gwf Wasser/Abwasser gwf Wasser/Abwasser (Vorschau)
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1/2014<br />
Jahrgang 155<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
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wat 2014<br />
29 – 30. September 2014<br />
in Karlsruhe<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
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STANDPUNKT<br />
Von Rohren und dem langen Leben<br />
Dass für die Durchführung des Ver- und<br />
Entsorgungsauftrages in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
einwandfreie Rohrnetze förderlich<br />
sind, hat sich herumgesprochen. Für<br />
die qualitativ den Anforderungen entsprechende<br />
Lieferung von Trinkwasser in ge -<br />
wünschter Menge und zu jeder Zeit ist ein<br />
intaktes Versorgungsnetz eine gute Voraussetzung.<br />
Dieses – zur Erfüllung des zentralen<br />
Versorgungsauftrages notwendige – intakte<br />
Netz vorzuhalten, erfordert eine möglichst<br />
zutreffend den Zustand des Netzes beschreibende<br />
Informationssystematik. In vielen<br />
Unternehmen hat sich aus dieser Erkenntnis<br />
heraus eine ähnliche, zum Teil nur in Nuancen<br />
unterschiedliche sogenannte zustandsorientierte<br />
Instandhaltungsstrategie entwickelt.<br />
Diese soll – neben dem beschriebenen technischen<br />
Auftrag – den optimierten Verbrauch<br />
der knappen Investitionsmittel sicherstellen.<br />
So weit, so gut. Nun ist es allerdings so,<br />
dass die Information über den Zustand des<br />
Netzes nur so gut sein kann, wie die Datenbasis<br />
es zulässt. Und da es sich in nahezu allen<br />
Fällen um nicht sichtbare (weil unterirdische)<br />
Rohrleitungen handelt, sind diese Daten oftmals<br />
nur mit nennenswertem Aufwand zu<br />
beschaffen. Und hier liegt die Crux. Ein System<br />
produziert auch Ergebnisse auf dünner oder<br />
gar unzureichender Datenbasis. Unternehmensverantwortliche<br />
sind damit zunächst<br />
zufrieden gestellt. Dass diese Resultate mangelhaft<br />
sind und deshalb gar falsche Entscheidungen<br />
getroffen werden, weil die wenigen<br />
Daten nicht ein Spiegel der Realität sind, wird<br />
erst spät – wenn überhaupt jemals – klar. Es ist<br />
ergo unstreitig, dass ohne hinreichende<br />
Datenbasis zur Erkennung von realen Systemzuständen<br />
jede Prognose zur Lotterie wird.<br />
Da der Zustand eines Netzes entscheidend<br />
vom Material des Rohres beeinflusst wird, sind<br />
hier insbesondere Versorgungsunternehmen<br />
gefragt, die in ihrem Netz viele unterschiedliche<br />
Materialien eingebaut haben. Es muss<br />
somit für jedes Material jede Chance genutzt<br />
werden, belastbare Zahlen und Daten zu<br />
gewinnen. Tut man das nicht, ist die Wahrscheinlichkeit<br />
groß auf falscher Grundlage<br />
Unternehmensentscheidungen zu treffen.<br />
Letztlich gefährdet man mit diesem Vorgehen<br />
auch die Akzeptanz einer Unterhaltungsstrategie.<br />
Besonders interessant werden diese<br />
Fragen, wenn die Rohrmaterialen das Alter<br />
der beim Einbau prognostizierten Lebensdauer<br />
erreichen, einen Zeitpunkt also, zu dem<br />
das systematische Netzversagen nicht überraschen<br />
dürfte. Kein Unternehmen kann es<br />
sich leisten, diese Zeiten zu überschreiten,<br />
gefährdet man doch so wissentlich den Versorgungsauftrag.<br />
Nun sind zum Glück die eingebauten<br />
Materialen oft besser als die Versprechen von<br />
damals. Sie halten in der Regel länger als prognostiziert.<br />
Dennoch darf die Frage gestellt<br />
werden, wieviel (Rest-)Lebensdauer steckt<br />
noch im Rohrmaterial? Hier etwas mehr Licht<br />
ins Dunkel zu bringen ist einiges an Untersuchungen<br />
wert. Es muss hinreichend Geld in<br />
die Hand genommen werden, bedenkt man<br />
die Folgen falscher unternehmerischer Entscheidungen.<br />
Dass darüber natürlich auch<br />
heftig diskutiert, gestritten werden kann, ist<br />
mindestens eben so sicher. Und das wollen<br />
wir auch 2014 tun, gerne auf dem am 6. und 7.<br />
Februar statt findenden Oldenburger Rohrleitungsforum.<br />
Hätten Sie nicht Lust zu kommen?<br />
Informieren Sie sich unter www.iroonline.de.<br />
Ich freue mich auf Sie.<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener<br />
iro (Institut für Rohrleitungsbau) an der<br />
Fachhochschule in Oldenburg<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1
INHALT<br />
In Studien wurde belegt, dass durch den stofflichen Einsatz beim Fracking<br />
Umweltrisiken entstehen können. Ab Seite 72<br />
Glaskugeln können aufgrund ihrer Materialeigenschaften<br />
die Leistung von Trinkwasserbrunnen verbessern.<br />
Ab Seite 84<br />
Fachberichte<br />
Grundwasserschutz<br />
72 A. Bergmann und H.G. Meiners<br />
Risiken der Fracking-Technologie<br />
für das Grundwasser und die<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Risks of Fracking Technology for Groundwater<br />
and Drinking Water Supply<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
84 Ch. Treskatis, L. Tholen und R. Klaus<br />
Ergebnisse experimenteller<br />
Vergleichsuntersuchungen mit<br />
Glaskugeln und Filterkiesen<br />
in Trinkwasserbrunnen<br />
Results of Field and Laboratory Experiments with<br />
Glass Beads and Gravel Material in Water Wells<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
96 St. Geyler, N. Badtke und E. Gawel<br />
Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />
im Siedlungsbestand –<br />
Teil 1: Ziele, Optionen und Herausforderungen<br />
Sustainable Rainwater Management in Existing<br />
Settlements – Part 1: Objectives, Options and<br />
Challenges<br />
Politik<br />
104 G. Stoll<br />
Perspektiven für die wassertechnische<br />
Normung und Zertifizierung<br />
im Europäischen Binnenmarkt<br />
Diskussion<br />
110 W. Merkel<br />
<strong>Wasser</strong>preise: Wieweit haben sich<br />
die Kartellämter vom Verbraucherinteresse<br />
entfernt? – Diskussion<br />
zum Beitrag Hermann Daiber,<br />
Heft 9 (2013), S. 974–981<br />
Tagungsbericht<br />
112 K. Kern und E. Gawel<br />
Neuordnung der <strong>Abwasser</strong>abgabe –<br />
Tagung am Helmholtz-Zentrum für<br />
Umweltforschung – UFZ am<br />
11. November 2013 in Leipzig<br />
116 G. Arndt<br />
Magdeburger <strong>Abwasser</strong>tage –<br />
24. Symposium der HACH LANGE<br />
GmbH<br />
Januar 2014<br />
2 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
INHALT<br />
© Carola Langen/pixelio.de<br />
Untersuchung wichtiger kommunaler Steuerungsinstitutionen<br />
der Regenwasserbewirtschaftung<br />
im Siedlungsbestand. Ab Seite 96<br />
UFZ-Tagungsbericht über die Neuordnung der <strong>Abwasser</strong>abgabe.<br />
Ab Seite 112<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
49 Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />
im Visier<br />
Aktuelle Forschungsvorhaben und<br />
Ergebnisse<br />
Fokus<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
6 Wettbewerbsfähig durch Qualifikation –<br />
Gütezeicheninhaber nutzen überbetriebliche<br />
Fortbildung des Güteschutz Kanalbau<br />
8 Tipp für Planer und Handwerker:<br />
Erst die <strong>Abwasser</strong>leitungen prüfen<br />
10 Innovative Neuheiten erleben – REHAU<br />
rückt auf der Messe die Kanalschachtfamilie<br />
AWASCHACHT und die neue universelle<br />
Rohrkupplung AWADUKT FLEX CONNECT<br />
in den Fokus<br />
11 Neue Plombierschelle – praxisgerechte<br />
und wirtschaftliche Lösung<br />
12 Supersegmentringtechnik –<br />
Rohre.Sicher.Dicht.<br />
14 Wartung des Rohrnetzes der SW Oberursel<br />
mit robusten Tablet PCs<br />
17 Neue Generation von Schmutzmantelrohren<br />
18 Eine Qualitätsplakette, die mehr ist als ein<br />
Logo – Qualitätssicherung beim Einbau von<br />
Harz8<br />
20 HS®-Kanalrohrsystem überzeugt in<br />
Wildenbörten – Erneuerung eines Mischwasserkanals<br />
22 Technik fit fürs Gelände: Sanierung einer<br />
Druckrohrleitung im Vinschgau<br />
25 Licht-Liner in Landau: Sanierung eines<br />
Eiprofils 1350/900<br />
28 Neue Möglichkeiten für die Behandlung<br />
von Straßenabläufen<br />
30 Versorgung eines Nahwärmenetzes mit<br />
Wärme aus <strong>Abwasser</strong><br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
32 Ergebnisse der Vergleichsstudie für die<br />
Interessenbekundung Augsburgs zur Aufnahme<br />
auf die UNESCO-Welterbeliste<br />
erschien als Buch<br />
34 Nitratbelastungen in der Landwirtschaft<br />
endlich wirksam reduzieren – BDEW-Positionspapier<br />
zu Biogaserzeugung und<br />
Gewässerschutz zeigt Lösungsansätze auf<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 3
INHALT<br />
Im Fokus: Neue Produkte und Lösungen auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
2014. Ab Seite 6<br />
Netzwerk Wissen: Klärschlammaufbereitung und<br />
Phosphorrückgewinnung im Visier. Ab Seite 49<br />
38 ATT-Positionspapier – Zielkonflikte bei<br />
gleichzeitiger Nutzung von Trinkwassertalsperren<br />
als Pumpspeicherbecken<br />
40 VKU verleiht Innovationspreise – Kommunale<br />
Unternehmen sind innovativ und<br />
zukunftsweisend<br />
41 Legionellen-Schnelltest – Masterarbeit<br />
erhält Nachwuchsforscherpreis des Innovationsverbandes<br />
VIU<br />
42 nANO meets water V: sauberes Trinkwasser<br />
mit Nanotechnologie<br />
44 450 Millionen Euro für den Emscher-Umbau<br />
– EIB unterzeichnet weiteren Darlehnsvertrag<br />
mit Emschergenossenschaft<br />
45 Kreislaufwirtschaft als nachhaltige<br />
Phosphor-Quelle<br />
46 6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag bei Pentair Jung<br />
Pumpen in Steinhagen<br />
48 Klärwerkspreis für Innovation 2014<br />
Veranstaltungen<br />
61 Asia Water in Kuala Lumpur, Malaysia<br />
62 DVGW-Schulungen im Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
64 Schulungen zum Sachkundigen für<br />
Trinkwasser-Probenehmer<br />
64 Früher war ich mal Grauwasser – Titel einer<br />
produktneutralen Weiterbildung<br />
65 1. Sanierungsplanungskongress in Kassel:<br />
Schlechte Planung kostet richtig viel Geld<br />
Leute<br />
68 Friedrich Barth neuer Geschäftsführer<br />
bei German Water Partnership<br />
Recht und Regelwerk<br />
69 DVGW-Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
70 DVGW-Zurückgezogene Regelwerke<br />
70 DWA: Aufruf zur Stellungnahme<br />
71 DWA: Vorhabensbeschreibung<br />
Praxis<br />
122 Trinkwasserversorgung mit Tradition:<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung Baltschieder im Wallis –<br />
seit über 600 Jahren<br />
125 Dufte Lösung: <strong>Abwasser</strong> aus der Geruchsstoffproduktion<br />
aufbereiten<br />
Produkte und Verfahren<br />
127 Neues kostenloses Planungstool für die<br />
Planer von <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
127 RIA 15 zeigt bis zu vier Messwerte eines<br />
Sensors über HART an<br />
Januar 2014<br />
4 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Anzeige ThermWin_Layout 1 20.12.13 08:14 Seite 1<br />
INHALT<br />
Aus der Praxis: <strong>Wasser</strong>versorgung mit Tradition. 600 Jahre<br />
Quellwassernutzung in Baltschieder im Wallis. Ab Seite 122<br />
Information<br />
108, 109 Buchbesprechungen<br />
129 Impressum<br />
130 Termine<br />
Heizen und Kühlen<br />
mit <strong>Abwasser</strong><br />
Dieses Heft enthält folgende Beilage:<br />
– JT-Elektronik GmbH, Lindau<br />
Energierecycling mit <strong>Abwasser</strong><br />
Jeden Tag gelangen etwa 10 Mio. Kubikmeter warmes<br />
<strong>Abwasser</strong> in die Kanalisation und stellen damit eine<br />
konstante und ständig verfügbare Energiequelle dar.<br />
Wir ermöglichen Ihnen die Rückgewinnung und<br />
Nutzung der <strong>Abwasser</strong>wärme zum Beheizen und zur<br />
Klimatisierung von Gebäuden unter wirtschaftlichen<br />
und ökologischen Gesichtspunkten. Nutzen auch Sie<br />
die Wärme aus <strong>Abwasser</strong> und schonen dabei die<br />
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<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Februar 2014<br />
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Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 5
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Wettbewerbsfähig durch Qualifikation<br />
Gütezeicheninhaber nutzen überbetriebliche Fortbildung des Güteschutz Kanalbau<br />
Unternehmen mit RAL-Gütezeichen arbeiten in<br />
besonderem Maße an ihrer Qualifikation.<br />
Alle Abbildungen: © Güteschutz Kanalbau<br />
In 2013 nahmen mehr als 8 000 Mitarbeiter von<br />
Gütezeicheninhabern an den Firmenseminaren der<br />
Gütegemeinschaft Kanalbau teil.<br />
Die Qualifizierung des Fachpersonals<br />
zählt zu den grundlegenden<br />
Bausteinen der Gütesicherung<br />
Kanalbau. Leistungen in den<br />
Bereichen Herstellung, Instandhaltung<br />
und Prüfung von Kanalbauarbeiten<br />
sollen von ausgebildeten<br />
Fachleuten ausgeführt werden – in<br />
diesem Anspruch stimmen Auftraggeber<br />
überein. Dementsprechend<br />
vergewissert sich der öffentliche<br />
Auftraggeber bei der Vergabe von<br />
Aufträgen gemäß DIN EN 1610 und<br />
VOB/A der Fachkunde, Leistungsfähigkeit<br />
und Zuverlässigkeit des Auftragnehmers.<br />
Mit dem RAL-Gütezeichen Kanalbau<br />
weisen Auftragnehmer ihre<br />
Fachkunde, technische Leistungsfähigkeit<br />
und vertraglich-technische<br />
Zuverlässigkeit nach. Gleichzeitig<br />
bieten sie Auftraggebern und Ingenieurbüros<br />
eine verlässliche Orientierungshilfe<br />
bei der Vergabe von<br />
Aufträgen.<br />
Doch nicht nur deshalb lassen<br />
Unternehmen mit RAL-Gütezeichen<br />
ihre Mitarbeiter im Rahmen der Firmenseminare<br />
der Gütegemeinschaft<br />
konsequent schulen. Wer<br />
wettbewerbsfähig bleiben will,<br />
braucht gut ausgebildete Mitarbeiter,<br />
die ihre berufliche Qualifikation<br />
in Fort- und Weiterbildung kontinuierlich<br />
weiterentwickeln. Mehr Wissen<br />
bedeutet mehr Können – auch<br />
diese einfache Formel besitzt nach<br />
wie vor Gültigkeit. Hinzu kommt:<br />
Qualifiziertes Arbeiten trägt zur<br />
nötigen Sicherheit auf den Baustellen<br />
und zu einer hochwertigen Ausführungsqualität<br />
bei.<br />
Turnusmäßige Teilnahme<br />
Gütezeichen-Inhaber sichern durch<br />
überbetriebliche Fortbildung die<br />
Qualifikation der Mitarbeiter, die<br />
damit auf dem aktuellen Kenntnisstand<br />
der allgemein anerkannten<br />
Regeln der Technik sind. Entsprechend<br />
den Güte- und Prüfbestimmungen<br />
der jeweiligen Beurteilungsgruppe<br />
nehmen die Mitarbeiter<br />
turnusgemäß an Weiterbildungen<br />
teil. Über das Bundesgebiet<br />
verteilt finden sogenannte „offene“<br />
Seminare statt, welche die Mitarbeiter<br />
der Firmen zu bestimmten Terminen<br />
an einem Ort in ihrer Nähe<br />
besuchen können. Eine weitere<br />
Möglichkeit: Bei einer Mindestteilnehmerzahl<br />
von zehn Mitarbeitern<br />
und nach Absprache mit dem Güteschutz<br />
Kanalbau wird ein Termin<br />
vor Ort bei den Unternehmen vereinbart.<br />
Bei diesen „Inhouse-Seminaren“<br />
kann noch gezielter und<br />
individueller auf gewünschte<br />
Schwerpunkte eingegangen werden.<br />
Praxisnah und preisgünstig<br />
Auch 2014 bietet die RAL-Gütegemeinschaft<br />
eine Vielzahl von praxisnahen,<br />
preisgünstigen und regional<br />
gut erreichbaren Schulungen an.<br />
Die Inhalte gliedern sich nach den<br />
unterschiedlichen Ausführungsbereichen.<br />
Je nach Tätigkeitsschwerpunkt<br />
der Firmen finden Schulungen<br />
für „offene Bauweise“ (Beurteilungsgruppen<br />
AK1 bis AK3), „Vortrieb“<br />
(VOD, VO, VMD, VM und VP),<br />
„Sanierung“ (S),„Inspektion“ (I),„Rei-<br />
nigung“ (R), „Dichtheitsprüfung“ (D)<br />
und „Entwässerungssysteme auf<br />
Grundstücken“ (AK1, AK2, AK3,<br />
K-GE1, K-GE2) statt. Die Seminare<br />
behandeln die Verfahrensweisen<br />
der RAL-Gütesicherung mit den Elementen<br />
der Eigen- und Fremdüberwachung<br />
bei der Herstellung und<br />
Instandhaltung von <strong>Abwasser</strong>kanälen.<br />
Die Anforderungen der DIN EN-,<br />
DIN- und DWA-Regelwerke zur fachgerechten<br />
Ausführung werden dargestellt.<br />
Schritt in die richtige<br />
Richtung<br />
Die Erfahrungen der letzten Jahre<br />
haben gezeigt: Die Regeln der Technik<br />
und die Sicherheitsvorschriften<br />
werden bei Kanalbaumaßnahmen<br />
konsequenter eingehalten, seit in<br />
den Ausschreibungen von Auftraggebern<br />
Qualifikationsnachweise ge -<br />
mäß Gütesicherung Kanalbau RAL-<br />
GZ 961 gefordert werden. Diese<br />
Bilanz ziehen immer mehr öffentliche<br />
Auftraggeber. Insofern ist der<br />
Grundsatz, ausschließlich qualifizierte<br />
Bieter zu beauftragen, ein<br />
Schritt in die richtige Richtung. Die<br />
Qualität der Ausführung bestimmt<br />
den Sanierungs- und Instandhaltungsaufwand<br />
der in den kommenden<br />
Jahrzehnten zu bewältigen ist.<br />
Schadensvermeidung, nicht Schadensbehebung<br />
muss Zielstellung<br />
sein, um künftigen Aufgaben ge -<br />
wachsen zu sein.<br />
Januar 2014<br />
6 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
Hinzu kommt: Geld für Sanierungsmaßnahmen<br />
soll verantwortungsvoll<br />
ausgegeben und die Betriebsund<br />
Unterhaltskosten auf Dauer<br />
gesenkt werden. Deshalb handeln<br />
die Verantwortlichen. Zusätzlich zu<br />
den Investitionskosten werden die<br />
Aufwendungen für den laufenden<br />
Betrieb und die Instandhaltung in<br />
die Kostenkalkulation eingerechnet.<br />
Demzufolge ergibt sich die Wirtschaftlichkeit<br />
aus der Bewertung<br />
von Preis und Langlebigkeit. Letztere<br />
ist entscheidend abhängig von<br />
der Qualität der Bauausführung.<br />
Der Schlüssel dazu ist qualifiziertes<br />
Fachpersonal und technisch geeignete<br />
Betriebseinrichtungen und<br />
Geräte, Dokumentation der Eigenüberwachung<br />
sowie kontinuierliche<br />
Weiterbildung des Personals.<br />
Große Nachfrage<br />
Die Unternehmen bekennen sich zu<br />
dem Konzept: Seit Jahren steigende<br />
Anmeldezahlen bei den Seminaren<br />
der Gütegemeinschaft – in 2013<br />
waren es mehr als 8 000 Mitarbeiter,<br />
die ihr Fachwissen im Rahmen der<br />
von der Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
angebotenen Veranstaltungen<br />
aktualisiert und gefestigt haben –<br />
belegen den Stellenwert von Qualifikation.<br />
Wer mitmacht, bringt seine<br />
Fachkenntnisse auf den neuesten<br />
Stand. Hinzu kommt: Die Teilnehmer<br />
an den Seminaren erhalten<br />
umfangreiche Unterlagen. Neben<br />
den wichtigsten Normen und Regelwerken<br />
gehören dazu Verlegeanleitungen<br />
sowie die Güte- und Prüfbestimmungen<br />
und Basisinformationen<br />
zum Güteschutz Kanalbau<br />
dazu.<br />
Permanente Weiterentwicklung<br />
Die Seminarinhalte sollen praxisnah<br />
und verständlich aufbereitet an die<br />
verschiedenen Zielgruppen weitergegeben<br />
werden. Deshalb können<br />
die Teilnehmer an den Firmenseminaren<br />
Bewertungen abgeben und<br />
verschiedene Kriterien beurteilen;<br />
so werden die Seminare stetig verbessert.<br />
Diese Kriterien beinhalten<br />
Anmerkungen zur Vortragsweise, zu<br />
Art und Umfang der Seminarunterlagen<br />
sowie zur Qualität der Diskussionen.<br />
Anregungen nimmt die<br />
Geschäftsstelle direkt für die laufenden<br />
Seminare auf. Falls dies nicht<br />
mehr möglich sein sollte, werden<br />
die Veränderungen in die neue<br />
Seminarreihe einbezogen. Auf diese<br />
Weise unterliegen die Seminarinhalte<br />
einer permanenten Weiterentwicklung,<br />
die sich an den Gesichtspunkten<br />
einer modernen und effizienten<br />
Wissensvermittlung orientiert.<br />
Unter erschwerten<br />
Bedingungen<br />
Stetige Weiterentwicklung ist der<br />
RAL-Gütegemeinschaft Anliegen<br />
und Anspruch zugleich. So wurde<br />
auf Wunsch der Gütezeicheninhaber<br />
das Angebot an Firmenseminaren<br />
im Ausführungsbereich AK1,<br />
AK2, AK3 um den Baustein „Kanalbau<br />
Kompakt für Bauleiter“ erweitert.<br />
Hier werden Aspekte fachgerechter<br />
Bauausführung beim Einbau<br />
und Prüfung von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanälen in offener Bauweise<br />
vertieft. Insbesondere werden<br />
Anforderungen und Kenntnisse<br />
fachgerechter Ausführung und Leistungserfüllung<br />
unter Bezug auf das<br />
Technische Regelwerk vermittelt.<br />
Besonderes Augenmerk gilt dabei<br />
dem Bauen unter erschwerten<br />
Bedingungen.<br />
Die Gütegemeinschaft bietet von<br />
Januar bis März 2014 bundesweit<br />
mehr als 100 Seminare zur überbetrieblichen<br />
Fortbildung an. Dazu<br />
zählen:<br />
##<br />
68 Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Allgemeiner<br />
Kanalbau“<br />
##<br />
sechs Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Kanalbau kompakt<br />
für Bauleiter“<br />
##<br />
vier Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Rohrvortrieb“<br />
##<br />
fünf Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Kanalsanierung“<br />
##<br />
acht Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Inspektion“<br />
Qualifikation ist die Voraussetzung für sicheres<br />
Arbeiten auf der Baustelle und trägt zu einer hohen<br />
Ausführungsqualität bei.<br />
##<br />
sechs Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Reinigung“<br />
##<br />
acht Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Dichtheitsprüfung“<br />
##<br />
elf Firmenseminare Ausführungsbereich<br />
„Neubau und Prüfung<br />
von Entwässerungssystemen<br />
auf Grundstücken“<br />
Gütezeicheninhabern werden alle<br />
Informationen zu den aktuellen<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten zugesendet.<br />
Interessenten können sich<br />
darüber hinaus auf der neuen Website<br />
des Güteschutz Kanalbau unter<br />
www.kanalbau.com über das Angebot<br />
informieren.<br />
Kontakt:<br />
RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau,<br />
Postfach 1369,<br />
D-53583 Bad Honnef,<br />
Tel. (02224) 9384-0,<br />
Fax (02224) 9384-84,<br />
E-Mail: info@kanalbau.com,<br />
www.kanalbau.com<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 7
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Tipp für Planer und Handwerker: Erst die<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungen prüfen<br />
Bei Modernisierungsmaßnahmen sollten Bauverantwortliche auf die Prüfung privater <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
drängen. So schützen sie Bauherren vor hohen Folgeschäden und bewahren sich selbst vor Haftungsrisiken.<br />
Jedes Kanalnetz unterliegt einem<br />
schleichenden Alterungsprozess.<br />
Im Laufe der Zeit bilden sich durch<br />
Fette oder Urinstein an den Rohrwänden<br />
vermehrt feste Verkrustungen<br />
und Ablagerungen. Zudem<br />
wachsen Wurzeln in das Leitungsnetz<br />
ein und können zu Verstopfungen<br />
und Beschädigungen führen.<br />
Werden <strong>Abwasser</strong>grundleitungen<br />
nicht regelmäßig kontrolliert, steigt<br />
die Gefahr von Verstopfungen und<br />
Rückstaus, warnt der Verband der<br />
Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen<br />
e. V. (VDRK).<br />
Kanalcheck im Haus. © Kanal Türpe, Gochsheim<br />
Über den VDRK<br />
Bei Um- und Erweiterungsbauten<br />
ist erhöhte Vorsicht geboten.<br />
Neue Sanitärinstallationen können<br />
die <strong>Abwasser</strong>mengen erhöhen oder<br />
auch reduzieren. Dies kann zu Überlastungen<br />
und weiteren Ablagerungen<br />
führen. So können Baumaßnahmen<br />
vorhandene Schäden verschlimmern<br />
oder sogar neu entstehen<br />
lassen. Hinzu kommt: Fehlende<br />
oder fehlerhafte Pläne sind im Altbestand<br />
eher die Regel als die Ausnahme.<br />
Wurden in der Vergangenheit<br />
Drainagen falsch angeschlossen,<br />
ist dies den Eigentümern meist<br />
Der Verband der Rohr- und Kanal-Technik-Unternehmen e.V. (VDRK) wurde 1989 in<br />
Stuttgart gegründet. Mit über 450 Mitgliedsunternehmen ist der VDRK der führende<br />
Fachverband der Branche „Rohr- und Kanal-Technik“. Seit vielen Jahren widmet sich<br />
der Verband innovativen Konzepten im <strong>Abwasser</strong>management und ihrer praxisgerechten<br />
Umsetzung. Der VDRK richtet seit 1997 die Umweltfachmesse für unterirdische<br />
<strong>Abwasser</strong>infrastruktur „RO-KA-TECH“ aus. Zur 14. Auflage kamen über 10 000 Fachund<br />
Führungskräfte aus 40 Nationen auf dem Messegelände Kassel zusammen.<br />
Mehr Informationen sind online unter www.vdrk.de abrufbar.<br />
unbekannt. Die Folgen planerischer<br />
oder handwerklicher Fehler bei<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungen sind fatal: Durch<br />
Vernässungen, Schimmelbildungen<br />
oder absackende Flächen kann die<br />
Immobilie erheblichen Schaden<br />
nehmen.<br />
Die von defekten <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
ausgehenden Risiken können<br />
nicht nur Immobilienbesitzer,<br />
sondern auch Planer und Handwerker<br />
treffen. Laut Grundsatzurteil des<br />
Bundesgerichtshof (Az. VII ZR<br />
109/10) haben Werkunternehmer<br />
weitgehende Prüfungspflichten,<br />
wenn ihre Arbeiten in engem Zu -<br />
sammenhang mit den Leistungen<br />
anderer Unternehmen stehen. Sie<br />
müssen die Planungen und Vorarbeiten<br />
von anderen Firmen gründlich<br />
prüfen, bevor sie eigene Leistungen<br />
erbringen. Sonst nimmt die<br />
laufende Rechtsprechung Planer<br />
und Handwerker unter Umständen<br />
als Gesamtschuldner in die Pflicht.<br />
Hat der Bauverantwortliche Be -<br />
denken hinsichtlich der Vorarbeiten,<br />
sollte er diese dem Bauherren<br />
schriftlich anzeigen und eigene<br />
Leistungen zurückstellen. So schützt<br />
er den Bauherrn vor unliebsamen<br />
und teuren Überraschungen. Obendrein<br />
bewahrt der Bauverantwortliche<br />
auch sich selbst vor hohen<br />
Schadenersatzforderungen. Deshalb<br />
muss bei Um- und Erweiterungsbauten<br />
gemäß den Regeln<br />
der Technik (DIN 1986-30:2012)<br />
nicht nur eine optische Inspektion,<br />
sondern auch eine Dichtheitsprüfung<br />
vorgenommen werden.<br />
Die Kosten für eine Leitungsprüfung<br />
sind im Verhältnis zu den drohenden<br />
Folgekosten verschwindend<br />
gering. Die Marktpreise für eine<br />
Funktionsprüfung, also eine<br />
Kamerauntersuchung inklusive Reinigung,<br />
liegen bei durchschnittlich<br />
Januar 2014<br />
8 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
Gerhard Treutlein. © VDRK<br />
rund 305 € für ein Einfamilienhaus.<br />
Für ein Zweifamilienhaus fallen etwa<br />
355 € und für ein Dreifamilienhaus<br />
ungefähr 450 € an. Besser: Gleichzeitig<br />
auch den Rückstauschutz kontrollieren,<br />
damit der Keller nach<br />
einem Starkregen oder bei verstopftem<br />
Kanal nicht unter <strong>Wasser</strong> oder<br />
<strong>Abwasser</strong> steht. Solche Prüfungen<br />
sind spätestens nach 20 Jahren wiederkehrend<br />
notwendig. Sie stellen<br />
grundsätzlich eine lohnende Vorsorgemaßnahme<br />
für Hauseigentümer<br />
dar. Denn ein Nachweis intakter Leitungen<br />
wertet die Immobilie auf.<br />
Beim Verkauf einer Immobilie wird<br />
die Dichtigkeit von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
zunehmend zum Thema. Wer<br />
intakte Leitungen nachweisen kann,<br />
hat bessere Verkaufsargumente.<br />
Nicht jede Prüfung muss Schäden<br />
zutage fördern. Die Erfahrung<br />
zeigt: Rund 65 % der <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
sind dicht und weisen allenfalls<br />
geringe Mängel auf. Nur etwa<br />
35 % der <strong>Abwasser</strong>leitungen sind<br />
sehr schadhaft und erfordern kurzfristige<br />
Sanierungsmaßnahmen. Im<br />
Rahmen von Um- und Erweiterungsbauten<br />
lassen sich Arbeiten<br />
vielfach sinnvoll kombinieren, um<br />
die Beeinträchtigungen und Kosten<br />
zu begrenzen.<br />
Im Rahmen der Funktionskontrolle<br />
im Altbestand werden die<br />
Rohrleitungen zunächst mit Hochdruckspülung<br />
gereinigt. Dann wird<br />
eine spezielle Rohr-Kamera in das<br />
Kanalsystem eingeführt. Sie liefert<br />
hochauflösende Live-Bilder aus dem<br />
Leitungsnetz, die auf einen Monitor<br />
übertragen werden und grundsätzlich<br />
als Film zu dokumentieren sind.<br />
So lässt sich der Zustand der Rohrleitungen<br />
zuverlässig kontrollieren,<br />
ohne dass vorher aufwendige bauliche<br />
Eingriffe nötig sind. Etwaige<br />
Rohrleitungsschäden lassen sich in<br />
den meisten Fällen in geschlossener<br />
Bauweise, also ohne Aufgrabung,<br />
kostengünstig beheben.<br />
Nach Abschluss der Prüfung<br />
erhalten Auftraggeber eine Dokumentation<br />
in Form einer Dichtheitsbescheinigung.<br />
Diese beinhaltet<br />
neben dem Prüfungsergebnis auch<br />
einen Lageplan, die Filmaufzeichnungen<br />
und Prüfprotokolle. Um<br />
Unstimmigkeiten zu vermeiden,<br />
sollten Auftraggeber den Prüfungsablauf<br />
und den Umfang der Dichtheitsbescheinigung<br />
vor Auftragsvergabe<br />
klären. Grundsätzlich sollten<br />
Bauverantwortliche erste<br />
Anzeichen von Leitungsschäden<br />
sehr ernst nehmen und gezielt Spezialisten<br />
hinzuziehen (siehe Infokasten<br />
„Das richtige Vorgehen“).<br />
Autor:<br />
Gerhard Treutlein, Geschäftsführer,<br />
Verband der Rohr- und<br />
Kanal-Technik-Unternehmen e. V. (VDRK),<br />
Ludwig-Erhard-Straße 8, D-34131 Kassel,<br />
E-Mail: info@vdrk.de, www.vdrk.de<br />
Das richtige Vorgehen<br />
Kanalcheck mit Kamera. © Kanal Türpe, Gochsheim<br />
Schadensfolge Rückstaufall.© visaplan<br />
Bei Planung und Ausführung von Modernisierungsarbeiten sollten die <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
nicht außen vor bleiben. Eine Dichtheitsprüfung bewahrt vor bösen Überraschungen.<br />
1. Anzeichen erkennen: Viele Leitungsschäden kündigen sich an, etwa durch nasse<br />
Wände und Decken in Räumen oder im Keller. Auch häufig auftretende Verstopfungen<br />
oder faulige Gerüche sind Warnsignale. Bauverantwortliche sollten den Dialog mit dem<br />
Bauherrn suchen und den Ursachen zügig auf den Grund gehen.<br />
2. Dienstleister auswählen: Wer Qualität erwartet, sollte bevorzugt auf zertifizierte Firmen<br />
und Meisterbetriebe zurückgreifen. Sicherheitshalber sollten sich Auftraggeber<br />
Referenzen vorlegen lassen. Schnell zum passenden regionalen Anbieter führt eine bundesweite<br />
Dienstleistersuche über Fachverbände.<br />
3. Angebote einholen: Verantwortliche sollten bevorzugt regionale Unternehmen kontaktieren.<br />
Gerade bei größeren Aufträgen sind mehrere Vergleichsangebote einzuholen.<br />
Pauschalangebote sind nicht aussagekräftig. Lohn- und Materialkosten sind grundsätzlich<br />
zu trennen. Dann kann der Immobilienbesitzer die Kosten womöglich steuerlich<br />
absetzen.<br />
(Quelle: VDRK, www.vdrk.de)<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 9
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Innovative Neuheiten erleben<br />
Auf dem Rohrleitungsforum Oldenburg 2014 wird REHAU neben der Kanalschachtfamilie AWASCHACHT,<br />
auch die neue universelle Rohrkupplung AWADUKT FLEX CONNECT in den Fokus rücken.<br />
REHAU bietet<br />
mit der Kanalschachtfamilie<br />
AWA-<br />
SCHACHT<br />
DN 1000, 800<br />
und 600 für<br />
jede Anwendung<br />
die richtige<br />
Lösung.<br />
Sicherheit für Generationen, so<br />
lautet die oberste Maxime für<br />
REHAU Produkte und Systeme für<br />
den Tiefbau. In den zahlreichen<br />
Komplettlösungen und Systemtechniken<br />
des Polymerspezialisten<br />
spiegelt sich jahrzehntelanges<br />
Know-how in Entwicklung, Produktion<br />
und Anwendung wider.<br />
Die AWADUKT FLEX-CONNECT<br />
Rohrkupplung ist eine wirtschaftliche<br />
Lösung, wenn es um die Verbindung<br />
neuer und bestehender<br />
Leitungen geht.<br />
Schachtfamilie im Fokus<br />
Die Besucher des Oldenburger<br />
Rohrleitungsforums lernen unter<br />
anderem die Kanalschachtfamilie<br />
AWASCHACHT kennen. REHAU bietet<br />
mit den Abmessungen DN 1000,<br />
800 und 600 sowie passenden Rohrund<br />
Anschlusssystemen aus hochwertigem<br />
Polypropylen für jede<br />
Anwendung die richtige Lösung.<br />
Das jüngste Mitglied, der AWA-<br />
SCHACHT PP DN 800 fügt sich in das<br />
vorhandene System ein und schließt<br />
die Lücke zwischen den Abmessungen<br />
DN 1000 und DN 600. Er eignet<br />
sich besonders dann, wenn mit<br />
knappem Budget eine hochwertige<br />
Lösung benötigt wird. Aufgrund seiner<br />
Größe ist er ideal für den innerstädtischen<br />
Bereich, wo platzsparende<br />
Bauweise nicht zu Lasten der<br />
Funktion gehen darf. Oder dann,<br />
wenn Reinigungs- und Kontrollmaßnahmen<br />
am Kanalsystem vorwiegend<br />
mit modernen Geräten<br />
ausgeführt werden, aber dennoch<br />
die Möglichkeit des Einstiegs durch<br />
Personal bestehen soll.<br />
Die Kanalschächte sind besonders<br />
langlebig. So wurden dem<br />
AWASCHACHT PP DN 1000 sowie<br />
dem Hochlastkanalrohrsystem<br />
AWADUKT PP durch die Landesgewerbeanstalt<br />
Nürnberg nach um -<br />
fangreichen Prüfungen eine Nutzungsdauer<br />
von mindestens 100<br />
Jahren attestiert. Zusätzlich wurde<br />
das System „Rohr-Schacht-An-<br />
schlüsse“ durch das IKT-Institut für<br />
Unterirdische Infrastruktur gGmbH<br />
in einer Langzeitprüfung erfolgreich<br />
auf Fremdwasserdichtheit getestet.<br />
Neue universelle<br />
Rohr kupplung<br />
Für die Sanierung von Kanalleitungen<br />
ist vor allem aufgrund der hohen<br />
Anzahl unterschiedlicher Werkstoffe<br />
eine universelle und vor allem wirtschaftliche<br />
Lösung ge fragt, wenn es<br />
um die Verbindung neuer und bestehender<br />
Leitungen geht. Die AWA-<br />
DUKT FLEX-CONNECT Rohrkupplung<br />
von REHAU verspricht nicht nur<br />
eine schnelle und einfache Lösung<br />
des Problems, sondern sorgt auch<br />
für erhebliche Einsparungen.<br />
Mit nur acht Produktvarianten<br />
für den Abmessungsbereich DN 110<br />
bis DN 630 ist die AWADUKT FLEX-<br />
CONNECT Rohrkupplung für jeden<br />
Anwendungsfall gewappnet. Egal<br />
ob Beton, Steinzeug, PVC, PP oder<br />
Guss mit gewellter, gerippter oder<br />
glatter Oberflächenstruktur ‒ Leitungen<br />
können im Handumdrehen<br />
miteinander verbunden werden. Ein<br />
teurer Stillstand der Baustelle kann<br />
so verhindert werden.<br />
Noch mehr Innovatives<br />
Neben den polymeren Schachtund<br />
Kanallösungen können sich die<br />
Besucher am REHAU Stand über die<br />
Angebote aus dem Bereich der<br />
Regenwasserbewirtschaftung mit<br />
dem System RAUSIKKO und die<br />
innovativen REHAU Mikrokabelrohre<br />
informieren.<br />
Weitere Informationen zu diesem<br />
Thema unter: www.rehau.de/<br />
awaschacht<br />
Kontakt:<br />
REHAU AG + Co,<br />
Ytterbium 4,<br />
D-91058 Erlangen,<br />
Tel. (09131) 92-50, Fax (09131) 771430,<br />
E-Mail: erlangen@rehau.com,<br />
www.rehau.com<br />
Halle 2, Stand 11<br />
Januar 2014<br />
10 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
Neue Plombierschelle – praxisgerechte<br />
und wirtschaftliche Lösung<br />
Schraubverbindungen von <strong>Wasser</strong>-<br />
und Gasarmaturen sind<br />
durch geeignete Maßnahmen ge -<br />
gen unbefugte Manipulation zu<br />
sichern. Diese Maßnahmen sollen<br />
zum einen eine beabsichtigte Manipulation<br />
erschweren und zum anderen<br />
eine bereits erfolgte Manipulation<br />
sichtbar machen.<br />
Vor dem Hintergrund dieser<br />
Anforderungen entwickelt KETTNER<br />
derzeit eine neue Plombierschelle.<br />
Im Fokus steht dabei eine praxisgerechte,<br />
wirtschaftliche und einfach<br />
zu handhabende Lösung.<br />
Die KETTNER Plombierschelle<br />
besteht aus zwei Halbschalen aus<br />
stabilem Kunststoff. Die beiden<br />
Hälften der Plombierschelle werden<br />
um die zu sichernde Schraubverbindung<br />
gelegt und einfach von Hand<br />
ineinander gesteckt. Für die Montage<br />
ist keinerlei Werkzeug erforderlich.<br />
Durch den integrierten Rastverschluss<br />
rasten beider Hälften dauerhaft<br />
ineinander ein. Ein gewaltsames<br />
Auseinanderreißen beide<br />
Hälften hat die Zerstörung der<br />
Plombierschelle zur Folge. Somit<br />
wird zuverlässig der Versuch einer<br />
Manipulation oder die erfolgte<br />
Manipulation an der Schraubverbindung<br />
angezeigt.<br />
Dem Ruf zahlreicher Netzbetreiber<br />
folgend, bietet die Plombierschelle<br />
zahlreiche Möglichkeiten<br />
der Personalisierung. Neben dem<br />
Einbringen kundenspezifischer Lo -<br />
gos oder Kurztexten wird es ein<br />
optional erhältliches Schriftfeld z. B.<br />
zur Darstellung eines vorgegebenen<br />
Nummernkreises o. ä. geben.<br />
Kontakt:<br />
G.A. Kettner GmbH,<br />
Kapellenstraße 24,<br />
D-65606 Villmar,<br />
Tel. (06482) 9131-0,<br />
Fax (06482) 9131-50,<br />
E-Mail: info@kettnergmbh.de,<br />
www.kettnergmbh.de<br />
Kommt im Frühjahr 2014 auf den Markt: die neue<br />
Plombierschelle von Kettner.<br />
Garantie<br />
Quadro-Secura ® E<br />
Eine für Alle.<br />
Hauseinführung für Gas, <strong>Wasser</strong>, Strom oder<br />
Telekommunikation<br />
DOYMA GmbH & Co<br />
Industriestr. 43 - 57<br />
D-28876 Oyten<br />
Fon: (0 42 07) 91 66 - 300<br />
Fax: (0 42 07) 91 66 -199<br />
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Oldenburger Rohrleitungsforum 2014 / Stand EG-V-13<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 11
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Eingebaute<br />
P-PIPE Basic<br />
HSD 200.<br />
Supersegmentringtechnik – Rohre. Sicher. Dicht.<br />
Der fachgerechten Abdichtung<br />
von Gebäuden kommt eine<br />
immer größer werdende Bedeutung<br />
zu. Gerade im Wohnungsbau ist der<br />
Abdichtstandard enorm gestiegen.<br />
Eine Vielzahl an Leitungen und Rohren<br />
im Bereich der Ver- und Entsorgung<br />
mit unterschiedlichsten<br />
Durchmessern werden durch die<br />
Wand geführt. Damit die Öffnungen<br />
auch wieder sorgfältig verschlossen<br />
werden, sollte die Abdichttechnik<br />
wenig kompliziert, einfach in der<br />
Handhabung dabei doch flexibel in<br />
der Anwendung sein.<br />
Hierfür wurde von Hauff-Technik,<br />
europaweit einer der führenden<br />
Hersteller von Kabel- und Rohrabdichtungen,<br />
eine Ringraumdichtung<br />
entwickelt, die genau diese<br />
Eigenschaften mitbringt.<br />
Supersegmentringtechnik –<br />
Flexibilität vor Ort<br />
Bei der Ringraumdichtung P-PIPE<br />
Basic HSD-SSG mit Supersegmentringtechnik<br />
handelt es sich um eine<br />
standardisierte Abdichtlösung, die<br />
ab Lager lieferbar und damit auch<br />
bei den Kunden selbst lagerfähig<br />
ist. Die Supersegmentringtechnik<br />
ermöglicht, die Dichtung direkt auf<br />
der Baustelle an die bereits verlegten<br />
Kabel- und Rohrdurchmesser<br />
anzupassen und lässt dadurch die<br />
größtmögliche Flexibilität zu.<br />
Damit die Dichtungen auch<br />
nachträglich verbaut werden können,<br />
werden diese im Durchmesserbereich<br />
DN 100 bereits geteilt ausgeliefert;<br />
die restlichen Größen –<br />
DN 150 und DN 200 – sind nachträglich<br />
teilbar. Die einzelnen Segmente<br />
sind mit einer dünnen<br />
Membran miteinander verbunden,<br />
wodurch keine losen Teile existieren,<br />
die während der Montage verloren<br />
gehen könnten.<br />
Bis zum heutigen Tag wurden<br />
insgesamt vier verschiedene Typen<br />
entwickelt, die im Kernbohrungsbereich<br />
100 bis 200 mm Kabel- und<br />
Rohrdimensionen zwischen 18 und<br />
160 mm abdecken.<br />
Beschriftete Segmente.<br />
P-PIPE Basic HSD 100-SSG mit<br />
Supersegmentringtechnik.<br />
Geballte Innovation in einem<br />
Bauteil<br />
Durch ein neuartiges Herstellverfahren<br />
konnte in die Ringraumdich-<br />
Januar 2014<br />
12 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
V2A-Edelstahl.<br />
Qualität<br />
fordern<br />
Maßstäbe<br />
setzen<br />
Presssegment mit U-Profil.<br />
tungen P-PIPE Basic HSD–SSG ein<br />
Alleinstellungsmerkmal eingearbeitet<br />
werden – jedes einzelne Segment<br />
ist mit dem möglichen Kabelbzw.<br />
Rohrdurchmesser beschriftet,<br />
welcher für ein zuverlässiges Ab -<br />
dichten der Kabel bzw. Rohre sorgt.<br />
Bei allen Varianten werden<br />
selbstverständlich höchste Qualitätsansprüche<br />
an das zu verwendende<br />
Material gesetzt: Die Pressplatten<br />
bzw. Presssegmente und<br />
Schrauben bestehen aus rostfreiem<br />
Edelstahl V2A, die Gummidichtungen<br />
werden aus EPDM (Ethylen-<br />
Propylen-Dien-Kautschuk) oder auf<br />
Wunsch auch aus NBR (Acryl-Nitril-<br />
Butadien-Kautschuk) gefertigt, welcher<br />
zusätzlich eine hohe Widerstandsfähigkeit<br />
gegen Öle, Fette<br />
und alle handelsüblichen Kraftstoffe<br />
aufweist.<br />
Die verwendeten U-Profile bieten<br />
maximale Stabilität bei minimalem<br />
Materialeinsatz. Während des<br />
Drehmomentkontrolle.<br />
Anziehens der Schrauben werden<br />
die Presssegmente auf die Gummidichtung<br />
gepresst, die dann radial<br />
gegen die Kernbohrung und das<br />
abzudichtende Kabel bzw. Rohr<br />
austritt. Durch die in den Presssegmenten<br />
befindlichen Öffnungen,<br />
kann fühlbar kontrolliert werden,<br />
ob die Ringraumdichtung gas- und<br />
wasserdicht installiert wurde.<br />
Sämtliche Dichtungen mit Supersegmentringtechnologie<br />
sind über<br />
den Fachhandel erhältlich.<br />
Kontakt:<br />
Hauff-Technik GmbH & Co. KG,<br />
In den Stegwiesen 18,<br />
D- 89542 Herbrechtingen,<br />
Tel. (07324) 9600-0,<br />
Fax (07324) 9600-21,<br />
E-Mail: office@hauff-technik.de,<br />
www.hauff-technik.de<br />
Ihr Partner bei<br />
der Bewertung<br />
der<br />
Fachkunde,<br />
technischen<br />
Leistungsfähigkeit,<br />
technischen<br />
Zuverlässigkeit<br />
der ausführenden<br />
Unternehmen.<br />
Gütesicherung Kanalbau<br />
RAL-GZ 961<br />
www.kanalbau.com<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 13
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Alle Pläne und<br />
Unterlagen zur<br />
Hand mit<br />
Motion Computing<br />
Tablet<br />
PCs.<br />
Wartung des Rohrnetzes der SW Oberursel<br />
mit robusten Tablet PCs<br />
Die hessische Stadtwerke Oberursel<br />
(Taunus) GmbH ist ein modernes,<br />
kommunales Versorgungsunternehmen.<br />
Neben Trinkwasser liefert<br />
der Stadtwerke-Unternehmensverbund<br />
Strom, Gas und Wärme,<br />
betreibt das Oberurseler Bad, den<br />
Oberurseler Stadtbus sowie drei<br />
Parkhäuser und oberirdische Parkplätze<br />
in Oberursel. Zudem erbringt<br />
die Gesellschaft Energie-Dienstleistungen<br />
sowie kaufmännische<br />
Dienstleistungen für andere städtische<br />
Gesellschaften. Der Unternehmensverbund<br />
mit 139 Mitarbeitern<br />
und einem Umsatz von über<br />
30 Mio. € investiert regelmäßig in<br />
den Erhalt und die Erweiterung des<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>rohrnetzes im Versorgungsgebiet.<br />
Ausgangssituation<br />
Die Arbeitsvor- und -nachbereitung<br />
für die Wartung und Instandhaltung<br />
des Gas- und <strong>Wasser</strong>rohrnetzes<br />
sowie weiterer technischer Einrichtungen<br />
war mit papierlastigem<br />
Administrationsaufwand verbunden.<br />
Die Arbeitsaufträge wurden<br />
mittels Formularen aufgenommen<br />
und verteilt; Arbeitszeiten, Berichte<br />
und Ergebnisse wurden im Nachhinein<br />
elektronisch erfasst. Wichtige<br />
Pläne und Unterlagen zu Anlagendaten<br />
mussten teilweise vor dem<br />
Einsatz erst kopiert werden.<br />
Lösung<br />
Die Arbeitsprozesse werden seit<br />
März 2011 durch robuste F5t Tablet<br />
PCs von Motion Computing elektronisch<br />
gestützt; Auftragsvergabe,<br />
Netzpläne sowie Informationen zur<br />
Ausführung sind über die mobilen<br />
Geräte abrufbar. Den Mitarbeitern<br />
stehen wichtige Betriebsdaten<br />
jederzeit und überall zur Verfügung.<br />
Arbeitszeiten werden vor Ort<br />
objekt- bzw. auftragsbezogen er -<br />
fasst und durch eine Schnittstelle in<br />
die kaufmännische Abteilung übertragen.<br />
Die Daten sind konsistent<br />
und einfach auszuwerten.<br />
Vorteile<br />
##<br />
Effizienzsteigerung<br />
##<br />
Optimierte Schnittstellen in<br />
andere Abteilungen und zu<br />
externen Dienstleistern<br />
##<br />
Aktuelle Informationsbasis und<br />
schnellere Reaktionszeiten<br />
##<br />
Schlankere Geschäftsprozesse<br />
Als kommunales Energie- und <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen<br />
un -<br />
terhalten die Stadtwerke Oberursel<br />
eine große Anzahl von Anlagen. Seit<br />
die Monteure für Wartung und<br />
Instandhaltung mit den robusten<br />
Tablet PCs von Motion Computing<br />
ausgestattet sind, haben sie jederzeit<br />
und von jedem Ort Zugriff auf<br />
wichtige Informationen und An -<br />
wendungen. Das Resultat: effizientere<br />
Arbeitsabläufe und neue,<br />
Januar 2014<br />
14 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
schlanke Betriebsprozesse, von<br />
denen auch andere Abteilungen<br />
profitieren.<br />
Der Einsatz der robusten Tablet<br />
PCs aus der F5-Serie steht bei den<br />
Stadtwerken Oberursel in direktem<br />
Zusammenhang mit der Integration<br />
der Betriebsmanagement Software<br />
TBM von ESN 1 . Mit der speziell auf<br />
die Bedürfnisse der Energie- und<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft abgestimmten<br />
Software werden Betriebsprozesse<br />
elektronisch abgebildet und Informationen<br />
strukturiert. Ziel ist es<br />
hierbei, papierlastige Arbeitsabläufe<br />
zu digitalisieren und zu straffen.<br />
Mit der mobilen Lösung konnte<br />
die Arbeitsvor- und -nachbereitung<br />
vereinfacht und der administrative<br />
Aufwand im technischen Bereich<br />
reduziert werden.<br />
Motion Tablet<br />
PC mit Stift<br />
(Übersichtskarte).<br />
Daten objektund<br />
auftragsbezogen<br />
erfassen.<br />
Schlanke Arbeitsprozesse,<br />
effiziente Abläufe<br />
Seit März 2011 weisen die Disponenten<br />
den Monteuren ihre Aufgaben<br />
elektronisch zu. Diese melden<br />
sich morgens wahlweise per Fingerprint,<br />
Barcodereader oder Passwort<br />
an ihrem Tablet PC an und stellen<br />
eine Verbindung in das Firmennetz<br />
her. So können sie über das Firmennetz<br />
oder per UMTS-Anbindung<br />
ihre Aufträge einsehen. So geht es<br />
ohne langwierige Arbeitsvorbereitung<br />
zum Einsatzort. Auf Pläne der<br />
Versorgungsleitungen, die früher<br />
erst kopiert werden mussten, kann<br />
jetzt über ein Geoinformationssystem<br />
(GIS) zugegriffen werden. Hätte<br />
ein Monteur trotzdem Schwierigkeiten,<br />
ein abgelegenes oder zugewachsenes<br />
Objekt zu finden, könnte<br />
1<br />
basierend auf Greengate<br />
er es mit dem Gerät aus der Motion<br />
F5-Serie über GPS orten.<br />
Zusätzlich befindet sich auf den<br />
Tablet PCs spezielle Branchensoftware,<br />
u. a. zum Messen von Durchflusswerten<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
So werden beispielsweise bei<br />
potenziellen Rohrbrüchen die<br />
Durchflusswerte des Messgerätes<br />
mit dem Motion Tablet PC aufgezeichnet<br />
und ausgewertet.<br />
Die im Gerät integrierte Kamera<br />
erleichtert die Dokumentation. Bilder<br />
von <strong>Wasser</strong>schäden, Hausanschlusserneuerungen<br />
oder Vorher-<br />
Nachher-Fotos werden direkt der<br />
Aufgabe bzw. dem Objekt zugeordnet<br />
und abgespeichert.<br />
Nach Abschluss der Arbeiten<br />
kann der Monteur direkt vor Ort die<br />
Hydrantenspülung, Schieberwartung<br />
oder Reparatur eines Rohrlei-<br />
▶▶<br />
Kunst<br />
Wir sind das Harz<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 15
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Wartungs einsatz mit Motion Computing Tablet PC.<br />
tungsteiles bestätigen. Die Leistungen<br />
werden über einen Web-Server<br />
im TBM dokumentiert.<br />
„Wir haben auf eine sukzessive<br />
Einführung der Tablet PCs gesetzt<br />
und zunächst nur zwei Monteure<br />
mit Geräten ausgestattet. Die Erfahrungen<br />
waren so positiv, dass uns<br />
die Geräte danach förmlich aus der<br />
Hand gerissen wurden. Jeder Mitarbeiter<br />
wollte einen eigenen Tablet<br />
haben“, schildert Sven Kleinschmidt,<br />
GIS- und TBM-Administrator.<br />
Einfache Integration und<br />
Verwaltung<br />
Die Geräte sind intuitiv so zu bedienen,<br />
dass eine kurze, hausinterne<br />
Einweisung völlig ausreichte. Für<br />
die IT-Abteilung stellen sie sich wie<br />
jeder beliebige Rechner im Firmennetz<br />
dar und können per Remote<br />
Control verwaltet werden. Zudem<br />
verfügt Sven Kleinschmidt zusätzlich<br />
über Docking Stations, mit<br />
denen die Tablet PCs komfortabel<br />
mit Tastatur und Maus wie ein Desktop<br />
PC zu bedienen sind. Jedes<br />
Gerät kann an einer einzelnen Akkuladestation<br />
oder einem Rack mit<br />
fünf Anschlüssen geladen werden.<br />
Wer den ganzen Tag unterwegs ist,<br />
nimmt einen Ersatzakku mit, der bei<br />
Bedarf im Hot Swap gewechselt<br />
werden kann.<br />
Robuste Geräte für harte<br />
Bedingungen<br />
„Die Geräte werden draußen öfter<br />
nass, werden mit schmutzigen Fingern<br />
bedient und verkraften auch<br />
einen Sturz aus dem Auto“, lobt<br />
Sven Kleinschmidt die robusten<br />
Eigenschaften der Motion Tablet<br />
PCs. Zusätzlich werden die Tablet<br />
PCs durch eine Tashe mit praktischer<br />
Trage- und Umhängevorrichtung<br />
geschützt. Ausgestattet haben<br />
sich die Stadtwerke Oberursel mit<br />
den Motion Tablets bei der BUILT<br />
AG. „Mit der BUILT AG haben wir<br />
einen engagierten Partner für<br />
schnellen Service und optimale<br />
Beratung. Wir sind sehr zufrieden“,<br />
bestätigt Sven Kleinschmidt.<br />
Zeit- und Kostenersparnis<br />
Der Einsatz der robusten Tablet PCs<br />
hat zahlreiche Betriebsprozesse vereinfacht.<br />
So konnten Aufträge früher<br />
wegen der Vergabe von Auftragsnummern<br />
nur im kaufmännischen<br />
Bereich angelegt werden.<br />
Heute stehen – durch die mobile<br />
Anbindung an das TBM – im technischen<br />
Bereich alle nötigen Informationen<br />
zur Vergabe einer Auftragsnummer<br />
zur Verfügung. Der Monteur<br />
kann ohne Zeitverzögerung<br />
starten und ist schneller beim Kunden.<br />
Die Arbeitsleistungen unterschiedlicher<br />
Abteilungen müssen<br />
nicht mehr manuell erfasst oder<br />
übertragen werden. Die Zeitersparnis<br />
in der Arbeitsnachbereitung und<br />
den internen Verwaltungsprozessen<br />
ist enorm. Alle Daten werden auf<br />
den Tablet PCs in Verbindung mit<br />
dem Auftrag erfasst. So entfallen<br />
auch bei der Arbeitszeiterfassung<br />
und Lohnabrechnung zahlreiche<br />
Arbeitsschritte. Allein die manuelle<br />
Erfassung der Stundenzettel am<br />
Computer nahm jede Woche ge -<br />
schätzte fünf Stunden in Anspruch.<br />
Arbeitsstunden, tarifliche Lohnzuschläge<br />
und Überstunden werden<br />
automatisch verbucht, aus dem<br />
TBM in SAP übertragen und dann<br />
von einem externen Dienstleister<br />
verarbeitet.<br />
„Die Umstellung auf die robusten<br />
Tablet PCs von Motion Computing<br />
ist definitiv ein großer Erfolg.<br />
Vor allem die Schnittstelle zur kaufmännischen<br />
Abteilung spart uns<br />
viel Zeit und Kosten ein“, so Ralf<br />
Bisinger, Technischer Leiter der<br />
Stadtwerke Oberursel.<br />
„Gemessen am Umfang des<br />
Gesamtprojektes, inklusive Softwareschnittstellen<br />
und Reisekosten,<br />
fiel die Implementierung der Tablet<br />
PCs weder finanziell noch zeitlich<br />
ins Gewicht. Mit nur 15 % des Projektvolumens<br />
stellt die Investition<br />
in die Hardware einen überschaubaren<br />
Teil dar“, so Bisinger weiter.<br />
Zukünftig sollen die Geräte von<br />
Motion Computing noch stärker<br />
genutzt werden: Es ist geplant, eine<br />
Anwendung für die Kundenunterschrift<br />
am Tablet PC nach Auftragsausführung<br />
zu realisieren. Zudem<br />
ist ein Modul zur Administration<br />
von Gas- und <strong>Wasser</strong>zählerwechseln<br />
im Gespräch.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.motioncomputing.de<br />
Januar 2014<br />
16 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
Neue Generation von Schutzmantelrohren<br />
Auf dem IRO steht am egeplast-<br />
Stand das neue SLM® 3.0 im<br />
Fokus. Es ermöglicht das Stumpfschweißen<br />
ohne abzumanteln und<br />
begründet damit eine neue Generation<br />
Schutzmantelrohre. Einfacher<br />
zu verarbeiten, einfacher zu verschweißen<br />
und erhöhte Sicherheit<br />
– das sind die drei wesentlichen Vorteile<br />
des neuen Schutzmantelrohres<br />
egeplast SLM® 3.0. Basis ist ein mo -<br />
difizierter Schutzmantel aus einem<br />
speziellen PEplus, der das werkstoffhomogene<br />
und somit DVS-gerechte<br />
Stumpfschweißen erlaubt und noch<br />
abriebfester ist als der bisherige<br />
Schutzmantel aus PP. Die optimierte<br />
Mantelschicht macht das Rohrsystem<br />
noch flexibler und vereinfacht<br />
das Handling und die Verarbeitung.<br />
Die neue, direkt schweißbare Generation<br />
SLM® 3.0 ist mit grünen Dreifachstreifen<br />
auf dem Schutzmantel<br />
gekennzeichnet. egeplast wird in<br />
Zukunft alle Schutzmantelrohrsysteme<br />
mit dieser Schutzschicht ausstatten.<br />
egeplast ist ein hochinnovativer<br />
und seit Jahrzehnten Maßstäbe setzender<br />
Hersteller von Kunststoffrohrsystemen.<br />
Kunden in über 30<br />
Ländern vertrauen auf Beratungslösungen<br />
und Qualitätsprodukte von<br />
egeplast für den Transport von<br />
<strong>Wasser</strong>, Gasen und Daten. Unter<br />
den Kunden des inhabergeführten<br />
Unternehmens befinden sich Versorgungsunternehmen<br />
und Netzbetreiber<br />
weltweit.<br />
Kontakt:<br />
egeplast international GmbH,<br />
Robert-Bosch-Straße 7,<br />
D-48268 Greven,<br />
Tel. (02575) 9710-100,<br />
E-Mail: info@egeplast.de,<br />
www.egeplast.de<br />
Stand-Nr. 1<br />
OG-V-04<br />
Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />
Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Dampf, Strom<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Stand-Nr. 2.OG-H-27, 6. und 7. Februar 2014<br />
Vollständige Funktionalität unter<br />
WINDOWS, Projektverwaltung,<br />
Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />
Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />
Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />
Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />
Stationäre und dynamische Simulation,<br />
Topologieprüfung (Teilnetze),<br />
Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />
Mischung von<br />
Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />
Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />
Schwachlast und Kondensation,<br />
Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />
Speicherung von<br />
Rechenfällen<br />
I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />
WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />
TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />
INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 17
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Eine Qualitätsplakette, die mehr ist als ein Logo<br />
Qualitätssicherung beim Einbau von Harz8<br />
Es ist eigentlich nicht neu: Die Produktqualität von Kanalsanierungssystemen hängt entscheidend von der<br />
Ausführung im Einzelfall ab. Neu ist hingegen, was man sich bei der resinnovation GmbH, Rülzheim, hat einfallen<br />
lassen, um diese Einbauqualität für die Schachteinbindung von Linern mit dem dauerelastischen,<br />
DIBT-zugelassenen Epoxidharzsystem Harz8 sicherzustellen. Das innovative Konzept macht Qualität zu<br />
einem All-Winner-System.<br />
Schlauchliner-Schachtanbindung mit Harz8: Zu<br />
einem besonderen Produkt gibt es jetzt noch ein<br />
besonderes System der Qualitätssicherung.<br />
Harz 8<br />
DIBT Z.42.3-492<br />
RP 20<br />
Schlauchliner-Einbindung mit 2-komponentigem Epoxidharzspachtel<br />
Rohrmaterial píÉáåòÉìÖ _Éíçå KKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />
Liner-Art dä~ëÑ~ëÉê k~ÇÉäÑáäò<br />
Liner-Nennweite hêÉáë=ak=KKKKKKKKKK bá==KKKKKK=L=KKKKKK<br />
Schachtnummer KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />
Ausführungsdatum KKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />
Ausführender Mitarbeiter KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />
Schulungszertifikat Nr. KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK==<br />
Harz-Charge Nr. KKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />
KKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKKK<br />
Unterschrift Ausführender<br />
Ausführendes Unternehmen<br />
Ein Steckbrief für jede einzelne Schlauchliner-<br />
Schachtanbindung: Die Harz8-Plakette ist das Kernstück<br />
der Qualitätssicherung.<br />
Letzter Handgriff jeder Schlauchliner-Anbindung:<br />
Die QS-Plakette wird an der Schachtwand befestigt.<br />
Die Schachteinbindung von<br />
Schlauchlinern mit dem<br />
Epoxid-Spachtelharz Harz8 erfreut<br />
sich auf dem Markt wachsender<br />
Popularität. Schnell und einfach zu<br />
applizieren, bietet Harz8 eine dauerhaft<br />
dichte Lösung, mit der Liner<br />
nicht nur ans Altrohr, sondern sinnvollerweise<br />
an das Schachtbauwerk<br />
angebunden werden. Was Harz8<br />
gegenüber den üblichen mineralischen<br />
Werkstoffen wesentlich auszeichnet,<br />
ist die dauerhafte Elastizität<br />
des ausgehärteten Systems.<br />
Egal, ob der Liner sich bewegt oder<br />
ob der Schacht Erschütterungen<br />
durch Verkehrslasten ausgesetzt ist<br />
– das markant rote Harz hält immer<br />
dicht. Voraussetzung ist aber auch<br />
hier ein vorschriftsgemäßer Um -<br />
gang mit dem Material beim Einbau.<br />
Die DIBT-Zulassung Z. 42.3-492<br />
für Harz8 regelt in Verbindung mit<br />
dem Anwenderhandbuch exakt das<br />
Prozedere, nach dem Harz8 ordnungsgemäß<br />
zur Liner-Schachtanbindung<br />
eingebaut wird und ist<br />
damit das Fundament der Qualitätssicherung.<br />
Ein zweites Qualitäts-Essential<br />
für die Harz8-Anwendung<br />
ist die strikte Beschränkung<br />
des Einbaus auf qualifizierte An -<br />
wender, die bei resinnovation ge -<br />
schult wurden. Damit nur diese in<br />
der Praxis Harz8 zur Liner-Einbindung<br />
verwenden, hat man sich bei<br />
resinnovation etwas einfallen lassen:<br />
Jede einzelne Schachteinbindung<br />
mit Harz8 wird durch eine<br />
dauerbeständige Kunststoffplakette<br />
markiert, auf der der technische<br />
„Steckbrief“ der jeweiligen<br />
Schachteinbindung vom Anwender<br />
eingetragen wird – vor allem aber<br />
der Anwender selbst und sein verantwortlicher<br />
Mitarbeiter. Die ausgefüllte<br />
(und persönlich unterschriebene!)<br />
Plakette wird oberhalb<br />
des jeweiligen Gewerks an die<br />
Schachtwand gedübelt bzw. ge -<br />
klebt und dokumentiert noch Jahrzehnte<br />
später, was hier von wem<br />
eingebaut wurde. Dies soll nicht<br />
nur in ferner Zukunft zur Orientierung<br />
beitragen, sondern schon<br />
heute zur Selbstdisziplin zum Nutzen<br />
des Netzbetreibers.<br />
Wichtig ist, dass der Auftraggeber<br />
in dem Sinne aktiv mitwirkt,<br />
dass er im Leistungsverzeichnis die<br />
Plakettierung der Liner-Einbindung<br />
ausdrücklich fordert. Ein entsprechend<br />
ausformuliertes Leistungsverzeichnis<br />
kann auf der resinnovation-Website<br />
herunter geladen werden<br />
(http://www.resinnovation.de/<br />
Downloads). Und er ist gut beraten,<br />
dies zu tun. Die Vergabe der Plaketten<br />
ist nämlich an die erfolgreiche<br />
Schulung bei resinnovation gebunden.<br />
Erst nach dieser wird ein gewisses<br />
Quantum Plaketten an den<br />
Sanierer ausgehändigt, die er dann<br />
beim Einbau von Harz8 nach und<br />
nach verbraucht. Der Plaketten-Vorrat<br />
ist jedoch regenerierbar: Für<br />
jedes aussagekräftige, per Mail eingesandte<br />
Foto einer ordnungsgemäßen<br />
Harz8-Linereinbindung<br />
bekommt der Anwender von resinnovation<br />
eine neue Plakette. Außerdem<br />
wird das Foto mit Angabe des<br />
Anwenders auf der resinnovation-<br />
Website öffentlich präsentiert und<br />
der Anwender als „qualifizierter<br />
Harz8-Partner“ präsentiert. Zugleich<br />
wirkt resinnovation intensiv darauf<br />
Januar 2014<br />
18 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
hin, dass Netzbetreiber auch nur<br />
solche offiziellen Partner beauftragen.<br />
Einen qualifizierten Harz8-Partner<br />
erkennt man also daran, dass er<br />
die Plakette einbaut, weil er aufgrund<br />
seiner Schulung bzw. erfolgreicher<br />
Installationen über Plaketten<br />
verfügt. Gehen einem Anwender<br />
wegen unzureichender Qualität<br />
oder versäumter Rückmeldung die<br />
Plaketten aus, muss er eine erneute<br />
Schulung absolvieren, um wieder<br />
an Plaketten zu kommen.<br />
Bei resinnovation behält man<br />
durch dieses einfache Modell die<br />
Übersicht darüber, dass das Harz<br />
durch qualifizierte Partner korrekt<br />
eingebaut wird und keine rufschädigenden<br />
Mängel entstehen. Zudem<br />
entwickelt sich eine sehr anschauliche,<br />
online einsehbare Referenz-<br />
Datenbank. Erkennbare Anwenderdefizite<br />
werden im Rahmen der<br />
Neuschulung postwendend behoben.<br />
Der einzelne Anwender kann<br />
durch Empfang neuer Plaketten<br />
weiter mit dem System werben und<br />
arbeiten und wird mit seiner guten<br />
Leistung zugleich der Fachöffentlichkeit<br />
als qualifizierter Harz8-Partner<br />
vorgestellt. Denn natürlich können<br />
auch die Netzbetreiber auf der<br />
resinnovation-Webseite nach qualifizierten<br />
Sanierungspartnern su -<br />
chen – was für diese sicher ein wichtiger<br />
Faktor der Akquise in einem<br />
hart umkämpften Markt ist.<br />
Beim Netzbetreiber schließlich<br />
stellt dieses System der automatischen,<br />
am tatsächlich ausgeführten<br />
Gewerk ausgerichteten Kontrolle<br />
das Vertrauen in die ordnungsgemäße<br />
und herstellerkonforme<br />
Anwendung des Produktes und<br />
damit in seine Qualität sicher. Zu -<br />
gleich wird die Suche nach geeigneten<br />
Anwendern vereinfacht und bei<br />
Verwendung des vorgegebenen LV<br />
automatisch ausgeschlossen, dass<br />
man via Niedrigpreis an ein unqualifiziertes<br />
Unternehmen gerät.<br />
Das Modell der Qualitätssicherung<br />
läuft bislang sehr erfolgreich<br />
an, denn es ist nach Ansicht von<br />
Jeder Bieter ist<br />
zugelassen<br />
Einbau<br />
ohne QS<br />
QP-Status,<br />
Marktteilnahme<br />
möglich<br />
Neue Plaketten,<br />
QP regeneriert,<br />
QP auf resi-Portal<br />
Qualitätssicherung nach dem Harz8-Plaketten-System<br />
nein<br />
Ja<br />
QP besteht,<br />
solange Plaketten<br />
vorhanden sind<br />
Unternehmensgründer und Ge -<br />
schäftsführer Dipl.-Ing. Mirko Heuser<br />
„ein klassisches All-Winner-System“.<br />
An eine Übernahme auf<br />
andere resinnovation- Produktbereiche<br />
wird bereits nach gedacht.<br />
Ausschreibung nach Harz8-LV;<br />
QP-Status vom Bieter verlangt<br />
Bieter ist QP<br />
(verfügt über Plaketten)<br />
Leistung/Fotos ok?<br />
Ja<br />
Ja<br />
nein<br />
Keine Vergabe<br />
möglich!<br />
Schulung bei<br />
resinnovation<br />
Ja<br />
nein<br />
Ja<br />
Ja<br />
Keine neuen<br />
Plaketten<br />
Sind noch Plaketten<br />
verfügbar?<br />
nein<br />
Erfolgreiche<br />
Nachschulung bei<br />
resinnovation?<br />
Kontakt:<br />
resinnovation GmbH,<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Winkler,<br />
Kirschenweg 2a,<br />
D-76761 Rülzheim,<br />
Tel. (07272) 702 502,<br />
E-Mail: ulrich.winkler@resinnovation.de,<br />
www.resinnovation.de<br />
„QP“: Qualifizierter Partner<br />
für den Einbau von Schachteinbindungen<br />
mit Harz8, hat<br />
Schulung absolviert und<br />
verfügt daher über einen<br />
Grundbestand an Plaketten<br />
Vergabe an QP<br />
(im Wettbewerb)<br />
Einbau mit QS,<br />
Verw. d. Plakette<br />
Belegfotos an<br />
resinnovation?<br />
Die Abläufe des plakettenbasierten Qualitätssicherungssystems, das die<br />
resinnovation GmbH derzeit etabliert.<br />
nein<br />
nein<br />
KeinePlaketten:<br />
QP erlischt<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 19
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
HS®-Kanalrohrsystem überzeugt in Wildenbörten<br />
Erneuerung des Mischwasserkanals in der Untschener Straße<br />
Gut 800 m HS ® -Kanalrohre sind auf der Untschener Straße im thüringischen<br />
Wildenbörten verlegt worden. Alle Abbildungen: © Funke Kunststoffe GmbH<br />
Never change a winning team –<br />
das hat sich wohl auch die<br />
Verwaltungsgemeinschaft „Oberes<br />
Sprottental“ gedacht, als sie bei der<br />
Erneuerung des Mischwasserkanals<br />
in der Untschener Straße im<br />
thüringischen Wildenbörten auf<br />
das HS ® -Kanalrohrsystem von der<br />
Funke Kunststoffe GmbH setzte.<br />
Positive Erfahrungen mit den HS ® -<br />
Rohren hatte sie in den vergangenen<br />
fünf Jahren nämlich schon<br />
bei mehreren umfangreichen<br />
Kanalbaumaßnahmen in ihrem<br />
Verbandsgebiet gesammelt – so<br />
unter anderem in Löbichau und in<br />
Nöbdenitz. Auch in der Untschener<br />
Straße lief mit Rohren und Formteilen<br />
aus der Funke-Produktpalette<br />
alles nach Plan. Zum Einsatz kamen<br />
rund 800 Meter HS ® -Kanalrohre im<br />
Nennweitenbereich zwischen DN/<br />
OD 160 und DN/OD 400, CONNEX-<br />
Anschlüsse, Ab zweige, Variomuffen,<br />
VPC ® -Rohrkupplungen und<br />
Kurzbögen. Dabei konnten sich die<br />
Tiefbauer von der bauausführenden<br />
STRABAG AG von der Qualität<br />
und dem Systemcharakter der eingesetzten<br />
Produkte ebenso überzeugen,<br />
wie von dem einfachen<br />
Handling und dem Service des Herstellers.<br />
Auf der Baustelle im thüringischen<br />
Wildenbörten ist jedenfalls<br />
alles nach Plan gelaufen. Zeit also<br />
bei den Tiefbauern für ein Fazit. „Die<br />
richtige Werkstoffwahl ist bei einer<br />
solchen Maßnahme das A und O.<br />
Und da sind keine Wünsche offen<br />
geblieben“, lautet die einhellige<br />
Meinung der Praktiker. Polier Danilo<br />
Löser von der Niederlassung Gera<br />
der STRABAG AG vergleicht die<br />
eingesetzten Funke-Produkte mit<br />
anderen bekannten Kanalrohrsystemen<br />
und hebt lobend hervor: „Die<br />
Verlegbarkeit ist deutlich einfacher.<br />
Das Zusammenfügen der Rohre ist<br />
ein Kinderspiel. Und das trotz der<br />
Tatsache, dass die Rohrverbindungen<br />
einem Prüfdruck von 2,5 bar<br />
standhalten.“<br />
Positive Bilanz<br />
Die positive Bilanz, die Löser zieht,<br />
deckt sich mit den Erfahrungen, die<br />
auch Bauingenieur Hanno Tettenborn<br />
gemacht hat. Der Technische<br />
Leiter bei den Stadtwerken Schmölln<br />
GmbH, die den Mischwasserkanal in<br />
Wildenbörten betreibt, muss es wissen.<br />
Denn bereits seit rund fünf<br />
Jahren hat die Verwaltungsgemeinschaft<br />
„Oberes Sprottental“ diverse<br />
Kanalbaumaßnahmen mit dem HS ® -<br />
Kanalrohrsystem erfolgreich realisiert.<br />
Auch bei der jüngsten Maßnahme<br />
in der Untschener Straße<br />
wurde diese Systemlösung deshalb<br />
in die Ausschreibung aufgenommen.<br />
Tettenborn sagt, warum: „Das<br />
HS ® -Kanalrohrsystem von Funke<br />
überzeugt mit einer ganzen Reihe<br />
positiver Eigenschaften, darunter<br />
auch durch Zuverlässigkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit.“ Auch Dipl.-Bauing.<br />
Martin Arlt von der Niederlassung<br />
Gera der STRABAG AG, der das<br />
erste Mal als Bauleiter eine Maßnahme<br />
mit Kanalrohrsystemen von<br />
Funke verantwortet hat, ist überzeugt:<br />
„Ich bin zufrieden mit der<br />
Abwicklung, der Verfügbarkeit der<br />
Produkte und dem reibungslosen<br />
Einbau sowie der Verarbeitung.“<br />
Vielfältige Lösungen<br />
Die fest im Rohr integrierte FE-Dichtung,<br />
die ein Vergessen, Verschieben<br />
oder Herausdrücken bei der<br />
Montage verhindert, das geringe<br />
Eigengewicht des Materials, das ein<br />
einfaches und somit wirtschaftliches<br />
Handling auf der Baustelle<br />
