hildesheim - Kehrwieder am Sonntag
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■ Sonderveröffentlichung · <strong>Sonntag</strong>, 18. August 2013 · Seite 21<br />
SENIOREN<br />
Tipps und Informationen für den „Herbst des Lebens“<br />
Hervorragende Sehqualität dank hoch entwickelter Implantate<br />
Staroperation - höchst individuell<br />
(BVA) Wenn mit zunehmendem<br />
Alter die Linse des Auges trübe wird<br />
(Grauer Star), schafft eine meist<br />
<strong>am</strong>bulant ausgeführte Operation<br />
Abhilfe. Dabei wird die Augenlinse<br />
in der Regel mit Hilfe von Ultraschall<br />
zerkleinert und abgesaugt,<br />
dann wird sie durch ein Implantat,<br />
eine so genannte Intraokularlinse,<br />
ersetzt. „Auch wenn keine Operation<br />
in Deutschland häufiger ausgeführt<br />
wird als die Staroperation, ist dieser<br />
Eingriff stets ein höchst individueller<br />
Vorgang“, erläutert Dr. med. Kaweh<br />
Schayan-Araghi vom Berufsverband<br />
der Augenärzte Deutschlands.<br />
Der Graue Star (die Katarakt) wird<br />
in Deutschland etwa 650.000 Mal pro<br />
Jahr operiert. Zur Sicherheit des Eingriffs<br />
tragen ausgefeilte chirurgische<br />
Methoden und moderne Implantate<br />
bei. Ziel jedes einzelnen Eingriffs ist<br />
es, dem Patienten die für ihn bestmögliche<br />
Sehqualität zu bieten. Die<br />
Voraussetzung dafür sind eine eingehende<br />
Beratung und sorgfältige<br />
Untersuchungen vor der Operation.<br />
Gemeins<strong>am</strong> mit seinem Augenarzt<br />
legt der Patient den Zeitpunkt der<br />
Operation fest. Dabei spielt eine Rolle,<br />
wie sehr die trübe Augenlinse sein<br />
Sehvermögen bereits beeinträchtigt.<br />
„Häufig fühlen sich die Betroffenen<br />
im Dunkeln sehr leicht geblendet,<br />
etwa beim Autofahren“, nennt Dr.<br />
Schayan-Araghi ein Beispiel für ein<br />
mögliches Kriterium, das eine Rolle<br />
spielt. Bei der Untersuchung der<br />
Augen gilt es außerdem zu prüfen,<br />
ob noch andere Augenkrankheiten<br />
vorliegen, die bei der Entscheidung<br />
zur Operation und der Behandlung<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
Je nach ihrem individuellen Anspruch<br />
können die Patienten heute<br />
aus einer großen Vielfalt von Kunstlinsen<br />
auswählen. Die technisch<br />
hoch entwickelten Implantate sorgen<br />
nicht nur dafür, dass das Licht wieder<br />
ungehindert die Netzhaut erreicht.<br />
Sie können vielmehr eine vor der<br />
Operation bestehende Fehlsichtigkeit<br />
korrigieren, möglicherweise<br />
sogar eine gewisse Unabhängigkeit<br />
von der Brille bieten. „Die normale<br />
Kunstlinse ermöglicht scharfe Sicht<br />
für einen Sehabstand“, erklärt Dr.<br />
Schayan-Araghi. D<strong>am</strong>it können die<br />
Patienten dann beispielsweise in die<br />
Ferne gut sehen, benötigen für Naharbeiten<br />
aber eine Lesebrille. Falls bei<br />
einem Patienten vor der Operation<br />
eine so genannte Stabsichtigkeit<br />
(Astigmatismus) aufgrund einer<br />
Hornhautverkrümmung vorliegt,<br />
können torische Intraokularlinsen<br />
diesen Sehfehler ausgleichen. Viele<br />
moderne Implantate verringern<br />
zudem die Blendempfindlichkeit<br />
(asphärische Intraokularlinsen).<br />
„Schließlich gibt es Mehrstärkenlinsen,<br />
die das ins Auge einfallende<br />
Licht auf zwei oder drei Brennpunkte<br />
verteilen“, sagt Dr. Schayan-Araghi.<br />
So wird scharfes Sehen ohne Brille in<br />
der Ferne und in der Nähe möglich.<br />
„Diese Multifokallinsen sind jedoch<br />
nicht für alle Patienten geeignet“,<br />
schränkt er ein.<br />
„Im Gespräch mit dem Augenarzt<br />
sollten die Patienten offen<br />
erläutern, welche Erwartungen<br />
sie haben und wo ihre besonderen<br />
Bedürfnisse liegen“, rät Dr. Schayan-Araghi.<br />
Denn der eine will weiterhin<br />
Sport im Freien treiben und<br />
