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gwf Wasser/Abwasser gwf Wasser/Abwasser (Vorschau)

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1/2014<br />

Jahrgang 155<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

ISSN 0016-3651<br />

B 5399<br />

Qualität auf den ersten Blick!<br />

Serie 18 Serie 19 Elektroschweißfittings<br />

Ventil-Anbohrarmaturen<br />

Die PLASSON Produkt-Familien – ausgereifte Programme, die durch ständige Qualitätskontrollen und<br />

innovative Weiterentwicklung auf höchstem technischen Niveau Ihre Anforderungen erfüllen.<br />

Service ist unser Markenzeichen, denn Zufriedenheit ist noch immer die beste Empfehlung.<br />

PLASSON GmbH<br />

Krudenburger Weg 29 • 46485 Wesel<br />

Telefon: (0281) 9 52 72-0 • E-Mail: info@plasson.de • Internet: www.plasson.de • www.serie19.de


INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />

WASSERFACHLICHE<br />

AUSSPRACHETAGUNG<br />

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www.wat-dvgw.de<br />

Jetzt<br />

vormerken!<br />

wat 2014<br />

29 – 30. September 2014<br />

in Karlsruhe<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Mit dem kostenfreien Newsletter „watNews“<br />

sind Sie immer auf dem aktuellen Stand.<br />

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www.wat-dvgw.de/<br />

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STANDPUNKT<br />

Von Rohren und dem langen Leben<br />

Dass für die Durchführung des Ver- und<br />

Entsorgungsauftrages in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

einwandfreie Rohrnetze förderlich<br />

sind, hat sich herumgesprochen. Für<br />

die qualitativ den Anforderungen entsprechende<br />

Lieferung von Trinkwasser in ge -<br />

wünschter Menge und zu jeder Zeit ist ein<br />

intaktes Versorgungsnetz eine gute Voraussetzung.<br />

Dieses – zur Erfüllung des zentralen<br />

Versorgungsauftrages notwendige – intakte<br />

Netz vorzuhalten, erfordert eine möglichst<br />

zutreffend den Zustand des Netzes beschreibende<br />

Informationssystematik. In vielen<br />

Unternehmen hat sich aus dieser Erkenntnis<br />

heraus eine ähnliche, zum Teil nur in Nuancen<br />

unterschiedliche sogenannte zustandsorientierte<br />

Instandhaltungsstrategie entwickelt.<br />

Diese soll – neben dem beschriebenen technischen<br />

Auftrag – den optimierten Verbrauch<br />

der knappen Investitionsmittel sicherstellen.<br />

So weit, so gut. Nun ist es allerdings so,<br />

dass die Information über den Zustand des<br />

Netzes nur so gut sein kann, wie die Datenbasis<br />

es zulässt. Und da es sich in nahezu allen<br />

Fällen um nicht sichtbare (weil unterirdische)<br />

Rohrleitungen handelt, sind diese Daten oftmals<br />

nur mit nennenswertem Aufwand zu<br />

beschaffen. Und hier liegt die Crux. Ein System<br />

produziert auch Ergebnisse auf dünner oder<br />

gar unzureichender Datenbasis. Unternehmensverantwortliche<br />

sind damit zunächst<br />

zufrieden gestellt. Dass diese Resultate mangelhaft<br />

sind und deshalb gar falsche Entscheidungen<br />

getroffen werden, weil die wenigen<br />

Daten nicht ein Spiegel der Realität sind, wird<br />

erst spät – wenn überhaupt jemals – klar. Es ist<br />

ergo unstreitig, dass ohne hinreichende<br />

Datenbasis zur Erkennung von realen Systemzuständen<br />

jede Prognose zur Lotterie wird.<br />

Da der Zustand eines Netzes entscheidend<br />

vom Material des Rohres beeinflusst wird, sind<br />

hier insbesondere Versorgungsunternehmen<br />

gefragt, die in ihrem Netz viele unterschiedliche<br />

Materialien eingebaut haben. Es muss<br />

somit für jedes Material jede Chance genutzt<br />

werden, belastbare Zahlen und Daten zu<br />

gewinnen. Tut man das nicht, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

groß auf falscher Grundlage<br />

Unternehmensentscheidungen zu treffen.<br />

Letztlich gefährdet man mit diesem Vorgehen<br />

auch die Akzeptanz einer Unterhaltungsstrategie.<br />

Besonders interessant werden diese<br />

Fragen, wenn die Rohrmaterialen das Alter<br />

der beim Einbau prognostizierten Lebensdauer<br />

erreichen, einen Zeitpunkt also, zu dem<br />

das systematische Netzversagen nicht überraschen<br />

dürfte. Kein Unternehmen kann es<br />

sich leisten, diese Zeiten zu überschreiten,<br />

gefährdet man doch so wissentlich den Versorgungsauftrag.<br />

Nun sind zum Glück die eingebauten<br />

Materialen oft besser als die Versprechen von<br />

damals. Sie halten in der Regel länger als prognostiziert.<br />

Dennoch darf die Frage gestellt<br />

werden, wieviel (Rest-)Lebensdauer steckt<br />

noch im Rohrmaterial? Hier etwas mehr Licht<br />

ins Dunkel zu bringen ist einiges an Untersuchungen<br />

wert. Es muss hinreichend Geld in<br />

die Hand genommen werden, bedenkt man<br />

die Folgen falscher unternehmerischer Entscheidungen.<br />

Dass darüber natürlich auch<br />

heftig diskutiert, gestritten werden kann, ist<br />

mindestens eben so sicher. Und das wollen<br />

wir auch 2014 tun, gerne auf dem am 6. und 7.<br />

Februar statt findenden Oldenburger Rohrleitungsforum.<br />

Hätten Sie nicht Lust zu kommen?<br />

Informieren Sie sich unter www.iroonline.de.<br />

Ich freue mich auf Sie.<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener<br />

iro (Institut für Rohrleitungsbau) an der<br />

Fachhochschule in Oldenburg<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1


INHALT<br />

In Studien wurde belegt, dass durch den stofflichen Einsatz beim Fracking<br />

Umweltrisiken entstehen können. Ab Seite 72<br />

Glaskugeln können aufgrund ihrer Materialeigenschaften<br />

die Leistung von Trinkwasserbrunnen verbessern.<br />

Ab Seite 84<br />

Fachberichte<br />

Grundwasserschutz<br />

72 A. Bergmann und H.G. Meiners<br />

Risiken der Fracking-Technologie<br />

für das Grundwasser und die<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Risks of Fracking Technology for Groundwater<br />

and Drinking Water Supply<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

84 Ch. Treskatis, L. Tholen und R. Klaus<br />

Ergebnisse experimenteller<br />

Vergleichsuntersuchungen mit<br />

Glaskugeln und Filterkiesen<br />

in Trinkwasserbrunnen<br />

Results of Field and Laboratory Experiments with<br />

Glass Beads and Gravel Material in Water Wells<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

96 St. Geyler, N. Badtke und E. Gawel<br />

Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />

im Siedlungsbestand –<br />

Teil 1: Ziele, Optionen und Herausforderungen<br />

Sustainable Rainwater Management in Existing<br />

Settlements – Part 1: Objectives, Options and<br />

Challenges<br />

Politik<br />

104 G. Stoll<br />

Perspektiven für die wassertechnische<br />

Normung und Zertifizierung<br />

im Europäischen Binnenmarkt<br />

Diskussion<br />

110 W. Merkel<br />

<strong>Wasser</strong>preise: Wieweit haben sich<br />

die Kartellämter vom Verbraucherinteresse<br />

entfernt? – Diskussion<br />

zum Beitrag Hermann Daiber,<br />

Heft 9 (2013), S. 974–981<br />

Tagungsbericht<br />

112 K. Kern und E. Gawel<br />

Neuordnung der <strong>Abwasser</strong>abgabe –<br />

Tagung am Helmholtz-Zentrum für<br />

Umweltforschung – UFZ am<br />

11. November 2013 in Leipzig<br />

116 G. Arndt<br />

Magdeburger <strong>Abwasser</strong>tage –<br />

24. Symposium der HACH LANGE<br />

GmbH<br />

Januar 2014<br />

2 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


INHALT<br />

© Carola Langen/pixelio.de<br />

Untersuchung wichtiger kommunaler Steuerungsinstitutionen<br />

der Regenwasserbewirtschaftung<br />

im Siedlungsbestand. Ab Seite 96<br />

UFZ-Tagungsbericht über die Neuordnung der <strong>Abwasser</strong>abgabe.<br />

Ab Seite 112<br />

Netzwerk Wissen<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

49 Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />

im Visier<br />

Aktuelle Forschungsvorhaben und<br />

Ergebnisse<br />

Fokus<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

6 Wettbewerbsfähig durch Qualifikation –<br />

Gütezeicheninhaber nutzen überbetriebliche<br />

Fortbildung des Güteschutz Kanalbau<br />

8 Tipp für Planer und Handwerker:<br />

Erst die <strong>Abwasser</strong>leitungen prüfen<br />

10 Innovative Neuheiten erleben – REHAU<br />

rückt auf der Messe die Kanalschachtfamilie<br />

AWASCHACHT und die neue universelle<br />

Rohrkupplung AWADUKT FLEX CONNECT<br />

in den Fokus<br />

11 Neue Plombierschelle – praxisgerechte<br />

und wirtschaftliche Lösung<br />

12 Supersegmentringtechnik –<br />

Rohre.Sicher.Dicht.<br />

14 Wartung des Rohrnetzes der SW Oberursel<br />

mit robusten Tablet PCs<br />

17 Neue Generation von Schmutzmantelrohren<br />

18 Eine Qualitätsplakette, die mehr ist als ein<br />

Logo – Qualitätssicherung beim Einbau von<br />

Harz8<br />

20 HS®-Kanalrohrsystem überzeugt in<br />

Wildenbörten – Erneuerung eines Mischwasserkanals<br />

22 Technik fit fürs Gelände: Sanierung einer<br />

Druckrohrleitung im Vinschgau<br />

25 Licht-Liner in Landau: Sanierung eines<br />

Eiprofils 1350/900<br />

28 Neue Möglichkeiten für die Behandlung<br />

von Straßenabläufen<br />

30 Versorgung eines Nahwärmenetzes mit<br />

Wärme aus <strong>Abwasser</strong><br />

Nachrichten<br />

Branche<br />

32 Ergebnisse der Vergleichsstudie für die<br />

Interessenbekundung Augsburgs zur Aufnahme<br />

auf die UNESCO-Welterbeliste<br />

erschien als Buch<br />

34 Nitratbelastungen in der Landwirtschaft<br />

endlich wirksam reduzieren – BDEW-Positionspapier<br />

zu Biogaserzeugung und<br />

Gewässerschutz zeigt Lösungsansätze auf<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 3


INHALT<br />

Im Fokus: Neue Produkte und Lösungen auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

2014. Ab Seite 6<br />

Netzwerk Wissen: Klärschlammaufbereitung und<br />

Phosphorrückgewinnung im Visier. Ab Seite 49<br />

38 ATT-Positionspapier – Zielkonflikte bei<br />

gleichzeitiger Nutzung von Trinkwassertalsperren<br />

als Pumpspeicherbecken<br />

40 VKU verleiht Innovationspreise – Kommunale<br />

Unternehmen sind innovativ und<br />

zukunftsweisend<br />

41 Legionellen-Schnelltest – Masterarbeit<br />

erhält Nachwuchsforscherpreis des Innovationsverbandes<br />

VIU<br />

42 nANO meets water V: sauberes Trinkwasser<br />

mit Nanotechnologie<br />

44 450 Millionen Euro für den Emscher-Umbau<br />

– EIB unterzeichnet weiteren Darlehnsvertrag<br />

mit Emschergenossenschaft<br />

45 Kreislaufwirtschaft als nachhaltige<br />

Phosphor-Quelle<br />

46 6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag bei Pentair Jung<br />

Pumpen in Steinhagen<br />

48 Klärwerkspreis für Innovation 2014<br />

Veranstaltungen<br />

61 Asia Water in Kuala Lumpur, Malaysia<br />

62 DVGW-Schulungen im Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

64 Schulungen zum Sachkundigen für<br />

Trinkwasser-Probenehmer<br />

64 Früher war ich mal Grauwasser – Titel einer<br />

produktneutralen Weiterbildung<br />

65 1. Sanierungsplanungskongress in Kassel:<br />

Schlechte Planung kostet richtig viel Geld<br />

Leute<br />

68 Friedrich Barth neuer Geschäftsführer<br />

bei German Water Partnership<br />

Recht und Regelwerk<br />

69 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

70 DVGW-Zurückgezogene Regelwerke<br />

70 DWA: Aufruf zur Stellungnahme<br />

71 DWA: Vorhabensbeschreibung<br />

Praxis<br />

122 Trinkwasserversorgung mit Tradition:<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung Baltschieder im Wallis –<br />

seit über 600 Jahren<br />

125 Dufte Lösung: <strong>Abwasser</strong> aus der Geruchsstoffproduktion<br />

aufbereiten<br />

Produkte und Verfahren<br />

127 Neues kostenloses Planungstool für die<br />

Planer von <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

127 RIA 15 zeigt bis zu vier Messwerte eines<br />

Sensors über HART an<br />

Januar 2014<br />

4 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Anzeige ThermWin_Layout 1 20.12.13 08:14 Seite 1<br />

INHALT<br />

Aus der Praxis: <strong>Wasser</strong>versorgung mit Tradition. 600 Jahre<br />

Quellwassernutzung in Baltschieder im Wallis. Ab Seite 122<br />

Information<br />

108, 109 Buchbesprechungen<br />

129 Impressum<br />

130 Termine<br />

Heizen und Kühlen<br />

mit <strong>Abwasser</strong><br />

Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />

– JT-Elektronik GmbH, Lindau<br />

Energierecycling mit <strong>Abwasser</strong><br />

Jeden Tag gelangen etwa 10 Mio. Kubikmeter warmes<br />

<strong>Abwasser</strong> in die Kanalisation und stellen damit eine<br />

konstante und ständig verfügbare Energiequelle dar.<br />

Wir ermöglichen Ihnen die Rückgewinnung und<br />

Nutzung der <strong>Abwasser</strong>wärme zum Beheizen und zur<br />

Klimatisierung von Gebäuden unter wirtschaftlichen<br />

und ökologischen Gesichtspunkten. Nutzen auch Sie<br />

die Wärme aus <strong>Abwasser</strong> und schonen dabei die<br />

Umwelt!<br />

Besuchen Sie uns auf der IFAT vom<br />

5.–9. Mai 2014 in Halle A2, Stand 333<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Februar 2014<br />

Erscheinungstermin: 18.02.2014<br />

Anzeigenschluss: 29.01.2014<br />

info@huber.de<br />

www.huber.de<br />

WASTE WATER Solutions<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 5


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Wettbewerbsfähig durch Qualifikation<br />

Gütezeicheninhaber nutzen überbetriebliche Fortbildung des Güteschutz Kanalbau<br />

Unternehmen mit RAL-Gütezeichen arbeiten in<br />

besonderem Maße an ihrer Qualifikation.<br />

Alle Abbildungen: © Güteschutz Kanalbau<br />

In 2013 nahmen mehr als 8 000 Mitarbeiter von<br />

Gütezeicheninhabern an den Firmenseminaren der<br />

Gütegemeinschaft Kanalbau teil.<br />

Die Qualifizierung des Fachpersonals<br />

zählt zu den grundlegenden<br />

Bausteinen der Gütesicherung<br />

Kanalbau. Leistungen in den<br />

Bereichen Herstellung, Instandhaltung<br />

und Prüfung von Kanalbauarbeiten<br />

sollen von ausgebildeten<br />

Fachleuten ausgeführt werden – in<br />

diesem Anspruch stimmen Auftraggeber<br />

überein. Dementsprechend<br />

vergewissert sich der öffentliche<br />

Auftraggeber bei der Vergabe von<br />

Aufträgen gemäß DIN EN 1610 und<br />

VOB/A der Fachkunde, Leistungsfähigkeit<br />

und Zuverlässigkeit des Auftragnehmers.<br />

Mit dem RAL-Gütezeichen Kanalbau<br />

weisen Auftragnehmer ihre<br />

Fachkunde, technische Leistungsfähigkeit<br />

und vertraglich-technische<br />

Zuverlässigkeit nach. Gleichzeitig<br />

bieten sie Auftraggebern und Ingenieurbüros<br />

eine verlässliche Orientierungshilfe<br />

bei der Vergabe von<br />

Aufträgen.<br />

Doch nicht nur deshalb lassen<br />

Unternehmen mit RAL-Gütezeichen<br />

ihre Mitarbeiter im Rahmen der Firmenseminare<br />

der Gütegemeinschaft<br />

konsequent schulen. Wer<br />

wettbewerbsfähig bleiben will,<br />

braucht gut ausgebildete Mitarbeiter,<br />

die ihre berufliche Qualifikation<br />

in Fort- und Weiterbildung kontinuierlich<br />

weiterentwickeln. Mehr Wissen<br />

bedeutet mehr Können – auch<br />

diese einfache Formel besitzt nach<br />

wie vor Gültigkeit. Hinzu kommt:<br />

Qualifiziertes Arbeiten trägt zur<br />

nötigen Sicherheit auf den Baustellen<br />

und zu einer hochwertigen Ausführungsqualität<br />

bei.<br />

Turnusmäßige Teilnahme<br />

Gütezeichen-Inhaber sichern durch<br />

überbetriebliche Fortbildung die<br />

Qualifikation der Mitarbeiter, die<br />

damit auf dem aktuellen Kenntnisstand<br />

der allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik sind. Entsprechend<br />

den Güte- und Prüfbestimmungen<br />

der jeweiligen Beurteilungsgruppe<br />

nehmen die Mitarbeiter<br />

turnusgemäß an Weiterbildungen<br />

teil. Über das Bundesgebiet<br />

verteilt finden sogenannte „offene“<br />

Seminare statt, welche die Mitarbeiter<br />

der Firmen zu bestimmten Terminen<br />

an einem Ort in ihrer Nähe<br />

besuchen können. Eine weitere<br />

Möglichkeit: Bei einer Mindestteilnehmerzahl<br />

von zehn Mitarbeitern<br />

und nach Absprache mit dem Güteschutz<br />

Kanalbau wird ein Termin<br />

vor Ort bei den Unternehmen vereinbart.<br />

Bei diesen „Inhouse-Seminaren“<br />

kann noch gezielter und<br />

individueller auf gewünschte<br />

Schwerpunkte eingegangen werden.<br />

Praxisnah und preisgünstig<br />

Auch 2014 bietet die RAL-Gütegemeinschaft<br />

eine Vielzahl von praxisnahen,<br />

preisgünstigen und regional<br />

gut erreichbaren Schulungen an.<br />

Die Inhalte gliedern sich nach den<br />

unterschiedlichen Ausführungsbereichen.<br />

Je nach Tätigkeitsschwerpunkt<br />

der Firmen finden Schulungen<br />

für „offene Bauweise“ (Beurteilungsgruppen<br />

AK1 bis AK3), „Vortrieb“<br />

(VOD, VO, VMD, VM und VP),<br />

„Sanierung“ (S),„Inspektion“ (I),„Rei-<br />

nigung“ (R), „Dichtheitsprüfung“ (D)<br />

und „Entwässerungssysteme auf<br />

Grundstücken“ (AK1, AK2, AK3,<br />

K-GE1, K-GE2) statt. Die Seminare<br />

behandeln die Verfahrensweisen<br />

der RAL-Gütesicherung mit den Elementen<br />

der Eigen- und Fremdüberwachung<br />

bei der Herstellung und<br />

Instandhaltung von <strong>Abwasser</strong>kanälen.<br />

Die Anforderungen der DIN EN-,<br />

DIN- und DWA-Regelwerke zur fachgerechten<br />

Ausführung werden dargestellt.<br />

Schritt in die richtige<br />

Richtung<br />

Die Erfahrungen der letzten Jahre<br />

haben gezeigt: Die Regeln der Technik<br />

und die Sicherheitsvorschriften<br />

werden bei Kanalbaumaßnahmen<br />

konsequenter eingehalten, seit in<br />

den Ausschreibungen von Auftraggebern<br />

Qualifikationsnachweise ge -<br />

mäß Gütesicherung Kanalbau RAL-<br />

GZ 961 gefordert werden. Diese<br />

Bilanz ziehen immer mehr öffentliche<br />

Auftraggeber. Insofern ist der<br />

Grundsatz, ausschließlich qualifizierte<br />

Bieter zu beauftragen, ein<br />

Schritt in die richtige Richtung. Die<br />

Qualität der Ausführung bestimmt<br />

den Sanierungs- und Instandhaltungsaufwand<br />

der in den kommenden<br />

Jahrzehnten zu bewältigen ist.<br />

Schadensvermeidung, nicht Schadensbehebung<br />

muss Zielstellung<br />

sein, um künftigen Aufgaben ge -<br />

wachsen zu sein.<br />

Januar 2014<br />

6 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

Hinzu kommt: Geld für Sanierungsmaßnahmen<br />

soll verantwortungsvoll<br />

ausgegeben und die Betriebsund<br />

Unterhaltskosten auf Dauer<br />

gesenkt werden. Deshalb handeln<br />

die Verantwortlichen. Zusätzlich zu<br />

den Investitionskosten werden die<br />

Aufwendungen für den laufenden<br />

Betrieb und die Instandhaltung in<br />

die Kostenkalkulation eingerechnet.<br />

Demzufolge ergibt sich die Wirtschaftlichkeit<br />

aus der Bewertung<br />

von Preis und Langlebigkeit. Letztere<br />

ist entscheidend abhängig von<br />

der Qualität der Bauausführung.<br />

Der Schlüssel dazu ist qualifiziertes<br />

Fachpersonal und technisch geeignete<br />

Betriebseinrichtungen und<br />

Geräte, Dokumentation der Eigenüberwachung<br />

sowie kontinuierliche<br />

Weiterbildung des Personals.<br />

Große Nachfrage<br />

Die Unternehmen bekennen sich zu<br />

dem Konzept: Seit Jahren steigende<br />

Anmeldezahlen bei den Seminaren<br />

der Gütegemeinschaft – in 2013<br />

waren es mehr als 8 000 Mitarbeiter,<br />

die ihr Fachwissen im Rahmen der<br />

von der Gütegemeinschaft Kanalbau<br />

angebotenen Veranstaltungen<br />

aktualisiert und gefestigt haben –<br />

belegen den Stellenwert von Qualifikation.<br />

Wer mitmacht, bringt seine<br />

Fachkenntnisse auf den neuesten<br />

Stand. Hinzu kommt: Die Teilnehmer<br />

an den Seminaren erhalten<br />

umfangreiche Unterlagen. Neben<br />

den wichtigsten Normen und Regelwerken<br />

gehören dazu Verlegeanleitungen<br />

sowie die Güte- und Prüfbestimmungen<br />

und Basisinformationen<br />

zum Güteschutz Kanalbau<br />

dazu.<br />

Permanente Weiterentwicklung<br />

Die Seminarinhalte sollen praxisnah<br />

und verständlich aufbereitet an die<br />

verschiedenen Zielgruppen weitergegeben<br />

werden. Deshalb können<br />

die Teilnehmer an den Firmenseminaren<br />

Bewertungen abgeben und<br />

verschiedene Kriterien beurteilen;<br />

so werden die Seminare stetig verbessert.<br />

Diese Kriterien beinhalten<br />

Anmerkungen zur Vortragsweise, zu<br />

Art und Umfang der Seminarunterlagen<br />

sowie zur Qualität der Diskussionen.<br />

Anregungen nimmt die<br />

Geschäftsstelle direkt für die laufenden<br />

Seminare auf. Falls dies nicht<br />

mehr möglich sein sollte, werden<br />

die Veränderungen in die neue<br />

Seminarreihe einbezogen. Auf diese<br />

Weise unterliegen die Seminarinhalte<br />

einer permanenten Weiterentwicklung,<br />

die sich an den Gesichtspunkten<br />

einer modernen und effizienten<br />

Wissensvermittlung orientiert.<br />

Unter erschwerten<br />

Bedingungen<br />

Stetige Weiterentwicklung ist der<br />

RAL-Gütegemeinschaft Anliegen<br />

und Anspruch zugleich. So wurde<br />

auf Wunsch der Gütezeicheninhaber<br />

das Angebot an Firmenseminaren<br />

im Ausführungsbereich AK1,<br />

AK2, AK3 um den Baustein „Kanalbau<br />

Kompakt für Bauleiter“ erweitert.<br />

Hier werden Aspekte fachgerechter<br />

Bauausführung beim Einbau<br />

und Prüfung von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

und -kanälen in offener Bauweise<br />

vertieft. Insbesondere werden<br />

Anforderungen und Kenntnisse<br />

fachgerechter Ausführung und Leistungserfüllung<br />

unter Bezug auf das<br />

Technische Regelwerk vermittelt.<br />

Besonderes Augenmerk gilt dabei<br />

dem Bauen unter erschwerten<br />

Bedingungen.<br />

Die Gütegemeinschaft bietet von<br />

Januar bis März 2014 bundesweit<br />

mehr als 100 Seminare zur überbetrieblichen<br />

Fortbildung an. Dazu<br />

zählen:<br />

##<br />

68 Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Allgemeiner<br />

Kanalbau“<br />

##<br />

sechs Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Kanalbau kompakt<br />

für Bauleiter“<br />

##<br />

vier Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Rohrvortrieb“<br />

##<br />

fünf Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Kanalsanierung“<br />

##<br />

acht Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Inspektion“<br />

Qualifikation ist die Voraussetzung für sicheres<br />

Arbeiten auf der Baustelle und trägt zu einer hohen<br />

Ausführungsqualität bei.<br />

##<br />

sechs Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Reinigung“<br />

##<br />

acht Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Dichtheitsprüfung“<br />

##<br />

elf Firmenseminare Ausführungsbereich<br />

„Neubau und Prüfung<br />

von Entwässerungssystemen<br />

auf Grundstücken“<br />

Gütezeicheninhabern werden alle<br />

Informationen zu den aktuellen<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten zugesendet.<br />

Interessenten können sich<br />

darüber hinaus auf der neuen Website<br />

des Güteschutz Kanalbau unter<br />

www.kanalbau.com über das Angebot<br />

informieren.<br />

Kontakt:<br />

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau,<br />

Postfach 1369,<br />

D-53583 Bad Honnef,<br />

Tel. (02224) 9384-0,<br />

Fax (02224) 9384-84,<br />

E-Mail: info@kanalbau.com,<br />

www.kanalbau.com<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 7


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Tipp für Planer und Handwerker: Erst die<br />

<strong>Abwasser</strong>leitungen prüfen<br />

Bei Modernisierungsmaßnahmen sollten Bauverantwortliche auf die Prüfung privater <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

drängen. So schützen sie Bauherren vor hohen Folgeschäden und bewahren sich selbst vor Haftungsrisiken.<br />

Jedes Kanalnetz unterliegt einem<br />

schleichenden Alterungsprozess.<br />

Im Laufe der Zeit bilden sich durch<br />

Fette oder Urinstein an den Rohrwänden<br />

vermehrt feste Verkrustungen<br />

und Ablagerungen. Zudem<br />

wachsen Wurzeln in das Leitungsnetz<br />

ein und können zu Verstopfungen<br />

und Beschädigungen führen.<br />

Werden <strong>Abwasser</strong>grundleitungen<br />

nicht regelmäßig kontrolliert, steigt<br />

die Gefahr von Verstopfungen und<br />

Rückstaus, warnt der Verband der<br />

Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen<br />

e. V. (VDRK).<br />

Kanalcheck im Haus. © Kanal Türpe, Gochsheim<br />

Über den VDRK<br />

Bei Um- und Erweiterungsbauten<br />

ist erhöhte Vorsicht geboten.<br />

Neue Sanitärinstallationen können<br />

die <strong>Abwasser</strong>mengen erhöhen oder<br />

auch reduzieren. Dies kann zu Überlastungen<br />

und weiteren Ablagerungen<br />

führen. So können Baumaßnahmen<br />

vorhandene Schäden verschlimmern<br />

oder sogar neu entstehen<br />

lassen. Hinzu kommt: Fehlende<br />

oder fehlerhafte Pläne sind im Altbestand<br />

eher die Regel als die Ausnahme.<br />

Wurden in der Vergangenheit<br />

Drainagen falsch angeschlossen,<br />

ist dies den Eigentümern meist<br />

Der Verband der Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen e.V. (VDRK) wurde 1989 in<br />

Stuttgart gegründet. Mit über 450 Mitgliedsunternehmen ist der VDRK der führende<br />

Fachverband der Branche „Rohr- und Kanal-Technik“. Seit vielen Jahren widmet sich<br />

der Verband innovativen Konzepten im <strong>Abwasser</strong>management und ihrer praxisgerechten<br />

Umsetzung. Der VDRK richtet seit 1997 die Umweltfachmesse für unterirdische<br />

<strong>Abwasser</strong>infrastruktur „RO-KA-TECH“ aus. Zur 14. Auflage kamen über 10 000 Fachund<br />

Führungskräfte aus 40 Nationen auf dem Messegelände Kassel zusammen.<br />

Mehr Informationen sind online unter www.vdrk.de abrufbar.<br />

unbekannt. Die Folgen planerischer<br />

oder handwerklicher Fehler bei<br />

<strong>Abwasser</strong>leitungen sind fatal: Durch<br />

Vernässungen, Schimmelbildungen<br />

oder absackende Flächen kann die<br />

Immobilie erheblichen Schaden<br />

nehmen.<br />

Die von defekten <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

ausgehenden Risiken können<br />

nicht nur Immobilienbesitzer,<br />

sondern auch Planer und Handwerker<br />

treffen. Laut Grundsatzurteil des<br />

Bundesgerichtshof (Az. VII ZR<br />

109/10) haben Werkunternehmer<br />

weitgehende Prüfungspflichten,<br />

wenn ihre Arbeiten in engem Zu -<br />

sammenhang mit den Leistungen<br />

anderer Unternehmen stehen. Sie<br />

müssen die Planungen und Vorarbeiten<br />

von anderen Firmen gründlich<br />

prüfen, bevor sie eigene Leistungen<br />

erbringen. Sonst nimmt die<br />

laufende Rechtsprechung Planer<br />

und Handwerker unter Umständen<br />

als Gesamtschuldner in die Pflicht.<br />

Hat der Bauverantwortliche Be -<br />

denken hinsichtlich der Vorarbeiten,<br />

sollte er diese dem Bauherren<br />

schriftlich anzeigen und eigene<br />

Leistungen zurückstellen. So schützt<br />

er den Bauherrn vor unliebsamen<br />

und teuren Überraschungen. Obendrein<br />

bewahrt der Bauverantwortliche<br />

auch sich selbst vor hohen<br />

Schadenersatzforderungen. Deshalb<br />

muss bei Um- und Erweiterungsbauten<br />

gemäß den Regeln<br />

der Technik (DIN 1986-30:2012)<br />

nicht nur eine optische Inspektion,<br />

sondern auch eine Dichtheitsprüfung<br />

vorgenommen werden.<br />

Die Kosten für eine Leitungsprüfung<br />

sind im Verhältnis zu den drohenden<br />

Folgekosten verschwindend<br />

gering. Die Marktpreise für eine<br />

Funktionsprüfung, also eine<br />

Kamerauntersuchung inklusive Reinigung,<br />

liegen bei durchschnittlich<br />

Januar 2014<br />

8 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

Gerhard Treutlein. © VDRK<br />

rund 305 € für ein Einfamilienhaus.<br />

Für ein Zweifamilienhaus fallen etwa<br />

355 € und für ein Dreifamilienhaus<br />

ungefähr 450 € an. Besser: Gleichzeitig<br />

auch den Rückstauschutz kontrollieren,<br />

damit der Keller nach<br />

einem Starkregen oder bei verstopftem<br />

Kanal nicht unter <strong>Wasser</strong> oder<br />

<strong>Abwasser</strong> steht. Solche Prüfungen<br />

sind spätestens nach 20 Jahren wiederkehrend<br />

notwendig. Sie stellen<br />

grundsätzlich eine lohnende Vorsorgemaßnahme<br />

für Hauseigentümer<br />

dar. Denn ein Nachweis intakter Leitungen<br />

wertet die Immobilie auf.<br />

Beim Verkauf einer Immobilie wird<br />

die Dichtigkeit von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

zunehmend zum Thema. Wer<br />

intakte Leitungen nachweisen kann,<br />

hat bessere Verkaufsargumente.<br />

Nicht jede Prüfung muss Schäden<br />

zutage fördern. Die Erfahrung<br />

zeigt: Rund 65 % der <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

sind dicht und weisen allenfalls<br />

geringe Mängel auf. Nur etwa<br />

35 % der <strong>Abwasser</strong>leitungen sind<br />

sehr schadhaft und erfordern kurzfristige<br />

Sanierungsmaßnahmen. Im<br />

Rahmen von Um- und Erweiterungsbauten<br />

lassen sich Arbeiten<br />

vielfach sinnvoll kombinieren, um<br />

die Beeinträchtigungen und Kosten<br />

zu begrenzen.<br />

Im Rahmen der Funktionskontrolle<br />

im Altbestand werden die<br />

Rohrleitungen zunächst mit Hochdruckspülung<br />

gereinigt. Dann wird<br />

eine spezielle Rohr-Kamera in das<br />

Kanalsystem eingeführt. Sie liefert<br />

hochauflösende Live-Bilder aus dem<br />

Leitungsnetz, die auf einen Monitor<br />

übertragen werden und grundsätzlich<br />

als Film zu dokumentieren sind.<br />

So lässt sich der Zustand der Rohrleitungen<br />

zuverlässig kontrollieren,<br />

ohne dass vorher aufwendige bauliche<br />

Eingriffe nötig sind. Etwaige<br />

Rohrleitungsschäden lassen sich in<br />

den meisten Fällen in geschlossener<br />

Bauweise, also ohne Aufgrabung,<br />

kostengünstig beheben.<br />

Nach Abschluss der Prüfung<br />

erhalten Auftraggeber eine Dokumentation<br />

in Form einer Dichtheitsbescheinigung.<br />

Diese beinhaltet<br />

neben dem Prüfungsergebnis auch<br />

einen Lageplan, die Filmaufzeichnungen<br />

und Prüfprotokolle. Um<br />

Unstimmigkeiten zu vermeiden,<br />

sollten Auftraggeber den Prüfungsablauf<br />

und den Umfang der Dichtheitsbescheinigung<br />

vor Auftragsvergabe<br />

klären. Grundsätzlich sollten<br />

Bauverantwortliche erste<br />

Anzeichen von Leitungsschäden<br />

sehr ernst nehmen und gezielt Spezialisten<br />

hinzuziehen (siehe Infokasten<br />

„Das richtige Vorgehen“).<br />

Autor:<br />

Gerhard Treutlein, Geschäftsführer,<br />

Verband der Rohr- und<br />

Kanal-Technik-Unternehmen e. V. (VDRK),<br />

Ludwig-Erhard-Straße 8, D-34131 Kassel,<br />

E-Mail: info@vdrk.de, www.vdrk.de<br />

Das richtige Vorgehen<br />

Kanalcheck mit Kamera. © Kanal Türpe, Gochsheim<br />

Schadensfolge Rückstaufall.© visaplan<br />

Bei Planung und Ausführung von Modernisierungsarbeiten sollten die <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

nicht außen vor bleiben. Eine Dichtheitsprüfung bewahrt vor bösen Überraschungen.<br />

1. Anzeichen erkennen: Viele Leitungsschäden kündigen sich an, etwa durch nasse<br />

Wände und Decken in Räumen oder im Keller. Auch häufig auftretende Verstopfungen<br />

oder faulige Gerüche sind Warnsignale. Bauverantwortliche sollten den Dialog mit dem<br />

Bauherrn suchen und den Ursachen zügig auf den Grund gehen.<br />

2. Dienstleister auswählen: Wer Qualität erwartet, sollte bevorzugt auf zertifizierte Firmen<br />

und Meisterbetriebe zurückgreifen. Sicherheitshalber sollten sich Auftraggeber<br />

Referenzen vorlegen lassen. Schnell zum passenden regionalen Anbieter führt eine bundesweite<br />

Dienstleistersuche über Fachverbände.<br />

3. Angebote einholen: Verantwortliche sollten bevorzugt regionale Unternehmen kontaktieren.<br />

Gerade bei größeren Aufträgen sind mehrere Vergleichsangebote einzuholen.<br />

Pauschalangebote sind nicht aussagekräftig. Lohn- und Materialkosten sind grundsätzlich<br />

zu trennen. Dann kann der Immobilienbesitzer die Kosten womöglich steuerlich<br />

absetzen.<br />

(Quelle: VDRK, www.vdrk.de)<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 9


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Innovative Neuheiten erleben<br />

Auf dem Rohrleitungsforum Oldenburg 2014 wird REHAU neben der Kanalschachtfamilie AWASCHACHT,<br />

auch die neue universelle Rohrkupplung AWADUKT FLEX CONNECT in den Fokus rücken.<br />

REHAU bietet<br />

mit der Kanalschachtfamilie<br />

AWA-<br />

SCHACHT<br />

DN 1000, 800<br />

und 600 für<br />

jede Anwendung<br />

die richtige<br />

Lösung.<br />

Sicherheit für Generationen, so<br />

lautet die oberste Maxime für<br />

REHAU Produkte und Systeme für<br />

den Tiefbau. In den zahlreichen<br />

Komplettlösungen und Systemtechniken<br />

des Polymerspezialisten<br />

spiegelt sich jahrzehntelanges<br />

Know-how in Entwicklung, Produktion<br />

und Anwendung wider.<br />

Die AWADUKT FLEX-CONNECT<br />

Rohrkupplung ist eine wirtschaftliche<br />

Lösung, wenn es um die Verbindung<br />

neuer und bestehender<br />

Leitungen geht.<br />

Schachtfamilie im Fokus<br />

Die Besucher des Oldenburger<br />

Rohrleitungsforums lernen unter<br />

anderem die Kanalschachtfamilie<br />

AWASCHACHT kennen. REHAU bietet<br />

mit den Abmessungen DN 1000,<br />

800 und 600 sowie passenden Rohrund<br />

Anschlusssystemen aus hochwertigem<br />

Polypropylen für jede<br />

Anwendung die richtige Lösung.<br />

Das jüngste Mitglied, der AWA-<br />

SCHACHT PP DN 800 fügt sich in das<br />

vorhandene System ein und schließt<br />

die Lücke zwischen den Abmessungen<br />

DN 1000 und DN 600. Er eignet<br />

sich besonders dann, wenn mit<br />

knappem Budget eine hochwertige<br />

Lösung benötigt wird. Aufgrund seiner<br />

Größe ist er ideal für den innerstädtischen<br />

Bereich, wo platzsparende<br />

Bauweise nicht zu Lasten der<br />

Funktion gehen darf. Oder dann,<br />

wenn Reinigungs- und Kontrollmaßnahmen<br />

am Kanalsystem vorwiegend<br />

mit modernen Geräten<br />

ausgeführt werden, aber dennoch<br />

die Möglichkeit des Einstiegs durch<br />

Personal bestehen soll.<br />

Die Kanalschächte sind besonders<br />

langlebig. So wurden dem<br />

AWASCHACHT PP DN 1000 sowie<br />

dem Hochlastkanalrohrsystem<br />

AWADUKT PP durch die Landesgewerbeanstalt<br />

Nürnberg nach um -<br />

fangreichen Prüfungen eine Nutzungsdauer<br />

von mindestens 100<br />

Jahren attestiert. Zusätzlich wurde<br />

das System „Rohr-Schacht-An-<br />

schlüsse“ durch das IKT-Institut für<br />

Unterirdische Infrastruktur gGmbH<br />

in einer Langzeitprüfung erfolgreich<br />

auf Fremdwasserdichtheit getestet.<br />

Neue universelle<br />

Rohr kupplung<br />

Für die Sanierung von Kanalleitungen<br />

ist vor allem aufgrund der hohen<br />

Anzahl unterschiedlicher Werkstoffe<br />

eine universelle und vor allem wirtschaftliche<br />

Lösung ge fragt, wenn es<br />

um die Verbindung neuer und bestehender<br />

Leitungen geht. Die AWA-<br />

DUKT FLEX-CONNECT Rohrkupplung<br />

von REHAU verspricht nicht nur<br />

eine schnelle und einfache Lösung<br />

des Problems, sondern sorgt auch<br />

für erhebliche Einsparungen.<br />

Mit nur acht Produktvarianten<br />

für den Abmessungsbereich DN 110<br />

bis DN 630 ist die AWADUKT FLEX-<br />

CONNECT Rohrkupplung für jeden<br />

Anwendungsfall gewappnet. Egal<br />

ob Beton, Steinzeug, PVC, PP oder<br />

Guss mit gewellter, gerippter oder<br />

glatter Oberflächenstruktur ‒ Leitungen<br />

können im Handumdrehen<br />

miteinander verbunden werden. Ein<br />

teurer Stillstand der Baustelle kann<br />

so verhindert werden.<br />

Noch mehr Innovatives<br />

Neben den polymeren Schachtund<br />

Kanallösungen können sich die<br />

Besucher am REHAU Stand über die<br />

Angebote aus dem Bereich der<br />

Regenwasserbewirtschaftung mit<br />

dem System RAUSIKKO und die<br />

innovativen REHAU Mikrokabelrohre<br />

informieren.<br />

Weitere Informationen zu diesem<br />

Thema unter: www.rehau.de/<br />

awaschacht<br />

Kontakt:<br />

REHAU AG + Co,<br />

Ytterbium 4,<br />

D-91058 Erlangen,<br />

Tel. (09131) 92-50, Fax (09131) 771430,<br />

E-Mail: erlangen@rehau.com,<br />

www.rehau.com<br />

Halle 2, Stand 11<br />

Januar 2014<br />

10 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

Neue Plombierschelle – praxisgerechte<br />

und wirtschaftliche Lösung<br />

Schraubverbindungen von <strong>Wasser</strong>-<br />

und Gasarmaturen sind<br />

durch geeignete Maßnahmen ge -<br />

gen unbefugte Manipulation zu<br />

sichern. Diese Maßnahmen sollen<br />

zum einen eine beabsichtigte Manipulation<br />

erschweren und zum anderen<br />

eine bereits erfolgte Manipulation<br />

sichtbar machen.<br />

Vor dem Hintergrund dieser<br />

Anforderungen entwickelt KETTNER<br />

derzeit eine neue Plombierschelle.<br />

Im Fokus steht dabei eine praxisgerechte,<br />

wirtschaftliche und einfach<br />

zu handhabende Lösung.<br />

Die KETTNER Plombierschelle<br />

besteht aus zwei Halbschalen aus<br />

stabilem Kunststoff. Die beiden<br />

Hälften der Plombierschelle werden<br />

um die zu sichernde Schraubverbindung<br />

gelegt und einfach von Hand<br />

ineinander gesteckt. Für die Montage<br />

ist keinerlei Werkzeug erforderlich.<br />

Durch den integrierten Rastverschluss<br />

rasten beider Hälften dauerhaft<br />

ineinander ein. Ein gewaltsames<br />

Auseinanderreißen beide<br />

Hälften hat die Zerstörung der<br />

Plombierschelle zur Folge. Somit<br />

wird zuverlässig der Versuch einer<br />

Manipulation oder die erfolgte<br />

Manipulation an der Schraubverbindung<br />

angezeigt.<br />

Dem Ruf zahlreicher Netzbetreiber<br />

folgend, bietet die Plombierschelle<br />

zahlreiche Möglichkeiten<br />

der Personalisierung. Neben dem<br />

Einbringen kundenspezifischer Lo -<br />

gos oder Kurztexten wird es ein<br />

optional erhältliches Schriftfeld z. B.<br />

zur Darstellung eines vorgegebenen<br />

Nummernkreises o. ä. geben.<br />

Kontakt:<br />

G.A. Kettner GmbH,<br />

Kapellenstraße 24,<br />

D-65606 Villmar,<br />

Tel. (06482) 9131-0,<br />

Fax (06482) 9131-50,<br />

E-Mail: info@kettnergmbh.de,<br />

www.kettnergmbh.de<br />

Kommt im Frühjahr 2014 auf den Markt: die neue<br />

Plombierschelle von Kettner.<br />

Garantie<br />

Quadro-Secura ® E<br />

Eine für Alle.<br />

Hauseinführung für Gas, <strong>Wasser</strong>, Strom oder<br />

Telekommunikation<br />

DOYMA GmbH & Co<br />

Industriestr. 43 - 57<br />

D-28876 Oyten<br />

Fon: (0 42 07) 91 66 - 300<br />

Fax: (0 42 07) 91 66 -199<br />

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SICHER IST.<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum 2014 / Stand EG-V-13<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 11


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Eingebaute<br />

P-PIPE Basic<br />

HSD 200.<br />

Supersegmentringtechnik – Rohre. Sicher. Dicht.<br />

Der fachgerechten Abdichtung<br />

von Gebäuden kommt eine<br />

immer größer werdende Bedeutung<br />

zu. Gerade im Wohnungsbau ist der<br />

Abdichtstandard enorm gestiegen.<br />

Eine Vielzahl an Leitungen und Rohren<br />

im Bereich der Ver- und Entsorgung<br />

mit unterschiedlichsten<br />

Durchmessern werden durch die<br />

Wand geführt. Damit die Öffnungen<br />

auch wieder sorgfältig verschlossen<br />

werden, sollte die Abdichttechnik<br />

wenig kompliziert, einfach in der<br />

Handhabung dabei doch flexibel in<br />

der Anwendung sein.<br />

Hierfür wurde von Hauff-Technik,<br />

europaweit einer der führenden<br />

Hersteller von Kabel- und Rohrabdichtungen,<br />

eine Ringraumdichtung<br />

entwickelt, die genau diese<br />

Eigenschaften mitbringt.<br />

Supersegmentringtechnik –<br />

Flexibilität vor Ort<br />

Bei der Ringraumdichtung P-PIPE<br />

Basic HSD-SSG mit Supersegmentringtechnik<br />

handelt es sich um eine<br />

standardisierte Abdichtlösung, die<br />

ab Lager lieferbar und damit auch<br />

bei den Kunden selbst lagerfähig<br />

ist. Die Supersegmentringtechnik<br />

ermöglicht, die Dichtung direkt auf<br />

der Baustelle an die bereits verlegten<br />

Kabel- und Rohrdurchmesser<br />

anzupassen und lässt dadurch die<br />

größtmögliche Flexibilität zu.<br />

Damit die Dichtungen auch<br />

nachträglich verbaut werden können,<br />

werden diese im Durchmesserbereich<br />

DN 100 bereits geteilt ausgeliefert;<br />

die restlichen Größen –<br />

DN 150 und DN 200 – sind nachträglich<br />

teilbar. Die einzelnen Segmente<br />

sind mit einer dünnen<br />

Membran miteinander verbunden,<br />

wodurch keine losen Teile existieren,<br />

die während der Montage verloren<br />

gehen könnten.<br />

Bis zum heutigen Tag wurden<br />

insgesamt vier verschiedene Typen<br />

entwickelt, die im Kernbohrungsbereich<br />

100 bis 200 mm Kabel- und<br />

Rohrdimensionen zwischen 18 und<br />

160 mm abdecken.<br />

Beschriftete Segmente.<br />

P-PIPE Basic HSD 100-SSG mit<br />

Supersegmentringtechnik.<br />

Geballte Innovation in einem<br />

Bauteil<br />

Durch ein neuartiges Herstellverfahren<br />

konnte in die Ringraumdich-<br />

Januar 2014<br />

12 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

V2A-Edelstahl.<br />

Qualität<br />

fordern<br />

Maßstäbe<br />

setzen<br />

Presssegment mit U-Profil.<br />

tungen P-PIPE Basic HSD–SSG ein<br />

Alleinstellungsmerkmal eingearbeitet<br />

werden – jedes einzelne Segment<br />

ist mit dem möglichen Kabelbzw.<br />

Rohrdurchmesser beschriftet,<br />

welcher für ein zuverlässiges Ab -<br />

dichten der Kabel bzw. Rohre sorgt.<br />

Bei allen Varianten werden<br />

selbstverständlich höchste Qualitätsansprüche<br />

an das zu verwendende<br />

Material gesetzt: Die Pressplatten<br />

bzw. Presssegmente und<br />

Schrauben bestehen aus rostfreiem<br />

Edelstahl V2A, die Gummidichtungen<br />

werden aus EPDM (Ethylen-<br />

Propylen-Dien-Kautschuk) oder auf<br />

Wunsch auch aus NBR (Acryl-Nitril-<br />

Butadien-Kautschuk) gefertigt, welcher<br />

zusätzlich eine hohe Widerstandsfähigkeit<br />

gegen Öle, Fette<br />

und alle handelsüblichen Kraftstoffe<br />

aufweist.<br />

Die verwendeten U-Profile bieten<br />

maximale Stabilität bei minimalem<br />

Materialeinsatz. Während des<br />

Drehmomentkontrolle.<br />

Anziehens der Schrauben werden<br />

die Presssegmente auf die Gummidichtung<br />

gepresst, die dann radial<br />

gegen die Kernbohrung und das<br />

abzudichtende Kabel bzw. Rohr<br />

austritt. Durch die in den Presssegmenten<br />

befindlichen Öffnungen,<br />

kann fühlbar kontrolliert werden,<br />

ob die Ringraumdichtung gas- und<br />

wasserdicht installiert wurde.<br />

Sämtliche Dichtungen mit Supersegmentringtechnologie<br />

sind über<br />

den Fachhandel erhältlich.<br />

Kontakt:<br />

Hauff-Technik GmbH & Co. KG,<br />

In den Stegwiesen 18,<br />

D- 89542 Herbrechtingen,<br />

Tel. (07324) 9600-0,<br />

Fax (07324) 9600-21,<br />

E-Mail: office@hauff-technik.de,<br />

www.hauff-technik.de<br />

Ihr Partner bei<br />

der Bewertung<br />

der<br />

Fachkunde,<br />

technischen<br />

Leistungsfähigkeit,<br />

technischen<br />

Zuverlässigkeit<br />

der ausführenden<br />

Unternehmen.<br />

Gütesicherung Kanalbau<br />

RAL-GZ 961<br />

www.kanalbau.com<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 13


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Alle Pläne und<br />

Unterlagen zur<br />

Hand mit<br />

Motion Computing<br />

Tablet<br />

PCs.<br />

Wartung des Rohrnetzes der SW Oberursel<br />

mit robusten Tablet PCs<br />

Die hessische Stadtwerke Oberursel<br />

(Taunus) GmbH ist ein modernes,<br />

kommunales Versorgungsunternehmen.<br />

Neben Trinkwasser liefert<br />

der Stadtwerke-Unternehmensverbund<br />

Strom, Gas und Wärme,<br />

betreibt das Oberurseler Bad, den<br />

Oberurseler Stadtbus sowie drei<br />

Parkhäuser und oberirdische Parkplätze<br />

in Oberursel. Zudem erbringt<br />

die Gesellschaft Energie-Dienstleistungen<br />

sowie kaufmännische<br />

Dienstleistungen für andere städtische<br />

Gesellschaften. Der Unternehmensverbund<br />

mit 139 Mitarbeitern<br />

und einem Umsatz von über<br />

30 Mio. € investiert regelmäßig in<br />

den Erhalt und die Erweiterung des<br />

Gas- und <strong>Wasser</strong>rohrnetzes im Versorgungsgebiet.<br />

Ausgangssituation<br />

Die Arbeitsvor- und -nachbereitung<br />

für die Wartung und Instandhaltung<br />

des Gas- und <strong>Wasser</strong>rohrnetzes<br />

sowie weiterer technischer Einrichtungen<br />

war mit papierlastigem<br />

Administrationsaufwand verbunden.<br />

Die Arbeitsaufträge wurden<br />

mittels Formularen aufgenommen<br />

und verteilt; Arbeitszeiten, Berichte<br />

und Ergebnisse wurden im Nachhinein<br />

elektronisch erfasst. Wichtige<br />

Pläne und Unterlagen zu Anlagendaten<br />

mussten teilweise vor dem<br />

Einsatz erst kopiert werden.<br />

Lösung<br />

Die Arbeitsprozesse werden seit<br />

März 2011 durch robuste F5t Tablet<br />

PCs von Motion Computing elektronisch<br />

gestützt; Auftragsvergabe,<br />

Netzpläne sowie Informationen zur<br />

Ausführung sind über die mobilen<br />

Geräte abrufbar. Den Mitarbeitern<br />

stehen wichtige Betriebsdaten<br />

jederzeit und überall zur Verfügung.<br />

Arbeitszeiten werden vor Ort<br />

objekt- bzw. auftragsbezogen er -<br />

fasst und durch eine Schnittstelle in<br />

die kaufmännische Abteilung übertragen.<br />

Die Daten sind konsistent<br />

und einfach auszuwerten.<br />

Vorteile<br />

##<br />

Effizienzsteigerung<br />

##<br />

Optimierte Schnittstellen in<br />

andere Abteilungen und zu<br />

externen Dienstleistern<br />

##<br />

Aktuelle Informationsbasis und<br />

schnellere Reaktionszeiten<br />

##<br />

Schlankere Geschäftsprozesse<br />

Als kommunales Energie- und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />

un -<br />

terhalten die Stadtwerke Oberursel<br />

eine große Anzahl von Anlagen. Seit<br />

die Monteure für Wartung und<br />

Instandhaltung mit den robusten<br />

Tablet PCs von Motion Computing<br />

ausgestattet sind, haben sie jederzeit<br />

und von jedem Ort Zugriff auf<br />

wichtige Informationen und An -<br />

wendungen. Das Resultat: effizientere<br />

Arbeitsabläufe und neue,<br />

Januar 2014<br />

14 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

schlanke Betriebsprozesse, von<br />

denen auch andere Abteilungen<br />

profitieren.<br />

Der Einsatz der robusten Tablet<br />

PCs aus der F5-Serie steht bei den<br />

Stadtwerken Oberursel in direktem<br />

Zusammenhang mit der Integration<br />

der Betriebsmanagement Software<br />

TBM von ESN 1 . Mit der speziell auf<br />

die Bedürfnisse der Energie- und<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft abgestimmten<br />

Software werden Betriebsprozesse<br />

elektronisch abgebildet und Informationen<br />

strukturiert. Ziel ist es<br />

hierbei, papierlastige Arbeitsabläufe<br />

zu digitalisieren und zu straffen.<br />

Mit der mobilen Lösung konnte<br />

die Arbeitsvor- und -nachbereitung<br />

vereinfacht und der administrative<br />

Aufwand im technischen Bereich<br />

reduziert werden.<br />

Motion Tablet<br />

PC mit Stift<br />

(Übersichtskarte).<br />

Daten objektund<br />

auftragsbezogen<br />

erfassen.<br />

Schlanke Arbeitsprozesse,<br />

effiziente Abläufe<br />

Seit März 2011 weisen die Disponenten<br />

den Monteuren ihre Aufgaben<br />

elektronisch zu. Diese melden<br />

sich morgens wahlweise per Fingerprint,<br />

Barcodereader oder Passwort<br />

an ihrem Tablet PC an und stellen<br />

eine Verbindung in das Firmennetz<br />

her. So können sie über das Firmennetz<br />

oder per UMTS-Anbindung<br />

ihre Aufträge einsehen. So geht es<br />

ohne langwierige Arbeitsvorbereitung<br />

zum Einsatzort. Auf Pläne der<br />

Versorgungsleitungen, die früher<br />

erst kopiert werden mussten, kann<br />

jetzt über ein Geoinformationssystem<br />

(GIS) zugegriffen werden. Hätte<br />

ein Monteur trotzdem Schwierigkeiten,<br />

ein abgelegenes oder zugewachsenes<br />

Objekt zu finden, könnte<br />

1<br />

basierend auf Greengate<br />

er es mit dem Gerät aus der Motion<br />

F5-Serie über GPS orten.<br />

Zusätzlich befindet sich auf den<br />

Tablet PCs spezielle Branchensoftware,<br />

u. a. zum Messen von Durchflusswerten<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

So werden beispielsweise bei<br />

potenziellen Rohrbrüchen die<br />

Durchflusswerte des Messgerätes<br />

mit dem Motion Tablet PC aufgezeichnet<br />

und ausgewertet.<br />

Die im Gerät integrierte Kamera<br />

erleichtert die Dokumentation. Bilder<br />

von <strong>Wasser</strong>schäden, Hausanschlusserneuerungen<br />

oder Vorher-<br />

Nachher-Fotos werden direkt der<br />

Aufgabe bzw. dem Objekt zugeordnet<br />

und abgespeichert.<br />

Nach Abschluss der Arbeiten<br />

kann der Monteur direkt vor Ort die<br />

Hydrantenspülung, Schieberwartung<br />

oder Reparatur eines Rohrlei-<br />

▶▶<br />

Kunst<br />

Wir sind das Harz<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 15


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Wartungs einsatz mit Motion Computing Tablet PC.<br />

tungsteiles bestätigen. Die Leistungen<br />

werden über einen Web-Server<br />

im TBM dokumentiert.<br />

„Wir haben auf eine sukzessive<br />

Einführung der Tablet PCs gesetzt<br />

und zunächst nur zwei Monteure<br />

mit Geräten ausgestattet. Die Erfahrungen<br />

waren so positiv, dass uns<br />

die Geräte danach förmlich aus der<br />

Hand gerissen wurden. Jeder Mitarbeiter<br />

wollte einen eigenen Tablet<br />

haben“, schildert Sven Kleinschmidt,<br />

GIS- und TBM-Administrator.<br />

Einfache Integration und<br />

Verwaltung<br />

Die Geräte sind intuitiv so zu bedienen,<br />

dass eine kurze, hausinterne<br />

Einweisung völlig ausreichte. Für<br />

die IT-Abteilung stellen sie sich wie<br />

jeder beliebige Rechner im Firmennetz<br />

dar und können per Remote<br />

Control verwaltet werden. Zudem<br />

verfügt Sven Kleinschmidt zusätzlich<br />

über Docking Stations, mit<br />

denen die Tablet PCs komfortabel<br />

mit Tastatur und Maus wie ein Desktop<br />

PC zu bedienen sind. Jedes<br />

Gerät kann an einer einzelnen Akkuladestation<br />

oder einem Rack mit<br />

fünf Anschlüssen geladen werden.<br />

Wer den ganzen Tag unterwegs ist,<br />

nimmt einen Ersatzakku mit, der bei<br />

Bedarf im Hot Swap gewechselt<br />

werden kann.<br />

Robuste Geräte für harte<br />

Bedingungen<br />

„Die Geräte werden draußen öfter<br />

nass, werden mit schmutzigen Fingern<br />

bedient und verkraften auch<br />

einen Sturz aus dem Auto“, lobt<br />

Sven Kleinschmidt die robusten<br />

Eigenschaften der Motion Tablet<br />

PCs. Zusätzlich werden die Tablet<br />

PCs durch eine Tashe mit praktischer<br />

Trage- und Umhängevorrichtung<br />

geschützt. Ausgestattet haben<br />

sich die Stadtwerke Oberursel mit<br />

den Motion Tablets bei der BUILT<br />

AG. „Mit der BUILT AG haben wir<br />

einen engagierten Partner für<br />

schnellen Service und optimale<br />

Beratung. Wir sind sehr zufrieden“,<br />

bestätigt Sven Kleinschmidt.<br />

Zeit- und Kostenersparnis<br />

Der Einsatz der robusten Tablet PCs<br />

hat zahlreiche Betriebsprozesse vereinfacht.<br />

So konnten Aufträge früher<br />

wegen der Vergabe von Auftragsnummern<br />

nur im kaufmännischen<br />

Bereich angelegt werden.<br />

Heute stehen – durch die mobile<br />

Anbindung an das TBM – im technischen<br />

Bereich alle nötigen Informationen<br />

zur Vergabe einer Auftragsnummer<br />

zur Verfügung. Der Monteur<br />

kann ohne Zeitverzögerung<br />

starten und ist schneller beim Kunden.<br />

Die Arbeitsleistungen unterschiedlicher<br />

Abteilungen müssen<br />

nicht mehr manuell erfasst oder<br />

übertragen werden. Die Zeitersparnis<br />

in der Arbeitsnachbereitung und<br />

den internen Verwaltungsprozessen<br />

ist enorm. Alle Daten werden auf<br />

den Tablet PCs in Verbindung mit<br />

dem Auftrag erfasst. So entfallen<br />

auch bei der Arbeitszeiterfassung<br />

und Lohnabrechnung zahlreiche<br />

Arbeitsschritte. Allein die manuelle<br />

Erfassung der Stundenzettel am<br />

Computer nahm jede Woche ge -<br />

schätzte fünf Stunden in Anspruch.<br />

Arbeitsstunden, tarifliche Lohnzuschläge<br />

und Überstunden werden<br />

automatisch verbucht, aus dem<br />

TBM in SAP übertragen und dann<br />

von einem externen Dienstleister<br />

verarbeitet.<br />

„Die Umstellung auf die robusten<br />

Tablet PCs von Motion Computing<br />

ist definitiv ein großer Erfolg.<br />

Vor allem die Schnittstelle zur kaufmännischen<br />

Abteilung spart uns<br />

viel Zeit und Kosten ein“, so Ralf<br />

Bisinger, Technischer Leiter der<br />

Stadtwerke Oberursel.<br />

„Gemessen am Umfang des<br />

Gesamtprojektes, inklusive Softwareschnittstellen<br />

und Reisekosten,<br />

fiel die Implementierung der Tablet<br />

PCs weder finanziell noch zeitlich<br />

ins Gewicht. Mit nur 15 % des Projektvolumens<br />

stellt die Investition<br />

in die Hardware einen überschaubaren<br />

Teil dar“, so Bisinger weiter.<br />

Zukünftig sollen die Geräte von<br />

Motion Computing noch stärker<br />

genutzt werden: Es ist geplant, eine<br />

Anwendung für die Kundenunterschrift<br />

am Tablet PC nach Auftragsausführung<br />

zu realisieren. Zudem<br />

ist ein Modul zur Administration<br />

von Gas- und <strong>Wasser</strong>zählerwechseln<br />

im Gespräch.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.motioncomputing.de<br />

Januar 2014<br />

16 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

Neue Generation von Schutzmantelrohren<br />

Auf dem IRO steht am egeplast-<br />

Stand das neue SLM® 3.0 im<br />

Fokus. Es ermöglicht das Stumpfschweißen<br />

ohne abzumanteln und<br />

begründet damit eine neue Generation<br />

Schutzmantelrohre. Einfacher<br />

zu verarbeiten, einfacher zu verschweißen<br />

und erhöhte Sicherheit<br />

– das sind die drei wesentlichen Vorteile<br />

des neuen Schutzmantelrohres<br />

egeplast SLM® 3.0. Basis ist ein mo -<br />

difizierter Schutzmantel aus einem<br />

speziellen PEplus, der das werkstoffhomogene<br />

und somit DVS-gerechte<br />

Stumpfschweißen erlaubt und noch<br />

abriebfester ist als der bisherige<br />

Schutzmantel aus PP. Die optimierte<br />

Mantelschicht macht das Rohrsystem<br />

noch flexibler und vereinfacht<br />

das Handling und die Verarbeitung.<br />

Die neue, direkt schweißbare Generation<br />

SLM® 3.0 ist mit grünen Dreifachstreifen<br />

auf dem Schutzmantel<br />

gekennzeichnet. egeplast wird in<br />

Zukunft alle Schutzmantelrohrsysteme<br />

mit dieser Schutzschicht ausstatten.<br />

egeplast ist ein hochinnovativer<br />

und seit Jahrzehnten Maßstäbe setzender<br />

Hersteller von Kunststoffrohrsystemen.<br />

Kunden in über 30<br />

Ländern vertrauen auf Beratungslösungen<br />

und Qualitätsprodukte von<br />

egeplast für den Transport von<br />

<strong>Wasser</strong>, Gasen und Daten. Unter<br />

den Kunden des inhabergeführten<br />

Unternehmens befinden sich Versorgungsunternehmen<br />

und Netzbetreiber<br />

weltweit.<br />

Kontakt:<br />

egeplast international GmbH,<br />

Robert-Bosch-Straße 7,<br />

D-48268 Greven,<br />

Tel. (02575) 9710-100,<br />

E-Mail: info@egeplast.de,<br />

www.egeplast.de<br />

Stand-Nr. 1<br />

OG-V-04<br />

Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />

Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />

Dampf, Strom<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Stand-Nr. 2.OG-H-27, 6. und 7. Februar 2014<br />

Vollständige Funktionalität unter<br />

WINDOWS, Projektverwaltung,<br />

Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />

Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />

Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />

Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />

Stationäre und dynamische Simulation,<br />

Topologieprüfung (Teilnetze),<br />

Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />

Mischung von<br />

Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />

Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />

Schwachlast und Kondensation,<br />

Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />

Speicherung von<br />

Rechenfällen<br />

I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />

WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />

TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />

INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 17


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Eine Qualitätsplakette, die mehr ist als ein Logo<br />

Qualitätssicherung beim Einbau von Harz8<br />

Es ist eigentlich nicht neu: Die Produktqualität von Kanalsanierungssystemen hängt entscheidend von der<br />

Ausführung im Einzelfall ab. Neu ist hingegen, was man sich bei der resinnovation GmbH, Rülzheim, hat einfallen<br />

lassen, um diese Einbauqualität für die Schachteinbindung von Linern mit dem dauerelastischen,<br />

DIBT-zugelassenen Epoxidharzsystem Harz8 sicherzustellen. Das innovative Konzept macht Qualität zu<br />

einem All-Winner-System.<br />

Schlauchliner-Schachtanbindung mit Harz8: Zu<br />

einem besonderen Produkt gibt es jetzt noch ein<br />

besonderes System der Qualitätssicherung.<br />

Harz 8<br />

DIBT Z.42.3-492<br />

RP 20<br />

Schlauchliner-Einbindung mit 2-komponentigem Epoxidharzspachtel<br />

Rohrmaterial píÉáåòÉìÖ _Éíçå KKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />

Liner-Art dä~ëÑ~ëÉê k~ÇÉäÑáäò<br />

Liner-Nennweite hêÉáë=ak=KKKKKKKKKK bá==KKKKKK=L=KKKKKK<br />

Schachtnummer KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />

Ausführungsdatum KKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />

Ausführender Mitarbeiter KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />

Schulungszertifikat Nr. KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK==<br />

Harz-Charge Nr. KKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />

KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />

Unterschrift Ausführender<br />

Ausführendes Unternehmen<br />

Ein Steckbrief für jede einzelne Schlauchliner-<br />

Schachtanbindung: Die Harz8-Plakette ist das Kernstück<br />

der Qualitätssicherung.<br />

Letzter Handgriff jeder Schlauchliner-Anbindung:<br />

Die QS-Plakette wird an der Schachtwand befestigt.<br />

Die Schachteinbindung von<br />

Schlauchlinern mit dem<br />

Epoxid-Spachtelharz Harz8 erfreut<br />

sich auf dem Markt wachsender<br />

Popularität. Schnell und einfach zu<br />

applizieren, bietet Harz8 eine dauerhaft<br />

dichte Lösung, mit der Liner<br />

nicht nur ans Altrohr, sondern sinnvollerweise<br />

an das Schachtbauwerk<br />

angebunden werden. Was Harz8<br />

gegenüber den üblichen mineralischen<br />

Werkstoffen wesentlich auszeichnet,<br />

ist die dauerhafte Elastizität<br />

des ausgehärteten Systems.<br />

Egal, ob der Liner sich bewegt oder<br />

ob der Schacht Erschütterungen<br />

durch Verkehrslasten ausgesetzt ist<br />

– das markant rote Harz hält immer<br />

dicht. Voraussetzung ist aber auch<br />

hier ein vorschriftsgemäßer Um -<br />

gang mit dem Material beim Einbau.<br />

Die DIBT-Zulassung Z. 42.3-492<br />

für Harz8 regelt in Verbindung mit<br />

dem Anwenderhandbuch exakt das<br />

Prozedere, nach dem Harz8 ordnungsgemäß<br />

zur Liner-Schachtanbindung<br />

eingebaut wird und ist<br />

damit das Fundament der Qualitätssicherung.<br />

Ein zweites Qualitäts-Essential<br />

für die Harz8-Anwendung<br />

ist die strikte Beschränkung<br />

des Einbaus auf qualifizierte An -<br />

wender, die bei resinnovation ge -<br />

schult wurden. Damit nur diese in<br />

der Praxis Harz8 zur Liner-Einbindung<br />

verwenden, hat man sich bei<br />

resinnovation etwas einfallen lassen:<br />

Jede einzelne Schachteinbindung<br />

mit Harz8 wird durch eine<br />

dauerbeständige Kunststoffplakette<br />

markiert, auf der der technische<br />

„Steckbrief“ der jeweiligen<br />

Schachteinbindung vom Anwender<br />

eingetragen wird – vor allem aber<br />

der Anwender selbst und sein verantwortlicher<br />

Mitarbeiter. Die ausgefüllte<br />

(und persönlich unterschriebene!)<br />

Plakette wird oberhalb<br />

des jeweiligen Gewerks an die<br />

Schachtwand gedübelt bzw. ge -<br />

klebt und dokumentiert noch Jahrzehnte<br />

später, was hier von wem<br />

eingebaut wurde. Dies soll nicht<br />

nur in ferner Zukunft zur Orientierung<br />

beitragen, sondern schon<br />

heute zur Selbstdisziplin zum Nutzen<br />

des Netzbetreibers.<br />

Wichtig ist, dass der Auftraggeber<br />

in dem Sinne aktiv mitwirkt,<br />

dass er im Leistungsverzeichnis die<br />

Plakettierung der Liner-Einbindung<br />

ausdrücklich fordert. Ein entsprechend<br />

ausformuliertes Leistungsverzeichnis<br />

kann auf der resinnovation-Website<br />

herunter geladen werden<br />

(http://www.resinnovation.de/<br />

Downloads). Und er ist gut beraten,<br />

dies zu tun. Die Vergabe der Plaketten<br />

ist nämlich an die erfolgreiche<br />

Schulung bei resinnovation gebunden.<br />

Erst nach dieser wird ein gewisses<br />

Quantum Plaketten an den<br />

Sanierer ausgehändigt, die er dann<br />

beim Einbau von Harz8 nach und<br />

nach verbraucht. Der Plaketten-Vorrat<br />

ist jedoch regenerierbar: Für<br />

jedes aussagekräftige, per Mail eingesandte<br />

Foto einer ordnungsgemäßen<br />

Harz8-Linereinbindung<br />

bekommt der Anwender von resinnovation<br />

eine neue Plakette. Außerdem<br />

wird das Foto mit Angabe des<br />

Anwenders auf der resinnovation-<br />

Website öffentlich präsentiert und<br />

der Anwender als „qualifizierter<br />

Harz8-Partner“ präsentiert. Zugleich<br />

wirkt resinnovation intensiv darauf<br />

Januar 2014<br />

18 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

hin, dass Netzbetreiber auch nur<br />

solche offiziellen Partner beauftragen.<br />

Einen qualifizierten Harz8-Partner<br />

erkennt man also daran, dass er<br />

die Plakette einbaut, weil er aufgrund<br />

seiner Schulung bzw. erfolgreicher<br />

Installationen über Plaketten<br />

verfügt. Gehen einem Anwender<br />

wegen unzureichender Qualität<br />

oder versäumter Rückmeldung die<br />

Plaketten aus, muss er eine erneute<br />

Schulung absolvieren, um wieder<br />

an Plaketten zu kommen.<br />

Bei resinnovation behält man<br />

durch dieses einfache Modell die<br />

Übersicht darüber, dass das Harz<br />

durch qualifizierte Partner korrekt<br />

eingebaut wird und keine rufschädigenden<br />

Mängel entstehen. Zudem<br />

entwickelt sich eine sehr anschauliche,<br />

online einsehbare Referenz-<br />

Datenbank. Erkennbare Anwenderdefizite<br />

werden im Rahmen der<br />

Neuschulung postwendend behoben.<br />

Der einzelne Anwender kann<br />

durch Empfang neuer Plaketten<br />

weiter mit dem System werben und<br />

arbeiten und wird mit seiner guten<br />

Leistung zugleich der Fachöffentlichkeit<br />

als qualifizierter Harz8-Partner<br />

vorgestellt. Denn natürlich können<br />

auch die Netzbetreiber auf der<br />

resinnovation-Webseite nach qualifizierten<br />

Sanierungspartnern su -<br />

chen – was für diese sicher ein wichtiger<br />

Faktor der Akquise in einem<br />

hart umkämpften Markt ist.<br />

Beim Netzbetreiber schließlich<br />

stellt dieses System der automatischen,<br />

am tatsächlich ausgeführten<br />

Gewerk ausgerichteten Kontrolle<br />

das Vertrauen in die ordnungsgemäße<br />

und herstellerkonforme<br />

Anwendung des Produktes und<br />

damit in seine Qualität sicher. Zu -<br />

gleich wird die Suche nach geeigneten<br />

Anwendern vereinfacht und bei<br />

Verwendung des vorgegebenen LV<br />

automatisch ausgeschlossen, dass<br />

man via Niedrigpreis an ein unqualifiziertes<br />

Unternehmen gerät.<br />

Das Modell der Qualitätssicherung<br />

läuft bislang sehr erfolgreich<br />

an, denn es ist nach Ansicht von<br />

Jeder Bieter ist<br />

zugelassen<br />

Einbau<br />

ohne QS<br />

QP-Status,<br />

Marktteilnahme<br />

möglich<br />

Neue Plaketten,<br />

QP regeneriert,<br />

QP auf resi-Portal<br />

Qualitätssicherung nach dem Harz8-Plaketten-System<br />

nein<br />

Ja<br />

QP besteht,<br />

solange Plaketten<br />

vorhanden sind<br />

Unternehmensgründer und Ge -<br />

schäftsführer Dipl.-Ing. Mirko Heuser<br />

„ein klassisches All-Winner-System“.<br />

An eine Übernahme auf<br />

andere resinnovation- Produktbereiche<br />

wird bereits nach gedacht.<br />

Ausschreibung nach Harz8-LV;<br />

QP-Status vom Bieter verlangt<br />

Bieter ist QP<br />

(verfügt über Plaketten)<br />

Leistung/Fotos ok?<br />

Ja<br />

Ja<br />

nein<br />

Keine Vergabe<br />

möglich!<br />

Schulung bei<br />

resinnovation<br />

Ja<br />

nein<br />

Ja<br />

Ja<br />

Keine neuen<br />

Plaketten<br />

Sind noch Plaketten<br />

verfügbar?<br />

nein<br />

Erfolgreiche<br />

Nachschulung bei<br />

resinnovation?<br />

Kontakt:<br />

resinnovation GmbH,<br />

Dipl.-Ing. Ulrich Winkler,<br />

Kirschenweg 2a,<br />

D-76761 Rülzheim,<br />

Tel. (07272) 702 502,<br />

E-Mail: ulrich.winkler@resinnovation.de,<br />

www.resinnovation.de<br />

„QP“: Qualifizierter Partner<br />

für den Einbau von Schachteinbindungen<br />

mit Harz8, hat<br />

Schulung absolviert und<br />

verfügt daher über einen<br />

Grundbestand an Plaketten<br />

Vergabe an QP<br />

(im Wettbewerb)<br />

Einbau mit QS,<br />

Verw. d. Plakette<br />

Belegfotos an<br />

resinnovation?<br />

Die Abläufe des plakettenbasierten Qualitätssicherungssystems, das die<br />

resinnovation GmbH derzeit etabliert.<br />

nein<br />

nein<br />

KeinePlaketten:<br />

QP erlischt<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 19


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

HS®-Kanalrohrsystem überzeugt in Wildenbörten<br />

Erneuerung des Mischwasserkanals in der Untschener Straße<br />

Gut 800 m HS ® -Kanalrohre sind auf der Untschener Straße im thüringischen<br />

Wildenbörten verlegt worden. Alle Abbildungen: © Funke Kunststoffe GmbH<br />

Never change a winning team –<br />

das hat sich wohl auch die<br />

Verwaltungsgemeinschaft „Oberes<br />

Sprottental“ gedacht, als sie bei der<br />

Erneuerung des Mischwasserkanals<br />

in der Untschener Straße im<br />

thüringischen Wildenbörten auf<br />

das HS ® -Kanalrohrsystem von der<br />

Funke Kunststoffe GmbH setzte.<br />

Positive Erfahrungen mit den HS ® -<br />

Rohren hatte sie in den vergangenen<br />

fünf Jahren nämlich schon<br />

bei mehreren umfangreichen<br />

Kanalbaumaßnahmen in ihrem<br />

Verbandsgebiet gesammelt – so<br />

unter anderem in Löbichau und in<br />

Nöbdenitz. Auch in der Untschener<br />

Straße lief mit Rohren und Formteilen<br />

aus der Funke-Produktpalette<br />

alles nach Plan. Zum Einsatz kamen<br />

rund 800 Meter HS ® -Kanalrohre im<br />

Nennweitenbereich zwischen DN/<br />

OD 160 und DN/OD 400, CONNEX-<br />

Anschlüsse, Ab zweige, Variomuffen,<br />

VPC ® -Rohrkupplungen und<br />

Kurzbögen. Dabei konnten sich die<br />

Tiefbauer von der bauausführenden<br />

STRABAG AG von der Qualität<br />

und dem Systemcharakter der eingesetzten<br />

Produkte ebenso überzeugen,<br />

wie von dem einfachen<br />

Handling und dem Service des Herstellers.<br />

Auf der Baustelle im thüringischen<br />

Wildenbörten ist jedenfalls<br />

alles nach Plan gelaufen. Zeit also<br />

bei den Tiefbauern für ein Fazit. „Die<br />

richtige Werkstoffwahl ist bei einer<br />

solchen Maßnahme das A und O.<br />

Und da sind keine Wünsche offen<br />

geblieben“, lautet die einhellige<br />

Meinung der Praktiker. Polier Danilo<br />

Löser von der Niederlassung Gera<br />

der STRABAG AG vergleicht die<br />

eingesetzten Funke-Produkte mit<br />

anderen bekannten Kanalrohrsystemen<br />

und hebt lobend hervor: „Die<br />

Verlegbarkeit ist deutlich einfacher.<br />

Das Zusammenfügen der Rohre ist<br />

ein Kinderspiel. Und das trotz der<br />

Tatsache, dass die Rohrverbindungen<br />

einem Prüfdruck von 2,5 bar<br />

standhalten.“<br />

Positive Bilanz<br />

Die positive Bilanz, die Löser zieht,<br />

deckt sich mit den Erfahrungen, die<br />

auch Bauingenieur Hanno Tettenborn<br />

gemacht hat. Der Technische<br />

Leiter bei den Stadtwerken Schmölln<br />

GmbH, die den Mischwasserkanal in<br />

Wildenbörten betreibt, muss es wissen.<br />

Denn bereits seit rund fünf<br />

Jahren hat die Verwaltungsgemeinschaft<br />

„Oberes Sprottental“ diverse<br />

Kanalbaumaßnahmen mit dem HS ® -<br />

Kanalrohrsystem erfolgreich realisiert.<br />

Auch bei der jüngsten Maßnahme<br />

in der Untschener Straße<br />

wurde diese Systemlösung deshalb<br />

in die Ausschreibung aufgenommen.<br />

Tettenborn sagt, warum: „Das<br />

HS ® -Kanalrohrsystem von Funke<br />

überzeugt mit einer ganzen Reihe<br />

positiver Eigenschaften, darunter<br />

auch durch Zuverlässigkeit und<br />

Wirtschaftlichkeit.“ Auch Dipl.-Bauing.<br />

Martin Arlt von der Niederlassung<br />

Gera der STRABAG AG, der das<br />

erste Mal als Bauleiter eine Maßnahme<br />

mit Kanalrohrsystemen von<br />

Funke verantwortet hat, ist überzeugt:<br />

„Ich bin zufrieden mit der<br />

Abwicklung, der Verfügbarkeit der<br />

Produkte und dem reibungslosen<br />

Einbau sowie der Verarbeitung.“<br />

Vielfältige Lösungen<br />

Die fest im Rohr integrierte FE-Dichtung,<br />

die ein Vergessen, Verschieben<br />

oder Herausdrücken bei der<br />

Montage verhindert, das geringe<br />

Eigengewicht des Materials, das ein<br />

einfaches und somit wirtschaftliches<br />

Handling auf der Baustelle<br />

ermöglicht, sowie die hohe Stabilität<br />

bei Einbautiefen zwischen 0,5<br />

bis 6,0 m unter Schwerlastverkehrsflächen<br />

bis 60 t sind nur ein paar<br />

Beispiele dafür, womit das Kunststoffrohrsystem<br />

von Funke in der<br />

Praxis auftrumpfen kann. Sozusagen<br />

als „Ass im Ärmel“ schätzen Tiefbauer<br />

und Planer auch den Systemcharakter,<br />

wie Dipl.-Bauing. Frank<br />

Sporer, Ingenieurbüro Sporer & Wall<br />

Beratende Ingenieure GmbH, Gera,<br />

erzählt: „Gerade die vielfältigen verfügbaren<br />

Systemkomponenten ma -<br />

chen die planerische Lösung der<br />

verschiedensten Aufgabenstellungen<br />

möglich. Und das bei einem<br />

durchgängig hohen Qualitätsstandard<br />

beim Gesamtsystem. Selbst<br />

das Formteilprogramm ist mit SDR<br />

34 komplett wandverstärkt.“<br />

Einfache, sichere und zeitsparende<br />

Montage<br />

Neben den HS ® -Kanalrohren, darunter<br />

140 m in der Nennweite DN/OD<br />

160 für die Hausanschlussleitungen,<br />

Januar 2014<br />

20 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

Für den neuen Mischwasserkanal<br />

kommen braune HS®-Kanalrohre<br />

in den Nennweiten DN/OD 160<br />

bis 400 zum Einsatz.<br />

20 m DN/OD 200, 60 m DN/OD 250,<br />

95 m DN/OD 315 und 530 m DN/OD<br />

400, haben die Tiefbauer in Wildenbörten<br />

unter anderem rund 35<br />

Abzweige 400/160 im 45°-Winkel<br />

sowie Variomuffen DN 160 verbaut.<br />

Um die bereits bestehenden Hausanschlüsse<br />

und Seitenzuläufe in<br />

den Mischwasserkanal einzubinden,<br />

kamen außerdem VPC ® -<br />

Rohrkupplungen und CONNEX-<br />

Anschlüsse zum Einsatz. Bauleiter<br />

Arlt erklärt, warum die Bauteile das<br />

Arbeiten erheblich erleichtert<br />

haben: „Die VPC ® -Rohrkupplung<br />

verbindet Rohre derselben Nennweiten<br />

aus gleichen oder verschiedenen<br />

Werkstoffen mit unterschiedlicher<br />

Außenstruktur dauerhaft<br />

dicht. Das ermöglicht eine einfache,<br />

sichere und zeitsparende Montage.<br />

Der CONNEX-Anschluss mit integriertem<br />

Kugelgelenk erhöht die Flexibilität<br />

und somit die Lebensdauer<br />

der Rohrverbindung, weil die angeschlossenen<br />

Rohre in einem Bereich<br />

zwischen 0° und 11° schwenkbar<br />

sind. Alles in allem sorgen die Bauteile<br />

für einen schnellen Baufortschritt<br />

und für ein Plus an Sicherheit.“<br />

Einweisung vor Ort<br />

Doch nicht nur die Produkte, auch<br />

der Service von Funke konnte auf<br />

Durch das geringe Eigengewicht<br />

sind die PVC-U-Rohre bei der Verlegung<br />

leicht zu handhaben.<br />

der Baustelle überzeugen. Polier<br />

Löser: „Hilfreich war die Einweisung<br />

durch Funke-Fachberater Dipl.-Bauing.<br />

Olaf Schreiter gleich zu Beginn<br />

der Arbeiten. Er hat den Männern<br />

wichtige Tipps zur sachgerechten<br />

Verarbeitung gegeben und den Einbau<br />

der CONNEX-Anschlüsse und<br />

VPC®-Rohrkupplungen demonstriert.<br />

Dadurch waren viele Fragen<br />

bereits im Vorfeld beantwortet. Ein<br />

wichtiger Service, der Sicherheit<br />

bietet und noch dazu Zeit einsparen<br />

hilft.“ Apropos Zeitersparnis: Mit<br />

dem HS -Rohrschneid- und Anfasgerät<br />

können Rohre aus PVC-U<br />

®<br />

gleichzeitig abgelängt und angefast<br />

werden, in den Nennweiten von<br />

DN/OD 110 bis 315 und in den Rohrlängen<br />

von 0,18 bis 5 m. Auch hier<br />

stellt Funke seine besondere Serviceorientierung<br />

unter Beweis. Das<br />

Gerät hat in Wildenbörten ebenfalls<br />

seinen Beitrag für wirtschaftliches<br />

Arbeiten geleistet.<br />

Alles in allem konnte die Kanalbaumaßnahme<br />

in der Untschener<br />

Straße auch dank der richtigen<br />

Materialwahl so reibungslos abgewickelt<br />

werden, wie es sich die<br />

Beteiligten im Vorfeld vorgestellt<br />

hatten.<br />

Die PVC-U-Rohre sind so leicht, dass<br />

der Transport per Hand schon fast<br />

wie ein Spaziergang wirkt. Schweres<br />

Hubgerät ist damit überflüssig.<br />

Baubesprechung vor Ort: Bauing. Hanno Tettenborn<br />

von den Stadtwerken Schmölln, Funke-Fachberater<br />

Dipl.-Bauing. Olaf Schreiter, Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft<br />