ermöglicht, sowie die hohe Stabilität<br />
bei Einbautiefen zwischen 0,5<br />
bis 6,0 m unter Schwerlastverkehrsflächen<br />
bis 60 t sind nur ein paar<br />
Beispiele dafür, womit das Kunststoffrohrsystem<br />
von Funke in der<br />
Praxis auftrumpfen kann. Sozusagen<br />
als „Ass im Ärmel“ schätzen Tiefbauer<br />
und Planer auch den Systemcharakter,<br />
wie Dipl.-Bauing. Frank<br />
Sporer, Ingenieurbüro Sporer & Wall<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Gera,<br />
erzählt: „Gerade die vielfältigen verfügbaren<br />
Systemkomponenten ma -<br />
chen die planerische Lösung der<br />
verschiedensten Aufgabenstellungen<br />
möglich. Und das bei einem<br />
durchgängig hohen Qualitätsstandard<br />
beim Gesamtsystem. Selbst<br />
das Formteilprogramm ist mit SDR<br />
34 komplett wandverstärkt.“<br />
Einfache, sichere und zeitsparende<br />
Montage<br />
Neben den HS ® -Kanalrohren, darunter<br />
140 m in der Nennweite DN/OD<br />
160 für die Hausanschlussleitungen,<br />
Januar 2014<br />
20 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
Für den neuen Mischwasserkanal<br />
kommen braune HS®-Kanalrohre<br />
in den Nennweiten DN/OD 160<br />
bis 400 zum Einsatz.<br />
20 m DN/OD 200, 60 m DN/OD 250,<br />
95 m DN/OD 315 und 530 m DN/OD<br />
400, haben die Tiefbauer in Wildenbörten<br />
unter anderem rund 35<br />
Abzweige 400/160 im 45°-Winkel<br />
sowie Variomuffen DN 160 verbaut.<br />
Um die bereits bestehenden Hausanschlüsse<br />
und Seitenzuläufe in<br />
den Mischwasserkanal einzubinden,<br />
kamen außerdem VPC ® -<br />
Rohrkupplungen und CONNEX-<br />
Anschlüsse zum Einsatz. Bauleiter<br />
Arlt erklärt, warum die Bauteile das<br />
Arbeiten erheblich erleichtert<br />
haben: „Die VPC ® -Rohrkupplung<br />
verbindet Rohre derselben Nennweiten<br />
aus gleichen oder verschiedenen<br />
Werkstoffen mit unterschiedlicher<br />
Außenstruktur dauerhaft<br />
dicht. Das ermöglicht eine einfache,<br />
sichere und zeitsparende Montage.<br />
Der CONNEX-Anschluss mit integriertem<br />
Kugelgelenk erhöht die Flexibilität<br />
und somit die Lebensdauer<br />
der Rohrverbindung, weil die angeschlossenen<br />
Rohre in einem Bereich<br />
zwischen 0° und 11° schwenkbar<br />
sind. Alles in allem sorgen die Bauteile<br />
für einen schnellen Baufortschritt<br />
und für ein Plus an Sicherheit.“<br />
Einweisung vor Ort<br />
Doch nicht nur die Produkte, auch<br />
der Service von Funke konnte auf<br />
Durch das geringe Eigengewicht<br />
sind die PVC-U-Rohre bei der Verlegung<br />
leicht zu handhaben.<br />
der Baustelle überzeugen. Polier<br />
Löser: „Hilfreich war die Einweisung<br />
durch Funke-Fachberater Dipl.-Bauing.<br />
Olaf Schreiter gleich zu Beginn<br />
der Arbeiten. Er hat den Männern<br />
wichtige Tipps zur sachgerechten<br />
Verarbeitung gegeben und den Einbau<br />
der CONNEX-Anschlüsse und<br />
VPC®-Rohrkupplungen demonstriert.<br />
Dadurch waren viele Fragen<br />
bereits im Vorfeld beantwortet. Ein<br />
wichtiger Service, der Sicherheit<br />
bietet und noch dazu Zeit einsparen<br />
hilft.“ Apropos Zeitersparnis: Mit<br />
dem HS -Rohrschneid- und Anfasgerät<br />
können Rohre aus PVC-U<br />
®<br />
gleichzeitig abgelängt und angefast<br />
werden, in den Nennweiten von<br />
DN/OD 110 bis 315 und in den Rohrlängen<br />
von 0,18 bis 5 m. Auch hier<br />
stellt Funke seine besondere Serviceorientierung<br />
unter Beweis. Das<br />
Gerät hat in Wildenbörten ebenfalls<br />
seinen Beitrag für wirtschaftliches<br />
Arbeiten geleistet.<br />
Alles in allem konnte die Kanalbaumaßnahme<br />
in der Untschener<br />
Straße auch dank der richtigen<br />
Materialwahl so reibungslos abgewickelt<br />
werden, wie es sich die<br />
Beteiligten im Vorfeld vorgestellt<br />
hatten.<br />
Die PVC-U-Rohre sind so leicht, dass<br />
der Transport per Hand schon fast<br />
wie ein Spaziergang wirkt. Schweres<br />
Hubgerät ist damit überflüssig.<br />
Baubesprechung vor Ort: Bauing. Hanno Tettenborn<br />
von den Stadtwerken Schmölln, Funke-Fachberater<br />
Dipl.-Bauing. Olaf Schreiter, Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft<br />
„Oberes Sprottental“ Manuela<br />
Barth, Mitarbeiterin des Landratsamtes Altenburger<br />
Land Silvia-Marlen Tetzner, Polier Danilo Löser und<br />
Bauleiter Dipl.-Bauing. Martin Arlt von der STRA-<br />
BAG AG, Niederlassung Gera, sowie Planer Dipl.-<br />
Bauing. Frank Sporer, Ingenieurbüro Sporer & Wall<br />
Beratende Ingenieure GmbH Gera (v. l.).<br />
Kontakt:<br />
Funke Kunststoffe GmbH,<br />
Siegenbeckstraße 15,<br />
D-59071 Hamm-Uentrop,<br />
Tel. (02388) 3071-0,<br />
Fax (02388) 3071-550,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de,<br />
www.funkegruppe.de<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 21
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Für den Einsatz<br />
in rund<br />
1000 m Höhe<br />
wurde die<br />
Anlagentechnik<br />
fit fürs<br />
Gelände<br />
gemacht und<br />
Geräte und<br />
Spezialausrüstung<br />
den Erfordernissen<br />
angepasst.<br />
Alle Abbildungen:<br />
© DIRINGER &<br />
SCHEIDEL ROHR-<br />
SANIERUNG<br />
Technik fit fürs Gelände: Sanierung einer<br />
Druckrohrleitung im Vinschgau<br />
In der zentral im Baufeld eingerichteten Tränkanlage<br />
wurde der Schlauch für den Einbau vorbereitet<br />
und dann zur Dampfanlage transportiert.<br />
Wenn der Berg nicht zum Propheten<br />
kommt, muss der Prophet<br />
zum Berg – dieses geflügelte<br />
Wort beschreibt recht genau die<br />
Voraussetzungen für die Sanierung<br />
einer Druckrohrleitung der im oberen<br />
Teil des Etschtals in Südtirol<br />
gelegenen Beregnungsanlage<br />
Tartsch-Mals. Im Auftrag des Bonifizierungskonsortiums<br />
Vinschgau<br />
hat die ROTECH Srl, ein italienisches<br />
Tochterunternehmen der DIRINGER<br />
& SCHEIDEL ROHRSANIERUNG<br />
GMBH & CO. KG, rund 800 m einer<br />
Leitung aus stark korrodierten<br />
Stahlrohren in der Nennweite<br />
DN 300 mit einem RS-BlueLiner®<br />
ausgekleidet. Bei der Ausführung<br />
der Arbeiten in rund 1000 m Höhe<br />
haben die Sanierungsprofis von<br />
ROTECH die Anlagentechnik fit fürs<br />
Gelände gemacht und Geräte und<br />
Spezialausrüstung den Erfordernissen<br />
angepasst: Aufgrund des für<br />
Baufahrzeuge nur schwer zugänglichen<br />
Baufeldes wurde die für den<br />
Einbau des Liners nötige Dampfanlage<br />
im Container vom Fahrzeug<br />
gehoben und mit einem Bagger zur<br />
Einbaustelle transportiert. Ebenso<br />
wurde mit dem Liner selbst verfahren,<br />
der nach der Tränkung in einer<br />
zentral positionierten Tränkanlage<br />
mit geeignetem Gerät zur Dampfanlage<br />
gefahren wurde. Diese Maßnahmen<br />
haben entscheidend dazu beigetragen,<br />
dass die Sanierungsarbeiten<br />
in einem nur knapp bemessenen<br />
Zeitfenster in den Wintermonaten, in<br />
denen sich die Beregnungsanlagen<br />
außer Betrieb befinden, erfolgreich<br />
durchgeführt werden konnten.<br />
Die rund 550 ha große Beregnungsanlage<br />
Tartsch-Mals ist eine<br />
von 50 Anlagen, die die Bewässerung<br />
der landwirtschaftlich genutzten<br />
Flächen im Vinschgau sicherstellen.<br />
Regelmäßig werden die Leitungen<br />
überprüft und – wenn nötig – im<br />
Auftrag des für die Wartung der<br />
Anlagen zuständigen Bonifizierungskonsortiums<br />
Vinschgau saniert.<br />
So auch die Anlage Tartsch-Mals,<br />
deren Leitungen aus Stahlrohren<br />
nach rund 30-jähriger Nutzung in<br />
Teilen starke Korrosionsschäden aufwiesen.<br />
Aufgrund der geomorphologischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
und mit Blick auf Umweltschutzas-<br />
Januar 2014<br />
22 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
pekte entschied sich der Auftraggeber<br />
für ein statisch tragfähiges System.“<br />
Es fiel deshalb die Wahl auf<br />
den BlueLiner ® der RS Technik Aqua<br />
GmbH, der in Kombination mit der<br />
Gerätetechnik von der D&S Rohrsanierung<br />
das gewünschte Sanierungsergebnis<br />
erbrachte.<br />
Ein Bagger<br />
positionierte<br />
die Module der<br />
Baustelleneinrichtung<br />
direkt<br />
an der jeweiligen<br />
Einbaustelle.<br />
In Module zerlegt<br />
„Die Auskleidung der Rohre erfolgt<br />
dabei mit einem Produkt, das über<br />
einen erheblichen Anteil an Glasfasern<br />
verfügt“, erläutert Karl-<br />
Heinz Robatscher, Geschäftsführer<br />
ROTECH Srl. Der Liner, der die<br />
Bestimmungen des DVGW-Arbeitsblattes<br />
W 270 sowie der „Leitlinie<br />
des Umweltbundesamtes zur hygienischen<br />
Beurteilung von organischen<br />
Materialien im Kontakt mit<br />
Trinkwasser“ (KTW-Leitlinie) erfüllt,<br />
wird vor Ort mit einem Zweikomponenten-Epoxidharz<br />
getränkt, über<br />
eine Drucktrommel in die zu sanierende<br />
Haltung eingebracht und mit<br />
Dampf ausgehärtet. Die hierfür<br />
notwendige Anlagentechnik ist üb -<br />
licherweise auf einem vollständig<br />
ausgebauten Fahrzeug angebracht,<br />
das als mobile Tränk- und Mischanlage<br />
genutzt wird, in der die Dosierung<br />
und Mischung der Harzkomponenten<br />
sowie die Imprägnierung<br />
des Liners direkt vor Ort an der Einbaustelle<br />
erfolgt. „Da der Einsatz<br />
eines Lkw aufgrund der Unzugänglichkeit<br />
des Geländes nicht möglich<br />
war, haben die beteiligten Baupartner<br />
ein Konzept erstellt, bei dem die<br />
Baustelleneinrichtung in Module<br />
zerlegt und auf diese Weise geländegängig<br />
gemacht wurde“, so<br />
Robatscher weiter. Während ein<br />
Bagger vorab die Dampfanlage im<br />
Container direkt an der jeweiligen<br />
Einbaustelle positionierte, wurde in<br />
der zentral im Baufeld eingerichteten<br />
Tränkanlage der Schlauch für<br />
den Einbau vorbereitet und dann<br />
zur Dampfanlage transportiert. Mit<br />
dieser modularen und damit flexib-<br />
Mit der Drucktrommel<br />
wird<br />
der Liner in die<br />
zu sanierende<br />
Haltung inversiert.<br />
▶▶<br />
Projekt1_Layout 1 17.12.13 16:23 Seite 1<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 23
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Die neue Auskleidung übernimmt ohne Unterstützung<br />
des Altrohres alle statischen Außen- und<br />
Innenlasten.<br />
Die Dosierung und Mischung der<br />
Harzkomponenten sowie die<br />
Imprägnierung des Liners erfolgte<br />
in der zentral im Baufeld eingerichteten<br />
Tränkanlage.<br />
Inversion des Liners.<br />
len Anlagentechnik der D&S Rohrsanierung<br />
ist man in der Lage, auch an<br />
Orten zu arbeiten, bei denen sonst<br />
kein für Baustellen üblicher Zugang<br />
möglich ist.<br />
Unabhängig und tragfähig<br />
An Ort und Stelle konnte der Liner<br />
dann in die stillgelegten Haltungen<br />
inversiert werden, die vorab für den<br />
Einbau vorbereitet, gründlich gereinigt<br />
und zur Kontrolle mit der<br />
Kamera befahren worden waren.<br />
Nach dem Einbau über die Drucktrommel<br />
wurde der Schlauch durch<br />
Wärmezufuhr mit Dampf zu einem<br />
neuen Rohr ausgehärtet. „Diese<br />
„Rohr im Rohr“-Lösung ist unabhängig<br />
und alleine tragfähig und übernimmt<br />
ohne Unterstützung des<br />
Altrohres alle statischen Außenund<br />
Innenlasten“ erläutert Dipl.-Ing.<br />
(FH) Jens Wahr, DIRINGER & SCHEI-<br />
DEL ROHRSANIERUNG GMBH & CO.<br />
KG, eine entscheidende Eigenschaft<br />
des BlueLine ® -Systems.<br />
„Die für das Verfahren charakteristische<br />
Vor-Ort-Imprägnierung mit<br />
Epoxidharz sorgt für größtmögliche<br />
Flexibilität an der Einbaustelle“, so<br />
Wahr weiter. Bei der Imprägnierung<br />
wird der Liner unter Vakuum<br />
gesetzt, gleichmäßig mit dem Harzsystem<br />
getränkt und kalibriert. Eine<br />
für das Verfahren entwickelte Steuerung<br />
sorgt dann für einen kontrollierten<br />
Einbauprozess bei dem<br />
wichtige einbaurelevante Daten<br />
permanent aufgezeichnet werden.<br />
Die mit EU-Geldern geförderte<br />
Sanierung der Leitungen in der<br />
Beregnungsanlage Tartsch-Mals<br />
konnte zur vollsten Zufriedenheit<br />
des Auftraggebers abgeschlossen<br />
werden. Das eingesetzte Produkt<br />
und die ausgewählte Technik haben<br />
ihre Vorteile unter den gegebenen<br />
schwierigen Bedingungen voll ausspielen<br />
können. Dampf- und Tränkanlage<br />
entsprechen modernstem<br />
technologischem Standard und der<br />
im Verbund gefertigte elastischen<br />
Glas-Filz-Schlauch kann mit hervorragenden<br />
Werkstoffeigenschaften<br />
aufwarten. So macht z. B. seine<br />
Bogengängigkeit den Einsatz in<br />
Bögen bis 45° und mehr möglich.<br />
Hinzu kommt: Aufgrund der Materialeigenschaften<br />
des verwendeten<br />
Epoxidharzes finden auch umweltschutztechnische<br />
Gesichtspunkte<br />
Berücksichtigung. Deshalb kann sich<br />
das Konsortium vorstellen, das Verfahren<br />
insbesondere in Dorflagen,<br />
bei Unterführungen oder in schwierigem<br />
Gelände auch bei zukünftigen<br />
Sanierungen anzuwenden.<br />
Kontakt:<br />
DIRINGER & SCHEIDEL<br />
ROHRSANIERUNG GmbH & Co. KG,<br />
Wilhelm-Wundt-Straße 19,<br />
D-68199 Mannheim,<br />
Tel. (0621) 8607-440,<br />
Fax (0621) 8607 449,<br />
E-Mail: zentrale.rohrsan@dus.de,<br />
www.dus-rohrsanierung.de<br />
Januar 2014<br />
24 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
Licht-Liner in Landau: Sanierung eines<br />
Eiprofils 1350/900<br />
Es war ein Einsatz am oberen Ende des heutzutage Machbaren: Im Oktober 2013 sanierte die Swietelsky-Faber<br />
GmbH Kanalsanierung in Landau/Pfalz rund 300 m eines Eiprofil-Sammlers 1350/900 per Schlauchlining.<br />
Eingesetzt wurde der Alpha-Liner der Reline Europe GmbH (Rohrbach/Pfalz) in vier Einzelstrecken von bis zu<br />
93 m Länge.<br />
Der Mischwassersammler „Mühlweg“<br />
entsorgt seit seinem Bau<br />
im Jahre 1955 den Landauer Vorort<br />
Queichheim und andere angrenzende<br />
Liegenschaften in Richtung<br />
Landauer Kläranlage. Wie Inspektionen<br />
in jüngster Vergangenheit zeigten,<br />
wies das Beton-Eiprofil der<br />
Dimension 1350/900 diverse Schäden<br />
auf: Korrosion, Risse, undichte<br />
Muffen – hier fanden sich so ziemlich<br />
alle Probleme, die für einen fast<br />
60 Jahre alten Betonkanal dieser<br />
Auslastung charakteristisch sind.<br />
Nach Begutachtung der Befunde<br />
durch das Ingenieurbüro TeamBau<br />
(Bergzabern) wurde dem Bauwerk<br />
ein „Altrohrzustand Klasse 2“ nach<br />
ATV-A 127 attestiert: Noch grabenlos<br />
sanierbar, aber eben auch dringend<br />
sanierungsbedürftig. Dass der<br />
marode Mühlweg-Sammler zwischen<br />
Queichheim und dem an -<br />
grenzenden St.-Josef-Jugendwerk<br />
durch ein <strong>Wasser</strong>schutzgebiet läuft,<br />
machte aus ihm ein Projekt mit<br />
hoher Priorität für die EWL Landau<br />
als Netzbetreiber.<br />
Das von TeamBau zeitnah ausgearbeitete<br />
Sanierungskonzept<br />
setzte auf grabenlose Sanierung<br />
in Schlauchlining-Technologie. Im<br />
Detail entschied man sich für die<br />
lichthärtende, auf einem GFK-Trägerschlauch<br />
basierende Verfahrensvariante.<br />
Der Grund: Angesichts der<br />
hohen Auslastung des Kanals und<br />
der absehbar exorbitanten Kosten<br />
für eine oberirdische <strong>Wasser</strong>haltung,<br />
die einen Niederschlagsfall abgedeckt<br />
hätte, ging die Ausführungsplanung<br />
von Trockenwetter-Zeitfenstern<br />
aus, die potenziell knapp<br />
bemessen sind. Es ging somit um ein<br />
Verfahren, mit dem man so schnell<br />
wie möglich erfolgreich „vom Acker“<br />
Schlauchlining vor der Kulisse des St.-Josef-Werks in Queichheim durch<br />
die Niederlassung Alzey der Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung.<br />
konnte – und hier bieten lichthärtende<br />
Systeme mit ihrem minimalistischen,<br />
hoch mobilen Equipment<br />
naturgemäß Vorteile. Die Bauplanung<br />
teilte das Projekt in insgesamt<br />
vier Liner-Einzüge zwischen 70,50<br />
und 92,60 Metern Länge auf.<br />
Überhaupt stellten die vorhandenen<br />
Schächte eine sehr spezielle<br />
Randbedingung dieses Projektes<br />
dar; die massiven Ortbetonschächte<br />
waren als Rechteck-Profile 60 x<br />
60 cm ausgeführt worden – und<br />
damit definitiv zu klein für das<br />
Einziehen der Liner in diesen mächtigen<br />
Kanal. Mehrere Schächte wurden<br />
daher abgebrochen und durch<br />
neue Rundschächte DN 1200/<br />
DN 1500 er setzt, über welche dann<br />
die Liner-Installationen stattfanden.<br />
Nur ein Schacht musste nicht aufgeweitet<br />
werden, da hier zwei Haltungen<br />
in einem Einzug saniert werden<br />
konnten.<br />
Im Rahmen einer beschränkten<br />
Ausschreibung nach öffentlichem<br />
▶▶<br />
Sanierung mit Heimspielcharakter: Zum Einsatz in<br />
der Pfalz kam mit dem Alpha-Liner-System ein lichthärtender<br />
GFK-Liner aus der Pfalz, was jedoch bei<br />
der Systemwahl keine Rolle spielte: Hier war die<br />
DIBT-Zulassung für Nennweiten oberhalb DN 1200<br />
von großer Bedeutung.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 25
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Ab in die Tiefe: Zwei Mitarbeiter steuern den Einzug<br />
des Alpha-Liners in das über neue Kontrollschächte<br />
zugänglich gemachte Beton-Eiprofil.<br />
Seiteneinsteiger: Ein Mitarbeiter klettert in die aufgeblasene<br />
Schlauchschleuse, um den Lampenzug in<br />
seine Startposition im Liner zu schieben.<br />
Eines der vier jeweils 2000 Watt starken Elemente<br />
des Lampenzuges auf dem Weg zum Einsatz.<br />
Saubere Arbeit: Ausgehärteter Alpha-Liner 1350/900<br />
im Landauer Mühlweg-Sammler.<br />
Teilnahmewettbewerb bekam letztlich<br />
die Niederlassung Alzey der<br />
Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung<br />
den Zuschlag: Sie hatte ein<br />
Schlauchlining mit dem lichthärtenden<br />
GFK-Liner System „Alpha-<br />
Liner“ der Reline Europe GmbH,<br />
Rohrbach, angeboten und sich<br />
gegen drei Mitbewerber durchgesetzt.<br />
Ein ganz starkes Argument für<br />
den Alpha-Liner war hier die Tatsache,<br />
dass dieses System über die<br />
in Landau geforderte DIBT-Zulassung<br />
auch für Einbau-Nennweiten<br />
oberhalb von DN 1200 verfügt.<br />
Diese Bedingung erfüllen derzeit<br />
überhaupt nur zwei Anbieter im<br />
Schlauchlining-Markt.<br />
Der Alpha-Liner besteht aus insgesamt<br />
vier Materialkomponenten:<br />
Kern des Liners sind gewickelte<br />
Schichten aus ECR-Glasfasern, die<br />
werkseitig mit einem UV-reaktiven<br />
UP-Harz getränkt werden, bei extremen<br />
Abwässern optional auch mit<br />
lichthärtendem VE-Harz. Nach<br />
außen schützt eine hoch stabile<br />
Januar 2014<br />
26 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
Mehrschicht-Verbundfolie den Liner<br />
gegen mechanische Beschädigung<br />
und vorzeitige Belichtung – zu -<br />
gleich optimiert die Folie das Dehnungsverhalten<br />
des Liners beim<br />
Einbauvorgang. Eine weitere ganz<br />
wesentliche Komponente ist eine<br />
innen liegende harzgetränkte Polyestervlies-Schicht;<br />
diese übernimmt<br />
die Funktion der im technischen<br />
Regelwerk geforderten Reinharz-<br />
Schicht auf der Verschleiß-Seite des<br />
Liners. Der Alpha-Liner erfüllt die<br />
Forderung nach einer definiert<br />
dicken Chemie- und Verschleißschicht<br />
als erstes System am Sanierungsmarkt.<br />
Während des Einbauvorgangs<br />
dient eine 3-schichtige<br />
Verbundfolie als Styrolsperre und<br />
Einbauhilfe: Sie trennt die noch<br />
nicht gehärtete harzgetränkte<br />
Innenschicht vom durchfahrenden<br />
UV-Lampenzug und wird nach Aushärtung<br />
des Liners entfernt.<br />
Der Einbau- und Aushärtungsvorgang<br />
erfolgt im Grundsatz und<br />
von Details abgesehen wie bei allen<br />
anderen GFK-Lichthärter-Systemen:<br />
Der Liner wird mechanisch eingezogen,<br />
in Start- und Zielschacht mit<br />
einer Druckschleuse bestückt und<br />
mit Luftdruck formschlüssig aufkalibriert.<br />
Eine spezifische Finesse ist<br />
das Einsetzen des Lampenzuges bei<br />
522 m 3 /h<br />
792,5 3<br />
20 3 m<br />
12,98 m 3<br />
3<br />
997,5 m<br />
344 m<br />
757,23 /h<br />
3<br />
3<br />
8725 m<br />
m 3<br />
3 /h<br />
814 m<br />
563,5 m 3<br />
97,5 m 3 3 997,5 m<br />
/h<br />
925 m 138,8 3 /h<br />
3<br />
3<br />
391 m 3 /h<br />
195,4 m<br />
896 m 3<br />
3<br />
322,5 m3<br />
253,5 m 3 /h<br />
Weiter, schneller, präziser:<br />
HYDRUS misst smarter.<br />
9037 m 3<br />
132,7 m 3 /h<br />
594,3 m 3 /h<br />
322,5 m3<br />
253,5 m 3 /h<br />
792,5 m 3<br />
997,5 m 3<br />
9037 m 3<br />
132,7 m 3 /h<br />
522 m 3 /h<br />
20 3 m<br />
12,98 m 3 /h<br />
3<br />
344 m 3<br />
diesem System. Da dieser z. B. in<br />
Landau sechs Meter lang war,<br />
flanschte man dem Liner einen<br />
mehrere Meter langen Textilschlauch<br />
gleicher Nennweite auf,<br />
der mit einem Reißverschluss geöffnet<br />
und verschlossen werden kann.<br />
In diese geöffnete Schleuse setzt<br />
man die Elemente des Lampenzuges<br />
ein und koppelt sie miteinander;<br />
die anschließend verschlossene<br />
Schleuse wird beim Aufstellen des<br />
Liners als erstes aufgeblasen. Liegt<br />
der Liner in ganzer Länge bündig an<br />
der Rohrwand an, wird der Reißverschluss<br />
nochmals kurz geöffnet, ein<br />
Mitarbeiter klettert in die Schleuse<br />
und schiebt den Lampenzug in<br />
seine Startposition im Liner. Die<br />
Schleuse wird wieder verschlossen<br />
und der Aushärtungsvorgang be -<br />
ginnt.<br />
Im Mühlweg-Liner wurde eine<br />
UV-Strahler-Einheit mit 8 x 1000<br />
Watt Lichtleistung mit einer Ge -<br />
schwindigkeit von 25 cm pro Minute<br />
in Bewegung gesetzt. Ein 83 m langer<br />
Liner wie der des Bauabschnitts<br />
im Bereich des St.-Josef-Werks ist<br />
binnen fünfeinhalb Stunden einsatzfertig<br />
ausgehärtet. Der gesamte<br />
Einbau war somit an einem Arbeitstag<br />
vollständig erledigt. Alles in<br />
allem dauerte es mit allen Vor- und<br />
8725 m 3 /h<br />
814 m<br />
563,5 m 3<br />
97,5 m 3 3 997,5 m<br />
/h<br />
3<br />
925 m 3 391 m 3 /h<br />
896 m 3<br />
757,23 m 3<br />
138,8 m 3 /h<br />
322,5 m 3<br />
522 m 3 /h<br />
253,5 m<br />
792,5 3 /h<br />
757,23 3 m 3<br />
20 3 m 3<br />
997,5 m 3<br />
344 m 3<br />
9037 m 3<br />
132,7 m 3 /h<br />
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563,5 m 3<br />
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12,98 3 97,5 m<br />
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3 /h<br />
3 997,5 m 3<br />
138,8 m 3 /h<br />
925 m 3<br />
195,4 m<br />
594,3 m 3 896<br />
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522 m 322,5 3 /h m3<br />
253,5 m<br />
792,5 3 /h<br />
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9037 20 3 m3 m<br />
12,98 m 3 /h<br />
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997,5 m 3<br />
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132,7 m 3 /h<br />
8725 m 3 /h<br />
97,5 m 3 563,5 m 3 997,5 m /h<br />
3<br />
925 m 3<br />
391 m 3 /h<br />
195,4 m<br />
896 m 3<br />
3<br />
344 m<br />
757,23 m 3<br />
3<br />
138,8 m 3 /h<br />
594,3 m 3 /h<br />
522 m<br />
132,7 3 /h<br />
m<br />
792,5 3 /h<br />
3<br />
20<br />
9037 m 3 m<br />
12,98 m 3<br />
3<br />
997,5 m<br />
344 m<br />
757,23 /h<br />
3<br />
3<br />
8725 m<br />
m 3<br />
3 /h<br />
814 m<br />
563,5 m 3<br />
97,5 m 3 3 997,5 m<br />
/h<br />
925 m 138,8 3 /h<br />
3<br />
3<br />
391 m 3 /h<br />
195,4 m<br />
896 m 3<br />
3<br />
322,5 m 3<br />
253,5 m 3 /h<br />
594,3 m 3 /h<br />
Nebenarbeiten (den offenen Neubau<br />
der Schächte ausgenommen)<br />
zwei Wochen, die 300 m des Mühlweg-Sammlers<br />
zu sanieren: eine<br />
beachtliche Leistung, wenn man in<br />
Rechnung stellt, dass man sich hier<br />
im derzeitigen oberen Bereich<br />
der lichthärtenden Schlauchlining-<br />
Technologie bewegt. Für die Sanierungskolonne<br />
von Michel Bonagura,<br />
die bislang schon jedes GFK-<br />
Liner-System erfolgreich eingebaut<br />
hat, war der Einbau eines Alpha-<br />
Liners dieser Dimension dennoch<br />
ein besonderes Erfolgserlebnis.<br />
Kontakt Bauausführung:<br />
Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung,<br />
NL Alzey,<br />
Dipl.-Ing. Christian Heuss,<br />
Albiger Straße 12,<br />
D-55232 Alzey,<br />
Tel. (6731) 99908,<br />
E-Mail: c.heuss@swietelsky-faber.de<br />
Kontakt Ingenieurbüro:<br />
Ingenieurbüro TeamBau,<br />
Dipl.-Ing. Horst Fischer,<br />
Auf dem Viertel 9,<br />
D-76887 Bad Bergzabern,<br />
Tel. (06343) 6 100 400,<br />
E-Mail: h.fischer@teambau.de<br />
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Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 27
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Neue Möglichkeiten für die Behandlung<br />
von Straßenabflüssen<br />
SediPipe XL-Plus eröffnet neue Möglichkeiten bei der Behandlung von Straßenabflüssen: Die Sedimentationsanlage<br />
der Fränkischen Rohrwerke entfernt nicht nur Schmutzpartikel zuverlässig aus den Straßenabflüssen,<br />
sondern scheidet auch bei hohen Durchflüssen in Havariefällen Leichtflüssigkeiten sicher ab. Auf der bayerischen<br />
Autobahn A 92 bewährt sich SediPipe XL-Plus sogar in einem <strong>Wasser</strong>schutzgebiet.<br />
Als die Entwässerung zwischen<br />
den Anschlussstellen Moosburg-Nord<br />
und Landshut West der<br />
A 92 saniert wurde, setzte man für<br />
Regenwasserreinigung und vorbeugenden<br />
Gewässerschutz erstmals<br />
SediPipe XL-Plus von FRÄNKISCHE<br />
ein. Lediglich vier Tage benötigte<br />
die ausführende Baufirma Max Bögl<br />
Neumarkt, um die unterirdische<br />
Regenwasserbehandlungsanlage<br />
auf dem kompletten Teilstück einzubauen.<br />
Die steckfertigen Anlagenmodule<br />
sind vergleichsweise<br />
leicht und kompakt in ihren Abmessungen.<br />
Weil sie bereits vorgefertigt<br />
zur Baustelle geliefert wurden, minimierte<br />
sich der Aufwand für den<br />
Transport, und die Facharbeiter der<br />
Fa. Bögl konnten sehr effektiv arbeiten.<br />
Überlastete Entwässerung<br />
an der A 92<br />
Erst in den 1960er-Jahren konzipiert<br />
und schrittweise fertiggestellt, hat<br />
sich die 134 km lange Autobahn 92<br />
zu einer bedeutsamen Achse entwickelt.<br />
Sie verbindet nicht nur die<br />
Isarstädte Freising, Moosburg,<br />
Landshut, Dingolfing, Landau und<br />
Deggendorf rasch und direkt mit<br />
der Landeshauptstadt München.<br />
Vor allem seit den Grenzöffnungen<br />
in Mittel- und Osteuropa verkürzt<br />
die Bundesfernstraße die Fahrzeit in<br />
ostmitteleuropäische Länder wie<br />
Tschechien, Ungarn oder die Slowakei<br />
entscheidend. Auch als Zubringerstrecke<br />
zum Münchener Flughafen<br />
Franz-Josef-Strauß hat die überwiegend<br />
vierstreifig ausgebaute<br />
Autobahn in den vergangenen Jahren<br />
enorm an Bedeutung gewonnen.<br />
Der Ausbau des Flughafens im<br />
SediPipe XL-Plus von FRÄNKISCHE eröffnet neue Möglichkeiten bei<br />
der Behandlung von Straßenabflüssen. Auf der bayerischen Autobahn<br />
A 92 bewährt sich die Sedimentationsanlage sogar in einem <strong>Wasser</strong>schutzgebiet.<br />
Erdinger Moos und das starke<br />
Wachstum im Münchener Umland<br />
hat den Verkehr auf der Isar-Autobahn<br />
nochmal erhöht, Tendenz weiter<br />
steigend: Prognosen gehen im<br />
Jahr 2020 von einem durchschnittlichen<br />
täglichen Verkehrsaufkommen<br />
von etwa 90 000 Fahrzeugen<br />
aus. Die Entwässerung der A 92 war<br />
schon der jetzigen Belastung nicht<br />
Januar 2014<br />
28 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
mehr gewachsen und wurde deshalb<br />
saniert.<br />
Mit steigendem Verkehrsaufkommen<br />
wächst auch das Unfallrisiko.<br />
Denkbare Szenarien sind Havarien<br />
mit auslaufendem Öl, Benzin<br />
oder Diesel, mit platzenden Hydraulikschläuchen<br />
oder auch ölhaltigem<br />
Löschwasser bei Fahrzeugbränden.<br />
Leichtflüssigkeiten, die bei solchen<br />
Unfällen austreten, dürfen auf keinen<br />
Fall in nachfolgende Gewässer<br />
oder ins Grundwasser gelangen.<br />
Wenn es trocken ist, reichen klassische<br />
Regenklärbecken für die Rückhaltung<br />
aus, bei Havarien im Regen<br />
sind sie allerdings schnell überfordert.<br />
Wirkungsgrad eines<br />
Koaleszenzabscheiders<br />
Leichtflüssigkeiten bei trockenem<br />
Wetter zurückzuhalten, ist Standard<br />
im bewährten SediPipe-Programm<br />
von FRÄNKISCHE. Für eine Havarie<br />
im Starkregen, evtl. mit ölverseuchtem<br />
Löschwasser, entwickelten<br />
die Rohrspezialisten nun SediPipe<br />
XL-Plus: Die Sedimentationsanlage<br />
ist mit einem zusätzlichen Strömungstrenner<br />
im oberen Rohrquerschnitt<br />
ausgestattet, der wie ein<br />
oaleszenzeinsatz wirkt. So sedimentiert<br />
die Anlage nicht nur Schmutzpartikel,<br />
sondern hält auch bei großen<br />
Durchflüssen und nachfolgendem<br />
Starkregen die gesammelten<br />
Leichtflüssigkeiten zuverlässig zu -<br />
rück. Die Ablaufwerte entsprechen<br />
mit mindestens 99,9 % Ölrückhalt<br />
dabei denen eines Ölabscheiders<br />
Klasse I nach DIN EN 858-1. „SediPipe<br />
XL-Plus gewährleistet damit im<br />
gesamten Straßenverkehr höchstmögliche<br />
Havarievorsor ge und vorbeugenden<br />
Gewässerschutz, auch<br />
bei starkem Regen oder bei zufließendem<br />
Löschwasser“, sagt Michael<br />
Schütz, Leiter Produktmanagement<br />
bei FRÄNKISCHE Drainage.<br />
Herausforderung<br />
<strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />
Die Streckenführung des Autobahnteilstücks<br />
durch ein <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />
stellte die Planer der Autobahndirektion<br />
Südbayern vor<br />
besondere bautechnische Herausforderungen<br />
in allen Projektphasen.<br />
Durch die Neugestaltung der Autobahnentwässerung<br />
wird die Schadstoffbelastung<br />
für die Umwelt deutlich<br />
reduziert und die Reinigung des<br />
Straßenwassers verbessert. Schon<br />
jetzt entspricht das Teilstück damit<br />
den gestiegenen Anforderungen<br />
für bautechnische Maßnahmen an<br />
Straßen in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten.<br />
Dank ihrer hohen Reinigungs- und<br />
Abscheideleistung schützt die Sedimentationsanlage<br />
von FRÄNKISCHE<br />
Grundwasser und Gewässer auch<br />
bei Havariefällen, bei denen Leichtflüssigkeiten<br />
zusammen mit starkem<br />
Regen oder Löschwasser<br />
abfließen. Mit der hohen Reinigungsleistung,<br />
großen Speichervolumina<br />
und hoher Wartungsfreundlichkeit<br />
sowie der zusätzlichen<br />
Funktionalität analog eines Koaleszenzabscheiders<br />
spart die Regenwasserbehandlungsanlage<br />
nicht nur<br />
Platz in der unterirdischen Infrastruktur,<br />
sondern auch Investitionsund<br />
Wartungskosten.<br />
Kontakt:<br />
Fränkische Rohrwerke<br />
Gebr. Kirchner GmbH & Co. KG,<br />
GB Drainage,<br />
Hellinger Straße 1,<br />
D-97486 Königsberg/Bayern,<br />
Tel. (09525) 88-8357,<br />
Fax (09525) 88-2412,<br />
E-Mail: info.drain@fraenkische.de,<br />
www.fraenkische-drain.de<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH<br />
Grasstraße 11 • 45356 Essen<br />
Telefon (02 01) 8 61 48-60<br />
Telefax (02 01) 8 61 48-48<br />
www.aquadosil.de<br />
Leichtflüssigkeiten bei trockenem Wetter zurückzuhalten,<br />
ist Standard im bewährten SediPipe-Programm<br />
von FRÄNKISCHE. Für eine Havarie im Starkregen,<br />
evtl. mit ölverseuchtem Löschwasser, entwickelten<br />
die Rohrspezialisten nun SediPipe XL-Plus:<br />
Die Sedimentationsanlage ist mit einem zusätzlichen<br />
Strömungstrenner im oberen Rohrquerschnitt ausgestattet,<br />
der wie ein Koaleszenzeinsatz wirkt.<br />
Dank ihrer hohen Reinigungs- und Abscheideleistung<br />
schützt die Sedimentationsanlage SediPipe XL-<br />
Plus von FRÄNKISCHE Grundwasser und Gewässer<br />
auch bei Havariefällen, bei denen Leichtflüssigkeiten<br />
zusammen mit starkem Regen oder Löschwasser<br />
abfließen.<br />
Neue<br />
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Praktische Maschinen, Werkzeuge,<br />
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R<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 29
FOKUS<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
Versorgung eines Nahwärmenetzes mit Wärme<br />
aus <strong>Abwasser</strong><br />
Pilotanlage auf dem Betriebshof der hanse<strong>Wasser</strong> Bremen GmbH in Bremen Findorff<br />
erfolgreich in Betrieb genommen<br />
Einleitung<br />
Die Verbrennung von Rohstoffen<br />
hat in der Menschheitsgeschichte<br />
eine lange Tradition, die beim<br />
Lagerfeuer beginnt und mit der<br />
massenhaften Verfeuerung fossiler<br />
Rohstoffe in Kraftwerken und Fahrzeugen<br />
ihren derzeitigen Höhepunkt<br />
findet. Die Umweltschutzorganisation<br />
WWF gab vor Kurzem<br />
bekannt, dass der Weltschöpfungstag<br />
um zwei Tage auf den 20. August<br />
nach vorne gerutscht ist. Das be -<br />
deutet, dass ab diesem Tag die regenerativen<br />
Energiequellen unseres<br />
Planeten für das laufende Jahr aufgebraucht<br />
sind und wir von fossiler<br />
Substanz zehren. Hier muss ein<br />
Umdenken stattfinden und ein<br />
bewehrter Ansatz dazu heißt: Recycling.<br />
Thermische Energie aus <strong>Abwasser</strong><br />
zurückzugewinnen, ist im Zeitalter<br />
der Energiewende ein weiterer<br />
logischer Schritt, um den Einsatz<br />
von Primärenergieträgern wie Kohle<br />
oder Gas zu reduzieren. Da bis zu<br />
40 % des Primärenergiebedarfs für<br />
die Klimatisierung von Gebäuden<br />
benötigt wird, liegt hier ein großes<br />
Potenzial für Einsparungen vor. Die<br />
im <strong>Abwasser</strong> mitgeführte Wärme<br />
sollte nicht ungenützt in den Tiefen<br />
des Erdreiches versickern. Durch<br />
den Einsatz von Niedertemperatur-<br />
Heizsystemen und moderner Ge -<br />
bäudedämmung kann die Beheizung<br />
eines Gebäudes mit geringen<br />
Heizungsvorlauftemperaturen er -<br />
folgen. Dies bietet optimale Bedingungen<br />
für den wirtschaftlichen<br />
Einsatz von Wärmepumpen. Dies<br />
schont den Geldbeutel und das<br />
Klima, da die gewonnene Wärme<br />
nur rund 20 % elektrische Energie<br />
benötigt und somit die Kohlendioxidemissionen<br />
verringert.<br />
HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher mit Nachlagetank im Keller der<br />
Pumpstation Findorff.<br />
Der HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />
RoWin<br />
Da <strong>Abwasser</strong> ein sehr aggressives<br />
Medium mit hohem Fest- und<br />
Schwebstoffanteil darstellt, verstopfen<br />
herkömmliche Plattenwärmetauscher<br />
bereits nach wenigen<br />
Betriebsstunden. Durch Biofouling<br />
entstehende Ablagerungen auf den<br />
Wärmetauscheroberflächen behindern<br />
zudem den Wärmeübergang<br />
und verschlechtern den Wirkungsgrad<br />
des Wärmetauschers rapide.<br />
Bei der Verwendung industrieller<br />
Abwässer steigen die Anforderungen<br />
an den Wärmetauscher nochmals<br />
an. Der HUBER RoWin ist deshalb<br />
mit einer patentierten automatischen<br />
Reinigungsvorrichtung<br />
ausgestattet, die den entstehenden<br />
Biofilm und sonstige Ablagerungen<br />
entfernt und anfallendes Sediment<br />
durch eine Förderschnecke aus dem<br />
Wärmetauscher entfernt. Im Inneren<br />
des Wärmetauschers geht die<br />
Energie des <strong>Abwasser</strong>s auf einen<br />
Zwischenkreis über, der mit der<br />
Wärmepumpe verbunden ist. Diese<br />
erhöht durch den Carnot-Kreisprozess<br />
das Temperaturniveau und<br />
speist das Heizungssystem des Verbrauchers.<br />
Auf diese Weise können<br />
einige hundert Kilowatt Heizleistung<br />
gewonnen werden, welche<br />
den lokalen Energiebedarf decken.<br />
Projektbeschreibung<br />
Über die Pumpstation Findorff fließen<br />
rund 2/3 des Bremer <strong>Abwasser</strong>s<br />
und damit eine Ressource, die nur<br />
darauf wartet, genutzt zu werden.<br />
Hierzu wird das <strong>Abwasser</strong> durch<br />
eine HUBER Schachtsiebanlage<br />
RoK 4 von Grobstoffen gefiltert und<br />
anschließend in den HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />
RoWin gepumpt.<br />
In diesem werden dem <strong>Abwasser</strong><br />
bis zu 100 kW Wärme entzogen, die<br />
durch Gasabsorptionswärmepumpen<br />
auf etwa 300 kW Heizleistung<br />
gebracht und anschließend einem<br />
Nahwärmenetz übergeben werden.<br />
Dieses versorgt die sechs Betriebsgebäude<br />
einschließlich des alten<br />
Pumpwerkes mit Wärme. Durch den<br />
Umstieg auf <strong>Abwasser</strong>wärme kön-<br />
Januar 2014<br />
30 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
FOKUS<br />
nen die Energiekosten zur Beheizung<br />
des Betriebshofes um etwa<br />
33 % gesenkt werden und gleichzeitig<br />
rund 80 t Kohlendioxid pro Jahr<br />
eingespart werden. Diese Einsparung<br />
bringt die hanse<strong>Wasser</strong> ihrem<br />
ehrgeizigen Ziel des CO 2 -neutralen<br />
Betriebs bis 2015 einen weiteren<br />
Schritt näher. Zur Spitzenlastabdeckung<br />
und Brauchwassererzeugung<br />
wurden die ausgedienten Gaskessel<br />
durch einen zentralen Gasbrennwertkessel<br />
mit rund 260 kW Heizleistung<br />
ersetzt.<br />
Betriebsgebäude<br />
der<br />
Pumpstation<br />
Findorff. Die<br />
Gasabsorptionswärmepumpen<br />
wurden<br />
im Freien<br />
aufgestellt.<br />
Umsetzung<br />
Zur <strong>Abwasser</strong>entnahme aus dem<br />
Kanal wurde auf dem Betriebshof<br />
ein Schacht angelegt. Aus diesem<br />
wird das Schmutzwasser in den<br />
HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />
RoWin gepumpt. Zur Vermeidung<br />
von Störfällen wird das <strong>Abwasser</strong><br />
bei Eintritt in den Schacht durch die<br />
bewährte HUBER Schachtsiebanlage<br />
RoK 4 vorgesiebt. Die abgeschiedenen<br />
Stoffe werden dem<br />
Kanal direkt wieder zugeführt,<br />
wodurch eine separate Entsorgung<br />
der Grobstoffe vermieden wird.<br />
Im Keller des neuen Pumpwerkes<br />
wird der HUBER <strong>Abwasser</strong>wärmetauscher<br />
RoWin über zwei<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpen mit <strong>Abwasser</strong><br />
beschickt. Die Rückführung in den<br />
Kanal erfolgt ebenfalls mittels einer<br />
Pumpe, welche das <strong>Abwasser</strong> aus<br />
einem Vorlagetank wieder zurückfördert.<br />
Die Gasabsorptionswärmepumpen<br />
sind über eine Kaskadenschaltung<br />
so miteinander verbunden,<br />
dass sie die Vorlauftemperatur<br />
des Nahwärmenetzes konstant halten,<br />
ohne dabei dauerhaft im<br />
Be trieb zu sein, wodurch wiederum<br />
Energie eingespart wird.<br />
Ausblick<br />
Der durch den Menschen verursachte<br />
Klimawandel ist eine der<br />
größten Herausforderungen dieser<br />
Zeit. Ihn zu stoppen, bedarf großer<br />
Anstrengungen hinsichtlich der<br />
Nutzung von regenerativen Energiequellen<br />
und die Rekuperation<br />
von bereits investierter Energie,<br />
soweit möglich. Die <strong>Abwasser</strong>wärmenutzung<br />
ist ein Baustein auf diesem<br />
Weg. Wärme aus <strong>Abwasser</strong> ist<br />
jedoch keine Stangenware für den<br />
Massenmarkt. Vielmehr gilt es, den<br />
Einsatz genau zu planen und zu<br />
evaluieren, wo eine Realisierung<br />
möglich und rentabel ist. Hierzu ist<br />
eine genügend große Menge<br />
<strong>Abwasser</strong> vonnöten. Wenn diese<br />
direkt vom Gebäude zur Verfügung<br />
gestellt werden kann, wie es z. B. bei<br />
Thermen der Fall ist, kann eine Entnahme<br />
des <strong>Abwasser</strong>s aus dem<br />
Kanal unterbleiben. Da dies jedoch<br />
für die meisten Gebäude nicht der<br />
Fall ist, muss ein nahegelegener<br />
Kanal die geforderte Menge <strong>Abwasser</strong><br />
zur Verfügung stellen. Sind die<br />
Grundvoraussetzungen erfüllt, ist<br />
die Wärmegewinnung aus <strong>Abwasser</strong><br />
jedoch eine praktikable und<br />
energieeffiziente Alternative zu<br />
Geo- und Aerothermie.<br />
Kontakt:<br />
HUBER SE,<br />
Johannes Döbler,<br />
Produktmanager Energie und Kanal,<br />
Industriepark Erasbach A1,<br />
D-92334 Berching,<br />
Tel. (08462) 201-722,<br />
E-Mail: dj@huber.de<br />
Feierliche<br />
Inbetriebnahme<br />
der<br />
Anlage durch<br />
Jörg Broll-<br />
Bickhardt,<br />
Joachim Lohse<br />
und Uwe<br />
Dahl.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 31
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Der Große und<br />
der Kleine<br />
<strong>Wasser</strong>turm<br />
sowie das<br />
Untere Brunnenmeisterhaus<br />
am Werkhof,<br />
durch den<br />
einst der Brunnenbach<br />
offen<br />
hindurchfloss.<br />
© context verlag<br />
Augsburg/Martin<br />
Kluger<br />
Deutschlands älteste <strong>Wasser</strong>werke und<br />
<strong>Wasser</strong>türme stehen in Augsburg<br />
Ergebnisse der Vergleichsstudie für die Interessenbekundung Augsburgs zur<br />
Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste erschienen als Buch<br />
Ab dem Jahr 1400 nutzten Städte<br />
im deutschsprachigen Mitteleuropa<br />
eine technologische Revolution.<br />
<strong>Wasser</strong>radgetriebene Kolbenpumpwerke,<br />
eine Technik, die aus<br />
dem Süden über die Alpen vordrang,<br />
ermöglichten erste Vorläufer<br />
zentraler städtischer Trinkwasserversorgung.<br />
Bis zu dieser Zeit hatte<br />
man sich im nachrömischen Europa<br />
nördlich der Alpen mit Tiefbrunnen<br />
oder Regenwasserzisternen, Gefälleleitungen,<br />
Flussausstauungen,<br />
Schöpfrädern oder auch <strong>Wasser</strong>trägern<br />
beholfen. Für Städte, die ohne<br />
die Möglichkeit einer Gefälleleitung<br />
oder Ausstauung hoch über weiten<br />
Flussauen lagen, waren die von<br />
<strong>Wasser</strong>rädern, seltener auch mit<br />
Tiergöpeln angetriebenen Kolbenpumpen<br />
eine innovative Lösung.<br />
Aufwendige Pumpwerkstechnik<br />
war ein Privileg reicher Städte:<br />
Lübeck und Prag, Halle und Bautzen,<br />
Ulm und München, Braunschweig<br />
und Hamburg, Jahrzehnte<br />
später auch Nürnberg, pumpten<br />
seit dem 15. und 16. Jahrhundert<br />
Trinkwasser in <strong>Wasser</strong>türme, um es<br />
von dort in öffentliche Brunnen zu<br />
verteilen. Für diese <strong>Wasser</strong>türme<br />
wurden zumeist mittelalterliche<br />
Wehrtürme in der Stadtmauer ausgebaut<br />
und aufgestockt.<br />
Die ältesten erhaltenen Denkmäler<br />
dieser frühen Form zentraler<br />
Trinkwasserversorgung in deutschen<br />
Städten stehen in Augsburg.<br />
Dort existieren die beiden ältesten<br />
bestehenden <strong>Wasser</strong>werke sowie<br />
die drei ältesten <strong>Wasser</strong>türme<br />
Deutschlands und vermutlich auch<br />
Mitteleuropas. Dies ergab zuletzt<br />
eine Vergleichsstudie, die die Stadt<br />
Augsburg im Zusammenhang mit<br />
der Interessenbekundung zur Aufnahme<br />
ihrer historischen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
in die Liste des UNESCO-<br />
Welterbes in Auftrag gegeben hatte.<br />
Martin Kluger, der Autor der Vergleichsstudie,<br />
hat die Ergebnisse der<br />
Recherchen in Buchform gebracht.<br />
Im 112-seitigen Band „<strong>Wasser</strong>bau<br />
und <strong>Wasser</strong>kraft, Trinkwasser und<br />
Brunnenkunst. Die historische<br />
Augsburger <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
ihre Denkmäler im europaweiten<br />
Vergleich“ sind die Fakten nachzulesen,<br />
die den Stellenwert der<br />
Augsburger historischen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
belegen. Herausgegeben<br />
wurde das im context verlag Augsburg<br />
(info@context-mv.de) erschienene<br />
Buch (14,90 Euro, 161 Abbildungen,<br />
bundesweit im Buchhandel<br />
erhältlich) vom Kulturreferat der<br />
Stadt Augsburg.<br />
Die beiden ältesten <strong>Wasser</strong>türme,<br />
der Große und der Kleine<br />
<strong>Wasser</strong>turm im Augsburger <strong>Wasser</strong>werk<br />
am Roten Tor, können im Rahmen<br />
von Führungen besichtigt werden.<br />
Mehr dazu sowie zur Interessenbekundung<br />
der Stadt Augsburg<br />
(Titel: „<strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>kraft,<br />
Trinkwasser und Brunnenkunst in<br />
Augsburg“) unter www.regio-augsburg.de/welterbe<br />
Januar 2014<br />
32 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
▲ Der Untere Brunnenturm wurde früher – in Unterscheidung zum<br />
Oberen <strong>Wasser</strong>werk am Roten Tor – Unteres <strong>Wasser</strong>werk genannt.<br />
Bereits um 1500 lieferte es Trinkwasser für die öffentlichen Brunnen im<br />
Domviertel, wo der Bischof 1502 den ersten Hausanschluss Augsburgs<br />
erhielt. Der Untere Brunnenturm ist das zweitälteste <strong>Wasser</strong>werk Augsburgs<br />
und das zweitälteste Deutschlands. Der vierseitige und sechsgeschossige<br />
<strong>Wasser</strong>turm wurde 1538 aufgestockt, vor 1626 um drei<br />
Geschosse erhöht und 1674 sowie 1737 um- und ausgebaut. Am Ende<br />
wurde das Trinkwasser 35 Meter hoch gefördert. Unterhalb des Turms<br />
steht das ehemalige Pumpenhaus über dem Stadtbach, ein schlichter<br />
Satteldachbau von 1865. © context verlag Augsburg/Martin Kluger<br />
▲ Bis 1848 lagen die Pumpwerke des Großen und<br />
des Kleinen <strong>Wasser</strong>turms am Roten Tor unter den<br />
beiden <strong>Wasser</strong>türmen. Daran erinnert der Vordere<br />
Lech, der heute unter dem <strong>Wasser</strong>werkskomplex hindurchfließt.<br />
© context verlag Augsburg/Martin Kluger<br />
▲ Die riesigen schwarzen Maschinensätze der Kolbenpumpen im <strong>Wasser</strong>werk<br />
am Hochablass saugten fast hundert Jahre lang Trinkwasser an.<br />
Die technische Sensation dieses <strong>Wasser</strong>werks waren jedoch die vier<br />
geschmiedeten, zehn Meter hohen Druckwindkessel (Foto rechte Seite).<br />
Ihr Druck ersetzte einen ursprünglich geplanten <strong>Wasser</strong>turm. In die<br />
Technik des <strong>Wasser</strong>werks flossen alle zu dieser Zeit bekannten sowie<br />
völlig neuen Technologien ein. © context verlag Augsburg/Martin Kluger<br />
▲ Ein Kupferstich Wolfgang Kilians von 1626 zeigt<br />
die damalige bauliche Situation des <strong>Wasser</strong>werks am<br />
Roten Tor. Den Großen <strong>Wasser</strong>turm deckte noch ein<br />
Satteldach. Die letzte Aufstockung um zwei weitere<br />
Geschosse sowie eine Balustrade um die nunmehr<br />
flache Abdeckung des Turms erfolgte erst im Jahr<br />
1669. Der Kleine <strong>Wasser</strong>turm wurde noch bis zum<br />
Jahr 1626 von einer Zwiebelhaube bekrönt. Das<br />
Bauwerk war damals um ein Geschoss niedriger.<br />
© Sammlung Häußler<br />
◀ Sieben <strong>Wasser</strong>werke mit neun <strong>Wasser</strong>türmen versorgten<br />
bis 1879 die Stadt Augsburg mit fließendem<br />
Röhrwasser. Zum <strong>Wasser</strong>werk am Roten Tor gehörten<br />
drei dieser <strong>Wasser</strong>türme: Der Große und der Kleine<br />
<strong>Wasser</strong>turm sind wie der jüngere Kastenturm erhalten.<br />
© Hajo Dietz/Verlag Nürnberg Luftbild<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 33
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Nitratbelastungen in der Landwirtschaft endlich<br />
wirksam reduzieren<br />
Laut EU-Nitratbericht großer Handlungsbedarf / BDEW-Positionspapier zu<br />
Biogaserzeugung und Gewässerschutz zeigt Lösungsansätze auf<br />
Der Bundesverband der Energieund<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V.<br />
(BDEW) unterstützt ausdrücklich<br />
das im Koalitionsvertrag von CDU/<br />
CSU und SPD formulierte Ziel, dass<br />
Dünge- und Pflanzenschutzmittel<br />
so eingesetzt werden müssen, dass<br />
Risiken für Mensch, Tier und Naturhaushalt<br />
minimiert werden. „Gerade<br />
für den Gewässerschutz und damit<br />
für den Schutz unserer Trinkwasserressourcen<br />
ist es wichtig, Belastungen<br />
aus der Landwirtschaft so<br />
gering wie möglich zu halten und<br />
nach Möglichkeit immer weiter zu<br />
reduzieren. Insbesondere mit Blick<br />
auf die Nitratbelastung von Gewässern<br />
in bestimmten Regionen<br />
Deutschlands muss das Vorsorgeund<br />
Verursacherprinzip gestärkt<br />
werden. Das zeigt auch der vor Kurzem<br />
von der Europäischen Kommission<br />
vorgelegte „Nitratbericht“, in<br />
dem Deutschland bei der Gewässerbelastung<br />
eher schlecht abschneidet“,<br />
sagte Martin Weyand, BDEW-<br />
Hauptgeschäftsführer <strong>Wasser</strong>/Ab -<br />
wasser in Berlin.<br />
Nach wie vor besteht dem EU-<br />
Nitratbericht zufolge eine Belastung<br />
der <strong>Wasser</strong>ressourcen durch<br />
landwirtschaftliche Quellen, vor<br />
allem in Gebieten, in denen Intensivlandwirtschaft<br />
mit einem hohen<br />
Düngemitteleinsatz betrieben wer -<br />
de, so wie in Gebieten mit starkem<br />
Maisanbau und in Veredelungsregionen.<br />
In seinem Positionspapier „Biogaserzeugung<br />
und Gewässerschutz“<br />
hat der BDEW deshalb Lösungsansätze<br />
zur Vermeidung einer weiteren<br />
Zunahme der Gewässerbelastung<br />
und zur Reduktion der Schadstoffeinträge<br />
infolge der zunehmenden<br />
Biomasseerzeugung in<br />
Veredelungsgebieten vorgeschlagen.<br />
Gärreste sollten dem Positionspapier<br />
zufolge genauso wie Gülle<br />
nicht in den <strong>Wasser</strong>schutzzonen I<br />
und II ausgebracht werden. Eine<br />
Ausbringung von Gärresten und<br />
Gülle in der <strong>Wasser</strong>schutzzone III<br />
sollte generell nur dann möglich<br />
sein, wenn besondere Anforderungen<br />
zum Schutz der Gewässer und<br />
des Trinkwassers eingehalten werden.<br />
In dem Papier fordert der BDEW<br />
zudem eine konsequente Einhaltung<br />
und Kontrolle der in der Landwirtschaft<br />
akzeptierten Regelungen<br />
der guten fachlichen Praxis und<br />
eine entsprechende Reduzierung<br />
der Vollzugsdefizite im landwirtschaftlichen<br />
Fachrecht.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.bdew.de<br />
Positionspapier<br />
Biogaserzeugung und Gewässerschutz: Eine aktuelle Bestandsaufnahme<br />
1. Ausgangslage<br />
Mit dem Energiekonzept der Bundesregierung<br />
und den darin enthaltenen<br />
klimapolitischen Zielen wurden<br />
die Weichen für eine grundlegende<br />
Umgestaltung des Energieversorgungssystems<br />
gestellt. Bis<br />
2050 sollen die Treibhausgasemissionen<br />
um 80 % gegenüber 1990 und<br />
der Primärenergieverbrauch um<br />
50 % gegenüber dem Referenzjahr<br />
2008 sinken. Bis 2020 sollen die CO 2 -<br />
Emissionen um 40 % und der Primärenergieverbrauch<br />
um 20 % ge -<br />
senkt werden. Um diese Ziele zu<br />
erreichen, muss neben der Einsparung<br />
von Energie in Industrie, Verkehr<br />
und Privathaushalten der Ausbau<br />
von Erneuerbaren Energien<br />
weiter vorangetrieben werden. Biogas<br />
und Bio-Erdgas können hierbei<br />
einen wichtigen Beitrag zum Erreichen<br />
der Klimaziele leisten.<br />
Biogas steuerte nach Angaben<br />
des Bundesumweltministeriums im<br />
Jahr 2011 einen Anteil von rund<br />
3,1 % zum gesamten Stromverbrauch<br />
in Deutschland bei und<br />
erreichte 14,4 % der Stromerzeugung<br />
aus erneuerbaren Energien.<br />
Zudem hat die Bundesregierung das<br />
Ziel, ein Bio-Erdgaspotenzial von<br />
jährlich 6 m 3 bis 2020 und 10 m 3 bis<br />
2030 zu erschließen und in das deutsche<br />
Gasnetz einzuspeisen. Biogas<br />
und Bio- Erdgas haben eine der besten<br />
Ökobilanzen und sind eine<br />
regelbare erneuerbare Energiequelle.<br />
Beide stehen ganzjährig aus<br />
Vergärungsanlagen zur Verfügung.<br />
Bio-Erdgas kann – analog zu Erdgas<br />
– in die bestehende, gut ausgebaute<br />
Erdgasinfrastruktur eingespeist und<br />
gespeichert werden. Biogas und<br />
Bio-Erdgas zeichnen sich durch ihre<br />
vielseitigen Einsatzmöglichkeiten<br />
im Strom- und Wärmemarkt sowie<br />
im Kraftstoffmarkt aus.<br />
Für einen steigenden Anteil<br />
erneuerbarer Energien an der<br />
Strom- und Gasversorgung sind Biogas-<br />
und Bio-Erdgasanlagen für die<br />
Energiewende unentbehrlich. Mo -<br />
derne, nach dem Stand der Technik<br />
Januar 2014<br />
34 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
errichtete und betriebene Biogasanlagen,<br />
die sowohl beim Anbau<br />
der Substrate als auch bei der Gärrestnutzung<br />
die Prinzipien der<br />
guten fachlichen Praxis, der Cross-<br />
Compliance und die Vorgaben des<br />
Dünge- und <strong>Wasser</strong>rechtes einhalten,<br />
leisten hier einen dringend<br />
benötigten Beitrag. Eingebunden in<br />
die örtliche Landwirtschaft und<br />
deren Struktur wollen Biogas- und<br />
Bio-Erdgasanlagen zu einer nachhaltigen<br />
und ordnungsgemäßen<br />
Landnutzung beitragen.<br />
Derzeit gibt es in Deutschland<br />
fast 7 100 Biogasanlagen, darunter<br />
etwa 90 Anlagen, die Bio-Erdgas in<br />
das Gasnetz einspeisen. Für die Biogas-<br />
und Bio-Erdgasproduktion<br />
werden aktuell rund 7 % der Ackerfläche<br />
genutzt.<br />
Während mit dem EEG 2012 eine<br />
Änderung des Substrateinsatzes<br />
geregelt wurde, wonach bei Bio-<br />
Erdgasanlagen ein differenziertes<br />
Substratspektrum mit gedeckelten<br />
und mengenmäßig begrenzten<br />
Maisanteilen eingesetzt werden<br />
soll, basieren die vor 2012 errichteten<br />
und in Betrieb genommenen<br />
landwirtschaftlichen Biogasanlagen<br />
mit Vorortverstromung nach Angaben<br />
des Deutschen Biomasse Forschungszentrums<br />
noch zu rund<br />
70–80 % auf Maissilage, bezogen<br />
auf den Einsatz von nachwachsenden<br />
Rohstoffen.<br />
Als wesentlicher Mitverursacher<br />
für die Belastung des Grundwassers<br />
mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln<br />
gilt der Maisanbau in der Landwirtschaft.<br />
Insbesondere in Regionen<br />
mit traditionell starker und in<br />
den letzten Jahren deutlich wachsender<br />
Viehhaltung, den sogenannten<br />
Veredelungsregionen, belastet<br />
der Ausbau der Biomasseerzeugung<br />
das Grundwasser zusätzlich. Die<br />
Biomasseerzeugung dient dabei<br />
sowohl dem Futtermittel- als auch<br />
dem Energiepflanzenanbau.<br />
Die Nitratbelastungen in den<br />
Gewässern können in den meisten<br />
Fällen auf direkte und diffuse Einträge<br />
insbesondere aus der Landwirtschaft<br />
zurückgeführt werden.<br />
Eine vollständige Nährstoffbilanzierung<br />
und deren Überwachung sind<br />
bisher nicht gegeben.<br />
Der Bericht des Bundesumweltministeriums<br />
und des Umweltbundesamtes<br />
„<strong>Wasser</strong>wirtschaft in<br />
Deutschland, Teil 2 Gewässergüte“,<br />
Stand Juli 2010, zeigt, dass bei rund<br />
27 % der Grundwassermessstellen<br />
der Länder für die Bewertung des<br />
Gewässerzustandes durch die Europäische<br />
Umweltagentur in Deutschland<br />
der in der EU-Grundwasserrichtlinie<br />
festgelegte 50 mg Nitrat-<br />
Grenzwert pro Liter bereits<br />
überschritten wird. Rund ein Drittel<br />
der Messstellen weist zudem steigende<br />
Nitratgehalte auf. Die Einhaltung<br />
des von der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
(WRRL) geforderten<br />
guten chemischen Zustandes bis<br />
2015 wird somit in rund einem Drittel<br />
des deutschen Grundwassers<br />
nicht erreicht werden können.<br />
Die Gewässer in den Intensivregionen<br />
mit hohen Anteilen der<br />
landwirtschaftlichen Nutztierhaltung<br />
und des Pflanzenbaus an der<br />
Agrarerzeugung werden durch den<br />
vergleichsweise hohen Nitrat- und<br />
Pflanzenschutzmitteleintrag für die<br />
Biomasseerzeugung besonders ge -<br />
fährdet. Es gilt daher, diesen meist<br />
regional konzentrierten Problemen<br />
mit entsprechenden spezifischen<br />
Maßnahmen im Rahmen der landwirtschaftlichen<br />
Bewirtschaftung zu<br />
begegnen.<br />
In einer gemeinsamen Initiative<br />
von <strong>Wasser</strong>- und Biogaswirtschaft<br />
sollen Lösungsansätze zur Vermeidung<br />
einer weiteren Zunahme der<br />
Gewässerbelastung und zur Reduktion<br />
der Schadstoffeinträge infolge<br />
der zunehmenden Biomasseerzeugung<br />
in Veredelungsgebieten vorgeschlagen<br />
werden.<br />
2. Landwirtschaft, Biogaswirtschaft<br />
und Gewässerschutz<br />
– Ursachen und<br />
Lösungsansätze – Problemfeld<br />
Veredelungsregionen<br />
Beim Maisanbau können durch<br />
Bodenerosionen und -abschwemmungen<br />
Nitrat und Pflanzenschutzmittel<br />
in Gewässer eingetragen werden.<br />
Durch die Optimierung der<br />
Anbaumethoden von Mais und die<br />
Sortenauswahl können der Einsatz<br />
von Pflanzenschutzmitteln und<br />
Düngern grundsätzlich reduziert<br />
werden. Jedoch werden diese positiven<br />
Effekte in der Praxis gerade in<br />
den Viehhaltungsregionen durch<br />
die in den letzten Jahren beobachtete<br />
Ausdehnung der Maisflächen<br />
und eine nicht pflanzenbedarfsgerechte<br />
Düngung teilweise überkompensiert.<br />
##<br />
Die Konzentration des Maisanbaus<br />
in Deutschland ist differenziert<br />
zu betrachten.<br />
##<br />
Hohe Maisanteile an der Fruchtfolge<br />
sind in den Landkreisen,<br />
mit starker tierischer Veredlung<br />
anzutreffen.<br />
##<br />
Maisanteile an der Ackerfläche<br />
von über 50 % finden sich in Niedersachsen<br />
in neun von 46 Landkreisen,<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
in 2 von 53 Landkreisen und in<br />
Bayern in fünf von 92 Landkreisen.<br />
Weitere Probleme werden durch<br />
den Eintrag von wassergefährdenden<br />
Stoffen durch nicht ausreichend<br />
dimensionierte oder undichte<br />
Gülle- und Gärrestlagerbehälter so -<br />
wie durch nicht dem Stand der<br />
Technik entsprechende Lager für<br />
Gärsubstrate und Futtermittel (z. B.<br />
Feldrandsilos) und Anlagen verursacht.<br />
Erschwerend wirkt hier, dass<br />
bundeseinheitliche Regelungen zur<br />
Lagerung unzureichend sind und<br />
die konkreten Ausbringungsfristen<br />
von den Ländern festgesetzt werden<br />
können.<br />
Der Eintrag von organischen<br />
Schadstoffen und unerwünschten<br />
Spurenstoffen sowie von hygienischen<br />
Belastungen aus Gärresten,<br />
bei denen die nach dem Stand der<br />
Technik vorgeschriebene gesicherte<br />
hygienische Unbedenklichkeit nicht<br />
sichergestellt ist, hat lokal bereits zu<br />
Grundwasserproblemen geführt.<br />
Außerdem fehlen bisher ausreichende<br />
Kontrollen und Dokumentationen<br />
sowie ein verbindliches<br />
▶▶<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 35
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Gütesystem für die eingesetzten<br />
Stoffe und Gärreste.<br />
Der Einsatz von Mineraldüngern<br />
kann grundsätzlich beim Anbau<br />
von Energiepflanzen für Biogasanlagen<br />
bei einer Rückführung der Gärreste<br />
verringert werden. In einigen<br />
Fällen wird jedoch ein zusätzlicher<br />
Mineraldüngereinsatz beobachtet,<br />
wenn durch die Nutzung einer Vorfrucht<br />
Zweifach-Ernten erzielt werden.<br />
Daher ist ein ressourcenschonender,<br />
effizienter Einsatz von Gärresten<br />
zu befürworten und in die<br />
Düngebilanz einzubeziehen.<br />
3. Fehlsteuerungen des EEG<br />
durch den Güllebonus<br />
Der Hauptanreiz für den Ausbau der<br />
Biogasproduktion in den viehstarken<br />
Gebieten zwischen 2009 und<br />
2011 ist in der Güllebonusregelung<br />
zu finden, die mit Wirkung zum<br />
01.01.2009 mit der EEG-Novelle<br />
2009 eingeführt wurde. In der ab<br />
01.01.2012 in Kraft getretenen<br />
Novellierung des EEG wurde die<br />
Regelung in der vorliegenden Form<br />
für danach in Betrieb gehende Anlagen<br />
wieder abgeschafft.<br />
Der Systemfehler der alten Regelung<br />
bestand darin, dass der Bonus<br />
nicht nur auf den aus der Gülle<br />
erzeugten Stromanteil, sondern auf<br />
den gesamten erzeugten Strom<br />
gewährt wird. Der aus Gülle<br />
erzeugte Strom beläuft sich im<br />
Schnitt der Anlagen auf 3 bis 5 %. Die<br />
restlichen 95 bis 97 % des Stroms<br />
werden aus Mais erzeugt und ebenfalls<br />
mit bis zu 4 Cent/ kWh (in<br />
Abhängigkeit von der Anlagengröße)<br />
gefördert. Die sog. „Satelliten-BHKW-Regelung“<br />
hebelt die im<br />
Gesetz eingezogene Größenbegrenzung<br />
zudem faktisch aus. Bei Biogasanlagen,<br />
die den Güllebonus erhalten,<br />
können im Vergleich zu Anlagen<br />
ohne Güllebonus bis zu 16 €/t Maissilage<br />
mehr gezahlt werden.<br />
Eine weitere negative Auswirkung<br />
der Güllebonusregelung war,<br />
dass sie betriebswirtschaftlich sinnvolle<br />
und ökologisch notwendige<br />
Anpassungsprozesse verhinderte.<br />
Die 20-jährige Festschreibung der<br />
Vergütungsregelung geht mit einer<br />
entsprechend langfristigen Finanzierung<br />
einher, die den einzelnen<br />
Landwirt an die Gülleproduktion<br />
bindet. Strukturveränderungen werden<br />
verhindert, selbst dann, wenn<br />
sie ökologisch sinnvoll, betriebswirtschaftlich<br />
geboten sind und<br />
vom Landwirt gewünscht werden.<br />
Mit der grundlegenden Änderung<br />
der Güllebonusregelung im<br />
EEG 2012 ist zunächst der dargestellten<br />
Fehlentwicklung Einhalt<br />
geboten worden. Die Energie- und<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft begrüßt dies ausdrücklich.<br />
Altanlagen und Anlagen,<br />
die bis zum 31.12.2011 in Betrieb<br />
genommen wurden, werden allerdings<br />
weiter nach dem EEG-2009 vergütet<br />
und damit in dargestellter<br />
Weise überfördert. Damit bleiben die<br />
bereits eingetretenen Problemsituationen<br />
erhalten. Allerdings steht<br />
der Bestandsschutz der EEG-Boni<br />
nicht der fachrechtlichen Behandlung<br />
etwaiger Umweltbeeinträchtigungen<br />
entgegen.<br />
4. Fazit und notwendige<br />
Maßnahmen<br />
Das EEG sollte Garant für den<br />
umweltverträglichen Ausbau einer<br />
nachhaltigen Energieversorgung in<br />
Deutschland sein. Durch eine enge,<br />
kompetente und langfristig angelegte<br />
Kooperation zwischen Land-,<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft können<br />
die Potenziale von Biogas und<br />
Bio-Erdgas in Deutschland optimal<br />
erschlossen und genutzt werden.<br />
Aufgrund der regional teilweise<br />
überhöhten Nitratwerte muss die<br />
Erzeugung von Biomasse für Biogasanlagen<br />
ebenso wie die gesamte<br />
landwirtschaftliche Erzeugung in<br />
regionsspezifische Maßnahmen im<br />
Sinne der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie<br />
und EU-Nitratrichtlinie einbezogen<br />
werden, um einen weiteren Eintrag<br />
von Stickstoff in bereits belastete<br />
Grundwasserbereiche und<br />
insbesondere in solche Grundwasserbereiche<br />
zu reduzieren, die den<br />
Nitrat-Grenzwert überschreiten.<br />
Der Schutz des Grundwassers<br />
und der Trinkwasserversorgung<br />
müssen grundsätzlich gewährleistet<br />
werden. Die EEG-Regelungen<br />
sollten hierzu nicht im Gegensatz<br />
stehen. Der landwirtschaftliche<br />
Anbau von Futter- oder Nahrungspflanzen<br />
und der Energiepflanzenanbau<br />
müssen die allgemeinen und<br />
gebietsspezifischen Anforderungen<br />
des <strong>Wasser</strong>- und des Düngerechtes<br />
strikt erfüllen. Parallelregelungen und<br />
der damit verbundene Aufbau einer<br />
Doppelbürokratie sollten auch im<br />
Hinblick auf volkswirtschaftliche Kosten<br />
vermieden werden, da diese<br />
letztlich zu Verzerrungen und einer<br />
Minderung der Effizienz sowohl des<br />
<strong>Wasser</strong>schutzes als auch des Ausbaus<br />
der Erneuerbaren Energien<br />
führen. Notwendig ist es auch, be <br />
stehende Defizite in der Durchsetzung<br />
des Fachrechts zu beseitigen, um<br />
Fehlsteuerungen im EEG und für<br />
den Gewässerschutz zu vermeiden.<br />
Zur Vermeidung von weiteren<br />
Gewässerbelastungen mit Nitrat<br />
aus landwirtschaftlichen Quellen<br />
sollte das landwirtschaftliche Fachrecht<br />
ergänzt werden. Bestehende<br />
und weitergehende Anforderungen<br />
an eine nachhaltige und standortgerechte<br />
Bewirtschaftungsweise be -<br />
treffen die Landwirtschaft insgesamt<br />
und nicht nur die Bioenergie.<br />
Aus diesem Grund sollten bundeseinheitliche<br />
und verbindliche Anforderungen<br />
im Einklang von <strong>Wasser</strong>- und<br />
Düngerecht geschaffen werden.<br />
Zusammenfassend ist aus Sicht<br />
der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
anzumerken:<br />
##<br />
Die Umstellung des (ab<br />
01.01.2012 geltenden) Vergütungssystems<br />
für Gülle (Abschaffung<br />
der alten Güllebonusregelung<br />
und Neuregelung), die<br />
stärkere Orientierung auf die<br />
Wärmenutzung und die Bio-Erdgaseinspeisung<br />
werden ebenso<br />
wie die Markt-Prämie begrüßt.<br />
##<br />
Die beabsichtigte Verstärkung<br />
der Nutzung anderer Substrate als<br />
Mais, insbesondere der landwirtschaftlichen<br />
Reststoffe im Sinne der<br />
Kreislaufwirtschaft, wird begrüßt.<br />
##<br />
Die Nitrat- und Pflanzenschutzmittelbelastungen<br />
in Gewässern<br />
Januar 2014<br />
36 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
sowie die Mängel in der Biodiversität<br />
(Artenvielfalt) können<br />
heute durch landwirtschaftliche<br />
Bewirtschaftungsmethoden mit<br />
Zwischenfruchtanbau, Änderungen<br />
in den Fruchtfolgen, Auswahl<br />
geeigneter Energiepflanzen<br />
und eine pflanzenbedarfsgerechte<br />
Düngung vermieden<br />
werden.<br />
Die in der EEG-Novelle 2012 verabschiedete<br />
Abschaffung des Güllebonus<br />
und die Förderung eines<br />
breiteren Einsatzstoffspektrums<br />
sind Schritte in die richtige Richtung.<br />
##<br />
Beim Energiepflanzenanbau so -<br />
wie dem Nahrungs- und Futtermittelanbau<br />
sollten im Rahmen<br />
von Cross-Compliance die<br />
hohen gesetzlichen Standards<br />
strikt einhalten werden.<br />
##<br />
Eine konsequente Einhaltung<br />
und Kontrolle der in der Landwirtschaft<br />
akzeptierten Regelungen<br />
der guten fachlichen Praxis ist<br />
nachdrücklich zu fordern. Vollzugsdefizite<br />
im landwirtschaftlichen<br />
Fachrecht dürfen nicht<br />
dazu führen, die Biogaserzeugung<br />
mit ihrer herausragenden<br />
Stellung unter den Erneuerbaren<br />
Energien in Verruf zu bringen.<br />
##<br />
Der Einsatz landwirtschaftlicher<br />
Reststoffe hoher organischer<br />
Qualität muss weiter ausgebaut<br />
werden. Darunter fallen Nutzungen<br />
von überschüssigen Zuckerrüben,<br />
Rübenschnitzel, Kartoffelschalen<br />
aus der Weiterverarbeitung<br />
von Kartoffeln und<br />
Ausschussware aus der Lebensmittelindustrie.<br />
##<br />
Eine umfassende Kontrolle und<br />
fachgerechte Dokumentation<br />
der eingesetzten Nährstoffe einschließlich<br />
der Gärreste nach<br />
dem Düngerecht ist erforderlich.<br />
##<br />
Es sollten nur Gärreste eingesetzt<br />
werden, deren Qualität<br />
durch ein Gütesystem gesichert<br />
wird.<br />
##<br />
Gärreste sollten genauso wie<br />
Gülle nicht in den <strong>Wasser</strong>schutzzonen<br />
I und II ausgebracht werden.<br />
Eine Ausbringung von Gärresten<br />
genauso wie Gülle in <strong>Wasser</strong>schutzzone<br />
III sollte generell<br />
nur dann möglich sein, wenn<br />
besondere Anforderungen zum<br />
Schutz der Gewässer und des<br />
Trinkwassers eingehalten werden.<br />
Die Ausbringung von Gärresten<br />
und Gülle in der <strong>Wasser</strong>schutzzone<br />
III darf nur erfolgen,<br />
wenn der Gärrest/die Gülle qualitätsgesichert/gütegesichert<br />
ist.<br />
##<br />
Bei der Biomasseerzeugung<br />
sollte eine dreijährige Fruchtfolge<br />
beachtet werden, diese<br />
entspricht der guten landwirtschaftlichen<br />
Praxis. Einen 45 %<br />
Anteil sollte die Anbaufläche<br />
einer Frucht dabei nicht überschreiten.<br />
##<br />
Zur Vermeidung des Eintrages<br />
von wassergefährdenden Stoffen<br />
sind bundeseinheitliche<br />
Regelungen zur Lagerung von<br />
wassergefährdenden Stoffen so -<br />
wie zu Ausbringungsfristen festzulegen<br />
bzw. weiter zu entwickeln.<br />
Nachhaltigkeitsanforderungen sind<br />
als generelle Voraussetzungen beim<br />
Anbau von Biomasse in wasserwirtschaftlich<br />
