulm (bis 1 949)<br />

und Regensburg (1 952 – 1 955, 1 957/58) ein.<br />

Das Bw München Hbf brachte fünf Planlokomotiven<br />

bis Mai 1 951 hauptsächlich vor Personenzügen<br />

auf der Strecke nach Herrsching zum Einsatz,<br />

einzelne Leistungen gab es auch nach<br />

Dachau, Gauting, Freising, Maisach/Nannhofen<br />

und Schleißheim. Garmisch baute seinen Bestand<br />

ab 1 946 auf durchschnittlich drei Maschinen auf.<br />

Der Einsatz einer E 32 erfolgte bis Juni 1 950<br />

vom Lokbahnhof Weilheim aus nach Peißenberg.<br />

Nachdem eine zweite E 32 zur Verfügung stand,<br />

kam es auch zu Planeinsätzen von Garmisch aus<br />

auf der Außerfernbahn nach Reutte in Tirol (Sommer<br />

1 947). Ab Oktober 1 948 übernahm eine E 32<br />

den Personenverkehr Garmisch – Griesen.<br />

Nachdem die Anhebung der Höchstgeschwindigkeit<br />

im Reisezugverkehr der DB die Einsatzmöglichkeiten<br />

zunehmend einschränkte und die<br />

Streckenleistungen vermehrt von E 41 und E 44<br />

übernommen wurden, fanden sich die E 32 in Bayern<br />

vermehrt in untergeordneten <strong>Die</strong>nsten wieder.<br />

Neben den Leerzügen in München waren es anderswo<br />

auch Arbeitszüge oder das Einspringen bei<br />

einem Ausfall anderer Lokomotiven.<br />

Hingegen ergab sich Mitte der 1 950er-Jahre bei<br />

der Direktion Karlsruhe ein sinnvolleres Arbeitsfeld.<br />

Zur Ablösung der alten E 71 im Wiesen- und<br />

Wehra tal kamen 1 955 fünf E 32 zum Bw Basel, wo<br />

sie den Personenzugdienst auf den Strecken Basel<br />

– Schopfheim – Zell/Säckingen übernahmen. Weitere<br />

E 32 folgten. <strong>Die</strong> dort eingesetzten Lokomotiven<br />

wechselten 1 957 zum Bw Haltingen und 1 963<br />

nach Freiburg, die Einsatzstrecken änderten sich<br />

dadurch nicht. Ende 1 964 war in Freiburg mit acht<br />

E 32 der höchste Bestand erreicht. Damals waren<br />

die E 32 auf die Bw’e Augsburg (5), Freiburg (8)<br />

und München Hbf (9 + 2 z) verteilt.<br />

1964 beginnt die Abstellung<br />

Bereits 1 964 ließ die Bundesbahn mit den Münchner<br />

E 32 1 05 und 1 06 die ersten E 32 außer <strong>Die</strong>nst<br />

und z-stellen. Weil der Planbedarf den vorhandenen<br />

Lokbestand weit unterschritt und andernorts<br />

Lokomotivmangel herrschte, hielt die DB Mitte der<br />

1 960er-Jahre nach einer neuen Einsatzmöglichkeit<br />

Ausschau. <strong>Die</strong>se bot sich in Frankfurt (Main). Im<br />

50


BAUREIHE E 32<br />

Herausgeputzt für eine Fahrzeugschau: E 32 104 am 27. Mai 1965 in Augsburg<br />

Edgar Fischer/Slg. GeraMond<br />

September 1 966 erhielt das Bw Frankfurt-Griesheim<br />

fünf E 32 zugeteilt (E 32 1 01 – 1 03 sowie die<br />

E 32 25 und 34), die zusammen mit E 52 zur Beförderung<br />

von Abstellzügen nach und von Frankfurt<br />

Hbf eingesetzt waren. Gleichzeitig wurde die E 32-<br />

Beheimatung in Augsburg beendet.<br />

Im April und Juni 1 967 mussten E 32 1 02 bzw.<br />

E 32 34 z-gestellt werden. <strong>Die</strong> E 32 kamen wegen<br />

der Auflösung des Bw Griesheim am 28. Mai 1 967<br />

zum Bw Frankfurt (Main) 1 . Hier blieben sie nicht<br />

lange – sie wechselten im Juni 1 967 (E 32 25, 1 03)<br />

bzw. Mai 1 968 (E 32 1 01 ) nach Freiburg.<br />

Bayerische Ellok, bayerische Wagen – ein Zug wie aus einem Guss! Es ist der P 2113 mit der E 32 16 im<br />

Bahnhof Traunstein, aufgenommen am 30. März 1956<br />

Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

51


FAHRZEUGPORTRÄT<br />

Deutsche Vorkriegselloks, aufgereiht im Museum Bochum-Dahlhausen. Wie absolut verschieden die<br />

Formen ihrer Frontpartien im Vergleich zu heute sind!<br />

Thomas Feldmann<br />

Damit waren die ab dem 1 . Januar 1 968 als Baureihe<br />

1 32 bezeichneten Lokomotiven nur noch in<br />

Freiburg und München Hbf stationiert. Nachdem<br />

die E 32 im Jahr 1 966 aus dem Unterhaltungsbestand<br />

gestrichen waren, ließ sie die DB bis zum<br />

Ablauf der Sechsjahresfrist abfahren.<br />

<strong>Die</strong> Reihen lichteten sich dadurch schnell: 1 965<br />

mussten E 32 22 (Unfall); 1 966 die E 32 06, 1 0, 33;<br />

Seltene Farbaufnahme: In Haltingen war im Dezember 1968 die 132 024 abgestellt<br />

Slg. Brian Rampp<br />

52


BAUREIHE E 32<br />

1 967 die E 32 08, 1 5, 20, 31 , 34, 1 02; im Jahr 1 968<br />

die E 32 25, 28 sowie 1 969 die E 32 1 6 und 1 08 z-<br />

gestellt werden. Einige Maschinen wurden erst<br />

Jahre später ausgemustert.<br />

Im Mai 1 969 endete der 1 32-Einsatz im Wiesenund<br />

Wehratal; die Baureihe 1 45 hatte die Nachfolge<br />

angetreten. <strong>Die</strong> noch betriebsfähigen 1 32 01 1 , 024,<br />

1 01 und 1 08 wurden von Freiburg zum Auslauf-Bw<br />

München Hbf umbeheimatet, wo nun die letzten<br />

Maschinen konzentriert waren. Dort fuhren sie<br />

ausschließlich im Abstelldienst. Ihr Einsatz währte<br />

jedoch nur noch zwei Jahre. Im Rahmen einer Sonderfahrt<br />

am 6. Juli 1 971 von München nach Murnau<br />

verabschiedeten sich 1 32 027 und 1 01 , und am<br />

25. September 1 971 wurde 1 32 027 als letzte z-gestellt.<br />

<strong>Die</strong> Ausmusterung der Baureihe E 32 erfolgte<br />

bei der DB in den Jahren 1 966 (2), 1 968 (3),<br />

1 969 (3), 1 971 (8) und 1 972 (8).<br />

Museumslok E 32 27<br />

1 32 027 blieb zunächst im Bw München Hbf abgestellt.<br />

Dann löste sie im Oktober 1 973 die 1 32 1 01 in<br />

Weilheim (Obb) als Heizlokomotive ab und blieb<br />

bis 6. Januar 1 975 dort. Als stationäre Anlagen<br />

dienten E 32 in den Jahren 1 967 – 1 976 außerdem<br />

in Freilassing (1 32 024, 1 07), Heidelberg (E 32 20),<br />

Neustadt (Schwarzwald) (E 32 1 0), Bw Rosenheim<br />

(1 32 1 03), Salzburg Hbf (1 32 024, 1 07) sowie im<br />

AW Frankfurt (Main) (E 32 1 02). Wegen der geringen<br />

Heizleistung wurden E 32 nicht so lang weiter<br />

verwendet wie die Baureihe E 52.<br />

<strong>Die</strong> DGEG erwarb die seit 1 967 z-gestellte Lok<br />

E 32 20 für museale Zwecke. Aufgrund des wesentlich<br />

besseren Erhaltungszustandes tauschte sie<br />

die Maschine gegen 1 32 027, die Ende April 1 976<br />

zusammen mit 1 32 1 07 nach Bochum-Dahlhausen<br />

überführt wurde. Für 1 32 027 baute die DGEG aus<br />

E 32 20 und 1 32 1 07 noch einige Ersatzteile aus.<br />

Im Bw Freilassing war am 12. Juli 1975 die 132 107<br />

schon längere Zeit abgestellt<br />

Slg. Brian Rampp<br />

<strong>Die</strong> Spenderlokomotiven ließ die DB noch im selben<br />

Jahr dem AW Kassel zur Verschrottung zuführen.<br />

Rückblickend ist dies bei der kompletten<br />

1 32 1 07 sehr bedauerlich, setzte die Deutsche Bundesbahn<br />

im Jahr 1 977 doch noch ein umfangreiches<br />

Erhaltungsprogramm für Altbauelloks in<br />

Kraft. E 32 27 ist heute als rollfähiges Exponat hergerichtet<br />

und ist im Museum Bochum-Dahlhausen<br />

zu besichtigen.<br />

<strong>Die</strong> Verschrottung traf bis 1 973 auch die übrigen<br />

E 32. <strong>Die</strong> DB verkaufte die Lokomotiven an<br />

verschiedene Verwerter in München, darunter<br />

Beutler (5), Layritz (9), Schrottag (2) und Spindler<br />

(1 ). 1 32 1 01 und 1 04 wurden 1 973 in Saarbrücken-<br />

Schleifmühle zerlegt.<br />

Von der in München-Moosach bei Schrottag<br />

zerlegten 1 32 01 2 blieb ein Führerstand erhalten.<br />

Er steht seit 1 974 im Verkehrsmuseum Nürnberg.<br />

Brian Rampp<br />

E 32: EINSÄTZE BIS ZUR ABLÖSUNG<br />

Bw Augsburg<br />

Nahgüterzüge nach Ulm Rbf und Neu<br />

Ulm, einzelne Personenzüge im<br />

Berufsverkehr nach Mering und<br />

Gessertshausen. Ablösung durch E 44<br />

bis 1966.<br />

Bw Garmisch<br />

Personenzüge auf der Strecke von<br />

Garmisch nach Griesen, Murnau und<br />

Mittenwald, Ablösung durch E 44 bis<br />

1962.<br />

Bw Freilassing<br />

Personenzüge auf der seit 1955 neu<br />

elektrifizierten Strecke Traunstein –<br />

Ruhpolding, Ablösung durch<br />

Wendezüge mit<br />

E 44 ab 1957.<br />

Bw Landshut<br />

<strong>Die</strong> hier beheimatete E 32 20 verkehrte<br />

von 1952 bis 1954 u. a. nach<br />

Regensburg.<br />

Bw München Hbf<br />

Nach der Übernahme der<br />

Planleistungen nach Herrsching durch<br />

E 44 im Mai 1951 hatten die E 32 des<br />

Bw München Hbf einige Jahre keine<br />

eigenen Umlaufpläne mehr. Ab Mai<br />

1954 kam es dann erstmals zu niederen<br />

Planeinsätzen im Abstelldienst mit<br />

Leergarnituren zwischen München Hbf<br />

und Pasing West Bbf (so z. B. im<br />

Sommerfahrplan 1965 planmäßig sechs<br />

Maschinen und im Sommer 1968 vier).<br />

Güter- und Personenzüge gab es nicht<br />

mehr zu befördern. Vereinzelt fuhren<br />

sie mit Leerzügen auch nach München-<br />

Ludwigsfeld. <strong>Die</strong> Leistungen mit<br />

Leerzügen sollten für lange Zeit ihren<br />

Einsatz prägen.<br />

Bw München Ost<br />

Ab Mai 1951 liefen zwei bis drei<br />

Planlokomotiven mit Personenzügen<br />

auf der Strecke München Ost –<br />

Ismaning, wo sie ET 85 ablösten. Von<br />

1957 bis 1962 bestritt nur noch E 32 27<br />

mit einem Plantag diesen <strong>Die</strong>nst,<br />

danach Ablösung durch ET 85.<br />

Bw Regensburg<br />

<strong>Die</strong> hier beheimateten zwei bis drei<br />

Maschinen (1957/58 nur eine)<br />

beförderten u. a. Nahgüter- und<br />

Personenzüge nach Landshut.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

53


FAHRZEUGE<br />

BAUREIHE DH 1504<br />

15 Jahre sehr<br />

zuverlässig<br />

V 160-UMBAU Rahmen und Kasten<br />

sind solide, also: Neuer Motor rein,<br />

neue Steuerung, etwas Elektronik,<br />

außen frische Farbe – so einfach hat<br />

man eine gute und fast neue Lok!<br />

I<br />

m Rahmen des Neubauprogramms der Deutschen<br />

Bundesbahn war die V 1 60 (ab 1 968 Reihe<br />

21 6) die erst einmotorige <strong>Die</strong>sellok für den<br />

mittelschweren Personen- und Güterverkehr auf<br />

Haupt- und Nebenstrecken. Nach zehn Vorserienloks,<br />

die Krupp und Henschel fertigten, folgten ab<br />

1 964 insgesamt 21 4 Serienlokomotiven. Alle diese<br />

Loks haben den aktiven <strong>Die</strong>nst bei der DB inzwischen<br />

quittiert. Neben den museal erhaltenen Ex-<br />

Bei Vossloh in Moers läuft im September 1998 der<br />

Umbau der 216 014<br />

Uwe Prinz<br />

54


BAUREIHE DH 1504<br />

Da arbeitete sie noch für die Deutsche Bundesbahn: 216 014 mit dem Güterzug 58137 aus Oberhausen<br />

West am 12. März 1982 im Bahnhof Flandersbach. Aus ihr wurde die MKB-Lok V8<br />

Thomas Feldmann<br />

emplaren 21 6 003, 067 und 221 stehen aktuell<br />

noch 21 6 01 2, 032 und 1 22 bei der Gleisbaufirma<br />

Wiebe im bundesweiten Einsatz.<br />

Neubau? Oder Rekonstruktion?<br />

Auf der Messe Inno Trans in Berlin präsentierte<br />

die Firma On Rail 1 998 mit der früheren 21 6 01 4<br />

die erste umgebaute und bereits für die Mindener<br />

Kreisbahn (MKB) lackierte Lok mit der Bezeichnung<br />

„RegioLok II DH 1 504“. Der Umbau orientierte<br />

sich am speziellen Bedarf der privaten Eisenbahn-Unternehmen<br />

und füllte eine Lücke im<br />

Markt an leistungsstarken und gleichzeitig kostengünstigen<br />

Streckenlokomotiven im Geschwindigkeitsbereich<br />

bis 1 20 km/h.<br />

Angedacht für den Einsatz vor schweren Regionalgüterzügen<br />

sollten die Maschinen sowohl die<br />

Zugbildungsaufgaben und Rangierdienste übernehmen,<br />

als auch schwere Ganzzüge in Doppeltraktion<br />

befördern.<br />

Technisch handelt es sich um einen Neuaufbau<br />

unter Verwendung von Rahmen und Kasten als tragende<br />

Teile auf den grundüberholten Drehgestellen.<br />

Somit blieb auch die Identität der Spenderlok<br />

der Baureihe 21 6 der früheren Bundesbahn optisch<br />

unverkennbar.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Der Aufbau wurde innen komplett entkernt und<br />

mit neuer Verrohrung und elektrischer Anlage<br />

ausgestattet. Bei der Auswahl der neuen Aggregate<br />

und Umbauteile verzichteten die Konstrukteure<br />

bei On Rail bewusst auf Spezialanfertigungen. Alle<br />

Komponenten sind Standardbauteile die zur Ver-<br />

DH 1504: TECHNISCHE HAUPTDATEN<br />

<strong>Die</strong>nstgewicht 80 t (216: 76,6 t)<br />

Länge über Puffer 16.800 mm (216: 16.000 mm)<br />

Höhe über SO<br />

4.175 mm<br />

Breite<br />

3.100 mm<br />

E-Anlage<br />

24 V DC<br />

Motor<br />

MTU 12V 4000R20<br />

Motorleistung<br />

1.500 kW (1.397 kW)<br />

Motordrehzahl<br />

1.800 U/min<br />

Anfahrzugkraft<br />

260 kN<br />

Dauerzugkraft<br />

Rangiergang<br />

220 kN<br />

Streckengang<br />

120 kN<br />

Getriebe<br />

Voith L 821 rs<br />

Höchstgeschwindigkeit 90/120 km/h<br />

Kraftstoffvorrat 3.800 l (2.700 l)<br />

Umbaujahre 1998 – 2000<br />

Stückzahl 6<br />

55


FAHRZEUGE<br />

<strong>Die</strong> Lok 8 – früher 216 111 – der NIAG, gerade frisch umgebaut, im Bahnhof Moers<br />