„Oberes Sprottental“ Manuela<br />

Barth, Mitarbeiterin des Landratsamtes Altenburger<br />

Land Silvia-Marlen Tetzner, Polier Danilo Löser und<br />

Bauleiter Dipl.-Bauing. Martin Arlt von der STRA-<br />

BAG AG, Niederlassung Gera, sowie Planer Dipl.-<br />

Bauing. Frank Sporer, Ingenieurbüro Sporer & Wall<br />

Beratende Ingenieure GmbH Gera (v. l.).<br />

Kontakt:<br />

Funke Kunststoffe GmbH,<br />

Siegenbeckstraße 15,<br />

D-59071 Hamm-Uentrop,<br />

Tel. (02388) 3071-0,<br />

Fax (02388) 3071-550,<br />

E-Mail: info@funkegruppe.de,<br />

www.funkegruppe.de<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 21


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Für den Einsatz<br />

in rund<br />

1000 m Höhe<br />

wurde die<br />

Anlagentechnik<br />

fit fürs<br />

Gelände<br />

gemacht und<br />

Geräte und<br />

Spezialausrüstung<br />

den Erfordernissen<br />

angepasst.<br />

Alle Abbildungen:<br />

© DIRINGER &<br />

SCHEIDEL ROHR-<br />

SANIERUNG<br />

Technik fit fürs Gelände: Sanierung einer<br />

Druckrohrleitung im Vinschgau<br />

In der zentral im Baufeld eingerichteten Tränkanlage<br />

wurde der Schlauch für den Einbau vorbereitet<br />

und dann zur Dampfanlage transportiert.<br />

Wenn der Berg nicht zum Propheten<br />

kommt, muss der Prophet<br />

zum Berg – dieses geflügelte<br />

Wort beschreibt recht genau die<br />

Voraussetzungen für die Sanierung<br />

einer Druckrohrleitung der im oberen<br />

Teil des Etschtals in Südtirol<br />

gelegenen Beregnungsanlage<br />

Tartsch-Mals. Im Auftrag des Bonifizierungskonsortiums<br />

Vinschgau<br />

hat die ROTECH Srl, ein italienisches<br />

Tochterunternehmen der DIRINGER<br />

& SCHEIDEL ROHRSANIERUNG<br />

GMBH & CO. KG, rund 800 m einer<br />

Leitung aus stark korrodierten<br />

Stahlrohren in der Nennweite<br />

DN 300 mit einem RS-BlueLiner®<br />

ausgekleidet. Bei der Ausführung<br />

der Arbeiten in rund 1000 m Höhe<br />

haben die Sanierungsprofis von<br />

ROTECH die Anlagentechnik fit fürs<br />

Gelände gemacht und Geräte und<br />

Spezialausrüstung den Erfordernissen<br />

angepasst: Aufgrund des für<br />

Baufahrzeuge nur schwer zugänglichen<br />

Baufeldes wurde die für den<br />

Einbau des Liners nötige Dampfanlage<br />

im Container vom Fahrzeug<br />

gehoben und mit einem Bagger zur<br />

Einbaustelle transportiert. Ebenso<br />

wurde mit dem Liner selbst verfahren,<br />

der nach der Tränkung in einer<br />

zentral positionierten Tränkanlage<br />

mit geeignetem Gerät zur Dampfanlage<br />

gefahren wurde. Diese Maßnahmen<br />

haben entscheidend dazu beigetragen,<br />

dass die Sanierungsarbeiten<br />

in einem nur knapp bemessenen<br />

Zeitfenster in den Wintermonaten, in<br />

denen sich die Beregnungsanlagen<br />

außer Betrieb befinden, erfolgreich<br />

durchgeführt werden konnten.<br />

Die rund 550 ha große Beregnungsanlage<br />

Tartsch-Mals ist eine<br />

von 50 Anlagen, die die Bewässerung<br />

der landwirtschaftlich genutzten<br />

Flächen im Vinschgau sicherstellen.<br />

Regelmäßig werden die Leitungen<br />

überprüft und – wenn nötig – im<br />

Auftrag des für die Wartung der<br />

Anlagen zuständigen Bonifizierungskonsortiums<br />

Vinschgau saniert.<br />

So auch die Anlage Tartsch-Mals,<br />

deren Leitungen aus Stahlrohren<br />

nach rund 30-jähriger Nutzung in<br />

Teilen starke Korrosionsschäden aufwiesen.<br />

Aufgrund der geomorphologischen<br />

Rahmenbedingungen<br />

und mit Blick auf Umweltschutzas-<br />

Januar 2014<br />

22 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

pekte entschied sich der Auftraggeber<br />

für ein statisch tragfähiges System.“<br />

Es fiel deshalb die Wahl auf<br />

den BlueLiner ® der RS Technik Aqua<br />

GmbH, der in Kombination mit der<br />

Gerätetechnik von der D&S Rohrsanierung<br />

das gewünschte Sanierungsergebnis<br />

erbrachte.<br />

Ein Bagger<br />

positionierte<br />

die Module der<br />

Baustelleneinrichtung<br />

direkt<br />

an der jeweiligen<br />

Einbaustelle.<br />

In Module zerlegt<br />

„Die Auskleidung der Rohre erfolgt<br />

dabei mit einem Produkt, das über<br />

einen erheblichen Anteil an Glasfasern<br />

verfügt“, erläutert Karl-<br />

Heinz Robatscher, Geschäftsführer<br />

ROTECH Srl. Der Liner, der die<br />

Bestimmungen des DVGW-Arbeitsblattes<br />

W 270 sowie der „Leitlinie<br />

des Umweltbundesamtes zur hygienischen<br />

Beurteilung von organischen<br />

Materialien im Kontakt mit<br />

Trinkwasser“ (KTW-Leitlinie) erfüllt,<br />

wird vor Ort mit einem Zweikomponenten-Epoxidharz<br />

getränkt, über<br />

eine Drucktrommel in die zu sanierende<br />

Haltung eingebracht und mit<br />

Dampf ausgehärtet. Die hierfür<br />

notwendige Anlagentechnik ist üb -<br />

licherweise auf einem vollständig<br />

ausgebauten Fahrzeug angebracht,<br />

das als mobile Tränk- und Mischanlage<br />

genutzt wird, in der die Dosierung<br />

und Mischung der Harzkomponenten<br />

sowie die Imprägnierung<br />

des Liners direkt vor Ort an der Einbaustelle<br />

erfolgt. „Da der Einsatz<br />

eines Lkw aufgrund der Unzugänglichkeit<br />

des Geländes nicht möglich<br />

war, haben die beteiligten Baupartner<br />

ein Konzept erstellt, bei dem die<br />

Baustelleneinrichtung in Module<br />

zerlegt und auf diese Weise geländegängig<br />

gemacht wurde“, so<br />

Robatscher weiter. Während ein<br />

Bagger vorab die Dampfanlage im<br />

Container direkt an der jeweiligen<br />

Einbaustelle positionierte, wurde in<br />

der zentral im Baufeld eingerichteten<br />

Tränkanlage der Schlauch für<br />

den Einbau vorbereitet und dann<br />

zur Dampfanlage transportiert. Mit<br />

dieser modularen und damit flexib-<br />

Mit der Drucktrommel<br />

wird<br />

der Liner in die<br />

zu sanierende<br />

Haltung inversiert.<br />

▶▶<br />

Projekt1_Layout 1 17.12.13 16:23 Seite 1<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 23


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Die neue Auskleidung übernimmt ohne Unterstützung<br />

des Altrohres alle statischen Außen- und<br />

Innenlasten.<br />

Die Dosierung und Mischung der<br />

Harzkomponenten sowie die<br />

Imprägnierung des Liners erfolgte<br />

in der zentral im Baufeld eingerichteten<br />

Tränkanlage.<br />

Inversion des Liners.<br />

len Anlagentechnik der D&S Rohrsanierung<br />

ist man in der Lage, auch an<br />

Orten zu arbeiten, bei denen sonst<br />

kein für Baustellen üblicher Zugang<br />

möglich ist.<br />

Unabhängig und tragfähig<br />

An Ort und Stelle konnte der Liner<br />

dann in die stillgelegten Haltungen<br />

inversiert werden, die vorab für den<br />

Einbau vorbereitet, gründlich gereinigt<br />

und zur Kontrolle mit der<br />

Kamera befahren worden waren.<br />

Nach dem Einbau über die Drucktrommel<br />

wurde der Schlauch durch<br />

Wärmezufuhr mit Dampf zu einem<br />

neuen Rohr ausgehärtet. „Diese<br />

„Rohr im Rohr“-Lösung ist unabhängig<br />

und alleine tragfähig und übernimmt<br />

ohne Unterstützung des<br />

Altrohres alle statischen Außenund<br />

Innenlasten“ erläutert Dipl.-Ing.<br />

(FH) Jens Wahr, DIRINGER & SCHEI-<br />

DEL ROHRSANIERUNG GMBH & CO.<br />

KG, eine entscheidende Eigenschaft<br />

des BlueLine ® -Systems.<br />

„Die für das Verfahren charakteristische<br />

Vor-Ort-Imprägnierung mit<br />

Epoxidharz sorgt für größtmögliche<br />

Flexibilität an der Einbaustelle“, so<br />

Wahr weiter. Bei der Imprägnierung<br />

wird der Liner unter Vakuum<br />

gesetzt, gleichmäßig mit dem Harzsystem<br />

getränkt und kalibriert. Eine<br />

für das Verfahren entwickelte Steuerung<br />

sorgt dann für einen kontrollierten<br />

Einbauprozess bei dem<br />

wichtige einbaurelevante Daten<br />

permanent aufgezeichnet werden.<br />

Die mit EU-Geldern geförderte<br />

Sanierung der Leitungen in der<br />

Beregnungsanlage Tartsch-Mals<br />

konnte zur vollsten Zufriedenheit<br />

des Auftraggebers abgeschlossen<br />

werden. Das eingesetzte Produkt<br />

und die ausgewählte Technik haben<br />

ihre Vorteile unter den gegebenen<br />

schwierigen Bedingungen voll ausspielen<br />

können. Dampf- und Tränkanlage<br />

entsprechen modernstem<br />

technologischem Standard und der<br />

im Verbund gefertigte elastischen<br />

Glas-Filz-Schlauch kann mit hervorragenden<br />

Werkstoffeigenschaften<br />

aufwarten. So macht z. B. seine<br />

Bogengängigkeit den Einsatz in<br />

Bögen bis 45° und mehr möglich.<br />

Hinzu kommt: Aufgrund der Materialeigenschaften<br />

des verwendeten<br />

Epoxidharzes finden auch umweltschutztechnische<br />

Gesichtspunkte<br />

Berücksichtigung. Deshalb kann sich<br />

das Konsortium vorstellen, das Verfahren<br />

insbesondere in Dorflagen,<br />

bei Unterführungen oder in schwierigem<br />

Gelände auch bei zukünftigen<br />

Sanierungen anzuwenden.<br />

Kontakt:<br />

DIRINGER & SCHEIDEL<br />

ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG,<br />

Wilhelm-Wundt-Straße 19,<br />

D-68199 Mannheim,<br />

Tel. (0621) 8607-440,<br />

Fax (0621) 8607 449,<br />

E-Mail: zentrale.rohrsan@dus.de,<br />

www.dus-rohrsanierung.de<br />

Januar 2014<br />

24 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

Licht-Liner in Landau: Sanierung eines<br />

Eiprofils 1350/900<br />

Es war ein Einsatz am oberen Ende des heutzutage Machbaren: Im Oktober 2013 sanierte die Swietelsky-Faber<br />

GmbH Kanalsanierung in Landau/Pfalz rund 300 m eines Eiprofil-Sammlers 1350/900 per Schlauchlining.<br />

Eingesetzt wurde der Alpha-Liner der Reline Europe GmbH (Rohrbach/Pfalz) in vier Einzelstrecken von bis zu<br />

93 m Länge.<br />

Der Mischwassersammler „Mühlweg“<br />

entsorgt seit seinem Bau<br />

im Jahre 1955 den Landauer Vorort<br />

Queichheim und andere angrenzende<br />

Liegenschaften in Richtung<br />

Landauer Kläranlage. Wie Inspektionen<br />

in jüngster Vergangenheit zeigten,<br />

wies das Beton-Eiprofil der<br />

Dimension 1350/900 diverse Schäden<br />

auf: Korrosion, Risse, undichte<br />

Muffen – hier fanden sich so ziemlich<br />

alle Probleme, die für einen fast<br />

60 Jahre alten Betonkanal dieser<br />

Auslastung charakteristisch sind.<br />

Nach Begutachtung der Befunde<br />

durch das Ingenieurbüro TeamBau<br />

(Bergzabern) wurde dem Bauwerk<br />

ein „Altrohrzustand Klasse 2“ nach<br />

ATV-A 127 attestiert: Noch grabenlos<br />

sanierbar, aber eben auch dringend<br />

sanierungsbedürftig. Dass der<br />

marode Mühlweg-Sammler zwischen<br />

Queichheim und dem an -<br />

grenzenden St.-Josef-Jugendwerk<br />

durch ein <strong>Wasser</strong>schutzgebiet läuft,<br />

machte aus ihm ein Projekt mit<br />

hoher Priorität für die EWL Landau<br />

als Netzbetreiber.<br />

Das von TeamBau zeitnah ausgearbeitete<br />

Sanierungskonzept<br />

setzte auf grabenlose Sanierung<br />

in Schlauchlining-Technologie. Im<br />

Detail entschied man sich für die<br />

lichthärtende, auf einem GFK-Trägerschlauch<br />

basierende Verfahrensvariante.<br />

Der Grund: Angesichts der<br />

hohen Auslastung des Kanals und<br />

der absehbar exorbitanten Kosten<br />

für eine oberirdische <strong>Wasser</strong>haltung,<br />

die einen Niederschlagsfall abgedeckt<br />

hätte, ging die Ausführungsplanung<br />

von Trockenwetter-Zeitfenstern<br />

aus, die potenziell knapp<br />

bemessen sind. Es ging somit um ein<br />

Verfahren, mit dem man so schnell<br />

wie möglich erfolgreich „vom Acker“<br />

Schlauchlining vor der Kulisse des St.-Josef-Werks in Queichheim durch<br />

die Niederlassung Alzey der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung.<br />

konnte – und hier bieten lichthärtende<br />

Systeme mit ihrem minimalistischen,<br />

hoch mobilen Equipment<br />

naturgemäß Vorteile. Die Bauplanung<br />

teilte das Projekt in insgesamt<br />

vier Liner-Einzüge zwischen 70,50<br />

und 92,60 Metern Länge auf.<br />

Überhaupt stellten die vorhandenen<br />

Schächte eine sehr spezielle<br />

Randbedingung dieses Projektes<br />

dar; die massiven Ortbetonschächte<br />

waren als Rechteck-Profile 60 x<br />

60 cm ausgeführt worden – und<br />

damit definitiv zu klein für das<br />

Einziehen der Liner in diesen mächtigen<br />

Kanal. Mehrere Schächte wurden<br />

daher abgebrochen und durch<br />

neue Rundschächte DN 1200/<br />

DN 1500 er setzt, über welche dann<br />

die Liner-Installationen stattfanden.<br />

Nur ein Schacht musste nicht aufgeweitet<br />

werden, da hier zwei Haltungen<br />

in einem Einzug saniert werden<br />

konnten.<br />

Im Rahmen einer beschränkten<br />

Ausschreibung nach öffentlichem<br />

▶▶<br />

Sanierung mit Heimspielcharakter: Zum Einsatz in<br />

der Pfalz kam mit dem Alpha-Liner-System ein lichthärtender<br />

GFK-Liner aus der Pfalz, was jedoch bei<br />

der Systemwahl keine Rolle spielte: Hier war die<br />

DIBT-Zulassung für Nennweiten oberhalb DN 1200<br />

von großer Bedeutung.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 25


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Ab in die Tiefe: Zwei Mitarbeiter steuern den Einzug<br />

des Alpha-Liners in das über neue Kontrollschächte<br />

zugänglich gemachte Beton-Eiprofil.<br />

Seiteneinsteiger: Ein Mitarbeiter klettert in die aufgeblasene<br />

Schlauchschleuse, um den Lampenzug in<br />

seine Startposition im Liner zu schieben.<br />

Eines der vier jeweils 2000 Watt starken Elemente<br />

des Lampenzuges auf dem Weg zum Einsatz.<br />

Saubere Arbeit: Ausgehärteter Alpha-Liner 1350/900<br />

im Landauer Mühlweg-Sammler.<br />

Teilnahmewettbewerb bekam letztlich<br />

die Niederlassung Alzey der<br />

Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung<br />

den Zuschlag: Sie hatte ein<br />

Schlauchlining mit dem lichthärtenden<br />

GFK-Liner System „Alpha-<br />

Liner“ der Reline Europe GmbH,<br />

Rohrbach, angeboten und sich<br />

gegen drei Mitbewerber durchgesetzt.<br />

Ein ganz starkes Argument für<br />

den Alpha-Liner war hier die Tatsache,<br />

dass dieses System über die<br />

in Landau geforderte DIBT-Zulassung<br />

auch für Einbau-Nennweiten<br />

oberhalb von DN 1200 verfügt.<br />

Diese Bedingung erfüllen derzeit<br />

überhaupt nur zwei Anbieter im<br />

Schlauchlining-Markt.<br />

Der Alpha-Liner besteht aus insgesamt<br />

vier Materialkomponenten:<br />

Kern des Liners sind gewickelte<br />

Schichten aus ECR-Glasfasern, die<br />

werkseitig mit einem UV-reaktiven<br />

UP-Harz getränkt werden, bei extremen<br />

Abwässern optional auch mit<br />

lichthärtendem VE-Harz. Nach<br />

außen schützt eine hoch stabile<br />

Januar 2014<br />

26 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

Mehrschicht-Verbundfolie den Liner<br />

gegen mechanische Beschädigung<br />

und vorzeitige Belichtung – zu -<br />

gleich optimiert die Folie das Dehnungsverhalten<br />

des Liners beim<br />

Einbauvorgang. Eine weitere ganz<br />

wesentliche Komponente ist eine<br />

innen liegende harzgetränkte Polyestervlies-Schicht;<br />

diese übernimmt<br />

die Funktion der im technischen<br />

Regelwerk geforderten Reinharz-<br />

Schicht auf der Verschleiß-Seite des<br />

Liners. Der Alpha-Liner erfüllt die<br />

Forderung nach einer definiert<br />

dicken Chemie- und Verschleißschicht<br />

als erstes System am Sanierungsmarkt.<br />

Während des Einbauvorgangs<br />

dient eine 3-schichtige<br />

Verbundfolie als Styrolsperre und<br />

Einbauhilfe: Sie trennt die noch<br />

nicht gehärtete harzgetränkte<br />

Innenschicht vom durchfahrenden<br />

UV-Lampenzug und wird nach Aushärtung<br />

des Liners entfernt.<br />

Der Einbau- und Aushärtungsvorgang<br />

erfolgt im Grundsatz und<br />

von Details abgesehen wie bei allen<br />

anderen GFK-Lichthärter-Systemen:<br />

Der Liner wird mechanisch eingezogen,<br />

in Start- und Zielschacht mit<br />

einer Druckschleuse bestückt und<br />

mit Luftdruck formschlüssig aufkalibriert.<br />

Eine spezifische Finesse ist<br />

das Einsetzen des Lampenzuges bei<br />

522 m 3 /h<br />

792,5 3<br />

20 3 m<br />

12,98 m 3<br />

3<br />

997,5 m<br />

344 m<br />

757,23 /h<br />

3<br />

3<br />

8725 m<br />

m 3<br />

3 /h<br />

814 m<br />

563,5 m 3<br />

97,5 m 3 3 997,5 m<br />

/h<br />

925 m 138,8 3 /h<br />

3<br />

3<br />

391 m 3 /h<br />

195,4 m<br />

896 m 3<br />

3<br />

322,5 m3<br />

253,5 m 3 /h<br />

Weiter, schneller, präziser:<br />

HYDRUS misst smarter.<br />

9037 m 3<br />

132,7 m 3 /h<br />

594,3 m 3 /h<br />

322,5 m3<br />

253,5 m 3 /h<br />

792,5 m 3<br />

997,5 m 3<br />

9037 m 3<br />

132,7 m 3 /h<br />

522 m 3 /h<br />

20 3 m<br />

12,98 m 3 /h<br />

3<br />

344 m 3<br />

diesem System. Da dieser z. B. in<br />

Landau sechs Meter lang war,<br />

flanschte man dem Liner einen<br />

mehrere Meter langen Textilschlauch<br />

gleicher Nennweite auf,<br />

der mit einem Reißverschluss geöffnet<br />

und verschlossen werden kann.<br />

In diese geöffnete Schleuse setzt<br />

man die Elemente des Lampenzuges<br />

ein und koppelt sie miteinander;<br />

die anschließend verschlossene<br />

Schleuse wird beim Aufstellen des<br />

Liners als erstes aufgeblasen. Liegt<br />

der Liner in ganzer Länge bündig an<br />

der Rohrwand an, wird der Reißverschluss<br />

nochmals kurz geöffnet, ein<br />

Mitarbeiter klettert in die Schleuse<br />

und schiebt den Lampenzug in<br />

seine Startposition im Liner. Die<br />

Schleuse wird wieder verschlossen<br />

und der Aushärtungsvorgang be -<br />

ginnt.<br />

Im Mühlweg-Liner wurde eine<br />

UV-Strahler-Einheit mit 8 x 1000<br />

Watt Lichtleistung mit einer Ge -<br />

schwindigkeit von 25 cm pro Minute<br />

in Bewegung gesetzt. Ein 83 m langer<br />

Liner wie der des Bauabschnitts<br />

im Bereich des St.-Josef-Werks ist<br />

binnen fünfeinhalb Stunden einsatzfertig<br />

ausgehärtet. Der gesamte<br />

Einbau war somit an einem Arbeitstag<br />

vollständig erledigt. Alles in<br />

allem dauerte es mit allen Vor- und<br />

8725 m 3 /h<br />

814 m<br />

563,5 m 3<br />

97,5 m 3 3 997,5 m<br />

/h<br />

3<br />

925 m 3 391 m 3 /h<br />

896 m 3<br />

757,23 m 3<br />

138,8 m 3 /h<br />

322,5 m 3<br />

522 m 3 /h<br />

253,5 m<br />

792,5 3 /h<br />

757,23 3 m 3<br />

20 3 m 3<br />

997,5 m 3<br />

344 m 3<br />

9037 m 3<br />

132,7 m 3 /h<br />

814 m<br />

563,5 m 3<br />

3 /h<br />

391 m 3 /h<br />

m 3<br />

8725 m<br />

12,98 3 97,5 m<br />

/h<br />

3 /h<br />

3 997,5 m 3<br />

138,8 m 3 /h<br />

925 m 3<br />

195,4 m<br />

594,3 m 3 896<br />

/h<br />

3<br />

522 m 322,5 3 /h m3<br />

253,5 m<br />

792,5 3 /h<br />

3<br />

9037 20 3 m3 m<br />

12,98 m 3 /h<br />

3<br />

997,5 m 3<br />

814 m 3<br />

132,7 m 3 /h<br />

8725 m 3 /h<br />

97,5 m 3 563,5 m 3 997,5 m /h<br />

3<br />

925 m 3<br />

391 m 3 /h<br />

195,4 m<br />

896 m 3<br />

3<br />

344 m<br />

757,23 m 3<br />

3<br />

138,8 m 3 /h<br />

594,3 m 3 /h<br />

522 m<br />

132,7 3 /h<br />

m<br />

792,5 3 /h<br />

3<br />

20<br />

9037 m 3 m<br />

12,98 m 3<br />

3<br />

997,5 m<br />

344 m<br />

757,23 /h<br />

3<br />

3<br />

8725 m<br />

m 3<br />

3 /h<br />

814 m<br />

563,5 m 3<br />

97,5 m 3 3 997,5 m<br />

/h<br />

925 m 138,8 3 /h<br />

3<br />

3<br />

391 m 3 /h<br />

195,4 m<br />

896 m 3<br />

3<br />

322,5 m 3<br />

253,5 m 3 /h<br />

594,3 m 3 /h<br />

Nebenarbeiten (den offenen Neubau<br />

der Schächte ausgenommen)<br />

zwei Wochen, die 300 m des Mühlweg-Sammlers<br />

zu sanieren: eine<br />

beachtliche Leistung, wenn man in<br />

Rechnung stellt, dass man sich hier<br />

im derzeitigen oberen Bereich<br />

der lichthärtenden Schlauchlining-<br />

Technologie bewegt. Für die Sanierungskolonne<br />

von Michel Bonagura,<br />

die bislang schon jedes GFK-<br />

Liner-System erfolgreich eingebaut<br />

hat, war der Einbau eines Alpha-<br />

Liners dieser Dimension dennoch<br />

ein besonderes Erfolgserlebnis.<br />

Kontakt Bauausführung:<br />

Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung,<br />

NL Alzey,<br />

Dipl.-Ing. Christian Heuss,<br />

Albiger Straße 12,<br />

D-55232 Alzey,<br />

Tel. (6731) 99908,<br />

E-Mail: c.heuss@swietelsky-faber.de<br />

Kontakt Ingenieurbüro:<br />

Ingenieurbüro TeamBau,<br />

Dipl.-Ing. Horst Fischer,<br />

Auf dem Viertel 9,<br />

D-76887 Bad Bergzabern,<br />

Tel. (06343) 6 100 400,<br />

E-Mail: h.fischer@teambau.de<br />

Der HYDRUS Ultraschallzähler sorgt für eine präzise Verbrauchsmessung - und eine vollautomatische Auslesung.<br />

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Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 27


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Neue Möglichkeiten für die Behandlung<br />

von Straßenabflüssen<br />

SediPipe XL-Plus eröffnet neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Straßenabflüssen: Die Sedimentationsanlage<br />

der Fränkischen Rohrwerke entfernt nicht nur Schmutzpartikel zuverlässig aus den Straßenabflüssen,<br />

sondern scheidet auch bei hohen Durchflüssen in Havariefällen Leichtflüssigkeiten sicher ab. Auf der bayerischen<br />

Autobahn A 92 bewährt sich SediPipe XL-Plus sogar in einem <strong>Wasser</strong>schutzgebiet.<br />

Als die Entwässerung zwischen<br />

den Anschlussstellen Moosburg-Nord<br />

und Landshut West der<br />

A 92 saniert wurde, setzte man für<br />

Regenwasserreinigung und vorbeugenden<br />

Gewässerschutz erstmals<br />

SediPipe XL-Plus von FRÄNKISCHE<br />

ein. Lediglich vier Tage benötigte<br />

die ausführende Baufirma Max Bögl<br />

Neumarkt, um die unterirdische<br />

Regenwasserbehandlungsanlage<br />

auf dem kompletten Teilstück einzubauen.<br />

Die steckfertigen Anlagenmodule<br />

sind vergleichsweise<br />

leicht und kompakt in ihren Abmessungen.<br />

Weil sie bereits vorgefertigt<br />

zur Baustelle geliefert wurden, minimierte<br />

sich der Aufwand für den<br />

Transport, und die Facharbeiter der<br />

Fa. Bögl konnten sehr effektiv arbeiten.<br />

Überlastete Entwässerung<br />

an der A 92<br />

Erst in den 1960er-Jahren konzipiert<br />

und schrittweise fertiggestellt, hat<br />

sich die 134 km lange Autobahn 92<br />

zu einer bedeutsamen Achse entwickelt.<br />

Sie verbindet nicht nur die<br />

Isarstädte Freising, Moosburg,<br />

Landshut, Dingolfing, Landau und<br />

Deggendorf rasch und direkt mit<br />

der Landeshauptstadt München.<br />

Vor allem seit den Grenzöffnungen<br />

in Mittel- und Osteuropa verkürzt<br />

die Bundesfernstraße die Fahrzeit in<br />

ostmitteleuropäische Länder wie<br />

Tschechien, Ungarn oder die Slowakei<br />

entscheidend. Auch als Zubringerstrecke<br />

zum Münchener Flughafen<br />

Franz-Josef-Strauß hat die überwiegend<br />

vierstreifig ausgebaute<br />

Autobahn in den vergangenen Jahren<br />

enorm an Bedeutung gewonnen.<br />

Der Ausbau des Flughafens im<br />

SediPipe XL-Plus von FRÄNKISCHE eröffnet neue Möglichkeiten bei<br />

der Behandlung von Straßenabflüssen. Auf der bayerischen Autobahn<br />

A 92 bewährt sich die Sedimentationsanlage sogar in einem <strong>Wasser</strong>schutzgebiet.<br />

Erdinger Moos und das starke<br />

Wachstum im Münchener Umland<br />

hat den Verkehr auf der Isar-Autobahn<br />

nochmal erhöht, Tendenz weiter<br />

steigend: Prognosen gehen im<br />

Jahr 2020 von einem durchschnittlichen<br />

täglichen Verkehrsaufkommen<br />

von etwa 90 000 Fahrzeugen<br />

aus. Die Entwässerung der A 92 war<br />

schon der jetzigen Belastung nicht<br />

Januar 2014<br />

28 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

mehr gewachsen und wurde deshalb<br />

saniert.<br />

Mit steigendem Verkehrsaufkommen<br />

wächst auch das Unfallrisiko.<br />

Denkbare Szenarien sind Havarien<br />

mit auslaufendem Öl, Benzin<br />

oder Diesel, mit platzenden Hydraulikschläuchen<br />

oder auch ölhaltigem<br />

Löschwasser bei Fahrzeugbränden.<br />

Leichtflüssigkeiten, die bei solchen<br />

Unfällen austreten, dürfen auf keinen<br />

Fall in nachfolgende Gewässer<br />

oder ins Grundwasser gelangen.<br />

Wenn es trocken ist, reichen klassische<br />

Regenklärbecken für die Rückhaltung<br />

aus, bei Havarien im Regen<br />

sind sie allerdings schnell überfordert.<br />

Wirkungsgrad eines<br />

Koaleszenzabscheiders<br />

Leichtflüssigkeiten bei trockenem<br />

Wetter zurückzuhalten, ist Standard<br />

im bewährten SediPipe-Programm<br />

von FRÄNKISCHE. Für eine Havarie<br />

im Starkregen, evtl. mit ölverseuchtem<br />

Löschwasser, entwickelten<br />

die Rohrspezialisten nun SediPipe<br />

XL-Plus: Die Sedimentationsanlage<br />

ist mit einem zusätzlichen Strömungstrenner<br />

im oberen Rohrquerschnitt<br />

ausgestattet, der wie ein<br />

oaleszenzeinsatz wirkt. So sedimentiert<br />

die Anlage nicht nur Schmutzpartikel,<br />

sondern hält auch bei großen<br />

Durchflüssen und nachfolgendem<br />

Starkregen die gesammelten<br />

Leichtflüssigkeiten zuverlässig zu -<br />

rück. Die Ablaufwerte entsprechen<br />

mit mindestens 99,9 % Ölrückhalt<br />

dabei denen eines Ölabscheiders<br />

Klasse I nach DIN EN 858-1. „SediPipe<br />

XL-Plus gewährleistet damit im<br />

gesamten Straßenverkehr höchstmögliche<br />

Havarievorsor ge und vorbeugenden<br />

Gewässerschutz, auch<br />

bei starkem Regen oder bei zufließendem<br />

Löschwasser“, sagt Michael<br />

Schütz, Leiter Produktmanagement<br />

bei FRÄNKISCHE Drainage.<br />

Herausforderung<br />

<strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />

Die Streckenführung des Autobahnteilstücks<br />

durch ein <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />

stellte die Planer der Autobahndirektion<br />

Südbayern vor<br />

besondere bautechnische Herausforderungen<br />

in allen Projektphasen.<br />

Durch die Neugestaltung der Autobahnentwässerung<br />

wird die Schadstoffbelastung<br />

für die Umwelt deutlich<br />

reduziert und die Reinigung des<br />

Straßenwassers verbessert. Schon<br />

jetzt entspricht das Teilstück damit<br />

den gestiegenen Anforderungen<br />

für bautechnische Maßnahmen an<br />

Straßen in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten.<br />

Dank ihrer hohen Reinigungs- und<br />

Abscheideleistung schützt die Sedimentationsanlage<br />

von FRÄNKISCHE<br />

Grundwasser und Gewässer auch<br />

bei Havariefällen, bei denen Leichtflüssigkeiten<br />

zusammen mit starkem<br />

Regen oder Löschwasser<br />

abfließen. Mit der hohen Reinigungsleistung,<br />

großen Speichervolumina<br />

und hoher Wartungsfreundlichkeit<br />

sowie der zusätzlichen<br />

Funktionalität analog eines Koaleszenzabscheiders<br />

spart die Regenwasserbehandlungsanlage<br />

nicht nur<br />

Platz in der unterirdischen Infrastruktur,<br />

sondern auch Investitionsund<br />

Wartungskosten.<br />

Kontakt:<br />

Fränkische Rohrwerke<br />

Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG,<br />

GB Drainage,<br />

Hellinger Straße 1,<br />

D-97486 Königsberg/Bayern,<br />

Tel. (09525) 88-8357,<br />

Fax (09525) 88-2412,<br />

E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />

www.fraenkische-drain.de<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />

Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />

Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />

Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />

www.aquadosil.de<br />

Leichtflüssigkeiten bei trockenem Wetter zurückzuhalten,<br />

ist Standard im bewährten SediPipe-Programm<br />

von FRÄNKISCHE. Für eine Havarie im Starkregen,<br />

evtl. mit ölverseuchtem Löschwasser, entwickelten<br />

die Rohrspezialisten nun SediPipe XL-Plus:<br />

Die Sedimentationsanlage ist mit einem zusätzlichen<br />

Strömungstrenner im oberen Rohrquerschnitt ausgestattet,<br />

der wie ein Koaleszenzeinsatz wirkt.<br />

Dank ihrer hohen Reinigungs- und Abscheideleistung<br />

schützt die Sedimentationsanlage SediPipe XL-<br />

Plus von FRÄNKISCHE Grundwasser und Gewässer<br />

auch bei Havariefällen, bei denen Leichtflüssigkeiten<br />

zusammen mit starkem Regen oder Löschwasser<br />

abfließen.<br />

Neue<br />

Produkte<br />

...von<br />

... wir erfinden´s einfach<br />

Praktische Maschinen, Werkzeuge,<br />

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R<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 29


FOKUS<br />

Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

Versorgung eines Nahwärmenetzes mit Wärme<br />

aus <strong>Abwasser</strong><br />

Pilotanlage auf dem Betriebshof der hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH in Bremen Findorff<br />

erfolgreich in Betrieb genommen<br />

Einleitung<br />

Die Verbrennung von Rohstoffen<br />

hat in der Menschheitsgeschichte<br />

eine lange Tradition, die beim<br />

Lagerfeuer beginnt und mit der<br />

massenhaften Verfeuerung fossiler<br />

Rohstoffe in Kraftwerken und Fahrzeugen<br />

ihren derzeitigen Höhepunkt<br />

findet. Die Umweltschutzorganisation<br />

WWF gab vor Kurzem<br />

bekannt, dass der Weltschöpfungstag<br />

um zwei Tage auf den 20. August<br />

nach vorne gerutscht ist. Das be -<br />

deutet, dass ab diesem Tag die regenerativen<br />

Energiequellen unseres<br />

Planeten für das laufende Jahr aufgebraucht<br />

sind und wir von fossiler<br />

Substanz zehren. Hier muss ein<br />

Umdenken stattfinden und ein<br />

bewehrter Ansatz dazu heißt: Recycling.<br />

Thermische Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />

zurückzugewinnen, ist im Zeitalter<br />

der Energiewende ein weiterer<br />

logischer Schritt, um den Einsatz<br />

von Primärenergieträgern wie Kohle<br />

oder Gas zu reduzieren. Da bis zu<br />

40 % des Primärenergiebedarfs für<br />

die Klimatisierung von Gebäuden<br />

benötigt wird, liegt hier ein großes<br />

Potenzial für Einsparungen vor. Die<br />

im <strong>Abwasser</strong> mitgeführte Wärme<br />

sollte nicht ungenützt in den Tiefen<br />

des Erdreiches versickern. Durch<br />

den Einsatz von Niedertemperatur-<br />

Heizsystemen und moderner Ge -<br />

bäudedämmung kann die Beheizung<br />

eines Gebäudes mit geringen<br />

Heizungsvorlauftemperaturen er -<br />

folgen. Dies bietet optimale Bedingungen<br />

für den wirtschaftlichen<br />

Einsatz von Wärmepumpen. Dies<br />

schont den Geldbeutel und das<br />

Klima, da die gewonnene Wärme<br />

nur rund 20 % elektrische Energie<br />

benötigt und somit die Kohlendioxidemissionen<br />

verringert.<br />

HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher mit Nachlagetank im Keller der<br />

Pumpstation Findorff.<br />

Der HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />

RoWin<br />

Da <strong>Abwasser</strong> ein sehr aggressives<br />

Medium mit hohem Fest- und<br />

Schwebstoffanteil darstellt, verstopfen<br />

herkömmliche Plattenwärmetauscher<br />

bereits nach wenigen<br />

Betriebsstunden. Durch Biofouling<br />

entstehende Ablagerungen auf den<br />

Wärmetauscheroberflächen behindern<br />

zudem den Wärmeübergang<br />

und verschlechtern den Wirkungsgrad<br />

des Wärmetauschers rapide.<br />

Bei der Verwendung industrieller<br />

Abwässer steigen die Anforderungen<br />

an den Wärmetauscher nochmals<br />

an. Der HUBER RoWin ist deshalb<br />

mit einer patentierten automatischen<br />

Reinigungsvorrichtung<br />

ausgestattet, die den entstehenden<br />

Biofilm und sonstige Ablagerungen<br />

entfernt und anfallendes Sediment<br />

durch eine Förderschnecke aus dem<br />

Wärmetauscher entfernt. Im Inneren<br />

des Wärmetauschers geht die<br />

Energie des <strong>Abwasser</strong>s auf einen<br />

Zwischenkreis über, der mit der<br />

Wärmepumpe verbunden ist. Diese<br />

erhöht durch den Carnot-Kreisprozess<br />

das Temperaturniveau und<br />

speist das Heizungssystem des Verbrauchers.<br />

Auf diese Weise können<br />

einige hundert Kilowatt Heizleistung<br />

gewonnen werden, welche<br />

den lokalen Energiebedarf decken.<br />

Projektbeschreibung<br />

Über die Pumpstation Findorff fließen<br />

rund 2/3 des Bremer <strong>Abwasser</strong>s<br />

und damit eine Ressource, die nur<br />

darauf wartet, genutzt zu werden.<br />

Hierzu wird das <strong>Abwasser</strong> durch<br />

eine HUBER Schachtsiebanlage<br />

RoK 4 von Grobstoffen gefiltert und<br />

anschließend in den HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />

RoWin gepumpt.<br />

In diesem werden dem <strong>Abwasser</strong><br />

bis zu 100 kW Wärme entzogen, die<br />

durch Gasabsorptionswärmepumpen<br />

auf etwa 300 kW Heizleistung<br />

gebracht und anschließend einem<br />

Nahwärmenetz übergeben werden.<br />

Dieses versorgt die sechs Betriebsgebäude<br />

einschließlich des alten<br />

Pumpwerkes mit Wärme. Durch den<br />

Umstieg auf <strong>Abwasser</strong>wärme kön-<br />

Januar 2014<br />

30 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Oldenburger Rohrleitungsforum<br />

FOKUS<br />

nen die Energiekosten zur Beheizung<br />

des Betriebshofes um etwa<br />

33 % gesenkt werden und gleichzeitig<br />

rund 80 t Kohlendioxid pro Jahr<br />

eingespart werden. Diese Einsparung<br />

bringt die hanse<strong>Wasser</strong> ihrem<br />

ehrgeizigen Ziel des CO 2 -neutralen<br />

Betriebs bis 2015 einen weiteren<br />

Schritt näher. Zur Spitzenlastabdeckung<br />

und Brauchwassererzeugung<br />

wurden die ausgedienten Gaskessel<br />

durch einen zentralen Gasbrennwertkessel<br />

mit rund 260 kW Heizleistung<br />

ersetzt.<br />

Betriebsgebäude<br />

der<br />

Pumpstation<br />

Findorff. Die<br />

Gasabsorptionswärmepumpen<br />

wurden<br />

im Freien<br />

aufgestellt.<br />

Umsetzung<br />

Zur <strong>Abwasser</strong>entnahme aus dem<br />

Kanal wurde auf dem Betriebshof<br />

ein Schacht angelegt. Aus diesem<br />

wird das Schmutzwasser in den<br />

HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />

RoWin gepumpt. Zur Vermeidung<br />

von Störfällen wird das <strong>Abwasser</strong><br />

bei Eintritt in den Schacht durch die<br />

bewährte HUBER Schachtsiebanlage<br />

RoK 4 vorgesiebt. Die abgeschiedenen<br />

Stoffe werden dem<br />

Kanal direkt wieder zugeführt,<br />

wodurch eine separate Entsorgung<br />

der Grobstoffe vermieden wird.<br />

Im Keller des neuen Pumpwerkes<br />

wird der HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />

RoWin über zwei<br />

<strong>Abwasser</strong>pumpen mit <strong>Abwasser</strong><br />

beschickt. Die Rückführung in den<br />

Kanal erfolgt ebenfalls mittels einer<br />

Pumpe, welche das <strong>Abwasser</strong> aus<br />

einem Vorlagetank wieder zurückfördert.<br />

Die Gasabsorptionswärmepumpen<br />

sind über eine Kaskadenschaltung<br />

so miteinander verbunden,<br />

dass sie die Vorlauftemperatur<br />

des Nahwärmenetzes konstant halten,<br />

ohne dabei dauerhaft im<br />

Be trieb zu sein, wodurch wiederum<br />

Energie eingespart wird.<br />

Ausblick<br />

Der durch den Menschen verursachte<br />

Klimawandel ist eine der<br />

größten Herausforderungen dieser<br />

Zeit. Ihn zu stoppen, bedarf großer<br />

Anstrengungen hinsichtlich der<br />

Nutzung von regenerativen Energiequellen<br />

und die Rekuperation<br />

von bereits investierter Energie,<br />

soweit möglich. Die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />

ist ein Baustein auf diesem<br />

Weg. Wärme aus <strong>Abwasser</strong> ist<br />

jedoch keine Stangenware für den<br />

Massenmarkt. Vielmehr gilt es, den<br />

Einsatz genau zu planen und zu<br />

evaluieren, wo eine Realisierung<br />

möglich und rentabel ist. Hierzu ist<br />

eine genügend große Menge<br />

<strong>Abwasser</strong> vonnöten. Wenn diese<br />

direkt vom Gebäude zur Verfügung<br />

gestellt werden kann, wie es z. B. bei<br />

Thermen der Fall ist, kann eine Entnahme<br />

des <strong>Abwasser</strong>s aus dem<br />

Kanal unterbleiben. Da dies jedoch<br />

für die meisten Gebäude nicht der<br />

Fall ist, muss ein nahegelegener<br />

Kanal die geforderte Menge <strong>Abwasser</strong><br />

zur Verfügung stellen. Sind die<br />

Grundvoraussetzungen erfüllt, ist<br />

die Wärmegewinnung aus <strong>Abwasser</strong><br />

jedoch eine praktikable und<br />

energieeffiziente Alternative zu<br />

Geo- und Aerothermie.<br />

Kontakt:<br />

HUBER SE,<br />

Johannes Döbler,<br />

Produktmanager Energie und Kanal,<br />

Industriepark Erasbach A1,<br />

D-92334 Berching,<br />

Tel. (08462) 201-722,<br />

E-Mail: dj@huber.de<br />

Feierliche<br />

Inbetriebnahme<br />

der<br />

Anlage durch<br />

Jörg Broll-<br />

Bickhardt,<br />

Joachim Lohse<br />

und Uwe<br />

Dahl.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 31


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Der Große und<br />

der Kleine<br />

<strong>Wasser</strong>turm<br />

sowie das<br />

Untere Brunnenmeisterhaus<br />

am Werkhof,<br />

durch den<br />

einst der Brunnenbach<br />

offen<br />

hindurchfloss.<br />

© context verlag<br />

Augsburg/Martin<br />

Kluger<br />

Deutschlands älteste <strong>Wasser</strong>werke und<br />

<strong>Wasser</strong>türme stehen in Augsburg<br />

Ergebnisse der Vergleichsstudie für die Interessenbekundung Augsburgs zur<br />

Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste erschienen als Buch<br />

Ab dem Jahr 1400 nutzten Städte<br />

im deutschsprachigen Mitteleuropa<br />

eine technologische Revolution.<br />

<strong>Wasser</strong>radgetriebene Kolbenpumpwerke,<br />

eine Technik, die aus<br />

dem Süden über die Alpen vordrang,<br />

ermöglichten erste Vorläufer<br />

zentraler städtischer Trinkwasserversorgung.<br />

Bis zu dieser Zeit hatte<br />

man sich im nachrömischen Europa<br />

nördlich der Alpen mit Tiefbrunnen<br />

oder Regenwasserzisternen, Gefälleleitungen,<br />

Flussausstauungen,<br />

Schöpfrädern oder auch <strong>Wasser</strong>trägern<br />

beholfen. Für Städte, die ohne<br />

die Möglichkeit einer Gefälleleitung<br />

oder Ausstauung hoch über weiten<br />

Flussauen lagen, waren die von<br />

<strong>Wasser</strong>rädern, seltener auch mit<br />

Tiergöpeln angetriebenen Kolbenpumpen<br />

eine innovative Lösung.<br />

Aufwendige Pumpwerkstechnik<br />

war ein Privileg reicher Städte:<br />

Lübeck und Prag, Halle und Bautzen,<br />

Ulm und München, Braunschweig<br />

und Hamburg, Jahrzehnte<br />

später auch Nürnberg, pumpten<br />

seit dem 15. und 16. Jahrhundert<br />

Trinkwasser in <strong>Wasser</strong>türme, um es<br />

von dort in öffentliche Brunnen zu<br />

verteilen. Für diese <strong>Wasser</strong>türme<br />

wurden zumeist mittelalterliche<br />

Wehrtürme in der Stadtmauer ausgebaut<br />

und aufgestockt.<br />

Die ältesten erhaltenen Denkmäler<br />

dieser frühen Form zentraler<br />

Trinkwasserversorgung in deutschen<br />

Städten stehen in Augsburg.<br />

Dort existieren die beiden ältesten<br />

bestehenden <strong>Wasser</strong>werke sowie<br />

die drei ältesten <strong>Wasser</strong>türme<br />

Deutschlands und vermutlich auch<br />

Mitteleuropas. Dies ergab zuletzt<br />

eine Vergleichsstudie, die die Stadt<br />

Augsburg im Zusammenhang mit<br />

der Interessenbekundung zur Aufnahme<br />

ihrer historischen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

in die Liste des UNESCO-<br />

Welterbes in Auftrag gegeben hatte.<br />

Martin Kluger, der Autor der Vergleichsstudie,<br />

hat die Ergebnisse der<br />

Recherchen in Buchform gebracht.<br />

Im 112-seitigen Band „<strong>Wasser</strong>bau<br />

und <strong>Wasser</strong>kraft, Trinkwasser und<br />

Brunnenkunst. Die historische<br />

Augsburger <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />

ihre Denkmäler im europaweiten<br />

Vergleich“ sind die Fakten nachzulesen,<br />

die den Stellenwert der<br />

Augsburger historischen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

belegen. Herausgegeben<br />

wurde das im context verlag Augsburg<br />

(info@context-mv.de) erschienene<br />

Buch (14,90 Euro, 161 Abbildungen,<br />

bundesweit im Buchhandel<br />

erhältlich) vom Kulturreferat der<br />

Stadt Augsburg.<br />

Die beiden ältesten <strong>Wasser</strong>türme,<br />

der Große und der Kleine<br />

<strong>Wasser</strong>turm im Augsburger <strong>Wasser</strong>werk<br />

am Roten Tor, können im Rahmen<br />

von Führungen besichtigt werden.<br />

Mehr dazu sowie zur Interessenbekundung<br />

der Stadt Augsburg<br />

(Titel: „<strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>kraft,<br />

Trinkwasser und Brunnenkunst in<br />

Augsburg“) unter www.regio-augsburg.de/welterbe<br />

Januar 2014<br />

32 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

▲ Der Untere Brunnenturm wurde früher – in Unterscheidung zum<br />

Oberen <strong>Wasser</strong>werk am Roten Tor – Unteres <strong>Wasser</strong>werk genannt.<br />

Bereits um 1500 lieferte es Trinkwasser für die öffentlichen Brunnen im<br />

Domviertel, wo der Bischof 1502 den ersten Hausanschluss Augsburgs<br />

erhielt. Der Untere Brunnenturm ist das zweitälteste <strong>Wasser</strong>werk Augsburgs<br />

und das zweitälteste Deutschlands. Der vierseitige und sechsgeschossige<br />

<strong>Wasser</strong>turm wurde 1538 aufgestockt, vor 1626 um drei<br />

Geschosse erhöht und 1674 sowie 1737 um- und ausgebaut. Am Ende<br />

wurde das Trinkwasser 35 Meter hoch gefördert. Unterhalb des Turms<br />

steht das ehemalige Pumpenhaus über dem Stadtbach, ein schlichter<br />

Satteldachbau von 1865. © context verlag Augsburg/Martin Kluger<br />

▲ Bis 1848 lagen die Pumpwerke des Großen und<br />

des Kleinen <strong>Wasser</strong>turms am Roten Tor unter den<br />

beiden <strong>Wasser</strong>türmen. Daran erinnert der Vordere<br />

Lech, der heute unter dem <strong>Wasser</strong>werkskomplex hindurchfließt.<br />

© context verlag Augsburg/Martin Kluger<br />

▲ Die riesigen schwarzen Maschinensätze der Kolbenpumpen im <strong>Wasser</strong>werk<br />

am Hochablass saugten fast hundert Jahre lang Trinkwasser an.<br />

Die technische Sensation dieses <strong>Wasser</strong>werks waren jedoch die vier<br />

geschmiedeten, zehn Meter hohen Druckwindkessel (Foto rechte Seite).<br />

Ihr Druck ersetzte einen ursprünglich geplanten <strong>Wasser</strong>turm. In die<br />

Technik des <strong>Wasser</strong>werks flossen alle zu dieser Zeit bekannten sowie<br />

völlig neuen Technologien ein. © context verlag Augsburg/Martin Kluger<br />

▲ Ein Kupferstich Wolfgang Kilians von 1626 zeigt<br />

die damalige bauliche Situation des <strong>Wasser</strong>werks am<br />

Roten Tor. Den Großen <strong>Wasser</strong>turm deckte noch ein<br />

Satteldach. Die letzte Aufstockung um zwei weitere<br />

Geschosse sowie eine Balustrade um die nunmehr<br />

flache Abdeckung des Turms erfolgte erst im Jahr<br />

1669. Der Kleine <strong>Wasser</strong>turm wurde noch bis zum<br />

Jahr 1626 von einer Zwiebelhaube bekrönt. Das<br />

Bauwerk war damals um ein Geschoss niedriger.<br />

© Sammlung Häußler<br />

◀ Sieben <strong>Wasser</strong>werke mit neun <strong>Wasser</strong>türmen versorgten<br />

bis 1879 die Stadt Augsburg mit fließendem<br />

Röhrwasser. Zum <strong>Wasser</strong>werk am Roten Tor gehörten<br />

drei dieser <strong>Wasser</strong>türme: Der Große und der Kleine<br />

<strong>Wasser</strong>turm sind wie der jüngere Kastenturm erhalten.<br />

© Hajo Dietz/Verlag Nürnberg Luftbild<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 33


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Nitratbelastungen in der Landwirtschaft endlich<br />

wirksam reduzieren<br />

Laut EU-Nitratbericht großer Handlungsbedarf / BDEW-Positionspapier zu<br />

Biogaserzeugung und Gewässerschutz zeigt Lösungsansätze auf<br />

Der Bundesverband der Energieund<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V.<br />

(BDEW) unterstützt ausdrücklich<br />

das im Koalitionsvertrag von CDU/<br />

CSU und SPD formulierte Ziel, dass<br />

Dünge- und Pflanzenschutzmittel<br />

so eingesetzt werden müssen, dass<br />

Risiken für Mensch, Tier und Naturhaushalt<br />

minimiert werden. „Gerade<br />

für den Gewässerschutz und damit<br />

für den Schutz unserer Trinkwasserressourcen<br />

ist es wichtig, Belastungen<br />

aus der Landwirtschaft so<br />

gering wie möglich zu halten und<br />

nach Möglichkeit immer weiter zu<br />

reduzieren. Insbesondere mit Blick<br />

auf die Nitratbelastung von Gewässern<br />

in bestimmten Regionen<br />

Deutschlands muss das Vorsorgeund<br />

Verursacherprinzip gestärkt<br />

werden. Das zeigt auch der vor Kurzem<br />

von der Europäischen Kommission<br />

vorgelegte „Nitratbericht“, in<br />

dem Deutschland bei der Gewässerbelastung<br />

eher schlecht abschneidet“,<br />

sagte Martin Weyand, BDEW-<br />

Hauptgeschäftsführer <strong>Wasser</strong>/Ab -<br />

wasser in Berlin.<br />

Nach wie vor besteht dem EU-<br />

Nitratbericht zufolge eine Belastung<br />

der <strong>Wasser</strong>ressourcen durch<br />

landwirtschaftliche Quellen, vor<br />

allem in Gebieten, in denen Intensivlandwirtschaft<br />

mit einem hohen<br />

Düngemitteleinsatz betrieben wer -<br />

de, so wie in Gebieten mit starkem<br />

Maisanbau und in Veredelungsregionen.<br />

In seinem Positionspapier „Biogaserzeugung<br />

und Gewässerschutz“<br />

hat der BDEW deshalb Lösungsansätze<br />

zur Vermeidung einer weiteren<br />

Zunahme der Gewässerbelastung<br />

und zur Reduktion der Schadstoffeinträge<br />

infolge der zunehmenden<br />

Biomasseerzeugung in<br />

Veredelungsgebieten vorgeschlagen.<br />

Gärreste sollten dem Positionspapier<br />

zufolge genauso wie Gülle<br />

nicht in den <strong>Wasser</strong>schutzzonen I<br />

und II ausgebracht werden. Eine<br />

Ausbringung von Gärresten und<br />

Gülle in der <strong>Wasser</strong>schutzzone III<br />

sollte generell nur dann möglich<br />

sein, wenn besondere Anforderungen<br />

zum Schutz der Gewässer und<br />

des Trinkwassers eingehalten werden.<br />

In dem Papier fordert der BDEW<br />

zudem eine konsequente Einhaltung<br />

und Kontrolle der in der Landwirtschaft<br />

akzeptierten Regelungen<br />

der guten fachlichen Praxis und<br />

eine entsprechende Reduzierung<br />

der Vollzugsdefizite im landwirtschaftlichen<br />

Fachrecht.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.bdew.de<br />

Positionspapier<br />

Biogaserzeugung und Gewässerschutz: Eine aktuelle Bestandsaufnahme<br />

1. Ausgangslage<br />

Mit dem Energiekonzept der Bundesregierung<br />

und den darin enthaltenen<br />

klimapolitischen Zielen wurden<br />

die Weichen für eine grundlegende<br />

Umgestaltung des Energieversorgungssystems<br />

gestellt. Bis<br />

2050 sollen die Treibhausgasemissionen<br />

um 80 % gegenüber 1990 und<br />

der Primärenergieverbrauch um<br />

50 % gegenüber dem Referenzjahr<br />

2008 sinken. Bis 2020 sollen die CO 2 -<br />

Emissionen um 40 % und der Primärenergieverbrauch<br />

um 20 % ge -<br />

senkt werden. Um diese Ziele zu<br />

erreichen, muss neben der Einsparung<br />

von Energie in Industrie, Verkehr<br />

und Privathaushalten der Ausbau<br />

von Erneuerbaren Energien<br />

weiter vorangetrieben werden. Biogas<br />

und Bio-Erdgas können hierbei<br />

einen wichtigen Beitrag zum Erreichen<br />

der Klimaziele leisten.<br />

Biogas steuerte nach Angaben<br />

des Bundesumweltministeriums im<br />

Jahr 2011 einen Anteil von rund<br />

3,1 % zum gesamten Stromverbrauch<br />

in Deutschland bei und<br />

erreichte 14,4 % der Stromerzeugung<br />

aus erneuerbaren Energien.<br />

Zudem hat die Bundesregierung das<br />

Ziel, ein Bio-Erdgaspotenzial von<br />

jährlich 6 m 3 bis 2020 und 10 m 3 bis<br />

2030 zu erschließen und in das deutsche<br />

Gasnetz einzuspeisen. Biogas<br />

und Bio- Erdgas haben eine der besten<br />

Ökobilanzen und sind eine<br />

regelbare erneuerbare Energiequelle.<br />

Beide stehen ganzjährig aus<br />

Vergärungsanlagen zur Verfügung.<br />

Bio-Erdgas kann – analog zu Erdgas<br />

– in die bestehende, gut ausgebaute<br />

Erdgasinfrastruktur eingespeist und<br />

gespeichert werden. Biogas und<br />

Bio-Erdgas zeichnen sich durch ihre<br />

vielseitigen Einsatzmöglichkeiten<br />

im Strom- und Wärmemarkt sowie<br />

im Kraftstoffmarkt aus.<br />

Für einen steigenden Anteil<br />

erneuerbarer Energien an der<br />

Strom- und Gasversorgung sind Biogas-<br />

und Bio-Erdgasanlagen für die<br />

Energiewende unentbehrlich. Mo -<br />

derne, nach dem Stand der Technik<br />

Januar 2014<br />

34 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

errichtete und betriebene Biogasanlagen,<br />

die sowohl beim Anbau<br />

der Substrate als auch bei der Gärrestnutzung<br />

die Prinzipien der<br />

guten fachlichen Praxis, der Cross-<br />

Compliance und die Vorgaben des<br />

Dünge- und <strong>Wasser</strong>rechtes einhalten,<br />

leisten hier einen dringend<br />

benötigten Beitrag. Eingebunden in<br />

die örtliche Landwirtschaft und<br />

deren Struktur wollen Biogas- und<br />

Bio-Erdgasanlagen zu einer nachhaltigen<br />

und ordnungsgemäßen<br />

Landnutzung beitragen.<br />

Derzeit gibt es in Deutschland<br />

fast 7 100 Biogasanlagen, darunter<br />

etwa 90 Anlagen, die Bio-Erdgas in<br />

das Gasnetz einspeisen. Für die Biogas-<br />

und Bio-Erdgasproduktion<br />

werden aktuell rund 7 % der Ackerfläche<br />

genutzt.<br />

Während mit dem EEG 2012 eine<br />

Änderung des Substrateinsatzes<br />

geregelt wurde, wonach bei Bio-<br />

Erdgasanlagen ein differenziertes<br />

Substratspektrum mit gedeckelten<br />

und mengenmäßig begrenzten<br />

Maisanteilen eingesetzt werden<br />

soll, basieren die vor 2012 errichteten<br />

und in Betrieb genommenen<br />

landwirtschaftlichen Biogasanlagen<br />

mit Vorortverstromung nach Angaben<br />

des Deutschen Biomasse Forschungszentrums<br />

noch zu rund<br />

70–80 % auf Maissilage, bezogen<br />

auf den Einsatz von nachwachsenden<br />

Rohstoffen.<br />

Als wesentlicher Mitverursacher<br />

für die Belastung des Grundwassers<br />

mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln<br />

gilt der Maisanbau in der Landwirtschaft.<br />

Insbesondere in Regionen<br />

mit traditionell starker und in<br />

den letzten Jahren deutlich wachsender<br />

Viehhaltung, den sogenannten<br />

Veredelungsregionen, belastet<br />

der Ausbau der Biomasseerzeugung<br />

das Grundwasser zusätzlich. Die<br />

Biomasseerzeugung dient dabei<br />

sowohl dem Futtermittel- als auch<br />

dem Energiepflanzenanbau.<br />

Die Nitratbelastungen in den<br />

Gewässern können in den meisten<br />

Fällen auf direkte und diffuse Einträge<br />

insbesondere aus der Landwirtschaft<br />

zurückgeführt werden.<br />

Eine vollständige Nährstoffbilanzierung<br />

und deren Überwachung sind<br />

bisher nicht gegeben.<br />

Der Bericht des Bundesumweltministeriums<br />

und des Umweltbundesamtes<br />

„<strong>Wasser</strong>wirtschaft in<br />

Deutschland, Teil 2 Gewässergüte“,<br />

Stand Juli 2010, zeigt, dass bei rund<br />

27 % der Grundwassermessstellen<br />

der Länder für die Bewertung des<br />

Gewässerzustandes durch die Europäische<br />

Umweltagentur in Deutschland<br />

der in der EU-Grundwasserrichtlinie<br />

festgelegte 50 mg Nitrat-<br />

Grenzwert pro Liter bereits<br />

überschritten wird. Rund ein Drittel<br />

der Messstellen weist zudem steigende<br />

Nitratgehalte auf. Die Einhaltung<br />

des von der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

(WRRL) geforderten<br />

guten chemischen Zustandes bis<br />

2015 wird somit in rund einem Drittel<br />

des deutschen Grundwassers<br />

nicht erreicht werden können.<br />

Die Gewässer in den Intensivregionen<br />

mit hohen Anteilen der<br />

landwirtschaftlichen Nutztierhaltung<br />

und des Pflanzenbaus an der<br />

Agrarerzeugung werden durch den<br />

vergleichsweise hohen Nitrat- und<br />

Pflanzenschutzmitteleintrag für die<br />

Biomasseerzeugung besonders ge -<br />

fährdet. Es gilt daher, diesen meist<br />

regional konzentrierten Problemen<br />

mit entsprechenden spezifischen<br />

Maßnahmen im Rahmen der landwirtschaftlichen<br />

Bewirtschaftung zu<br />

begegnen.<br />

In einer gemeinsamen Initiative<br />

von <strong>Wasser</strong>- und Biogaswirtschaft<br />

sollen Lösungsansätze zur Vermeidung<br />

einer weiteren Zunahme der<br />

Gewässerbelastung und zur Reduktion<br />

der Schadstoffeinträge infolge<br />

der zunehmenden Biomasseerzeugung<br />

in Veredelungsgebieten vorgeschlagen<br />

werden.<br />

2. Landwirtschaft, Biogaswirtschaft<br />

und Gewässerschutz<br />

– Ursachen und<br />

Lösungsansätze – Problemfeld<br />

Veredelungsregionen<br />

Beim Maisanbau können durch<br />

Bodenerosionen und -abschwemmungen<br />

Nitrat und Pflanzenschutzmittel<br />

in Gewässer eingetragen werden.<br />

Durch die Optimierung der<br />

Anbaumethoden von Mais und die<br />

Sortenauswahl können der Einsatz<br />

von Pflanzenschutzmitteln und<br />

Düngern grundsätzlich reduziert<br />

werden. Jedoch werden diese positiven<br />

Effekte in der Praxis gerade in<br />

den Viehhaltungsregionen durch<br />

die in den letzten Jahren beobachtete<br />

Ausdehnung der Maisflächen<br />

und eine nicht pflanzenbedarfsgerechte<br />

Düngung teilweise überkompensiert.<br />

##<br />

Die Konzentration des Maisanbaus<br />

in Deutschland ist differenziert<br />

zu betrachten.<br />

##<br />

Hohe Maisanteile an der Fruchtfolge<br />

sind in den Landkreisen,<br />

mit starker tierischer Veredlung<br />

anzutreffen.<br />

##<br />

Maisanteile an der Ackerfläche<br />

von über 50 % finden sich in Niedersachsen<br />

in neun von 46 Landkreisen,<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

in 2 von 53 Landkreisen und in<br />

Bayern in fünf von 92 Landkreisen.<br />

Weitere Probleme werden durch<br />

den Eintrag von wassergefährdenden<br />

Stoffen durch nicht ausreichend<br />

dimensionierte oder undichte<br />

Gülle- und Gärrestlagerbehälter so -<br />

wie durch nicht dem Stand der<br />

Technik entsprechende Lager für<br />

Gärsubstrate und Futtermittel (z. B.<br />

Feldrandsilos) und Anlagen verursacht.<br />

Erschwerend wirkt hier, dass<br />

bundeseinheitliche Regelungen zur<br />

Lagerung unzureichend sind und<br />

die konkreten Ausbringungsfristen<br />

von den Ländern festgesetzt werden<br />

können.<br />

Der Eintrag von organischen<br />

Schadstoffen und unerwünschten<br />

Spurenstoffen sowie von hygienischen<br />

Belastungen aus Gärresten,<br />

bei denen die nach dem Stand der<br />

Technik vorgeschriebene gesicherte<br />

hygienische Unbedenklichkeit nicht<br />

sichergestellt ist, hat lokal bereits zu<br />

Grundwasserproblemen geführt.<br />

Außerdem fehlen bisher ausreichende<br />

Kontrollen und Dokumentationen<br />

sowie ein verbindliches<br />

▶▶<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 35


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Gütesystem für die eingesetzten<br />

Stoffe und Gärreste.<br />

Der Einsatz von Mineraldüngern<br />

kann grundsätzlich beim Anbau<br />

von Energiepflanzen für Biogasanlagen<br />

bei einer Rückführung der Gärreste<br />

verringert werden. In einigen<br />

Fällen wird jedoch ein zusätzlicher<br />

Mineraldüngereinsatz beobachtet,<br />

wenn durch die Nutzung einer Vorfrucht<br />

Zweifach-Ernten erzielt werden.<br />

Daher ist ein ressourcenschonender,<br />

effizienter Einsatz von Gärresten<br />

zu befürworten und in die<br />

Düngebilanz einzubeziehen.<br />

3. Fehlsteuerungen des EEG<br />

durch den Güllebonus<br />

Der Hauptanreiz für den Ausbau der<br />

Biogasproduktion in den viehstarken<br />

Gebieten zwischen 2009 und<br />

2011 ist in der Güllebonusregelung<br />

zu finden, die mit Wirkung zum<br />

01.01.2009 mit der EEG-Novelle<br />

2009 eingeführt wurde. In der ab<br />

01.01.2012 in Kraft getretenen<br />

Novellierung des EEG wurde die<br />

Regelung in der vorliegenden Form<br />

für danach in Betrieb gehende Anlagen<br />

wieder abgeschafft.<br />

Der Systemfehler der alten Regelung<br />

bestand darin, dass der Bonus<br />

nicht nur auf den aus der Gülle<br />

erzeugten Stromanteil, sondern auf<br />

den gesamten erzeugten Strom<br />

gewährt wird. Der aus Gülle<br />

erzeugte Strom beläuft sich im<br />

Schnitt der Anlagen auf 3 bis 5 %. Die<br />

restlichen 95 bis 97 % des Stroms<br />

werden aus Mais erzeugt und ebenfalls<br />

mit bis zu 4 Cent/ kWh (in<br />

Abhängigkeit von der Anlagengröße)<br />

gefördert. Die sog. „Satelliten-BHKW-Regelung“<br />

hebelt die im<br />

Gesetz eingezogene Größenbegrenzung<br />

zudem faktisch aus. Bei Biogasanlagen,<br />

die den Güllebonus erhalten,<br />

können im Vergleich zu Anlagen<br />

ohne Güllebonus bis zu 16 €/t Maissilage<br />

mehr gezahlt werden.<br />

Eine weitere negative Auswirkung<br />

der Güllebonusregelung war,<br />

dass sie betriebswirtschaftlich sinnvolle<br />

und ökologisch notwendige<br />

Anpassungsprozesse verhinderte.<br />

Die 20-jährige Festschreibung der<br />

Vergütungsregelung geht mit einer<br />

entsprechend langfristigen Finanzierung<br />

einher, die den einzelnen<br />

Landwirt an die Gülleproduktion<br />

bindet. Strukturveränderungen werden<br />

verhindert, selbst dann, wenn<br />

sie ökologisch sinnvoll, betriebswirtschaftlich<br />

geboten sind und<br />

vom Landwirt gewünscht werden.<br />

Mit der grundlegenden Änderung<br />

der Güllebonusregelung im<br />

EEG 2012 ist zunächst der dargestellten<br />

Fehlentwicklung Einhalt<br />

geboten worden. Die Energie- und<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft begrüßt dies ausdrücklich.<br />