sensiblen Gebieten allgemein<br />
für die Landwirtschaft zu<br />
berücksichtigen:<br />
##<br />
Eine ganzjährige Bodenbedeckung<br />
durch spezielle Fruchtfolgen<br />
beim Anbau von Pflanzen<br />
zur Energie-, Futter- und Nahrungsmittelerzeugung.<br />
##<br />
Nachweis eines befestigten Substratlagers<br />
mit ausreichender<br />
Kapazität und Dichtigkeit.<br />
##<br />
Angaben zu eingesetzten Substraten,<br />
Nährstoff- und Schwermetallgehalte<br />
sowie den Gehalten<br />
an organischen Schadstoffen im<br />
Rahmen der Gärrestdeklaration<br />
nach den rechtlichen Vorgaben.<br />
##<br />
Einbezug der Gärreste von Biogasund<br />
Bio-Erdgasanlagen in die<br />
Düngebilanz bei Berücksichtigung<br />
sämtlicher Stickstoffeinträge<br />
verschiedenster Herkunft<br />
bei der Düngung und Einbeziehung<br />
der Gärreste in die Begrenzung<br />
der maximalen Stickstoffdüngung<br />
aus Wirtschaftsdüngern<br />
in einer geeigneten Form,<br />
die mit den EU-<strong>Wasser</strong>schutzrichtlinien<br />
kompatibel ist.<br />
##<br />
Nachweis von ausreichenden<br />
Lagerkapazitäten für Gärreste<br />
und Gülle entsprechend dem<br />
Stand der Technik von mindestens<br />
sechs Monaten mit einer<br />
Empfehlung der Erweiterung<br />
auf neun Monate in Problemregionen<br />
mit Gewässerbelastung<br />
bzw. -gefährdung im Sinne<br />
der WRRL und deren Umsetzung<br />
in der Grundwasserverordnung.<br />
##<br />
Reduzierung des Ausgasens un -<br />
verarbeiteter Gülle über Gasverbrauchseinrichtungen.<br />
##<br />
Vorlage eines Flächennachweises<br />
für die Nutzung der Gärreste<br />
sowie ein Export- oder Verwertungsnachweis<br />
für darüber hinaus<br />
anfallende organische Stickstoffmengen.<br />
##<br />
Nährstoffanfall: Wertung einer<br />
Biogasanlage wie Viehbestände<br />
(Düngeeinheiten je ha).<br />
##<br />
Verpflichtung zur Gärresttrocknung<br />
und Nährstoffexport bei<br />
Anlagen in Regionen mit Nährstoffüberschuss.<br />
##<br />
Kein Anbau von Energiepflanzen<br />
zu Lasten von besonders schützenswerten<br />
Flächen oder Flächen<br />
mit hohem Kohlenstoffbestand<br />
(wie beispielsweise Feuchtgebiete,<br />
Torfmoore) sowie Grünland<br />
mit großer biologischer<br />
Vielfalt. Die Anwendung der entsprechenden<br />
Nachhaltigkeitskriterien<br />
der Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung<br />
ist zu be -<br />
grüßen.<br />
Ansprechpartner:<br />
Dr. Michaela Schmitz,<br />
Tel. (030) 300199-1201,<br />
E-Mail: michaela.schmitz@bdew.de<br />
Catrin Feldhege,<br />
Tel. (030) 300199-1250,<br />
E-Mail: catrin.feldhege@bdew.de<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 37
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
ATT–Positionspapier<br />
Zielkonflikte bei gleichzeitiger Nutzung von Trinkwassertalsperren als<br />
Pumpspeicherbecken<br />
Die Energiewende führt durch<br />
den verstärkten Ausbau unstetig<br />
zur Verfügung stehender erneuerbarer<br />
Energien auch zu der erhöhten<br />
Notwendigkeit, Energie zwi schenzuspeichern.<br />
Für den kurzfristigen<br />
Speicherbedarf von Strom (Minuten<br />
bis max. einige Tage) steht die wichtige,<br />
erprobte und ausgereifte Technik<br />
der Pumpspeicherkraftwerke zur<br />
Verfügung. Bestehende Trinkwassertalsperren<br />
könnten dabei ergänzend<br />
zu ihrer bisherigen Nutzung auch als<br />
Unterbecken eines Pumpspeicherkraftwerks<br />
fungieren.<br />
Bei Trinkwassertalsperren steht<br />
eine gleichzeitige Pumpspeichernutzung<br />
durch ihren massiven Einfluss<br />
auf den <strong>Wasser</strong>körper und die<br />
damit verbundenen Risiken für die<br />
Rohwasserqualität in einem grundsätzlichen<br />
Zielkonflikt mit den<br />
Belangen einer im Hinblick auf eine<br />
gesetzeskonforme Trinkwasserversorgung<br />
ausgerichtete Bewirtschaftung<br />
der Talsperre. Aus diesem<br />
Grund ist die gleichzeitige Pumpspeichernutzung<br />
von Trinkwassertalsperren<br />
besonders kritisch zu<br />
bewerten.<br />
Im Einzelfall kann die Notwendigkeit<br />
bestehen, auch Trinkwassertalsperren<br />
auf die zusätzliche Verwendbarkeit,<br />
z. B. als Unterbecken<br />
eines Pumpspeicherkraftwerkes, zu<br />
überprüfen.<br />
Sösetalsperre im Winter. © Michaele Wille/pixelio.de<br />
Grundsatz<br />
Die Hauptnutzung „Trinkwassergewinnung“<br />
der Talsperre muss Vorrang<br />
haben gegenüber der Nutzung<br />
der Talsperre als Speicherbecken<br />
für ein Pumpspeicherkraftwerk.<br />
Eine Pumpspeichernutzung<br />
ist nur dann akzeptabel, wenn keine<br />
nachteiligen Auswirkungen auf die<br />
Rohwasserqualität zu besorgen<br />
sind. Für die Sicherstellung der einwandfreien<br />
Trinkwasserversorgung<br />
gegebenenfalls erforderliche Mehraufwendungen<br />
bei der Rohwassergewinnung<br />
und/oder der Trinkwasseraufbereitung<br />
sind festzustellen<br />
und zu bewerten. Die zusätzlichen<br />
Überprüfungen und die Feststellung<br />
der temporär oder nachhaltig<br />
erforderlichen Mehraufwendungen<br />
dienen auch als Grundlage für Ausgleichsforderungen.<br />
Sofern die Talsperre<br />
noch weiteren Nutzungen<br />
dient (z. B. Hochwasserschutz, Niedrigwasseranreicherung,<br />
Brauchwasserversorgung,<br />
bestehende <strong>Wasser</strong>krafterzeugung,<br />
Fischerei, etc.) sind<br />
die Auswirkungen eines möglichen<br />
Pumpspeicherbetriebes hierauf<br />
ebenfalls zu bewerten.<br />
Im Folgenden sind einzelne<br />
Aspekte aufgeführt, die im Rahmen<br />
einer solchen Überprüfung zu<br />
beachten sind:<br />
Zeitphasen<br />
Bei der Betrachtung der Trinkwassertalsperre<br />
als Unterbecken eines<br />
Pumpspeicherkraftwerkes sind drei<br />
Zeitphasen differenziert zu bewerten.<br />
Phase 1: Bau Ein-/Auslaufbauwerk:<br />
Auswirkungen bei und in der<br />
Absenkphase der Talsperre<br />
Phase 2: Auswirkungen in der Phase<br />
der Inbetriebnahme des <strong>Wasser</strong>speicherkraftwerks<br />
Phase 3: Auswirkungen auf den<br />
Betrieb der Talsperre nach Fertigstellung<br />
und Inbetriebnahme des<br />
<strong>Wasser</strong>speicherkraftwerks<br />
Für jede dieser drei Phasen sind<br />
nachfolgend aufgeführte Punkte<br />
grundsätzlich zu klären:<br />
Festlegung der Grenz- und<br />
Randbedingungen<br />
##<br />
Bewertung der Auswirkungen<br />
der durch den Pumpspeicherbetrieb<br />
(Pendelwassermenge gem.<br />
Planung vorgegeben) bedingten<br />
<strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen<br />
und der Strömungsverhältnisse<br />
und -geschwindigkeiten<br />
im <strong>Wasser</strong>körper der Talsperre<br />
auf die Trinkwassernutzung<br />
<strong>Wasser</strong>mengenwirtschaft<br />
##<br />
Abschätzung/Festlegung des für<br />
die Pumpspeichernutzung verfügbaren<br />
Stauvolumens/<br />
Bestimmung der Pendelwassermenge<br />
Januar 2014<br />
38 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
##<br />
Sicherstellung, dass durch den<br />
Pumpspeicherbetrieb bedingte<br />
<strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen<br />
das zulässige Maß nicht überschreiten<br />
##<br />
Sicherstellung, dass auch im<br />
Hochwasserfall kritische Stauhöhen<br />
durch den Pumpspeicherbetrieb<br />
nicht überschritten werden<br />
##<br />
Sicherstellung der Einhaltung<br />
des erforderlichen Reserveraums<br />
der Talsperre bei Pumpspeicherbetrieb<br />
##<br />
Sicherstellung der Trinkwasserversorgung<br />
auch in der Absenkphase/<br />
Bauphase zur Errichtung<br />
der Einlauf-/Auslaufbauwerke<br />
##<br />
Bestimmung der Versagensrisiken<br />
sowohl hinsichtlich der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
als auch bezüglich<br />
weiterer Nutzungen (z. B.<br />
Hochwasserschutz)<br />
<strong>Wasser</strong>gütewirtschaft/Hydrophysik/Hydrobiologie<br />
##<br />
Bewertung der Auswirkungen<br />
auf das Temperaturregime in der<br />
Talsperre durch den Pumpspeicherbetrieb,<br />
im Besonderen<br />
in der Frühjahrs-/Sommer-Stagnationsphase,<br />
Verlust der thermischen<br />
Schichtung, Auswirkungen<br />
auf das Hypolimnion<br />
##<br />
Bewertung der Größenordnung<br />
und räumlichen Ausweitung der<br />
durch den Pumpspeicherbetrieb<br />
in den Talsperren-<strong>Wasser</strong>körper<br />
induzierten Strömungserscheinungen,<br />
wie z. B. Strömungsgeschwindigkeit<br />
und -richtungen,<br />
unterschiedliche <strong>Wasser</strong>temperaturen<br />
aus Oberbecken etc.<br />
##<br />
Bewertung des Potenzials und<br />
der Auswirkungen von Sedimentmobilisierungs-<br />
und Erosionsprozessen<br />
durch den Pumpspeicherbetrieb<br />
##<br />
Bewertung der stofflichen Auswirkungen<br />
des geänderten Strömungs-<br />
und Temperaturregimes<br />
(z. B. auch Sedimentrücklösungserscheinungen)<br />
##<br />
Bewertung der Auswirkungen<br />
auf die Biozönose – qualitativ<br />
und quantitativ (Phytoplankton,<br />
Zooplankton, Makrophyten,<br />
Fische, etc.)<br />
##<br />
Auswirkungen der baulich<br />
bedingten längerfristigen<br />
Absenkung des <strong>Wasser</strong>spiegels<br />
auf mögliche qualitative Veränderungen<br />
des <strong>Wasser</strong>körpers (z.<br />
B. limnologische Verhältnisse)<br />
und des Abgabestromes an den<br />
Unterlauf.<br />
##<br />
Bestimmung der Versagensrisiken<br />
sowohl hinsichtlich der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
als auch bezüglich<br />
weiterer Nutzungen<br />
Unterlauf<br />
Darstellung der wasserwirtschaftlichen<br />
und ökologischen Auswirkungen<br />
auf den Unterlauf des Fließgewässers<br />
unter Beachtung der bereits<br />
aufgeführten Hinweise (Absenkphase/Bauphase/Inbetriebnahme/<br />
Betrieb).<br />
Absperrbauwerk(e),<br />
Stauraum/Böschungen<br />
Auswirkungen auf die Tragsicherheit<br />
und Gebrauchstauglichkeit<br />
der Talsperrenbauwerke und des<br />
Untergrundes sowie auf die<br />
Böschungen des Stauraumbereiches<br />
sind nicht Gegenstand dieses<br />
Papieres. Hierzu wird auf die gesetzlichen<br />
Vorgaben und die Erfüllung<br />
der Anforderungen in den einschlägigen<br />
Normen, insbesondere DIN<br />
19700, verwiesen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.trinkwassertalsperren.de<br />
part of it! Be part of it! Be part of it! Be part of<br />
NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
E-Mail: ziegler@ di-verlag.de<br />
EAZ Netzwerk 1.indd 1 3.9.2012 15:25:06<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 39
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
VKU verleiht Innovationspreise<br />
Kommunale Unternehmen sind innovativ und zukunftsweisend<br />
Alle Preisträger sowie der VKU-Präsident Ivo Gönner und VKU-Hauptgeschäftsführer<br />
Hans-Joachim Reck. © VKU<br />
Der Verband kommunaler<br />
Unternehmen e. V. (VKU) hat<br />
auf seiner Verbandstagung zum<br />
dritten Mal den VKU-Innovationspreis<br />
verliehen. „Wir freuen uns,<br />
auch in diesem Jahr wieder Unternehmen<br />
aus den Sparten Energie-,<br />
<strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong>- sowie Abfallwirtschaft<br />
und Straßenreinigung für<br />
ihre innovativen und zukunftsweisenden<br />
Ideen zu ehren“, erklärt VKU-<br />
Präsident Ivo Gönner.<br />
Den Preis in der Kategorie Energiewirtschaft<br />
nahmen Dr. Ralf<br />
Levacher und Wolfgang Müller,<br />
Geschäftsführer der Stadtwerke<br />
Saarlouis GmbH, für das HausHeld-<br />
System entgegen. Das HausHeld-<br />
System ist ein technisch sehr leicht<br />
handhabbares Gerät, das hilft, Energiesparpotenziale<br />
im Haushalt zu<br />
identifizieren. Das Gerät wird kostenfrei<br />
an Haushalte vergeben. „Die<br />
Stadtwerke Saarlouis kommen<br />
damit dem Wunsch vieler Kunden<br />
nach, Energie zu sparen“, so Gönner.<br />
„Mit Projekten wie diesem bringen<br />
kommunale Unternehmen zudem<br />
ihre Service-Orientierung zum Ausdruck<br />
und setzen zugleich neue<br />
Maßstäbe in der Kundenorientierung.“<br />
In der Kategorie <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong><br />
nahm Dr. Kim Augustin, Stabsleiter<br />
Abteilung Zukunftstechnologie,<br />
den Preis für Hamburg <strong>Wasser</strong> entgegen,<br />
die für ihr Projekt HAMBURG<br />
WATER Cycle geehrt werden. Dabei<br />
handelt es sich um ein innovatives<br />
Entwässerungs- und Energiegewinnungskonzept,<br />
mit dem aus <strong>Abwasser</strong><br />
Energie für 770 Wohneinheiten<br />
gewonnen werden kann. „Hamburg<br />
<strong>Wasser</strong> zeigt damit, dass <strong>Abwasser</strong>ent-<br />
und Energieversorgung wirtschaftlich<br />
miteinander verknüpft<br />
werden und damit die energetische<br />
Autarkie von Stadtteilen gefördert<br />
werden kann“, machte der VKU-Präsident<br />
deutlich. Der VKU würdigt<br />
mit dem Preis auch, dass dieses Projekt<br />
einfach auf andere Regionen<br />
übertragbar ist.<br />
Der Innovationspreis in der Kategorie<br />
Abfallwirtschaft wird an den<br />
Ibbenbürener Bau- und Servicebetrieb<br />
(Bibb) vergeben. Den Preis<br />
nahm Betriebsleiter Werner Dirkes<br />
entgegen. Der Betrieb wird damit<br />
für sein Projekt der Eigenenergieerzeugung<br />
und Eigenverwertung<br />
kommunaler Infrastrukturabfälle<br />
geehrt. „In Ibbenbüren werden aus<br />
Straßenlaub, Grünschnitt und sonstigen<br />
biologischen Abfällen Briketts<br />
hergestellt und in Biomasse-Heizkesseln<br />
verfeuert – so entsteht<br />
grüne Kohle“, so Ivo Gönner in seiner<br />
Laudatio.<br />
Erstmals verleiht der VKU einen<br />
Sonderpreis, der an den Entsorgungsverband<br />
Saar (EVS) geht, für<br />
deren Projekt zur grenzüberschreitenden<br />
Abfallentsorgung und -verwertung,<br />
das in Kooperation mit<br />
dem französischen Abfallunternehmen<br />
Sydème durchgeführt wird.<br />
Den Preis nahm der Geschäftsführer<br />
Dr. Heribert Gisch entgegen. „Dieses<br />
Projekt hat für uns einen besonders<br />
hohen politischen Symbolwert.<br />
Hier werden bislang regional und<br />
kommunal begrenzte Entsorgungsstrukturen<br />
grenzüberschreitend<br />
erweitert und zwischenstaatliche<br />
Synergien geschaffen“, erklärte<br />
VKU-Prä sident Ivo Gönner die Entscheidung<br />
für den Sonderpreis<br />
abschließend.<br />
Der Innovationspreis wird seit<br />
2007 auf der VKU-Verbandstagung<br />
verliehen und prämiert Mitglieder<br />
mit besonders innovativen Ideen.<br />
Der Preis ist nicht dotiert.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vku.de<br />
Januar 2014<br />
40 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Studentin entwickelt Legionellen-Schnelltest<br />
Masterarbeit erhält Nachwuchsforscherpreis des Innovationsverbandes VIU<br />
Preisvergabe an Andrea Pöcking durch den Staatssekretär des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Technologie, Ernst Burgbacher.<br />
© InnoMedia<br />
Die Biologin Andrea Pöcking im Kreise der Preisträger des VIU-Nachwuchsforscherpreises<br />
bei der Übergabe im BMWi am 4. Dezember 2013.<br />
Die junge Biologin Andrea<br />
Pöcking vom Forschungszentrum<br />
für Medizintechnik und Biotechnologie<br />
(fzmb) in Bad Langensalza<br />
wurde in Berlin mit dem erstmalig<br />
vergebenen Nachwuchsforscherpreis<br />
2013 ausgezeichnet. Die<br />
25-Jährige erhielt den mit 1500 Euro<br />
dotierten Preis der Deutschen Kreditbank<br />
(DKB) und des Verbandes<br />
Innovativer Unternehmen (VIU) für<br />
die Entwicklung eines Schnelltestverfahrens<br />
zum Nachweis von Legionellen<br />
(Legionella pneumophila) in<br />
<strong>Wasser</strong>.<br />
Das neue Verfahren, das im Rahmen<br />
ihrer Masterarbeit an der TU<br />
Dresden entstand und inzwischen<br />
in der End-Evaluation ist, nimmt nur<br />
wenige Minuten in Anspruch und<br />
kann unabhängig von einem zertifizierten<br />
Labor angewendet werden.<br />
Wie während der Auszeichnungsveranstaltung<br />
im Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und<br />
Technologie betont wurde, soll die<br />
von Pöcking entwickelte Methode<br />
der Festphasenzytometrie mit<br />
Immunofiltration in ein bis zwei<br />
Jahren bereits in der Routinediagnostik<br />
spezialisierter Labore, später<br />
auch durch den Klempner oder<br />
Hausmeister vor Ort Anwendung<br />
finden. Firmen in Deutschland, den<br />
USA und China interessierten sich<br />
bereits für den Test, hieß es.<br />
Der mit insgesamt 5 000 Euro<br />
dotierte Nachwuchsforscherpreis<br />
würdigt hervorragende Abschlussarbeiten,<br />
die unter Betreuung im<br />
VIU organisierter forschender kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen und<br />
gemeinnütziger externer Industrieforschungseinrichtungen<br />
entstanden<br />
sind. Bei der Ausschreibungspremiere<br />
gingen insgesamt 19 Wettbewerbsbeiträge<br />
aus acht Bundesländern<br />
ein – von Praktikums-, über<br />
Bachelor- und Master-Arbeiten bis<br />
zu Dissertationen.<br />
Ebenfalls ausgezeichnet wurden<br />
ein Verfahren zur automatisierten<br />
Messung ringförmiger Schichtstrukturen<br />
(Berlin) sowie eine Methode<br />
zur automatischen Qualitätssicherung<br />
von Schüttgütern (Schmalkalden).<br />
Weitere Informationen:<br />
www.viunet.de<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 41
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
nANO meets water V: sauberes Trinkwasser<br />
mit Nanotechnologie<br />
Das Oberhausener Fraunhofer-Institut UMSICHT begrüßte am 28. November 2013 über 50 Fachleute aus Wirtschaft<br />
und Industrie zur fünften Ausgabe seiner Veranstaltungsreihe nANO meets water, die sich über aktuelle<br />
Entwicklungen in der Nanotechnik für die <strong>Wasser</strong>praxis informierten. Dabei stand der Aspekt Toxizität ebenso<br />
auf der Tagesordnung wie Fracking, denn die Veranstalter nahmen erstmalig auch verwandte Themen mit ins<br />
Programm.<br />
Nanotechnologie hat in nahezu<br />
allen Bereichen der Technologie<br />
Einzug gehalten und wird insbesondere<br />
in der Umweltwirtschaft<br />
immer wichtiger. „Die Bundesregierung<br />
nimmt sich explizit vor, Forschung<br />
in der Nanotechnologie zu<br />
begleiten. Bei nANO meets water V<br />
sprechen wir über aktuelle Technologieansätze,<br />
gehen also ein Stück<br />
mehr in die Anwendung als bei der<br />
letzten Ausgabe der Veranstaltungsreihe“,<br />
eröffnete Prof. Dr.<br />
Görge Deerberg, stellvertretender<br />
Leiter von Fraunhofer UMSICHT, die<br />
Vortragsreihe. Das Thema Nano ist<br />
aktueller denn je und gerät nicht<br />
zuletzt aufgrund kritischer Stimmen<br />
auch von Seiten der Wissenschaft<br />
immer wieder in den Fokus der<br />
Öffentlichkeit.<br />
Breite Marktakzeptanz<br />
muss erfolgen<br />
Zum Auftakt von nANO meets water<br />
V gab es einen Überblick über den<br />
Status quo. Ob bei der Beschleunigung<br />
von Betonhärtung oder der<br />
Schmutzabweisung – das Anwendungsgebiet<br />
von Nanotechnologie<br />
ist breit. Jedoch ist die Marktakzeptanz<br />
sehr unterschiedlich: Im<br />
Gegensatz zur Bauindustrie zögert<br />
man in der Lebensmitteltechnik<br />
und im Textilbereich noch. Ein großer<br />
Hersteller von Outdoor-Bekleidung<br />
etwa verzichtet mittlerweile<br />
komplett auf den Einsatz von Nano-<br />
Tex-Produkten. Dabei entkräftet die<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin (BAuA) die<br />
Befürchtung, dass die neuartigen<br />
Eigenschaften von Nanomaterial<br />
auch neuartige Gesundheitsgefahren<br />
hervorrufen. Laut BAuA kann<br />
Sehr gut besucht: die fünfte Ausgabe von nANO meets water.<br />
die gesundheitliche Wirkung von<br />
Nanomaterial durch bereits be -<br />
kannte Wirkprinzipien beschrieben<br />
werden. Nanotoxikologie ist vor<br />
allem Staubtoxikologie, und es sind<br />
keine völlig neuartigen Wirkungen<br />
zu erwarten. Der Arbeitsschutz<br />
sollte daher unbedingt Maßnahmen<br />
zur Minderung der Staubexposition<br />
enthalten. Die Teilnehmer von<br />
nANO meets water V sind sich einig,<br />
dass umfangreich am Dialog mit<br />
den Verbrauchern gearbeitet und in<br />
der Kommunikation mit ihnen mehr<br />
Wert auf die Reduktion von Unsicherheit<br />
und Unwissenheit gelegt<br />
werden muss. Zudem steht nach<br />
wie vor die EU-Definition von Nanomaterialien<br />
in der Kritik. Gefordert<br />
wird eine Definition, in der Materialeigenschaften<br />
detaillierter berücksichtigt<br />
werden.<br />
Mikrosiebe bereiten<br />
Trinkwasser auf<br />
Noch immer haben weltweit fast<br />
800 Mio. Menschen kein sauberes<br />
Trinkwasser, 2,5 Mrd. leben ohne<br />
einfachste sanitäre Versorgung 1 . Die<br />
Nachfrage nach geeigneten Trennsystemen,<br />
die <strong>Wasser</strong> effektiv und<br />
wirtschaftlich reinigen können,<br />
steigt. Mit ihrer definierten Lochgeometrie,<br />
hoher chemischer Be -<br />
ständigkeit und geringem Druckverlust<br />
eignen sich Mikrosiebe für<br />
die Mikrofiltration. Diese werden<br />
mittels verschiedener Verfahren<br />
(Ätzen, Schwimmgießen, Galvanik)<br />
hergestellt, vielversprechend ist vor<br />
allem die Lasertechnologie. Mittels<br />
eines Lasers können Lochperforationen<br />
großflächig in verschiedene<br />
Materialien eingebracht werden, bis<br />
zu zehn Milliarden Löcher pro Qua-<br />
1<br />
http://www.unicef.de/presse/2012/<br />
report-wasser/13924<br />
Januar 2014<br />
42 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
dratmeter sind möglich. War dieser<br />
Prozess bisher mit hohem Zeitaufwand<br />
verbunden, kann die Mehrstrahlbearbeitung<br />
die Fertigstellung<br />
um ein Vielfaches reduzieren.<br />
Hierzu kann ein diffraktives optisches<br />
Element (DOE) eingesetzt<br />
werden, das den Laserstrahl in bis<br />
zu 196 Teilstrahlen gliedert. Im<br />
Anschluss können Mikrosiebe aus<br />
anorganischen Materialien noch<br />
funktionalisiert werden, um spezielle<br />
chemische Eigenschaften zu<br />
übernehmen. So werden z. B. spezielle<br />
Proteinbeschichtungen zur<br />
Wertstoffrückgewinnung genutzt.<br />
Pro und Contra Fracking<br />
Mit großer Spannung erwartet wurden<br />
die Vorträge zum Thema Fracking.<br />
Das Verfahren ist momentan<br />
in Deutschland nicht erlaubt, die<br />
Auswirkungen auf Mensch, Natur<br />
und Umwelt sind wissenschaftlich<br />
nicht hinreichend geklärt. Fracking<br />
ist sehr umstritten: Wenn künftig<br />
weitere Schritte in Richtung Exploration<br />
und Gewinnung unkonventioneller<br />
Gasvorkommen gegangen<br />
werden sollen, ist es besonders<br />
wichtig, die Öffentlichkeit zu informieren<br />
und zu beteiligen. Die substanzielle<br />
Verbesserung der Technik<br />
und Umweltüberwachung ist eine<br />
weitere Grundvoraussetzung. Damit<br />
bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen<br />
die Erkundung schrittweise<br />
und in „sicheren“ Regionen erfolgen<br />
könnte, müssten die Risiken von<br />
Fracking klar eingegrenzt werden.<br />
Während die Energieunternehmen<br />
zuversichtlich sind, in Zukunft<br />
umweltverträglich fracken zu können,<br />
verweisen die Trinkwasserversorgungsunternehmen<br />
auf das<br />
hohe Gefährdungspotenzial für die<br />
Grundwasservorkommen und lehnen<br />
die Technologie ab. Einen Fracking-Hype<br />
wie er aus Amerika<br />
bekannt ist, wird es in Deutschland<br />
jedoch niemals geben, darin sind<br />
sich alle Beteiligten einig.<br />
nANO meets water V hat gezeigt,<br />
dass Nanotechnologie ein Schlüssel<br />
für nachhaltige Entwicklung in der<br />
<strong>Wasser</strong>technik ist, wenn die Verunsicherung<br />
in den Märkten überwunden<br />
wird. Es ist wichtig, alle Beteiligten<br />
in ein Boot zu bekommen. Dass<br />
aktuell nur vereinzelt über neue<br />
Nanotechnologien berichtet wird<br />
liegt daran, dass wir uns in einer<br />
Phase des Abwartens befinden, in<br />
der zahlreiche Produkte noch<br />
zurückgehalten werden.<br />
Resonanz der Teilnehmer<br />
Heinz H. Kohnen, Hegemanns engineering<br />
& consulting: „Ich arbeite in<br />
einem Planungsbüro für <strong>Abwasser</strong>anlagen.<br />
Ich habe mich zuvor sehr<br />
viel mit Nano-Kunststoffen beschäftigt<br />
und möchte mich informieren,<br />
was sich aktuell auf dem Nano-Sektor<br />
tut.“<br />
Lasse Wülfing, Schüler des Gymnasium<br />
an der Schweizer Allee in<br />
Dortmund: „Ich habe im Rahmen<br />
von Jugend forscht die Möglichkeit<br />
bekommen, an einigen Instituten<br />
und Universitäten vorbeizuschauen.<br />
Ich interessiere mich für das Thema<br />
Nanotechnologie und war bereits<br />
auf der letzten Nanokonferenz in<br />
Dortmund.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.umsicht.fraunhofer.de<br />
Vortrag Fracking:<br />
Dr. H.<br />
Georg Meiners,<br />
ahu AG.<br />
Prof. Dr. Thomas<br />
Gebel,<br />
BAuA.<br />
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NETZWERK WISSEN<br />
Universitäten und Hochschulen stellen sich vor:<br />
Studiengänge und Studienorte rund ums <strong>Wasser</strong>fach<br />
im Porträt – in der technisch-wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
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Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 43
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
Hintergrundinformation<br />
450 Millionen Euro für den Emscher-Umbau<br />
EIB unterzeichnet weiteren Darlehensvertrag mit Emschergenossenschaft<br />
Eines der größten Umweltprojekte<br />
Deutschlands erhält er -<br />
neut Unterstützung der Europäischen<br />
Investitionsbank (EIB). Die<br />
EU-Förderbank stellt der Emschergenossenschaft<br />
ein weiteres Darlehen<br />
in Höhe von 450 Mio. € für die<br />
umfangreiche Neugestaltung des<br />
Flusssystems zur Verfügung. Dr.<br />
Werner Hoyer, Präsident der EIB,<br />
und Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender<br />
der Emschergenossenschaft,<br />
unterzeichneten den<br />
Vertrag in Bottrop.<br />
Mit dem Darlehen kofinanziert<br />
die EIB das Investitionsprogramm<br />
der Emschergenossenschaft für die<br />
Jahre 2014 bis 2016. Es ist nach 2011<br />
bereits die zweite Finanzierung von<br />
Seiten der EIB für das umfassende<br />
Entwicklungsvorhaben. Erneut stellt<br />
die Bank ein Darlehen in Höhe von<br />
450 Mio. € zur Verfügung. Neben<br />
den großen Volumina kann die EIB<br />
aber auch besonders attraktive Kreditkonditionen<br />
bieten: Das Darlehen<br />
läuft wieder über einen Zeitraum<br />
von 45 Jahren und ist trotz des<br />
langen Zeitraums festverzinst.<br />
Das Ruhrgebiet ist mit seinen<br />
mehr als 5 Mio. Einwohnern der<br />
größte Ballungsraum Deutschlands<br />
und zugleich Zentrum der deutschen<br />
Schwerindustrie. Der Fluss<br />
Emscher durchläuft das zentrale<br />
Ruhrgebiet – eine Region, in der fast<br />
zweieinhalb Millionen Menschen<br />
Die Alte Emscher im Landschaftspark Nord in Duisburg. © EGLV<br />
Die Europäische Investitionsbank ist die Bank der Europäischen Union für langfristige<br />
Finanzierungen. Ihre Eigner sind die EU-Mitgliedstaaten. Aufgabe der EIB ist es, die<br />
Ziele der EU durch die langfristige Finanzierung tragfähiger Projekte zu fördern. Der<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Abwasser</strong>- und Müllbeseitigung stellt für die Bank einen<br />
wichtigen Aufgabenbereich dar. Hier hat die EIB allein seit 2008 fast 22 Mrd. € bereitgestellt,<br />
davon etwa 2,5 Mrd. € in Deutschland. www.eib.org<br />
Die Emschergenossenschaft wurde 1899 in Bochum gegründet. Ihre Aufgaben sind seitdem<br />
unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die <strong>Abwasser</strong>entsorgung und -reinigung<br />
sowie der Hochwasserschutz. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft<br />
den Emscher-Umbau um. www.eglv.de<br />
leben. Vor allem der Bergbau hat die<br />
Region wirtschaftlich geprägt, er<br />
hatte allerdings auch erhebliche<br />
Auswirkungen auf die Landschaft.<br />
Wegen der Absenkungen durch<br />
den Kohleabbau ließ sich hier kein<br />
unterirdisches <strong>Abwasser</strong>kanalsystem<br />
einrichten, sodass die Emscher<br />
und ihre Nebenläufe fast ein Jahrhundert<br />
lang als offenes <strong>Abwasser</strong>system<br />
dienen mussten. Erst die<br />
Nordwanderung des Bergbaus<br />
Ende der 80er-Jahre ermöglichte<br />
den Emscher-Umbau. Bis 2017 soll<br />
der neue unterirdische <strong>Abwasser</strong>kanal<br />
Emscher (AKE) über eine<br />
Gesamtstrecke von 51 km in bis zu<br />
40 m Tiefe verlegt sein, von Dortmund-Deusen<br />
im Osten des Ruhrgebiets<br />
bis zum Klärwerk „Emschermündung“<br />
in Dinslaken.<br />
Mit dem aufwendigen Generationenprojekt<br />
geht zugleich der<br />
ökologische Umbau der Flusslandschaft<br />
einher. Die Emscher wird wieder<br />
naturnaher umgestaltet. Ehemalige<br />
Nutz- und Brachflächen<br />
erhalten ihren Landschaftscharakter<br />
zurück. Auf diese Weise entstehen<br />
in der dicht besiedelten Region<br />
wichtige Natur- und Erholungsräume,<br />
die bereits heute die Lebensqualität<br />
der dort lebenden Menschen<br />
erheblich steigern. Der Prozess<br />
der Renaturierung soll bis zum<br />
Jahr 2020 abgeschlossen sein.<br />
Wie eine aktuelle Studie des<br />
Rheinisch-Westfälischen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung belegt,<br />
wirkt sich das Gesamtvorhaben zu -<br />
dem positiv auf die Beschäftigung<br />
aus. Demnach sichert der Emscher-<br />
Umbau 3 700 Arbeitsplätze in der<br />
Region, davon 1 400 direkt durch<br />
die Baumaßnahmen.<br />
Dr. Werner Hoyer, Präsident der<br />
Europäischen Investitionsbank, sag -<br />
te anlässlich der Vertragsunterzeichnung:<br />
„Der Emscher-Umbau ist<br />
weltweit ein Vorzeigeprojekt. Es<br />
führt beispielhaft vor Augen, wie<br />
eine über viele Jahrzehnte von<br />
Januar 2014<br />
44 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
Industrie geprägte Region wieder<br />
zu einer lebenswerten und naturnahen<br />
Landschaft verwandelt werden<br />
kann. In seinem finanziellen<br />
und zeitlichen Umfang stellt der<br />
Emscher-Umbau auch für uns ein<br />
ganz besonderes Projekt dar. Ich bin<br />
deshalb ausgesprochen stolz auf<br />
das Engagement der EIB. Es verdeutlicht<br />
die wichtige Rolle, die die<br />
EU-Bank bei so zentralen und langfristigen<br />
Entwicklungsvorhaben<br />
spielt.“<br />
Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender<br />
der Emschergenossenschaft:<br />
„Unser Emscher-Um -<br />
bau ist mit einem Gesamtvolumen<br />
von 4,5 Mrd. € und einer Gesamtlänge<br />
aller <strong>Wasser</strong>läufe von 350 km<br />
das größte europäische Projekt zur<br />
Wiederherstellung einer kompletten<br />
Flusslandschaft und einer der<br />
Motoren des Strukturwandels. Wir<br />
geben den Menschen der Region<br />
ihren Fluss und damit auch ein<br />
Stück Lebensqualität zurück. Der<br />
Darlehensrahmenvertrag mit der<br />
EIB unterstützt dieses wichtige Vorhaben.“<br />
Kreislaufwirtschaft als nachhaltige Phosphor-Quelle<br />
Der BDE Bundesverband der<br />
Deutschen Entsorgungs-, <strong>Wasser</strong>-<br />
und Rohstoffwirtschaft e. V. hat<br />
sich in einer Stellungnahme im Rahmen<br />
der Konsultation der Europäischen<br />
Kommission zur nachhaltigen<br />
Verwendung von Phosphor dafür<br />
ausgesprochen, das Potenzial der<br />
Abfall- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
als Phosphor-Quelle EU-weit möglichst<br />
vollständig zu erschließen.<br />
BDE-Präsident Peter Kurth: „Die<br />
stoffliche Verwertung biologischer<br />
Abfälle, der Einsatz hochwertiger<br />
Klärschlämme in der Landwirtschaft<br />
sowie innovative Verfahren zur<br />
Phosphorrückgewinnung aus der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung sind die nachhaltigen<br />
Möglichkeiten, die Versorgung<br />
mit Phosphor sicherzustellen.<br />
Um dieses Ressourcenpotenzial<br />
vollständig nutzbar zu machen, sollten<br />
die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
in Europa verbessert werden.“<br />
Die Europäische Union verfügt<br />
derzeit noch über keine einheitliche<br />
Strategie zur Versorgung mit Phosphor<br />
– ein essenzeller, nicht substituierbarer<br />
Nährstoff für alle Lebewesen.<br />
Daher hatte die Kommission<br />
im Juli 2013 die „Konsultative Mitteilung<br />
zur nachhaltigen Verwendung<br />
von Phosphor“ veröffentlicht. Die<br />
größten Herausforderungen sieht<br />
sie in der global steigenden Nachfrage<br />
nach phosphorhaltigen<br />
Dünge- und Futtermitteln in der<br />
Landwirtschaft und Tierzucht sowie<br />
den zunehmenden Umweltbelastungen<br />
bei Abbau, Verarbeitung<br />
und Einsatz konventioneller Düngemittel.<br />
Peter Kurth: „Die EU-weit vollständige<br />
Erfassung und stoffliche<br />
Verwertung von Bioabfällen aus privaten<br />
Haushalten sowie dem ge -<br />
werblichen und industriellen Be -<br />
reich würden helfen, phosphorhaltige<br />
Abfälle im Stoffkreislauf zu<br />
halten. Ein Rückgewinnungsgebot<br />
von Phosphor aus <strong>Abwasser</strong>, Klärschlamm<br />
und Klärschlammasche<br />
wäre zudem ein wichtiges Investitionssignal<br />
an die Unternehmen der<br />
Kreislaufwirtschaft.“<br />
Weite Informationen:<br />
www.bde-berlin.org<br />
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Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 45
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag: Full House bei Pentair Jung<br />
Pumpen in Steinhagen<br />
130 Zuhörer haben am 7. November 2013 am 6. OWL <strong>Abwasser</strong>tag im Forum der Jung Pumpen GmbH teilgenommen.<br />
Im Zentrum der Tagung standen die künftigen Herausforderungen für die <strong>Abwasser</strong>wirtschaft unter<br />
dem Motto „<strong>Abwasser</strong> im Wandel“. Dabei spielte auch die viel diskutierte Dichtheitsprüfung von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Die Diskussion über den Sinn<br />
und Zweck, die Fristen sowie<br />
die finanzielle Angemessenheit der<br />
Dichtheitsprüfung ist in den vergangenen<br />
Jahren heftig und leider<br />
wenig sachlich geführt worden.<br />
Dem Thema „Dichtheitsprüfung“<br />
(oder besser: „Zustands- und Funktionsprüfung“)<br />
wurde – auch bedingt<br />
durch die Landtagswahl 2012 in<br />
NRW – seitens der Kommunen<br />
wenig Beachtung geschenkt. Nach<br />
der Neuformierung des Landtages<br />
wurde aber wieder aktiv an einer<br />
Neuregelung gearbeitet, die im<br />
März 2013 in Kraft getreten ist.<br />
Dichtheitsprüfung – ein<br />
reizbares Thema<br />
Im einleitenden Vortrag stellte RBD<br />
Dipl.-Ing. Bert Schumacher, Hauptdezernent<br />
für Abfallwirtschaft von<br />
der Bezirksregierung Detmold, die<br />
neuen rechtlichen Regelungen zur<br />
Zustandserfassung von Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
vor.<br />
Neben den bekannten Modifikationen<br />
im Gesetz, so z. B. dass vor allem<br />
Rohrleitungen in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />
unter Fristsetzungen zu prüfen<br />
sind, wurde deutlich gemacht,<br />
dass die Kommunen die Freiheit<br />
erhalten, per Satzung eigene Vorgaben<br />
auch außerhalb von <strong>Wasser</strong>schutzzonen<br />
zu machen. Von diesen<br />
„Freiheiten“ soll dann Gebrauch<br />
gemacht werden, wenn durch<br />
Fremdwasser eine zu starke Belastung<br />
auf den Kläranlagen besteht.<br />
Allein dieser Sachverhalt markierte<br />
im Laufe der Veranstaltung<br />
ein Spannungsfeld zwischen den<br />
Referenten. Zwischen dem zuständigen<br />
Dezernenten für <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
im Regierungsbezirk Detmold<br />
Bert Schumacher und der<br />
Die Veranstalter und Referenten des OWL-<strong>Abwasser</strong>tages: Dr.-Ing. Andreas<br />
Kämpf, Dipl.-Ing. Dieter Weismann, Dipl.-Ing. Stefan Buche, Prof.<br />
Dr.-Ing. Ute Austermann-Haun, Dipl.-Ing. Bert Schumacher, Daniela<br />
Deifuß-Kruse, Prof. Dr.-Ing. Paul Uwe Thamsen, Marco Koch (v.l.).<br />
Abbildungen: © Pentair Jung Pumpen, Steinhagen<br />
Rechtsanwältin für Umweltrecht<br />
Daniela Deifuß-Kruse kam es zu<br />
einem inhaltlich interessanten<br />
Schlagabtausch, in dem die Anwältin<br />
mehrere Schwachstellen als<br />
„handwerkliche Fehler“ im neuen<br />
Gesetz aufdeckte. Im Rahmen ihres<br />
Vortrages nahm sie die rechtlichen<br />
Aspekte dieser neuen Verordnung,<br />
vor allem in Hinblick auf die Durchsetzung<br />
und daraus abgeleiteten<br />
Rechte und Pflichten für Kommunen,<br />
unter die Lupe.<br />
Fremdwasser – ein schwer<br />
zu erfassendes Medium<br />
Neben der Exfiltration von <strong>Abwasser</strong><br />
in unserem Grundwasser, ist<br />
die In filtration von Grundwasser<br />
(Fremdwasser) in das schadhafte<br />
<strong>Abwasser</strong>leitungssystem einer der<br />
beiden grundsätzlichen Ansätze für<br />
die seit Jahren laufende fachliche<br />
Auseinandersetzung mit dieser<br />
Thematik. In diesem Zusammenhang<br />
ist die Fremdwasserproblematik<br />
ein we sentlicher Punkt und<br />
wurde ebenfalls durch weitere Vorträge<br />
veranschaulicht.<br />
Prof. Dr.-Ing. Ute Austermann-<br />
Haun, Hochschule OWL, stellte die<br />
Auswirkungen von Fremdwasser<br />
auf den Kanal und die verfahrenstechnischen<br />
Anlagen auf Kläranlagen<br />
dar. So wurden anhand von<br />
diversen Untersuchungen auf un -<br />
terschiedlichen Kläranlagen die Veränderungen<br />
und negativen Auswirkungen<br />
von Fremdwasser auf<br />
<strong>Abwasser</strong>temperatur, Nitratfracht,<br />
Zulaufkonzentrationen, Säurekapazität<br />
und letztlich auch auf die Reinigungsleistung<br />
(C-, N-, P-Elimination)<br />
der Kläranlage verdeutlicht.<br />
Januar 2014<br />
46 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche<br />
NACHRICHTEN<br />
In seinem zweiten Vortrag ging<br />
RBD Dipl.-Ing. Bert Schumacher<br />
speziell auf die Problematik im<br />
Umgang mit Drainagewasser auf<br />
privaten Grundstücken ein. Drainageanschlüsse<br />
sind ein wichtiger<br />
Teilaspekt des Fremdwasserproblems<br />
und stellen unabhängig vom<br />
Landeswassergesetz NRW ein Problem<br />
dar. Beim Neubau ist keine<br />
Genehmigung für Drainageanschlüsse<br />
zu erteilen. Im Bestand<br />
befindliche Anschlüsse sind per Satzung<br />
i. d. R. nicht erlaubt, aber häufig<br />
geduldet, Ausnahmen seien<br />
allerdings im Einzelfall erforderlich<br />
und vertretbar. Innerhalb von<br />
Gebieten mit hoher Fremdwasserproblematik<br />
sind kommunale Leitentscheidungen<br />
in Abstimmung<br />
mit Aufsichtsbehörden über das<br />
zukünftige Entwässerungssystem<br />
(inkl. DW-Ableitung) erforderlich.<br />
Die Leitentscheidung sollte nachhaltige,<br />
ressourceneffiziente Lösungen<br />
finden und End-of-pipe-Lösungen<br />
nur als Ausnahme bei Vorliegen<br />
faktischer und monetärer Unverhältnismäßigkeit<br />
anderer Lösungsalternativen<br />
dulden.<br />
Bürgerinformation – eine<br />
kommunale Chance<br />
Abgerundet wurde die Vortragsreihe<br />
zur Dichtheitsprüfung durch<br />
den Vortrag von Dipl.-Ing. Stefan<br />
Buche von der <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
Rendsburg. Er berichtete aus<br />
dem Blickwinkel der Kommune vom<br />
täglichen Umgang mit der Thematik<br />
und der daraus resultierenden Unsicherheit<br />
und Diskussionen mit den<br />
betroffenen Bürgern. Kern der<br />
Arbeit mit dem Bürger stellt dabei<br />
die allgemeine Information und die<br />
umfassende Beratung dar, wobei<br />
die <strong>Abwasser</strong>beseitigungsbetriebe<br />
der Stadt Rendsburg hier nicht nur<br />
die Problematik der Dichtheitsprüfung<br />
thematisieren. Die <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
werden in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunden ganzheitlich<br />
unter Berücksichtigung der Aspekte<br />
Hygiene, Falsch- und Drainageanschlüsse,<br />
Werterhalt, Stand- und<br />
Betriebssicherheit, Dokumentation<br />
Neue Selbstüberwachungsverordnung <strong>Abwasser</strong> in Kraft – Fortbildungsbedarf bei<br />
der Sachkunde – Verpassen Sie nichts!<br />
Die neue SüwVO Abw ist seit dem 09. November 2013 rechtsgültig in Kraft. Demnach<br />
müssen Sachkundige nach wie vor eine einschlägige Berufsqualifikation mit zusätzlich<br />
mehrjähriger Berufspraxis vorweisen. Auch ist vom Sachkundigen neben dem Sachkundenachweis<br />
mindestens alle drei Jahre eine mindestens zweitägige Fortbildung zu absolvieren,<br />
um die Sachkunde aufzufrischen.<br />
Gem. § 12 Abs. 5 gelten bestehende Anerkennungen nur dann weiter, sofern die Anforderungen<br />
des § 13 Abs. 2 und 4 erfüllt sind. Mit Inkrafttreten der neuen Verordnung<br />
müssen die betroffenen Sachkundigen möglichst zeitnah im Drei-Jahresintervall eine<br />
Fortbildungsveranstaltung besuchen. Erfolgt eine Aberkennung der Sachkunde aufgrund<br />
fehlender Rezertifizierung wird es besonders schwierig für Personen ohne einschlägige<br />
berufliche Qualifikation gem. § 13 Abs. 1.<br />
Alle Seminartermine 2014 finden sich in der Seminarbroschüre von Pentair Jung Pumpen.<br />
Diese befindet sich auf der Homepage www.jung-pumpen.de unter Service/ Seminare<br />
oder kann telefonisch (05204/17-0) bzw. per E-Mail unter jpforum@jung-pumpen.<br />
de angefordert werden.<br />
Anmeldungen sind per Mail oder direkt über die Homepage möglich.<br />
sowie Rückstau- und Überflutungsschutz<br />
betrachtet.<br />
Wirkungsgrad versus<br />
Zuverlässigkeit<br />
Ein weiterer streitbarer Punkt auf<br />
der zukünftigen Agenda der <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
sind die aktuellen Entwicklungen<br />
und Gefahren der Energie-Effizienz-Debatte<br />
in der EU.<br />
Diese Thematik wurde durch Prof.<br />
Dr.-Ing. Thamsen von der TU Berlin<br />
vorgestellt und diskutiert. Inzwischen<br />
liegt der Fokus nicht nur bei<br />
Haushaltsgeräten wie Kühlschränken,<br />
Waschmaschinen, Staubsaugern<br />
oder gar Glühbirnen. Auch die<br />
Pumpen-Branche wird kritisch von<br />
den EU-Verantwortlichen analysiert.<br />
Es gilt sowohl seitens aller Hersteller<br />
der Branche als auch seitens der<br />
Interessenverbände, eine offensive<br />
Lobby-Arbeit anzustoßen. Nur so<br />
kann eine Abstimmung zwischen<br />
Energie-Effizienz auf der einen Seite<br />
und maximaler Betriebssicherheit<br />
von Pumpen in der <strong>Abwasser</strong>technik<br />
auf der anderen Seite gesichert<br />
werden. Denn dem Betreiber von<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen wird es wenig<br />
helfen, wenn die Pumpstation zwar<br />
energetisch optimiert betrieben<br />
wird, aber die Zuverlässigkeit der<br />
Pentair Jung Pumpen bietet die komplette Zertifizierung<br />
und Rezertifizierung für Sachkundige der<br />
Dichtheitsprüfung in seinem Schulungszentrum in<br />
Steinhagen an. Das Seminarprogramm 2014 ist ab<br />
sofort verfügbar.<br />
Pumpe damit auf der Strecke bleibt.<br />
Denn eines muss auch in Zukunft<br />
sicher gestellt werden, die Feststoffe<br />
müssen ohne Blockade und<br />
Verzopfung in der Pumpenhydraulik<br />
weitergefördert werden können.<br />
Im abschließenden Vortrag des<br />
Tages referierte Dipl.-Ing. Dieter<br />
Weismann von der em.consult<br />
GmbH über die Planung und den<br />
Betrieb von <strong>Abwasser</strong>fördersystemen<br />
bei zukünftig veränderten<br />
Rahmenbedingungen. Hierbei wurden<br />
die Auswirkungen der Abwas-<br />
▶▶<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 47
NACHRICHTEN<br />
Branche<br />
serkonzentration durch verringerte<br />
<strong>Wasser</strong>verbräuche, die demografische<br />
Entwicklung, die Veränderungen<br />
im Nutzerverhalten (Stichwort:<br />
Hygieneartikel) sowie die Abwanderung<br />
aus ländlichen Ge bieten auf<br />
den Betrieb und die Auslegung von<br />
Pumpstationen untersucht.<br />
Branchentreff –<br />
OWL <strong>Abwasser</strong>tag<br />
Vieles ist in der <strong>Abwasser</strong>technik<br />
nach wie vor im Wandel. Die Teilnehmer<br />
konnten sich über aktuelle<br />
Neuerungen in der Legislative und<br />
Trends in der Branche informieren.<br />
Erstmalig wurden die Vorträge<br />
durch eine Fachausstellung flankiert.<br />
In den Pausen präsentierten<br />
die Aussteller Produkte und Verfahren,<br />
die im Zusammenhang mit den<br />
Vorträgen standen.<br />
Die Chance des Networking<br />
haben u. a. auch rund 20 Studentinnen<br />
und Studenten der Hochschule<br />
Lippe wahrgenommen. Die Teilnehmer<br />
und Teilnehmerinnen konnten<br />
damit wertvolle Kontakte zu den<br />
Personen aus Wirtschaft und Kommunen<br />
knüpfen, um ihre eigene<br />
berufliche Karriere voranzutreiben.<br />
Am 22. Januar 2015 wird der<br />
7. OWL <strong>Abwasser</strong>tag stattfinden.<br />
Die Vorbereitungen haben bereits<br />
begonnen, damit Thema und Programm<br />
spätestens im März 2014<br />
bekanntgegeben werden können.<br />
Klärwerkpreis für Innovation 2014<br />
Die beste Idee ist 1000 Euro wert plus 3 x 50 Euro für praxisrelevante, kleinere Ideen<br />
Preise gibt es viele, aber der Klärwerkpreis<br />
für Innovation 2014<br />
ist etwas Besonderes, denn Ziel des<br />
Preises ist es, Innovationen im Klärwerksbereich<br />
zu fördern und Klärwerksmitarbeiter<br />
mit neuen Ideen<br />
zu unterstützen.<br />
Berücksichtigt werden alle<br />
Ideen, die neu sind, d. h. insbesondere<br />
noch nicht kommerziell angeboten,<br />
veröffentlich oder prämiert<br />
worden sind. Das kann ein Gerät<br />
sein, ein Steuerungskonzept oder<br />
eine selbst entwickelte Strategie.<br />
Der Preisträger 2012 war Herr<br />
Panhans aus Bobingen mit dem<br />
Thema „Rohrwärmetauscher mit<br />
Zwangsführung“.<br />
Auf der IFAT 2014 werden die<br />
von der Firma Bioserve in Zusammenarbeit<br />
mit www.klärwerk.info<br />
ausgelobten Preise verliehen. Abgabeschluss<br />
ist der 31. März 2014.<br />
Die kompletten Teilnahmebedingungen<br />
und was man sonst<br />
noch wissen muss unter: http://<br />
www.klärwerkpreis.de/<br />
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Wenn Sie spezielle Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne.<br />
Januar 2014<br />
48 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
© ZHAW<br />
Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung im Visier<br />
##<br />
ZHAW: Schweizer Studie testet hydrothermale Karbonisierung im industriellen Maßstab<br />
##<br />
Prof. Dr. Rolf Krebs prognostiziert: Etablierung der HTC hängt von erfolgreicher Gestaltung<br />
der in Planung befindlichen ersten industriellen Anwendungen ab<br />
##<br />
Fraunhofer IGB: Wie gewinnt man Phosphatdünger aus landwirtschaftlichen Reststoffen?<br />
##<br />
ttz: EU-Projekt „NEWAPP“ fokussiert auf Anwendung des HTC-Prozesses<br />
Aktuelle Forschungsvorhaben und Ergebnisse<br />
##<br />
Eawag: Wenn die Gewässersohle verstopft, erstickt das Grundwasser<br />
##<br />
IUW Landau: Bestehende Risikobewertung für Pflanzenschutzmittel in der EU ist praxisfern<br />
##<br />
IEEM: Sauberes <strong>Wasser</strong> für Vietnam
NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />
HTC-Kohle im<br />
Zementwerk<br />
der jura<br />
cement in Wildegg/CH.<br />
© ZHAW<br />
HTC im industriellen Maßstab getestet<br />
Schweizer Studie belegt die Überlegenheit der hydrothermalen Karbonisierung bei der<br />
Klärschlammtrocknung<br />
Seit 2006 muss Klärschlamm in der Schweiz ohne Ausnahme verbrannt werden. Ein jüngst abgeschlossenes,<br />
angewandtes Forschungsprojekt der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Kooperation<br />
mit der Firma AVA-CO2 Schweiz AG belegt die Vorteile – gerade bei Entwässerung und Ökobilanz – der<br />
hydrothermalen Karbonisierung (HTC) zur Klärschlammtrocknung. Jetzt liegt der Abschlussbericht der Studie<br />
vor.<br />
Von August 2011 bis Oktober<br />
2013 förderte das Schweizer<br />
Bundesamt für Umwelt (BAFU) das<br />
Forschungsprojekt „Weiterentwicklung<br />
der hydrothermalen Karbonisierung<br />
zur CO 2 -sparenden und kosteneffizienten<br />
Trocknung von Klärschlamm<br />
im industriellen Maßstab<br />
sowie der Rückgewinnung von<br />
Phosphor“. Projektpartner waren<br />
das Institut für Umwelt und Natürliche<br />
Ressourcen (IUNR) der ZHAW<br />
und die AVA-CO2 Schweiz AG.<br />
Folgende Punkte fanden besondere<br />
Beachtung:<br />
##<br />
Behandlung des anfallenden<br />
Prozesswassers<br />
##<br />
mechanische Entwässerbarkeit<br />
##<br />
energetische Verwendungsmöglichkeiten<br />
von HTC-Kohle<br />
##<br />
Rückgewinnung von Phosphor<br />
und Schwermetallen<br />
##<br />
Gesamtbeurteilung der Umweltauswirkungen<br />
des HTC-Verfahrens<br />
im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Verfahren (siehe Interview<br />
S. 52)<br />
Behandlung des<br />
Prozess wassers<br />
Bei der Prozesswasserbehandlung<br />
wurden das Prozesswasser und das<br />
mit einem Membranverfahren vorbehandelte<br />
Permeat bezüglich biologischer<br />
Abbaubarkeit untersucht.<br />
Im aeroben kontinuierlich betriebenen<br />
Laborreaktor wurden für HTC-<br />
Prozesswasser und HTC-Permeat<br />
bei Raumbelastungen im Bereich<br />
5–10 kg CSB (m³/d) CSB-Abbauwerte<br />
im Bereich 70–75 % erreicht.<br />
Die im Rahmen der Ausschreibung<br />
für eine HTC-Anlage auf der<br />
Kläranlage Oftringen geforderte<br />
maximale DOC-Konzentrationserhöhung<br />
im Auslauf der <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />
(ARA) von 3 mg/L, hervorgerufen<br />
durch die Einleitung des<br />
HTC-Permeats in die Hochlaststufe<br />
der ARA, könne durch eine optimierte<br />
Membranfiltration für die<br />
meisten Fälle ohne weitere Behandlung<br />
erreicht werden, resümiert die<br />
Forschergruppe um Prof. Dr. Rolf<br />
Krebs vom IUNR im Abschlussbericht<br />
der Studie.<br />
Mechanische<br />
Entwässer barkeit<br />
Schon während vorangegangener<br />
Laborversuche im Rahmen einer<br />
Machbarkeitsstudie für die Karbonisierung<br />
von Klärschlamm konnten<br />
die Wissenschaftler zeigen, dass die<br />
Trocknung durch die Karbonisierung<br />
erleichtert wird. Diese Ergeb-<br />
Januar 2014<br />
50 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung NETZWERK WISSEN<br />
nisse galt es, im industriellen Maßstab<br />
für HTC-Slurry zu bestätigen.<br />
Dafür wurden Versuche mit drei<br />
verschiedenen Filterpresssystemen<br />
der Firma Bucher durchgeführt:<br />
1. Ein Vorversuch mit einer Labor-<br />
Kammerfilterpresse TRM zeigte,<br />
dass die maximale mechanische<br />
Entwässerbarkeit des HTC-Slurrys<br />
bei einer Temperatur von<br />
20 °C ca. 70 % entspricht und<br />
dass mit industriellen Pressen<br />
ein Trockenrückstand (TR) von<br />
60 % erreichbar wäre.<br />
2. Ein Pilotversuch mit der Kammerfilterpresse<br />
HP14 zeigte, dass die<br />
Filterelemente M31 für die Pressung<br />
im industriellen Maßstab<br />
geeignet sind. Die Wissenschaftler<br />
vermuteten nach diesem ersten<br />
Pilotversuch, dass die Erhöhung<br />
der niedrigen TR des HTC-<br />
Slurrys durch das Ab saugen von<br />
Überstandswasser eine verbesserte<br />
Entwässerung ermöglicht.<br />
3. Die Filterpressversuche im großtechnischen<br />
Maßstab wurden im<br />
AVA-CO2-Werk in Karlsruhe mit<br />
einer Bucherpresse vom Typ<br />
HPS207 durchgeführt. Aus diesen<br />
Versuchen wurden 1591,2 kg<br />
frische Kohle zurückgewonnen<br />
(852,5 kg TR). In den Filterelementen<br />
M31 wurde kein Verstopfen<br />
der Filtergewebe beobachtet.<br />
Der Vorteil des Absaugens<br />
von Überstandwasser wur -<br />
de in diesen großtechnischen<br />
Pressversuchen bestätigt. Die<br />
durchschnittlichen erreichten<br />
TR-Werte für HTC-Slurry sind 14<br />
bis 23 % höher als für ausgefaulten<br />
Klärschlamm mit einer ähnlichen<br />
industriellen Anlage.<br />
AVA-CO2 hat parallel zu den Versuchen<br />
der ZHAW im Forschungszentrum<br />
in Karlsruhe zusätzliche unterschiedliche<br />
Technologien auf ihre<br />
Eignung für die Separierung und<br />
Trocknung untersucht.<br />
Dabei konnten unter anderem<br />
durch den Einsatz einer innovativen<br />
Separierungs- und Trocknungsmethode,<br />
die die Abwärme des HTC-<br />
Prozesses nutzt, TS-Gehalte in jeder<br />
beliebigen Höhe über 90 % erreicht<br />
werden.<br />
Energetische Verwendung<br />
von HTC-Kohle<br />
Bei der jura cement in Wildegg/CH<br />
und der Schlammverbrennungsanlage<br />
(SVA) Winterthur wurden<br />
er folgreich industrielle Versuche<br />
zur Mitverbrennung von HTC-Kohle<br />
durchgeführt. Weitere großtechnische<br />
Brennversuche mit Industriefirmen<br />
und Zementwerken seien<br />
geplant, teilen die Forscher mit.<br />
Rückgewinnung von<br />
Phosphor<br />
In der Studie wurde außerdem der<br />
Frage nachgegangen, inwieweit der<br />
HTC-Prozess die Rückgewinnung<br />
von Phosphor und Schwermetallen<br />
(Blei, Cadmium, Kupfer, Zink, Nickel)<br />
aus dem Klärschlamm beeinflusst.<br />
Dazu haben die Forscher der ZHAW<br />
die Extrahierbarkeit der Stoffe aus<br />
Klärschlamm, HTC-Slurry, HTC-Kohle<br />
und HTC-Asche bei verschiedenen<br />
pH-Werten untersucht.<br />
Sie kommen zu dem Fazit, dass<br />
praktisch alle analysierten Elemente<br />
eine gute bis sehr gute Extrahierbarkeit<br />
mittels Säure aufweisen. Die<br />
Ansäuerung des Substrates (KS) zur<br />
hydrothermalen Karbonisierung<br />
Hydrothermale Karbonisierung (HTC)<br />
Die Hydrothermale Karbonisierung (HTC) bezeichnet<br />
einen Prozess, bei dem Biomasse zu einem<br />
braunkohleähnlichen Produkt, der HTC-Biokohle,<br />
umgesetzt wird. Mit diesem Ziel wird eine Suspension<br />
von Biomasse in <strong>Wasser</strong> bis 180–220 °C<br />
aufgeheizt und unter Sättigungsdruck gehalten.<br />
Unter diesen Bedingungen findet eine thermochemische<br />
Umwandlung der Biomasse statt.<br />
Die Produkte des HTC-Prozesses sind primär<br />
Kohle und Prozesswasser. Im Gegensatz zur natürlichen<br />
Verkohlung dauert die in einem Druckreaktor<br />
durchgeführte HTC nur wenige Stunden. Die<br />
25L-HTC-Reaktor: Im Gegensatz zur natürlichen<br />
Verkohlung dauert die in einem Druckreaktor durchgeführte<br />
HTC nur wenige Stunden. © ZHAW<br />
komme der anschließenden Säureextraktion<br />
zugute, da in diesem<br />
Schritt Säure eingespart werden<br />
kann. Zur Phosphor-Rückgewinnung<br />
– so empfehlen die Forscher –<br />
bietet sich die Extraktion mit Schwefelsäure<br />
an, da sehr hohe Extraktionsraten<br />
erzielt werden können.<br />
▶▶<br />
Eines der Produkte des HTC-Prozesses:<br />
Kohle. © ZHAW<br />
Kohle kann man als Brennstoff nutzen, da diese nach der Karbonisierung normalerweise<br />
einen ähnlichen Brennwert wie Braunkohle hat. Das Prozesswasser ist normalerweise<br />
wesentlich mit organischen Verbindungen angereichert. Die HTC eignet sich<br />
besonders für Biomassen mit hohem <strong>Wasser</strong>gehalt, da nach der HTC die Trockensubstanz<br />
einfacher und effizienter von der <strong>Wasser</strong>phase getrennt werden kann.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 51
NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />
Das Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR)<br />
Das IUNR ist Teil des Departements Life Sciences und Facility Management an der<br />
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Es bewegt sich an der<br />
Schnittstelle von Natur und Gesellschaft und gliedert sich in die Zentren Umweltsysteme<br />
(Landschaft und Tourismus; Nachhaltigkeitskommunikation; Urbane Grünräume)<br />
und Natürliche Ressourcen (Biologische Landwirtschaft; Ecological Engineering; Integrative<br />
Ökologie).<br />
Das IUNR beschäftigt derzeit rund 175 Mitarbeitende. Jährlich werden ca. 500 Studierende<br />
ausgebildet und 1500 Personen besuchen ein Weiterbildungsangebot des Instituts.<br />
Dabei arbeitet es eng mit der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen zusammen,<br />
um seine vier Kernziele zu erreichen:<br />
1. Stärken der effizienten und nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen<br />
2. Fördern des Wissenstransfers und der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung<br />
durch Lehrangebote in Bachelor- und Masterstudiengängen, in MAS, CAS, an Fachtagungen<br />
und Kongressen<br />
3. Steigern der Qualität von urbanen und ruralen Landschaften als Lebensräume für<br />
Menschen, Tiere und Pflanzen<br />
4. Fördern von Innovationen und Unternehmen im Branchenumfeld durch disziplinäre<br />
und interdisziplinäre Lehre, Forschung und Dienstleistungen<br />
Weitere Informationen: www.iunr.zhaw.ch<br />
Die meisten der getesteten Schwermetalle<br />
lassen sich relativ einfach<br />
mit Schwefelsäure extrahieren.<br />
Zur Optimierung der Extrahierbarkeit<br />
von Blei und Cadmium<br />
könnte mittels einer anderen Säure<br />
(oder eines Säuregemisches) oder<br />
durch Beeinflussung physikalischer<br />
Parameter gearbeitet werden. Zur<br />
Verifizierung der Phosphor-Rückgewinnung<br />
könnte ggf. die Extraktion<br />
mit Schwefelsäure wiederholt werden,<br />
wobei die Säurekonzentration<br />
zwischen 5–20 % getestet werden<br />
sollte, empfehlen die Forscher in<br />
ihrem Abschlussbericht.<br />
Kompletter Abschlussbericht<br />
unter: http://www.lsfm.zhaw.ch/<br />
fileadmin/user_upload/life_sciences/_Institute_und_Zentren/ecologicalengineering/erneuerbareenergien/Publikationen/Schlussbericht_<br />
BAFU_HTC_4_11_2013.pdf<br />
„HTC wird in den nächsten Jahren nicht mehr aus<br />
der Klärschlammbehandlung wegzudenken sein.“<br />
Projektleiter Prof. Dr. Rolf Krebs prognostiziert: Die Etablierung hängt von der erfolgreichen<br />
Gestaltung der in Planung befindlichen ersten industriellen Anwendungen ab<br />
Zwei Jahre lang testeten Forscher vom Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR) die hydrothermale<br />
Karbonisierung (HTC) zur Trocknung von Klärschlamm im industriellen Maßstab. Projektleiter Prof. Dr.<br />
Rolf Krebs von der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften kommentiert im Interview mit<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> die Ergebnisse der Studie und beurteilt die Auswirkungen des HTC-Verfahrens auf die<br />
Umwelt.<br />
Prof. Rolf<br />
Krebs: „HTC ist<br />
eine ökologisch<br />
und wirtschaftlich<br />
vorteilhafte<br />
Alternative<br />
zu thermischen<br />
Trocknungsanlagen<br />
von Klärschlamm.“<br />
© privat<br />
<strong>gwf</strong>: Im Oktober 2013 endete die Studie<br />
„Weiterentwicklung der hydrothermalen<br />
Karbonisierung zur CO 2 -<br />
sparenden und kosteneffizienten<br />
Trocknung von Klärschlamm im<br />
industriellen Maßstab sowie der<br />
Rückgewinnung von Phosphor“. Welche<br />
Ergebnisse stufen Sie als besonders<br />
wegweisend ein?<br />
Prof. Dr. Rolf Krebs: Das HTC-Prozesswasser<br />
lässt sich mit vernünftigem<br />
Aufwand behandeln und HTC-<br />
Kohle wurde erfolgreich in einem<br />
Zementwerk und einer Schlammverbrennungsanlage<br />
(SVA) mitverbrannt.<br />
Bei der SVA wurde zeitweise<br />
eine vollständige Substitution der<br />
fossilen Zusatzbrennstoffe erreicht.<br />
Es wurden keine Hinweise einer verminderten<br />
Rückgewinnbarkeit von<br />
Phosphor und Schwermetallen in<br />
der Klärschlammasche nach HTC<br />
gefunden. Der Vorteil der HTC für<br />
eine verbesserte Fest-Flüssigtrennung<br />
wurde im großtechnischen<br />
Versuch nachgewiesen. Im Vergleich<br />
zur thermischen Klärschlammtrocknung<br />
reduzieren sich<br />
bei der Klärschlammentwässerung<br />
mit dem HTC-Verfahren der Wärmebedarf<br />
um bis zu 62 % und der Elektrizitätsbedarf<br />
um bis zu 69 %. Eine<br />
Januar 2014<br />
52 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung NETZWERK WISSEN<br />
detaillierte Ökobilanz zeigt relativ<br />
geringe Unterschiede im Vergleich<br />
zur thermischen Klärschlammtrocknung<br />
mit Abwärme. Wird bei der<br />
HTC jedoch ebenfalls Abwärme zur<br />
Erwärmung des Klärschlamms verwendet,<br />
zeigen sich erhebliche Vorteile<br />
der HTC. An Standorten, wo<br />
Klärschlamm unter Einsatz von fossilen<br />
Energieträgern getrocknet<br />
wird, weist das HTC-Verfahren ebenfalls<br />
bedeutende Umweltvorteile<br />
auf.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie haben Sie in diesem Projekt<br />
das Problem der Behandlung des Prozesswassers<br />
gelöst?<br />
Krebs: Das HTC-Prozesswasser<br />
sowie das mit einem Membranverfahren<br />
vorbehandelte Prozesswasser<br />
(Permeat) zeigten im Batchversuch<br />
aerob wie auch anaerob eine<br />
mittlere bis sehr gute biologische<br />
Abbaubarkeit der organischen<br />
Fracht. Eine optimierte Membranfiltration<br />
ermöglicht fallweise eine<br />
Einleitung des HTC-Permeats direkt<br />
in die Hochlaststufe der <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />
oder sogar in den<br />
Vorfluter. Dabei wurde der refraktäre<br />
organische Kohlenstoff praktisch<br />
vollständig aus dem Permeat<br />
entfernt.<br />
<strong>gwf</strong>: Ein Teil der Studie beschäftigte<br />
sich ja auch mit der Rückgewinnung<br />
von Phosphor aus dem Klärschlamm.<br />
Welche Erkenntnisse haben Sie in diesem<br />
Bereich gewonnen?<br />
Krebs: In unserer Studie wurde<br />
nachgewiesen, dass die Rückgewinnbarkeit<br />
von Phosphor aus Klärschlammasche<br />
durch HTC nicht<br />
negativ beeinflusst wird. Durch die<br />
tiefere Alkalinität der HTC-Asche ist<br />
die Rückgewinnung von Phosphor<br />
mit bekannter Technologie im Vergleich<br />
zur Rückgewinnung aus Klärschlammasche<br />
sogar eher effizienter<br />
und kostengünstiger. Unser<br />
Industriepartner AVA-CO2 hat erste<br />
Hinweise erarbeitet, dass sich Phosphor<br />
auch direkt aus dem HTC-<br />
Prozess abscheiden lässt. Diese<br />
Erkenntnisse sollen in wissenschaftlichen<br />
Versuchen weiter erhärtet<br />
werden. Sollten diese Versuche<br />
erfolgreich verlaufen, könnte die<br />
Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm<br />
durch HTC stark optimiert<br />
werden und sogar die Erstellung<br />
und den Betrieb von Monoverbrennungsanlagen<br />
überflüssig machen.<br />
<strong>gwf</strong>: Für welche <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
eignet sich die HTC?<br />
Krebs: Grundsätzlich ist die Anwendung<br />
von HTC sowohl bei <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
mit und ohne<br />
Faulung möglich. Bei <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen,<br />
welche noch über<br />
keine Faulung verfügen, würde sich<br />
die Investition in eine Faulung<br />
durch den Einsatz der HTC erübrigen.<br />
Zudem hat nicht ausgefaulter<br />
Schlamm den Vorteil, dass der<br />
Brennwert in der HTC-Kohle deutlich<br />
höher ist.<br />
<strong>gwf</strong>: Ihre Forschung hat sich allerdings<br />
auf die Karbonisierung von ausgefaultem<br />
Klärschlamm konzentriert…<br />
Krebs: Ja, und zwar aus dem Grund,<br />
weil die meisten größeren <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
bereits eine<br />
Faulung haben. Aus ökonomischer<br />
Sicht sind <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
mit einer gewissen Größe vorteilhaft<br />
(> 10 000 t TS Klärschlamm<br />
y –1 ). Die ausgewählten <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
sollten möglichst<br />
noch freie Kapazität für die Behandlung<br />
des anfallenden HTC-Prozesswassers<br />
aufweisen, damit die<br />
zusätzlichen Kosten für die HTC-Prozesswasserbehandlung<br />
möglichst<br />
tief gehalten werden können. Aus<br />
Umweltsicht besonders positiv<br />
schneidet das HTC-Verfahren für die<br />
Klärschlammbehandlung ab, wenn<br />
auf der ausgewählten <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />
die Nutzung von<br />
Abwärme, Ökostrom sowie biogener<br />
Energieträger wie Klärgas möglich<br />
ist.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie zukunftsfähig schätzen Sie<br />
das HTC-Verfahren gerade im Bereich<br />
der Klärschlammverwertung ein?<br />
Krebs: Falls erwartungsgemäß in<br />
weiteren Ländern ein Verbot für die<br />
Die weltweit erste HTC-Anlage der Firma AVA-CO2<br />
in Karlsruhe. © AVA-CO2<br />
Ausbringung von Klärschlamm in<br />
die Landwirtschaft ausgesprochen<br />
wird, steigen die Marktaussichten<br />
für HTC zur Behandlung von Klärschlamm.<br />
Da in der Schweiz ein solches<br />
Verbot bereits in Kraft ist, kann<br />
hier HTC als ökologisch und wirtschaftlich<br />
vorteilhafte Alternative zu<br />
thermischen Trocknungsanlagen<br />
von Klärschlamm eingeführt werden.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie lange wird es dauern, bis<br />
sich das Verfahren großräumig<br />
durchsetzen wird und von welchen<br />
Faktoren hängt das ab?<br />
Krebs: Bedingung für eine Etablierung<br />
von HTC sind die erfolgreiche<br />
Gestaltung der in Planung befindlichen<br />
ersten industriellen Anwendungen<br />
und der Nachweis der<br />
erforderlichen Robustheit der Prozesse<br />
im betrieblichen Alltag. Falls<br />
sich außerdem die ersten Hinweise<br />
zu einer direkten Phosphorrückgewinnung<br />
im HTC Prozess bewahrheiten,<br />
wird HTC bereits in den<br />
nächsten Jahren nicht mehr aus der<br />
Behandlung von Klärschlamm wegzudenken<br />
sein.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Prof. Krebs, vielen Dank für<br />
das Interview.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 53
NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />
Wie gewinnt man Phosphatdünger aus<br />
landwirtschaftlichen Reststoffen?<br />
Diese Frage wollen Wissenschaftler im EU-geförderten Forschungsprojekt PhosFarm klären, denn Phosphor ist<br />
ein wichtiger Pflanzennährstoff, die mineralischen Reserven sind jedoch begrenzt. Ziel ist es, organisch gebundenen<br />
Phosphor aus landwirtschaftlichen Reststoffen als Quelle für Phosphatdünger zu erschließen: Mithilfe<br />
von immobilisierten Enzymen sollen organische Phosphorverbindungen abgespalten und als Phosphat<br />
zurückgewonnen werden.<br />
PhosFarm<br />
Phosphor ist ein elementarer<br />
Pflanzennährstoff für die Landwirtschaft.<br />
Um eine wachsende<br />
Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln<br />
sowie biobasierten Kraft- und<br />
Rohstoffen zu versorgen, wird der<br />
Bedarf an Düngemitteln weiter steigen.<br />
Im Jahr 2008 wurden allein in<br />
der EU ca. 1,4 Millionen Tonnen<br />
Phosphor für synthetisch hergestellte<br />
Phosphatdünger verbraucht.<br />
Dabei sind die Vorkommen an Rohphosphaten<br />
endlich und auf nur<br />
wenige Länder, darunter China,<br />
Marokko, Tunesien und die USA,<br />
begrenzt. Dies macht andere Länder<br />
abhängig von Importen.<br />
Neue Technologien, um gelöstes<br />
anorganisches Phosphat aus kommunalem<br />
<strong>Abwasser</strong> als Düngesalze<br />
zurückzugewinnen, stehen bereits<br />
zur Verfügung. Eine weitere, bisher<br />
weitgehend ungenutzte Phosphatquelle<br />
stellen Reststoffe wie Gülle<br />
aus der Tierhaltung oder Gärreste<br />
aus Biogasanlagen dar. Während in<br />
der wässrigen Flüssigphase dieser<br />
Reststoffe Phosphor – wie im Ab -<br />
wasser – als Phosphat gelöst ist,<br />
liegt Phosphor im Feststoffanteil<br />
Aus landwirtschaftlichen Reststoffen sollen im EU-Projekt PhosFarm<br />
wertvolle Bodenverbesserer und Düngesalze gewonnen werden.<br />
© Fraunhofer IGB<br />
dieser Reststoffe gebunden in biochemischen<br />
Molekülen wie Phospholipiden,<br />
Nukleotiden und Nukleinsäuren<br />
vor.<br />
Landwirtschaftliche Reststoffe<br />
stellen ein enormes Reservoir für<br />
die Phosphorrückgewinnung dar:<br />
So fallen in der EU jährlich mehr als<br />
Seit September 2013 wird das Projekt „PhosFarm – Process for sustainable phosphorus<br />
recovery from agricultural residues by enzymatic process to enable a service business<br />
for the benefit of European farm community“ im 7. Forschungsrahmenprogramm der<br />
EU gefördert (Grant Agreement No. 605771). Das Projektkonsortium umfasst neben dem<br />