legt deshalb Wert auf gutes Sehen<br />
in der Ferne; der andere liest viel<br />
oder arbeitet <strong>am</strong> Bildschirm; wieder<br />
ein anderer Patient ist viel mit dem<br />
Auto unterwegs – sowohl tagsüber<br />
als auch abends oder nachts. Jeder<br />
hat eine ganz eigene Vorstellung davon,<br />
was „gut Sehen“ bedeutet. Der<br />
modernen Augenheilkunde gelingt es<br />
aber immer besser, diesen ganz verschiedenen<br />
Ansprüchen gerecht zu<br />
werden. Wer einen Einblick gewinnen<br />
will, wie Augenärzte den Grauen<br />
Star und andere Augenkrankheiten<br />
erkennen und behandeln, hat dazu<br />
bei der zwölften „Woche des Sehens“<br />
Gelegenheit, die vom 8. bis 15. Oktober<br />
2013 stattfindet. Seit dem Jahr<br />
2002 hebt die „Woche des Sehens“<br />
mit vielfältigen Aktionen bundesweit<br />
die Bedeutung guten Sehvermögens<br />
hervor und klärt über die Ursachen<br />
vermeidbarer Blindheit sowie die<br />
Situation sehbehinderter und blinder<br />
Menschen in Deutschland und in den<br />
Entwicklungsländern auf. Schirmherrin<br />
der Aktionswoche ist auch in<br />
diesem Jahr die Fernsehjournalistin<br />
Gundula Gause.<br />
Getragen wird die Aufklärungsk<strong>am</strong>pagne<br />
von dem Berufsverband<br />
der Augenärzte, der Deutschen Ophthalmologischen<br />
Gesellschaft, der<br />
Christoffel-Blindenmission, dem<br />
Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband,<br />
dem Deutschen Komitee<br />
zur Verhütung von Blindheit,<br />
dem Deutschen Verein der Blinden<br />
und Sehbehinderten in Studium<br />
und Beruf sowie der „Pro Retina<br />
Deutschland“. Unterstützt wird die<br />
Woche des Sehens von der Aktion<br />
Mensch. Weitere Informationen zur<br />
„Woche des Sehens“ sind unter der<br />
Adresse www.woche-des-sehens.de<br />
abrufbar.<br />
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So sieht der Betrachter das Puzzle mit gesunden Augen. Fotos: BVA/Friese Und so schlecht können Patienten mit Grauem Star das Puzzle sehen.<br />
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Tel. 05185 - 957 496<br />
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China zählt zu den sogenannten<br />
„alten Kulturen“, und zwar weil<br />
es sich als Ganzes auf die Schultern<br />
von Volksgruppen stellt, die noch<br />
viel älter sind. Vor rund 2000 Jahren<br />
beschäftigte man sich zum Beispiel<br />
in Tibet schon mit dem Grauen<br />
Star und der Makuladegeneration,<br />
welche die Tibeter „schwarzen<br />
Fleck“ nennen.<br />
Es ist nachgewiesen, dass man<br />
sich dort schon vor 1500 Jahren<br />
den Grauen Star mittels Akupunktur<br />
schmerzlos operieren lassen konnte.<br />
Dabei wird mit einer Nadel die Linse<br />
aus der optischen Mitte gedrückt.<br />
Dieser Vorgang (in Europa erst<br />
im Mittelalter unter „Starstechen“<br />
bekannt geworden) ist normalerweise<br />
höchst schmerzhaft.<br />
Da es d<strong>am</strong>als noch keine künstlichen<br />
Linsen gab, setzte man sich<br />
einfache, schwarze Brillen mit einem<br />
Loch in der optischen Mitte auf, um<br />
so wieder scharf sehen zu können.<br />
Ein Verfahren, das jeder mit einem<br />
Stück Pappe selbst ausprobieren<br />
kann. Nur mit Hilfe dieses Lochs<br />
wird die Umwelt schon viel schärfer<br />
wahrgenommen.<br />
Sogar für die Makuladegeneration,<br />
die unter anderem durch starke UV-<br />
Strahlung ausgelöst werden kann,<br />
hatte man d<strong>am</strong>als schon kleine optische<br />
Hilfsmittel, die Akupunktur und<br />
sogar Medik<strong>am</strong>ente.<br />
Dünne Luft und<br />
einige Hindernisse<br />
Horst Geldmacher aus Bad Salzdetfurth fährt<br />
nach Tibet und macht Bekanntschaft<br />
mit der Medizin aus alten Zeiten<br />
Um dieses Fachwissen für die<br />
westliche Hemisphäre eröffnen<br />
zu können, reisten 20 Augenoptiker,<br />