Altanlagen und Anlagen,<br />

die bis zum 31.12.2011 in Betrieb<br />

genommen wurden, werden allerdings<br />

weiter nach dem EEG-2009 vergütet<br />

und damit in dargestellter<br />

Weise überfördert. Damit bleiben die<br />

bereits eingetretenen Problemsituationen<br />

erhalten. Allerdings steht<br />

der Bestandsschutz der EEG-Boni<br />

nicht der fachrechtlichen Behandlung<br />

etwaiger Umweltbeeinträchtigungen<br />

entgegen.<br />

4. Fazit und notwendige<br />

Maßnahmen<br />

Das EEG sollte Garant für den<br />

umweltverträglichen Ausbau einer<br />

nachhaltigen Energieversorgung in<br />

Deutschland sein. Durch eine enge,<br />

kompetente und langfristig angelegte<br />

Kooperation zwischen Land-,<br />

Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft können<br />

die Potenziale von Biogas und<br />

Bio-Erdgas in Deutschland optimal<br />

erschlossen und genutzt werden.<br />

Aufgrund der regional teilweise<br />

überhöhten Nitratwerte muss die<br />

Erzeugung von Biomasse für Biogasanlagen<br />

ebenso wie die gesamte<br />

landwirtschaftliche Erzeugung in<br />

regionsspezifische Maßnahmen im<br />

Sinne der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />

und EU-Nitratrichtlinie einbezogen<br />

werden, um einen weiteren Eintrag<br />

von Stickstoff in bereits belastete<br />

Grundwasserbereiche und<br />

insbesondere in solche Grundwasserbereiche<br />

zu reduzieren, die den<br />

Nitrat-Grenzwert überschreiten.<br />

Der Schutz des Grundwassers<br />

und der Trinkwasserversorgung<br />

müssen grundsätzlich gewährleistet<br />

werden. Die EEG-Regelungen<br />

sollten hierzu nicht im Gegensatz<br />

stehen. Der landwirtschaftliche<br />

Anbau von Futter- oder Nahrungspflanzen<br />

und der Energiepflanzenanbau<br />

müssen die allgemeinen und<br />

gebietsspezifischen Anforderungen<br />

des <strong>Wasser</strong>- und des Düngerechtes<br />

strikt erfüllen. Parallelregelungen und<br />

der damit verbundene Aufbau einer<br />

Doppelbürokratie sollten auch im<br />

Hinblick auf volkswirtschaftliche Kosten<br />

vermieden werden, da diese<br />

letztlich zu Verzerrungen und einer<br />

Minderung der Effizienz sowohl des<br />

<strong>Wasser</strong>schutzes als auch des Ausbaus<br />

der Erneuerbaren Energien<br />

führen. Notwendig ist es auch, be ­<br />

stehende Defizite in der Durchsetzung<br />

des Fachrechts zu beseitigen, um<br />

Fehlsteuerungen im EEG und für<br />

den Gewässerschutz zu vermeiden.<br />

Zur Vermeidung von weiteren<br />

Gewässerbelastungen mit Nitrat<br />

aus landwirtschaftlichen Quellen<br />

sollte das landwirtschaftliche Fachrecht<br />

ergänzt werden. Bestehende<br />

und weitergehende Anforderungen<br />

an eine nachhaltige und standortgerechte<br />

Bewirtschaftungsweise be -<br />

treffen die Landwirtschaft insgesamt<br />

und nicht nur die Bioenergie.<br />

Aus diesem Grund sollten bundeseinheitliche<br />

und verbindliche Anforderungen<br />

im Einklang von <strong>Wasser</strong>- und<br />

Düngerecht geschaffen werden.<br />

Zusammenfassend ist aus Sicht<br />

der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

anzumerken:<br />

##<br />

Die Umstellung des (ab<br />

01.01.2012 geltenden) Vergütungssystems<br />

für Gülle (Abschaffung<br />

der alten Güllebonusregelung<br />

und Neuregelung), die<br />

stärkere Orientierung auf die<br />

Wärmenutzung und die Bio-Erdgaseinspeisung<br />

werden ebenso<br />

wie die Markt-Prämie begrüßt.<br />

##<br />

Die beabsichtigte Verstärkung<br />

der Nutzung anderer Substrate als<br />

Mais, insbesondere der landwirtschaftlichen<br />

Reststoffe im Sinne der<br />

Kreislaufwirtschaft, wird begrüßt.<br />

##<br />

Die Nitrat- und Pflanzenschutzmittelbelastungen<br />

in Gewässern<br />

Januar 2014<br />

36 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

sowie die Mängel in der Biodiversität<br />

(Artenvielfalt) können<br />

heute durch landwirtschaftliche<br />

Bewirtschaftungsmethoden mit<br />

Zwischenfruchtanbau, Änderungen<br />

in den Fruchtfolgen, Auswahl<br />

geeigneter Energiepflanzen<br />

und eine pflanzenbedarfsgerechte<br />

Düngung vermieden<br />

werden.<br />

Die in der EEG-Novelle 2012 verabschiedete<br />

Abschaffung des Güllebonus<br />

und die Förderung eines<br />

breiteren Einsatzstoffspektrums<br />

sind Schritte in die richtige Richtung.<br />

##<br />

Beim Energiepflanzenanbau so -<br />

wie dem Nahrungs- und Futtermittelanbau<br />

sollten im Rahmen<br />

von Cross-Compliance die<br />

hohen gesetzlichen Standards<br />

strikt einhalten werden.<br />

##<br />

Eine konsequente Einhaltung<br />

und Kontrolle der in der Landwirtschaft<br />

akzeptierten Regelungen<br />

der guten fachlichen Praxis ist<br />

nachdrücklich zu fordern. Vollzugsdefizite<br />

im landwirtschaftlichen<br />

Fachrecht dürfen nicht<br />

dazu führen, die Biogaserzeugung<br />

mit ihrer herausragenden<br />

Stellung unter den Erneuerbaren<br />

Energien in Verruf zu bringen.<br />

##<br />

Der Einsatz landwirtschaftlicher<br />

Reststoffe hoher organischer<br />

Qualität muss weiter ausgebaut<br />

werden. Darunter fallen Nutzungen<br />

von überschüssigen Zuckerrüben,<br />

Rübenschnitzel, Kartoffelschalen<br />

aus der Weiterverarbeitung<br />

von Kartoffeln und<br />

Ausschussware aus der Lebensmittelindustrie.<br />

##<br />

Eine umfassende Kontrolle und<br />

fachgerechte Dokumentation<br />

der eingesetzten Nährstoffe einschließlich<br />

der Gärreste nach<br />

dem Düngerecht ist erforderlich.<br />

##<br />

Es sollten nur Gärreste eingesetzt<br />

werden, deren Qualität<br />

durch ein Gütesystem gesichert<br />

wird.<br />

##<br />

Gärreste sollten genauso wie<br />

Gülle nicht in den <strong>Wasser</strong>schutzzonen<br />

I und II ausgebracht werden.<br />

Eine Ausbringung von Gärresten<br />

genauso wie Gülle in <strong>Wasser</strong>schutzzone<br />

III sollte generell<br />

nur dann möglich sein, wenn<br />

besondere Anforderungen zum<br />

Schutz der Gewässer und des<br />

Trinkwassers eingehalten werden.<br />

Die Ausbringung von Gärresten<br />

und Gülle in der <strong>Wasser</strong>schutzzone<br />

III darf nur erfolgen,<br />

wenn der Gärrest/die Gülle qualitätsgesichert/gütegesichert<br />

ist.<br />

##<br />

Bei der Biomasseerzeugung<br />

sollte eine dreijährige Fruchtfolge<br />

beachtet werden, diese<br />

entspricht der guten landwirtschaftlichen<br />

Praxis. Einen 45 %<br />

Anteil sollte die Anbaufläche<br />

einer Frucht dabei nicht überschreiten.<br />

##<br />

Zur Vermeidung des Eintrages<br />

von wassergefährdenden Stoffen<br />

sind bundeseinheitliche<br />

Regelungen zur Lagerung von<br />

wassergefährdenden Stoffen so -<br />

wie zu Ausbringungsfristen festzulegen<br />

bzw. weiter zu entwickeln.<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen sind<br />

als generelle Voraussetzungen beim<br />

Anbau von Biomasse in wasserwirtschaftlich<br />

sensiblen Gebieten allgemein<br />

für die Landwirtschaft zu<br />

berücksichtigen:<br />

##<br />

Eine ganzjährige Bodenbedeckung<br />

durch spezielle Fruchtfolgen<br />

beim Anbau von Pflanzen<br />

zur Energie-, Futter- und Nahrungsmittelerzeugung.<br />

##<br />

Nachweis eines befestigten Substratlagers<br />

mit ausreichender<br />

Kapazität und Dichtigkeit.<br />

##<br />

Angaben zu eingesetzten Substraten,<br />

Nährstoff- und Schwermetallgehalte<br />

sowie den Gehalten<br />

an organischen Schadstoffen im<br />

Rahmen der Gärrestdeklaration<br />

nach den rechtlichen Vorgaben.<br />

##<br />

Einbezug der Gärreste von Biogasund<br />

Bio-Erdgasanlagen in die<br />

Düngebilanz bei Berücksichtigung<br />

sämtlicher Stickstoffeinträge<br />

verschiedenster Herkunft<br />

bei der Düngung und Einbeziehung<br />

der Gärreste in die Begrenzung<br />

der maximalen Stickstoffdüngung<br />

aus Wirtschaftsdüngern<br />

in einer geeigneten Form,<br />

die mit den EU-<strong>Wasser</strong>schutzrichtlinien<br />

kompatibel ist.<br />

##<br />

Nachweis von ausreichenden<br />

Lagerkapazitäten für Gärreste<br />

und Gülle entsprechend dem<br />

Stand der Technik von mindestens<br />

sechs Monaten mit einer<br />

Empfehlung der Erweiterung<br />

auf neun Monate in Problemregionen<br />

mit Gewässerbelastung<br />

bzw. -gefährdung im Sinne<br />

der WRRL und deren Umsetzung<br />

in der Grundwasserverordnung.<br />

##<br />

Reduzierung des Ausgasens un -<br />

verarbeiteter Gülle über Gasverbrauchseinrichtungen.<br />

##<br />

Vorlage eines Flächennachweises<br />

für die Nutzung der Gärreste<br />

sowie ein Export- oder Verwertungsnachweis<br />

für darüber hinaus<br />

anfallende organische Stickstoffmengen.<br />

##<br />

Nährstoffanfall: Wertung einer<br />

Biogasanlage wie Viehbestände<br />

(Düngeeinheiten je ha).<br />

##<br />

Verpflichtung zur Gärresttrocknung<br />

und Nährstoffexport bei<br />

Anlagen in Regionen mit Nährstoffüberschuss.<br />

##<br />

Kein Anbau von Energiepflanzen<br />

zu Lasten von besonders schützenswerten<br />

Flächen oder Flächen<br />

mit hohem Kohlenstoffbestand<br />

(wie beispielsweise Feuchtgebiete,<br />

Torfmoore) sowie Grünland<br />

mit großer biologischer<br />

Vielfalt. Die Anwendung der entsprechenden<br />

Nachhaltigkeitskriterien<br />

der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung<br />

ist zu be -<br />

grüßen.<br />

Ansprechpartner:<br />

Dr. Michaela Schmitz,<br />

Tel. (030) 300199-1201,<br />

E-Mail: michaela.schmitz@bdew.de<br />

Catrin Feldhege,<br />

Tel. (030) 300199-1250,<br />

E-Mail: catrin.feldhege@bdew.de<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 37


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

ATT–Positionspapier<br />

Zielkonflikte bei gleichzeitiger Nutzung von Trinkwassertalsperren als<br />

Pumpspeicherbecken<br />

Die Energiewende führt durch<br />

den verstärkten Ausbau unstetig<br />

zur Verfügung stehender erneuerbarer<br />

Energien auch zu der erhöhten<br />

Notwendigkeit, Energie zwi schenzuspeichern.<br />

Für den kurzfristigen<br />

Speicherbedarf von Strom (Minuten<br />

bis max. einige Tage) steht die wichtige,<br />

erprobte und ausgereifte Technik<br />

der Pumpspeicherkraftwerke zur<br />

Verfügung. Bestehende Trinkwassertalsperren<br />

könnten dabei ergänzend<br />

zu ihrer bisherigen Nutzung auch als<br />

Unterbecken eines Pumpspeicherkraftwerks<br />

fungieren.<br />

Bei Trinkwassertalsperren steht<br />

eine gleichzeitige Pumpspeichernutzung<br />

durch ihren massiven Einfluss<br />

auf den <strong>Wasser</strong>körper und die<br />

damit verbundenen Risiken für die<br />

Rohwasserqualität in einem grundsätzlichen<br />

Zielkonflikt mit den<br />

Belangen einer im Hinblick auf eine<br />

gesetzeskonforme Trinkwasserversorgung<br />

ausgerichtete Bewirtschaftung<br />

der Talsperre. Aus diesem<br />

Grund ist die gleichzeitige Pumpspeichernutzung<br />

von Trinkwassertalsperren<br />

besonders kritisch zu<br />

bewerten.<br />

Im Einzelfall kann die Notwendigkeit<br />

bestehen, auch Trinkwassertalsperren<br />

auf die zusätzliche Verwendbarkeit,<br />

z. B. als Unterbecken<br />

eines Pumpspeicherkraftwerkes, zu<br />

überprüfen.<br />

Sösetalsperre im Winter. © Michaele Wille/pixelio.de<br />

Grundsatz<br />

Die Hauptnutzung „Trinkwassergewinnung“<br />

der Talsperre muss Vorrang<br />

haben gegenüber der Nutzung<br />

der Talsperre als Speicherbecken<br />

für ein Pumpspeicherkraftwerk.<br />

Eine Pumpspeichernutzung<br />

ist nur dann akzeptabel, wenn keine<br />

nachteiligen Auswirkungen auf die<br />

Rohwasserqualität zu besorgen<br />

sind. Für die Sicherstellung der einwandfreien<br />

Trinkwasserversorgung<br />

gegebenenfalls erforderliche Mehraufwendungen<br />

bei der Rohwassergewinnung<br />

und/oder der Trinkwasseraufbereitung<br />

sind festzustellen<br />

und zu bewerten. Die zusätzlichen<br />

Überprüfungen und die Feststellung<br />

der temporär oder nachhaltig<br />

erforderlichen Mehraufwendungen<br />

dienen auch als Grundlage für Ausgleichsforderungen.<br />

Sofern die Talsperre<br />

noch weiteren Nutzungen<br />

dient (z. B. Hochwasserschutz, Niedrigwasseranreicherung,<br />

Brauchwasserversorgung,<br />

bestehende <strong>Wasser</strong>krafterzeugung,<br />

Fischerei, etc.) sind<br />

die Auswirkungen eines möglichen<br />

Pumpspeicherbetriebes hierauf<br />

ebenfalls zu bewerten.<br />

Im Folgenden sind einzelne<br />

Aspekte aufgeführt, die im Rahmen<br />

einer solchen Überprüfung zu<br />

beachten sind:<br />

Zeitphasen<br />

Bei der Betrachtung der Trinkwassertalsperre<br />

als Unterbecken eines<br />

Pumpspeicherkraftwerkes sind drei<br />

Zeitphasen differenziert zu bewerten.<br />

Phase 1: Bau Ein-/Auslaufbauwerk:<br />

Auswirkungen bei und in der<br />

Absenkphase der Talsperre<br />

Phase 2: Auswirkungen in der Phase<br />

der Inbetriebnahme des <strong>Wasser</strong>speicherkraftwerks<br />

Phase 3: Auswirkungen auf den<br />

Betrieb der Talsperre nach Fertigstellung<br />

und Inbetriebnahme des<br />

<strong>Wasser</strong>speicherkraftwerks<br />

Für jede dieser drei Phasen sind<br />

nachfolgend aufgeführte Punkte<br />

grundsätzlich zu klären:<br />

Festlegung der Grenz- und<br />

Randbedingungen<br />

##<br />

Bewertung der Auswirkungen<br />

der durch den Pumpspeicherbetrieb<br />

(Pendelwassermenge gem.<br />

Planung vorgegeben) bedingten<br />

<strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen<br />

und der Strömungsverhältnisse<br />

und -geschwindigkeiten<br />

im <strong>Wasser</strong>körper der Talsperre<br />

auf die Trinkwassernutzung<br />

<strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft<br />

##<br />

Abschätzung/Festlegung des für<br />

die Pumpspeichernutzung verfügbaren<br />

Stauvolumens/<br />

Bestimmung der Pendelwassermenge<br />

Januar 2014<br />

38 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

##<br />

Sicherstellung, dass durch den<br />

Pumpspeicherbetrieb bedingte<br />

<strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen<br />

das zulässige Maß nicht überschreiten<br />

##<br />

Sicherstellung, dass auch im<br />

Hochwasserfall kritische Stauhöhen<br />

durch den Pumpspeicherbetrieb<br />

nicht überschritten werden<br />

##<br />

Sicherstellung der Einhaltung<br />

des erforderlichen Reserveraums<br />

der Talsperre bei Pumpspeicherbetrieb<br />

##<br />

Sicherstellung der Trinkwasserversorgung<br />

auch in der Absenkphase/<br />

Bauphase zur Errichtung<br />

der Einlauf-/Auslaufbauwerke<br />

##<br />

Bestimmung der Versagensrisiken<br />

sowohl hinsichtlich der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

als auch bezüglich<br />

weiterer Nutzungen (z. B.<br />

Hochwasserschutz)<br />

<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft/Hydrophysik/Hydrobiologie<br />

##<br />

Bewertung der Auswirkungen<br />

auf das Temperaturregime in der<br />

Talsperre durch den Pumpspeicherbetrieb,<br />

im Besonderen<br />

in der Frühjahrs-/Sommer-Stagnationsphase,<br />

Verlust der thermischen<br />

Schichtung, Auswirkungen<br />

auf das Hypolimnion<br />

##<br />

Bewertung der Größenordnung<br />

und räumlichen Ausweitung der<br />

durch den Pumpspeicherbetrieb<br />

in den Talsperren-<strong>Wasser</strong>körper<br />

induzierten Strömungserscheinungen,<br />

wie z. B. Strömungsgeschwindigkeit<br />

und -richtungen,<br />

unterschiedliche <strong>Wasser</strong>temperaturen<br />

aus Oberbecken etc.<br />

##<br />

Bewertung des Potenzials und<br />

der Auswirkungen von Sedimentmobilisierungs-<br />

und Erosionsprozessen<br />

durch den Pumpspeicherbetrieb<br />

##<br />

Bewertung der stofflichen Auswirkungen<br />

des geänderten Strömungs-<br />

und Temperaturregimes<br />

(z. B. auch Sedimentrücklösungserscheinungen)<br />

##<br />

Bewertung der Auswirkungen<br />

auf die Biozönose – qualitativ<br />

und quantitativ (Phytoplankton,<br />

Zooplankton, Makrophyten,<br />

Fische, etc.)<br />

##<br />

Auswirkungen der baulich<br />

bedingten längerfristigen<br />

Absenkung des <strong>Wasser</strong>spiegels<br />

auf mögliche qualitative Veränderungen<br />

des <strong>Wasser</strong>körpers (z.<br />

B. limnologische Verhältnisse)<br />

und des Abgabestromes an den<br />

Unterlauf.<br />

##<br />

Bestimmung der Versagensrisiken<br />

sowohl hinsichtlich der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

als auch bezüglich<br />

weiterer Nutzungen<br />

Unterlauf<br />

Darstellung der wasserwirtschaftlichen<br />

und ökologischen Auswirkungen<br />

auf den Unterlauf des Fließgewässers<br />

unter Beachtung der bereits<br />

aufgeführten Hinweise (Absenkphase/Bauphase/Inbetriebnahme/<br />

Betrieb).<br />

Absperrbauwerk(e),<br />

Stauraum/Böschungen<br />

Auswirkungen auf die Tragsicherheit<br />

und Gebrauchstauglichkeit<br />

der Talsperrenbauwerke und des<br />

Untergrundes sowie auf die<br />

Böschungen des Stauraumbereiches<br />

sind nicht Gegenstand dieses<br />

Papieres. Hierzu wird auf die gesetzlichen<br />

Vorgaben und die Erfüllung<br />

der Anforderungen in den einschlägigen<br />

Normen, insbesondere DIN<br />

19700, verwiesen.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.trinkwassertalsperren.de<br />

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NETZWERK WISSEN<br />

Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Kontakt zur Redaktion:<br />

E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />

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Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 39


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

VKU verleiht Innovationspreise<br />

Kommunale Unternehmen sind innovativ und zukunftsweisend<br />

Alle Preisträger sowie der VKU-Präsident Ivo Gönner und VKU-Hauptgeschäftsführer<br />

Hans-Joachim Reck. © VKU<br />

Der Verband kommunaler<br />

Unternehmen e. V. (VKU) hat<br />

auf seiner Verbandstagung zum<br />

dritten Mal den VKU-Innovationspreis<br />

verliehen. „Wir freuen uns,<br />

auch in diesem Jahr wieder Unternehmen<br />

aus den Sparten Energie-,<br />

<strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong>- sowie Abfallwirtschaft<br />

und Straßenreinigung für<br />

ihre innovativen und zukunftsweisenden<br />

Ideen zu ehren“, erklärt VKU-<br />

Präsident Ivo Gönner.<br />

Den Preis in der Kategorie Energiewirtschaft<br />

nahmen Dr. Ralf<br />

Levacher und Wolfgang Müller,<br />

Geschäftsführer der Stadtwerke<br />

Saarlouis GmbH, für das HausHeld-<br />

System entgegen. Das HausHeld-<br />

System ist ein technisch sehr leicht<br />

handhabbares Gerät, das hilft, Energiesparpotenziale<br />

im Haushalt zu<br />

identifizieren. Das Gerät wird kostenfrei<br />

an Haushalte vergeben. „Die<br />

Stadtwerke Saarlouis kommen<br />

damit dem Wunsch vieler Kunden<br />

nach, Energie zu sparen“, so Gönner.<br />

„Mit Projekten wie diesem bringen<br />

kommunale Unternehmen zudem<br />

ihre Service-Orientierung zum Ausdruck<br />

und setzen zugleich neue<br />

Maßstäbe in der Kundenorientierung.“<br />

In der Kategorie <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />

nahm Dr. Kim Augustin, Stabsleiter<br />

Abteilung Zukunftstechnologie,<br />

den Preis für Hamburg <strong>Wasser</strong> entgegen,<br />

die für ihr Projekt HAMBURG<br />

WATER Cycle geehrt werden. Dabei<br />

handelt es sich um ein innovatives<br />

Entwässerungs- und Energiegewinnungskonzept,<br />

mit dem aus <strong>Abwasser</strong><br />

Energie für 770 Wohneinheiten<br />

gewonnen werden kann. „Hamburg<br />

<strong>Wasser</strong> zeigt damit, dass <strong>Abwasser</strong>ent-<br />

und Energieversorgung wirtschaftlich<br />

miteinander verknüpft<br />

werden und damit die energetische<br />

Autarkie von Stadtteilen gefördert<br />

werden kann“, machte der VKU-Präsident<br />

deutlich. Der VKU würdigt<br />

mit dem Preis auch, dass dieses Projekt<br />

einfach auf andere Regionen<br />

übertragbar ist.<br />

Der Innovationspreis in der Kategorie<br />

Abfallwirtschaft wird an den<br />

Ibbenbürener Bau- und Servicebetrieb<br />

(Bibb) vergeben. Den Preis<br />

nahm Betriebsleiter Werner Dirkes<br />

entgegen. Der Betrieb wird damit<br />

für sein Projekt der Eigenenergieerzeugung<br />

und Eigenverwertung<br />

kommunaler Infrastrukturabfälle<br />

geehrt. „In Ibbenbüren werden aus<br />

Straßenlaub, Grünschnitt und sonstigen<br />

biologischen Abfällen Briketts<br />

hergestellt und in Biomasse-Heizkesseln<br />

verfeuert – so entsteht<br />

grüne Kohle“, so Ivo Gönner in seiner<br />

Laudatio.<br />

Erstmals verleiht der VKU einen<br />

Sonderpreis, der an den Entsorgungsverband<br />

Saar (EVS) geht, für<br />

deren Projekt zur grenzüberschreitenden<br />

Abfallentsorgung und -verwertung,<br />

das in Kooperation mit<br />

dem französischen Abfallunternehmen<br />

Sydème durchgeführt wird.<br />

Den Preis nahm der Geschäftsführer<br />

Dr. Heribert Gisch entgegen. „Dieses<br />

Projekt hat für uns einen besonders<br />

hohen politischen Symbolwert.<br />

Hier werden bislang regional und<br />

kommunal begrenzte Entsorgungsstrukturen<br />

grenzüberschreitend<br />

erweitert und zwischenstaatliche<br />

Synergien geschaffen“, erklärte<br />

VKU-Prä sident Ivo Gönner die Entscheidung<br />

für den Sonderpreis<br />

abschließend.<br />

Der Innovationspreis wird seit<br />

2007 auf der VKU-Verbandstagung<br />

verliehen und prämiert Mitglieder<br />

mit besonders innovativen Ideen.<br />

Der Preis ist nicht dotiert.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.vku.de<br />

Januar 2014<br />

40 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Studentin entwickelt Legionellen-Schnelltest<br />

Masterarbeit erhält Nachwuchsforscherpreis des Innovationsverbandes VIU<br />

Preisvergabe an Andrea Pöcking durch den Staatssekretär des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Technologie, Ernst Burgbacher.<br />

© InnoMedia<br />

Die Biologin Andrea Pöcking im Kreise der Preisträger des VIU-Nachwuchsforscherpreises<br />

bei der Übergabe im BMWi am 4. Dezember 2013.<br />

Die junge Biologin Andrea<br />

Pöcking vom Forschungszentrum<br />

für Medizintechnik und Biotechnologie<br />

(fzmb) in Bad Langensalza<br />

wurde in Berlin mit dem erstmalig<br />

vergebenen Nachwuchsforscherpreis<br />

2013 ausgezeichnet. Die<br />

25-Jährige erhielt den mit 1500 Euro<br />

dotierten Preis der Deutschen Kreditbank<br />

(DKB) und des Verbandes<br />

Innovativer Unternehmen (VIU) für<br />

die Entwicklung eines Schnelltestverfahrens<br />

zum Nachweis von Legionellen<br />

(Legionella pneumophila) in<br />

<strong>Wasser</strong>.<br />

Das neue Verfahren, das im Rahmen<br />

ihrer Masterarbeit an der TU<br />

Dresden entstand und inzwischen<br />

in der End-Evaluation ist, nimmt nur<br />

wenige Minuten in Anspruch und<br />

kann unabhängig von einem zertifizierten<br />

Labor angewendet werden.<br />

Wie während der Auszeichnungsveranstaltung<br />

im Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und<br />

Technologie betont wurde, soll die<br />

von Pöcking entwickelte Methode<br />

der Festphasenzytometrie mit<br />

Immunofiltration in ein bis zwei<br />

Jahren bereits in der Routinediagnostik<br />

spezialisierter Labore, später<br />

auch durch den Klempner oder<br />

Hausmeister vor Ort Anwendung<br />

finden. Firmen in Deutschland, den<br />

USA und China interessierten sich<br />

bereits für den Test, hieß es.<br />

Der mit insgesamt 5 000 Euro<br />

dotierte Nachwuchsforscherpreis<br />

würdigt hervorragende Abschlussarbeiten,<br />

die unter Betreuung im<br />

VIU organisierter forschender kleiner<br />

und mittlerer Unternehmen und<br />

gemeinnütziger externer Industrieforschungseinrichtungen<br />

entstanden<br />

sind. Bei der Ausschreibungspremiere<br />

gingen insgesamt 19 Wettbewerbsbeiträge<br />

aus acht Bundesländern<br />

ein – von Praktikums-, über<br />

Bachelor- und Master-Arbeiten bis<br />

zu Dissertationen.<br />

Ebenfalls ausgezeichnet wurden<br />

ein Verfahren zur automatisierten<br />

Messung ringförmiger Schichtstrukturen<br />

(Berlin) sowie eine Methode<br />

zur automatischen Qualitätssicherung<br />

von Schüttgütern (Schmalkalden).<br />

Weitere Informationen:<br />

www.viunet.de<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 41


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

nANO meets water V: sauberes Trinkwasser<br />

mit Nanotechnologie<br />

Das Oberhausener Fraunhofer-Institut UMSICHT begrüßte am 28. November 2013 über 50 Fachleute aus Wirtschaft<br />

und Industrie zur fünften Ausgabe seiner Veranstaltungsreihe nANO meets water, die sich über aktuelle<br />

Entwicklungen in der Nanotechnik für die <strong>Wasser</strong>praxis informierten. Dabei stand der Aspekt Toxizität ebenso<br />

auf der Tagesordnung wie Fracking, denn die Veranstalter nahmen erstmalig auch verwandte Themen mit ins<br />

Programm.<br />

Nanotechnologie hat in nahezu<br />

allen Bereichen der Technologie<br />

Einzug gehalten und wird insbesondere<br />

in der Umweltwirtschaft<br />

immer wichtiger. „Die Bundesregierung<br />

nimmt sich explizit vor, Forschung<br />

in der Nanotechnologie zu<br />

begleiten. Bei nANO meets water V<br />

sprechen wir über aktuelle Technologieansätze,<br />

gehen also ein Stück<br />

mehr in die Anwendung als bei der<br />

letzten Ausgabe der Veranstaltungsreihe“,<br />

eröffnete Prof. Dr.<br />

Görge Deerberg, stellvertretender<br />

Leiter von Fraunhofer UMSICHT, die<br />

Vortragsreihe. Das Thema Nano ist<br />

aktueller denn je und gerät nicht<br />

zuletzt aufgrund kritischer Stimmen<br />

auch von Seiten der Wissenschaft<br />

immer wieder in den Fokus der<br />

Öffentlichkeit.<br />

Breite Marktakzeptanz<br />

muss erfolgen<br />

Zum Auftakt von nANO meets water<br />

V gab es einen Überblick über den<br />

Status quo. Ob bei der Beschleunigung<br />

von Betonhärtung oder der<br />

Schmutzabweisung – das Anwendungsgebiet<br />

von Nanotechnologie<br />

ist breit. Jedoch ist die Marktakzeptanz<br />

sehr unterschiedlich: Im<br />

Gegensatz zur Bauindustrie zögert<br />

man in der Lebensmitteltechnik<br />

und im Textilbereich noch. Ein großer<br />

Hersteller von Outdoor-Bekleidung<br />

etwa verzichtet mittlerweile<br />

komplett auf den Einsatz von Nano-<br />

Tex-Produkten. Dabei entkräftet die<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin (BAuA) die<br />

Befürchtung, dass die neuartigen<br />

Eigenschaften von Nanomaterial<br />

auch neuartige Gesundheitsgefahren<br />

hervorrufen. Laut BAuA kann<br />

Sehr gut besucht: die fünfte Ausgabe von nANO meets water.<br />

die gesundheitliche Wirkung von<br />

Nanomaterial durch bereits be -<br />

kannte Wirkprinzipien beschrieben<br />

werden. Nanotoxikologie ist vor<br />

allem Staubtoxikologie, und es sind<br />

keine völlig neuartigen Wirkungen<br />

zu erwarten. Der Arbeitsschutz<br />

sollte daher unbedingt Maßnahmen<br />

zur Minderung der Staubexposition<br />

enthalten. Die Teilnehmer von<br />

nANO meets water V sind sich einig,<br />

dass umfangreich am Dialog mit<br />

den Verbrauchern gearbeitet und in<br />

der Kommunikation mit ihnen mehr<br />

Wert auf die Reduktion von Unsicherheit<br />

und Unwissenheit gelegt<br />

werden muss. Zudem steht nach<br />

wie vor die EU-Definition von Nanomaterialien<br />

in der Kritik. Gefordert<br />

wird eine Definition, in der Materialeigenschaften<br />

detaillierter berücksichtigt<br />

werden.<br />

Mikrosiebe bereiten<br />

Trinkwasser auf<br />

Noch immer haben weltweit fast<br />

800 Mio. Menschen kein sauberes<br />

Trinkwasser, 2,5 Mrd. leben ohne<br />

einfachste sanitäre Versorgung 1 . Die<br />

Nachfrage nach geeigneten Trennsystemen,<br />

die <strong>Wasser</strong> effektiv und<br />

wirtschaftlich reinigen können,<br />

steigt. Mit ihrer definierten Lochgeometrie,<br />

hoher chemischer Be -<br />

ständigkeit und geringem Druckverlust<br />

eignen sich Mikrosiebe für<br />

die Mikrofiltration. Diese werden<br />

mittels verschiedener Verfahren<br />

(Ätzen, Schwimmgießen, Galvanik)<br />

hergestellt, vielversprechend ist vor<br />

allem die Lasertechnologie. Mittels<br />

eines Lasers können Lochperforationen<br />

großflächig in verschiedene<br />

Materialien eingebracht werden, bis<br />

zu zehn Milliarden Löcher pro Qua-<br />

1<br />

http://www.unicef.de/presse/2012/<br />

report-wasser/13924<br />

Januar 2014<br />

42 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

dratmeter sind möglich. War dieser<br />

Prozess bisher mit hohem Zeitaufwand<br />

verbunden, kann die Mehrstrahlbearbeitung<br />

die Fertigstellung<br />

um ein Vielfaches reduzieren.<br />

Hierzu kann ein diffraktives optisches<br />

Element (DOE) eingesetzt<br />

werden, das den Laserstrahl in bis<br />

zu 196 Teilstrahlen gliedert. Im<br />

Anschluss können Mikrosiebe aus<br />

anorganischen Materialien noch<br />

funktionalisiert werden, um spezielle<br />

chemische Eigenschaften zu<br />

übernehmen. So werden z. B. spezielle<br />

Proteinbeschichtungen zur<br />

Wertstoffrückgewinnung genutzt.<br />

Pro und Contra Fracking<br />

Mit großer Spannung erwartet wurden<br />

die Vorträge zum Thema Fracking.<br />

Das Verfahren ist momentan<br />

in Deutschland nicht erlaubt, die<br />

Auswirkungen auf Mensch, Natur<br />

und Umwelt sind wissenschaftlich<br />

nicht hinreichend geklärt. Fracking<br />

ist sehr umstritten: Wenn künftig<br />

weitere Schritte in Richtung Exploration<br />

und Gewinnung unkonventioneller<br />

Gasvorkommen gegangen<br />

werden sollen, ist es besonders<br />

wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren<br />

und zu beteiligen. Die substanzielle<br />

Verbesserung der Technik<br />

und Umweltüberwachung ist eine<br />

weitere Grundvoraussetzung. Damit<br />

bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen<br />

die Erkundung schrittweise<br />

und in „sicheren“ Regionen erfolgen<br />

könnte, müssten die Risiken von<br />

Fracking klar eingegrenzt werden.<br />

Während die Energieunternehmen<br />

zuversichtlich sind, in Zukunft<br />

umweltverträglich fracken zu können,<br />

verweisen die Trinkwasserversorgungsunternehmen<br />

auf das<br />

hohe Gefährdungspotenzial für die<br />

Grundwasservorkommen und lehnen<br />

die Technologie ab. Einen Fracking-Hype<br />

wie er aus Amerika<br />

bekannt ist, wird es in Deutschland<br />

jedoch niemals geben, darin sind<br />

sich alle Beteiligten einig.<br />

nANO meets water V hat gezeigt,<br />

dass Nanotechnologie ein Schlüssel<br />

für nachhaltige Entwicklung in der<br />

<strong>Wasser</strong>technik ist, wenn die Verunsicherung<br />

in den Märkten überwunden<br />

wird. Es ist wichtig, alle Beteiligten<br />

in ein Boot zu bekommen. Dass<br />

aktuell nur vereinzelt über neue<br />

Nanotechnologien berichtet wird<br />

liegt daran, dass wir uns in einer<br />

Phase des Abwartens befinden, in<br />

der zahlreiche Produkte noch<br />

zurückgehalten werden.<br />

Resonanz der Teilnehmer<br />

Heinz H. Kohnen, Hegemanns engineering<br />

& consulting: „Ich arbeite in<br />

einem Planungsbüro für <strong>Abwasser</strong>anlagen.<br />

Ich habe mich zuvor sehr<br />

viel mit Nano-Kunststoffen beschäftigt<br />

und möchte mich informieren,<br />

was sich aktuell auf dem Nano-Sektor<br />

tut.“<br />

Lasse Wülfing, Schüler des Gymnasium<br />

an der Schweizer Allee in<br />

Dortmund: „Ich habe im Rahmen<br />

von Jugend forscht die Möglichkeit<br />

bekommen, an einigen Instituten<br />

und Universitäten vorbeizuschauen.<br />

Ich interessiere mich für das Thema<br />

Nanotechnologie und war bereits<br />

auf der letzten Nanokonferenz in<br />

Dortmund.“<br />

Weitere Informationen:<br />

www.umsicht.fraunhofer.de<br />

Vortrag Fracking:<br />

Dr. H.<br />

Georg Meiners,<br />

ahu AG.<br />

Prof. Dr. Thomas<br />

Gebel,<br />

BAuA.<br />

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Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />

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Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 43


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

Hintergrundinformation<br />

450 Millionen Euro für den Emscher-Umbau<br />

EIB unterzeichnet weiteren Darlehensvertrag mit Emschergenossenschaft<br />

Eines der größten Umweltprojekte<br />

Deutschlands erhält er -<br />

neut Unterstützung der Europäischen<br />

Investitionsbank (EIB). Die<br />

EU-Förderbank stellt der Emschergenossenschaft<br />

ein weiteres Darlehen<br />

in Höhe von 450 Mio. € für die<br />

umfangreiche Neugestaltung des<br />

Flusssystems zur Verfügung. Dr.<br />

Werner Hoyer, Präsident der EIB,<br />

und Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender<br />

der Emschergenossenschaft,<br />

unterzeichneten den<br />

Vertrag in Bottrop.<br />

Mit dem Darlehen kofinanziert<br />

die EIB das Investitionsprogramm<br />

der Emschergenossenschaft für die<br />

Jahre 2014 bis 2016. Es ist nach 2011<br />

bereits die zweite Finanzierung von<br />

Seiten der EIB für das umfassende<br />

Entwicklungsvorhaben. Erneut stellt<br />

die Bank ein Darlehen in Höhe von<br />

450 Mio. € zur Verfügung. Neben<br />

den großen Volumina kann die EIB<br />

aber auch besonders attraktive Kreditkonditionen<br />

bieten: Das Darlehen<br />

läuft wieder über einen Zeitraum<br />

von 45 Jahren und ist trotz des<br />

langen Zeitraums festverzinst.<br />

Das Ruhrgebiet ist mit seinen<br />

mehr als 5 Mio. Einwohnern der<br />

größte Ballungsraum Deutschlands<br />

und zugleich Zentrum der deutschen<br />

Schwerindustrie. Der Fluss<br />

Emscher durchläuft das zentrale<br />

Ruhrgebiet – eine Region, in der fast<br />

zweieinhalb Millionen Menschen<br />

Die Alte Emscher im Landschaftspark Nord in Duisburg. © EGLV<br />

Die Europäische Investitionsbank ist die Bank der Europäischen Union für langfristige<br />

Finanzierungen. Ihre Eigner sind die EU-Mitgliedstaaten. Aufgabe der EIB ist es, die<br />

Ziele der EU durch die langfristige Finanzierung tragfähiger Projekte zu fördern. Der<br />

Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Abwasser</strong>- und Müllbeseitigung stellt für die Bank einen<br />

wichtigen Aufgabenbereich dar. Hier hat die EIB allein seit 2008 fast 22 Mrd. € bereitgestellt,<br />

davon etwa 2,5 Mrd. € in Deutschland. www.eib.org<br />

Die Emschergenossenschaft wurde 1899 in Bochum gegründet. Ihre Aufgaben sind seitdem<br />

unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die <strong>Abwasser</strong>entsorgung und -reinigung<br />

sowie der Hochwasserschutz. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft<br />

den Emscher-Umbau um. www.eglv.de<br />

leben. Vor allem der Bergbau hat die<br />

Region wirtschaftlich geprägt, er<br />

hatte allerdings auch erhebliche<br />

Auswirkungen auf die Landschaft.<br />

Wegen der Absenkungen durch<br />

den Kohleabbau ließ sich hier kein<br />

unterirdisches <strong>Abwasser</strong>kanalsystem<br />

einrichten, sodass die Emscher<br />

und ihre Nebenläufe fast ein Jahrhundert<br />

lang als offenes <strong>Abwasser</strong>system<br />

dienen mussten. Erst die<br />

Nordwanderung des Bergbaus<br />

Ende der 80er-Jahre ermöglichte<br />

den Emscher-Umbau. Bis 2017 soll<br />

der neue unterirdische <strong>Abwasser</strong>kanal<br />

Emscher (AKE) über eine<br />

Gesamtstrecke von 51 km in bis zu<br />

40 m Tiefe verlegt sein, von Dortmund-Deusen<br />

im Osten des Ruhrgebiets<br />

bis zum Klärwerk „Emschermündung“<br />

in Dinslaken.<br />

Mit dem aufwendigen Generationenprojekt<br />

geht zugleich der<br />

ökologische Umbau der Flusslandschaft<br />

einher. Die Emscher wird wieder<br />

naturnaher umgestaltet. Ehemalige<br />

Nutz- und Brachflächen<br />

erhalten ihren Landschaftscharakter<br />

zurück. Auf diese Weise entstehen<br />

in der dicht besiedelten Region<br />

wichtige Natur- und Erholungsräume,<br />

die bereits heute die Lebensqualität<br />

der dort lebenden Menschen<br />

erheblich steigern. Der Prozess<br />

der Renaturierung soll bis zum<br />

Jahr 2020 abgeschlossen sein.<br />

Wie eine aktuelle Studie des<br />

Rheinisch-Westfälischen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung belegt,<br />

wirkt sich das Gesamtvorhaben zu -<br />

dem positiv auf die Beschäftigung<br />

aus. Demnach sichert der Emscher-<br />

Umbau 3 700 Arbeitsplätze in der<br />

Region, davon 1 400 direkt durch<br />

die Baumaßnahmen.<br />

Dr. Werner Hoyer, Präsident der<br />

Europäischen Investitionsbank, sag -<br />

te anlässlich der Vertragsunterzeichnung:<br />

„Der Emscher-Umbau ist<br />

weltweit ein Vorzeigeprojekt. Es<br />

führt beispielhaft vor Augen, wie<br />

eine über viele Jahrzehnte von<br />

Januar 2014<br />

44 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

Industrie geprägte Region wieder<br />

zu einer lebenswerten und naturnahen<br />

Landschaft verwandelt werden<br />

kann. In seinem finanziellen<br />

und zeitlichen Umfang stellt der<br />

Emscher-Umbau auch für uns ein<br />

ganz besonderes Projekt dar. Ich bin<br />

deshalb ausgesprochen stolz auf<br />

das Engagement der EIB. Es verdeutlicht<br />

die wichtige Rolle, die die<br />

EU-Bank bei so zentralen und langfristigen<br />

Entwicklungsvorhaben<br />

spielt.“<br />

Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender<br />

der Emschergenossenschaft:<br />

„Unser Emscher-Um -<br />

bau ist mit einem Gesamtvolumen<br />

von 4,5 Mrd. € und einer Gesamtlänge<br />

aller <strong>Wasser</strong>läufe von 350 km<br />

das größte europäische Projekt zur<br />

Wiederherstellung einer kompletten<br />

Flusslandschaft und einer der<br />

Motoren des Strukturwandels. Wir<br />

geben den Menschen der Region<br />

ihren Fluss und damit auch ein<br />

Stück Lebensqualität zurück. Der<br />

Darlehensrahmenvertrag mit der<br />

EIB unterstützt dieses wichtige Vorhaben.“<br />

Kreislaufwirtschaft als nachhaltige Phosphor-Quelle<br />

Der BDE Bundesverband der<br />

Deutschen Entsorgungs-, <strong>Wasser</strong>-<br />

und Rohstoffwirtschaft e. V. hat<br />

sich in einer Stellungnahme im Rahmen<br />

der Konsultation der Europäischen<br />

Kommission zur nachhaltigen<br />

Verwendung von Phosphor dafür<br />

ausgesprochen, das Potenzial der<br />

Abfall- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

als Phosphor-Quelle EU-weit möglichst<br />

vollständig zu erschließen.<br />

BDE-Präsident Peter Kurth: „Die<br />

stoffliche Verwertung biologischer<br />

Abfälle, der Einsatz hochwertiger<br />

Klärschlämme in der Landwirtschaft<br />

sowie innovative Verfahren zur<br />

Phosphorrückgewinnung aus der<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung sind die nachhaltigen<br />

Möglichkeiten, die Versorgung<br />

mit Phosphor sicherzustellen.<br />

Um dieses Ressourcenpotenzial<br />

vollständig nutzbar zu machen, sollten<br />

die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

in Europa verbessert werden.“<br />

Die Europäische Union verfügt<br />

derzeit noch über keine einheitliche<br />

Strategie zur Versorgung mit Phosphor<br />

– ein essenzeller, nicht substituierbarer<br />

Nährstoff für alle Lebewesen.<br />

Daher hatte die Kommission<br />

im Juli 2013 die „Konsultative Mitteilung<br />

zur nachhaltigen Verwendung<br />

von Phosphor“ veröffentlicht. Die<br />

größten Herausforderungen sieht<br />

sie in der global steigenden Nachfrage<br />

nach phosphorhaltigen<br />

Dünge- und Futtermitteln in der<br />

Landwirtschaft und Tierzucht sowie<br />

den zunehmenden Umweltbelastungen<br />

bei Abbau, Verarbeitung<br />

und Einsatz konventioneller Düngemittel.<br />

Peter Kurth: „Die EU-weit vollständige<br />

Erfassung und stoffliche<br />

Verwertung von Bioabfällen aus privaten<br />

Haushalten sowie dem ge -<br />

werblichen und industriellen Be -<br />

reich würden helfen, phosphorhaltige<br />

Abfälle im Stoffkreislauf zu<br />

halten. Ein Rückgewinnungsgebot<br />

von Phosphor aus <strong>Abwasser</strong>, Klärschlamm<br />

und Klärschlammasche<br />

wäre zudem ein wichtiges Investitionssignal<br />

an die Unternehmen der<br />

Kreislaufwirtschaft.“<br />

Weite Informationen:<br />

www.bde-berlin.org<br />

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Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />

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Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 45


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag: Full House bei Pentair Jung<br />

Pumpen in Steinhagen<br />

130 Zuhörer haben am 7. November 2013 am 6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag im Forum der Jung Pumpen GmbH teilgenommen.<br />

Im Zentrum der Tagung standen die künftigen Herausforderungen für die <strong>Abwasser</strong>wirtschaft unter<br />

dem Motto „<strong>Abwasser</strong> im Wandel“. Dabei spielte auch die viel diskutierte Dichtheitsprüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Die Diskussion über den Sinn<br />

und Zweck, die Fristen sowie<br />

die finanzielle Angemessenheit der<br />

Dichtheitsprüfung ist in den vergangenen<br />

Jahren heftig und leider<br />

wenig sachlich geführt worden.<br />

Dem Thema „Dichtheitsprüfung“<br />

(oder besser: „Zustands- und Funktionsprüfung“)<br />

wurde – auch bedingt<br />

durch die Landtagswahl 2012 in<br />

NRW – seitens der Kommunen<br />

wenig Beachtung geschenkt. Nach<br />

der Neuformierung des Landtages<br />

wurde aber wieder aktiv an einer<br />

Neuregelung gearbeitet, die im<br />

März 2013 in Kraft getreten ist.<br />

Dichtheitsprüfung – ein<br />

reizbares Thema<br />

Im einleitenden Vortrag stellte RBD<br />

Dipl.-Ing. Bert Schumacher, Hauptdezernent<br />

für Abfallwirtschaft von<br />

der Bezirksregierung Detmold, die<br />

neuen rechtlichen Regelungen zur<br />

Zustandserfassung von Grundstücksentwässerungsleitungen<br />

vor.<br />

Neben den bekannten Modifikationen<br />

im Gesetz, so z. B. dass vor allem<br />

Rohrleitungen in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />

unter Fristsetzungen zu prüfen<br />

sind, wurde deutlich gemacht,<br />

dass die Kommunen die Freiheit<br />

erhalten, per Satzung eigene Vorgaben<br />

auch außerhalb von <strong>Wasser</strong>schutzzonen<br />

zu machen. Von diesen<br />

„Freiheiten“ soll dann Gebrauch<br />

gemacht werden, wenn durch<br />

Fremdwasser eine zu starke Belastung<br />

auf den Kläranlagen besteht.<br />

Allein dieser Sachverhalt markierte<br />

im Laufe der Veranstaltung<br />

ein Spannungsfeld zwischen den<br />

Referenten. Zwischen dem zuständigen<br />

Dezernenten für <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

im Regierungsbezirk Detmold<br />

Bert Schumacher und der<br />

Die Veranstalter und Referenten des OWL-<strong>Abwasser</strong>tages: Dr.-Ing. Andreas<br />

Kämpf, Dipl.-Ing. Dieter Weismann, Dipl.-Ing. Stefan Buche, Prof.<br />

Dr.-Ing. Ute Austermann-Haun, Dipl.-Ing. Bert Schumacher, Daniela<br />

Deifuß-Kruse, Prof. Dr.-Ing. Paul Uwe Thamsen, Marco Koch (v.l.).<br />

Abbildungen: © Pentair Jung Pumpen, Steinhagen<br />

Rechtsanwältin für Umweltrecht<br />

Daniela Deifuß-Kruse kam es zu<br />

einem inhaltlich interessanten<br />

Schlagabtausch, in dem die Anwältin<br />

mehrere Schwachstellen als<br />

„handwerkliche Fehler“ im neuen<br />

Gesetz aufdeckte. Im Rahmen ihres<br />

Vortrages nahm sie die rechtlichen<br />

Aspekte dieser neuen Verordnung,<br />

vor allem in Hinblick auf die Durchsetzung<br />

und daraus abgeleiteten<br />

Rechte und Pflichten für Kommunen,<br />

unter die Lupe.<br />

Fremdwasser – ein schwer<br />

zu erfassendes Medium<br />

Neben der Exfiltration von <strong>Abwasser</strong><br />

in unserem Grundwasser, ist<br />

die In filtration von Grundwasser<br />

(Fremdwasser) in das schadhafte<br />

<strong>Abwasser</strong>leitungssystem einer der<br />

beiden grundsätzlichen Ansätze für<br />

die seit Jahren laufende fachliche<br />

Auseinandersetzung mit dieser<br />

Thematik. In diesem Zusammenhang<br />

ist die Fremdwasserproblematik<br />

ein we sentlicher Punkt und<br />

wurde ebenfalls durch weitere Vorträge<br />

veranschaulicht.<br />

Prof. Dr.-Ing. Ute Austermann-<br />

Haun, Hochschule OWL, stellte die<br />

Auswirkungen von Fremdwasser<br />

auf den Kanal und die verfahrenstechnischen<br />

Anlagen auf Kläranlagen<br />

dar. So wurden anhand von<br />

diversen Untersuchungen auf un -<br />

terschiedlichen Kläranlagen die Veränderungen<br />

und negativen Auswirkungen<br />

von Fremdwasser auf<br />

<strong>Abwasser</strong>temperatur, Nitratfracht,<br />

Zulaufkonzentrationen, Säurekapazität<br />

und letztlich auch auf die Reinigungsleistung<br />

(C-, N-, P-Elimination)<br />

der Kläranlage verdeutlicht.<br />

Januar 2014<br />

46 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Branche<br />

NACHRICHTEN<br />

In seinem zweiten Vortrag ging<br />

RBD Dipl.-Ing. Bert Schumacher<br />

speziell auf die Problematik im<br />

Umgang mit Drainagewasser auf<br />

privaten Grundstücken ein. Drainageanschlüsse<br />

sind ein wichtiger<br />

Teilaspekt des Fremdwasserproblems<br />

und stellen unabhängig vom<br />

Landeswassergesetz NRW ein Problem<br />

dar. Beim Neubau ist keine<br />

Genehmigung für Drainageanschlüsse<br />

zu erteilen. Im Bestand<br />

befindliche Anschlüsse sind per Satzung<br />

i. d. R. nicht erlaubt, aber häufig<br />

geduldet, Ausnahmen seien<br />

allerdings im Einzelfall erforderlich<br />

und vertretbar. Innerhalb von<br />

Gebieten mit hoher Fremdwasserproblematik<br />

sind kommunale Leitentscheidungen<br />

in Abstimmung<br />

mit Aufsichtsbehörden über das<br />

zukünftige Entwässerungssystem<br />

(inkl. DW-Ableitung) erforderlich.<br />

Die Leitentscheidung sollte nachhaltige,<br />

ressourceneffiziente Lösungen<br />

finden und End-of-pipe-Lösungen<br />

nur als Ausnahme bei Vorliegen<br />

faktischer und monetärer Unverhältnismäßigkeit<br />

anderer Lösungsalternativen<br />

dulden.<br />

Bürgerinformation – eine<br />

kommunale Chance<br />

Abgerundet wurde die Vortragsreihe<br />

zur Dichtheitsprüfung durch<br />

den Vortrag von Dipl.-Ing. Stefan<br />

Buche von der <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

Rendsburg. Er berichtete aus<br />

dem Blickwinkel der Kommune vom<br />

täglichen Umgang mit der Thematik<br />

und der daraus resultierenden Unsicherheit<br />

und Diskussionen mit den<br />

betroffenen Bürgern. Kern der<br />

Arbeit mit dem Bürger stellt dabei<br />

die allgemeine Information und die<br />

umfassende Beratung dar, wobei<br />

die <strong>Abwasser</strong>beseitigungsbetriebe<br />

der Stadt Rendsburg hier nicht nur<br />

die Problematik der Dichtheitsprüfung<br />

thematisieren. Die <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

werden in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden ganzheitlich<br />

unter Berücksichtigung der Aspekte<br />

Hygiene, Falsch- und Drainageanschlüsse,<br />

Werterhalt, Stand- und<br />

Betriebssicherheit, Dokumentation<br />

Neue Selbstüberwachungsverordnung <strong>Abwasser</strong> in Kraft – Fortbildungsbedarf bei<br />

der Sachkunde – Verpassen Sie nichts!<br />

Die neue SüwVO Abw ist seit dem 09. November 2013 rechtsgültig in Kraft. Demnach<br />

müssen Sachkundige nach wie vor eine einschlägige Berufsqualifikation mit zusätzlich<br />

mehrjähriger Berufspraxis vorweisen. Auch ist vom Sachkundigen neben dem Sachkundenachweis<br />

mindestens alle drei Jahre eine mindestens zweitägige Fortbildung zu absolvieren,<br />

um die Sachkunde aufzufrischen.<br />

Gem. § 12 Abs. 5 gelten bestehende Anerkennungen nur dann weiter, sofern die Anforderungen<br />

des § 13 Abs. 2 und 4 erfüllt sind. Mit Inkrafttreten der neuen Verordnung<br />

müssen die betroffenen Sachkundigen möglichst zeitnah im Drei-Jahresintervall eine<br />

Fortbildungsveranstaltung besuchen. Erfolgt eine Aberkennung der Sachkunde aufgrund<br />

fehlender Rezertifizierung wird es besonders schwierig für Personen ohne einschlägige<br />

berufliche Qualifikation gem. § 13 Abs. 1.<br />

Alle Seminartermine 2014 finden sich in der Seminarbroschüre von Pentair Jung Pumpen.<br />

Diese befindet sich auf der Homepage www.jung-pumpen.de unter Service/ Seminare<br />

oder kann telefonisch (05204/17-0) bzw. per E-Mail unter jpforum@jung-pumpen.<br />

de angefordert werden.<br />

Anmeldungen sind per Mail oder direkt über die Homepage möglich.<br />

sowie Rückstau- und Überflutungsschutz<br />

betrachtet.<br />

Wirkungsgrad versus<br />

Zuverlässigkeit<br />

Ein weiterer streitbarer Punkt auf<br />

der zukünftigen Agenda der <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

sind die aktuellen Entwicklungen<br />

und Gefahren der Energie-Effizienz-Debatte<br />

in der EU.<br />

Diese Thematik wurde durch Prof.<br />

Dr.-Ing. Thamsen von der TU Berlin<br />

vorgestellt und diskutiert. Inzwischen<br />

liegt der Fokus nicht nur bei<br />

Haushaltsgeräten wie Kühlschränken,<br />

Waschmaschinen, Staubsaugern<br />

oder gar Glühbirnen. Auch die<br />

Pumpen-Branche wird kritisch von<br />

den EU-Verantwortlichen analysiert.<br />

Es gilt sowohl seitens aller Hersteller<br />

der Branche als auch seitens der<br />

Interessenverbände, eine offensive<br />

Lobby-Arbeit anzustoßen. Nur so<br />

kann eine Abstimmung zwischen<br />

Energie-Effizienz auf der einen Seite<br />

und maximaler Betriebssicherheit<br />

von Pumpen in der <strong>Abwasser</strong>technik<br />

auf der anderen Seite gesichert<br />

werden. Denn dem Betreiber von<br />

<strong>Abwasser</strong>anlagen wird es wenig<br />

helfen, wenn die Pumpstation zwar<br />

energetisch optimiert betrieben<br />

wird, aber die Zuverlässigkeit der<br />

Pentair Jung Pumpen bietet die komplette Zertifizierung<br />

und Rezertifizierung für Sachkundige der<br />

Dichtheitsprüfung in seinem Schulungszentrum in<br />

Steinhagen an. Das Seminarprogramm 2014 ist ab<br />

sofort verfügbar.<br />

Pumpe damit auf der Strecke bleibt.<br />

Denn eines muss auch in Zukunft<br />

sicher gestellt werden, die Feststoffe<br />

müssen ohne Blockade und<br />

Verzopfung in der Pumpenhydraulik<br />

weitergefördert werden können.<br />

Im abschließenden Vortrag des<br />

Tages referierte Dipl.-Ing. Dieter<br />

Weismann von der em.consult<br />

GmbH über die Planung und den<br />

Betrieb von <strong>Abwasser</strong>fördersystemen<br />

bei zukünftig veränderten<br />

Rahmenbedingungen. Hierbei wurden<br />

die Auswirkungen der Abwas-<br />

▶▶<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 47


NACHRICHTEN<br />

Branche<br />

serkonzentration durch verringerte<br />

<strong>Wasser</strong>verbräuche, die demografische<br />

Entwicklung, die Veränderungen<br />

im Nutzerverhalten (Stichwort:<br />

Hygieneartikel) sowie die Abwanderung<br />

aus ländlichen Ge bieten auf<br />

den Betrieb und die Auslegung von<br />

Pumpstationen untersucht.<br />

Branchentreff –<br />

OWL <strong>Abwasser</strong>tag<br />

Vieles ist in der <strong>Abwasser</strong>technik<br />

nach wie vor im Wandel. Die Teilnehmer<br />

konnten sich über aktuelle<br />

Neuerungen in der Legislative und<br />

Trends in der Branche informieren.<br />

Erstmalig wurden die Vorträge<br />

durch eine Fachausstellung flankiert.<br />

In den Pausen präsentierten<br />

die Aussteller Produkte und Verfahren,<br />

die im Zusammenhang mit den<br />

Vorträgen standen.<br />

Die Chance des Networking<br />

haben u. a. auch rund 20 Studentinnen<br />

und Studenten der Hochschule<br />

Lippe wahrgenommen. Die Teilnehmer<br />

und Teilnehmerinnen konnten<br />

damit wertvolle Kontakte zu den<br />

Personen aus Wirtschaft und Kommunen<br />

knüpfen, um ihre eigene<br />

berufliche Karriere voranzutreiben.<br />

Am 22. Januar 2015 wird der<br />

7. OWL <strong>Abwasser</strong>tag stattfinden.<br />

Die Vorbereitungen haben bereits<br />

begonnen, damit Thema und Programm<br />

spätestens im März 2014<br />

bekanntgegeben werden können.<br />

Klärwerkpreis für Innovation 2014<br />

Die beste Idee ist 1000 Euro wert plus 3 x 50 Euro für praxisrelevante, kleinere Ideen<br />

Preise gibt es viele, aber der Klärwerkpreis<br />

für Innovation 2014<br />

ist etwas Besonderes, denn Ziel des<br />

Preises ist es, Innovationen im Klärwerksbereich<br />

zu fördern und Klärwerksmitarbeiter<br />

mit neuen Ideen<br />

zu unterstützen.<br />

Berücksichtigt werden alle<br />

Ideen, die neu sind, d. h. insbesondere<br />

noch nicht kommerziell angeboten,<br />

veröffentlich oder prämiert<br />

worden sind. Das kann ein Gerät<br />

sein, ein Steuerungskonzept oder<br />

eine selbst entwickelte Strategie.<br />

Der Preisträger 2012 war Herr<br />

Panhans aus Bobingen mit dem<br />

Thema „Rohrwärmetauscher mit<br />

Zwangsführung“.<br />

Auf der IFAT 2014 werden die<br />

von der Firma Bioserve in Zusammenarbeit<br />

mit www.klärwerk.info<br />

ausgelobten Preise verliehen. Abgabeschluss<br />

ist der 31. März 2014.<br />

Die kompletten Teilnahmebedingungen<br />

und was man sonst<br />

noch wissen muss unter: http://<br />

www.klärwerkpreis.de/<br />

Ihre Hotlines für <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Redaktion<br />

Mediaberatung<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, München<br />

Inge Spoerel, München<br />

Telefon +49 89 2035366-33 Telefon +49 89 2035366-22<br />

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Leserservice <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

Brigitte Krawczyk, München<br />

Postfach 9161, 97091 Würzburg Telefon +49 89 2035366-12<br />

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Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />

Januar 2014<br />

48 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

NETZWERK WISSEN<br />

Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />

Forschung und Entwicklung<br />

© ZHAW<br />

Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung im Visier<br />

##<br />

ZHAW: Schweizer Studie testet hydrothermale Karbonisierung im industriellen Maßstab<br />

##<br />

Prof. Dr. Rolf Krebs prognostiziert: Etablierung der HTC hängt von erfolgreicher Gestaltung<br />

der in Planung befindlichen ersten industriellen Anwendungen ab<br />

##<br />

Fraunhofer IGB: Wie gewinnt man Phosphatdünger aus landwirtschaftlichen Reststoffen?<br />

##<br />

ttz: EU-Projekt „NEWAPP“ fokussiert auf Anwendung des HTC-Prozesses<br />

Aktuelle Forschungsvorhaben und Ergebnisse<br />

##<br />

Eawag: Wenn die Gewässersohle verstopft, erstickt das Grundwasser<br />

##<br />

IUW Landau: Bestehende Risikobewertung für Pflanzenschutzmittel in der EU ist praxisfern<br />

##<br />

IEEM: Sauberes <strong>Wasser</strong> für Vietnam


NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />

HTC-Kohle im<br />

Zementwerk<br />

der jura<br />

cement in Wildegg/CH.<br />

© ZHAW<br />

HTC im industriellen Maßstab getestet<br />

Schweizer Studie belegt die Überlegenheit der hydrothermalen Karbonisierung bei der<br />

Klärschlammtrocknung<br />

Seit 2006 muss Klärschlamm in der Schweiz ohne Ausnahme verbrannt werden. Ein jüngst abgeschlossenes,<br />

angewandtes Forschungsprojekt der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Kooperation<br />

mit der Firma AVA-CO2 Schweiz AG belegt die Vorteile – gerade bei Entwässerung und Ökobilanz – der<br />

hydrothermalen Karbonisierung (HTC) zur Klärschlammtrocknung. Jetzt liegt der Abschlussbericht der Studie<br />

vor.<br />

Von August 2011 bis Oktober<br />

2013 förderte das Schweizer<br />

Bundesamt für Umwelt (BAFU) das<br />

Forschungsprojekt „Weiterentwicklung<br />

der hydrothermalen Karbonisierung<br />

zur CO 2 -sparenden und kosteneffizienten<br />

Trocknung von Klärschlamm<br />

im industriellen Maßstab<br />

sowie der Rückgewinnung von<br />

Phosphor“. Projektpartner waren<br />

das Institut für Umwelt und Natürliche<br />

Ressourcen (IUNR) der ZHAW<br />

und die AVA-CO2 Schweiz AG.<br />

Folgende Punkte fanden besondere<br />

Beachtung:<br />

##<br />

Behandlung des anfallenden<br />

Prozesswassers<br />

##<br />

mechanische Entwässerbarkeit<br />

##<br />

energetische Verwendungsmöglichkeiten<br />

von HTC-Kohle<br />

##<br />

Rückgewinnung von Phosphor<br />

und Schwermetallen<br />

##<br />

Gesamtbeurteilung der Umweltauswirkungen<br />

des HTC-Verfahrens<br />

im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Verfahren (siehe Interview<br />

S. 52)<br />

Behandlung des<br />

Prozess wassers<br />

Bei der Prozesswasserbehandlung<br />

wurden das Prozesswasser und das<br />

mit einem Membranverfahren vorbehandelte<br />

Permeat bezüglich biologischer<br />

Abbaubarkeit untersucht.<br />

Im aeroben kontinuierlich betriebenen<br />

Laborreaktor wurden für HTC-<br />

Prozesswasser und HTC-Permeat<br />

bei Raumbelastungen im Bereich<br />

5–10 kg CSB (m³/d) CSB-Abbauwerte<br />

im Bereich 70–75 % erreicht.<br />

Die im Rahmen der Ausschreibung<br />

für eine HTC-Anlage auf der<br />

Kläranlage Oftringen geforderte<br />

maximale DOC-Konzentrationserhöhung<br />

im Auslauf der <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />

(ARA) von 3 mg/L, hervorgerufen<br />

durch die Einleitung des<br />

HTC-Permeats in die Hochlaststufe<br />

der ARA, könne durch eine optimierte<br />

Membranfiltration für die<br />

meisten Fälle ohne weitere Behandlung<br />

erreicht werden, resümiert die<br />

Forschergruppe um Prof. Dr. Rolf<br />

Krebs vom IUNR im Abschlussbericht<br />

der Studie.<br />

Mechanische<br />

Entwässer barkeit<br />

Schon während vorangegangener<br />

Laborversuche im Rahmen einer<br />

Machbarkeitsstudie für die Karbonisierung<br />

von Klärschlamm konnten<br />

die Wissenschaftler zeigen, dass die<br />

Trocknung durch die Karbonisierung<br />

erleichtert wird. Diese Ergeb-<br />

Januar 2014<br />

50 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung NETZWERK WISSEN<br />

nisse galt es, im industriellen Maßstab<br />

für HTC-Slurry zu bestätigen.<br />

Dafür wurden Versuche mit drei<br />

verschiedenen Filterpresssystemen<br />

der Firma Bucher durchgeführt:<br />

1. Ein Vorversuch mit einer Labor-<br />

Kammerfilterpresse TRM zeigte,<br />

dass die maximale mechanische<br />

Entwässerbarkeit des HTC-Slurrys<br />

bei einer Temperatur von<br />

20 °C ca. 70 % entspricht und<br />

dass mit industriellen Pressen<br />

ein Trockenrückstand (TR) von<br />

60 % erreichbar wäre.<br />

2. Ein Pilotversuch mit der Kammerfilterpresse<br />

HP14 zeigte, dass die<br />

Filterelemente M31 für die Pressung<br />

im industriellen Maßstab<br />

geeignet sind. Die Wissenschaftler<br />

vermuteten nach diesem ersten<br />

Pilotversuch, dass die Erhöhung<br />

der niedrigen TR des HTC-<br />

Slurrys durch das Ab saugen von<br />

Überstandswasser eine verbesserte<br />

Entwässerung ermöglicht.<br />

3. Die Filterpressversuche im großtechnischen<br />

Maßstab wurden im<br />

AVA-CO2-Werk in Karlsruhe mit<br />

einer Bucherpresse vom Typ<br />

HPS207 durchgeführt. Aus diesen<br />

Versuchen wurden 1591,2 kg<br />

frische Kohle zurückgewonnen<br />

(852,5 kg TR). In den Filterelementen<br />

M31 wurde kein Verstopfen<br />

der Filtergewebe beobachtet.<br />

Der Vorteil des Absaugens<br />

von Überstandwasser wur -<br />

de in diesen großtechnischen<br />

Pressversuchen bestätigt. Die<br />

durchschnittlichen erreichten<br />

TR-Werte für HTC-Slurry sind 14<br />

bis 23 % höher als für ausgefaulten<br />

Klärschlamm mit einer ähnlichen<br />

industriellen Anlage.<br />

AVA-CO2 hat parallel zu den Versuchen<br />

der ZHAW im Forschungszentrum<br />

in Karlsruhe zusätzliche unterschiedliche<br />

Technologien auf ihre<br />

Eignung für die Separierung und<br />

Trocknung untersucht.<br />

Dabei konnten unter anderem<br />

durch den Einsatz einer innovativen<br />

Separierungs- und Trocknungsmethode,<br />

die die Abwärme des HTC-<br />

Prozesses nutzt, TS-Gehalte in jeder<br />

beliebigen Höhe über 90 % erreicht<br />

werden.<br />

Energetische Verwendung<br />

von HTC-Kohle<br />

Bei der jura cement in Wildegg/CH<br />

und der Schlammverbrennungsanlage<br />

(SVA) Winterthur wurden<br />

er folgreich industrielle Versuche<br />

zur Mitverbrennung von HTC-Kohle<br />

durchgeführt. Weitere großtechnische<br />

Brennversuche mit Industriefirmen<br />

und Zementwerken seien<br />

geplant, teilen die Forscher mit.<br />

Rückgewinnung von<br />

Phosphor<br />

In der Studie wurde außerdem der<br />

Frage nachgegangen, inwieweit der<br />

HTC-Prozess die Rückgewinnung<br />

von Phosphor und Schwermetallen<br />

(Blei, Cadmium, Kupfer, Zink, Nickel)<br />

aus dem Klärschlamm beeinflusst.<br />

Dazu haben die Forscher der ZHAW<br />

die Extrahierbarkeit der Stoffe aus<br />

Klärschlamm, HTC-Slurry, HTC-Kohle<br />

und HTC-Asche bei verschiedenen<br />

pH-Werten untersucht.<br />

Sie kommen zu dem Fazit, dass<br />

praktisch alle analysierten Elemente<br />

eine gute bis sehr gute Extrahierbarkeit<br />

mittels Säure aufweisen. Die<br />

Ansäuerung des Substrates (KS) zur<br />

hydrothermalen Karbonisierung<br />

Hydrothermale Karbonisierung (HTC)<br />

Die Hydrothermale Karbonisierung (HTC) bezeichnet<br />

einen Prozess, bei dem Biomasse zu einem<br />

braunkohleähnlichen Produkt, der HTC-Biokohle,<br />

umgesetzt wird. Mit diesem Ziel wird eine Suspension<br />

von Biomasse in <strong>Wasser</strong> bis 180–220 °C<br />

aufgeheizt und unter Sättigungsdruck gehalten.<br />

Unter diesen Bedingungen findet eine thermochemische<br />

Umwandlung der Biomasse statt.<br />

Die Produkte des HTC-Prozesses sind primär<br />

Kohle und Prozesswasser. Im Gegensatz zur natürlichen<br />

Verkohlung dauert die in einem Druckreaktor<br />

durchgeführte HTC nur wenige Stunden. Die<br />

25L-HTC-Reaktor: Im Gegensatz zur natürlichen<br />

Verkohlung dauert die in einem Druckreaktor durchgeführte<br />

HTC nur wenige Stunden. © ZHAW<br />

komme der anschließenden Säureextraktion<br />

zugute, da in diesem<br />

Schritt Säure eingespart werden<br />

kann. Zur Phosphor-Rückgewinnung<br />

– so empfehlen die Forscher –<br />

bietet sich die Extraktion mit Schwefelsäure<br />

an, da sehr hohe Extraktionsraten<br />

erzielt werden können.<br />

▶▶<br />

Eines der Produkte des HTC-Prozesses:<br />

Kohle. © ZHAW<br />

Kohle kann man als Brennstoff nutzen, da diese nach der Karbonisierung normalerweise<br />

einen ähnlichen Brennwert wie Braunkohle hat. Das Prozesswasser ist normalerweise<br />

wesentlich mit organischen Verbindungen angereichert. Die HTC eignet sich<br />

besonders für Biomassen mit hohem <strong>Wasser</strong>gehalt, da nach der HTC die Trockensubstanz<br />

einfacher und effizienter von der <strong>Wasser</strong>phase getrennt werden kann.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 51


NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />

Das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR)<br />

Das IUNR ist Teil des Departements Life Sciences und Facility Management an der<br />

ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Es bewegt sich an der<br />

Schnittstelle von Natur und Gesellschaft und gliedert sich in die Zentren Umweltsysteme<br />

(Landschaft und Tourismus; Nachhaltigkeitskommunikation; Urbane Grünräume)<br />

und Natürliche Ressourcen (Biologische Landwirtschaft; Ecological Engineering; Integrative<br />

Ökologie).<br />

Das IUNR beschäftigt derzeit rund 175 Mitarbeitende. Jährlich werden ca. 500 Studierende<br />

ausgebildet und 1500 Personen besuchen ein Weiterbildungsangebot des Instituts.<br />

Dabei arbeitet es eng mit der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen zusammen,<br />

um seine vier Kernziele zu erreichen:<br />

1. Stärken der effizienten und nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen<br />

2. Fördern des Wissenstransfers und der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung<br />

durch Lehrangebote in Bachelor- und Masterstudiengängen, in MAS, CAS, an Fachtagungen<br />

und Kongressen<br />

3. Steigern der Qualität von urbanen und ruralen Landschaften als Lebensräume für<br />

Menschen, Tiere und Pflanzen<br />

4. Fördern von Innovationen und Unternehmen im Branchenumfeld durch disziplinäre<br />

und interdisziplinäre Lehre, Forschung und Dienstleistungen<br />

Weitere Informationen: www.iunr.zhaw.ch<br />

Die meisten der getesteten Schwermetalle<br />

lassen sich relativ einfach<br />

mit Schwefelsäure extrahieren.<br />

Zur Optimierung der Extrahierbarkeit<br />

von Blei und Cadmium<br />

könnte mittels einer anderen Säure<br />

(oder eines Säuregemisches) oder<br />

durch Beeinflussung physikalischer<br />

Parameter gearbeitet werden. Zur<br />

Verifizierung der Phosphor-Rückgewinnung<br />

könnte ggf. die Extraktion<br />

mit Schwefelsäure wiederholt werden,<br />

wobei die Säurekonzentration<br />

zwischen 5–20 % getestet werden<br />

sollte, empfehlen die Forscher in<br />

ihrem Abschlussbericht.<br />

Kompletter Abschlussbericht<br />

unter: http://www.lsfm.zhaw.ch/<br />

fileadmin/user_upload/life_sciences/_Institute_und_Zentren/ecologicalengineering/erneuerbareenergien/Publikationen/Schlussbericht_<br />

BAFU_HTC_4_11_2013.pdf<br />

„HTC wird in den nächsten Jahren nicht mehr aus<br />

der Klärschlammbehandlung wegzudenken sein.“<br />

Projektleiter Prof. Dr. Rolf Krebs prognostiziert: Die Etablierung hängt von der erfolgreichen<br />

Gestaltung der in Planung befindlichen ersten industriellen Anwendungen ab<br />

Zwei Jahre lang testeten Forscher vom Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR) die hydrothermale<br />

Karbonisierung (HTC) zur Trocknung von Klärschlamm im industriellen Maßstab. Projektleiter Prof. Dr.<br />

Rolf Krebs von der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften kommentiert im Interview mit<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> die Ergebnisse der Studie und beurteilt die Auswirkungen des HTC-Verfahrens auf die<br />

Umwelt.<br />

Prof. Rolf<br />

Krebs: „HTC ist<br />

eine ökologisch<br />

und wirtschaftlich<br />

vorteilhafte<br />

Alternative<br />

zu thermischen<br />

Trocknungsanlagen<br />

von Klärschlamm.“<br />

© privat<br />

<strong>gwf</strong>: Im Oktober 2013 endete die Studie<br />

„Weiterentwicklung der hydrothermalen<br />

Karbonisierung zur CO 2 -<br />

sparenden und kosteneffizienten<br />

Trocknung von Klärschlamm im<br />

industriellen Maßstab sowie der<br />

Rückgewinnung von Phosphor“. Welche<br />

Ergebnisse stufen Sie als besonders<br />

wegweisend ein?<br />

Prof. Dr. Rolf Krebs: Das HTC-Prozesswasser<br />

lässt sich mit vernünftigem<br />

Aufwand behandeln und HTC-<br />

Kohle wurde erfolgreich in einem<br />

Zementwerk und einer Schlammverbrennungsanlage<br />

(SVA) mitverbrannt.<br />

Bei der SVA wurde zeitweise<br />

eine vollständige Substitution der<br />

fossilen Zusatzbrennstoffe erreicht.<br />

Es wurden keine Hinweise einer verminderten<br />

Rückgewinnbarkeit von<br />

Phosphor und Schwermetallen in<br />

der Klärschlammasche nach HTC<br />

gefunden. Der Vorteil der HTC für<br />

eine verbesserte Fest-Flüssigtrennung<br />

wurde im großtechnischen<br />

Versuch nachgewiesen. Im Vergleich<br />

zur thermischen Klärschlammtrocknung<br />

reduzieren sich<br />

bei der Klärschlammentwässerung<br />

mit dem HTC-Verfahren der Wärmebedarf<br />

um bis zu 62 % und der Elektrizitätsbedarf<br />

um bis zu 69 %. Eine<br />

Januar 2014<br />

52 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung NETZWERK WISSEN<br />

detaillierte Ökobilanz zeigt relativ<br />

geringe Unterschiede im Vergleich<br />

zur thermischen Klärschlammtrocknung<br />

mit Abwärme. Wird bei der<br />

HTC jedoch ebenfalls Abwärme zur<br />

Erwärmung des Klärschlamms verwendet,<br />

zeigen sich erhebliche Vorteile<br />

der HTC. An Standorten, wo<br />

Klärschlamm unter Einsatz von fossilen<br />

Energieträgern getrocknet<br />

wird, weist das HTC-Verfahren ebenfalls<br />

bedeutende Umweltvorteile<br />

auf.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie haben Sie in diesem Projekt<br />

das Problem der Behandlung des Prozesswassers<br />

gelöst?<br />

Krebs: Das HTC-Prozesswasser<br />

sowie das mit einem Membranverfahren<br />

vorbehandelte Prozesswasser<br />

(Permeat) zeigten im Batchversuch<br />

aerob wie auch anaerob eine<br />

mittlere bis sehr gute biologische<br />

Abbaubarkeit der organischen<br />

Fracht. Eine optimierte Membranfiltration<br />

ermöglicht fallweise eine<br />

Einleitung des HTC-Permeats direkt<br />

in die Hochlaststufe der <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />

oder sogar in den<br />

Vorfluter. Dabei wurde der refraktäre<br />

organische Kohlenstoff praktisch<br />

vollständig aus dem Permeat<br />

entfernt.<br />

<strong>gwf</strong>: Ein Teil der Studie beschäftigte<br />

sich ja auch mit der Rückgewinnung<br />

von Phosphor aus dem Klärschlamm.<br />

Welche Erkenntnisse haben Sie in diesem<br />

Bereich gewonnen?<br />

Krebs: In unserer Studie wurde<br />

nachgewiesen, dass die Rückgewinnbarkeit<br />

von Phosphor aus Klärschlammasche<br />

durch HTC nicht<br />

negativ beeinflusst wird. Durch die<br />

tiefere Alkalinität der HTC-Asche ist<br />

die Rückgewinnung von Phosphor<br />

mit bekannter Technologie im Vergleich<br />

zur Rückgewinnung aus Klärschlammasche<br />

sogar eher effizienter<br />

und kostengünstiger. Unser<br />

Industriepartner AVA-CO2 hat erste<br />

Hinweise erarbeitet, dass sich Phosphor<br />

auch direkt aus dem HTC-<br />

Prozess abscheiden lässt. Diese<br />

Erkenntnisse sollen in wissenschaftlichen<br />

Versuchen weiter erhärtet<br />

werden. Sollten diese Versuche<br />

erfolgreich verlaufen, könnte die<br />

Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm<br />

durch HTC stark optimiert<br />

werden und sogar die Erstellung<br />

und den Betrieb von Monoverbrennungsanlagen<br />

überflüssig machen.<br />

<strong>gwf</strong>: Für welche <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />

eignet sich die HTC?<br />

Krebs: Grundsätzlich ist die Anwendung<br />

von HTC sowohl bei <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />

mit und ohne<br />

Faulung möglich. Bei <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen,<br />

welche noch über<br />

keine Faulung verfügen, würde sich<br />

die Investition in eine Faulung<br />

durch den Einsatz der HTC erübrigen.<br />

Zudem hat nicht ausgefaulter<br />

Schlamm den Vorteil, dass der<br />

Brennwert in der HTC-Kohle deutlich<br />

höher ist.<br />

<strong>gwf</strong>: Ihre Forschung hat sich allerdings<br />

auf die Karbonisierung von ausgefaultem<br />

Klärschlamm konzentriert…<br />

Krebs: Ja, und zwar aus dem Grund,<br />

weil die meisten größeren <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />

bereits eine<br />

Faulung haben. Aus ökonomischer<br />

Sicht sind <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />

mit einer gewissen Größe vorteilhaft<br />

(> 10 000 t TS Klärschlamm<br />

y –1 ). Die ausgewählten <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />

sollten möglichst<br />

noch freie Kapazität für die Behandlung<br />

des anfallenden HTC-Prozesswassers<br />

aufweisen, damit die<br />

zusätzlichen Kosten für die HTC-Prozesswasserbehandlung<br />

möglichst<br />

tief gehalten werden können. Aus<br />

Umweltsicht besonders positiv<br />

schneidet das HTC-Verfahren für die<br />

Klärschlammbehandlung ab, wenn<br />

auf der ausgewählten <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />

die Nutzung von<br />

Abwärme, Ökostrom sowie biogener<br />

Energieträger wie Klärgas möglich<br />

ist.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie zukunftsfähig schätzen Sie<br />

das HTC-Verfahren gerade im Bereich<br />

der Klärschlammverwertung ein?<br />

Krebs: Falls erwartungsgemäß in<br />

weiteren Ländern ein Verbot für die<br />

Die weltweit erste HTC-Anlage der Firma AVA-CO2<br />

in Karlsruhe. © AVA-CO2<br />

Ausbringung von Klärschlamm in<br />

die Landwirtschaft ausgesprochen<br />

wird, steigen die Marktaussichten<br />

für HTC zur Behandlung von Klärschlamm.<br />

Da in der Schweiz ein solches<br />

Verbot bereits in Kraft ist, kann<br />

hier HTC als ökologisch und wirtschaftlich<br />

vorteilhafte Alternative zu<br />

thermischen Trocknungsanlagen<br />

von Klärschlamm eingeführt werden.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie lange wird es dauern, bis<br />

sich das Verfahren großräumig<br />

durchsetzen wird und von welchen<br />

Faktoren hängt das ab?<br />

Krebs: Bedingung für eine Etablierung<br />

von HTC sind die erfolgreiche<br />

Gestaltung der in Planung befindlichen<br />

ersten industriellen Anwendungen<br />

und der Nachweis der<br />

erforderlichen Robustheit der Prozesse<br />

im betrieblichen Alltag. Falls<br />

sich außerdem die ersten Hinweise<br />

zu einer direkten Phosphorrückgewinnung<br />

im HTC Prozess bewahrheiten,<br />

wird HTC bereits in den<br />

nächsten Jahren nicht mehr aus der<br />

Behandlung von Klärschlamm wegzudenken<br />

sein.<br />

<strong>gwf</strong>: Herr Prof. Krebs, vielen Dank für<br />

das Interview.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 53


NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />

Wie gewinnt man Phosphatdünger aus<br />

landwirtschaftlichen Reststoffen?<br />

Diese Frage wollen Wissenschaftler im EU-geförderten Forschungsprojekt PhosFarm klären, denn Phosphor ist<br />

ein wichtiger Pflanzennährstoff, die mineralischen Reserven sind jedoch begrenzt. Ziel ist es, organisch gebundenen<br />