Fraunhofer IGB als weitere Forschungspartner VITO (Belgien) und die Schwedische<br />
Universität für Agrarwissenschaft (SLU, Schweden) sowie die Firmen Chiral Vision<br />
(Niederlande), Geltz Umwelttechnologie GmbH (Deutschland), Heckmann Maschinenbau<br />
und Verfahrenstechnik GmbH (Deutschland), Purines Almazan, S.L. (Spanien),<br />
Agroenergie Hohenlohe GmbH (Deutschland), ASB Grünland Helmut Aurenz GmbH<br />
(Deutschland) und Servimed Almazan, S.L. (Spanien).<br />
1800 Millionen Tonnen Gülle an und<br />
das Aufkommen an Gärresten aus<br />
Biogasanlagen wächst. Vor allem<br />
Gülle aus der Geflügel- und Schweinezucht<br />
enthält rund die Hälfte des<br />
Gesamtphosphors in organisch ge -<br />
bundener Form.<br />
Im Projekt PhosFarm sollen auch<br />
diese organischen Reststoffe als<br />
Phosphatquelle erschlossen werden.<br />
Hierzu will das Projektkonsortium<br />
unter der Koordination des<br />
Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für<br />
Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik<br />
IGB einen nachhaltigen Prozess<br />
entwickeln und in Form eines<br />
integrierten Anlagenkonzepts realisieren,<br />
in dem – vor allem durch<br />
eine enzymatische Mobilisierung<br />
des organisch gebundenen Phosphors<br />
– bis zu 90 Prozent des<br />
Gesamtphosphors zurückgewonnen<br />
werden.<br />
Januar 2014<br />
54 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung NETZWERK WISSEN<br />
Für diesen neuen Ansatz sollen<br />
phosphathydrolysierende Enzyme<br />
an geeigneten Trägern immobilisiert<br />
werden. „Wir konnten bereits<br />
in vorausgehenden Versuchen am<br />
Fraunhofer IGB zeigen, dass diese<br />
Enzyme in der Lage sind, anorganisches<br />
Phosphat aus Modellverbindungen<br />
abzuspalten“, erläutert Jennifer<br />
Bilbao, die das Projekt am IGB<br />
leitet. „Nach Abtrennung der festen<br />
Phase kann das gelöste Phosphat<br />
aus der flüssigen Fraktion als Magnesiumammoniumphosphat<br />
oder<br />
Calciumphosphat gefällt werden.<br />
Diese Salze sind gut pflanzenverfügbar<br />
und direkt als Dünger einsetzbar“,<br />
erklärt Bilbao.<br />
Die verbleibende entwässerte<br />
feste Phase wird mit einem energieeffizienten<br />
Trocknungsprozess, der<br />
mit überhitztem <strong>Wasser</strong>dampf<br />
anstelle heißer Luft arbeitet,<br />
getrocknet und als organisches<br />
Substrat für die Verbesserung der<br />
Bodenfruchtbarkeit aufgearbeitet.<br />
Je nach Bedarf, das heißt abgestimmt<br />
auf die Pflanzenart und<br />
Bodenbeschaffenheit, können diese<br />
Bodenverbesserer mit den zurückgewonnenen<br />
mineralischen Düngesalzen<br />
zu einem Substrat mit definiertem<br />
N/P-Verhältnis vermischt<br />
werden.<br />
„Mit den gewonnenen mineralischen<br />
Phosphatdüngern und den<br />
organischen Bodenverbesserern<br />
können synthetische Phosphatdünger<br />
eingespart und eine Überdüngung<br />
durch das direkte Ausbringen<br />
von Gülle vermieden werden“,<br />
beschreibt Bilbao die Vorteile des<br />
neuen Konzepts. „Durch den Erlös<br />
aus dem Verkauf der Produkte verbinden<br />
wir zudem die wirtschaftliche<br />
Wertschöpfung aus einem Reststoff<br />
mit einem umweltfreundlichen<br />
Kreislaufprozess für Phosphor.“<br />
Kontakt:<br />
Jennifer Bilbao, M. Sc.,<br />
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und<br />
Bioverfahrenstechnik IGB,<br />
Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart,<br />
Tel. (0711) 970-3646<br />
E-Mail: jennifer.bilbao@igb.fraunhofer.de<br />
www.igb.fraunhofer.de<br />
ICWRE-2014<br />
Role of Governance in the Management<br />
of Water Resources and Environment<br />
The International Conference on Water Resources and Environmental Management (ICWRE-2014)<br />
follows successful ICWRE-2011 (20-24 November 2011; Marrakesh, Morocco) and ICWRE-2013<br />
(09-11 April 2013; Geneva, Switzerland).<br />
It aims at bridging a gap between policy, science and practice in the field of water resources and<br />
environmental management; becoming an efficient discussion platform for European, Middle Eastern<br />
and African stakeholders; contributing to debates on environment related topics that take place on<br />
national different levels; sharing knowledge and raising awareness of environmental issues.<br />
The ICWRE-2014 will take place in Antalya, Turkey, on 13-15 May 2014.<br />
Registration<br />
Deadline for “Oral presentation” or “Poster<br />
presentation” (abstract submission) — 31 December 2013<br />
Deadline for “Attendance only” — 15 March 2014<br />
Contact us<br />
icwre@giweh.ch<br />
Tel. +41 22 733 75 11<br />
Fax: +41 22 734 83 24<br />
www.icwre.com<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 55
NETZWERK WISSEN Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung<br />
EU-Projekt fokussiert auf Anwendung des<br />
HTC-Prozesses<br />
Mit einem neuen EU-Forschungsprojekt<br />
sollen innovative<br />
Anwendungsmöglichkeiten für<br />
den Abfallstrom „feuchte Biomasse“<br />
gefunden werden. Insgesamt werden<br />
acht Projektpartner aus vier EU-<br />
Ländern für die nächsten 30 Monate<br />
an dem im November gestarteten<br />
Projekt „NEWAPP“ arbeiten. Der<br />
Fokus liegt auf der Anwendung des<br />
HTC-Prozesses, mit dem feuchte<br />
Biomasse in kohleähnliche Produkte<br />
umgewandelt werden kann.<br />
Unter den Teilnehmern sind Forschungseinrichtungen<br />
und Branchenexperten<br />
von Verbänden und<br />
Unternehmen. Die EUBIA (European<br />
Biomass Industry Association) mit<br />
Sitz in Brüssel koordiniert das Konsortium,<br />
an dem auch der Spanische<br />
Oberste Rat für wissenschaftliche<br />
Forschung (CSIC, Spain), die<br />
belgische Association of cities and<br />
regions for recycling and sustainable<br />
resource management (ACR+),<br />
der Bundesverband Sekundärrohstoffe<br />
und Entsorgung (bvse) die<br />
Technische Universität Dänemark<br />
sowie Ingelia S.L (Spanien), Terra<br />
Preta (TP, Deutschland) und das ttz<br />
Bremerhaven teilnehmen.<br />
HTC-Biokohle produziert aus biogenen Reststoffen. © Ingelia S.L<br />
Bioabfälle: 67 % verbrannt<br />
Nach Angaben der Projektgruppe<br />
fallen pro Jahr in der EU zwischen<br />
120 und 140 Millionen Tonnen Bioabfälle<br />
an, beispielsweise feuchte<br />
landwirtschaftliche Rückstände und<br />
feuchte kommunale Abfälle wie<br />
Laub, Gras oder Nahrungsreste.<br />
67 % der Materialien werden verbrannt<br />
oder deponiert. Eine geringe<br />
Menge wird kompostiert, anaerob<br />
vergärt oder als Viehfutter genutzt.<br />
„Feuchte Biomasse ist in großen<br />
Mengen verfügbar, jedoch existieren<br />
kaum intelligente Verfahren für<br />
die Behandlung. Diese Materialien<br />
sind eine wertvolle Ressource und<br />
können in Produkte umgewandelt<br />
werden, die Vorteile für die Abfallbehandlung,<br />
die erneuerbaren<br />
Energien und die Industrie haben.<br />
Wir wollen deshalb eine Abkehr von<br />
der Deponierung dieser Materialien<br />
hin zu einer in ressourceneffizienten<br />
Verwertung”, erklärt Projektteilnehmer<br />
Andrea Salimbeni (EUBIA).<br />
Nach Einschätzung von NEWAPP<br />
ist HTC (Hydrothermale Karbonisierung)<br />
ein kosten- und ressourceneffizientes<br />
sowie umweltfreundliches<br />
Verfahren, um Abfälle zu vermeiden<br />
und gleichzeitig Primärbrennstoffe<br />
zu ersetzen. Forschungsschwerpunkte<br />
und -methoden der nächsten<br />
zweieinhalb Jahre sind:<br />
Forschungsschwerpunkte<br />
Zu Beginn der nächsten zweieinhalb<br />
Jahre wird NEWAPP die HTC-<br />
Anlage von Ingelia nutzen, um Versuche<br />
mit fünf verschiedenen Biomasseströmen<br />
zu fahren. Dann liegt<br />
der Fokus auf der Entwicklung eines<br />
neuen technischen Nutzungspfads<br />
für die Umwandlung von Bioabfällen<br />
in hochwertige Produkte. Die<br />
Gruppe wird erforschen, welche<br />
verschiedenen Produkte aus den<br />
ausgewählten Stoffströmen durch<br />
den HTC-Prozess gewonnen werden<br />
können. Schließlich soll es um<br />
Qualitäts- und Sicherheitsstandards<br />
sowie Techniken für die Wertschöpfung<br />
von HTC-Produkten gehen.<br />
Mögliche Anwendungsfelder der<br />
HTC-Produkte sind Energiegewinnung,<br />
<strong>Wasser</strong>behandlung, Bodenaufbereitung<br />
und Kohlenstoffbindung.<br />
Zu vielversprechenden An -<br />
wendungsfeldern sollen auch<br />
Business-Pläne erstellt werden.<br />
Das Projekt „NEWAPP“ ist Teil des<br />
7. Rahmenprogramms der Europäischen<br />
Union. Das Budget beläuft<br />
sich auf rund 2,58 Mio. Euro. Der<br />
Förderanteil beträgt rund 1,76 Mio.<br />
Euro.<br />
Januar 2014<br />
56 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
Die Sauerstoffkonzentration<br />
in verschiedenen<br />
Grundwasserleitern<br />
der<br />
Schweiz hat<br />
während der<br />
letzten Jahrzehnte<br />
abgenommen.<br />
© Simon Figura/<br />
Eawag<br />
Wenn die Gewässersohle verstopft,<br />
erstickt das Grundwasser<br />
Schweizer Forscherteam stellt neue Hypothese zu schwankenden Werten<br />
an gelöstem Sauerstoff in Grundwasserleitern auf<br />
Die Sauerstoffkonzentration in verschiedenen Grundwasserleitern des Schweizer Mittellandes hat während<br />
der letzten Jahrzehnte abgenommen. Die beobachteten Schwankungen lassen sich auf die Verstopfung der<br />
Gewässersohlen zurückführen, legen Resultate des Nationalen Forschungsprogramms „Nachhaltige <strong>Wasser</strong>nutzung“<br />
(NFP 61) nahe.<br />
Unser Trinkwasser stammt größtenteils<br />
aus Grundwasserleitern<br />
entlang der Fließgewässer, die<br />
durch Infiltration gespiesen werden.<br />
Seit einigen Jahrzehnten steigt<br />
die Temperatur der Fließgewässer<br />
regelmäßig an. Bei der Analyse der<br />
Daten aus Gemeindepumpwerken<br />
haben Simon Figura, David Livingstone<br />
und Rolf Kipfer von der Eidgenössischen<br />
Anstalt für <strong>Wasser</strong>versorgung,<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung und<br />
Gewässerschutz (Eawag) beobachtet,<br />
dass diese Tendenz sich auch<br />
beim Grundwasser zeigt: Es wird<br />
alle zehn Jahre im Durchschnitt 0,3<br />
bis 0,6 Grad Celsius wärmer.<br />
Sägezahnförmiger<br />
Rückgang<br />
Eine Temperaturzunahme im<br />
Grundwasser wirkt sich wahrscheinlich<br />
negativ auf die Konzentration<br />
an gelöstem Sauerstoff aus. Sie<br />
begünstigt die biologische Aktivität<br />
und damit den Sauerstoffverbrauch,<br />
verringert aber gleichzeitig die Sauerstofflöslichkeit<br />
des <strong>Wasser</strong>s.<br />
Tatsächlich zeigt die neue Analyse<br />
[1] eine tendenziell sinkende<br />
Konzentration an gelöstem Sauerstoff.<br />
Im Gegensatz zur Temperatur<br />
erfolgt dieser Rückgang jedoch<br />
nicht kontinuierlich, sondern sägezahnförmig:<br />
Er wird durch plötzliche<br />
Zunahmen unterbrochen, was<br />
durch die Temperaturentwicklung<br />
allein nicht erklärt werden kann.<br />
Aufgrund der Analyse der Ab -<br />
flussschwankungen und der Pumpmengen<br />
hat das Forscherteam eine<br />
neue Hypothese aufgestellt: Grosse<br />
Abflussmengen oder Pumpvolumen<br />
erhöhen die Infiltration in den<br />
Fließgewässern und damit auch die<br />
Konzentration an gelöstem Sauerstoff.<br />
Doch bevor dies passieren<br />
kann, müssen Hochwasserereignisse<br />
die Verstopfung oder Kolmation<br />
der Gewässersohlen beseitigt<br />
haben. Diese Reinigung des natürlichen<br />
Flussbettfilters erlaubt dann<br />
▶▶<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 57
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
NFP 61<br />
Das Nationale Forschungsprogramm „Nachhaltige <strong>Wasser</strong>nutzung“ (NFP 61) erarbeitet<br />
wissenschaftliche Grundlagen und Methoden für einen nachhaltigen Umgang mit den<br />
<strong>Wasser</strong>ressourcen, die unter zunehmendem Druck stehen. Es untersucht die von den<br />
klimatischen und gesellschaftlichen Veränderungen hervorgerufenen Auswirkungen<br />
auf diese Ressource und identifiziert die Risiken und zukünftigen Konflikte, die mit<br />
ihrer Nutzung verbunden sind. Das Forschungsprogramm ist angelegt über die Dauer<br />
von vier Jahren und verfügt über finanzielle Mittel in Höhe von 12 Millionen Schweizer<br />
Franken.<br />
Weitere Informationen: www.nfp61.ch<br />
die die Gewässersohlen reinigen<br />
und die Sauerstoffversorgung des<br />
Grundwassers begünstigen. Die<br />
Forscher gehen daher davon aus,<br />
dass sich die Tendenz zu einem<br />
langsamen Rückgang der Sauerstoffkonzentration<br />
fortsetzen wird,<br />
schätzen aber, dass Hochwasserereignisse<br />
sowie Schwankungen in<br />
den Abfluss- und Pumpmengen<br />
eine dauernde Sauerstoffarmut der<br />
Grundwasserleiter verhindern werden.<br />
erneut eine größere Infiltration und<br />
eine bessere Versorgung des Grundwassers<br />
mit Sauerstoff.<br />
Ihre Hypothese wird auch durch<br />
eine Beobachtung am Rhein ge -<br />
stützt: In den 1970er-Jahren verstopfte<br />
eine fünf Zentimeter dicke<br />
Schicht von Wandermuscheln den<br />
Flussboden. Einige Jahre später war<br />
diese Schicht wieder verschwunden,<br />
wie Taucher feststellten. Messungen<br />
zeigten, dass mit dem Verschwinden<br />
der Muscheln ein deutlicher<br />
Anstieg des gelösten Sauerstoffs<br />
im Grundwasser einherging.<br />
Ein Blick in die Zukunft<br />
Die Klimaszenarien für das 21. Jahrhundert<br />
gehen von einem Anstieg<br />
der meteorologischen Extremereignisse<br />
aus. Es dürfte immer mehr Hitzesommer<br />
wie im Jahr 2003 geben.<br />
Damals ist der Sauerstoff in einigen<br />
Grundwasserleitern ausgegangen.<br />
Im sauerstofffreien (oder anoxischen)<br />
Grundwasser lösten sich<br />
Eisen- und Manganpartikel auf, die in<br />
den Pumpwerken wieder ausfielen<br />
und den Pumpbetrieb erschwerten.<br />
Gleichzeitig dürfte die Zahl der<br />
Hochwasserereignisse zunehmen,<br />
Literatur<br />
[1] Simon Figura, David Livingstone and<br />
Rolf Kipfer (2013). Competing controls<br />
on groundwater oxygen concentrations<br />
revealed in multidecadal<br />
time-series from riverbank filtration<br />
sites. Water Resources Research. doi:<br />
10.1002/2013WR013750<br />
Kontakt:<br />
Simon Figura,<br />
Eawag,<br />
Überlandstrasse 133,<br />
CH-8600 Dübendorf,<br />
Tel. 0041 58 765 55 10,<br />
E-Mail: simon.figura@eawag.ch<br />
Bestehende Risikobewertung für<br />
Pflanzenschutzmittel in der EU ist praxisfern<br />
Landauer Studie bestätigt: Gewässer sind häufig stärker belastet als vorhergesagt<br />
Das Verfahren zur Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in der EU bedarf einer Überarbeitung. Dies bestätigt<br />
eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Umweltwissenschaften Landau. Demnach ist die in Gewässern<br />
nachgewiesene Menge an Mitteln gegen Pilzbefall (Fungizide) oft deutlich höher als die aktuellen Berechnungsmodelle<br />
im Zulassungsprozess vorhersagen.<br />
Knapp die Hälfte aller in der EU<br />
eingesetzten Pflanzenschutzmittel<br />
sind Fungizide. Da sie in der<br />
Regel zur Vorbeugung dienen, werden<br />
sie regelmäßig in größeren<br />
Mengen ausgebracht, insbesondere<br />
im Weinbau. Etwa bei Regen werden<br />
die Mittel in Flüsse und Seen<br />
geschwemmt, wo sie in höheren<br />
Konzentrationen Effekte auf Tiere<br />
und Pflanzen hervorrufen können.<br />
Denn viele Fungizide wirken nicht<br />
spezifisch gegen Pilze, sondern verhindern<br />
allgemeine Prozesse in Zellen<br />
wie die Energieproduktion oder<br />
deren Teilung.<br />
Um die Konzentrationen von<br />
Pflanzenschutzmitteln in Gewässern<br />
nach deren korrekter Anwendung<br />
in der Landwirtschaft zu<br />
berechnen, verwendet die EU seit<br />
Ende der 1990er-Jahre mathematische<br />
Simulationsmodelle (FOCUS-<br />
Modelle). Diese sind für den Zulas-<br />
Januar 2014<br />
58 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Klärschlammaufbereitung und Phosphorrückgewinnung Aktuell NETZWERK WISSEN<br />
sungsprozess gesetzlich vorgeschrieben.<br />
Nur wenn die damit<br />
vorhergesagten Konzentrationen<br />
unterhalb der ökologisch bedenklichen<br />
Wirkschwelle liegen, darf ein<br />
Pflanzenschutzmittel in Europa zu -<br />
gelassen werden. Jedoch wurde bislang<br />
nicht ausführlich geprüft, ob<br />
die Prognosen mit den tatsächlich<br />
gemessenen Werten übereinstimmen.<br />
Umfassende europäische<br />
Datenbasis<br />
Das Institut für Umweltwissenschaften<br />
Landau hat bereits im vergangenen<br />
Jahr nachgewiesen, dass es<br />
bei Insektiziden keinen statistischen<br />
oder auch nur augenscheinlichen<br />
Zusammenhang zwischen Theorie<br />
und Praxis gibt. In bis zu vier von<br />
zehn Fällen war die tatsächliche<br />
Belastung der Gewässer höher als<br />
vorausberechnet, bei neueren<br />
Insektiziden sogar häufiger. Nun hat<br />
die Forschungsgruppe um Prof. Dr.<br />
Ralf Schulz 417 ermittelte Feldkonzentrationen<br />
von Fungiziden in<br />
Gewässern und Sedimenten mit<br />
den durch FOCUS vorhergesagten<br />
Umweltkonzentrationen verglichen.<br />
In 12 bis 23 Prozent der Fälle<br />
waren die tatsächlich gemessenen<br />
Werte in Gewässern höher. Nach<br />
Eingrenzung auf EU-Studien und<br />
90-Prozent-Werte (Perzentile) ergeben<br />
sich mit bis zu 43 Prozent noch<br />
höhere Fehlerquoten als bei Insektiziden.<br />
Bei Sedimenten wurden<br />
sogar bis zu 76 Prozent der verglichenen<br />
Fälle unterschätzt.<br />
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass<br />
die Voraussagen durch FOCUS<br />
weder die Pflanzen- und Tierwelt in<br />
Gewässern schützen noch die später<br />
tatsächlich in Gewässern auftretenden<br />
Fungizid-Konzentrationen<br />
angemessen vorhersagen“, erklärt<br />
Prof. Dr. Ralf Schulz vom Institut für<br />
Umweltwissenschaften Landau an<br />
der Universität Koblenz-Landau.<br />
„Eine Überarbeitung der Risikobewertung<br />
für zahlreiche in der EU<br />
zugelassene Wirkstoffe unter Be -<br />
rücksichtigung der aktuellen Ergebnisse<br />
ist daher zu empfehlen.“<br />
Im Gegensatz zu Insektiziden<br />
und Herbiziden (Unkrautvernichtungsmittel)<br />
ist über die Auswirkungen<br />
von Fungiziden auf Ökosysteme<br />
noch wenig bekannt. Erste<br />
Studien deuten jedoch darauf hin,<br />
dass sie unter Umständen einen<br />
starken Effekt auf Amphibien wie<br />
Frösche und Lurche haben.<br />
Neben einem ungeeigneten<br />
Berechnungsmodell können abweichende<br />
Werte auch an einem falschen<br />
Ausbringen der Pflanzenschutzmittel<br />
durch Landwirte oder<br />
unzureichende Anwendungshinweise<br />
der Hersteller liegen. Doch<br />
selbst eine mangelnde Einhaltung<br />
von Pufferzonen würde nur etwa<br />
die Hälfte der zu hohen Werte erklären.<br />
In neun von zehn Fällen ist die<br />
Abweichung zwischen Vorhersage<br />
und Realität größer als 30 Prozent.<br />
„Wir konnten weder bei Insektiziden<br />
noch bei Fungiziden einen statistischen<br />
Zusammenhang zwischen<br />
den berechneten und gemessenen<br />
Werten erkennen“, ergänzt<br />
Schulz. „Die Vorhersagen von<br />
FOCUS erweisen sich daher für die<br />
Praxis als unzuverlässig und sollten<br />
durch ein überarbeitetes und angepasstes<br />
Modell ersetzt werden. In<br />
jedem Fall müssten nach wenigen<br />
Jahren anhand der tatsächlich<br />
ermittelten Konzentrationen von<br />
Pflanzenschutzmitteln deren Zulassung<br />
und Anwendungshinweise<br />
überprüft und gegebenenfalls<br />
modifiziert werden. Entsprechend<br />
benötigen wir auch in Deutschland<br />
regelmäßig und unabhängig<br />
gewonnene Daten zur Belastung<br />
von Gewässern mit Pflanzenschutzmitteln.“<br />
Die komplette Studie: http://<br />
pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es40<br />
48329?prevSearch=Kn%25C3%25A<br />
4bel&searchHistoryKey=<br />
Kontakt:<br />
Universität Koblenz-Landau,<br />
Institut für Umweltwissenschaften Landau,<br />
Prof. Dr. Ralf Schulz,<br />
Fortstraße 7,<br />
76829 Landau,<br />
Tel. (06341) 280-31327,<br />
E-Mail: schulz@uni-landau.de<br />
Fungizide dienen<br />
in der<br />
Regel der Vorbeugung.<br />
Deshalb<br />
werden<br />
sie regelmäßig<br />
in größeren<br />
Mengen aufgebracht,<br />
insbesondere<br />
im<br />
Weinbau.<br />
© Renja Bereswill/<br />
Universität Koblenz-Landau<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 59
NETZWERK WISSEN Aktuell<br />
Klares <strong>Wasser</strong> für Vietnam<br />
<strong>Abwasser</strong>experten der Universität Witten/Herdecke beraten Vietnam<br />
bei Sauberhaltung des Mekong-Deltas<br />
<strong>Abwasser</strong>-Experten der Universität Witten/Herdecke beraten in mehreren Projekten die Regierung Vietnams<br />
bei Kläranlagen und <strong>Abwasser</strong>kosten. Es geht dabei um eine Region rund um die Stadt Can Tho, die man als<br />
„Hauptstadt im Mekong-Delta“ bezeichnen könnte.<br />
Prof. Karl-Ulrich<br />
Rudolph: „Das<br />
Projekt AKIZ<br />
soll herausfinden,<br />
welche<br />
Kläranlagen<br />
auch unter den<br />
schwierigen<br />
Arbeitsbedingungen<br />
tropischer<br />
Schwellenländer<br />
anwendbar<br />
sind.“<br />
© Christian Lukas<br />
IEEM<br />
Das Institut für Umwelttechnik und Management<br />
an der Universität Witten/Herdecke (Institute of<br />
Environmental Engineering and Management,<br />
IEEM) verbindet die Bereiche Ingenieurwesen<br />
und Umwelt-Ökonomie zu einem anwendungsbezogenen,<br />
wissenschaftlichen Ansatz im weiten<br />
Feld der klassischen Siedlungswasserwirtschaft<br />
(<strong>Wasser</strong>, <strong>Abwasser</strong>, Abfall). Ziel des Instituts ist<br />
es, innovative technische und ökonomische<br />
Lösungen zu erarbeiten und international umzusetzen.<br />
Dies umfasst auch die Entwicklung<br />
moderner Managementmethoden und Organisationsstrukturen.<br />
Weitere Informationen: http://www.uni-wh-utm.<br />
de/<br />
Das Institut für Umwelttechnik<br />
und Management an der Universität<br />
Witten/Herdecke (IEEM) leitet<br />
das gemeinsam vom Bundesforschungsministerium<br />
(BMBF) und<br />
dem vietnamesischen Forschungsministerium<br />
MoST geförderte Projekt<br />
AKIZ (<strong>Abwasser</strong>konzepte für<br />
Industriezonen). „AKIZ soll herausfinden,<br />
welche Kläranlagen auch<br />
unter den schwierigen Arbeitsbedingungen<br />
tropischer Schwellenländer<br />
anwendbar sind“, fasst Prof.<br />
Dr. mult. Karl-Ulrich Rudolph die<br />
Zielsetzung zusammen. Der Leiter<br />
des IEEM erklärt die dabei zu beachtende<br />
Problematik: „Abgesehen von<br />
den technischen Problemen mit<br />
dem feucht-heißen Klima muss man<br />
mit ständig neuen Schadstoffen<br />
und steigenden <strong>Abwasser</strong>mengen<br />
fertig werden. Und das, ohne auf so<br />
gut ausgebildetes Klärwerkspersonal<br />
sowie die vergleichsweise komfortable<br />
Finanzausstattung zurückgreifen<br />
zu können, wie wir das in<br />
Deutschland gewohnt sind.“<br />
In Pilotprojekten wollen die Wittener<br />
Experten angepasste Technologien<br />
zur Giftstoffentfernung, zur<br />
Energieerzeugung und zur Wertstoffrückgewinnung<br />
aus Fabrikabwässern<br />
im Mekong-Delta ausprobieren<br />
sowie Verfahren zur Klärschlammbehandlung<br />
testen. „Für<br />
die Industriezone Tra Noc bei Can<br />
Tho haben wir ein stationäres und<br />
zwei mobile <strong>Abwasser</strong>labors aufgebaut.<br />
Sie liefern uns die Datenbasis<br />
zur Optimierung und zur Überwachung<br />
des integrierten <strong>Abwasser</strong>konzeptes,<br />
einschließlich der zentralen<br />
Kläranlage für die Industriezone“,<br />
beschreibt Rudolph den<br />
aktuellen Stand. Als Ergebnis soll bis<br />
Ende 2015 ein Geschäftsplan für die<br />
Industrieabwässer der Region stehen,<br />
das auch mit einer Kalkulation<br />
aller Kosten und einer Modellierung<br />
der <strong>Abwasser</strong>tarife hinterlegt ist.<br />
„Runderlass <strong>Abwasser</strong>tarife“<br />
Ein anderes Projekt ist der „Runderlass<br />
<strong>Abwasser</strong>tarife“: In ihm möchte<br />
die vietnamesische Regierung den<br />
Stadtwerken und <strong>Abwasser</strong>betrieben<br />
des Landes zeigen (und auch<br />
vorschreiben), mit welchen Zahlen<br />
und Methoden die <strong>Abwasser</strong>kosten<br />
zu kalkulieren sind.<br />
Außerdem möchte die Regierung<br />
das nationale Investitionsprogramm<br />
<strong>Abwasser</strong> prüfen und aktualisieren.<br />
Mit dieser Aufgabe hat im<br />
Oktober 2013 das vietnamesische<br />
Ministerium für Planung und Investition<br />
ein von AKIZ-Experten geführtes<br />
Beraterkonsortium beauftragt.<br />
Die Finanzierung dieser Arbeiten<br />
wird von der Weltbank übernommen.<br />
„AKIZ hat jetzt Zugriff auf nationale<br />
und internationale Finanzexperten,<br />
Wirtschaftsprüfer und An -<br />
wälte – allesamt spezialisiert und<br />
erfahren im <strong>Wasser</strong>sektor Vietnams<br />
–, welche uns bei der Umsetzung<br />
der technisch-ökonomischen Konzepte<br />
helfen können“, so Projektleiter<br />
Rudolph. „Bis 2015 besteht jetzt<br />
mit allen maßgebenden Ministerien<br />
in Vietnam und darüber hinaus<br />
auch mit den multilateralen Geberbanken<br />
die Vertragsbasis für die<br />
offizielle Zusammenarbeit. Wir se -<br />
hen es als große Auszeichnung an,<br />
dass von den zahlreichen Wissenschaftsprojekten,<br />
die mit internationaler<br />
Beteiligung in Vietnam stattfinden,<br />
AKIZ angefragt und im<br />
Ergebnis ausgewählt wurde, die<br />
Regierung Vietnams in dieser Angelegenheit<br />
zu beraten.“<br />
Kontakt:<br />
IEEM – Institut für Umwelttechnik und<br />
Management,<br />
Prof. Dr. mult. Karl-Ulrich Rudolph,<br />
Tel. (02302) 914 010,<br />
E-Mail: mail@uni-wh-utm.de<br />
Januar 2014<br />
60 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
Asia Water in Malaysia<br />
19. bis 20. März 2014, Kuala Lumpur Convention Centre<br />
Vom 19. bis 20. März 2014 findet<br />
in Kuala Lumpur Convention<br />
Centre, Malaysia, zum achten Mal<br />
die Asia Water – Asiens wichtigste<br />
Messe und Konferenz in Bereich<br />
<strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong> statt.<br />
„Die achte Auflage der AsiaWater<br />
unterstreicht, wie wichtig das Element<br />
<strong>Wasser</strong> in einem sich schnell<br />
entwickelnden Land wie Malaysia<br />
ist“ so Dato’ Ismail Kasim, Vorsitzender<br />
der National Water Services<br />
Commission (SPAN).<br />
Malaysias <strong>Wasser</strong>versorgungsund<br />
<strong>Abwasser</strong>system weist großen<br />
Handlungsbedarf auf. Das Land hat<br />
auf der einen Seite mit dem steigenden<br />
<strong>Wasser</strong>bedarf und auf der<br />
anderen mit Überschwemmungen<br />
durch Regenfälle und <strong>Wasser</strong>verluste<br />
im Zuliefersystem zu kämpfen.<br />
Das bestehende <strong>Wasser</strong>- und Ab -<br />
wassersystem soll ausgebaut und<br />
modernisiert werden. Hierfür stellt<br />
die Regierung Milliarden bereit.<br />
Gefragt sind energiesparende und<br />
innovative Technologien.<br />
Die Asia Water hat sich seit ihrem<br />
14-jährigen Bestehens zu einem<br />
wohl etablierten Brachentreffpunkt<br />
in der Region entwickelt. 682 Ausstellerfirmen<br />
präsentierten sich in<br />
2012 auf einer 5 000-m²-Aus stellungs<br />
fläche den rund 12 000 Fachbesuchern<br />
aus 56 verschiedenen<br />
Ländern.<br />
Ein weiterer Zuwachs wird für<br />
das kommende Jahr erwartet.<br />
700 Aussteller aus 42 verschiedenen<br />
Ländern werden auf der Messe vertreten<br />
sein.<br />
Unter anderem wird es folgende<br />
bedeutsame internationale Pavillons<br />
geben: Deutschland, China, Taiwan,<br />
Singapur, Korea, Vereinigten Staaten<br />
von Amerika, Australien, Österreich,<br />
Indien und Dänemark. Zudem werden<br />
Firmen wie Siemens, Xylem<br />
Water Solutions Sdn Bhd, ITS, Ranhill<br />
Utilities Sdn Bhd, Ebara, Salcon Engineering,<br />
Palintest Asia Pacific, Pure<br />
682 Ausstellerfirmen präsentierten sich in 2012 auf einer 5 000-m²-Aus stellungsfläche den<br />
rund 12 000 Fachbesuchern aus 56 verschiedenen Ländern.<br />
Technologies Ltd, und Methrom<br />
Malaysia Sdn Bhd ausstellen. Der offizielle<br />
Veranstalter UBM Asia erwartet<br />
mehr als 13 000 Fachbesucher.<br />
Begleitet wird die Messe durch<br />
vier internationale Konferenzen:<br />
ASEAN Countries Präsentation:<br />
Unter dem Thema “ Sustainable<br />
Water & Wastewater: Challenges &<br />
Business Opportunities“ bietet<br />
www.wassertermine.de<br />
diese Präsentation eine Plattform<br />
Erfahrungen auszutauschen, insbesondere<br />
in Bezug auf die aktuellen<br />
technologischen Fortschritte.<br />
Asiawater Resource 2014 Conference<br />
– die Veranstaltung „Water<br />
Security for Developing Asia“ wird<br />
erneut vom „The Department of Irrigation<br />
and Drainage Malaysia“<br />
unter Leitung des Ministeriums für<br />
natürliche Ressourcen und Umwelt<br />
durchgeführt.<br />
Asiawater 2014 Technology Symposium<br />
– ein kommunikativer und<br />
interaktiver Workshop, der die Möglichkeit<br />
bietet, sich auszutauschen<br />
und Networking zu betreiben.<br />
8th Asiawater Conference – Unter<br />
dem Thema „Building Innovative and<br />
Sustainable Partnerships in Water“<br />
wird diese Konferenz von der Malaysian<br />
Water Association (MWA) organisiert,<br />
mit dem Ziel den Teilnehmern<br />
bei der Suche nach Lösungen<br />
für branchenspezifischen und<br />
geschäftlichen Probleme Hilfestellung<br />
zu leisten.<br />
Weitere Informationen:<br />
ECM Expo & Conference Management GmbH,<br />
Amelie Weiß, Tel. (030) 6178 4341,<br />
E-Mail: aw@ecm-berlin.de,<br />
www.ecm-berlin.de<br />
UBM Asia,<br />
Tel. +603 2176 8788,<br />
E-Mail: asiawater@ubm.com,<br />
www.asiawater.org<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 61
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Jetzt anmelden: DVGW-Schulungen im<br />
Bereich <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Neu im Programm: <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
aus Quellwasservorkommen<br />
Diese Schulung richtet der DVGW<br />
erstmals aus, und zwar am 8./9.<br />
April 2014 in Irsee. Die Nutzung von<br />
Quellwasservorkommen zur öffentlichen<br />
Trinkwasserversorgung be -<br />
trägt in Deutschland derzeit knapp<br />
10 %. Insbesondere in Süddeutschland<br />
und im Alpenraum, in denen<br />
keine anderen Ressourcen zur Verfügung<br />
stehen, wird im Sinne einer<br />
ortsnahen <strong>Wasser</strong>versorgung auf<br />
Quellwasser zurückgegriffen. Durch<br />
die dargebotstechnische Begrenzung<br />
der Tiefenwasserentnahmen,<br />
wie z. B. in Bayern, oder bei der<br />
Frage der Energieeffizienz sind<br />
Quellwasservorkommen wieder in<br />
den Fokus für eine nachhaltige<br />
Grundwassernutzung gekommen.<br />
Die Qualität von Quellwässern<br />
ist vor allem von der Beschaffenheit<br />
und Mächtigkeit der grundwasserüberdeckenden<br />
Schichten, den daraus<br />
resultierenden Fließwegen und<br />
Verweilzeiten des Sicker- und<br />
Grundwassers sowie den Nutzungsverhältnissen<br />
im Einzugsgebiet<br />
abhängig. Aufgrund der besonderen<br />
Sensibilität von Quellwasservorkommen<br />
in oberflächennahen<br />
Grundwasserleitern, insbesondere<br />
hinsichtlich der mikrobiologischen<br />
Unbedenklichkeit des abgegebenen<br />
Trinkwassers, ist es wichtig,<br />
über ein sicheres <strong>Wasser</strong>versorgungskonzept<br />
und sichere Quellwasserfassungen<br />
zu verfügen.<br />
Wichtige Elemente zur Qualitätssicherung<br />
einer Trinkwasserversorgung<br />
aus Quellen sind:<br />
##<br />
Kenntnisse über den Naturraum<br />
(bodenkundliche, hydrologische,<br />
geologische Verhältnisse)<br />
##<br />
Erfassung möglicher wassergefährdender<br />
Nutzungen,<br />
Einrichtungen, Handlungen und<br />
Vorgänge im Quelleinzugsgebiet<br />
##<br />
Kenntnisse über technische<br />
Maßnahmen zur Sicherung der<br />
<strong>Wasser</strong>beschaffenheit und über<br />
den Zustand der Fassungsanlage<br />
als Basis für Sanierungsmaßnahmen<br />
##<br />
Regelmäßige Überwachung der<br />
Beschaffenheit und Menge des<br />
Quellwassers im Einzugsgebiet<br />
und in der Fassung<br />
##<br />
Aufbereitung und ggf. Desinfektion<br />
von mikrobiologisch belastetem<br />
Quellwasser<br />
Im Rahmen des Kurses werden praxisnah<br />
wichtige qualitative und<br />
quantitative Aspekte zum Quellenbau,<br />
zur Sanierung und Überwachung<br />
von Quellfassungen und<br />
deren Einzugsgebiete sowie zur<br />
Qualitätssicherung der Trinkwasserversorgungen<br />
aus Quellwasser dargelegt<br />
und diskutiert. Die Veranstaltung<br />
richtet sich an Mitarbeiter<br />
von Versorgungsunternehmen mit<br />
Quellwasserfassungsanlagen, Vertreter<br />
von Genehmigungsbehörden<br />
und Ingenieurbüros, die mit Aufgaben<br />
rund um das Quellwasser zur<br />
Trinkwasserversorgung betraut sind.<br />
Prof. Dr. Christoph Treskatis |<br />
Bieske und Partner, Lohmar<br />
Dynamische Druckänderungen<br />
(Druckstöße) in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />
– Ursachen<br />
und Beherrschung<br />
Am 25./26. Februar 2014 richtet der<br />
DVGW die Forumsveranstaltung<br />
„Dynamische Druckänderungen<br />
(Druckstöße) in <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />
– Ursachen und Beherrschung“<br />
in Frankenthal aus. Beim<br />
Betrieb von <strong>Wasser</strong>versorgungsanlagen<br />
sind Druck- und Druckflussänderungen<br />
unvermeidbar. Verlaufen<br />
diese abrupt, können extreme<br />
Druckpendelungen (Druckstöße)<br />
hervorgerufen werden, die Schäden<br />
und Störungen verursachen.<br />
Dynamische Druckänderungen<br />
müssen daher bei der Planung und<br />
beim Betrieb von Anlagen beachtet<br />
und ggf. durch geeignete Maßnahmen<br />
begrenzt werden. Ziel der Veranstaltung<br />
ist, den Teilnehmern<br />
Ursachen und Wirkungen von<br />
Druckstößen, Methoden und Werkzeuge<br />
zur Messung und Berechnung<br />
von Druckstößen, Mittel und<br />
Maßnahmen zur Begrenzung von<br />
Druckstößen mit besonderem<br />
Augenmerk auf praktische Beispiele<br />
aufzuzeigen und verständlich zu<br />
machen. Die Vortragenden sind Mitglieder<br />
des DVGW-Projektkreises,<br />
der für die Fortschreibung des<br />
DVGW-Arbeitsblattes W 303 zuständig<br />
ist.<br />
Das Programm wird durch den<br />
Ausblick auf rechtliche Aspekte und<br />
Haftungsfragen abgerundet. Es<br />
richtet sich an technische Fach- und<br />
Führungskräfte von Versorgungsunternehmen,<br />
Bauteilherstellern,<br />
Ingenieurbüros und EDV-Dienstleistern.<br />
Klaus Büschel | Bereich <strong>Wasser</strong><br />
Kurs 5 <strong>Wasser</strong>chemie<br />
Vom 25. bis 27. März 2014 findet in<br />
Hildesheim der Kurs 5 „<strong>Wasser</strong>chemie“<br />
statt. Seine Themenzusammenstellung<br />
erfolgt unter dem<br />
Gesichtspunkt, wesentliche wasserchemische<br />
Grundlagen mit praktischer<br />
Bedeutung im Hinblick auf die<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung, -aufbereitung<br />
und -verteilung zu vermitteln. Dabei<br />
wird besonders auf die Darstellung<br />
von praktischen Beispielen Wert<br />
gelegt. Vereinfachte Berechnungsmethoden<br />
werden hergeleitet und<br />
in praktischen Übungen angewandt<br />
(hierfür bitte einen Taschenrechner<br />
mitbringen). Bei den Kursteilnehmern<br />
wird ein Grundwissen in Chemie,<br />
Physik und Mathematik vorausgesetzt,<br />
wie es an weiterbildenden<br />
Schulen oder Fachhochschulen ver-<br />
Januar 2014<br />
62 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
mittelt wird. Zielgruppe sind gleichermaßen<br />
hochqualifizierte Meister<br />
und Techniker und Ingenieure<br />
und Naturwissenschaftler, die sich<br />
mit praktischen Aufgaben und Problemen<br />
der <strong>Wasser</strong>versorgung be -<br />
schäftigen. Auch der aktuelle Kurs<br />
wird von Referenten des DVGW-<br />
Technologiezentrums <strong>Wasser</strong> (TZW)<br />
einschließlich seiner Außenstellen<br />
in Hamburg und Dresden gestaltet.<br />
Im Rahmen der DVGW-Fortbildungskurse<br />
wurden bisher durchgeführt:<br />
##<br />
Grundlagenkurs Einführung in<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
##<br />
Kurs 1 <strong>Wasser</strong>gewinnung und<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
##<br />
Kurs 2 <strong>Wasser</strong>transport und<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
##<br />
Kurs 3 Maschinelle und elektrische<br />
Anlagen in <strong>Wasser</strong>werken<br />
##<br />
Kurs 5 <strong>Wasser</strong>chemie<br />
##<br />
Kurs 6 Verfahrenstechnik der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Dr.-Ing. habil Klaus Johannsen<br />
Weitere Informationen und Anmeldung für<br />
alle drei <strong>Wasser</strong>schulungen:<br />
DVGW-Hauptgeschäftsführung,<br />
Katja Heythekker,<br />
Tel. (0228) 9188-602,<br />
Fax (0228) 9188-92-602,<br />
E-Mail: heythekker@dvgw.de,<br />
www.dvgw.de<br />
14. Göttinger<br />
<strong>Abwasser</strong>tage<br />
Wir wissen,<br />
wie Kanalsanierung<br />
funktioniert!<br />
Technische Akademie<br />
Hannover e. V.<br />
Wöhlerstr. 42<br />
30163 Hannover<br />
25. - 26. Februar 2014<br />
Tel.: 0511 / 394 33-30<br />
Fax: 0511 / 394 33-40<br />
info@ta-hannover.de<br />
www.ta-hannover.de<br />
in Kooperation mit:<br />
www.abwassertage.de<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 63
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
Schulungen zum Sachkundigen<br />
für Trinkwasser-Probenehmer<br />
Das neue IWW- Schulungsprogramm 2014<br />
© Carsten Jünger/pixelio.de<br />
Das Schulungsprogramm für<br />
Trinkwasser-Probenehmer wird<br />
mit einer Tradition von nunmehr<br />
13 Jahren fortgesetzt. Die Schulungen<br />
werden fortlaufend auf die aktuellen<br />
Entwicklungen, Vorgaben und<br />
die Gesetzeslage angepasst und<br />
erhalten daher wegen ihrer Aktualität,<br />
Praxisnähe sowie der professionellen<br />
und erfahrenen Referenten<br />
sehr gute Kritiken der Teilnehmer.<br />
Im Routineprogramm für 2014<br />
stehen zunächst wieder vier Basis-<br />
Schulungen (mit Erfolgsprüfung<br />
und Zertifikat) sowie vier Vertiefungsschulungen<br />
(mit Zertifikat).<br />
Bei den Vertiefungsschulungen<br />
können die Teilnehmer optional<br />
eine Sensorik-Prüfung mit eigenem<br />
Zertifikat buchen. Am Regionalstandort<br />
„IWW Rhein-Main“ in Biebesheim<br />
wird in Kooperation mit<br />
dem DVGW ebenfalls eine Reihe<br />
von Basis- und Vertiefungsschulungen<br />
angeboten.<br />
Alle Schulungen werden auch<br />
als individuelle Inhouse-Schulungen<br />
beim Kunden angeboten.<br />
Die gebundenen Schulungsunterlagen<br />
können auch separat beim<br />
IWW bestellt werden. Mittlerweile<br />
liegt die 13. aktualisierte Auflage<br />
vor, die den aktuellsten Stand der<br />
Trinkwasserverordnung und die<br />
Anforderungen des UBA berücksichtigt.<br />
Aktuelle Informationen über die<br />
Schulungen unter www.iww-online.<br />
de<br />
Fragen bezüglich einer In house-<br />
Schulung oder einer Spezialschulung,<br />
telefonisch oder per<br />
E-Mail an Hanne Servatius (h.servatius@iww-online.de<br />
oder (0208)<br />
40303-102). Für die Schulungen in<br />
Biebesheim an Sonja Rothermel<br />
(s.rothermel@iww-online.de oder<br />
(069) 25490-8001).<br />
Früher war ich mal …<br />
Dezentrales<br />
Betriebswassermanagement.<br />
Veranstaltung<br />
für<br />
Planer, Architekten<br />
und<br />
Fachhandwerker.<br />
… Grauwasser. So der Titel einer<br />
produktneutralen Weiterbildung für<br />
Architekten, Ingenieure, Sanitärhandwerker.<br />
Das Motto ist „Experten<br />
schulen Experten“. Aus diesem<br />
Grund haben sich die Marktführer<br />
für Grauwasseranlagen zusammengeschlossen,<br />
um das Thema ge -<br />
meinsam mit den Architekten-,<br />
Ingenieur- und Handwerkskammern<br />
den planenden Fachleuten zu<br />
vermitteln. Die Berufsverbände<br />
empfehlen diese Schulung ihren<br />
Mitgliedern und belohnen die Teilnahme<br />
gegebenenfalls mit Fortbildungspunkten.<br />
Ziel ist es, professionelles<br />
Know-how an die am Bau Verantwortlichen<br />
weiterzugeben und<br />
sie für die Beratung der Bauherrschaft<br />
zu stärken. Der zunehmende<br />
Wunsch nach ökologischem und<br />
nachhaltigem Umgang mit <strong>Wasser</strong><br />
in der Haustechnik hat die Deutsche<br />
Vereinigung <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> e. V.<br />
(DWA) veranlasst, den Stand der<br />
Technik im DWA-Merkblatt M 277,<br />
dessen Erscheinen bevorsteht,<br />
zusammenzufassen. Seit März 2013<br />
bereits ist die VDI-Richtlinie 2070<br />
„Betriebswassermanagement für<br />
Gebäude und Liegenschaften“ veröffentlicht.<br />
Beide Regeln der Technik<br />
werden in der Schulung vorgestellt.<br />
Beherbergungsbetriebe wie<br />
Hotels, Studentenwohnheime, Al -<br />
ten- und Pflegeeinrichtungen oder<br />
Campingplätze rüsten derzeit verstärkt<br />
auf Grauwassernutzung um.<br />
Genau genommen stellen sie auf<br />
Betriebswasser um, das früher einmal<br />
Grauwasser war – ganz im Sinne<br />
des Titels der Veranstaltungsreihe.<br />
Wie der Wandel von der einen zur<br />
anderen <strong>Wasser</strong>art vonstattengeht,<br />
wozu das Recyclingwasser verwendet<br />
werden kann und welche Voraussetzungen<br />
erforderlich sind,<br />
wird ebenso thematisiert wie Fragen<br />
der Wirtschaftlichkeit und Vorteile<br />
bei der Gebäudezertifizierung.<br />
Programm mit Anmeldevordruck<br />
auf Anfrage bei:<br />
Dehoust GmbH, Leimen,<br />
E-Mail: schulung@dehoust.de<br />
iWater <strong>Wasser</strong>technik, Troisdorf,<br />
E-Mail: info@ewu-aqua.de<br />
Januar 2014<br />
64 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
1. Sanierungsplanungskongress in Kassel:<br />
Schlechte Planung kostet richtig viel Geld<br />
Die unzureichende Konzeption<br />
und Unterhaltung von Kanalnetzen<br />
führt zu schlechten technischen<br />
und wirtschaftlichen Ergebnissen.<br />
Das bekommen wir alle zu<br />
spüren: Die Netzbetreiber müssen<br />
mit höheren Betriebskosten rechnen<br />
und die Bürger zahlen die<br />
Zeche in Form von steigenden<br />
Gebühren. Damit entsteht ein volkswirtschaftlicher<br />
Schaden, der bei<br />
einer systematischen Bedarfsplanung<br />
als Grundlage wirtschaftlicher<br />
und nachhaltiger Maßnahmen zur<br />
Kanalnetzunterhaltung durchaus<br />
vermeidbar ist. Wie lassen sich langfristige<br />
Bedarfe erkennen, die<br />
immensen Vermögenswerte generationenübergreifend<br />
nutzen, Planungen<br />
im Sinne sich verändernder<br />
Rahmenbedingungen optimieren<br />
und letztlich effektive, bürgerfreundliche<br />
Lösungen umsetzen?<br />
Kurzum: Wie lassen sich Kanalnetze<br />
fit machen für die Zukunft? Um<br />
diese und andere Fragen geht es<br />
beim Sanierungsplanungskongress<br />
2014, zu dem der Verband Zertifizierter<br />
Sanierungsberater für Entwässerungssysteme<br />
e. V. (VSB)<br />
gemeinsam mit der DWA Deutsche<br />
Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V. die politisch<br />
und technisch Verantwortlichen<br />
der Kanalnetzbetreiber, Mitarbeiter<br />
von Fachbehörden sowie<br />
planende Ingenieure am 12. und<br />
13. Februar 2014 ins Kongress Palais<br />
Kassel eingeladen hat. Der Kongress<br />
mit begleitender Fachausstellung<br />
stellt die Herausforderungen für<br />
Kanalnetzbetreiber in den Fokus.<br />
Die Beiträge verdeutlichen die<br />
Wichtigkeit der Substanzerhaltung<br />
im Sinne des Vermögensschutzes,<br />
die Auswirkungen kommunalpolitisch<br />
beeinflusster administrativer<br />
und organisatorischer Aspekte bis<br />
hin zu neuen normativer Vorgaben<br />
für die Sanierungsplanungen für<br />
Kanalnetze.<br />
Fit machen für die Zukunft: Kanalnetzunterhaltung ist eine Generationenaufgabe<br />
und eine fundierte Bedarfsermittlung einer der wichtigsten<br />
Bausteine von nachhaltigen Sanierungskonzepten.<br />
Alle Abbildungen: © Foto: VSB<br />
Schon zum Auftakt des zweitägigen<br />
Forums gibt ein Bürgermeister<br />
erste Impulse. „Herausforderung<br />
Kanalinstandhaltung für die Kommunen“<br />
– so der Titel des Vortrages,<br />
mit dem die Teilnehmer zu einer<br />
fruchtbaren und möglichst kontroversen<br />
Diskussion animiert werden<br />
sollen. Es wird deutlich, dass es sich<br />
bei der Sicherstellung des Kanalbetriebs<br />
um eine kommunalpolitische<br />
Herausforderung handelt. Außerdem<br />
geht es um eine Menge Geld,<br />
das vor Ort in Form von Gebühren<br />
erwirtschaftet werden muss. Die<br />
Verantwortlichen haben keine leidige<br />
Pflichtaufgabe zu erfüllen, sondern<br />
eine wichtige Zukunftsaufgabe<br />
– so die Botschaft. Doch wer<br />
ist eigentlich verantwortlich? Eine<br />
verlässliche Bedarfsplanung liegt im<br />
Verantwortungsbereich des Netzbetreibers<br />
– eine Aussage, die trotz<br />
ihrer Berechtigung zu Diskussionen<br />
führen wird. Erfahrungen belegen,<br />
dass sich Handhabung und Ablauf<br />
von Projekten von Kommune zu<br />
Kommune unterscheiden. Auch das<br />
wird in den verschiedenen Themenblöcken<br />
greifbar, die sich mit politischen<br />
und administrativen, strategischen<br />
und organisatorischen Rahmenbedingungen<br />
ebenso beschäftigen<br />
wie mit zukunftsorientierter<br />
Planung und Beispielen baulicher<br />
Umsetzung.<br />
Komplexe strategische<br />
Aufgabe<br />
Modernes Kanalnetzmanagement<br />
ist eine komplexe strategische Aufgabe,<br />
bei deren Umsetzung vieles<br />
beachtet werden muss. Das fängt<br />
beim Kanalnetzmanagement an,<br />
auf dessen politische und administrative<br />
Aspekte der erste Vortragsblock<br />
eingeht. Moderne Netzstrategie<br />
berücksichtigt zunehmend<br />
Parameter wie Starkregenereignisse<br />
und die daraus resultierenden oberflächlichen<br />
Abflüsse, aus deren<br />
Volumen sich durchaus Rückschlüsse<br />
auf die Dimensionierung<br />
von Kanalnetzen wenn nicht gar der<br />
Stadtgestaltung ziehen lassen. Alles<br />
ist irgendwie voneinander abhängig,<br />
nichts einzeln zu betrachten.<br />
Wie gehe ich als Kommune mit dem<br />
mir zur Verfügung stehenden Raum<br />
überhaupt um? Stadtentwicklung<br />
▶▶<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 65
NACHRICHTEN<br />
Veranstaltungen<br />
hat sich längst zu einer Herausforderung<br />
für die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
entwickelt. Wie diese in einzelnen<br />
Kommunen gehandhabt wird und<br />
welche Entscheidungsprozesse zur<br />
Festlegung notwendiger Projekte<br />
erforderlich sind, machen die Referenten<br />
exemplarisch deutlich.<br />
Das geht uns alle an: Die unterirdische Infrastruktur<br />
zählt zu den größten Werten unserer Gesellschaft.<br />
Fundierte und vorausschauende Planung ist Substanzerhaltung<br />
im Sinne des Vermögensschutzes.<br />
Starkregenereignisse machen die Leistungsgrenzen<br />
der Kanalisation deutlich. Vorausschauendes, ganzheitliches<br />
Kanalnetzmanagement berücksichtigt deshalb<br />
zunehmend stadtplanerische Aspekte.<br />
Selber machen oder<br />
delegieren<br />
Um die Aufgaben stemmen zu können,<br />
braucht man geeignete Mitarbeiter<br />
in ausreichender Zahl. Das<br />
greift folgerichtig die Überschrift<br />
eines Themenblocks auf, der sich<br />
mit „Organisation kommunaler Aufgaben“<br />
bzw. „Aufgabenfülle versus<br />
Personalabbau“ befasst. Die Aufgaben<br />
des Netzbetreibers hinsichtlich<br />
Planung und Organisation haben<br />
weichenstellenden Charakter –<br />
soviel sei vorweggenommen. Ob<br />
man Lösungen alleine erarbeitet,<br />
oder im Verbund mit anderen? Mitarbeiter<br />
von Entsorgungsbetrieben<br />
und kommunalen Behörden nehmen<br />
hierzu Stellung. „Der Netzbetreiber<br />
muss nicht alles selbst<br />
machen, aber er muss sagen, was er<br />
will und seine Bauherrenaufgaben<br />
wahrnehmen“, erklärt Dipl.-Ing. (FH)<br />
Markus Vogel, Initiator des Kongresses<br />
auf Seiten des VSB. Und daraus<br />
dann konsequent die richtigen<br />
Schritte ableiten. Wie stelle ich mich<br />
personell auf, um meine Aufgaben<br />
zu erfüllen, lautet eine entscheidende<br />
Frage. Wenn der eigene Personalstamm<br />
nicht ausreicht, können<br />
sich Kommunen zusammenschließen<br />
und die Aufgaben<br />
gemeinsam lösen oder Betreiberfunktionen<br />
delegieren. Auch dies ist<br />
ein Thema des Kongresses.<br />
Vorteile strategischer<br />
Planung<br />
Werden die Aufgaben vernachlässigt,<br />
die sich aus der Verantwortung<br />
für das Leitungsnetz ergeben, hat<br />
das negative Auswirkungen. Was<br />
dabei auf der Strecke bleibt, ist allerdings<br />
nicht nur die Infrastruktur.<br />
Kanalnetzunterhaltung muss letztendlich<br />
als Generationenaufgabe<br />
verstanden werden, für die wir alle<br />
Verantwortung tragen. Deshalb gilt<br />
es bei allen Planungen, schon heute<br />
den Blick in die Zukunft zu richten.<br />
Unter den Stichworten „Entwicklung<br />
des Kanalnetzes“ und „Technik<br />
versus kurzfristigem Politikerdenken“<br />
werden in Vortragsblock 2 die<br />
Vorteile strategischer Planung deutlich.<br />
Anhand des Spannungsfeldes<br />
zwischen Kämmerer und politischen<br />
Instanzen wird geschildert,<br />
wie Auftraggeber die technischen,<br />
betriebswirtschaftlichen und baulichen<br />
Parameter optimieren können.<br />
Dass diese nicht nur in größeren,<br />
sondern auch in kleineren Kommunen<br />
zum Tragen kommen, wird bei<br />
einem Vergleich der nordrheinwestfälischen<br />
Landeshauptstadt<br />
Düsseldorf mit der baden-württembergischen<br />
Gemeinde Kappelrodeck<br />
erkennbar.<br />
Delegieren an den richtigen<br />
Partner<br />
Netzbetreiber die sich auf die<br />
wesentlichen Aufgaben beschränken<br />
wollen, vergeben regelmäßig<br />
Ingenieurleistungen. War es früher<br />
üblich, den Planer des Vertrauens zu<br />
beauftragen, meinen heute Verwaltungen<br />
zunehmend, auch Planerleistungen<br />
auf Angebotsbasis vergeben<br />
zu müssen. Die Durchführung<br />
von „Leistungs“-Wettbewerben<br />
tragen – wenn schon erforderlich –<br />
in solchen Fällen dazu bei, dass leistungsfähige<br />
und für die jeweilige<br />
Planungsaufgabe qualifizierte Ingenieurbüros<br />
einen Auftrag erhalten.<br />
Nur ein Wettbewerb auf dieser Basis<br />
kann für unser aller Gemeinwesen<br />
wertvoll sein. Deshalb gilt es, das<br />
Bewusstsein bei Auftraggebern und<br />
Planern zu schärfen. „Wie finde ich<br />
den Planer, der die bestmögliche<br />
Leistung erwarten lässt?“, so das<br />
Thema das den ersten Tag be -<br />
schließt, bevor es zum Tagesausklang<br />
im Rahmen einer gemeinsamen<br />
Abendveranstaltung kommt.<br />
Einzelaspekte im Fokus<br />
Nachdem sich am ersten Tag vieles<br />
um das sogenannte große Ganze<br />
dreht, stehen am zweiten Kongresstag<br />
ausgewählte Einzelaspekte im<br />
Fokus. Unter anderem haben Klimawandel<br />
und Bevölkerungsveränderungen<br />
Einfluss auf die Entwässerungsplanung.<br />
In Themenblock 4<br />
beschäftigt sich ein Vortrag mit dem<br />
Titel „Es regnet stärker, wir werden<br />
weniger“ mit diesen Entwicklungen.<br />
Darüber hinaus werden die Auswirkungen<br />
des Regelwerkes auf eine<br />
ganzheitliche Sanierungsplanung<br />
beleuchtet. Beispielhaft wird auf die<br />
Januar 2014<br />
66 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen<br />
NACHRICHTEN<br />
DIN EN 14654 – Management und<br />
Überwachung von betrieblichen<br />
Maßnahmen in <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanälen – Teil 2: Sanierung;<br />
Deutsche Fassung EN 14654-2:2013<br />
eingegangen. Sie stellt künftig die<br />
einschlägige Planungsnorm dar. Sie<br />
lässt neben den konkreten Planungsvorgaben<br />
Ingenieurleistungen<br />
für Auftraggeber künftig messund<br />
bewertbar werden. Für Markus<br />
Vogel war die Norm Auslöser der<br />
Veranstaltung. „Sanierungsplanung<br />
wurde in der Vergangenheit selten<br />
losgelöst betrachtet. Sie wurde<br />
meistens nur in Zusammenhang<br />
mit Technik, sei es in Verbindung<br />
mit der Herstellung von Kanälen,<br />
dem Schlauchlinertag oder dem<br />
Reparaturtag thematisiert“, so<br />
Vogel. „Nun ist es an der Zeit, die<br />
Komplexität der Planung und dieses<br />
Regelwerk bekannt zu machen<br />
sowie die Abhängigkeiten darzustellen<br />
– ein Anspruch, den der<br />
Sanierungsplanungskongress leisten<br />
will und kann.“<br />
Zukunftsweisende Lösungen<br />
Ein weiterer Vortragsblock weist die<br />
Entwässerungsnetze als Hauptschlagadern<br />
funktionierender Le -<br />
bensräume aus. Dass <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
nicht immer rund sein müssen<br />
ist dabei weniger eine<br />
blasphemische Äußerung, als vielmehr<br />
der Hinweis darauf, dass es<br />
heute – etwa mit der Einbeziehung<br />
von Verkehrsflächen – bereits zu -<br />
kunftsweisende Lösungen für die<br />
Ableitung von Starkniederschlägen<br />
gibt. Ansätze gibt es also genug,<br />
doch wie finde ich die richtige<br />
Sanierungstechnik? Eine Antwort<br />
auf diese Frage lässt sich ebenfalls<br />
aus einer fundierten Bedarfsplanung<br />
ableiten. Es gilt, die Bedürfnisse,<br />
Ziele und einschränkenden<br />
Rahmenbedingungen des Bauherren<br />
zu ermitteln und zu analysieren.<br />
Sind diese Grundlasten dann einmal<br />
definiert, ergibt sich die Auswahl<br />
eines geeigneten Verfahrens –<br />
selbst unter Einbeziehung wirtschaftlicher<br />
Aspekte – fast schon<br />
zwangsläufig. Wie man dann vom<br />
Planen zum Bauen kommt, stellt<br />
Themenblock 6 mit Beispielen aus<br />
Nürnberg, Dortmund und Solingen<br />
anschaulich vor. Das Beispiel aus<br />
Solingen zeigt exemplarisch, wie<br />
verschiedene Herausforderungen<br />
bis hin zu stadtplanerischen Aspekten<br />
intelligent und gemeinschaftlich<br />
gelöst werden können. Eine<br />
intelligente Planung kann als Allzweckmittel<br />
zur Lösung vielfältiger<br />
Aufgabenstellungen dienen. Allerdings<br />
muss man das dann irgendwie<br />
bewältigen.<br />
Erfordernisse für die Zukunft<br />
Die strategischen Ziele im Visier,<br />
heißt konsequent die Aufforderung<br />
aus dem letzten Vortragsblock,<br />
bevor die Frage nach der erforderlichen<br />
Öffentlichkeitsarbeit den<br />
Themenkreis des Sanierungsplanungskongresses<br />
inhaltlich schließt.<br />
So viel scheint jedenfalls klar zu<br />
sein: Für die Umsetzung muss eine<br />
solide Basis geschaffen werden. Das<br />
endet nicht mit der Bereitstellung<br />
von ausreichendem und qualifiziertem<br />
Personal. Es gilt, den Menschen<br />
mitzunehmen und die Öffentlichkeit<br />
in die Baumaßnahme mit einzubeziehen.<br />
Erst dann hat die Umsetzung<br />
eines Projektes Aussicht auf<br />
Erfolg.<br />
Deshalb mahnt Markus Vogel ein<br />
Um- bzw. Weiterdenken an. Erste<br />
Impulse wird der Sanierungsplanungskongress<br />
geben. In Kassel<br />
werden Planungsaspekte unterschiedlichster<br />
Arten diskutiert werden.<br />
Auftraggeber schildern praxisnah,<br />
wie sie die Herausforderungen<br />
zum Erhalt der Funktionsfähigkeit<br />
und des Wertes der Leitungsinfrastruktur<br />
meistern wollen. Eine fundierte<br />
umfassende Bedarfsermittlung<br />
ist hierfür der erste, wenn nicht<br />
gar der bedeutendste Baustein. Mit<br />
einer vernünftigen Bedarfsentwicklung<br />
wird der Auftraggeber in die<br />
Lage versetzt, die richtigen Entscheidungen<br />
für einen dauerhaften<br />
und langfristigen Kanalnetzbetrieb<br />
zu treffen – das ist vielleicht die<br />
wichtigste Botschaft, die auf der<br />
Kasseler Veranstaltung transportiert<br />
werden soll.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.sanierungsplanungskongress.de<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Stand 2.OG-V-13<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
28. Oldenburger<br />
Rohrleitungsforum<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 67
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
NACHRICHTEN<br />
Leute<br />
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Friedrich Barth neuer<br />
Geschäftsführer bei<br />
German Water Partnership<br />
Friedrich Barth bringt<br />
mehr als 20 Jahre<br />
Management-Erfahrung<br />
im öffentlichen und privaten<br />
Sektor in der <strong>Wasser</strong>-,<br />
Umwelt-, Energieund<br />
Klimapolitik auf<br />
nationaler und internationaler<br />
Ebene mit.<br />
„Mit Friedrich Barth<br />
haben wir eine Führungspersönlichkeit<br />
mit<br />
langjähriger internationaler<br />
Erfahrung zur zielgerichteten<br />
Weiterentwicklung<br />
der GWP-Stra-<br />
Friedrich Barth.<br />
tegie gewinnen können.<br />
Insbesondere seine strategischen Kompetenzen, sein<br />
breiter fachlicher Hintergrund und seine Netzwerke<br />
werden die Arbeit von GWP maßgeblich voranbringen.“,<br />
so Michael Beckereit, Vorstandsvorsitzender von German<br />
Water Partnership.<br />
Friedrich Barth war u.a. führend in der EU-Kommission<br />
zur Entwicklung der EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtline, in der<br />
deutschen Entwicklungs zusammenarbeit im Bereich der<br />
globalen Geschäftsentwicklung bei der GIZ IS sowie als<br />
Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter bei der<br />
IFOK GmbH, einer führenden Strategie- und Kommunikationsberatung<br />
in den Bereichen Nachhaltigkeit, Beteiligung<br />
und Dialog, tätig. Zuletzt war er als Senior Advisor<br />
Vertreter der „Environment and Energy Group“ des United<br />
Nations Development Programmes (UNDP) in Europa.<br />
Als Mitbegründer und stellvertretender Vorstandsvorsitzender<br />
der European Water Partnership (EWP) verfügt<br />
Friedrich Barth zudem über vielfältige Kenntnisse im<br />
Bereich des internationalen Verbandswesens.<br />
„Ich werde im Rahmen der Weiterentwicklung der<br />
Strategie in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedern,<br />
den Partnern und dem Vorstand die GWP-Services<br />
für die Mitglieder zur effektiven und zielgerichteten<br />
Markterschließung weiter ausbauen, um den deutschen<br />
Anteil an den Exportmärkten zu steigern.“, erklärt der<br />
neue Geschäftsführer Friedrich Barth.<br />
Januar 2014<br />
68 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 570-3 A: Sicherungsarmaturen und/oder Kombinationen in Sonderbauformen<br />
für Einsatzbereiche nach DIN EN 806 und DIN EN 1717 in Verbindung mit DIN 1988,<br />
12/2013<br />
Die technische Prüfgrundlage<br />
W 570-3 (P) wurde vom Projektkreis<br />
„Armaturen“ im Technischen<br />
Komitee „Armaturen und Apparate“<br />
erarbeitet. Sie regelt die Anforderungen<br />
und Prüfungen für Ge -<br />
bäude- und Sicherungsarmaturen<br />
und/oder Kombinationen in Sonderbauformen<br />
für den Einsatz in<br />
Trinkwasser-Installationen innerhalb<br />
von Gebäuden. Dies können<br />
z.B. Kombinationen aus Druckminderern<br />
und Rückflussverhinderern<br />
zur Versorgung von Apparaten und<br />
Geräten oder auch Heizungsfüllstationen<br />
mit den Komponenten Systemtrenner<br />
und Druckminderer<br />
sein. Auch Auslaufventile mit<br />
Schlauchanschluss und Systemtrenner<br />
werden in der technischen Prüfgrundlage<br />
erfasst. Dabei umfassen<br />
die Prüfungen die Anforderungen<br />
der jeweiligen Produktnorm der<br />
einzelnen Komponenten sowie spezifische<br />
Prüfungen für die gesamte<br />
Armaturenkombination. Um die<br />
trinkwasserhygienische Eignung<br />
der Armaturen nachzuweisen, werden<br />
außerdem Anforderungen an<br />
die verwendeten Werkstoffe, die in<br />
Kontakt mit Trinkwasser stehen,<br />
gestellt. Die neu erschienene Prüfgrundlage<br />
ergänzt die bestehende<br />
Reihe DVGW W 570, sodass nun<br />
auch Armaturen, die aus verschiedenen<br />
Komponenten bestehen, er -<br />
fasst werden.<br />
Preis:<br />
€ 17,27 für Mitglieder;<br />
€ 23,03 für Nichtmitglieder.<br />
W 579 P Entwurf: Probennahmearmaturen in der Trinkwasser-Installation –<br />
Anforderungen und Prüfungen, 12/2013<br />
Die Trinkwasserverordnung fordert,<br />
dass Trinkwasser, das in<br />
öffentlichen Gebäuden oder zu<br />
gewerblichen Zwecken an Verbraucher<br />
abgegeben wird, unter be -<br />
stimmten Voraussetzungen auf<br />
Legionellen untersucht wird. Diese<br />
Untersuchungspflicht ist durch die<br />
Änderung der Trinkwasserverordnung<br />
im Jahr 2011 wieder verstärkt<br />
in den Fokus der Öffentlichkeit<br />
gerückt. Für mikrobiologische Analysen<br />
des Trinkwassers spielt die<br />
fachgerechte Probennahme eine<br />
entscheidende Rolle, um ein richtiges<br />
und aussagekräftiges Ergebnis<br />
zu erhalten. Daher müssen auch die<br />
verwendeten Probennahmearmaturen<br />
bestimmte Anforderungen<br />
erfüllen, um eine Entnahme von<br />
Trinkwasserproben nach DIN EN ISO<br />
19458 sowie den DVGW-Empfehlungen<br />
und Hinweisen zur Probennahme<br />
(<strong>Wasser</strong>information Nr. 74<br />
„Hinweise zur Durchführung von<br />
Probennahmen aus der Trinkwasser-Installation<br />
für die Untersuchung<br />
auf Legionellen“ sowie der<br />
TWIN Nr. 6 „Durchführung der Probennahme<br />
zur Untersuchung des<br />
Trinkwassers auf Legionellen (er -<br />
gänzende systemische Untersuchung<br />
von Trinkwasser-Installationen)“)<br />
durchführen zu können.<br />
Neben einer ausreichenden<br />
Beständigkeit gegen thermische<br />
und chemische Desinfektion, wird<br />
von den Armaturen gefordert, die<br />
Beschaffenheit der zu entnehmenden<br />
Trinkwasserprobe möglichst<br />
nicht zu beeinflussen. Dabei spielt<br />
sowohl die Auswahl der Werkstoffe<br />
eine Rolle als auch die Konstruktion<br />
der Armatur, die so gewählt werden<br />
sollte, dass die Menge stagnierenden<br />
<strong>Wasser</strong>s in der Armatur und<br />
dem Entnahmerohr minimiert wird.<br />
Um die beschriebenen Armaturen<br />
in Trinkwasser-Installationen<br />
gemäß DIN EN 806 und DIN 1988<br />
einbauen zu können, müssen darüber<br />
hinaus noch mechanische und<br />
hydraulische Anforderungen erfüllt<br />
werden, die ebenfalls im Entwurf<br />
der technischen Prüfgrundlage formuliert<br />
wurden.<br />
Der Entwurf kann bis 15. März 14<br />
kommentiert werden. Einsprüche<br />
innerhalb dieser Frist an quartier@<br />
dvgw.de<br />
Preis:<br />
€ 17,27 für Mitglieder;<br />
€ 23,03 für Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191 - 40,<br />
Fax (0228) 9191 - 499,<br />
www.wvgw.de<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 69
RECHT UND REGELWERK<br />
Recht und Regelwerk<br />
Zurückgezogene Regelwerke<br />
Folgendes Regelwerk wurde zurückgezogen:<br />
W 226 (A) Sauerstoff in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung 06/1990 ersatzlos<br />
Aufruf zur Stellungnahme<br />
Entwurf Arbeitsblatt DWA-A 920-1: Bodenfunktionsansprache –<br />
Teil 1: Ableitung von Kennwerten des Bodenwasserhaushaltes<br />
Die Deutsche Vereinigung für<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong><br />
und Abfall e. V. (DWA) hat mit dem<br />
Entwurf des Arbeitsblatts DWA-<br />
A 920-1 eine überarbeitete Fassung<br />
der DVWK-Arbeitsblätter R 129 und<br />
R 136 aus den 90er-Jahren vorgelegt<br />
und damit die wichtigsten<br />
Erläuterungen zur Erfassung, Be -<br />
schreibung und Bewertung der<br />
Funktionen des Bodens im <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
zusammengestellt.<br />
Die technisch-naturwissenschaftliche<br />
Bewertung der Funktionen<br />
des Bodens und seiner möglichen<br />
Gefährdungen sind wichtige Planungsinstrumente,<br />
die im Bodenund<br />
Gewässerschutz zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Im Mittelpunkt des Bodenschutzes<br />
stehen der Schutz seines natürlichen<br />
Filter- und Puffervermögens<br />
sowie die Vermeidung schädlicher<br />
Bodenveränderungen. Diese Ziele<br />
sind auf nationaler Ebene unter<br />
anderem im Bundes-Bodenschutzgesetz<br />
und in der Bundes-Bodenschutz-<br />
und Altlastenverordnung<br />
verankert.<br />
Mit ihrer Arbeits- und Merkblattreihe<br />
zur Bodenfunktionsansprache<br />
verfolgt die DWA das Ziel, allgemeingültige<br />
wissenschaftliche<br />
Grundlagen der Bewertungsmethoden<br />
zusammenfassend zu erläutern.<br />
Dabei werden sowohl verbindliche<br />
Verfahrensweisen der in den einzelnen<br />
Bundesländern einschlägig verwendeten<br />
Anleitungen herangezogen,<br />
als auch Ergänzungen zu diesen<br />
Verfahren dargestellt, die durch<br />
aktuelle Forschungsergebnisse er -<br />
forderlich wurden.<br />
Frist zur Stellungnahme:<br />
Hinweise und Anregungen zu dieser Thematik<br />
nimmt die DWA-Bundesgeschäftsstelle<br />
entgegen. Das Arbeitsblatt DWA- 920-1<br />
wird bis zum 28. Februar 2014 öffentlich zur<br />
Diskussion gestellt.<br />
Stellungnahmen bitte schriftlich,<br />
möglichst in digitaler Form, an:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Geogr. Dirk Barion,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872 161,<br />
Fax (02242) 872 184,<br />
E-Mail: barion@dwa.de<br />
Digitale Vorlage für Stellungnahmen<br />
befindet sich unter:<br />
http://de.dwa.de/themen.html<br />
Information:<br />
Dezember 2013, 45 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-23-2,<br />
Ladenpreis: 49 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 39,20 Euro<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333,<br />
Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
Januar 2014<br />
70 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
RECHT UND REGELWERK<br />
Vorhabensbeschreibung<br />
Merkblatt DWA-M 196: Inspektion und Wartung von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen<br />
Aufwand und Aufmerksamkeit<br />
für die Instandhaltung von<br />
<strong>Abwasser</strong>druckleitungen beschränken<br />
sich in der Praxis häufig auf ein<br />
Minimum, da Wartungs- und Inspektionsarbeiten<br />
an vielen Leitungen<br />
konstruktionsbedingt nur<br />
schwer durchführbar sind. Schäden<br />
werden daher oft nicht oder erst<br />
spät erkannt. Die gesetzlichen<br />
Bestimmungen und das technische<br />
Regelwerk enthalten zudem nur<br />
wenige konkrete Vorgaben für die<br />
Inspektion und Wartung von<br />
<strong>Abwasser</strong>druckleitungen. Um die<br />
Betriebssicherheit zu gewährleisten<br />
und Umweltbeeinträchtigungen zu<br />
vermeiden sollte nach Auffassung<br />
der Deutschen Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall<br />
e. V. (DWA) der Inspektion und Wartung<br />
von Leitungen jedoch ein<br />
höherer Stellenwert zukommen. Die<br />
DWA wird daher ein Merkblatt „Inspektion<br />
und Wartung von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen“<br />
herausgeben.<br />
DWA-M 196 soll inhaltlich auf dem<br />
2012 von der DWA-Arbeitsgruppe<br />
ES-7.4 „Betrieb und Unterhalt von<br />
<strong>Abwasser</strong>pumpanlagen“ im Fachausschuss<br />
ES-7 „Betrieb und Unterhaltung“<br />
veröffentlichten gleichnamigen<br />
Arbeitsbericht zum Thema<br />
aufbauen.<br />
Im Arbeitsbericht werden die<br />
gesetzlichen Bestimmungen und<br />
das technische Regelwerk für die<br />
Inspektion und die Wartung von<br />
<strong>Abwasser</strong>druckleitungen aufgeführt.<br />
Außerdem stellt er die verschiedenen<br />
Möglichkeiten zur Inspektion<br />
und Wartung mit und ohne<br />
Systemeingriff einschließlich Empfehlungen<br />
für die Durchführung<br />
von Dichtheitsprüfungen sowie ein<br />
Praxisbeispiel dar.<br />
Das neue Merkblatt soll sich an<br />
die Betreiber von <strong>Abwasser</strong>druckleitungen<br />
sowie an die mit deren Planung<br />
befassten Fachleute richten,<br />
um bessere Voraussetzungen für<br />
eine praxisgerechte Instandhaltung<br />
zu ermöglichen.<br />
Hinweise und Anregungen zu<br />