Ärzte und Optometristen aus<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz nach Tibet. Unter anderem<br />
Elvira und Horst Geldmacher.<br />
Zwei Jahre dauerten die Genehmigungsverfahren,<br />
um die Einreise<br />
nach Tibet zu ermöglichen.<br />
Voraussetzung für die Genehmigung<br />
war schließlich, dass man über<br />
Peking einreiste.<br />
Dort musste zunächst die größte<br />
Augenklinik, welche über 6000 Patienten<br />
täglich besuchen, besichtigt<br />
werden.<br />
In der Klinik wurde man freundlich<br />
empfangen, jedoch waren alle Flure<br />
leer, die Zimmer geschlossen und es<br />
waren weder Patienten noch Klinikpersonal<br />
zu sehen.<br />
Später wurde die Akupunkturbehandlung<br />
eines Auges an Hand<br />
eines Musterpatienten vorgeführt,<br />
der diesen Eingriff ohne Betäubung<br />
und ohne mit der Wimper zu zucken<br />
über sich ergehen ließ. Da er kein<br />
Englisch verstand, waren die Reisenden<br />
auf einen Dolmetscher angewiesen,<br />
was nur unbefriedigende<br />
Ergebnisse erbrachte.<br />
Nach der Demonstration wurde die<br />
Apotheke, in der über 150 Apotheker<br />
beschäftigt sind, besichtigt. An den<br />
Schaltern der Apotheke war dann<br />
das rege Treiben der in der Klinik<br />
vermissten Patienten zu beobachten,<br />
da keiner länger als drei Tage in<br />
der Klinik verbleibt.<br />
Von Peking aus ging es mit dem<br />
Flugzeug nach Xining und weiter<br />
mit der sogenannten Himmelsbahn<br />
nach Lhasa. Deren Gleise liegen<br />
in über 5550 m Höhe, sie ist somit<br />
die höchste Zugstrecke der Welt.<br />
Ein gigantisches Bauwerk, das sich<br />
über Tunnel und Viadukte erstreckt<br />
und dabei doppelt so hoch liegt wie<br />
die Zugspitzbahn.<br />
Nach zweieinhalb Tagen Zugfahrt in<br />
Lhasa angekommen, ging es dort<br />
direkt weiter zum eigentlichen Ziel<br />
der Reise, dem Kloster in Chikaze.<br />
Das Kloster erreichte man über<br />
drei Pässe in 3500 m, 5500 m und<br />
4250 m Höhe. Um dies zu schaffen,<br />
braucht es einen speziell ausgerüsteten<br />
Bus mit Allradantrieb und Sauerstofftanks<br />
für den Motor.<br />
Das besagte Kloster, das in über<br />
5000 m Höhe liegt, kann nur über<br />
eine aus 300 Stufen bestehende<br />
Treppe betreten werden. Für Mitteleuropäer<br />
eine Strapaze, die Horst<br />
und Elvira Geldmacher dank eigens<br />
mitgeführter Sauerstoffflaschen gut<br />
überstanden.<br />
Im Kloster wurde dann von einem<br />
Arzt, Pr. Dr. Lyi Wang, demonstriert,<br />
wie man nach der tibetanischen<br />
Technik bei einer Makuladegeneration<br />
Hilfe leisten kann. Dabei wurde<br />
ein bewährtes Medik<strong>am</strong>ent gegen<br />
Makuladegeneration geradezu angepriesen.<br />
Auf Anfrage eines Kollegen, ob<br />
man dieses Medik<strong>am</strong>ent testen<br />
und eventuell mitnehmen könnte,<br />
wurde zuerst freudig zugesagt. Als<br />
man jedoch <strong>am</strong> Abend die Klosterapotheke<br />
aufsuchte, um das<br />
Medik<strong>am</strong>ent abzuholen, wurde<br />
den Teilnehmern leider mitgeteilt,<br />
dass dieses Medik<strong>am</strong>ent aus nicht<br />
genannten Gründen nicht ausgeführt<br />
werden dürfe. Dass es sich um<br />
eine politisch motivierte Ausfuhrbeschränkung<br />
handelt, kann an dieser<br />
Stelle nicht ausgeschlossen werden.<br />
Trotzdem war die Reise nach Tibet,<br />
schon aufgrund der vielen wertvollen<br />
Erfahrungen und Einsichten<br />
in die tibetanische Sichtweise der<br />
Medizin und augenoptischen Hilfe,<br />
nicht umsonst. Es bleibt zu hoffen,<br />
das China eines Tages die politische<br />
Weisheit findet, dem tibetanischen<br />
Volk eine eigene Nation zuzusprechen<br />
und das d<strong>am</strong>it eine Verbreitung<br />
des uralten Fachwissens dieser<br />
Kultur einhergeht.<br />
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