Thomas Feldmann<br />

Der moderne Arbeitsplatz des Lokführers in der<br />

NIAG-Lok 9, früher 216 055<br />

Thomas Feldmann<br />

minderung der Kosten und Stillstandszeiten bei<br />

Wartung und Reparatur beitragen.<br />

<strong>Die</strong> serienmäßig in der Reihe 21 6 verwendeten<br />

Voith-Getriebe erhielten für den Funkfernsteuereinsatz<br />

einen Getriebeschnelleingriff (Schleuderschutzventil).<br />

Ebenfalls aus dem Hause Voith<br />

stammt das neue Kühlsystem mit hydrostatischem<br />

Ventilator-Antrieb. Der Kompressor C1 00 von Mattei<br />

liefert über einen Mercedes-<strong>Die</strong>selmotor 4.300<br />

Liter in der Minute Druckluft mit 1 0 bar.<br />

Durch die geänderte Anordnung der Aggregate<br />

und den Wegfall des Heizkessels, dessen fehlendes<br />

Gewicht entsprechende Stahlplatten ersetzten, entstand<br />

Platz für einen Mehrzweckraum mit Fenster,<br />

der für eine kleine Kochecke mit Kühlschrank, Mikrowelle<br />

und Spind genutzt werden kann.<br />

Durch zusätzliche Lufteinlässe und Schalldämpfer<br />

der Abgasanlage für den neuen Hochleistungsdieselmotor<br />

vom Type MTU 1 2V 4000R20 mit<br />

1 .500 kW bei 1 .800 U/min ergaben sich im Dachbereich<br />

ebenfalls kleine Änderungen.<br />

Das jedoch auffälligste Detail gegenüber der<br />

Original-21 6 ist die geänderte Optik der charakteristischen<br />

Fronten durch Entfernung der breiten<br />

Lüfterblenden mit den integrierten Lampen. Der<br />

neue Lufteinlass für die optimierte Belüftung bzw.<br />

Heizung der Führerstände befindet sich nun weniger<br />

anfällig für Verschmutzungen unterhalb der<br />

neuen Rangierbühnen.<br />

<strong>Die</strong> mit breiten Aufstiegen versehenden Rangierbühnen<br />

sind mit aus „zölligem“ Rundstahl gefertigten<br />

Schutzgeländern gesichert. Sie gewährleisten<br />

dem Lokführer die nötige Bewegungsfreiheit<br />

und Arbeitssicherheit im Ein-Mann-Rangier- und<br />

Abfertigungsdienst per Funkfernsteuerung von<br />

außerhalb des Führerstandes. Für den dafür nötigen<br />

größeren Abstand zwischen Puffer und Rahmen<br />

von je 400 mm sorgen übrigens zusätzlich<br />

aufgesetzte Verschleißpufferbohlen aus der Familie<br />

der V 90.<br />

Auch die Führerstände wurden ausgeräumt und<br />

bedienerfreundlich mit einer Siemens-Steuerung<br />

56


BAUREIHE DH 1504<br />

216 014, nun V8 der MKB, mit Rangiergitter und -plattform auf der Innotrans 1998 Thomas Feldmann<br />

neu aufgebaut. Gänzlich verschwanden zugunsten<br />

moderner Fahr- und Bremsschalter das knackende<br />

Fahrschalter-Handrad und die klobigen Bedienelemente<br />

der Bremsanlage.<br />

Steuerung kompatibel<br />

Drei weitere DH 1 504 ging an die Osthannoversche<br />

Eisenbahn (OHE) nach Celle. Um diese Loks<br />

freizügig mit den vorhandenen Lokomotiven der<br />

OHE in Doppeltraktion einsetzen zu können, stattete<br />

On Rail auf Wunsch des Unternehmens die<br />

DH 1 504/2,5 und 6 sowie auch die für die Nieder -<br />

rheinische Verkehrsbetriebe AG (NIAG) in Moers<br />

gebauten DH 1 504/3 und 4 mit einer Steuerung<br />

von Kraus-Maffei aus.<br />

Während Vossloh Schienenfahrzeugtechnik<br />

GmbH (VSFT) den Umbau der ersten beiden Loks<br />

an den Standorten in Moers und Kiel durchführte,<br />

entstanden alle weiteren im Werk Chemnitz der<br />

Deutschen Bahn.<br />

Dass On Rail keine weiteren 21 6er umbaute, lag<br />

letztlich nicht – wie oft angenommen – am Mangel<br />

passender Spenderloks oder einer ablehnenden<br />

Konkurrenzhaltung seitens der Bahn AG, sondern<br />

am wirtschaftlichem Umfeld. Während die alteingesessen,<br />

nicht bundeseigenen Bahnunternehmen<br />

durch ihre komplexeren Finanzierungen eher zum<br />

Kauf von Lokomotiven neigten, entschieden sich<br />

andere und jüngere Unternehmen aus wirtschaftlichen<br />

Gründen die später verfügbaren Lokomotiven<br />

dieser Leistungsklasse bedarfsgerecht zu leasen<br />

oder zu mieten.<br />

Last, but not least: Zu Beginn des Jahres 201 3 –<br />

also rund 1 5 Jahre nach dem Umbau – waren noch<br />

alle DH 1 504 aktiv im <strong>Die</strong>nst und bewähren sich<br />

prächtig.<br />

Thomas Feldmann<br />

DH 1504: DIE SECHS MASCHINEN<br />

Umbau-Nummer bei DB Herstellerdaten EVU-Nummer Umbau durch<br />

DH 1504/1 216 014 Krupp 4647/1964 MKB V8 OnRail/VSFT Moers<br />

DH 1504/2 216 123 Deutz 58145/1967 OHE 200087 OnRail/VSFT Moers/Kiel<br />

DH 1504/3 216 111 Henschel 31217/1967 NIAG 8 OnRail/DB Chemnitz<br />

DH 1504/4 216 055 MaK 2000045/1965 NIAG 9 OnRail/DB Chemnitz<br />

DH 1504/5 216 158 Henschel 31318/1968 OHE 200086 OnRail/DB Chemnitz<br />

DH 1504/6 216 121 Deutz 58143/1967 OHE 200085 OnRail/DB Chemnitz<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

57


FAHRZEUGE<br />

Mit viel Personal wurde der Verkehr abgewickelt. Neben Lokführer und Heizer waren vier Rangierer (!)<br />

mit im Güterzug. Da blieb viel, viel Zeit für Gespräche, wie hier an einem schönen Julitag 1975 in Weitra<br />

MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Schwammerl-Fahrten<br />

DIE 399 DER ÖBB Durch Zufall erfuhr Josef Högemann vor 40 Jahren von der<br />

Existenz der Stütztenderlokomotiven im Waldviertel. Ab da war klar: Er musste<br />

dort hin und diese eigenartigen Maschinen aus nächster Nähe erleben<br />

I<br />

rgendwann Anfang der 1 970er-Jahre – ich war<br />

damals noch in der Ausbildung – brachte ein<br />

Arbeitskollege einige Fotos von einem Steiermark-Urlaub<br />

mit in die Firma. Neben vielen Bergen,<br />

Seen, Kirchen und natürlich auch seinen Familienmitgliedern<br />

hatte er auf einem der Fotos<br />

einen Zug in einen kleinen Bahnhof verewigt, der<br />

mit einer mir bis dahin unbekannten Dampflokomotive<br />

bespannt war. Auf die Frage, wo denn das<br />

Bild entstanden sei, bekam ich zur Antwort, dass<br />

seine Frau die Aufnahme auf der Rückfahrt irgendwo<br />

an der tschechischen Grenze bei einer kurzen<br />

Rast gemacht haben müsse. Dass er dabei einen<br />

größeren Umweg durch’s Waldviertel<br />

genommen hatte, hatte er mir nicht gesagt. Dafür<br />

überließ er mir die für ihn offensichtlich wertlose<br />

Aufnahme.<br />

Einige Zeit später, längst hatte ich diese interessante<br />

Lokomotive wieder aus den Augen verloren,<br />

58<br />

fand ich in einem Buch eine Abbildung dieser vierachsigen<br />

Schmalspurmaschine. Und nicht nur<br />

das. Es gab auch eine Übersicht der wichtigsten<br />

technischen Daten und auch eine kurze Beschreibung<br />

ihrer Bauart und ihres Einsatzes.<br />

Lieferant: Krauss in Linz<br />

Nun wusste ich es: Ich hatte die Abbildung einer<br />

bei Krauss in Linz für den Betrieb auf der<br />

Bergstrecke der Mariazellerbahn gebauten Stütz -<br />

tenderlokomotive vor mir, die mit fünf Schwestermaschinen<br />

noch planmäßig als Baureihe 399 auf<br />

den Waldvierteler Schmalspurbahnen eingesetzt<br />

wurde.<br />

Also hatte der nette Kollege, oder besser seine<br />

Frau, das Foto im Waldviertel aufgenommen, eine<br />

Gegend im Norden Österreichs, die ich nicht mal<br />

von der Landkarte her kannte. Da musste ich unbedingt<br />

hin, auch wenn in Deutschland der


MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Hinter Steinbach-Groß Pertholz beginnt der Kleine Semmering. Am 16. August 1979 gibt die Lok 399.04<br />

ihr Bestes, um den Frühgüterzug über den Berg zu bringen. Im Tal liegt noch Nebel Alle Fotos Josef Högemann<br />

Dampfbetrieb rapide auf sein Ende zuging und<br />

hier noch so manches Motiv auf mich wartete.<br />

1 975 sollte es dann für zwei Wochen nach Österreich<br />

gehen, und zwar nicht nur ins Waldviertel,<br />

sondern auch zum Erzberg und zur Steiertalbahn.<br />

Auf all diesen Strecken konnte der Dampfbetrieb<br />

jederzeit enden, nichts war mehr sicher. Leider ließ<br />

sich meine damalige Freundin von der Notwendigkeit<br />

einer zweiwöchigen Eisenbahntour durch<br />

Österreich nicht überzeugen, sodass sich schließlich<br />

nur eine Woche Waldviertel und eine Woche<br />

Verwandtenbesuch in der DDR, u. a. in Friesack an<br />

der damals noch teilweise eingleisigen Hauptbahn<br />

Wittenberge – Berlin heraushandeln ließ. Letzteres<br />

hatte natürlich auch seine Reize, denn auf der<br />

Hauptbahn wurde noch so mancher Zug mit<br />

Dampflok gefahren. Leider war das Wetter in dieser<br />

Woche eine einzige Katastrophe und auch die<br />

anstrengende Verwandtschaft engte den Spielraum<br />

für Fotos stark ein. Dafür schien einige Wochen<br />

später im Waldviertel häufiger die Sonne.<br />

Kaum waren wir in Gmünd angekommen und<br />

hatten Quartier bezogen, erfolgte eine erste Inspektion<br />

des dortigen Bahnhofs unmittelbar an der<br />

Grenze zur Tschechoslowakei. Vor dem Lokschuppen<br />

im schmalspurigen Teil standen die still vor<br />

sich hin qualmenden Lokomotiven 298 207,<br />

399.02 sowie eine <strong>Die</strong>sellokomotive älterer Bauart.<br />

Aber auch im regelspurigen Teil des Bahnhofs<br />

stieg an mehreren Stellen Rauch auf. Während<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

eine Tenderlok der Baureihe 93 mit Rangierarbeiten<br />

beschäftigt war und eine weitere bauartgleiche<br />

im hinteren Bahnhofsteil auf neue Aufgaben wartete,<br />

waren die Tschechen mit der tadellos gepflegten<br />

Skoda-Lok 556 0506 und einem Güterzug aus<br />

dem benachbarten Ceske Velenice eingetroffen.<br />

Aufstehen um vier Uhr<br />

Als uns dann noch ein Lokomotivführer die Mitfahrt<br />

im Güterzugbegleitwagen des Frühgüterzuges<br />

Gmünd – Groß Gerungs am folgenden Tag anbot,<br />

war die Begeisterung perfekt, auch wenn dafür<br />

um vier Uhr in der Frühe aufgestanden werden<br />

muss te. Meine Freundin war von dem Angebot allerdings<br />

nicht sonderlich angetan und hätte gerne<br />

ausgeschlafen. Aber was tut man nicht alles!<br />

An anderen Morgen gab es in aller Hergottsfrühe<br />

lange Gesichter, denn es schüttete in Strömen.<br />

Das konnte doch nicht wahr sein, und ich<br />

hatte mich so auf die Mitfahrt und ein paar schöne<br />

Fotos gefreut. Ohne Frühstück im Magen, aber immerhin<br />

mit ein paar Keksen bewaffnet, bestiegen<br />

wir wenig später den Zug, dem die Lok 399.02 vorgespannt<br />

war. Dahinter liefen neben dem obligatorischen<br />

Begleitwagen vier Normalspurgüterwagen<br />

auf Rollwagen. Keine zehn Minuten später ging es<br />

völlig in Dampfschaden eingehüllt in Richtung<br />

Groß Gerungs.<br />

Im Bahnhof Weitra wurde ein erster Halt eingelegt<br />

und einer der Güterwagen ausgesetzt und an<br />

59


FAHRZEUGE<br />

<strong>Die</strong> 399.04 dampft am 16. August 1979 bei Weitra mit dem Güterzug nach Groß Gerungs der aufgehenden<br />

Sonne entgegen. Unten ist der Zug in Weitra angelangt. Wer möchte nicht jetzt unter dem Baum sitzen?<br />

60


MEINE LIEBLINGSBAUREIHE<br />

Der Frühgüterzug aus Gmünd ist am 21. Juli 1975 im Bahnhof Groß Gerungs angekommen. <strong>Die</strong> Rückfahrt<br />

erfolgt an diesem Tag allein mit dem Begleitwagen. Der Lokführer steht praktisch im Stütztender<br />

die Ladestraße geschoben. Vier Personen waren<br />

damit beschäftigt, während mir der Lokführer auf<br />

der 399.02 in einem unnachahmlichen Dialekt die<br />

gute Bogenläufigkeit der Lok und das Für und Wider<br />

des Stütztenders erklärte. Ferner ging es um irgendwelche<br />

undichten Stellen irgendwo im Triebwerk,<br />

also genau verstanden habe ich das alles<br />

nicht. Schließlich ging es um „Schwammerln“ (Pilze),<br />

die irgendwo an der Strecke in Massen zu finden<br />

wären. Meine Freundin hatte währenddessen<br />

jemand mit belegten Brötchen versorgt, während<br />

sich draußen kurzzeitig die Sonne blicken ließ.<br />

<strong>Die</strong> Sonne kommt durch<br />

In Steinbach-Groß Pertholz wurde bei inzwischen<br />

strahlendem Sonnenschein Wasser genommen<br />

und wenn ich mich recht erinnere, war auch noch<br />

die Kreuzung mit einem Personenzug abzuwarten.<br />

Erst jetzt fiel mir auf, dass einschließlich Lokführer<br />

und Heizer sechs Personen mit der Beförderung<br />

der wenigen Güterwagen beschäftigt waren.<br />

Kaum vorstellbar, dass der Güterverkehr auf der<br />

Schmalspurbahn angesichts dieses Aufwandes Bestand<br />

haben würde.<br />

Unmittelbar in der Bahnhofsausfahrt beginnt<br />

eine starke Steigung bis 26 Promille, um die mitteleuropäische<br />

Hauptwasserscheide zwischen Donau<br />

und Elbe zu überwinden. <strong>Die</strong>sen landschaftlich<br />

schönsten Teil der Strecke mit seinen bis zu 1 6<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

DER AUTOR UND FOTOGRAF<br />

Geboren ist Josef Högemann 1954 in der nordrheinwestfälischen<br />

Kleinstadt Harsewinkel. Nach der Schule<br />

erlernte er den Beruf des Elektronikers und arbeitet heute<br />

als Systemspezialist und -berater im Bereich softwarebasierter<br />

Zeitwirtschaft.<br />

<strong>Die</strong> ersten Fotos von der Eisenbahn stammen aus dem<br />

Jahr 1970. Später haben ihn zahlreiche Touren quer durch<br />

Deutschland und angrenzende Länder geführt. Sein<br />

Fotoarchiv ist so auf mittlerweile rund 50.000 Dias und<br />

Negative angewachsen. Seit Mitte der 1980er-Jahre ist er<br />

u. a. auch als Buchautor aktiv.<br />

61


FAHRZEUGE<br />

Ein Sonderzug hat Mitte August 1979 den Bahnhof Steinbach-Groß Pertholz erreicht, wo bereits ein<br />

Filmteam wartet. Gedreht wurden damals Szenen für den Spielfilm „<strong>Die</strong> Jahre vergehen“<br />