Phosphor aus landwirtschaftlichen Reststoffen als Quelle für Phosphatdünger zu erschließen: Mithilfe<br />

von immobilisierten Enzymen sollen organische Phosphorverbindungen abgespalten und als Phosphat<br />

zurückgewonnen werden.<br />

PhosFarm<br />

Phosphor ist ein elementarer<br />

Pflanzennährstoff für die Landwirtschaft.<br />

Um eine wachsende<br />

Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln<br />

sowie biobasierten Kraft- und<br />

Rohstoffen zu versorgen, wird der<br />

Bedarf an Düngemitteln weiter steigen.<br />

Im Jahr 2008 wurden allein in<br />

der EU ca. 1,4 Millionen Tonnen<br />

Phosphor für synthetisch hergestellte<br />

Phosphatdünger verbraucht.<br />

Dabei sind die Vorkommen an Rohphosphaten<br />

endlich und auf nur<br />

wenige Länder, darunter China,<br />

Marokko, Tunesien und die USA,<br />

begrenzt. Dies macht andere Länder<br />

abhängig von Importen.<br />

Neue Technologien, um gelöstes<br />

anorganisches Phosphat aus kommunalem<br />

<strong>Abwasser</strong> als Düngesalze<br />

zurückzugewinnen, stehen bereits<br />

zur Verfügung. Eine weitere, bisher<br />

weitgehend ungenutzte Phosphatquelle<br />

stellen Reststoffe wie Gülle<br />

aus der Tierhaltung oder Gärreste<br />

aus Biogasanlagen dar. Während in<br />

der wässrigen Flüssigphase dieser<br />

Reststoffe Phosphor – wie im Ab -<br />

wasser – als Phosphat gelöst ist,<br />

liegt Phosphor im Feststoffanteil<br />

Aus landwirtschaftlichen Reststoffen sollen im EU-Projekt PhosFarm<br />

wertvolle Bodenverbesserer und Düngesalze gewonnen werden.<br />

© Fraunhofer IGB<br />

dieser Reststoffe gebunden in biochemischen<br />

Molekülen wie Phospholipiden,<br />

Nukleotiden und Nukleinsäuren<br />

vor.<br />

Landwirtschaftliche Reststoffe<br />

stellen ein enormes Reservoir für<br />

die Phosphorrückgewinnung dar:<br />

So fallen in der EU jährlich mehr als<br />

Seit September 2013 wird das Projekt „PhosFarm – Process for sustainable phosphorus<br />

recovery from agricultural residues by enzymatic process to enable a service business<br />

for the benefit of European farm community“ im 7. Forschungsrahmenprogramm der<br />

EU gefördert (Grant Agreement No. 605771). Das Projektkonsortium umfasst neben dem<br />

Fraunhofer IGB als weitere Forschungspartner VITO (Belgien) und die Schwedische<br />

Universität für Agrarwissenschaft (SLU, Schweden) sowie die Firmen Chiral Vision<br />

(Niederlande), Geltz Umwelttechnologie GmbH (Deutschland), Heckmann Maschinenbau<br />

und Verfahrenstechnik GmbH (Deutschland), Purines Almazan, S.L. (Spanien),<br />

Agroenergie Hohenlohe GmbH (Deutschland), ASB Grünland Helmut Aurenz GmbH<br />

(Deutschland) und Servimed Almazan, S.L. (Spanien).<br />

1800 Millionen Tonnen Gülle an und<br />

das Aufkommen an Gärresten aus<br />

Biogasanlagen wächst. Vor allem<br />

Gülle aus der Geflügel- und Schweinezucht<br />

enthält rund die Hälfte des<br />

Gesamtphosphors in organisch ge -<br />

bundener Form.<br />

Im Projekt PhosFarm sollen auch<br />

diese organischen Reststoffe als<br />

Phosphatquelle erschlossen werden.<br />

Hierzu will das Projektkonsortium<br />

unter der Koordination des<br />

Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für<br />

Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik<br />

IGB einen nachhaltigen Prozess<br />

entwickeln und in Form eines<br />

integrierten Anlagenkonzepts realisieren,<br />

in dem – vor allem durch<br />

eine enzymatische Mobilisierung<br />

des organisch gebundenen Phosphors<br />

– bis zu 90 Prozent des<br />

Gesamtphosphors zurückgewonnen<br />

werden.<br />

Januar 2014<br />

54 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung NETZWERK WISSEN<br />

Für diesen neuen Ansatz sollen<br />

phosphathydrolysierende Enzyme<br />

an geeigneten Trägern immobilisiert<br />

werden. „Wir konnten bereits<br />

in vorausgehenden Versuchen am<br />

Fraunhofer IGB zeigen, dass diese<br />

Enzyme in der Lage sind, anorganisches<br />

Phosphat aus Modellverbindungen<br />

abzuspalten“, erläutert Jennifer<br />

Bilbao, die das Projekt am IGB<br />

leitet. „Nach Abtrennung der festen<br />

Phase kann das gelöste Phosphat<br />

aus der flüssigen Fraktion als Magnesiumammoniumphosphat<br />

oder<br />

Calciumphosphat gefällt werden.<br />

Diese Salze sind gut pflanzenverfügbar<br />

und direkt als Dünger einsetzbar“,<br />

erklärt Bilbao.<br />

Die verbleibende entwässerte<br />

feste Phase wird mit einem energieeffizienten<br />

Trocknungsprozess, der<br />

mit überhitztem <strong>Wasser</strong>dampf<br />

anstelle heißer Luft arbeitet,<br />

getrocknet und als organisches<br />

Substrat für die Verbesserung der<br />

Bodenfruchtbarkeit aufgearbeitet.<br />

Je nach Bedarf, das heißt abgestimmt<br />

auf die Pflanzenart und<br />

Bodenbeschaffenheit, können diese<br />

Bodenverbesserer mit den zurückgewonnenen<br />

mineralischen Düngesalzen<br />

zu einem Substrat mit definiertem<br />

N/P-Verhältnis vermischt<br />

werden.<br />

„Mit den gewonnenen mineralischen<br />

Phosphatdüngern und den<br />

organischen Bodenverbesserern<br />

können synthetische Phosphatdünger<br />

eingespart und eine Überdüngung<br />

durch das direkte Ausbringen<br />

von Gülle vermieden werden“,<br />

beschreibt Bilbao die Vorteile des<br />

neuen Konzepts. „Durch den Erlös<br />

aus dem Verkauf der Produkte verbinden<br />

wir zudem die wirtschaftliche<br />

Wertschöpfung aus einem Reststoff<br />

mit einem umweltfreundlichen<br />

Kreislaufprozess für Phosphor.“<br />

Kontakt:<br />

Jennifer Bilbao, M. Sc.,<br />

Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und<br />

Bioverfahrenstechnik IGB,<br />

Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart,<br />

Tel. (0711) 970-3646<br />

E-Mail: jennifer.bilbao@igb.fraunhofer.de<br />

www.igb.fraunhofer.de<br />

ICWRE-2014<br />

Role of Governance in the Management<br />

of Water Resources and Environment<br />

The International Conference on Water Resources and Environmental Management (ICWRE-2014)<br />

follows successful ICWRE-2011 (20-24 November 2011; Marrakesh, Morocco) and ICWRE-2013<br />

(09-11 April 2013; Geneva, Switzerland).<br />

It aims at bridging a gap between policy, science and practice in the field of water resources and<br />

environmental management; becoming an efficient discussion platform for European, Middle Eastern<br />

and African stakeholders; contributing to debates on environment related topics that take place on<br />

national different levels; sharing knowledge and raising awareness of environmental issues.<br />

The ICWRE-2014 will take place in Antalya, Turkey, on 13-15 May 2014.<br />

Registration<br />

Deadline for “Oral presentation” or “Poster<br />

presentation” (abstract submission) — 31 December 2013<br />

Deadline for “Attendance only” — 15 March 2014<br />

Contact us<br />

icwre@giweh.ch<br />

Tel. +41 22 733 75 11<br />

Fax: +41 22 734 83 24<br />

www.icwre.com<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 55


NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />

EU-Projekt fokussiert auf Anwendung des<br />

HTC-Prozesses<br />

Mit einem neuen EU-Forschungsprojekt<br />

sollen innovative<br />

Anwendungsmöglichkeiten für<br />

den Abfallstrom „feuchte Biomasse“<br />

gefunden werden. Insgesamt werden<br />

acht Projektpartner aus vier EU-<br />

Ländern für die nächsten 30 Monate<br />

an dem im November gestarteten<br />

Projekt „NEWAPP“ arbeiten. Der<br />

Fokus liegt auf der Anwendung des<br />

HTC-Prozesses, mit dem feuchte<br />

Biomasse in kohleähnliche Produkte<br />

umgewandelt werden kann.<br />

Unter den Teilnehmern sind Forschungseinrichtungen<br />

und Branchenexperten<br />

von Verbänden und<br />

Unternehmen. Die EUBIA (European<br />

Biomass Industry Association) mit<br />

Sitz in Brüssel koordiniert das Konsortium,<br />

an dem auch der Spanische<br />

Oberste Rat für wissenschaftliche<br />

Forschung (CSIC, Spain), die<br />

belgische Association of cities and<br />

regions for recycling and sustainable<br />

resource management (ACR+),<br />

der Bundesverband Sekundärrohstoffe<br />

und Entsorgung (bvse) die<br />

Technische Universität Dänemark<br />

sowie Ingelia S.L (Spanien), Terra<br />

Preta (TP, Deutschland) und das ttz<br />

Bremerhaven teilnehmen.<br />

HTC-Biokohle produziert aus biogenen Reststoffen. © Ingelia S.L<br />

Bioabfälle: 67 % verbrannt<br />

Nach Angaben der Projektgruppe<br />

fallen pro Jahr in der EU zwischen<br />

120 und 140 Millionen Tonnen Bioabfälle<br />

an, beispielsweise feuchte<br />

landwirtschaftliche Rückstände und<br />

feuchte kommunale Abfälle wie<br />

Laub, Gras oder Nahrungsreste.<br />

67 % der Materialien werden verbrannt<br />

oder deponiert. Eine geringe<br />

Menge wird kompostiert, anaerob<br />

vergärt oder als Viehfutter genutzt.<br />

„Feuchte Biomasse ist in großen<br />

Mengen verfügbar, jedoch existieren<br />

kaum intelligente Verfahren für<br />

die Behandlung. Diese Materialien<br />

sind eine wertvolle Ressource und<br />

können in Produkte umgewandelt<br />

werden, die Vorteile für die Abfallbehandlung,<br />

die erneuerbaren<br />

Energien und die Industrie haben.<br />

Wir wollen deshalb eine Abkehr von<br />

der Deponierung dieser Materialien<br />

hin zu einer in ressourceneffizienten<br />

Verwertung”, erklärt Projektteilnehmer<br />

Andrea Salimbeni (EUBIA).<br />

Nach Einschätzung von NEWAPP<br />

ist HTC (Hydrothermale Karbonisierung)<br />

ein kosten- und ressourceneffizientes<br />

sowie umweltfreundliches<br />

Verfahren, um Abfälle zu vermeiden<br />

und gleichzeitig Primärbrennstoffe<br />

zu ersetzen. Forschungsschwerpunkte<br />

und -methoden der nächsten<br />

zweieinhalb Jahre sind:<br />

Forschungsschwerpunkte<br />

Zu Beginn der nächsten zweieinhalb<br />

Jahre wird NEWAPP die HTC-<br />

Anlage von Ingelia nutzen, um Versuche<br />

mit fünf verschiedenen Biomasseströmen<br />

zu fahren. Dann liegt<br />

der Fokus auf der Entwicklung eines<br />

neuen technischen Nutzungspfads<br />

für die Umwandlung von Bioabfällen<br />

in hochwertige Produkte. Die<br />

Gruppe wird erforschen, welche<br />

verschiedenen Produkte aus den<br />

ausgewählten Stoffströmen durch<br />

den HTC-Prozess gewonnen werden<br />

können. Schließlich soll es um<br />

Qualitäts- und Sicherheitsstandards<br />

sowie Techniken für die Wertschöpfung<br />

von HTC-Produkten gehen.<br />

Mögliche Anwendungsfelder der<br />

HTC-Produkte sind Energiegewinnung,<br />

<strong>Wasser</strong>behandlung, Bodenaufbereitung<br />

und Kohlenstoffbindung.<br />

Zu vielversprechenden An -<br />

wendungsfeldern sollen auch<br />

Business-Pläne erstellt werden.<br />

Das Projekt „NEWAPP“ ist Teil des<br />

7. Rahmenprogramms der Europäischen<br />

Union. Das Budget beläuft<br />

sich auf rund 2,58 Mio. Euro. Der<br />

Förderanteil beträgt rund 1,76 Mio.<br />

Euro.<br />

Januar 2014<br />

56 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

Die Sauerstoffkonzentration<br />

in verschiedenen<br />

Grundwasserleitern<br />

der<br />

Schweiz hat<br />

während der<br />

letzten Jahrzehnte<br />

abgenommen.<br />

© Simon Figura/<br />

Eawag<br />

Wenn die Gewässersohle verstopft,<br />

erstickt das Grundwasser<br />

Schweizer Forscherteam stellt neue Hypothese zu schwankenden Werten<br />

an gelöstem Sauerstoff in Grundwasserleitern auf<br />

Die Sauerstoffkonzentration in verschiedenen Grundwasserleitern des Schweizer Mittellandes hat während<br />

der letzten Jahrzehnte abgenommen. Die beobachteten Schwankungen lassen sich auf die Verstopfung der<br />

Gewässersohlen zurückführen, legen Resultate des Nationalen Forschungsprogramms „Nachhaltige <strong>Wasser</strong>nutzung“<br />

(NFP 61) nahe.<br />

Unser Trinkwasser stammt größtenteils<br />

aus Grundwasserleitern<br />

entlang der Fließgewässer, die<br />

durch Infiltration gespiesen werden.<br />

Seit einigen Jahrzehnten steigt<br />

die Temperatur der Fließgewässer<br />

regelmäßig an. Bei der Analyse der<br />

Daten aus Gemeindepumpwerken<br />

haben Simon Figura, David Livingstone<br />

und Rolf Kipfer von der Eidgenössischen<br />

Anstalt für <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />

<strong>Abwasser</strong>reinigung und<br />

Gewässerschutz (Eawag) beobachtet,<br />

dass diese Tendenz sich auch<br />

beim Grundwasser zeigt: Es wird<br />

alle zehn Jahre im Durchschnitt 0,3<br />

bis 0,6 Grad Celsius wärmer.<br />

Sägezahnförmiger<br />

Rückgang<br />

Eine Temperaturzunahme im<br />

Grundwasser wirkt sich wahrscheinlich<br />

negativ auf die Konzentration<br />

an gelöstem Sauerstoff aus. Sie<br />

begünstigt die biologische Aktivität<br />

und damit den Sauerstoffverbrauch,<br />

verringert aber gleichzeitig die Sauerstofflöslichkeit<br />

des <strong>Wasser</strong>s.<br />

Tatsächlich zeigt die neue Analyse<br />

[1] eine tendenziell sinkende<br />

Konzentration an gelöstem Sauerstoff.<br />

Im Gegensatz zur Temperatur<br />

erfolgt dieser Rückgang jedoch<br />

nicht kontinuierlich, sondern sägezahnförmig:<br />

Er wird durch plötzliche<br />

Zunahmen unterbrochen, was<br />

durch die Temperaturentwicklung<br />

allein nicht erklärt werden kann.<br />

Aufgrund der Analyse der Ab -<br />

flussschwankungen und der Pumpmengen<br />

hat das Forscherteam eine<br />

neue Hypothese aufgestellt: Grosse<br />

Abflussmengen oder Pumpvolumen<br />

erhöhen die Infiltration in den<br />

Fließgewässern und damit auch die<br />

Konzentration an gelöstem Sauerstoff.<br />

Doch bevor dies passieren<br />

kann, müssen Hochwasserereignisse<br />

die Verstopfung oder Kolmation<br />

der Gewässersohlen beseitigt<br />

haben. Diese Reinigung des natürlichen<br />

Flussbettfilters erlaubt dann<br />

▶▶<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 57


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

NFP 61<br />

Das Nationale Forschungsprogramm „Nachhaltige <strong>Wasser</strong>nutzung“ (NFP 61) erarbeitet<br />

wissenschaftliche Grundlagen und Methoden für einen nachhaltigen Umgang mit den<br />

<strong>Wasser</strong>ressourcen, die unter zunehmendem Druck stehen. Es untersucht die von den<br />

klimatischen und gesellschaftlichen Veränderungen hervorgerufenen Auswirkungen<br />

auf diese Ressource und identifiziert die Risiken und zukünftigen Konflikte, die mit<br />

ihrer Nutzung verbunden sind. Das Forschungsprogramm ist angelegt über die Dauer<br />

von vier Jahren und verfügt über finanzielle Mittel in Höhe von 12 Millionen Schweizer<br />

Franken.<br />

Weitere Informationen: www.nfp61.ch<br />

die die Gewässersohlen reinigen<br />

und die Sauerstoffversorgung des<br />

Grundwassers begünstigen. Die<br />

Forscher gehen daher davon aus,<br />

dass sich die Tendenz zu einem<br />

langsamen Rückgang der Sauerstoffkonzentration<br />

fortsetzen wird,<br />

schätzen aber, dass Hochwasserereignisse<br />

sowie Schwankungen in<br />

den Abfluss- und Pumpmengen<br />

eine dauernde Sauerstoffarmut der<br />

Grundwasserleiter verhindern werden.<br />

erneut eine größere Infiltration und<br />

eine bessere Versorgung des Grundwassers<br />

mit Sauerstoff.<br />

Ihre Hypothese wird auch durch<br />

eine Beobachtung am Rhein ge -<br />

stützt: In den 1970er-Jahren verstopfte<br />

eine fünf Zentimeter dicke<br />

Schicht von Wandermuscheln den<br />

Flussboden. Einige Jahre später war<br />

diese Schicht wieder verschwunden,<br />

wie Taucher feststellten. Messungen<br />

zeigten, dass mit dem Verschwinden<br />

der Muscheln ein deutlicher<br />

Anstieg des gelösten Sauerstoffs<br />

im Grundwasser einherging.<br />

Ein Blick in die Zukunft<br />

Die Klimaszenarien für das 21. Jahrhundert<br />

gehen von einem Anstieg<br />

der meteorologischen Extremereignisse<br />

aus. Es dürfte immer mehr Hitzesommer<br />

wie im Jahr 2003 geben.<br />

Damals ist der Sauerstoff in einigen<br />

Grundwasserleitern ausgegangen.<br />

Im sauerstofffreien (oder anoxischen)<br />

Grundwasser lösten sich<br />

Eisen- und Manganpartikel auf, die in<br />

den Pumpwerken wieder ausfielen<br />

und den Pumpbetrieb erschwerten.<br />

Gleichzeitig dürfte die Zahl der<br />

Hochwasserereignisse zunehmen,<br />

Literatur<br />

[1] Simon Figura, David Livingstone and<br />

Rolf Kipfer (2013). Competing controls<br />

on groundwater oxygen concentrations<br />

revealed in multidecadal<br />

time-series from riverbank filtration<br />

sites. Water Resources Research. doi:<br />

10.1002/2013WR013750<br />

Kontakt:<br />

Simon Figura,<br />

Eawag,<br />

Überlandstrasse 133,<br />

CH-8600 Dübendorf,<br />

Tel. 0041 58 765 55 10,<br />

E-Mail: simon.figura@eawag.ch<br />

Bestehende Risikobewertung für<br />

Pflanzenschutzmittel in der EU ist praxisfern<br />

Landauer Studie bestätigt: Gewässer sind häufig stärker belastet als vorhergesagt<br />

Das Verfahren zur Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in der EU bedarf einer Überarbeitung. Dies bestätigt<br />

eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Umweltwissenschaften Landau. Demnach ist die in Gewässern<br />

nachgewiesene Menge an Mitteln gegen Pilzbefall (Fungizide) oft deutlich höher als die aktuellen Berechnungsmodelle<br />

im Zulassungsprozess vorhersagen.<br />

Knapp die Hälfte aller in der EU<br />

eingesetzten Pflanzenschutzmittel<br />

sind Fungizide. Da sie in der<br />

Regel zur Vorbeugung dienen, werden<br />

sie regelmäßig in größeren<br />

Mengen ausgebracht, insbesondere<br />

im Weinbau. Etwa bei Regen werden<br />

die Mittel in Flüsse und Seen<br />

geschwemmt, wo sie in höheren<br />

Konzentrationen Effekte auf Tiere<br />

und Pflanzen hervorrufen können.<br />

Denn viele Fungizide wirken nicht<br />

spezifisch gegen Pilze, sondern verhindern<br />

allgemeine Prozesse in Zellen<br />

wie die Energieproduktion oder<br />

deren Teilung.<br />

Um die Konzentrationen von<br />

Pflanzenschutzmitteln in Gewässern<br />

nach deren korrekter Anwendung<br />

in der Landwirtschaft zu<br />

berechnen, verwendet die EU seit<br />

Ende der 1990er-Jahre mathematische<br />

Simulationsmodelle (FOCUS-<br />

Modelle). Diese sind für den Zulas-<br />

Januar 2014<br />

58 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung Aktuell NETZWERK WISSEN<br />

sungsprozess gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Nur wenn die damit<br />

vorhergesagten Konzentrationen<br />

unterhalb der ökologisch bedenklichen<br />

Wirkschwelle liegen, darf ein<br />

Pflanzenschutzmittel in Europa zu -<br />

gelassen werden. Jedoch wurde bislang<br />

nicht ausführlich geprüft, ob<br />

die Prognosen mit den tatsächlich<br />

gemessenen Werten übereinstimmen.<br />

Umfassende europäische<br />

Datenbasis<br />

Das Institut für Umweltwissenschaften<br />

Landau hat bereits im vergangenen<br />

Jahr nachgewiesen, dass es<br />

bei Insektiziden keinen statistischen<br />

oder auch nur augenscheinlichen<br />

Zusammenhang zwischen Theorie<br />

und Praxis gibt. In bis zu vier von<br />

zehn Fällen war die tatsächliche<br />

Belastung der Gewässer höher als<br />

vorausberechnet, bei neueren<br />

Insektiziden sogar häufiger. Nun hat<br />

die Forschungsgruppe um Prof. Dr.<br />

Ralf Schulz 417 ermittelte Feldkonzentrationen<br />

von Fungiziden in<br />

Gewässern und Sedimenten mit<br />

den durch FOCUS vorhergesagten<br />

Umweltkonzentrationen verglichen.<br />

In 12 bis 23 Prozent der Fälle<br />

waren die tatsächlich gemessenen<br />

Werte in Gewässern höher. Nach<br />

Eingrenzung auf EU-Studien und<br />

90-Prozent-Werte (Perzentile) ergeben<br />

sich mit bis zu 43 Prozent noch<br />

höhere Fehlerquoten als bei Insektiziden.<br />

Bei Sedimenten wurden<br />

sogar bis zu 76 Prozent der verglichenen<br />

Fälle unterschätzt.<br />

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass<br />

die Voraussagen durch FOCUS<br />

weder die Pflanzen- und Tierwelt in<br />

Gewässern schützen noch die später<br />

tatsächlich in Gewässern auftretenden<br />

Fungizid-Konzentrationen<br />

angemessen vorhersagen“, erklärt<br />

Prof. Dr. Ralf Schulz vom Institut für<br />

Umweltwissenschaften Landau an<br />

der Universität Koblenz-Landau.<br />

„Eine Überarbeitung der Risikobewertung<br />

für zahlreiche in der EU<br />

zugelassene Wirkstoffe unter Be -<br />

rücksichtigung der aktuellen Ergebnisse<br />

ist daher zu empfehlen.“<br />

Im Gegensatz zu Insektiziden<br />

und Herbiziden (Unkrautvernichtungsmittel)<br />

ist über die Auswirkungen<br />

von Fungiziden auf Ökosysteme<br />

noch wenig bekannt. Erste<br />

Studien deuten jedoch darauf hin,<br />

dass sie unter Umständen einen<br />

starken Effekt auf Amphibien wie<br />

Frösche und Lurche haben.<br />

Neben einem ungeeigneten<br />

Berechnungsmodell können abweichende<br />

Werte auch an einem falschen<br />

Ausbringen der Pflanzenschutzmittel<br />

durch Landwirte oder<br />

unzureichende Anwendungshinweise<br />

der Hersteller liegen. Doch<br />

selbst eine mangelnde Einhaltung<br />

von Pufferzonen würde nur etwa<br />

die Hälfte der zu hohen Werte erklären.<br />

In neun von zehn Fällen ist die<br />

Abweichung zwischen Vorhersage<br />

und Realität größer als 30 Prozent.<br />

„Wir konnten weder bei Insektiziden<br />

noch bei Fungiziden einen statistischen<br />

Zusammenhang zwischen<br />

den berechneten und gemessenen<br />

Werten erkennen“, ergänzt<br />

Schulz. „Die Vorhersagen von<br />

FOCUS erweisen sich daher für die<br />

Praxis als unzuverlässig und sollten<br />

durch ein überarbeitetes und angepasstes<br />

Modell ersetzt werden. In<br />

jedem Fall müssten nach wenigen<br />

Jahren anhand der tatsächlich<br />

ermittelten Konzentrationen von<br />

Pflanzenschutzmitteln deren Zulassung<br />

und Anwendungshinweise<br />

überprüft und gegebenenfalls<br />

modifiziert werden. Entsprechend<br />

benötigen wir auch in Deutschland<br />

regelmäßig und unabhängig<br />

gewonnene Daten zur Belastung<br />

von Gewässern mit Pflanzenschutzmitteln.“<br />

Die komplette Studie: http://<br />

pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es40<br />

48329?prevSearch=Kn%25C3%25A<br />

4bel&searchHistoryKey=<br />

Kontakt:<br />

Universität Koblenz-Landau,<br />

Institut für Umweltwissenschaften Landau,<br />

Prof. Dr. Ralf Schulz,<br />

Fortstraße 7,<br />

76829 Landau,<br />

Tel. (06341) 280-31327,<br />

E-Mail: schulz@uni-landau.de<br />

Fungizide dienen<br />

in der<br />

Regel der Vorbeugung.<br />

Deshalb<br />

werden<br />

sie regelmäßig<br />

in größeren<br />

Mengen aufgebracht,<br />

insbesondere<br />

im<br />

Weinbau.<br />

© Renja Bereswill/<br />

Universität Koblenz-Landau<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 59


NETZWERK WISSEN Aktuell<br />

Klares <strong>Wasser</strong> für Vietnam<br />

<strong>Abwasser</strong>experten der Universität Witten/Herdecke beraten Vietnam<br />

bei Sauberhaltung des Mekong-Deltas<br />

<strong>Abwasser</strong>-Experten der Universität Witten/Herdecke beraten in mehreren Projekten die Regierung Vietnams<br />

bei Kläranlagen und <strong>Abwasser</strong>kosten. Es geht dabei um eine Region rund um die Stadt Can Tho, die man als<br />

„Hauptstadt im Mekong-Delta“ bezeichnen könnte.<br />

Prof. Karl-Ulrich<br />

Rudolph: „Das<br />

Projekt AKIZ<br />

soll herausfinden,<br />

welche<br />

Kläranlagen<br />

auch unter den<br />

schwierigen<br />

Arbeitsbedingungen<br />

tropischer<br />

Schwellenländer<br />

anwendbar<br />

sind.“<br />

© Christian Lukas<br />

IEEM<br />

Das Institut für Umwelttechnik und Management<br />

an der Universität Witten/Herdecke (Institute of<br />

Environmental Engineering and Management,<br />

IEEM) verbindet die Bereiche Ingenieurwesen<br />

und Umwelt-Ökonomie zu einem anwendungsbezogenen,<br />

wissenschaftlichen Ansatz im weiten<br />

Feld der klassischen Siedlungswasserwirtschaft<br />

(<strong>Wasser</strong>, <strong>Abwasser</strong>, Abfall). Ziel des Instituts ist<br />

es, innovative technische und ökonomische<br />

Lösungen zu erarbeiten und international umzusetzen.<br />

Dies umfasst auch die Entwicklung<br />

moderner Managementmethoden und Organisationsstrukturen.<br />

Weitere Informationen: http://www.uni-wh-utm.<br />

de/<br />

Das Institut für Umwelttechnik<br />

und Management an der Universität<br />

Witten/Herdecke (IEEM) leitet<br />

das gemeinsam vom Bundesforschungsministerium<br />

(BMBF) und<br />

dem vietnamesischen Forschungsministerium<br />

MoST geförderte Projekt<br />

AKIZ (<strong>Abwasser</strong>konzepte für<br />

Industriezonen). „AKIZ soll herausfinden,<br />

welche Kläranlagen auch<br />

unter den schwierigen Arbeitsbedingungen<br />

tropischer Schwellenländer<br />

anwendbar sind“, fasst Prof.<br />

Dr. mult. Karl-Ulrich Rudolph die<br />

Zielsetzung zusammen. Der Leiter<br />

des IEEM erklärt die dabei zu beachtende<br />

Problematik: „Abgesehen von<br />

den technischen Problemen mit<br />

dem feucht-heißen Klima muss man<br />

mit ständig neuen Schadstoffen<br />

und steigenden <strong>Abwasser</strong>mengen<br />

fertig werden. Und das, ohne auf so<br />

gut ausgebildetes Klärwerkspersonal<br />

sowie die vergleichsweise komfortable<br />

Finanzausstattung zurückgreifen<br />

zu können, wie wir das in<br />

Deutschland gewohnt sind.“<br />

In Pilotprojekten wollen die Wittener<br />

Experten angepasste Technologien<br />

zur Giftstoffentfernung, zur<br />

Energieerzeugung und zur Wertstoffrückgewinnung<br />

aus Fabrikabwässern<br />

im Mekong-Delta ausprobieren<br />

sowie Verfahren zur Klärschlammbehandlung<br />

testen. „Für<br />

die Industriezone Tra Noc bei Can<br />

Tho haben wir ein stationäres und<br />

zwei mobile <strong>Abwasser</strong>labors aufgebaut.<br />

Sie liefern uns die Datenbasis<br />

zur Optimierung und zur Überwachung<br />

des integrierten <strong>Abwasser</strong>konzeptes,<br />

einschließlich der zentralen<br />

Kläranlage für die Industriezone“,<br />

beschreibt Rudolph den<br />

aktuellen Stand. Als Ergebnis soll bis<br />

Ende 2015 ein Geschäftsplan für die<br />

Industrieabwässer der Region stehen,<br />

das auch mit einer Kalkulation<br />

aller Kosten und einer Modellierung<br />

der <strong>Abwasser</strong>tarife hinterlegt ist.<br />

„Runderlass <strong>Abwasser</strong>tarife“<br />

Ein anderes Projekt ist der „Runderlass<br />

<strong>Abwasser</strong>tarife“: In ihm möchte<br />

die vietnamesische Regierung den<br />

Stadtwerken und <strong>Abwasser</strong>betrieben<br />

des Landes zeigen (und auch<br />

vorschreiben), mit welchen Zahlen<br />

und Methoden die <strong>Abwasser</strong>kosten<br />

zu kalkulieren sind.<br />

Außerdem möchte die Regierung<br />

das nationale Investitionsprogramm<br />

<strong>Abwasser</strong> prüfen und aktualisieren.<br />

Mit dieser Aufgabe hat im<br />

Oktober 2013 das vietnamesische<br />

Ministerium für Planung und Investition<br />

ein von AKIZ-Experten geführtes<br />

Beraterkonsortium beauftragt.<br />

Die Finanzierung dieser Arbeiten<br />

wird von der Weltbank übernommen.<br />

„AKIZ hat jetzt Zugriff auf nationale<br />

und internationale Finanzexperten,<br />

Wirtschaftsprüfer und An -<br />

wälte – allesamt spezialisiert und<br />

erfahren im <strong>Wasser</strong>sektor Vietnams<br />

–, welche uns bei der Umsetzung<br />

der technisch-ökonomischen Konzepte<br />

helfen können“, so Projektleiter<br />

Rudolph. „Bis 2015 besteht jetzt<br />

mit allen maßgebenden Ministerien<br />

in Vietnam und darüber hinaus<br />

auch mit den multilateralen Geberbanken<br />

die Vertragsbasis für die<br />

offizielle Zusammenarbeit. Wir se -<br />

hen es als große Auszeichnung an,<br />

dass von den zahlreichen Wissenschaftsprojekten,<br />

die mit internationaler<br />

Beteiligung in Vietnam stattfinden,<br />

AKIZ angefragt und im<br />

Ergebnis ausgewählt wurde, die<br />

Regierung Vietnams in dieser Angelegenheit<br />

zu beraten.“<br />

Kontakt:<br />

IEEM – Institut für Umwelttechnik und<br />

Management,<br />

Prof. Dr. mult. Karl-Ulrich Rudolph,<br />

Tel. (02302) 914 010,<br />

E-Mail: mail@uni-wh-utm.de<br />

Januar 2014<br />

60 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

Asia Water in Malaysia<br />

19. bis 20. März 2014, Kuala Lumpur Convention Centre<br />

Vom 19. bis 20. März 2014 findet<br />

in Kuala Lumpur Convention<br />

Centre, Malaysia, zum achten Mal<br />

die Asia Water – Asiens wichtigste<br />

Messe und Konferenz in Bereich<br />

<strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong> statt.<br />

„Die achte Auflage der AsiaWater<br />

unterstreicht, wie wichtig das Element<br />

<strong>Wasser</strong> in einem sich schnell<br />

entwickelnden Land wie Malaysia<br />

ist“ so Dato’ Ismail Kasim, Vorsitzender<br />

der National Water Services<br />

Commission (SPAN).<br />

Malaysias <strong>Wasser</strong>versorgungsund<br />

<strong>Abwasser</strong>system weist großen<br />

Handlungsbedarf auf. Das Land hat<br />

auf der einen Seite mit dem steigenden<br />

<strong>Wasser</strong>bedarf und auf der<br />

anderen mit Überschwemmungen<br />

durch Regenfälle und <strong>Wasser</strong>verluste<br />

im Zuliefersystem zu kämpfen.<br />

Das bestehende <strong>Wasser</strong>- und Ab -<br />

wassersystem soll ausgebaut und<br />

modernisiert werden. Hierfür stellt<br />

die Regierung Milliarden bereit.<br />

Gefragt sind energiesparende und<br />

innovative Technologien.<br />

Die Asia Water hat sich seit ihrem<br />

14-jährigen Bestehens zu einem<br />

wohl etablierten Brachentreffpunkt<br />

in der Region entwickelt. 682 Ausstellerfirmen<br />

präsentierten sich in<br />

2012 auf einer 5 000-m²-Aus stellungs<br />

fläche den rund 12 000 Fachbesuchern<br />

aus 56 verschiedenen<br />

Ländern.<br />

Ein weiterer Zuwachs wird für<br />

das kommende Jahr erwartet.<br />

700 Aussteller aus 42 verschiedenen<br />

Ländern werden auf der Messe vertreten<br />

sein.<br />

Unter anderem wird es folgende<br />

bedeutsame internationale Pavillons<br />

geben: Deutschland, China, Taiwan,<br />

Singapur, Korea, Vereinigten Staaten<br />

von Amerika, Australien, Österreich,<br />

Indien und Dänemark. Zudem werden<br />

Firmen wie Siemens, Xylem<br />

Water Solutions Sdn Bhd, ITS, Ranhill<br />

Utilities Sdn Bhd, Ebara, Salcon Engineering,<br />

Palintest Asia Pacific, Pure<br />

682 Ausstellerfirmen präsentierten sich in 2012 auf einer 5 000-m²-Aus stellungsfläche den<br />

rund 12 000 Fachbesuchern aus 56 verschiedenen Ländern.<br />

Technologies Ltd, und Methrom<br />

Malaysia Sdn Bhd ausstellen. Der offizielle<br />

Veranstalter UBM Asia erwartet<br />

mehr als 13 000 Fachbesucher.<br />

Begleitet wird die Messe durch<br />

vier internationale Konferenzen:<br />

ASEAN Countries Präsentation:<br />

Unter dem Thema “ Sustainable<br />

Water & Wastewater: Challenges &<br />

Business Opportunities“ bietet<br />

www.wassertermine.de<br />

diese Präsentation eine Plattform<br />

Erfahrungen auszutauschen, insbesondere<br />

in Bezug auf die aktuellen<br />

technologischen Fortschritte.<br />

Asiawater Resource 2014 Conference<br />

– die Veranstaltung „Water<br />

Security for Developing Asia“ wird<br />

erneut vom „The Department of Irrigation<br />

and Drainage Malaysia“<br />

unter Leitung des Ministeriums für<br />

natürliche Ressourcen und Umwelt<br />

durchgeführt.<br />

Asiawater 2014 Technology Symposium<br />

– ein kommunikativer und<br />

interaktiver Workshop, der die Möglichkeit<br />

bietet, sich auszutauschen<br />

und Networking zu betreiben.<br />

8th Asiawater Conference – Unter<br />

dem Thema „Building Innovative and<br />

Sustainable Partnerships in Water“<br />

wird diese Konferenz von der Malaysian<br />

Water Association (MWA) organisiert,<br />

mit dem Ziel den Teilnehmern<br />

bei der Suche nach Lösungen<br />

für branchenspezifischen und<br />

geschäftlichen Probleme Hilfestellung<br />

zu leisten.<br />

Weitere Informationen:<br />

ECM Expo & Conference Management GmbH,<br />

Amelie Weiß, Tel. (030) 6178 4341,<br />

E-Mail: aw@ecm-berlin.de,<br />

www.ecm-berlin.de<br />

UBM Asia,<br />

Tel. +603 2176 8788,<br />

E-Mail: asiawater@ubm.com,<br />

www.asiawater.org<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 61


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Jetzt anmelden: DVGW-Schulungen im<br />

Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Neu im Programm: <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

aus Quellwasservorkommen<br />

Diese Schulung richtet der DVGW<br />

erstmals aus, und zwar am 8./9.<br />

April 2014 in Irsee. Die Nutzung von<br />

Quellwasservorkommen zur öffentlichen<br />

Trinkwasserversorgung be -<br />

trägt in Deutschland derzeit knapp<br />

10 %. Insbesondere in Süddeutschland<br />

und im Alpenraum, in denen<br />

keine anderen Ressourcen zur Verfügung<br />

stehen, wird im Sinne einer<br />

ortsnahen <strong>Wasser</strong>versorgung auf<br />

Quellwasser zurückgegriffen. Durch<br />

die dargebotstechnische Begrenzung<br />

der Tiefenwasserentnahmen,<br />

wie z. B. in Bayern, oder bei der<br />

Frage der Energieeffizienz sind<br />

Quellwasservorkommen wieder in<br />

den Fokus für eine nachhaltige<br />

Grundwassernutzung gekommen.<br />

Die Qualität von Quellwässern<br />

ist vor allem von der Beschaffenheit<br />

und Mächtigkeit der grundwasserüberdeckenden<br />

Schichten, den daraus<br />

resultierenden Fließwegen und<br />

Verweilzeiten des Sicker- und<br />

Grundwassers sowie den Nutzungsverhältnissen<br />

im Einzugsgebiet<br />

abhängig. Aufgrund der besonderen<br />

Sensibilität von Quellwasservorkommen<br />

in oberflächennahen<br />

Grundwasserleitern, insbesondere<br />

hinsichtlich der mikrobiologischen<br />

Unbedenklichkeit des abgegebenen<br />

Trinkwassers, ist es wichtig,<br />

über ein sicheres <strong>Wasser</strong>versorgungskonzept<br />

und sichere Quellwasserfassungen<br />

zu verfügen.<br />

Wichtige Elemente zur Qualitätssicherung<br />

einer Trinkwasserversorgung<br />

aus Quellen sind:<br />

##<br />

Kenntnisse über den Naturraum<br />

(bodenkundliche, hydrologische,<br />

geologische Verhältnisse)<br />

##<br />

Erfassung möglicher wassergefährdender<br />

Nutzungen,<br />

Einrichtungen, Handlungen und<br />

Vorgänge im Quelleinzugsgebiet<br />

##<br />

Kenntnisse über technische<br />

Maßnahmen zur Sicherung der<br />

<strong>Wasser</strong>beschaffenheit und über<br />

den Zustand der Fassungsanlage<br />

als Basis für Sanierungsmaßnahmen<br />

##<br />

Regelmäßige Überwachung der<br />

Beschaffenheit und Menge des<br />

Quellwassers im Einzugsgebiet<br />

und in der Fassung<br />

##<br />

Aufbereitung und ggf. Desinfektion<br />

von mikrobiologisch belastetem<br />

Quellwasser<br />

Im Rahmen des Kurses werden praxisnah<br />

wichtige qualitative und<br />

quantitative Aspekte zum Quellenbau,<br />

zur Sanierung und Überwachung<br />

von Quellfassungen und<br />

deren Einzugsgebiete sowie zur<br />

Qualitätssicherung der Trinkwasserversorgungen<br />

aus Quellwasser dargelegt<br />

und diskutiert. Die Veranstaltung<br />

richtet sich an Mitarbeiter<br />

von Versorgungsunternehmen mit<br />

Quellwasserfassungsanlagen, Vertreter<br />

von Genehmigungsbehörden<br />

und Ingenieurbüros, die mit Aufgaben<br />

rund um das Quellwasser zur<br />

Trinkwasserversorgung betraut sind.<br />

Prof. Dr. Christoph Treskatis |<br />

Bieske und Partner, Lohmar<br />

Dynamische Druckänderungen<br />

(Druckstöße) in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />

– Ursachen<br />

und Beherrschung<br />

Am 25./26. Februar 2014 richtet der<br />

DVGW die Forumsveranstaltung<br />

„Dynamische Druckänderungen<br />

(Druckstöße) in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />

– Ursachen und Beherrschung“<br />

in Frankenthal aus. Beim<br />

Betrieb von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />

sind Druck- und Druckflussänderungen<br />

unvermeidbar. Verlaufen<br />

diese abrupt, können extreme<br />

Druckpendelungen (Druckstöße)<br />

hervorgerufen werden, die Schäden<br />

und Störungen verursachen.<br />

Dynamische Druckänderungen<br />

müssen daher bei der Planung und<br />

beim Betrieb von Anlagen beachtet<br />

und ggf. durch geeignete Maßnahmen<br />

begrenzt werden. Ziel der Veranstaltung<br />

ist, den Teilnehmern<br />

Ursachen und Wirkungen von<br />

Druckstößen, Methoden und Werkzeuge<br />

zur Messung und Berechnung<br />

von Druckstößen, Mittel und<br />

Maßnahmen zur Begrenzung von<br />

Druckstößen mit besonderem<br />

Augenmerk auf praktische Beispiele<br />

aufzuzeigen und verständlich zu<br />

machen. Die Vortragenden sind Mitglieder<br />

des DVGW-Projektkreises,<br />

der für die Fortschreibung des<br />

DVGW-Arbeitsblattes W 303 zuständig<br />

ist.<br />

Das Programm wird durch den<br />

Ausblick auf rechtliche Aspekte und<br />

Haftungsfragen abgerundet. Es<br />

richtet sich an technische Fach- und<br />

Führungskräfte von Versorgungsunternehmen,<br />

Bauteilherstellern,<br />

Ingenieurbüros und EDV-Dienstleistern.<br />

Klaus Büschel | Bereich <strong>Wasser</strong><br />

Kurs 5 <strong>Wasser</strong>chemie<br />

Vom 25. bis 27. März 2014 findet in<br />

Hildesheim der Kurs 5 „<strong>Wasser</strong>chemie“<br />

statt. Seine Themenzusammenstellung<br />

erfolgt unter dem<br />

Gesichtspunkt, wesentliche wasserchemische<br />

Grundlagen mit praktischer<br />

Bedeutung im Hinblick auf die<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung, -aufbereitung<br />

und -verteilung zu vermitteln. Dabei<br />

wird besonders auf die Darstellung<br />

von praktischen Beispielen Wert<br />

gelegt. Vereinfachte Berechnungsmethoden<br />

werden hergeleitet und<br />

in praktischen Übungen angewandt<br />

(hierfür bitte einen Taschenrechner<br />

mitbringen). Bei den Kursteilnehmern<br />

wird ein Grundwissen in Chemie,<br />

Physik und Mathematik vorausgesetzt,<br />

wie es an weiterbildenden<br />

Schulen oder Fachhochschulen ver-<br />

Januar 2014<br />

62 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

mittelt wird. Zielgruppe sind gleichermaßen<br />

hochqualifizierte Meister<br />

und Techniker und Ingenieure<br />

und Naturwissenschaftler, die sich<br />

mit praktischen Aufgaben und Problemen<br />

der <strong>Wasser</strong>versorgung be -<br />

schäftigen. Auch der aktuelle Kurs<br />

wird von Referenten des DVGW-<br />

Technologiezentrums <strong>Wasser</strong> (TZW)<br />

einschließlich seiner Außenstellen<br />

in Hamburg und Dresden gestaltet.<br />

Im Rahmen der DVGW-Fortbildungskurse<br />

wurden bisher durchgeführt:<br />

##<br />

Grundlagenkurs Einführung in<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

##<br />

Kurs 1 <strong>Wasser</strong>gewinnung und<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

##<br />

Kurs 2 <strong>Wasser</strong>transport und<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

##<br />

Kurs 3 Maschinelle und elektrische<br />

Anlagen in <strong>Wasser</strong>werken<br />

##<br />

Kurs 5 <strong>Wasser</strong>chemie<br />

##<br />

Kurs 6 Verfahrenstechnik der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Dr.-Ing. habil Klaus Johannsen<br />

Weitere Informationen und Anmeldung für<br />

alle drei <strong>Wasser</strong>schulungen:<br />

DVGW-Hauptgeschäftsführung,<br />

Katja Heythekker,<br />

Tel. (0228) 9188-602,<br />

Fax (0228) 9188-92-602,<br />

E-Mail: heythekker@dvgw.de,<br />

www.dvgw.de<br />

14. Göttinger<br />

<strong>Abwasser</strong>tage<br />

Wir wissen,<br />

wie Kanalsanierung<br />

funktioniert!<br />

Technische Akademie<br />

Hannover e. V.<br />

Wöhlerstr. 42<br />

30163 Hannover<br />

25. - 26. Februar 2014<br />

Tel.: 0511 / 394 33-30<br />

Fax: 0511 / 394 33-40<br />

info@ta-hannover.de<br />

www.ta-hannover.de<br />

in Kooperation mit:<br />

www.abwassertage.de<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 63


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

Schulungen zum Sachkundigen<br />

für Trinkwasser-Probenehmer<br />

Das neue IWW- Schulungsprogramm 2014<br />

© Carsten Jünger/pixelio.de<br />

Das Schulungsprogramm für<br />

Trinkwasser-Probenehmer wird<br />

mit einer Tradition von nunmehr<br />

13 Jahren fortgesetzt. Die Schulungen<br />

werden fortlaufend auf die aktuellen<br />

Entwicklungen, Vorgaben und<br />

die Gesetzeslage angepasst und<br />

erhalten daher wegen ihrer Aktualität,<br />

Praxisnähe sowie der professionellen<br />

und erfahrenen Referenten<br />

sehr gute Kritiken der Teilnehmer.<br />

Im Routineprogramm für 2014<br />

stehen zunächst wieder vier Basis-<br />

Schulungen (mit Erfolgsprüfung<br />

und Zertifikat) sowie vier Vertiefungsschulungen<br />

(mit Zertifikat).<br />

Bei den Vertiefungsschulungen<br />

können die Teilnehmer optional<br />

eine Sensorik-Prüfung mit eigenem<br />

Zertifikat buchen. Am Regionalstandort<br />

„IWW Rhein-Main“ in Biebesheim<br />

wird in Kooperation mit<br />

dem DVGW ebenfalls eine Reihe<br />

von Basis- und Vertiefungsschulungen<br />

angeboten.<br />

Alle Schulungen werden auch<br />

als individuelle Inhouse-Schulungen<br />

beim Kunden angeboten.<br />

Die gebundenen Schulungsunterlagen<br />

können auch separat beim<br />

IWW bestellt werden. Mittlerweile<br />

liegt die 13. aktualisierte Auflage<br />

vor, die den aktuellsten Stand der<br />

Trinkwasserverordnung und die<br />

Anforderungen des UBA berücksichtigt.<br />

Aktuelle Informationen über die<br />

Schulungen unter www.iww-online.<br />

de<br />

Fragen bezüglich einer In house-<br />

Schulung oder einer Spezialschulung,<br />

telefonisch oder per<br />

E-Mail an Hanne Servatius (h.servatius@iww-online.de<br />

oder (0208)<br />

40303-102). Für die Schulungen in<br />

Biebesheim an Sonja Rothermel<br />

(s.rothermel@iww-online.de oder<br />

(069) 25490-8001).<br />

Früher war ich mal …<br />

Dezentrales<br />

Betriebswassermanagement.<br />

Veranstaltung<br />

für<br />

Planer, Architekten<br />

und<br />

Fachhandwerker.<br />

… Grauwasser. So der Titel einer<br />

produktneutralen Weiterbildung für<br />

Architekten, Ingenieure, Sanitärhandwerker.<br />

Das Motto ist „Experten<br />

schulen Experten“. Aus diesem<br />

Grund haben sich die Marktführer<br />

für Grauwasseranlagen zusammengeschlossen,<br />

um das Thema ge -<br />

meinsam mit den Architekten-,<br />

Ingenieur- und Handwerkskammern<br />

den planenden Fachleuten zu<br />

vermitteln. Die Berufsverbände<br />

empfehlen diese Schulung ihren<br />

Mitgliedern und belohnen die Teilnahme<br />

gegebenenfalls mit Fortbildungspunkten.<br />

Ziel ist es, professionelles<br />

Know-how an die am Bau Verantwortlichen<br />

weiterzugeben und<br />

sie für die Beratung der Bauherrschaft<br />

zu stärken. Der zunehmende<br />

Wunsch nach ökologischem und<br />

nachhaltigem Umgang mit <strong>Wasser</strong><br />

in der Haustechnik hat die Deutsche<br />

Vereinigung <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> e. V.<br />

(DWA) veranlasst, den Stand der<br />

Technik im DWA-Merkblatt M 277,<br />

dessen Erscheinen bevorsteht,<br />

zusammenzufassen. Seit März 2013<br />

bereits ist die VDI-Richtlinie 2070<br />

„Betriebswassermanagement für<br />

Gebäude und Liegenschaften“ veröffentlicht.<br />

Beide Regeln der Technik<br />

werden in der Schulung vorgestellt.<br />

Beherbergungsbetriebe wie<br />

Hotels, Studentenwohnheime, Al -<br />

ten- und Pflegeeinrichtungen oder<br />

Campingplätze rüsten derzeit verstärkt<br />

auf Grauwassernutzung um.<br />

Genau genommen stellen sie auf<br />

Betriebswasser um, das früher einmal<br />

Grauwasser war – ganz im Sinne<br />

des Titels der Veranstaltungsreihe.<br />

Wie der Wandel von der einen zur<br />

anderen <strong>Wasser</strong>art vonstattengeht,<br />

wozu das Recyclingwasser verwendet<br />

werden kann und welche Voraussetzungen<br />

erforderlich sind,<br />

wird ebenso thematisiert wie Fragen<br />

der Wirtschaftlichkeit und Vorteile<br />

bei der Gebäudezertifizierung.<br />

Programm mit Anmeldevordruck<br />

auf Anfrage bei:<br />

Dehoust GmbH, Leimen,<br />

E-Mail: schulung@dehoust.de<br />

iWater <strong>Wasser</strong>technik, Troisdorf,<br />

E-Mail: info@ewu-aqua.de<br />

Januar 2014<br />

64 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

1. Sanierungsplanungskongress in Kassel:<br />

Schlechte Planung kostet richtig viel Geld<br />

Die unzureichende Konzeption<br />

und Unterhaltung von Kanalnetzen<br />

führt zu schlechten technischen<br />

und wirtschaftlichen Ergebnissen.<br />

Das bekommen wir alle zu<br />

spüren: Die Netzbetreiber müssen<br />

mit höheren Betriebskosten rechnen<br />

und die Bürger zahlen die<br />

Zeche in Form von steigenden<br />

Gebühren. Damit entsteht ein volkswirtschaftlicher<br />

Schaden, der bei<br />

einer systematischen Bedarfsplanung<br />

als Grundlage wirtschaftlicher<br />

und nachhaltiger Maßnahmen zur<br />

Kanalnetzunterhaltung durchaus<br />

vermeidbar ist. Wie lassen sich langfristige<br />

Bedarfe erkennen, die<br />

immensen Vermögenswerte generationenübergreifend<br />

nutzen, Planungen<br />

im Sinne sich verändernder<br />

Rahmenbedingungen optimieren<br />

und letztlich effektive, bürgerfreundliche<br />

Lösungen umsetzen?<br />

Kurzum: Wie lassen sich Kanalnetze<br />

fit machen für die Zukunft? Um<br />

diese und andere Fragen geht es<br />

beim Sanierungsplanungskongress<br />

2014, zu dem der Verband Zertifizierter<br />

Sanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />

e. V. (VSB)<br />

gemeinsam mit der DWA Deutsche<br />

Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. die politisch<br />

und technisch Verantwortlichen<br />

der Kanalnetzbetreiber, Mitarbeiter<br />

von Fachbehörden sowie<br />

planende Ingenieure am 12. und<br />

13. Februar 2014 ins Kongress Palais<br />

Kassel eingeladen hat. Der Kongress<br />

mit begleitender Fachausstellung<br />

stellt die Herausforderungen für<br />

Kanalnetzbetreiber in den Fokus.<br />

Die Beiträge verdeutlichen die<br />

Wichtigkeit der Substanzerhaltung<br />

im Sinne des Vermögensschutzes,<br />

die Auswirkungen kommunalpolitisch<br />

beeinflusster administrativer<br />

und organisatorischer Aspekte bis<br />

hin zu neuen normativer Vorgaben<br />

für die Sanierungsplanungen für<br />

Kanalnetze.<br />

Fit machen für die Zukunft: Kanalnetzunterhaltung ist eine Generationenaufgabe<br />

und eine fundierte Bedarfsermittlung einer der wichtigsten<br />

Bausteine von nachhaltigen Sanierungskonzepten.<br />

Alle Abbildungen: © Foto: VSB<br />

Schon zum Auftakt des zweitägigen<br />

Forums gibt ein Bürgermeister<br />

erste Impulse. „Herausforderung<br />

Kanalinstandhaltung für die Kommunen“<br />

– so der Titel des Vortrages,<br />

mit dem die Teilnehmer zu einer<br />

fruchtbaren und möglichst kontroversen<br />

Diskussion animiert werden<br />

sollen. Es wird deutlich, dass es sich<br />

bei der Sicherstellung des Kanalbetriebs<br />

um eine kommunalpolitische<br />

Herausforderung handelt. Außerdem<br />

geht es um eine Menge Geld,<br />

das vor Ort in Form von Gebühren<br />

erwirtschaftet werden muss. Die<br />

Verantwortlichen haben keine leidige<br />

Pflichtaufgabe zu erfüllen, sondern<br />

eine wichtige Zukunftsaufgabe<br />

– so die Botschaft. Doch wer<br />

ist eigentlich verantwortlich? Eine<br />

verlässliche Bedarfsplanung liegt im<br />

Verantwortungsbereich des Netzbetreibers<br />

– eine Aussage, die trotz<br />

ihrer Berechtigung zu Diskussionen<br />

führen wird. Erfahrungen belegen,<br />

dass sich Handhabung und Ablauf<br />

von Projekten von Kommune zu<br />

Kommune unterscheiden. Auch das<br />

wird in den verschiedenen Themenblöcken<br />

greifbar, die sich mit politischen<br />

und administrativen, strategischen<br />

und organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

ebenso beschäftigen<br />

wie mit zukunftsorientierter<br />

Planung und Beispielen baulicher<br />

Umsetzung.<br />

Komplexe strategische<br />

Aufgabe<br />

Modernes Kanalnetzmanagement<br />

ist eine komplexe strategische Aufgabe,<br />

bei deren Umsetzung vieles<br />

beachtet werden muss. Das fängt<br />

beim Kanalnetzmanagement an,<br />

auf dessen politische und administrative<br />

Aspekte der erste Vortragsblock<br />

eingeht. Moderne Netzstrategie<br />

berücksichtigt zunehmend<br />

Parameter wie Starkregenereignisse<br />

und die daraus resultierenden oberflächlichen<br />

Abflüsse, aus deren<br />

Volumen sich durchaus Rückschlüsse<br />

auf die Dimensionierung<br />

von Kanalnetzen wenn nicht gar der<br />

Stadtgestaltung ziehen lassen. Alles<br />

ist irgendwie voneinander abhängig,<br />

nichts einzeln zu betrachten.<br />

Wie gehe ich als Kommune mit dem<br />

mir zur Verfügung stehenden Raum<br />

überhaupt um? Stadtentwicklung<br />

▶▶<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 65


NACHRICHTEN<br />

Veranstaltungen<br />

hat sich längst zu einer Herausforderung<br />

für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

entwickelt. Wie diese in einzelnen<br />

Kommunen gehandhabt wird und<br />

welche Entscheidungsprozesse zur<br />

Festlegung notwendiger Projekte<br />

erforderlich sind, machen die Referenten<br />

exemplarisch deutlich.<br />

Das geht uns alle an: Die unterirdische Infrastruktur<br />

zählt zu den größten Werten unserer Gesellschaft.<br />

Fundierte und vorausschauende Planung ist Substanzerhaltung<br />

im Sinne des Vermögensschutzes.<br />

Starkregenereignisse machen die Leistungsgrenzen<br />

der Kanalisation deutlich. Vorausschauendes, ganzheitliches<br />

Kanalnetzmanagement berücksichtigt deshalb<br />

zunehmend stadtplanerische Aspekte.<br />

Selber machen oder<br />

delegieren<br />

Um die Aufgaben stemmen zu können,<br />

braucht man geeignete Mitarbeiter<br />

in ausreichender Zahl. Das<br />

greift folgerichtig die Überschrift<br />

eines Themenblocks auf, der sich<br />

mit „Organisation kommunaler Aufgaben“<br />

bzw. „Aufgabenfülle versus<br />

Personalabbau“ befasst. Die Aufgaben<br />

des Netzbetreibers hinsichtlich<br />

Planung und Organisation haben<br />

weichenstellenden Charakter –<br />

soviel sei vorweggenommen. Ob<br />

man Lösungen alleine erarbeitet,<br />

oder im Verbund mit anderen? Mitarbeiter<br />

von Entsorgungsbetrieben<br />

und kommunalen Behörden nehmen<br />

hierzu Stellung. „Der Netzbetreiber<br />

muss nicht alles selbst<br />

machen, aber er muss sagen, was er<br />

will und seine Bauherrenaufgaben<br />

wahrnehmen“, erklärt Dipl.-Ing. (FH)<br />

Markus Vogel, Initiator des Kongresses<br />

auf Seiten des VSB. Und daraus<br />

dann konsequent die richtigen<br />

Schritte ableiten. Wie stelle ich mich<br />

personell auf, um meine Aufgaben<br />

zu erfüllen, lautet eine entscheidende<br />

Frage. Wenn der eigene Personalstamm<br />

nicht ausreicht, können<br />

sich Kommunen zusammenschließen<br />

und die Aufgaben<br />

gemeinsam lösen oder Betreiberfunktionen<br />

delegieren. Auch dies ist<br />

ein Thema des Kongresses.<br />

Vorteile strategischer<br />

Planung<br />

Werden die Aufgaben vernachlässigt,<br />

die sich aus der Verantwortung<br />

für das Leitungsnetz ergeben, hat<br />

das negative Auswirkungen. Was<br />

dabei auf der Strecke bleibt, ist allerdings<br />

nicht nur die Infrastruktur.<br />

Kanalnetzunterhaltung muss letztendlich<br />

als Generationenaufgabe<br />

verstanden werden, für die wir alle<br />

Verantwortung tragen. Deshalb gilt<br />

es bei allen Planungen, schon heute<br />

den Blick in die Zukunft zu richten.<br />

Unter den Stichworten „Entwicklung<br />

des Kanalnetzes“ und „Technik<br />

versus kurzfristigem Politikerdenken“<br />

werden in Vortragsblock 2 die<br />

Vorteile strategischer Planung deutlich.<br />

Anhand des Spannungsfeldes<br />

zwischen Kämmerer und politischen<br />

Instanzen wird geschildert,<br />

wie Auftraggeber die technischen,<br />

betriebswirtschaftlichen und baulichen<br />

Parameter optimieren können.<br />

Dass diese nicht nur in größeren,<br />

sondern auch in kleineren Kommunen<br />

zum Tragen kommen, wird bei<br />

einem Vergleich der nordrheinwestfälischen<br />

Landeshauptstadt<br />

Düsseldorf mit der baden-württembergischen<br />

Gemeinde Kappelrodeck<br />

erkennbar.<br />

Delegieren an den richtigen<br />

Partner<br />

Netzbetreiber die sich auf die<br />

wesentlichen Aufgaben beschränken<br />

wollen, vergeben regelmäßig<br />

Ingenieurleistungen. War es früher<br />

üblich, den Planer des Vertrauens zu<br />

beauftragen, meinen heute Verwaltungen<br />

zunehmend, auch Planerleistungen<br />

auf Angebotsbasis vergeben<br />

zu müssen. Die Durchführung<br />

von „Leistungs“-Wettbewerben<br />

tragen – wenn schon erforderlich –<br />

in solchen Fällen dazu bei, dass leistungsfähige<br />

und für die jeweilige<br />

Planungsaufgabe qualifizierte Ingenieurbüros<br />

einen Auftrag erhalten.<br />

Nur ein Wettbewerb auf dieser Basis<br />

kann für unser aller Gemeinwesen<br />

wertvoll sein. Deshalb gilt es, das<br />

Bewusstsein bei Auftraggebern und<br />

Planern zu schärfen. „Wie finde ich<br />

den Planer, der die bestmögliche<br />

Leistung erwarten lässt?“, so das<br />

Thema das den ersten Tag be -<br />

schließt, bevor es zum Tagesausklang<br />

im Rahmen einer gemeinsamen<br />

Abendveranstaltung kommt.<br />

Einzelaspekte im Fokus<br />

Nachdem sich am ersten Tag vieles<br />

um das sogenannte große Ganze<br />

dreht, stehen am zweiten Kongresstag<br />

ausgewählte Einzelaspekte im<br />

Fokus. Unter anderem haben Klimawandel<br />

und Bevölkerungsveränderungen<br />

Einfluss auf die Entwässerungsplanung.<br />

In Themenblock 4<br />

beschäftigt sich ein Vortrag mit dem<br />

Titel „Es regnet stärker, wir werden<br />

weniger“ mit diesen Entwicklungen.<br />

Darüber hinaus werden die Auswirkungen<br />

des Regelwerkes auf eine<br />

ganzheitliche Sanierungsplanung<br />

beleuchtet. Beispielhaft wird auf die<br />

Januar 2014<br />

66 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Veranstaltungen<br />

NACHRICHTEN<br />

DIN EN 14654 – Management und<br />

Überwachung von betrieblichen<br />

Maßnahmen in <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

und -kanälen – Teil 2: Sanierung;<br />

Deutsche Fassung EN 14654-2:2013<br />

eingegangen. Sie stellt künftig die<br />

einschlägige Planungsnorm dar. Sie<br />

lässt neben den konkreten Planungsvorgaben<br />

Ingenieurleistungen<br />

für Auftraggeber künftig messund<br />

bewertbar werden. Für Markus<br />

Vogel war die Norm Auslöser der<br />

Veranstaltung. „Sanierungsplanung<br />

wurde in der Vergangenheit selten<br />

losgelöst betrachtet. Sie wurde<br />

meistens nur in Zusammenhang<br />

mit Technik, sei es in Verbindung<br />

mit der Herstellung von Kanälen,<br />

dem Schlauchlinertag oder dem<br />

Reparaturtag thematisiert“, so<br />

Vogel. „Nun ist es an der Zeit, die<br />

Komplexität der Planung und dieses<br />

Regelwerk bekannt zu machen<br />

sowie die Abhängigkeiten darzustellen<br />

– ein Anspruch, den der<br />

Sanierungsplanungskongress leisten<br />

will und kann.“<br />

Zukunftsweisende Lösungen<br />

Ein weiterer Vortragsblock weist die<br />

Entwässerungsnetze als Hauptschlagadern<br />

funktionierender Le -<br />

bensräume aus. Dass <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />

nicht immer rund sein müssen<br />

ist dabei weniger eine<br />

blasphemische Äußerung, als vielmehr<br />

der Hinweis darauf, dass es<br />

heute – etwa mit der Einbeziehung<br />

von Verkehrsflächen – bereits zu -<br />

kunftsweisende Lösungen für die<br />

Ableitung von Starkniederschlägen<br />

gibt. Ansätze gibt es also genug,<br />

doch wie finde ich die richtige<br />

Sanierungstechnik? Eine Antwort<br />

auf diese Frage lässt sich ebenfalls<br />

aus einer fundierten Bedarfsplanung<br />

ableiten. Es gilt, die Bedürfnisse,<br />

Ziele und einschränkenden<br />

Rahmenbedingungen des Bauherren<br />

zu ermitteln und zu analysieren.<br />

Sind diese Grundlasten dann einmal<br />

definiert, ergibt sich die Auswahl<br />

eines geeigneten Verfahrens –<br />

selbst unter Einbeziehung wirtschaftlicher<br />

Aspekte – fast schon<br />

zwangsläufig. Wie man dann vom<br />

Planen zum Bauen kommt, stellt<br />

Themenblock 6 mit Beispielen aus<br />

Nürnberg, Dortmund und Solingen<br />

anschaulich vor. Das Beispiel aus<br />

Solingen zeigt exemplarisch, wie<br />

verschiedene Herausforderungen<br />

bis hin zu stadtplanerischen Aspekten<br />

intelligent und gemeinschaftlich<br />

gelöst werden können. Eine<br />

intelligente Planung kann als Allzweckmittel<br />

zur Lösung vielfältiger<br />

Aufgabenstellungen dienen. Allerdings<br />

muss man das dann irgendwie<br />

bewältigen.<br />

Erfordernisse für die Zukunft<br />

Die strategischen Ziele im Visier,<br />

heißt konsequent die Aufforderung<br />

aus dem letzten Vortragsblock,<br />

bevor die Frage nach der erforderlichen<br />

Öffentlichkeitsarbeit den<br />

Themenkreis des Sanierungsplanungskongresses<br />

inhaltlich schließt.<br />

So viel scheint jedenfalls klar zu<br />

sein: Für die Umsetzung muss eine<br />

solide Basis geschaffen werden. Das<br />

endet nicht mit der Bereitstellung<br />

von ausreichendem und qualifiziertem<br />

Personal. Es gilt, den Menschen<br />

mitzunehmen und die Öffentlichkeit<br />

in die Baumaßnahme mit einzubeziehen.<br />

Erst dann hat die Umsetzung<br />

eines Projektes Aussicht auf<br />

Erfolg.<br />

Deshalb mahnt Markus Vogel ein<br />

Um- bzw. Weiterdenken an. Erste<br />

Impulse wird der Sanierungsplanungskongress<br />

geben. In Kassel<br />

werden Planungsaspekte unterschiedlichster<br />

Arten diskutiert werden.<br />

Auftraggeber schildern praxisnah,<br />

wie sie die Herausforderungen<br />

zum Erhalt der Funktionsfähigkeit<br />

und des Wertes der Leitungsinfrastruktur<br />

meistern wollen. Eine fundierte<br />

umfassende Bedarfsermittlung<br />

ist hierfür der erste, wenn nicht<br />

gar der bedeutendste Baustein. Mit<br />

einer vernünftigen Bedarfsentwicklung<br />

wird der Auftraggeber in die<br />

Lage versetzt, die richtigen Entscheidungen<br />

für einen dauerhaften<br />

und langfristigen Kanalnetzbetrieb<br />

zu treffen – das ist vielleicht die<br />

wichtigste Botschaft, die auf der<br />

Kasseler Veranstaltung transportiert<br />

werden soll.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.sanierungsplanungskongress.de<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Stand 2.OG-V-13<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

28. Oldenburger<br />

Rohrleitungsforum<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 67


www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

NACHRICHTEN<br />

Leute<br />

<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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Friedrich Barth neuer<br />

Geschäftsführer bei<br />

German Water Partnership<br />

Friedrich Barth bringt<br />

mehr als 20 Jahre<br />

Management-Erfahrung<br />

im öffentlichen und privaten<br />

Sektor in der <strong>Wasser</strong>-,<br />

Umwelt-, Energieund<br />

Klimapolitik auf<br />

nationaler und internationaler<br />

Ebene mit.<br />

„Mit Friedrich Barth<br />

haben wir eine Führungspersönlichkeit<br />

mit<br />

langjähriger internationaler<br />

Erfahrung zur zielgerichteten<br />

Weiterentwicklung<br />

der GWP-Stra-<br />

Friedrich Barth.<br />

tegie gewinnen können.<br />

Insbesondere seine strategischen Kompetenzen, sein<br />

breiter fachlicher Hintergrund und seine Netzwerke<br />

werden die Arbeit von GWP maßgeblich voranbringen.“,<br />

so Michael Beckereit, Vorstandsvorsitzender von German<br />

Water Partnership.<br />

Friedrich Barth war u.a. führend in der EU-Kommission<br />

zur Entwicklung der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtline, in der<br />

deutschen Entwicklungs zusammenarbeit im Bereich der<br />

globalen Geschäftsentwicklung bei der GIZ IS sowie als<br />

Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter bei der<br />

IFOK GmbH, einer führenden Strategie- und Kommunikationsberatung<br />

in den Bereichen Nachhaltigkeit, Beteiligung<br />

und Dialog, tätig. Zuletzt war er als Senior Advisor<br />

Vertreter der „Environment and Energy Group“ des United<br />

Nations Development Programmes (UNDP) in Europa.<br />

Als Mitbegründer und stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />

der European Water Partnership (EWP) verfügt<br />

Friedrich Barth zudem über vielfältige Kenntnisse im<br />

Bereich des internationalen Verbandswesens.<br />

„Ich werde im Rahmen der Weiterentwicklung der<br />

Strategie in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedern,<br />

den Partnern und dem Vorstand die GWP-Services<br />

für die Mitglieder zur effektiven und zielgerichteten<br />

Markterschließung weiter ausbauen, um den deutschen<br />

Anteil an den Exportmärkten zu steigern.“, erklärt der<br />

neue Geschäftsführer Friedrich Barth.<br />

Januar 2014<br />

68 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />

W 570-3 A: Sicherungsarmaturen und/oder Kombinationen in Sonderbauformen<br />

für Einsatzbereiche nach DIN EN 806 und DIN EN 1717 in Verbindung mit DIN 1988,<br />

12/2013<br />

Die technische Prüfgrundlage<br />

W 570-3 (P) wurde vom Projektkreis<br />

„Armaturen“ im Technischen<br />

Komitee „Armaturen und Apparate“<br />

erarbeitet. Sie regelt die Anforderungen<br />

und Prüfungen für Ge -<br />

bäude- und Sicherungsarmaturen<br />

und/oder Kombinationen in Sonderbauformen<br />

für den Einsatz in<br />

Trinkwasser-Installationen innerhalb<br />

von Gebäuden. Dies können<br />

z.B. Kombinationen aus Druckminderern<br />

und Rückflussverhinderern<br />

zur Versorgung von Apparaten und<br />

Geräten oder auch Heizungsfüllstationen<br />

mit den Komponenten Systemtrenner<br />

und Druckminderer<br />

sein. Auch Auslaufventile mit<br />

Schlauchanschluss und Systemtrenner<br />

werden in der technischen Prüfgrundlage<br />

erfasst. Dabei umfassen<br />

die Prüfungen die Anforderungen<br />

der jeweiligen Produktnorm der<br />

einzelnen Komponenten sowie spezifische<br />

Prüfungen für die gesamte<br />

Armaturenkombination. Um die<br />

trinkwasserhygienische Eignung<br />

der Armaturen nachzuweisen, werden<br />

außerdem Anforderungen an<br />

die verwendeten Werkstoffe, die in<br />

Kontakt mit Trinkwasser stehen,<br />

gestellt. Die neu erschienene Prüfgrundlage<br />

ergänzt die bestehende<br />

Reihe DVGW W 570, sodass nun<br />

auch Armaturen, die aus verschiedenen<br />

Komponenten bestehen, er -<br />

fasst werden.<br />

Preis:<br />

€ 17,27 für Mitglieder;<br />

€ 23,03 für Nichtmitglieder.<br />

W 579 P Entwurf: Probennahmearmaturen in der Trinkwasser-Installation –<br />

Anforderungen und Prüfungen, 12/2013<br />

Die Trinkwasserverordnung fordert,<br />

dass Trinkwasser, das in<br />

öffentlichen Gebäuden oder zu<br />

gewerblichen Zwecken an Verbraucher<br />

abgegeben wird, unter be -<br />

stimmten Voraussetzungen auf<br />

Legionellen untersucht wird. Diese<br />

Untersuchungspflicht ist durch die<br />

Änderung der Trinkwasserverordnung<br />

im Jahr 2011 wieder verstärkt<br />

in den Fokus der Öffentlichkeit<br />

gerückt. Für mikrobiologische Analysen<br />

des Trinkwassers spielt die<br />

fachgerechte Probennahme eine<br />

entscheidende Rolle, um ein richtiges<br />

und aussagekräftiges Ergebnis<br />

zu erhalten. Daher müssen auch die<br />

verwendeten Probennahmearmaturen<br />

bestimmte Anforderungen<br />

erfüllen, um eine Entnahme von<br />

Trinkwasserproben nach DIN EN ISO<br />

19458 sowie den DVGW-Empfehlungen<br />

und Hinweisen zur Probennahme<br />

(<strong>Wasser</strong>information Nr. 74<br />

„Hinweise zur Durchführung von<br />

Probennahmen aus der Trinkwasser-Installation<br />

für die Untersuchung<br />

auf Legionellen“ sowie der<br />

TWIN Nr. 6 „Durchführung der Probennahme<br />

zur Untersuchung des<br />

Trinkwassers auf Legionellen (er -<br />

gänzende systemische Untersuchung<br />

von Trinkwasser-Installationen)“)<br />

durchführen zu können.<br />

Neben einer ausreichenden<br />

Beständigkeit gegen thermische<br />

und chemische Desinfektion, wird<br />

von den Armaturen gefordert, die<br />

Beschaffenheit der zu entnehmenden<br />

Trinkwasserprobe möglichst<br />

nicht zu beeinflussen. Dabei spielt<br />

sowohl die Auswahl der Werkstoffe<br />

eine Rolle als auch die Konstruktion<br />

der Armatur, die so gewählt werden<br />

sollte, dass die Menge stagnierenden<br />

<strong>Wasser</strong>s in der Armatur und<br />

dem Entnahmerohr minimiert wird.<br />

Um die beschriebenen Armaturen<br />

in Trinkwasser-Installationen<br />

gemäß DIN EN 806 und DIN 1988<br />

einbauen zu können, müssen darüber<br />

hinaus noch mechanische und<br />

hydraulische Anforderungen erfüllt<br />

werden, die ebenfalls im Entwurf<br />

der technischen Prüfgrundlage formuliert<br />

wurden.<br />

Der Entwurf kann bis 15. März 14<br />

kommentiert werden. Einsprüche<br />

innerhalb dieser Frist an quartier@<br />

dvgw.de<br />

Preis:<br />

€ 17,27 für Mitglieder;<br />

€ 23,03 für Nichtmitglieder.<br />

Bezugsquelle:<br />

wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />

Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />

Josef-Wirmer-Straße 3,<br />

D-53123 Bonn,<br />

Tel. (0228) 9191 - 40,<br />

Fax (0228) 9191 - 499,<br />

www.wvgw.de<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 69


RECHT UND REGELWERK<br />

Recht und Regelwerk<br />

Zurückgezogene Regelwerke<br />

Folgendes Regelwerk wurde zurückgezogen:<br />

W 226 (A) Sauerstoff in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung 06/1990 ersatzlos<br />

Aufruf zur Stellungnahme<br />

Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 920-1: Bodenfunktionsansprache –<br />

Teil 1: Ableitung von Kennwerten des Bodenwasserhaushaltes<br />

Die Deutsche Vereinigung für<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />

und Abfall e. V. (DWA) hat mit dem<br />

Entwurf des Arbeitsblatts DWA-<br />

A 920-1 eine überarbeitete Fassung<br />

der DVWK-Arbeitsblätter R 129 und<br />

R 136 aus den 90er-Jahren vorgelegt<br />

und damit die wichtigsten<br />

Erläuterungen zur Erfassung, Be -<br />

schreibung und Bewertung der<br />

Funktionen des Bodens im <strong>Wasser</strong>haushalt<br />

zusammengestellt.<br />

Die technisch-naturwissenschaftliche<br />

Bewertung der Funktionen<br />

des Bodens und seiner möglichen<br />

Gefährdungen sind wichtige Planungsinstrumente,<br />

die im Bodenund<br />

Gewässerschutz zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Im Mittelpunkt des Bodenschutzes<br />

stehen der Schutz seines natürlichen<br />

Filter- und Puffervermögens<br />

sowie die Vermeidung schädlicher<br />

Bodenveränderungen. Diese Ziele<br />

sind auf nationaler Ebene unter<br />

anderem im Bundes-Bodenschutzgesetz<br />

und in der Bundes-Bodenschutz-<br />

und Altlastenverordnung<br />

verankert.<br />

Mit ihrer Arbeits- und Merkblattreihe<br />

zur Bodenfunktionsansprache<br />

verfolgt die DWA das Ziel, allgemeingültige<br />

wissenschaftliche<br />

Grundlagen der Bewertungsmethoden<br />

zusammenfassend zu erläutern.<br />

Dabei werden sowohl verbindliche<br />

Verfahrensweisen der in den einzelnen<br />

Bundesländern einschlägig verwendeten<br />

Anleitungen herangezogen,<br />

als auch Ergänzungen zu diesen<br />

Verfahren dargestellt, die durch<br />

aktuelle Forschungsergebnisse er -<br />

forderlich wurden.<br />

Frist zur Stellungnahme:<br />

Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />

nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />

entgegen. Das Arbeitsblatt DWA- 920-1<br />

wird bis zum 28. Februar 2014 öffentlich zur<br />

Diskussion gestellt.<br />

Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />

möglichst in digitaler Form, an:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Geogr. Dirk Barion,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872 161,<br />