diesem Vorhaben nimmt die DWA-<br />
Bundesgeschäftsstelle entgegen.<br />
Es ist ein Bearbeitungszeitraum<br />
von 2014 bis Ende 2015 geplant. An<br />
einer Mitarbeit interessierte Fachleute<br />
können sich an die DWA wenden.<br />
Hinweise für die Bearbeitung:<br />
DWA-Bundesgeschäftsstelle,<br />
Dipl.-Ing. Christian Berger,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-126, Fax (02242) 872-184,<br />
E-Mail: berger@dwa.de, www.dwa.de<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Halle A2, Stand 525<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 71
FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />
Risiken der Fracking-Technologie<br />
für das Grundwasser<br />
und die Trinkwasserversorgung<br />
Grundwasserschutz, <strong>Wasser</strong>schutz, Unkonventionelles Erdgas, Fracking, Risiken,<br />
<strong>Wasser</strong>recht, Bergrecht<br />
Axel Bergmann und H. Georg Meiners<br />
In zwei Studien, beauftragt vom Umweltbundesamt<br />
und vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,<br />
Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen, wurden die Umweltauswirkungen<br />
und Risiken von Fracking untersucht.<br />
Es wurde festgestellt, dass, insbesondere durch den<br />
stofflichen Einsatz beim Fracking in Verbindung mit<br />
potenziellen Wirkpfaden (u. a. aufgrund eines möglichen<br />
technischen Versagens), oberirdische und unterirdische<br />
Umweltrisiken entstehen können. Aufgrund<br />
von Informationsdefiziten konnte eine abschließende<br />
Bewertung dieser Risiken nicht erfolgen. In den beiden<br />
Studien werden zahlreiche Empfehlungen für<br />
eine Verbesserung der technischen, organisatorischen<br />
und rechtlichen Situation ausgesprochen. Die<br />
Autoren sind der Auffassung, dass die Umsetzung<br />
dieser Empfehlungen wesentlich dazu beitragen<br />
würde, die Risiken der Fracking-Technologie fundierter<br />
zu bewerten und die Akzeptanz in der Bevölkerung<br />
in Deutschland zu erhöhen.<br />
Risks of Fracking Technology for Groundwater and<br />
Drinking Water Supply<br />
The German Federal Environment Agency and the<br />
North Rhine-Westphalian Ministry for the Environment<br />
have commissioned two studies in order to<br />
assess environmental impacts and risks of applying<br />
fracking technologies. It could be shown that, due to<br />
the combination of substances used for fracking and<br />
potential technical system failures, environmental<br />
risks can occur for water bodies above and below<br />
ground. A final and comprehensive evaluation of<br />
these risks could not be carried out due to lack of<br />
data and process knowledge. Nevertheless, several<br />
recommendations concerning the improvement of<br />
the current technical, organizational, and judicial<br />
situation are given. Without the implementation of<br />
these recommendations, the application of fracking<br />
technologies is questionable as its general acceptance<br />
within the German society is missing.<br />
1. Einführung<br />
1.1 Hintergrund und Veranlassung<br />
In der Öffentlichkeit wird die Erkundung und Gewinnung<br />
von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten<br />
und das dabei zum Einsatz kommende Verfahren des<br />
Hydraulic Fracturing (kurz Fracking) intensiv diskutiert.<br />
Im Mittelpunkt stehen dabei die Auswirkungen der Vorhaben<br />
– insbesondere der zum Einsatz kommenden<br />
Techniken und Stoffe – auf die Umwelt und den Menschen.<br />
Dies war Anlass, in mehreren Gutachten und<br />
Studien im In- und Ausland die unkonventionellen Erdgasvorkommen<br />
sowie die potenziellen Risiken und<br />
Umweltauswirkungen bei der Aufsuchung und Gewinnung<br />
zu untersuchen [1–9]. Gegenwärtig sind weitere<br />
Studien in Bearbeitung, z. B. beim Umweltbundesamt<br />
und bei der amerikanischen Umweltbehörde EPA [10].<br />
Beim Fracking wird das gasführende Gestein zur<br />
Erhöhung der Permeabilität mit hohem hydraulischem<br />
Druck und unter Einsatz von <strong>Wasser</strong>, Stützmitteln und<br />
Chemikalien gesprengt, wodurch die Gewinnung bisher<br />
als unwirtschaftlich eingeschätzter Gasvorkommen<br />
ermöglicht wird. Fracking ist keine neue Gewinnungstechnik<br />
und wird vor allem in den USA, aber auch in<br />
Deutschland bereits seit Jahrzehnten eingesetzt. Der in<br />
den letzten Jahren zu beobachtende „Frackingboom“ in<br />
den USA hängt vor allem mit der Entwicklung der Horizontalbohrtechnik<br />
und der rechtlichen Situation zusammen.<br />
In Deutschland (hauptsächlich in Niedersachsen)<br />
wurde bereits mehr als 300 Mal gefrackt [11]. Die Erfahrungen<br />
in Deutschland mit Fracking beschränken sich<br />
hauptsächlich auf Lagerstätten im Tight Gas. Im Schiefergas<br />
und Kohleflözgas liegen in Deutschland wenige<br />
bzw. keine Erfahrungen vor.<br />
In Deutschland werden unkonventionelle Erdgaslagerstätten<br />
in unterschiedlichen geologischen Formationen<br />
vermutet. Eine Übersicht potenzieller geologi-<br />
Januar 2014<br />
72 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Grundwasserschutz<br />
FACHBERICHTE<br />
Tabelle 1. Potenzielle unkonventionelle Erdgasvorkommen in Deutschland (Quelle: [9]).<br />
Lagerstättentyp aussichtsreichste Vorkommen Regionen<br />
Flözgas<br />
(Muttergesteine)<br />
Schiefergas<br />
(Muttergesteine)<br />
Tight Gas<br />
(Speichergesteine)<br />
Flözführendes Oberkarbon<br />
Tertiäre Tonsteine (z. B. Flächenschiefer)<br />
Posidonienschiefer (Schwarzer Jura)*<br />
Wealden-Tonsteine (Unterkreide)*<br />
Permische Tonsteine (z. B. Stinkschiefer, Kupferschiefer)<br />
Karbonische und devonische Ton steine<br />
z. B. Alaunschiefer (Unterkarbon)*<br />
Silurische Schiefer<br />
Kambro-ordovizische Tonsteine („Alaunschiefer“)<br />
Buntsandstein<br />
Permische Sandsteine (Rotliegend) und Karbonate<br />
(Zechstein)<br />
Permische Sandsteine (Rotliegend) und Dolomite<br />
(Staßfurtserie) Sandsteine (Trias)<br />
Oberkarbonische Sandsteine<br />
* relevantes Schiefergaspotenzial gemäß BGR (2012)<br />
Nördliches Ruhrgebiet/Münsterländer Becken (NRW)<br />
Ibbenbühren (NRW)<br />
Saarbecken (Saarland)<br />
Molassebecken (BW)<br />
Nordwestdeutsches Becken<br />
(z. B. Lünne) (NI)<br />
Molassebecken (BW)<br />
Oberrheintalgraben<br />
Weserrandgebirgsmulde (NRW/NI)<br />
Nordostdeutsches Becken (NI/SA)<br />
Nordrand Rheinisches Schiefergebirge (NRW)<br />
Nordwestdeutsches Becken<br />
Harz (NI/SA)<br />
Nordostdeutsches Becken<br />
(bislang nicht näher untersucht)<br />
Nordwestdeutsches Becken (NI)<br />
Nordostdeutsches Becken<br />
(z. B. Leer) (NI)<br />
Thüringer Becken (TH)<br />
Nordwestdeutsches Becken (z. B. Vechta) (NI)<br />
scher Zielformationen der nach derzeitigem Kenntnisstand<br />
aussichtsreichsten Vorkommen in Deutschland<br />
zeigt Tabelle 1. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe (BGR) schätzt das Schiefergaspotenzial<br />
in Deutschland auf rund 13 Billionen Kubikmeter [2].<br />
Unter der Annahme, dass etwa 10 % technisch förderbar<br />
sind, würden die Vorkommen mit 1,3 Billionen m 3 deutlich<br />
über Deutschlands konventionellen Erdgasressourcen<br />
(0,15 Billionen m 3 ) liegen. Allerdings weist die BGR<br />
auch auf die enormen Spannweiten der vorliegenden<br />
Schätzungen hin (Bild 1) [12], Berichterstattungen aus<br />
den USA bestätigen diese großen Unsicherheiten [13].<br />
Sie machen den Bedarf an verlässlichen Erkundungen<br />
deutlich.<br />
Der Großteil der in Deutschland bekannten Kohlenwasserstoffprovinzen<br />
wird bereits über genehmigte bzw.<br />
bereits beantragte Aufsuchungsfelder für die Er kundung<br />
und Gewinnung konventioneller und unkonventioneller<br />
Öl- und Gasvorkommen abgedeckt. In Bild 2 sind die<br />
Gebiete mit (geplanten) Aktivitäten zur Aufsuchung<br />
unkonventioneller Erdgasvorkommen in Deutschland<br />
dargestellt [2]. Bewilligungen zur Gewinnung von Erdgas<br />
aus unkonventionellen Schiefergas- und Kohleflözgasvorkommen<br />
sind (im Unterschied zum Tight Gas) nach<br />
Informationen der Autoren bisher nicht erteilt.<br />
Bild 1. Übersicht der technisch-gewinnbaren Ressourcen an Schiefergas<br />
in Europa (Quelle: [12]).<br />
1.2 Die UBA- und NRW-Studie<br />
Im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Ministeriums<br />
für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Naturund<br />
Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
wurden in einem Forschungsvorhaben (im Folgen-<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 73
FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />
Bild 2. Bergbauberechtigungen in Deutschland (= gelb, Stand:<br />
31.12.2011) zur Aufsuchung unkonventioneller Kohlenwasserstoffvorkommen<br />
(ockerfarben = Regionen mit grundsätzlichen geologischen<br />
Verhältnissen zur Bildung von Schiefergas) (Quelle: [2]).<br />
Bild 3. Direkte und indirekte Umweltauswirkungen (Quelle: [6]).<br />
den: UBA-Studie) und einem Gutachten (im Folgenden:<br />
NRW-Studie) unter Federführung der ahu AG sowie<br />
unter Beteiligung des IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> und weiterer<br />
Institutionen die Risiken der Fracking-Technologie<br />
für den <strong>Wasser</strong>- und Naturhaushalt sowie die Trinkwassergewinnung<br />
bewertet [6, 9].<br />
Der Fokus der Untersuchungen lag auf den potenziellen<br />
Gefährdungspfaden, den beim Fracking eingesetzten<br />
Stoffen und deren Toxizität für den Menschen<br />
und die Organismen der aquatischen Umwelt sowie<br />
den juristischen Rahmenbedingungen. Während sich<br />
die NRW-Studie schwerpunktmäßig mit den geologisch-hydrogeologischen<br />
Verhältnissen in Nordrhein-<br />
Westfalen und den technischen und raumplanerischen<br />
Aspekten einer möglichen Förderung aus unkonventionellen<br />
Erdgas-Lagerstätten in NRW beschäftigte, lag der<br />
Fokus in der UBA-Studie auf dem Überblick über die<br />
Vorkommen von unkonventionellem Gas in Deutschland<br />
und der Verzahnung zwischen naturwissenschaftlichen<br />
und rechtlichen Aspekten.<br />
Grundlage beider Studien waren vorhandene Daten,<br />
Unterlagen, nationale und internationale Fachliteratur,<br />
Gespräche mit vielen Beteiligten, möglichen Betroffenen<br />
und der Erdöl- und Erdgasindustrie sowie Informationen<br />
von Fachbehörden und Ergebnisse des „Informations-<br />
und Dialogprozesses“ der ExxonMobil Production<br />
Deutschland GmbH [3]. Beide Studien wurden im September<br />
2012 abgeschlossen.<br />
Die Studien betrachteten die verschiedenen Gasvorkommen<br />
in Deutschland und ihre speziellen Eigenschaften<br />
großräumig als Ganzes, weniger die standortspezifischen<br />
Verhältnisse an einzelnen möglichen<br />
Bohrplätzen, und untersuchten die Umweltauswirkungen<br />
während aller Betriebsphasen der unkonventionellen<br />
Gasförderung (Tabelle 2). Dabei wurden Wirkfaktoren,<br />
Wirkungspfade und Schutzgüter differenziert und<br />
vor allem die möglichen Auswirkungen auf den Naturhaushalt<br />
und das Grundwasser sowie die öffentliche<br />
Trinkwasserversorgung untersucht (Bild 3). Es wurde<br />
eine Vorgehensweise für die Risikoanalyse entwickelt,<br />
die das System Technik, Stoffe und Hydrogeologie in<br />
seiner Gesamtheit abbildet und es ermöglicht, Risikoszenarien<br />
zu beschreiben. Die möglichen Auswirkungen<br />
von Unfällen oder Störfällen und mögliche Maßnahmen<br />
zur Verhinderung bzw. Minderung von Auswirkungen<br />
wurden beschrieben (Bild 4). Zusammenfassende Darstellungen<br />
und teilweise kritische Würdigungen der<br />
Ergebnisse beider Studien finden sich in verschiedenen<br />
Gutachten bzw. Stellungnahmen [5, 7, 8].<br />
2. Ergebnisse<br />
2.1 Wirkungspfade<br />
Grundsätzlich wird im Hinblick auf die Gefährdung der<br />
aquatischen Umwelt zwischen technischen und geologischen<br />
Wirkungspfaden unterschieden, die in vier<br />
Pfadgruppen unterteilt werden (Bild 5):<br />
Januar 2014<br />
74 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Grundwasserschutz<br />
FACHBERICHTE<br />
Tabelle 2. Phasen bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Erdgaslagerstätten (Quelle: [6]).<br />
Phase Beschreibung betrachtete Dimension Raum Zeit<br />
Aufsuchung<br />
A Bohrung zur Erkundung (ohne Frack) Einzelfall Standort/kleinräumig Monate/Jahre<br />
B1 Fracken zur Erkundung Einzelfall Standort/kleinräumig Wochen<br />
Gewinnung<br />
B2 Fracken zur Gewinnung Summenwirkung Gewinnungsfeld/großräumig Wochen/Monate<br />
C Gewinnung (Betrieb) Summenwirkung Gewinnungsfeld/großräumig Jahrzehnte<br />
D Abschluss/Nachsorge* Summenwirkung Gewinnungsfeld/großräumig Jahrzehnte/dauerhaft<br />
* nur randlich bearbeitet<br />
""<br />
Pfadgruppe 0: (Schad-)Stoffeinträge unmittelbar an<br />
der Erdoberfläche beim Umgang mit den Frack-Fluiden<br />
und bei der Entsorgung des Flowback<br />
""<br />
Pfadgruppe 1: Punktuelle Pfade entlang von Bohrungen<br />
""<br />
Pfadgruppe 2: Linienhafte Pfade, die auf Störungen<br />
beruhen<br />
""<br />
Pfadgruppe 3: Flächenhafte Aufstiege und Ausbreitung<br />
durch die geologischen Schichten ohne besondere<br />
Wegsamkeiten<br />
Hinzu kommen die großräumigen Summationswirkungen<br />
und Langzeitwirkungen auf die hydraulischen und<br />
hydrochemischen Grundwasserverhältnisse, die sich<br />
nicht einer der Pfadgruppen zuordnen lassen.<br />
Für die Bewertung der Relevanz der einzelnen Wirkungspfade<br />
und ihrer Aussagesicherheit fehlt es derzeit<br />
an einer belastbaren und aussagekräftigen Datengrundlage,<br />
insbesondere in Bezug auf Durchlässigkeiten<br />
und Druckunterschiede im tiefen Untergrund. Allgemein<br />
ist festzuhalten, dass die technischen Wirkungspfade<br />
in den Betriebsphasen B1 und B2 relevanter sind<br />
als in den Betriebsphasen C und D (Tabelle 2). Demgegenüber<br />
sind die geologischen Wirkungspfade – bei<br />
entsprechenden hydraulischen Voraussetzungen – eher<br />
in den Betriebsphasen C und D von Bedeutung. Für<br />
die technischen Wirkungspfade liegen z. T. statistische<br />
Daten aus der allgemeinen Kohlenwasserstoffexploration<br />
vor, die jedoch im vorliegenden Fall nicht zur Ableitung<br />
von Eintrittswahrscheinlichkeiten geeignet sind.<br />
Die geologischen Wirkungspfade müssen in den<br />
Betriebsphasen B1 und B2 durch das Versagen der technischen<br />
Komponenten „aktiviert“ werden, z. B. wenn es<br />
zu einem Versagen des Casings oder der Zementation<br />
kommt. Eine andere Möglichkeit für die Aktivierung<br />
eines Wirkungspfades wäre, wenn ein Frack unmittelbar<br />
bis in eine durchlässige Störung oder Altbohrung<br />
reichen würde.<br />
2.2 Frack-Fluide, Formationswässer und Flowback<br />
In den Studien wurden die Gefährdungspotenziale, die<br />
von einer möglichen Freisetzung der Frack-Fluide, der<br />
Bild 4. Struktur der Risikoanalyse zur Beurteilung der Erdgasgewinnung<br />
aus unkonventionellen Lagerstätten (Quelle: [6]).<br />
Formationswässer und/oder des Flowback auf den <strong>Wasser</strong>haushalt<br />
– insbesondere auf das Grundwasser – ausgehen<br />
können, für den Menschen bei Aufnahme über<br />
den Trinkwasserpfad und für die in der aquatischen<br />
Umwelt lebenden Organismen bewertet (Bild 6). Eine<br />
nachteilige Veränderung der Grundwasserbeschaffenheit<br />
ist zu besorgen, wenn im nutzbaren Grundwasser<br />
gesetzliche und untergesetzliche Grenz-, Richt- und<br />
Höchstwerte, insbesondere die Geringfügigkeitsschwellenwerte<br />
der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>,<br />
überschritten werden. Da für einen Großteil der als<br />
Frack-Additive eingesetzten Stoffe keine Geringfügigkeitsschwellen<br />
oder andere wasserrechtliche Beurteilungswerte<br />
vorliegen, wurden für diese Stoffe gesundheitliche<br />
Leitwerte bzw. gesundheitliche Orientierungswerte<br />
und ökotoxikologisch begründete PNEC-Werte<br />
recherchiert bzw. in Anlehnung an publizierte Methoden<br />
abgeleitet. Die Abschätzung der human- bzw. ökotoxikologischen<br />
Gefährdungspotenziale erfolgte in<br />
einer Einzelstoffbewertung, indem stoffspezifische Risikoquotienten<br />
aus Stoffkonzentration und Beurteilungswert<br />
berechnet wurden.<br />
Die Bewertung ausgewählter, bereits eingesetzter<br />
Frack-Fluide kam zu dem Ergebnis, dass diese mittlere<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 75
FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />
Bild 5. Schematische<br />
Darstellung<br />
der<br />
potenziellen<br />
Wirkungspfade<br />
(Quelle: [6]).<br />
bis hohe human- und ökotoxikologische Gefährdungspotenziale<br />
aufweisen. Gegenwärtige Entwicklungsarbeiten<br />
der Industrie u. a. zur Reduktion der Anzahl der<br />
eingesetzten Additive, zur Substitution von sehr giftigen,<br />
kanzerogenen, mutagenen sowie reproduktionstoxischen<br />
Stoffen und zur Reduktion bzw. zum Ersatz von<br />
Biozid-Wirkstoffen weisen auf potenzielle Fortschritte in<br />
der Entwicklung umweltverträglicher Frack-Fluide hin,<br />
deren Realisierbarkeit bzw. Einsatzreife jedoch gegenwärtig<br />
noch nicht bewertet werden kann.<br />
Die im Untergrund verbleibenden Frack-Additive<br />
können ein Risiko für das oberflächennahe (nutzbare)<br />
Grundwasser darstellen, wenn die Möglichkeit besteht,<br />
dass sie über einen oder mehrere der in Bild 5 dargestellten<br />
Wirkungspfade in relevanter Konzentration in<br />
den Bereich des oberflächennahen (nutzbaren) Grundwassers<br />
gelangen. Ob und in welchem Ausmaß ein<br />
Stofftransport in Richtung auf wasserwirtschaftlich<br />
genutzte Grundwasservorkommen stattfindet, hängt<br />
von den standortspezifischen geologischen und hydrogeologischen<br />
Verhältnissen und von den Sorptionseigenschaften<br />
der Frack-Additive und des Gebirges ab.<br />
Zur Beschaffenheit der Formationswässer in Tight<br />
Gas-, Schiefergas- und Kohleflözgas-Lagerstätten in<br />
Deutschland liegen nur vereinzelt Angaben vor; regionale<br />
und teufendifferenzierte Angaben zur Formationswasserbeschaffenheit<br />
fehlen weitgehend. Der Flowback<br />
besteht in variablen Mischungsanteilen aus verpresstem<br />
Frack-Fluid und mitgefördertem Formationswasser.<br />
Aufgrund verschiedener hydrogeochemischer Prozesse<br />
im Lagerstättenhorizont kann der Flowback neben<br />
Frack-Additiven und Bestandteilen des Formationswassers<br />
eine Reihe weiterer Stoffe enthalten, z. B. Lösungsprodukte<br />
(Salze), mobilisierte Kohlenwasserstoffe,<br />
Transformations- und Abbauprodukte der eingesetzten<br />
Additive, mobilisierte Feststoffpartikel, Bakterien sowie<br />
Gas.<br />
Die Bewertung vorliegender Beschaffenheitsdaten<br />
zu Formationswässern und zum Flowback zeigte, dass<br />
relevante Beurteilungswerte für einige Haupt-, Nebenund<br />
Spurenkomponenten zum Teil um Größenordnungen<br />
überschritten werden und dass relevante Angaben<br />
zu Kohlenwasserstoffen, Schwermetallen und NORM<br />
(Natural Occuring Radioactive Material) für eine<br />
abschließende Bewertung fehlten. Es ist jedoch abzusehen,<br />
dass die Formationswässer und der Flowback<br />
standortspezifisch Gefährdungspotenziale aufweisen<br />
können.<br />
2.3 Erkundungs- und Gewinnungstechniken<br />
Bei Betrachtung der technischen Prozesse muss unterschieden<br />
werden zwischen den Prozessen, die der<br />
Erstellung der Bohrung bis in die Lagerstätte dienen<br />
und den Prozessen, die der Stimulation der Lagerstätte<br />
Januar 2014<br />
76 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Grundwasserschutz<br />
FACHBERICHTE<br />
dienen. Letztere umfassen den technischen Vorgang<br />
des Frackings.<br />
Die derzeit frei verfügbaren Daten (aus dem konventionellen<br />
Bereich, insbesondere von Offshore-Betrieben)<br />
sind nicht unmittelbar auf den „unkonventionellen<br />
Bereich“ übertragbar [6]. Risiken beim Fracking-Vorgang<br />
sind insbesondere in Bezug auf die Kontrolle und Steuerung<br />
der tatsächlichen Risseigenschaften (Höhe, Halblänge,<br />
Richtung) zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit von<br />
ungeplanten Rissausbreitungen konnte aus den bisher<br />
vorliegenden Daten nicht weiter eingegrenzt werden. In<br />
Einzelfällen sind Risshöhen von über 580 m gemessen<br />
worden [14].<br />
Basierend auf bekannten Einzelfällen wird derzeit in<br />
der Fachliteratur nicht ausgeschlossen, dass Fracking-<br />
Vorgänge in vorgespannten Formationen oder bei Vorliegen<br />
von weitreichenden und großflächigen Störungen<br />
zu messbaren seismischen Ereignissen in der Größenordnung<br />
von bis zu einem Wert von 2,3 (Richterskala)<br />
an der Oberfläche führen können (sog. getriggerte Erdbeben,<br />
z. B. [15]). Schäden an der Oberfläche durch<br />
Frack-Vorgänge sind bislang nicht nachgewiesen worden.<br />
Langzeitrisiken von Altbohrungen in Bezug auf Gasund/oder<br />
Fluidaustritte in Grundwasserhorizonte oder<br />
an der Oberfläche sind bekannt, aber statistisch bislang<br />
nur schwer einzugrenzen. Insbesondere wird das Versagen<br />
von Zementierung und Casing nach mehreren<br />
Jahrzehnten als ein Transportpfad für Gase und Fluide an<br />
die Oberfläche betrachtet. Unter Berücksichtigung von<br />
möglichen Unsicherheiten im Bereich von 10 % in Bezug<br />
auf die Angaben zur mittleren Zeit bis zum ersten Ausfall<br />
einer Komponente ergeben sich aus diesen Daten Zeiträume<br />
zwischen 200 und 300 Jahren, nach denen mit<br />
einem Ausfall sämtlicher verbauter Barrieren zu rechnen<br />
ist. Erhebungen aus dem Bereich konventioneller Erdgas-/Erdölvorkommen<br />
im Golf von Mexiko zeigen, dass<br />
einzelne Barrieren mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 %<br />
bereits nach 15 Jahren versagen und so zu erhöhten<br />
Drücken in den Ringräumen führen, jedoch nicht zu Austritten<br />
an die Oberfläche oder in das Grundwasser [6].<br />
2.4 Entsorgungstechnik<br />
In Deutschland ist es gängige Praxis, den Flowback und<br />
das Produktionswasser aus den Bohrungen durch sogenannte<br />
Disposalbohrungen wieder in den Untergrund<br />
zu verpressen. Zielhorizonte sind nicht nur die Schichten<br />
der ausgebeuteten Erdgas- und Erdöllagerstätten,<br />
sondern alle von ihrer Durchlässigkeit her geeigneten<br />
Schichten ab einer gewissen Tiefe (1 000 m). Technische<br />
Angaben zu den Disposalbohrungen sowie Angaben zu<br />
den Mengen und Inhaltsstoffen der verpressten Flüssigkeiten<br />
lagen den Autoren der UBA- und NRW-Studie<br />
nicht vor. Es wurde die Empfehlung ausgesprochen,<br />
auch für solche Disposalbohrungen Risikoanalysen<br />
durchzuführen bzw. diese Art der Entsorgungstechnik<br />
Bild 6. Bewertung des Gefährdungspotenzials (Quelle: [6]).<br />
durch die Aufbereitung und Wiederverwendung der<br />
entsprechenden Abwässer zu ersetzen.<br />
2.5 Monitoring<br />
Ein systematisches Monitoring der Umweltauswirkungen<br />
von Fracking wurde nach den vorliegenden Informationen<br />
in Deutschland bisher nicht durchgeführt. Die<br />
UBA- und die NRW-Studie enthalten deshalb Empfehlungen<br />
für ein solches Monitoring. Es sollte sich auf den<br />
Ausgangszustand (z. B. Baselinemonitoring der Grundwasserqualität<br />
und Methanausgasung) sowie auf alle<br />
Phasen der Erkundung und Gewinnung von Erdgas aus<br />
unkonventionellen Lagerstätten beziehen.<br />
Das Monitoring dient vor allem der Kontrolle, der<br />
Früherkennung und der Bewertung von Abweichungen<br />
von den vereinbarten Zielen sowie der Steuerung des<br />
Vorhabens gemäß den jeweiligen Handlungsoptionen.<br />
Bereits in der Betriebsphase A – und fortgesetzt in den<br />
eventuell anschließenden Betriebsphasen – sind für die<br />
fachlich abgeleiteten Genehmigungskriterien geeignete<br />
Monitoringindikatoren abzuleiten, mit deren Hilfe<br />
das Vorhaben überwacht und gesteuert werden kann.<br />
Das Monitoring sollte auf Basis einer breiten Beteiligung<br />
der jeweiligen Akteursgruppen abgestimmt und<br />
transparent kommuniziert werden. Hierbei ist es wichtig,<br />
mit dem Monitoring frühzeitig zu beginnen, um<br />
beispielsweise im Hinblick auf die aktuelle Grundwasserbeschaffenheit<br />
und Gasgehalte im oberflächennahen<br />
Grundwasser geeignete Nullmessungen zu<br />
haben. Das Monitoring ist dann im Laufe der Zeit fortlaufend<br />
zu konkretisieren. Folgender Prozessablauf zum<br />
Aufbau eines Monitorings wird empfohlen:<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 77
FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />
""<br />
Klärung der möglichen Beteiligten für einen begleitenden<br />
Monitoringarbeitskreis;<br />
""<br />
Verständigung über die Ziele des Monitorings;<br />
""<br />
Aufbau einer fachlichen Struktur des Monitorings zu<br />
den Arbeitsfeldern Grundwassersystem, Grund- und<br />
Oberflächengewässer, unterirdische Gasausbreitung,<br />
Gefährdungspotenziale Stoffe (Frack-Fluide,<br />
Formationswässer und Flowback), Fracking-Technologie,<br />
Seismizität, Anlagensicherheit/Bohrlochintegrität<br />
und Bergschäden;<br />
""<br />
Aufbau einer organisatorischen Struktur des Monitorings<br />
(u. a. Zusammensetzung der Arbeitsgruppen,<br />
Kommunikationsprozesse und -regeln, Kriterien für<br />
die Offenlegung von Daten, Entscheidungsstrukturen,<br />
Schnittstellen zum Betreiber und den Genehmigungs-<br />
und Fachbehörden);<br />
""<br />
Dokumentation von allen fachlichen, organisatorischen<br />
und sonstigen Vereinbarungen in einem Projekthandbuch<br />
und dessen regelmäßige Aktualisierung;<br />
""<br />
Dokumentation von Verfahren, Auswertemethoden,<br />
Ableitung von Indikatoren etc. in Methodenhandbüchern;<br />
""<br />
regelmäßige Zusammenstellung und Bewertung der<br />
Ergebnisse aller Arbeitsfelder in zusammenfassenden<br />
Monitoringberichten.<br />
3. Fazit<br />
3.1 Forschungs- und Entwicklungsbedarf<br />
Die o. g. Studien im Auftrag des Umweltbundesamtes<br />
und des Umweltministeriums des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen sowie eine Reihe weiterer nationaler und<br />
internationaler Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis,<br />
dass mit der Fracking-Technologie Risiken verbunden<br />
sein können, die derzeit aufgrund von Daten- und<br />
Kenntnisdefiziten nicht abschließend zu beurteilen sind.<br />
Das Umweltbundesamt hat deshalb im Dezember<br />
2012 ein Folgevorhaben „Umweltauswirkungen von<br />
Fracking – Teil 2“ (Laufzeit bis Februar 2014) zur vertiefenden<br />
Bearbeitung der Themen Monitoringkonzepte<br />
für das Grundwasser, Kataster für Frack-Chemikalien,<br />
Behandlungsmethoden für den Flowback incl. Stoffstrombilanzen,<br />
Klimabilanz, Methanemissionen, induzierte<br />
Seismizität, Flächenbedarf/Raumordnung, Naturschutzbelange<br />
und Lärmschutzfragen vergeben.<br />
Zur Identifizierung des weiteren Forschungsbedarfs<br />
hat auf Einladung des Bundesministeriums für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) am<br />
22.01.2013 ein Forschungsfachgespräch zum Thema<br />
„Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />
Lagerstätten mithilfe hydraulischer Frackverfahren“<br />
zwischen Wissenschaftlern, Behörden und<br />
Betreibern stattgefunden.<br />
Nach Abschluss einer Reihe von Gutachten neutraler<br />
Experten u. a. zu den Themen Geologie, Frack-Ausbreitung<br />
und Fluide, Recht, Energie und Klimabilanz, Lagerstättenwasser<br />
und Flowback hat die Firma ExxonMobil<br />
Production Deutschland GmbH weitere wissenschaftliche<br />
Gutachten für Fragestellungen aus den Bereichen<br />
Rissausbreitung, Toxikologie von Fracking-Flüssigkeiten,<br />
Erfassung von diffusem Methan, Aufbereitung von<br />
Lagerstättenwasser und Sicherheitsanalysen vergeben.<br />
Am 18. Juni 2013 wurden in Greven im Rahmen einer<br />
Konferenz die Zwischenberichte der von dem Unternehmen<br />
zu den spezifischen Fragestellungen beauftragten<br />
Hochschulen und Ingenieurbüros der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt und diskutiert („Zweiter Statusbericht<br />
zur Umsetzung der Risikostudie Fracking“ unter<br />
http://www.erdgassuche-in-deutschland.de/dialog/<br />
info_dialog_fracking_2013.html).<br />
Von der amerikanischen Umweltbehörde wurde<br />
Ende 2012 ein erster Zwischenbericht zur Studie „Study<br />
of the Potential Impacts of Hydraulic Fracturing on Drinking<br />
Water“ vorgelegt [10], die im Laufe des Jahres 2013,<br />
u.a. im Rahmen mehrerer Workshops, weiter konkretisiert<br />
wurde (http://www2.epa.gov/hfstudy). Im Rahmen<br />
der Studie der EPA werden die laufenden Forschungsaktivitäten<br />
beschrieben und die Forschungsfragen konkretisiert.<br />
Sie decken sich weitgehend mit denen der<br />
Studien für das Umweltbundesamt und für das Umweltministerium<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />
Im Laufe des Jahres 2013 wurde eine Reihe weiterer<br />
Studien veröffentlicht, die im Rahmen des vom Umweltbundesamt<br />
beauftragten Folgevorhabens (s. o.) gewürdigt<br />
werden. Besondere Aufmerksamkeit erlangte die<br />
Studie von Jackson et al. [16], in der signifikante statistische<br />
Zusammenhänge zwischen erhöhten Methangehalten<br />
in Trinkwasserbrunnen und der Entfernung zu<br />
Fracking-Bohrplätzen festgestellt werden konnten.<br />
3.2 Empfehlungen<br />
Vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse<br />
und der festgestellten Wissens- und Datendefizite empfehlen<br />
die Autoren der o. g. Studien ein vorsichtiges,<br />
schrittweises, kooperatives und ergebnisoffenes Vorgehen,<br />
bei dem zunächst die Erkundung der unkonventionellen<br />
Erdgaslagerstätten und der Geosysteme im Vordergrund<br />
stehen sollte.<br />
Auf dieser Grundlage könnten Bereiche mit gewinnbaren<br />
Erdgasvorkommen eingegrenzt werden. Gleichzeitig<br />
soll die Erkundung ein besseres Verständnis der<br />
hydrogeologischen Wirkungszusammenhänge liefern,<br />
das für eine fundierte Risikoanalyse im Hinblick auf die<br />
Umweltauswirkungen notwendig ist.<br />
Der zukünftige Einsatz der Fracking-Technologie in<br />
Deutschland wird von den Autoren nur in Verbindung<br />
mit strengen Vorschriften, klaren Beurteilungskriterien<br />
und einer intensiven behördlichen und wissenschaftlicher<br />
Überwachung gesehen.<br />
Die einzelnen Empfehlungen werden einem rechtlich-organisatorischen<br />
sowie naturwissenschaftlich-<br />
Januar 2014<br />
78 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Grundwasserschutz<br />
FACHBERICHTE<br />
technischen Bereich zugeordnet und im Folgenden kurz<br />
erläutert:<br />
Rechtlich-organisatorische Empfehlungen<br />
(a) Die umwelt- und sicherheitsbezogenen Genehmigungen<br />
sowie die Überwachung von Erkundung<br />
und Gewinnung von unkonventionellen Gasvorkommen<br />
sollte in den Geschäftsbereich der Umweltministerien<br />
der Länder überführt werden, um wirtschaftliche<br />
und umweltschutzbezogene Überlegungen<br />
strukturell zu trennen.<br />
(b) Aufgrund der derzeit unsicheren Datenlage und der<br />
nicht auszuschließenden Umweltrisiken empfehlen<br />
die Gutachter aus wasserwirtschaftlicher Sicht, übertägige<br />
und untertägige Aktivitäten zur unkonventionellen<br />
Gasgewinnung für Erkundungs betriebe<br />
der Phase B1 (Erkundung mit Fracking) und für<br />
Gewinnungsbetriebe in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten (I bis<br />
III), <strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten der öffentlichen<br />
Trinkwasserversorgung (ohne ausgewiesenes <strong>Wasser</strong>schutzgebiet),<br />
in Heilquellenschutzgebieten so -<br />
wie im Bereich von Mineralwasservorkommen nicht<br />
zuzulassen und die genannten Gebiete für diese<br />
Zwecke auszuschließen. Der Ausschluss gilt auch<br />
für Bereiche, für die im Rahmen der Erkundung<br />
ungünstige hydrogeologische Verhältnisse nachgewiesen<br />
wurden (z. B. artesische Grundwasserverhältnisse<br />
in Verbindung mit entsprechenden Wegsamkeiten).<br />
(c) Eine Umweltverträglichkeitsprüfung sollte für jedes<br />
Vorhaben zur Erkundung und Gewinnung von<br />
unkonventionellen Gasvorkommen durchgeführt<br />
werden, das die Fracking-Technologie einsetzt.<br />
(d) Der Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen und<br />
Daten sollte ermöglicht bzw. erleichtert werden.<br />
(e) Die weiteren Arbeits- und Entscheidungsprozesse<br />
sollten professionell geplant, gesteuert und transparent<br />
kommuniziert werden.<br />
Naturwissenschaftlich-technische Empfehlungen<br />
Als wesentliche naturwissenschaftlich-technische Voraussetzungen<br />
für den Einsatz von Fracking in Deutschland<br />
werden genannt:<br />
(a) Die Verringerung des Gefährdungspotenzials der<br />
Fluide und Sicherstellung einer langfristig hohen<br />
Integrität der Bohrungen (Zementierung).<br />
(b) Ein umweltgerechter Umgang mit dem Flowback/<br />
<strong>Abwasser</strong> (Verminderung, Aufbereitung, Entsorgung).<br />
(c) Vertiefte Kenntnisse zu Verbindungen zwischen tiefen<br />
und flachen Bereichen der Geosysteme sowie zur<br />
Interaktion zwischen Gestein, Formationswasser und<br />
Fluiden.<br />
(d) Eine hohe Anlagensicherheit und Sicherheit der<br />
Arbeitsprozesse nach dem Vorbild vergleichbarer<br />
sonstiger industrieller Anlagen.<br />
(e) Der Aufbau und Betrieb von Monitoringsystemen<br />
zur Überwachung möglicher Einflüsse auf <strong>Wasser</strong>,<br />
Boden und Luft.<br />
(f) Die Klärung weiterer Fragestellungen zur Klimarelevanz,<br />
zum Einfluss auf die regionale Wirtschaft sowie<br />
zur Rolle des Erdgases als Übergangstechnologie.<br />
Vorausgesetzt, es gibt gewinnbare Vorkommen von Gas<br />
aus unkonventionellen Lagerstätten, werden aus unserer<br />
Sicht der Einfluss der Fracking-Technologie auf die<br />
Umwelt und die Rahmenbedingungen für deren Einsatz<br />
(u. a. Sicherheit, Beteiligung, Transparenz) dafür entscheidend<br />
sein, ob diese Technologie eine öffentliche<br />
Akzeptanz findet und damit ihre Anwendung möglich<br />
sein wird.<br />
3.3 Stand der Diskussion<br />
Die Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />
Lagerstätten durch die Fracking-Technologie ist gegenwärtig<br />
Gegenstand einer intensiven energie- und<br />
umweltpolitischen Diskussion. Sowohl auf nationaler<br />
als auch auf europäischer Ebene stehen rechtliche Entscheidungen<br />
zum umweltgerechten und die möglichen<br />
Risiken berücksichtigenden Einsatz dieser Technologie<br />
an.<br />
Das Land NRW wird „bis auf Weiteres keine Genehmigung<br />
für Erkundung und Gewinnung unkonventioneller<br />
Erdgaslagerstätten unter Einsatz von schädlichen<br />
Substanzen (Fracking) erteilen“ (MKULNV NRW, Pressemitteilung<br />
vom 07. September 2012). Es ist ein Dialogprozess<br />
mit der Erdgasindustrie und einer breiten Beteiligung<br />
mit Gemeinden, Bürgerinnen und Bürgern und<br />
einschlägigen Institutionen geplant, um Kriterien zu<br />
entwickeln und die Informations- und Wissensdefizite<br />
zu beseitigen. In diesem Kontext sollen ggf. auch Forschungsbohrungen<br />
eingeplant werden, allerdings ohne<br />
Fracking [17].<br />
Die Firma ExxonMobil Production Deutschland<br />
GmbH hat die Aussagen des Expertenkreises sowie der<br />
UBA- und NRW-Studien zum Anlass für folgende Entscheidungen<br />
genommen: (1.) Es sollen keine weiteren<br />
Fracking-Aktivitäten durchgeführt werden, bevor das<br />
Konzept zum Grundwassermonitoring umgesetzt wird.<br />
(2.) Fracking-Projekte in der Nähe bestimmter Heilquellenschutzgebiete<br />
werden nicht weiter verfolgt, d. h. die<br />
Bohrungen werden verfüllt und die Bohrplätze zurückgebaut<br />
[18].<br />
In Niedersachsen wurden vom Landesamt für Bergbau,<br />
Energie und Geologie in der Rundverfügung 4.17<br />
Mindestanforderungen an Betriebspläne, Prüfkriterien<br />
und Genehmigungsablauf für hydraulische Bohrlochbehandlungen<br />
in Erdöl- und Erdgaslagerstätten erlassen<br />
[19].<br />
Gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein hatte<br />
NRW darüber hinaus einen Antrag in den Bundesrat<br />
eingebracht, der für den Einsatz der Fracking-Techno-<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 79
FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />
logie eine Umweltverträglichkeitsprüfung fordert. Der<br />
Antrag wurde vom Bundesrat angenommen [20].<br />
Auf der 79. Umweltministerkonferenz am 15. und<br />
16. November 2012 in Kiel [21] stellten die Umweltminister<br />
und -senatoren der Länder fest, dass<br />
""<br />
die Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus un -<br />
konventionellen Lagerstätten unter Einsatz umwelttoxischer<br />
Chemikalien erhebliche Risiken beinhaltet,<br />
""<br />
der Einsatz von Fracking-Technologien mit umwelttoxischen<br />
Chemikalien in Trinkwasserschutzgebieten<br />
auszuschließen ist,<br />
""<br />
auf Grund der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage<br />
es nicht verantwortbar ist, zu diesem Zeitpunkt<br />
Vorhaben zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas<br />
aus unkonventionellen Lagerstätten mit dem<br />
Einsatz der Fracking-Technologie mit umwelttoxischen<br />
Chemikalien zu genehmigen,<br />
""<br />
über Anträge auf Genehmigung von Fracking-Maßnahmen<br />
mit umwelttoxischen Chemikalien zur<br />
Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />
Lagerstätten erst dann entschieden werden kann,<br />
wenn die nötige Datengrundlage zur Bewertung<br />
vorhanden ist und zweifelsfrei geklärt ist, dass eine<br />
nachteilige Veränderung der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />
nicht zu besorgen ist (Besorgnisgrundsatz des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes;<br />
die im Auftrag des Bundes<br />
und des Landes NRW erstellten Gutachten kommen<br />
zu dem Ergebnis, dass diese Voraussetzungen zzt.<br />
nicht vorliegen),<br />
""<br />
Disposalbohrungen als Mittel der Entsorgung von<br />
Frackflüssigkeiten mit umwelttoxischen Chemikalien<br />
aus der Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen<br />
Lagerstätten abzulehnen sind.<br />
Zur Regelung von Ausschlussgebieten werden derzeit<br />
Gesetzesentwürfe zur Änderung der UVP-V Bergbau<br />
und Änderung des WHG (u. a. [22]) diskutiert, denen<br />
zufolge Tiefbohrungen, bei denen zur Aufsuchung oder<br />
Gewinnung von Erdgas, Erdöl oder Erdwärme Gesteine<br />
unter hydraulischem Druck aufgebrochen werden, und<br />
die untertägige Ablagerung der bei diesen Tiefbohrungen<br />
anfallenden Stoffen,<br />
""<br />
in <strong>Wasser</strong>schutz- und Heilquellenschutzgebieten<br />
""<br />
sowie in Gebieten, aus denen über oberirdische<br />
Gewässer der gesamte Oberflächenfluss in einen<br />
natürlichen See gelangt, aus dem unmittelbar Rohwasser<br />
für die öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung entnommen<br />
wird,<br />
verboten werden sollen. Außerdem wird diskutiert, dass<br />
behördliche Verbots- und Beschränkungsregelungen<br />
im Einzelfall ggf. auch außerhalb von <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />
getroffen werden können. Das Einzugsgebiet der<br />
Talsperren, aus denen nicht unmittelbar, aber mittelbar<br />
Trinkwasser gewonnen wird, würde den diskutierten<br />
Gesetzesentwürfen zur Folge nicht generell als Ausschlussgebiete<br />
angesehen, obwohl sie wie an der Ruhr<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Trinkwasserqualität und<br />
Versorgungssicherheit der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
leisten und damit eine vergleichbare Schutzbedürftigkeit<br />
wie die direkt zur Rohwasserentnahme<br />
genutzten natürlichen Seen aufweisen.<br />
Der DVGW hat in einer Stellungnahme zum geplanten<br />
Gesetzesentwurf gefordert, die Möglichkeit eines<br />
Verbotes neben <strong>Wasser</strong>schutzgebieten auch auf Einzugsgebiete<br />
von <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen der öffentlichen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung zu beziehen [23], da nicht in<br />
allen Einzugsgebieten von <strong>Wasser</strong>gewinnungsanlagen<br />
der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung <strong>Wasser</strong>schutzgebiete<br />
ausgewiesen sind bzw. den Status als „<strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />
vorgesehenes Gebiet“ besitzen.<br />
In einem vom Hessischen Ministerium für Umwelt,<br />
Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Auftrag<br />
gegebenen Rechtsgutachten wurde festgestellt<br />
[24], dass die Erteilung einer Erlaubnis nicht in Betracht<br />
kommt, wenn aller Voraussicht nach auf einem Großteil<br />
der beantragten Aufsuchungsfläche keine spätere<br />
Gewinnung möglich sein wird, weil<br />
""<br />
aller Voraussicht nach keine Vorkommen vorhanden<br />
sind,<br />
""<br />
die geologisch-hydrogeologischen Standortbedingungen<br />
keine ausreichende Barrierewirkungen<br />
gewährleisten oder<br />
""<br />
überwiegende konkurrierende Nutzungsansprüche<br />
im öffentlichen Interesse im gesamten zuzuteilenden<br />
Feld entgegenstehen.<br />
Im Hinblick auf den Aufsuchungsantrag im Erlaubnisfeld<br />
„Adler South“ wurden vom Hessischen Landesamt<br />
für Umwelt und Geologie (HLUG) nach Überlagerung<br />
der geologischen Potenzialräume mit den Schutzgebieten<br />
für den Grundwasserschutz und weitere Nutzungsansprüche<br />
festgestellt, dass insgesamt 79 % dieses Aufsuchungsfeldes<br />
mit konkurrierenden Nutzungsansprüchen<br />
überlagert sind [5, 24]. Das Rechtsgutachten<br />
kommt in Anbetracht der vom HLUG und von den<br />
Fachbehörden belegten öffentlichen Interessen einerseits<br />
und der nach derzeitigem Kenntnisstand nur unzureichenden<br />
Aussicht auf eine wirtschaftliche Gewinnbarkeit<br />
von Bodenschätzen durch Fracking andererseits<br />
zum Ergebnis, dass die Erteilung der beantragten Aufsuchungserlaubnis<br />
im Erlaubnisfeld „Adler South“ nicht in<br />
Betracht kommt [24]. Das Regierungspräsidium Kassel<br />
hat dem Unternehmen BNK Deutschland die Erlaubnis<br />
für das Aufspüren von Erdgas aus tiefen Bodenschichten<br />
verweigert, worauf BNK Klage gegen das Land Hessen<br />
eingereicht hat.<br />
Energiepolitisch ist die Nutzung von Schiefergas<br />
umstritten. Während das Bundesamt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe nach Abschätzung der Vorkommen<br />
in Deutschland zur Einschätzung kommt, dass<br />
Schiefergas einen Beitrag zur heimischen Energieversorgungssicherheit<br />
leisten kann [2], kam der Sachver-<br />
Januar 2014<br />
80 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Grundwasserschutz<br />
FACHBERICHTE<br />
ständigen Rat für Umweltfragen (SRU) zu dem Schluss,<br />
dass deutsches Schiefergas keinen wesentlichen Nutzen<br />
für die Energiewende leisten wird und der Förderung<br />
dieses Energieträgers kein übergeordnetes gesellschaftliches<br />
Interesse zuzuschreiben ist [8]. Das Hamburgische<br />
WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) kommt zu dem Schluss,<br />
dass in Deutschland „ein vorschnelles Handeln in Bezug<br />
auf Schiefergas vermieden werden (sollte)“, weil „gerade<br />
in den Ländern mit einer großen Bevölkerungsdichte<br />
negative Umweltauswirkungen erhebliche Folgen für<br />
große Teile der Bevölkerung (hätten)“ [25].<br />
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
(BGR), das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches<br />
GeoForschungsZentrum GFZ und das Helmholtz-<br />
Zentrum für Umweltforschung (UFZ) haben am 31. Juli<br />
2013 mit der sogenannten „Hannover-Erklärung“ ihre<br />
gemeinsamen Standpunkte zum Thema „Umweltverträgliches<br />
Fracking“ veröffentlicht [26].<br />
Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke<br />
an der Ruhr e. V. und des Ruhrverbandes wurde<br />
im September 2013 eine Studie zu den wasserwirtschaftlichen<br />
Risiken bei der Aufsuchung und Gewinnung<br />
von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten<br />
im Einzugsgebiet der Ruhr erstellt [27]. Es ist die erste<br />
Studie in Deutschland, die die Risiken und Potenziale<br />
des Fracking auf regionaler Ebene, unter Berücksichtigung<br />
der spezifischen geologisch-hydrogeologischen,<br />
wasserwirtschaftlichen und flächennutzungsspezifischen<br />
Standortbedingungen, beschreibt und bewertet.<br />
Sie kommt zu dem Ergebnis, dass nahezu im gesamten<br />
Ruhreinzugsgebiet die Gasgewinnung mittels Fracking<br />
mit wasserwirtschaftlichen Risiken verbunden ist. Für<br />
die Aufsuchung und Gewinnung von Schiefergas verbleibt<br />
eine Potenzialfläche von weniger als 3 % der<br />
erteilten Erlaubnisfelder, auf der zusätzlich konkurrierende<br />
Flächennutzungen zu berücksichtigen sind.<br />
In der Gelsenkirchener Erklärung fordert ein Bündnis<br />
aus Gelsenwasser AG, Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke<br />
an der Ruhr e. V., Verband Deutscher Mineralbrunnen<br />
e. V., Deutscher Brauer-Bund e. V. und Wirtschaftsvereinigung<br />
Alkoholfreie Getränke e. V. aus Sorge um<br />
die Sicherheit und Reinheit von <strong>Wasser</strong>vorkommen<br />
klare gesetzliche Regelungen zum Schutz vor den<br />
Gefahren des Fracking in Deutschland [28].<br />
Breite Teile der Bevölkerung in Deutschland, davon<br />
viele in Naturschutzverbänden und zahlreichen Bürgerinitiativen<br />
organisiert, lehnen Fracking mehr oder weniger<br />
kategorisch ab [29].<br />
Danksagung<br />
Die Autoren bedanken sich beim Umweltbundesamt und beim<br />
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und<br />
Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen für die Finanzierung<br />
der Studien. Unser Dank gilt ferner unseren Projektpartnern:<br />
Anwaltbüro [Gaßner, Groth, Siederer & Coll.], TU Darmstadt<br />
(Prof. Dr. Sass), Brenk Systemplanung GmbH, BKR Aachen, delta h<br />
Ingenieurgesellschaft mbH, FORALITH Drilling Support AG und<br />
FUMINCO GmbH.<br />
Literatur<br />
[1] AEA Technology plc: Support to the identification of potential<br />
risks for the environment and human health arising from<br />
hydrocarbons operations involving hydraulic fracturing in<br />
Europe. AEA/ED57281/Issue Number 17, 10.08.2012.<br />
http://ec.europa.eu/environment/integration/energy/pdf/<br />
fracking%20study.pdf<br />
[2] BGR – Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe:<br />
Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen<br />
(Schiefergas) in Deutschland, Hannover 2012.<br />
[3] Ewen, C., Borchardt, D., Richter, S. und Hammerbacher, R.: Risikostudie<br />
Fracking – Sicherheit und Umweltverträglichkeit<br />
der Fracking-Technologie für die Erdgasgewinnung aus<br />
unkonventionellen Quellen (Übersichtsfassung) 2012.<br />
[4] GD NRW: Der Geologische Dienst NRW -Landesbetriebinformiert:<br />
Unkonventionelle Erdgasvorkommen in Nordrhein-Westfalen<br />
2011. www.gd.nrw.de/zip/l_rcbm01.pdf<br />
[5] HLUG: Stellungnahme zu vorliegenden Gutachten zum Fracking<br />
in Deutschland im Zusammenhang mit dem Aufsuchungsantrag<br />
der BNK Deutschland GmbH auf Kohlenwasserstoffe<br />
im Erlaubnisfeld „Adler South“. Handlungsempfehlungen<br />
aus geologischer und hydrogeologischer Sicht.<br />
Langfassung. Bearbeitungstand 26. März 2013. www.hlug.<br />
de/fileadmin/dokumente/geologie/rohstoffe/kw/Fracking_<br />
HLUG_lang_260313.pdf<br />
[6] MKULNV NRW: Gutachten mit Risikostudie zur Exploration<br />
von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten in Nordrhein-Westfalen<br />
und deren Auswirkungen auf den Naturhaushalt,<br />
insbesondere die öffentliche Trinkwassergewinnung.<br />
Gutachten im Auftrag des Ministeriums für Klimaschutz,<br />
Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz<br />
des Landes NRW 2012 (Kurzfassung, www.umwelt.<br />
nrw.de/umwelt/pdf/gutachten_fracking_nrw_2012.pdf).<br />
[7] SGD & BGR: Stellungnahme zu den geowissenschaftlichen<br />
Aussagen des UBA-Gutachtens, der Studie NRW und der<br />
Risikostudie des ExxonMobil InfoDialogprozesses zum<br />
Thema Fracking. Erarbeitet für den Bund/Länder-Ausschuss<br />
Bodenforschung (BLA-GEO) durch die Staatlichen Geologischen<br />
Dienste der Deutschen Bundesländer (SGD) und die<br />
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).<br />
Version 5.0, März 2013, Hannover. www.infogeo.de/dokumente/download_pool/SN_SGD-Fracking-Studien_V5_0.<br />
pdf<br />
[8] SRU: Fracking zur Schiefergasgewinnung. Ein Beitrag zur<br />
energie- und umweltpolitischen Bewertung. Sachverständigenrat<br />
für Umweltfragen, Aktuelle Stellungnahme Nr. 18,<br />
Mai 2013. www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/<br />
DE/04_Stellungnahmen/2012_2016/2013_05_AS_18_Fracking.pdf?__blob=publicationFile<br />
[9] Umweltbundesamt (UBA): Umweltauswirkungen von Fracking<br />
bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus<br />
unkonventionellen Lagerstätten – Risikobewertung, Handlungsempfehlungen<br />
und Evaluierung bestehender rechtlicher<br />
Regelungen und Verwaltungsstrukturen. Gutachten im<br />
Auftrag des Umweltbundesamtes 2012, FKZ 3711 23 299<br />
(Lang- und Kurzfassung: www.umweltbundesamt.de/ubainfo-medien/4346.html).<br />
[10] US EPA – U.S. Environmental Protection Agency: Study of the<br />
Potential Impacts of Hydraulic Fracturing on Drinking Water<br />
Resources: Progress Report; December 2012 (www.epa.gov/<br />
hfstudy/pdfs/hf-report20121214.pdf).<br />
[11] europaticker, www.umweltruf.de/news/111/news3.<br />
php3?nummer=13013790<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 81
FACHBERICHTE Grundwasserschutz<br />
[12] BGR – Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe:<br />
Energiestudie 2013. Reserven, Ressourcen und Verfügbarkeit<br />
von Energierohstoffen (17). – 112 S., Hannover 2013.<br />
[13] FINANCIAL TIMES: Shell writedown is bad news for US shale.<br />
1. August 2013.<br />
[14] Davies, R. J., Mathias, S., Moss, J., Hustoft, S. and Newport, L.:<br />
Hydraulic fractures: How far can they go? In: Marine and<br />
Petroleum Geology 37 (2012) No. 1,, p. 1-6.<br />
[15] Pater, C.J . und Baisch, S.: Geomechanical Study of Bowland<br />
Shale Seismicity - Synthesis Report, StrataGen Delft BV und<br />
Q-con GmbH, Delft, November 2011.<br />
[16] Jackson, R.B., Vengosh, A., Darrah, T.H., Warner, N.R., Down, A.,<br />
Poreda, R.J., Osborn, S.G., Kaiguang, Z. and Karr, J.D.: Increased<br />
Stray Gas Abundance in a Subset of Drinking Water Wells<br />
near Marcellus Shale gas extraction. In Proceedings of the<br />
National Academy of Science of the USA (PNAS), July 9, Vol.<br />
110 (2013), No. 28, 11255.<br />
[17] Remmel, J.: Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten. <strong>gwf</strong>-<br />
<strong>Wasser</strong>| <strong>Abwasser</strong> 153 (2012) Nr. 11, S. 1121.<br />
[18] EUWID <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>, Heft 46 (2012), S. 7.<br />
[19] LBEG: Mindestanforderungen an Betriebspläne, Prüfkriterien<br />
und Genehmigungsablauf für hydraulische Bohrlochbehandlungen<br />
in Erdöl- und Erdgaslagerstätten in Niedersachsen.<br />
Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Rundverfügung<br />
vom 31.10.2012. www.lbeg.niedersachsen.de/<br />
download/72198/Mindestanforderungen_an_Betriebsplaene_Pruefkriterien_und_Genehmigungsablauf_fuer_<br />
hydraulische_Bohrlochbehandlungen_in_Erdoel-_und_Erdgaslagerstaetten_in_Niedersachsen.pdf<br />
[20] EUWID <strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>, Heft 51/52 (2012), S. 12.<br />
[21] Umweltministerkonferenz: Ergebnisprotokoll der 79.<br />
Umweltministerkonferenz am 15. und 16. November 2012 in<br />
Kiel unter Vorsitz von Minister Dr. Robert Habeck, Ministerium<br />
für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche<br />
Räume des Landes Schleswig-Holstein 2012. www.<br />
umweltministerkonferenz.de/documents/UMK_Protokoll_<br />
endg-.pdf<br />
[22] BMU: Vorschlag zur Änderung von UVP-V und <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz.<br />
Gemeinsamer Vorschlag von BMU und BMWi<br />
zum Thema Fracking. Stand 26.02.2013. www.bmu.de/themen/wasser-abfall-boden/binnengewaesser/gesetzesaenderung-zu-fracking<br />
[23] DVGW: Stellungnahme vom 21. März 2013 zum Entwurf<br />
eines Gesetzes zur Änderung des <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetzes<br />
vom 7. März 2013 und Entwurf einer Verordnung zur Änderung<br />
der Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
bergbaulicher Vorhaben vom 11. März 2013 in Bezug<br />
auf die Umweltverträglichkeitsprüfung bei Bohrungen mit<br />
Einsatz der Fracking-Technologie. DVGW Deutscher Verein<br />
des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., www.dvgw.de/fileadmin/<br />
dvgw/wasser/ressourcen/dvgw_stellungnahme_gewaesserschutz_fracking.pdf<br />
[24] Hessischer Landtag: 60. Sitzung des Ausschusses für Umwelt,<br />
Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. 11.04.2013,<br />
9:05 bis 10:46 Uhr. 18. Wahlperiode. Stenografischer Bericht<br />
– öffentlicher Teil. www.hessischer-landtag.de/icc/med/<br />
bb7/bb700690-9433-e31a-628b-<br />
31402184e373,11111111-1111-1111-1111-111111111111.<br />
pdf<br />
[25] BERENBERG, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut<br />
(HWWI): Strategie 2030 – Fracking. Berenberg Unternehmenskommunikation,<br />
Hamburg 2013.<br />
[26] BGR, GFZ & UFZ: Abschlusserklärung zur Konferenz „Umweltverträgliches<br />
Fracking?“ am 24./25. Juni 2013 in Hannover<br />
(Hannover-Erklärung). www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Nachrichten/Veranstaltungen/2013/GZH-Veranst/Fracking/Downloads/Hannover-Erklaerung-Finalfassung.pdf<br />
[27] IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für <strong>Wasser</strong> Beratungsund<br />
Entwicklungsgesellschaft mbH: <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche<br />
Risiken bei Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus<br />
unkonventionellen Lagerstätten im Einzugsgebiet der Ruhr.<br />
Gutachten des IWW im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr e. V. und des Ruhrverbandes 2013.<br />
www.awwr.de/fileadmin/download/download_2013/studie_fracking_einzugsgebiet_ruhr.pdf,<br />
http://www.ruhrverband.de/wissen/forschung-entwicklung/fracking/<br />
[28] Gelsenwasser AG, Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an<br />
der Ruhr e. V., Deutscher Brauer‐Bund e. V., Verband Deutscher<br />
Mineralbrunnen e. V. & Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie<br />
Getränke e. V.: Gelsenkirchener Erklärung: <strong>Wasser</strong>versorger,<br />
Bierbrauer, Mineral‐ und Heilbrunnenbetriebe<br />
sowie Erfrischungsgetränkehersteller fordern Schutz vor<br />
Fracking (24.10.2013) http://www.gelsenwasser.de/fileadmin/download/unternehmen/presse/gelsenkirchener_<br />
erklaerung.pdf<br />
[29] BUND: Umweltrisiko Erdgas-Fracking verbieten. Beschluss<br />
des BAK Energie am 03.11.2012.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 07.10.2013<br />
Korrektur: 12.12.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dr. Axel Bergmann<br />
E-Mail: a.bergmann@iww-online.de |<br />
IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> |<br />
Moritzstraße 26 |<br />
D-45476 Mülheim an der Ruhr<br />
Dr. H. Georg Meiners<br />
E-Mail: g.meiners@ahu.de |<br />
ahu AG <strong>Wasser</strong> · Boden · Geomatik |<br />
Kirberichshofer Weg 6 |<br />
D-52066 Aachen<br />
Januar 2014<br />
82 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Die <strong>Wasser</strong>versorgung im<br />
antiken Rom<br />
Sextus Iulius Frontinus, Leiter der antiken römischen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Sextus Iulius Frontinus wurde im Jahre 97 n. Chr. durch Kaiser Nerva zum Leiter der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Rom (curator aquarum) berufen. Aus diesem Anlass verfasste er<br />
eine Schrift, die unter dem Titel „De aquaeductu urbis Romae – Die <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt<br />
Rom“ überliefert worden ist. Frontin gibt darin einen Überblick über den Stand des Wissens<br />
bezüglich Management, Technik und Organisation der öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung. Er<br />
begegnet uns als moderner Manager einer großstädtischen <strong>Wasser</strong>versorgung; seine Schrift<br />
kann als erstes Lehrbuch des Faches gelten. Die zweisprachige Ausgabe basiert auf einer<br />
sorgfältigen Überprüfung des lateinischen Textes sowie einer neuen Übersetzung ins Deutsche.<br />
Hrsg.: Frontinus Gesellschaft e.V.<br />
4. völlig neu bearbeitete Auflage 2013<br />
284 Seiten, vierfarbig, Hardcover mit Schutzumschlag<br />
ISBN: 978-3-8356-7107-2<br />
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Die <strong>Wasser</strong>versorgung im antiken Rom<br />
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FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Ergebnisse experimenteller Vergleichsuntersuchungen<br />
mit Glaskugeln und<br />
Filterkiesen in Trinkwasserbrunnen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, Glaskugeln, Filterkies, spezifische Ergiebigkeit, Verockerungsverhalten<br />
Christoph Treskatis, Lara Tholen und Reinhard Klaus<br />
Bisherige Studien und Laborversuche zeigten, dass<br />
Glaskugeln in Trinkwasserbrunnen aufgrund ihrer<br />
Materialeigenschaften (glatte Oberflächen, gleichmäßige<br />
Kugelgrößen, sehr geringe Ungleichkörnigkeit<br />
etc.) günstige Voraussetzungen für reduzierte Eintrittsverluste<br />
und für eine Vergleichmäßigung der<br />
Anströmung haben können. In der Praxis war seit<br />
einiger Zeit bekannt, dass die Entwicklung und Regenerierung<br />
von Brunnen mit Glaskugelschüttungen an<br />
verschiedenen Standorten in Deutschland und den<br />
USA effizienter durchgeführt werden konnten. Im<br />
Rahmen von Labor- und Feldexperimenten konnten<br />
die grundlegenden Annahmen aus den bisherigen<br />
Studien und der Praxis bestätigt werden. Die Ergiebigkeit<br />
von Glaskugelbrunnen lag am Versuchsstandort<br />
in Rostrup um 15 bis 21 % über der Ergiebigkeit<br />
von vergleichbaren Kiesschüttungsbrunnen. Die Entsandungsversuche<br />
an den sechs Testbrunnen in<br />
Rostrup zeigten, dass die Trennschärfe der Glaskugelschüttungen<br />
gegenüber dem ausgetragenen<br />
Korn aus dem Grundwasserleiter größer ist als bei<br />
den vergleichbaren Kiesschüttungen. Fehlbemessungen<br />
führen wie bei Kiesschüttungen erwartungsgemäß<br />
zur Sandführung. Laborexperimente zum chemisch<br />
induzierten Verockerungsverhalten konnten<br />
Hinweise geben, dass der Druckaufbau infolge der<br />
Eisen- und Manganablagerungen in Filterkiesen<br />
wesentlich rascher erfolgte als in vergleichbaren<br />
Glaskugelpackungen. Die physikalischen Unterschiede<br />
in den Materialeigenschaften von Filterkiesen<br />
und Glaskugeln sowie das Verbandsverhalten der<br />
Schüttgüter prägen sowohl das hydraulische Verhalten<br />
als auch die Verockerungsentwicklung in Brunnen.<br />
Results of Field and Laboratory Experiments with<br />
Glass Beads and Gravel Material in Water Wells<br />
Former studies showed that effective porosity and<br />
hydraulic conductivity of fine and medium sized<br />
glass beads in the annulus of water wells reduce head<br />
losses and entrance velocities. Therefore well desanding,<br />
operation and rehabilitation are supposed to be<br />
affected in a positive way. Current laboratory and<br />
field experiments with natural filter gravel according<br />
to DIN 4924 and glass beads proved that glass beads<br />
are suitable to improve hydraulic conductivity in the<br />
annulus of water wells and to support yield in low to<br />
medium permeable sediments on the one hand. On<br />
the other hand desanding experiments in different<br />
wells with various gravel and glass bead packs confirm<br />
the major influence of the aquifer conductivity<br />
on well yield. Gravel material fits to the sediment in a<br />
more or less “generous” way due to its range of grain<br />
size. Compared to similar gravel packs, glass beads<br />
retain grain size strictly up to the point of inflection<br />
of the sieve curve according to DVGW W 113. Nevertheless,<br />
breakthrough of particles from the aquifer is<br />
exclusively controlled by the grain size of the gravel<br />
or glass bead pack. At the beginning of well operation,<br />
glass beads promote a better yield and a lower<br />
entrance loss due to their uniformity and homogeneous<br />
gradation. That’s why accurate sampling and<br />
sizing of the glass bead pack is necessary to prevent<br />
an undesired breakthrough of sand into the well. Well<br />
ageing processes such as incrustation of iron and<br />
manganese affects well performance. Experiments<br />
show that glass beads need a longer time to develop<br />
scale and friction losses start later compared to similar<br />
gravel material. But after a certain time, friction<br />
loss rises independently from material. As a result<br />
development of incrustations within different filter<br />
materials is only delayed not prevented. In well<br />
operation, the different material properties of glass<br />
bead and gravel material in the annulus of water<br />
wells are balanced by water quality and scaling processes.<br />
Januar 2014<br />
84 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
1. Einleitung und bisheriger Kenntnisstand<br />
Glaskugeln werden seit 2007 als Schüttgüter im Brunnenbau<br />
verwendet. Erste brunnenbautechnische Erfahrungen<br />
mit Glaskugeln aus säurebeständigem Kalk-Na -<br />
tronglas wurden beim Bau von Festgesteinsbrunnen in<br />
Franken gesammelt [1]. Anstoß für die Verwendung von<br />
Glaskugeln als Alternative zum Filterkies waren Erfahrungen<br />
von Brunnenbauern. Diese betrafen einerseits<br />
die Entwicklung bzw. Entsandung der Brunnen, in deren<br />
Verlauf bei Brunnen mit Glaskugelschüttungen im Vergleich<br />
zu Kiesschüttungsbrunnen weniger „Unterkorn“<br />
gefördert wurde und Entsandungsarbeiten rascher<br />
abgeschlossen werden konnten. Bei Brunnen mit einer<br />
starken Verockerungsneigung wurden bei Glaskugelschüttungen<br />
ein späteres Auftreten von Ablagerungen<br />
und eine geringere Abnahme der Leistung berichtet.<br />
Quantifizierbare Nachweise dieser „Regeneriererfolge“<br />
wurden jedoch nicht publiziert.<br />
Die physikalischen und hydraulischen Eigenschaften<br />
der beiden unterschiedlichen Schüttguttypen wurden<br />
im Rahmen eines F&E-Vorhabens untersucht [2]. Messbare<br />
Unterschiede zwischen den Materialtypen ergaben<br />
sich aus Laborversuchen bei den Eigenschaften Rundheit,<br />
Bruchlast, Bruchcharakteristik, Abriebfestigkeit und<br />
beim Anlagerungsverhalten gegenüber chemisch induzierten<br />
Eisenhydroxiden unter Laborbe dingungen [3].<br />
Zur Ermittlung der hydraulischen Eigenschaften<br />
unterschiedlicher Schüttgüter wurden am Bau-Ausbildungszentrum<br />
in Rostrup Laborversuche und Versuche<br />
an einem Teststand durchgeführt [4, 5]. Diese Versuche<br />
dienten der Ermittlung hydraulischer Kenngrößen, die<br />
eine allgemeine hydraulische Charakterisierung der<br />
Schüttgüter für den Brunnenbau zulassen. Im Laborund<br />
Technikumsmaßstab wurden für verschiedene<br />
Schüttguttypen die Porosität bei lockerer und dichter<br />
Lagerung, das Setzungsverhalten unter ungesättigten<br />
und gesättigten Bedingungen, die Durchlässigkeitsbeiwerte<br />
und Durchflussraten sowie die Systemdurchlässigkeit<br />
„Gebirge-Schüttung“ bestimmt.<br />
Die Versuchsergebnisse zeigten, dass der Einfluss<br />
des Schüttungsmaterials auf die Brunnenergiebigkeit<br />
im Vergleich zu den Aquifereinflüssen gering ist. Voraussetzung<br />
dieser Einschätzung ist eine hydraulisch korrekte<br />
Anpassung der Schüttkorngröße an die örtlichen<br />
Grundwasserleiterverhältnisse. Diesen Zusammenhang<br />
konnten auch analytische Modellierungen und Untersuchungen<br />
an einem Aquifermodell an der RWTH<br />
Aachen bestätigten [6]. Je gröber die Schüttung desto<br />
günstiger sind die hydraulischen Eigenschaften der<br />
Materialien, die in den meisten Fällen bei den Kenngrößen<br />
„Nutzporosität“ und „k f -Wert“ immer besser sind als<br />
in der geologischen Formation.<br />
Der geologische Untergrund steuert maßgeblich die<br />
für die Brunnenergiebigkeit wichtige Systemdurchlässigkeit.<br />
Die Unterschiede zwischen den Schüttguttypen<br />
sind bei der Porosität, im Setzungsverhalten und in der<br />
Schüttgutdurchlässigkeit vor allem von der Korn- bzw.<br />
Kugelgröße abhängig. Für die Stabilität und die Entwicklung<br />
des Brunnens sowie dessen spätere Instandhaltung<br />
ist die korrekte Bestimmung der Korn- bzw.<br />
Kugelgröße von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang<br />
zeigten Glaskugeln im Laborversuch höhere<br />
Nutzporositäten, vor allem in den kleineren Kugelgrößen,<br />
und bei allen untersuchten Fraktionen ein<br />
geringeres Setzungsmaß [7].<br />
Die Erkenntnisse aus den Labor- und Technikumsversuchen<br />
aus den Jahren 2009 bis 2011 wurden im Rahmen<br />
einer Masterarbeit an der Jade Hochschule, Oldenburg,<br />
an realen Brunnen vertieft betrachtet [8]. Der<br />
Standort Rostrup wurde gewählt, weil die Untergrundverhältnisse<br />
dort nur im geringen Umfang wechseln<br />
und somit verschiedene Brunnenausbauten bei in etwa<br />
gleichen hydrogeologischen Randbedingungen untersucht<br />
werden können. Parallel zu den insitu- und Laborversuchen<br />
wurden Untersuchungen zur Entwicklung<br />
der Leistungsfähigkeit im Zuge einer voranschreitenden<br />
chemischen Verockerung an unterschiedlich ausgebauten<br />
Brunnen eines <strong>Wasser</strong>werkes in einem Terrassengrundwasserleiter<br />
in der Rheintalscholle eingeleitet.<br />
Ziele der experimentellen Untersuchungen waren<br />
einerseits eine Überprüfung der Laborergebnisse in der<br />
Brunnenbetriebspraxis und andererseits die Herausarbeitung<br />
von Vor- und Nachteilen der Schüttguttypen in<br />
Abhängigkeit vom Einsatzgebiet und von den brunnentechnischen<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Tabelle 1. Ausbaukenngrößen der Versuchsbrunnen 1 bis 6 auf dem Gelände<br />
des Bau-Ausbildungszentrums Rostrup (Länge der Filterstrecke DN 125 jeweils<br />
4 m).<br />
Ausbautyp<br />
Körnung/Kugelgröße<br />
[mm]<br />
1 Glaskugeln (GK) 1,7 bis 2,1 8,30<br />
2 Filtersand (FK) 1,0 bis 2,0 8,30<br />
3 Glaskugeln (GK) 2,0 bis 2,4 6,00<br />
4 Glaskugeln (GK) 2,4 bis 2,9 7,00<br />
5 Glaskugeln (GK) 2,85 bis 3,45 7,00<br />
6 Filterkies (FK) 2,00 bis 3,15 8,00<br />
2. Insitu-Versuche zur Brunnenergiebigkeit<br />
Im Bau-Ausbildungszentrum in Rostrup wurden sechs<br />
Vertikalfilterbrunnen in die quartären Fein- bis Mittelsande<br />
unter dem örtlich als Grundwasserstauer fungierenden<br />
Geschiebemergel abgeteuft. Der örtliche Grundwasserleiter<br />
ist gespannt und durch eine reduzierte<br />
Grundwasserbeschaffenheit mit hohen Eisen- und Mangangehalten<br />
gekennzeichnet (7 bis 12 mg/L Fe gesamt<br />
und 1,2 bis 1,8 mg/L Mn gesamt ). Die Brunnen wurden in<br />
einer Reihe im Abstand von 5 m bis auf etwa 20 m unter<br />
Gelände im Trockenbohrverfahren abgeteuft. Der Aus-<br />
Brunnennummer<br />
Schüttungslänge<br />
[m]<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 85
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
bau der Brunnenbohrungen, die mit einem Durchmesser<br />
von 324 mm hergestellt wurden, erfolgte mit Filterkiesen<br />
oder Glaskugeln in unterschiedlichen Schüttkorngrößen.<br />
Dabei wurden Körnungen bzw.<br />
Kugelgrößen verwendet, die sowohl nahe als auch<br />
bewusst über dem nach DVGW-Arbeitsblatt W 113<br />