Meter hohen Dämmen und tiefen Einschnitten, im<br />

Volksmund auch der Kleine Semmering genannt,<br />

durfte ich von Führerstand der Lok aus erleben. In<br />

einer weitgehend unberührten Natur mühte sich<br />

die Lok in nicht enden wollenden Gleisbögen den<br />

Berg hinauf.<br />

An der Wasserstation Bruderndorf zwischen<br />

dem Kleinen Bruderndorfer Tunnel (44 m) und<br />

dem 262 Meter messenden Großen Bruderndorfer<br />

Tunnel gab es tief im herrlichen Bergwald einen<br />

kurzen Halt, um noch einmal die Wasservorräte zu<br />

ergänzen. Wenig später erreichte der Zug ein bewaldetes<br />

Hochplateau, wo er ziemlich abrupt überraschend<br />

zum Stehen kam. Zunächst dachte ich an<br />

einen Lokschaden, doch als plötzlich die gesamte<br />

Mannschaft fluchtartig den Zug verließ, war mit<br />

klar, dass irgendetwas passiert sein musste.<br />

Halt zum Pilze sammeln<br />

Als ich zehn Minuten später noch immer allein auf<br />

der Lok stand und meine Freundin ratlos aus dem<br />

Fenster des Begleitwagens herüberschaute, wurde<br />

ich langsam unruhig. Doch dann tauchte endlich<br />

einer der Rangierer mit einem großen Stoffbeutel<br />

in der Hand auf und stieg wortlos in den Begleitwagen.<br />

Ihm folgten nach und nach auch die anderen<br />

einschließlich Lokführer und Heizer, die ihre<br />

Beutel dem bereits anwesenden Eisenbahner übergaben.<br />

Was war da los?<br />

<strong>Die</strong> feuchte Witterung der vergangenen Tage<br />

hatte die Pilze in den Wäldern kräftig wachsen lassen<br />

und hier in der abgelegenen Natur musste<br />

man nicht lange suchen, um welche zu finden. Das<br />

Schwammerlnsuchen war in den Herbstmonaten<br />

anscheinend morgendliche Routine.<br />

Was machte es schon, wenn der Zug ein paar<br />

Minuten später in Groß Gerungs ankam? Als ich<br />

im Jahr darauf erneut mit meiner Freundin die<br />

Schmalspurbahnen im Waldviertel besuchte, hatte<br />

die Pilzsaison zwar noch nicht begonnen, doch bei<br />

der Einteilung der <strong>Die</strong>nstpläne gab es auffällig viele,<br />

die sich um die Frühschicht bemühten. Heute<br />

unvorstellbar!<br />

Warum nicht wieder hin?<br />

Das alles ist viele Jahre her und der planmäßige<br />

Personen-. und Güterverkehr auf den drei von<br />

Gmünd ausgehenden Strecken wurde längst eingestellt.<br />

Immerhin konnten die Schmalspurbahnen<br />

vor dem Rückbau gerettet und in Touristikbahnen<br />

umgewandelt werden. Erhalten blieben<br />

auch die sechs Stütztenderlokomotiven, von denen<br />

einige sogar noch betriebsfähig sind.<br />

Gerne würde ich noch einmal ins Waldviertel<br />

reisen, und dort mit einem mit der Baureihe 399<br />

bespannten Zug über den Kleinen Semmering<br />

nach Groß Gerungs fahren. Warum eigentlich<br />

nicht?<br />

Josef Högemann<br />

62


Schlachten, Technik,<br />

Feldherren<br />

Das neue Heft ist da.<br />

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FAHRZEUGE<br />

S<br />

eit Jahrzehnten haben die urigen Triebwagen<br />

der CD-Baureihe 451 /452 das Bild des Prager<br />

Nahverkehrs nachhaltig geprägt, doch bald<br />

sind auch sie reif für die Rente. Obwohl schon einige<br />

Einheiten ausrangiert oder verschrottet wurden<br />

und die komfortablen City-Elefant-Doppelstockzüge<br />

seit Jahren die Hauptlast der<br />

Leistungen erbringen, können die knatternden<br />

und ratternden Aushängeschilder der 1 960er-Jahre<br />

noch im täglichen Regeldienst auf der Prager S-<br />

Bahn erlebt werden – höchste Zeit für eine Würdigung<br />

also.<br />

Als 1 959 bei Tatra in Studenka der Prototyp hergestellt<br />

wurde, gehörten die Fahrzeuge zur absoluten<br />

Avant-Garde der Nahverkehrszüge. Nicht nur<br />

das dynamische Design, welches wie so viele andere<br />

Produkte aus dem Hause Tatra durch markante<br />

Rundungen und die gefällige Frontpartie geprägt<br />

wurde, sondern auch diverse technische Eigenschaften<br />

machten die Einheiten fast schon futuris -<br />

tisch. So gehörte dieser Triebzug weltweit zu den<br />

ersten Vollbahnfahrzeugen mit einem großen Niederfluranteil.<br />

Bei einer Bahnsteigkante von 550<br />

Millimetern über Schienenoberkante konnte man<br />

praktisch stufenfrei in den geräumigen Mittelteil<br />

einsteigen.<br />

Ebenso innovativ waren die automatisch öffnenden<br />

Türen mit einer elektrisch gesteuerten, pneumatisch<br />

betriebenen Zentralverriegelung. Was<br />

heute Standard ist, war damals höchst außerge-<br />

64


CD-BAUREIHE 451/452<br />

Ein 451er ist im Prager Hauptbahnhof angefahren,<br />

oben links steht die Konkurrenz<br />

Alle Fotos A. Thompson<br />

überzeugt und so folgte zwischen 1 964 und 1 968<br />

die Serienfertigung von insgesamt 51 Triebzügen.<br />

Wie schon beim Prototypen lieferte die Firma MEZ<br />

aus Vsetin die elektrische Antriebsausrüstung.<br />

<strong>Die</strong> erste Baureihenbezeichnung bei den CSD<br />

war EM 475.1 , erst 1 988 erfolgte die Umstellung<br />

auf die heute noch angewendete Reihenbezeichnung<br />

451 . Von der ursprünglichen Typenbezeichnung<br />

leiteten die stets kreativen tschechischen Eisenbahner<br />

auch den Kosenamen für das Fahrzeug<br />

ab: „Emilka“. Etwas sarkastischere Zeitgenossen<br />

Herrlichstes Kunstleder-Ambiente, bei Hitze klebt<br />

man fest, aber die Fenster lassen sich öffnen<br />

CD-BAUREIHE 451/452<br />

Abschied<br />

NIEDERFLUR-PREMIERE Sie waren<br />

einmal futuristisch, jetzt sind sie<br />

urig und alt: Wer noch einmal richtig<br />

durchgerüttelt werden will beim<br />

Bahnfahren, muss nach Prag<br />

wöhnlich – mit einem Knopfdruck im Führerstand<br />

ließen sich alle Türen gleichzeitig öffnen oder<br />

schließen und der Fahrgastwechsel an den Stationen<br />

gestaltete sich dadurch wesentlich schneller<br />

und effizienter.<br />

<strong>Die</strong> Serie folgt ab 1964<br />

<strong>Die</strong> neue Vielfachsteuerung ermöglichte einen Betrieb<br />

in Paaren und im Vergleich zu den bis dahin<br />

üblichen lokbespannten Zügen aus jener Zeit hatte<br />

der neu entwickelte Triebwagen eine wesentlich<br />

bessere Beschleunigung; zudem entfielen auch die<br />

umständlichen Rangiermanöver an den Endbahnhöfen.<br />

Bei der Tschechoslowakischen Staatsbahn<br />

CSD war man vom Konzept des Nahverkehrszuges<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

verwendeten jedoch auch den Spitznamen „Zabotlam“<br />

(Froschmaul) in Bezug auf das rundliche Aussehen<br />

der Frontpartie.<br />

Da sich die robust gebauten, technisch eher unkomplizierten<br />

Fahrzeuge während der 1 960er-Jahre<br />

im Regelbetrieb bewährten und auch über den<br />

Großraum von Prag hinaus in anderen Städten<br />

zum Einsatz kamen, entstand ab 1 972 noch ein<br />

zweites, weiterentwickeltes Baulos. <strong>Die</strong>se Serie von<br />

elf Einheiten wurde dann als Reihe EM 475.2 (später<br />

452) bezeichnet.<br />

Bei beiden Serien ging man ursprünglich von<br />

einer Lebensdauer von etwa 1 5 Jahren aus. <strong>Die</strong>s<br />

war nicht untypisch für die Planungskultur in der<br />

kommunistischen Ära, welche ja primär durch die<br />

65


FAHRZEUGE<br />

Das Bild des 451 096 in Strancice zeigt sehr gut das Auf-und-Ab in der Fensterreihung<br />

Vorgaben der staatlichen Planwirtschaft dominiert<br />

war.<br />

Auch wegen des politischen Wandels ab 1 989<br />

ließ ein Nachfolgefahrzeug jedoch lange auf sich<br />

warten, zudem erledigten die blau-grauen Elektro-<br />

Triebzüge ihren <strong>Die</strong>nst weiterhin ganz zuverlässig,<br />

ohne je ein größeres Re-Design zu erhalten. Aus<br />

den ursprünglich angedachten 1 5 Jahren Einsatzzeit<br />

waren zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 30<br />

geworden …<br />

Ideal als Ergänzung zum Elefanten<br />

Erst als 1 999 der erste Doppelstocktriebzug der<br />

Baureihe 471 seinen Rollout hatte und ab 2001 die<br />

ersten Serienfahrzeuge ihren <strong>Die</strong>nst im Prager<br />

Nahverkehr aufnahmen, kam eine Wachablösung<br />

in Sicht. Wie das stets bei der Eisenbahn dann so<br />

läuft: Je mehr City-Elefanten in den <strong>Die</strong>nst kamen,<br />

desto mehr wurden die alten Einstöcker auf ihren<br />

langjährigen Stammstrecken verdrängt oder in Nebendienste<br />

abgeschoben. Aber auch im Sommer<br />

201 3, nachdem alle 83 City-Elefanten an die CD<br />

ausgeliefert sind, hat die mittlerweile zum alten Eisen<br />

gehörende Baureihe 451 /452 trotzdem noch<br />

ihre letzten Refugien und bleibt als Reserve auf der<br />

Prager S-Bahn unabdingbar. <strong>Die</strong> Pendelstrecke<br />

Praha-Liben – Praha-Holesovice – Roztoky u Prahy<br />

ist dabei an Werktagen und zu Spitzenzeiten zweimal<br />

pro Stunde noch zur Gänze das Hoheitsgebiet<br />

der nun als alt-ehrwürdig einzustufenden Triebwagen.<br />

Ein weiteres Einsatzgebiet, wiederum primär<br />

an Wochentagen, ist der Umlauf von Praha-Masarykovo<br />

nach Kralupy nad Vltavou.<br />

451 026 bleibt erhalten<br />

Noch ist also nicht ganz Feierabend, aber eine langfristige<br />

Einsatzperspektive hat die Baureihe<br />

451 /452 nicht mehr. <strong>Die</strong> Fahrzeuge erhalten nur<br />

noch die nötigsten Untersuchungen, bei größeren<br />

Schäden erfolgt die Außerbetriebnahme, einige<br />

Fahrzeuge wurden auch schon verschrottet.<br />

Als typisch tschechisch und fast schon repräsentativ<br />

für das kreativ-verspielte Flair der CD-Eisenbahner<br />

darf hingegen der visuell attraktive Umstand<br />

bezeichnet werden, dass die zwei Triebzüge<br />

451 001 und 451 026 wieder die Ursprungslackierung<br />

mit dem langgezogenen roten Streifen erhalten<br />

haben. <strong>Die</strong>s ist auch nicht ganz zufällig, denn<br />

glücklicherweise ist der Wagen 451 026 schon als<br />

Museumsfahrzeug reserviert und wird somit der<br />

Nachwelt erhalten bleiben.<br />

Mitfahren! Ein Genuss …<br />

Wer heute auf der Prager S-Bahn, der sogenannten<br />

„Esko“, in einen drei- oder vierteiligen Zug der Reihe<br />

451 /452 einsteigt, wird sofort den Mief einer<br />

vergangenen Epoche wahrnehmen. Hellblaue, zerkratzte<br />

Wände, Linoleumböden, blaue oder rote<br />

Kunstledersitze mit kurzen Rückenlehnen, die sich<br />

im Sommer ziemlich schnell erwärmen können,<br />

sowie eine allgemeine „Laufruhe“, die alles andere<br />

als ruhig ist! In der Tat rattern, knattern und schütteln<br />

die betagten Züge auch bei Geschwindigkeiten<br />

weit unter dem Maximalwert von 1 00 km/h sehr<br />

stark. Neben den Abnutzungserscheinungen kommen<br />

auch noch die Beschädigungen der heutigen<br />

66


CD-BAUREIHE 451/452<br />

Der allererste seiner Reihe, 451 001, fährt seit einiger Zeit wieder in der ursprünglichen Lackierung<br />

Zeit durch Vandalismus hinzu, selbst wenn diese<br />

immer recht schnell wieder behoben werden. Trotz<br />

– oder vielleicht gerade wegen dieser Umstände –<br />

ist eine Fahrt in einem dieser Züge eine spannende,<br />

kleine Zeitreise. Spätestens beim Ausstieg an<br />

einem der modernisierten Vorortbahnhöfe, wie<br />

etwa Strancice, ist man dann aber wieder in der<br />

heutigen Zeit angekommen. Andrew Thompson<br />

Prag Masaryk: 451 026 ist als Museumsfahrzeug reserviert. Rechts sein Nachfolger, der City-Elefant<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

67


FAHRZEUGE<br />

HERSFELDER KREISBAHN 1980<br />

Stippvisite<br />

TOLLE FAHRZEUGE Der Kaliverkehr<br />

war das große Geschäft der kleinen<br />

Bahn. Zehn Jahre später fiel die<br />

Grenze, das Kali ging andere Wege.<br />

Das war das Ende für die KHH<br />

D<br />

ie Reise nach Hessen im September 1 980<br />

hatte drei Gründe: Der „Gigant“ mit der Betriebsnummer<br />

V 30 war dabei der wesent -<br />

liche. <strong>Die</strong> 1 962 in <strong>Die</strong>nst gestellte sechsachsige<br />

Großdiesel lok V 320 001 /232 001 , gewissermaßen<br />

die große Schwester der V 1 60-Familie, übte einen<br />

besonderen Reiz aus. <strong>Die</strong> DB hatte sie bis 1 975 gemietet,<br />

eingesetzt im Ruhrgebiet und im Bw<br />

Kempten, bis die Hersfelder Kreisbahn (KHH) die<br />

3.800 PS starke Einzelgängerin erwarb. Doch es<br />

war nicht nur der „Gigant“, der reizte: Auch die<br />

ehemalige DB-V 80 01 0, bei der KHH noch täglich<br />

68


HERSFELDER KREISBAHN 1980<br />

Schenklengsfeld: <strong>Die</strong> V 30 ist gerade von der Kaliverladung<br />

aus Heimboldshausen mit einem schweren<br />

Güterzug angekommen, den die ex-DB V 80 010 nachgeschoben<br />

hat<br />

Andreas Mausolf<br />

im Einsatz, sowie der nach wie vor betriebene Personenverkehr<br />

mit einer Schienenbus-Gliedereinheit<br />

(die aus einer Serie für die Spanischen Staatsbahnen<br />

stammte!), waren Anlass genug, diesen<br />

vielseitigen Betrieb mit einer landschaftlich beeindruckenden<br />

Strecke für ein paar Tage zu besuchen.<br />

<strong>Die</strong> Hersfelder Kreisbahn wies eine besondere<br />

Geschichte auf: Nachdem 1 952 die so genannte<br />

Werratalbahn nach Gerstungen durch die Teilung<br />

Deutschlands nicht mehr als Abfuhrstrecke für die<br />

Kalizüge zur Verfügung stand, wurden die Leis -<br />

tungen über die Strecke der KHH von Heimbolds-<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

KHH: FAHRZEUGE 1980<br />

Nr. Baujahr ex DB-Nummer, Anmerkungen<br />

V 30 1962 232 001,1989 an TWE, 1994 nach Italien,<br />

seit 2000 bei Wiebe, noch im Einsatz<br />

V 31 1952 280 010, 1981 ersetzt durch 216 004<br />

V 32 1965 Direktlieferung V 100 PA von MaK<br />

VT 50, VT 51, VT 52, VB 55; Uerdingen 1954<br />

VT 54, VM 56 und VS 55; Gliederzug Uerdingen 1966,<br />

ab 1980 ohne Mittelwagen<br />

69


FAHRZEUGE<br />

hausen über Schenklengsfeld nach Bad Hersfeld<br />

an die Hauptstrecke Frankfurt – Fulda geführt.<br />

Vor allem hierfür waren leistungsstarke Maschinen<br />

erforderlich. Eine anständige Auslastung der<br />

Strecke war so gegeben. <strong>Die</strong> Wiedervereinigung ermöglichte<br />

1 990 bald auch wieder die Nutzung der<br />

Werratalbahn, wodurch sich das Güteraufkommen<br />

auf der Hersfelder Eisenbahn-Gesellschaft mbH<br />

(HEG, so hieß die Bahn seit 1 984) stark rückläufig<br />

entwickelte.<br />

320 001 noch immer aktiv<br />

Der Rest der Geschichte dieser außergewöhnlichen<br />

Bahn ist schnell erzählt. Sie fand keine neuen<br />

Betätigungsfelder und so stellten die letzten Tage<br />

des Jahres 1 993 gleichzeitig auch das Ende des Unternehmens<br />

dar. Für den Personen- und Güterverkehr<br />

kam das Aus und 1 999 wurde sogar die<br />

Strecke zwischen Bad Hersfeld und Schenklengsfeld<br />

abgebaut. Hier entstand ein Radweg, wogegen<br />

der östliche Streckenteil zwischen Schenk lengsfeld<br />

und Heimboldshausen als Grundlage für einen<br />

musealen Eisenbahnbetrieb unter dem Namen<br />

Werra-Fulda-Express erhalten blieb.<br />

<strong>Die</strong> V 30 überlebte den Niedergang ihres ehemaligen<br />

Einsatzortes. Nach einigen Jahren Einsatz<br />

in Italien kaufte die Unternehmensgruppe Wiebe<br />

die Einzelgängerin 1 999 dort auf und modernisierte<br />

sie gründlich. Noch heute steht die Lokomotive<br />

bei der „Wiebe-Gleisbaumaschinen GmbH“ im<br />

Einsatz und kann mit etwas Glück vor Bauzügen<br />

im gesamten Bundesgebiet gesichtet werden.<br />

Andreas Mausolf<br />

Der Uerdinger Gliederzug, schon ohne Mittel -<br />

wagen, im Einsatz bei Schenksolz<br />

Der Lokführer der ehemaligen V 80 010 hat Feierabend. Für den Rest der Strecke ist<br />

kein Nachschub mehr erforderlich<br />

70


HERSFELDER KREISBAHN 1980<br />

Gast aus Norddeutschland: Ein Triebwagen der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn<br />

steht vor dem Lokschuppen in Heimboldshausen<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