Fax (02242) 872 184,<br />

E-Mail: barion@dwa.de<br />

Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />

befindet sich unter:<br />

http://de.dwa.de/themen.html<br />

Information:<br />

Dezember 2013, 45 Seiten,<br />

ISBN 978-3-944328-23-2,<br />

Ladenpreis: 49 Euro,<br />

fördernde DWA-Mitglieder: 39,20 Euro<br />

Herausgeber und Vertrieb:<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-333,<br />

Fax (02242) 872-100,<br />

E-Mail: info@dwa.de,<br />

DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />

Januar 2014<br />

70 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


RECHT UND REGELWERK<br />

Vorhabensbeschreibung<br />

Merkblatt DWA-M 196: Inspektion und Wartung von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen<br />

Aufwand und Aufmerksamkeit<br />

für die Instandhaltung von<br />

<strong>Abwasser</strong>druckleitungen beschränken<br />

sich in der Praxis häufig auf ein<br />

Minimum, da Wartungs- und Inspektionsarbeiten<br />

an vielen Leitungen<br />

konstruktionsbedingt nur<br />

schwer durchführbar sind. Schäden<br />

werden daher oft nicht oder erst<br />

spät erkannt. Die gesetzlichen<br />

Bestimmungen und das technische<br />

Regelwerk enthalten zudem nur<br />

wenige konkrete Vorgaben für die<br />

Inspektion und Wartung von<br />

<strong>Abwasser</strong>druckleitungen. Um die<br />

Betriebssicherheit zu gewährleisten<br />

und Umweltbeeinträchtigungen zu<br />

vermeiden sollte nach Auffassung<br />

der Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Abfall<br />

e. V. (DWA) der Inspektion und Wartung<br />

von Leitungen jedoch ein<br />

höherer Stellenwert zukommen. Die<br />

DWA wird daher ein Merkblatt „Inspektion<br />

und Wartung von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen“<br />

herausgeben.<br />

DWA-M 196 soll inhaltlich auf dem<br />

2012 von der DWA-Arbeitsgruppe<br />

ES-7.4 „Betrieb und Unterhalt von<br />

<strong>Abwasser</strong>pumpanlagen“ im Fachausschuss<br />

ES-7 „Betrieb und Unterhaltung“<br />

veröffentlichten gleichnamigen<br />

Arbeitsbericht zum Thema<br />

aufbauen.<br />

Im Arbeitsbericht werden die<br />

gesetzlichen Bestimmungen und<br />

das technische Regelwerk für die<br />

Inspektion und die Wartung von<br />

<strong>Abwasser</strong>druckleitungen aufgeführt.<br />

Außerdem stellt er die verschiedenen<br />

Möglichkeiten zur Inspektion<br />

und Wartung mit und ohne<br />

Systemeingriff einschließlich Empfehlungen<br />

für die Durchführung<br />

von Dichtheitsprüfungen sowie ein<br />

Praxisbeispiel dar.<br />

Das neue Merkblatt soll sich an<br />

die Betreiber von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen<br />

sowie an die mit deren Planung<br />

befassten Fachleute richten,<br />

um bessere Voraussetzungen für<br />

eine praxisgerechte Instandhaltung<br />

zu ermöglichen.<br />

Hinweise und Anregungen zu<br />

diesem Vorhaben nimmt die DWA-<br />

Bundesgeschäftsstelle entgegen.<br />

Es ist ein Bearbeitungszeitraum<br />

von 2014 bis Ende 2015 geplant. An<br />

einer Mitarbeit interessierte Fachleute<br />

können sich an die DWA wenden.<br />

Hinweise für die Bearbeitung:<br />

DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />

Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />

Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />

Tel. (02242) 872-126, Fax (02242) 872-184,<br />

E-Mail: berger@dwa.de, www.dwa.de<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Halle A2, Stand 525<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 71


FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />

Risiken der Fracking-Technologie<br />

für das Grundwasser<br />

und die Trinkwasserversorgung<br />

Grundwasserschutz, <strong>Wasser</strong>schutz, Unkonventionelles Erdgas, Fracking, Risiken,<br />

<strong>Wasser</strong>recht, Bergrecht<br />

Axel Bergmann und H. Georg Meiners<br />

In zwei Studien, beauftragt vom Umweltbundesamt<br />

und vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,<br />

Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen, wurden die Umweltauswirkungen<br />

und Risiken von Fracking untersucht.<br />

Es wurde festgestellt, dass, insbesondere durch den<br />

stofflichen Einsatz beim Fracking in Verbindung mit<br />

potenziellen Wirkpfaden (u. a. aufgrund eines möglichen<br />

technischen Versagens), oberirdische und unterirdische<br />

Umweltrisiken entstehen können. Aufgrund<br />

von Informationsdefiziten konnte eine abschließende<br />

Bewertung dieser Risiken nicht erfolgen. In den beiden<br />

Studien werden zahlreiche Empfehlungen für<br />

eine Verbesserung der technischen, organisatorischen<br />

und rechtlichen Situation ausgesprochen. Die<br />

Autoren sind der Auffassung, dass die Umsetzung<br />

dieser Empfehlungen wesentlich dazu beitragen<br />

würde, die Risiken der Fracking-Technologie fundierter<br />

zu bewerten und die Akzeptanz in der Bevölkerung<br />

in Deutschland zu erhöhen.<br />

Risks of Fracking Technology for Groundwater and<br />

Drinking Water Supply<br />

The German Federal Environment Agency and the<br />

North Rhine-Westphalian Ministry for the Environment<br />

have commissioned two studies in order to<br />

assess environmental impacts and risks of applying<br />

fracking technologies. It could be shown that, due to<br />

the combination of substances used for fracking and<br />

potential technical system failures, environmental<br />

risks can occur for water bodies above and below<br />

ground. A final and comprehensive evaluation of<br />

these risks could not be carried out due to lack of<br />

data and process knowledge. Nevertheless, several<br />

recommendations concerning the improvement of<br />

the current technical, organizational, and judicial<br />

situation are given. Without the implementation of<br />

these recommendations, the application of fracking<br />

technologies is questionable as its general acceptance<br />

within the German society is missing.<br />

1. Einführung<br />

1.1 Hintergrund und Veranlassung<br />

In der Öffentlichkeit wird die Erkundung und Gewinnung<br />

von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten<br />

und das dabei zum Einsatz kommende Verfahren des<br />

Hydraulic Fracturing (kurz Fracking) intensiv diskutiert.<br />

Im Mittelpunkt stehen dabei die Auswirkungen der Vorhaben<br />

– insbesondere der zum Einsatz kommenden<br />

Techniken und Stoffe – auf die Umwelt und den Menschen.<br />

Dies war Anlass, in mehreren Gutachten und<br />

Studien im In- und Ausland die unkonventionellen Erdgasvorkommen<br />

sowie die potenziellen Risiken und<br />

Umweltauswirkungen bei der Aufsuchung und Gewinnung<br />

zu untersuchen [1–9]. Gegenwärtig sind weitere<br />

Studien in Bearbeitung, z. B. beim Umweltbundesamt<br />

und bei der amerikanischen Umweltbehörde EPA [10].<br />

Beim Fracking wird das gasführende Gestein zur<br />

Erhöhung der Permeabilität mit hohem hydraulischem<br />

Druck und unter Einsatz von <strong>Wasser</strong>, Stützmitteln und<br />

Chemikalien gesprengt, wodurch die Gewinnung bisher<br />

als unwirtschaftlich eingeschätzter Gasvorkommen<br />

ermöglicht wird. Fracking ist keine neue Gewinnungstechnik<br />

und wird vor allem in den USA, aber auch in<br />

Deutschland bereits seit Jahrzehnten eingesetzt. Der in<br />

den letzten Jahren zu beobachtende „Frackingboom“ in<br />

den USA hängt vor allem mit der Entwicklung der Horizontalbohrtechnik<br />

und der rechtlichen Situation zusammen.<br />

In Deutschland (hauptsächlich in Niedersachsen)<br />

wurde bereits mehr als 300 Mal gefrackt [11]. Die Erfahrungen<br />

in Deutschland mit Fracking beschränken sich<br />

hauptsächlich auf Lagerstätten im Tight Gas. Im Schiefergas<br />

und Kohleflözgas liegen in Deutschland wenige<br />

bzw. keine Erfahrungen vor.<br />

In Deutschland werden unkonventionelle Erdgaslagerstätten<br />

in unterschiedlichen geologischen Formationen<br />

vermutet. Eine Übersicht potenzieller geologi-<br />

Januar 2014<br />

72 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Grundwasserschutz<br />

FACHBERICHTE<br />

Tabelle 1. Potenzielle unkonventionelle Erdgasvorkommen in Deutschland (Quelle: [9]).<br />

Lagerstättentyp aussichtsreichste Vorkommen Regionen<br />

Flözgas<br />

(Muttergesteine)<br />

Schiefergas<br />

(Muttergesteine)<br />

Tight Gas<br />

(Speichergesteine)<br />

Flözführendes Oberkarbon<br />

Tertiäre Tonsteine (z. B. Flächenschiefer)<br />

Posidonienschiefer (Schwarzer Jura)*<br />

Wealden-Tonsteine (Unterkreide)*<br />

Permische Tonsteine (z. B. Stinkschiefer, Kupferschiefer)<br />

Karbonische und devonische Ton steine<br />

z. B. Alaunschiefer (Unterkarbon)*<br />

Silurische Schiefer<br />

Kambro-ordovizische Tonsteine („Alaunschiefer“)<br />

Buntsandstein<br />

Permische Sandsteine (Rotliegend) und Karbonate<br />

(Zechstein)<br />

Permische Sandsteine (Rotliegend) und Dolomite<br />

(Staßfurtserie) Sandsteine (Trias)<br />

Oberkarbonische Sandsteine<br />

* relevantes Schiefergaspotenzial gemäß BGR (2012)<br />

Nördliches Ruhrgebiet/Münsterländer Becken (NRW)<br />

Ibbenbühren (NRW)<br />

Saarbecken (Saarland)<br />

Molassebecken (BW)<br />

Nordwestdeutsches Becken<br />

(z. B. Lünne) (NI)<br />

Molassebecken (BW)<br />

Oberrheintalgraben<br />

Weserrandgebirgsmulde (NRW/NI)<br />

Nordostdeutsches Becken (NI/SA)<br />

Nordrand Rheinisches Schiefergebirge (NRW)<br />

Nordwestdeutsches Becken<br />

Harz (NI/SA)<br />

Nordostdeutsches Becken<br />

(bislang nicht näher untersucht)<br />

Nordwestdeutsches Becken (NI)<br />

Nordostdeutsches Becken<br />

(z. B. Leer) (NI)<br />

Thüringer Becken (TH)<br />

Nordwestdeutsches Becken (z. B. Vechta) (NI)<br />

scher Zielformationen der nach derzeitigem Kenntnisstand<br />

aussichtsreichsten Vorkommen in Deutschland<br />

zeigt Tabelle 1. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe (BGR) schätzt das Schiefergaspotenzial<br />

in Deutschland auf rund 13 Billionen Kubikmeter [2].<br />

Unter der Annahme, dass etwa 10 % technisch förderbar<br />

sind, würden die Vorkommen mit 1,3 Billionen m 3 deutlich<br />

über Deutschlands konventionellen Erdgasressourcen<br />

(0,15 Billionen m 3 ) liegen. Allerdings weist die BGR<br />

auch auf die enormen Spannweiten der vorliegenden<br />

Schätzungen hin (Bild 1) [12], Berichterstattungen aus<br />

den USA bestätigen diese großen Unsicherheiten [13].<br />

Sie machen den Bedarf an verlässlichen Erkundungen<br />

deutlich.<br />

Der Großteil der in Deutschland bekannten Kohlenwasserstoffprovinzen<br />

wird bereits über genehmigte bzw.<br />

bereits beantragte Aufsuchungsfelder für die Er kundung<br />

und Gewinnung konventioneller und unkonventioneller<br />

Öl- und Gasvorkommen abgedeckt. In Bild 2 sind die<br />

Gebiete mit (geplanten) Aktivitäten zur Aufsuchung<br />

unkonventioneller Erdgasvorkommen in Deutschland<br />

dargestellt [2]. Bewilligungen zur Gewinnung von Erdgas<br />

aus unkonventionellen Schiefergas- und Kohleflözgasvorkommen<br />

sind (im Unterschied zum Tight Gas) nach<br />

Informationen der Autoren bisher nicht erteilt.<br />

Bild 1. Übersicht der technisch-gewinnbaren Ressourcen an Schiefergas<br />

in Europa (Quelle: [12]).<br />

1.2 Die UBA- und NRW-Studie<br />

Im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Ministeriums<br />

für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Naturund<br />

Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

wurden in einem Forschungsvorhaben (im Folgen-<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 73


FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />

Bild 2. Bergbauberechtigungen in Deutschland (= gelb, Stand:<br />

31.12.2011) zur Aufsuchung unkonventioneller Kohlenwasserstoffvorkommen<br />

(ockerfarben = Regionen mit grundsätzlichen geologischen<br />

Verhältnissen zur Bildung von Schiefergas) (Quelle: [2]).<br />

Bild 3. Direkte und indirekte Umweltauswirkungen (Quelle: [6]).<br />

den: UBA-Studie) und einem Gutachten (im Folgenden:<br />

NRW-Studie) unter Federführung der ahu AG sowie<br />

unter Beteiligung des IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> und weiterer<br />

Institutionen die Risiken der Fracking-Technologie<br />

für den <strong>Wasser</strong>- und Naturhaushalt sowie die Trinkwassergewinnung<br />

bewertet [6, 9].<br />

Der Fokus der Untersuchungen lag auf den potenziellen<br />

Gefährdungspfaden, den beim Fracking eingesetzten<br />

Stoffen und deren Toxizität für den Menschen<br />

und die Organismen der aquatischen Umwelt sowie<br />

den juristischen Rahmenbedingungen. Während sich<br />

die NRW-Studie schwerpunktmäßig mit den geologisch-hydrogeologischen<br />

Verhältnissen in Nordrhein-<br />

Westfalen und den technischen und raumplanerischen<br />

Aspekten einer möglichen Förderung aus unkonventionellen<br />

Erdgas-Lagerstätten in NRW beschäftigte, lag der<br />

Fokus in der UBA-Studie auf dem Überblick über die<br />

Vorkommen von unkonventionellem Gas in Deutschland<br />

und der Verzahnung zwischen naturwissenschaftlichen<br />

und rechtlichen Aspekten.<br />

Grundlage beider Studien waren vorhandene Daten,<br />

Unterlagen, nationale und internationale Fachliteratur,<br />

Gespräche mit vielen Beteiligten, möglichen Betroffenen<br />

und der Erdöl- und Erdgasindustrie sowie Informationen<br />

von Fachbehörden und Ergebnisse des „Informations-<br />

und Dialogprozesses“ der ExxonMobil Production<br />

Deutschland GmbH [3]. Beide Studien wurden im September<br />

2012 abgeschlossen.<br />

Die Studien betrachteten die verschiedenen Gasvorkommen<br />

in Deutschland und ihre speziellen Eigenschaften<br />

großräumig als Ganzes, weniger die standortspezifischen<br />

Verhältnisse an einzelnen möglichen<br />

Bohrplätzen, und untersuchten die Umweltauswirkungen<br />

während aller Betriebsphasen der unkonventionellen<br />

Gasförderung (Tabelle 2). Dabei wurden Wirkfaktoren,<br />

Wirkungspfade und Schutzgüter differenziert und<br />

vor allem die möglichen Auswirkungen auf den Naturhaushalt<br />

und das Grundwasser sowie die öffentliche<br />

Trinkwasserversorgung untersucht (Bild 3). Es wurde<br />

eine Vorgehensweise für die Risikoanalyse entwickelt,<br />

die das System Technik, Stoffe und Hydrogeologie in<br />

seiner Gesamtheit abbildet und es ermöglicht, Risikoszenarien<br />

zu beschreiben. Die möglichen Auswirkungen<br />

von Unfällen oder Störfällen und mögliche Maßnahmen<br />

zur Verhinderung bzw. Minderung von Auswirkungen<br />

wurden beschrieben (Bild 4). Zusammenfassende Darstellungen<br />

und teilweise kritische Würdigungen der<br />

Ergebnisse beider Studien finden sich in verschiedenen<br />

Gutachten bzw. Stellungnahmen [5, 7, 8].<br />

2. Ergebnisse<br />

2.1 Wirkungspfade<br />

Grundsätzlich wird im Hinblick auf die Gefährdung der<br />

aquatischen Umwelt zwischen technischen und geologischen<br />

Wirkungspfaden unterschieden, die in vier<br />

Pfadgruppen unterteilt werden (Bild 5):<br />

Januar 2014<br />

74 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Grundwasserschutz<br />

FACHBERICHTE<br />

Tabelle 2. Phasen bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Erdgaslagerstätten (Quelle: [6]).<br />

Phase Beschreibung betrachtete Dimension Raum Zeit<br />

Aufsuchung<br />

A Bohrung zur Erkundung (ohne Frack) Einzelfall Standort/kleinräumig Monate/Jahre<br />

B1 Fracken zur Erkundung Einzelfall Standort/kleinräumig Wochen<br />

Gewinnung<br />

B2 Fracken zur Gewinnung Summenwirkung Gewinnungsfeld/großräumig Wochen/Monate<br />

C Gewinnung (Betrieb) Summenwirkung Gewinnungsfeld/großräumig Jahrzehnte<br />

D Abschluss/Nachsorge* Summenwirkung Gewinnungsfeld/großräumig Jahrzehnte/dauerhaft<br />

* nur randlich bearbeitet<br />

""<br />

Pfadgruppe 0: (Schad-)Stoffeinträge unmittelbar an<br />

der Erdoberfläche beim Umgang mit den Frack-Fluiden<br />

und bei der Entsorgung des Flowback<br />

""<br />

Pfadgruppe 1: Punktuelle Pfade entlang von Bohrungen<br />

""<br />

Pfadgruppe 2: Linienhafte Pfade, die auf Störungen<br />

beruhen<br />

""<br />

Pfadgruppe 3: Flächenhafte Aufstiege und Ausbreitung<br />

durch die geologischen Schichten ohne besondere<br />

Wegsamkeiten<br />

Hinzu kommen die großräumigen Summationswirkungen<br />

und Langzeitwirkungen auf die hydraulischen und<br />

hydrochemischen Grundwasserverhältnisse, die sich<br />

nicht einer der Pfadgruppen zuordnen lassen.<br />

Für die Bewertung der Relevanz der einzelnen Wirkungspfade<br />

und ihrer Aussagesicherheit fehlt es derzeit<br />

an einer belastbaren und aussagekräftigen Datengrundlage,<br />

insbesondere in Bezug auf Durchlässigkeiten<br />

und Druckunterschiede im tiefen Untergrund. Allgemein<br />

ist festzuhalten, dass die technischen Wirkungspfade<br />

in den Betriebsphasen B1 und B2 relevanter sind<br />

als in den Betriebsphasen C und D (Tabelle 2). Demgegenüber<br />

sind die geologischen Wirkungspfade – bei<br />

entsprechenden hydraulischen Voraussetzungen – eher<br />

in den Betriebsphasen C und D von Bedeutung. Für<br />

die technischen Wirkungspfade liegen z. T. statistische<br />

Daten aus der allgemeinen Kohlenwasserstoffexploration<br />

vor, die jedoch im vorliegenden Fall nicht zur Ableitung<br />

von Eintrittswahrscheinlichkeiten geeignet sind.<br />

Die geologischen Wirkungspfade müssen in den<br />

Betriebsphasen B1 und B2 durch das Versagen der technischen<br />

Komponenten „aktiviert“ werden, z. B. wenn es<br />

zu einem Versagen des Casings oder der Zementation<br />

kommt. Eine andere Möglichkeit für die Aktivierung<br />

eines Wirkungspfades wäre, wenn ein Frack unmittelbar<br />

bis in eine durchlässige Störung oder Altbohrung<br />

reichen würde.<br />

2.2 Frack-Fluide, Formationswässer und Flowback<br />

In den Studien wurden die Gefährdungspotenziale, die<br />

von einer möglichen Freisetzung der Frack-Fluide, der<br />

Bild 4. Struktur der Risikoanalyse zur Beurteilung der Erdgasgewinnung<br />

aus unkonventionellen Lagerstätten (Quelle: [6]).<br />

Formationswässer und/oder des Flowback auf den <strong>Wasser</strong>haushalt<br />

– insbesondere auf das Grundwasser – ausgehen<br />

können, für den Menschen bei Aufnahme über<br />

den Trinkwasserpfad und für die in der aquatischen<br />

Umwelt lebenden Organismen bewertet (Bild 6). Eine<br />

nachteilige Veränderung der Grundwasserbeschaffenheit<br />

ist zu besorgen, wenn im nutzbaren Grundwasser<br />

gesetzliche und untergesetzliche Grenz-, Richt- und<br />

Höchstwerte, insbesondere die Geringfügigkeitsschwellenwerte<br />

der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>,<br />

überschritten werden. Da für einen Großteil der als<br />

Frack-Additive eingesetzten Stoffe keine Geringfügigkeitsschwellen<br />

oder andere wasserrechtliche Beurteilungswerte<br />

vorliegen, wurden für diese Stoffe gesundheitliche<br />

Leitwerte bzw. gesundheitliche Orientierungswerte<br />

und ökotoxikologisch begründete PNEC-Werte<br />

recherchiert bzw. in Anlehnung an publizierte Methoden<br />

abgeleitet. Die Abschätzung der human- bzw. ökotoxikologischen<br />

Gefährdungspotenziale erfolgte in<br />

einer Einzelstoffbewertung, indem stoffspezifische Risikoquotienten<br />

aus Stoffkonzentration und Beurteilungswert<br />

berechnet wurden.<br />

Die Bewertung ausgewählter, bereits eingesetzter<br />

Frack-Fluide kam zu dem Ergebnis, dass diese mittlere<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 75


FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />

Bild 5. Schematische<br />

Darstellung<br />

der<br />

potenziellen<br />

Wirkungspfade<br />

(Quelle: [6]).<br />

bis hohe human- und ökotoxikologische Gefährdungspotenziale<br />

aufweisen. Gegenwärtige Entwicklungsarbeiten<br />

der Industrie u. a. zur Reduktion der Anzahl der<br />

eingesetzten Additive, zur Substitution von sehr giftigen,<br />

kanzerogenen, mutagenen sowie reproduktionstoxischen<br />

Stoffen und zur Reduktion bzw. zum Ersatz von<br />

Biozid-Wirkstoffen weisen auf potenzielle Fortschritte in<br />

der Entwicklung umweltverträglicher Frack-Fluide hin,<br />

deren Realisierbarkeit bzw. Einsatzreife jedoch gegenwärtig<br />

noch nicht bewertet werden kann.<br />

Die im Untergrund verbleibenden Frack-Additive<br />

können ein Risiko für das oberflächennahe (nutzbare)<br />

Grundwasser darstellen, wenn die Möglichkeit besteht,<br />

dass sie über einen oder mehrere der in Bild 5 dargestellten<br />

Wirkungspfade in relevanter Konzentration in<br />

den Bereich des oberflächennahen (nutzbaren) Grundwassers<br />

gelangen. Ob und in welchem Ausmaß ein<br />

Stofftransport in Richtung auf wasserwirtschaftlich<br />

genutzte Grundwasservorkommen stattfindet, hängt<br />

von den standortspezifischen geologischen und hydrogeologischen<br />

Verhältnissen und von den Sorptionseigenschaften<br />

der Frack-Additive und des Gebirges ab.<br />

Zur Beschaffenheit der Formationswässer in Tight<br />

Gas-, Schiefergas- und Kohleflözgas-Lagerstätten in<br />

Deutschland liegen nur vereinzelt Angaben vor; regionale<br />

und teufendifferenzierte Angaben zur Formationswasserbeschaffenheit<br />

fehlen weitgehend. Der Flowback<br />

besteht in variablen Mischungsanteilen aus verpresstem<br />

Frack-Fluid und mitgefördertem Formationswasser.<br />

Aufgrund verschiedener hydrogeochemischer Prozesse<br />

im Lagerstättenhorizont kann der Flowback neben<br />

Frack-Additiven und Bestandteilen des Formationswassers<br />

eine Reihe weiterer Stoffe enthalten, z. B. Lösungsprodukte<br />

(Salze), mobilisierte Kohlenwasserstoffe,<br />

Transformations- und Abbauprodukte der eingesetzten<br />

Additive, mobilisierte Feststoffpartikel, Bakterien sowie<br />

Gas.<br />

Die Bewertung vorliegender Beschaffenheitsdaten<br />

zu Formationswässern und zum Flowback zeigte, dass<br />

relevante Beurteilungswerte für einige Haupt-, Nebenund<br />

Spurenkomponenten zum Teil um Größenordnungen<br />

überschritten werden und dass relevante Angaben<br />

zu Kohlenwasserstoffen, Schwermetallen und NORM<br />

(Natural Occuring Radioactive Material) für eine<br />

abschließende Bewertung fehlten. Es ist jedoch abzusehen,<br />

dass die Formationswässer und der Flowback<br />

standortspezifisch Gefährdungspotenziale aufweisen<br />

können.<br />

2.3 Erkundungs- und Gewinnungstechniken<br />

Bei Betrachtung der technischen Prozesse muss unterschieden<br />

werden zwischen den Prozessen, die der<br />

Erstellung der Bohrung bis in die Lagerstätte dienen<br />

und den Prozessen, die der Stimulation der Lagerstätte<br />

Januar 2014<br />

76 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Grundwasserschutz<br />

FACHBERICHTE<br />

dienen. Letztere umfassen den technischen Vorgang<br />

des Frackings.<br />

Die derzeit frei verfügbaren Daten (aus dem konventionellen<br />

Bereich, insbesondere von Offshore-Betrieben)<br />

sind nicht unmittelbar auf den „unkonventionellen<br />

Bereich“ übertragbar [6]. Risiken beim Fracking-Vorgang<br />

sind insbesondere in Bezug auf die Kontrolle und Steuerung<br />

der tatsächlichen Risseigenschaften (Höhe, Halblänge,<br />

Richtung) zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit von<br />

ungeplanten Rissausbreitungen konnte aus den bisher<br />

vorliegenden Daten nicht weiter eingegrenzt werden. In<br />

Einzelfällen sind Risshöhen von über 580 m gemessen<br />

worden [14].<br />

Basierend auf bekannten Einzelfällen wird derzeit in<br />

der Fachliteratur nicht ausgeschlossen, dass Fracking-<br />

Vorgänge in vorgespannten Formationen oder bei Vorliegen<br />

von weitreichenden und großflächigen Störungen<br />

zu messbaren seismischen Ereignissen in der Größenordnung<br />

von bis zu einem Wert von 2,3 (Richterskala)<br />

an der Oberfläche führen können (sog. getriggerte Erdbeben,<br />

z. B. [15]). Schäden an der Oberfläche durch<br />

Frack-Vorgänge sind bislang nicht nachgewiesen worden.<br />

Langzeitrisiken von Altbohrungen in Bezug auf Gasund/oder<br />

Fluidaustritte in Grundwasserhorizonte oder<br />

an der Oberfläche sind bekannt, aber statistisch bislang<br />

nur schwer einzugrenzen. Insbesondere wird das Versagen<br />

von Zementierung und Casing nach mehreren<br />

Jahrzehnten als ein Transportpfad für Gase und Fluide an<br />

die Oberfläche betrachtet. Unter Berücksichtigung von<br />

möglichen Unsicherheiten im Bereich von 10 % in Bezug<br />

auf die Angaben zur mittleren Zeit bis zum ersten Ausfall<br />

einer Komponente ergeben sich aus diesen Daten Zeiträume<br />

zwischen 200 und 300 Jahren, nach denen mit<br />

einem Ausfall sämtlicher verbauter Barrieren zu rechnen<br />

ist. Erhebungen aus dem Bereich konventioneller Erdgas-/Erdölvorkommen<br />

im Golf von Mexiko zeigen, dass<br />

einzelne Barrieren mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 %<br />

bereits nach 15 Jahren versagen und so zu erhöhten<br />

Drücken in den Ringräumen führen, jedoch nicht zu Austritten<br />

an die Oberfläche oder in das Grundwasser [6].<br />

2.4 Entsorgungstechnik<br />

In Deutschland ist es gängige Praxis, den Flowback und<br />

das Produktionswasser aus den Bohrungen durch sogenannte<br />

Disposalbohrungen wieder in den Untergrund<br />

zu verpressen. Zielhorizonte sind nicht nur die Schichten<br />

der ausgebeuteten Erdgas- und Erdöllagerstätten,<br />

sondern alle von ihrer Durchlässigkeit her geeigneten<br />

Schichten ab einer gewissen Tiefe (1 000 m). Technische<br />

Angaben zu den Disposalbohrungen sowie Angaben zu<br />

den Mengen und Inhaltsstoffen der verpressten Flüssigkeiten<br />

lagen den Autoren der UBA- und NRW-Studie<br />

nicht vor. Es wurde die Empfehlung ausgesprochen,<br />

auch für solche Disposalbohrungen Risikoanalysen<br />

durchzuführen bzw. diese Art der Entsorgungstechnik<br />

Bild 6. Bewertung des Gefährdungspotenzials (Quelle: [6]).<br />

durch die Aufbereitung und Wiederverwendung der<br />

entsprechenden Abwässer zu ersetzen.<br />

2.5 Monitoring<br />

Ein systematisches Monitoring der Umweltauswirkungen<br />

von Fracking wurde nach den vorliegenden Informationen<br />

in Deutschland bisher nicht durchgeführt. Die<br />

UBA- und die NRW-Studie enthalten deshalb Empfehlungen<br />

für ein solches Monitoring. Es sollte sich auf den<br />

Ausgangszustand (z. B. Baselinemonitoring der Grundwasserqualität<br />

und Methanausgasung) sowie auf alle<br />

Phasen der Erkundung und Gewinnung von Erdgas aus<br />

unkonventionellen Lagerstätten beziehen.<br />

Das Monitoring dient vor allem der Kontrolle, der<br />

Früherkennung und der Bewertung von Abweichungen<br />

von den vereinbarten Zielen sowie der Steuerung des<br />

Vorhabens gemäß den jeweiligen Handlungsoptionen.<br />

Bereits in der Betriebsphase A – und fortgesetzt in den<br />

eventuell anschließenden Betriebsphasen – sind für die<br />

fachlich abgeleiteten Genehmigungskriterien geeignete<br />

Monitoringindikatoren abzuleiten, mit deren Hilfe<br />

das Vorhaben überwacht und gesteuert werden kann.<br />

Das Monitoring sollte auf Basis einer breiten Beteiligung<br />

der jeweiligen Akteursgruppen abgestimmt und<br />

transparent kommuniziert werden. Hierbei ist es wichtig,<br />

mit dem Monitoring frühzeitig zu beginnen, um<br />

beispielsweise im Hinblick auf die aktuelle Grundwasserbeschaffenheit<br />

und Gasgehalte im oberflächennahen<br />

Grundwasser geeignete Nullmessungen zu<br />

haben. Das Monitoring ist dann im Laufe der Zeit fortlaufend<br />

zu konkretisieren. Folgender Prozessablauf zum<br />

Aufbau eines Monitorings wird empfohlen:<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 77


FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />

""<br />

Klärung der möglichen Beteiligten für einen begleitenden<br />

Monitoringarbeitskreis;<br />

""<br />

Verständigung über die Ziele des Monitorings;<br />

""<br />

Aufbau einer fachlichen Struktur des Monitorings zu<br />

den Arbeitsfeldern Grundwassersystem, Grund- und<br />

Oberflächengewässer, unterirdische Gasausbreitung,<br />

Gefährdungspotenziale Stoffe (Frack-Fluide,<br />

Formationswässer und Flowback), Fracking-Technologie,<br />

Seismizität, Anlagensicherheit/Bohrlochintegrität<br />

und Bergschäden;<br />

""<br />

Aufbau einer organisatorischen Struktur des Monitorings<br />

(u. a. Zusammensetzung der Arbeitsgruppen,<br />

Kommunikationsprozesse und -regeln, Kriterien für<br />

die Offenlegung von Daten, Entscheidungsstrukturen,<br />

Schnittstellen zum Betreiber und den Genehmigungs-<br />

und Fachbehörden);<br />

""<br />

Dokumentation von allen fachlichen, organisatorischen<br />

und sonstigen Vereinbarungen in einem Projekthandbuch<br />

und dessen regelmäßige Aktualisierung;<br />

""<br />

Dokumentation von Verfahren, Auswertemethoden,<br />

Ableitung von Indikatoren etc. in Methodenhandbüchern;<br />

""<br />

regelmäßige Zusammenstellung und Bewertung der<br />

Ergebnisse aller Arbeitsfelder in zusammenfassenden<br />

Monitoringberichten.<br />

3. Fazit<br />

3.1 Forschungs- und Entwicklungsbedarf<br />

Die o. g. Studien im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />

und des Umweltministeriums des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen sowie eine Reihe weiterer nationaler und<br />

internationaler Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis,<br />

dass mit der Fracking-Technologie Risiken verbunden<br />

sein können, die derzeit aufgrund von Daten- und<br />

Kenntnisdefiziten nicht abschließend zu beurteilen sind.<br />

Das Umweltbundesamt hat deshalb im Dezember<br />

2012 ein Folgevorhaben „Umweltauswirkungen von<br />

Fracking – Teil 2“ (Laufzeit bis Februar 2014) zur vertiefenden<br />

Bearbeitung der Themen Monitoringkonzepte<br />

für das Grundwasser, Kataster für Frack-Chemikalien,<br />

Behandlungsmethoden für den Flowback incl. Stoffstrombilanzen,<br />

Klimabilanz, Methanemissionen, induzierte<br />

Seismizität, Flächenbedarf/Raumordnung, Naturschutzbelange<br />

und Lärmschutzfragen vergeben.<br />

Zur Identifizierung des weiteren Forschungsbedarfs<br />

hat auf Einladung des Bundesministeriums für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) am<br />

22.01.2013 ein Forschungsfachgespräch zum Thema<br />

„Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />

Lagerstätten mithilfe hydraulischer Frackverfahren“<br />

zwischen Wissenschaftlern, Behörden und<br />

Betreibern stattgefunden.<br />

Nach Abschluss einer Reihe von Gutachten neutraler<br />

Experten u. a. zu den Themen Geologie, Frack-Ausbreitung<br />

und Fluide, Recht, Energie und Klimabilanz, Lagerstättenwasser<br />

und Flowback hat die Firma ExxonMobil<br />

Production Deutschland GmbH weitere wissenschaftliche<br />

Gutachten für Fragestellungen aus den Bereichen<br />

Rissausbreitung, Toxikologie von Fracking-Flüssigkeiten,<br />

Erfassung von diffusem Methan, Aufbereitung von<br />

Lagerstättenwasser und Sicherheitsanalysen vergeben.<br />

Am 18. Juni 2013 wurden in Greven im Rahmen einer<br />

Konferenz die Zwischenberichte der von dem Unternehmen<br />

zu den spezifischen Fragestellungen beauftragten<br />

Hochschulen und Ingenieurbüros der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt und diskutiert („Zweiter Statusbericht<br />

zur Umsetzung der Risikostudie Fracking“ unter<br />

http://www.erdgassuche-in-deutschland.de/dialog/<br />

info_dialog_fracking_2013.html).<br />

Von der amerikanischen Umweltbehörde wurde<br />

Ende 2012 ein erster Zwischenbericht zur Studie „Study<br />

of the Potential Impacts of Hydraulic Fracturing on Drinking<br />

Water“ vorgelegt [10], die im Laufe des Jahres 2013,<br />

u.a. im Rahmen mehrerer Workshops, weiter konkretisiert<br />

wurde (http://www2.epa.gov/hfstudy). Im Rahmen<br />

der Studie der EPA werden die laufenden Forschungsaktivitäten<br />

beschrieben und die Forschungsfragen konkretisiert.<br />

Sie decken sich weitgehend mit denen der<br />

Studien für das Umweltbundesamt und für das Umweltministerium<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />

Im Laufe des Jahres 2013 wurde eine Reihe weiterer<br />

Studien veröffentlicht, die im Rahmen des vom Umweltbundesamt<br />

beauftragten Folgevorhabens (s. o.) gewürdigt<br />

werden. Besondere Aufmerksamkeit erlangte die<br />

Studie von Jackson et al. [16], in der signifikante statistische<br />

Zusammenhänge zwischen erhöhten Methangehalten<br />

in Trinkwasserbrunnen und der Entfernung zu<br />

Fracking-Bohrplätzen festgestellt werden konnten.<br />

3.2 Empfehlungen<br />

Vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse<br />

und der festgestellten Wissens- und Datendefizite empfehlen<br />

die Autoren der o. g. Studien ein vorsichtiges,<br />

schrittweises, kooperatives und ergebnisoffenes Vorgehen,<br />

bei dem zunächst die Erkundung der unkonventionellen<br />

Erdgaslagerstätten und der Geosysteme im Vordergrund<br />

stehen sollte.<br />

Auf dieser Grundlage könnten Bereiche mit gewinnbaren<br />

Erdgasvorkommen eingegrenzt werden. Gleichzeitig<br />

soll die Erkundung ein besseres Verständnis der<br />

hydrogeologischen Wirkungszusammenhänge liefern,<br />

das für eine fundierte Risikoanalyse im Hinblick auf die<br />

Umweltauswirkungen notwendig ist.<br />

Der zukünftige Einsatz der Fracking-Technologie in<br />

Deutschland wird von den Autoren nur in Verbindung<br />

mit strengen Vorschriften, klaren Beurteilungskriterien<br />

und einer intensiven behördlichen und wissenschaftlicher<br />

Überwachung gesehen.<br />

Die einzelnen Empfehlungen werden einem rechtlich-organisatorischen<br />

sowie naturwissenschaftlich-<br />

Januar 2014<br />

78 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Grundwasserschutz<br />

FACHBERICHTE<br />

technischen Bereich zugeordnet und im Folgenden kurz<br />

erläutert:<br />

Rechtlich-organisatorische Empfehlungen<br />

(a) Die umwelt- und sicherheitsbezogenen Genehmigungen<br />

sowie die Überwachung von Erkundung<br />

und Gewinnung von unkonventionellen Gasvorkommen<br />

sollte in den Geschäftsbereich der Umweltministerien<br />

der Länder überführt werden, um wirtschaftliche<br />

und umweltschutzbezogene Überlegungen<br />

strukturell zu trennen.<br />

(b) Aufgrund der derzeit unsicheren Datenlage und der<br />

nicht auszuschließenden Umweltrisiken empfehlen<br />

die Gutachter aus wasserwirtschaftlicher Sicht, übertägige<br />

und untertägige Aktivitäten zur unkonventionellen<br />

Gasgewinnung für Erkundungs betriebe<br />

der Phase B1 (Erkundung mit Fracking) und für<br />

Gewinnungsbetriebe in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten (I bis<br />

III), <strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten der öffentlichen<br />

Trinkwasserversorgung (ohne ausgewiesenes <strong>Wasser</strong>schutzgebiet),<br />

in Heilquellenschutzgebieten so -<br />

wie im Bereich von Mineralwasservorkommen nicht<br />

zuzulassen und die genannten Gebiete für diese<br />

Zwecke auszuschließen. Der Ausschluss gilt auch<br />

für Bereiche, für die im Rahmen der Erkundung<br />

ungünstige hydrogeologische Verhältnisse nachgewiesen<br />

wurden (z. B. artesische Grundwasserverhältnisse<br />

in Verbindung mit entsprechenden Wegsamkeiten).<br />

(c) Eine Umweltverträglichkeitsprüfung sollte für jedes<br />

Vorhaben zur Erkundung und Gewinnung von<br />

unkonventionellen Gasvorkommen durchgeführt<br />

werden, das die Fracking-Technologie einsetzt.<br />

(d) Der Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen und<br />

Daten sollte ermöglicht bzw. erleichtert werden.<br />

(e) Die weiteren Arbeits- und Entscheidungsprozesse<br />

sollten professionell geplant, gesteuert und transparent<br />

kommuniziert werden.<br />

Naturwissenschaftlich-technische Empfehlungen<br />

Als wesentliche naturwissenschaftlich-technische Voraussetzungen<br />

für den Einsatz von Fracking in Deutschland<br />

werden genannt:<br />

(a) Die Verringerung des Gefährdungspotenzials der<br />

Fluide und Sicherstellung einer langfristig hohen<br />

Integrität der Bohrungen (Zementierung).<br />

(b) Ein umweltgerechter Umgang mit dem Flowback/<br />

<strong>Abwasser</strong> (Verminderung, Aufbereitung, Entsorgung).<br />

(c) Vertiefte Kenntnisse zu Verbindungen zwischen tiefen<br />

und flachen Bereichen der Geosysteme sowie zur<br />

Interaktion zwischen Gestein, Formationswasser und<br />

Fluiden.<br />

(d) Eine hohe Anlagensicherheit und Sicherheit der<br />

Arbeitsprozesse nach dem Vorbild vergleichbarer<br />

sonstiger industrieller Anlagen.<br />

(e) Der Aufbau und Betrieb von Monitoringsystemen<br />

zur Überwachung möglicher Einflüsse auf <strong>Wasser</strong>,<br />

Boden und Luft.<br />

(f) Die Klärung weiterer Fragestellungen zur Klimarelevanz,<br />

zum Einfluss auf die regionale Wirtschaft sowie<br />

zur Rolle des Erdgases als Übergangstechnologie.<br />

Vorausgesetzt, es gibt gewinnbare Vorkommen von Gas<br />

aus unkonventionellen Lagerstätten, werden aus unserer<br />

Sicht der Einfluss der Fracking-Technologie auf die<br />

Umwelt und die Rahmenbedingungen für deren Einsatz<br />

(u. a. Sicherheit, Beteiligung, Transparenz) dafür entscheidend<br />

sein, ob diese Technologie eine öffentliche<br />

Akzeptanz findet und damit ihre Anwendung möglich<br />

sein wird.<br />

3.3 Stand der Diskussion<br />

Die Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />

Lagerstätten durch die Fracking-Technologie ist gegenwärtig<br />

Gegenstand einer intensiven energie- und<br />

umweltpolitischen Diskussion. Sowohl auf nationaler<br />

als auch auf europäischer Ebene stehen rechtliche Entscheidungen<br />

zum umweltgerechten und die möglichen<br />

Risiken berücksichtigenden Einsatz dieser Technologie<br />

an.<br />

Das Land NRW wird „bis auf Weiteres keine Genehmigung<br />

für Erkundung und Gewinnung unkonventioneller<br />

Erdgaslagerstätten unter Einsatz von schädlichen<br />

Substanzen (Fracking) erteilen“ (MKULNV NRW, Pressemitteilung<br />

vom 07. September 2012). Es ist ein Dialogprozess<br />

mit der Erdgasindustrie und einer breiten Beteiligung<br />

mit Gemeinden, Bürgerinnen und Bürgern und<br />

einschlägigen Institutionen geplant, um Kriterien zu<br />

entwickeln und die Informations- und Wissensdefizite<br />

zu beseitigen. In diesem Kontext sollen ggf. auch Forschungsbohrungen<br />

eingeplant werden, allerdings ohne<br />

Fracking [17].<br />

Die Firma ExxonMobil Production Deutschland<br />

GmbH hat die Aussagen des Expertenkreises sowie der<br />

UBA- und NRW-Studien zum Anlass für folgende Entscheidungen<br />

genommen: (1.) Es sollen keine weiteren<br />

Fracking-Aktivitäten durchgeführt werden, bevor das<br />

Konzept zum Grundwassermonitoring umgesetzt wird.<br />

(2.) Fracking-Projekte in der Nähe bestimmter Heilquellenschutzgebiete<br />

werden nicht weiter verfolgt, d. h. die<br />

Bohrungen werden verfüllt und die Bohrplätze zurückgebaut<br />

[18].<br />

In Niedersachsen wurden vom Landesamt für Bergbau,<br />

Energie und Geologie in der Rundverfügung 4.17<br />

Mindestanforderungen an Betriebspläne, Prüfkriterien<br />

und Genehmigungsablauf für hydraulische Bohrlochbehandlungen<br />

in Erdöl- und Erdgaslagerstätten erlassen<br />

[19].<br />

Gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein hatte<br />

NRW darüber hinaus einen Antrag in den Bundesrat<br />

eingebracht, der für den Einsatz der Fracking-Techno-<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 79


FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />

logie eine Umweltverträglichkeitsprüfung fordert. Der<br />

Antrag wurde vom Bundesrat angenommen [20].<br />

Auf der 79. Umweltministerkonferenz am 15. und<br />

16. November 2012 in Kiel [21] stellten die Umweltminister<br />

und -senatoren der Länder fest, dass<br />

""<br />

die Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus un -<br />

konventionellen Lagerstätten unter Einsatz umwelttoxischer<br />

Chemikalien erhebliche Risiken beinhaltet,<br />

""<br />

der Einsatz von Fracking-Technologien mit umwelttoxischen<br />

Chemikalien in Trinkwasserschutzgebieten<br />

auszuschließen ist,<br />

""<br />

auf Grund der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage<br />

es nicht verantwortbar ist, zu diesem Zeitpunkt<br />

Vorhaben zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas<br />

aus unkonventionellen Lagerstätten mit dem<br />

Einsatz der Fracking-Technologie mit umwelttoxischen<br />

Chemikalien zu genehmigen,<br />

""<br />

über Anträge auf Genehmigung von Fracking-Maßnahmen<br />

mit umwelttoxischen Chemikalien zur<br />

Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />

Lagerstätten erst dann entschieden werden kann,<br />

wenn die nötige Datengrundlage zur Bewertung<br />

vorhanden ist und zweifelsfrei geklärt ist, dass eine<br />

nachteilige Veränderung der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />

nicht zu besorgen ist (Besorgnisgrundsatz des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes;<br />

die im Auftrag des Bundes<br />

und des Landes NRW erstellten Gutachten kommen<br />

zu dem Ergebnis, dass diese Voraussetzungen zzt.<br />

nicht vorliegen),<br />

""<br />

Disposalbohrungen als Mittel der Entsorgung von<br />

Frackflüssigkeiten mit umwelttoxischen Chemikalien<br />

aus der Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />

Lagerstätten abzulehnen sind.<br />

Zur Regelung von Ausschlussgebieten werden derzeit<br />

Gesetzesentwürfe zur Änderung der UVP-V Bergbau<br />

und Änderung des WHG (u. a. [22]) diskutiert, denen<br />

zufolge Tiefbohrungen, bei denen zur Aufsuchung oder<br />

Gewinnung von Erdgas, Erdöl oder Erdwärme Gesteine<br />

unter hydraulischem Druck aufgebrochen werden, und<br />

die untertägige Ablagerung der bei diesen Tiefbohrungen<br />

anfallenden Stoffen,<br />

""<br />

in <strong>Wasser</strong>schutz- und Heilquellenschutzgebieten<br />

""<br />

sowie in Gebieten, aus denen über oberirdische<br />

Gewässer der gesamte Oberflächenfluss in einen<br />

natürlichen See gelangt, aus dem unmittelbar Rohwasser<br />

für die öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung entnommen<br />

wird,<br />

verboten werden sollen. Außerdem wird diskutiert, dass<br />

behördliche Verbots- und Beschränkungsregelungen<br />

im Einzelfall ggf. auch außerhalb von <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />

getroffen werden können. Das Einzugsgebiet der<br />

Talsperren, aus denen nicht unmittelbar, aber mittelbar<br />

Trinkwasser gewonnen wird, würde den diskutierten<br />

Gesetzesentwürfen zur Folge nicht generell als Ausschlussgebiete<br />

angesehen, obwohl sie wie an der Ruhr<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Trinkwasserqualität und<br />

Versorgungssicherheit der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

leisten und damit eine vergleichbare Schutzbedürftigkeit<br />

wie die direkt zur Rohwasserentnahme<br />

genutzten natürlichen Seen aufweisen.<br />

Der DVGW hat in einer Stellungnahme zum geplanten<br />

Gesetzesentwurf gefordert, die Möglichkeit eines<br />

Verbotes neben <strong>Wasser</strong>schutzgebieten auch auf Einzugsgebiete<br />

von <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen der öffentlichen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung zu beziehen [23], da nicht in<br />

allen Einzugsgebieten von <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen<br />

der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>Wasser</strong>schutzgebiete<br />

ausgewiesen sind bzw. den Status als „<strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />

vorgesehenes Gebiet“ besitzen.<br />

In einem vom Hessischen Ministerium für Umwelt,<br />

Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Auftrag<br />

gegebenen Rechtsgutachten wurde festgestellt<br />

[24], dass die Erteilung einer Erlaubnis nicht in Betracht<br />

kommt, wenn aller Voraussicht nach auf einem Großteil<br />

der beantragten Aufsuchungsfläche keine spätere<br />

Gewinnung möglich sein wird, weil<br />

""<br />

aller Voraussicht nach keine Vorkommen vorhanden<br />

sind,<br />

""<br />

die geologisch-hydrogeologischen Standortbedingungen<br />

keine ausreichende Barrierewirkungen<br />

gewährleisten oder<br />

""<br />

überwiegende konkurrierende Nutzungsansprüche<br />

im öffentlichen Interesse im gesamten zuzuteilenden<br />

Feld entgegenstehen.<br />

Im Hinblick auf den Aufsuchungsantrag im Erlaubnisfeld<br />

„Adler South“ wurden vom Hessischen Landesamt<br />

für Umwelt und Geologie (HLUG) nach Überlagerung<br />

der geologischen Potenzialräume mit den Schutzgebieten<br />

für den Grundwasserschutz und weitere Nutzungsansprüche<br />

festgestellt, dass insgesamt 79 % dieses Aufsuchungsfeldes<br />

mit konkurrierenden Nutzungsansprüchen<br />

überlagert sind [5, 24]. Das Rechtsgutachten<br />

kommt in Anbetracht der vom HLUG und von den<br />

Fachbehörden belegten öffentlichen Interessen einerseits<br />

und der nach derzeitigem Kenntnisstand nur unzureichenden<br />

Aussicht auf eine wirtschaftliche Gewinnbarkeit<br />

von Bodenschätzen durch Fracking andererseits<br />

zum Ergebnis, dass die Erteilung der beantragten Aufsuchungserlaubnis<br />

im Erlaubnisfeld „Adler South“ nicht in<br />

Betracht kommt [24]. Das Regierungspräsidium Kassel<br />

hat dem Unternehmen BNK Deutschland die Erlaubnis<br />

für das Aufspüren von Erdgas aus tiefen Bodenschichten<br />

verweigert, worauf BNK Klage gegen das Land Hessen<br />

eingereicht hat.<br />

Energiepolitisch ist die Nutzung von Schiefergas<br />

umstritten. Während das Bundesamt für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe nach Abschätzung der Vorkommen<br />

in Deutschland zur Einschätzung kommt, dass<br />

Schiefergas einen Beitrag zur heimischen Energieversorgungssicherheit<br />

leisten kann [2], kam der Sachver-<br />

Januar 2014<br />

80 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Grundwasserschutz<br />

FACHBERICHTE<br />

ständigen Rat für Umweltfragen (SRU) zu dem Schluss,<br />

dass deutsches Schiefergas keinen wesentlichen Nutzen<br />

für die Energiewende leisten wird und der Förderung<br />

dieses Energieträgers kein übergeordnetes gesellschaftliches<br />

Interesse zuzuschreiben ist [8]. Das Hamburgische<br />

WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) kommt zu dem Schluss,<br />

dass in Deutschland „ein vorschnelles Handeln in Bezug<br />

auf Schiefergas vermieden werden (sollte)“, weil „gerade<br />

in den Ländern mit einer großen Bevölkerungsdichte<br />

negative Umweltauswirkungen erhebliche Folgen für<br />

große Teile der Bevölkerung (hätten)“ [25].<br />

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

(BGR), das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches<br />

GeoForschungsZentrum GFZ und das Helmholtz-<br />

Zentrum für Umweltforschung (UFZ) haben am 31. Juli<br />

2013 mit der sogenannten „Hannover-Erklärung“ ihre<br />

gemeinsamen Standpunkte zum Thema „Umweltverträgliches<br />

Fracking“ veröffentlicht [26].<br />

Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke<br />

an der Ruhr e. V. und des Ruhrverbandes wurde<br />

im September 2013 eine Studie zu den wasserwirtschaftlichen<br />

Risiken bei der Aufsuchung und Gewinnung<br />

von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten<br />

im Einzugsgebiet der Ruhr erstellt [27]. Es ist die erste<br />

Studie in Deutschland, die die Risiken und Potenziale<br />

des Fracking auf regionaler Ebene, unter Berücksichtigung<br />

der spezifischen geologisch-hydrogeologischen,<br />

wasserwirtschaftlichen und flächennutzungsspezifischen<br />

Standortbedingungen, beschreibt und bewertet.<br />

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass nahezu im gesamten<br />

Ruhreinzugsgebiet die Gasgewinnung mittels Fracking<br />

mit wasserwirtschaftlichen Risiken verbunden ist. Für<br />

die Aufsuchung und Gewinnung von Schiefergas verbleibt<br />

eine Potenzialfläche von weniger als 3 % der<br />

erteilten Erlaubnisfelder, auf der zusätzlich konkurrierende<br />

Flächennutzungen zu berücksichtigen sind.<br />

In der Gelsenkirchener Erklärung fordert ein Bündnis<br />

aus Gelsenwasser AG, Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke<br />

an der Ruhr e. V., Verband Deutscher Mineralbrunnen<br />

e. V., Deutscher Brauer-Bund e. V. und Wirtschaftsvereinigung<br />

Alkoholfreie Getränke e. V. aus Sorge um<br />

die Sicherheit und Reinheit von <strong>Wasser</strong>vorkommen<br />

klare gesetzliche Regelungen zum Schutz vor den<br />

Gefahren des Fracking in Deutschland [28].<br />

Breite Teile der Bevölkerung in Deutschland, davon<br />

viele in Naturschutzverbänden und zahlreichen Bürgerinitiativen<br />

organisiert, lehnen Fracking mehr oder weniger<br />

kategorisch ab [29].<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich beim Umweltbundesamt und beim<br />

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und<br />

Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen für die Finanzierung<br />

der Studien. Unser Dank gilt ferner unseren Projektpartnern:<br />

Anwaltbüro [Gaßner, Groth, Siederer & Coll.], TU Darmstadt<br />

(Prof. Dr. Sass), Brenk Systemplanung GmbH, BKR Aachen, delta h<br />

Ingenieurgesellschaft mbH, FORALITH Drilling Support AG und<br />

FUMINCO GmbH.<br />

Literatur<br />

[1] AEA Technology plc: Support to the identification of potential<br />

risks for the environment and human health arising from<br />

hydrocarbons operations involving hydraulic fracturing in<br />

Europe. AEA/ED57281/Issue Number 17, 10.08.2012.<br />

http://ec.europa.eu/environment/integration/energy/pdf/<br />

fracking%20study.pdf<br />

[2] BGR – Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe:<br />

Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen<br />

(Schiefergas) in Deutschland, Hannover 2012.<br />

[3] Ewen, C., Borchardt, D., Richter, S. und Hammerbacher, R.: Risikostudie<br />

Fracking – Sicherheit und Umweltverträglichkeit<br />

der Fracking-Technologie für die Erdgasgewinnung aus<br />

unkonventionellen Quellen (Übersichtsfassung) 2012.<br />

[4] GD NRW: Der Geologische Dienst NRW -Landesbetriebinformiert:<br />

Unkonventionelle Erdgasvorkommen in Nordrhein-Westfalen<br />

2011. www.gd.nrw.de/zip/l_rcbm01.pdf<br />

[5] HLUG: Stellungnahme zu vorliegenden Gutachten zum Fracking<br />

in Deutschland im Zusammenhang mit dem Aufsuchungsantrag<br />

der BNK Deutschland GmbH auf Kohlenwasserstoffe<br />

im Erlaubnisfeld „Adler South“. Handlungsempfehlungen<br />

aus geologischer und hydrogeologischer Sicht.<br />

Langfassung. Bearbeitungstand 26. März 2013. www.hlug.<br />

de/fileadmin/dokumente/geologie/rohstoffe/kw/Fracking_<br />

HLUG_lang_260313.pdf<br />

[6] MKULNV NRW: Gutachten mit Risikostudie zur Exploration<br />

von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten in Nordrhein-Westfalen<br />

und deren Auswirkungen auf den Naturhaushalt,<br />

insbesondere die öffentliche Trinkwassergewinnung.<br />

Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz,<br />

Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz<br />

des Landes NRW 2012 (Kurzfassung, www.umwelt.<br />

nrw.de/umwelt/pdf/gutachten_fracking_nrw_2012.pdf).<br />

[7] SGD & BGR: Stellungnahme zu den geowissenschaftlichen<br />

Aussagen des UBA-Gutachtens, der Studie NRW und der<br />

Risikostudie des ExxonMobil InfoDialogprozesses zum<br />

Thema Fracking. Erarbeitet für den Bund/Länder-Ausschuss<br />

Bodenforschung (BLA-GEO) durch die Staatlichen Geologischen<br />

Dienste der Deutschen Bundesländer (SGD) und die<br />

Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).<br />

Version 5.0, März 2013, Hannover. www.infogeo.de/dokumente/download_pool/SN_SGD-Fracking-Studien_V5_0.<br />

pdf<br />

[8] SRU: Fracking zur Schiefergasgewinnung. Ein Beitrag zur<br />

energie- und umweltpolitischen Bewertung. Sachverständigenrat<br />

für Umweltfragen, Aktuelle Stellungnahme Nr. 18,<br />

Mai 2013. www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/<br />

DE/04_Stellungnahmen/2012_2016/2013_05_AS_18_Fracking.pdf?__blob=publicationFile<br />

[9] Umweltbundesamt (UBA): Umweltauswirkungen von Fracking<br />

bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus<br />

unkonventionellen Lagerstätten – Risikobewertung, Handlungsempfehlungen<br />

und Evaluierung bestehender rechtlicher<br />

Regelungen und Verwaltungsstrukturen. Gutachten im<br />

Auftrag des Umweltbundesamtes 2012, FKZ 3711 23 299<br />

(Lang- und Kurzfassung: www.umweltbundesamt.de/ubainfo-medien/4346.html).<br />

[10] US EPA – U.S. Environmental Protection Agency: Study of the<br />

Potential Impacts of Hydraulic Fracturing on Drinking Water<br />

Resources: Progress Report; December 2012 (www.epa.gov/<br />

hfstudy/pdfs/hf-report20121214.pdf).<br />

[11] europaticker, www.umweltruf.de/news/111/news3.<br />

php3?nummer=13013790<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 81


FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />

[12] BGR – Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe:<br />

Energiestudie 2013. Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit<br />

von Energierohstoffen (17). – 112 S., Hannover 2013.<br />

[13] FINANCIAL TIMES: Shell writedown is bad news for US shale.<br />

1. August 2013.<br />

[14] Davies, R. J., Mathias, S., Moss, J., Hustoft, S. and Newport, L.:<br />

Hydraulic fractures: How far can they go? In: Marine and<br />

Petroleum Geology 37 (2012) No. 1,, p. 1-6.<br />

[15] Pater, C.J . und Baisch, S.: Geomechanical Study of Bowland<br />

Shale Seismicity - Synthesis Report, StrataGen Delft BV und<br />

Q-con GmbH, Delft, November 2011.<br />

[16] Jackson, R.B., Vengosh, A., Darrah, T.H., Warner, N.R., Down, A.,<br />

Poreda, R.J., Osborn, S.G., Kaiguang, Z. and Karr, J.D.: Increased<br />

Stray Gas Abundance in a Subset of Drinking Water Wells<br />

near Marcellus Shale gas extraction. In Proceedings of the<br />

National Academy of Science of the USA (PNAS), July 9, Vol.<br />

110 (2013), No. 28, 11255.<br />

[17] Remmel, J.: Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten. <strong>gwf</strong>-<br />

<strong>Wasser</strong>| <strong>Abwasser</strong> 153 (2012) Nr. 11, S. 1121.<br />

[18] EUWID <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>, Heft 46 (2012), S. 7.<br />

[19] LBEG: Mindestanforderungen an Betriebspläne, Prüfkriterien<br />

und Genehmigungsablauf für hydraulische Bohrlochbehandlungen<br />

in Erdöl- und Erdgaslagerstätten in Niedersachsen.<br />

Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Rundverfügung<br />

vom 31.10.2012. www.lbeg.niedersachsen.de/<br />

download/72198/Mindestanforderungen_an_Betriebsplaene_Pruefkriterien_und_Genehmigungsablauf_fuer_<br />

hydraulische_Bohrlochbehandlungen_in_Erdoel-_und_Erdgaslagerstaetten_in_Niedersachsen.pdf<br />

[20] EUWID <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>, Heft 51/52 (2012), S. 12.<br />

[21] Umweltministerkonferenz: Ergebnisprotokoll der 79.<br />

Umweltministerkonferenz am 15. und 16. November 2012 in<br />

Kiel unter Vorsitz von Minister Dr. Robert Habeck, Ministerium<br />

für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche<br />

Räume des Landes Schleswig-Holstein 2012. www.<br />

umweltministerkonferenz.de/documents/UMK_Protokoll_<br />

endg-.pdf<br />

[22] BMU: Vorschlag zur Änderung von UVP-V und <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz.<br />

Gemeinsamer Vorschlag von BMU und BMWi<br />

zum Thema Fracking. Stand 26.02.2013. www.bmu.de/themen/wasser-abfall-boden/binnengewaesser/gesetzesaenderung-zu-fracking<br />

[23] DVGW: Stellungnahme vom 21. März 2013 zum Entwurf<br />

eines Gesetzes zur Änderung des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes<br />

vom 7. März 2013 und Entwurf einer Verordnung zur Änderung<br />

der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

bergbaulicher Vorhaben vom 11. März 2013 in Bezug<br />

auf die Umweltverträglichkeitsprüfung bei Bohrungen mit<br />

Einsatz der Fracking-Technologie. DVGW Deutscher Verein<br />

des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., www.dvgw.de/fileadmin/<br />

dvgw/wasser/ressourcen/dvgw_stellungnahme_gewaesserschutz_fracking.pdf<br />

[24] Hessischer Landtag: 60. Sitzung des Ausschusses für Umwelt,<br />

Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. 11.04.2013,<br />

9:05 bis 10:46 Uhr. 18. Wahlperiode. Stenografischer Bericht<br />

– öffentlicher Teil. www.hessischer-landtag.de/icc/med/<br />

bb7/bb700690-9433-e31a-628b-<br />

31402184e373,11111111-1111-1111-1111-111111111111.<br />

pdf<br />

[25] BERENBERG, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut<br />

(HWWI): Strategie 2030 – Fracking. Berenberg Unternehmenskommunikation,<br />

Hamburg 2013.<br />

[26] BGR, GFZ & UFZ: Abschlusserklärung zur Konferenz „Umweltverträgliches<br />

Fracking?“ am 24./25. Juni 2013 in Hannover<br />

(Hannover-Erklärung). www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Nachrichten/Veranstaltungen/2013/GZH-Veranst/Fracking/Downloads/Hannover-Erklaerung-Finalfassung.pdf<br />

[27] IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für <strong>Wasser</strong> Beratungsund<br />

Entwicklungsgesellschaft mbH: <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche<br />

Risiken bei Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus<br />

unkonventionellen Lagerstätten im Einzugsgebiet der Ruhr.<br />

Gutachten des IWW im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr e. V. und des Ruhrverbandes 2013.<br />

www.awwr.de/fileadmin/download/download_2013/studie_fracking_einzugsgebiet_ruhr.pdf,<br />

http://www.ruhrverband.de/wissen/forschung-entwicklung/fracking/<br />

[28] Gelsenwasser AG, Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an<br />

der Ruhr e. V., Deutscher Brauer‐Bund e. V., Verband Deutscher<br />

Mineralbrunnen e. V. & Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie<br />

Getränke e. V.: Gelsenkirchener Erklärung: <strong>Wasser</strong>versorger,<br />

Bierbrauer, Mineral‐ und Heilbrunnenbetriebe<br />

sowie Erfrischungsgetränkehersteller fordern Schutz vor<br />

Fracking (24.10.2013) http://www.gelsenwasser.de/fileadmin/download/unternehmen/presse/gelsenkirchener_<br />

erklaerung.pdf<br />

[29] BUND: Umweltrisiko Erdgas-Fracking verbieten. Beschluss<br />

des BAK Energie am 03.11.2012.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 07.10.2013<br />

Korrektur: 12.12.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr. Axel Bergmann<br />

E-Mail: a.bergmann@iww-online.de |<br />

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D-45476 Mülheim an der Ruhr<br />

Dr. H. Georg Meiners<br />

E-Mail: g.meiners@ahu.de |<br />

ahu AG <strong>Wasser</strong> · Boden · Geomatik |<br />

Kirberichshofer Weg 6 |<br />

D-52066 Aachen<br />

Januar 2014<br />

82 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Die <strong>Wasser</strong>versorgung im<br />

antiken Rom<br />

Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken römischen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva zum Leiter der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum) berufen. Aus diesem Anlass verfasste er<br />

eine Schrift, die unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt<br />

Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick über den Stand des Wissens<br />

bezüglich Management, Technik und Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er<br />

begegnet uns als moderner Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine Schrift<br />

kann als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige Ausgabe basiert auf einer<br />

sorgfältigen Überprüfung des lateinischen Textes sowie einer neuen Übersetzung ins Deutsche.<br />

Hrsg.: Frontinus Gesellschaft e.V.<br />

4. völlig neu bearbeitete Auflage 2013<br />

284 Seiten, vierfarbig, Hardcover mit Schutzumschlag<br />

ISBN: 978-3-8356-7107-2<br />

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Die <strong>Wasser</strong>versorgung im antiken Rom<br />

4. Auflage 2013 – ISBN: 978-3-8356-7107-2 für € 89,80 (zzgl. Versand)<br />

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FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Ergebnisse experimenteller Vergleichsuntersuchungen<br />

mit Glaskugeln und<br />

Filterkiesen in Trinkwasserbrunnen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, Glaskugeln, Filterkies, spezifische Ergiebigkeit, Verockerungsverhalten<br />

Christoph Treskatis, Lara Tholen und Reinhard Klaus<br />

Bisherige Studien und Laborversuche zeigten, dass<br />

Glaskugeln in Trinkwasserbrunnen aufgrund ihrer<br />

Materialeigenschaften (glatte Oberflächen, gleichmäßige<br />

Kugelgrößen, sehr geringe Ungleichkörnigkeit<br />

etc.) günstige Voraussetzungen für reduzierte Eintrittsverluste<br />

und für eine Vergleichmäßigung der<br />

Anströmung haben können. In der Praxis war seit<br />

einiger Zeit bekannt, dass die Entwicklung und Regenerierung<br />

von Brunnen mit Glaskugelschüttungen an<br />

verschiedenen Standorten in Deutschland und den<br />

USA effizienter durchgeführt werden konnten. Im<br />

Rahmen von Labor- und Feldexperimenten konnten<br />

die grundlegenden Annahmen aus den bisherigen<br />

Studien und der Praxis bestätigt werden. Die Ergiebigkeit<br />

von Glaskugelbrunnen lag am Versuchsstandort<br />

in Rostrup um 15 bis 21 % über der Ergiebigkeit<br />

von vergleichbaren Kiesschüttungsbrunnen. Die Entsandungsversuche<br />

an den sechs Testbrunnen in<br />

Rostrup zeigten, dass die Trennschärfe der Glaskugelschüttungen<br />

gegenüber dem ausgetragenen<br />

Korn aus dem Grundwasserleiter größer ist als bei<br />

den vergleichbaren Kiesschüttungen. Fehlbemessungen<br />

führen wie bei Kiesschüttungen erwartungsgemäß<br />

zur Sandführung. Laborexperimente zum chemisch<br />

induzierten Verockerungsverhalten konnten<br />

Hinweise geben, dass der Druckaufbau infolge der<br />

Eisen- und Manganablagerungen in Filterkiesen<br />

wesentlich rascher erfolgte als in vergleichbaren<br />

Glaskugelpackungen. Die physikalischen Unterschiede<br />

in den Materialeigenschaften von Filterkiesen<br />

und Glaskugeln sowie das Verbandsverhalten der<br />

Schüttgüter prägen sowohl das hydraulische Verhalten<br />

als auch die Verockerungsentwicklung in Brunnen.<br />

Results of Field and Laboratory Experiments with<br />

Glass Beads and Gravel Material in Water Wells<br />

Former studies showed that effective porosity and<br />

hydraulic conductivity of fine and medium sized<br />

glass beads in the annulus of water wells reduce head<br />

losses and entrance velocities. Therefore well desanding,<br />

operation and rehabilitation are supposed to be<br />

affected in a positive way. Current laboratory and<br />

field experiments with natural filter gravel according<br />

to DIN 4924 and glass beads proved that glass beads<br />

are suitable to improve hydraulic conductivity in the<br />

annulus of water wells and to support yield in low to<br />

medium permeable sediments on the one hand. On<br />

the other hand desanding experiments in different<br />

wells with various gravel and glass bead packs confirm<br />

the major influence of the aquifer conductivity<br />

on well yield. Gravel material fits to the sediment in a<br />

more or less “generous” way due to its range of grain<br />

size. Compared to similar gravel packs, glass beads<br />

retain grain size strictly up to the point of inflection<br />

of the sieve curve according to DVGW W 113. Nevertheless,<br />

breakthrough of particles from the aquifer is<br />

exclusively controlled by the grain size of the gravel<br />

or glass bead pack. At the beginning of well operation,<br />

glass beads promote a better yield and a lower<br />

entrance loss due to their uniformity and homogeneous<br />

gradation. That’s why accurate sampling and<br />

sizing of the glass bead pack is necessary to prevent<br />

an undesired breakthrough of sand into the well. Well<br />

ageing processes such as incrustation of iron and<br />

manganese affects well performance. Experiments<br />

show that glass beads need a longer time to develop<br />

scale and friction losses start later compared to similar<br />

gravel material. But after a certain time, friction<br />

loss rises independently from material. As a result<br />

development of incrustations within different filter<br />

materials is only delayed not prevented. In well<br />

operation, the different material properties of glass<br />

bead and gravel material in the annulus of water<br />

wells are balanced by water quality and scaling processes.<br />

Januar 2014<br />

84 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

1. Einleitung und bisheriger Kenntnisstand<br />

Glaskugeln werden seit 2007 als Schüttgüter im Brunnenbau<br />

verwendet. Erste brunnenbautechnische Erfahrungen<br />

mit Glaskugeln aus säurebeständigem Kalk-Na -<br />

tronglas wurden beim Bau von Festgesteinsbrunnen in<br />

Franken gesammelt [1]. Anstoß für die Verwendung von<br />

Glaskugeln als Alternative zum Filterkies waren Erfahrungen<br />

von Brunnenbauern. Diese betrafen einerseits<br />

die Entwicklung bzw. Entsandung der Brunnen, in deren<br />

Verlauf bei Brunnen mit Glaskugelschüttungen im Vergleich<br />

zu Kiesschüttungsbrunnen weniger „Unterkorn“<br />

gefördert wurde und Entsandungsarbeiten rascher<br />

abgeschlossen werden konnten. Bei Brunnen mit einer<br />

starken Verockerungsneigung wurden bei Glaskugelschüttungen<br />

ein späteres Auftreten von Ablagerungen<br />

und eine geringere Abnahme der Leistung berichtet.<br />

Quantifizierbare Nachweise dieser „Regeneriererfolge“<br />

wurden jedoch nicht publiziert.<br />

Die physikalischen und hydraulischen Eigenschaften<br />

der beiden unterschiedlichen Schüttguttypen wurden<br />

im Rahmen eines F&E-Vorhabens untersucht [2]. Messbare<br />

Unterschiede zwischen den Materialtypen ergaben<br />

sich aus Laborversuchen bei den Eigenschaften Rundheit,<br />

Bruchlast, Bruchcharakteristik, Abriebfestigkeit und<br />

beim Anlagerungsverhalten gegenüber chemisch induzierten<br />

Eisenhydroxiden unter Laborbe dingungen [3].<br />

Zur Ermittlung der hydraulischen Eigenschaften<br />

unterschiedlicher Schüttgüter wurden am Bau-Ausbildungszentrum<br />

in Rostrup Laborversuche und Versuche<br />

an einem Teststand durchgeführt [4, 5]. Diese Versuche<br />

dienten der Ermittlung hydraulischer Kenngrößen, die<br />

eine allgemeine hydraulische Charakterisierung der<br />

Schüttgüter für den Brunnenbau zulassen. Im Laborund<br />

Technikumsmaßstab wurden für verschiedene<br />

Schüttguttypen die Porosität bei lockerer und dichter<br />

Lagerung, das Setzungsverhalten unter ungesättigten<br />

und gesättigten Bedingungen, die Durchlässigkeitsbeiwerte<br />

und Durchflussraten sowie die Systemdurchlässigkeit<br />

„Gebirge-Schüttung“ bestimmt.<br />

Die Versuchsergebnisse zeigten, dass der Einfluss<br />

des Schüttungsmaterials auf die Brunnenergiebigkeit<br />

im Vergleich zu den Aquifereinflüssen gering ist. Voraussetzung<br />

dieser Einschätzung ist eine hydraulisch korrekte<br />

Anpassung der Schüttkorngröße an die örtlichen<br />

Grundwasserleiterverhältnisse. Diesen Zusammenhang<br />

konnten auch analytische Modellierungen und Untersuchungen<br />

an einem Aquifermodell an der RWTH<br />

Aachen bestätigten [6]. Je gröber die Schüttung desto<br />

günstiger sind die hydraulischen Eigenschaften der<br />

Materialien, die in den meisten Fällen bei den Kenngrößen<br />

„Nutzporosität“ und „k f -Wert“ immer besser sind als<br />

in der geologischen Formation.<br />

Der geologische Untergrund steuert maßgeblich die<br />

für die Brunnenergiebigkeit wichtige Systemdurchlässigkeit.<br />

Die Unterschiede zwischen den Schüttguttypen<br />

sind bei der Porosität, im Setzungsverhalten und in der<br />

Schüttgutdurchlässigkeit vor allem von der Korn- bzw.<br />

Kugelgröße abhängig. Für die Stabilität und die Entwicklung<br />

des Brunnens sowie dessen spätere Instandhaltung<br />

ist die korrekte Bestimmung der Korn- bzw.<br />

Kugelgröße von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang<br />

zeigten Glaskugeln im Laborversuch höhere<br />

Nutzporositäten, vor allem in den kleineren Kugelgrößen,<br />

und bei allen untersuchten Fraktionen ein<br />

geringeres Setzungsmaß [7].<br />

Die Erkenntnisse aus den Labor- und Technikumsversuchen<br />

aus den Jahren 2009 bis 2011 wurden im Rahmen<br />

einer Masterarbeit an der Jade Hochschule, Oldenburg,<br />

an realen Brunnen vertieft betrachtet [8]. Der<br />

Standort Rostrup wurde gewählt, weil die Untergrundverhältnisse<br />

dort nur im geringen Umfang wechseln<br />

und somit verschiedene Brunnenausbauten bei in etwa<br />

gleichen hydrogeologischen Randbedingungen untersucht<br />

werden können. Parallel zu den insitu- und Laborversuchen<br />

wurden Untersuchungen zur Entwicklung<br />

der Leistungsfähigkeit im Zuge einer voranschreitenden<br />

chemischen Verockerung an unterschiedlich ausgebauten<br />

Brunnen eines <strong>Wasser</strong>werkes in einem Terrassengrundwasserleiter<br />

in der Rheintalscholle eingeleitet.<br />

Ziele der experimentellen Untersuchungen waren<br />

einerseits eine Überprüfung der Laborergebnisse in der<br />

Brunnenbetriebspraxis und andererseits die Herausarbeitung<br />

von Vor- und Nachteilen der Schüttguttypen in<br />

Abhängigkeit vom Einsatzgebiet und von den brunnentechnischen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Tabelle 1. Ausbaukenngrößen der Versuchsbrunnen 1 bis 6 auf dem Gelände<br />

des Bau-Ausbildungszentrums Rostrup (Länge der Filterstrecke DN 125 jeweils<br />