ermittelten Schüttkorn lagen (Tabelle 1).<br />
Bild 1 zeigt beispielhaft den Ausbau des Brunnens 1.<br />
Das Kennkorn des Bodens innerhalb der Brunnenreihe<br />
liegt im Bereich des Wendepunktes der Kornverteilungskurve<br />
bei etwa 0,36 mm, wobei DIN-Siebsätze<br />
ohne eine Erweiterung der feineren Körnungsstufen bis<br />
2 mm benutzt wurden (Abstufung: 0,2–0,6 mm; 0,1–<br />
0,2 mm und 0,071-0,1 mm). Die Ungleichkörnigkeitsgrade<br />
betrugen weniger als 2. Das Schüttkorn liegt nach<br />
der DIN 4924 für diese Siebanalysen im Wertebereich<br />
von 2 bis 3,15 mm.<br />
Einzelne Schichten der Versuchsbrunnenbohrungen<br />
und benachbarte Bohrungen auf dem Versuchsgelände<br />
ergaben jedoch bei einem erweiterten Siebsatz (Abstufung<br />
0,63-1,0 mm; 0,5-0,63 mm; 0,4-0,5 mm; 0,25-0,4<br />
mm; 0,2-0,25 mm; 0,125-0,2 mm; 0,1-0,125 mm und<br />
0,063-0,1 mm) Schüttkorngrößen ≤ 2 mm, für die eine<br />
DIN-Schüttung von 1 bis 2 mm abgeleitet wurde. Diese<br />
wurde als Bemessungsgröße für die Versuche angesetzt.<br />
Die Untergrunddurchlässigkeit wurde aus den Siebanalysen<br />
nach Hazen errechnet und beträgt für alle sechs<br />
Brunnen im Mittel 5,3·10 –4 m/s. Die Bemessungsfördermenge<br />
wurde zu 12 m³/h bestimmt.<br />
Die Brunnen wurden im Jahr 2010 errichtet, klar<br />
gepumpt und geophysikalisch vermessen. Danach wurden<br />
die Brunnen nicht weiter entwickelt sondern stehen<br />
gelassen und im Jahr 2012 einer Kamerabefahrung<br />
unterzogen.<br />
Die Kamerabefahrungen zeigten, dass die Brunnen<br />
während ihrer 2-jährigen Standzeit Inkrustationen aufwiesen,<br />
die optisch im oberen Filtersegment dominierten<br />
und als weiche, braune Beläge über die Schlitze in<br />
die Filterstrecke einwuchsen (Bild 2). Die Brunnen wur-<br />
Bild 1. Ausbauzeichnung und geologische Schichtenfolge<br />
am Standort der Bohrung zum Versuchsbrunnen<br />
1 (Glaskugeln 1,7 bis 2,1 mm).<br />
Bild 2. Blick in den Brunnen 4 (Glaskugelausbau 2,4<br />
bis 2,9 mm) nach etwa zwei Jahren Standzeit ohne<br />
Förderung und Entwicklung. © Lara Tholen<br />
Januar 2014<br />
86 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
den nach der Kamerabefahrung durch einen dreistufigen<br />
Pumpversuch nach DVGW-AB W 111 getestet und<br />
einer Entwicklung mittels Doppelkolbenkammer<br />
(Packerabstand 0,60 m) unterzogen. Danach wurde ein<br />
weiterer Pumpversuch mit den gleichen Förderstufen<br />
von 8, 12 und 16 m³/h durchgeführt.<br />
Nach dem Klarpumpen und vor der Entwicklung<br />
wurden bei den Glaskugelbrunnen spezifische Ergiebigkeiten<br />
gemessen, die zwischen etwa 15 und 21 % über<br />
den Werten der Kiesschüttungsbrunnen lagen (Bild 3).<br />
Im direkten Vergleich wurden bei den Filterkiesbrunnen<br />
zwischen der Schüttung 1,0 bis 2,0 mm und 2,0 bis<br />
3,15 mm Unterschiede in der spezifischen Ergiebigkeit<br />
von rund 9 % zugunsten der gröberen Schüttfraktion<br />
nachgewiesen. Diese Charakteristik bestätigte die<br />
Ergebnisse der Labor- und Technikumsversuche [4, 5].<br />
Im Zuge der den Pumpversuchen folgenden Entwicklungsarbeiten<br />
ergaben sich folgende qualitative<br />
Erkenntnisse bei den sechs untersuchten Brunnen:<br />
""<br />
Die bei rund 9 m³/h über die Kammer (Kammerlänge<br />
0,60 m; Kunststoffpackerlänge jeweils 0,75 m) geförderten<br />
Sandmengen waren im Trend bei den Filterkiesbrunnen<br />
geringer als bei den Glaskugelbrunnen<br />
(Bilder 4 und 5); der Sandaustrag nimmt mit der<br />
Kugel- bzw. Korngröße des jeweiligen Schüttguttyps<br />
erwartungsgemäß zu (Bild 6).<br />
""<br />
Im Filterkiesbrunnen 6 mit der Bemessungsschüttung<br />
2,0 bis 3,15 mm wurde trotz Konformität mit<br />
dem Schüttkorn (ermittelt mit dem Norm-Siebsatz)<br />
beim Pumpversuch nach der Entsandung ein unerwartet<br />
starker Sanddurchbruch festgestellt, dessen<br />
Ursache vermutlich auf eine Fehlbestimmung des<br />
Kennkorns (z. B. aufgrund des Einsatzes eines Siebsatzes<br />
mit einer zu weitständigen Prüfsiebgröße)<br />
oder Fehler bei der Bodenprobennahme zurückgeführt<br />
wird.<br />
""<br />
Bereits durch mäßige Impulseinträge beim „bewegten“<br />
Kolben (Hubhöhe 0,5 m) wurde eine Zunahme<br />
des Sandaustrags unabhängig vom Schüttguttyp<br />
festgestellt. Eine stabile Beharrung der Sandausträge<br />
konnte jedoch nicht in allen Brunnen bzw. in allen<br />
Behandlungsstufen entlang der 4 m langen Filterstrecken<br />
erreicht werden, was auf die versuchstechnisch<br />
gewollte „Überbemessung“ der Schüttung in<br />
den Brunnen 4 bis 6 zurückzuführen ist.<br />
""<br />
Die Brunnen 1 und 2 mit den feinen Schüttungen<br />
(siehe Tabelle 1) erreichten beim Pumptest nach der<br />
Entsandung erwartungsgemäß bei allen Förderstufen<br />
die vorab definierte Sandfreiheit von < 0,1 g/m³.<br />
Am Brunnen 3 wurde erst bei der höchsten Förderstufe<br />
(16 m³/h), die über der für den Standort definierten<br />
Betriebsförderung von 12 m³/h lag, ein Sanddurchbruch<br />
erzielt.<br />
""<br />
Die gröber geschütteten Glaskugelbrunnen 4 und 5<br />
konnten nicht sandfrei hergestellt werden, da deren<br />
Schüttung erwartungsgemäß bei der Betriebsför-<br />
Absenkung [m]<br />
Entsandungsabschnitt<br />
-1,00<br />
-2,00<br />
-3,00<br />
-4,00<br />
-5,00<br />
-6,00<br />
-7,00<br />
Ergiebigkeitskurven Brunnen Nr. 1-6<br />
Pumpversuche vor der Entsandung<br />
Entnahmemenge [m³/h]<br />
0 4 8 12 16<br />
0,00<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
B1: Gk 1,7-2,1<br />
B2: Fk 1,0-2,0<br />
B3: Gk 2,0-2,4<br />
B4: Gk 2,4-2,9<br />
B5: Gk 2,85-3,45<br />
B6: Fk 2,0-3,15<br />
FK-Brunnen<br />
GK-Brunnen<br />
Bild 3. <strong>Wasser</strong>andrangkurven der sechs Versuchsbrunnen<br />
vor der Entwicklung/Entsandung.<br />
172,0<br />
275,6<br />
19,0<br />
34,0<br />
21,5<br />
177,5<br />
49,7<br />
2541,5<br />
Sandmenge Brunnen Nr. 1 (Gk 1,7-2,1 mm)<br />
1,0 10,0 100,0 1000,0 10000,0<br />
Sandmenge [ml]<br />
Bild 4. Ausgetragene Sandmengen im GK-Brunnen 1<br />
(Schüttung 1,7 bis 2,1 mm).<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 87
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
8<br />
7<br />
3,6<br />
8,5<br />
Sandmenge Brunnen Nr. 2 (Fk 1,0-2,0mm)<br />
dermenge nicht stabil gegenüber Feststoffeinträgen<br />
aus dem Grundwasserleiter ist.<br />
""<br />
Der Kiesschüttungsbrunnen 6 zeigte bei 12 m³/h<br />
einen Sandgehalt von < 0,1 g/m³, bei 16 m³/h Förderleistung<br />
erfolgte analog zum Glaskugelbrunnen 3<br />
ein Sanddurchbruch.<br />
Entsandungsabschnitt<br />
Entsandungsabschnitt<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
10,8<br />
29,0<br />
62,0<br />
71,5<br />
43,5<br />
85,5<br />
1,0 10,0 100,0 1000,0 10000,0<br />
Sandmenge [ml]<br />
Bild 5. Ausgetragene Sandmengen im FK-Brunnen 2<br />
(Schüttung 1,0 bis 2,0 mm).<br />
86,0<br />
220,0<br />
485,0<br />
135,0<br />
655,0<br />
930,0<br />
1126,0<br />
3350,0<br />
Sandmenge Brunnen Nr. 6 (Fk 2,0-3,15)<br />
1,0 10,0 100,0 1000,0 10000,0<br />
Sandmenge [ml]<br />
Bild 6. Ausgetragene Sandmengen im FK-Brunnen 6<br />
(Schüttung 2,0 bis 3,15 mm).<br />
Nach der abschnittsweisen Entwicklung der Brunnen<br />
wurden bei allen Brunnen geringe Verbesserungen in<br />
der spezifischen Ergiebigkeit festgestellt (Bild 7).<br />
Ausnahme war der Brunnen 3, der fast keinen Ergiebigkeitszuwachs<br />
nach der Entsandung zeigte. Die<br />
Ursache hierfür ist aus den Versuchsdaten nicht sicher<br />
ableitbar und wird entweder auf eine Kolmation der<br />
Schüttung durch die am Brunnenstandort feststellbaren,<br />
recht hohen Feinstsandmengen oder eine<br />
unvollständige Entsandung einzelner Stufen zurückgeführt.<br />
Die Ergiebigkeitszuwächse betrugen bei den Glaskugelbrunnen<br />
zwischen 2 und 8 %, bei den Kiesschüttungsbrunnen<br />
zwischen 3 und 13 % (Bild 7). Die höchsten<br />
Ergiebigkeitszuwächse erfuhren der Brunnen 2 (FK-<br />
Schüttung 1,0 bis 2,0 mm), der Brunnen 4 (GK-Schüttung<br />
2,4 bis 2,9 mm) sowie der Brunnen 1 (GK-Schüttung 1,7<br />
bis 2,1 mm).<br />
3. Bewertung der Ergebnisse der Insitu-<br />
Versuche zur Brunnenergiebigkeit<br />
Die insitu-Versuche bestätigen den im Labor bereits<br />
nachgewiesenen geringeren initialen Druckverlust der<br />
Glaskugelschüttungen in Relation zu den vergleichbaren<br />
Filterkiesschüttungen. Dieser geringere Druckverlust ist<br />
auf die im Vergleich zum Filterkies hohe Gleichkörnigkeit<br />
und Isotropie der Glaskugelschüttung zurückzuführen.<br />
Die Entwicklung der sechs Versuchsbrunnen brachte sehr<br />
unterschiedliche Einzelergebnisse und insgesamt nur<br />
geringe Ergiebigkeitszuwächse in den verschiedenen<br />
Brunnen. Ursache hierfür ist die geringe standortbedingte<br />
Ungleichkörnigkeit des anstehenden Sedimentes,<br />
das praktisch kein entsandungsfähiges Korn besitzt. Bei<br />
der Entsandung werden je nach Schüttkorngröße mehr<br />
oder weniger große Teile des Kornspektrums mobilisiert;<br />
ein echtes Stützkorngerüst ist aus diesem Sediment nicht<br />
entwickelbar. Der Standort der Testbrunnen in Rostrup ist<br />
somit aus fassungstechnischer Sicht als „schwieriger“<br />
Standort einzustufen.<br />
Die Entsandungsförderleistung entsprach den Vorgaben<br />
des DVGW-AB W 119. Nach diesem Arbeitsblatt<br />
wäre für Q Betrieb = 12 m³/h eine Kammerförderrate von<br />
9 m³/h bei einer Kammerlänge von 0,60 m rechnerisch<br />
korrekt. Aufgrund der geringen Ungleichkörnigkeit des<br />
Bodens ergaben sich an den Brunnen hohe mobilisierbare<br />
Sandgehalte, die nur bei den Brunnen 1 bis 3 zur<br />
praktischen Sandfreiheit bei Q Betrieb = 12 m³/h führten.<br />
Am Brunnen 3 ergab sich ein Sanddurchbruch bei Q ><br />
Q Betrieb ; bei den übrigen Brunnen mit einer überbemes-<br />
Januar 2014<br />
88 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
senen Schüttung wurde die technische Sandfreiheit<br />
erwartungsgemäß in keiner Pumpstufe erreicht.<br />
Als Fazit aus den Versuchen an den sechs Brunnen ist<br />
abzuleiten, dass die spezifische Ergiebigkeit in den Glaskugelbrunnen<br />
bei den standörtlichen Bodenverhältnissen<br />
etwa 15 % höher ausfällt als bei den Vergleichskorngrößen<br />
der DIN-Filterkiese. Diese Relation ändert sich<br />
nach der Entwicklung der Brunnen nicht. Die Brunnen 1<br />
und 2 entsprechen der Schüttkornausstattung standorttypischer<br />
Brunnen in Rostrup. Dies wurde durch die<br />
Sandfreiheit am Ende der Entwicklungsarbeiten bestätigt.<br />
Die Brunnen 4 bis 6 sind gegenüber dieser Schüttkornausstattung<br />
für Q Betrieb trotz einer nach W 113<br />
bestimmten Schüttung von 2 bis 3,15 mm als „überbemessen“<br />
einzustufen. Diese Diskrepanz wird u. a. auf die<br />
ungenauere Bestimmung des Wendepunktes in den<br />
Sieblinien der Schichten bei Verwendung des für kleine<br />
Körnungen zu weit gestuften Norm-Siebsatzes zurückgeführt.<br />
Der geringere Ergiebigkeitszuwachs in den Brunnen<br />
3 bis 6 zeigt im Vergleich zu den „korrekt“ bemessenen<br />
Brunnen 1 und 2, dass der Einfluss der vergleichsweise<br />
geringen Untergrunddurchlässigkeit bei den in Bezug<br />
auf die Schüttkorngröße „überbemessenen“ Brunnen<br />
größer wird. Die im Labor ermittelte hohe bis sehr hohe<br />
Durchlässigkeit der Schüttgüter „verbessert“ die geringe<br />
Unterdurchlässigkeit nur noch im geringen Umfang.<br />
Die Durchlässigkeit des Untergrunds liegt mit rund<br />
0,5 · 10 -3 m/s etwa eine Zehnerpotenz unter der Durchlässigkeit<br />
der Glaskugeln (Kugelgröße > 2,1 mm) bzw.<br />
des vergleichbaren Filterkieses (2,0 bis 3,15 mm) (0,5 bis<br />
0,7·10 -2 m/s) [4]. Daraus kann abgeleitet werden, dass<br />
die Schüttung im Brunnenringraum bei relativ gleichkörnigen<br />
Sedimenten, unabhängig vom Material, nur<br />
einen geringen Beitrag zur Verbesserung der Systemdurchlässigkeit<br />
leistet.<br />
Die ausgetragene Sandmenge steigt mit der Kugelbzw.<br />
Korngröße an und erreicht in den bearbeiteten<br />
Abschnitten der jeweils 4 m langen Filterstrecken unterschiedliche<br />
Beträge. Nahe der Filterober- oder -unterkante<br />
steigt der Sandanfall tendenziell an, da über die<br />
Unter- und Überschüttung des Filterrohrs auch nicht<br />
genau definierbare Abschnitte außerhalb der Verfilterung<br />
durch die Entwicklungsarbeiten aktiviert wurden.<br />
Die im Zuge der Entsandung ausgetragenen und<br />
mittels Partikelmessung bestimmten Korngrößen lagen<br />
bei dem „korrekt“ bemessenen Filterkiesbrunnen (Brunnen<br />
2) mit Partikeln bis zu 0,2 mm Größe (< 5 % der<br />
Masse) unter der nach W 113 ermittelten Kennkorngröße<br />
von 0,36 mm; beim Glaskugelbrunnen 1 ergab<br />
sich ein geringer Durchbruch von Körnern bis maximal<br />
0,5 mm (etwa 5 % der Masse). Die übrigen Brunnen zeigten<br />
Sanddurchbrüche mit steigenden Anteilen der hier<br />
gewählten Prüfkorngröße von 0,5 mm (13 % bis 17 % bei<br />
Brunnen 4 und 5).<br />
Veränderung QE vor/nach Entsandung [%]<br />
16,00<br />
14,00<br />
12,00<br />
10,00<br />
8,00<br />
6,00<br />
4,00<br />
2,00<br />
0,00<br />
B1: Gk 1,7-2,1<br />
B2: Fk 1,0-2,0<br />
B3: Gk 2,0-2,4<br />
Stufe 1: Stufe 2: Stufe 3:<br />
B4: Gk 2,4-2,9<br />
B5: Gk 2,85-3,45<br />
B6: Fk 2,0-3,15<br />
Brunnen<br />
Bild 7. Prozentuale Veränderung der spezifischen Ergiebigkeit<br />
Q E in den Versuchsbrunnen nach der Entwicklung/Entsandung<br />
(bezogen auf die Stufen des Leistungspumpversuchs).<br />
Bild 8. Versuchsanordnung<br />
zur<br />
Ermittlung des<br />
Verockerungsverhaltens<br />
von<br />
Glaskugel- und<br />
Filterkiesschüttungen.<br />
© Christoph<br />
Treskatis<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 89
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Zeit [h]<br />
Druck [bar]<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
240:00<br />
216:00<br />
192:00<br />
168:00<br />
144:00<br />
120:00<br />
96:00<br />
72:00<br />
48:00<br />
24:00<br />
0:00<br />
Vergleich der Druckaufbaukurven aller Verockerungsversuche<br />
0<br />
0:00 48:00 96:00 144:00 192:00 240:00 288:00 336:00<br />
Zeit [h]<br />
Fk 0,7-1,25<br />
Gk 0,75-1,0<br />
Fk 1,0-2,0<br />
Gk 1,7-2,1<br />
GK 1,7-2,1<br />
Wiederholung<br />
Fk 2,0-3,15<br />
Gk 2,4-2,9<br />
Bild 9. Druckaufbaukurven für die untersuchten Schüttungen<br />
(Plateauphase mit Druckmaximum 2 bar versuchstechnisch<br />
bedingt).<br />
Punkt A [h] Punkt B [h]<br />
0,7-1,25 1,0-2,0 2,0-3,15 0,75-1,0 1,7-2,1 * 1,7-2,1 2,4-2,9<br />
Fk Fk Fk Gk Gk Gk Gk<br />
Bild 10. Zeitpunkte des Beginns des Druckaufbaus im Schüttgut<br />
(Punkt A) und des Wendepunktes (Punkt B) in der experimentellen<br />
Druckaufbaukurve in einem Schüttkörper.<br />
Bild 11. Ummantelung von Glaskugeln (1,75 mm Durchmesser) mit<br />
Mangan- (als „erste Schale“) und Eisenoxiden (als schlammartige<br />
Matrix). © Lara Tholen<br />
Die Durchgangskorngröße steigt bei dem standörtlich<br />
bedingten, feinkörnigen Bodentyp (C u < 2) in Funktion<br />
der Kugel- bzw. Korngröße der Schüttung an. Dabei<br />
ergeben sich bei den gegenüber W 113 „überbemessenen“<br />
Glaskugelschüttungen Durchbrüche von<br />
Sandkörnern, die größer als das Kennkorn sind. Diese<br />
Tendenz ist bei der gröberen Kiesschüttung nicht so<br />
deutlich erkennbar. Daraus wird abgeleitet, dass bei<br />
Glaskugelschüttungen bei „korrekter“ Bemessung der<br />
Kugelgröße Durchbrüche bis zum Kennkorn der Sieblinie<br />
erwartet werden können, entsprechend der theoretischen<br />
Betrachtungen nach Nahrgang, auf denen<br />
auch die Methodik der Schüttgutbemessung im AB W<br />
113 basiert. Fehlbe messungen und Sanddurchbrüche<br />
können nur durch möglichst exakte Probennahmen<br />
und mit einem in den feineren Korngrößen z. B. zwischen<br />
2,0 und 0,063 mm stufenweise erweiterten Siebsatz<br />
ausgeführte Korngrößenanalysen ver mieden werden.<br />
Dies gilt genauso für Kiesschüttungen, nur dort<br />
werden Sanddurchbrüche durch die Einlagerung in der<br />
Schüttung zum Teil aufgefangen bzw. verschleiert.<br />
Die Versuche zeigten, dass die Filterkiese in Bezug<br />
auf die Sandfreiheit und die Filterstabilität eine scheinbar<br />
höhere „Toleranz“ gegenüber Fehlbemessungen<br />
und Ausführungsfehlern im Brunnenbau haben. Diese<br />
höhere „Toleranz“ des Filterkieses gegenüber handwerklichen<br />
Fehlern wird aber durch die erhöhte Kolmationsgefahr<br />
und die damit verbundene geringere Ergiebigkeit<br />
der Filterkiese im Vergleich zu Glaskugelschüttungen<br />
bei vergleichbaren Brunnen aufgewogen.<br />
4. Laborversuche zur Ermittlung des<br />
Druckverlaufs infolge einer chemischen<br />
Verockerung<br />
Kommt im Grundwasser gelöstes zweiwertiges Eisen in<br />
Kontakt mit gelöstem Sauerstoff, führt dies zu einer Oxidation<br />
zu dreiwertigem Eisen, das aufgrund seiner geringen<br />
Löslichkeit in <strong>Wasser</strong> als Eisenoxid ausfällt. Mangan<br />
verhält sich prinzipiell ähnlich wie Eisen. Im reduzierten<br />
<strong>Wasser</strong> gelöst kommt fast ausschließlich zweiwertiges<br />
Mangan vor. Bei Kontakt mit Sauerstoff können sowohl<br />
dreiwertiges als auch vierwertiges Mangan entstehen,<br />
die in Form unlöslicher Manganoxide ausfallen [9]. Neben<br />
rein chemischen Prozessen beeinflussen an vielen Brunnenstandorten<br />
vor allem Mikroorganismen die Verockerung<br />
von Brunnen. Aufgrund der Vielzahl der Einflussgrößen<br />
ist es nach [9] fast unmöglich, pauschale Aussagen<br />
über die Verockerungsanfälligkeit und -geschwindigkeit<br />
von Brunnen zu treffen. Einige Kriterien lassen sich aber<br />
nach [9] ableiten, die – bzw. Kombinationen davon –<br />
besonders ungünstig für die Verockerung und die damit<br />
verbundenen Leistungseinbußen von Brunnen sind:<br />
""<br />
gleichzeitige Anwesenheit von Eisen bzw. Mangan<br />
und Sauerstoff bzw. Nitrat,<br />
""<br />
lange Filterstrecken, die mehrere hydrochemische<br />
Zonen überstrecken,<br />
Januar 2014<br />
90 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
""<br />
hoher pH-Wert,<br />
""<br />
starke Absenkung im Betrieb, besonders bei<br />
Luft zutritt in den Filterbereich,<br />
""<br />
hohe Förderraten und Fließgeschwindigkeiten,<br />
""<br />
nicht gewaschener Filterkies (Eisenoxidbeläge),<br />
""<br />
ggf. häufiges An- und Ausschalten des Brunnens.<br />
Bild 12. Agglomerat verockerter Glaskugeln (1,75 mm Durchmesser).<br />
© Christoph Treskatis<br />
spezifische Ergiebigkeit [m³/h/m]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Regenerierung 10/2005<br />
0<br />
06/01 06/02 06/03 06/04 06/05 06/06 06/07 06/08 06/09 06/10 06/11 06/12<br />
Brunnen<br />
ab Juni 2011:<br />
Neubrunnen mit Glaskugelausbau in Betrieb<br />
Regenerierung 05/2008<br />
Förderleistung<br />
Die Folge einer „Verockerung“ ist, unabhängig von ihrer<br />
Ursache, eine allmähliche Zunahme der Druckverluste<br />
am Brunnen infolge der Verstopfung der durchflussfähigen<br />
Poren in der Ringraumschüttung mit Ablagerungen<br />
und Abscheidungen von Eisen- und/oder Manganoxiden<br />
sowie eine Abnahme in der spezifischen Ergiebigkeit<br />
des Brunnens. Diese Abnahme ist Folge der<br />
Zunahme der Druckverluste zwischen Grundwasserleiter<br />
und Brunnen.<br />
Im Bau-ABC in Rostrup wurden Laborexperimente<br />
zur Ermittlung der Druckverluste infolge einer künstlich<br />
hervorgerufenen chemischen Verockerung (induziert<br />
durch einen Sauerstoffeintrag in das ansonsten reduzierte,<br />
eisen- und manganhaltige Rohwasser eines Brunnens)<br />
in unterschiedlichen Schüttguttypen und Körnungen<br />
durchgeführt. Dabei wurden die lieferbaren Filterkiese<br />
und Glaskugelfraktionen direkt miteinander<br />
verglichen. Mikrobiologische Aspekte der Verockerung<br />
und der Entfernung der Ablagerungen durch handelsübliche<br />
Regeneriermittel wurden im Rahmen dieser<br />
Experimente nicht untersucht.<br />
Für die Druckverlustbestimmung in verschiedenen<br />
Materialien wurde eine Darcy-Versuchsanordnung<br />
gewählt, mit der bei früheren Untersuchungen die Durchlässigkeit<br />
der Schüttgüter bei verschiedenen Lagerungsdichten<br />
bestimmt wurde [4, 5]. Der Versuchszylinder<br />
wurde mit dem jeweiligen Schüttgut rund 50 cm hoch<br />
befüllt und nicht zusätzlich verdichtet (Bild 8). Der eingebaute<br />
Filterkies wurde vorher trocken gesiebt, damit das<br />
Unterkorn des Filterkieses das feinmaschige Sieb nicht<br />
verstopft, welches der Filterschüttung Halt gibt. Die<br />
Maschenweiten des Siebes wurden bei jedem Versuchsdurchgang<br />
an die Größe der Filterschüttung angepasst,<br />
um den Druckverlust zu mindern. Untersucht wurden bei<br />
mittlerer Lagerungsdichte die Schüttungen GK 0,75 bis<br />
1,0 mm im Vergleich zum FK 0,7 bis 1,25 mm, GK 1,7 bis<br />
2,1 mm im Vergleich zum FK 1,0 bis 2,0 mm und GK 2,4 bis<br />
2,9 mm im Vergleich zum FK 2,0 bis 3,15 mm.<br />
Das Durchlaufwasser wurde aus einem Brunnen in<br />
der Versuchshalle entnommen und zur Beschleunigung<br />
der chemischen Verockerung mit Sauerstoff künstlich<br />
angereichert. Die Pumpe wurde auf 2 bar eingeregelt,<br />
um die Anlagensicherheit zu gewährleisten. Der Druckverlauf<br />
in der Schüttung wurde bei konstantem Durchfluss<br />
mit Datenloggern aufgenommen und für die<br />
untersuchten Schüttgüter in Bild 9 dargestellt. Der<br />
Anstieg des Drucks im Versuchskörper erfolgte in den<br />
verschiedenen Schüttgütern zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />
(Bild 10). Nach Erreichen des versuchstechnisch<br />
eingestellten Druckniveaus von 2 bar wurde<br />
die Plateauphase zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />
erreicht. Die zeitliche Verschiebung ist dabei vom<br />
Schüttguttyp und von der Körnung abhängig. Die Zeitdifferenz<br />
zwischen den Druckaufbaukurven ist nach<br />
Erreichen des Wendepunkts vor der versuchstechnisch<br />
bedingten Plateauphase in etwa konstant (Bild 10).<br />
5. Schlussfolgerungen aus den<br />
„Verockerungsversuchen“ und Vergleich<br />
mit realen Brunnen<br />
Zu Beginn des Versuchs wurden bereits ohne Verockerung<br />
geringe Druckunterschiede zwischen den Materialtypen<br />
festgestellt. Die chemische Verockerung ist in<br />
allen untersuchten Schüttguttypen sehr ausgeprägt<br />
und optisch deutlich erkennbar. Es bildeten sich im<br />
Zentrum der Versuchssäule verbackene Agglomerate<br />
Regenerierung 05/2010<br />
Bild 13. Beispielhafter Verlauf der Ergiebigkeitskurve eines Kiesschüttungsbrunnens<br />
im Rheintal, der nach Abfall der Ergiebigkeit<br />
auf < 20 m³/h/m durch einen Glaskugelbrunnen am gleichen<br />
Standort ersetzt wurde.<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Förderleistung [m³/h]<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 91
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Tabelle 2. Zusammenstellung und praxisbezogene Bewertung der Eigenschaften<br />
von Glaskugeln und Filterkiesen in Brunnen (Verhalten des Materials<br />
in Bezug auf die Beurteilungsgröße: ++ sehr gut, + gut, 0 mäßig, - schlecht).<br />
Beurteilungsgröße<br />
Verhalten der<br />
Glaskugeln<br />
Rundheit ++ 0<br />
Abrieb ++ –<br />
Bruchfestigkeit ++ –<br />
Unterkorn ++ 0<br />
Nutzporosität ++ +<br />
Setzungsverhalten ++ 0<br />
Mobilisierbarer Sandaustrag bei Entsandung ++ 0<br />
Entsandungsdauer bei korrekter Bemessung ++ 0<br />
Durchlässigkeit des Materials ++ +<br />
Ergiebigkeit des Brunnens (materialbezogen) ++ +<br />
Ergiebigkeit des Systems Brunnen-Material-<br />
Aquifer<br />
Durchgang von Körnern bis Kennkorngröße<br />
(Trennverhalten der Schüttung)<br />
Auswirkungen auf die Sandführung bei einer<br />
Fehlbemessungen<br />
Auswirkung auf die Brunnenleistung bei einer<br />
Fehlbemessung<br />
+ +<br />
++ 0<br />
– +<br />
0 –<br />
Durchbruchgefahr bei Fehlbemessung – 0<br />
Druckverluste in Folge von Kolmationen und<br />
Inkrustationen (Neubrunnen)<br />
Verhalten gegenüber zunehmender Verockerung<br />
und Ergiebigkeitsverlusten (längerer<br />
Brunnenbetrieb)<br />
+ 0<br />
0 0<br />
Verhalten des<br />
Filterkieses<br />
aus Eisenoxiden und Glaskugeln bzw. Filterkies. Die<br />
Glas kugeln waren wie die Filterkieskörner zunächst mit<br />
einer dünnen Schicht mit Manganoxiden ummantelt<br />
(Bild 11) und in einer Matrix aus Eisenoxiden eingelagert<br />
(Bild 12). Aus den bisher durchgeführten Versuchen<br />
ist abzuleiten, dass in den Filterkiesen ein verockerungsbedingter<br />
Druckanstieg grundsätzlich früher<br />
beginnt als in den analogen Glaskugelschüttungen.<br />
In den Glaskugelschüttungen beginnt unter vergleichbaren<br />
Randbedingungen der Druckanstieg je<br />
nach Kugelgröße nach ca. 40 bis ca. 98 Stunden; die<br />
vergleichbaren Filterkiese zeigten einen Druckanstieg<br />
bereits nach ca. 24 bis ca. 70 Stunden (Punkte A in<br />
Bild 10). Die Druckaufbaukurven steigen nach Erreichen<br />
des Wendepunktes (Punkte B in der Bild 10) bis zur versuchsbedingten<br />
Druckbegrenzung von 2 bar bei allen<br />
Kugelgrößen nahezu parallel mit in etwa gleicher Steigung<br />
an. Die Verockerung der Glaskugeln beginnt im<br />
Labor um den Faktor 2 bis 2,5 später. Der Verlauf der<br />
Druckaufbaukurven in der ersten Phase bis zum Wendepunkt<br />
ist nach diesen Messergebnissen von der Materialart<br />
und der Korngröße der Schüttung abhängig und<br />
wird in ihrem Ausmaß von der <strong>Wasser</strong>beschaffenheit<br />
maßgeblich gesteuert. Den Einfluss des Versuchsaufbaus<br />
auf die zeitliche Entwicklung des Druckaufbaus<br />
zeigte eine Wiederholung des Versuchs mit der Kugelgröße<br />
GK 1,7 bis 2,1 mm (Bild 10). Der Erstversuch mit<br />
der GK-Schüttgröße 1,7 bis 2,1 mm ergab einen Druckanstieg<br />
nach etwa 160 Stunden (siehe Bild 9). Der Wiederholungsversuch<br />
am Ende der gesamten Versuchsreihe<br />
zeigte einen Druckanstieg bereits nach etwa 80<br />
Stunden. Eine der möglichen Ursachen dieses deutlichen<br />
zeitlichen Unterschiedes wird auf die im Versuchsablauf<br />
zunehmende Verockerung der Zuführungsleitung<br />
und die dadurch vermutlich ausgelösten Abrisse<br />
und Verlagerungen von Verockerungsprodukten in die<br />
Schüttgutzylinder gesehen, die zu einem im Vergleich<br />
zum Erstversuch frühzeitigeren Druckaufbau führten.<br />
Eine vergleichende Analyse des Verockerungsverhaltens<br />
von Glaskugel- und Filterkiesausbauten an realen<br />
Brunnen in ausgesprochen ungleichkörnigen (C u > 10)<br />
quartären Terrassenkiesen und -sanden ergab, dass sich<br />
das aus den Laborversuchen abzuleitende Verockerungsverhalten<br />
der beiden Schüttguttypen grundsätzlich<br />
auf die Brunnenbetriebspraxis übertragen lässt.<br />
Die hydrogeologischen Grundlagen des hierfür ausgewählten<br />
Brunnenfeldes mit insgesamt fünf etwa 30 m<br />
tiefen Vertikalfilterbrunnen in der Rheintalscholle sind<br />
bei [10] zusammengefasst worden. Drei der fünf Brunnen<br />
sind unterschiedlich stark „verockerungsanfällig“ und liegen<br />
in einem Grundwasserleiter, der durch Aufstieg von<br />
reduziertem Tiefenwasser aus dem karbonischen Kohlenkalk<br />
in die Rheinterrassen gekennzeichnet ist [10]. Einer<br />
dieser von einer überwiegend chemisch bedingten Verockerung<br />
betroffenen Brunnen wurde seit 2001 mehrfach<br />
regeneriert und schließlich nach Abfall der spezifischen<br />
Ergiebigkeit im Jahr 2011 neu gebohrt und mit<br />
Glaskugeln im Filterbereich ausgestattet.<br />
Die Neubauergiebigkeit des Glaskugelbrunnens<br />
betrug auf Grundlage des Inbetriebnahmepumpversuches<br />
etwa 98 m³/h/m. Sie lag über der Neubauergiebigkeit<br />
des Altbrunnens (84 m³/h/m). Bis etwa November<br />
2011 blieb die Ergiebigkeit stabil, danach setzte hier ein<br />
kontinuierlicher Leistungsrückgang ein (Bild 13). Aktuell<br />
liegt die spezifische Ergiebigkeit zwischen rund 70<br />
und 75 m³/h/m. Dies entspricht einer Abnahme gegenüber<br />
dem Neubauzustand von etwa 25 %. Im Vergleich<br />
zum Kiesschüttungsbrunnen nahm die Ergiebigkeit des<br />
Glaskugelausbaus um 22 m³/h/m pro Jahr ab. Der Kiesschüttungsbrunnen<br />
hatte nach einem Jahr einen Abfall<br />
um rund 26 m³/h/m.<br />
In der Praxis zeigt sich, dass die Glaskugelschüttung<br />
zwar eine anfänglich erhöhte spezifische Ergiebigkeit zur<br />
Folge hatte, deren Ursache sowohl auf brunnenbautechnische<br />
bzw. materialbedingte als auch standört liche<br />
Effekte zurückgeführt werden kann. Die Abnahme der<br />
Ergiebigkeit ist gegenüber dem früheren Filter kiesausbau<br />
Januar 2014<br />
92 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
FACHBERICHTE<br />
in dem nun mit Glaskugeln ausgestatteten Beispielbrunnen<br />
an diesem Standort langsamer. Für den Betreiber<br />
bedeutet dies, dass der Beginn signifikanter Leistungsrückgänge<br />
bei Glaskugeln um einen standort- und<br />
betriebsabhängigen Zeitraum verzögert wird; dieser wird<br />
aber auch, wie bei Filterkiesbrunnen, in der Praxis zu<br />
einem regelmäßigen Regenerierbedürfnis führen.<br />
Aus den bisherigen Praxiserfahrungen, Feldstudien<br />
und Laborexperimenten ergeben sich die in der<br />
Tabelle 2 zusammengestellten Eigenschaften der verschiedenen<br />
Schüttgutmaterialien. Aus der Gegenüberstellung<br />
zeigt sich, dass Glaskugeln vor allem materialtechnische<br />
und hydraulische Vorteile gegenüber dem<br />
„Naturprodukt“ Filterkies haben. Im System Brunnen-<br />
Ringraum-Aquifer wirken diese Vorteile vor allem bei<br />
Neubrunnen durch eine verbesserte (Anfangs-)Ergiebigkeit<br />
und, bei einer korrekten Bemessung der Kugelgröße,<br />
durch eine raschere Entsandung.<br />
Die hydraulischen Vorteile der Glaskugeln können bei<br />
einer Fehlbemessung der Schüttung zunichte gemacht<br />
werden. Filterkiese „verzeihen“ Bemessungsfehler eher,<br />
da deren Ungleichkörnigkeit und ungleichen Kornformen<br />
eher eine Retention von Körnern, die kleiner als das<br />
Kennkorn des anstehenden Sedimentes sind, als deren<br />
Passage fördern. Der „Preis“ dafür ist eine erhöhte Kolmationsgefahr.<br />
Die Gleichkörnigkeit der Glaskugeln unterstützt<br />
eine strikte Trennung des austragsfähigen vom<br />
retardierten Korn. Sedimente mit geringen Ungleichkörnigkeiten<br />
müssen bei der Bemessung der Schüttkorngröße<br />
gesondert betrachtet werden, da sie kein Stützkorngerüst<br />
ausbilden können und je nach Abtrennung<br />
einer Kornfraktion verstärkt entweder zur Kolmation oder<br />
zur Sandführung neigen. Daher muss bei Sedimenten mit<br />
kleinen C u -Werten die Kugelgröße exakt auf die Bemessungskorngröße<br />
aus der Kornverteilungskurve des Sedimentes<br />
abgestimmt werden. Bei Sedimenten mit höheren<br />
Ungleichkörnigkeiten und herstellbaren Stützkorngerüsten<br />
können mithilfe der Bemessungsansätze nach<br />
DVGW W 113 die Durchmesser der zu schüttenden Glaskugeln<br />
analog zu Filterkiesen bestimmt und an die Obergrenze<br />
des äquivalenten Kiesschüttkorns angepasst werden.<br />
Die große Auswahl an lieferbaren Glaskugelgrößen<br />
ermöglicht dem Planer eine individuelle Anpassung an<br />
das jeweilige Sediment.<br />
Eine chemische Verockerung in inkrustationsgefährdeten<br />
Grundwasserleitern wird in Glaskugelbrunnen in<br />
einer ersten Abschätzung aus den Laborexperimenten<br />
um den Faktor 2 verzögert; die Standzeit bis zur ersten<br />
Regenerierung ist demnach länger im Vergleich zur äquivalenten<br />
Kiesschüttkorngröße. Da der Alterungsprozess<br />
aber primär von der Grundwasserbeschaffenheit abhängig<br />
ist, kann keines der beiden untersuchten Schüttmaterialen<br />
eine Verockerung verhindern oder aufhalten.<br />
Die Unterschiede in den physikalischen und hydraulischen<br />
Eigenschaften der Ringraummaterialien müssen<br />
in der Brunnenplanung und bei der Brunneninstandhaltung<br />
individuell berücksichtigt und abgewogen werden,<br />
um die Produktvorteile des jeweiligen Schüttguttyps<br />
auch wirtschaftlich und für die Standzeit des Brunnens<br />
sinnvoll auszunutzen.<br />
6. Zusammenfassung und Ausblick<br />
In der Praxis werden seit mehr als fünf Jahren Glaskugeln<br />
in Brunnen als Alternative zu den DIN-Filterkiesen<br />
eingebaut. Die vergleichsweise günstigen hydraulischen<br />
Eigenschaften der Glaskugeln verbessern vor<br />
allem bei feinen bis mittleren Kugelgrößen (bis 3,45 mm)<br />
die Porosität, das Setzungsverhalten und die Systemdurchlässigkeit<br />
im Ringraum des Brunnens. Gröbere<br />
Fraktionen haben mit entsprechenden Filterkiesen vergleichbare<br />
hydraulische Eigenschaften. Der Eintrittswiderstand<br />
von Glaskugelschüttungen ist aufgrund der<br />
vergleichsweise homogenen Porenräume und Porenkanalweiten<br />
bei allen untersuchten Kugelgrößen geringer<br />
als in vergleichbaren Filterkiesschüttungen.<br />
Experimentelle Untersuchungen im Labor- und<br />
Geländemaßstab zeigten, dass die Bemessung der<br />
Kugelgröße auch bei Sedimenten mit geringen<br />
Ungleichkörnigkeiten unproblematisch ist, wenn die<br />
Bodenverhältnisse schichtspezifisch untersucht und ein<br />
erweiterter Siebsatz verwendet wurden. Um eine Sandführung<br />
zu vermeiden, ist eine exakte Kugelgrößenbestimmung<br />
nach DVG W 113 erforderlich. Das gilt auch<br />
für Kiesschüttungen, nur wird die Sandführung bei einer<br />
Fehlbemessung durch die Einlagerung bzw. Kolmation<br />
von „Unterkorn“ aus dem Grundwasserleiter in die Ringraumschüttung<br />
verschleiert.<br />
Es konnte mit den Experimenten in Rostrup gezeigt<br />
werden, dass Glaskugelbrunnen mit einer nach DVGW-<br />
AB W 113 bestimmten Kugelgröße im Pumpversuch nach<br />
der Entsandung bei der Bemessungsförderrate sandfrei<br />
waren. Dagegen nahm die Sandführung in bewusst gröber<br />
geschütteten Glaskugelbrunnen aufgrund der nur<br />
gering ungleichkörnigen Sedimente am Standort der<br />
Experimente zu, sobald die Förderung über der Bemessungsfördermenge<br />
und die Kugelgröße außerhalb des<br />
Schüttkornspektrums der äquivalenten DIN-Filterkiesbänder<br />
lagen. Dieser Effekt war auch in den Brunnen mit<br />
zu grober Kiesschüttung, wenn auch kolmationsbedingt<br />
in einem geringeren Ausmaß, zu beobachten.<br />
Bei der Bemessung der Kugel-/Kieskorngröße ist<br />
daher unter Verwendung eines erweiterten Siebsatzes<br />
im Bereich 0,063 bis 2 mm Maschenweite vor allem bei<br />
Fein- und Mittelsanden die Schüttkugelgröße möglichst<br />
exakt an der im Sinne des DVGW-Arbeitsblattes W 113<br />
berechneten Schüttkorngröße zu orientieren.<br />
Die Verockerung von Glaskugelschüttungen verläuft<br />
im Labormaßstab im Vergleich zu Filterkiesen zeitlich<br />
verzögert. Die daraus ableitbare „Verockerungsgeschwindigkeit“<br />
als Maß für die Zunahme des Differenzdrucks<br />
im Versuchskörper über die Zeit wird durch die<br />
glatten Oberflächen der Glaskugeln und die im Ver-<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 93
FACHBERICHTE <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
gleich zum Filterkies relativ gleichmäßigen Porenraumgeometrie<br />
reduziert. Die weitere Druckaufbaucharakteristik<br />
der Glaskugelpackungen verläuft im Laborversuch<br />
nach Durchgang eines Wendepunktes parallel zur<br />
Druckaufbaukurve der Filterkiese. Der Druckaufbau war<br />
bei den Laborexperimenten aus sicherheitstechnischen<br />
Gründen durch eine Frequenzregelung der Pumpe bei<br />
konstantem Fördervolumenstrom limitiert, die im realen<br />
Brunnen so nicht vorkommt. In realen Brunnen<br />
nimmt der Differenzdruck in der Schüttung im Vergleich<br />
zu den Druckaufbaukurven aus den Laborexperimenten<br />
bei rückläufigen Fördermengen immer weiter zu. Glaskugeln<br />
verhindern eine Verockerung der Schüttung in<br />
Brunnen nicht, sie verzögern jedoch den Druckaufbau<br />
und verzögern den Rückgang der Ergiebigkeit. Die<br />
Befunde aus den Experimenten bestätigen, dass die<br />
unterschiedlichen Materialeigenschaften der untersuchten<br />
Schüttkorntypen mit zunehmender Betriebszeit<br />
sehr stark von den individuellen Alterungsprozessen<br />
im Brunnen überlagert werden.<br />
Die Charakteristik der Laborbefunde zum Druckaufbau<br />
in Folge von Durchströmung des Schüttgutkörpers mit<br />
eisen- und manganhaltigem Rohwasser konnten auch an<br />
Brunnen in einem verockerungsanfälligen Terrassengrundwasserleiter<br />
in der Rheintalscholle (Rohwasser mit > 5 mg/L<br />
Fe gesamt und >1 mg/L Mn gesamt ) nachvollzogen werden.<br />
Der Glaskugelbrunnen war bei Neubau ergiebiger als der<br />
Kiesschüttungsbrunnen zum damaligen Neubaustadium.<br />
Der Verlust an Ergiebigkeit bzw. der Druckaufbau ist zeitlich<br />
verzögert und der Brunnen hat nach rund 1,5 Jahren<br />
einen etwas geringeren Ergiebigkeitsverlust pro Jahr als<br />
der Vergleichsbrunnen mit Kiesausbau.<br />
Für die Praxis ergibt sich aus den Experimenten die<br />
Schlussfolgerung, dass bei Glaskugelbrunnen und Kiesschüttungsbrunnen<br />
Regeneriermaßnahmen vor dem<br />
Erreichen des Wendepunktes in der Druckaufbaukurve<br />
durchgeführt werden sollten, um den Anstieg der<br />
Druckdifferenzen herauszuzögern und die Ergiebigkeit<br />
auf einem möglichst hohen Niveau zu halten. Dies kann<br />
Regenerierungen bereits nach einem Jahr Betriebszeit<br />
erforderlich machen. Tendenziell können nach diesen<br />
vergleichenden Experimenten und Praxiserfahrungen<br />
in gröberen Terrassenablagerungen Glaskugelbrunnen<br />
etwas später erstmalig regeneriert werden als vergleichbare<br />
Filterkiesbrunnen an Standorten mit vergleichbarer<br />
Verockerungsneigung.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken der Firma Sigmund Lindner, Warmensteinach,<br />
für die finanzielle und materielle Unterstützung sowie die langjährige<br />
Förderung der praxisorientierten Forschung an Glaskugeln und<br />
Filterkiesen. Dem Bau-Ausbildungszentrum in Rostrup gilt ein großer<br />
Dank für die technische und personelle Unterstützung der Arbeiten.<br />
Literatur<br />
[1] Herrmann, F. und Stiegler, X.: Einsatz von Glaskugeln als<br />
Ersatz für Filterkies in Brunnen. bbr (2009) Nr. 5, S. 48-53.<br />
[2] Treskatis, C., Danhof, M. Dressler, M. und Herrmann, F.:<br />
Vergleich ausgewählter Materialcharakteristiken von Glaskugeln<br />
und Filterkiesen für den Einsatz in Trinkwasserbrunnen.<br />
Energie/<strong>Wasser</strong> Praxis (ewp) (2010) Nr. 1, S. 26 – 32.<br />
[3] Treskatis, C., Hein, C., Peiffer, S. und Herrmann, F.: Brunnenalterung:<br />
Sind Glaskugeln eine Alternative zum Filterkies nach<br />
DIN 4924? bbr (2009) Nr. 4, S. 36-44.<br />
[4] Treskatis, C., Tholen, L. und Klaus, R.: Hydraulische Merkmale<br />
von Filterkies und Glaskugelschüttungen im Brunnenbau –<br />
Teil 1. Energie / <strong>Wasser</strong> – Praxis (ewp) (2011) Nr. 12, S. 58 – 65.<br />
[5] Treskatis, C., Tholen, L. und Klaus, R.: Hydraulische Merkmale<br />
von Filterkies und Glaskugelschüttungen im Brunnenbau –<br />
Teil 2. Energie/<strong>Wasser</strong> – Praxis (ewp) (2012) Nr. 1, S. 40 – 43.<br />
[6] Klauder, W.S.: Experimentelle Untersuchung der Anströmung<br />
von Vertikalfilterbrunnen. Dissertation RWTH Aachen, Lehrstuhl<br />
und Institut für <strong>Wasser</strong>bau und <strong>Wasser</strong>wirtschaft, 2010.<br />
[7] Treskatis, C.: Einsatz von Glaskugeln in Trinkwasserbrunnen<br />
– bisherige Forschungsergebnisse. In: Bluefacts – International<br />
Journal of Water-Management: 110-116, Bonn, 2011.<br />
[8] Tholen, L.: Vergleichende Untersuchungen an Filterkies- und<br />
Glaskugelschüttungsbrunnen. Masterarbeit an der Jade Universität:<br />
94 S; Oldenburg (unveröffentlicht), 2013.<br />
[9] Houben, G. und Treskatis, C.: Regenerierung und Sanierung<br />
von Brunnen – Technische und naturwissenschaftliche<br />
Grundlagen der Brunnenalterung und möglicher Gegenmaßnahmen.<br />
2. Auflage, DIV Deutscher Industrieverlag,<br />
München, 2013, 504 S.<br />
[10] Wilder, H. und Treskatis, C.: Auswirkungen von Tiefenwasserzutritten<br />
aus dem Liegenden der pleistozänen Terrassen im<br />
Bereich des <strong>Wasser</strong>werkes Broichhofstrasse der Stadtwerke<br />
Ratingen GmbH. Mitteilungen zur Ing.- und Hydrogeologie<br />
RWTH Aachen, Heft 89, 2004, S. 147-157.<br />
Autoren<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis<br />
E-Mail: c.treskatis@bup-gup.de |<br />
Bieske und Partner |<br />
Beratende Ingenieure GmbH |<br />
Im Pesch 79 |<br />
D-53797 Lohmar<br />
Lara Tholen, M. eng.<br />
E-Mail: ltholen@consulaqua.de |<br />
CONSULAQUA Hamburg |<br />
Beratungsgesellschaft mbH |<br />
Ausschläger Elbdeich 2 |<br />
D-20539 Hamburg<br />
Eingereicht: 27.08.2013<br />
Korrektur: 08.11.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dipl.-Geol., MBA Reinhard Klaus<br />
E-Mail: mail@reinhard-klaus.de |<br />
RKP Consulting |<br />
Mögeldorfer Hauptstraße 31 A |<br />
D-90482 Nürnberg<br />
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FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
Nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung<br />
im Siedlungsbestand<br />
Teil 1: Ziele, Optionen und Herausforderungen<br />
Regenwasserbewirtschaftung, Niederschlagswasserbewirtschaftung, Siedlungsbestand,<br />
Institutionen, Entgeltmodelle, Anschluss- und Benutzungszwang<br />
Stefan Geyler, Norman Bedtke und Erik Gawel<br />
Während bei neu zu nutzenden Siedlungsflächen<br />
zunehmend eine örtliche und stärker dezentralisierte<br />
Regenwasserbewirtschaftung verfolgt wird, stellt sich<br />
die Frage, in welche Richtung die grundstücksbezogene<br />
Niederschlagsbewirtschaftung im Siedlungsbestand<br />
gesteuert wird, dessen Neuausrichtung in<br />
Bezug auf die Entwässerung höhere Anforderungen<br />
stellt. Der Beitrag betrachtet hierzu in Theorie und<br />
Praxis die strategische Ausgestaltung wichtiger kommunaler<br />
Steuerungsinstitutionen der Regenwasserbewirtschaftung<br />
(Anschluss- und Benutzungszwang<br />
sowie Entgeltmodelle). Vor dem Hintergrund eines<br />
mehrdimensionalen Zielsystems wird einerseits die<br />
Frage beantwortet, welche institutionelle Ausgestaltung<br />
sich theoretisch zu einer konsistenten Strategie<br />
einer eher zentralen oder dezentralen Regenwasserbewirtschaftung<br />
verdichten lässt und wie andererseits<br />
die kommunale Praxis derzeit tatsächlich verfährt.<br />
Dazu wird anhand einer empirischen Untersuchung<br />
gezeigt, dass die Gemeinden höchst<br />
unterschiedliche Strategieansätze verfolgen, aber<br />
Dezentralisierungsansätze auch im Siedlungsbestand<br />
durchaus verbreitet sind. Der Beitrag analysiert<br />
zugleich exemplarisch das Zusammenwirken institutioneller<br />
und technologischer Handlungsoptionen<br />
am Beispiel der aktuellen Herausforderungen einer<br />
nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung.<br />
Sustainable Rainwater Management in Existing Settlements<br />
– Part 1: Objectives, Options and Challenges<br />
While a policy of local and more decentralized rainwater<br />
management is increasingly pursued in newly<br />
developed settlement areas, the question arises as to<br />
which direction property-related rainwater management<br />
is being steered in existing settlements, whose<br />
restructuring places higher demands on drainage.<br />
This paper examines in theory and practice the strategic<br />
design of important municipal institutions for<br />
regulating rainwater management (compulsory connection<br />
and use as well as fee models). Against the<br />
background of a multi-dimensional target system the<br />
following questions are answered: “Which institutional<br />
structure could theoretically be consolidated<br />
into a consistent strategy for a more centralized or<br />
decentralized approach to rainwater management?”<br />
and “What is current local government practice?” On<br />
the basis of an empirical study it is shown that local<br />
governments pursue very different approaches, yet<br />
decentralization approaches are also quite common<br />
in existing settlements. Thus, the paper analyzes the<br />
interaction between institutional and technological<br />
options for action based on the example of the current<br />
challenges facing sustainable rainwater management.<br />
1. Einleitung: Herausforderungen der<br />
Regenwasserbewirtschaftung im Siedlungsbestand<br />
1.1 Problemaufriss<br />
Die lange Zeit dominierende Ansicht, dass Regenwasser<br />
aus Siedlungen möglichst schnell und vollständig mithilfe<br />
des bestehenden konventionellen <strong>Abwasser</strong>systems<br />
abzuleiten sei, wird zunehmend aufgegeben [1].<br />
Augenfällig wird dieser „Paradigmenwechsel“ [2] auch<br />
im neuen <strong>Wasser</strong>haushaltsrecht (§ 55 Abs. 2 WHG [3]).<br />
Maßgeblich hierfür ist die Einsicht, dass die konventionellen<br />
zentralen Systeme angesichts sich verändernder<br />
siedlungsstruktureller und klimatischer Rahmenbedingungen<br />
sowie gestiegener rechtlicher Anforderungen<br />
an den Gewässerschutz mit der Aufgabe einer flächendeckenden<br />
nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung<br />
zunehmend überfordert sind. Dies gilt sowohl für den<br />
Überflutungsschutz [4], den Gewässerschutz [5] als auch<br />
für das Ziel eines möglichst naturnahen <strong>Wasser</strong>haushalts<br />
[2]. Ein Aus- und Umbau klassischer Misch- und<br />
Trennsysteme ist zwar prinzipiell möglich, stößt aber<br />
aufgrund mangelnder Effektivität und hoher Kosten bei<br />
Januar 2014<br />
96 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FACHBERICHTE<br />
begrenzten öffentlichen Investitionsmitteln an spürbare<br />
Grenzen.<br />
Vor diesem Hintergrund bieten sich dezentrale<br />
Ansätze als Option an. Dazu zählen vor allem Maßnahmen<br />
zum Rückhalt, zur Versickerung und zur örtlichen<br />
Nutzung von Regenwasser. Aus ökologischer Sicht sprechen<br />
die Schonung des natürlichen <strong>Wasser</strong>haushalts,<br />
aber auch abnehmende Mischwasserentlastungen für<br />
dezentrale Ansätze [6]. Wirtschaftliche Vorteile werden<br />
im Vermeiden von Anpassungsinvestitionen in die<br />
Kanalisation gesehen [7]. Weiterhin werden Vorteile hinsichtlich<br />
zukünftiger Flexibilität und Anpassungsfähigkeit<br />
erwartet [1].<br />
Gleichwohl können auch zentrale Lösungen entsprechend<br />
der lokalen Gegebenheiten die Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
im Einzelfall u. U. am besten bedienen;<br />
„dezentral“ und „nachhaltig“ sind daher keinesfalls Sy -<br />
nonyme. Auch rechtlich sind durch den „Grundsatz“ der<br />
ortsnahen Beseitigung zentrale Lösungen künftig<br />
weder ausgeschlossen noch posteriorisiert [8]. Es geht<br />
vielmehr um eine nachhaltigkeitsbezogene Systemoptimierung,<br />
deren Ergebnis stark von den örtlichen Rahmenbedingungen<br />
abhängt.<br />
Ein veränderter Umgang mit Regenwasser ist bereits<br />
seit etwa zwei Jahrzehnten auf Länder- und Kommunalebene<br />
zu beobachten: In einigen Bundesländern erfolgt<br />
eine grundsätzliche Bevorzugung ortsnaher Beseitigung<br />
bei Neubauten (z. B. § 51a Abs. 1 LWG NW seit<br />
1996 [6]). Zugleich haben sich in jüngerer Zeit separate<br />
Regenwassergebühren als Reaktion auf eine veränderte<br />
obergerichtliche Judikatur durchgesetzt [9], die Anreize<br />
zur Entsiegelung sowie zur örtlichen Regenwassernutzung<br />
und -versickerung bieten.<br />
Während bei neuen Siedlungsflächen klare Dezentralisierungsimpulse<br />
gesetzt werden, ist die Situation im<br />
Siedlungsbestand juristisch, technisch und sozio-ökonomisch<br />
komplexer und maßgeblich von den lokalen<br />
Rahmenbedingungen abhängig. So bestehen oftmals<br />
naturräumliche und siedlungsstrukturelle Restriktionen<br />
für Dezentralisierungen. Zudem sprechen auch aus ökonomischer<br />
Sicht die Entwertung früher getätigter Investitionen<br />
in zentrale Anlagen, drohende Gebührenanstiege,<br />
aber auch der Verlust von Größenvorteilen und<br />
höhere Kontroll- und Koordinationskosten mitunter<br />
gegen eine Dezentralisierung.<br />
1.2 Fragestellung und Vorgehensweise<br />
Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, in<br />
welche Richtung und mithilfe welcher institutionellen<br />
Stellschrauben die Regenwasserbewirtschaftung im<br />
Siedlungsbestand gegenwärtig in der Praxis strategisch<br />
gesteuert wird. Inwieweit wird die strukturelle Entwicklung<br />
in diesem Segment auf Dezentralisierung ausgerichtet<br />
und in welchem Ausmaß können zugleich konsistente<br />
Bezüge zu den Nachhaltigkeitszielen der<br />
Regenwasserbewirtschaftung hergestellt werden?<br />
Im ersten Teil wird hierzu ein Untersuchungsansatz<br />
entwickelt, der das Zusammenspiel von Schlüsselinstitutionen<br />
in Zusammenhang mit den kommunalen<br />
Zielen der Bewirtschaftung und den strukturellen Wirkungen<br />
auf den Phänotyp der Niederschlagsentwässerung<br />
(Dezentralisierungsgrad) stellt. Ziel des zweiten<br />
Teils ist dann die Herleitung theoretisch konsistenter<br />
Bewirtschaftungs-Strategien der Kommunen. Hierauf<br />
aufbauend werden die in der Praxis vor gefundenen<br />
Steuerungsansätze beschrieben und be wertet.<br />
Die Untersuchung setzt auf der kommunalen Ebene<br />
an, da die Gemeinden als Aufgabenträger in der zentralen<br />
Verantwortungsposition für die Ausgestaltung der<br />
Regenwasserbewirtschaftung stehen. Zugleich sind sie<br />
aufgrund der kommunalen Selbstverwaltung und Satzungshoheit<br />
in der Lage, das institutionelle Design<br />
kommunaler Schlüsselinstitutionen zu bestimmen, die<br />
das Verhalten der an der Regenwasserbewirtschaftung<br />
beteiligten Akteure (Aufgabenträger, private Grundstücksbesitzer)<br />
koordinieren. Hierzu zählen der ordnungsrechtliche<br />
Anschluss- und Benutzungszwang<br />
(AuBZ) und das jeweilige Gebühren- und Entgeltsystem<br />
für die Niederschlagsentwässerung. Die Ausgestaltung<br />
des Zusammenwirkens dieser Institutionen („institutional<br />
interplay“ [10]) zeigt viel früher die aktuellen<br />
Entwicklungstendenzen an, als dies später anhand der<br />
eher reaktionsträgen technischen Strukturen ablesbar<br />
wäre.<br />
2. Untersuchungsdesign: Ziele, Strategien<br />
und Steuerungsinstitutionen der Regenwasserbewirtschaftung<br />
2.1 Struktureller Phänotyp der Regenwasserbewirtschaftung<br />
und Dezentralisierungsoptionen<br />
Als „struktureller Phänotyp“ wird im Folgenden die<br />
jeweils realisierte Kombination aus zentralen und<br />
dezentralen Technologien zur Regenwasserbewirtschaftung<br />
eines Aufgabenträgers verstanden. Im Mittelpunkt<br />
des Interesses steht dabei die Integration ortsnaher<br />
Maßnahmen, die von Grundstückseigentümern auf<br />
ihrem privaten Grundstück ergriffen und so strategischer<br />
Teil des Bewirtschaftungskonzepts für den Siedlungsbestand<br />
werden können (Bild 1). Als zentrales System<br />
werden demgegenüber die sich im öffentlichen<br />
Raum und in Verantwortung der öffentlichen Aufgabenträger<br />
befindlichen, übergreifenden und zumeist kanalgebundenen<br />
Strukturen begriffen. Auf die Möglichkeit<br />
einer ortsnahen Bewirtschaftung durch den Aufgabenträger<br />
selbst bzw. auf semi-zentrale Ansätze wird hier<br />
nicht eingegangen.<br />
2.2 Ziele und Strategien für die regenwasserbezogene<br />
Infrastrukturentwicklung<br />
Entscheidungen über den Dezentralisierungsgrad der<br />
Regenwasserbewirtschaftung müssen in einem komplexen<br />
Spannungsfeld aus verschiedenen Zielen einer<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 97
FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
Akteursebene<br />
Bild 1. Abgrenzung zentraler und dezentraler Regenwasserbewirtschaftung.<br />
Institutionelle Rahmenbedingungen<br />
großräumig<br />
Konventionelles,<br />
zentrales System<br />
Ökologische Nachhaltigkeit<br />
Refinanzierung<br />
Entscheidungs<br />
-kompetenz<br />
Bild 2. Untersuchungsdesign.<br />
Grundstückseigentümer<br />
Dezentrale<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
auf<br />
Grundstücken<br />
Semizentrale<br />
Systeme<br />
Aufgabenträger<br />
Zentrales System +<br />
Erweiterung um<br />
dezentrale Elemente<br />
Räumliche Dimension<br />
Zielsystem<br />
Strategische Ermessensentscheidung des<br />
Aufgabenträgers:<br />
Institutionelles Design<br />
…<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Entgelthöhe<br />
„interplay“<br />
Zugelassene<br />
Technikoptionen<br />
Überflutungsschutz<br />
Entgeltsysteme<br />
Entscheidung der Grundstückseigentümer<br />
Steuerbarkeit<br />
Anschlussund<br />
Benutzungszwang<br />
Reduktionsmöglichkeiten<br />
Anreize<br />
Dezentralisierungsgrad und Phänotyp des Systems<br />
…<br />
„fit“<br />
ortsnah<br />
Technologischer Alternativenraum<br />
nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung getroffen<br />
werden:<br />
1. Überflutungsschutz: Dieses grundlegende Anliegen<br />
der Siedlungsentwässerung zielt auf Vermeidung von<br />
Überflutungen von Straßen, Flächen und Gebäuden<br />
sowie auf den Schutz vor gesundheitlichen und materiellen<br />
Schäden. Dies kann sowohl durch zentrale als<br />
auch durch dezentrale Systeme erreicht werden.<br />
2. Ökologische Nachhaltigkeit: Gerade beim Gewässerund<br />
Grundwasserschutz entwickeln sich die gesellschaftlichen<br />
Ansprüche seit einigen Jahren dynamisch<br />
weiter. Höhere Schutzanforderungen der Fließgewässer<br />
machen es u. a. erforderlich, die Abflussspitzen<br />
zu reduzieren bzw. stoffliche Einträge zurückzuhalten.<br />
Sowohl eine Weiterentwicklung der<br />
zentralen Systeme (z. B. durch Regenbecken, Stauraumkanäle)<br />
als auch eine Abflussreduktion durch<br />
dezentralen Rückhalt bzw. ortsnahe Versickerung<br />
wirken in diesem Sinne. Demgegenüber erfordert die<br />
flächenhafte Verbesserung des Grundwasserhaushaltes<br />
durch eine Erhöhung der Grundwasserneubildung<br />
(GWN) eine Abkehr vom Ableitungsprinzip und damit<br />
tendenziell dezentrale Versickerungen [2, 11].<br />
Neben diesen beiden materiellen Zielen der Entwässerung<br />
(„Was?“) sind auch Formalziele der Aufgabenerfüllung<br />
zu beachten („Wie“?): Hierzu zählen die Refinanzierung<br />
der eingesetzten zentralen Anlagen sowie deren<br />
Wirtschaftlichkeit und Steuerbarkeit.<br />
3. Refinanzierung: Eine langfristig sichere Refinanzierung<br />
der Siedlungsentwässerung erfordert zwingend<br />
eine Mindest-Nutzung bestehender zentraler<br />
Systeme, die das Fundament der funktionsfähigen<br />
Regenwasserbewirtschaftung im urbanen Raum bilden.<br />
Dezentralisierungsmaßnahmen stehen hierbei<br />
strukturell einer auskömmlichen Refinanzierung entgegen,<br />
da mit jedem Quadratmeter abgekoppelter<br />
Fläche tendenziell auch die Refinanzierungsbasis<br />
erodiert, ohne dass die fixen Kosten des Zentralsystems<br />
nennenswert gesenkt werden können.<br />
4. Wirtschaftlichkeit: Die <strong>Wasser</strong>dienstleistungen sollen<br />
sowohl in einer statischen als auch in einer dynamischen<br />
Perspektive (d. h. bei der Anpassung an sich<br />
wandelnde Anforderungen und Möglichkeiten) zu<br />
geringstmöglichen Kosten bereitgestellt werden.<br />
Hierfür muss auf technologischen Fortschritt, auf<br />
siedlungsstrukturelle oder naturräumliche Entwicklungen<br />
ebenso reagiert werden wie auf die gesellschaftliche<br />
und rechtliche Weiterentwicklung der<br />
materiellen Zielanforderungen. Die technische<br />
Umsetzung kann je nach lokalen Rahmenbedingungen<br />
durch Weiterentwicklung des zentralen Systems<br />
oder durch Dezentralisierungsmaßnahmen erfolgen<br />
und ist somit kontextabhängig.<br />
5. Steuerbarkeit: Mit einer zunehmenden Dezentralisierung<br />
verlagern sich die Pflichten, Aufgaben sowie<br />
Januar 2014<br />
98 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FACHBERICHTE<br />
Kompetenzen vom Aufgabenträger auf den Grundstückseigentümer<br />
und führen zu einem Kontrollverlust<br />
des Aufgabenträgers bzw. steigenden Koordinationskosten.<br />
Somit streitet das Ziel der Steuerbarkeit<br />
tendenziell für eine Dominanz zentraler Systeme, bei<br />
denen die aktiv beteiligten Akteure in ihrer Anzahl<br />
überschaubar und zudem in institutioneller Nähe<br />
zum Aufgabenträger bleiben.<br />
Zur rationalen Bewältigung der zwischen den Zielen<br />
auftretenden Konflikte bedarf es einer kommunalen<br />
„Strategie“ des Aufgabenträgers, d.h. einer Konkretisierung<br />
und Priorisierung sowohl der Ziele als auch der<br />
Technologien. Diese muss anschließend durch ein<br />
adäquates Institutionenbündel untersetzt werden, das<br />
insbesondere die dezentralen Bewirtschaftungsoptionen<br />
in der Hand der Grundstücksbesitzer zielgerecht<br />
steuert.<br />
2.3 Institutionen als Stellschrauben der<br />
Infrastrukturentwicklung<br />
Unter Institutionen werden in den Sozialwissenschaften<br />
soziale Regelsysteme inklusive ihrer Durchsetzungsmechanismen<br />
verstanden, die individuelles Verhalten steuern<br />
[12]. Im Folgenden betrifft dies die Steuerung des<br />
Verhaltens der Grundstückseigentümer durch die Kommune<br />
zur Umsetzung der kommunalen Strategie. Diese<br />
Einflussnahme kann direkt oder indirekt erfolgen: Mit<br />
einer direkten ordnungsrechtlichen Steuerung der Entscheidungskompetenz<br />
(Wer entscheidet?), des „zugelassenen“<br />
Alternativenraums (Worüber darf entschieden<br />
werden?) sowie des eigentlichen Entscheidungsverfahrens<br />
(Wie wird entschieden? Welche Anreize und<br />
Restriktionen bestehen?) kann beispielsweise übergeordneten<br />
Anforderungen wie der Gemeinwohlverträglichkeit,<br />
der Systemrefinanzierung oder einer abgestimmten<br />
Planung Rechnung getragen werden. Institutionen<br />
können aber auch indirekt wirken, indem über<br />
Entgeltregelungen Anreize gesetzt werden, durch die<br />
eine Verbreitung bestimmter Technologieoptionen<br />
begünstigt werden soll, ohne diese unmittelbar vorzuschreiben.<br />
2.4 Das vollständige Untersuchungsdesign<br />
Für die Untersuchung wird vereinfachend angenommen,<br />
dass das kommunale Zielsystem der Regenwasserbewirtschaftung<br />
die in Bild 2 benannten fünf vorrangigen<br />
Ziele umfasst. Abhängig von der jeweiligen Gewichtung<br />
der einzelnen Teilziele im Zuge einer strategischen<br />
Ausrichtung der Regenwasserbewirtschaftung durch<br />
die Kommunen als Aufgabenträger obliegt es ihnen<br />
zugleich, eine Kombination der relevanten Schlüsselinstitutionen<br />
(AuBZ, Entgeltsystem) zu bestimmen. Dieses<br />
„institutionelle Design“ regelt die Entscheidungskompetenzen<br />
der Grundstückseigentümer, die jeweils zulässigen<br />
Technikoptionen und die konkrete Ausgestaltung<br />
Tabelle 1. Technologische Optionen für die dezentrale, grundstücksbezogene<br />
Regenwasserbewirtschaftung (Auswahl).<br />
Grundstück bleibt an<br />
RW-Kanalisation angeschlossen<br />
Teilweise Versickerung<br />
(z. B. Einleitung in eine Rigole mit<br />
Überlauf an Kanal)<br />
Gründach<br />
Zisterne*<br />
(Gartenbewässerung)<br />
Zisterne*<br />
(Brauchwassernutzung)<br />
Teilentsieglung<br />
(z. B. Rasengittersteine)<br />
* Ggf. auch Retentionszisterne [15]<br />
Grundstück wird von RW-Kanalisation<br />
getrennt<br />
Vollständige Versickerung<br />
Gründach und Versickerung<br />
Zisterne (Gartenbewässerung)<br />
und Versickerung<br />
Zisterne (Brauchwassernutzung)<br />
und Versickerung<br />
Vollständige Entsieglung<br />
des Anreizrahmens und spiegelt so zugleich die Zielpriorisierung<br />
der Kommunen wider. Dabei unterliegen die<br />
kommunalen Aufgabenträger jedoch selber den rechtlichen<br />
Vorgaben übergeordneter Gebietskörperschaften<br />
(„institutionelle Rahmenbedingungen“).<br />
Die Grundstückseigentümer entscheiden anschließend<br />
über die Verwendung dezentraler Ansätze einer<br />
Regenwasserbewirtschaftung und bestimmen hierdurch<br />
den strukturellen Phänotyp, wobei ihr Alternativenraum<br />
– abhängig vom institutionellen Design –<br />
unterschiedlich groß bzw. wirtschaftlich interessant ist.<br />
Der insgesamt resultierende „strukturelle Phänotyp“<br />
des Bewirtschaftungssystems kann dann mit dem zuvor<br />
formulierten Zielsystem bzw. der gewählten Strategie<br />
abgeglichen werden („institutional fit“ [10]). Auf diese<br />
Weise zeigt sich die ziel- bzw. strategiebezogene Eignung<br />
eines bestimmten institutionellen Settings zur<br />
Verwirklichung der eigenen Bewirtschaftungsstrategie.<br />
3. Steuerungsinstitutionen der<br />
Regen wasserbewirtschaftung:<br />
Theoretische Überlegungen<br />
Zunächst ist zu klären, wie sich die Gestaltung der<br />
genannten institutionellen Stellschrauben theoretisch<br />
auf den Phänotyp des Bewirtschaftungssystems und<br />
damit die Zielrealisierung auswirkt. Dazu betrachten wir<br />
den technologischen Alternativenraum (3.1) und dann<br />
die Ausgestaltungsmöglichkeiten der institutionellen<br />
Stellschrauben (3.2).<br />
3.1 Der technologische Alternativenraum: Beitrag<br />
dezentraler Regenwasser-Technologien zur Zielerreichung<br />
Unter dem Begriff der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung<br />
werden vielfältige technologische Ansätze<br />
vereint (siehe Tabelle 1).<br />
Einen Beitrag zum Überflutungs- und Gewässerschutz<br />
leisten die Systeme, indem sie die Abflussspitzen<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 99
FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
und -mengen dämpfen. Hierzu wird Regenwasser<br />
zurückgehalten, versickert, verdunstet oder für eine<br />
Nutzung gespeichert, wobei Brauchwasserzisternen<br />
hierbei den Spitzenabfluss um bis zu 40 % [13], Gründächer<br />
zwischen 30–90 % [14] reduzieren können. Im<br />
Hinblick auf die anderen Ziele unterscheiden sie sich z. T.<br />
deutlich:<br />
""<br />
Während Versickerung- und Entsiegelungsanlagen<br />
die Grundwasserneubildung verbessern, tragen z. B.<br />
Zisternen und Gründächer zu diesem Ziel kaum bei<br />
(Bild 3).<br />
Tabelle 2. Optionen grundstücksbezogener Regenwasserbewirtschaftung und<br />
Relevanz des AuBZ.<br />
Relevanz des AuBZ<br />
Ablaufdrosselung<br />
Unabhängig<br />
vom AuBZ<br />
Abhängig<br />
vom AuBZ<br />
zentraler<br />
Anschluss<br />
Zisterne<br />
(Garten)<br />
+ Kanal<br />
Zisterne<br />
(Brauchwasser)<br />
+ Kanal<br />
Gründach<br />
+<br />
Kanal<br />
Technologische Ansätze zur dezentralen Bewirtschaftung<br />
der Niederschläge<br />
Teilentsieglung von Flächen (z. B. Rasengittersteine)<br />
Vollständige Entsieglung<br />
Gründach mit Kanalanschluss<br />
Regenwassernutzung (Garten) mit Überlauf in den<br />
öffentl. Kanal<br />
Regenwassernutzung (Brauchwasser) mit Überlauf in<br />
den öffentl. Kanal*<br />
Teilversickerung mit Überlauf in den öffentl. Kanal**<br />
Vollständige Versickerung<br />
Regenwassernutzung mit Versickerung<br />
Gründach mit Versickerung<br />
* Bei Brauchwassernutzung ist nach h. M. zudem eine Teilbefreiung vom AuBZ<br />
bei Trinkwasser notwendig.<br />
** Nur in Einzelfällen wurde die Maßnahme als unabhängig vom AuBZ erachtet.<br />
(Teil-)<br />
Entsiegelung<br />
Gründach +<br />
Versickerung<br />
(Teil-)<br />
Versickerung +<br />
Kanal<br />
Zisterne<br />
(Brauchwasser)<br />
+ Versickerung<br />
Grundwasserneubildung<br />
Bild 3. Wirkung technologischer Optionen der Regenwasserbewirtschaftung.<br />
vollst.<br />
Versickerung<br />
vollst.<br />
Versickerung u.<br />
Entsiegelung<br />
""<br />
Zisternenlösungen führen im Gegensatz zu Gründächern<br />
und Versickerungen zur Substitution von<br />
Trinkwasser und so zur Verringerung des Eingriffs in<br />
den natürlichen <strong>Wasser</strong>haushalt [16].<br />
""<br />
Je nach Wahl und Auslegung der Technologie bleibt<br />
das Grundstück an der öffentlichen Kanalisation<br />
angeschlossen oder wird vollständig abgetrennt.<br />
Somit stellt sich nicht nur die Frage nach einer Dezentralisierung<br />
im Allgemeinen, sondern auch dahingehend,<br />
welche Ziele hierbei im besonderen Maße angesprochen<br />
werden sollen; mithin auch nach der Technologiewahl<br />
im Speziellen. Die Gesamtwirkung einer<br />
Dezentralisierung lässt sich letztendlich nur kontextbezogen<br />
beurteilen.<br />
3.2 Steuerungsinstitutionen der grundstücksbezogenen<br />
Regenwasserbewirtschaftung<br />
Zur gezielten Aktivierung oder Hemmung bestimmter<br />
technologischer Optionen müssen Steuerungsinstitutionen<br />
eingesetzt werden.<br />
3.2.1 Der landes- und kommunalrechtliche<br />
Anschluss- und Benutzungszwang<br />
Die Ausgestaltung des AuBZ nimmt für die Bewirtschaftungskonzeption<br />
eine Schlüsselstellung ein, da auf diesem<br />
Wege die Entscheidungskompetenzen bezüglich<br />
der im Einzugsgebiet genutzten Technologien der Niederschlagwasserbeseitigung<br />
(seitens der Grundstücksbesitzer<br />
und/oder Aufgabenträger) sowie deren Folgewirkungen<br />
(Zentralisierungsgrad und Zielerfüllung)<br />
maßgeblich gesteuert werden.<br />
Üblicherweise obliegt die <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
zunächst als Pflichtaufgabe den Gemeinden (z. B. § 53<br />
Abs. 1 LWG NW), kann aber im Falle des Regenwassers<br />
auf die Grundstücksbesitzer übertragen werden, soweit<br />
dabei die Sicherstellung der Gemeinwohlverträglichkeit<br />
der <strong>Abwasser</strong>beseitigung erfüllt ist [6]. Hierzu zählen<br />
u.a. Aspekte der Umweltverträglichkeit, aber nach herrschender<br />
Auslegung auch die Funktionsfähigkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit des zentralen Systems. Die Regelungsbefugnis<br />
über den AuBZ liegt – nach näherer Ausgestaltung<br />
durch Bundes- und Landesrecht – beim Aufgabenträger<br />
selbst. Nach geltender Rechtslage liegt es<br />
weitgehend im Ermessen der Gemeinde, im Rahmen<br />
ihrer Satzungen über Ausnahmen und Befreiungen zu<br />
entscheiden; Ansprüche der Nutzer auf eine bestimmte<br />
Ermessensausübung greifen bisher regelmäßig nicht<br />
durch [8, 17].<br />
Ein AuBZ bei der Regenwasserbewirtschaftung<br />
schließt dezentrale Lösungen nicht vollständig aus, sondern<br />
verengt nur den technologischen Optionenraum<br />
für die Grundstückseigentümer [18] (siehe Tabelle 2).<br />
Die verbleibenden Technologien wirken entweder<br />
schon, bevor Regenwasser als <strong>Abwasser</strong> im rechtlichen<br />
Sinne gilt (Gründach oder Teilentsiegelung), oder das<br />
Januar 2014<br />
100 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Regenwasserbewirtschaftung<br />
FACHBERICHTE<br />
<strong>Abwasser</strong> wird nach Nutzung vollständig dem öffentlichen<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorger angedient (Brauchwasserzisterne<br />
mit Überlauf an den öffentlichen Kanal).<br />
Diese Reduktion der Freiheitsgrade wirkt kostenerhöhend<br />
und verringert die Wahrscheinlichkeit einer<br />
Dezentralisierung. Die verbleibenden Technologien bergen<br />
zusätzlich Ineffektivitätsrisiken in Bezug auf die<br />
Entlastung zentraler Systeme, da die abflussdrosselnde<br />
Wirkung von Zisternen maßgeblich davon abhängt, wie<br />
regelmäßig das <strong>Wasser</strong> genutzt wird und wie groß das<br />
freie Zisternenvolumen ist [19]. Des Weiteren wird insbesondere<br />
das Ziel „Verbesserung der Grundwasserneubildung“<br />
maßgeblich behindert, da Versickerungstechnologien<br />
für Dach- und Wegflächen weitgehend wegfallen<br />
und nur die Entsieglungsoptionen wählbar<br />
bleiben.<br />
3.2.2 Regenwasserentgelte<br />
Die Bereitstellungskosten für die zentrale Regenwasserbewirtschaftung<br />
müssen über die <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />
abgedeckt werden. Mit der obligatorischen Einführung<br />
der gesplitteten <strong>Abwasser</strong>gebühr wurde dem Ziel der<br />
verursachergerechten Kostenanlastung bei der Refinanzierung<br />
