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hildesheim - Kehrwieder am Sonntag

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KEHRWIEDER <strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong> · 18. August 2013 · Seite 7<br />

Kurt Machens ist Oberbürgermeister, will es bleiben – und ahnt, dass es eng werden könnte<br />

Kumpelnd in<br />

die Verlängerung?<br />

Von Jan Fuhrhop<br />

Hildesheim. Er lässt sich duzen,<br />

warum auch nicht. Der Hildesheimer<br />

Oberbürgermeister hat kein Problem<br />

d<strong>am</strong>it, wenn ihm jemand im Wahlk<strong>am</strong>pf<br />

auf die Schulter klopft und<br />

ihm „Hallo Kurt“ ins Ohr brüllt. Sein<br />

Vorn<strong>am</strong>e ist schließlich Progr<strong>am</strong>m.<br />

„Sind wir nicht alle ein bisschen<br />

Kurt?“ steht auf den Postkarten, die<br />

sein Unterstützerte<strong>am</strong> verteilt und<br />

die in seinem Wahlk<strong>am</strong>pfcafé ausliegen.<br />

Anhänger lassen sich mit einem<br />

ausgestanzten grauen Schnurrbart<br />

aus Papier auf der Oberlippe fotografieren,<br />

um zu demonstrieren:<br />

Ja, sie sind in der Tat ein bisschen<br />

Kurt. Im Umfeld des Gegenkandidaten<br />

Ingo Meyer ist man baff ob<br />

der Schnauzer-Aktion und schwankt<br />

zwischen dem Neid auf die lustige<br />

Idee, der Fassungslosigkeit über die<br />

Inhaltsleere und der Sorge,<br />

dass diese bei den Wählern<br />

gut ankommen könnte.<br />

Kumpelt sich Kurt etwa<br />

so zum Sieg? Ihr Mann<br />

hingegen trägt auf<br />

seinem Flyer Anzug<br />

und Krawatte und<br />

einen Doktortitel vorneweg.<br />

Der Gegensatz ist<br />

deutlich, unklar ist noch, welchen<br />

Pol die Wähler vorziehen.<br />

Machens selbst betont, die Duz-<br />

Schiene nicht extra wegen Meyer zu<br />

fahren und verweist auf die Wahlkämpfe<br />

der Vergangenheit: Er sei<br />

schon immer nur Kurt gewesen. Ein<br />

Hinweisdes Platzhirschs an den Eindringling,<br />

frei nach einem Song der<br />

„Fantastischen Vier“:<br />

Dieses Haus ist besetzt/ohne Pause<br />

bis jetzt/auch wenn‘s dir nicht passt/<br />

du bist nur Gast hier/du fasst hier<br />

nichts an.<br />

Der <strong>am</strong>tierende Oberbürgermeister<br />

tritt an, um zu bleiben. Und viele<br />

Hildesheimer wollen das so, sagt<br />

er. Diese Stimmung habe er in den<br />

Wochen vor seiner Entscheidung,<br />

noch einmal zu kandidieren, wahrgenommen,<br />

sie hätten ihm das auch<br />

direkt gesagt. Glaubt man ihm, hat<br />

er sich tatsächlich erst kurz vor der<br />

offiziellen Bekanntgabe seiner Kandidatur<br />

entschieden. „Sie irren, wenn<br />

Sie meinen, dass ich vorher monatelang<br />

d<strong>am</strong>it kokettiert habe, es noch<br />

nicht zu wissen“, beteuertMachens.<br />

Viel wichtiger noch als das Stimmungsbild<br />

in der Bevölkerung seien<br />

ihm die Gespräche in der F<strong>am</strong>ilie<br />

gewesen – Ehefrau und Kinder seien<br />

durchaus die Leidtragenden, wenn<br />

er seinen Traumberuf ausübe. Viel<br />

Freizeit bleibe einem OB eben nicht.<br />