71


GESCHICHTE<br />

FERNVERKEHR MÜNCHEN – BERLIN<br />

Sechs Stunden, 15 Minuten<br />

670 KILOMETER ZWISCHEN ZWEI HAUPTSTÄDTEN Rom wurde nicht an<br />

einem Tag erbaut, und auch die schnelle Verbindung zwischen München<br />

und Berlin wuchs über Jahrzehnte hinweg aus vielen Puzzleteilen. Heute ist<br />

der ICE etwas schneller als der SVT der 1930er-Jahre<br />

72


FERNVERKEHR MÜNCHEN – BERLIN<br />

Zu allen Zeiten eine lohnende Perspektive: Man klettere auf die<br />

Rudelsburg (zwischen Großheringen und Bad Kösen) und warte einfach<br />

auf Züge: Am 12. Juni 1935 kam neben vielen anderen auch der<br />

FD 80 Berlin – München mit der 03 121 Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

73


GESCHICHTE<br />

Der Anhalter Bahnhof war bis 1952 Beginn und Ziel der Münchener Fernzüge in Berlin. Am 12. August<br />

1935 wurde dort der „Fliegender Frankfurter“ neben 03 075 aufgenommen Landesbildstelle Berlin/Slg. H. Brinker<br />

D<br />

ie eine oder andere Eisenbahnfernverbindung<br />

in Deutschland hat ihren eigenen<br />

Reiz und Mythos. Beispiele: <strong>Die</strong> Rennstrecke<br />

von der Hauptstadt Berlin nach Hamburg<br />

als Tor zur weiten Welt. <strong>Die</strong> malerisch am Rhein<br />

entlang geschlängelte Trasse von Mainz am Loreleyfelsen<br />

vorbei nach Koblenz und Köln. <strong>Die</strong><br />

Schwarzwaldbahn als einzige Hauptbahn quer<br />

durch ein deutsches Gebirge.<br />

18 487 fährt auf dem Weg von Halle nach Nürnberg<br />

in Weißenfels ein<br />

Meisenburg/Slg. A. Knipping<br />

München und Berlin<br />

Und wir haben die Verbindung Berlin – München,<br />

auf deren Weg durch deutsche Landschaften und<br />

deutsche Geschichte nichts ausgelassen wird. Länderbahnen,<br />

Privatbahnen, Reichsbahn und Bundesbahn.<br />

Steilrampen und Flachland. Donau und<br />

Elbe. Mittelalterliches Fachwerk und dröhnende<br />

Reichsparteitage in Nürnberg, die Universitäten in<br />

Jena und Halle, die Kasernen und Truppen -<br />

übungsplätze bei Jüterbog. <strong>Die</strong> Schlösser und Städte<br />

des Saaletals und die Schornsteine des Braunkohlebeckens<br />

um Bitterfeld. Kaiser Wilhelm in<br />

Berlin und der Prinzregent in München. Schwers -<br />

te Dampflokomotiven im Schiebedienst und<br />

Schnelltriebwagen. Elektrifizierung zwischen der<br />

Reichshauptstadt und der „Hauptstadt der Bewegung“.<br />

Demontage von Gleisen und Oberleitungen.<br />

Zonengrenze und deutsche Einheit. Verkehrswege<br />

aus uralter Zeit und Neubaustrecken …<br />

74


FERNVERKEHR MÜNCHEN – BERLIN<br />

An der Saale, unterhalb der Dornburger Schlösser, wartete Carl Bellingrodt am 16. Juni 1936 auf den<br />

FDt 551. Er kam dann auch pünktlich mit SVT 137 225 und 137 226<br />

Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker<br />

Was nicht alles waren und sind diese beiden<br />

Städte im Eisenbahnzeitalter! Das Bild Münchens<br />

im 1 9. Jahrhundert schwankte zwischen dem antikisierend<br />

verschönerten Isar-Athen und einem Provinznest<br />

im Bierdunst. Vor 1 91 4 gaben sich Exil<br />

und Extravaganz die Hand, konnten sich in der<br />

Trambahn unerkannt gegenübersitzen Thomas<br />

Mann und Franz Marc, der vor österreichischer<br />

Wehrpflicht geflüchtete Hitler und der aus Russ -<br />

land geflohene Lenin. Ausgerechnet diese Metropole<br />

avantgardistischer Kunst wurde in den 1 920er-<br />

Jahren zur Brut stätte des Nationalsozialismus.<br />

Genauso widersprüchlich schillerte Berlin. Das<br />

Zentrum des säbelrasselnden preußischen Militarismus<br />

– und die Zentrale der größten sozialdemokratischen<br />

Partei der Welt, die schließlich unter<br />

den Augen des Kaisers Stimmenanteile von 75 Prozent<br />

einfuhr.<br />

Prägender als die folkloristisch überhöhten<br />

preußisch-bayerischen Animositäten wurde für<br />

beide Staaten die Industrialisierung, wurden Borsig,<br />

Siemens und AEG in Berlin, Maffei in München<br />

und MAN in Augsburg und Nürnberg.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

<strong>Die</strong> Verbindung riss auch nach 1945 nie ab<br />

Nach 1 945 gehörte das Berlinerische zu den in<br />

München am meisten gehörten fremden Klängen.<br />

Viele wichtige Firmen, wie das gerade erwähnte<br />

Haus Siemens, und viele große Behörden verlegten<br />

ihren Sitz aus der Vier-Sektoren-Stadt an die<br />

Isar. Obwohl auch München vom Bombenkrieg<br />

schwer getroffen war, erlebte der Berliner diese<br />

Stadt – und sei es auch nur als Umsteigeort zu den<br />

Urlaubszielen in den Alpen oder in Italien – als ein<br />

daheim längst verlorenes Paradies.<br />

Am 15. Juli 1974 hat die 01 0501 den Autoreisezug<br />

D 1100 München – Berlin am Haken (Bild bei Roß -<br />

lau, zwei Kilometer vom Abzweig „Ai“) Hans Lange<br />

75


GESCHICHTE<br />

10.09.1841 Wittenberg – Jüterbog<br />

01.07.1841 Jüterbog – Berlin Anhalter Bahnhof<br />

Teile der Stammstrecke der Berlin-Anhaltischen<br />

Eisenbahn (BAE) , hiervon der Abschnitt von Teltow nach<br />

Berlin Anhalter Bf am 18.05.1952 im Zusammenhang mit<br />

der Grenzziehung stillgelegt, stattdessen neu:<br />

28.05.2006 (Teltow –) Südkreuz – Berlin Hbf<br />

teilweise unterirdisch<br />

Nach der Schließung des Anhal -<br />

ter Bahnhofs 1952 wurde die<br />

auch heute noch wichtige<br />

Ausweich strecke über Dessau<br />

bedeutsam.<br />

17.08.1857<br />

Bitterfeld – Dessau (BAE)<br />

15.04.1879<br />

Dessau – Grunewald, Teil<br />

der „Kanonenbahn“ Berlin –<br />

Metz<br />

01.06.1882<br />

Grunewald – Charlottenburg<br />

07.02.1882<br />

Charlottenburg – Berlin<br />

Friedrichstraße<br />

NBS<br />

LAGE, DATEN, FAKTEN<br />

<strong>Die</strong> Abschnitte<br />

01.02.1859 Halle – Bitterfeld<br />

03.08.1859 Bitterfeld – Wittenberg<br />

<strong>Die</strong> Berlin-Anhaltische Eisenbahn (BAE) erweitert sich<br />

von ihrer Stammstrecke Berlin – Dessau – Köthen in<br />

Richtung Leipzig und Halle<br />

19.12.1846 Großheringen – Weißenfels<br />

20.06.1846 Weißenfels – Halle<br />

Abschnitte der von der Thüringischen Eisenbahn-<br />

Gesellschaft gebauten Thüringer Stammbahn Halle –<br />

Weimar – Erfurt<br />

30.04.1874 Saalfeld – Jena – Großheringen<br />

„Saalbahn“ durch vier thüringische Staaten<br />

20.12.1871 Eichicht – Saalfeld<br />

Südlichster Abschnitt der durch Sachsen, Preußen und<br />

vier thüringische Staaten führenden Strecke Leipzig –<br />

Zeitz – Gera – Pößneck – Saalfeld – Eichicht<br />

In der umgekehrten Richtung wurde das Berlin<br />

der 1 960er- und 1 970er-Jahre zum faszinierenden<br />

Platz zwischen den Welten. <strong>Die</strong> Biederkeit des alten<br />

Westens neben einer unübersichtlichen Vielfalt<br />

alternativer Lebensformen, die „kleine Türkei2 am<br />

Kreuzberg neben einer Mauer, hinter der alles anders<br />

war, und die für Besitzer des richtigen Passes<br />

kein wirkliches Hindernis darstellte. Auf beiden<br />

Seiten der Grenze ratterten unermüdliche S-Bahnen<br />

in rot und ocker, östlich der Mauer zusätzlich<br />

etwa zehn Dampflokbaureihen, teilweise vor internationalen<br />

Schnellzügen.<br />

76


FERNVERKEHR MÜNCHEN – BERLIN<br />

08.08.1885 Stockheim – Ludwigsstadt<br />

01.10.1885 Ludwigsstadt – Probstzella<br />

08.08.1885 Probstzella – Eichicht (seit 1954<br />

Kaulsdorf)<br />

Gebaut als länderübergreifende Verbindung über den<br />

Frankenwald, Staatsvertrag zwischen Bayern, Preußen,<br />

Sachsen-Meiningen und Schwarzburg-Rudolstadt<br />

20.02.1861 Hochstadt – Gundelsheim<br />

01.03.1863 Gundelsheim – Stockheim<br />

Gebaut als Pachtbahn laut Vertrag mit der Stadt Kronach<br />

zur Erschließung der Steinkohlezechen bei Stockheim<br />

01.10.1849 Pleinfeld – Schwabach<br />

01.04.1849 Schwabach – Nürnberg<br />

01.10.1844 Nürnberg – Bamberg<br />

15.02.1846 Bamberg – Lichtenfels<br />

15.10.1846 Lichtenfels – Hochstadt (heute<br />

Hochstadt-Marktzeuln)<br />

Teile der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn Lindau – Hof (K.B.Sts.B.)<br />

Berlin – München<br />

– ab 1865 über Eger<br />

– ab 1882 über Hof<br />

02.10.1868 Treuchtlingen – Pleinfeld<br />

Ein Bestandteil der Strecke München – Ingolstadt –<br />

Treuchtlingen (– Nürnberg), die eine wichtige Abkürzung<br />

darstellte, als die klassische Strecke München –<br />

Nürnberg noch über Nördlingen führte (K.B.Sts.B.)<br />

01.10.1906 Donauwörth – Treuchtlingen<br />

Nachträgliche Abkürzung zur Vermeidung des Umwegs<br />

der historischen Süd-Nord-Bahn über Nördlingen –<br />

Gunzenhausen, allerdings unter Inkaufnahme<br />

beträchtlicher Steigungen im Jura (K.B.Sts.B.)<br />

NBS<br />

<strong>Die</strong> Strecke über Ingolstadt blieb stets eine wichtige<br />

Alternative und ist seit 2006 – NBS – vorrangig!<br />

14.11.1861 München – Ingolstadt<br />

12.04.1870 Ingolstadt – Treuchtlingen<br />

10.12.2006 NBS Ingolstadt – Nürnberg<br />

20.11.1844 Augsburg – Donauwörth<br />

Eröffnet als Teil der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn Lindau – Hof,<br />

dem ersten Projekt der Kgl. Bay. Staatseisenbahnen<br />

01.09.1839 München – Lochhausen<br />

27.10.1839 Lochhausen – Olching<br />

07.12.1839 Olching – Maisach<br />

01.10.1840 Maisach – Augsburg<br />

Schrittweise Eröffnung der privaten München-Augs -<br />

burger Eisenbahn als erster Eisenbahn in Südbayern<br />

Idee: Andreas Knipping, auf der Basis der KB-Karte von 1984<br />

Zuerst über Hof und Leipzig<br />

<strong>Die</strong> Ministerien des Königreichs Bayern und des<br />

Königreichs Preußen hatten im ersteren Fall als<br />

Betreiber von staatlichen und im letzteren Falle als<br />

Genehmigungsbehörden für private Eisenbahnen<br />

zunächst andere Sorgen als die Kommunikation<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

zwischen ihren Hauptstädten. Bayerns große Diagonale<br />

sollte in Lindau den Anschluss zur Bodenseeschifffahrt<br />

und damit zur Schweiz und in Hof<br />

den Übergang ins industriell führende Sachsen sichern.<br />

Preußische Staatsraison forderte stählerne<br />

Bänder zwischen Königsberg, Berlin und den Neu-<br />

77


GESCHICHTE<br />

erwerbungen am Rhein. Bayern und Preußen hatten<br />

keine gemeinsame Grenze. Dazwischen lagen<br />

noch bis weit ins 20. Jahrhundert heute kaum<br />

mehr bekannte Kleinstaaten. Bei Günther Jauchs<br />

„Wer wird Millionär“ würde so mancher Kandidat<br />

„Reuß ältere Linie“ heute eher für eine Weinsorte,<br />

„Sachsen-Coburg-Gotha“ für einen Handballverein<br />

und „Anhalt“ für deutsches Trampen halten als in<br />

diesen Namen Bundesstaaten des deutschen Kaiserreichs<br />

zu erkennen.<br />

<strong>Die</strong> erste Reisemöglichkeit auf der Schiene von<br />

München nach Berlin führte über Nürnberg – Hof<br />

– Leipzig. Ein schnellerer Weg nach Sachsen verlief<br />

dann über Regensburg und Eger, einen deutschen<br />

Eisenbahnknoten im damals noch so großen<br />

Österreich. Erst seit 1 885 führt der Weg über den<br />

Frankenwald.<br />

München – Berlin im Wandel der Zeiten<br />

Erstmals möglich ist diese Reise 1 849. Für die umwegreiche<br />

Fahrt München – Augsburg – Nördlingen<br />

– Nürnberg – Bamberg – Hof – Plauen – Leipzig<br />

– Halle – Köthen – Jüterbog – Berlin sollte man<br />

zweckmäßigerweise etwa in Bamberg und Halle<br />

Zwischenübernachtungen vorsehen.<br />

Nehmen wir das Jahr 1 862: <strong>Die</strong> Abfahrt in München<br />

ist etwa um 1 1 .00 Uhr, die Reise führt über<br />

Ein berühmtes Motiv waren und sind die Dornburger<br />

Schlösser nördlich von Jena. <strong>Die</strong> S 10 „ERFURT<br />

1047“, später 17 126, rollt am 25. September 1921<br />

mit dem D 40 Berlin – München vorüber (unten).<br />

90 Jahre später ist rechts ein ICE der Baureihe 411<br />

auf dem Weg nach München Slg. A. Knipping; R. Heym<br />

78


FERNVERKEHR MÜNCHEN – BERLIN<br />

Augsburg – Nördlingen – Nürnberg – Bamberg –<br />

Hof – Leipzig, in Berlin kommt man am Tag darauf<br />

etwa 1 8.00 Uhr an. <strong>Die</strong> Fahrzeit beträgt etwa 31<br />

Stunden.<br />

1 880 sieht das so aus: Abfahrt München 7.30<br />

Uhr, der Laufweg geht über Regensburg – Eger –<br />

Leipzig, in Berlin kommt man kurz nach Mitternacht<br />

im Anhalter Bahnhof an. <strong>Die</strong> Fahrzeit hat<br />

sich beinahe halbiert und beträgt noch etwa 1 6<br />

Stunden und 45 Minuten.<br />

1 885 befahren wir erstmals die heutige Strecke<br />

über den Frankenwald und durch das Saaletal. Im<br />

südlichen Bereich fahren wir nicht über Augsburg,<br />

sondern auf der 1 868 eröffneten Strecke München<br />

– Ingolstadt – Pleinfeld.<br />

1 91 2 steht uns die Strecke über Donauwörth –<br />

Treuchtlingen zur Verfügung. Trotzdem fahren wir<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

über Ingolstadt schneller. Wir nehmen den D 39,<br />

reisen bequem um 8.25 Uhr in München ab und<br />

treffen um 20.36 Uhr in Berlin Anhalter Bahnhof<br />

ein. Fahrzeit: Zwölf Stunden und elf Minuten.<br />

Bei Günther Jauchs „Wer wird<br />

Millionär“ würde so mancher<br />

Kandidat „Sachsen-Coburg-Gotha“<br />

heute eher für einen Handballverein<br />

halten.<br />

Fiktives Zitat aus dem Abteil zweiter Klasse:<br />

„Ach, nu sinn wa ja schon in Thüringen. Hamm’se<br />

eijentlich mitjekricht, dass wa schon seit Nürnberch<br />

ne preußische Maschine vor haben? Das iss<br />

die neue Ess zehn, die läuft bis Halle durch.“<br />

79


GESCHICHTE<br />

Am 12. September 1976 fuhr Helmut Brinker im D 303 mit der 119 001 an der Spitze von Nord nach Süd –<br />

und auch von Ost nach West: Südlich von Probstzella nähert sich der Zug der Grenze … Helmut Brinker<br />