der Regenwasserbeseitigung Rechnung getragen<br />
[23]. Daneben kommt den Entgelten auch eine<br />
Lenkungsfunktion zu [9, 20]. Die Technologiewahl der<br />
Grundstückseigentümer wird auf Basis einer individuellen<br />
Kosten-Nutzen-Abwägung erfolgen; in dieses Kalkül<br />
fließen auch die über Regenwasser-Gebühren vermittelten<br />
Kosten der zentralen Beseitigung mit ein [21].<br />
Regenwasserentgelte bieten so die Möglichkeit zur<br />
gezielten Steuerung des individuellen Verhaltens. Zwar<br />
sehen die einschlägigen Kommunalabgabengesetze<br />
der Länder kostendeckende Entgelte als Regelfall vor<br />
(z.B. § 6 Abs. 1 S. 3 KAG NW); doch ist dies zunächst eine<br />
„inhaltsleere“ Formalität, da nach Maßgabe betriebswirtschaftlicher<br />
Konzepte die Ansatzfähigkeit von<br />
Kosten mit beträchtlichen Ermessensspielräumen ge -<br />
staltbar ist [22]. Spielräume gibt es in Bezug auf den<br />
Ansatz kalkula torischer Abschreibungen, bei der Wahl<br />
eines kalkulatorischen Zinssatzes oder bei der Kostenträgerrechnung.<br />
Gerade die kapitalintensive Entwässerung<br />
bietet über die kalkulatorischen Kostenarten breite<br />
Möglichkeiten einer „gestaltenden“ Entgelthöhe [9].<br />
Die bloße Höhe des Entgelts bewirkt zwar beim Maßstab<br />
„befestigte und abflusswirksame Fläche“ einen<br />
Anreiz bzgl. der Abkopplung von Flächen (vollständige<br />
Entsieglung, Versickerung), aber nicht zugunsten solcher<br />
Ansätze, welche die versiegelte Fläche zunächst<br />
nicht verändern (Gründach, Zisternen). Es bedarf daher<br />
spezieller Entgeltermäßigungsregelungen in den Tarifmodellen,<br />
die noch andere, nicht flächenwirksame<br />
Technologien ansprechen. Zwar sind in Fällen, in denen<br />
nachweisbar ein nicht unerheblicher Teil des Regenwassers<br />
vom Grundstück nicht abfließt, sondern auf diesem<br />
verbleibt oder es nach Zwischennutzung als Schmutzwasser<br />
verlässt, Entgeltermäßigungen nach Kommunalabgabenrecht<br />
grundsätzlich einzuräumen; die Rechtsprechung<br />
insbesondere zu Dachbegrünung, „Öko-<br />
Pflaster“ und Brauchwassernutzung [8] zeigt hierbei<br />
jedoch ganz erhebliche Gestaltungsspielräume zugunsten<br />
der Kommunen auf. Insgesamt können daher die<br />
Aufgabenträger durch ausdifferenzierte Regelungen zu<br />
Regenwasserentgelten gezielt bestimmte Technologien<br />
fördern bzw. hemmen.<br />
4. Zwischenfazit<br />
Um der Frage nachzugehen, in welche Richtung gegenwärtig<br />
die Regenwasserbewirtschaftung im Siedlungsbestand<br />
gesteuert wird, wurde eine Methode vorgestellt,<br />
die hierzu kommunale Schlüsselinstitutionen<br />
(AuBZ, Regenwasserentgelte) auswertet. Dieser Ansatz<br />
erlaubt es, konsistente und inkonsistente Institutionenmuster<br />
bzgl. einer nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung<br />
voneinander abzugrenzen und hieran Tendenzen<br />
zur Dezentralisierung bzw. zum zentralen System<br />
erhalt zu erkennen. Vorbedingung hierfür ist, den<br />
Systembeitrag der Grundstückseigentümer sowie die<br />
komplexen Wirkungen der Institutionen und technischen<br />
Alternativen zu verstehen. Entgeltsysteme steuern<br />
über Tarifhöhe und Reduktionsfaktoren, der AuBZ<br />
erlaubt nur eine selektive Steuerung und die dezentralen<br />
Technologien haben jeweils unterschiedliche Eigenschaften.<br />
Zugleich stehen hinter dem Nachhaltigkeitsideal<br />
konfliktäre Teilziele, zwischen denen auf kommunaler<br />
Ebene abgewogen werden muss. Es ist somit davon<br />
auszugehen, dass sich nachhaltigkeitsorientierte kommunale<br />
Strategien sowohl hinsichtlich der Zielpriorisierung<br />
als auch der strukturellen Umsetzung (Dezentralisierungsgrad)<br />
lokal unterscheiden werden. Dieser Frage<br />
geht Teil 2 dieses Beitrages empirisch nach.<br />
Literatur<br />
[1] Schmitt, Th. G.: Neue Entwicklungen und Bewertungen zum<br />
Umgang mit Regenwasser. Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall<br />
56 (2009) Nr. 2, S. 124-130.<br />
[2] Sieker, F. und Sieker, H.: Reformschritte zu einem Paradigmenund<br />
Systemwechsel bei der Regenwasserbewirtschaftung –<br />
Teil 1 und Teil 2. <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong> 150 (2009) Nr. 10, S.<br />
796-802 und Nr. 11, S. 919-926.<br />
[3] Lauer, K.: <strong>Abwasser</strong> und Niederschlagswasserbeseitigung –<br />
das neue WHG 2010. <strong>Wasser</strong> und Abfall 13 (2011) Nr. 3, S.<br />
14-16.<br />
[4] Schmitt, Th. G. u.a.: Klimawandel – Konsequenzen für die<br />
Siedlungsentwässerung? Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall<br />
53 (2006) Nr. 8, S. 756-759.<br />
[5] Brombach, H. und Fuchs, St.: Datenpool gemessener Verschmutzungskonzentrationen<br />
in Misch- und Trennkanalisationen.<br />
Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 50 (2003) Nr. 4, S.<br />
441-450.<br />
[6] Geiger, W. F. u.a.: Neue Wege für das Regenwasser. 3. Aufl.<br />
Oldenbourg Industrieverlag München 2009.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 101
FACHBERICHTE Regenwasserbewirtschaftung<br />
[7] Becker, M. und Raasch, U.: Abkopplung im Siedlungsbestand<br />
– Strategie und Umsetzung im Emschergebiet. ATV-DVWK<br />
Hennef 2005.<br />
[8] Queitsch, P.: Kommentierung von § 6 KAG NW, in: Hamacher,<br />
C. u. a.: Kommunalabgabengesetz für das Land Nordrhein-<br />
Westfalen (KAG NRW), Loseblattsammlung, 13. Erg.-Lieferung,<br />
Wiesbaden 2011.<br />
[9] Schulte, F.-W. und Wiesemann, H.: Kommentierung zu § 6<br />
KAG NW. In: Driehaus, J. (Hrsg.): Kommunalabgabenrecht.<br />
47. Erg.-Lieferung Herne 2012.<br />
[10] Young, O. R.: The Institutional Dimensions of Environmental<br />
Change: Fit, Interplay and Scale. MIT Press. Cambridge, Mass.<br />
2002.<br />
[11] Stemplewski, J. u.a.: Niederschlagswasser bewirtschaften<br />
statt beseitigen – ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll.<br />
Korrespondenz <strong>Abwasser</strong>, Abfall 57 (2010) Nr. 10, S. 1011-<br />
1019.<br />
[12] Erlei, M. u.a.: Neue Institutionenökonomik. 2. Aufl. Schäffer-<br />
Poeschel Stuttgart 2007.<br />
[13] Dickhaut, W. und Joite, C.: Kombination von Nutzung und<br />
Rückhalt in der Regenwasserbewirtschaftung – Modellrechnungen<br />
an Hamburger Planungsgebieten. fbr Darmstadt.<br />
Schriftenreihe fbr 13 (2009) S. 115–141.<br />
[14] DDV: Leitfaden Dachbegrünung für Kommunen. Deutscher<br />
Dachgärtner-Verband e. V. Nürtingen 2011.<br />
[15] Rott, U. und Meyer, C.: Regenwassernutzung und -bewirtschaftung.<br />
Wirtschaftlichkeit und Stand der Technik. fbr<br />
Darmstadt, Schriftenreihe fbr 10 (2005), S. 21-47.<br />
[16] UBA: Versickerung und Nutzung von Regenwasser – Vorteile,<br />
Risiken, Anforderungen. Umweltbundesamt Dessau 2005.<br />
[17] Laskowski, S.: Kommunale Daseinsvorsorge vs. nachhaltige<br />
<strong>Abwasser</strong>entsorgung in Brandenburg? <strong>Wasser</strong>rechtliche<br />
Grenzen des Anschluss- und Benutzungszwangs für zentrale<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen. ZUR 19 (2008) Nr. 11, S. 527-<br />
532.<br />
[18] Queitsch, P.: Regenwasser und Grundwasser im Spannungsfeld<br />
von Beitrags-, Gebühren- und Haftungsrecht. Zeitschrift<br />
für Kommunalfinanzen 52 (2002) Nr. 8, S. 170-178.<br />
[19] König, K. W.: Planung einer modernen Regenwassernutzungsanlage.<br />
In: Mall GmbH (Hrsg.), Regenwassernutzung.<br />
Regenwassernutzung von A - Z. Mallbeton Verlag DS-Pfohren<br />
2008, S. 21-51.<br />
[20] Gawel, E.: Die kommunalen Gebühren. Duncker & Humblot<br />
Berlin 1995.<br />
[21] Schwarz, N.: Umweltinnovationen und Lebensstile. Metropolis<br />
Marburg 2007.<br />
[22] Gawel, E.: Sind die Preise für <strong>Wasser</strong>dienstleistungen der Verund<br />
Entsorgung in Deutschland wirklich kostendeckend?<br />
ZögU 35 (2012) Nr. 3, S. 243-266.<br />
[23] Brüning, C.: „Regensteuer“ oder verursachungsgerechte Kostenaufteilung?<br />
Rechtsgrundlagen einer gesplitteten Gebühr.<br />
der gemeindehaushalt 113 (2012) Nr. 3, S. 49-52.<br />
(Teil 2 erscheint in Heft 2/2014)<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 17.06.2013<br />
Korrektur: 02.12.2013<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dr. Stefan Geyler<br />
E-Mail: geyler@wifa.uni-leipzig.de |<br />
Prof. Dr. Erik Gawel<br />
Universität Leipzig |<br />
Institut für Infrastruktur und<br />
Ressourcenmanagement |<br />
Grimmaische Straße 12 |<br />
D-04109 Leipzig<br />
Norman Bedtke<br />
E-Mail: norman.bedtke@ufz.de |<br />
Prof. Dr. Erik Gawel<br />
E-Mail: erik.gawel@ufz.de |<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />
Department Ökonomie |<br />
Permoser Straße 15 |<br />
D-04318 Leipzig<br />
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FACHBERICHTE Politik<br />
Perspektiven für die wassertechnische<br />
Normung und Zertifizierung<br />
im Europäischen Binnenmarkt 1<br />
Günter Stoll<br />
Die sichere und hygienische Versorgung mit Trink wasser<br />
gehört heute in Deutschland zu den alltäglichen Selbstverständlichkeiten.<br />
Intensive Forschung, der Wissensund<br />
Erfahrungsaustausch zwischen allen Akteuren in<br />
Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft tragen entscheidend<br />
zu dem im internationalen Vergleich herausragenden<br />
Sicherheits- und Qualitätsniveau der Trinkwasserversorgung<br />
in Deutschland bei. Gesetze, Normen<br />
und Zertifizierungsverfahren sorgen für eine rasche und<br />
konsequente Umsetzung des Wissens in die Praxis vor<br />
Ort. Und die umfassende Qualifizierung aller Fachkräfte<br />
ist und bleibt unverzichtbar, wenn Risiken für das<br />
Lebensmittel Nummer 1 so gut wie möglich vermieden<br />
werden wollen.<br />
Entscheidende Scharnierfunktionen zwischen Wissenschaft,<br />
Politik und Praxis haben hierbei heute im<br />
Trinkwasserbereich das Regelwerk des DVGW und die<br />
DVGW-Zertifizierung: Sie ermöglichen sowohl den Entscheidern<br />
in der Versorgungswirtschaft als auch den<br />
Installateuren vor Ort eine rasche und verlässliche Orientierung,<br />
ob der von ihm gewählte Dienstleister z. B.<br />
für den Leitungsbau und den Brunnenbau oder das von<br />
ihm gewählte Produkt die aktuellen Anforderungen<br />
umfassend erfüllen.<br />
Mit der grundlegenden Entscheidung des Europäischen<br />
Gerichtshofes in Sachen fra.bo gegen DVGW vom<br />
Sommer 2012 2 steht nicht nur in Deutschland das<br />
bewährte und erfolgreiche System der technischen<br />
Selbstverwaltung vor grundlegenden Herausforderungen<br />
und weitreichenden Veränderungen. Auch in allen<br />
anderen Mitgliedsländern der Europäischen Union und<br />
des europäischen Wirtschaftsraums wird diese Entscheidung<br />
die Frage aufwerfen, welche nationalen Regelungen<br />
und Vorgaben für Produkte im Kontakt mit Trink-<br />
1<br />
Der folgende Text ist eine überarbeitete, gestraffte und um Verweise<br />
und Quellen ergänzte Fassung des Vortrags, der von Dr.<br />
Günter Stoll auf der wat 2013 unter dem Titel „Anforderungen<br />
an die wassertechnische Normung und Zertifizierung im Europäischen<br />
Binnenmarkt aus Sicht der Gebäudetechnischen<br />
Industrie“ gehalten wurde.<br />
2<br />
Entscheidung des EUGH in der Rechtssache C-171/11 fra.bo SpA<br />
./. DVGW e.V. vom 12. Juli 2012<br />
wasser noch mit den Grundprinzipen des gemeinsamen<br />
europäischen Binnenmarktes vereinbar sind.<br />
Im Kern macht diese – mittlerweile vom OLG Düsseldorf<br />
– übernommene Entscheidung 3 deutlich, dass nationale<br />
Gesetzgeber und Regelsetzer sehr wohl auch<br />
weiterhin entsprechende nationale Regeln z. B. zum<br />
Gesundheits- und Umweltschutz erlassen und durchsetzen<br />
dürfen. Allerdings nur, wenn sie diese angemessen<br />
begründen und rechtfertigen und wenn diese in einem<br />
angemessenen Verhältnis zu den ermittelten Risiken<br />
stehen.<br />
Die damit angesprochene Umkehr der Beweislast<br />
zulasten der nationaler Regulierung ist bereits seit 2008<br />
mit dem zweiten Binnenmarktpaket 4 in der Europäischen<br />
Union fest verankert. Und das angesprochene<br />
Urteil weitet dieses Prinzip auf die private Regelsetzung<br />
nur dann aus, wenn diese eine faktisch marktbeherrschende<br />
Bedeutung hat. Dabei ist unstreitig, dass das<br />
DVGW-Regelwerk und die DVGW-Zertifizierung heute in<br />
Deutschland eine solche marktbeherrschende Bedeutung<br />
haben. 5<br />
Daraus ergibt sich folgende erste Schlussfolgerung für<br />
die künftige wassertechnische Normung im europäischen<br />
Binnenmarkt: Sofern im Rahmen der technischen Selbstverwaltung<br />
Themen noch national geregelt werden müssen,<br />
sollte die fachliche und gesellschaftliche Rechtfertigung<br />
am Anfang der Normungsarbeit stehen.<br />
Stichworte aus der aktuellen gesellschaftspolitischen<br />
Diskussion wie Nachhaltigkeit, Prävention,<br />
Umweltschutz, demografischer Wandel oder das gerade<br />
in der EU hochgehaltene Vorsorgeprinzip 6 machen es<br />
3<br />
Entscheidung des OLG Düsseldorf in der Rechtssache VI-„ U<br />
(Kart) 15/08 fra.bo SpA ./. DVGW e.V. vom 14. August 2013<br />
4<br />
Vgl z.B. Pressemitteilung des EP vom 21.2.2008: http://www.<br />
europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//<br />
NONSGML+IM-PRESS+20080221IPR21949+0+DOC+PDF+V0//<br />
DE&language=DE abgerufen am 24.10.2013<br />
5 Entscheidung des OLG Düsseldorf in der Rechtssache VI-<br />
„ U (Kart) 15/08 fra.bo SpA ./. DVGW e.V. vom 14. August 2013<br />
6<br />
Siehe u.a.: http://europa.eu/legislation_summaries/consumers/<br />
consumer_safety/l32042_de.htm abgerufen am 23.10.2013<br />
Januar 2014<br />
104 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Politik<br />
FACHBERICHTE<br />
deutlich: Es gibt ein breites gesellschaft liches Bedürfnis<br />
nach einer ständigen Weiterentwicklung des Standes<br />
der Technik.<br />
Das ist aber nur ein Weg. Viel erfolgversprechender<br />
ist es gerade beim Umgang mit Trinkwasser, für diese<br />
Ziele, auch in Europa gemeinsam offensiv zu werben, und<br />
Verbündete für unser hohes Qualitäts- und Sicherheitsniveau<br />
zu suchen.<br />
Offen ist in diesem Zusammenhang nämlich auch,<br />
welche Auswirkungen die erwähnte Grundsatzentscheidung<br />
des EUGH auf die nationale Gesetzgebung, die<br />
Verordnungen der Bundesregierung und die entsprechenden<br />
Leitlinien und Positivlisten z. B. des UBA für Werkstoffe<br />
in Kontakt mit Trinkwasser hat. Mit der Notifizierung<br />
der 2. Novelle der TrinkwV bei der EU ist die Bundesregierung<br />
hier sicher einen ganz wichtigen Schritt in<br />
die richtige Richtung gegangen. Das allein reicht aber<br />
nicht. Auch die bis 2015 geplanten und in Bearbeitung<br />
befindlichen Schritte zu nationalen Positivlisten für<br />
Werkstoffe im Kontakt mit Trinkwasser müssen so<br />
gestaltet werden, dass alle – in- wie ausländische –<br />
Wettbewerber hinreichende Rechtssicherheit bekommen<br />
und nicht einzelne Marktteilnehmer aus ihrer Sicht<br />
erneut den Weg beschreiten, ihre Marktteilnahme auf<br />
dem Klageweg durchzusetzen.<br />
Speziell zur Novellierung des § 17 der deutschen<br />
TrinkwV, also der Rechtsgrundlage für diese Positivlisten,<br />
gibt es – soweit erkennbar – bislang unterschiedliche<br />
Einschätzungen der Bundesregierung und der EU-<br />
Kommission 7 . Neben der fachlichen Arbeit in Deutschland<br />
sollten die Bundesregierung und das UBA gerade<br />
bei der grundlegenden Frage nach dem für den Kontakt<br />
mit Trinkwasser zugelassenen Werkstoffen auch die<br />
europäische Dimension stets im Blick haben. Denn jede<br />
Änderung bei den Werkstoffen im Kontakt mit Trinkwasser<br />
erfordert Investitionen der Industrie in Millionenhöhe.<br />
Und die aktuelle Zersplitterung gerade dieses<br />
Bereichs im europäischen Binnenmarkt verursacht für<br />
die zunehmend international tätigen Unternehmen<br />
massive Kosten bei der Erfüllung nationaler Prüf- und<br />
Zertifizierungsanforderungen. Auch aus Sicht der Industrie<br />
muss die EU-Kommission deshalb endlich eine Harmonisierung<br />
der hygienischen Anforderungen an Produkte<br />
im Kontakt mit Trinkwasser voran bringen.<br />
Die Industrie unterstützt deshalb mit allem Nachdruck<br />
die auch von der Bundesregierung erhobene Forderung,<br />
dass das seit 12 Jahren diskutierte und seit drei Jahren vorliegende<br />
Mandat M/136 der EU-Kommission an CEN jetzt<br />
mit Leben gefüllt wird. 8<br />
7 u. a. Mitteilung der Bundesregierung an die Europäische Kommission<br />
vom 28. August 2013 EU PILOT 4493/13/ENTR „Schlussfolgerungen<br />
aus dem Urteil des EUGH vom 12. Juli 2012 in der<br />
Rechtssache C171/11 Fra.bo (nicht veröffentlicht)<br />
Mit nationalen Anforderungen, die am Ende den<br />
Regeln des Binnenmarktes nicht genügen, würde die<br />
Politik sowohl dem angestrebten Hygiene und Sicherheitsniveau<br />
als auch einem funktionierenden Qualitätswettbewerb<br />
gleich zwei Bärendienste erweisen:<br />
""<br />
Zum einen werden mit rechtlich nicht durchsetzbaren<br />
nationalen Anforderungen das Qualitäts- und<br />
Sicherheitsniveau die Glaubwürdigkeit nationaler<br />
Regelungen im Markt untergraben: So können in der<br />
Praxis identische Zeichen für fundamental unterschiedliche<br />
Produkte, von denen nur eines die geltenden<br />
Regeln einhält, auf die Dauer nicht funktionieren!<br />
""<br />
Zum anderen verzerren unterschiedliche Anforderungen<br />
an die verwendeten Werkstoffe und die<br />
damit verbundenen Kosten gerade bei relativ einfachen<br />
Standardprodukten den Wettbewerb so, dass<br />
die um Konformität bemühten Hersteller gegen diejenigen<br />
Wettbewerber ins Hintertreffen geraten, die<br />
auf Qualität, Hygiene und Nachhaltigkeit aber auch<br />
die damit verbundenen Kosten einfach verzichten.<br />
Eng hiermit verknüpft ist die Frage einer wirksamen<br />
Marktüberwachung.<br />
Ohne eine effektive und effiziente Marktüberwachung<br />
lässt sich das hohe Qualitäts- und Sicherheitsniveau<br />
in der <strong>Wasser</strong>versorgung gerade in zunehmend<br />
offenen Märkten nicht dauerhaft aufrechterhalten.<br />
Genau deshalb hat sich der Gesetzgeber entschieden,<br />
mit der Trinkwasserverordnung die regelmäßige Untersuchung<br />
von mehr als 2 Mio. Gebäuden auf den Befall<br />
mit Legionellen vorzuschreiben.<br />
Das ist aber nur ein Schritt und weitere, wie die<br />
Untersuchung des häuslichen Trinkwassers auf Blei oder<br />
andere Spurenstoffe, sind aus Sicht der gebäudetechnischen<br />
Industrie nur eine Frage der Zeit.<br />
Genauso wichtig sind wirksame Maßnahmen gegen<br />
die Vermarktung von unsicheren, unhygienischen oder<br />
unwirksamen Produkten – und zwar möglichst bevor<br />
diese massenhaft eingebaut werden oder in den Handel<br />
gelangen.<br />
Denn was heute neu eingebaut wird, bleibt in vielen<br />
Fällen die nächsten 50 Jahre in den Gebäuden oder<br />
unter der Erde 9 . Schon deshalb muss gerade bei Produkten<br />
in Kontakt mit Trinkwasser die Konformität mit nationalen<br />
und europäischen Gesetzen und Normen über-<br />
8 REVISED MANDATE M/136 TO CEN/CENELEC CONCERNING THE<br />
EXECUTION OF STANDARDISATION WORK FOR HARMONIZED<br />
STANDARDS ON CONSTRUCTION PRODUCTS in contact with<br />
water intended for human consumption RELATED TO THE FOL-<br />
LOWING END USE: Transportation, storage and distribution up<br />
to, and including the consumer tap of the water intended for<br />
human consumption. Brussels 2. Sept. 2010<br />
9 so zumindest die Grundannahme der seit 2012 vorliegenden<br />
europäischen technischen Regeln für Trinkwasserinstallationen.<br />
Vgl. u.a. Normenreihe EN 806<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 105
FACHBERICHTE Politik<br />
wacht werden, sei es bei der Feststellung, ob zugelassene<br />
Werkstoffe verwendet wurden oder bei der<br />
Wirksamkeit von Trinkwasserdesinfektionsanlagen.<br />
Zu diesen aus der Entscheidung des EUGH resultierenden<br />
Anforderungen an die künftige wassertechnische<br />
Normung und Zertifizierung kommen die mit der<br />
der seit 1. Juli 2013 geltenden EU-Bauprodukten-Verordnung<br />
einhergehenden Herausforderungen und Chancen.<br />
Diese legt fest: „Das Bauwerk muss derart entworfen<br />
und ausgeführt sein, dass es während seines gesamten<br />
Lebenszyklus weder die Hygiene noch die Gesundheit<br />
und Sicherheit von Arbeitnehmern, Bewohnern oder<br />
Anwohnern gefährdet und sich […] insbesondere durch<br />
folgende Einflüsse übermäßig stark auf die Umweltqualität<br />
auswirkt […]“ und weiter ganz konkret unter Punkt<br />
e: „Freisetzung gefährlicher Stoffe in das Trinkwasser<br />
oder von Stoffen, die sich in anderer Weise negativ auf<br />
das Trinkwasser auswirken.“ 10<br />
Insbesondere im Zusammenspiel mit den immer<br />
wieder dokumentierten Umsetzungsdefiziten der EU-<br />
Trinkwasser-Richtlinie in verschiedenen Mitgliedsstaaten<br />
wirft die EU-BauproduktenVO allerdings eine ganze<br />
Reihe von Fragen auf, die für die Herstellung, Vermarktung,<br />
Zulassung und Verwendung von Bauprodukten<br />
im Kontakt mit Trinkwasser von ganz praktischer Bedeutung<br />
sind:<br />
""<br />
In welchem Verhältnis steht die direkt in allen Mitgliedsstaaten<br />
wirksame EU-Bauprodukten-V0 zu der<br />
seit 1998 für die nationale Umsetzung geltenden EU-<br />
Trinkwasser-Richtlinie von 1998?<br />
""<br />
In welchem Verhältnis steht die EU-Bauprodukten-<br />
VO als direkt anwendbares europäisches Recht zu<br />
den nationalen Sonderregelungen – seien es Normen<br />
oder Leitlinien nationaler Behörden?<br />
""<br />
Löst das offensichtlich künftig unter der EU-BauproduktenVO<br />
einzuordnende, rein formell erteilte und<br />
damit in Erarbeitung befindliche Mandat M/136 eine<br />
Stand Still-Verpflichtung aus, die Änderungen an<br />
den nationalen Regelwerken und damit ein weiteres<br />
Divergieren nationaler Regeln eigentlich ausschließen<br />
soll?<br />
""<br />
Ist es tatsächlich ein dauerhaft gangbarer Weg, auf die<br />
Forderungen des Marktes nach Leistungserklärungen<br />
entsprechend den Vorgaben der EU-Bauprodukten-<br />
Verordnung für Produkte im Kontakt mit Trinkwasser<br />
einfach zu antworten, dass dieses nicht zulässig ist, so<br />
wie es viele Marktteilnehmer derzeit tun?<br />
Eine Entwicklung ist jedenfalls bereits – unabhängig von<br />
der Intention des Europäischen Gesetzgebers – klar<br />
10 VERORDNUNG (EU) Nr. 305/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLA-<br />
MENTS UND DES RATES vom 9. März 2011 zur Festlegung harmonisierter<br />
Bedingungen für die Vermarktung von Bauprodukten<br />
und zur Aufhebung der Richtlinie 89/106/EWG des Rates<br />
erkennbar. Auch für Produkte, bei denen es für<br />
bestimmte Eigenschaften weder harmonisierte Normen<br />
noch sogenannte Europäische Technische Bewert ungen<br />
– ETAs gibt, werden wir binnen Kurzem Leistungserklärungen<br />
nach der EU-BauproduktenVO im Markt haben.<br />
Daraus ergibt sich unmittelbar die zweite Kernaufgabe,<br />
der sich alle interessierten Kreise konsequent<br />
stellen müssen – Industrie und Handwerk ebenso wie<br />
die <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen, Wissenschaft und<br />
Praxis.<br />
Auch nach dem Herkuleswerk der EN 806 müssen die<br />
Arbeiten an einem harmonisierten Europäischen Regelwerk<br />
für Trinkwasser weiter fortgesetzt und intensiviert<br />
werden.<br />
Dabei müssen die Ideen und Vorstellungen insbesondere<br />
zu den Regelungsbereichen und zu den Zielen<br />
der Regulierung gerade aus deutscher Sicht noch klarer<br />
herausgearbeitet werden. Und sowohl die Politik als auch<br />
der DVGW, Unternehmen und alle weiteren interessierten<br />
Kreise sollten bei der EU-Kommission offensiv für ein hohes<br />
Qualitäts-, Sicherheits- und Hygieneniveau eintreten.<br />
Denn letztlich ist es die Kommission, die über die<br />
Mandatierung entsprechender Normungsprojekte<br />
unter der EU-BauproduktenVO den Weg zu harmonisierten<br />
Normen ebnet.<br />
Hierbei sollte auch die Etablierung von sogenannten<br />
Leistungsklassen und Leistungsstufen durch harmonisierte<br />
europäische Normen intensiv geprüft und ggfs.<br />
genutzt werden, wie sie in der Bauproduktenverordnung<br />
ausdrücklich sind. Denn: Auch wenn richtig ist,<br />
dass es bei Themen wie der Hygiene eigentlich keine<br />
Stufen zwischen hygienisch und unhygienisch gibt, so<br />
gilt doch: Auf dem Normenweg vorzuschreiben, dass<br />
die Trinkwasserinstallationen in 33 Staaten kurz oder<br />
mittelfristig auf das hohe Sicherheits- und Qualitätsniveau<br />
wie in Deutschland gebracht werden muss, ist<br />
wenig erfolgversprechend, wenn man sich die unterschiedlichen<br />
Wege und Verfahren der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
in diesen verdeutlicht. So wird schon in Südfrankreich<br />
ein Teil der häuslichen <strong>Wasser</strong>versorgung direkt<br />
aus offenen Kanälen entnommen, in anderen Ländern<br />
spielt die konsequente Nutzung von Chlor zur Desinfektion<br />
eine deutliche größere Rolle als in Deutschland.<br />
Zu den daraus abzuleitenden Aufgaben gehören<br />
vorrangig:<br />
""<br />
Die aktive Beteiligung an der Ausgestaltung der entsprechenden<br />
Normungsmandate der EU-Kommission<br />
bis hin zu einem aktiven Lobbying für entsprechende<br />
Mandate, überall dort, wo Handlungsbedarf<br />
im Sinne der Prävention, der Nachhaltigkeit und des<br />
Vorsorgeprinzips beim Umgang mit dem Lebensmittel<br />
Nummer 1 besteht.<br />
""<br />
Der konsequente Aufbau von Netzwerken zwischen<br />
nationalen Normungs- und Zertifizierungsorganisationen,<br />
um auch im Vorfeld einer harmonisierten<br />
europäischen Normung zu einer Reduzierung der<br />
Januar 2014<br />
106 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Politik<br />
FACHBERICHTE<br />
Aufwendungen für die unterschiedlichen und mehrfachen<br />
Prüf- und Zertifizierungsverfahren zu kommen<br />
und zugleich das notwendige Vertrauen zu<br />
entwickeln, dass die Umsetzung gemeinsamer Ideen<br />
und Vorstellungen in Europa unverzichtbar ist.<br />
""<br />
Die gemeinsame Gestaltung der entsprechenden<br />
Normen und Prüfverfahren unter dem Dach von CEN<br />
durch die konsequente Entsendung von Fachleuten<br />
aus der Praxis – und nicht nur aus Prüf- und Zer -<br />
tifizierungsorganisationen – in die europäischen<br />
Normungsgremien sowie die entsprechenden nationalen<br />
Spiegelgremien.<br />
""<br />
Die Entwicklung gemeinsamer Positionen der Bundesregierung<br />
von Industrie, Handel, Handwerk und<br />
Bauwirtschaft zu dem neuen Modell der Leistungsklassen<br />
nach der EU-BauproduktenVO auch und<br />
gerade im Bereich der Gebäudetechnik.<br />
Auf dem Weg zu einem europäischen Regelwerk und zu<br />
entsprechenden europäischen Zulassungs- und Zertifizierungsfragen<br />
muss auch die Rolle in Zukunft das CE-<br />
Zeichen im Trinkwasserbereich erneut diskutiert werden.<br />
Die heutige Lösung der EU-BauproduktenVO, die das<br />
CE-Zeichen ausschließlich von der Vorlage einer Leistungserklärung<br />
abhängig macht, ist jedenfalls nicht<br />
überzeugend. Denn solange gerade für Trinkwasserprodukte<br />
wesentliche grundlegende Richtlinien und harmonisierten<br />
Normen fehlen, werden minderwertige Erzeugnisse<br />
das CE-Zeichen tragen, die gegen grundlegende<br />
Schutzziele auch des europäischen Rechtes verstoßen.<br />
Notwendig ist zudem eine rasche Klärung der Frage,<br />
ob wir für den <strong>Wasser</strong>bereich im Sinne des Gesundheitsund<br />
Verbraucherschutzes ein international anerkanntes<br />
Qualitätszeichen benötigen, zum Beispiel um mit der<br />
Verwendung von Bauprodukten verbundene Haftungsrisiken<br />
zu verringern.<br />
Die künftigen Prioritäten können aus Sicht der Industrie<br />
folgendermaßen zusammengefasst werden:<br />
1. Hygiene Gesundheit Sicherheit, Umweltschutz, Leistungsbeständigkeit<br />
und Nachhaltigkeit der Produkte<br />
und Dienstleistungen sind die Ziele, denen sich die<br />
gebäudetechnische Industrie genauso verpflichtet<br />
fühlt wie die Versorgungswirtschaft.<br />
2. Bei der Weiterentwicklung bestehender Systeme<br />
oder der Etablierung neuer Systeme für die Prüfung<br />
und Zertifizierung muss der Kunde/Installateur im<br />
Mittelpunkt stehen. Denn der muss auf einen Blick<br />
erkennen, ob ein oft nur wenige Cent oder Euro teures<br />
Produkt für die Installation geeignet ist, die er<br />
und seine Mitarbeiter gerade bauen. Das ist die<br />
eigentliche Funktion, die das DVGW-Zeichen heute<br />
in Deutschland hat. Und diese Eigenschaft darf auf<br />
keinen Fall verloren gehen!<br />
3. Durch die unabhängige Prüfung und Zertifizierung der<br />
Produkte und Prozesse stellt sich die Industrie der<br />
ganz besonderen Verantwortung, die sie mit ihren<br />
Produkten übernimmt, die mit Trinkwasser in Berührung<br />
kommen. Auch wenn es in anderen Bereichen<br />
mit Herstellererklärungen oder anderen Prüf- und<br />
Zertifizierungskonzepten durchaus gute Erfahrungen<br />
gibt, sind wichtige Teile der Industrie der festen<br />
Überzeugung, dass es heute und auch in Zukunft bei<br />
Produkten für den Kontakt mit Trinkwasser bei einer<br />
verpflichtenden Überprüfung der Leistungsbeständigkeit<br />
durch unabhängige Prüf- und Zertifizierungsstellen<br />
bleiben sollte, also dem in der EU-Bauprodukten-VO<br />
verankerten System 1+.<br />
4. Die Industrie ist nicht nur offen, sondern geradezu<br />
massiv daran interessiert, jetzt mit klaren Zielen und<br />
Wegmarken zu einem europäischen Qualitätszeichen<br />
zu kommen. Ein Qualitätszeichen, das den Kunden<br />
auf einen Blick mindestens die gleiche Sicherheit<br />
gibt, die diese heute in Deutschland mit dem DVGW-<br />
Zertifikat oder in den Niederlanden mit dem KIWA-<br />
Zeichen verbinden. Notwendig hierfür ist ein möglichst<br />
wenig durch wirtschaftliche Interessen an Prüfung<br />
und Zertifizierung beeinträchtigtes gutes<br />
Einvernehmen mit den europäischen Partnern wie<br />
beispielsweise AFNOR und CSTB in Frankreich, BSI<br />
oder WRAS in Großbritannien oder Kiwa in den Niederlanden.<br />
Und Einvernehmen ist auch erforderlich<br />
mit den deutschen Behörden und natürlich mit Handel<br />
und Handwerk, die ja letztlich für das Vertrauen<br />
in dieses Zeichen sorgen werden.<br />
Eine von diesen Eckpunkten geprägte Strategie ist der<br />
richtige Weg, um noch besser zu werden. Hierfür muss<br />
die europäische Normung jetzt die Spielregeln aufstellen<br />
und die Prüf- und Zertifizierungsstellen sind und<br />
bleiben die Schiedsrichter. Und wer nicht fair spielt,<br />
gehört vom Platz gestellt!<br />
Auf dem damit skizzierten Weg zu einem einheitlichen<br />
europäischen Qualitätsmarkt für Produkte und<br />
Systeme im Kontakt mit Trinkwasser müssen sicher noch<br />
verschiedene Hürden überwunden werden, Kompromisse<br />
eingegangen und Konflikte gelöst werden.<br />
Man muss bei diesen Herausforderungen aber auch<br />
auf die Chancen schauen: Über 600 Mio. Verbraucher<br />
zwischen der Türkei und Island, zwischen Finnland und<br />
Portugal werden von hohen Hygiene-, Qualitäts- und<br />
Sicherheitsstandards profitieren.<br />
Auch in anderen Bereichen der technischen Gebäudeausrüstung<br />
laufen jetzt die Arbeiten an der Implementierung<br />
der EU-BauproduktenVO auf Hochtouren.<br />
Und Fragen wie nach der Rolle der CE-Kennzeichnung,<br />
der Einführung von Leistungsklassen und den Chancen<br />
für europäische Qualitätszeichen beschäftigen uns<br />
nicht nur hier in Deutschland, sondern die interessierten<br />
Kreise in allen Mitgliedsstaaten der EU und des europäischen<br />
Wirtschaftsraumes.<br />
Unsere Chancen sind exzellent, jetzt eine europäische<br />
Lösung zu installieren, die Hygiene, Qualität und<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 107
FACHBERICHTE Politik<br />
Sicherheit in der Trinkwasserversorgung steht und zwar<br />
nachhaltig über die gesamte Lebensdauer der Produkte<br />
hinweg.<br />
Viele Kernbausteine und das notwendige Know-how<br />
sind bereits heute hier im Netzwerk des DVGW und der<br />
figawa in Deutschland vorhanden und auch praktisch<br />
erprobt.<br />
Der Weg zu einem europäischen Qualitätsmarkt und<br />
europäischen Qualitätszeichen ist offen. Wer ihn zuerst<br />
beschreitet, wird den gemeinsamen europäischen Binnenmarkt<br />
maßgeblich mit prägen. Allein die sichere<br />
Erwartung, dass sich damit die gigantischen Prüf- und<br />
Zertifizierungsaufwendungen in 10, 20 oder 30 Staaten<br />
reduzieren, rechtfertigt die hierfür notwendigen<br />
Anstrengungen. Die bereits heute in Deutschland und<br />
international aktive gebäudetechnische Industrie ist<br />
bereit, diesen Weg auch im Bereich des Trinkwassers zu<br />
gehen.<br />
Autor<br />
© Grünbeck<br />
Eingereicht: 15.11.2013<br />
Dr.-Ing. Günter Stoll<br />
Mitglied des Präsidiums der<br />
Bundesvereinigung der Firmen<br />
im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach – figawa e.V. |<br />
Marienburger Straße 15 |<br />
D-50968 Köln |<br />
Telefon: (09074) 41-0<br />
Buchbesprechung<br />
<strong>Wasser</strong>bezogene Anpassungsmaßnahmen<br />
an den Landschafts- und Klimawandel<br />
Hrsg.: Uwe Grünewald; Oliver Bens; Holger Fischer;<br />
Reinhard F. J. Hüttl; Knut Kaiser; Andrea Knierim.<br />
Stuttgart: Schweizerbart 2012. VII , 299 S., 103 Abb.,<br />
29 Tab., Preis: € 39,90, ISBN 978-3-510-65274-7.<br />
Der allgegenwärtige Landschafts- und Klimawandel<br />
hat vielfältige Auswirkungen auf unsere Umwelt.<br />
Wie beeinflussen „wasserbezogene Anpassungsmaßnahmen“<br />
in Regionen und Flusseinzugsgebieten<br />
Deutschlands diese Auswirkungen? Antworten<br />
und Lösungen werden in diesem Band präsentiert.<br />
Anhand praktischer Beispiele zeigen die Autoren,<br />
dass der Klimawandel real ist und wir auf<br />
Jahrzehnte hinaus mit diesem Problem konfrontiert<br />
sein werden. Weil die Klimaveränderung nicht<br />
beherrschbar ist, muss sich die Gesellschaft an -<br />
passen. Notwendige Anpassungsmaßnahmen zur<br />
Erhaltung der Ressource <strong>Wasser</strong> erweisen sich als<br />
regionale und lokale Herausforderung. Sie erfordern<br />
Handeln auf verschiedenen Ebenen: auf lokaler<br />
Ebene und im Bereich der Flüsse und Flusseinzugsgebiete;<br />
deshalb bedarf es der Abstimmung<br />
zwischen Bund, Ländern und Kommunen.<br />
Die Autoren stellen dar, welche Maßnahmen z. B.<br />
in der brandenburgischen Lausitz – durch Braunkohlebergbau<br />
wasser- und stoffhaushaltlich nachhaltig<br />
beeinträchtigt – umgesetzt werden, und<br />
zeigen, dass der Klimawandel weiteren Handlungsbedarf<br />
erforderlich macht.<br />
Notwendige und optionale <strong>Wasser</strong>management-<br />
Maßnahmen werden am Beispiel des Rheins und<br />
der Elbe aufgezeigt und anhand der gegenwärtigen<br />
und der künftigen Ziel-Situation – u. a. im „wasserreichen“<br />
Freistaat Bayern und im „wasserarmen“<br />
Nordostdeutschland – umfassend diskutiert.<br />
Die Autoren erörtern ausführlich neue Ansätze<br />
und Instrumente zur gesellschaftlichen Steuerung<br />
wasserbezogener Anpassungsmaßnahmen, z. B. in<br />
Form intensiver Öffentlichkeitsbeteiligung und<br />
einer angepassten Infrastruktur der regionalen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung.<br />
Zahlreiche aktuelle Beispiele für die technische,<br />
wirtschaftliche und infrastrukturelle Gestaltung<br />
dieses Wandels u. a. durch angepasste Verfahren in<br />
der Bewässerung, des ökologischen Waldbaus, der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung und -versorgung sowie des<br />
Hochwasserrisikomanagements vervollständigen die<br />
angestellten Überlegungen.<br />
Dieser Band richtet sich an Akteure und Entscheidungsträger<br />
in Wissenschaft, Politik, Insti -<br />
tu tionen, Behörden, Verwaltungen und Verbänden<br />
sowie an die interessierte Öffentlichkeit.<br />
Bestell-Hotline<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
München<br />
Tel. +49 (0) 201/82002-11<br />
Fax +49 (0) 201/82002-34<br />
E-Mail: bestellung@vulkan-verlag.de<br />
www.di-verlag.de<br />
Januar 2014<br />
108 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
BUCHBESPRECHUNG<br />
Buchbesprechung<br />
Handbuch des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts<br />
Neues Recht des Bundes und der Länder. Loseblatt-<br />
Textsammlung und Kommentare. Herausgegeben<br />
von Prof. Dr. iur. Heinrich Frhr. von Lersner, Präsident<br />
des Umweltbundesamtes a. D., Dr. iur. Konrad<br />
Berendes, Ministerialrat a.D. im Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />
und Prof. Dr. iur. Michael Reinhardt, LL.M. (Cantab.),<br />
Institut für Deutsches und Europäisches <strong>Wasser</strong>wirtschaftsrecht<br />
der Universität Trier. Begründet<br />
von Prof. Dr. iur. Alexander Wüsthoff und Prof. Dr.-<br />
Ing. E.h. Walther Kumpf. Berlin, Bielefeld, München:<br />
Erich Schmidt Verlag 2013. Loseblatt-Kommentar,<br />
16 357 S. in 8 Ordnern, Preis: 268,88 Euro,<br />
ISBN 978-3-503-00011-1.<br />
Das <strong>Wasser</strong>recht hat sich in den letzten Jahren stark<br />
verändert, zuletzt 2010 durch das Inkrafttreten des<br />
neuen WHG. Es bedarf bedeutsamer und umfangreicher<br />
Ergänzungen und Konkretisierungen durch<br />
Verordnungen des Bundes und insbesondere auf<br />
Landesebene, in erster Linie durch Erlass neuer Landeswassergesetze.<br />
Das <strong>Wasser</strong>recht bleibt im Wandel,<br />
auf dem aktuellen Wissenstand zu sein, eine<br />
Herausforderung. Ob als tägliches Praxis-Arbeitsmittel<br />
oder als Nachschlagewerk für Spezialfragen,<br />
in über 5 Jahrzehnten hat das Handbuch des Deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>rechts seinen festen Platz unter den<br />
unverzichtbaren Standardwerken in der Fachwelt<br />
eingenommen.<br />
Neben den einschlägigen Vorschriften – auch solchen,<br />
die schwer zugänglich sind – bietet das Handbuch<br />
des Deutschen <strong>Wasser</strong>rechts fundierte Kommentierungen<br />
zu wichtigen, insbesondere bundesweit<br />
geltenden Gesetzen, z.B. zum:<br />
""<br />
<strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz (schon in neuer Fassung)<br />
""<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabengesetz<br />
""<br />
Bundeswasserstraßengesetz.<br />
Als „HDW“-Abonnent haben Sie einen kosten losen<br />
Zugang zur Umweltrechtsdatenbank unter www.<br />
UMWELTdigital.de! Hier stehen zusätzlich laufend<br />
aktualisierte wasserrechtliche Normen zur Verfügung.<br />
Die aktuelle Ergänzungslieferung des HDW enthält<br />
Änderungen der <strong>Wasser</strong>gesetze von Nordrhein-<br />
Westfalen und Sachsen. Außerdem wird das Landesrecht<br />
von Hamburg umfassend aktualisiert. Von<br />
Thüringen werden die Verordnung und die Förderrichtlinien<br />
zu Kleinkläranlagen sowie die Richtlinie<br />
zur Förderung von Maßnahmen an Gewässern zweiter<br />
Ordnung abgedruckt<br />
Bestellmöglichkeit online<br />
www.ESV.info/978 3 503 00011 1<br />
Zeitschrift „KA Korrespondenz <strong>Abwasser</strong> · Abfall“<br />
In der Ausgabe 1/2014 lesen Sie u. a. folgende Beiträge:<br />
Weinig/Joswig<br />
Burger/Kleidorfer/Rauch<br />
Nickel u. a.<br />
Basse u. a.<br />
Richter/Milke<br />
Gawel/Unnerstall<br />
… und die Schadstoffe gelangen doch in das Grundwasser – <strong>Abwasser</strong>exfiltration<br />
ist Eintragspfad, der Untergrund kolmatiert nicht<br />
Kanalnetzberechnung – die nächste Generation?<br />
Algenkultivierung und Co-Fermentation: Integration in eine kommunale Kläranlage<br />
Adaption der Mikroorganismen und erste Betriebsergebnisse der Anaerobanlage<br />
zur Vorbehandlung von salzreichem Chemieabwasser im GKW Bitterfeld-Wolfen<br />
Refinanzierung von Fremdwassereinleitungen – technische Herausforderung und<br />
juristische Probleme<br />
Angemessene Berücksichtigung von Umwelt- und Ressourcenkosten nach<br />
Art. 9 WRRL in der Praxis – Replik auf den Arbeitsbericht der DWA-Arbeitsgruppe<br />
„Ökonomische Aspekte der WRRL“ in KA 4/2011<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 109
FACHBERICHTE Diskussion<br />
<strong>Wasser</strong>preise: Wieweit haben sich die<br />
Kartellämter vom Verbraucherinteresse<br />
entfernt?<br />
Diskussion zum Beitrag „Hermann Daiber: Engagierte Bürger gegen überhöhte<br />
<strong>Wasser</strong>entgelte“ in <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong>, Heft 9 (2013), S. 974–981<br />
Wolfgang Merkel<br />
Bezüglich der Angemessenheit von <strong>Wasser</strong>preisen der<br />
öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgung hat der Autor Hermann<br />
Daiber, Referatsleiter in der Landeskartellbehörde Energie<br />
und <strong>Wasser</strong> beim Hessischen Minister für Wirtschaft,<br />
Verkehr und Landesentwicklung, seitdem er vor mehr<br />
als 10 Jahren mit der kartellamtlichen Untersuchung<br />
von <strong>Wasser</strong>preisen in Hessen begann, leider nichts dazu<br />
gelernt.<br />
Nach wie vor ist ihm fremd, dass die öffentliche <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
als Teil der Daseinsvorsorge nicht ohne<br />
Grund der Selbstverwaltung der Gemeinden zurechnet<br />
wird, die ein grundgesetzlich geschütztes Recht der<br />
Gemeinden, in Hessen sogar eine Pflichtaufgabe der<br />
Gemeinde darstellt (§ 30 Hess. <strong>Wasser</strong>gesetz). Die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
ist vom Produkt <strong>Wasser</strong> her (Umweltgut<br />
unter Bewirtschaftung der Landes-<strong>Wasser</strong>behörde und<br />
unersetzbares Lebensmittel), als maßgeblicher Teil der<br />
gemeindlichen Infrastruktur und aus technisch-wirtschaftlichen<br />
Gründen ein natürliches Monopol, das sich<br />
der reinen Betrachtung unter Wettbewerbsgesichtspunkten<br />
entzieht; das <strong>Wasser</strong> selbst und die Unternehmen<br />
stehen untereinander nicht im Wettbewerb.<br />
Die Gemeinden können entscheiden, ob sie die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
in öffentlich-rechtlicher oder privatrechtlicher<br />
Form betreiben; im ersten Fall werden die Entgelte<br />
zumeist als Gebühren, im zweiten Fall als Preise<br />
ausgestaltet. Die öffentlich-rechtlichen Unternehmen<br />
unterliegen der Kommunalaufsicht (Landes-Innenminister),<br />
die privatrechtlichen der Preisaufsicht der Landeskartellämter.<br />
Die demokratisch gewählten Kommunalparlamente<br />
haben die Aufsicht über die Wirtschaftsbetriebe<br />
der Gemeinde wahrzunehmen.<br />
Daiber unterstreicht an mehreren Beispielen, dass<br />
der Bürger durchaus erfolgreich gegen – seiner Meinung<br />
nach – überhöhte Gebühren bei <strong>Wasser</strong> oder<br />
<strong>Abwasser</strong> vorgehen kann; der Weg zum Verwaltungsgericht<br />
steht jedem Bürger offen. Verstöße gegen die<br />
Gebührensatzungen, fehlerhaftes Ermessen oder ungerechte<br />
Maßstäbe der Gebührenerhebung lassen sich so<br />
erfolgreich korrigieren. Die von Daiber an der Wirksamkeit<br />
der Kommunalaufsicht geübte Kritik ist weitgehend<br />
berechtigt. Es gibt aber durchaus erfolgreiche Ausnahmen:<br />
so überprüft der Hessische Rechnungshof in überörtlicher<br />
Prüfung Städte, Gemeinden und Kreise nach<br />
der Kriterien Wirtschaftlichkeit und Sachgerechtigkeit,<br />
unter anderen wurden 20 hessische <strong>Abwasser</strong>zweckverbände<br />
kontrolliert, die im Sinne eines Benchmarking-<br />
Vergleichs unter Mitwirkung von Wirtschaftsprüfern<br />
und Ingenieurbüros in einer Gruppe zusammengefasst<br />
wurden, mit der zusammen gemeinsam fachlich korrekte<br />
und belastbare Vergleichswerte erarbeitet wurden.<br />
Dadurch wurde die Basis zur Verbesserung von<br />
Effektivität und Effizienz gelegt. Der Innenminister in<br />
Thüringen hat für einschlägige Prüf- und Beratungstätigkeit<br />
die Thüringer <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>-Management<br />
GmbH geschaffen. (W. Merkel: <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft …, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Feb.<br />
2008, S. 164–168).<br />
Privatklagen gegen angeblich überhöhte <strong>Wasser</strong>preise<br />
über den Wucherparagraphen des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuches (§ 138 BGB) oder über die Billigkeits-<br />
Kontrolle (§§ 315 oder 316 BGB) sind selten erfolgreich,<br />
worauf Daiber richtig hinweist. Der Grund liegt darin,<br />
dass dem Kläger die Beweisführung über falsche Kalkulation<br />
oder fehlerhaftes Ermessen kaum hinreichend<br />
gelingen kann.<br />
Einen möglichen Missbrauch der <strong>Wasser</strong>preisfestsetzung<br />
der Unternehmen festzustellen, ist Aufgabe der<br />
Landeskartellämter. Dass diese Ämter für sich jedoch<br />
den Anspruch erheben, damit Verbraucherschützer zu<br />
sein, geht allerdings wohl zu weit. Die regelmäßig veröffentlichten<br />
Verbraucher-Umfragen namhafter Institute<br />
zeigen deutlich, dass der Verbraucher zum überwiegenden<br />
Teil seinen <strong>Wasser</strong>preis für angemessen und eher<br />
angemessen (43 % bzw. 29 %) hält (s. „Branchenbild der<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft 2011, WVGW Bonn 2011).<br />
Die Berechtigung, die <strong>Wasser</strong>preise der (privatrechtlich<br />
organisierten) <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmen zu<br />
überprüfen, sei den Kartellämtern nicht bestritten. Allerdings<br />
ist der dafür verfügbare Gesetzesrahmen, nämlich<br />
Januar 2014<br />
110 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Diskussion<br />
FACHBERICHTE<br />
das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen – GWB<br />
– denkbar ungeeignet. In den von Daiber genannten Fällen<br />
werden die <strong>Wasser</strong>preise eines Unternehmens mit<br />
denen anderer Unternehmen verglichen, wobei an die<br />
Vergleichbarkeit (laut OLG Frankfurt a. M.) keine hohen<br />
Ansprüche gestellt werden müssen. Die Versorgungsunternehmen<br />
stehen untereinander nicht im Wettbewerb;<br />
das GWB erlaubt dem Kartellamt aber, die Situation eines<br />
„wirksamen Wettbewerbs“ zu konstruieren und daraus<br />
ggf. einen „Missbrauch“ abzuleiten. Der Missbrauch muss<br />
also nicht bewiesen werden, sondern wird nur plausibel<br />
gemacht. Dem betroffenen Unternehmen obliegt dann<br />
die Beweislast nachzuweisen, dass der „Preisunterschied<br />
auf abweichenden Umständen beruht, die ihm nicht<br />
zurechenbar sind.“ (§ 31 Absatz 4 GWB neue Fassung<br />
2013). Im Falle der enwag Wetzlar hatte das Kartellamt<br />
eine Preissenkung von 33 % gefordert, war also der Auffassung,<br />
dass das Unternehmen bislang den angemessenen<br />
Preis um 50 % überzogen hatte (alter Preis/neuer<br />
Preis = 100/67 = 1,5). Kaum glaubwürdig, geschweige<br />
denn plausibel erscheint, dass eine solche Überziehung<br />
von einem Stadtparlament gutgeheißen würde und oder<br />
einem kritischen Bürger oder der Presse entgangen wäre.<br />
Das OLG Frankfurt und der Bundesgerichtshof fanden<br />
den Preissenkungs-Bescheid des Kartellamts berechtigt;<br />
schließlich war das Amt ja korrekt nach GWB vorgegangen;<br />
das Unternehmen hätte den Vorwurf eines Missbrauchs<br />
nicht ausreichend widerlegen können, was bei<br />
der gegebenen Beweislastzuordnung auch schwer fällt.<br />
Die Stadt konnte nicht verantworten, das zwangsläufig<br />
entstehende Defizit ihres Unternehmens aus Steuergeldern<br />
zu decken; so zog sie naheliegender Weise den Weg<br />
zurück in den Gebührenhaushalt vor, um den untragbaren<br />
Konsequenzen des GWB auszuweichen (zu dieser<br />
Problematik: W. Merkel: <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft<br />
… <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> Juli/August 2012, S. 840-848).<br />
Leider hat der Gesetzgeber mit der Novelle des GWB vom<br />
Juni 2013 versäumt, den Kartellämtern einen Gesetzesrahmen<br />
zu geben, der den Besonderheiten der öffentlichen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung besser gerecht würde!<br />
H. Daiber findet sich allerdings in „guter Gesellschaft“:<br />
die Monopolkommission hat, wie es aus ihrem 18.<br />
Hauptgutachten vom 30. Juni 2010 hervorgeht, gleichfalls<br />
kein Verhältnis zu den Unternehmen der Daseinsvorsorge<br />
und ihrer öffentlichen Aufgabe hat; man fordert<br />
dort wegen „ineffizienter Wertschöpfung“ in der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft eine Regulierung nach Muster des<br />
Regulierungssystems in England und Wales, dessen<br />
Ineffektivität allen Fachleuten eigentlich bekannt ist.<br />
Obwohl die Bundesregierung im Dezember 2010 eine<br />
Regulierung im <strong>Wasser</strong>sektor abgelehnt hatte, wiederholte<br />
die MoPoKom ihre Forderung in ihrem Gutachten<br />
2012. Die Novelle zum GWB 2013 erteilt übrigens dem<br />
Bundeskartellamt, das gerne eine Zuständigkeit der<br />
Kartellämter für die Kontrolle öffentlich-rechtlicher<br />
Unternehmen etabliert hätte, eine klare Absage.<br />
Die wirtschaftliche Effizienz eines <strong>Wasser</strong>versorgungsunternehmens<br />
zu überprüfen, würde wohl auch<br />
die Kompetenz einer Kartellbehörde überfordern. Es ist<br />
der Hinweis am Platze, dass zunächst das unternehmerische<br />
Ziel zu definieren ist, nämlich eine zuverlässige<br />
und einwandfreie Trinkwasserversorgung nach gesetzlichen<br />
Bestimmungen und anerkanntem technischen<br />
Regelwerk; das heißt die Effektivität muss gesichert<br />
sein. Erst am Verhältnis des dazu erbrachten gegenüber<br />
dem – nach sorgfältiger Untersuchung – erforderlichen<br />
Aufwands lässt sich die wirtschaftliche Effizienz feststellen.<br />
Anhand einer einzigen Kenngröße, nämlich dem<br />
Verkaufspreis, die Effizienz beurteilen zu wollen, ist<br />
unmöglich! Bis heute gibt es dazu kein besseres Instrument<br />
als ein korrekt geplantes und durchgeführtes<br />
Benchmarking (nach DVGW-Merkblatt W 1100 bzw.<br />
DWA-Merkblatt M 1100), das seine Bewährungsprobe<br />
vielfach unter Beweis gestellt hat. Es gibt den Unternehmen<br />
nämlich die Möglichkeit, die verschiedenen<br />
Leistungsbereiche nach Kennzahlen zu vergleichen,<br />
was dem Management die Möglichkeit gibt, auch tatsächlich<br />
die Effizienz zu verbessern (vgl. die ausführlichen<br />
Berichte im „Branchenbild der deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
2011, WVGW Bonn 2011).<br />
Leider wiederholt H. Daiber sein schon mehrfach<br />
veröffentlichtes Vorurteil gegenüber dem Benchmarking;<br />
es bleibe „weitgehend wirkungslos“. Offensichtlich<br />
hat er sich mit dem Verfahren und den Ergebnissen nie<br />
näher auseinandergesetzt. Die Öffnung des GWB, eine<br />
Kostenkontrolle neben dem Vergleichsmarktprinzip<br />
durchführen zu können, hält er für „tendenziell unwirksam“;<br />
die Modernisierungsstrategie des Bundestags<br />
(Beschluss von 2002) erweise sich „als Nebelkerze, die<br />
durchgreifende Reformen verhindert hat.“ Die Abqualifizierung<br />
der europäischen Bürgerinitiative „right2-<br />
water“ (Zitat: „Die angebliche Verletzung von Bürgerinteressen<br />
lässt sich vergleichsweise einfach zugunsten<br />
von Monopolbetrieben instrumentalisieren“) unterstreicht<br />
erst recht die mangelhafte Bereitschaft des<br />
Autors, sich mit der öffentlichen Aufgabe <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
auch inhaltlich ernsthaft auseinanderzusetzen.<br />
Der Inhalt der Bürgerinitiative, die erfolgreich dazu beigetragen<br />
hat, eine Ausschreibungspflicht für Konzessionen<br />
im <strong>Wasser</strong>fach zu verhindern, ist im Internet leicht<br />
nachzulesen (, s. a. Wulf<br />
Abke „Nichts ist wie es scheint“, <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Okt. 2013, S. 1082–1084).<br />
Die Nähe des Hessischen Kartellamts zum Verbraucherschutz<br />
bezüglich der öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />
lässt doch zu wünschen übrig!<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel<br />
E-Mail: merkel.w@t-online.de |<br />
Klagenfurter Ring 1 a |<br />
D-65187 Wiesbaden<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 111
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Neuordnung der <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />
Tagung am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ<br />
am 11. November 2013 in Leipzig<br />
Katharina Kern und Erik Gawel<br />
1. Hintergrund und Einführung<br />
Das <strong>Abwasser</strong>abgabengesetz (AbwAG) gilt als Pionier<br />
marktwirtschaftlicher Ansätze im Umweltschutz und<br />
blickt seit seiner Verabschiedung 1976 auf eine mittlerweile<br />
fast 40-jährige Geschichte zurück. Ebenso lang ist<br />
freilich die kontroverse Diskussion um Konzeption und<br />
konkrete Ausgestaltung dieses „ökonomischen Hebels“<br />
im Gewässerschutz. Veränderte technische, wirtschaftliche<br />
und rechtliche Rahmenbedingungen sowie konzeptionelle<br />
Defizite geben Anlass, die seit den 90er Jahren<br />
weitgehend unveränderte Abgabe erneut auf den<br />
Prüfstand zu stellen. Neben ökonomischen und ökologischen<br />
Zielen dient das AbwAG auch der Vollzugsunterstützung<br />
von <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz und <strong>Abwasser</strong>verordnung.<br />
Für die Entwicklung praxistauglicher<br />
Reformvorschläge müssen auch die Auswirkungen auf<br />
kommunale und gewerbliche Einleiter sowie der Vollzugsaufwand<br />
berücksichtigt werden. Wie unter diesen<br />
Vorzeichen eine möglichst konsistente Reform des<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabengesetzes aussehen könnte, haben<br />
das UFZ und die Universität Leipzig im Auftrag des<br />
Umweltbundesamtes unter beratender Beteiligung<br />
eines Praxisbegleitkreises mit Vertretern von kommunaler<br />
<strong>Abwasser</strong>wirtschaft, Industrie und Behörden<br />
untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie wurden am<br />
11. November 2013 in Leipzig im Rahmen einer<br />
Abschluss-Tagung vorgestellt.<br />
Das Grußwort sprach Prof. Dr. Georg Teutsch, wissenschaftlicher<br />
Geschäftsführer des UFZ, der die besondere<br />
Bedeutung der wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen<br />
<strong>Wasser</strong>forschung für den integrierten Forschungsansatz<br />
am UFZ betonte. Anschließend gaben<br />
Min.-Dirig. Dr. Fritz Holzwarth, Leiter der Unterabteilung<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft im BMU, und Prof. Dr. Erik Gawel, UFZ/<br />
Universität Leipzig, als Leiter der Studie eine Einführung<br />
in die Thematik. Dr. Holzwarth würdigte dabei die integrierte,<br />
auf den drei Säulen Ökonomie, Recht und Technik<br />
fußende Betrachtung der <strong>Abwasser</strong>abgabe als besondere<br />
Stärke des Gutachtens. Er dankte dem Praxisbegleitkreis<br />
und dem UBA für die fachliche Begleitung,<br />
mit der qualitativ hochwertige Forschungsergebnisse<br />
unter Beachtung von Umsetzbarkeit und Vollzugstauglichkeit<br />
erreicht worden seien. Prof. Gawel erläuterte<br />
anschließend den finanzwissenschaftlichen Grundgedanken<br />
einer lenkenden Umweltabgabe. Von einer<br />
Obsoleszenz des Lenkungsziels im AbwAG könne keine<br />
Rede sein; diese Sichtweise beruhe auf Missverständnissen<br />
der Funktion einer Abgabe, Einleiter dauerhaft mit<br />
ihren Umwelt- und Ressourcenkosten (URK) in Gewässern<br />
zu konfrontieren. Ebenso wenig wie ein Tempolimit<br />
an einer Gefahrenstelle aufgehoben werde, wenn dieses<br />
nur überwiegend befolgt würde, könne auch die Garantenstellung<br />
eines Preissignals entfallen, zumal diesem<br />
mit Innovationsanreizen, effizienter Strukturierung von<br />
Schädlichkeitsreduzierungen zwischen den Einleitern<br />
und der Weiterwälzung der URK in Produktpreisen<br />
zusätzliche wichtige dauerhafte Funktionen zukomme,<br />
die in der Diskussion nur allzu oft übersehen würden.<br />
Das Gutachten wolle dazu beitragen, diese Lenkungswirkung<br />
auch im Gesetz wieder klarer zu konturieren.<br />
2. Vorträge in Themenblöcken<br />
2.1 Ökonomische und rechtliche Grundfragen<br />
der <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />
Zu den Grundfragen der <strong>Abwasser</strong>abgabe referierte<br />
zunächst Prof. Gawel, der Methodik und Zielsetzung der<br />
Studie vorstellte. Diese orientiert sich an den Leitlinien<br />
einer Modernisierung der Abgabe, ihrer Lenkungsertüchtigung<br />
als ökonomischer Hebel des Gewässerschutzes<br />
und an der Konsistenzverbesserung durch aufeinander<br />
abgestimmte Reformmaßnahmen. Die Studie<br />
arbeitet mit drei alternativen Reformszenarien (Lenkungsertüchtigung,<br />
Vollzugsunterstützung, Vollzugsvereinfachung),<br />
die jeweils ein priorisiertes Ziel verfolgen.<br />
Diese Szenarien seien aber jeweils so konzipiert,<br />
dass in jedem der drei Szenarien alle Zielkriterien (u.a.<br />
auch Belastung und Akzeptanz) vernünftig berücksichtigt<br />
würden. Die Autoren sprechen sich insgesamt aber<br />
zur „Revitalisierung der <strong>Abwasser</strong>abgabe“ für die Realisierung<br />
des Lenkungs-Szenarios aus. Insbesondere die<br />
Beschränkung der weitreichenden Ermäßigungs- und<br />
Verrechnungsregelungen könnten zur verursachergerechten<br />
Intensivierung der ökonomischen Lenkungswirkung<br />
beitragen. Die Entwicklung von Innovationen,<br />
der Abbau von Wettbewerbsverzerrungen sowie eine<br />
ökologisch verträglichere Wirtschaftsweise können so<br />
Januar 2014<br />
112 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
langfristig unterstützt werden. Nominelle Belastungsmehrungen<br />
werden im Gegenzug durch eine optionale<br />
Messlösung, der Kappung von „Raketen-Effekten“ und<br />
dem Verzicht auf einen realen Kaufkraftausgleich des<br />
inflatorisch ausgezehrten Abgabesatzes teilweise kompensiert,<br />
was sich wiederum akzeptanzsichernd auswirken<br />
solle.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Köck gab anschließend einen<br />
Überblick über die unions- und verfassungsrechtlichen<br />
Rahmenbedingungen der <strong>Abwasser</strong>abgabe. Art. 9 WRRL<br />
entrate keineswegs jedweden normativen Gehalts und<br />
statuiere zumindest einen Rechtfertigungsdruck, soweit<br />
je auf bewährte Abgabeninstrumente zur Kostendeckung<br />
einschließlich URK verzichtet werden sollte.<br />
Finanzverfassungsrechtlich lasse sich die <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />
mit Blick auf die <strong>Wasser</strong>pfennig-Entscheidung<br />
des BVerfG auch als Gegenleistungsabgabe zur Ab -<br />
schöpfung eines Sondervorteils rechtfertigen; eine obligate<br />
Zweckbindung der aufkommenden Mittel bestehe<br />
dann nicht mehr. In kompetenzrechtlicher Hinsicht qualifizierte<br />
er die an der Schadstofffracht, d.h. an gütebewirtschaftungsrelevanten<br />
Stoffparametern an setzende<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe als stoffbezogene und damit abweichungsfeste<br />
Regelung i. S. v. Art. 72 Abs. 3 Nr. 5 GG,<br />
sodass keine Abweichungskompetenz der Länder<br />
bestehe. Hiervon sei auch ein eventueller Wärmeparameter<br />
aufgrund dessen Emissionsbezuges betroffen,<br />
weil der Verfassungsgesetzgeber mit seiner stoff- und<br />
anlagenbezogenen Regelung alle Emissionen in Gewässer<br />
erfassen und einer bundeseinheitlichen Regelung<br />
zuführen wollte.<br />
1.2 Indirekteinleiterabgabe, Parameterkatalog<br />
und Messlösung<br />
Zu den technikorientierten Reformbausteinen erläuterte<br />
zunächst Dipl.-Kff. Jana Rüger, warum die Studie eine<br />
konzeptionell angezeigte, aber äußerst vollzugsaufwendige<br />
Veranlagung von Indirekteinleitern auch im ambitionierteren<br />
Lenkungs-Szenario nur perspektivisch zur<br />
Überprüfung empfiehlt. Im Vollzugsvereinfachungsszenario<br />
solle die Indirekteinleiterabgabe gänzlich ausgeklammert<br />
bleiben.<br />
Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer referierte sodann zum<br />
überarbeiteten Parameter-Katalog, der TOC anstelle von<br />
CSB sowie N ges anstelle von TN b empfiehlt und die Wärmelast<br />
als neuen Parameter vorschlägt. Für den Wärmeparameter<br />
wird die Einführung einer Schwellenwertregelung<br />
mit einem relativ hohen Schwellenwert vorgeschlagen,<br />
der die Erfassung von Wärmeeinleitungen mit<br />
signifikanten Auswirkungen auf das Gewässer (industrielle<br />
Großeinleitungen, kommunale Kläranlagen der<br />
Größenklasse 5) sicherstellt und kleinere Einleitung freistellt.<br />
Überdies solle der Parameter Fischeigiftigkeit<br />
durch signifikante Verringerung der Bezugsgröße<br />
ertüchtigt werden, um sicherzustellen, dass auch die auf<br />
Chlorid- und Sulfationen beruhende Fischeigiftigkeit<br />
Min.-Dirig. Dr. Fritz Holzwarth.<br />
Prof. Köck, Prof. Gawel und Prof. Holländer (v. l.) bei der<br />
Podiumsdiskussion..<br />
Prof. Dr. Erik<br />
Gawel.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 113
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
abgabewirksam werde. Mikroverunreinigungen eigneten<br />
sich derzeit aus Messgründen noch nicht als Bemessungsgrundlage.<br />
Zudem trug Prof. Holländer die Überlegungen zu<br />
einer optionalen Messlösung vor, zu der die Einleiter<br />
selbst optieren könnten; dies stelle sicher, dass sich kein<br />
Einleiter schlechter stelle. Gemessene Werte als Bemessungsgrundlage<br />
setzten kraftvolle Lenkungsanreize,<br />
seien aber kein schlichtes „Entlastungsgeschenk“ an die<br />
Einleiter, sondern Teil der Lenkungsertüchtigung. Als<br />
Kernbausteine der Messlösung wurde eine kontinuierliche<br />
Abflussmessung vorgeschlagen, ergänzt um die<br />
Ermittlung von Tagesmittelwerten der Schadparameter<br />
auf Grundlage volumen- oder mengenproportionaler<br />
24h-Mischproben nach Termin-Vorgabe durch die<br />
Behörden. Die Probenhäufigkeit könne sich an der<br />
durch die RL 91/271/EWG vorgegebene Mindestanzahl<br />
der Probennahmen orientieren. Für die Ermittlung der<br />
Jahresabwasserabgabe sollten die Frachten addiert und<br />
im letzten Rechenschritt der Bezug zum Trockenwetterabfluss<br />
hergestellt werden.<br />
2.3 Abgabesatz, Tarif, Verrechnungen,<br />
Aufkommen sowie Be- und Entlastungseffekte<br />
Mit Blick auf die ökonomischen Reformbausteine erläu-<br />
terte im Anschluss Harry Schindler M.A. die Empfehlung<br />
des Gutachtens zu einer Inflationsanpassung des seit<br />
1997 nicht mehr angepassten und dadurch real erheblich<br />
entwerteten Abgabesatzes. Zur Eingrenzung der<br />
finanziellen Mehrbelastung wurde auf die – aus Lenkungs-<br />
und ökonomischen Knappheitsgesichtspunkten<br />
eigentlich erforderliche – Anhebung des Abgabesatzes<br />
verzichtet und lediglich dessen nominelle Glättung auf<br />
40 €/Schadeinheit in den Szenarien Lenkungsertüchtigung<br />
und Vollzugsvereinfachung vorgeschlagen. Die<br />
Tarifhalbierung nach § 9 Abs. 5, 6 AbwAG sei ein konzeptioneller<br />
Bruch innerhalb einer Lenkungsabgabe und<br />
jedenfalls im Lenkungsszenario wie auch im Vollzugsvereinfachungsszenario<br />
zu streichen, was im Verbund<br />
mit der Messlösung kraftvolle Anreize zur Verhaltensanpassung<br />
bei den Einleitern setze.<br />
Prof. Gawel trug ergänzend zur Notwendigkeit einer<br />
Begrenzung von konzeptwidrigen, kostenineffizienten<br />
und teilweise ökologisch fragwürdigen Verrechnungen<br />
vor sowie zur Empfehlung der Studie, eine Zweckbindungsvorschrift<br />
beizubehalten und eine neue Publizitätspflicht<br />
für die Aufkommensverwendung einzuführen.<br />
Die Zweckbindung solle zugunsten des Einleitersektors<br />
um „ökologisch vorteilhafte Maßnahmen im<br />
Bereich der <strong>Abwasser</strong>entsorgung“ erweitert werden,<br />
um hier Rückflüsse in den <strong>Abwasser</strong>sektor zu bewirken.<br />
Zudem wies er darauf hin, dass das reale Abgabeaufkommen<br />
aktuell mehr als 60 % unter dem Wert der letzten<br />
AbwAG-Novelle von 1994 liege, was einer im Zeitablauf<br />
deutlich gedrosselten realen Belastung der Einleiter<br />
entspreche.<br />
Prof. Holländer erläuterte die Ergebnisse von Berechnungen<br />
zu Be- und Entlastungswirkungen der Reformempfehlungen<br />
für Einleiter und Behörden. Vor allem die<br />
Messlösung sei auf Einleiterseite in der Lage, Mehrbelastungen<br />
anderer Elemente der Reform aufzufangen. Eine<br />
überschaubare nominale Mehrbelastung sei – bei insgesamt<br />
großer Varianz zwischen den Einleitern – wahrscheinlich.<br />
Im behördlichen Vollzug könnten die administrativen<br />
Belastungswirkungen einer Messlösung<br />
durch Streichung bzw. Begrenzung von Ermäßigung<br />
und Verrechnungen deutlich kompensiert werden.<br />
2.4 Die pauschalierten Abgaben<br />
Frau Rüger referierte abschließend zu den pauschalierten<br />
Abgaben des AbwAG, die beibehalten und – je nach<br />
Szenario – auch anreizbezogener ausgestaltet werden<br />
sollten: Bei der Niederschlagswasserabgabe sei im Lenkungs-<br />
und Vollzugsunterstützungsszenario ein Übergang<br />
auf einen verursachergerechten Flächenmaßstab<br />
empfehlenswert, dessen Bemessungsgrundlage der<br />
volle Hektar bebaute oder befestigte Fläche sei. Der<br />
zunehmenden Flächenversiegelung könne man überdies<br />
mit einer, den Ländern in der konkreten Ausgestaltung<br />
zu überlassenden Gewichtung der bebauten und<br />
befestigten Fläche nach Versiegelungsgrad begegnen.<br />
Die Kleineinleiterabgabe solle in allen Szenarien eine<br />
erhöhte Schädlichkeitswertung erhalten, indem erstens<br />
auch Grundstücke erfasst würden, die an Bürgermeisterkanäle<br />
angeschlossenen sind, sofern von diesen<br />
Schmutzwasser ausschließlich aus Haushaltungen und<br />
ähnliches Schmutzwasser von weniger als 8 m 3 je Tag<br />
eingeleitet würde. Zweitens wurde eine Anhebung der<br />
Schadeinheiten von 0,5 auf 1 pro nicht an die Kanalisation<br />
angeschlossenen Einwohner angeregt. In beiden<br />
Fällen wird eine bundesrechtliche Normierung von Ausnahmen-<br />
und Freistellungskriterien empfohlen, die auf<br />
sachgerechte Kriterien zu beziehen seien, aber von den<br />
Ländern weiterhin genutzt werden dürften.<br />
3. Diskussion und Fazit<br />
Auf die einzelnen Themenblöcke folgte jeweils eine Diskussionsrunde,<br />
in der einerseits zahlreiche Aspekte des<br />
Gutachtens auf verbreitete Zustimmung stießen: Dies<br />
gilt für die Erarbeitung der Reformszenarien, die beratende<br />
Einbindung des Praxisbegleitkreises, den Vorschlag<br />
einer optionalen Messlösung sowie die Kappung<br />
von „Raketen-Effekten“ bei Einleitungspitzen. Ebenso<br />
wurde der Vorschlag einer klaren Zweckbindungsregelung<br />
des Abgabeaufkommens begrüßt, damit das Aufkommen<br />
nicht dem allgemeinen Landeshaushalt zugeschlagen<br />
werde, sondern weiterhin für erforderliche<br />
<strong>Wasser</strong>bewirtschaftungsmaßnahmen zur Verfügung<br />
stünde. Andererseits wurde erwartbar die Besorgnis vor<br />
zusätzlichen Belastungswirkungen durch Streichung<br />
bzw. Beschränkung von Ermäßigungs- und Verrechnungsregelungen<br />
geäußert. Deren Fortbestand aus Ent-<br />
Januar 2014<br />
114 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
UFZ-Geschäftsführer Prof. Teutsch beim Grußwort.<br />
lastungs- und Vollzugsunterstützungsgründen (Ermäßigung)<br />
bzw. aus investitionspolitischen Gründen (Verrechnungen)<br />
wurde kontrovers diskutiert. Auf den<br />
Unterschied zwischen nominalen und realen Mehrbelastungen<br />
und den Prozess einer schleichenden inflatorischen<br />
Auszehrung der Abgabe ohne Korrekturen<br />
wurde hingewiesen.<br />
Mit Blick auf die Messlösung wurden von Länderseite<br />
Zweifel an der Robustheit der Messlösung und<br />
Skepsis bei einem Rückgriff auf Eigenkontrollwerte<br />