4 m).<br />

Ausbautyp<br />

Körnung/Kugelgröße<br />

[mm]<br />

1 Glaskugeln (GK) 1,7 bis 2,1 8,30<br />

2 Filtersand (FK) 1,0 bis 2,0 8,30<br />

3 Glaskugeln (GK) 2,0 bis 2,4 6,00<br />

4 Glaskugeln (GK) 2,4 bis 2,9 7,00<br />

5 Glaskugeln (GK) 2,85 bis 3,45 7,00<br />

6 Filterkies (FK) 2,00 bis 3,15 8,00<br />

2. Insitu-Versuche zur Brunnenergiebigkeit<br />

Im Bau-Ausbildungszentrum in Rostrup wurden sechs<br />

Vertikalfilterbrunnen in die quartären Fein- bis Mittelsande<br />

unter dem örtlich als Grundwasserstauer fungierenden<br />

Geschiebemergel abgeteuft. Der örtliche Grundwasserleiter<br />

ist gespannt und durch eine reduzierte<br />

Grundwasserbeschaffenheit mit hohen Eisen- und Mangangehalten<br />

gekennzeichnet (7 bis 12 mg/L Fe gesamt<br />

und 1,2 bis 1,8 mg/L Mn gesamt ). Die Brunnen wurden in<br />

einer Reihe im Abstand von 5 m bis auf etwa 20 m unter<br />

Gelände im Trockenbohrverfahren abgeteuft. Der Aus-<br />

Brunnennummer<br />

Schüttungslänge<br />

[m]<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 85


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

bau der Brunnenbohrungen, die mit einem Durchmesser<br />

von 324 mm hergestellt wurden, erfolgte mit Filterkiesen<br />

oder Glaskugeln in unterschiedlichen Schüttkorngrößen.<br />

Dabei wurden Körnungen bzw.<br />

Kugelgrößen verwendet, die sowohl nahe als auch<br />

bewusst über dem nach DVGW-Arbeitsblatt W 113<br />

ermittelten Schüttkorn lagen (Tabelle 1).<br />

Bild 1 zeigt beispielhaft den Ausbau des Brunnens 1.<br />

Das Kennkorn des Bodens innerhalb der Brunnenreihe<br />

liegt im Bereich des Wendepunktes der Kornverteilungskurve<br />

bei etwa 0,36 mm, wobei DIN-Siebsätze<br />

ohne eine Erweiterung der feineren Körnungsstufen bis<br />

2 mm benutzt wurden (Abstufung: 0,2–0,6 mm; 0,1–<br />

0,2 mm und 0,071-0,1 mm). Die Ungleichkörnigkeitsgrade<br />

betrugen weniger als 2. Das Schüttkorn liegt nach<br />

der DIN 4924 für diese Siebanalysen im Wertebereich<br />

von 2 bis 3,15 mm.<br />

Einzelne Schichten der Versuchsbrunnenbohrungen<br />

und benachbarte Bohrungen auf dem Versuchsgelände<br />

ergaben jedoch bei einem erweiterten Siebsatz (Abstufung<br />

0,63-1,0 mm; 0,5-0,63 mm; 0,4-0,5 mm; 0,25-0,4<br />

mm; 0,2-0,25 mm; 0,125-0,2 mm; 0,1-0,125 mm und<br />

0,063-0,1 mm) Schüttkorngrößen ≤ 2 mm, für die eine<br />

DIN-Schüttung von 1 bis 2 mm abgeleitet wurde. Diese<br />

wurde als Bemessungsgröße für die Versuche angesetzt.<br />

Die Untergrunddurchlässigkeit wurde aus den Siebanalysen<br />

nach Hazen errechnet und beträgt für alle sechs<br />

Brunnen im Mittel 5,3·10 –4 m/s. Die Bemessungsfördermenge<br />

wurde zu 12 m³/h bestimmt.<br />

Die Brunnen wurden im Jahr 2010 errichtet, klar<br />

gepumpt und geophysikalisch vermessen. Danach wurden<br />

die Brunnen nicht weiter entwickelt sondern stehen<br />

gelassen und im Jahr 2012 einer Kamerabefahrung<br />

unterzogen.<br />

Die Kamerabefahrungen zeigten, dass die Brunnen<br />

während ihrer 2-jährigen Standzeit Inkrustationen aufwiesen,<br />

die optisch im oberen Filtersegment dominierten<br />

und als weiche, braune Beläge über die Schlitze in<br />

die Filterstrecke einwuchsen (Bild 2). Die Brunnen wur-<br />

Bild 1. Ausbauzeichnung und geologische Schichtenfolge<br />

am Standort der Bohrung zum Versuchsbrunnen<br />

1 (Glaskugeln 1,7 bis 2,1 mm).<br />

Bild 2. Blick in den Brunnen 4 (Glaskugelausbau 2,4<br />

bis 2,9 mm) nach etwa zwei Jahren Standzeit ohne<br />

Förderung und Entwicklung. © Lara Tholen<br />

Januar 2014<br />

86 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

den nach der Kamerabefahrung durch einen dreistufigen<br />

Pumpversuch nach DVGW-AB W 111 getestet und<br />

einer Entwicklung mittels Doppelkolbenkammer<br />

(Packerabstand 0,60 m) unterzogen. Danach wurde ein<br />

weiterer Pumpversuch mit den gleichen Förderstufen<br />

von 8, 12 und 16 m³/h durchgeführt.<br />

Nach dem Klarpumpen und vor der Entwicklung<br />

wurden bei den Glaskugelbrunnen spezifische Ergiebigkeiten<br />

gemessen, die zwischen etwa 15 und 21 % über<br />

den Werten der Kiesschüttungsbrunnen lagen (Bild 3).<br />

Im direkten Vergleich wurden bei den Filterkiesbrunnen<br />

zwischen der Schüttung 1,0 bis 2,0 mm und 2,0 bis<br />

3,15 mm Unterschiede in der spezifischen Ergiebigkeit<br />

von rund 9 % zugunsten der gröberen Schüttfraktion<br />

nachgewiesen. Diese Charakteristik bestätigte die<br />

Ergebnisse der Labor- und Technikumsversuche [4, 5].<br />

Im Zuge der den Pumpversuchen folgenden Entwicklungsarbeiten<br />

ergaben sich folgende qualitative<br />

Erkenntnisse bei den sechs untersuchten Brunnen:<br />

""<br />

Die bei rund 9 m³/h über die Kammer (Kammerlänge<br />

0,60 m; Kunststoffpackerlänge jeweils 0,75 m) geförderten<br />

Sandmengen waren im Trend bei den Filterkiesbrunnen<br />

geringer als bei den Glaskugelbrunnen<br />

(Bilder 4 und 5); der Sandaustrag nimmt mit der<br />

Kugel- bzw. Korngröße des jeweiligen Schüttguttyps<br />

erwartungsgemäß zu (Bild 6).<br />

""<br />

Im Filterkiesbrunnen 6 mit der Bemessungsschüttung<br />

2,0 bis 3,15 mm wurde trotz Konformität mit<br />

dem Schüttkorn (ermittelt mit dem Norm-Siebsatz)<br />

beim Pumpversuch nach der Entsandung ein unerwartet<br />

starker Sanddurchbruch festgestellt, dessen<br />

Ursache vermutlich auf eine Fehlbestimmung des<br />

Kennkorns (z. B. aufgrund des Einsatzes eines Siebsatzes<br />

mit einer zu weitständigen Prüfsiebgröße)<br />

oder Fehler bei der Bodenprobennahme zurückgeführt<br />

wird.<br />

""<br />

Bereits durch mäßige Impulseinträge beim „bewegten“<br />

Kolben (Hubhöhe 0,5 m) wurde eine Zunahme<br />

des Sandaustrags unabhängig vom Schüttguttyp<br />

festgestellt. Eine stabile Beharrung der Sandausträge<br />

konnte jedoch nicht in allen Brunnen bzw. in allen<br />

Behandlungsstufen entlang der 4 m langen Filterstrecken<br />

erreicht werden, was auf die versuchstechnisch<br />

gewollte „Überbemessung“ der Schüttung in<br />

den Brunnen 4 bis 6 zurückzuführen ist.<br />

""<br />

Die Brunnen 1 und 2 mit den feinen Schüttungen<br />

(siehe Tabelle 1) erreichten beim Pumptest nach der<br />

Entsandung erwartungsgemäß bei allen Förderstufen<br />

die vorab definierte Sandfreiheit von < 0,1 g/m³.<br />

Am Brunnen 3 wurde erst bei der höchsten Förderstufe<br />

(16 m³/h), die über der für den Standort definierten<br />

Betriebsförderung von 12 m³/h lag, ein Sanddurchbruch<br />

erzielt.<br />

""<br />

Die gröber geschütteten Glaskugelbrunnen 4 und 5<br />

konnten nicht sandfrei hergestellt werden, da deren<br />

Schüttung erwartungsgemäß bei der Betriebsför-<br />

Absenkung [m]<br />

Entsandungsabschnitt<br />

-1,00<br />

-2,00<br />

-3,00<br />

-4,00<br />

-5,00<br />

-6,00<br />

-7,00<br />

Ergiebigkeitskurven Brunnen Nr. 1-6<br />

Pumpversuche vor der Entsandung<br />

Entnahmemenge [m³/h]<br />

0 4 8 12 16<br />

0,00<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

B1: Gk 1,7-2,1<br />

B2: Fk 1,0-2,0<br />

B3: Gk 2,0-2,4<br />

B4: Gk 2,4-2,9<br />

B5: Gk 2,85-3,45<br />

B6: Fk 2,0-3,15<br />

FK-Brunnen<br />

GK-Brunnen<br />

Bild 3. <strong>Wasser</strong>andrangkurven der sechs Versuchsbrunnen<br />

vor der Entwicklung/Entsandung.<br />

172,0<br />

275,6<br />

19,0<br />

34,0<br />

21,5<br />

177,5<br />

49,7<br />

2541,5<br />

Sandmenge Brunnen Nr. 1 (Gk 1,7-2,1 mm)<br />

1,0 10,0 100,0 1000,0 10000,0<br />

Sandmenge [ml]<br />

Bild 4. Ausgetragene Sandmengen im GK-Brunnen 1<br />

(Schüttung 1,7 bis 2,1 mm).<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 87


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

8<br />

7<br />

3,6<br />

8,5<br />

Sandmenge Brunnen Nr. 2 (Fk 1,0-2,0mm)<br />

dermenge nicht stabil gegenüber Feststoffeinträgen<br />

aus dem Grundwasserleiter ist.<br />

""<br />

Der Kiesschüttungsbrunnen 6 zeigte bei 12 m³/h<br />

einen Sandgehalt von < 0,1 g/m³, bei 16 m³/h Förderleistung<br />

erfolgte analog zum Glaskugelbrunnen 3<br />

ein Sanddurchbruch.<br />

Entsandungsabschnitt<br />

Entsandungsabschnitt<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

10,8<br />

29,0<br />

62,0<br />

71,5<br />

43,5<br />

85,5<br />

1,0 10,0 100,0 1000,0 10000,0<br />

Sandmenge [ml]<br />

Bild 5. Ausgetragene Sandmengen im FK-Brunnen 2<br />

(Schüttung 1,0 bis 2,0 mm).<br />

86,0<br />

220,0<br />

485,0<br />

135,0<br />

655,0<br />

930,0<br />

1126,0<br />

3350,0<br />

Sandmenge Brunnen Nr. 6 (Fk 2,0-3,15)<br />

1,0 10,0 100,0 1000,0 10000,0<br />

Sandmenge [ml]<br />

Bild 6. Ausgetragene Sandmengen im FK-Brunnen 6<br />

(Schüttung 2,0 bis 3,15 mm).<br />

Nach der abschnittsweisen Entwicklung der Brunnen<br />

wurden bei allen Brunnen geringe Verbesserungen in<br />

der spezifischen Ergiebigkeit festgestellt (Bild 7).<br />

Ausnahme war der Brunnen 3, der fast keinen Ergiebigkeitszuwachs<br />

nach der Entsandung zeigte. Die<br />

Ursache hierfür ist aus den Versuchsdaten nicht sicher<br />

ableitbar und wird entweder auf eine Kolmation der<br />

Schüttung durch die am Brunnenstandort feststellbaren,<br />

recht hohen Feinstsandmengen oder eine<br />

unvollständige Entsandung einzelner Stufen zurückgeführt.<br />

Die Ergiebigkeitszuwächse betrugen bei den Glaskugelbrunnen<br />

zwischen 2 und 8 %, bei den Kiesschüttungsbrunnen<br />

zwischen 3 und 13 % (Bild 7). Die höchsten<br />

Ergiebigkeitszuwächse erfuhren der Brunnen 2 (FK-<br />

Schüttung 1,0 bis 2,0 mm), der Brunnen 4 (GK-Schüttung<br />

2,4 bis 2,9 mm) sowie der Brunnen 1 (GK-Schüttung 1,7<br />

bis 2,1 mm).<br />

3. Bewertung der Ergebnisse der Insitu-<br />

Versuche zur Brunnenergiebigkeit<br />

Die insitu-Versuche bestätigen den im Labor bereits<br />

nachgewiesenen geringeren initialen Druckverlust der<br />

Glaskugelschüttungen in Relation zu den vergleichbaren<br />

Filterkiesschüttungen. Dieser geringere Druckverlust ist<br />

auf die im Vergleich zum Filterkies hohe Gleichkörnigkeit<br />

und Isotropie der Glaskugelschüttung zurückzuführen.<br />

Die Entwicklung der sechs Versuchsbrunnen brachte sehr<br />

unterschiedliche Einzelergebnisse und insgesamt nur<br />

geringe Ergiebigkeitszuwächse in den verschiedenen<br />

Brunnen. Ursache hierfür ist die geringe standortbedingte<br />

Ungleichkörnigkeit des anstehenden Sedimentes,<br />

das praktisch kein entsandungsfähiges Korn besitzt. Bei<br />

der Entsandung werden je nach Schüttkorngröße mehr<br />

oder weniger große Teile des Kornspektrums mobilisiert;<br />

ein echtes Stützkorngerüst ist aus diesem Sediment nicht<br />

entwickelbar. Der Standort der Testbrunnen in Rostrup ist<br />

somit aus fassungstechnischer Sicht als „schwieriger“<br />

Standort einzustufen.<br />

Die Entsandungsförderleistung entsprach den Vorgaben<br />

des DVGW-AB W 119. Nach diesem Arbeitsblatt<br />

wäre für Q Betrieb = 12 m³/h eine Kammerförderrate von<br />

9 m³/h bei einer Kammerlänge von 0,60 m rechnerisch<br />

korrekt. Aufgrund der geringen Ungleichkörnigkeit des<br />

Bodens ergaben sich an den Brunnen hohe mobilisierbare<br />

Sandgehalte, die nur bei den Brunnen 1 bis 3 zur<br />

praktischen Sandfreiheit bei Q Betrieb = 12 m³/h führten.<br />

Am Brunnen 3 ergab sich ein Sanddurchbruch bei Q ><br />

Q Betrieb ; bei den übrigen Brunnen mit einer überbemes-<br />

Januar 2014<br />

88 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

senen Schüttung wurde die technische Sandfreiheit<br />

erwartungsgemäß in keiner Pumpstufe erreicht.<br />

Als Fazit aus den Versuchen an den sechs Brunnen ist<br />

abzuleiten, dass die spezifische Ergiebigkeit in den Glaskugelbrunnen<br />

bei den standörtlichen Bodenverhältnissen<br />

etwa 15 % höher ausfällt als bei den Vergleichskorngrößen<br />

der DIN-Filterkiese. Diese Relation ändert sich<br />

nach der Entwicklung der Brunnen nicht. Die Brunnen 1<br />

und 2 entsprechen der Schüttkornausstattung standorttypischer<br />

Brunnen in Rostrup. Dies wurde durch die<br />

Sandfreiheit am Ende der Entwicklungsarbeiten bestätigt.<br />

Die Brunnen 4 bis 6 sind gegenüber dieser Schüttkornausstattung<br />

für Q Betrieb trotz einer nach W 113<br />

bestimmten Schüttung von 2 bis 3,15 mm als „überbemessen“<br />

einzustufen. Diese Diskrepanz wird u. a. auf die<br />

ungenauere Bestimmung des Wendepunktes in den<br />

Sieblinien der Schichten bei Verwendung des für kleine<br />

Körnungen zu weit gestuften Norm-Siebsatzes zurückgeführt.<br />

Der geringere Ergiebigkeitszuwachs in den Brunnen<br />

3 bis 6 zeigt im Vergleich zu den „korrekt“ bemessenen<br />

Brunnen 1 und 2, dass der Einfluss der vergleichsweise<br />

geringen Untergrunddurchlässigkeit bei den in Bezug<br />

auf die Schüttkorngröße „überbemessenen“ Brunnen<br />

größer wird. Die im Labor ermittelte hohe bis sehr hohe<br />

Durchlässigkeit der Schüttgüter „verbessert“ die geringe<br />

Unterdurchlässigkeit nur noch im geringen Umfang.<br />

Die Durchlässigkeit des Untergrunds liegt mit rund<br />

0,5 · 10 -3 m/s etwa eine Zehnerpotenz unter der Durchlässigkeit<br />

der Glaskugeln (Kugelgröße > 2,1 mm) bzw.<br />

des vergleichbaren Filterkieses (2,0 bis 3,15 mm) (0,5 bis<br />

0,7·10 -2 m/s) [4]. Daraus kann abgeleitet werden, dass<br />

die Schüttung im Brunnenringraum bei relativ gleichkörnigen<br />

Sedimenten, unabhängig vom Material, nur<br />

einen geringen Beitrag zur Verbesserung der Systemdurchlässigkeit<br />

leistet.<br />

Die ausgetragene Sandmenge steigt mit der Kugelbzw.<br />

Korngröße an und erreicht in den bearbeiteten<br />

Abschnitten der jeweils 4 m langen Filterstrecken unterschiedliche<br />

Beträge. Nahe der Filterober- oder -unterkante<br />

steigt der Sandanfall tendenziell an, da über die<br />

Unter- und Überschüttung des Filterrohrs auch nicht<br />

genau definierbare Abschnitte außerhalb der Verfilterung<br />

durch die Entwicklungsarbeiten aktiviert wurden.<br />

Die im Zuge der Entsandung ausgetragenen und<br />

mittels Partikelmessung bestimmten Korngrößen lagen<br />

bei dem „korrekt“ bemessenen Filterkiesbrunnen (Brunnen<br />

2) mit Partikeln bis zu 0,2 mm Größe (< 5 % der<br />

Masse) unter der nach W 113 ermittelten Kennkorngröße<br />

von 0,36 mm; beim Glaskugelbrunnen 1 ergab<br />

sich ein geringer Durchbruch von Körnern bis maximal<br />

0,5 mm (etwa 5 % der Masse). Die übrigen Brunnen zeigten<br />

Sanddurchbrüche mit steigenden Anteilen der hier<br />

gewählten Prüfkorngröße von 0,5 mm (13 % bis 17 % bei<br />

Brunnen 4 und 5).<br />

Veränderung QE vor/nach Entsandung [%]<br />

16,00<br />

14,00<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

B1: Gk 1,7-2,1<br />

B2: Fk 1,0-2,0<br />

B3: Gk 2,0-2,4<br />

Stufe 1: Stufe 2: Stufe 3:<br />

B4: Gk 2,4-2,9<br />

B5: Gk 2,85-3,45<br />

B6: Fk 2,0-3,15<br />

Brunnen<br />

Bild 7. Prozentuale Veränderung der spezifischen Ergiebigkeit<br />

Q E in den Versuchsbrunnen nach der Entwicklung/Entsandung<br />

(bezogen auf die Stufen des Leistungspumpversuchs).<br />

Bild 8. Versuchsanordnung<br />

zur<br />

Ermittlung des<br />

Verockerungsverhaltens<br />

von<br />

Glaskugel- und<br />

Filterkiesschüttungen.<br />

© Christoph<br />

Treskatis<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 89


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Zeit [h]<br />

Druck [bar]<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

240:00<br />

216:00<br />

192:00<br />

168:00<br />

144:00<br />

120:00<br />

96:00<br />

72:00<br />

48:00<br />

24:00<br />

0:00<br />

Vergleich der Druckaufbaukurven aller Verockerungsversuche<br />

0<br />

0:00 48:00 96:00 144:00 192:00 240:00 288:00 336:00<br />

Zeit [h]<br />

Fk 0,7-1,25<br />

Gk 0,75-1,0<br />

Fk 1,0-2,0<br />

Gk 1,7-2,1<br />

GK 1,7-2,1<br />

Wiederholung<br />

Fk 2,0-3,15<br />

Gk 2,4-2,9<br />

Bild 9. Druckaufbaukurven für die untersuchten Schüttungen<br />

(Plateauphase mit Druckmaximum 2 bar versuchstechnisch<br />

bedingt).<br />

Punkt A [h] Punkt B [h]<br />

0,7-1,25 1,0-2,0 2,0-3,15 0,75-1,0 1,7-2,1 * 1,7-2,1 2,4-2,9<br />

Fk Fk Fk Gk Gk Gk Gk<br />

Bild 10. Zeitpunkte des Beginns des Druckaufbaus im Schüttgut<br />

(Punkt A) und des Wendepunktes (Punkt B) in der experimentellen<br />

Druckaufbaukurve in einem Schüttkörper.<br />

Bild 11. Ummantelung von Glaskugeln (1,75 mm Durchmesser) mit<br />

Mangan- (als „erste Schale“) und Eisenoxiden (als schlammartige<br />

Matrix). © Lara Tholen<br />

Die Durchgangskorngröße steigt bei dem standörtlich<br />

bedingten, feinkörnigen Bodentyp (C u < 2) in Funktion<br />

der Kugel- bzw. Korngröße der Schüttung an. Dabei<br />

ergeben sich bei den gegenüber W 113 „überbemessenen“<br />

Glaskugelschüttungen Durchbrüche von<br />

Sandkörnern, die größer als das Kennkorn sind. Diese<br />

Tendenz ist bei der gröberen Kiesschüttung nicht so<br />

deutlich erkennbar. Daraus wird abgeleitet, dass bei<br />

Glaskugelschüttungen bei „korrekter“ Bemessung der<br />

Kugelgröße Durchbrüche bis zum Kennkorn der Sieblinie<br />

erwartet werden können, entsprechend der theoretischen<br />

Betrachtungen nach Nahrgang, auf denen<br />

auch die Methodik der Schüttgutbemessung im AB W<br />

113 basiert. Fehlbe messungen und Sanddurchbrüche<br />

können nur durch möglichst exakte Probennahmen<br />

und mit einem in den feineren Korngrößen z. B. zwischen<br />

2,0 und 0,063 mm stufenweise erweiterten Siebsatz<br />

ausgeführte Korngrößenanalysen ver mieden werden.<br />

Dies gilt genauso für Kiesschüttungen, nur dort<br />

werden Sanddurchbrüche durch die Einlagerung in der<br />

Schüttung zum Teil aufgefangen bzw. verschleiert.<br />

Die Versuche zeigten, dass die Filterkiese in Bezug<br />

auf die Sandfreiheit und die Filterstabilität eine scheinbar<br />

höhere „Toleranz“ gegenüber Fehlbemessungen<br />

und Ausführungsfehlern im Brunnenbau haben. Diese<br />

höhere „Toleranz“ des Filterkieses gegenüber handwerklichen<br />

Fehlern wird aber durch die erhöhte Kolmationsgefahr<br />

und die damit verbundene geringere Ergiebigkeit<br />

der Filterkiese im Vergleich zu Glaskugelschüttungen<br />

bei vergleichbaren Brunnen aufgewogen.<br />

4. Laborversuche zur Ermittlung des<br />

Druckverlaufs infolge einer chemischen<br />

Verockerung<br />

Kommt im Grundwasser gelöstes zweiwertiges Eisen in<br />

Kontakt mit gelöstem Sauerstoff, führt dies zu einer Oxidation<br />

zu dreiwertigem Eisen, das aufgrund seiner geringen<br />

Löslichkeit in <strong>Wasser</strong> als Eisenoxid ausfällt. Mangan<br />

verhält sich prinzipiell ähnlich wie Eisen. Im reduzierten<br />

<strong>Wasser</strong> gelöst kommt fast ausschließlich zweiwertiges<br />

Mangan vor. Bei Kontakt mit Sauerstoff können sowohl<br />

dreiwertiges als auch vierwertiges Mangan entstehen,<br />

die in Form unlöslicher Manganoxide ausfallen [9]. Neben<br />

rein chemischen Prozessen beeinflussen an vielen Brunnenstandorten<br />

vor allem Mikroorganismen die Verockerung<br />

von Brunnen. Aufgrund der Vielzahl der Einflussgrößen<br />

ist es nach [9] fast unmöglich, pauschale Aussagen<br />

über die Verockerungsanfälligkeit und -geschwindigkeit<br />

von Brunnen zu treffen. Einige Kriterien lassen sich aber<br />

nach [9] ableiten, die – bzw. Kombinationen davon –<br />

besonders ungünstig für die Verockerung und die damit<br />

verbundenen Leistungseinbußen von Brunnen sind:<br />

""<br />

gleichzeitige Anwesenheit von Eisen bzw. Mangan<br />

und Sauerstoff bzw. Nitrat,<br />

""<br />

lange Filterstrecken, die mehrere hydrochemische<br />

Zonen überstrecken,<br />

Januar 2014<br />

90 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

""<br />

hoher pH-Wert,<br />

""<br />

starke Absenkung im Betrieb, besonders bei<br />

Luft zutritt in den Filterbereich,<br />

""<br />

hohe Förderraten und Fließgeschwindigkeiten,<br />

""<br />

nicht gewaschener Filterkies (Eisenoxidbeläge),<br />

""<br />

ggf. häufiges An- und Ausschalten des Brunnens.<br />

Bild 12. Agglomerat verockerter Glaskugeln (1,75 mm Durchmesser).<br />

© Christoph Treskatis<br />

spezifische Ergiebigkeit [m³/h/m]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Regenerierung 10/2005<br />

0<br />

06/01 06/02 06/03 06/04 06/05 06/06 06/07 06/08 06/09 06/10 06/11 06/12<br />

Brunnen<br />

ab Juni 2011:<br />

Neubrunnen mit Glaskugelausbau in Betrieb<br />

Regenerierung 05/2008<br />

Förderleistung<br />

Die Folge einer „Verockerung“ ist, unabhängig von ihrer<br />

Ursache, eine allmähliche Zunahme der Druckverluste<br />

am Brunnen infolge der Verstopfung der durchflussfähigen<br />

Poren in der Ringraumschüttung mit Ablagerungen<br />

und Abscheidungen von Eisen- und/oder Manganoxiden<br />

sowie eine Abnahme in der spezifischen Ergiebigkeit<br />

des Brunnens. Diese Abnahme ist Folge der<br />

Zunahme der Druckverluste zwischen Grundwasserleiter<br />

und Brunnen.<br />

Im Bau-ABC in Rostrup wurden Laborexperimente<br />

zur Ermittlung der Druckverluste infolge einer künstlich<br />

hervorgerufenen chemischen Verockerung (induziert<br />

durch einen Sauerstoffeintrag in das ansonsten reduzierte,<br />

eisen- und manganhaltige Rohwasser eines Brunnens)<br />

in unterschiedlichen Schüttguttypen und Körnungen<br />

durchgeführt. Dabei wurden die lieferbaren Filterkiese<br />

und Glaskugelfraktionen direkt miteinander<br />

verglichen. Mikrobiologische Aspekte der Verockerung<br />

und der Entfernung der Ablagerungen durch handelsübliche<br />

Regeneriermittel wurden im Rahmen dieser<br />

Experimente nicht untersucht.<br />

Für die Druckverlustbestimmung in verschiedenen<br />

Materialien wurde eine Darcy-Versuchsanordnung<br />

gewählt, mit der bei früheren Untersuchungen die Durchlässigkeit<br />

der Schüttgüter bei verschiedenen Lagerungsdichten<br />

bestimmt wurde [4, 5]. Der Versuchszylinder<br />

wurde mit dem jeweiligen Schüttgut rund 50 cm hoch<br />

befüllt und nicht zusätzlich verdichtet (Bild 8). Der eingebaute<br />

Filterkies wurde vorher trocken gesiebt, damit das<br />

Unterkorn des Filterkieses das feinmaschige Sieb nicht<br />

verstopft, welches der Filterschüttung Halt gibt. Die<br />

Maschenweiten des Siebes wurden bei jedem Versuchsdurchgang<br />

an die Größe der Filterschüttung angepasst,<br />

um den Druckverlust zu mindern. Untersucht wurden bei<br />

mittlerer Lagerungsdichte die Schüttungen GK 0,75 bis<br />

1,0 mm im Vergleich zum FK 0,7 bis 1,25 mm, GK 1,7 bis<br />

2,1 mm im Vergleich zum FK 1,0 bis 2,0 mm und GK 2,4 bis<br />

2,9 mm im Vergleich zum FK 2,0 bis 3,15 mm.<br />

Das Durchlaufwasser wurde aus einem Brunnen in<br />

der Versuchshalle entnommen und zur Beschleunigung<br />

der chemischen Verockerung mit Sauerstoff künstlich<br />

angereichert. Die Pumpe wurde auf 2 bar eingeregelt,<br />

um die Anlagensicherheit zu gewährleisten. Der Druckverlauf<br />

in der Schüttung wurde bei konstantem Durchfluss<br />

mit Datenloggern aufgenommen und für die<br />

untersuchten Schüttgüter in Bild 9 dargestellt. Der<br />

Anstieg des Drucks im Versuchskörper erfolgte in den<br />

verschiedenen Schüttgütern zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

(Bild 10). Nach Erreichen des versuchstechnisch<br />

eingestellten Druckniveaus von 2 bar wurde<br />

die Plateauphase zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

erreicht. Die zeitliche Verschiebung ist dabei vom<br />

Schüttguttyp und von der Körnung abhängig. Die Zeitdifferenz<br />

zwischen den Druckaufbaukurven ist nach<br />

Erreichen des Wendepunkts vor der versuchstechnisch<br />

bedingten Plateauphase in etwa konstant (Bild 10).<br />

5. Schlussfolgerungen aus den<br />

„Verockerungsversuchen“ und Vergleich<br />

mit realen Brunnen<br />

Zu Beginn des Versuchs wurden bereits ohne Verockerung<br />

geringe Druckunterschiede zwischen den Materialtypen<br />

festgestellt. Die chemische Verockerung ist in<br />

allen untersuchten Schüttguttypen sehr ausgeprägt<br />

und optisch deutlich erkennbar. Es bildeten sich im<br />

Zentrum der Versuchssäule verbackene Agglomerate<br />

Regenerierung 05/2010<br />

Bild 13. Beispielhafter Verlauf der Ergiebigkeitskurve eines Kiesschüttungsbrunnens<br />

im Rheintal, der nach Abfall der Ergiebigkeit<br />

auf < 20 m³/h/m durch einen Glaskugelbrunnen am gleichen<br />

Standort ersetzt wurde.<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Förderleistung [m³/h]<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 91


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Tabelle 2. Zusammenstellung und praxisbezogene Bewertung der Eigenschaften<br />

von Glaskugeln und Filterkiesen in Brunnen (Verhalten des Materials<br />

in Bezug auf die Beurteilungsgröße: ++ sehr gut, + gut, 0 mäßig, - schlecht).<br />

Beurteilungsgröße<br />

Verhalten der<br />

Glaskugeln<br />

Rundheit ++ 0<br />

Abrieb ++ –<br />

Bruchfestigkeit ++ –<br />

Unterkorn ++ 0<br />

Nutzporosität ++ +<br />

Setzungsverhalten ++ 0<br />

Mobilisierbarer Sandaustrag bei Entsandung ++ 0<br />

Entsandungsdauer bei korrekter Bemessung ++ 0<br />

Durchlässigkeit des Materials ++ +<br />

Ergiebigkeit des Brunnens (materialbezogen) ++ +<br />

Ergiebigkeit des Systems Brunnen-Material-<br />

Aquifer<br />

Durchgang von Körnern bis Kennkorngröße<br />

(Trennverhalten der Schüttung)<br />

Auswirkungen auf die Sandführung bei einer<br />

Fehlbemessungen<br />

Auswirkung auf die Brunnenleistung bei einer<br />

Fehlbemessung<br />

+ +<br />

++ 0<br />

– +<br />

0 –<br />

Durchbruchgefahr bei Fehlbemessung – 0<br />

Druckverluste in Folge von Kolmationen und<br />

Inkrustationen (Neubrunnen)<br />

Verhalten gegenüber zunehmender Verockerung<br />

und Ergiebigkeitsverlusten (längerer<br />

Brunnenbetrieb)<br />

+ 0<br />

0 0<br />

Verhalten des<br />

Filterkieses<br />

aus Eisenoxiden und Glaskugeln bzw. Filterkies. Die<br />

Glas kugeln waren wie die Filterkieskörner zunächst mit<br />

einer dünnen Schicht mit Manganoxiden ummantelt<br />

(Bild 11) und in einer Matrix aus Eisenoxiden eingelagert<br />

(Bild 12). Aus den bisher durchgeführten Versuchen<br />

ist abzuleiten, dass in den Filterkiesen ein verockerungsbedingter<br />

Druckanstieg grundsätzlich früher<br />

beginnt als in den analogen Glaskugelschüttungen.<br />

In den Glaskugelschüttungen beginnt unter vergleichbaren<br />

Randbedingungen der Druckanstieg je<br />

nach Kugelgröße nach ca. 40 bis ca. 98 Stunden; die<br />

vergleichbaren Filterkiese zeigten einen Druckanstieg<br />

bereits nach ca. 24 bis ca. 70 Stunden (Punkte A in<br />

Bild 10). Die Druckaufbaukurven steigen nach Erreichen<br />

des Wendepunktes (Punkte B in der Bild 10) bis zur versuchsbedingten<br />

Druckbegrenzung von 2 bar bei allen<br />

Kugelgrößen nahezu parallel mit in etwa gleicher Steigung<br />

an. Die Verockerung der Glaskugeln beginnt im<br />

Labor um den Faktor 2 bis 2,5 später. Der Verlauf der<br />

Druckaufbaukurven in der ersten Phase bis zum Wendepunkt<br />

ist nach diesen Messergebnissen von der Materialart<br />

und der Korngröße der Schüttung abhängig und<br />

wird in ihrem Ausmaß von der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />

maßgeblich gesteuert. Den Einfluss des Versuchsaufbaus<br />

auf die zeitliche Entwicklung des Druckaufbaus<br />

zeigte eine Wiederholung des Versuchs mit der Kugelgröße<br />

GK 1,7 bis 2,1 mm (Bild 10). Der Erstversuch mit<br />

der GK-Schüttgröße 1,7 bis 2,1 mm ergab einen Druckanstieg<br />

nach etwa 160 Stunden (siehe Bild 9). Der Wiederholungsversuch<br />

am Ende der gesamten Versuchsreihe<br />

zeigte einen Druckanstieg bereits nach etwa 80<br />

Stunden. Eine der möglichen Ursachen dieses deutlichen<br />

zeitlichen Unterschiedes wird auf die im Versuchsablauf<br />

zunehmende Verockerung der Zuführungsleitung<br />

und die dadurch vermutlich ausgelösten Abrisse<br />

und Verlagerungen von Verockerungsprodukten in die<br />

Schüttgutzylinder gesehen, die zu einem im Vergleich<br />

zum Erstversuch frühzeitigeren Druckaufbau führten.<br />

Eine vergleichende Analyse des Verockerungsverhaltens<br />

von Glaskugel- und Filterkiesausbauten an realen<br />

Brunnen in ausgesprochen ungleichkörnigen (C u > 10)<br />

quartären Terrassenkiesen und -sanden ergab, dass sich<br />

das aus den Laborversuchen abzuleitende Verockerungsverhalten<br />

der beiden Schüttguttypen grundsätzlich<br />

auf die Brunnenbetriebspraxis übertragen lässt.<br />

Die hydrogeologischen Grundlagen des hierfür ausgewählten<br />

Brunnenfeldes mit insgesamt fünf etwa 30 m<br />

tiefen Vertikalfilterbrunnen in der Rheintalscholle sind<br />

bei [10] zusammengefasst worden. Drei der fünf Brunnen<br />

sind unterschiedlich stark „verockerungsanfällig“ und liegen<br />

in einem Grundwasserleiter, der durch Aufstieg von<br />

reduziertem Tiefenwasser aus dem karbonischen Kohlenkalk<br />

in die Rheinterrassen gekennzeichnet ist [10]. Einer<br />

dieser von einer überwiegend chemisch bedingten Verockerung<br />

betroffenen Brunnen wurde seit 2001 mehrfach<br />

regeneriert und schließlich nach Abfall der spezifischen<br />

Ergiebigkeit im Jahr 2011 neu gebohrt und mit<br />

Glaskugeln im Filterbereich ausgestattet.<br />

Die Neubauergiebigkeit des Glaskugelbrunnens<br />

betrug auf Grundlage des Inbetriebnahmepumpversuches<br />

etwa 98 m³/h/m. Sie lag über der Neubauergiebigkeit<br />

des Altbrunnens (84 m³/h/m). Bis etwa November<br />

2011 blieb die Ergiebigkeit stabil, danach setzte hier ein<br />

kontinuierlicher Leistungsrückgang ein (Bild 13). Aktuell<br />

liegt die spezifische Ergiebigkeit zwischen rund 70<br />

und 75 m³/h/m. Dies entspricht einer Abnahme gegenüber<br />

dem Neubauzustand von etwa 25 %. Im Vergleich<br />

zum Kiesschüttungsbrunnen nahm die Ergiebigkeit des<br />

Glaskugelausbaus um 22 m³/h/m pro Jahr ab. Der Kiesschüttungsbrunnen<br />

hatte nach einem Jahr einen Abfall<br />

um rund 26 m³/h/m.<br />

In der Praxis zeigt sich, dass die Glaskugelschüttung<br />

zwar eine anfänglich erhöhte spezifische Ergiebigkeit zur<br />

Folge hatte, deren Ursache sowohl auf brunnenbautechnische<br />

bzw. materialbedingte als auch standört liche<br />

Effekte zurückgeführt werden kann. Die Abnahme der<br />

Ergiebigkeit ist gegenüber dem früheren Filter kiesausbau<br />

Januar 2014<br />

92 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

FACHBERICHTE<br />

in dem nun mit Glaskugeln ausgestatteten Beispielbrunnen<br />

an diesem Standort langsamer. Für den Betreiber<br />

bedeutet dies, dass der Beginn signifikanter Leistungsrückgänge<br />

bei Glaskugeln um einen standort- und<br />

betriebsabhängigen Zeitraum verzögert wird; dieser wird<br />

aber auch, wie bei Filterkiesbrunnen, in der Praxis zu<br />

einem regelmäßigen Regenerierbedürfnis führen.<br />

Aus den bisherigen Praxiserfahrungen, Feldstudien<br />

und Laborexperimenten ergeben sich die in der<br />

Tabelle 2 zusammengestellten Eigenschaften der verschiedenen<br />

Schüttgutmaterialien. Aus der Gegenüberstellung<br />

zeigt sich, dass Glaskugeln vor allem materialtechnische<br />

und hydraulische Vorteile gegenüber dem<br />

„Naturprodukt“ Filterkies haben. Im System Brunnen-<br />

Ringraum-Aquifer wirken diese Vorteile vor allem bei<br />

Neubrunnen durch eine verbesserte (Anfangs-)Ergiebigkeit<br />

und, bei einer korrekten Bemessung der Kugelgröße,<br />

durch eine raschere Entsandung.<br />

Die hydraulischen Vorteile der Glaskugeln können bei<br />

einer Fehlbemessung der Schüttung zunichte gemacht<br />

werden. Filterkiese „verzeihen“ Bemessungsfehler eher,<br />

da deren Ungleichkörnigkeit und ungleichen Kornformen<br />

eher eine Retention von Körnern, die kleiner als das<br />

Kennkorn des anstehenden Sedimentes sind, als deren<br />

Passage fördern. Der „Preis“ dafür ist eine erhöhte Kolmationsgefahr.<br />

Die Gleichkörnigkeit der Glaskugeln unterstützt<br />

eine strikte Trennung des austragsfähigen vom<br />

retardierten Korn. Sedimente mit geringen Ungleichkörnigkeiten<br />

müssen bei der Bemessung der Schüttkorngröße<br />

gesondert betrachtet werden, da sie kein Stützkorngerüst<br />

ausbilden können und je nach Abtrennung<br />

einer Kornfraktion verstärkt entweder zur Kolmation oder<br />

zur Sandführung neigen. Daher muss bei Sedimenten mit<br />

kleinen C u -Werten die Kugelgröße exakt auf die Bemessungskorngröße<br />

aus der Kornverteilungskurve des Sedimentes<br />

abgestimmt werden. Bei Sedimenten mit höheren<br />

Ungleichkörnigkeiten und herstellbaren Stützkorngerüsten<br />

können mithilfe der Bemessungsansätze nach<br />

DVGW W 113 die Durchmesser der zu schüttenden Glaskugeln<br />

analog zu Filterkiesen bestimmt und an die Obergrenze<br />

des äquivalenten Kiesschüttkorns angepasst werden.<br />

Die große Auswahl an lieferbaren Glaskugelgrößen<br />

ermöglicht dem Planer eine individuelle Anpassung an<br />

das jeweilige Sediment.<br />

Eine chemische Verockerung in inkrustationsgefährdeten<br />

Grundwasserleitern wird in Glaskugelbrunnen in<br />

einer ersten Abschätzung aus den Laborexperimenten<br />

um den Faktor 2 verzögert; die Standzeit bis zur ersten<br />

Regenerierung ist demnach länger im Vergleich zur äquivalenten<br />

Kiesschüttkorngröße. Da der Alterungsprozess<br />

aber primär von der Grundwasserbeschaffenheit abhängig<br />

ist, kann keines der beiden untersuchten Schüttmaterialen<br />

eine Verockerung verhindern oder aufhalten.<br />

Die Unterschiede in den physikalischen und hydraulischen<br />

Eigenschaften der Ringraummaterialien müssen<br />

in der Brunnenplanung und bei der Brunneninstandhaltung<br />

individuell berücksichtigt und abgewogen werden,<br />

um die Produktvorteile des jeweiligen Schüttguttyps<br />

auch wirtschaftlich und für die Standzeit des Brunnens<br />

sinnvoll auszunutzen.<br />

6. Zusammenfassung und Ausblick<br />

In der Praxis werden seit mehr als fünf Jahren Glaskugeln<br />

in Brunnen als Alternative zu den DIN-Filterkiesen<br />

eingebaut. Die vergleichsweise günstigen hydraulischen<br />

Eigenschaften der Glaskugeln verbessern vor<br />

allem bei feinen bis mittleren Kugelgrößen (bis 3,45 mm)<br />

die Porosität, das Setzungsverhalten und die Systemdurchlässigkeit<br />

im Ringraum des Brunnens. Gröbere<br />

Fraktionen haben mit entsprechenden Filterkiesen vergleichbare<br />

hydraulische Eigenschaften. Der Eintrittswiderstand<br />

von Glaskugelschüttungen ist aufgrund der<br />

vergleichsweise homogenen Porenräume und Porenkanalweiten<br />

bei allen untersuchten Kugelgrößen geringer<br />

als in vergleichbaren Filterkiesschüttungen.<br />

Experimentelle Untersuchungen im Labor- und<br />

Geländemaßstab zeigten, dass die Bemessung der<br />

Kugelgröße auch bei Sedimenten mit geringen<br />

Ungleichkörnigkeiten unproblematisch ist, wenn die<br />

Bodenverhältnisse schichtspezifisch untersucht und ein<br />

erweiterter Siebsatz verwendet wurden. Um eine Sandführung<br />

zu vermeiden, ist eine exakte Kugelgrößenbestimmung<br />

nach DVG W 113 erforderlich. Das gilt auch<br />

für Kiesschüttungen, nur wird die Sandführung bei einer<br />

Fehlbemessung durch die Einlagerung bzw. Kolmation<br />

von „Unterkorn“ aus dem Grundwasserleiter in die Ringraumschüttung<br />

verschleiert.<br />

Es konnte mit den Experimenten in Rostrup gezeigt<br />

werden, dass Glaskugelbrunnen mit einer nach DVGW-<br />

AB W 113 bestimmten Kugelgröße im Pumpversuch nach<br />

der Entsandung bei der Bemessungsförderrate sandfrei<br />

waren. Dagegen nahm die Sandführung in bewusst gröber<br />

geschütteten Glaskugelbrunnen aufgrund der nur<br />

gering ungleichkörnigen Sedimente am Standort der<br />

Experimente zu, sobald die Förderung über der Bemessungsfördermenge<br />

und die Kugelgröße außerhalb des<br />

Schüttkornspektrums der äquivalenten DIN-Filterkiesbänder<br />

lagen. Dieser Effekt war auch in den Brunnen mit<br />

zu grober Kiesschüttung, wenn auch kolmationsbedingt<br />

in einem geringeren Ausmaß, zu beobachten.<br />

Bei der Bemessung der Kugel-/Kieskorngröße ist<br />

daher unter Verwendung eines erweiterten Siebsatzes<br />

im Bereich 0,063 bis 2 mm Maschenweite vor allem bei<br />

Fein- und Mittelsanden die Schüttkugelgröße möglichst<br />

exakt an der im Sinne des DVGW-Arbeitsblattes W 113<br />

berechneten Schüttkorngröße zu orientieren.<br />

Die Verockerung von Glaskugelschüttungen verläuft<br />

im Labormaßstab im Vergleich zu Filterkiesen zeitlich<br />

verzögert. Die daraus ableitbare „Verockerungsgeschwindigkeit“<br />

als Maß für die Zunahme des Differenzdrucks<br />

im Versuchskörper über die Zeit wird durch die<br />

glatten Oberflächen der Glaskugeln und die im Ver-<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 93


FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

gleich zum Filterkies relativ gleichmäßigen Porenraumgeometrie<br />

reduziert. Die weitere Druckaufbaucharakteristik<br />

der Glaskugelpackungen verläuft im Laborversuch<br />

nach Durchgang eines Wendepunktes parallel zur<br />

Druckaufbaukurve der Filterkiese. Der Druckaufbau war<br />

bei den Laborexperimenten aus sicherheitstechnischen<br />

Gründen durch eine Frequenzregelung der Pumpe bei<br />

konstantem Fördervolumenstrom limitiert, die im realen<br />

Brunnen so nicht vorkommt. In realen Brunnen<br />

nimmt der Differenzdruck in der Schüttung im Vergleich<br />

zu den Druckaufbaukurven aus den Laborexperimenten<br />

bei rückläufigen Fördermengen immer weiter zu. Glaskugeln<br />

verhindern eine Verockerung der Schüttung in<br />

Brunnen nicht, sie verzögern jedoch den Druckaufbau<br />

und verzögern den Rückgang der Ergiebigkeit. Die<br />

Befunde aus den Experimenten bestätigen, dass die<br />

unterschiedlichen Materialeigenschaften der untersuchten<br />

Schüttkorntypen mit zunehmender Betriebszeit<br />

sehr stark von den individuellen Alterungsprozessen<br />

im Brunnen überlagert werden.<br />

Die Charakteristik der Laborbefunde zum Druckaufbau<br />

in Folge von Durchströmung des Schüttgutkörpers mit<br />

eisen- und manganhaltigem Rohwasser konnten auch an<br />

Brunnen in einem verockerungsanfälligen Terrassengrundwasserleiter<br />

in der Rheintalscholle (Rohwasser mit > 5 mg/L<br />

Fe gesamt und >1 mg/L Mn gesamt ) nachvollzogen werden.<br />

Der Glaskugelbrunnen war bei Neubau ergiebiger als der<br />

Kiesschüttungsbrunnen zum damaligen Neubaustadium.<br />

Der Verlust an Ergiebigkeit bzw. der Druckaufbau ist zeitlich<br />

verzögert und der Brunnen hat nach rund 1,5 Jahren<br />

einen etwas geringeren Ergiebigkeitsverlust pro Jahr als<br />

der Vergleichsbrunnen mit Kiesausbau.<br />

Für die Praxis ergibt sich aus den Experimenten die<br />

Schlussfolgerung, dass bei Glaskugelbrunnen und Kiesschüttungsbrunnen<br />

Regeneriermaßnahmen vor dem<br />

Erreichen des Wendepunktes in der Druckaufbaukurve<br />

durchgeführt werden sollten, um den Anstieg der<br />

Druckdifferenzen herauszuzögern und die Ergiebigkeit<br />

auf einem möglichst hohen Niveau zu halten. Dies kann<br />

Regenerierungen bereits nach einem Jahr Betriebszeit<br />

erforderlich machen. Tendenziell können nach diesen<br />

vergleichenden Experimenten und Praxiserfahrungen<br />

in gröberen Terrassenablagerungen Glaskugelbrunnen<br />

etwas später erstmalig regeneriert werden als vergleichbare<br />

Filterkiesbrunnen an Standorten mit vergleichbarer<br />

Verockerungsneigung.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren danken der Firma Sigmund Lindner, Warmensteinach,<br />

für die finanzielle und materielle Unterstützung sowie die langjährige<br />

Förderung der praxisorientierten Forschung an Glaskugeln und<br />

Filterkiesen. Dem Bau-Ausbildungszentrum in Rostrup gilt ein großer<br />

Dank für die technische und personelle Unterstützung der Arbeiten.<br />

Literatur<br />

[1] Herrmann, F. und Stiegler, X.: Einsatz von Glaskugeln als<br />

Ersatz für Filterkies in Brunnen. bbr (2009) Nr. 5, S. 48-53.<br />

[2] Treskatis, C., Danhof, M. Dressler, M. und Herrmann, F.:<br />

Vergleich ausgewählter Materialcharakteristiken von Glaskugeln<br />

und Filterkiesen für den Einsatz in Trinkwasserbrunnen.<br />

Energie/<strong>Wasser</strong> Praxis (ewp) (2010) Nr. 1, S. 26 – 32.<br />

[3] Treskatis, C., Hein, C., Peiffer, S. und Herrmann, F.: Brunnenalterung:<br />

Sind Glaskugeln eine Alternative zum Filterkies nach<br />

DIN 4924? bbr (2009) Nr. 4, S. 36-44.<br />

[4] Treskatis, C., Tholen, L. und Klaus, R.: Hydraulische Merkmale<br />

von Filterkies und Glaskugelschüttungen im Brunnenbau –<br />

Teil 1. Energie / <strong>Wasser</strong> – Praxis (ewp) (2011) Nr. 12, S. 58 – 65.<br />

[5] Treskatis, C., Tholen, L. und Klaus, R.: Hydraulische Merkmale<br />

von Filterkies und Glaskugelschüttungen im Brunnenbau –<br />

Teil 2. Energie/<strong>Wasser</strong> – Praxis (ewp) (2012) Nr. 1, S. 40 – 43.<br />

[6] Klauder, W.S.: Experimentelle Untersuchung der Anströmung<br />

von Vertikalfilterbrunnen. Dissertation RWTH Aachen, Lehrstuhl<br />

und Institut für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft, 2010.<br />

[7] Treskatis, C.: Einsatz von Glaskugeln in Trinkwasserbrunnen<br />

– bisherige Forschungsergebnisse. In: Bluefacts – International<br />

Journal of Water-Management: 110-116, Bonn, 2011.<br />

[8] Tholen, L.: Vergleichende Untersuchungen an Filterkies- und<br />

Glaskugelschüttungsbrunnen. Masterarbeit an der Jade Universität:<br />

94 S; Oldenburg (unveröffentlicht), 2013.<br />

[9] Houben, G. und Treskatis, C.: Regenerierung und Sanierung<br />

von Brunnen – Technische und naturwissenschaftliche<br />

Grundlagen der Brunnenalterung und möglicher Gegenmaßnahmen.<br />

2. Auflage, DIV Deutscher Industrieverlag,<br />

München, 2013, 504 S.<br />

[10] Wilder, H. und Treskatis, C.: Auswirkungen von Tiefenwasserzutritten<br />

aus dem Liegenden der pleistozänen Terrassen im<br />

Bereich des <strong>Wasser</strong>werkes Broichhofstrasse der Stadtwerke<br />

Ratingen GmbH. Mitteilungen zur Ing.- und Hydrogeologie<br />

RWTH Aachen, Heft 89, 2004, S. 147-157.<br />

Autoren<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis<br />

E-Mail: c.treskatis@bup-gup.de |<br />

Bieske und Partner |<br />

Beratende Ingenieure GmbH |<br />

Im Pesch 79 |<br />

D-53797 Lohmar<br />

Lara Tholen, M. eng.<br />

E-Mail: ltholen@consulaqua.de |<br />

CONSULAQUA Hamburg |<br />

Beratungsgesellschaft mbH |<br />

Ausschläger Elbdeich 2 |<br />

D-20539 Hamburg<br />

Eingereicht: 27.08.2013<br />

Korrektur: 08.11.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dipl.-Geol., MBA Reinhard Klaus<br />

E-Mail: mail@reinhard-klaus.de |<br />

RKP Consulting |<br />

Mögeldorfer Hauptstraße 31 A |<br />

D-90482 Nürnberg<br />

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Bau und Betrieb von Quellfassungen für die Trinkwasserversorgung wird<br />

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FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />

Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />

im Siedlungsbestand<br />

Teil 1: Ziele, Optionen und Herausforderungen<br />

Regenwasserbewirtschaftung, Niederschlagswasserbewirtschaftung, Siedlungsbestand,<br />

Institutionen, Entgeltmodelle, Anschluss- und Benutzungszwang<br />

Stefan Geyler, Norman Bedtke und Erik Gawel<br />

Während bei neu zu nutzenden Siedlungsflächen<br />

zunehmend eine örtliche und stärker dezentralisierte<br />

Regenwasserbewirtschaftung verfolgt wird, stellt sich<br />

die Frage, in welche Richtung die grundstücksbezogene<br />

Niederschlagsbewirtschaftung im Siedlungsbestand<br />

gesteuert wird, dessen Neuausrichtung in<br />

Bezug auf die Entwässerung höhere Anforderungen<br />

stellt. Der Beitrag betrachtet hierzu in Theorie und<br />

Praxis die strategische Ausgestaltung wichtiger kommunaler<br />

Steuerungsinstitutionen der Regenwasserbewirtschaftung<br />

(Anschluss- und Benutzungszwang<br />

sowie Entgeltmodelle). Vor dem Hintergrund eines<br />

mehrdimensionalen Zielsystems wird einerseits die<br />

Frage beantwortet, welche institutionelle Ausgestaltung<br />

sich theoretisch zu einer konsistenten Strategie<br />

einer eher zentralen oder dezentralen Regenwasserbewirtschaftung<br />

verdichten lässt und wie andererseits<br />

die kommunale Praxis derzeit tatsächlich verfährt.<br />

Dazu wird anhand einer empirischen Untersuchung<br />

gezeigt, dass die Gemeinden höchst<br />

unterschiedliche Strategieansätze verfolgen, aber<br />

Dezentralisierungsansätze auch im Siedlungsbestand<br />

durchaus verbreitet sind. Der Beitrag analysiert<br />

zugleich exemplarisch das Zusammenwirken institutioneller<br />

und technologischer Handlungsoptionen<br />

am Beispiel der aktuellen Herausforderungen einer<br />

nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung.<br />

Sustainable Rainwater Management in Existing Settlements<br />

– Part 1: Objectives, Options and Challenges<br />

While a policy of local and more decentralized rainwater<br />

management is increasingly pursued in newly<br />

developed settlement areas, the question arises as to<br />

which direction property-related rainwater management<br />

is being steered in existing settlements, whose<br />

restructuring places higher demands on drainage.<br />

This paper examines in theory and practice the strategic<br />

design of important municipal institutions for<br />

regulating rainwater management (compulsory connection<br />

and use as well as fee models). Against the<br />

background of a multi-dimensional target system the<br />

following questions are answered: “Which institutional<br />

structure could theoretically be consolidated<br />

into a consistent strategy for a more centralized or<br />

decentralized approach to rainwater management?”<br />

and “What is current local government practice?” On<br />

the basis of an empirical study it is shown that local<br />

governments pursue very different approaches, yet<br />

decentralization approaches are also quite common<br />

in existing settlements. Thus, the paper analyzes the<br />

interaction between institutional and technological<br />

options for action based on the example of the current<br />

challenges facing sustainable rainwater management.<br />

1. Einleitung: Herausforderungen der<br />

Regenwasserbewirtschaftung im Siedlungsbestand<br />

1.1 Problemaufriss<br />

Die lange Zeit dominierende Ansicht, dass Regenwasser<br />

aus Siedlungen möglichst schnell und vollständig mithilfe<br />

des bestehenden konventionellen <strong>Abwasser</strong>systems<br />

abzuleiten sei, wird zunehmend aufgegeben [1].<br />

Augenfällig wird dieser „Paradigmenwechsel“ [2] auch<br />

im neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsrecht (§ 55 Abs. 2 WHG [3]).<br />

Maßgeblich hierfür ist die Einsicht, dass die konventionellen<br />

zentralen Systeme angesichts sich verändernder<br />

siedlungsstruktureller und klimatischer Rahmenbedingungen<br />

sowie gestiegener rechtlicher Anforderungen<br />

an den Gewässerschutz mit der Aufgabe einer flächendeckenden<br />

nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung<br />

zunehmend überfordert sind. Dies gilt sowohl für den<br />

Überflutungsschutz [4], den Gewässerschutz [5] als auch<br />

für das Ziel eines möglichst naturnahen <strong>Wasser</strong>haushalts<br />

[2]. Ein Aus- und Umbau klassischer Misch- und<br />

Trennsysteme ist zwar prinzipiell möglich, stößt aber<br />

aufgrund mangelnder Effektivität und hoher Kosten bei<br />

Januar 2014<br />

96 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FACHBERICHTE<br />

begrenzten öffentlichen Investitionsmitteln an spürbare<br />

Grenzen.<br />

Vor diesem Hintergrund bieten sich dezentrale<br />

Ansätze als Option an. Dazu zählen vor allem Maßnahmen<br />

zum Rückhalt, zur Versickerung und zur örtlichen<br />

Nutzung von Regenwasser. Aus ökologischer Sicht sprechen<br />

die Schonung des natürlichen <strong>Wasser</strong>haushalts,<br />

aber auch abnehmende Mischwasserentlastungen für<br />

dezentrale Ansätze [6]. Wirtschaftliche Vorteile werden<br />

im Vermeiden von Anpassungsinvestitionen in die<br />

Kanalisation gesehen [7]. Weiterhin werden Vorteile hinsichtlich<br />

zukünftiger Flexibilität und Anpassungsfähigkeit<br />

erwartet [1].<br />

Gleichwohl können auch zentrale Lösungen entsprechend<br />

der lokalen Gegebenheiten die Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

im Einzelfall u. U. am besten bedienen;<br />

„dezentral“ und „nachhaltig“ sind daher keinesfalls Sy -<br />

nonyme. Auch rechtlich sind durch den „Grundsatz“ der<br />

ortsnahen Beseitigung zentrale Lösungen künftig<br />

weder ausgeschlossen noch posteriorisiert [8]. Es geht<br />

vielmehr um eine nachhaltigkeitsbezogene Systemoptimierung,<br />

deren Ergebnis stark von den örtlichen Rahmenbedingungen<br />

abhängt.<br />

Ein veränderter Umgang mit Regenwasser ist bereits<br />

seit etwa zwei Jahrzehnten auf Länder- und Kommunalebene<br />

zu beobachten: In einigen Bundesländern erfolgt<br />

eine grundsätzliche Bevorzugung ortsnaher Beseitigung<br />

bei Neubauten (z. B. § 51a Abs. 1 LWG NW seit<br />

1996 [6]). Zugleich haben sich in jüngerer Zeit separate<br />

Regenwassergebühren als Reaktion auf eine veränderte<br />

obergerichtliche Judikatur durchgesetzt [9], die Anreize<br />

zur Entsiegelung sowie zur örtlichen Regenwassernutzung<br />

und -versickerung bieten.<br />

Während bei neuen Siedlungsflächen klare Dezentralisierungsimpulse<br />

gesetzt werden, ist die Situation im<br />

Siedlungsbestand juristisch, technisch und sozio-ökonomisch<br />

komplexer und maßgeblich von den lokalen<br />

Rahmenbedingungen abhängig. So bestehen oftmals<br />

naturräumliche und siedlungsstrukturelle Restriktionen<br />

für Dezentralisierungen. Zudem sprechen auch aus ökonomischer<br />

Sicht die Entwertung früher getätigter Investitionen<br />

in zentrale Anlagen, drohende Gebührenanstiege,<br />

aber auch der Verlust von Größenvorteilen und<br />

höhere Kontroll- und Koordinationskosten mitunter<br />

gegen eine Dezentralisierung.<br />

1.2 Fragestellung und Vorgehensweise<br />

Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, in<br />

welche Richtung und mithilfe welcher institutionellen<br />

Stellschrauben die Regenwasserbewirtschaftung im<br />

Siedlungsbestand gegenwärtig in der Praxis strategisch<br />

gesteuert wird. Inwieweit wird die strukturelle Entwicklung<br />

in diesem Segment auf Dezentralisierung ausgerichtet<br />

und in welchem Ausmaß können zugleich konsistente<br />

Bezüge zu den Nachhaltigkeitszielen der<br />

Regenwasserbewirtschaftung hergestellt werden?<br />

Im ersten Teil wird hierzu ein Untersuchungsansatz<br />

entwickelt, der das Zusammenspiel von Schlüsselinstitutionen<br />

in Zusammenhang mit den kommunalen<br />

Zielen der Bewirtschaftung und den strukturellen Wirkungen<br />

auf den Phänotyp der Niederschlagsentwässerung<br />

(Dezentralisierungsgrad) stellt. Ziel des zweiten<br />

Teils ist dann die Herleitung theoretisch konsistenter<br />

Bewirtschaftungs-Strategien der Kommunen. Hierauf<br />

aufbauend werden die in der Praxis vor gefundenen<br />

Steuerungsansätze beschrieben und be wertet.<br />

Die Untersuchung setzt auf der kommunalen Ebene<br />

an, da die Gemeinden als Aufgabenträger in der zentralen<br />

Verantwortungsposition für die Ausgestaltung der<br />

Regenwasserbewirtschaftung stehen. Zugleich sind sie<br />

aufgrund der kommunalen Selbstverwaltung und Satzungshoheit<br />

in der Lage, das institutionelle Design<br />

kommunaler Schlüsselinstitutionen zu bestimmen, die<br />

das Verhalten der an der Regenwasserbewirtschaftung<br />

beteiligten Akteure (Aufgabenträger, private Grundstücksbesitzer)<br />

koordinieren. Hierzu zählen der ordnungsrechtliche<br />

Anschluss- und Benutzungszwang<br />

(AuBZ) und das jeweilige Gebühren- und Entgeltsystem<br />

für die Niederschlagsentwässerung. Die Ausgestaltung<br />

des Zusammenwirkens dieser Institutionen („institutional<br />

interplay“ [10]) zeigt viel früher die aktuellen<br />

Entwicklungstendenzen an, als dies später anhand der<br />

eher reaktionsträgen technischen Strukturen ablesbar<br />

wäre.<br />

2. Untersuchungsdesign: Ziele, Strategien<br />

und Steuerungsinstitutionen der Regenwasserbewirtschaftung<br />

2.1 Struktureller Phänotyp der Regenwasserbewirtschaftung<br />

und Dezentralisierungsoptionen<br />

Als „struktureller Phänotyp“ wird im Folgenden die<br />

jeweils realisierte Kombination aus zentralen und<br />

dezentralen Technologien zur Regenwasserbewirtschaftung<br />

eines Aufgabenträgers verstanden. Im Mittelpunkt<br />

des Interesses steht dabei die Integration ortsnaher<br />

Maßnahmen, die von Grundstückseigentümern auf<br />

ihrem privaten Grundstück ergriffen und so strategischer<br />

Teil des Bewirtschaftungskonzepts für den Siedlungsbestand<br />

werden können (Bild 1). Als zentrales System<br />

werden demgegenüber die sich im öffentlichen<br />

Raum und in Verantwortung der öffentlichen Aufgabenträger<br />

befindlichen, übergreifenden und zumeist kanalgebundenen<br />

Strukturen begriffen. Auf die Möglichkeit<br />

einer ortsnahen Bewirtschaftung durch den Aufgabenträger<br />

selbst bzw. auf semi-zentrale Ansätze wird hier<br />

nicht eingegangen.<br />

2.2 Ziele und Strategien für die regenwasserbezogene<br />

Infrastrukturentwicklung<br />

Entscheidungen über den Dezentralisierungsgrad der<br />

Regenwasserbewirtschaftung müssen in einem komplexen<br />

Spannungsfeld aus verschiedenen Zielen einer<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 97


FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />

Akteursebene<br />

Bild 1. Abgrenzung zentraler und dezentraler Regenwasserbewirtschaftung.<br />

Institutionelle Rahmenbedingungen<br />

großräumig<br />

Konventionelles,<br />

zentrales System<br />

Ökologische Nachhaltigkeit<br />

Refinanzierung<br />

Entscheidungs<br />

-kompetenz<br />

Bild 2. Untersuchungsdesign.<br />

Grundstückseigentümer<br />

Dezentrale<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

auf<br />

Grundstücken<br />

Semizentrale<br />

Systeme<br />

Aufgabenträger<br />

Zentrales System +<br />

Erweiterung um<br />

dezentrale Elemente<br />

Räumliche Dimension<br />

Zielsystem<br />

Strategische Ermessensentscheidung des<br />

Aufgabenträgers:<br />

Institutionelles Design<br />

…<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Entgelthöhe<br />

„interplay“<br />

Zugelassene<br />

Technikoptionen<br />

Überflutungsschutz<br />

Entgeltsysteme<br />

Entscheidung der Grundstückseigentümer<br />

Steuerbarkeit<br />

Anschlussund<br />

Benutzungszwang<br />

Reduktionsmöglichkeiten<br />

Anreize<br />

Dezentralisierungsgrad und Phänotyp des Systems<br />

…<br />

„fit“<br />

ortsnah<br />

Technologischer Alternativenraum<br />

nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung getroffen<br />

werden:<br />

1. Überflutungsschutz: Dieses grundlegende Anliegen<br />

der Siedlungsentwässerung zielt auf Vermeidung von<br />

Überflutungen von Straßen, Flächen und Gebäuden<br />

sowie auf den Schutz vor gesundheitlichen und materiellen<br />

Schäden. Dies kann sowohl durch zentrale als<br />

auch durch dezentrale Systeme erreicht werden.<br />

2. Ökologische Nachhaltigkeit: Gerade beim Gewässerund<br />

Grundwasserschutz entwickeln sich die gesellschaftlichen<br />

Ansprüche seit einigen Jahren dynamisch<br />

weiter. Höhere Schutzanforderungen der Fließgewässer<br />

machen es u. a. erforderlich, die Abflussspitzen<br />

zu reduzieren bzw. stoffliche Einträge zurückzuhalten.<br />

Sowohl eine Weiterentwicklung der<br />

zentralen Systeme (z. B. durch Regenbecken, Stauraumkanäle)<br />

als auch eine Abflussreduktion durch<br />

dezentralen Rückhalt bzw. ortsnahe Versickerung<br />

wirken in diesem Sinne. Demgegenüber erfordert die<br />

flächenhafte Verbesserung des Grundwasserhaushaltes<br />

durch eine Erhöhung der Grundwasserneubildung<br />

(GWN) eine Abkehr vom Ableitungsprinzip und damit<br />

tendenziell dezentrale Versickerungen [2, 11].<br />

Neben diesen beiden materiellen Zielen der Entwässerung<br />

(„Was?“) sind auch Formalziele der Aufgabenerfüllung<br />

zu beachten („Wie“?): Hierzu zählen die Refinanzierung<br />

der eingesetzten zentralen Anlagen sowie deren<br />

Wirtschaftlichkeit und Steuerbarkeit.<br />

3. Refinanzierung: Eine langfristig sichere Refinanzierung<br />

der Siedlungsentwässerung erfordert zwingend<br />

eine Mindest-Nutzung bestehender zentraler<br />

Systeme, die das Fundament der funktionsfähigen<br />

Regenwasserbewirtschaftung im urbanen Raum bilden.<br />

Dezentralisierungsmaßnahmen stehen hierbei<br />

strukturell einer auskömmlichen Refinanzierung entgegen,<br />

da mit jedem Quadratmeter abgekoppelter<br />

Fläche tendenziell auch die Refinanzierungsbasis<br />

erodiert, ohne dass die fixen Kosten des Zentralsystems<br />

nennenswert gesenkt werden können.<br />

4. Wirtschaftlichkeit: Die <strong>Wasser</strong>dienstleistungen sollen<br />

sowohl in einer statischen als auch in einer dynamischen<br />

Perspektive (d. h. bei der Anpassung an sich<br />

wandelnde Anforderungen und Möglichkeiten) zu<br />

geringstmöglichen Kosten bereitgestellt werden.<br />

Hierfür muss auf technologischen Fortschritt, auf<br />

siedlungsstrukturelle oder naturräumliche Entwicklungen<br />

ebenso reagiert werden wie auf die gesellschaftliche<br />

und rechtliche Weiterentwicklung der<br />

materiellen Zielanforderungen. Die technische<br />

Umsetzung kann je nach lokalen Rahmenbedingungen<br />

durch Weiterentwicklung des zentralen Systems<br />

oder durch Dezentralisierungsmaßnahmen erfolgen<br />

und ist somit kontextabhängig.<br />

5. Steuerbarkeit: Mit einer zunehmenden Dezentralisierung<br />

verlagern sich die Pflichten, Aufgaben sowie<br />

Januar 2014<br />

98 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FACHBERICHTE<br />

Kompetenzen vom Aufgabenträger auf den Grundstückseigentümer<br />

und führen zu einem Kontrollverlust<br />

des Aufgabenträgers bzw. steigenden Koordinationskosten.<br />

Somit streitet das Ziel der Steuerbarkeit<br />

tendenziell für eine Dominanz zentraler Systeme, bei<br />

denen die aktiv beteiligten Akteure in ihrer Anzahl<br />

überschaubar und zudem in institutioneller Nähe<br />

zum Aufgabenträger bleiben.<br />

Zur rationalen Bewältigung der zwischen den Zielen<br />

auftretenden Konflikte bedarf es einer kommunalen<br />

„Strategie“ des Aufgabenträgers, d.h. einer Konkretisierung<br />

und Priorisierung sowohl der Ziele als auch der<br />

Technologien. Diese muss anschließend durch ein<br />

adäquates Institutionenbündel untersetzt werden, das<br />

insbesondere die dezentralen Bewirtschaftungsoptionen<br />

in der Hand der Grundstücksbesitzer zielgerecht<br />

steuert.<br />

2.3 Institutionen als Stellschrauben der<br />

Infrastrukturentwicklung<br />

Unter Institutionen werden in den Sozialwissenschaften<br />

soziale Regelsysteme inklusive ihrer Durchsetzungsmechanismen<br />

verstanden, die individuelles Verhalten steuern<br />

[12]. Im Folgenden betrifft dies die Steuerung des<br />

Verhaltens der Grundstückseigentümer durch die Kommune<br />

zur Umsetzung der kommunalen Strategie. Diese<br />

Einflussnahme kann direkt oder indirekt erfolgen: Mit<br />

einer direkten ordnungsrechtlichen Steuerung der Entscheidungskompetenz<br />

(Wer entscheidet?), des „zugelassenen“<br />

Alternativenraums (Worüber darf entschieden<br />

werden?) sowie des eigentlichen Entscheidungsverfahrens<br />

(Wie wird entschieden? Welche Anreize und<br />

Restriktionen bestehen?) kann beispielsweise übergeordneten<br />

Anforderungen wie der Gemeinwohlverträglichkeit,<br />

der Systemrefinanzierung oder einer abgestimmten<br />

Planung Rechnung getragen werden. Institutionen<br />

können aber auch indirekt wirken, indem über<br />

Entgeltregelungen Anreize gesetzt werden, durch die<br />

eine Verbreitung bestimmter Technologieoptionen<br />

begünstigt werden soll, ohne diese unmittelbar vorzuschreiben.<br />

2.4 Das vollständige Untersuchungsdesign<br />

Für die Untersuchung wird vereinfachend angenommen,<br />

dass das kommunale Zielsystem der Regenwasserbewirtschaftung<br />

die in Bild 2 benannten fünf vorrangigen<br />

Ziele umfasst. Abhängig von der jeweiligen Gewichtung<br />

der einzelnen Teilziele im Zuge einer strategischen<br />

Ausrichtung der Regenwasserbewirtschaftung durch<br />

die Kommunen als Aufgabenträger obliegt es ihnen<br />

zugleich, eine Kombination der relevanten Schlüsselinstitutionen<br />

(AuBZ, Entgeltsystem) zu bestimmen. Dieses<br />

„institutionelle Design“ regelt die Entscheidungskompetenzen<br />

der Grundstückseigentümer, die jeweils zulässigen<br />

Technikoptionen und die konkrete Ausgestaltung<br />

Tabelle 1. Technologische Optionen für die dezentrale, grundstücksbezogene<br />

Regenwasserbewirtschaftung (Auswahl).<br />

Grundstück bleibt an<br />

RW-Kanalisation angeschlossen<br />

Teilweise Versickerung<br />

(z. B. Einleitung in eine Rigole mit<br />

Überlauf an Kanal)<br />

Gründach<br />

Zisterne*<br />

(Gartenbewässerung)<br />

Zisterne*<br />

(Brauchwassernutzung)<br />

Teilentsieglung<br />

(z. B. Rasengittersteine)<br />

* Ggf. auch Retentionszisterne [15]<br />

Grundstück wird von RW-Kanalisation<br />

getrennt<br />

Vollständige Versickerung<br />

Gründach und Versickerung<br />

Zisterne (Gartenbewässerung)<br />

und Versickerung<br />

Zisterne (Brauchwassernutzung)<br />

und Versickerung<br />

Vollständige Entsieglung<br />

des Anreizrahmens und spiegelt so zugleich die Zielpriorisierung<br />

der Kommunen wider. Dabei unterliegen die<br />

kommunalen Aufgabenträger jedoch selber den rechtlichen<br />

Vorgaben übergeordneter Gebietskörperschaften<br />

(„institutionelle Rahmenbedingungen“).<br />

Die Grundstückseigentümer entscheiden anschließend<br />

über die Verwendung dezentraler Ansätze einer<br />

Regenwasserbewirtschaftung und bestimmen hierdurch<br />

den strukturellen Phänotyp, wobei ihr Alternativenraum<br />

– abhängig vom institutionellen Design –<br />

unterschiedlich groß bzw. wirtschaftlich interessant ist.<br />

Der insgesamt resultierende „strukturelle Phänotyp“<br />

des Bewirtschaftungssystems kann dann mit dem zuvor<br />

formulierten Zielsystem bzw. der gewählten Strategie<br />

abgeglichen werden („institutional fit“ [10]). Auf diese<br />

Weise zeigt sich die ziel- bzw. strategiebezogene Eignung<br />

eines bestimmten institutionellen Settings zur<br />

Verwirklichung der eigenen Bewirtschaftungsstrategie.<br />

3. Steuerungsinstitutionen der<br />

Regen wasserbewirtschaftung:<br />

Theoretische Überlegungen<br />

Zunächst ist zu klären, wie sich die Gestaltung der<br />

genannten institutionellen Stellschrauben theoretisch<br />

auf den Phänotyp des Bewirtschaftungssystems und<br />

damit die Zielrealisierung auswirkt. Dazu betrachten wir<br />

den technologischen Alternativenraum (3.1) und dann<br />

die Ausgestaltungsmöglichkeiten der institutionellen<br />

Stellschrauben (3.2).<br />

3.1 Der technologische Alternativenraum: Beitrag<br />

dezentraler Regenwasser-Technologien zur Zielerreichung<br />

Unter dem Begriff der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung<br />

werden vielfältige technologische Ansätze<br />

vereint (siehe Tabelle 1).<br />

Einen Beitrag zum Überflutungs- und Gewässerschutz<br />

leisten die Systeme, indem sie die Abflussspitzen<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 99


FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />

und -mengen dämpfen. Hierzu wird Regenwasser<br />

zurückgehalten, versickert, verdunstet oder für eine<br />

Nutzung gespeichert, wobei Brauchwasserzisternen<br />

hierbei den Spitzenabfluss um bis zu 40 % [13], Gründächer<br />

zwischen 30–90 % [14] reduzieren können. Im<br />

Hinblick auf die anderen Ziele unterscheiden sie sich z. T.<br />

deutlich:<br />

""<br />

Während Versickerung- und Entsiegelungsanlagen<br />

die Grundwasserneubildung verbessern, tragen z. B.<br />

Zisternen und Gründächer zu diesem Ziel kaum bei<br />

(Bild 3).<br />

Tabelle 2. Optionen grundstücksbezogener Regenwasserbewirtschaftung und<br />

Relevanz des AuBZ.<br />

Relevanz des AuBZ<br />

Ablaufdrosselung<br />

Unabhängig<br />

vom AuBZ<br />

Abhängig<br />

vom AuBZ<br />

zentraler<br />

Anschluss<br />

Zisterne<br />

(Garten)<br />

+ Kanal<br />

Zisterne<br />

(Brauchwasser)<br />

+ Kanal<br />

Gründach<br />

+<br />

Kanal<br />

Technologische Ansätze zur dezentralen Bewirtschaftung<br />

der Niederschläge<br />

Teilentsieglung von Flächen (z. B. Rasengittersteine)<br />

Vollständige Entsieglung<br />

Gründach mit Kanalanschluss<br />

Regenwassernutzung (Garten) mit Überlauf in den<br />

öffentl. Kanal<br />

Regenwassernutzung (Brauchwasser) mit Überlauf in<br />

den öffentl. Kanal*<br />

Teilversickerung mit Überlauf in den öffentl. Kanal**<br />

Vollständige Versickerung<br />

Regenwassernutzung mit Versickerung<br />

Gründach mit Versickerung<br />

* Bei Brauchwassernutzung ist nach h. M. zudem eine Teilbefreiung vom AuBZ<br />

bei Trinkwasser notwendig.<br />

** Nur in Einzelfällen wurde die Maßnahme als unabhängig vom AuBZ erachtet.<br />

(Teil-)<br />

Entsiegelung<br />

Gründach +<br />

Versickerung<br />

(Teil-)<br />

Versickerung +<br />

Kanal<br />

Zisterne<br />

(Brauchwasser)<br />

+ Versickerung<br />

Grundwasserneubildung<br />

Bild 3. Wirkung technologischer Optionen der Regenwasserbewirtschaftung.<br />

vollst.<br />

Versickerung<br />

vollst.<br />

Versickerung u.<br />

Entsiegelung<br />

""<br />

Zisternenlösungen führen im Gegensatz zu Gründächern<br />

und Versickerungen zur Substitution von<br />

Trinkwasser und so zur Verringerung des Eingriffs in<br />

den natürlichen <strong>Wasser</strong>haushalt [16].<br />

""<br />

Je nach Wahl und Auslegung der Technologie bleibt<br />

das Grundstück an der öffentlichen Kanalisation<br />

angeschlossen oder wird vollständig abgetrennt.<br />

Somit stellt sich nicht nur die Frage nach einer Dezentralisierung<br />

im Allgemeinen, sondern auch dahingehend,<br />

welche Ziele hierbei im besonderen Maße angesprochen<br />

werden sollen; mithin auch nach der Technologiewahl<br />

im Speziellen. Die Gesamtwirkung einer<br />

Dezentralisierung lässt sich letztendlich nur kontextbezogen<br />

beurteilen.<br />

3.2 Steuerungsinstitutionen der grundstücksbezogenen<br />

Regenwasserbewirtschaftung<br />

Zur gezielten Aktivierung oder Hemmung bestimmter<br />

technologischer Optionen müssen Steuerungsinstitutionen<br />

eingesetzt werden.<br />

3.2.1 Der landes- und kommunalrechtliche<br />

Anschluss- und Benutzungszwang<br />

Die Ausgestaltung des AuBZ nimmt für die Bewirtschaftungskonzeption<br />

eine Schlüsselstellung ein, da auf diesem<br />

Wege die Entscheidungskompetenzen bezüglich<br />

der im Einzugsgebiet genutzten Technologien der Niederschlagwasserbeseitigung<br />