Im weiten Haßlachtal kurz vor Stockheim entstand dieses Foto mit der E 18 44. Sie hat am 3. Juni 1939<br />

den D 39 nach Berlin im Plan. Das Gleis rechts führt nach Sonneberg<br />

Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker<br />

80


FERNVERKEHR MÜNCHEN – BERLIN<br />

„Da miassn’s ned gar so auf’s Blech hau’n! Unsa<br />

Essdreisechstel fahrt nämlich mit am andan Zug<br />

grad a so bis Halle durch!“<br />

Immer schneller – und dann die Grenze<br />

1 925 wählen wir den Schlafwagen. Wir verlassen<br />

München mit dem D 49 um 21 .40 Uhr und frühstücken<br />

rechtzeitig vor der Ankunft in Berlin um<br />

9.31 Uhr gemütlich im Zug. Tagsüber wären wir<br />

kaum schneller: D 39 ab München 7.54 Uhr, Berlin<br />

Anhalter Bahnhof an 1 9.52 Uhr. Fahrzeit: Elf<br />

Stunden und 58 Minuten.<br />

Im Sommer 1 936 gönnen wir uns natürlich den<br />

Schnelltriebwagen. Der FDt 551 verlässt die<br />

„Hauptstadt der Bewegung“ um 6.40 Uhr, hält nur<br />

in Nürnberg und Leipzig und erreicht den Anhalter<br />

Bahnhof um 1 3.20 Uhr. Seine Fahrzeit: Sechs<br />

Stunden und 40 Minuten!<br />

Und was meint der Herr da am Fenster rechts:<br />

„Also nun muss doch wirklich auch der Letzte anerkennen,<br />

was der Führer alles geschaffen hat.<br />

Wenn Sie dann auch noch an die Reichsautobahn<br />

München – Berlin denken. Und die Auslandspropaganda<br />

hetzt immer noch, dass der Führer einen<br />

Krieg will …“<br />

Im Winter 1 948/1 949 müssen wir uns etwas<br />

mehr Zeit nehmen. Wir fahren in tiefer Nacht um<br />

2.00 Uhr in München ab und haben in Nürnberg<br />

Anschluss zum elektrischen Eiltriebwagen, der seine<br />

Endstation Ludwigsstadt um 8.1 2 Uhr erreicht.<br />

Noch wissen wir nicht, ob er in betrieblicher Sperrfahrt<br />

bis zum provisorischen Haltepunkt Falkenstein<br />

Zonengrenze weiterfahren wird. Entweder ab<br />

Ludwigsstadt oder ab Lauenstein oder von diesem<br />

Haltepunkt aus treten wir einen Fußmarsch nach<br />

Probstzella an. Kinder mit fränkischem und<br />

thüringischem Dialekt übernehmen den Gepäcktransport<br />

per Handwagen. Westgeld, Zigaretten<br />

und Schokolade sind gleichermaßen willkommen.<br />

An der Demarkationslinie werden wir keine<br />

großen Schwierigkeiten haben, weil sich die Blockade<br />

Westberlins nicht gegen den privaten Reiseverkehr<br />

richtet. Aber eine Schachtel Zigaretten zur Reserve<br />

sollte zur Beruhigung übereifriger „Organe“<br />

nicht vergessen werden. Wenn wir den Personenzug<br />

ab Probstzella 1 1 .1 3 Uhr erreichen, könnten wir<br />

um 22.1 4 Uhr in der Ruine des Anhalter Bahnhofs<br />

ankommen. Wenn alles gut geht, sind wir 20 Stunden<br />

lang unterwegs …<br />

1 963: Abfahrt mit dem D 1 51 in München um<br />

9.52 Uhr, Aufenthalt in Probstzella 1 5.1 0 – 1 5.32<br />

Uhr, Ankunft Berlin Zoo 22.44 Uhr. Weil wir nicht<br />

mehr die historische Strecke über Jüterbog befahren<br />

haben, durchqueren wir das westliche Berlin<br />

Als FDt 551 nach Berlin sind SVT 137 275 und SVT 137 854 am 3. Juni 1939 bei Breternitz an der Saale<br />

unterwegs. Jenseits des Flusses sind die Gleitschfelsen zu erkennen<br />

Carl Bellingrodt/Slg. Helmut Brinker<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

81


GESCHICHTE<br />

auf der Stadtbahn. Unsere Fahrzeit liegt bei zwölf<br />

Stunden und 52 Minuten.<br />

Belauscht im Gang bei einer Raucherpause am<br />

offenen Fenster: „Gucken Sie nur! Das zweite Gleis<br />

fehlt immer noch. Und die Oberleitungsmasten<br />

über dem Fundament abgeschnitten. Ja, ja, der<br />

Russe. Wo der hinkommt, wächst kein Gras mehr.“<br />

„Na ja, wir waren ja im Osten auch nicht zimperlich.“<br />

„Ach, Sie sind wohl Kommunist? Dann können<br />

Sie ja gleich bei Ulbricht bleiben …“<br />

Im Transit durch die DDR<br />

1 982! Wir haben München um 7.44 Uhr mit dem<br />

D 302 verlassen und hinter Falkenstein die immer<br />

wieder unglaublichen Sperranlagen durchfahren,<br />

<strong>Die</strong> Anfangs- und Zielorte heute: Berlin Hauptbahnhof<br />

tief, wir sehen den ICE 1209 im Gleis 2, er wird<br />

um 18.43 Uhr in München Hbf sein. Rechts die<br />

Totale des Münchener Kopfbahnhofes mit einem<br />

411er nach Berlin<br />

Bodo Schulz (2); Uwe Miethe<br />

82


FERNVERKEHR MÜNCHEN – BERLIN<br />

mit denen die DDR ihren Bürgern die Reise in der<br />

anderen Richtung verwehrt. Dann folgt eine lange<br />

Lautsprecherdurchsage:<br />

„Probstzella, Probstzella, herzlich willkommen<br />

in der Deutschen Demokratischen Republik! Der<br />

eingefahrene D 302 fährt ohne Verkehrshalt in der<br />

Deutschen Demokratischen Republik durch das<br />

Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik<br />

nach Berlin West. Reisende mit Reisezielen in der<br />

Deutschen Demokratischen Republik steigen bitte<br />

hier aus und melden sich zur Grenzkontrolle. <strong>Die</strong><br />

genaue Uhrzeit Zwölf-Uhr-Acht …“.<br />

Aufgrund des nun schon seit zehn Jahren geltenden<br />

Transitabkommens haben wir keine den<br />

Puls erhöhenden Kontrollen und Befragungen zu<br />

befürchten. Um 1 2.21 Uhr fahren wir hinter der<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

1 32 der DR, die sich an die Stelle der 111 der DB gesetzt<br />

hat, weiter. Nach zwei Lokwechseln (unter<br />

dem Fahrdraht von Reichenbach bis Roßlau zieht<br />

uns eine 250) und vier Stunden stehen wir im Kontrollbahnhof<br />

Griebnitzsee mit seinen hohen Mauern<br />

rund um das gesamte Gelände. In Berlin Zoo<br />

kommen wir um 1 6.49 Uhr an. <strong>Die</strong> Fahrzeit: Neun<br />

Stunden und fünf Minuten.<br />

Und 201 3? München Hbf ab 7.50 Uhr, Berlin<br />

Hbf an 1 4.05 Uhr, das sind sechs Stunden und 1 5<br />

Minuten Reisezeit. „Hier war mal die Grenze!“<br />

„Welche Grenze?“ …<br />

Andreas Knipping<br />

Der interessanteste Abschnitt der Strecke München<br />

– Berlin ist die Rampe über den Frankenwald.<br />

Mehr von ihr im nächsten <strong>LOK</strong> MAGAZIN …<br />

83


GESCHICHTE<br />

Das gibt es auch nicht alle Tage: Der Kindergarten von Branna ist am 9. Mai vollzählig am Bahnhof Branna<br />

angetreten, um das Wunderwerk „Dampflokomotive“ zu bestaunen<br />

Alle Fotos Martin Weltner<br />

SLOWAKEI: 165 JAHRE EISENBAHN<br />

Perfekt nach Plan<br />

1.550 KILOMETER Für 350 Euro fünf Tage Eisenbahn fahren, immer hinter<br />

Dampfloks, dazu im Zug übernachten, gut essen und trinken – Herz, was willst<br />

du mehr! Das sagte sich auch Martin Weltner und machte sich auf den Weg<br />

A<br />

nlässlich des 1 65. Geburtstages der Eisenbahn<br />

in der Slowakei hatten die tschechischen Eisenbahnfreunde<br />

von Steam Story Agency<br />

zu einer bemerkenswerten Sonderzugfahrt eingeladen:<br />

Von Prag aus sollte es zwischen dem 8. und<br />

1 2. Mai 201 3 bis nach Margecany im östlichen<br />

Nachbarland führen; und die Gesamt-Fahrstrecke<br />

von rund 1 .550 Kilometern hatte man dabei drei<br />

Dampflokomotiven anvertraut. Nur 350 Euro waren<br />

als Reisepreis für die komplette Fünf-Tagestour<br />

inklusive Übernachtung im Liegewagen ausgeschrieben!<br />

Da stand mein Entschluss schnell fest:<br />

Buchen!<br />

Ob das aber gut gehen sollte, mit drei Dampf -<br />

loks, alle älter als 60 Jahre, mit einem schweren<br />

84<br />

Sonderzug von bis zu neun Wagen über steigungsund<br />

krümmungsreiche Haupt- und Nebenbahnen?<br />

Um es vorweg zu nehmen: Es ging gut, es ging sogar<br />

sehr gut: Der Fahrplan wurde minutiös eingehalten,<br />

die Dampfveteranen zeigten sich technisch<br />

in Bestform, ob bei 1 00 Sachen auf der Hauptbahn<br />

im Blockabstand hinter einem Schnellzug oder<br />

schwer arbeitend auf steilen Nebenstrecken mit<br />

fragwürdiger Gleislage.<br />

Gut 50 Eisenbahnfreunde nahmen an der Fahrt<br />

teil, neben Einheimischen einen größere Gruppe<br />

Engländer und ganze zwei Deutsche – den Autor<br />

dieser Zeilen eingeschlossen! Wo waren sie alle geblieben,<br />

die Fotografen, die sonst gern bereit sind,<br />

für Fotozugveranstaltungen viel Geld zu lassen?


SLOWAKEI: 165 JAHRE EISENBAHN<br />

<strong>Die</strong> „Bardotka“ rechts – das kommt von Brigitte Bardot – ist bei den Tschechen und Slowaken so etwas<br />

wie hierzulande die „Lollo“. Nachfolgerin war dort die „Brillenschlange“ oder auch „Taucherbrille“<br />

Manchmal hat man das Gefühl, diese Spezies ist<br />

noch nie in einem Dampfzug mitgefahren.<br />

Für uns Reisende standen je ein Liege- und ein<br />

Sitzwagen 1 ./2.-Klasse aus den 1 960er- und<br />

1 970er-Jahren zur Verfügung, daneben hatte ein<br />

mitgeführter Speisewagen von früh am Morgen bis<br />

spät abends geöffnet. Dort konnte man nicht nur<br />

preiswert essen und trinken, sondern auch stilecht,<br />

wurden die zahlreichen angebotenen warmen<br />

Speisen doch tatsächlich noch gekocht oder gebraten!<br />

Ergänzt wurde dieser Wagenpark noch durch<br />

diverse Begleiterwagen für das Lok- und Zugpersonal.<br />

Erste Tagesetappe über 242 Kilometer<br />

Überpünktlich wurde am 8. Mai der Zug im Prager<br />

Masaryk-Bahnhof bereitgestellt, und schon bald<br />

ging es mit Volldampf hinter den führenden<br />

475.1 79 und 464.1 02 vom Depo Vrsovice aus dem<br />

Gleisgewirr der Hauptstadt hinaus ins Land und<br />

über Nymburk, Chlumec nad Cidlinou, Hradec<br />

Kralove, Lichkov nach Sumperk, wo nach 242 Kilometern<br />

die erste Tagesetappe abgeschlossen werden<br />

konnte – nach diversen Fotohalten, Scheinanfahrten<br />

und Halten zum Wassernehmen durch die<br />

örtliche Feuerwehr.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Am 9. Mai kamen die slowakische 475.1 96 aus<br />

Vrutky und erneut die tschechische 475.1 79 zum<br />

Einsatz. Nun galt es, 382 Kilometer bis ins slowakische<br />

Vrutky zu absolvieren, inklusive einem Abstecher<br />

ins polnische Glucholazy. Auf slowakischen<br />

Gebiet kam dann auch ein ständiger<br />

Begleiter ins Spiel: der aus einem zweiachsigen<br />

Personenwagen und einem Kesselwagen bestehende<br />

Feuerlöschzug, der unserem Dampfzug aus Sicherheitsgründen<br />

folgte. Geführt wurde er von der<br />

Museums-<strong>Die</strong>sellok „Bardotka“ 749.248. Beachtliche<br />

382 Kilometer hatten die beiden Dampfloks an<br />

diesem Tag ohne jede Störung zurückgelegt.<br />

Tag 3 der Sonderfahrt führte von Vrutky über<br />

Zvolen und Banska Bystrica und Helpa ins<br />

Bergdörfchen Cervena Skala, wo spätabends die<br />

beiden Dampfloks ins richtige Licht für Nachtaufnahmen<br />

gerückt wurden – weitere 203 Kilometer<br />

waren nach erneut einigen Fotohalten somit absolviert.<br />

Kehrtunnel und Viadukt bei Telgart<br />

Am 1 1 . Mai startete der Sonderzug bei bestem Sonnenlicht<br />

in Cervena Skala, um schon nach wenigen<br />

Kilometern Fahrt bei Telgart zu halten. Dort wurde<br />

den Fotografen unter den Mitfahrern die Möglich-<br />

85


GESCHICHTE<br />

Bahnfahren wie früher: Blick aus dem offenen Abteilfenster auf die zwei schwer arbeitenden Dampfloks<br />

der Baureihe 475 vor dem Sonderzug<br />

keit geboten, Aufnahmen vom Dampfzug vor und<br />

hinter dem Kehrtunnel und auf dem anschließenden<br />

Viadukt zu ermöglichen. Weitere Fotohalte<br />

wurden auf der Fahrt nach Margecany, dem Endpunkt<br />

der Fahrt, durchgeführt.<br />

Nach einer längeren Mittagspause begann, erneut<br />

hinter 475.1 79 und 1 96, die Rückfahrt Richtung<br />

Vrutky – selbstverständlich auf einer anderen<br />

Strecke, um weiter für Abwechslung zu sorgen. Befahren<br />

wurde nun die zweigleisige, elektrifizierte<br />

Magistrale, auf der Reise- und Güterzüge im Blockabstand<br />

unterwegs sind. Besonders auf der Rampe<br />

bei Poprad konnten die beiden Loks zeigen, was<br />

noch in ihnen steckt!<br />

Mittagspause für Mensch und Maschine...<br />

Über 453 Kilometer hinter 475.196<br />

Am 1 2. Mai ging es dann zurück nach Prag:<br />

475.1 96 war jetzt Alleinunterhalterin, da ihre<br />

Schwester im Eisenbahnmuseum Bratislava einen<br />

anderen Termin wahrnehmen musste. Wahrlich<br />

im Schnellzugtempo ging es jetzt zurück nach<br />

Prag, das am Abend nach weiteren 453 Kilometern<br />

nach fünf Tagen wieder erreicht wurde.<br />

Mehr als 1 .500 Kilometer in fünf Tagen, und das<br />

ausschließlich hinter Dampfloks, in Wagen mit<br />

Abteilen und Fenstern zum Öffnen, Essen und<br />

Trinken im Speisewagen und Übernachtungen im<br />

Zug – selten hat mir ein „Kurzurlaub“ so viel Spaß<br />

gemacht!<br />

Martin Weltner<br />

86


SLOWAKEI: 165 JAHRE EISENBAHN<br />

Nachdem sie den berühmten Kreiskehrtunnel bei Telgart durchfahren haben, beschleunigen 475.179 und<br />

475.196 ihren Sonderzug am 11. Mai über den dortigen Viadukt<br />

Am 8. Mai machen 475.179 und 464.102 bei Lichkov ordentlich Dampf<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

87


GESCHICHTE<br />

DAS HISTORISCHE BILD<br />

Bahnhof Mohorn<br />

M<br />

ohorn war nach Wilsdruff der bedeutendste<br />

Unterwegsbahnhof der Strecke Freital-<br />

Potschappel – Nossen. Der Bahnhof ging<br />

mit der Eröffnung des Streckenabschnittes Wils -<br />

druff – Nossen am 31 . Januar 1 899 in Betrieb.<br />

<strong>Die</strong> Lokomotiven der Reisezüge ergänzten in<br />

Mohorn ihre Wasservorräte, der Fahrplan sah deshalb<br />

in der Regel einen zwölfminütigen Halt vor.<br />

Fahrplanmäßig begannen und endeten in Mohorn<br />

von 1 923 bis 1 971 auch die meisten Züge der<br />

88


DAS HISTORISCHE BILD<br />

Strecke von und nach Klingenberg-Colmnitz. Am<br />

27. Mai 1 971 erfolgte die Betriebseinstellung auf<br />

dem Bahnhof Mohorn.<br />

In den 1 990er-Jahren wurden auf dem Bahnhofsgelände<br />

zeitgemäße Wohnhäuser errichtet.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Der Lokschuppen wurde 201 1 /1 2 zum Vereinshaus<br />

unter Wahrung des Denkmalcharakters umgebaut.<br />

Das Foto von Jürgen Krantz zeigt einen Personenzug<br />

nach Nossen im Sommer 1 970, ein Jahr vor<br />

dem Ende des Zugverkehrs. Peter Wunderwald<br />

89


GESCHICHTE<br />

DIE V 100 IN HAGEN-ECKESEY<br />

Hinauf ins Sauerland<br />

NEBENBAHNBETRIEB VOR 30 JAHREN Man konnte sich in Dortmund in<br />

einen „Silberling“ setzen, und eine gute Stunde später polterte der Zug durch<br />

malerische Täler und durch das geöffnete Fenster strömte frische Waldluft<br />

Der Nahverkehrszug Lüdenscheid – Dortmund befährt zwischen Lüdenscheid und Brügge eine der<br />

steilsten Strecken in Deutschland (Foto bei Lüdenscheid-Lösenbach 7. Mai 1987) Alle Fotos Christoph Riedel<br />