angemeldet. Kritisch diskutiert wurden überdies die im<br />
Gutachten vorgeschlagene Anzahl der notwendigen<br />
Mindestmessungen sowie der methodische Ansatz zur<br />
Ermittlung der Jahresabwasserabgabe durch Addition<br />
der Frachten unter Herausrechnung des Niederschlagwasseranteils.<br />
Erörtert wurde weiterhin die Notwendigkeit<br />
einer verursachergerechten Heranziehung auch<br />
anderer <strong>Wasser</strong>nutzungen (z. B. Landwirtschaft, Schifffahrt,<br />
<strong>Wasser</strong>kraft).<br />
Schließlich wurde die vorgeschlagene Einführung<br />
eines Wärmeparameters sowie der Verzicht auf den<br />
kompensatorischen Wegfall bisheriger Schadparameter<br />
kontrovers diskutiert: Hier verwiesen die Autoren<br />
darauf, dass eine Obsoleszenz von Parametern nur in<br />
Frage komme, wenn ein Stoff in Gewässern grundsätzlich<br />
kein Problem mehr darstelle. Akut geringe Einleitungen<br />
stellten die Notwendigkeit der Garantenstellung<br />
des Ordnungsrechts ebenso wenig in Frage wie<br />
jene des Abgabenanreizes; wird kaum noch eingeleitet,<br />
sei auch gar keine relevante Beschwer erkennbar. Punktuelle<br />
Spitzen müssten aber weiter unterbunden bleiben.<br />
Kritik fand auch die bloß „politische“ Bestimmung<br />
anstelle einer „Kalkulation“ des Abgabesatzes. Insoweit<br />
wurde von den Gutachtern ausgeführt, dass ein pauschalierter,<br />
politisch bestimmter Ansatz von Umweltund<br />
Ressourcenkosten als pragmatischer und umweltökonomisch<br />
abgesicherter Ansatz gerechtfertigt sei,<br />
der überdies von der Rechtsprechung als Ausfluss des<br />
Gestaltungsermessens des Gesetzgebers juristisch legitimiert<br />
sei. Eine „Berechnung“ nach externen Kosten<br />
oder nach dem Standard-Preis-Ansatz sei bei der Vielzahl<br />
der Parameter praktisch gar nicht möglich. Die<br />
Gutachter stellten ferner klar, dass Ziel der Studie gerade<br />
nicht die Generierung eines bestimmten Abgabeaufkommens<br />
war, sondern die Entwicklung einer stimmigen,<br />
auf die aktuellen Rahmenbedingungen abgestimmten<br />
Abgabe.<br />
Zum weiteren Vorgehen des BMU äußerte sich<br />
Dr. Holzwarth am Ende der Veranstaltung. Dabei unterstrich<br />
er die klare Arbeitsteilung zwischen dem wissenschaftlichen<br />
Forschungsvorhaben mit seiner systematisch<br />
gelungenen Aufarbeitung der Probleme und<br />
Reformoptionen sowie der sich anschließenden Bewertung<br />
der Forschungsergebnisse durch BMU/UBA bezüglich<br />
einer Umsetzung im politischen Prozess. Zudem<br />
erinnerte er an die Ergebnisse der Vorgängerstudie zu<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungsabgaben [1] und die dringliche Notwendigkeit,<br />
die Landwirtschaft zur Reduktion ihrer diffusen<br />
Gewässerbelastungen stärker in die Pflicht zu<br />
nehmen.<br />
Literatur<br />
[1] Gawel/Köck u.a., Weiterentwicklung von <strong>Abwasser</strong>abgabe<br />
und <strong>Wasser</strong>entnahmeentgelten zu einer umfassenden<br />
<strong>Wasser</strong>nutzungsabgabe, 2011.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 19.11.2013<br />
Dr. iur. Katharina Kern<br />
E-Mail: katharina.kern@ufz.de |<br />
Prof. Dr. rer. pol. Erik Gawel<br />
E-Mail: erik.gawel@ufz.de |<br />
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ |<br />
Department Ökonomie |<br />
Permoserstraße 15 |<br />
D-04318 Leipzig<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 115
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
24. Symposium der HACH LANGE GmbH in Berlin. Blick in den Plenarraum.<br />
Magdeburger <strong>Abwasser</strong>tage<br />
24. Symposium der HACH LANGE GmbH<br />
Günter Arndt<br />
Diese erfolgreiche gesamtdeutsche Veranstaltung, in<br />
der Wendezeit von der Berliner Firma Dr. Lange initiiert<br />
und sozusagen ein Mitinitiator der deutschen Einheit,<br />
hat sich einen festen Platz im Tagungskalender der<br />
deutschen <strong>Wasser</strong>wirtschaft gesichert.<br />
Das 24. Symposium am 12./13. September 2013<br />
suchte Antworten auf aktuelle Fragen und nicht zufällig<br />
sprach im Einleitungsvortrag Ministerialrat Hans-Werner<br />
Peschel vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt<br />
Sachsen-Anhalts über die integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft im<br />
Elbe-Einzugsgebiet und die Umsetzung der <strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie.<br />
Das Juni-Hochwasser 2013 traf dieses<br />
Bundesland und seine Landeshauptstadt sehr hart und<br />
verdeutlichte die noch vorhandenen Versäumnisse und<br />
Mängel. Die Flussgebietsgemeinschaft der zehn Bundesländer<br />
im Elbe-Einzugsgebiet hat bisher erfolgreich<br />
gearbeitet, aber noch nicht alle Aufgaben erfüllt. Es<br />
bestehen noch Defizite in der Gewässerstruktur zahlreicher<br />
Nebenflüsse und bei der Beseitigung vergangener<br />
Schäden durch die stark konzentrierte Chemieindustrie<br />
im Bitterfelder Raum und den mitteldeutschen Braunkohlentageabbau.<br />
Spurenstoffe in den Gewässern<br />
Dieser Tagungsabschnitt war ein Schwerpunkt in dieser<br />
von rund 100 Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung.<br />
Dr. Klaus Furthmann, LANUV Landesuntersuchungsamt<br />
Essen, erläuterte das Programm ECHO. Im<br />
Rhein-Einzugsgebiet wird in großen Mengen das Trinkwasser<br />
aus Oberflächenwässern gewonnen. Dieses wird<br />
zwar gemäß gesetzlicher Vorgaben in den <strong>Wasser</strong>werken<br />
untersucht, werden allerdings Fremdspuren gefunden,<br />
ergeht sofort der Auftrag an das LANUV, das wie<br />
bei einem Echo durch rasches Überblickmonitoring die<br />
Relevanz dieser Spurenstoffe ermittelt und den <strong>Wasser</strong>werken<br />
mitteilt. Für diese ECHO-Fragestellungen sind<br />
moderne Geräte (GC-MSD; LC-MS/MS) im Einsatz. Diese<br />
Untersuchungen begannen mit Benzotriazolen, es wurden<br />
Ritin, quartäre Ammoniumverbindungen bis hin<br />
zu Süßstoffen aus dem menschlichen Nahrungsmittelkreislauf<br />
in den Proben gefunden, es wurden die Stoffdaten<br />
bestimmt und die Konzentration in den Wässern<br />
ermittelt. Das Projekt schließt 2014 ab, jedoch werden<br />
im Folgeprojekt RADAR die Techniken der „Non-Target-<br />
Analytik“ etabliert, um Spuren solcher Stoffe zu untersuchen,<br />
für die bisher keine Indikationen vorliegen.<br />
Für Dipl.-Biol. Catrin Bornemann, Wupperverbandsgesellschaft<br />
für integrale <strong>Wasser</strong>wirtschaft mbH, waren<br />
die Pressemitteilungen über Gewässerverschmutzung<br />
durch Krankenhausrückstände, Arzneimittel, Pflanzenschutz<br />
usw. Anlass, in das von den NRW-Behörden<br />
gestartete Forschungsvorhaben einzusteigen. Es soll<br />
Januar 2014<br />
116 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
der Einsatz pulvriger Aktivkohle (PAK) in Verbindung mit<br />
der vorhandenen Flockenfiltration untersucht werden.<br />
Von den elf Kläranlagen des Wuppertal-Verbandes<br />
arbeiten fünf mit der Flockenfiltration. Die Kläranlage<br />
Wuppertal-Buchenhofen bekam den Auftrag, die entsprechenden<br />
Versuche für das Teilthema MikroFlock<br />
durchzuführen. Gegenüber der bisherigen Verfahrensführung<br />
für die Flockungsfiltration wurde der Versuchsfilter<br />
mit einer PAK-Dosieranlage ausgerüstet, um die<br />
Pulverkohle mit Fällungsmitteln vermischt in das Nachklärbecken<br />
zu dosieren. Das Projekt mit Umbau der<br />
Anlage wurde 2009 gestartet, im Februar 2011 begannen<br />
die richtigen Versuche und im Mai 2012 wurde es<br />
vorerst beendet und ausgewertet. Es konnten Stoffe wie<br />
CBZ, DCF und MET sehr gut eliminiert werden, Amidotrizoesäure<br />
und EDTA jedoch kaum. Im parallel betriebenen<br />
Referenzfilter mit Flockung wurde kaum eine Spurenstoffelimination<br />
erkannt. Es konnte festgestellt werden,<br />
dass die PAK-Behandlung erkennbaren Einfluss auf<br />
das Filtrationsergebnis hat. Die Gesamtelimination der<br />
meisten Stoffe lag zwischen 60 und 90 %. Bisphenol A<br />
wurde in der biologischen Stufe eliminiert, schwer<br />
adsorbierbare Stoffe (DIATR und EDTA) aber kaum eliminiert.<br />
Die Kontrolle des PAK-Rückhaltes erfolgte mit der<br />
Trübungsmessung im Ablauf, mit Einsatz von Eisen<br />
konnte dann PAK sehr gut sedimentiert und zurückgehalten<br />
werden. Die Kostenbetrachtung ergab, dass<br />
allein die PAK-Dosierung Betriebskosten von rund<br />
2 Mio. €/a verursacht, d. h. die Kläranlage Buchenhofen<br />
mit einer <strong>Abwasser</strong>menge von 43 Mio. m³/a verzeichnete<br />
eine Steigerung der Betriebskosten um 30 %.<br />
Im Gegensatz zu der verwendeten PAK ist granulierte<br />
Aktivkohle (GAK) regenerierbar und ihr Einsatz als Filterhilfsmittel<br />
verspricht daher geringere Kosten. Die Weiterführung<br />
der Versuche wurde beschlossen, das bisherige<br />
Filtermaterial wurde ausgetauscht und die großtechnische<br />
Versuchsanlage für die GAK-Dosierung mit<br />
drei verschiedenen Verfahrensansätzen vorbereitet. Die<br />
Versuche laufen laut Plan seit September 2013 noch bis<br />
zur Mitte des Jahres 2014. Im Herbst werden die Ergebnisse<br />
vorliegen und es kann darüber berichtet werden.<br />
Ministerialrat<br />
Hans-Werner<br />
Peschel vom<br />
Ministerium für<br />
Landwirtschaft<br />
und Umwelt<br />
Sachsen-<br />
Anhalts eröffnete<br />
die Veranstaltung.<br />
Dr. Klaus<br />
Furthmann,<br />
LANUV Landesuntersuchungsamt<br />
Essen, erläuterte<br />
das Programm<br />
ECHO.<br />
Neue Erkenntnisse in der Verfahrensführung<br />
der Klärwerke<br />
Über die Kohlenstoffdosierung in einer nachgeschalteten<br />
Denitrifikation referierte Dr.-Ing. Ulrike Zettl, Weber-<br />
Ingenieure GmbH, Pforzheim. Die hiesige Kläranlage<br />
mit einer Ausbaugröße von 250 000 EW besitzt eine<br />
einstufige Belebungsanlage mit vorgeschalteter Denitrifikation.<br />
Die eingeleiteten Nitratfrachten in das städtische<br />
Kanalnetz schwanken stark über den Tages- und<br />
Wochenverlauf. Maßnahmen seitens der Einleiter und<br />
der Verfahrensführung im Klärwerk sind ausgeschöpft<br />
und es wurde ein weiteres Belebungsbecken sowohl für<br />
die nachgeschaltete Denitrifikation als auch zur Nitrifikation<br />
gebaut. Das neue nDN-Becken hat ein Nutzvolu-<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 117
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
men von 2 320 m³ und ist in vier Kaskaden mit getrennter<br />
Belüftung unterteilt. Bei Trockenwetter wird das<br />
gesamte <strong>Abwasser</strong>-Belebtschlamm-Gemisch aus dem<br />
Nitrifikationsbecken über das nDB-Becken geleitet, bei<br />
Mischwasserzufluss jedoch nur ein Teilstrom.<br />
Das DWA-Regelwerk enthält keine Hinweise zur Auslegung<br />
einer nachgeschalteten Stickstoffelimination.<br />
Sinnvolle Bemessungsgrößen sind die temperatur- und<br />
substratabhängige Denitrifikationsgeschwindigkeit so -<br />
wie eine ausreichende Kontaktzeit im Reaktor. Letztere<br />
beträgt bei Trockenwetterzufluss 0,65 Std. und wird bei<br />
Mischwasserzufluss auf 0,5 Std. begrenzt. Die Substratwahl<br />
erfolgte nach theoretischen Überlegungen und<br />
Laborversuchen. Da handelsübliche Substrate nicht die<br />
Forderungen erfüllen, wurde Na-Acetat, ein industrieller<br />
acetathaltiger Reststoff und ein glykolhaltiges Substrat,<br />
gewählt. Für die großtechnischen Versuche wurde ein<br />
Automatisierungskonzept erarbeitet. Zwar konnten mittels<br />
NO 2 -N und eines erhöhten CSB-Wertes im Ablauf der<br />
vorgeschalteten Denitrifikation die Einleitungswerte im<br />
Prinzip eingehalten werden, doch die Substratausnutzung<br />
ist nicht effizient. Nach der Testphase sind zur weiteren<br />
Optimierung lokale Randbedingungen anzupassen.<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Holger Scheer, Emscher <strong>Wasser</strong>technik<br />
GmbH, Essen, belebt stets mit seinen praxisorientierten<br />
Vorträgen die Diskussion zur Klärwerksarbeit.<br />
Er berichtete über Betriebsstörungen mit der chemischen<br />
und vermehrten biologischen Phosphorelimination,<br />
nannte Vermeidungsstrategien und Problemlösungen.<br />
Ausgehend von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />
zur P-Elimination und den anfallenden Betriebskosten<br />
erklärte er in nachfolgenden Fallbeispielen, wie die Verrechnung<br />
der <strong>Abwasser</strong>abgabe lt. Gesetz erfolgt. Einige<br />
Kläranlagen hätten Probleme damit, die er speziell an<br />
Beispielen bei durchgeführten Erweiterungsbauten<br />
erläuterte. Verrechnungsfähig sind bauliche, verfahrenstechnische<br />
und sonstige Maßnahmen. So könne<br />
man die Optimierung der P-Fällung komplett mit der<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe verrechnen. Aus praktischer Sicht gab<br />
er Hinweise zur Einmischung der Fällmittel, Ausführung<br />
der Dosierstellen und stellte den guten auch schlechte<br />
Beispiele gegenüber. Er erläuterte für eine Kläranlage<br />
mit Bio-P-Fällung die Verfahrensführung mit dem<br />
ausgewählten Automatisierungskonzept. In der Regel<br />
erfolgt in der Praxis eine Überdosierung, wenn diese<br />
konstant eingestellt wird. Gefordert wird aber eine<br />
frachtabhängige Dosierung der Fällmittel.<br />
Aspekte der Qualitätssicherung bei der Phosphatfällung<br />
nannte anschließend Dipl.-Ing. Kai-Uwe Utecht,<br />
Ruhrverband, Essen. Die Phosphat-Ablaufwerte werden<br />
durch den PO 4 -P-Gehalt (fällbarer Anteil), den nicht fällbaren<br />
Anteil (P ges. ) und dem P-Gehalt des Schlammes<br />
bestimmt (Schlammabtrieb). Die Fällmittelmenge sollte<br />
so klein wie möglich sein! Er fordert deshalb<br />
""<br />
sparsamen Umgang mit Fällmitteln,<br />
""<br />
einen erreichbaren Zielwert,<br />
""<br />
Sicherheit bei Qualität und Wirkweise des Fällmittels,<br />
""<br />
Regelungstechnik zur Einhaltung des Zielwertes.<br />
Beim Fällmittel sollte viertel- bis halbjährlich der Metallgehalt<br />
z. B. mit dem handelsüblichen Küvettentest bzw.<br />
im Labor bestimmt werden. Mit steigender Temperatur<br />
steigen Konzentration und Dichte von Eisen-II-Lösungen.<br />
Bei monomeren Fällmitteln (Basizität 0 %) steht das<br />
Aluminium zur Fällung voll zur Verfügung, bei einer Basizität<br />
40 % nur zu 60 %, d. h. es besteht somit ein höherer<br />
Verbrauch. Utecht machte weiterhin Vorschläge zur wirksamen<br />
Anordnung der Dosierstelle, möglichst nahe der<br />
Kontrollstelle mit turbulenter Strömung und einer entsprechenden<br />
Regelung. Die Wirksamkeit konnte er mit<br />
den Verlaufskurven anhand des Beta-Wertes zeigen.<br />
Die Phosphorelimination werde entscheidend vom<br />
Einlauf in das Nachklärbecken beeinflusst, sagte Dr.-Ing.<br />
Martin Armbruster, hydrograv GmbH, Dresden. In Anlehnung<br />
an die EG-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie, in der eine<br />
weitergehende P-Elimination gefordert wird, haben die<br />
Bundesländer spezifische Bestimmungen erlassen. Das<br />
Nachklärbecken bildet die Schnittstelle mit der Umwelt<br />
und muss entsprechend optimiert werden. Die Restverschmutzung<br />
(suspendierter Schlamm) im Ablauf ist zu<br />
vermeiden, denn die CSB- und P-Werte werden damit<br />
erhöht. Zur Optimierung des Nachklärbeckens wurden<br />
schon 1991/92 folgende Forderungen bekannt:<br />
""<br />
Einlauföffnung möglichst tief im Becken anordnen<br />
""<br />
Öffnungshöhe der Einlauffläche gemäß Froude-Zahl<br />
ausrichten, ist abhängig von Durchfluss Q<br />
Verschiedene Veränderungen an Nachklärbecken führten<br />
zu einer unterschiedlichen AFS-Verteilung und vom<br />
Fachausschuss 5 (KA 4/2013) wird eine Einlauföffnung<br />
Oberkante bis zu 2 m über der Sohle empfohlen.<br />
Höhenvariable Einlaufwerke seien heute Stand der<br />
Technik, so Armbruster und er stellte ein solches in der<br />
Kläranlage Moers-Gerdt vor. Die P ges. -Fracht konnte<br />
damit um 30 % und der CSB-Wert um 25 % gesenkt werden.<br />
Weitere Anlagen wurden entsprechend optimiert<br />
und der Einfluss der Filtration auf den Ablauf-AFS untersucht.<br />
Der finanzielle Aufwand für eine höhenvariable<br />
Art sei gering in Anbetracht des Erfolgs, um minimale<br />
P- und CSB-Ablaufwerte zu erzielen.<br />
Energetische Optimierung von Kläranlagen<br />
Dr.-Ing. Gerhard Seibert-Erling, sentacon GmbH, Frechen,<br />
fragte nach den Grenzen der energetischen Optimierung<br />
von Kläranlagen. Elektrischer Strom entsteht durch<br />
Umwandlung unterschiedlicher Energieträger, aber der<br />
Endverbraucher kann die eigentliche Quelle nicht<br />
erkennen. Hinsichtlich der Kosten, ob aus fossiler Primärenergie<br />
oder erneuerbarer Energie, werden die Verbraucher<br />
auch mit dem versäumten Ausbau der Stromnetze<br />
belastet. In einer industrialisierten Gesellschaft ist<br />
Strom unverzichtbar! Der Vortragende versuchte eine<br />
Januar 2014<br />
118 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Standortbestimmung für Kläranlagen bei der Energiewende.<br />
Prinzipiell erfordere die <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
nach bisherigen Verfahren einen hohen Energieaufwand.<br />
Aus energetischer Sicht laufen aber auch Prozesse<br />
ab, mit denen Energie erzeugt werden kann, z. B.<br />
mittels BHKW aus Gas und/oder Wärme. In einer Bewertungsskala,<br />
begonnen mit den großen Kraftwerken, liegen<br />
die Kläranlagen in der Nähe der Windenergieanlagen.<br />
Sie sind jedoch interessant, da sie aus Steuergründen<br />
von ihrer gleichzeitigen Funktion als Erzeuger und<br />
Verbraucher profitieren. Wirtschaftlich wichtig sei der<br />
Anteil, mit dem der Fremdbezug verringert wird. Das<br />
Ziel einer energieautarken Kläranlage ist also durchaus<br />
hinsichtliche steigendener Strompreise erstrebenswert.<br />
Auf europäischer Ebene soll jetzt bei der Energieversorgung<br />
mehr Wettbewerb geschaffen werden, doch<br />
das neue Energierecht in Deutschland weist noch große<br />
Lücken auf. Ziele der Energiepolitik ergeben sich aus der<br />
Abwägung zwischen Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit. Die Umgestaltung<br />
der Energiewirtschaft ist jedoch keine leichte Angelegenheit,<br />
wie die gegenwärtige Situation zeigt. Sie ist<br />
jedoch bei den Kläranlagen in Bewegung. Die <strong>Abwasser</strong>branche<br />
sollte über die zukünftige Positionierung im<br />
Bereich der erneuerbaren Energien nachdenken.<br />
Die verfahrenstechnische und energetische Optimierung<br />
bei der kombinierten industriellen und kommunalen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung stellte Prof. Dr.-Ing.<br />
Peter Hartwig, aqua consult Ingenieur GmbH, Hannover,<br />
vor. Die stoffliche Zusammensetzung der Abwässer<br />
kann zwar stark unterschiedlich sein, im Hinblick auf die<br />
energetische Optimierung kann es jedoch zielführend<br />
sein, möglichst effizient organische Verbindungen aus<br />
dem Industrieabwasser (z. B. Brauereien und Lebensmittelhersteller)<br />
zu eliminieren und als Coferment der<br />
anaeroben Behandlung zuzuführen. Sehr positiv ist,<br />
wenn durch lokale Nähe die Transportwege kurz sind.<br />
Für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie in<br />
Deutschland wies er ein technisches Energieträger-<br />
Potenzial von 2000–3650 GWh/a aus. Über die CSB-<br />
Bilanz berechnet sich ein Einwohnerwert von 140 kWh/<br />
EW . a. Bei dem Beispiel der Kläranlage Rheda-Wiedenbrück<br />
wird das <strong>Abwasser</strong> einer Schlachtanlage (etwa<br />
650 000 EW) vorbehandelt und gemeinsam mit dem<br />
kommunalen <strong>Abwasser</strong> (76 000 EW) gereinigt. Das<br />
Schlachthofabwasser wird über eine 2,3 km lange<br />
Druckleitung pneumatisch zur Vorbehandlungsanlage<br />
direkt neben der kommunalen Kläranlage gefördert,<br />
über Hydrozyklon, Sieb und Flotation vorbehandelt und<br />
als Co-Substrat in den Faulbehälter gegeben. Die<br />
gemeinsame biologische Hauptstufe hat eine Kapazität<br />
von rund 100 000 EW. Das produzierte Biogas wird über<br />
BHKW´s (installierte Kapazität etwa 4 MW el ) verstromt,<br />
teilweise zur Deckung des Eigenbedarfs der Kläranlage<br />
(rund 1,2 MW el ) verwendet und die überschüssige Energie<br />
in das Netz eingespeist.<br />
Dr.-Ing. Ulrike<br />
Zettl, Weber-<br />
Ingenieure<br />
GmbH, Pforzheim,<br />
referierte<br />
über die Kohlenstoffdosierung<br />
in einer<br />
nachgeschalteten<br />
Denitrifikation.<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Peter Hartwig,<br />
aqua consult<br />
Ingenieur<br />
GmbH, Hannover,<br />
stellte die<br />
verfahrenstechnische<br />
und<br />
energetische<br />
Optimierung<br />
bei der kombinierten<br />
industriellen<br />
und<br />
kommunalen<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
vor.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 119
FACHBERICHTE Tagungsbericht<br />
Dipl.-Ing. Anne-<br />
Kathrin Sundheim,<br />
eins energie<br />
in sachsen<br />
GmbH & Co.<br />
KG, Chemnitz,<br />
sprach über<br />
Strategien zur<br />
Vermeidung<br />
von Schlammabtrieb<br />
im<br />
Mischwasserfall.<br />
Den letzten<br />
Vortrag über<br />
urbane Sturzfluten<br />
– Gefährdungsanalyse<br />
und Risikoabschätzung<br />
–<br />
hielt Dr.-Ing.<br />
Lothar Fuchs,<br />
itwh, Hannover.<br />
Stadtentwässerung und<br />
Niederschlagsabläufe<br />
Dipl.-Ing. Anne-Kathrin Sundheim, eins energie in sachsen<br />
GmbH & Co. KG, Chemnitz, sprach über Strategien<br />
zur Vermeidung von Schlammabtrieb im Mischwasserfall.<br />
Die Zentralkläranlage in Chemnitz-Heinersdorf<br />
besteht seit 1916, wurde in der Folgezeit mehrfach umund<br />
-ausgebaut und 1995 zu einer einstufigen Belebungsanlage<br />
für 400 000 EW mit vorgeschalteter Denitrifikation<br />
und der Möglichkeit des biologischen Phosphorabbaus<br />
erweitert. Dazu wurden die Schlammbehandlung<br />
mit Vor- und Nacheindickern, zwei Faul behältern mit je<br />
7 000 m³ Nutzinhalt, der Faulschlammentwässerung<br />
über Zentrifugen und eine Klärschlammtrocknungsanlage<br />
ergänzend errichtet. Das städtische Kanalnetz ist zu<br />
80 % als Mischwasserkanalnetz ausgebaut und selbst<br />
Bachabläufe wurden integriert. In Regenwasserfall steigt<br />
die <strong>Abwasser</strong>menge im Zulauf der Kläranlage extrem<br />
schnell an. Um definierte Zulaufbedingen zu schaffen,<br />
wurde ein Regendurchlaufbecken mit 6 000 Nutzvolumen<br />
und entsprechender Regeltechnik eingeordnet.<br />
Trotzdem erfolgte im Spätherbst 1999 ein Schlammabtriebsereignis,<br />
mit dem keinesfalls zu rechnen war. Mit<br />
der TU Dresden und der itwh Hannover wurde das Forschungsprojekt<br />
Mischwasserbehandlung aufgelegt, um<br />
ein Regelkonzept für flexible Mischwasserzuläufe zu entwickeln.<br />
Die Bedingungen auf der KA Chemnitz waren<br />
für diese Arbeiten ideal, denn sie war bestens mit Onlinemesstechnik<br />
ausgestattet. Im Ergebnis dieser Arbeit<br />
wurden zahlreiche Veränderungen am Klärwerk vorgenommen,<br />
doch für einen Mischwasseranfall eine größere<br />
<strong>Abwasser</strong>menge aufzunehmen, diese Investition<br />
wurde seitens der Landesdirektion abgelehnt.<br />
Nachfolgend wurde mit der TU Dresden das sogenannte<br />
Bypassverfahren untersucht und dann realisiert,<br />
nachdem vorher auf einem kleinen Klärwerk das Verfahren<br />
bestätigt wurde. Mittels dieser Bypassleitung von<br />
170 m entlang am Belebungsbecken wird bei einem<br />
Mischwasserereignis eine Teilmenge abgeführt, d. h. die<br />
Bypassleitung wird nur bei großen Mischwassermengen<br />
in Betrieb genommen, kann bis 2 500 m³/h aufnehmen.<br />
Das Regelkonzept bewährte sich bei den beiden dargestellten<br />
Mischwasserereignissen im letzten Jahr, die<br />
geforderten Ablaufwerte wurden erreicht.<br />
Prof. Dr.-Ing. Steffen Heusch, TH Mittelhessen Gießen,<br />
sprach über die immissionsorientierte Stadtentwässerung<br />
und die neuen Anforderungen für die Betreiber.<br />
Die Generalentwässerungsplanung für Siedlungsgebiete<br />
muss neben der erforderlichen Hygiene den Überflutungs-<br />
und Umweltschutz sichern. Gemäß den<br />
gesetzlichen Bestimmungen sind Emissionsnachweise<br />
erforderlich, d. h. das Kanalnetz muss für die Entlastungsfrachten<br />
ausgelegt sein und eine chronische<br />
Gewässerbelastung vermeiden. Das Emissionsprinzip<br />
berücksichtigt jedoch nicht die örtlichen Gegebenheiten<br />
der Gewässer.<br />
Januar 2014<br />
120 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht<br />
FACHBERICHTE<br />
Die EU-<strong>Wasser</strong>rahmenrichtlinie orientiert auf einen<br />
guten ökologischen und chemischen Zustand und auf<br />
Vermeidung akuter und chronischer Schädigungen. In<br />
der Umsetzung gibt es aber keine einheitliche Regelung,<br />
die einzelnen Bundesländer haben verschiedene<br />
Leitfäden und Arbeitshilfen erlassen. Die Siedlungswasserwirtschaft<br />
wandelt sich und aktuell gewinnt der<br />
Überflutungsschutz größere Bedeutung. Die Anwendungsfälle<br />
wasserrechtlicher Zulassungsverfahren sind:<br />
""<br />
erforderliche Sanierung von <strong>Abwasser</strong>anlagen nach<br />
dem Stand der Technik<br />
""<br />
Erteilung oder Änderung einer Einleitungserlaubnis<br />
""<br />
Verlängerung einer bestehenden Einleitungserlaubnis<br />
""<br />
Nachweis, dass eine signifikante Belastung im Sinne<br />
der EU-WRRL aufgrund von <strong>Abwasser</strong>einleitungen<br />
keine relevanten Auswirkungen auf den ökologischen<br />
Zustand hat<br />
Der Immissionsnachweis muss die Abgrenzung des Projektgebietes,<br />
die Gewässeruntersuchung und einen<br />
rechnerischen Nachweis enthalten.<br />
Über Anforderungen an den Umgang mit Niederschlagswasser<br />
referierte Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft<br />
mbH, Hoppegarten. Für das Erschließen<br />
von Siedlungsgebieten ist die ordnungsgemäße<br />
Entwässerung über Regenrückhaltebecken Pflicht. Das<br />
Regenwasser ist i. d. R. sehr verschmutzt (Fassadenfarben,<br />
Hundekot usw.), deshalb sollten bei Neubauvorhaben<br />
überhaupt keine Mischsysteme mehr geplant werden.<br />
Die gesetzlichen Regelungen sind aber nicht einheitlich<br />
in den Bundesländern, wobei er einige positive<br />
Beispiele anführte. Hinsichtlich der Flächennutzung<br />
wird die Regenwasserbelastung eingeteilt in:<br />
""<br />
Kategorie I (gering belastet): Dachflächen in Wohngebieten,<br />
Rad- und Gehwege, gering befahrene Straßen<br />
⇒ keine gezielte Behandlung erforderlich.<br />
""<br />
Kategorie II (mäßig belastet): Hofflächen, PKW-Parkplätze<br />
in Gewerbe- und Industriegebieten ⇒ grundsätzlich<br />
Behandlung erforderlich.<br />
""<br />
Kategorie III (hoch belastet): Straßen in Industriegebieten<br />
mit signifikanter Luftverschmutzung, Sonderflächen<br />
⇒ zur Kläranlage vergleichbare Behandlung<br />
(Regenklärbecken).<br />
Die Regenwasserbehandlung hat abhängig von der<br />
Belastung über naturnahe Verfahren (Versickerung), als<br />
End-of-Pipe-Lösungen (RKB) oder im Falle der Kategorie<br />
III durch dezentrale technische Verfahren zu erfolgen.<br />
In der Folge gab Sieker einige Hinweise zum Überflutungsschutz,<br />
der eine Risikominimierung bei außergewöhnlichen<br />
Ereignissen erzielen soll. Er forderte für<br />
betroffene Gebiete ein Hochwasser-Risiko-Management.<br />
Dipl.-Ing. Klaus Holzenthal, VSB Vogelsberger Um -<br />
welttechnik GmbH, berichtete über die Grobstoffzurückhaltung<br />
an Entlastungsschwellen. Sein Betrieb produziert<br />
zahlreiche Produkte für die Misch- und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
über Behälter/Becken im <strong>Wasser</strong>bau bis<br />
zu Löschwasserzisternen. Unansehnlich dazu mit starken<br />
ästhetischen und hygienischen Beeinträchtigungen<br />
sind Grobstoffe, die an Schutzgittern, Steinen, Bachrändern,<br />
Büschen und Gräsern haften bleiben. Ziel muss<br />
eine vollständige Grobstoffzurückhaltung an der Entlastungsschwelle<br />
mit maximal möglicher Absenkung des<br />
partikulären CSB sein, um einen wartungsfreien Betrieb<br />
des Kanalsystems zu sichern. Sehr anschaulich stellte er<br />
die Problematik dar und definierte die Aufgabenstellungen,<br />
d. h. die Bauwerke mit Entlastungsschwellen an<br />
diesen Stellen. Grobstoffe im Kanalsystem sind Feststoffe<br />
mit unterschiedlicher Dichte, bezeichnet als<br />
Schwimmstoffe (leichter als <strong>Wasser</strong>), Schwebstoffe (im<br />
<strong>Wasser</strong> verteilt) und Geschiebe (am Boden geschoben).<br />
Er zeigte Tauchwände zur Schwimmstoffrückhaltung,<br />
verschiedene Siebrechen bis zum VSB-Lamellenfeinsieb<br />
für Schwebstoffe. Die WRR fordere zwar keine Schwellen,<br />
Rechen usw. und seine genannten Produkte sind<br />
eine Empfehlung für den <strong>Wasser</strong>bau.<br />
Den letzten Vortrag über urbane Sturzfluten –<br />
Gefährdungsanalyse und Risikoabschätzung – hielt Dr.-<br />
Ing. Lothar Fuchs, itwh, Hannover. Sehr aktuell war für<br />
ihn die Situation beim Juni-Hochwasser 2013 in den<br />
Bundesländern Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Er<br />
unterscheidet Überstau und Überflutung und verweist<br />
auf das in Vorbereitung befindliche Merkblatt DAW-<br />
M 119: Gefährdungsanalyse zur Überflutungsvorsorge<br />
kommunaler Entwässerungssysteme. Er stellte das Stufenkonzept<br />
vor, dass in den Stufen 1 bis 3 Rückstau- und<br />
Überstauprüfung, Überflutungsprüfung durch Analyse<br />
der Fließwege bis zur modelltechnischen Überflutungsberechnung<br />
potenzieller Überflutungsbereiche vorsieht.<br />
Die Stufe 4 betrifft die Ermittlung des Schadenpotenzials<br />
und die Stufe 5 das Überflutungsrisiko. Letztere<br />
schließt eine Überlagerung des Schadenspotenzials<br />
und Überflutungsgefährdung ein. Diese Stufen spielte<br />
er u. a. am Beispiel des Elbe-Hochwassers 2002 in Dresden<br />
hinsichtlich Gefährdung einzelner Stadtteile durch.<br />
Für die Überflutungsberechnung sind Datengrundlagen<br />
und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Offene<br />
Punkte sind Wiederkehrzeiten, die Zusammenarbeit<br />
verschiedener Disziplinen und schließlich die Kommunikation<br />
in der Öffentlichkeit. Wir müssen mit dem<br />
<strong>Wasser</strong> leben, so sein Fazit.<br />
Autoren<br />
Dr. G. Arndt |<br />
E-Mail: Drarndt@t-online.de |<br />
Georg-Palitzsch-Straße 55 |<br />
D-01239 Dresden<br />
Eingereicht: 18.12.2013<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 121
PRAXIS<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
mit Tradition<br />
– die<br />
Suone Gorperi<br />
im Baltschiedertal,<br />
heute<br />
ein Wanderweg.<br />
© German Walther,<br />
Gemeinde<br />
Baltschieder<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung Baltschieder im Wallis –<br />
seit über 600 Jahren<br />
Von Rüdiger Settelmeyer, Marketingmanager Prozessautomatisierung, Endress+Hauser Reinach<br />
Trinkwasserversorgung mit<br />
Tradition<br />
Obwohl in einer gemäßigten Klimazone<br />
der Nordhalbkugel gelegen,<br />
herrscht im Wallis ein sehr trockenes<br />
Klima. Grund dafür ist die Lage zwischen<br />
den Gebirgsmassiven der<br />
Walliser Alpen im Süden und der<br />
Berner Alpen im Norden. Deshalb<br />
wurden seit dem 13. Jahrhundert<br />
von den Wallisern Bewässerungssysteme<br />
gebaut, die das <strong>Wasser</strong> von<br />
den Gletschern zu den Feldern und<br />
Tränken führten. Diese offenen <strong>Wasser</strong>leitungen,<br />
die Suonen, überwanden<br />
Wiesen, Geröllhalden oder, auf<br />
sehr exponierten Stegen, senkrecht<br />
abfallende Felswände. Die Überwachung<br />
des <strong>Wasser</strong>flusses erfolgte<br />
aus großer Entfernung: Kleine<br />
<strong>Wasser</strong>räder trieben auf Holz schlagende<br />
Hammer an. Die Hammerschläge<br />
konnten noch aus großer<br />
Entfernung wahrgenommen werden<br />
und signalisierten den <strong>Wasser</strong>fluss.<br />
Heute werden die Suonen als<br />
Wanderwege genutzt und geben<br />
Neue Leitzentrale im Gemeindehaus Baltschieder –<br />
die wichtigsten Informationen zentral auf einen<br />
Blick. © Endress+Hauser<br />
Turbinenhaus auf 800 m.ü.M.: Gewinnung von elektrischer<br />
Energie aus dem Quellzulauf.<br />
© Endress+Hauser<br />
Januar 2014<br />
122 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
einen Einblick in das Geschick und<br />
den Erfindergeist der damaligen<br />
Bevölkerung. Im Baltschiedertal findet<br />
man gleich zwei der bekanntesten<br />
Walliser Suonen: das Niwärch<br />
und die Gorperi.<br />
Heutzutage bezieht die Walliser<br />
Gemeinde Baltschieder ihr Trinkwasser<br />
aus den Quellgebieten Baltschiedertal<br />
und Eggerberg. Es werden<br />
damit einerseits die 1200 Einwohner<br />
der Gemeinde versorgt und<br />
anderseits ein wesentlicher Teil,<br />
rund 60 %, an die Gemeinde Visp<br />
abgegeben. Baltschieder verkauft<br />
der Gemeinde Visp jährlich rund<br />
600 000 bis 1200 000 m 3 <strong>Wasser</strong>.<br />
Modernes Leitsystem<br />
für die Trinkwasserversorgung<br />
Die Trinkwasserversorgung der Ge -<br />
meinde Baltschieder verfügt über<br />
zwei Reservoirs von total 1000 m 3 .<br />
Darüber hinaus gibt es ein Turbinenhaus<br />
zur Gewinnung von elektrischer<br />
Energie aus dem Quellzulauf<br />
zu den Reservoirs. Um diese Versorgungseinrichtungen<br />
sicher und zu -<br />
verlässig zu überwachen, die <strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
und den <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
automatisch zu erfassen<br />
sowie zu dokumentieren, beschloss<br />
der Gemeinderat im Jahr 2011 das<br />
Budget für ein modernes Leitsystem.<br />
Mit der Lieferung, Installation<br />
und Inbetriebnahme dieses neuen<br />
Leitsystems wurde Endress+Hauser<br />
im Sommer 2012 beauftragt. Bereits<br />
im Spätherbst 2012 konnte die Installation<br />
und die Inbetriebnahme<br />
des Systems durchgeführt werden,<br />
die Abnahme erfolgte im März<br />
2013. Endress+Hauser lieferte als<br />
Komplettlieferant für die Prozessautomatisierung<br />
die noch fehlende<br />
Sensorik, das komplette Hard- und<br />
Softwareengineering für die Außenstationen<br />
und die Leitzentrale, die<br />
notwendigen Schaltschränke mit<br />
integrierten speicherprogrammierbaren<br />
Steuerungen und Bedienpanels,<br />
die Inbetriebnahme, Schulung<br />
und eine ausführliche Dokumentation.<br />
Quellwasser<br />
Das Quellwasser spielt in der Schweiz eine wichtige Rolle, vor allem im Voralpen- und<br />
Alpengebiet sowie im Jura. Die öffentlichen <strong>Wasser</strong>versorgungen decken rund 40 % des<br />
gesamten Trinkwasserbedarfes aus Quellwasser ab.<br />
Quellwasser ist normalerweise von sehr guter Qualität und eignet sich ausgezeichnet<br />
zum Genuss als Trinkwasser. Quellen sind besonders wertvoll, wenn sie ergiebig sind,<br />
gute <strong>Wasser</strong>qualität und eine weitgehend konstante Schüttung aufweisen.<br />
Die Quellwasserfassung (allgemein)<br />
Das Prinzip einer Quellwasserfassung ist einfach. Die Ausführungen in der Praxis können<br />
aber sehr aufwendig sein. Die wasserführenden Schichten verlaufen oft unregelmäßig<br />
im Untergrund.<br />
Der Regen fällt auf den Boden, welcher das <strong>Wasser</strong> wie ein Schwamm aufnimmt. Es<br />
sickert durch die Humusschicht weiter durch Steine und Sand, oft mehrere Meter tief in<br />
den Erdboden. Trifft das versickerte <strong>Wasser</strong> auf eine undurchlässige Lehm- oder Felsschicht,<br />
fließt es nun an dieser Schicht entlang. An diesen Stellen werden in die Erde<br />
Sickerröhren eingebaut, welche mit vielen kleinen Löchern versehen sind. Damit diese<br />
nicht verstopfen, werden sie in grobe Steine eingebettet.<br />
Das <strong>Wasser</strong> fließt so in die tiefer gelegene Brunnenstube, welche aus zwei Kammern<br />
besteht. In der ersten wird der im Quellwasser mitgeführte Sand abgelagert. In der zweiten<br />
befindet sich ein feines Sieb, das die letzten Feinstoffe zurückbehält. Eine dicke<br />
Röhre leitet das nun klare Quellwasser zum Reservoir, welches in der Regel noch etwas<br />
tiefer liegt.<br />
Quelle: www.trinkwasser.ch<br />
Im neuen Gemeindehaus befindet<br />
sich die PC-Leitzentrale mit der<br />
Visualisierungssoftware P View. Der<br />
Betreiber gewinnt in kürzester Zeit<br />
einen Überblick über die aktuellen<br />
<strong>Wasser</strong>stände in den Reservoirs und<br />
den momentanen <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
der Gemeinde Baltschieder sowie<br />
die Abgabe an das <strong>Wasser</strong>versorgungsnetz<br />
der Gemeinde Visp. Um<br />
eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit<br />
der Anlage sicherzustellen,<br />
wurde ergänzend das Softwaremodul<br />
P View Alarm Multimedia<br />
Lite installiert. Dieses Softwaremodul<br />
leitet auftretende Störungsmeldungen<br />
via SMS oder<br />
E-Mail gemäß eines hinterlegten<br />
Dienstplans an den Brunnenmeister<br />
oder seinen Vertreter weiter.<br />
P View verfügt über einen integrierten<br />
Web Client. Damit kann<br />
komfortabel über das Intranet der<br />
Gemeinde auf das Leitsystem zugegriffen<br />
werden. Die Verbindung zwischen<br />
der Bedienstation im Werkhof<br />
und der Leitzentrale im Gemeindehaus<br />
erfolgt über eine sichere VPN-<br />
Verbindung durch das Internet.<br />
Exakte Erfassung des Zulaufs von der Eggerberger<br />
Quelle mittels Endress+Hauser Promag 50.<br />
© Endress+Hauser<br />
Modernisierung und Erweiterung<br />
der Messtechnik<br />
Im Zuge der Baumaßnahme wurde<br />
durch Endress+Hauser auch die<br />
Sensorik überprüft. Ersetzt wurden<br />
die zwei Niveaumessungen zur Füllstandmessung<br />
der Reservoire. Dort<br />
kommen jetzt zwei Druckmessumformer<br />
vom Typ Waterpilot FMX21<br />
zum Einsatz. Ergänzt wurde eine<br />
Durchflussmessung zur Erfassung<br />
des Zulaufs von der Eggenberger<br />
▶▶<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 123
PRAXIS<br />
Außenstation<br />
Reservoir:<br />
Neuer Steuerschrank<br />
mit<br />
integrierter<br />
Visualisierung.<br />
© Endress+Hauser<br />
Neues Leitsystem<br />
– das Einstiegsbild<br />
bietet<br />
einen<br />
schnellen<br />
Überblick über<br />
Reservoirstände<br />
und<br />
Zu-/Abflüsse.<br />
© Endress+Hauser<br />
gespeichert werden, bilden zukünftig<br />
eine hervorragende Basis für<br />
eine Monats- und Jahresanalyse.<br />
Interview mit Herrn Roger<br />
Jaggi, Projektleiter bei<br />
Endress+Hauser in Reinach<br />
<strong>gwf</strong>: Wie lang war die gesamte Projektdauer<br />
von der Anfrage bis zur<br />
Inbetriebnahme?<br />
Roger Jaggi: Insgesamt dauerte das<br />
Projekt vier Monate. Projektstart<br />
war im Juli 2012, die Inbetriebnahme<br />
fand im Oktober 2012 statt.<br />
<strong>gwf</strong>: Was waren die größten Herausforderungen<br />
des Projekts?<br />
Roger Jaggi: Die drei größten Herausforderungen<br />
waren: Gewährleistung<br />
der Versorgungssicherheit<br />
während der Umbauphase, die<br />
Aktualisierung der vorhandenen<br />
Unterlagen und die Anbindung der<br />
neuen Steuerung an die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Visp.<br />
Quelle zum Turbinenhaus. Hier<br />
wählte man ein magnetisch induktives<br />
Durchflussmessgerät vom Typ<br />
Promag 50W.<br />
Trinkwasserkraftwerk<br />
optimal eingebunden<br />
Eine Besonderheit der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Baltschieder ist das Trinkwasserkraftwerk,<br />
das eine Leistung<br />
von 300 kW aufweist und jährlich<br />
1 250 MWh produziert. Die Turbine<br />
des Kraftwerks ist in der Versorgungsleitung<br />
zwischen Quellgebiet<br />
und Reservoir installiert. Das Gefälle<br />
beträgt 580 m. Für die Integration<br />
der Signale der Turbinensteuerung<br />
in das Leitsystem wurde von<br />
Endress+Hauser im bestehenden<br />
Schaltschrank eine Unterstation<br />
eingebaut und in Betrieb genommen.<br />
Für die Gemeinde Baltschieder<br />
ist der Betrieb des Trinkwasserkraftwerks<br />
durchaus lohnend. Für 2010<br />
und 2012 konnte ein Einnahmenüberschuss<br />
verbucht werden.<br />
Sonnige Aussichten für die<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Das neue Leitsystem der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Baltschieder ist installiert<br />
und seit einigen Monaten in Betrieb.<br />
Die <strong>Wasser</strong>gewinnung und der <strong>Wasser</strong>verbrauch<br />
werden mit dem<br />
neuen System exakt überwacht und<br />
auch zuverlässig dokumentiert und<br />
bilanziert. Damit lässt sich die<br />
Anlage noch effizienter nutzen und<br />
leichter optimieren als bisher. Die<br />
Daten, die jetzt in einer Datenbank<br />
Modernisierte Füllstandmessungen für die Reservoire – bewährte<br />
Druckmessgeräte von Endress+Hauser vom Typ FMX21. © Endress+Hauser<br />
<strong>gwf</strong>: Wie konnte die Versorgungssicherheit<br />
während der Umbauphase<br />
gewährleistet werden?<br />
Roger Jaggi: Während der Umbauphase<br />
wurden Klappen und andere<br />
für einen provisorischen Betrieb<br />
notwendige Komponenten durch<br />
den Betreiber manuell bedient.<br />
<strong>gwf</strong>: Gibt es für das neue Leitsystem<br />
einen Fernwartungszugriff?<br />
Roger Jaggi: Ja.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie wurde das neue Leitsystem<br />
vom Betreiber angenommen? Fällt<br />
die Bedienung leicht?<br />
Roger Jaggi: Das System ist intuitiv<br />
zu bedienen, daher konnte die<br />
Schulung sehr kurz gehalten werden.<br />
Auch die Fernbedienung mittels<br />
Smartphone oder Tablet-PC<br />
machte dem Kunden von Anfang an<br />
keine Mühe.<br />
<strong>gwf</strong>: Welche Vorteile hat der Betreiber<br />
mit dem neuen System gegenüber der<br />
vorherigen Lösung?<br />
Roger Jaggi: Dank der neuen Kommunikations-Technologien<br />
hat er<br />
jederzeit von überall her den direk-<br />
Januar 2014<br />
124 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRAXIS<br />
ten Zugriff auf die Anlage und kann<br />
daher sehr schnell und gezielt notwendige<br />
Fernzugriffe vornehmen.<br />
Ein weiterer Vorteil ist, dass auf<br />
dem Visualisierungssystem die<br />
gesamte Anlage auf einen Blick<br />
ersichtlich ist. Durch die im Leitsystem<br />
zur Verfügung stehenden Möglichkeiten<br />
können auftretende Verluste<br />
im Versorgungsnetz schnell<br />
entdeckt werden.<br />
Interview mit Herrn German<br />
Walther, Leiter Infrastruktur,<br />
Gemeinde Baltschieder<br />
<strong>gwf</strong>: Welche Vorteile haben Sie mit<br />
dem neuen Leitsystem gegenüber der<br />
bisherigen Lösung?<br />
German Walther: Das neue Leitsystem<br />
ist technologisch auf dem aktuellen<br />
Stand, es bietet offene, standardisierte<br />
Schnittstellen und nutzt<br />
die Möglichkeiten der Internettechnologien.<br />
Wir erhalten jetzt alle<br />
Informationen des Leitsystems auch<br />
auf dem iPad und auf dem Smartphone.<br />
Störmeldungen werden im<br />
Gegensatz zu früher spezifisch<br />
übermittelt. Damit lässt sich die<br />
Situation immer präzise einschätzen<br />
und wir können schnell und<br />
gezielt reagieren. Das spart Zeit und<br />
erhöht die Versorgungssicherheit.<br />
Durch die zur Verfügung stehenden<br />
Tages-, Monats- und Jahresberichte<br />
vereinfacht sich unsere monatliche<br />
Abrechnung mit der Gemeinde Visp<br />
deutlich. Parallel zu den automatisch<br />
übertragenen Zählwerten für<br />
die Abgabe von Trinkwasser lesen<br />
wir die <strong>Wasser</strong>zähler zur Verifikation<br />
der Ergebnisse einmal pro Monat<br />
manuell ab.<br />
Kontakt:<br />
Endress+Hauser,<br />
Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />
Colmarer Strasse 6,<br />
D-79576 Weil am Rhein,<br />
Tel. (07621) 9 75 01,<br />
Fax (07621) 97 55 55,<br />
E-Mail: info@de.endress.com,<br />
www.de.endress.com<br />
Dufte Lösung: <strong>Abwasser</strong> aus der<br />
Geruchsstoffproduktion aufbereiten<br />
Ob in Lebensmitteln und<br />
Getränken, in Kosmetikprodukten,<br />
Reinigungsmitteln oder<br />
Parfümen – die Produkte von International<br />
Flavors & Fragrances (IFF)<br />
begegnen Verbrauchern überall.<br />
Das Unternehmen mit Hauptsitz in<br />
New York ist einer der weltweit führenden<br />
Hersteller von Duft- und<br />
Aromastoffen für industrielle Kunden.<br />
Zur Herstellung der Produkte<br />
setzt IFF viele verschiedene Grundsubstanzen<br />
ein, beispielsweise<br />
hochkonzentrierte Öle. Werden die<br />
Edelstahl-Tanks und -Rohrleitungen<br />
nach der Produktion gereinigt,<br />
gelangt ein Rest dieser Substanzen<br />
ins <strong>Abwasser</strong> – was auch deutlich<br />
am Geruch zu erkennen ist. Daher<br />
muss dieses Gemisch zunächst aufbereitet<br />
werden, bevor es in die<br />
öffentliche Kanalisation eingeleitet<br />
werden darf. Andernfalls werden<br />
die gesetzlichen Grenzwerte verfehlt<br />
und es drohen Starkverschmutzerzuschläge.<br />
Für die Aufbereitung<br />
setzte IFF in der Duftstoffe-<br />
Sind sehr zufrieden mit der installierten EnviModul Technik zur<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung, Hans Ides, Senior Advisor & Support Ingenieur<br />
Fragrance Operations und Rob de Hoog, Projekt Ingenieur von IFF und<br />
Sicco Hilarius, Sales, Manager Benelux bei Envirochemie (v. l.).<br />
Produktion am Standort Tilburg in<br />
den Niederlanden einige Jahre lang<br />
auf eine Kombination aus einem Öl-<br />
Abscheider und einer Aktiv-Kohle-<br />
Anlage. „Aber die Betriebskosten<br />
waren sehr hoch“, sagt Rob de<br />
Hoog, Projekt-Ingenieur bei IFF.<br />
„Deshalb haben wir eine neue,<br />
günstigere Komplettlösung ge -<br />
sucht, mit der wir bestimmte orga-<br />
▶▶<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 125
PRAXIS<br />
nische Stoffe eliminieren, die nicht<br />
mit eingeleitet werden dürfen, und<br />
gleichzeitig die Fracht an chemischem<br />
Sauerstoffbedarf (CSB) um<br />
rund 70 % senken können.“<br />
Kompakt in einem EnviModul installierte <strong>Abwasser</strong>behandlungstechnik.<br />
Daten zum Projekt<br />
Anwendung: Herstellung von Duft- und Aromastoffen<br />
<strong>Abwasser</strong>menge: 150 m³/Tag (maximal<br />
70 m³/Stunde)<br />
Einleitung: Indirekteinleitung<br />
Ziele: organische Stoffe eliminieren, CSB-Fracht<br />
um 70 % reduzieren<br />
Anlagentechnik: ein EnviModul mit den Hauptkomponenten<br />
Flotation Flomar HF 20, Ölabscheider<br />
Typ HAB, Puffertank<br />
EnviModul – ein flexibles System<br />
EnviModul Systemlösungen sind modular zusammengesetzte Anlagen<br />
zur industriellen <strong>Wasser</strong>aufbereitung, Vorbehandlung und<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung. Sie lassen sich schneller, flexibler und günstiger<br />
realisieren als klassische Anlagenlösungen. Zudem sind sie<br />
erweiterbar und können an andere Standorte versetzt werden.<br />
Vorteile<br />
• Alles aus einer Hand: EnviModul bietet eine Komplettlösung für<br />
den gesamten Aufbereitungsprozess.<br />
• Schnell aufgestellt: Module werden in Rossdorf werksgefertigt<br />
und vor Ort montiert.<br />
• Kostensparend: Kein Gebäude zur Unterbringung notwendig.<br />
• Individuell: Modul ist auf die Kundenanforderungen angepasst.<br />
• Flexibel: Anlage kann leicht erweitert und an einen anderen<br />
Standort versetzt werden.<br />
• Made in Germany: Planung und Qualitätsproduktion komplett in<br />
Rossdorf.<br />
Ein flexibles Baukastensystem<br />
brachte die Lösung<br />
Die Wahl fiel auf ein EnviModul von<br />
Envirochemie. „Dabei handelt es<br />
sich um ein flexibles Baukastensystem<br />
für die dezentrale Behandlung<br />
von Prozess- und <strong>Abwasser</strong>, das wir<br />
auf die jeweiligen Ansprüche des<br />
Kunden anpassen“, sagt Sicco Hilarius,<br />
Sales Manager bei Envirochemie<br />
in den Niederlanden. Für IFF<br />
besteht es aus einem Ölabscheider<br />
des Typs HAB und der Flotationsanlage<br />
Flomar HF 20. Die Elemente<br />
sind in einem 12 m langen Stahl-<br />
Container untergebracht. Der Vorteil:<br />
Es muss kein eigenes Gebäude<br />
für die <strong>Abwasser</strong>behandlung ge -<br />
baut werden. Das System ist äußerst<br />
flexibel, so kann die Kapazität leicht<br />
durch zusätzliche Module erweitert<br />
werden und – falls notwendig –<br />
lässt sich der Container auch problemlos<br />
an einen anderen Standort<br />
versetzen. „Das waren für uns ebenfalls<br />
wichtige Aspekte, weil wir nicht<br />
viel Platz auf unserem Gelände<br />
haben und nicht wissen, ob und<br />
wann wir unsere Produktion ausbauen.<br />
Mit EnviModul bleiben wir<br />
flexibel – wenn nötig, können wir<br />
die <strong>Wasser</strong>aufbereitung einfach an<br />
einem anderen Ort platzieren“, so<br />
de Hoog.<br />
Die richtige Kombination<br />
Gefertigt und von IFF für den<br />
Betrieb abgenommen wurde die<br />
EnviModul-Anlage komplett in<br />
Rossdorf. Seit Juni 2013 ist sie in Tilburg<br />
in der Duftstoffe-Produktion<br />
im Einsatz. Bis zu 150 m³ <strong>Abwasser</strong><br />
fallen dort pro Tag an. Weil aber der<br />
<strong>Abwasser</strong>zufluss und dessen<br />
Zusammensetzung nicht kontinuierlich<br />
sind, sondern in Reinigungszeiten<br />
auf bis zu 70 m³ pro Stunde<br />
steigen kann, ist der eigentlichen<br />
Aufbereitung ein 50 m³ großer Puffertank<br />
vorgelagert. „Darin wird das<br />
<strong>Abwasser</strong> zunächst gesammelt. So<br />
stellen wir sicher, dass der Zufluss<br />
zur Anlage möglichst gleichmäßig<br />
ist – sowohl im Hinblick auf die<br />
Menge als auch auf den Anteil der<br />
Inhaltsstoffe“, erläutert Hilarius. Aus<br />
dem Puffertank fließt das <strong>Abwasser</strong><br />
in den Ölabscheider. Darin steigen<br />
die Öle durch den Dichteunterschied<br />
an die Oberfläche und werden<br />
abgeskimmt und dann gesammelt.<br />
Das vorgereinigte <strong>Abwasser</strong><br />
wird danach in das Hochleistungsflotationsverfahren<br />
eingeleitet. Da -<br />
bei fügt die Anlage dem <strong>Abwasser</strong><br />
computergesteuert sogenannte<br />
Flockungshilfsmittel hinzu, die die<br />
Verunreinigung zu Flocken binden.<br />
Diese werden dann mit Mikroblasen<br />
an die Oberfläche flotiert und entfernt.<br />
Danach kann IFF das <strong>Abwasser</strong><br />
in den Kanal zur kommunalen<br />
Kläranlage einleiten – völlig ge -<br />
ruchslos.<br />
Anlage ist ausbaufähig<br />
Künftig könnte IFF die Anlage weiter<br />
ausbauen. So testet das Unternehmen<br />
derzeit ein weiteres Envi-<br />
Modul, mit dem die Kosten für die<br />
Entsorgung des Schlamms, der bei<br />
der <strong>Wasser</strong>aufbereitung entsteht,<br />
um rund 80 % sinken könnten.<br />
Kontakt:<br />
EnviroChemie GmbH,<br />
Jutta Quaiser,<br />
In den Leppsteinswiesen 9,<br />
D-64380 Rossdorf,<br />
Tel. (06154) 6998 72,<br />
E-Mail: jutta.quaiser@envirochemie.com,<br />
www.envirochemie.com<br />
Januar 2014<br />
126 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
Neues kostenloses Planungstool für die Planer<br />
von <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
„sera PLATO app“ für die schnelle Auslegung von Dosieranlagen für Fällmittel<br />
Mit der kostenlosen „sera PLATO<br />
app“ bietet sera allen technischen<br />
Verantwortlichen und Planern<br />
von industriellen und kommunalen<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
ein einfaches und plattformunabhängiges<br />
Werkzeug für die<br />
Konfiguration von Dosieranlagen<br />
für Fällmittel, wie z. B. Eisen- und<br />
Aluminiumsalze, an. Dank der intuitiven<br />
Benutzerführung mit umfangreichen<br />
Hilfestellungen können<br />
Nutzer der rein webbasierten Applikation,<br />
mit wenigen Mausklicks zur<br />
perfekten Dosierlösung für ihren<br />
individuellen Anwendungsfall finden.<br />
In einer animierten, grafischen<br />
Darstellung sieht der Nutzer genau,<br />
wie sich Änderungen an der Konfiguration<br />
der Dosieranlage, z. B. bei<br />
der Dosierüberwachung, direkt auf<br />
den Aufbau der Anlage auswirken.<br />
Für die fertig konfigurierte Dosieranlage<br />
kann zudem ein passender<br />
Ausschreibungstext samt R&I-<br />
Schema generiert und dieser im<br />
Anschluss gespeichert, ausgedruckt<br />
oder in diverse Formate wie GAEB,<br />
PDF oder Word exportiert werden.<br />
Konfigurierte Anlagen lassen sich in<br />
einem vom Nutzer selbst angelegten<br />
und ihm zugeordneten Projektordner<br />
speichern und zu einem späteren<br />
Zeitpunkt wieder aufrufen.<br />
Die kostenlose „sera PLATO app“<br />
ist unter der eigenen Web-Adresse<br />
www.sera-plato.de oder auf der<br />
Homepage der sera Unternehmensgruppe<br />
zu finden.<br />
Kontakt:<br />
sera ProDos GmbH,<br />
Sascha Attendorn,<br />
sera-Straße 1,<br />
D-34376 Immenhausen,<br />
Tel. (05673) 999-1810,<br />
Fax (05673) 999-1811,<br />
E-Mail: s.attendorn@sera-web.com,<br />
www.sera-web.com<br />
Die „sera PLATO app“<br />
für die einfache Auslegung<br />
von Dosieranlagen<br />
für Fällmittel.<br />
HART – einmal ganz anders<br />
RIA15 zeigt bis zu vier Messwerte eines Sensors über HART an<br />
Messgeräte enthalten immer<br />
mehr Informationen, aber<br />
nicht jeder erzeugte Messwert kann<br />
als Stromsignal ausgegeben werden.<br />
Der HART-Anzeiger bietet<br />
durch die Darstellung von bis zu<br />
vier Messwerten eines Sensors völlig<br />
neue Möglichkeiten. Zum Beispiel<br />
lassen sich bei einem Durchfluss-Messgerät<br />
der Massedurchfluss,<br />
der Summenzähler 1, die<br />
Dichte sowie die Temperatur anzeigen.<br />
So werden alle prozessrelevanten<br />
Daten sichtbar. Die Prozesswerte<br />
sind besser im Blick und eine<br />
effektive Sensor-Diagnose-Funktion<br />
ist möglich.<br />
Der Anzeiger ist in vielen Applikationen<br />
einfach zu integrieren, da<br />
er einen Spannungsfall kleiner 1 V<br />
besitzt. Zur besseren Ablesbarkeit<br />
kann eine Hinterleuchtung über<br />
Verdrahtung aktiviert werden,<br />
der Spannungsfall ist dann kleiner<br />
3,9 V.<br />
Die Messwertanzeige erfolgt<br />
mittels fünfstelligem Siebensegment-Lc-Display.<br />
Die Ziffernhöhe ist<br />
mit 17 mm sehr gut lesbar. Zusätzlich<br />
lässt sich die Einheit und die<br />
TAG-Nr. darstellen.<br />
Der RIA15 ist mit internationalen<br />
Zulassungen für den EX-Bereich<br />
erhältlich und kann in SIL-Kreisen<br />
eingesetzt werden, da eine Rückwirkungsfreiheit<br />
auf den Sicherheitskreis<br />
gewährleistet ist.<br />
Durch die Schutzart IP67 beim<br />
Feldgehäuse sowie IP65 beim<br />
Schalttafelgerät ist der RIA15 für<br />
Einsätze selbst in rauen Umgebungen<br />
geeignet.<br />
Kontakt:<br />
Endress+Hauser,<br />
Messtechnik GmbH+Co. KG,<br />
Colmarer Strasse 6,<br />
D-79576 Weil am Rhein,<br />
Tel. (07621) 9 75 01,<br />
Fax (07621) 97 55 55,<br />
E-Mail: info@de.endress.com,<br />
www.de.endress.com<br />
Der HART-<br />
Anzeiger<br />
RIA15 ist selbst<br />
in rauer<br />
Um gebung einsetzbar.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 127
Das führende Fachorgan<br />
für das <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>fach<br />
Mit der technisch-wissenschaftlichen Fachzeitschrift<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> informieren Sie sich gezielt zu<br />
allen wichtigen Fragen rund um die <strong>Wasser</strong> versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />
Jedes zweite Heft mit Sonderteil R+S Recht und Steuern<br />
im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach.<br />
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<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
WISSEN FÜR DIE<br />
ZUKUNFT<br />
Vorteilsanforderung per Fax: +49 Deutscher 931 Industrieverlag / 4170-494 GmbH | Arnulfstr. oder 124 abtrennen | 80636 München und im Fensterumschlag einsenden<br />
Ja, ich möchte <strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong> regelmäßig lesen und im ersten Bezugsjahr 25 % sparen.<br />
Bitte schicken Sie mir das Fachmagazin für zunächst ein Jahr (11 Ausgaben)<br />
als Heft für € 270,- zzgl. Versand<br />
(Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-).<br />
als ePaper (Einzellizenz) für € 270,-<br />
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inkl. Versand (Deutschland) / € 386,- (Ausland).<br />
Für Schüler / Studenten (gegen Nachweis) zum Vorzugspreis<br />
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als ePaper (Einzellizenz) für € 135,-<br />
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(Deutschland) / € 210,50 (Ausland).<br />
Alle Preise sind Jahrespreise und verstehen sich inklusive Mehrwertsteuer. Nur wenn ich nicht bis 8 Wochen<br />
vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug zu regulären Konditionen um ein Jahr.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Antwort<br />
Leserservice <strong>gwf</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Telefax<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur<br />
Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />
9161, 97091 Würzburg.<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
PAGWFW2014<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden,<br />
dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift für<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr.-Ing. Walter Thielen, DVGW e. V., Bonn<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Hauptschriftleitung (verantwortlich):<br />
Dipl.-Ing. Christine Ziegler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-33, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: ziegler@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Jan-Ulrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />
Dahlwitz-Hoppegarten<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut für Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut für Rohrleitungsbau an<br />
der Fachhochschule Oldenburg e.V., Oldenburg<br />
RA Beate Zimmermann, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Spoerel, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-22 Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-12, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 360,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 360,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper für € 70,–, Heft für € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124, 80636 München.<br />
Alleiniger Gesellschafter des Verlages ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />
Januar 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 129
INFORMATION Termine<br />
##<br />
Qualitätssicherung bei grabenlosen Kanalsanierungsverfahren (Seminar-Nr. 33131.00.012)<br />
29.–30.01.2014, Ostfildern<br />
Technische Akademie Esslingen e. V., An der Akademie 5, 73760 Ostfildern, Tel. (0711) 34008-0, Fax (0711) 34008-27,<br />
E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />
##<br />
Strukturen schaffen und vereinheitlichen – Tagung zu Entwicklungspotenzialen mit GIS und GDI<br />
04.–05.02.2014, Fulda<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Sarah Heimann, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-192, Fax (02242) 872-135, E-Mail: heimann@dwa.de, www.dwa.de<br />
##<br />
28. Oldenburger Rohrleitungsforum – Rohrleitungen als Teil von Hybridnetzen – unverzichtbar im<br />
Energiemix der Zukunft<br />
06.–07.02.2014, Oldenburg<br />
Institut für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e. V., Ofener Straße 18, 26121 Oldenburg,<br />
Tel. (0441) 361039-0, Fax (0441) 361039-10, E-Mail: info@iro-online.de, www.iro-online.de<br />
##<br />
E-world energy & water – Internationale Fachmesse und Kongress<br />
11.–13.02.2014, Essen<br />
www.e-world-essen.com<br />
##<br />
Kanalnetze – Fit für die Zukunft<br />
12.–13.02.2014, Kassel<br />
Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e. V. (VSB), Wöhlerstraße 42, 30163 Hannover,<br />
Tel. (0511) 848699-55, Fax (0511) 848666-54, E-Mail: info@sanierungs-berater.de, www.sanierungs-berater.de<br />
##<br />
GeoTHERM – Geothermie – expo & congress<br />
20.–21.02.2014, Offenburg<br />
www.geotherm-offenburg.de<br />
##<br />
Betrieb von Kanalnetzen (Seminar-Nr. 34079 00 003)<br />
20.–21.02.2014, Ostfildern<br />
Technische Akademie Esslingen e. V., Patrizia Zink, An der Akademie 5, 73760 Ostfildern,<br />
Tel. (0711) 34008-99, Fax (0711) 34008-27, E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />
##<br />
Mikrotunnelbau, Rohrvortrieb und HDD (Seminar-Nr. 32363 00 011)<br />
21.02.2014, Ostfildern<br />
Technische Akademie Esslingen e. V., Patrizia Zink, An der Akademie 5, 73760 Ostfildern,<br />
Tel. (0711) 34008-99, Fax (0 711) 34008-27, E-Mail: info@tae.de, www.tae.de<br />
##<br />
14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage<br />
25.–26.02.2014, Göttingen<br />
IBAK Helmut Hunger GmbH & Co. KG, Wehdenweg 122, 24148 Kiel,<br />
Tel. (0431) 7270-0, Fax (0431) 7270-270, E-Mail: info@ibak.de, www.ibak.de<br />
##<br />
Investitionen, Zinsen und Kommunalkredit<br />
05.–06.03.2014, Hamburg<br />
DWA Deutsche Vereinigung für <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Belinda Höcherl, Theodor-Heuss-Allee 17,<br />
53773 Hennef, Tel. (02242) 872-206, Fax (02242) 872-135, E-Mail: hoecherl@dwa.de, www.dwa.de<br />
##<br />
47. ESSENER TAGUNG für <strong>Wasser</strong>- und Abfallwirtschaft<br />
19.–21.03.2014, Essen<br />
Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Siedlungsabfallwirtschaft der RWTH Aachen, Dr. Verena Kölling,<br />
Tel. (0241) 80-25214, Fax (0241) 80-22970, E-Mail: et@isa.rwth-aachen.de, www.essenertagung.de<br />
# # analytica 2014 – Internationale Fachmesse für Instrumentelle Analytik, Labortechnik und<br />
Biotechnologie mit analytica Conference<br />
01.–04.04.2014, München<br />
Messe München GmbH, Messegelände, 81823 München, Tel. (089) 949-20720, Fax (089) 949-20729,<br />
E-Mail: info@messe-muenchen.de, www.messe-muenchen.de<br />
Januar 2014<br />
130 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />
Ansprechpartnerin für den<br />
Eintrag Ihres Unternehmens<br />
Inge Spoerel<br />
Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift für <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung
2014<br />
Einkaufsberater<br />
Armaturen<br />
Absperrarmaturen<br />
Be- und Entlüftungsrohre<br />
Bohrtechnik, <strong>Wasser</strong>gewinnung, Geothermie
2014<br />
Brunnenservice<br />
Einkaufsberater<br />
Korrosionsschutz<br />
Aktiver Korrosionsschutz<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
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Inge Spoerel<br />
Tel. 089 2035366-22<br />
Fax 089 2035366-99<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
<strong>Wasser</strong><br />
<strong>Abwasser</strong>
2014<br />
Einkaufsberater<br />
Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung<br />
Rohrleitungen<br />
Kunststoffschweißtechnik<br />
Schachtabdeckungen<br />
Smart Metering
2014<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
Einkaufsberater<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Rohrdurchführungen<br />
Sonderbauwerke<br />
Öffentliche Ausschreibungen
Beratende Ingenieure (für das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />
Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />
Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />
• Beratung<br />
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• Betreuung<br />
• Projektmanagement<br />
Ing. Büro CJD Ihr Partner für <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />
30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />
www.ibcjd.de Projektleitung<br />
+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />
<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />
UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />
www.unger-ingenieure.de<br />
Beratende Ingenieure für:<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Aufbereitung<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon 0511/284690<br />
Telefax 0511/813786<br />
30159 Hannover<br />
Kurt-Schumacher-Str. 32<br />
• Beratung<br />
• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
info@scheffel-planung.de<br />
www.scheffel-planung.de<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
FPAL<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN EN 1090<br />
DIN EN ISO 17660-1<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
TRG 765<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.<br />
Zertifizierungsanzeige_<strong>gwf</strong>_<strong>Wasser</strong>-<strong>Abwasser</strong>_20131014.indd 1 21.11.2013 15:15:49
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Firma<br />
Seite<br />
14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage, Techn. Akadiemie Hannover, 30163 Hannover 63<br />
27. Lindauer Seminar 2014, jt-elektronik gmbh, 88131 Lindau Beilage<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, 45342 Essen 29<br />
Asia Water 2014, 50450 Kuala Lumpur, Malaysia<br />
4. Umschlagseite<br />
Diehl Metering Hydrometer GmbH, 91522 Ansbach 27<br />
Diringer & Scheidel Rohrsanierung GmbH & Co. KG, 68199 Mannheim 17<br />
Doyma GmbH & Co, 28876 Oyten 11<br />
Elomat Anlagenbau <strong>Wasser</strong>technik GmbH, 77880 Sasbach 29<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, 14052 Berlin 17<br />
Güteschutz Kanalbau e.V. 53604 Bad Honnef 13<br />
Huber SE, 92334 Berching 5<br />
ICWRE 2014, International Confernece, Antalya Turkey 55<br />
Klinger GmbH, 65503 Idstein 23<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, 41564 Kaarst 61<br />
PLASSON GmbH, 46485 Wesel<br />
Titelseite<br />
resinovation GmbH, 76761 Rülzheim 15<br />
wat 2014 ,DVGW,Deutscher Verein des Gas-und <strong>Wasser</strong>faches e.V.,53123 Bonn 2. Umschlagseite<br />
Einkaufsberater / Fachmarkt 131–136<br />
3-Monats-<strong>Vorschau</strong> 2014<br />
Ausgabe Februar 2014 März 2014 April 2014<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
Themenschwerpunkt<br />
Fachmessen/<br />
Fachtagungen/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
und zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
Änderungen vorbehalten<br />
18.02.2014<br />
29.01.2014<br />
Brunnenbau – Tiefbau – Kanalbau<br />
Fördern ∙ Verteilen ∙ Ableiten<br />
• Brunnen: Regenerierung und Sanierung<br />
• Kanalbautechnik<br />
• Instandhaltung und Monitoring<br />
• Schacht- und Rohrmaterialien<br />
• Korrosionsschutz<br />
• Bohrtechnik<br />
• Geothermie<br />
• Maschinen, Geräte, Fahrzeuge<br />
GeoTHERM – expo & congress,<br />
Offenburg – 20.02.-21.02.2014<br />
14. Göttinger <strong>Abwasser</strong>tage,<br />
Göttingen – 25.02.-26.02.2014<br />
14.03.2014<br />
24.02.2014<br />
<strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Produkte und Verfahren<br />
• Hochbelastete Abwässer<br />
• Mechanische Reinigung<br />
• Biologische Stufe, Belebtschlammverfahren,Nitrifikation,<br />
Denitrifikation<br />
• Chemische Verfahren<br />
• Membrantechnik<br />
• Klärschlammbehandlung<br />
SMAGUA Intern. <strong>Wasser</strong>fachmesse,<br />
mit Umweltmesse,<br />
Zaragoza (Spanien) - 04.03.-07.03.2014<br />
47. Essener Tagung für <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft,<br />
Essen – 19.03.-21.03.2014<br />
Analytica,<br />
München – 01.04.-04.04.2014<br />
rbv-Jahrestagung,<br />
Münster – 03.04.-05.04.2014<br />
Tube – Intern. Rohrfachmesse,<br />
Düsseldorf – 07.04.-11.04.2014<br />
Hannover Messe,<br />
Hannover – 07.04.-11.04.2014<br />
22.04.2014<br />
31.03.2014<br />
Messe-Special IFAT 2014<br />
Water Sofia – Fachmesse für <strong>Wasser</strong>,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Infrastruktur der<br />
Leitungsnetze,<br />
Sofia (Bulgarien) – 28.05.-30.05.2014<br />
IFAT,<br />
München – 05.05.-09.05.2014<br />
10. Internationale Geothermiekonferenz,<br />
Freiburg – 14.05.-16.05.2014