Und wenn er dann mal privat unterwegs<br />

ist, kommt vielleicht doch mal<br />

einer der Schulterklopfer vorbei und<br />

erzählt Kurt etwas von dem Nachbarn,<br />

der seine Bäume nicht richtig<br />

schneidet und die Äste hängen so<br />

weit übers Grundstück und das geht<br />

doch so nicht! „Der Kontakt zu den<br />

Menschen ist mir nicht lästig. Das<br />

bringt der Job mit sich“, sagt Machens.<br />

Für einige in seinem Unterstützerte<strong>am</strong><br />

steht bereits fest, dass ihr<br />

Mann, der für manche wohl sogar<br />

Idol ist, den Wiedereinzug ins Rathaus<br />

ganz sicher schafft. Machens<br />

ist bemüht, die Euphorie etwas zu<br />

bremsen. Er ist zwar durch und durch<br />

von sich überzeugt, sagt aber: „Ich<br />

glaube, dass es knapp wird“, und<br />

wirkt dabei nicht, als wolle er aus<br />

taktischen Gründen tiefstapeln.<br />

Vielleicht ist mit dieser Einschätzung<br />

auch die Angriffslust des<br />

Amtsinhabers zu erklären, die er<br />

beim ersten Aufeinandertreffen mit<br />

seinem Kontrahenten gezeigt hat:<br />

Würde Machens in sich ruhen und<br />

wäre er vollkommen von seinem Sieg<br />

<strong>am</strong> 22. September überzeugt, hätte<br />

er im Doppelinterview der Hildesheimer<br />

Allgemeinen Zeitung souveräner<br />

und gelassener auftreten und<br />

sich die herablassend-belehrenden<br />

Attacken gegen Meyer schenken<br />

können. Er aber schien bei jeder Antwort<br />

sagen zu wollen „Ich bin besser,<br />

weiß mehr als du“, und machte sich<br />

zum Schlaumeier.<br />

✗ OB-Wahl<br />

2013<br />

Offensichtlich hat er dies selbst<br />

nach einem Sackenlassen ähnlich<br />

gesehen und sich beim zweiten<br />

Duell <strong>am</strong> Donnerstag vor Oberstufenschülern<br />

des Goethegymnasiums<br />

stark zurückgenommen. Er ließ den<br />

nun offensiver auftretenden Meyer<br />

seine Salven verschießen lassen –<br />

von denen manche saßen, manche<br />

wirkungslos verpufften, weil der<br />

Amtsinhaber mit konkretem Sachwissen<br />

etwa zum Almstortunnel<br />

punkten und Meyer als uninformiert<br />

dastehen lassen konnte.<br />

Wer Machens im persönlichen<br />

Gespräch nach seinem Gegner fragt,<br />

bekommt zu hören: „Zu seinen Positionen<br />

würde ich sagen: er hat<br />

keine.“ Seine zur Schau getragene<br />

Kurt Machens mit der Oberbürgermeistekette<br />

– er will im Amt bleiben.<br />

Kurt Machens, der vier Tage vor der<br />

Wahl <strong>am</strong> 22. September 59 Jahre<br />

alt wird, war 2005 zum ersten<br />

eingleisigen Oberbürgermeister<br />

Hildesheims gewählt worden.<br />

Er hatte zuvor als Facharzt für<br />

Chrirurgie und Qualitätsmanager<br />

<strong>am</strong> St.-Bernward-Krankenhaus<br />

gearbeitet. Als ehren<strong>am</strong>tlicher OB<br />

wurde er 2002 im<br />

Zus<strong>am</strong>menhang<br />

mit der „Pecunia“-Affäre<br />

abgewählt, in der Folge<br />

wurde er im Juli 2007 wegen Untreue<br />

zu sechs Monaten Haft auf<br />

Bewährung verurteilt: Mit dem<br />

Verein „Pecunia non olet“ hatten<br />