D<br />

as Bahnbetriebswerk Hagen-Eckesey ist unter<br />

Eisenbahnfreunden in erster Linie als<br />

letzte Einsatzstelle der Dampfschnellzuglok<br />

der Baureihe 03 10 bekannt, deren Einsätze auf der<br />

Oberen Ruhrtalbahn im September 1 966 endeten.<br />

Weniger bekannt ist, dass Eckesey auch eine der<br />

bedeutendsten Heimatdienststellen der Baureihe<br />

V 1 00 gewesen ist, die von dort aus über einen<br />

90<br />

Zeitraum von 40 Jahren zwischen 1 962 und 2002<br />

zum Einsatz kam.<br />

Waren es 1 962 noch die schwächeren Maschinen<br />

der Reihe V 1 00 10 (ab 1 968: 21 1 ), wurden diese<br />

ab November 1 965 durch die stärkere Baureihe<br />

V 1 00 20 (ab 1 968: 21 2) verdrängt. Nach der Elektrifizierung<br />

der von Hagen ausgehenden Hauptstrecken<br />

(mit Ausnahme der Oberen Ruhrtalbahn


DIE V 100 IN HAGEN-ECKESEY<br />

Hagen – Brilon Wald) konzentrierte sich der Einsatz<br />

der Lokomotiven zumindest im Personenverkehr<br />

auf die weniger bedeutenden Strecken des nahen<br />

Sauerlandes. Trotzdem nahm der Hagener<br />

Bestand bis in die 1 980er-Jahre stark zu. Waren<br />

1 976 22 Lokomotiven der Reihe 21 2 in Hagen-<br />

Eckesey beheimatet, trugen 1 988 sogar 35 Maschinen<br />

die Aufschrift des bekannten Bahnbetriebswerkes.<br />

<strong>Die</strong>se Zahl sank bis 1 996, auch wegen des<br />

zunehmenden Einsatzes von <strong>Die</strong>seltriebwagen, auf<br />

elf Exemplare ab, 2002 endete der Einsatz der Reihe<br />

21 2 in Hagen.<br />

Ein Blick in das Jahr 1985<br />

Schwerpunktmäßige Einsätze der Baureihe 21 2<br />

des Bahnbetriebswerkes Hagen-Eckesey erfolgten<br />

in den 1 980er-Jahren auf den ins Sauerland<br />

Klusenstein auf der romantischen Hönnetalbahn<br />

Neuenrade – Menden (Bild vom 13. Oktober 1984)<br />

Am 11. September 1985 bringen zwei Eckeseyer 212er einen kurzen Zug aus leeren Schotterwagen bei<br />

Meinerzhagen zu den Steinbrüchen bei Krummenerl<br />

führenden oder gänzlich im Sauerland liegenden<br />

Strecken Dortmund – Lüdenscheid/<strong>Die</strong>ringhausen<br />

(Volmetalbahn), Dortmund – Iserlohn, Letmathe<br />

– Menden – Unna, Neuenrade – Menden und<br />

Finnentrop – Olpe (Zugläufe vom Sommer 1 985).<br />

Auf diesen Strecken wurde zeitweilig der gesamte<br />

Personenverkehr mit diesen Lokomotiven durchgeführt.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Darüber hinaus waren die 21 2er auch im Güterverkehr<br />

auf im Personenverkehr nicht mehr bedienten<br />

Strecken eingesetzt, beispielsweise auf der<br />

„Unvollendeten“ Meinerzhagen – Krummenerl.<br />

Dort war bereits 1 955 der letzte Personenzug gefahren.<br />

Auch auf der Verbindung Hagen – Ennepetal-Altenvoerde<br />

(seit 1 967 ohne PV) bewältigten<br />

21 2er den Güterverkehr.<br />

91


GESCHICHTE<br />

Bei Grünenbaum am 12. November 1986: Im oberen Volmetal verkehren nur noch die Schotterzüge nach<br />

Krummenerl. Für 2015 ist aber wieder Personenverkehr zwischen Brügge und Meinerzhagen geplant!<br />

Der Nahverkehrszug Menden – Neuenrade – gerade erreicht der Zug den Endbahnhof – bestand am<br />

19. Mai 1984 aus vierachsigen Umbauwagen. Wenn jetzt noch die 212 altrote Farbe gehabt hätte ...<br />

92


DIE V 100 IN HAGEN-ECKESEY<br />

Ein Nahverkehrszug von Brügge nach <strong>Die</strong>ringhausen fährt bei Sankel durch das Volmetal. Im letzten Jahr<br />

des Personenverkehrs dort – 1985 – gab es nur noch einen Dreistundentakt (24. August 1985)<br />

Nicht vergessen werden sollen aber auch die<br />

Einsätze auf Münsterländer Nebenstrecken, die in<br />

den späten 1 970er-Jahren durch Hagener Maschinen<br />

geleistet wurden, nachdem die Bundesbahn<br />

die Unterhaltung dieses Loktyps in Münster aufgegeben<br />

hatte, oder Leistungen auf der Hauptstrecke<br />

Hagen – Brilon Wald mit ihren Zweigbahnen.<br />

Zahlreiche weitere Einsätze – besonders im Güterverkehr<br />

– müssen hier aus Platzgründen unerwähnt<br />

bleiben.<br />

Das Volmetal<br />

Waren schon in den frühen 1 960er-Jahren <strong>Die</strong> -<br />

ringhausener V 1 00 10 auf der Volmetalbahn eingesetzt,<br />

kamen zwischen dem Hagener Hauptbahnhof<br />

und Lüdenscheid ab September 1 965<br />

Wendezüge zum Einsatz, die mit Hagener Loks<br />

der Reihe V 1 00 20 bespannt waren. Zwei Jahre<br />

später, nach Einstellung des Personenverkehrs auf<br />

dem südlichen Teil der Strecke Dortmund – Herdecke<br />

– Ennepetal-Altenvoerde zwischen Hagen<br />

Hbf und Ennepetal-Altenvoerde wurde der nördliche<br />

Streckenast der Volmetallinie zugeschlagen, so<br />

dass nun die Wendezüge zwischen Lüdenscheid<br />

und Dortmund Hbf verkehrten.<br />

Von 1 965 bis 1 994 waren für 29 Jahre die aus<br />

zwei Wagen plus Lok bestehenden Garnituren zwischen<br />

Dortmund und Lüdenscheid im Einsatz, zuletzt<br />

meist verstärkt durch einen zusätzlichen „Silberling“.<br />

Ab 1 994 kamen dann für fünf Jahre die<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

neuen Triebwagen der Reihe 628 auf die Strecke,<br />

1 999 abgelöst durch „Talente“ der „Dortmund-<br />

Märkischen-Eisenbahn“, die 2004 ihrerseits den<br />

neuen Triebwagen der Reihe 648 von DB-Regio<br />

weichen mussten.<br />

Der von Brügge aus ins Bergische Land führende<br />

Teil der Volmetalbahn war zunächst eher eine<br />

Domäne der <strong>Die</strong>ringhausener 21 1 ; nach Auflösung<br />

der <strong>Die</strong>nststelle kamen aber auch zwischen Brügge<br />

und <strong>Die</strong>ringhausen Hagener 21 2er zum Einsatz,<br />

die mit ihrem unattraktiven Dreistundentakt zwischen<br />

Brügge und <strong>Die</strong>ringhausen von 1 984 bis<br />

1 986 mit dafür sorgten, dass die DB „mangels<br />

Nachfrage“ den Personenverkehr einstellen konnte.<br />

Einer örtlichen Bürgerinitiative ist es mit zu verdanken,<br />

dass in wenigen Jahren dort wieder Personenzüge,<br />

dann in der Relation Lüdenscheid – Köln<br />

Hbf, verkehren werden. <strong>Die</strong> Hagener 21 2 steht somit<br />

leider gerade auf dieser Strecke symbolisch für<br />

eine Unternehmenspolitik, die durch unwirtschaftliche<br />

Fahrzeuge und unattraktive Fahrzeiten<br />

den Niedergang begünstigt hat.<br />

In und um Iserlohn<br />

Auch die Strecken um das Mittelzentrum Iserlohn<br />

im nördlichen Sauerland wurden seit 1 984, als die<br />

Bestwiger Schienenbusse abgezogen wurden, für<br />

längere Zeit von Eckeseyer 21 2 dominiert. Auf der<br />

Strecke über Schwerte ins Oberzentrum Dortmund<br />

waren Wendezüge aus drei „Silberlingen“<br />

93


GESCHICHTE<br />

28. Mai 1989: Sonderzug zwischen Brügge und<br />

Oberbrügge mit Fahrtziel Halver<br />

im Einsatz, während zwischen Letmathe und<br />

Unna zweiteilige Wendezuggarnituren pendelten.<br />

Auf dieser Strecke, die zwischen Letmathe und<br />

Iserlohn sogar elektrifiziert ist, wurden diese Wendezüge<br />

durch zwei mit 1 1 0 bespannte Eilzüge unterstützt,<br />

die von Iserlohn aus ins Rheinland verkehrten.<br />

212-EINSÄTZE VON HAGEN AUS<br />

Zwischen Neuenrade und Garbeck rollt der<br />

Nahverkehrszug Neuenrade – Menden am 11. Juli<br />

1987 durch das hier noch breite Hönnetal<br />

Karte Slg. Christoph Riedel<br />

Vom alten Abzweigbahnhof Iserlohn ist heute<br />

nicht mehr viel übrig geblieben. Nach Aufgabe des<br />

Personenverkehrs zwischen Iserlohn und Menden<br />

im Sommer 1 989 wurde Iserlohn zum Kopfbahnhof,<br />

heute sind sogar alle Weichen ausgebaut, so<br />

dass Iserlohn strenggenommen Haltepunkt mit<br />

zwei voneinander unabhängigen Kopfgleisen ist;<br />

ein Fahrzeugwechsel zwischen beiden Strecken ist<br />

nicht mehr möglich. Ein schmuckes neues Bahnhofsgebäude<br />

vor Kopf auf dem alten Gleiskörper<br />

Richtung Menden verbreitet dennoch Bahnatmosphäre.<br />

94


DIE V 100 IN HAGEN-ECKESEY<br />

Als in den 1960er-Jahren der Biggestausee entstand, wurde die Strecke Olpe –<br />

Finnentrop in Teilen neu trassiert. Dabei entstanden zwei Doppelstockbrücken, die<br />

im unteren Teil die neue Strecke aufnahmen (Schnütgenhof 5. Oktober1986)<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

95


GESCHICHTE<br />

<strong>Die</strong> Ablösung der Baureihe 21 2 erfolgte auf dem<br />

Streckenast nach Dortmund durch Triebwagen der<br />

Reihen 624, 634, 628 später dann 648, während in<br />

Richtung Letmathe/Hagen Hbf zunächst die elektrische<br />

Reihe 426 eingesetzt wurde, die nach Übernahme<br />

des Personenverkehrs durch Abellio durch<br />

silberne „Flirt-Triebwagen“ dieses Unternehmens<br />

ersetzt wurden.<br />

<strong>Die</strong> Hönnetalbahn<br />

Bis 1 984 brummten auf der Hönnetalbahn Neuenrade<br />

– Menden die Uerdinger Schienenbusse, zeitweilig<br />

unterstützt durch Eckeseyer 21 2, die mit<br />

Umbauwagengarnituren unterwegs waren. Im<br />

Sommer 1 984 endete dann der Einsatz der Bestwiger<br />

Schienenbusse im Sauerland und auch auf dieser<br />

Strecke hielten Wendezüge mit Eckeseyer 21 2<br />

Einzug. Auch dort reichten zwei „Silberlinge“ aus,<br />

die außerhalb des Schülerverkehrs überschaubare<br />

Nachfrage zu befriedigen. Zugkreuzungen fanden<br />

und finden auch heute noch in Binolen statt.<br />

Nach Stilllegung des Streckenstücks Iserlohn –<br />

Menden der Strecke Letmathe – Unna wurden die<br />

Zugfahrten über Menden hinaus bis Unna verlängert,<br />

obwohl es auch vorher schon einzelne Züge<br />

im Hönnetal gab, die bis nach Fröndenberg im<br />

Ruhrtal verkehrten. Bis heute hat sich auf der<br />

Strecke, die längere Zeit zur Disposition stand, ein<br />

20. Mai 1986: Kurz vor Olpe überquert die Nebenbahn<br />

von Finnentrop nach Olpe auf einem Damm<br />

das Vorstaubecken des Biggesees<br />

96


DIE V 100 IN HAGEN-ECKESEY<br />

Im Hönnetal finden Zugkreuzungen auch heute noch im Bahnhof Binolen statt. Am 2. April 1988 kreuzten<br />

hier die Züge nach Neuenrade (links) und Menden<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

97


GESCHICHTE<br />

Stundentakt erhalten, begünstigt wohl auch durch<br />

den Einsatz moderner Fahrzeuge.<br />

Nach den Hagener 21 2 wurden zunächst Osna -<br />

brücker Triebwagen der Reihen 624 und 634 eingesetzt,<br />

bevor zu Beginn des Jahrtausends die neuen<br />

640 und 648 im Hönnetal auftauchten, wobei<br />

die einteiligen 640er auch in Doppeltraktion anzutreffen<br />

sind. Seit 201 1 kommen wegen Hauptuntersuchungen<br />

der 648er darüber hinaus auch wieder<br />

Triebwagen der Reihe 628.4 zum Einsatz.<br />

Zur Biggetalsperre<br />

Ein weiterer Einsatzschwerpunkt der Hagener<br />

Loks war ab 1 984 die Biggetalstrecke Finnentrop –<br />

Olpe, die ebenfalls bis zu diesem Zeitpunkt von<br />

Bestwiger Schienenbussen bedient worden war.<br />

<strong>Die</strong>se Bahn war im Zuge des Baus der Biggetalsperre<br />

in den 1 960er-Jahren in Teilen völlig neu<br />

trassiert worden und stand zeitweilig sogar zur<br />

Elektrifizierung an. Zu diesem Zeitpunkt war der<br />

heutige Endpunkt Olpe noch ein Abzweigbahnhof,<br />

von dem aus in Richtung <strong>Die</strong>ringhausen, Betzdorf<br />

an der Siegstrecke und Finnentrop an der Ruhr-<br />

Sieg-Strecke gefahren wurde.<br />

Nach Stilllegung der beiden erstgenannten<br />

Streckenäste ist Olpe heute nur noch ein Haltepunkt<br />

am Ende einer Stichbahn. <strong>Die</strong> Wendezuggarnituren<br />

der 1 980er-Jahre mussten zunächst von<br />

Hagen Hbf aus auf der Ruhr-Sieg-Strecke 61 Kilometer<br />

unter Fahrdraht zurücklegen, um an ihren<br />

Einsatzort in Finnentrop zu gelangen. <strong>Die</strong> im<br />

Stundentakt gefahrenen Leistungen erforderten<br />

auf der eingleisigen Strecke eine Zugkreuzung im<br />

<strong>Die</strong>se Bahn war im Zuge des Baus<br />

der Biggetalsperre in den 1960er-<br />

Jahren in Teilen völlig neu trassiert<br />

worden und stand zeitweilig sogar<br />

zur Elektrifizierung an.<br />

Bahnhof von Attendorn. Abgelöst wurden die Hagener<br />

Loks in den 1 990er-Jahren zunächst durch<br />

Triebwagen der Reihe 628.4, die wiederum einige<br />

Jahre später den einteiligen 640ern Platz machten.<br />

Abschließend sei noch erwähnt, dass in den<br />

1 980er-Jahren Hagener 21 2 oft die Züge des „Bürgervereins<br />

zur Förderung des Schienenverkehrs“ –<br />

BfS – zogen, die auf den im Personenverkehr stillgelegten<br />

Strecken von Oberbrügge nach Halver<br />

und von Meinerzhagen nach Krummenerl im Sonderzugverkehr<br />

eingesetzt waren. Christoph Riedel<br />

Im Bahnhof Menden vereinigen sich die Strecken aus Neuenrade und Letmathe. Zweigleisig geht es<br />

weiter in Richtung Fröndenberg an der Ruhr. Am 1. Dezember 1984 trafen sich zwei türkis-beige 212er<br />

98


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GESCHICHTE<br />

Der P 418 von Afyon nach Konya wurde am 19. April 1980 von der „Starlok“ 46.051 gezogen, einer 1937<br />

von Henschel gebauten 1’D1’, der man ihre Einheitslok-Wurzeln deutlich ansieht Alle Fotos Martin Weltner<br />