(seitens der Grundstücksbesitzer<br />

und/oder Aufgabenträger) sowie deren Folgewirkungen<br />

(Zentralisierungsgrad und Zielerfüllung)<br />

maßgeblich gesteuert werden.<br />

Üblicherweise obliegt die <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />

zunächst als Pflichtaufgabe den Gemeinden (z. B. § 53<br />

Abs. 1 LWG NW), kann aber im Falle des Regenwassers<br />

auf die Grundstücksbesitzer übertragen werden, soweit<br />

dabei die Sicherstellung der Gemeinwohlverträglichkeit<br />

der <strong>Abwasser</strong>beseitigung erfüllt ist [6]. Hierzu zählen<br />

u.a. Aspekte der Umweltverträglichkeit, aber nach herrschender<br />

Auslegung auch die Funktionsfähigkeit und<br />

Wirtschaftlichkeit des zentralen Systems. Die Regelungsbefugnis<br />

über den AuBZ liegt – nach näherer Ausgestaltung<br />

durch Bundes- und Landesrecht – beim Aufgabenträger<br />

selbst. Nach geltender Rechtslage liegt es<br />

weitgehend im Ermessen der Gemeinde, im Rahmen<br />

ihrer Satzungen über Ausnahmen und Befreiungen zu<br />

entscheiden; Ansprüche der Nutzer auf eine bestimmte<br />

Ermessensausübung greifen bisher regelmäßig nicht<br />

durch [8, 17].<br />

Ein AuBZ bei der Regenwasserbewirtschaftung<br />

schließt dezentrale Lösungen nicht vollständig aus, sondern<br />

verengt nur den technologischen Optionenraum<br />

für die Grundstückseigentümer [18] (siehe Tabelle 2).<br />

Die verbleibenden Technologien wirken entweder<br />

schon, bevor Regenwasser als <strong>Abwasser</strong> im rechtlichen<br />

Sinne gilt (Gründach oder Teilentsiegelung), oder das<br />

Januar 2014<br />

100 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Regenwasserbewirtschaftung<br />

FACHBERICHTE<br />

<strong>Abwasser</strong> wird nach Nutzung vollständig dem öffentlichen<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorger angedient (Brauchwasserzisterne<br />

mit Überlauf an den öffentlichen Kanal).<br />

Diese Reduktion der Freiheitsgrade wirkt kostenerhöhend<br />

und verringert die Wahrscheinlichkeit einer<br />

Dezentralisierung. Die verbleibenden Technologien bergen<br />

zusätzlich Ineffektivitätsrisiken in Bezug auf die<br />

Entlastung zentraler Systeme, da die abflussdrosselnde<br />

Wirkung von Zisternen maßgeblich davon abhängt, wie<br />

regelmäßig das <strong>Wasser</strong> genutzt wird und wie groß das<br />

freie Zisternenvolumen ist [19]. Des Weiteren wird insbesondere<br />

das Ziel „Verbesserung der Grundwasserneubildung“<br />

maßgeblich behindert, da Versickerungstechnologien<br />

für Dach- und Wegflächen weitgehend wegfallen<br />

und nur die Entsieglungsoptionen wählbar<br />

bleiben.<br />

3.2.2 Regenwasserentgelte<br />

Die Bereitstellungskosten für die zentrale Regenwasserbewirtschaftung<br />

müssen über die <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />

abgedeckt werden. Mit der obligatorischen Einführung<br />

der gesplitteten <strong>Abwasser</strong>gebühr wurde dem Ziel der<br />

verursachergerechten Kostenanlastung bei der Refinanzierung<br />

der Regenwasserbeseitigung Rechnung getragen<br />

[23]. Daneben kommt den Entgelten auch eine<br />

Lenkungsfunktion zu [9, 20]. Die Technologiewahl der<br />

Grundstückseigentümer wird auf Basis einer individuellen<br />

Kosten-Nutzen-Abwägung erfolgen; in dieses Kalkül<br />

fließen auch die über Regenwasser-Gebühren vermittelten<br />

Kosten der zentralen Beseitigung mit ein [21].<br />

Regenwasserentgelte bieten so die Möglichkeit zur<br />

gezielten Steuerung des individuellen Verhaltens. Zwar<br />

sehen die einschlägigen Kommunalabgabengesetze<br />

der Länder kostendeckende Entgelte als Regelfall vor<br />

(z.B. § 6 Abs. 1 S. 3 KAG NW); doch ist dies zunächst eine<br />

„inhaltsleere“ Formalität, da nach Maßgabe betriebswirtschaftlicher<br />

Konzepte die Ansatzfähigkeit von<br />

Kosten mit beträchtlichen Ermessensspielräumen ge -<br />

staltbar ist [22]. Spielräume gibt es in Bezug auf den<br />

Ansatz kalkula torischer Abschreibungen, bei der Wahl<br />

eines kalkulatorischen Zinssatzes oder bei der Kostenträgerrechnung.<br />

Gerade die kapitalintensive Entwässerung<br />

bietet über die kalkulatorischen Kostenarten breite<br />

Möglichkeiten einer „gestaltenden“ Entgelthöhe [9].<br />

Die bloße Höhe des Entgelts bewirkt zwar beim Maßstab<br />

„befestigte und abflusswirksame Fläche“ einen<br />

Anreiz bzgl. der Abkopplung von Flächen (vollständige<br />

Entsieglung, Versickerung), aber nicht zugunsten solcher<br />

Ansätze, welche die versiegelte Fläche zunächst<br />

nicht verändern (Gründach, Zisternen). Es bedarf daher<br />

spezieller Entgeltermäßigungsregelungen in den Tarifmodellen,<br />

die noch andere, nicht flächenwirksame<br />

Technologien ansprechen. Zwar sind in Fällen, in denen<br />

nachweisbar ein nicht unerheblicher Teil des Regenwassers<br />

vom Grundstück nicht abfließt, sondern auf diesem<br />

verbleibt oder es nach Zwischennutzung als Schmutzwasser<br />

verlässt, Entgeltermäßigungen nach Kommunalabgabenrecht<br />

grundsätzlich einzuräumen; die Rechtsprechung<br />

insbesondere zu Dachbegrünung, „Öko-<br />

Pflaster“ und Brauchwassernutzung [8] zeigt hierbei<br />

jedoch ganz erhebliche Gestaltungsspielräume zugunsten<br />

der Kommunen auf. Insgesamt können daher die<br />

Aufgabenträger durch ausdifferenzierte Regelungen zu<br />

Regenwasserentgelten gezielt bestimmte Technologien<br />

fördern bzw. hemmen.<br />

4. Zwischenfazit<br />

Um der Frage nachzugehen, in welche Richtung gegenwärtig<br />

die Regenwasserbewirtschaftung im Siedlungsbestand<br />

gesteuert wird, wurde eine Methode vorgestellt,<br />

die hierzu kommunale Schlüsselinstitutionen<br />

(AuBZ, Regenwasserentgelte) auswertet. Dieser Ansatz<br />

erlaubt es, konsistente und inkonsistente Institutionenmuster<br />

bzgl. einer nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung<br />

voneinander abzugrenzen und hieran Tendenzen<br />

zur Dezentralisierung bzw. zum zentralen System<br />

erhalt zu erkennen. Vorbedingung hierfür ist, den<br />

Systembeitrag der Grundstückseigentümer sowie die<br />

komplexen Wirkungen der Institutionen und technischen<br />

Alternativen zu verstehen. Entgeltsysteme steuern<br />

über Tarifhöhe und Reduktionsfaktoren, der AuBZ<br />

erlaubt nur eine selektive Steuerung und die dezentralen<br />

Technologien haben jeweils unterschiedliche Eigenschaften.<br />

Zugleich stehen hinter dem Nachhaltigkeitsideal<br />

konfliktäre Teilziele, zwischen denen auf kommunaler<br />

Ebene abgewogen werden muss. Es ist somit davon<br />

auszugehen, dass sich nachhaltigkeitsorientierte kommunale<br />

Strategien sowohl hinsichtlich der Zielpriorisierung<br />

als auch der strukturellen Umsetzung (Dezentralisierungsgrad)<br />

lokal unterscheiden werden. Dieser Frage<br />

geht Teil 2 dieses Beitrages empirisch nach.<br />

Literatur<br />

[1] Schmitt, Th. G.: Neue Entwicklungen und Bewertungen zum<br />

Umgang mit Regenwasser. Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall<br />

56 (2009) Nr. 2, S. 124-130.<br />

[2] Sieker, F. und Sieker, H.: Reformschritte zu einem Paradigmenund<br />

Systemwechsel bei der Regenwasserbewirtschaftung –<br />

Teil 1 und Teil 2. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 150 (2009) Nr. 10, S.<br />

796-802 und Nr. 11, S. 919-926.<br />

[3] Lauer, K.: <strong>Abwasser</strong> und Niederschlagswasserbeseitigung –<br />

das neue WHG 2010. <strong>Wasser</strong> und Abfall 13 (2011) Nr. 3, S.<br />

14-16.<br />

[4] Schmitt, Th. G. u.a.: Klimawandel – Konsequenzen für die<br />

Siedlungsentwässerung? Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall<br />

53 (2006) Nr. 8, S. 756-759.<br />

[5] Brombach, H. und Fuchs, St.: Datenpool gemessener Verschmutzungskonzentrationen<br />

in Misch- und Trennkanalisationen.<br />

Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 50 (2003) Nr. 4, S.<br />

441-450.<br />

[6] Geiger, W. F. u.a.: Neue Wege für das Regenwasser. 3. Aufl.<br />

Oldenbourg Industrieverlag München 2009.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 101


FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />

[7] Becker, M. und Raasch, U.: Abkopplung im Siedlungsbestand<br />

– Strategie und Umsetzung im Emschergebiet. ATV-DVWK<br />

Hennef 2005.<br />

[8] Queitsch, P.: Kommentierung von § 6 KAG NW, in: Hamacher,<br />

C. u. a.: Kommunalabgabengesetz für das Land Nordrhein-<br />

Westfalen (KAG NRW), Loseblattsammlung, 13. Erg.-Lieferung,<br />

Wiesbaden 2011.<br />

[9] Schulte, F.-W. und Wiesemann, H.: Kommentierung zu § 6<br />

KAG NW. In: Driehaus, J. (Hrsg.): Kommunalabgabenrecht.<br />

47. Erg.-Lieferung Herne 2012.<br />

[10] Young, O. R.: The Institutional Dimensions of Environmental<br />

Change: Fit, Interplay and Scale. MIT Press. Cambridge, Mass.<br />

2002.<br />

[11] Stemplewski, J. u.a.: Niederschlagswasser bewirtschaften<br />

statt beseitigen – ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll.<br />

Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 57 (2010) Nr. 10, S. 1011-<br />

1019.<br />

[12] Erlei, M. u.a.: Neue Institutionenökonomik. 2. Aufl. Schäffer-<br />

Poeschel Stuttgart 2007.<br />

[13] Dickhaut, W. und Joite, C.: Kombination von Nutzung und<br />

Rückhalt in der Regenwasserbewirtschaftung – Modellrechnungen<br />

an Hamburger Planungsgebieten. fbr Darmstadt.<br />

Schriftenreihe fbr 13 (2009) S. 115–141.<br />

[14] DDV: Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen. Deutscher<br />

Dachgärtner-Verband e. V. Nürtingen 2011.<br />

[15] Rott, U. und Meyer, C.: Regenwassernutzung und -bewirtschaftung.<br />

Wirtschaftlichkeit und Stand der Technik. fbr<br />

Darmstadt, Schriftenreihe fbr 10 (2005), S. 21-47.<br />

[16] UBA: Versickerung und Nutzung von Regenwasser – Vorteile,<br />

Risiken, Anforderungen. Umweltbundesamt Dessau 2005.<br />

[17] Laskowski, S.: Kommunale Daseinsvorsorge vs. nachhaltige<br />

<strong>Abwasser</strong>entsorgung in Brandenburg? <strong>Wasser</strong>rechtliche<br />

Grenzen des Anschluss- und Benutzungszwangs für zentrale<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen. ZUR 19 (2008) Nr. 11, S. 527-<br />

532.<br />

[18] Queitsch, P.: Regenwasser und Grundwasser im Spannungsfeld<br />

von Beitrags-, Gebühren- und Haftungsrecht. Zeitschrift<br />

für Kommunalfinanzen 52 (2002) Nr. 8, S. 170-178.<br />

[19] König, K. W.: Planung einer modernen Regenwassernutzungsanlage.<br />

In: Mall GmbH (Hrsg.), Regenwassernutzung.<br />

Regenwassernutzung von A - Z. Mallbeton Verlag DS-Pfohren<br />

2008, S. 21-51.<br />

[20] Gawel, E.: Die kommunalen Gebühren. Duncker & Humblot<br />

Berlin 1995.<br />

[21] Schwarz, N.: Umweltinnovationen und Lebensstile. Metropolis<br />

Marburg 2007.<br />

[22] Gawel, E.: Sind die Preise für <strong>Wasser</strong>dienstleistungen der Verund<br />

Entsorgung in Deutschland wirklich kostendeckend?<br />

ZögU 35 (2012) Nr. 3, S. 243-266.<br />

[23] Brüning, C.: „Regensteuer“ oder verursachungsgerechte Kostenaufteilung?<br />

Rechtsgrundlagen einer gesplitteten Gebühr.<br />

der gemeindehaushalt 113 (2012) Nr. 3, S. 49-52.<br />

(Teil 2 erscheint in Heft 2/2014)<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 17.06.2013<br />

Korrektur: 02.12.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Dr. Stefan Geyler<br />

E-Mail: geyler@wifa.uni-leipzig.de |<br />

Prof. Dr. Erik Gawel<br />

Universität Leipzig |<br />

Institut für Infrastruktur und<br />

Ressourcenmanagement |<br />

Grimmaische Straße 12 |<br />

D-04109 Leipzig<br />

Norman Bedtke<br />

E-Mail: norman.bedtke@ufz.de |<br />

Prof. Dr. Erik Gawel<br />

E-Mail: erik.gawel@ufz.de |<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />

Department Ökonomie |<br />

Permoser Straße 15 |<br />

D-04318 Leipzig<br />

Januar 2014<br />

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FACHBERICHTE Politik<br />

Perspektiven für die wassertechnische<br />

Normung und Zertifizierung<br />

im Europäischen Binnenmarkt 1<br />

Günter Stoll<br />

Die sichere und hygienische Versorgung mit Trink wasser<br />

gehört heute in Deutschland zu den alltäglichen Selbstverständlichkeiten.<br />

Intensive Forschung, der Wissensund<br />

Erfahrungsaustausch zwischen allen Akteuren in<br />

Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft tragen entscheidend<br />

zu dem im internationalen Vergleich herausragenden<br />

Sicherheits- und Qualitätsniveau der Trinkwasserversorgung<br />

in Deutschland bei. Gesetze, Normen<br />

und Zertifizierungsverfahren sorgen für eine rasche und<br />

konsequente Umsetzung des Wissens in die Praxis vor<br />

Ort. Und die umfassende Qualifizierung aller Fachkräfte<br />

ist und bleibt unverzichtbar, wenn Risiken für das<br />

Lebensmittel Nummer 1 so gut wie möglich vermieden<br />

werden wollen.<br />

Entscheidende Scharnierfunktionen zwischen Wissenschaft,<br />

Politik und Praxis haben hierbei heute im<br />

Trinkwasserbereich das Regelwerk des DVGW und die<br />

DVGW-Zertifizierung: Sie ermöglichen sowohl den Entscheidern<br />

in der Versorgungswirtschaft als auch den<br />

Installateuren vor Ort eine rasche und verlässliche Orientierung,<br />

ob der von ihm gewählte Dienstleister z. B.<br />

für den Leitungsbau und den Brunnenbau oder das von<br />

ihm gewählte Produkt die aktuellen Anforderungen<br />

umfassend erfüllen.<br />

Mit der grundlegenden Entscheidung des Europäischen<br />

Gerichtshofes in Sachen fra.bo gegen DVGW vom<br />

Sommer 2012 2 steht nicht nur in Deutschland das<br />

bewährte und erfolgreiche System der technischen<br />

Selbstverwaltung vor grundlegenden Herausforderungen<br />

und weitreichenden Veränderungen. Auch in allen<br />

anderen Mitgliedsländern der Europäischen Union und<br />

des europäischen Wirtschaftsraums wird diese Entscheidung<br />

die Frage aufwerfen, welche nationalen Regelungen<br />

und Vorgaben für Produkte im Kontakt mit Trink-<br />

1<br />

Der folgende Text ist eine überarbeitete, gestraffte und um Verweise<br />

und Quellen ergänzte Fassung des Vortrags, der von Dr.<br />

Günter Stoll auf der wat 2013 unter dem Titel „Anforderungen<br />

an die wassertechnische Normung und Zertifizierung im Europäischen<br />

Binnenmarkt aus Sicht der Gebäudetechnischen<br />

Industrie“ gehalten wurde.<br />

2<br />

Entscheidung des EUGH in der Rechtssache C-171/11 fra.bo SpA<br />

./. DVGW e.V. vom 12. Juli 2012<br />

wasser noch mit den Grundprinzipen des gemeinsamen<br />

europäischen Binnenmarktes vereinbar sind.<br />

Im Kern macht diese – mittlerweile vom OLG Düsseldorf<br />

– übernommene Entscheidung 3 deutlich, dass nationale<br />

Gesetzgeber und Regelsetzer sehr wohl auch<br />

weiterhin entsprechende nationale Regeln z. B. zum<br />

Gesundheits- und Umweltschutz erlassen und durchsetzen<br />

dürfen. Allerdings nur, wenn sie diese angemessen<br />

begründen und rechtfertigen und wenn diese in einem<br />

angemessenen Verhältnis zu den ermittelten Risiken<br />

stehen.<br />

Die damit angesprochene Umkehr der Beweislast<br />

zulasten der nationaler Regulierung ist bereits seit 2008<br />

mit dem zweiten Binnenmarktpaket 4 in der Europäischen<br />

Union fest verankert. Und das angesprochene<br />

Urteil weitet dieses Prinzip auf die private Regelsetzung<br />

nur dann aus, wenn diese eine faktisch marktbeherrschende<br />

Bedeutung hat. Dabei ist unstreitig, dass das<br />

DVGW-Regelwerk und die DVGW-Zertifizierung heute in<br />

Deutschland eine solche marktbeherrschende Bedeutung<br />

haben. 5<br />

Daraus ergibt sich folgende erste Schlussfolgerung für<br />

die künftige wassertechnische Normung im europäischen<br />

Binnenmarkt: Sofern im Rahmen der technischen Selbstverwaltung<br />

Themen noch national geregelt werden müssen,<br />

sollte die fachliche und gesellschaftliche Rechtfertigung<br />

am Anfang der Normungsarbeit stehen.<br />

Stichworte aus der aktuellen gesellschaftspolitischen<br />

Diskussion wie Nachhaltigkeit, Prävention,<br />

Umweltschutz, demografischer Wandel oder das gerade<br />

in der EU hochgehaltene Vorsorgeprinzip 6 machen es<br />

3<br />

Entscheidung des OLG Düsseldorf in der Rechtssache VI-„ U<br />

(Kart) 15/08 fra.bo SpA ./. DVGW e.V. vom 14. August 2013<br />

4<br />

Vgl z.B. Pressemitteilung des EP vom 21.2.2008: http://www.<br />

europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//<br />

NONSGML+IM-PRESS+20080221IPR21949+0+DOC+PDF+V0//<br />

DE&language=DE abgerufen am 24.10.2013<br />

5 Entscheidung des OLG Düsseldorf in der Rechtssache VI-<br />

„ U (Kart) 15/08 fra.bo SpA ./. DVGW e.V. vom 14. August 2013<br />

6<br />

Siehe u.a.: http://europa.eu/legislation_summaries/consumers/<br />

consumer_safety/l32042_de.htm abgerufen am 23.10.2013<br />

Januar 2014<br />

104 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Politik<br />

FACHBERICHTE<br />

deutlich: Es gibt ein breites gesellschaft liches Bedürfnis<br />

nach einer ständigen Weiterentwicklung des Standes<br />

der Technik.<br />

Das ist aber nur ein Weg. Viel erfolgversprechender<br />

ist es gerade beim Umgang mit Trinkwasser, für diese<br />

Ziele, auch in Europa gemeinsam offensiv zu werben, und<br />

Verbündete für unser hohes Qualitäts- und Sicherheitsniveau<br />

zu suchen.<br />

Offen ist in diesem Zusammenhang nämlich auch,<br />

welche Auswirkungen die erwähnte Grundsatzentscheidung<br />

des EUGH auf die nationale Gesetzgebung, die<br />

Verordnungen der Bundesregierung und die entsprechenden<br />

Leitlinien und Positivlisten z. B. des UBA für Werkstoffe<br />

in Kontakt mit Trinkwasser hat. Mit der Notifizierung<br />

der 2. Novelle der TrinkwV bei der EU ist die Bundesregierung<br />

hier sicher einen ganz wichtigen Schritt in<br />

die richtige Richtung gegangen. Das allein reicht aber<br />

nicht. Auch die bis 2015 geplanten und in Bearbeitung<br />

befindlichen Schritte zu nationalen Positivlisten für<br />

Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser müssen so<br />

gestaltet werden, dass alle – in- wie ausländische –<br />

Wettbewerber hinreichende Rechtssicherheit bekommen<br />

und nicht einzelne Marktteilnehmer aus ihrer Sicht<br />

erneut den Weg beschreiten, ihre Marktteilnahme auf<br />

dem Klageweg durchzusetzen.<br />

Speziell zur Novellierung des § 17 der deutschen<br />

TrinkwV, also der Rechtsgrundlage für diese Positivlisten,<br />

gibt es – soweit erkennbar – bislang unterschiedliche<br />

Einschätzungen der Bundesregierung und der EU-<br />

Kommission 7 . Neben der fachlichen Arbeit in Deutschland<br />

sollten die Bundesregierung und das UBA gerade<br />

bei der grundlegenden Frage nach dem für den Kontakt<br />

mit Trinkwasser zugelassenen Werkstoffen auch die<br />

europäische Dimension stets im Blick haben. Denn jede<br />

Änderung bei den Werkstoffen im Kontakt mit Trinkwasser<br />

erfordert Investitionen der Industrie in Millionenhöhe.<br />

Und die aktuelle Zersplitterung gerade dieses<br />

Bereichs im europäischen Binnenmarkt verursacht für<br />

die zunehmend international tätigen Unternehmen<br />

massive Kosten bei der Erfüllung nationaler Prüf- und<br />

Zertifizierungsanforderungen. Auch aus Sicht der Industrie<br />

muss die EU-Kommission deshalb endlich eine Harmonisierung<br />

der hygienischen Anforderungen an Produkte<br />

im Kontakt mit Trinkwasser voran bringen.<br />

Die Industrie unterstützt deshalb mit allem Nachdruck<br />

die auch von der Bundesregierung erhobene Forderung,<br />

dass das seit 12 Jahren diskutierte und seit drei Jahren vorliegende<br />

Mandat M/136 der EU-Kommission an CEN jetzt<br />

mit Leben gefüllt wird. 8<br />

7 u. a. Mitteilung der Bundesregierung an die Europäische Kommission<br />

vom 28. August 2013 EU PILOT 4493/13/ENTR „Schlussfolgerungen<br />

aus dem Urteil des EUGH vom 12. Juli 2012 in der<br />

Rechtssache C171/11 Fra.bo (nicht veröffentlicht)<br />

Mit nationalen Anforderungen, die am Ende den<br />

Regeln des Binnenmarktes nicht genügen, würde die<br />

Politik sowohl dem angestrebten Hygiene und Sicherheitsniveau<br />

als auch einem funktionierenden Qualitätswettbewerb<br />

gleich zwei Bärendienste erweisen:<br />

""<br />

Zum einen werden mit rechtlich nicht durchsetzbaren<br />

nationalen Anforderungen das Qualitäts- und<br />

Sicherheitsniveau die Glaubwürdigkeit nationaler<br />

Regelungen im Markt untergraben: So können in der<br />

Praxis identische Zeichen für fundamental unterschiedliche<br />

Produkte, von denen nur eines die geltenden<br />

Regeln einhält, auf die Dauer nicht funktionieren!<br />

""<br />

Zum anderen verzerren unterschiedliche Anforderungen<br />

an die verwendeten Werkstoffe und die<br />

damit verbundenen Kosten gerade bei relativ einfachen<br />

Standardprodukten den Wettbewerb so, dass<br />

die um Konformität bemühten Hersteller gegen diejenigen<br />

Wettbewerber ins Hintertreffen geraten, die<br />

auf Qualität, Hygiene und Nachhaltigkeit aber auch<br />

die damit verbundenen Kosten einfach verzichten.<br />

Eng hiermit verknüpft ist die Frage einer wirksamen<br />

Marktüberwachung.<br />

Ohne eine effektive und effiziente Marktüberwachung<br />

lässt sich das hohe Qualitäts- und Sicherheitsniveau<br />

in der <strong>Wasser</strong>versorgung gerade in zunehmend<br />

offenen Märkten nicht dauerhaft aufrechterhalten.<br />

Genau deshalb hat sich der Gesetzgeber entschieden,<br />

mit der Trinkwasserverordnung die regelmäßige Untersuchung<br />

von mehr als 2 Mio. Gebäuden auf den Befall<br />

mit Legionellen vorzuschreiben.<br />

Das ist aber nur ein Schritt und weitere, wie die<br />

Untersuchung des häuslichen Trinkwassers auf Blei oder<br />

andere Spurenstoffe, sind aus Sicht der gebäudetechnischen<br />

Industrie nur eine Frage der Zeit.<br />

Genauso wichtig sind wirksame Maßnahmen gegen<br />

die Vermarktung von unsicheren, unhygienischen oder<br />

unwirksamen Produkten – und zwar möglichst bevor<br />

diese massenhaft eingebaut werden oder in den Handel<br />

gelangen.<br />

Denn was heute neu eingebaut wird, bleibt in vielen<br />

Fällen die nächsten 50 Jahre in den Gebäuden oder<br />

unter der Erde 9 . Schon deshalb muss gerade bei Produkten<br />

in Kontakt mit Trinkwasser die Konformität mit nationalen<br />

und europäischen Gesetzen und Normen über-<br />

8 REVISED MANDATE M/136 TO CEN/CENELEC CONCERNING THE<br />

EXECUTION OF STANDARDISATION WORK FOR HARMONIZED<br />

STANDARDS ON CONSTRUCTION PRODUCTS in contact with<br />

water intended for human consumption RELATED TO THE FOL-<br />

LOWING END USE: Transportation, storage and distribution up<br />

to, and including the consumer tap of the water intended for<br />

human consumption. Brussels 2. Sept. 2010<br />

9 so zumindest die Grundannahme der seit 2012 vorliegenden<br />

europäischen technischen Regeln für Trinkwasserinstallationen.<br />

Vgl. u.a. Normenreihe EN 806<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 105


FACHBERICHTE Politik<br />

wacht werden, sei es bei der Feststellung, ob zugelassene<br />

Werkstoffe verwendet wurden oder bei der<br />

Wirksamkeit von Trinkwasserdesinfektionsanlagen.<br />

Zu diesen aus der Entscheidung des EUGH resultierenden<br />

Anforderungen an die künftige wassertechnische<br />

Normung und Zertifizierung kommen die mit der<br />

der seit 1. Juli 2013 geltenden EU-Bauprodukten-Verordnung<br />

einhergehenden Herausforderungen und Chancen.<br />

Diese legt fest: „Das Bauwerk muss derart entworfen<br />

und ausgeführt sein, dass es während seines gesamten<br />

Lebenszyklus weder die Hygiene noch die Gesundheit<br />

und Sicherheit von Arbeitnehmern, Bewohnern oder<br />

Anwohnern gefährdet und sich […] insbesondere durch<br />

folgende Einflüsse übermäßig stark auf die Umweltqualität<br />

auswirkt […]“ und weiter ganz konkret unter Punkt<br />

e: „Freisetzung gefährlicher Stoffe in das Trinkwasser<br />

oder von Stoffen, die sich in anderer Weise negativ auf<br />

das Trinkwasser auswirken.“ 10<br />

Insbesondere im Zusammenspiel mit den immer<br />

wieder dokumentierten Umsetzungsdefiziten der EU-<br />

Trinkwasser-Richtlinie in verschiedenen Mitgliedsstaaten<br />

wirft die EU-BauproduktenVO allerdings eine ganze<br />

Reihe von Fragen auf, die für die Herstellung, Vermarktung,<br />

Zulassung und Verwendung von Bauprodukten<br />

im Kontakt mit Trinkwasser von ganz praktischer Bedeutung<br />

sind:<br />

""<br />

In welchem Verhältnis steht die direkt in allen Mitgliedsstaaten<br />

wirksame EU-Bauprodukten-V0 zu der<br />

seit 1998 für die nationale Umsetzung geltenden EU-<br />

Trinkwasser-Richtlinie von 1998?<br />

""<br />

In welchem Verhältnis steht die EU-Bauprodukten-<br />

VO als direkt anwendbares europäisches Recht zu<br />

den nationalen Sonderregelungen – seien es Normen<br />

oder Leitlinien nationaler Behörden?<br />

""<br />

Löst das offensichtlich künftig unter der EU-BauproduktenVO<br />

einzuordnende, rein formell erteilte und<br />

damit in Erarbeitung befindliche Mandat M/136 eine<br />

Stand Still-Verpflichtung aus, die Änderungen an<br />

den nationalen Regelwerken und damit ein weiteres<br />

Divergieren nationaler Regeln eigentlich ausschließen<br />

soll?<br />

""<br />

Ist es tatsächlich ein dauerhaft gangbarer Weg, auf die<br />

Forderungen des Marktes nach Leistungserklärungen<br />

entsprechend den Vorgaben der EU-Bauprodukten-<br />

Verordnung für Produkte im Kontakt mit Trinkwasser<br />

einfach zu antworten, dass dieses nicht zulässig ist, so<br />

wie es viele Marktteilnehmer derzeit tun?<br />

Eine Entwicklung ist jedenfalls bereits – unabhängig von<br />

der Intention des Europäischen Gesetzgebers – klar<br />

10 VERORDNUNG (EU) Nr. 305/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLA-<br />

MENTS UND DES RATES vom 9. März 2011 zur Festlegung harmonisierter<br />

Bedingungen für die Vermarktung von Bauprodukten<br />

und zur Aufhebung der Richtlinie 89/106/EWG des Rates<br />

erkennbar. Auch für Produkte, bei denen es für<br />

bestimmte Eigenschaften weder harmonisierte Normen<br />

noch sogenannte Europäische Technische Bewert ungen<br />

– ETAs gibt, werden wir binnen Kurzem Leistungserklärungen<br />

nach der EU-BauproduktenVO im Markt haben.<br />

Daraus ergibt sich unmittelbar die zweite Kernaufgabe,<br />

der sich alle interessierten Kreise konsequent<br />

stellen müssen – Industrie und Handwerk ebenso wie<br />

die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen, Wissenschaft und<br />

Praxis.<br />

Auch nach dem Herkuleswerk der EN 806 müssen die<br />

Arbeiten an einem harmonisierten Europäischen Regelwerk<br />

für Trinkwasser weiter fortgesetzt und intensiviert<br />

werden.<br />

Dabei müssen die Ideen und Vorstellungen insbesondere<br />

zu den Regelungsbereichen und zu den Zielen<br />

der Regulierung gerade aus deutscher Sicht noch klarer<br />

herausgearbeitet werden. Und sowohl die Politik als auch<br />

der DVGW, Unternehmen und alle weiteren interessierten<br />

Kreise sollten bei der EU-Kommission offensiv für ein hohes<br />

Qualitäts-, Sicherheits- und Hygieneniveau eintreten.<br />

Denn letztlich ist es die Kommission, die über die<br />

Mandatierung entsprechender Normungsprojekte<br />

unter der EU-BauproduktenVO den Weg zu harmonisierten<br />

Normen ebnet.<br />

Hierbei sollte auch die Etablierung von sogenannten<br />

Leistungsklassen und Leistungsstufen durch harmonisierte<br />

europäische Normen intensiv geprüft und ggfs.<br />

genutzt werden, wie sie in der Bauproduktenverordnung<br />

ausdrücklich sind. Denn: Auch wenn richtig ist,<br />

dass es bei Themen wie der Hygiene eigentlich keine<br />

Stufen zwischen hygienisch und unhygienisch gibt, so<br />

gilt doch: Auf dem Normenweg vorzuschreiben, dass<br />

die Trinkwasserinstallationen in 33 Staaten kurz oder<br />

mittelfristig auf das hohe Sicherheits- und Qualitätsniveau<br />

wie in Deutschland gebracht werden muss, ist<br />

wenig erfolgversprechend, wenn man sich die unterschiedlichen<br />

Wege und Verfahren der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

in diesen verdeutlicht. So wird schon in Südfrankreich<br />

ein Teil der häuslichen <strong>Wasser</strong>versorgung direkt<br />

aus offenen Kanälen entnommen, in anderen Ländern<br />

spielt die konsequente Nutzung von Chlor zur Desinfektion<br />

eine deutliche größere Rolle als in Deutschland.<br />

Zu den daraus abzuleitenden Aufgaben gehören<br />

vorrangig:<br />

""<br />

Die aktive Beteiligung an der Ausgestaltung der entsprechenden<br />

Normungsmandate der EU-Kommission<br />

bis hin zu einem aktiven Lobbying für entsprechende<br />

Mandate, überall dort, wo Handlungsbedarf<br />

im Sinne der Prävention, der Nachhaltigkeit und des<br />

Vorsorgeprinzips beim Umgang mit dem Lebensmittel<br />

Nummer 1 besteht.<br />

""<br />

Der konsequente Aufbau von Netzwerken zwischen<br />

nationalen Normungs- und Zertifizierungsorganisationen,<br />

um auch im Vorfeld einer harmonisierten<br />

europäischen Normung zu einer Reduzierung der<br />

Januar 2014<br />

106 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Politik<br />

FACHBERICHTE<br />

Aufwendungen für die unterschiedlichen und mehrfachen<br />

Prüf- und Zertifizierungsverfahren zu kommen<br />

und zugleich das notwendige Vertrauen zu<br />

entwickeln, dass die Umsetzung gemeinsamer Ideen<br />

und Vorstellungen in Europa unverzichtbar ist.<br />

""<br />

Die gemeinsame Gestaltung der entsprechenden<br />

Normen und Prüfverfahren unter dem Dach von CEN<br />

durch die konsequente Entsendung von Fachleuten<br />

aus der Praxis – und nicht nur aus Prüf- und Zer -<br />

tifizierungsorganisationen – in die europäischen<br />

Normungsgremien sowie die entsprechenden nationalen<br />

Spiegelgremien.<br />

""<br />

Die Entwicklung gemeinsamer Positionen der Bundesregierung<br />

von Industrie, Handel, Handwerk und<br />

Bauwirtschaft zu dem neuen Modell der Leistungsklassen<br />

nach der EU-BauproduktenVO auch und<br />

gerade im Bereich der Gebäudetechnik.<br />

Auf dem Weg zu einem europäischen Regelwerk und zu<br />

entsprechenden europäischen Zulassungs- und Zertifizierungsfragen<br />

muss auch die Rolle in Zukunft das CE-<br />

Zeichen im Trinkwasserbereich erneut diskutiert werden.<br />

Die heutige Lösung der EU-BauproduktenVO, die das<br />

CE-Zeichen ausschließlich von der Vorlage einer Leistungserklärung<br />

abhängig macht, ist jedenfalls nicht<br />

überzeugend. Denn solange gerade für Trinkwasserprodukte<br />

wesentliche grundlegende Richtlinien und harmonisierten<br />

Normen fehlen, werden minderwertige Erzeugnisse<br />

das CE-Zeichen tragen, die gegen grundlegende<br />

Schutzziele auch des europäischen Rechtes verstoßen.<br />

Notwendig ist zudem eine rasche Klärung der Frage,<br />

ob wir für den <strong>Wasser</strong>bereich im Sinne des Gesundheitsund<br />

Verbraucherschutzes ein international anerkanntes<br />

Qualitätszeichen benötigen, zum Beispiel um mit der<br />

Verwendung von Bauprodukten verbundene Haftungsrisiken<br />

zu verringern.<br />

Die künftigen Prioritäten können aus Sicht der Industrie<br />

folgendermaßen zusammengefasst werden:<br />

1. Hygiene Gesundheit Sicherheit, Umweltschutz, Leistungsbeständigkeit<br />

und Nachhaltigkeit der Produkte<br />

und Dienstleistungen sind die Ziele, denen sich die<br />

gebäudetechnische Industrie genauso verpflichtet<br />

fühlt wie die Versorgungswirtschaft.<br />

2. Bei der Weiterentwicklung bestehender Systeme<br />

oder der Etablierung neuer Systeme für die Prüfung<br />

und Zertifizierung muss der Kunde/Installateur im<br />

Mittelpunkt stehen. Denn der muss auf einen Blick<br />

erkennen, ob ein oft nur wenige Cent oder Euro teures<br />

Produkt für die Installation geeignet ist, die er<br />

und seine Mitarbeiter gerade bauen. Das ist die<br />

eigentliche Funktion, die das DVGW-Zeichen heute<br />

in Deutschland hat. Und diese Eigenschaft darf auf<br />

keinen Fall verloren gehen!<br />

3. Durch die unabhängige Prüfung und Zertifizierung der<br />

Produkte und Prozesse stellt sich die Industrie der<br />

ganz besonderen Verantwortung, die sie mit ihren<br />

Produkten übernimmt, die mit Trinkwasser in Berührung<br />

kommen. Auch wenn es in anderen Bereichen<br />

mit Herstellererklärungen oder anderen Prüf- und<br />

Zertifizierungskonzepten durchaus gute Erfahrungen<br />

gibt, sind wichtige Teile der Industrie der festen<br />

Überzeugung, dass es heute und auch in Zukunft bei<br />

Produkten für den Kontakt mit Trinkwasser bei einer<br />

verpflichtenden Überprüfung der Leistungsbeständigkeit<br />

durch unabhängige Prüf- und Zertifizierungsstellen<br />

bleiben sollte, also dem in der EU-Bauprodukten-VO<br />

verankerten System 1+.<br />

4. Die Industrie ist nicht nur offen, sondern geradezu<br />

massiv daran interessiert, jetzt mit klaren Zielen und<br />

Wegmarken zu einem europäischen Qualitätszeichen<br />

zu kommen. Ein Qualitätszeichen, das den Kunden<br />

auf einen Blick mindestens die gleiche Sicherheit<br />

gibt, die diese heute in Deutschland mit dem DVGW-<br />

Zertifikat oder in den Niederlanden mit dem KIWA-<br />

Zeichen verbinden. Notwendig hierfür ist ein möglichst<br />

wenig durch wirtschaftliche Interessen an Prüfung<br />

und Zertifizierung beeinträchtigtes gutes<br />

Einvernehmen mit den europäischen Partnern wie<br />

beispielsweise AFNOR und CSTB in Frankreich, BSI<br />

oder WRAS in Großbritannien oder Kiwa in den Niederlanden.<br />

Und Einvernehmen ist auch erforderlich<br />

mit den deutschen Behörden und natürlich mit Handel<br />

und Handwerk, die ja letztlich für das Vertrauen<br />

in dieses Zeichen sorgen werden.<br />

Eine von diesen Eckpunkten geprägte Strategie ist der<br />

richtige Weg, um noch besser zu werden. Hierfür muss<br />

die europäische Normung jetzt die Spielregeln aufstellen<br />

und die Prüf- und Zertifizierungsstellen sind und<br />

bleiben die Schiedsrichter. Und wer nicht fair spielt,<br />

gehört vom Platz gestellt!<br />

Auf dem damit skizzierten Weg zu einem einheitlichen<br />

europäischen Qualitätsmarkt für Produkte und<br />

Systeme im Kontakt mit Trinkwasser müssen sicher noch<br />

verschiedene Hürden überwunden werden, Kompromisse<br />

eingegangen und Konflikte gelöst werden.<br />

Man muss bei diesen Herausforderungen aber auch<br />

auf die Chancen schauen: Über 600 Mio. Verbraucher<br />

zwischen der Türkei und Island, zwischen Finnland und<br />

Portugal werden von hohen Hygiene-, Qualitäts- und<br />

Sicherheitsstandards profitieren.<br />

Auch in anderen Bereichen der technischen Gebäudeausrüstung<br />

laufen jetzt die Arbeiten an der Implementierung<br />

der EU-BauproduktenVO auf Hochtouren.<br />

Und Fragen wie nach der Rolle der CE-Kennzeichnung,<br />

der Einführung von Leistungsklassen und den Chancen<br />

für europäische Qualitätszeichen beschäftigen uns<br />

nicht nur hier in Deutschland, sondern die interessierten<br />

Kreise in allen Mitgliedsstaaten der EU und des europäischen<br />

Wirtschaftsraumes.<br />

Unsere Chancen sind exzellent, jetzt eine europäische<br />

Lösung zu installieren, die Hygiene, Qualität und<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 107


FACHBERICHTE Politik<br />

Sicherheit in der Trinkwasserversorgung steht und zwar<br />

nachhaltig über die gesamte Lebensdauer der Produkte<br />

hinweg.<br />

Viele Kernbausteine und das notwendige Know-how<br />

sind bereits heute hier im Netzwerk des DVGW und der<br />

figawa in Deutschland vorhanden und auch praktisch<br />

erprobt.<br />

Der Weg zu einem europäischen Qualitätsmarkt und<br />

europäischen Qualitätszeichen ist offen. Wer ihn zuerst<br />

beschreitet, wird den gemeinsamen europäischen Binnenmarkt<br />

maßgeblich mit prägen. Allein die sichere<br />

Erwartung, dass sich damit die gigantischen Prüf- und<br />

Zertifizierungsaufwendungen in 10, 20 oder 30 Staaten<br />

reduzieren, rechtfertigt die hierfür notwendigen<br />

Anstrengungen. Die bereits heute in Deutschland und<br />

international aktive gebäudetechnische Industrie ist<br />

bereit, diesen Weg auch im Bereich des Trinkwassers zu<br />

gehen.<br />

Autor<br />

© Grünbeck<br />

Eingereicht: 15.11.2013<br />

Dr.-Ing. Günter Stoll<br />

Mitglied des Präsidiums der<br />

Bundesvereinigung der Firmen<br />

im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach – figawa e.V. |<br />

Marienburger Straße 15 |<br />

D-50968 Köln |<br />

Telefon: (09074) 41-0<br />

Buchbesprechung<br />

<strong>Wasser</strong>bezogene Anpassungsmaßnahmen<br />

an den Landschafts- und Klimawandel<br />

Hrsg.: Uwe Grünewald; Oliver Bens; Holger Fischer;<br />

Reinhard F. J. Hüttl; Knut Kaiser; Andrea Knierim.<br />

Stuttgart: Schweizerbart 2012. VII , 299 S., 103 Abb.,<br />

29 Tab., Preis: € 39,90, ISBN 978-3-510-65274-7.<br />

Der allgegenwärtige Landschafts- und Klimawandel<br />

hat vielfältige Auswirkungen auf unsere Umwelt.<br />

Wie beeinflussen „wasserbezogene Anpassungsmaßnahmen“<br />

in Regionen und Flusseinzugsgebieten<br />

Deutschlands diese Auswirkungen? Antworten<br />

und Lösungen werden in diesem Band präsentiert.<br />

Anhand praktischer Beispiele zeigen die Autoren,<br />

dass der Klimawandel real ist und wir auf<br />

Jahrzehnte hinaus mit diesem Problem konfrontiert<br />

sein werden. Weil die Klimaveränderung nicht<br />

beherrschbar ist, muss sich die Gesellschaft an -<br />

passen. Notwendige Anpassungsmaßnahmen zur<br />

Erhaltung der Ressource <strong>Wasser</strong> erweisen sich als<br />

regionale und lokale Herausforderung. Sie erfordern<br />

Handeln auf verschiedenen Ebenen: auf lokaler<br />

Ebene und im Bereich der Flüsse und Flusseinzugsgebiete;<br />

deshalb bedarf es der Abstimmung<br />

zwischen Bund, Ländern und Kommunen.<br />

Die Autoren stellen dar, welche Maßnahmen z. B.<br />

in der brandenburgischen Lausitz – durch Braunkohlebergbau<br />

wasser- und stoffhaushaltlich nachhaltig<br />

beeinträchtigt – umgesetzt werden, und<br />

zeigen, dass der Klimawandel weiteren Handlungsbedarf<br />

erforderlich macht.<br />

Notwendige und optionale <strong>Wasser</strong>management-<br />

Maßnahmen werden am Beispiel des Rheins und<br />

der Elbe aufgezeigt und anhand der gegenwärtigen<br />

und der künftigen Ziel-Situation – u. a. im „wasserreichen“<br />

Freistaat Bayern und im „wasserarmen“<br />

Nordostdeutschland – umfassend diskutiert.<br />

Die Autoren erörtern ausführlich neue Ansätze<br />

und Instrumente zur gesellschaftlichen Steuerung<br />

wasserbezogener Anpassungsmaßnahmen, z. B. in<br />

Form intensiver Öffentlichkeitsbeteiligung und<br />

einer angepassten Infrastruktur der regionalen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung.<br />

Zahlreiche aktuelle Beispiele für die technische,<br />

wirtschaftliche und infrastrukturelle Gestaltung<br />

dieses Wandels u. a. durch angepasste Verfahren in<br />

der Bewässerung, des ökologischen Waldbaus, der<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung und -versorgung sowie des<br />

Hochwasserrisikomanagements vervollständigen die<br />

angestellten Überlegungen.<br />

Dieser Band richtet sich an Akteure und Entscheidungsträger<br />

in Wissenschaft, Politik, Insti -<br />

tu tionen, Behörden, Verwaltungen und Verbänden<br />

sowie an die interessierte Öffentlichkeit.<br />

Bestell-Hotline<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

München<br />

Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />

Fax +49 (0) 201/82002-34<br />

E-Mail: bestellung@vulkan-verlag.de<br />

www.di-verlag.de<br />

Januar 2014<br />

108 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


BUCHBESPRECHUNG<br />

Buchbesprechung<br />

Handbuch des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts<br />

Neues Recht des Bundes und der Länder. Loseblatt-<br />

Textsammlung und Kommentare. Herausgegeben<br />

von Prof. Dr. iur. Heinrich Frhr. von Lersner, Präsident<br />

des Umweltbundesamtes a. D., Dr. iur. Konrad<br />

Berendes, Ministerialrat a.D. im Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />

und Prof. Dr. iur. Michael Reinhardt, LL.M. (Cantab.),<br />

Institut für Deutsches und Europäisches <strong>Wasser</strong>wirtschaftsrecht<br />

der Universität Trier. Begründet<br />

von Prof. Dr. iur. Alexander Wüsthoff und Prof. Dr.-<br />

Ing. E.h. Walther Kumpf. Berlin, Bielefeld, München:<br />

Erich Schmidt Verlag 2013. Loseblatt-Kommentar,<br />

16 357 S. in 8 Ordnern, Preis: 268,88 Euro,<br />

ISBN 978-3-503-00011-1.<br />

Das <strong>Wasser</strong>recht hat sich in den letzten Jahren stark<br />

verändert, zuletzt 2010 durch das Inkrafttreten des<br />

neuen WHG. Es bedarf bedeutsamer und umfangreicher<br />

Ergänzungen und Konkretisierungen durch<br />

Verordnungen des Bundes und insbesondere auf<br />

Landesebene, in erster Linie durch Erlass neuer Landeswassergesetze.<br />

Das <strong>Wasser</strong>recht bleibt im Wandel,<br />

auf dem aktuellen Wissenstand zu sein, eine<br />

Herausforderung. Ob als tägliches Praxis-Arbeitsmittel<br />

oder als Nachschlagewerk für Spezialfragen,<br />

in über 5 Jahrzehnten hat das Handbuch des Deutschen<br />

<strong>Wasser</strong>rechts seinen festen Platz unter den<br />

unverzichtbaren Standardwerken in der Fachwelt<br />

eingenommen.<br />

Neben den einschlägigen Vorschriften – auch solchen,<br />

die schwer zugänglich sind – bietet das Handbuch<br />

des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts fundierte Kommentierungen<br />

zu wichtigen, insbesondere bundesweit<br />

geltenden Gesetzen, z.B. zum:<br />

""<br />

<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz (schon in neuer Fassung)<br />

""<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabengesetz<br />

""<br />

Bundeswasserstraßengesetz.<br />

Als „HDW“-Abonnent haben Sie einen kosten losen<br />

Zugang zur Umweltrechtsdatenbank unter www.<br />

UMWELTdigital.de! Hier stehen zusätzlich laufend<br />

aktualisierte wasserrechtliche Normen zur Verfügung.<br />

Die aktuelle Ergänzungslieferung des HDW enthält<br />

Änderungen der <strong>Wasser</strong>gesetze von Nordrhein-<br />

Westfalen und Sachsen. Außerdem wird das Landesrecht<br />

von Hamburg umfassend aktualisiert. Von<br />

Thüringen werden die Verordnung und die Förderrichtlinien<br />

zu Kleinkläranlagen sowie die Richtlinie<br />

zur Förderung von Maßnahmen an Gewässern zweiter<br />

Ordnung abgedruckt<br />

Bestellmöglichkeit online<br />

www.ESV.info/978 3 503 00011 1<br />

Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> · Abfall“<br />

In der Ausgabe 1/2014 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />

Weinig/Joswig<br />

Burger/Kleidorfer/Rauch<br />

Nickel u. a.<br />

Basse u. a.<br />

Richter/Milke<br />

Gawel/Unnerstall<br />

… und die Schadstoffe gelangen doch in das Grundwasser – <strong>Abwasser</strong>exfiltration<br />

ist Eintragspfad, der Untergrund kolmatiert nicht<br />

Kanalnetzberechnung – die nächste Generation?<br />

Algenkultivierung und Co-Fermentation: Integration in eine kommunale Kläranlage<br />

Adaption der Mikroorganismen und erste Betriebsergebnisse der Anaerobanlage<br />

zur Vorbehandlung von salzreichem Chemieabwasser im GKW Bitterfeld-Wolfen<br />

Refinanzierung von Fremdwassereinleitungen – technische Herausforderung und<br />

juristische Probleme<br />

Angemessene Berücksichtigung von Umwelt- und Ressourcenkosten nach<br />

Art. 9 WRRL in der Praxis – Replik auf den Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe<br />

„Ökonomische Aspekte der WRRL“ in KA 4/2011<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 109


FACHBERICHTE Diskussion<br />

<strong>Wasser</strong>preise: Wieweit haben sich die<br />

Kartellämter vom Verbraucherinteresse<br />

entfernt?<br />

Diskussion zum Beitrag „Hermann Daiber: Engagierte Bürger gegen überhöhte<br />

<strong>Wasser</strong>entgelte“ in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>, Heft 9 (2013), S. 974–981<br />

Wolfgang Merkel<br />

Bezüglich der Angemessenheit von <strong>Wasser</strong>preisen der<br />

öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung hat der Autor Hermann<br />

Daiber, Referatsleiter in der Landeskartellbehörde Energie<br />

und <strong>Wasser</strong> beim Hessischen Minister für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Landesentwicklung, seitdem er vor mehr<br />

als 10 Jahren mit der kartellamtlichen Untersuchung<br />

von <strong>Wasser</strong>preisen in Hessen begann, leider nichts dazu<br />

gelernt.<br />

Nach wie vor ist ihm fremd, dass die öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

als Teil der Daseinsvorsorge nicht ohne<br />

Grund der Selbstverwaltung der Gemeinden zurechnet<br />

wird, die ein grundgesetzlich geschütztes Recht der<br />

Gemeinden, in Hessen sogar eine Pflichtaufgabe der<br />

Gemeinde darstellt (§ 30 Hess. <strong>Wasser</strong>gesetz). Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

ist vom Produkt <strong>Wasser</strong> her (Umweltgut<br />

unter Bewirtschaftung der Landes-<strong>Wasser</strong>behörde und<br />

unersetzbares Lebensmittel), als maßgeblicher Teil der<br />

gemeindlichen Infrastruktur und aus technisch-wirtschaftlichen<br />

Gründen ein natürliches Monopol, das sich<br />

der reinen Betrachtung unter Wettbewerbsgesichtspunkten<br />

entzieht; das <strong>Wasser</strong> selbst und die Unternehmen<br />

stehen untereinander nicht im Wettbewerb.<br />

Die Gemeinden können entscheiden, ob sie die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

in öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlicher<br />

Form betreiben; im ersten Fall werden die Entgelte<br />

zumeist als Gebühren, im zweiten Fall als Preise<br />

ausgestaltet. Die öffentlich-rechtlichen Unternehmen<br />

unterliegen der Kommunalaufsicht (Landes-Innenminister),<br />

die privatrechtlichen der Preisaufsicht der Landeskartellämter.<br />

Die demokratisch gewählten Kommunalparlamente<br />

haben die Aufsicht über die Wirtschaftsbetriebe<br />

der Gemeinde wahrzunehmen.<br />

Daiber unterstreicht an mehreren Beispielen, dass<br />

der Bürger durchaus erfolgreich gegen – seiner Meinung<br />

nach – überhöhte Gebühren bei <strong>Wasser</strong> oder<br />

<strong>Abwasser</strong> vorgehen kann; der Weg zum Verwaltungsgericht<br />

steht jedem Bürger offen. Verstöße gegen die<br />

Gebührensatzungen, fehlerhaftes Ermessen oder ungerechte<br />

Maßstäbe der Gebührenerhebung lassen sich so<br />

erfolgreich korrigieren. Die von Daiber an der Wirksamkeit<br />

der Kommunalaufsicht geübte Kritik ist weitgehend<br />

berechtigt. Es gibt aber durchaus erfolgreiche Ausnahmen:<br />

so überprüft der Hessische Rechnungshof in überörtlicher<br />

Prüfung Städte, Gemeinden und Kreise nach<br />

der Kriterien Wirtschaftlichkeit und Sachgerechtigkeit,<br />

unter anderen wurden 20 hessische <strong>Abwasser</strong>zweckverbände<br />

kontrolliert, die im Sinne eines Benchmarking-<br />

Vergleichs unter Mitwirkung von Wirtschaftsprüfern<br />

und Ingenieurbüros in einer Gruppe zusammengefasst<br />

wurden, mit der zusammen gemeinsam fachlich korrekte<br />

und belastbare Vergleichswerte erarbeitet wurden.<br />

Dadurch wurde die Basis zur Verbesserung von<br />

Effektivität und Effizienz gelegt. Der Innenminister in<br />

Thüringen hat für einschlägige Prüf- und Beratungstätigkeit<br />

die Thüringer <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>-Management<br />

GmbH geschaffen. (W. Merkel: <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>wirtschaft …, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Feb.<br />

2008, S. 164–168).<br />

Privatklagen gegen angeblich überhöhte <strong>Wasser</strong>preise<br />

über den Wucherparagraphen des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuches (§ 138 BGB) oder über die Billigkeits-<br />

Kontrolle (§§ 315 oder 316 BGB) sind selten erfolgreich,<br />

worauf Daiber richtig hinweist. Der Grund liegt darin,<br />

dass dem Kläger die Beweisführung über falsche Kalkulation<br />

oder fehlerhaftes Ermessen kaum hinreichend<br />

gelingen kann.<br />

Einen möglichen Missbrauch der <strong>Wasser</strong>preisfestsetzung<br />

der Unternehmen festzustellen, ist Aufgabe der<br />

Landeskartellämter. Dass diese Ämter für sich jedoch<br />

den Anspruch erheben, damit Verbraucherschützer zu<br />

sein, geht allerdings wohl zu weit. Die regelmäßig veröffentlichten<br />

Verbraucher-Umfragen namhafter Institute<br />

zeigen deutlich, dass der Verbraucher zum überwiegenden<br />

Teil seinen <strong>Wasser</strong>preis für angemessen und eher<br />

angemessen (43 % bzw. 29 %) hält (s. „Branchenbild der<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft 2011, WVGW Bonn 2011).<br />

Die Berechtigung, die <strong>Wasser</strong>preise der (privatrechtlich<br />

organisierten) <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen zu<br />

überprüfen, sei den Kartellämtern nicht bestritten. Allerdings<br />

ist der dafür verfügbare Gesetzesrahmen, nämlich<br />

Januar 2014<br />

110 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Diskussion<br />

FACHBERICHTE<br />

das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen – GWB<br />

– denkbar ungeeignet. In den von Daiber genannten Fällen<br />

werden die <strong>Wasser</strong>preise eines Unternehmens mit<br />

denen anderer Unternehmen verglichen, wobei an die<br />

Vergleichbarkeit (laut OLG Frankfurt a. M.) keine hohen<br />

Ansprüche gestellt werden müssen. Die Versorgungsunternehmen<br />

stehen untereinander nicht im Wettbewerb;<br />

das GWB erlaubt dem Kartellamt aber, die Situation eines<br />

„wirksamen Wettbewerbs“ zu konstruieren und daraus<br />

ggf. einen „Missbrauch“ abzuleiten. Der Missbrauch muss<br />

also nicht bewiesen werden, sondern wird nur plausibel<br />

gemacht. Dem betroffenen Unternehmen obliegt dann<br />

die Beweislast nachzuweisen, dass der „Preisunterschied<br />

auf abweichenden Umständen beruht, die ihm nicht<br />

zurechenbar sind.“ (§ 31 Absatz 4 GWB neue Fassung<br />

2013). Im Falle der enwag Wetzlar hatte das Kartellamt<br />

eine Preissenkung von 33 % gefordert, war also der Auffassung,<br />

dass das Unternehmen bislang den angemessenen<br />

Preis um 50 % überzogen hatte (alter Preis/neuer<br />

Preis = 100/67 = 1,5). Kaum glaubwürdig, geschweige<br />

denn plausibel erscheint, dass eine solche Überziehung<br />

von einem Stadtparlament gutgeheißen würde und oder<br />

einem kritischen Bürger oder der Presse entgangen wäre.<br />

Das OLG Frankfurt und der Bundesgerichtshof fanden<br />

den Preissenkungs-Bescheid des Kartellamts berechtigt;<br />

schließlich war das Amt ja korrekt nach GWB vorgegangen;<br />

das Unternehmen hätte den Vorwurf eines Missbrauchs<br />

nicht ausreichend widerlegen können, was bei<br />

der gegebenen Beweislastzuordnung auch schwer fällt.<br />

Die Stadt konnte nicht verantworten, das zwangsläufig<br />

entstehende Defizit ihres Unternehmens aus Steuergeldern<br />

zu decken; so zog sie naheliegender Weise den Weg<br />

zurück in den Gebührenhaushalt vor, um den untragbaren<br />

Konsequenzen des GWB auszuweichen (zu dieser<br />

Problematik: W. Merkel: <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />

… <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Juli/August 2012, S. 840-848).<br />

Leider hat der Gesetzgeber mit der Novelle des GWB vom<br />

Juni 2013 versäumt, den Kartellämtern einen Gesetzesrahmen<br />

zu geben, der den Besonderheiten der öffentlichen<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung besser gerecht würde!<br />

H. Daiber findet sich allerdings in „guter Gesellschaft“:<br />

die Monopolkommission hat, wie es aus ihrem 18.<br />

Hauptgutachten vom 30. Juni 2010 hervorgeht, gleichfalls<br />

kein Verhältnis zu den Unternehmen der Daseinsvorsorge<br />

und ihrer öffentlichen Aufgabe hat; man fordert<br />

dort wegen „ineffizienter Wertschöpfung“ in der<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft eine Regulierung nach Muster des<br />

Regulierungssystems in England und Wales, dessen<br />

Ineffektivität allen Fachleuten eigentlich bekannt ist.<br />

Obwohl die Bundesregierung im Dezember 2010 eine<br />

Regulierung im <strong>Wasser</strong>sektor abgelehnt hatte, wiederholte<br />

die MoPoKom ihre Forderung in ihrem Gutachten<br />

2012. Die Novelle zum GWB 2013 erteilt übrigens dem<br />

Bundeskartellamt, das gerne eine Zuständigkeit der<br />

Kartellämter für die Kontrolle öffentlich-rechtlicher<br />

Unternehmen etabliert hätte, eine klare Absage.<br />

Die wirtschaftliche Effizienz eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />

zu überprüfen, würde wohl auch<br />

die Kompetenz einer Kartellbehörde überfordern. Es ist<br />

der Hinweis am Platze, dass zunächst das unternehmerische<br />

Ziel zu definieren ist, nämlich eine zuverlässige<br />

und einwandfreie Trinkwasserversorgung nach gesetzlichen<br />

Bestimmungen und anerkanntem technischen<br />

Regelwerk; das heißt die Effektivität muss gesichert<br />

sein. Erst am Verhältnis des dazu erbrachten gegenüber<br />

dem – nach sorgfältiger Untersuchung – erforderlichen<br />

Aufwands lässt sich die wirtschaftliche Effizienz feststellen.<br />

Anhand einer einzigen Kenngröße, nämlich dem<br />

Verkaufspreis, die Effizienz beurteilen zu wollen, ist<br />

unmöglich! Bis heute gibt es dazu kein besseres Instrument<br />

als ein korrekt geplantes und durchgeführtes<br />

Benchmarking (nach DVGW-Merkblatt W 1100 bzw.<br />

DWA-Merkblatt M 1100), das seine Bewährungsprobe<br />

vielfach unter Beweis gestellt hat. Es gibt den Unternehmen<br />

nämlich die Möglichkeit, die verschiedenen<br />

Leistungsbereiche nach Kennzahlen zu vergleichen,<br />

was dem Management die Möglichkeit gibt, auch tatsächlich<br />

die Effizienz zu verbessern (vgl. die ausführlichen<br />

Berichte im „Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />

2011, WVGW Bonn 2011).<br />

Leider wiederholt H. Daiber sein schon mehrfach<br />

veröffentlichtes Vorurteil gegenüber dem Benchmarking;<br />

es bleibe „weitgehend wirkungslos“. Offensichtlich<br />

hat er sich mit dem Verfahren und den Ergebnissen nie<br />

näher auseinandergesetzt. Die Öffnung des GWB, eine<br />

Kostenkontrolle neben dem Vergleichsmarktprinzip<br />

durchführen zu können, hält er für „tendenziell unwirksam“;<br />

die Modernisierungsstrategie des Bundestags<br />

(Beschluss von 2002) erweise sich „als Nebelkerze, die<br />

durchgreifende Reformen verhindert hat.“ Die Abqualifizierung<br />

der europäischen Bürgerinitiative „right2-<br />

water“ (Zitat: „Die angebliche Verletzung von Bürgerinteressen<br />

lässt sich vergleichsweise einfach zugunsten<br />

von Monopolbetrieben instrumentalisieren“) unterstreicht<br />

erst recht die mangelhafte Bereitschaft des<br />

Autors, sich mit der öffentlichen Aufgabe <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

auch inhaltlich ernsthaft auseinanderzusetzen.<br />

Der Inhalt der Bürgerinitiative, die erfolgreich dazu beigetragen<br />

hat, eine Ausschreibungspflicht für Konzessionen<br />

im <strong>Wasser</strong>fach zu verhindern, ist im Internet leicht<br />

nachzulesen (, s. a. Wulf<br />

Abke „Nichts ist wie es scheint“, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Okt. 2013, S. 1082–1084).<br />

Die Nähe des Hessischen Kartellamts zum Verbraucherschutz<br />

bezüglich der öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />

lässt doch zu wünschen übrig!<br />

Kontakt:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel<br />

E-Mail: merkel.w@t-online.de |<br />

Klagenfurter Ring 1 a |<br />

D-65187 Wiesbaden<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 111


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Neuordnung der <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />

Tagung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ<br />

am 11. November 2013 in Leipzig<br />

Katharina Kern und Erik Gawel<br />

1. Hintergrund und Einführung<br />

Das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz (AbwAG) gilt als Pionier<br />

marktwirtschaftlicher Ansätze im Umweltschutz und<br />

blickt seit seiner Verabschiedung 1976 auf eine mittlerweile<br />

fast 40-jährige Geschichte zurück. Ebenso lang ist<br />

freilich die kontroverse Diskussion um Konzeption und<br />

konkrete Ausgestaltung dieses „ökonomischen Hebels“<br />

im Gewässerschutz. Veränderte technische, wirtschaftliche<br />

und rechtliche Rahmenbedingungen sowie konzeptionelle<br />

Defizite geben Anlass, die seit den 90er Jahren<br />

weitgehend unveränderte Abgabe erneut auf den<br />

Prüfstand zu stellen. Neben ökonomischen und ökologischen<br />

Zielen dient das AbwAG auch der Vollzugsunterstützung<br />

von <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz und <strong>Abwasser</strong>verordnung.<br />

Für die Entwicklung praxistauglicher<br />

Reformvorschläge müssen auch die Auswirkungen auf<br />

kommunale und gewerbliche Einleiter sowie der Vollzugsaufwand<br />

berücksichtigt werden. Wie unter diesen<br />

Vorzeichen eine möglichst konsistente Reform des<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabengesetzes aussehen könnte, haben<br />

das UFZ und die Universität Leipzig im Auftrag des<br />

Umweltbundesamtes unter beratender Beteiligung<br />

eines Praxisbegleitkreises mit Vertretern von kommunaler<br />

<strong>Abwasser</strong>wirtschaft, Industrie und Behörden<br />

untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie wurden am<br />

11. November 2013 in Leipzig im Rahmen einer<br />

Abschluss-Tagung vorgestellt.<br />

Das Grußwort sprach Prof. Dr. Georg Teutsch, wissenschaftlicher<br />

Geschäftsführer des UFZ, der die besondere<br />

Bedeutung der wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen<br />

<strong>Wasser</strong>forschung für den integrierten Forschungsansatz<br />

am UFZ betonte. Anschließend gaben<br />

Min.-Dirig. Dr. Fritz Holzwarth, Leiter der Unterabteilung<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft im BMU, und Prof. Dr. Erik Gawel, UFZ/<br />

Universität Leipzig, als Leiter der Studie eine Einführung<br />

in die Thematik. Dr. Holzwarth würdigte dabei die integrierte,<br />

auf den drei Säulen Ökonomie, Recht und Technik<br />

fußende Betrachtung der <strong>Abwasser</strong>abgabe als besondere<br />

Stärke des Gutachtens. Er dankte dem Praxisbegleitkreis<br />

und dem UBA für die fachliche Begleitung,<br />

mit der qualitativ hochwertige Forschungsergebnisse<br />

unter Beachtung von Umsetzbarkeit und Vollzugstauglichkeit<br />

erreicht worden seien. Prof. Gawel erläuterte<br />

anschließend den finanzwissenschaftlichen Grundgedanken<br />

einer lenkenden Umweltabgabe. Von einer<br />

Obsoleszenz des Lenkungsziels im AbwAG könne keine<br />

Rede sein; diese Sichtweise beruhe auf Missverständnissen<br />

der Funktion einer Abgabe, Einleiter dauerhaft mit<br />

ihren Umwelt- und Ressourcenkosten (URK) in Gewässern<br />

zu konfrontieren. Ebenso wenig wie ein Tempolimit<br />

an einer Gefahrenstelle aufgehoben werde, wenn dieses<br />

nur überwiegend befolgt würde, könne auch die Garantenstellung<br />

eines Preissignals entfallen, zumal diesem<br />

mit Innovationsanreizen, effizienter Strukturierung von<br />

Schädlichkeitsreduzierungen zwischen den Einleitern<br />

und der Weiterwälzung der URK in Produktpreisen<br />

zusätzliche wichtige dauerhafte Funktionen zukomme,<br />

die in der Diskussion nur allzu oft übersehen würden.<br />

Das Gutachten wolle dazu beitragen, diese Lenkungswirkung<br />

auch im Gesetz wieder klarer zu konturieren.<br />

2. Vorträge in Themenblöcken<br />

2.1 Ökonomische und rechtliche Grundfragen<br />

der <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />

Zu den Grundfragen der <strong>Abwasser</strong>abgabe referierte<br />

zunächst Prof. Gawel, der Methodik und Zielsetzung der<br />

Studie vorstellte. Diese orientiert sich an den Leitlinien<br />

einer Modernisierung der Abgabe, ihrer Lenkungsertüchtigung<br />

als ökonomischer Hebel des Gewässerschutzes<br />

und an der Konsistenzverbesserung durch aufeinander<br />

abgestimmte Reformmaßnahmen. Die Studie<br />

arbeitet mit drei alternativen Reformszenarien (Lenkungsertüchtigung,<br />

Vollzugsunterstützung, Vollzugsvereinfachung),<br />

die jeweils ein priorisiertes Ziel verfolgen.<br />

Diese Szenarien seien aber jeweils so konzipiert,<br />

dass in jedem der drei Szenarien alle Zielkriterien (u.a.<br />

auch Belastung und Akzeptanz) vernünftig berücksichtigt<br />

würden. Die Autoren sprechen sich insgesamt aber<br />

zur „Revitalisierung der <strong>Abwasser</strong>abgabe“ für die Realisierung<br />

des Lenkungs-Szenarios aus. Insbesondere die<br />

Beschränkung der weitreichenden Ermäßigungs- und<br />

Verrechnungsregelungen könnten zur verursachergerechten<br />

Intensivierung der ökonomischen Lenkungswirkung<br />

beitragen. Die Entwicklung von Innovationen,<br />

der Abbau von Wettbewerbsverzerrungen sowie eine<br />

ökologisch verträglichere Wirtschaftsweise können so<br />

Januar 2014<br />

112 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

langfristig unterstützt werden. Nominelle Belastungsmehrungen<br />

werden im Gegenzug durch eine optionale<br />

Messlösung, der Kappung von „Raketen-Effekten“ und<br />

dem Verzicht auf einen realen Kaufkraftausgleich des<br />

inflatorisch ausgezehrten Abgabesatzes teilweise kompensiert,<br />

was sich wiederum akzeptanzsichernd auswirken<br />

solle.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Köck gab anschließend einen<br />

Überblick über die unions- und verfassungsrechtlichen<br />

Rahmenbedingungen der <strong>Abwasser</strong>abgabe. Art. 9 WRRL<br />

entrate keineswegs jedweden normativen Gehalts und<br />

statuiere zumindest einen Rechtfertigungsdruck, soweit<br />

je auf bewährte Abgabeninstrumente zur Kostendeckung<br />

einschließlich URK verzichtet werden sollte.<br />

Finanzverfassungsrechtlich lasse sich die <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />

mit Blick auf die <strong>Wasser</strong>pfennig-Entscheidung<br />

des BVerfG auch als Gegenleistungsabgabe zur Ab -<br />

schöpfung eines Sondervorteils rechtfertigen; eine obligate<br />

Zweckbindung der aufkommenden Mittel bestehe<br />

dann nicht mehr. In kompetenzrechtlicher Hinsicht qualifizierte<br />

er die an der Schadstofffracht, d.h. an gütebewirtschaftungsrelevanten<br />

Stoffparametern an setzende<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabe als stoffbezogene und damit abweichungsfeste<br />

Regelung i. S. v. Art. 72 Abs. 3 Nr. 5 GG,<br />

sodass keine Abweichungskompetenz der Länder<br />

bestehe. Hiervon sei auch ein eventueller Wärmeparameter<br />

aufgrund dessen Emissionsbezuges betroffen,<br />

weil der Verfassungsgesetzgeber mit seiner stoff- und<br />

anlagenbezogenen Regelung alle Emissionen in Gewässer<br />

erfassen und einer bundeseinheitlichen Regelung<br />

zuführen wollte.<br />

1.2 Indirekteinleiterabgabe, Parameterkatalog<br />

und Messlösung<br />

Zu den technikorientierten Reformbausteinen erläuterte<br />

zunächst Dipl.-Kff. Jana Rüger, warum die Studie eine<br />

konzeptionell angezeigte, aber äußerst vollzugsaufwendige<br />

Veranlagung von Indirekteinleitern auch im ambitionierteren<br />

Lenkungs-Szenario nur perspektivisch zur<br />

Überprüfung empfiehlt. Im Vollzugsvereinfachungsszenario<br />

solle die Indirekteinleiterabgabe gänzlich ausgeklammert<br />

bleiben.<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer referierte sodann zum<br />

überarbeiteten Parameter-Katalog, der TOC anstelle von<br />

CSB sowie N ges anstelle von TN b empfiehlt und die Wärmelast<br />

als neuen Parameter vorschlägt. Für den Wärmeparameter<br />

wird die Einführung einer Schwellenwertregelung<br />

mit einem relativ hohen Schwellenwert vorgeschlagen,<br />

der die Erfassung von Wärmeeinleitungen mit<br />

signifikanten Auswirkungen auf das Gewässer (industrielle<br />

Großeinleitungen, kommunale Kläranlagen der<br />

Größenklasse 5) sicherstellt und kleinere Einleitung freistellt.<br />

Überdies solle der Parameter Fischeigiftigkeit<br />

durch signifikante Verringerung der Bezugsgröße<br />

ertüchtigt werden, um sicherzustellen, dass auch die auf<br />

Chlorid- und Sulfationen beruhende Fischeigiftigkeit<br />

Min.-Dirig. Dr. Fritz Holzwarth.<br />

Prof. Köck, Prof. Gawel und Prof. Holländer (v. l.) bei der<br />

Podiumsdiskussion..<br />

Prof. Dr. Erik<br />

Gawel.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 113


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

abgabewirksam werde. Mikroverunreinigungen eigneten<br />

sich derzeit aus Messgründen noch nicht als Bemessungsgrundlage.<br />

Zudem trug Prof. Holländer die Überlegungen zu<br />

einer optionalen Messlösung vor, zu der die Einleiter<br />

selbst optieren könnten; dies stelle sicher, dass sich kein<br />

Einleiter schlechter stelle. Gemessene Werte als Bemessungsgrundlage<br />

setzten kraftvolle Lenkungsanreize,<br />

seien aber kein schlichtes „Entlastungsgeschenk“ an die<br />

Einleiter, sondern Teil der Lenkungsertüchtigung. Als<br />

Kernbausteine der Messlösung wurde eine kontinuierliche<br />

Abflussmessung vorgeschlagen, ergänzt um die<br />

Ermittlung von Tagesmittelwerten der Schadparameter<br />

auf Grundlage volumen- oder mengenproportionaler<br />

24h-Mischproben nach Termin-Vorgabe durch die<br />

Behörden. Die Probenhäufigkeit könne sich an der<br />

durch die RL 91/271/EWG vorgegebene Mindestanzahl<br />

der Probennahmen orientieren. Für die Ermittlung der<br />

Jahresabwasserabgabe sollten die Frachten addiert und<br />

im letzten Rechenschritt der Bezug zum Trockenwetterabfluss<br />

hergestellt werden.<br />

2.3 Abgabesatz, Tarif, Verrechnungen,<br />

Aufkommen sowie Be- und Entlastungseffekte<br />

Mit Blick auf die ökonomischen Reformbausteine erläu-<br />

terte im Anschluss Harry Schindler M.A. die Empfehlung<br />

des Gutachtens zu einer Inflationsanpassung des seit<br />

1997 nicht mehr angepassten und dadurch real erheblich<br />

entwerteten Abgabesatzes. Zur Eingrenzung der<br />

finanziellen Mehrbelastung wurde auf die – aus Lenkungs-<br />

und ökonomischen Knappheitsgesichtspunkten<br />

eigentlich erforderliche – Anhebung des Abgabesatzes<br />

verzichtet und lediglich dessen nominelle Glättung auf<br />

40 €/Schadeinheit in den Szenarien Lenkungsertüchtigung<br />

und Vollzugsvereinfachung vorgeschlagen. Die<br />

Tarifhalbierung nach § 9 Abs. 5, 6 AbwAG sei ein konzeptioneller<br />

Bruch innerhalb einer Lenkungsabgabe und<br />

jedenfalls im Lenkungsszenario wie auch im Vollzugsvereinfachungsszenario<br />

zu streichen, was im Verbund<br />

mit der Messlösung kraftvolle Anreize zur Verhaltensanpassung<br />

bei den Einleitern setze.<br />

Prof. Gawel trug ergänzend zur Notwendigkeit einer<br />

Begrenzung von konzeptwidrigen, kostenineffizienten<br />

und teilweise ökologisch fragwürdigen Verrechnungen<br />

vor sowie zur Empfehlung der Studie, eine Zweckbindungsvorschrift<br />

beizubehalten und eine neue Publizitätspflicht<br />

für die Aufkommensverwendung einzuführen.<br />

Die Zweckbindung solle zugunsten des Einleitersektors<br />

um „ökologisch vorteilhafte Maßnahmen im<br />

Bereich der <strong>Abwasser</strong>entsorgung“ erweitert werden,<br />

um hier Rückflüsse in den <strong>Abwasser</strong>sektor zu bewirken.<br />

Zudem wies er darauf hin, dass das reale Abgabeaufkommen<br />

aktuell mehr als 60 % unter dem Wert der letzten<br />

AbwAG-Novelle von 1994 liege, was einer im Zeitablauf<br />

deutlich gedrosselten realen Belastung der Einleiter<br />

entspreche.<br />

Prof. Holländer erläuterte die Ergebnisse von Berechnungen<br />

zu Be- und Entlastungswirkungen der Reformempfehlungen<br />

für Einleiter und Behörden. Vor allem die<br />

Messlösung sei auf Einleiterseite in der Lage, Mehrbelastungen<br />

anderer Elemente der Reform aufzufangen. Eine<br />

überschaubare nominale Mehrbelastung sei – bei insgesamt<br />

großer Varianz zwischen den Einleitern – wahrscheinlich.<br />

Im behördlichen Vollzug könnten die administrativen<br />

Belastungswirkungen einer Messlösung<br />

durch Streichung bzw. Begrenzung von Ermäßigung<br />

und Verrechnungen deutlich kompensiert werden.<br />

2.4 Die pauschalierten Abgaben<br />

Frau Rüger referierte abschließend zu den pauschalierten<br />

Abgaben des AbwAG, die beibehalten und – je nach<br />

Szenario – auch anreizbezogener ausgestaltet werden<br />

sollten: Bei der Niederschlagswasserabgabe sei im Lenkungs-<br />

und Vollzugsunterstützungsszenario ein Übergang<br />

auf einen verursachergerechten Flächenmaßstab<br />

empfehlenswert, dessen Bemessungsgrundlage der<br />

volle Hektar bebaute oder befestigte Fläche sei. Der<br />

zunehmenden Flächenversiegelung könne man überdies<br />

mit einer, den Ländern in der konkreten Ausgestaltung<br />

zu überlassenden Gewichtung der bebauten und<br />

befestigten Fläche nach Versiegelungsgrad begegnen.<br />

Die Kleineinleiterabgabe solle in allen Szenarien eine<br />

erhöhte Schädlichkeitswertung erhalten, indem erstens<br />

auch Grundstücke erfasst würden, die an Bürgermeisterkanäle<br />

angeschlossenen sind, sofern von diesen<br />

Schmutzwasser ausschließlich aus Haushaltungen und<br />

ähnliches Schmutzwasser von weniger als 8 m 3 je Tag<br />

eingeleitet würde. Zweitens wurde eine Anhebung der<br />

Schadeinheiten von 0,5 auf 1 pro nicht an die Kanalisation<br />

angeschlossenen Einwohner angeregt. In beiden<br />

Fällen wird eine bundesrechtliche Normierung von Ausnahmen-<br />

und Freistellungskriterien empfohlen, die auf<br />

sachgerechte Kriterien zu beziehen seien, aber von den<br />

Ländern weiterhin genutzt werden dürften.<br />

3. Diskussion und Fazit<br />

Auf die einzelnen Themenblöcke folgte jeweils eine Diskussionsrunde,<br />

in der einerseits zahlreiche Aspekte des<br />

Gutachtens auf verbreitete Zustimmung stießen: Dies<br />

gilt für die Erarbeitung der Reformszenarien, die beratende<br />

Einbindung des Praxisbegleitkreises, den Vorschlag<br />

einer optionalen Messlösung sowie die Kappung<br />

von „Raketen-Effekten“ bei Einleitungspitzen. Ebenso<br />

wurde der Vorschlag einer klaren Zweckbindungsregelung<br />

des Abgabeaufkommens begrüßt, damit das Aufkommen<br />

nicht dem allgemeinen Landeshaushalt zugeschlagen<br />

werde, sondern weiterhin für erforderliche<br />

<strong>Wasser</strong>bewirtschaftungsmaßnahmen zur Verfügung<br />

stünde. Andererseits wurde erwartbar die Besorgnis vor<br />

zusätzlichen Belastungswirkungen durch Streichung<br />

bzw. Beschränkung von Ermäßigungs- und Verrechnungsregelungen<br />

geäußert. Deren Fortbestand aus Ent-<br />

Januar 2014<br />

114 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

UFZ-Geschäftsführer Prof. Teutsch beim Grußwort.<br />

lastungs- und Vollzugsunterstützungsgründen (Ermäßigung)<br />

bzw. aus investitionspolitischen Gründen (Verrechnungen)<br />

wurde kontrovers diskutiert. Auf den<br />

Unterschied zwischen nominalen und realen Mehrbelastungen<br />

und den Prozess einer schleichenden inflatorischen<br />

Auszehrung der Abgabe ohne Korrekturen<br />

wurde hingewiesen.<br />

Mit Blick auf die Messlösung wurden von Länderseite<br />

Zweifel an der Robustheit der Messlösung und<br />

Skepsis bei einem Rückgriff auf Eigenkontrollwerte<br />

angemeldet. Kritisch diskutiert wurden überdies die im<br />

Gutachten vorgeschlagene Anzahl der notwendigen<br />

Mindestmessungen sowie der methodische Ansatz zur<br />

Ermittlung der Jahresabwasserabgabe durch Addition<br />

der Frachten unter Herausrechnung des Niederschlagwasseranteils.<br />

Erörtert wurde weiterhin die Notwendigkeit<br />

einer verursachergerechten Heranziehung auch<br />

anderer <strong>Wasser</strong>nutzungen (z. B. Landwirtschaft, Schifffahrt,<br />