Machens und andere Mitglieder<br />

Spenden ges<strong>am</strong>melt und das<br />

Geld weiterverteilt. Nach seiner<br />

Verurteilung entschuldigte sich<br />

Machens zwar vor dem Stadtrat,<br />

schloss einen Rücktritt aber aus. Er<br />

werde heute nur noch selten auf<br />

Kurt Machens im Straßenwahlk<strong>am</strong>pf.<br />

Geringschätzung ist dabei<br />

vielleicht gar nicht so sehr<br />

in der Person des Gegenkandidaten<br />

begründet, sondern in<br />

der Tatsache, dass sich drei Parteien<br />

verbündet haben, um ihn, Kurt Machens,<br />

der doch nun wirklich „weiß,<br />

wie die Stadt und ihre Bürger ticken“<br />

aus dem Rathaus zu jagen. So stählern<br />

Machens‘ Ego auch sein mag,<br />

die Kratzer sind mittlerweile nicht<br />

mehr zu übersehen.<br />

Aus Machens‘ Sicht ist der Gegenkandidat<br />

nur Vehikel einer Anti-Allianz,<br />

die nicht das Wohl der Stadt im<br />

Blick, sondern nur ihn als gemeins<strong>am</strong>es<br />

Feindbild im Kopf habe. „Aus<br />

strategischen Gründen“, so Machens‘<br />

Vorwurf, „ist mein Verhältnis zum<br />

Stadtrat schlechter dargestellt worden,<br />

als es eigentlich ist.“<br />

„Unabhängig“, wettert der 58-Jährige<br />

immer wieder, dürfe sich Meyer<br />

demnach auch nicht nennen. Seiner<br />

Logik nach könne niemand wirklich<br />

unabhängig sein, der mit Hilfe der<br />

Parteien gewählt werden möchte.<br />

Machens versucht, das Bild eines<br />

Gegenkandidaten zu zeichnen, der<br />

nach einem möglichen Wahlsieg als<br />

Marionette der Ratsfraktionen nur<br />

deren willfähriger Erfüllungsgehilfe<br />

wäre.<br />

Dass er selbst Abhängigkeiten dadurch<br />

aufbauen könnte, dass er sich<br />

von Privatleuten und Unternehmern<br />

den knapp 60.000 Euro teuren<br />

Wahlk<strong>am</strong>pf finanzieren lässt, bestreitet<br />

der Amtsinhaber hingegen<br />

vehement. „Bei mir hat keiner eine<br />

Chance, Einfluss auszuüben!“, erklärt<br />

Machens. „Ich treffe Entscheidungen<br />

ausschließlich nach sachlichen Gesichtspunkten.“<br />

Ein Satz freilich, den<br />

auch Meyer hätte sagen können. Die<br />

Wähler dürfen sich nun aussuchen,<br />

Kurt Machens – eine umstrittene Karriere<br />

„Pecunia“ abgehakt<br />

ZUR PERSON<br />

die Sache angesprochen, erklärt<br />

Machens. Für ihn spiele die Verteilung<br />

aktuell keine Rolle mehr,<br />

fügt er hinzu: „Der Fehler, den ich<br />

gemacht habe, ist doch zehn Jahre<br />

her!“ Seit seinem Austritt aus der<br />

CDU im Jahr 2005 ist Machens<br />

parteilos, fühlt sich aber den politischen<br />

Inhalten der CDU <strong>am</strong> nächsten.<br />

Seine erneute<br />

Kandidatur für<br />

das OB-Amt unterstützt<br />

der eigens zu diesem<br />

Zweck gegründete Verein „Bleib<br />

dran, Kurt!“ um den Vorsitzenden<br />

Christoph Busche. Machens‘ Wahlk<strong>am</strong>pfbüro<br />

ist das „Café Kurt“ in<br />

der Almsstraße 11/12 (Mo.-Fr.<br />

10 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 13 Uhr).<br />

Kontakt: 05121/2 81 56 59,<br />

info@kurt-machens.de. Informationen<br />