TÜRKEI-REISE 1980<br />

Sieg für Konyaspor<br />

WIE EIN LEBENDES MUSEUM Neun Tage war Martin Weltner vor über<br />

30 Jahren im Dampflok-Paradies Türkei unterwegs. Nach dem Besuch von Izmir<br />

ging es über Afyon und Konya zurück nach Istanbul<br />

D<br />

eutsche Einheitstypen, die 52er, uralte<br />

Preußen und daraus abgeleitete Exportmodelle<br />

für die Türkei: Meine Ausbeute in jenem<br />

Sommer 1 980 war schon großartig. Und ich<br />

hatte weiterhin Glück und lernte in Manisa noch<br />

eine neue Baureihe kennen: 46.1 03 entstammte einer<br />

Serie von sechs 1 ’D1 ’-Schlepptenderloks, die<br />

Stephenson in England zwischen 1 929 und 1 932<br />

gebaut hatte. Schon fast selbstverständlich war,<br />

dass ich sofort auf den Führerstand eingeladen<br />

wurde. Als die Lok dann nach umtriebigen Rangierfahrten<br />

auf der Drehscheibe des kleinen Bw<br />

stand, lud mich der Heizer ein, auf seinem Hocker<br />

Platz zu nehmen und verschwand.<br />

Wenige Minuten später ein kurzer Pfiff des Lokführers,<br />

dann beschleunigte er seine 46 von der<br />

Drehscheibe. Ich schaute kurz nach hinten und<br />

staunte, dass wir nun ohne Tender unterwegs waren!<br />

Des Rätsels Lösung: Da die Lok noch den<br />

100<br />

nachmittäglichen Personenzug nach Alasehir bespannten<br />

sollte, musste sie gedreht werden. Da sie<br />

aber zu lang für die kleine Scheibe war, wurden<br />

Lok und Tender getrennt gedreht.<br />

56.507, 508 und 528 – alles deutsche 52er – mit<br />

Reise- und Güterzügen rundeten das Geschehen in<br />

Manisa ab, wo ich in Zugpausen zudem in einer<br />

lauschigen Bahnhofsgaststätte mit diversen ört -<br />

lichen Studenten ins Gespräch kam und mir von<br />

einer netten Studentin die Sehenswürdigkeiten der<br />

Stadt gezeigt wurden.<br />

Zurück nach Istanbul<br />

Am 1 8. April hieß es Abschied nehmen von Izmir,<br />

doch die Rückfahrt nach Istanbul sollte nicht wieder<br />

mit dem Bus, sondern weitgehend per Dampfzug<br />

erfolgen. Nachdem ich mich im Laufe des Vormittags<br />

von meinen neuen türkischen Freunden<br />

verabschiedet hatte, bestieg ich den Fernpersonen-


TÜRKEI-REISE 1980<br />

Verlängerte P 8: Zwei Bauserien mit insgesamt 25 Exemplaren umfasste die Baureihe 46.0. <strong>Die</strong> 46.018, am<br />

20. April 1980 in Arifiye aufgenommen, entstammt der 2. Serie und wurde 1933 von Henschel gebaut<br />

zug P 1 1 23, der mich über Manisa und Usak nach<br />

Afyon bringen sollte. An der Zugspitze stand die<br />

herausgeputzte 56.508 für die rund zehnstündige<br />

Fahrt bereit. Unzählige Male wurde Wasser genommen,<br />

die Rampe bei Usak nur im Schritttem-<br />

po passiert, doch gegen Mitternacht hatte ich Afyon<br />

erreicht.<br />

Und hier versagt nach nunmehr 33 Jahren mein<br />

Gedächtnis: Musste ich dort umsteigen oder saß<br />

ich in einem durchlaufenden Wagen nach Konya,<br />

<strong>Die</strong> preußische T 18 rangierte nicht mehr in Manisa, dafür die 1929 von Stephenson gebaute 46.103. Zum<br />

Drehen mussten Lok und Tender getrennt werden, da die Scheibe zu klein für die Schlepptenderlok war<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

101


GESCHICHTE<br />

Links: Unvorstellbar, dass 1980 in Adapazari noch<br />

dieser Dampfkran im Einsatz war!<br />

meinem vorläufigen Reiseziel und Heimat-Bw der<br />

Reihe 46.05 – jener fabelhaften 1 ’D1 ’-Gebirgs-<br />

Schnellzugloks aus dem Wagnerschen Einheitslok-<br />

Baukasten?<br />

Schon in Afyon wurde ich nicht enttäuscht:<br />

Erstling 46.051 setzte sich vor den Zug nach<br />

Konya, da spielte das unbeleuchtete Rangier-Gespenst<br />

in Form von 57.002 nur eine Nebenrolle.<br />

Bei einem nächtlichen Zwischenhalt klopfte es an<br />

mein Abteilfenster, und der Heizer der 46.051 bat<br />

mich auf den Führerstand. Doch diese Geschichte<br />

ist schon in <strong>LOK</strong> MAGAZIN 6/1 0 erzählt worden.<br />

Nach stundenlanger Fahrt war Konya erreicht,<br />

das Bw voller Dampfloks, nur ein Bw-Besuch wurde<br />

mir nicht gestattet. Dafür war mit 45.01 6, einer<br />

von NOHAB gebauten 1 ’Dh2, eine weitere neue<br />

Baureihe zu sehen. Als „verlängerte G 8.2“ sind die<br />

Loks in die Geschichte eingegangen.<br />

Auch in Konya wieder Gastfreundschaft pur:<br />

Ein junger Türke lud mich spontan zu einen Fußballspiel<br />

der 1 . türkischen Liga ein – ich weiß nicht<br />

mehr, gegen wen es ging, aber „Konyaspor“ gewann!<br />

Rechtzeitig war ich zurück am Bahnhof, wo<br />

schon der „Pamukkale-Express“ am Bahnsteig<br />

stand: 46.057 mit zwei Reisezugwagen und einer<br />

langen Reihe Güterwagen. Vermutlich bis Afyon<br />

Und noch eine neue Baureihe: In Konya rangierte unter anderem die 45.016. <strong>Die</strong> Firma NOHAB hatte die<br />

„verlängerte G 8.2“ im Jahr 1928 gebaut, sie erinnert deutlich an preußische Loks der letzten Phase<br />

102


TÜRKEI-REISE 1980<br />

Rechts: <strong>Die</strong> Mannschaft auf der 46.051, die man<br />

auch als „Super-41er“ bezeichnen könnte<br />

blieb die Lok am Zug, ich habe dies verschlafen<br />

und wachte erst am nächsten Morgen auf, als sich<br />

der jetzt dieselbespannte Zug Istanbul näherte.<br />

Letztes Treffen mit der „verlängerten P8“<br />

Zu meiner Überraschung dampfte in Arifiye<br />

46.01 8 als Rangierlok, was bedeutete, dass im nahen<br />

Adapazari der Dampfbetrieb noch nicht aufgegeben<br />

worden war. Bei der Vorbeifahrt am Bw entdeckte<br />

ich 46.008 und die abgestellte Schwes ter<br />

003: also raus aus dem Zug und ins Bw! Dort freute<br />

man sich über meinen Besuch. 46.008 – eine<br />

„verlängerte P 8“ mit vier allerdings nur 1 .650 Millimeter<br />

messenden Treibrädern – wurde für Fotozwecke<br />

verfahren und mit dem nicht mehr sehr<br />

vertrauenserweckend wirkenden Dampfkran<br />

„schein bekohlt“. Das war meine vorerst letzte Begegnung<br />

mit einer TCDD-Dampflok, doch ich hatte<br />

mir vorgenommen: Ich komme wieder!<br />

Nun ging es weiter nach Istanbul und über Pithion<br />

nach Griechenland, doch diese Geschichte ist<br />

schon erzählt. Tage später zu Hause in Hameln angekommen,<br />

wartete noch einige Arbeit auf mich:<br />

Mehr als 60 türkischen Eisenbahnern und Privatpersonen<br />

hatte ich Fotos versprochen – und dieses<br />

Versprechen habe ich gerne eingelöst!<br />

Martin Weltner<br />

Abschließend die 46.008 in Adapazari aus der ersten Serie von 1927 und noch deutlich preußisch mit vier<br />

Domen und niedrigem Umlauf. Eigens für den Fotografen wurde die Lok mit einem Dampfkran bekohlt<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

103


GESCHICHTE<br />

MEINE LIEBSTE FOTOSTELLE<br />

Windräder bei<br />

Wendisch Rietz<br />

DER AUTOR UND FOTOGRAF<br />

Sascha Kügler wurde 1991<br />

in Berlin geboren. Dort lebt<br />

und studiert er auch heute.<br />

Sobald das Wetter es<br />

erlaubt, ist er mit seinem<br />

Fahrrad auf Tour. <strong>Die</strong><br />

Fotoausrüstung – eine<br />

Canon EOS 450 D mit einem<br />

Zusatztele – verstaut er in<br />

den Seitentaschen. Schlaf -<br />

sack und Verpflegung sind<br />

immer dabei, um jederzeit<br />

draußen übernachten zu<br />

können.<br />

D<br />

as Umland von Berlin kenne ich wie meine<br />

Jackentasche – denn eine Weste habe ich<br />

nicht. Ich mag die Weite des brandenburgischen<br />

Himmels. Alle paar Kilometer gibt es Wasser,<br />

lauschige Seen und es liegt ein unverwechsel-<br />

104


MEINE LIEBSTE FOTOSTELLE<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

barer Geruch in der Luft. <strong>Die</strong> Züge bringen die<br />

nötige Abwechslung.<br />

Besonders mag ich die Nebenbahn von Königs<br />

Wusterhausen nach Beeskow. In vielen Bahnhöfen<br />

gibt es noch Formsignale. <strong>Die</strong> ODEG-Shuttle passen<br />

mit ihrer Farbgebung ideal in die Landschaft.<br />

Zwischen Lindenberg und Wendisch Rietz stehen<br />

große Windräder. Mir gefallen sie, und ich habe<br />

schon viele Male probiert, sie mit den Zügen gemeinsam<br />

ins Bild zu setzen. Sascha Kügler<br />

105


GESCHICHTE<br />

Im Tal der Orangen: Oberhalb von Sóller liegt das bekannteste und imposanteste Bauwerk der Strecke<br />

zwischen Palma und Sóller, das Monreals-Viadukt<br />

Alle Fotos Klaus-J. Vetter<br />

EISENBAHNPARADIES MALLORCA<br />

Über Stock und Stein<br />

MITTELMEER-FLAIR Abseits der Strände und Bettenburgen eröffnet sich<br />

Mallorcas landschaftliche Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Eine der schönsten<br />

Arten, dieses Paradies kennenzulernen, ist die Entdeckungsreise mit der Bahn<br />

B<br />

allermann, Bettenburgen und Sangriaeimer:<br />

Damit bringen noch heute viele Menschen<br />

Mallorca in Verbindung. Zu Unrecht, ist das grüne<br />

Eiland doch eines der schönsten im Mittelmeer, erfreut<br />

sich einer wunderschönen landschaftlichen<br />

Vielfalt und bietet auch Eisenbahnfreunden ein<br />

einzigartiges Paradies auf Schienen.<br />

Drei verschiedene Schmalspurbahnen, deren<br />

Geschichte bis 1 873 zurückreicht, erschließen<br />

Mallorca. Der erste Abschnitt, die heutige Hauptstrecke<br />

Palma – Inca, ging 1 875 in Betrieb. Doch<br />

die bekannteste ist sicher die Linie Palma – Sóller:<br />

Auf abenteuerlicher 91 4-mm-Trasse rumpelt der<br />

„Rote Blitz“ mit urtümlichen Elektrotriebwagen<br />

106<br />

durch das Tramuntana-Gebirge, über Viadukte,<br />

durch gemauerte Tunnel, vorbei an duftenden<br />

Orangenhainen und traumhaften Fincas.<br />

1 907 hatte die neu gegründete Privatgesellschaft<br />

„Ferrocarril de Sóller“ mit der Realisierung<br />

der Strecke Palma – Sóller begonnen, fünf Jahre<br />

später waren die Gleise gelegt. 1 929 wurde sie<br />

elektrifiziert und es wurden vier elektrische Triebwagen<br />

beschafft: Seitdem pendeln die weitgehend<br />

unveränderten Triebwagen mit ihren Wagen von<br />

der Inselhauptstadt zu der Kleinstadt im Orangental.<br />

Bis heute gibt es keine einschneidenden Veränderungen<br />

am Fahrzeugpark, an den Bahnanlagen<br />

oder der Streckenführung.


EISENBAHNPARADIES MALLORCA<br />

Bienvenido: Gleich in mehreren Sprachen werden<br />

die Bahnreisenden am Bahnhof Sóller begrüßt<br />

<strong>Die</strong> übrigen Strecken baute und betrieb die<br />

staatliche Eisenbahngesellschaft „Ferrocarriles de<br />

Mallorca“. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

erreichten die Züge erstmals Santanyí (1 91 8)<br />

und Artà (1 921 ), die verkehrsreiche Strecke Palma<br />

– Inca wurde 1 931 zweigleisig ausgebaut.<br />

<strong>Die</strong> Strecken sterben aus<br />

Doch dann kam das inselweite Streckensterben: In<br />

den 50er-Jahren zwang der stetig zunehmende Individualverkehr<br />

die Eisenbahn zum Rückzug von<br />

der prosperierenden Ferieninsel, und keine 50 Jahre<br />

nach der Eröffnung standen die Signale zwischen<br />

Palma und Santanyí endgültig auf Halt.<br />

1 967 endete der Gütertransport auf staatlichen<br />

Schienen, 1 968 wurde die Strecke nach Felanitx<br />

stillgelegt. Knapp zehn Jahre dauerte es noch, bis<br />

auch die letzte der drei großen Nebenstrecken,<br />

Inca – Manacor – Artà, offiziell aus technischen<br />

Gründen gesperrt wurde. Damit schrumpfte das<br />

einst 260 km lange Streckennetz auf magere<br />

44 km, die Strecke Palma – Inca – La Puebla (Sa<br />

Pobla) blieb als einzige übrig.<br />

Auch zwischen Palma und Inca rückten Ende<br />

der 70er-Jahre die Bagger an, jedoch zur Umspu-<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Gewitterstimmung am alten Bahnhof Son Sardina.<br />

Der Zug hat in wenigen Minuten Palma erreicht<br />

rung der Gleise: <strong>Die</strong> Strecke dient bis heute vor allem<br />

dem Pendelverkehr und sollte erhalten bleiben,<br />

doch die inzwischen unpopulär gewordene<br />

Spurweite verhinderte den günstigen Ankauf von<br />

Gebrauchtfahrzeugen. 1 981 eröffnete auf der Linie<br />

Palma – Inca das erste 1 .000-mm-Gleis, das von<br />

„neuen“ <strong>Die</strong>seltriebwagen, die bisher auf dem spanischen<br />

Festland gefahren waren, und umgespurten<br />

Fahrzeugen des Altbestandes bedient wurde.<br />

Das Ganze jedoch auf Kosten des nicht umgespurten<br />

Restabschnitts nach Sa Pobla: Er wurde zeitgleich<br />

als letzter stillgelegt und später weitgehend<br />

abgebaut.<br />

Der Peso kommt wieder ins Rollen<br />

Doch es sollte wieder aufwärts gehen: Der Tourismus-Boom<br />

in den 90er-Jahren, der immer unerträglichere<br />

Individualverkehr, der alle Straßen<br />

verstopfte, und allgemein steigende Umwelt -<br />

belastungen passten einfach nicht zum Bild der<br />

erholsamen, grünen Ferieninsel. Daher setzte<br />

Mallorca wieder auf die Bahn.<br />

Per königlichem Dekret wurde 1 994 die öffentliche<br />

Gesellschaft „Serveis Ferroviaris de Mallorca“<br />

(SFM) gegründet und seither erlebt die mallorqui-<br />

107


GESCHICHTE<br />

Vor dem Tramuntana-Gebirge fuhr 2001 noch eine zweiteilige Triebwagengarnitur in der alten blauweißen<br />

Lackierung (o.). Ab Bunyola wird es gen Norden zunehmend hügeliger für den „Roten Blitz“ (u.)<br />

108


EISENBAHNPARADIES MALLORCA<br />

Seit 2003 fahren die dieselelektrischen Triebwagenzüge<br />

der staatlichen Eisenbahngesellschaft tib<br />

nische Baubranche einen neuen Boom – der SFM<br />

und hunderten von Millionen Euro aus EU-Kassen<br />

sei Dank. Unterwegsbahnhöfe wurden renoviert<br />

und neue <strong>Die</strong>seltriebwagen mit 1 00 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />

eingesetzt. Im Jahr 2000 wurde<br />

nach 20 Jahren Betriebsruhe die Strecke Inca – Sa<br />

Pobla mit neuen Gleisen wiedereröffnet, drei Jahre<br />

später folgte auch die Linie (Inca –) Empalme/<br />

Enllac – Manacor. 201 0 begann der Wiederaufbau<br />

der Strecke Manacor – Artà, 1 90 Millionen Euro<br />

wurden für die Wiederherstellung des Bahndammes,<br />

den Bau von Unterführungen und Tunnels<br />

sowie die Renovierung der ruinenhaften Bahnhofsgebäude<br />

bewilligt. Doch die Gleise liegen bis<br />

heute noch nicht: Das zugesagte Geld war leider<br />

gar nicht vorhanden, die bereits beschafften Vossloh-Züge<br />

der Reihe 91 und die fast fertig gestellten<br />

Werkstätte in Son Carrio und Artà harren seither<br />

der Dinge. So oder so dürfte dies eine der derzeit<br />

teuersten Bauruinen in Spanien sein.<br />

Gegensätzliche Eisenbahnen heute<br />

Im Februar 201 2 wurde der Verkehr Palma – Inca<br />

bzw. – Enllac mit Triebwagen der Reihe 81 von<br />

CAF auf elektrischen Betrieb umgestellt. Mit der<br />

Elektrifizierung hielt auch eine neue Sicherungstechnik<br />

Einzug: Das gesamte Streckennetz wird inzwischen<br />

von einer Betriebszentrale aus gesteuert,<br />

die Eisenbahner sind weitestgehend Geschichte,<br />

die Überwachung läuft über Kamera.<br />

Facettenreich sind Mallorcas Bahnen: <strong>Die</strong> eine<br />

gleicht eher einem modernen S-Bahn-Betrieb mit<br />

hohen Bahnsteigen und Verzicht auf fast alle Reliquien<br />

der guten alten Eisenbahnzeit. <strong>Die</strong> andere<br />

bietet Eisenbahn-Nostalgie der 30er-Jahre mit<br />

ihren rot-braunen Bummelzügen. Doch reizvoll<br />

sind sie alle und ihre Zukunft bleibt spannend.<br />

Heinrich Winkelmann<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

Malerisch: „Eingangsportal“ im Bahnhof Sóller (o.)<br />

und ein Abschnitt der Strecke Inca – Empalme (u.)<br />

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Mallorcas Bahnen, sondern beinhaltet auch alle alten<br />