<strong>Wasser</strong>kraft).<br />

Schließlich wurde die vorgeschlagene Einführung<br />

eines Wärmeparameters sowie der Verzicht auf den<br />

kompensatorischen Wegfall bisheriger Schadparameter<br />

kontrovers diskutiert: Hier verwiesen die Autoren<br />

darauf, dass eine Obsoleszenz von Parametern nur in<br />

Frage komme, wenn ein Stoff in Gewässern grundsätzlich<br />

kein Problem mehr darstelle. Akut geringe Einleitungen<br />

stellten die Notwendigkeit der Garantenstellung<br />

des Ordnungsrechts ebenso wenig in Frage wie<br />

jene des Abgabenanreizes; wird kaum noch eingeleitet,<br />

sei auch gar keine relevante Beschwer erkennbar. Punktuelle<br />

Spitzen müssten aber weiter unterbunden bleiben.<br />

Kritik fand auch die bloß „politische“ Bestimmung<br />

anstelle einer „Kalkulation“ des Abgabesatzes. Insoweit<br />

wurde von den Gutachtern ausgeführt, dass ein pauschalierter,<br />

politisch bestimmter Ansatz von Umweltund<br />

Ressourcenkosten als pragmatischer und umweltökonomisch<br />

abgesicherter Ansatz gerechtfertigt sei,<br />

der überdies von der Rechtsprechung als Ausfluss des<br />

Gestaltungsermessens des Gesetzgebers juristisch legitimiert<br />

sei. Eine „Berechnung“ nach externen Kosten<br />

oder nach dem Standard-Preis-Ansatz sei bei der Vielzahl<br />

der Parameter praktisch gar nicht möglich. Die<br />

Gutachter stellten ferner klar, dass Ziel der Studie gerade<br />

nicht die Generierung eines bestimmten Abgabeaufkommens<br />

war, sondern die Entwicklung einer stimmigen,<br />

auf die aktuellen Rahmenbedingungen abgestimmten<br />

Abgabe.<br />

Zum weiteren Vorgehen des BMU äußerte sich<br />

Dr. Holzwarth am Ende der Veranstaltung. Dabei unterstrich<br />

er die klare Arbeitsteilung zwischen dem wissenschaftlichen<br />

Forschungsvorhaben mit seiner systematisch<br />

gelungenen Aufarbeitung der Probleme und<br />

Reformoptionen sowie der sich anschließenden Bewertung<br />

der Forschungsergebnisse durch BMU/UBA bezüglich<br />

einer Umsetzung im politischen Prozess. Zudem<br />

erinnerte er an die Ergebnisse der Vorgängerstudie zu<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungsabgaben [1] und die dringliche Notwendigkeit,<br />

die Landwirtschaft zur Reduktion ihrer diffusen<br />

Gewässerbelastungen stärker in die Pflicht zu<br />

nehmen.<br />

Literatur<br />

[1] Gawel/Köck u.a., Weiterentwicklung von <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />

und <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten zu einer umfassenden<br />

<strong>Wasser</strong>nutzungsabgabe, 2011.<br />

Autoren<br />

Eingereicht: 19.11.2013<br />

Dr. iur. Katharina Kern<br />

E-Mail: katharina.kern@ufz.de |<br />

Prof. Dr. rer. pol. Erik Gawel<br />

E-Mail: erik.gawel@ufz.de |<br />

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />

Department Ökonomie |<br />

Permoserstraße 15 |<br />

D-04318 Leipzig<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 115


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

24. Symposium der HACH LANGE GmbH in Berlin. Blick in den Plenarraum.<br />

Magdeburger <strong>Abwasser</strong>tage<br />

24. Symposium der HACH LANGE GmbH<br />

Günter Arndt<br />

Diese erfolgreiche gesamtdeutsche Veranstaltung, in<br />

der Wendezeit von der Berliner Firma Dr. Lange initiiert<br />

und sozusagen ein Mitinitiator der deutschen Einheit,<br />

hat sich einen festen Platz im Tagungskalender der<br />

deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft gesichert.<br />

Das 24. Symposium am 12./13. September 2013<br />

suchte Antworten auf aktuelle Fragen und nicht zufällig<br />

sprach im Einleitungsvortrag Ministerialrat Hans-Werner<br />

Peschel vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt<br />

Sachsen-Anhalts über die integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft im<br />

Elbe-Einzugsgebiet und die Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />

Das Juni-Hochwasser 2013 traf dieses<br />

Bundesland und seine Landeshauptstadt sehr hart und<br />

verdeutlichte die noch vorhandenen Versäumnisse und<br />

Mängel. Die Flussgebietsgemeinschaft der zehn Bundesländer<br />

im Elbe-Einzugsgebiet hat bisher erfolgreich<br />

gearbeitet, aber noch nicht alle Aufgaben erfüllt. Es<br />

bestehen noch Defizite in der Gewässerstruktur zahlreicher<br />

Nebenflüsse und bei der Beseitigung vergangener<br />

Schäden durch die stark konzentrierte Chemieindustrie<br />

im Bitterfelder Raum und den mitteldeutschen Braunkohlentageabbau.<br />

Spurenstoffe in den Gewässern<br />

Dieser Tagungsabschnitt war ein Schwerpunkt in dieser<br />

von rund 100 Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung.<br />

Dr. Klaus Furthmann, LANUV Landesuntersuchungsamt<br />

Essen, erläuterte das Programm ECHO. Im<br />

Rhein-Einzugsgebiet wird in großen Mengen das Trinkwasser<br />

aus Oberflächenwässern gewonnen. Dieses wird<br />

zwar gemäß gesetzlicher Vorgaben in den <strong>Wasser</strong>werken<br />

untersucht, werden allerdings Fremdspuren gefunden,<br />

ergeht sofort der Auftrag an das LANUV, das wie<br />

bei einem Echo durch rasches Überblickmonitoring die<br />

Relevanz dieser Spurenstoffe ermittelt und den <strong>Wasser</strong>werken<br />

mitteilt. Für diese ECHO-Fragestellungen sind<br />

moderne Geräte (GC-MSD; LC-MS/MS) im Einsatz. Diese<br />

Untersuchungen begannen mit Benzotriazolen, es wurden<br />

Ritin, quartäre Ammoniumverbindungen bis hin<br />

zu Süßstoffen aus dem menschlichen Nahrungsmittelkreislauf<br />

in den Proben gefunden, es wurden die Stoffdaten<br />

bestimmt und die Konzentration in den Wässern<br />

ermittelt. Das Projekt schließt 2014 ab, jedoch werden<br />

im Folgeprojekt RADAR die Techniken der „Non-Target-<br />

Analytik“ etabliert, um Spuren solcher Stoffe zu untersuchen,<br />

für die bisher keine Indikationen vorliegen.<br />

Für Dipl.-Biol. Catrin Bornemann, Wupperverbandsgesellschaft<br />

für integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft mbH, waren<br />

die Pressemitteilungen über Gewässerverschmutzung<br />

durch Krankenhausrückstände, Arzneimittel, Pflanzenschutz<br />

usw. Anlass, in das von den NRW-Behörden<br />

gestartete Forschungsvorhaben einzusteigen. Es soll<br />

Januar 2014<br />

116 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

der Einsatz pulvriger Aktivkohle (PAK) in Verbindung mit<br />

der vorhandenen Flockenfiltration untersucht werden.<br />

Von den elf Kläranlagen des Wuppertal-Verbandes<br />

arbeiten fünf mit der Flockenfiltration. Die Kläranlage<br />

Wuppertal-Buchenhofen bekam den Auftrag, die entsprechenden<br />

Versuche für das Teilthema MikroFlock<br />

durchzuführen. Gegenüber der bisherigen Verfahrensführung<br />

für die Flockungsfiltration wurde der Versuchsfilter<br />

mit einer PAK-Dosieranlage ausgerüstet, um die<br />

Pulverkohle mit Fällungsmitteln vermischt in das Nachklärbecken<br />

zu dosieren. Das Projekt mit Umbau der<br />

Anlage wurde 2009 gestartet, im Februar 2011 begannen<br />

die richtigen Versuche und im Mai 2012 wurde es<br />

vorerst beendet und ausgewertet. Es konnten Stoffe wie<br />

CBZ, DCF und MET sehr gut eliminiert werden, Amidotrizoesäure<br />

und EDTA jedoch kaum. Im parallel betriebenen<br />

Referenzfilter mit Flockung wurde kaum eine Spurenstoffelimination<br />

erkannt. Es konnte festgestellt werden,<br />

dass die PAK-Behandlung erkennbaren Einfluss auf<br />

das Filtrationsergebnis hat. Die Gesamtelimination der<br />

meisten Stoffe lag zwischen 60 und 90 %. Bisphenol A<br />

wurde in der biologischen Stufe eliminiert, schwer<br />

adsorbierbare Stoffe (DIATR und EDTA) aber kaum eliminiert.<br />

Die Kontrolle des PAK-Rückhaltes erfolgte mit der<br />

Trübungsmessung im Ablauf, mit Einsatz von Eisen<br />

konnte dann PAK sehr gut sedimentiert und zurückgehalten<br />

werden. Die Kostenbetrachtung ergab, dass<br />

allein die PAK-Dosierung Betriebskosten von rund<br />

2 Mio. €/a verursacht, d. h. die Kläranlage Buchenhofen<br />

mit einer <strong>Abwasser</strong>menge von 43 Mio. m³/a verzeichnete<br />

eine Steigerung der Betriebskosten um 30 %.<br />

Im Gegensatz zu der verwendeten PAK ist granulierte<br />

Aktivkohle (GAK) regenerierbar und ihr Einsatz als Filterhilfsmittel<br />

verspricht daher geringere Kosten. Die Weiterführung<br />

der Versuche wurde beschlossen, das bisherige<br />

Filtermaterial wurde ausgetauscht und die großtechnische<br />

Versuchsanlage für die GAK-Dosierung mit<br />

drei verschiedenen Verfahrensansätzen vorbereitet. Die<br />

Versuche laufen laut Plan seit September 2013 noch bis<br />

zur Mitte des Jahres 2014. Im Herbst werden die Ergebnisse<br />

vorliegen und es kann darüber berichtet werden.<br />

Ministerialrat<br />

Hans-Werner<br />

Peschel vom<br />

Ministerium für<br />

Landwirtschaft<br />

und Umwelt<br />

Sachsen-<br />

Anhalts eröffnete<br />

die Veranstaltung.<br />

Dr. Klaus<br />

Furthmann,<br />

LANUV Landesuntersuchungsamt<br />

Essen, erläuterte<br />

das Programm<br />

ECHO.<br />

Neue Erkenntnisse in der Verfahrensführung<br />

der Klärwerke<br />

Über die Kohlenstoffdosierung in einer nachgeschalteten<br />

Denitrifikation referierte Dr.-Ing. Ulrike Zettl, Weber-<br />

Ingenieure GmbH, Pforzheim. Die hiesige Kläranlage<br />

mit einer Ausbaugröße von 250 000 EW besitzt eine<br />

einstufige Belebungsanlage mit vorgeschalteter Denitrifikation.<br />

Die eingeleiteten Nitratfrachten in das städtische<br />

Kanalnetz schwanken stark über den Tages- und<br />

Wochenverlauf. Maßnahmen seitens der Einleiter und<br />

der Verfahrensführung im Klärwerk sind ausgeschöpft<br />

und es wurde ein weiteres Belebungsbecken sowohl für<br />

die nachgeschaltete Denitrifikation als auch zur Nitrifikation<br />

gebaut. Das neue nDN-Becken hat ein Nutzvolu-<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 117


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

men von 2 320 m³ und ist in vier Kaskaden mit getrennter<br />

Belüftung unterteilt. Bei Trockenwetter wird das<br />

gesamte <strong>Abwasser</strong>-Belebtschlamm-Gemisch aus dem<br />

Nitrifikationsbecken über das nDB-Becken geleitet, bei<br />

Mischwasserzufluss jedoch nur ein Teilstrom.<br />

Das DWA-Regelwerk enthält keine Hinweise zur Auslegung<br />

einer nachgeschalteten Stickstoffelimination.<br />

Sinnvolle Bemessungsgrößen sind die temperatur- und<br />

substratabhängige Denitrifikationsgeschwindigkeit so -<br />

wie eine ausreichende Kontaktzeit im Reaktor. Letztere<br />

beträgt bei Trockenwetterzufluss 0,65 Std. und wird bei<br />

Mischwasserzufluss auf 0,5 Std. begrenzt. Die Substratwahl<br />

erfolgte nach theoretischen Überlegungen und<br />

Laborversuchen. Da handelsübliche Substrate nicht die<br />

Forderungen erfüllen, wurde Na-Acetat, ein industrieller<br />

acetathaltiger Reststoff und ein glykolhaltiges Substrat,<br />

gewählt. Für die großtechnischen Versuche wurde ein<br />

Automatisierungskonzept erarbeitet. Zwar konnten mittels<br />

NO 2 -N und eines erhöhten CSB-Wertes im Ablauf der<br />

vorgeschalteten Denitrifikation die Einleitungswerte im<br />

Prinzip eingehalten werden, doch die Substratausnutzung<br />

ist nicht effizient. Nach der Testphase sind zur weiteren<br />

Optimierung lokale Randbedingungen anzupassen.<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Holger Scheer, Emscher <strong>Wasser</strong>technik<br />

GmbH, Essen, belebt stets mit seinen praxisorientierten<br />

Vorträgen die Diskussion zur Klärwerksarbeit.<br />

Er berichtete über Betriebsstörungen mit der chemischen<br />

und vermehrten biologischen Phosphorelimination,<br />

nannte Vermeidungsstrategien und Problemlösungen.<br />

Ausgehend von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

zur P-Elimination und den anfallenden Betriebskosten<br />

erklärte er in nachfolgenden Fallbeispielen, wie die Verrechnung<br />

der <strong>Abwasser</strong>abgabe lt. Gesetz erfolgt. Einige<br />

Kläranlagen hätten Probleme damit, die er speziell an<br />

Beispielen bei durchgeführten Erweiterungsbauten<br />

erläuterte. Verrechnungsfähig sind bauliche, verfahrenstechnische<br />

und sonstige Maßnahmen. So könne<br />

man die Optimierung der P-Fällung komplett mit der<br />

<strong>Abwasser</strong>abgabe verrechnen. Aus praktischer Sicht gab<br />

er Hinweise zur Einmischung der Fällmittel, Ausführung<br />

der Dosierstellen und stellte den guten auch schlechte<br />

Beispiele gegenüber. Er erläuterte für eine Kläranlage<br />

mit Bio-P-Fällung die Verfahrensführung mit dem<br />

ausgewählten Automatisierungskonzept. In der Regel<br />

erfolgt in der Praxis eine Überdosierung, wenn diese<br />

konstant eingestellt wird. Gefordert wird aber eine<br />

frachtabhängige Dosierung der Fällmittel.<br />

Aspekte der Qualitätssicherung bei der Phosphatfällung<br />

nannte anschließend Dipl.-Ing. Kai-Uwe Utecht,<br />

Ruhrverband, Essen. Die Phosphat-Ablaufwerte werden<br />

durch den PO 4 -P-Gehalt (fällbarer Anteil), den nicht fällbaren<br />

Anteil (P ges. ) und dem P-Gehalt des Schlammes<br />

bestimmt (Schlammabtrieb). Die Fällmittelmenge sollte<br />

so klein wie möglich sein! Er fordert deshalb<br />

""<br />

sparsamen Umgang mit Fällmitteln,<br />

""<br />

einen erreichbaren Zielwert,<br />

""<br />

Sicherheit bei Qualität und Wirkweise des Fällmittels,<br />

""<br />

Regelungstechnik zur Einhaltung des Zielwertes.<br />

Beim Fällmittel sollte viertel- bis halbjährlich der Metallgehalt<br />

z. B. mit dem handelsüblichen Küvettentest bzw.<br />

im Labor bestimmt werden. Mit steigender Temperatur<br />

steigen Konzentration und Dichte von Eisen-II-Lösungen.<br />

Bei monomeren Fällmitteln (Basizität 0 %) steht das<br />

Aluminium zur Fällung voll zur Verfügung, bei einer Basizität<br />

40 % nur zu 60 %, d. h. es besteht somit ein höherer<br />

Verbrauch. Utecht machte weiterhin Vorschläge zur wirksamen<br />

Anordnung der Dosierstelle, möglichst nahe der<br />

Kontrollstelle mit turbulenter Strömung und einer entsprechenden<br />

Regelung. Die Wirksamkeit konnte er mit<br />

den Verlaufskurven anhand des Beta-Wertes zeigen.<br />

Die Phosphorelimination werde entscheidend vom<br />

Einlauf in das Nachklärbecken beeinflusst, sagte Dr.-Ing.<br />

Martin Armbruster, hydrograv GmbH, Dresden. In Anlehnung<br />

an die EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie, in der eine<br />

weitergehende P-Elimination gefordert wird, haben die<br />

Bundesländer spezifische Bestimmungen erlassen. Das<br />

Nachklärbecken bildet die Schnittstelle mit der Umwelt<br />

und muss entsprechend optimiert werden. Die Restverschmutzung<br />

(suspendierter Schlamm) im Ablauf ist zu<br />

vermeiden, denn die CSB- und P-Werte werden damit<br />

erhöht. Zur Optimierung des Nachklärbeckens wurden<br />

schon 1991/92 folgende Forderungen bekannt:<br />

""<br />

Einlauföffnung möglichst tief im Becken anordnen<br />

""<br />

Öffnungshöhe der Einlauffläche gemäß Froude-Zahl<br />

ausrichten, ist abhängig von Durchfluss Q<br />

Verschiedene Veränderungen an Nachklärbecken führten<br />

zu einer unterschiedlichen AFS-Verteilung und vom<br />

Fachausschuss 5 (KA 4/2013) wird eine Einlauföffnung<br />

Oberkante bis zu 2 m über der Sohle empfohlen.<br />

Höhenvariable Einlaufwerke seien heute Stand der<br />

Technik, so Armbruster und er stellte ein solches in der<br />

Kläranlage Moers-Gerdt vor. Die P ges. -Fracht konnte<br />

damit um 30 % und der CSB-Wert um 25 % gesenkt werden.<br />

Weitere Anlagen wurden entsprechend optimiert<br />

und der Einfluss der Filtration auf den Ablauf-AFS untersucht.<br />

Der finanzielle Aufwand für eine höhenvariable<br />

Art sei gering in Anbetracht des Erfolgs, um minimale<br />

P- und CSB-Ablaufwerte zu erzielen.<br />

Energetische Optimierung von Kläranlagen<br />

Dr.-Ing. Gerhard Seibert-Erling, sentacon GmbH, Frechen,<br />

fragte nach den Grenzen der energetischen Optimierung<br />

von Kläranlagen. Elektrischer Strom entsteht durch<br />

Umwandlung unterschiedlicher Energieträger, aber der<br />

Endverbraucher kann die eigentliche Quelle nicht<br />

erkennen. Hinsichtlich der Kosten, ob aus fossiler Primärenergie<br />

oder erneuerbarer Energie, werden die Verbraucher<br />

auch mit dem versäumten Ausbau der Stromnetze<br />

belastet. In einer industrialisierten Gesellschaft ist<br />

Strom unverzichtbar! Der Vortragende versuchte eine<br />

Januar 2014<br />

118 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

Standortbestimmung für Kläranlagen bei der Energiewende.<br />

Prinzipiell erfordere die <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

nach bisherigen Verfahren einen hohen Energieaufwand.<br />

Aus energetischer Sicht laufen aber auch Prozesse<br />

ab, mit denen Energie erzeugt werden kann, z. B.<br />

mittels BHKW aus Gas und/oder Wärme. In einer Bewertungsskala,<br />

begonnen mit den großen Kraftwerken, liegen<br />

die Kläranlagen in der Nähe der Windenergieanlagen.<br />

Sie sind jedoch interessant, da sie aus Steuergründen<br />

von ihrer gleichzeitigen Funktion als Erzeuger und<br />

Verbraucher profitieren. Wirtschaftlich wichtig sei der<br />

Anteil, mit dem der Fremdbezug verringert wird. Das<br />

Ziel einer energieautarken Kläranlage ist also durchaus<br />

hinsichtliche steigendener Strompreise erstrebenswert.<br />

Auf europäischer Ebene soll jetzt bei der Energieversorgung<br />

mehr Wettbewerb geschaffen werden, doch<br />

das neue Energierecht in Deutschland weist noch große<br />

Lücken auf. Ziele der Energiepolitik ergeben sich aus der<br />

Abwägung zwischen Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit. Die Umgestaltung<br />

der Energiewirtschaft ist jedoch keine leichte Angelegenheit,<br />

wie die gegenwärtige Situation zeigt. Sie ist<br />

jedoch bei den Kläranlagen in Bewegung. Die <strong>Abwasser</strong>branche<br />

sollte über die zukünftige Positionierung im<br />

Bereich der erneuerbaren Energien nachdenken.<br />

Die verfahrenstechnische und energetische Optimierung<br />

bei der kombinierten industriellen und kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung stellte Prof. Dr.-Ing.<br />

Peter Hartwig, aqua consult Ingenieur GmbH, Hannover,<br />

vor. Die stoffliche Zusammensetzung der Abwässer<br />

kann zwar stark unterschiedlich sein, im Hinblick auf die<br />

energetische Optimierung kann es jedoch zielführend<br />

sein, möglichst effizient organische Verbindungen aus<br />

dem Industrieabwasser (z. B. Brauereien und Lebensmittelhersteller)<br />

zu eliminieren und als Coferment der<br />

anaeroben Behandlung zuzuführen. Sehr positiv ist,<br />

wenn durch lokale Nähe die Transportwege kurz sind.<br />

Für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie in<br />

Deutschland wies er ein technisches Energieträger-<br />

Potenzial von 2000–3650 GWh/a aus. Über die CSB-<br />

Bilanz berechnet sich ein Einwohnerwert von 140 kWh/<br />

EW . a. Bei dem Beispiel der Kläranlage Rheda-Wiedenbrück<br />

wird das <strong>Abwasser</strong> einer Schlachtanlage (etwa<br />

650 000 EW) vorbehandelt und gemeinsam mit dem<br />

kommunalen <strong>Abwasser</strong> (76 000 EW) gereinigt. Das<br />

Schlachthofabwasser wird über eine 2,3 km lange<br />

Druckleitung pneumatisch zur Vorbehandlungsanlage<br />

direkt neben der kommunalen Kläranlage gefördert,<br />

über Hydrozyklon, Sieb und Flotation vorbehandelt und<br />

als Co-Substrat in den Faulbehälter gegeben. Die<br />

gemeinsame biologische Hauptstufe hat eine Kapazität<br />

von rund 100 000 EW. Das produzierte Biogas wird über<br />

BHKW´s (installierte Kapazität etwa 4 MW el ) verstromt,<br />

teilweise zur Deckung des Eigenbedarfs der Kläranlage<br />

(rund 1,2 MW el ) verwendet und die überschüssige Energie<br />

in das Netz eingespeist.<br />

Dr.-Ing. Ulrike<br />

Zettl, Weber-<br />

Ingenieure<br />

GmbH, Pforzheim,<br />

referierte<br />

über die Kohlenstoffdosierung<br />

in einer<br />

nachgeschalteten<br />

Denitrifikation.<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Peter Hartwig,<br />

aqua consult<br />

Ingenieur<br />

GmbH, Hannover,<br />

stellte die<br />

verfahrenstechnische<br />

und<br />

energetische<br />

Optimierung<br />

bei der kombinierten<br />

industriellen<br />

und<br />

kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

vor.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 119


FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />

Dipl.-Ing. Anne-<br />

Kathrin Sundheim,<br />

eins energie<br />

in sachsen<br />

GmbH & Co.<br />

KG, Chemnitz,<br />

sprach über<br />

Strategien zur<br />

Vermeidung<br />

von Schlammabtrieb<br />

im<br />

Mischwasserfall.<br />

Den letzten<br />

Vortrag über<br />

urbane Sturzfluten<br />

– Gefährdungsanalyse<br />

und Risikoabschätzung<br />

–<br />

hielt Dr.-Ing.<br />

Lothar Fuchs,<br />

itwh, Hannover.<br />

Stadtentwässerung und<br />

Niederschlagsabläufe<br />

Dipl.-Ing. Anne-Kathrin Sundheim, eins energie in sachsen<br />

GmbH & Co. KG, Chemnitz, sprach über Strategien<br />

zur Vermeidung von Schlammabtrieb im Mischwasserfall.<br />

Die Zentralkläranlage in Chemnitz-Heinersdorf<br />

besteht seit 1916, wurde in der Folgezeit mehrfach umund<br />

-ausgebaut und 1995 zu einer einstufigen Belebungsanlage<br />

für 400 000 EW mit vorgeschalteter Denitrifikation<br />

und der Möglichkeit des biologischen Phosphorabbaus<br />

erweitert. Dazu wurden die Schlammbehandlung<br />

mit Vor- und Nacheindickern, zwei Faul behältern mit je<br />

7 000 m³ Nutzinhalt, der Faulschlammentwässerung<br />

über Zentrifugen und eine Klärschlammtrocknungsanlage<br />

ergänzend errichtet. Das städtische Kanalnetz ist zu<br />

80 % als Mischwasserkanalnetz ausgebaut und selbst<br />

Bachabläufe wurden integriert. In Regenwasserfall steigt<br />

die <strong>Abwasser</strong>menge im Zulauf der Kläranlage extrem<br />

schnell an. Um definierte Zulaufbedingen zu schaffen,<br />

wurde ein Regendurchlaufbecken mit 6 000 Nutzvolumen<br />

und entsprechender Regeltechnik eingeordnet.<br />

Trotzdem erfolgte im Spätherbst 1999 ein Schlammabtriebsereignis,<br />

mit dem keinesfalls zu rechnen war. Mit<br />

der TU Dresden und der itwh Hannover wurde das Forschungsprojekt<br />

Mischwasserbehandlung aufgelegt, um<br />

ein Regelkonzept für flexible Mischwasserzuläufe zu entwickeln.<br />

Die Bedingungen auf der KA Chemnitz waren<br />

für diese Arbeiten ideal, denn sie war bestens mit Onlinemesstechnik<br />

ausgestattet. Im Ergebnis dieser Arbeit<br />

wurden zahlreiche Veränderungen am Klärwerk vorgenommen,<br />

doch für einen Mischwasseranfall eine größere<br />

<strong>Abwasser</strong>menge aufzunehmen, diese Investition<br />

wurde seitens der Landesdirektion abgelehnt.<br />

Nachfolgend wurde mit der TU Dresden das sogenannte<br />

Bypassverfahren untersucht und dann realisiert,<br />

nachdem vorher auf einem kleinen Klärwerk das Verfahren<br />

bestätigt wurde. Mittels dieser Bypassleitung von<br />

170 m entlang am Belebungsbecken wird bei einem<br />

Mischwasserereignis eine Teilmenge abgeführt, d. h. die<br />

Bypassleitung wird nur bei großen Mischwassermengen<br />

in Betrieb genommen, kann bis 2 500 m³/h aufnehmen.<br />

Das Regelkonzept bewährte sich bei den beiden dargestellten<br />

Mischwasserereignissen im letzten Jahr, die<br />

geforderten Ablaufwerte wurden erreicht.<br />

Prof. Dr.-Ing. Steffen Heusch, TH Mittelhessen Gießen,<br />

sprach über die immissionsorientierte Stadtentwässerung<br />

und die neuen Anforderungen für die Betreiber.<br />

Die Generalentwässerungsplanung für Siedlungsgebiete<br />

muss neben der erforderlichen Hygiene den Überflutungs-<br />

und Umweltschutz sichern. Gemäß den<br />

gesetzlichen Bestimmungen sind Emissionsnachweise<br />

erforderlich, d. h. das Kanalnetz muss für die Entlastungsfrachten<br />

ausgelegt sein und eine chronische<br />

Gewässerbelastung vermeiden. Das Emissionsprinzip<br />

berücksichtigt jedoch nicht die örtlichen Gegebenheiten<br />

der Gewässer.<br />

Januar 2014<br />

120 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Tagungsbericht<br />

FACHBERICHTE<br />

Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie orientiert auf einen<br />

guten ökologischen und chemischen Zustand und auf<br />

Vermeidung akuter und chronischer Schädigungen. In<br />

der Umsetzung gibt es aber keine einheitliche Regelung,<br />

die einzelnen Bundesländer haben verschiedene<br />

Leitfäden und Arbeitshilfen erlassen. Die Siedlungswasserwirtschaft<br />

wandelt sich und aktuell gewinnt der<br />

Überflutungsschutz größere Bedeutung. Die Anwendungsfälle<br />

wasserrechtlicher Zulassungsverfahren sind:<br />

""<br />

erforderliche Sanierung von <strong>Abwasser</strong>anlagen nach<br />

dem Stand der Technik<br />

""<br />

Erteilung oder Änderung einer Einleitungserlaubnis<br />

""<br />

Verlängerung einer bestehenden Einleitungserlaubnis<br />

""<br />

Nachweis, dass eine signifikante Belastung im Sinne<br />

der EU-WRRL aufgrund von <strong>Abwasser</strong>einleitungen<br />

keine relevanten Auswirkungen auf den ökologischen<br />

Zustand hat<br />

Der Immissionsnachweis muss die Abgrenzung des Projektgebietes,<br />

die Gewässeruntersuchung und einen<br />

rechnerischen Nachweis enthalten.<br />

Über Anforderungen an den Umgang mit Niederschlagswasser<br />

referierte Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft<br />

mbH, Hoppegarten. Für das Erschließen<br />

von Siedlungsgebieten ist die ordnungsgemäße<br />

Entwässerung über Regenrückhaltebecken Pflicht. Das<br />

Regenwasser ist i. d. R. sehr verschmutzt (Fassadenfarben,<br />

Hundekot usw.), deshalb sollten bei Neubauvorhaben<br />

überhaupt keine Mischsysteme mehr geplant werden.<br />

Die gesetzlichen Regelungen sind aber nicht einheitlich<br />

in den Bundesländern, wobei er einige positive<br />

Beispiele anführte. Hinsichtlich der Flächennutzung<br />

wird die Regenwasserbelastung eingeteilt in:<br />

""<br />

Kategorie I (gering belastet): Dachflächen in Wohngebieten,<br />

Rad- und Gehwege, gering befahrene Straßen<br />

⇒ keine gezielte Behandlung erforderlich.<br />

""<br />

Kategorie II (mäßig belastet): Hofflächen, PKW-Parkplätze<br />

in Gewerbe- und Industriegebieten ⇒ grundsätzlich<br />

Behandlung erforderlich.<br />

""<br />

Kategorie III (hoch belastet): Straßen in Industriegebieten<br />

mit signifikanter Luftverschmutzung, Sonderflächen<br />

⇒ zur Kläranlage vergleichbare Behandlung<br />

(Regenklärbecken).<br />

Die Regenwasserbehandlung hat abhängig von der<br />

Belastung über naturnahe Verfahren (Versickerung), als<br />

End-of-Pipe-Lösungen (RKB) oder im Falle der Kategorie<br />

III durch dezentrale technische Verfahren zu erfolgen.<br />

In der Folge gab Sieker einige Hinweise zum Überflutungsschutz,<br />

der eine Risikominimierung bei außergewöhnlichen<br />

Ereignissen erzielen soll. Er forderte für<br />

betroffene Gebiete ein Hochwasser-Risiko-Management.<br />

Dipl.-Ing. Klaus Holzenthal, VSB Vogelsberger Um -<br />

welttechnik GmbH, berichtete über die Grobstoffzurückhaltung<br />

an Entlastungsschwellen. Sein Betrieb produziert<br />

zahlreiche Produkte für die Misch- und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

über Behälter/Becken im <strong>Wasser</strong>bau bis<br />

zu Löschwasserzisternen. Unansehnlich dazu mit starken<br />

ästhetischen und hygienischen Beeinträchtigungen<br />

sind Grobstoffe, die an Schutzgittern, Steinen, Bachrändern,<br />

Büschen und Gräsern haften bleiben. Ziel muss<br />

eine vollständige Grobstoffzurückhaltung an der Entlastungsschwelle<br />

mit maximal möglicher Absenkung des<br />

partikulären CSB sein, um einen wartungsfreien Betrieb<br />

des Kanalsystems zu sichern. Sehr anschaulich stellte er<br />

die Problematik dar und definierte die Aufgabenstellungen,<br />

d. h. die Bauwerke mit Entlastungsschwellen an<br />

diesen Stellen. Grobstoffe im Kanalsystem sind Feststoffe<br />

mit unterschiedlicher Dichte, bezeichnet als<br />

Schwimmstoffe (leichter als <strong>Wasser</strong>), Schwebstoffe (im<br />

<strong>Wasser</strong> verteilt) und Geschiebe (am Boden geschoben).<br />

Er zeigte Tauchwände zur Schwimmstoffrückhaltung,<br />

verschiedene Siebrechen bis zum VSB-Lamellenfeinsieb<br />

für Schwebstoffe. Die WRR fordere zwar keine Schwellen,<br />

Rechen usw. und seine genannten Produkte sind<br />

eine Empfehlung für den <strong>Wasser</strong>bau.<br />

Den letzten Vortrag über urbane Sturzfluten –<br />

Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung – hielt Dr.-<br />

Ing. Lothar Fuchs, itwh, Hannover. Sehr aktuell war für<br />

ihn die Situation beim Juni-Hochwasser 2013 in den<br />

Bundesländern Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Er<br />

unterscheidet Überstau und Überflutung und verweist<br />

auf das in Vorbereitung befindliche Merkblatt DAW-<br />

M 119: Gefährdungsanalyse zur Überflutungsvorsorge<br />

kommunaler Entwässerungssysteme. Er stellte das Stufenkonzept<br />

vor, dass in den Stufen 1 bis 3 Rückstau- und<br />

Überstauprüfung, Überflutungsprüfung durch Analyse<br />

der Fließwege bis zur modelltechnischen Überflutungsberechnung<br />

potenzieller Überflutungsbereiche vorsieht.<br />

Die Stufe 4 betrifft die Ermittlung des Schadenpotenzials<br />

und die Stufe 5 das Überflutungsrisiko. Letztere<br />

schließt eine Überlagerung des Schadenspotenzials<br />

und Überflutungsgefährdung ein. Diese Stufen spielte<br />

er u. a. am Beispiel des Elbe-Hochwassers 2002 in Dresden<br />

hinsichtlich Gefährdung einzelner Stadtteile durch.<br />

Für die Überflutungsberechnung sind Datengrundlagen<br />

und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Offene<br />

Punkte sind Wiederkehrzeiten, die Zusammenarbeit<br />

verschiedener Disziplinen und schließlich die Kommunikation<br />

in der Öffentlichkeit. Wir müssen mit dem<br />

<strong>Wasser</strong> leben, so sein Fazit.<br />

Autoren<br />

Dr. G. Arndt |<br />

E-Mail: Drarndt@t-online.de |<br />

Georg-Palitzsch-Straße 55 |<br />

D-01239 Dresden<br />

Eingereicht: 18.12.2013<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 121


PRAXIS<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung<br />

mit Tradition<br />

– die<br />

Suone Gorperi<br />

im Baltschiedertal,<br />

heute<br />

ein Wanderweg.<br />

© German Walther,<br />

Gemeinde<br />

Baltschieder<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung Baltschieder im Wallis –<br />

seit über 600 Jahren<br />

Von Rüdiger Settelmeyer, Marketingmanager Prozessautomatisierung, Endress+Hauser Reinach<br />

Trinkwasserversorgung mit<br />

Tradition<br />

Obwohl in einer gemäßigten Klimazone<br />

der Nordhalbkugel gelegen,<br />

herrscht im Wallis ein sehr trockenes<br />

Klima. Grund dafür ist die Lage zwischen<br />

den Gebirgsmassiven der<br />

Walliser Alpen im Süden und der<br />

Berner Alpen im Norden. Deshalb<br />

wurden seit dem 13. Jahrhundert<br />

von den Wallisern Bewässerungssysteme<br />

gebaut, die das <strong>Wasser</strong> von<br />

den Gletschern zu den Feldern und<br />

Tränken führten. Diese offenen <strong>Wasser</strong>leitungen,<br />

die Suonen, überwanden<br />

Wiesen, Geröllhalden oder, auf<br />

sehr exponierten Stegen, senkrecht<br />

abfallende Felswände. Die Überwachung<br />

des <strong>Wasser</strong>flusses erfolgte<br />

aus großer Entfernung: Kleine<br />

<strong>Wasser</strong>räder trieben auf Holz schlagende<br />

Hammer an. Die Hammerschläge<br />

konnten noch aus großer<br />

Entfernung wahrgenommen werden<br />

und signalisierten den <strong>Wasser</strong>fluss.<br />

Heute werden die Suonen als<br />

Wanderwege genutzt und geben<br />

Neue Leitzentrale im Gemeindehaus Baltschieder –<br />

die wichtigsten Informationen zentral auf einen<br />

Blick. © Endress+Hauser<br />

Turbinenhaus auf 800 m.ü.M.: Gewinnung von elektrischer<br />

Energie aus dem Quellzulauf.<br />

© Endress+Hauser<br />

Januar 2014<br />

122 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

einen Einblick in das Geschick und<br />

den Erfindergeist der damaligen<br />

Bevölkerung. Im Baltschiedertal findet<br />

man gleich zwei der bekanntesten<br />

Walliser Suonen: das Niwärch<br />

und die Gorperi.<br />

Heutzutage bezieht die Walliser<br />

Gemeinde Baltschieder ihr Trinkwasser<br />

aus den Quellgebieten Baltschiedertal<br />

und Eggerberg. Es werden<br />

damit einerseits die 1200 Einwohner<br />

der Gemeinde versorgt und<br />

anderseits ein wesentlicher Teil,<br />

rund 60 %, an die Gemeinde Visp<br />

abgegeben. Baltschieder verkauft<br />

der Gemeinde Visp jährlich rund<br />

600 000 bis 1200 000 m 3 <strong>Wasser</strong>.<br />

Modernes Leitsystem<br />

für die Trinkwasserversorgung<br />

Die Trinkwasserversorgung der Ge -<br />

meinde Baltschieder verfügt über<br />

zwei Reservoirs von total 1000 m 3 .<br />

Darüber hinaus gibt es ein Turbinenhaus<br />

zur Gewinnung von elektrischer<br />

Energie aus dem Quellzulauf<br />

zu den Reservoirs. Um diese Versorgungseinrichtungen<br />

sicher und zu -<br />

verlässig zu überwachen, die <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

und den <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

automatisch zu erfassen<br />

sowie zu dokumentieren, beschloss<br />

der Gemeinderat im Jahr 2011 das<br />

Budget für ein modernes Leitsystem.<br />

Mit der Lieferung, Installation<br />

und Inbetriebnahme dieses neuen<br />

Leitsystems wurde Endress+Hauser<br />

im Sommer 2012 beauftragt. Bereits<br />

im Spätherbst 2012 konnte die Installation<br />

und die Inbetriebnahme<br />

des Systems durchgeführt werden,<br />

die Abnahme erfolgte im März<br />

2013. Endress+Hauser lieferte als<br />

Komplettlieferant für die Prozessautomatisierung<br />

die noch fehlende<br />

Sensorik, das komplette Hard- und<br />

Softwareengineering für die Außenstationen<br />

und die Leitzentrale, die<br />

notwendigen Schaltschränke mit<br />

integrierten speicherprogrammierbaren<br />

Steuerungen und Bedienpanels,<br />

die Inbetriebnahme, Schulung<br />

und eine ausführliche Dokumentation.<br />

Quellwasser<br />

Das Quellwasser spielt in der Schweiz eine wichtige Rolle, vor allem im Voralpen- und<br />

Alpengebiet sowie im Jura. Die öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgungen decken rund 40 % des<br />

gesamten Trinkwasserbedarfes aus Quellwasser ab.<br />

Quellwasser ist normalerweise von sehr guter Qualität und eignet sich ausgezeichnet<br />

zum Genuss als Trinkwasser. Quellen sind besonders wertvoll, wenn sie ergiebig sind,<br />

gute <strong>Wasser</strong>qualität und eine weitgehend konstante Schüttung aufweisen.<br />

Die Quellwasserfassung (allgemein)<br />

Das Prinzip einer Quellwasserfassung ist einfach. Die Ausführungen in der Praxis können<br />

aber sehr aufwendig sein. Die wasserführenden Schichten verlaufen oft unregelmäßig<br />

im Untergrund.<br />

Der Regen fällt auf den Boden, welcher das <strong>Wasser</strong> wie ein Schwamm aufnimmt. Es<br />

sickert durch die Humusschicht weiter durch Steine und Sand, oft mehrere Meter tief in<br />

den Erdboden. Trifft das versickerte <strong>Wasser</strong> auf eine undurchlässige Lehm- oder Felsschicht,<br />

fließt es nun an dieser Schicht entlang. An diesen Stellen werden in die Erde<br />

Sickerröhren eingebaut, welche mit vielen kleinen Löchern versehen sind. Damit diese<br />

nicht verstopfen, werden sie in grobe Steine eingebettet.<br />

Das <strong>Wasser</strong> fließt so in die tiefer gelegene Brunnenstube, welche aus zwei Kammern<br />

besteht. In der ersten wird der im Quellwasser mitgeführte Sand abgelagert. In der zweiten<br />

befindet sich ein feines Sieb, das die letzten Feinstoffe zurückbehält. Eine dicke<br />

Röhre leitet das nun klare Quellwasser zum Reservoir, welches in der Regel noch etwas<br />

tiefer liegt.<br />

Quelle: www.trinkwasser.ch<br />

Im neuen Gemeindehaus befindet<br />

sich die PC-Leitzentrale mit der<br />

Visualisierungssoftware P View. Der<br />

Betreiber gewinnt in kürzester Zeit<br />

einen Überblick über die aktuellen<br />

<strong>Wasser</strong>stände in den Reservoirs und<br />

den momentanen <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

der Gemeinde Baltschieder sowie<br />

die Abgabe an das <strong>Wasser</strong>versorgungsnetz<br />

der Gemeinde Visp. Um<br />

eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit<br />

der Anlage sicherzustellen,<br />

wurde ergänzend das Softwaremodul<br />

P View Alarm Multimedia<br />

Lite installiert. Dieses Softwaremodul<br />

leitet auftretende Störungsmeldungen<br />

via SMS oder<br />

E-Mail gemäß eines hinterlegten<br />

Dienstplans an den Brunnenmeister<br />

oder seinen Vertreter weiter.<br />

P View verfügt über einen integrierten<br />

Web Client. Damit kann<br />

komfortabel über das Intranet der<br />

Gemeinde auf das Leitsystem zugegriffen<br />

werden. Die Verbindung zwischen<br />

der Bedienstation im Werkhof<br />

und der Leitzentrale im Gemeindehaus<br />

erfolgt über eine sichere VPN-<br />

Verbindung durch das Internet.<br />

Exakte Erfassung des Zulaufs von der Eggerberger<br />

Quelle mittels Endress+Hauser Promag 50.<br />

© Endress+Hauser<br />

Modernisierung und Erweiterung<br />

der Messtechnik<br />

Im Zuge der Baumaßnahme wurde<br />

durch Endress+Hauser auch die<br />

Sensorik überprüft. Ersetzt wurden<br />

die zwei Niveaumessungen zur Füllstandmessung<br />

der Reservoire. Dort<br />

kommen jetzt zwei Druckmessumformer<br />

vom Typ Waterpilot FMX21<br />

zum Einsatz. Ergänzt wurde eine<br />

Durchflussmessung zur Erfassung<br />

des Zulaufs von der Eggenberger<br />

▶▶<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 123


PRAXIS<br />

Außenstation<br />

Reservoir:<br />

Neuer Steuerschrank<br />

mit<br />

integrierter<br />

Visualisierung.<br />

© Endress+Hauser<br />

Neues Leitsystem<br />

– das Einstiegsbild<br />

bietet<br />

einen<br />

schnellen<br />

Überblick über<br />

Reservoirstände<br />

und<br />

Zu-/Abflüsse.<br />

© Endress+Hauser<br />

gespeichert werden, bilden zukünftig<br />

eine hervorragende Basis für<br />

eine Monats- und Jahresanalyse.<br />

Interview mit Herrn Roger<br />

Jaggi, Projektleiter bei<br />

Endress+Hauser in Reinach<br />

<strong>gwf</strong>: Wie lang war die gesamte Projektdauer<br />

von der Anfrage bis zur<br />

Inbetriebnahme?<br />

Roger Jaggi: Insgesamt dauerte das<br />

Projekt vier Monate. Projektstart<br />

war im Juli 2012, die Inbetriebnahme<br />

fand im Oktober 2012 statt.<br />

<strong>gwf</strong>: Was waren die größten Herausforderungen<br />

des Projekts?<br />

Roger Jaggi: Die drei größten Herausforderungen<br />

waren: Gewährleistung<br />

der Versorgungssicherheit<br />

während der Umbauphase, die<br />

Aktualisierung der vorhandenen<br />

Unterlagen und die Anbindung der<br />

neuen Steuerung an die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Visp.<br />

Quelle zum Turbinenhaus. Hier<br />

wählte man ein magnetisch induktives<br />

Durchflussmessgerät vom Typ<br />

Promag 50W.<br />

Trinkwasserkraftwerk<br />

optimal eingebunden<br />

Eine Besonderheit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Baltschieder ist das Trinkwasserkraftwerk,<br />

das eine Leistung<br />

von 300 kW aufweist und jährlich<br />

1 250 MWh produziert. Die Turbine<br />

des Kraftwerks ist in der Versorgungsleitung<br />

zwischen Quellgebiet<br />

und Reservoir installiert. Das Gefälle<br />

beträgt 580 m. Für die Integration<br />

der Signale der Turbinensteuerung<br />

in das Leitsystem wurde von<br />

Endress+Hauser im bestehenden<br />

Schaltschrank eine Unterstation<br />

eingebaut und in Betrieb genommen.<br />

Für die Gemeinde Baltschieder<br />

ist der Betrieb des Trinkwasserkraftwerks<br />

durchaus lohnend. Für 2010<br />

und 2012 konnte ein Einnahmenüberschuss<br />

verbucht werden.<br />

Sonnige Aussichten für die<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Das neue Leitsystem der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Baltschieder ist installiert<br />

und seit einigen Monaten in Betrieb.<br />

Die <strong>Wasser</strong>gewinnung und der <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />

werden mit dem<br />

neuen System exakt überwacht und<br />

auch zuverlässig dokumentiert und<br />

bilanziert. Damit lässt sich die<br />

Anlage noch effizienter nutzen und<br />

leichter optimieren als bisher. Die<br />

Daten, die jetzt in einer Datenbank<br />

Modernisierte Füllstandmessungen für die Reservoire – bewährte<br />

Druckmessgeräte von Endress+Hauser vom Typ FMX21. © Endress+Hauser<br />

<strong>gwf</strong>: Wie konnte die Versorgungssicherheit<br />

während der Umbauphase<br />

gewährleistet werden?<br />

Roger Jaggi: Während der Umbauphase<br />

wurden Klappen und andere<br />

für einen provisorischen Betrieb<br />

notwendige Komponenten durch<br />

den Betreiber manuell bedient.<br />

<strong>gwf</strong>: Gibt es für das neue Leitsystem<br />

einen Fernwartungszugriff?<br />

Roger Jaggi: Ja.<br />

<strong>gwf</strong>: Wie wurde das neue Leitsystem<br />

vom Betreiber angenommen? Fällt<br />

die Bedienung leicht?<br />

Roger Jaggi: Das System ist intuitiv<br />

zu bedienen, daher konnte die<br />

Schulung sehr kurz gehalten werden.<br />

Auch die Fernbedienung mittels<br />

Smartphone oder Tablet-PC<br />

machte dem Kunden von Anfang an<br />

keine Mühe.<br />

<strong>gwf</strong>: Welche Vorteile hat der Betreiber<br />

mit dem neuen System gegenüber der<br />

vorherigen Lösung?<br />

Roger Jaggi: Dank der neuen Kommunikations-Technologien<br />

hat er<br />

jederzeit von überall her den direk-<br />

Januar 2014<br />

124 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRAXIS<br />

ten Zugriff auf die Anlage und kann<br />

daher sehr schnell und gezielt notwendige<br />

Fernzugriffe vornehmen.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass auf<br />

dem Visualisierungssystem die<br />

gesamte Anlage auf einen Blick<br />

ersichtlich ist. Durch die im Leitsystem<br />

zur Verfügung stehenden Möglichkeiten<br />

können auftretende Verluste<br />

im Versorgungsnetz schnell<br />

entdeckt werden.<br />

Interview mit Herrn German<br />

Walther, Leiter Infrastruktur,<br />

Gemeinde Baltschieder<br />

<strong>gwf</strong>: Welche Vorteile haben Sie mit<br />

dem neuen Leitsystem gegenüber der<br />

bisherigen Lösung?<br />

German Walther: Das neue Leitsystem<br />

ist technologisch auf dem aktuellen<br />

Stand, es bietet offene, standardisierte<br />

Schnittstellen und nutzt<br />

die Möglichkeiten der Internettechnologien.<br />

Wir erhalten jetzt alle<br />

Informationen des Leitsystems auch<br />

auf dem iPad und auf dem Smartphone.<br />

Störmeldungen werden im<br />

Gegensatz zu früher spezifisch<br />

übermittelt. Damit lässt sich die<br />

Situation immer präzise einschätzen<br />

und wir können schnell und<br />

gezielt reagieren. Das spart Zeit und<br />

erhöht die Versorgungssicherheit.<br />

Durch die zur Verfügung stehenden<br />

Tages-, Monats- und Jahresberichte<br />

vereinfacht sich unsere monatliche<br />

Abrechnung mit der Gemeinde Visp<br />

deutlich. Parallel zu den automatisch<br />

übertragenen Zählwerten für<br />

die Abgabe von Trinkwasser lesen<br />

wir die <strong>Wasser</strong>zähler zur Verifikation<br />

der Ergebnisse einmal pro Monat<br />

manuell ab.<br />

Kontakt:<br />

Endress+Hauser,<br />

Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />

Colmarer Strasse 6,<br />

D-79576 Weil am Rhein,<br />

Tel. (07621) 9 75 01,<br />

Fax (07621) 97 55 55,<br />

E-Mail: info@de.endress.com,<br />

www.de.endress.com<br />

Dufte Lösung: <strong>Abwasser</strong> aus der<br />

Geruchsstoffproduktion aufbereiten<br />

Ob in Lebensmitteln und<br />

Getränken, in Kosmetikprodukten,<br />

Reinigungsmitteln oder<br />

Parfümen – die Produkte von International<br />

Flavors & Fragrances (IFF)<br />

begegnen Verbrauchern überall.<br />

Das Unternehmen mit Hauptsitz in<br />

New York ist einer der weltweit führenden<br />

Hersteller von Duft- und<br />

Aromastoffen für industrielle Kunden.<br />

Zur Herstellung der Produkte<br />

setzt IFF viele verschiedene Grundsubstanzen<br />

ein, beispielsweise<br />

hochkonzentrierte Öle. Werden die<br />

Edelstahl-Tanks und -Rohrleitungen<br />

nach der Produktion gereinigt,<br />

gelangt ein Rest dieser Substanzen<br />

ins <strong>Abwasser</strong> – was auch deutlich<br />

am Geruch zu erkennen ist. Daher<br />

muss dieses Gemisch zunächst aufbereitet<br />

werden, bevor es in die<br />

öffentliche Kanalisation eingeleitet<br />

werden darf. Andernfalls werden<br />

die gesetzlichen Grenzwerte verfehlt<br />

und es drohen Starkverschmutzerzuschläge.<br />

Für die Aufbereitung<br />

setzte IFF in der Duftstoffe-<br />

Sind sehr zufrieden mit der installierten EnviModul Technik zur<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung, Hans Ides, Senior Advisor & Support Ingenieur<br />

Fragrance Operations und Rob de Hoog, Projekt Ingenieur von IFF und<br />

Sicco Hilarius, Sales, Manager Benelux bei Envirochemie (v. l.).<br />

Produktion am Standort Tilburg in<br />

den Niederlanden einige Jahre lang<br />

auf eine Kombination aus einem Öl-<br />

Abscheider und einer Aktiv-Kohle-<br />

Anlage. „Aber die Betriebskosten<br />

waren sehr hoch“, sagt Rob de<br />

Hoog, Projekt-Ingenieur bei IFF.<br />

„Deshalb haben wir eine neue,<br />

günstigere Komplettlösung ge -<br />

sucht, mit der wir bestimmte orga-<br />

▶▶<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 125


PRAXIS<br />

nische Stoffe eliminieren, die nicht<br />

mit eingeleitet werden dürfen, und<br />

gleichzeitig die Fracht an chemischem<br />

Sauerstoffbedarf (CSB) um<br />

rund 70 % senken können.“<br />

Kompakt in einem EnviModul installierte <strong>Abwasser</strong>behandlungstechnik.<br />

Daten zum Projekt<br />

Anwendung: Herstellung von Duft- und Aromastoffen<br />

<strong>Abwasser</strong>menge: 150 m³/Tag (maximal<br />

70 m³/Stunde)<br />

Einleitung: Indirekteinleitung<br />

Ziele: organische Stoffe eliminieren, CSB-Fracht<br />

um 70 % reduzieren<br />

Anlagentechnik: ein EnviModul mit den Hauptkomponenten<br />

Flotation Flomar HF 20, Ölabscheider<br />

Typ HAB, Puffertank<br />

EnviModul – ein flexibles System<br />

EnviModul Systemlösungen sind modular zusammengesetzte Anlagen<br />

zur industriellen <strong>Wasser</strong>aufbereitung, Vorbehandlung und<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung. Sie lassen sich schneller, flexibler und günstiger<br />

realisieren als klassische Anlagenlösungen. Zudem sind sie<br />

erweiterbar und können an andere Standorte versetzt werden.<br />

Vorteile<br />

• Alles aus einer Hand: EnviModul bietet eine Komplettlösung für<br />

den gesamten Aufbereitungsprozess.<br />

• Schnell aufgestellt: Module werden in Rossdorf werksgefertigt<br />

und vor Ort montiert.<br />

• Kostensparend: Kein Gebäude zur Unterbringung notwendig.<br />

• Individuell: Modul ist auf die Kundenanforderungen angepasst.<br />

• Flexibel: Anlage kann leicht erweitert und an einen anderen<br />

Standort versetzt werden.<br />

• Made in Germany: Planung und Qualitätsproduktion komplett in<br />

Rossdorf.<br />

Ein flexibles Baukastensystem<br />

brachte die Lösung<br />

Die Wahl fiel auf ein EnviModul von<br />

Envirochemie. „Dabei handelt es<br />

sich um ein flexibles Baukastensystem<br />

für die dezentrale Behandlung<br />

von Prozess- und <strong>Abwasser</strong>, das wir<br />

auf die jeweiligen Ansprüche des<br />

Kunden anpassen“, sagt Sicco Hilarius,<br />

Sales Manager bei Envirochemie<br />

in den Niederlanden. Für IFF<br />

besteht es aus einem Ölabscheider<br />

des Typs HAB und der Flotationsanlage<br />

Flomar HF 20. Die Elemente<br />

sind in einem 12 m langen Stahl-<br />

Container untergebracht. Der Vorteil:<br />

Es muss kein eigenes Gebäude<br />

für die <strong>Abwasser</strong>behandlung ge -<br />

baut werden. Das System ist äußerst<br />

flexibel, so kann die Kapazität leicht<br />

durch zusätzliche Module erweitert<br />

werden und – falls notwendig –<br />

lässt sich der Container auch problemlos<br />

an einen anderen Standort<br />

versetzen. „Das waren für uns ebenfalls<br />

wichtige Aspekte, weil wir nicht<br />

viel Platz auf unserem Gelände<br />

haben und nicht wissen, ob und<br />

wann wir unsere Produktion ausbauen.<br />

Mit EnviModul bleiben wir<br />

flexibel – wenn nötig, können wir<br />

die <strong>Wasser</strong>aufbereitung einfach an<br />

einem anderen Ort platzieren“, so<br />

de Hoog.<br />

Die richtige Kombination<br />

Gefertigt und von IFF für den<br />

Betrieb abgenommen wurde die<br />

EnviModul-Anlage komplett in<br />

Rossdorf. Seit Juni 2013 ist sie in Tilburg<br />

in der Duftstoffe-Produktion<br />

im Einsatz. Bis zu 150 m³ <strong>Abwasser</strong><br />

fallen dort pro Tag an. Weil aber der<br />

<strong>Abwasser</strong>zufluss und dessen<br />

Zusammensetzung nicht kontinuierlich<br />

sind, sondern in Reinigungszeiten<br />

auf bis zu 70 m³ pro Stunde<br />

steigen kann, ist der eigentlichen<br />

Aufbereitung ein 50 m³ großer Puffertank<br />

vorgelagert. „Darin wird das<br />

<strong>Abwasser</strong> zunächst gesammelt. So<br />

stellen wir sicher, dass der Zufluss<br />

zur Anlage möglichst gleichmäßig<br />

ist – sowohl im Hinblick auf die<br />

Menge als auch auf den Anteil der<br />

Inhaltsstoffe“, erläutert Hilarius. Aus<br />

dem Puffertank fließt das <strong>Abwasser</strong><br />

in den Ölabscheider. Darin steigen<br />

die Öle durch den Dichteunterschied<br />

an die Oberfläche und werden<br />

abgeskimmt und dann gesammelt.<br />

Das vorgereinigte <strong>Abwasser</strong><br />

wird danach in das Hochleistungsflotationsverfahren<br />

eingeleitet. Da -<br />

bei fügt die Anlage dem <strong>Abwasser</strong><br />

computergesteuert sogenannte<br />

Flockungshilfsmittel hinzu, die die<br />

Verunreinigung zu Flocken binden.<br />

Diese werden dann mit Mikroblasen<br />

an die Oberfläche flotiert und entfernt.<br />

Danach kann IFF das <strong>Abwasser</strong><br />

in den Kanal zur kommunalen<br />

Kläranlage einleiten – völlig ge -<br />

ruchslos.<br />

Anlage ist ausbaufähig<br />

Künftig könnte IFF die Anlage weiter<br />

ausbauen. So testet das Unternehmen<br />

derzeit ein weiteres Envi-<br />

Modul, mit dem die Kosten für die<br />

Entsorgung des Schlamms, der bei<br />

der <strong>Wasser</strong>aufbereitung entsteht,<br />

um rund 80 % sinken könnten.<br />

Kontakt:<br />

EnviroChemie GmbH,<br />

Jutta Quaiser,<br />

In den Leppsteinswiesen 9,<br />

D-64380 Rossdorf,<br />

Tel. (06154) 6998 72,<br />

E-Mail: jutta.quaiser@envirochemie.com,<br />

www.envirochemie.com<br />

Januar 2014<br />

126 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


PRODUKTE UND VERFAHREN<br />

Neues kostenloses Planungstool für die Planer<br />

von <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

„sera PLATO app“ für die schnelle Auslegung von Dosieranlagen für Fällmittel<br />

Mit der kostenlosen „sera PLATO<br />

app“ bietet sera allen technischen<br />

Verantwortlichen und Planern<br />

von industriellen und kommunalen<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

ein einfaches und plattformunabhängiges<br />

Werkzeug für die<br />

Konfiguration von Dosieranlagen<br />

für Fällmittel, wie z. B. Eisen- und<br />

Aluminiumsalze, an. Dank der intuitiven<br />

Benutzerführung mit umfangreichen<br />

Hilfestellungen können<br />

Nutzer der rein webbasierten Applikation,<br />

mit wenigen Mausklicks zur<br />

perfekten Dosierlösung für ihren<br />

individuellen Anwendungsfall finden.<br />

In einer animierten, grafischen<br />

Darstellung sieht der Nutzer genau,<br />

wie sich Änderungen an der Konfiguration<br />

der Dosieranlage, z. B. bei<br />

der Dosierüberwachung, direkt auf<br />

den Aufbau der Anlage auswirken.<br />

Für die fertig konfigurierte Dosieranlage<br />

kann zudem ein passender<br />

Ausschreibungstext samt R&I-<br />

Schema generiert und dieser im<br />

Anschluss gespeichert, ausgedruckt<br />

oder in diverse Formate wie GAEB,<br />

PDF oder Word exportiert werden.<br />

Konfigurierte Anlagen lassen sich in<br />

einem vom Nutzer selbst angelegten<br />

und ihm zugeordneten Projektordner<br />

speichern und zu einem späteren<br />

Zeitpunkt wieder aufrufen.<br />

Die kostenlose „sera PLATO app“<br />

ist unter der eigenen Web-Adresse<br />

www.sera-plato.de oder auf der<br />

Homepage der sera Unternehmensgruppe<br />

zu finden.<br />

Kontakt:<br />

sera ProDos GmbH,<br />

Sascha Attendorn,<br />

sera-Straße 1,<br />

D-34376 Immenhausen,<br />

Tel. (05673) 999-1810,<br />

Fax (05673) 999-1811,<br />

E-Mail: s.attendorn@sera-web.com,<br />

www.sera-web.com<br />

Die „sera PLATO app“<br />

für die einfache Auslegung<br />

von Dosieranlagen<br />

für Fällmittel.<br />

HART – einmal ganz anders<br />

RIA15 zeigt bis zu vier Messwerte eines Sensors über HART an<br />

Messgeräte enthalten immer<br />

mehr Informationen, aber<br />

nicht jeder erzeugte Messwert kann<br />

als Stromsignal ausgegeben werden.<br />

Der HART-Anzeiger bietet<br />

durch die Darstellung von bis zu<br />

vier Messwerten eines Sensors völlig<br />

neue Möglichkeiten. Zum Beispiel<br />

lassen sich bei einem Durchfluss-Messgerät<br />

der Massedurchfluss,<br />

der Summenzähler 1, die<br />

Dichte sowie die Temperatur anzeigen.<br />

So werden alle prozessrelevanten<br />

Daten sichtbar. Die Prozesswerte<br />

sind besser im Blick und eine<br />

effektive Sensor-Diagnose-Funktion<br />

ist möglich.<br />

Der Anzeiger ist in vielen Applikationen<br />

einfach zu integrieren, da<br />

er einen Spannungsfall kleiner 1 V<br />

besitzt. Zur besseren Ablesbarkeit<br />

kann eine Hinterleuchtung über<br />

Verdrahtung aktiviert werden,<br />

der Spannungsfall ist dann kleiner<br />

3,9 V.<br />

Die Messwertanzeige erfolgt<br />

mittels fünfstelligem Siebensegment-Lc-Display.<br />

Die Ziffernhöhe ist<br />

mit 17 mm sehr gut lesbar. Zusätzlich<br />

lässt sich die Einheit und die<br />

TAG-Nr. darstellen.<br />

Der RIA15 ist mit internationalen<br />

Zulassungen für den EX-Bereich<br />

erhältlich und kann in SIL-Kreisen<br />

eingesetzt werden, da eine Rückwirkungsfreiheit<br />

auf den Sicherheitskreis<br />

gewährleistet ist.<br />

Durch die Schutzart IP67 beim<br />

Feldgehäuse sowie IP65 beim<br />

Schalttafelgerät ist der RIA15 für<br />

Einsätze selbst in rauen Umgebungen<br />

geeignet.<br />

Kontakt:<br />

Endress+Hauser,<br />

Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />

Colmarer Strasse 6,<br />

D-79576 Weil am Rhein,<br />

Tel. (07621) 9 75 01,<br />

Fax (07621) 97 55 55,<br />

E-Mail: info@de.endress.com,<br />

www.de.endress.com<br />

Der HART-<br />

Anzeiger<br />

RIA15 ist selbst<br />

in rauer<br />

Um gebung einsetzbar.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 127


Das führende Fachorgan<br />

für das <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>fach<br />

Mit der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> informieren Sie sich gezielt zu<br />

allen wichtigen Fragen rund um die <strong>Wasser</strong> versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />

Jedes zweite Heft mit Sonderteil R+S Recht und Steuern<br />

im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach.<br />

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<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 Deutscher 931 Industrieverlag / 4170-494 GmbH | Arnulfstr. oder 124 abtrennen | 80636 München und im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich möchte <strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> regelmäßig lesen und im ersten Bezugsjahr 25 % sparen.<br />

Bitte schicken Sie mir das Fachmagazin für zunächst ein Jahr (11 Ausgaben)<br />

als Heft für € 270,- zzgl. Versand<br />

(Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-).<br />

als ePaper (Einzellizenz) für € 270,-<br />

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inkl. Versand (Deutschland) / € 386,- (Ausland).<br />

Für Schüler / Studenten (gegen Nachweis) zum Vorzugspreis<br />

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(Deutschland) / € 210,50 (Ausland).<br />

Alle Preise sind Jahrespreise und verstehen sich inklusive Mehrwertsteuer. Nur wenn ich nicht bis 8 Wochen<br />

vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug zu regulären Konditionen um ein Jahr.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

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Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Leserservice <strong>gwf</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche / Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur<br />

Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />

9161, 97091 Würzburg.<br />

✘<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

PAGWFW2014<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden,<br />

dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Impressum<br />

INFORMATION<br />

Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />

<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />

Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />

<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />

Organschaften:<br />

Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />

Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />

des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />

der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />

(figawa),<br />

der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />

Abfall e. V.<br />

der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />

des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />

Österreich,<br />

der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />

der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />

der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />

Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />

Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />

Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />

Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />

Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />

Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />

Thyssengas GmbH, Dortmund<br />

Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />

Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />

Clausthal-Zellerfeld<br />

Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />

Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />

BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />

Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />

Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />

Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />

Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />

Redaktion:<br />

Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />

Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />

Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />

Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />

Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />

Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />

beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />

Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />

München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />

Abfall technik, Neubiberg<br />

Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />

Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />

Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />

Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />

Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />

Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />

Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />

Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />

<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />

Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />

Dahlwitz-Hoppegarten<br />

Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />

<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />

Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />

Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />

der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />

RA Beate Zimmermann, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />

Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />

80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Spoerel, im Verlag,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />

Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />

E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />

(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />

„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />

Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />

Jahresabonnementpreis:<br />

Print: 360,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

ePaper: 360,– €<br />

Einzelheft Print: 39,– €<br />

Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />

Einzelheft ePaper: 39,– €<br />

Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />

Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />

DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />

strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />

der Meinung der Redaktion.<br />

Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />

Printed in Germany<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124, 80636 München.<br />

Alleiniger Gesellschafter des Verlages ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />

Januar 2014<br />

<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 129


INFORMATION Termine<br />

##<br />

Qualitätssicherung bei grabenlosen Kanalsanierungsverfahren (Seminar-Nr. 33131.00.012)<br />

29.–30.01.2014, Ostfildern<br />

Technische Akademie Esslingen e. V., An der Akademie 5, 73760 Ostfildern, Tel. (0711) 34008-0, Fax (0711) 34008-27,<br />

E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />

##<br />

Strukturen schaffen und vereinheitlichen – Tagung zu Entwicklungspotenzialen mit GIS und GDI<br />

04.–05.02.2014, Fulda<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, Fax (02242) 872-135, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />

##<br />

28. Oldenburger Rohrleitungsforum – Rohrleitungen als Teil von Hybridnetzen – unverzichtbar im<br />

Energiemix der Zukunft<br />

06.–07.02.2014, Oldenburg<br />

Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V., Ofener Straße 18, 26121 Oldenburg,<br />

Tel. (0441) 361039-0, Fax (0441) 361039-10, E-Mail: info@iro-online.de, www.iro-online.de<br />

##<br />

E-world energy & water – Internationale Fachmesse und Kongress<br />

11.–13.02.2014, Essen<br />

www.e-world-essen.com<br />

##<br />

Kanalnetze – Fit für die Zukunft<br />

12.–13.02.2014, Kassel<br />

Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V. (VSB), Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover,<br />

Tel. (0511) 848699-55, Fax (0511) 848666-54, E-Mail: info@sanierungs-berater.de, www.sanierungs-berater.de<br />

##<br />

GeoTHERM – Geothermie – expo & congress<br />

20.–21.02.2014, Offenburg<br />

www.geotherm-offenburg.de<br />

##<br />

Betrieb von Kanalnetzen (Seminar-Nr. 34079 00 003)<br />

20.–21.02.2014, Ostfildern<br />

Technische Akademie Esslingen e. V., Patrizia Zink, An der Akademie 5, 73760 Ostfildern,<br />

Tel. (0711) 34008-99, Fax (0711) 34008-27, E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />

##<br />

Mikrotunnelbau, Rohrvortrieb und HDD (Seminar-Nr. 32363 00 011)<br />

21.02.2014, Ostfildern<br />

Technische Akademie Esslingen e. V., Patrizia Zink, An der Akademie 5, 73760 Ostfildern,<br />

Tel. (0711) 34008-99, Fax (0 711) 34008-27, E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />

##<br />

14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage<br />

25.–26.02.2014, Göttingen<br />

IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG, Wehdenweg 122, 24148 Kiel,<br />

Tel. (0431) 7270-0, Fax (0431) 7270-270, E-Mail: info@ibak.de, www.ibak.de<br />

##<br />

Investitionen, Zinsen und Kommunalkredit<br />

05.–06.03.2014, Hamburg<br />

DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Belinda Höcherl, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />

53773 Hennef, Tel. (02242) 872-206, Fax (02242) 872-135, E-Mail: hoecherl@dwa.de, www.dwa.de<br />

##<br />

47. ESSENER TAGUNG für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft<br />

19.–21.03.2014, Essen<br />

Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Siedlungsabfallwirtschaft der RWTH Aachen, Dr. Verena Kölling,<br />

Tel. (0241) 80-25214, Fax (0241) 80-22970, E-Mail: et@isa.rwth-aachen.de, www.essenertagung.de<br />

# # analytica 2014 – Internationale Fachmesse für Instrumentelle Analytik, Labortechnik und<br />

Biotechnologie mit analytica Conference<br />

01.–04.04.2014, München<br />

Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Tel. (089) 949-20720, Fax (089) 949-20729,<br />

E-Mail: info@messe-muenchen.de, www.messe-muenchen.de<br />

Januar 2014<br />

130 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>


Einkaufsberater<br />

www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />

Ansprechpartnerin für den<br />

Eintrag Ihres Unternehmens<br />

Inge Spoerel<br />

Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />

Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

spoerel@di-verlag.de<br />

Die technisch-wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

und <strong>Abwasser</strong>behandlung


2014<br />

Einkaufsberater<br />

Armaturen<br />

Absperrarmaturen<br />

Be- und Entlüftungsrohre<br />

Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie


2014<br />

Brunnenservice<br />

Einkaufsberater<br />

Korrosionsschutz<br />

Aktiver Korrosionsschutz<br />

Passiver Korrosionsschutz<br />

Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung von<br />

Inge Spoerel<br />

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Fax 089 2035366-99<br />

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<strong>Wasser</strong><br />

<strong>Abwasser</strong>


2014<br />

Einkaufsberater<br />

Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />

Rohrleitungen<br />

Kunststoffschweißtechnik<br />

Schachtabdeckungen<br />

Smart Metering


2014<br />

<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />

Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />

<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />

<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />

Einkaufsberater<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />

Rohrdurchführungen<br />

Sonderbauwerke<br />

Öffentliche Ausschreibungen


Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />

Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />

Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />

• Beratung<br />

• Planung<br />

• Bauüberwachung<br />

• Betreuung<br />

• Projektmanagement<br />

Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />

Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />

30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />

www.ibcjd.de Projektleitung<br />

+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />

<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />

UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />

www.unger-ingenieure.de<br />

Beratende Ingenieure für:<br />

<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />

Aufbereitung<br />

<strong>Wasser</strong>verteilung<br />

Telefon 0511/284690<br />

Telefax 0511/813786<br />

30159 Hannover<br />

Kurt-Schumacher-Str. 32<br />

• Beratung<br />

• Gutachten<br />

• Planung<br />

• Bauleitung<br />

info@scheffel-planung.de<br />

www.scheffel-planung.de<br />

DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />

Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />

ISO 9001<br />

ISO 14001<br />

SCC p<br />

BS OHSAS 18001<br />

FPAL<br />

GW 11<br />

GW 301<br />

• G1: st, ge, pe<br />

• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />

GW 302<br />

• GN2: B<br />

FW 601<br />

• FW 1: st, ku<br />

G 468-1<br />

G 493-1<br />

G 493-2<br />

W 120<br />

WHG<br />

AD 2000 HP 0<br />

ISO 3834-2<br />

DIN 18800-7 Klasse E<br />

DIN EN 1090<br />

DIN EN ISO 17660-1<br />

Ö Norm M 7812-1<br />

TRG 765<br />

MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />

Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />

Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />

mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />

www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />

heruntergeladen werden.<br />

Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20131014.indd 1 21.11.2013 15:15:49


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Firma<br />

Seite<br />

14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage, Techn. Akadiemie Hannover, 30163 Hannover 63<br />

27. Lindauer Seminar 2014, jt-elektronik gmbh, 88131 Lindau Beilage<br />

Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, 45342 Essen 29<br />

Asia Water 2014, 50450 Kuala Lumpur, Malaysia<br />

4. Umschlagseite<br />

Diehl Metering Hydrometer GmbH, 91522 Ansbach 27<br />

Diringer & Scheidel Rohrsanierung GmbH & Co. KG, 68199 Mannheim 17<br />

Doyma GmbH & Co, 28876 Oyten 11<br />

Elomat Anlagenbau <strong>Wasser</strong>technik GmbH, 77880 Sasbach 29<br />

Ing. Büro Fischer-Uhrig, 14052 Berlin 17<br />

Güteschutz Kanalbau e.V. 53604 Bad Honnef 13<br />

Huber SE, 92334 Berching 5<br />

ICWRE 2014, International Confernece, Antalya Turkey 55<br />

Klinger GmbH, 65503 Idstein 23<br />

KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, 41564 Kaarst 61<br />

PLASSON GmbH, 46485 Wesel<br />

Titelseite<br />

resinovation GmbH, 76761 Rülzheim 15<br />

wat 2014 ,DVGW,Deutscher Verein des Gas-und <strong>Wasser</strong>faches e.V.,53123 Bonn 2. Umschlagseite<br />

Einkaufsberater / Fachmarkt 131–136<br />

3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2014<br />

Ausgabe Februar 2014 März 2014 April 2014<br />

Erscheinungstermin:<br />

Anzeigenschluss:<br />

Themenschwerpunkt<br />

Fachmessen/<br />

Fachtagungen/<br />

Veranstaltung<br />

(mit erhöhter Auflage<br />

und zusätzlicher<br />

Verbreitung)<br />

Änderungen vorbehalten<br />

18.02.2014<br />

29.01.2014<br />

Brunnenbau – Tiefbau – Kanalbau<br />

Fördern ∙ Verteilen ∙ Ableiten<br />

• Brunnen: Regenerierung und Sanierung<br />

• Kanalbautechnik<br />

• Instandhaltung und Monitoring<br />

• Schacht- und Rohrmaterialien<br />

• Korrosionsschutz<br />

• Bohrtechnik<br />

• Geothermie<br />

• Maschinen, Geräte, Fahrzeuge<br />

GeoTHERM – expo & congress,<br />

Offenburg – 20.02.-21.02.2014<br />

14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage,<br />

Göttingen – 25.02.-26.02.2014<br />

14.03.2014<br />

24.02.2014<br />

<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />

Produkte und Verfahren<br />

• Hochbelastete Abwässer<br />

• Mechanische Reinigung<br />

• Biologische Stufe, Belebtschlammverfahren,Nitrifikation,<br />

Denitrifikation<br />

• Chemische Verfahren<br />

• Membrantechnik<br />

• Klärschlammbehandlung<br />

SMAGUA Intern. <strong>Wasser</strong>fachmesse,<br />

mit Umweltmesse,<br />

Zaragoza (Spanien) - 04.03.-07.03.2014<br />

47. Essener Tagung für <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft,<br />

Essen – 19.03.-21.03.2014<br />

Analytica,<br />

München – 01.04.-04.04.2014<br />

rbv-Jahrestagung,<br />

Münster – 03.04.-05.04.2014<br />

Tube – Intern. Rohrfachmesse,<br />

Düsseldorf – 07.04.-11.04.2014<br />

Hannover Messe,<br />

Hannover – 07.04.-11.04.2014<br />

22.04.2014<br />

31.03.2014<br />

Messe-Special IFAT 2014<br />

Water Sofia – Fachmesse für <strong>Wasser</strong>,<br />

<strong>Abwasser</strong> und Infrastruktur der<br />

Leitungsnetze,<br />

Sofia (Bulgarien) – 28.05.-30.05.2014<br />

IFAT,<br />

München – 05.05.-09.05.2014<br />

10. Internationale Geothermiekonferenz,<br />

Freiburg – 14.05.-16.05.2014

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