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109


GESCHICHTE<br />

Gleisreste am ehemaligen Getreidespeicher<br />

<strong>Die</strong> kleinste der drei Brücken über einen Feldweg<br />

Das größte Bauwerk der kurzen Strecke ist die Stampfbetonbrücke über die Wipperniederung<br />

SPURENSUCHE<br />

152 Opfer!<br />

KLEINFURRA – LUDWIGSHALL Ob auf<br />

dieser Strecke je ein Personenzug fuhr,<br />

ist fraglich. Sicher ist, dass Menschen –<br />

Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter –<br />

in das Werk gebracht wurden<br />

D<br />

ie Aktiengesellschaft Ludwigshall wurde<br />

1 905 in Essen mit einem Stammkapital von<br />

5 Millionen Mark gegründet. Ziel war der<br />

Abbau von Kali im Wippertal bei Wolkramshausen.<br />

Am 23. Juli 1 907 war der Schacht Ludwigshall mit<br />

den Verarbeitungsanlagen übertage fertiggestellt.<br />

Der Betrieb wurde über eine etwa zwei Kilometer<br />

lange Anschlussbahn mit dem Bahnhof Kleinfurra<br />

an der Hauptstrecke Erfurt – Nordhausen verbunden.<br />

Für diese mussten immerhin drei Brücken errichtet<br />

werden: Eine Kastenträgerbrücke über die<br />

Wipper, eine Vorflutbrücke über das Überflutungsgebiet<br />

(sechs Bögen, Stampfbeton) und eine kleine<br />

Brücke über einen Feldweg. Im Werk gab es einen<br />

kleinen Lokschuppen, er existiert heute noch.<br />

Dampf-Tenderloks mit der Achsfolge B und C<br />

sowie Klein-<strong>Die</strong>selloks (Kö 1 ) sollen bis 1 945 im<br />

Einsatz gewesen sein. Ab 1 955 werden auch Kö 2<br />

sowie die V 1 5 erwähnt. Leider war die Bildersuche<br />

erfolglos. Dafür nennt der Chronist Karsten Schröter<br />

auf seinen Internetseiten die Namen der letzten<br />

Lokführer: Werner Rödel und Toni Rilk.<br />

Um auch Kali aus dem Schacht Hain verarbeiten<br />

zu können, war schon 1 905 eine Seilbahn von<br />

dort nach Ludwigshall errichtet worden. 1 908 kam<br />

die Seilbahn für Lasten vom Schacht Straußberg<br />

hinzu. Eigenartigerweise zeigt unsere Karte von<br />

1 91 9 diese Seilbahnen als Bahnstrecken!<br />

1 922 wurden alle Schächte vom Wintershall-<br />

Konzern in Kassel übernommen und in Folge zunehmender<br />

Absatzschwierigkeiten am 30. Juni<br />

1 924 geschlossen. Der Werkbahnbetrieb ruhte<br />

fortan.<br />

Ab 1934 Rüstungsproduktion<br />

1 934 übernahm die Wehrmacht die stillgelegte Anlage.<br />

Das gesamte Gelände wurde abgesperrt. Ein<br />

weiteres Anschlussgleis gen Süden zur Fertigungsstätte<br />

(sie sah aus der Luft wie ein Dorf aus) wurde<br />

verlegt. Nun begann dort die Rüstungsproduktion,<br />

„im Dorf“ wurde produziert, unterirdisch wurde alles<br />

eingelagert. Ein Barackenlager für Kriegsgefangene<br />

und Zwangsarbeiter kam hinzu.<br />

110


SPURENSUCHE<br />

<strong>Die</strong> Brücke über die Wipper, etwa 200 Meter weiter liegt der Bahnhof Kleinfurra Rudolf Heym (5)<br />

Am 29. Juli 1 942 explodierte in einem der ehemaligen<br />

Kalistollen eingelagerte Munition. <strong>Die</strong>ses<br />

Unglück forderte 1 52 Menschenleben!<br />

Im Oktober 1 945 wurde unter Aufsicht der sow -<br />

jetischen Besatzungsmacht mit der Beräumung<br />

der Munitionslager im Schacht Ludwigshall begonnen.<br />

<strong>Die</strong> geborgene Munition wurde in das Wernröder<br />

Kirchtal transportiert, keine zwei Kilometer<br />

entfernt, und dort durch Fachleute gesprengt.<br />

Auch heute noch werden in Wernrode bei Bauarbeiten<br />

gefundene Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg<br />

unter Aufsicht vernichtet.<br />

Lager der Landwirtschaft<br />

In die ehemaligen Gebäude des Schachtes und der<br />

Wehrmacht zogen nun genossenschaftliche bzw.<br />

staatliche Betriebe ein (z. B. VEAB – Volkseigener<br />

Erfassungs- und Aufkaufbetrieb, die BHG – Bäuerliche<br />

Handelsgenossenschaft, die DSG – Deutsche<br />

Saatgut-Genossenschaft usw.) ein. Wo früher das<br />

Kalisalz auf Trockenböden lag, wurden Fahrzeugteile<br />

und landwirtschaftliche Güter gelagert. Den<br />

An- und Abtransport erledigte nach wie vor zu<br />

großen Teilen die Anschlussbahn.<br />

1 990 wurden alle Betriebslager aufgelöst. <strong>Die</strong><br />

Anschlussbahn fuhr in dieser Zeit das letzte Mal,<br />

genaue Belege fehlen. Seither verfallen weite Teile<br />

des Geländes und der darauf stehenden Gebäude.<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

In wenigen haben sich Gewerbetreibende und ein<br />

Kunstschmied niedergelassen. Der Schachtbau<br />

Nordhausen hat in diesem Jahr die Verfüllung des<br />

alten Schachtes abgeschlossen. Rudolf Heym<br />

FAKTEN UND DATEN<br />

Kleinfurra – Kalischacht Ludwigshall<br />

Länge<br />

etwa 2 km<br />

Eröffnung 1907<br />

Einstellung 1990<br />

111


AKTUELL<br />

LESERBRIEFE<br />

<strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

Postfach 40 04 09, D 80 702 München<br />

Tel. (089) 13 06 99-750, Fax (089) 13 06 99-700<br />

redaktion@geramond.de, www.lok-magazin.de<br />

Zu „In Zittau und Hainsberg“<br />

im Heft 06/13:<br />

<strong>Die</strong> Zweigleisigkeit betraf nicht<br />

Zittau Süd – Bertsdorf, sondern<br />

Zittau Vorstadt – Oybin.<br />

Der Bildtext auf Seite 55 oben ist<br />

nicht korrekt: <strong>Die</strong> Aufnahme<br />

entstand nicht im Tal der Wilden<br />

Weißeritz, sondern im Tal der<br />

Roten Weißeritz. <strong>Die</strong> „Wilde“<br />

kommt von Klingenberg-Colmnitz.<br />

Paul Kästner, Dresden<br />

Interessieren würde mich, warum<br />

im Porträt zur Baureihe 99 73<br />

zwei verschiedene 99 1 747-7 abgebildet<br />

wurden? Als Zeichnung<br />

von Gernot Bahr mit Laternen<br />

unten und im Bild von 1 979 mit<br />

Laternen oben! Da Gernot Bahr<br />

fast immer die Grundversion<br />

zeichnete, müsste die Lok von<br />

1 979 also ein Umbau gewesen<br />

sein.<br />

R. Kling<br />

Am 12. Juni 1988 sah die Vorderfront der 99 747 so aus: Alte Beschilderung<br />

und tiefe Laternen, etwas zur Mitte gerückt<br />

Rudolf Heym<br />

Antwort der Redaktion:<br />

<strong>Die</strong> 99 747 ist nicht umgebaut<br />

worden, sieht man einmal von<br />

den teilweise grundlegenden Ereuerungen<br />

bei verschiedenen<br />

Hauptuntersuchungen ab. Aber<br />

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27265 Verden Große Str. 108<br />

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28217 Bremen Wartburgstr. 59<br />

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Buchhandlung Scheuermann<br />

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Buchhandlung Kunkel<br />

63814 Mainaschaff Milanstr. 6a<br />

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65205 Wiesbaden Kreuzberger Ring 7 b – d<br />

Buchhandlung Dr. Kohl<br />

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70176 Stuttgart Leuschnerstr. 35<br />

Buchhandlung Wilhelm Messerschmidt<br />

70193 Stuttgart Schwabstr. 96<br />

Buchhandlung Albert Müller<br />

70597 Stuttgart Epplestr. 19C<br />

Eisenbahn-Treffpunkt Schweickhardt<br />

71334 Waiblingen Biegelwiesenstr. 31<br />

Osiandersche Buchhandlung GmbH<br />

72072 Tübingen Unter dem Holz 25<br />

Buchhandlung Beneke<br />

72074 Tübingen Gartenstr. 16<br />

Kiosk Sternplatzpassage<br />

73312 Geislingen Stuttgarter Straße 90<br />

112


LESERBRIEFE / HÄNDLERVERZEICHNIS / IMPRESSUM<br />

Slg. Ulf Degener (2)<br />

die Lok hatte zu verschiedenen<br />

Zeiten ihre Spitzenlaternen zumindest<br />

an drei verschiedenen<br />

Orten. Wie sehr das Gesicht einer<br />

Lok damit verändert wird,<br />

zeigt das Bild links. Auch dass<br />

die Hainsberger Eisenbahner der<br />

Lok Schilder im Stil von vor 1 970<br />

verpassten, beweist ihre Experimentierfreude.<br />

Bauer Modelleisenbahnen<br />

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Service rund ums Buch Uwe Mumm<br />

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Fachbuchzentrum & Antiquariat Stiletto<br />

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86391 Stadtbergen Wankelstr. 5<br />

Buchhandlung Jakob<br />

90402 Nürnberg Hefnersplatz 8<br />

Ritzer Modellbahnen<br />

90419 Nürnberg Bucher Str. 109<br />

Modellbahnvertrieb Gisela Scholz<br />

90451 Nürnberg Nördlinger Str. 13<br />

Modellspielwaren Helmut Sigmund<br />

90478 Nürnberg Schweiggerstr. 5<br />

Friedrich Pustet<br />

94032 Passau Nibelungenplatz 1<br />

Buchhandlung Kleinschmidt<br />

95028 Hof Ludwigstraße 13<br />

Zu „Gäubahnkonzept festgezurrt“<br />

im Heft 06/13:<br />

Das geplante Modell, bei dem<br />

Fernverkehrszüge (hier IC) auch<br />

für Nahverkehrsfahrscheine freigegeben<br />

werden sollen, das Land<br />

der DB einen Ausgleich zahlt<br />

und dafür selbst keinen Nahverkehr<br />

(bzw. deutlich weniger) bestellen<br />

muss, sollte bundesweit<br />

ausgedehnt werden.<br />

Ulrich Neef, Plauen<br />

Zu „Neue Verbindung nach Polen“<br />

im Heft 06/13:<br />

<strong>Die</strong> Aussage: Kein Reiseverkehr<br />

nach Gubin/Guben ist nicht<br />

richtig. Bis 2002 sind noch Züge<br />

im PKP-Kursbuch unter der KBS<br />

333 verzeichnet.<br />

Weiter, Seite 99; Müngstener<br />

Brücke: Streckenklasse C bis 1 8<br />

Tonnen Achsfahrmasse (nicht<br />

Achslast) ist falsch, das ist die<br />

Streckenklasse B.<br />

Und Seite 21 : Falkenberg liegt<br />

nicht an der Elbe, sondern an der<br />

Elster! Gerhard Prieß, Wriezen<br />

Zu „DR-Neubaustrecke im Kalten<br />

Krieg“ im Heft 06/13:<br />

Zum Bild auf Seite 40/41 : Das<br />

linke Gleispaar ist die Verbindungskurve<br />

von Blankenfelde<br />

(Kr Zossen) an der Dresdener<br />

Bahn nach Agdo (Abzweig Glasower<br />

Damm Ost) am Berliner<br />

Außenring. Fred-Jürgen Büchner<br />

Zu „<strong>Die</strong> Trumpfkarte der DB“<br />

im Heft 05/13:<br />

<strong>Die</strong> Starlok der DB fand auch im<br />

postalischen Bereich großes Interesse.<br />

Zwei Sondermarken,<br />

Sonderstempel und Freistempler<br />

der DB zeugen davon.<br />

Ulf Degener, Meersburg<br />

Schöningh Buchhandlung<br />

97070 Würzburg Franziskanerplatz 4<br />

Österreich<br />

Buchhandlung Herder<br />

1010 Wien Wollzeile 33<br />

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2512 GV Den Haag Westeinde 57<br />

Nr. 383 | 08/13 | August | 52. Jahrgang<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong><br />

Internet: www.lok-magazin.de<br />

Gegründet von Karl-Ernst Maedel †<br />

Redaktionsanschrift<br />

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Martin Weltner (CvD),<br />

martin.weltner@geramond.de<br />

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Felix Löffelholz, Alfred Gottwaldt, Markus Inderst,<br />

Udo Kandler, Andreas Knipping, Uwe Miethe,<br />

Erich Preuß, Eduard Saßmann, Hans-Bernhard<br />

Schön born, Manfred Weisbrod, Malte Werning<br />

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Tel. 0180 – 532 16 17 (14 ct/min)<br />

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Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 23 vom 1.1.2013<br />

Litho<br />

Cromika, Verona (Italien)<br />

Druck<br />

Stürtz, Würzburg<br />

Verlag<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung<br />

Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung<br />

Sandra Koh<br />

Vertrieb Zeitschriften<br />

Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung Handel<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

Preise: Einzelheft EUR 7,50 (D), EUR 8,60 (A), CHF 14,70 (CH),<br />

bei Einzelversand zzgl. Versandkosten; Jahres abopreis<br />

(12 Hefte) EUR 81,00 (incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versand)<br />

Erscheinen und Bezug: <strong>LOK</strong> MAGAZIN erscheint monat -<br />

lich. Sie erhalten <strong>LOK</strong> MAGAZIN in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel, an gut sortierten<br />

Zeit schriften kiosken, im Fachbuchhandel sowie beim Verlag.<br />

© by GeraMond Verlag. <strong>Die</strong> Zeitschrift und alle in ihr<br />

enthaltenen Beiträge und Abbil dungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Durch Annahme eines Manuskripts erwirbt<br />

der Verlag das aus schließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Für unverlangt ein gesandte Fotos und Manuskripte wird<br />

keine Haftung übernommen. Gerichtsstand ist München.<br />

Verant wortlich für den redaktionellen Inhalt: Rudolf Heym;<br />

verantwortlich für die Anzeigen: Helmut Kramer; beide<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München.<br />

ISSN 0458-1822 | 10813<br />

SCHIFFClassic<br />

<strong>LOK</strong><strong>Magazin</strong> 08/2013<br />

113


VORSCHAU<br />

TITELTHEMA<br />

<strong>Die</strong> Frankenwaldrampe<br />

FAHRZEUGE<br />

Speicherloks C Meiningen<br />

GESCHICHTE<br />

Bw Hamburg-Eidelstedt<br />

Lars Brüggemann<br />

Matthias Nieke<br />

Um <strong>Die</strong>sel zu sparen, vornehmlich im Rangierdienst,<br />

wurden im Raw Meiningen zwischen 1 983<br />

und 1 988 insgesamt 201 Dampfspeicherloks gebaut.<br />

Mindestens zehn von ihnen stehen auch heute<br />

noch im täglichen Einsatz. Matthias Nieke stellt<br />

uns die Maschinen vor.<br />

GESCHICHTE<br />

100 Jahre Hochbrücke<br />

Moritz Heym<br />

Uwe Miethe<br />

Auf der Hälfte zwischen München und Berlin<br />

müssen die Züge den Frankenwald überqueren.<br />

Der Scheitelpunkt in Steinbach am Wald wird von<br />

Süden und Norden her mit eindrucksvollen Rampen<br />

erreicht. Schiebedienst war und ist hier an der<br />

Tagesordnung.<br />

Das Werk beheimatet heute alle 1 45 Lokomotiven<br />

der Baureihe 1 01 , die 59 Triebzüge des ICE 1 sowie<br />

die Einheiten des dieselelektrischen ICE-TD. Ursprünglich<br />

war es ein Güterzug-Bw. Es wurde 1 922<br />

zusammen mit dem Rangierbahnhof in Eidelstedt<br />

eröffnet.<br />

✗<br />

NICHT VERPASSEN: DAS <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

9/2013 ERSCHEINT AM 16. AUGUST 2013<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Sie haben Freunde oder Bekannte, die sich ebenso für die<br />

Eisenbahn mit all ihren Facetten begeistern wie Sie? Dann empfehlen<br />

Sie uns doch weiter! Ich freue mich über jeden neuen Leser.<br />

Ihr<br />

<strong>Die</strong> Rendsburger Hochbrücke überspannt den<br />

Nord-Ostsee-Kanal, außerdem trägt sie die angehängte<br />

Schwebefähre. Sie ist Wahrzeichen der<br />

Stadt Rendsburg und wird im Herbst 201 3 von der<br />

Bundesingenieurkammer als Historisches Wahrzeichen<br />

der Baukunst ausgezeichnet.<br />

Verantwortlicher Redakteur <strong>LOK</strong> MAGAZIN<br />

114


SCHLUSSPUNKT<br />

Ruhepause für die Franco-Crosti-Lok<br />

50 4017 am 1. Juli 1965 im<br />

Bahnbetriebswerk Osnabrück Hbf<br />

Peter Pekny/Sammlung Verkehrsfreunde Stuttgart


<strong>Die</strong> schönsten<br />

Seiten der Bahn<br />

Das<br />

neue Heft<br />

ist da.<br />

Jetzt am<br />

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