im Internet: www.bleibdrankurt.de,<br />

www.facebook.com/<br />

bleibdrankurt.<br />

Fotos: Fuhrhop<br />

wem sie mehr vertrauen. Es ist wie<br />

bei jeder Wahl: Es hat immer auch<br />

und viel mit dem Glauben-Wollen zu<br />

tun. Wer kann schon auf die Schnelle<br />

die Slogans auf den Kandidatenflyern<br />

überprüfen und die richtigen<br />

Nachfragen stellen? „100faches<br />

Angebot an Gewerbeflächen, 2.800<br />

neue Arbeitsplätze“, steht zum Beispiel<br />

in Machens‘ Handzettel unter<br />

dem Titel „Erfolgsbilanz“. Liest sich<br />

zunächst gut, wirft allerdings mehr<br />

Fragen auf, als man im Vorbeigehen<br />

in der Fußgängerzone stellen könnte:<br />

100fach im Vergleich wozu? Wie viel<br />

Prozent der Flächen sind denn auch<br />

verkauft? Was für Arbeitsplätze? Und<br />

ist es wirklich Machens‘ Verdienst,<br />

dass es diese Jobs gibt?<br />

Auch im Online-Wahlk<strong>am</strong>pf auf<br />

Facebook bemüht sich der Amtsinhaber,<br />

den Eindruck zu erwecken,<br />

dass er eigentlich an allem Positiven<br />

in der Stadt einen Anteil habe. Er<br />

lobt „Gute Ideen aus Hildesheim“<br />

vom Fußballturnier bis zum Videospiel-Prototypen,<br />

auch wenn er sie<br />

nicht selbst gehabt hat.<br />

Die Botschaft dahinter: Ich sorge<br />

als OB für die richtigen Rahmenbedingungen,<br />

d<strong>am</strong>it die Menschen sich<br />

kreativ entfalten und erfolgreich arbeiten<br />

können. Er setzt auf Verbrüderung<br />

mit der Bevölkerung, auf seinen<br />

Flyern und den vor wenigen Tagen<br />

aufgestellten Großplakaten prangen<br />

zwei Worte: „Unsere Stadt“.<br />

Dieses Haus ist besetzt/ohne Pause<br />

bis jetzt/auch wenn‘s dir nicht passt/<br />

du bist nur Gast hier/du fasst hier<br />

nichts an.<br />

Machens macht den Kümmerer<br />

und funktioniert sein Wahlk<strong>am</strong>pfcafé<br />

auch mal zum Bürgerbüro um. Er<br />

nutzt den Vorteil, den nur der Amtsinhaber<br />

nutzen kann: Kommt so wie<br />

neulich der Herr Soundso und klagt<br />

über ein Verkehrsschild, das völlig<br />

überflüssig in der Gegend herumstehe,<br />

kann er das mit ins Rathaus<br />

nehmen und im zuständigen Fachbereich<br />

mal nachhaken. Machens ist<br />

bemüht, diesen Vorteil kleinzureden,<br />

weist lieber darauf hin, dass man<br />

schließlich auch ständig Leuten auf<br />

die Füße trete, wenn man wie er Entscheidungen<br />

zu treffen habe. „Wer<br />

viel macht, macht sich nicht nur<br />

Freunde.“ Seine Gegner würden jetzt<br />

sagen: „Wer viel falsch macht...“.<br />

Es spricht vieles dafür, dass es <strong>am</strong><br />

22. September so knapp wird, wie<br />

Machens selbst erwartet. Es gibt<br />

nicht viele Hildesheimer, die keine<br />

Meinung zum OB haben: Entweder<br />

sie sind Fans und das durchaus<br />

leidenschaftlich, wie man bei Begegnungen<br />

im Straßenwahlk<strong>am</strong>pf<br />

merkt – oder sie können ihn nicht<br />

leiden. Er ist ein Macher, den das<br />

Ziel mehr interessiert als der Weg<br />

dorthin – „nicht te<strong>am</strong>fähig“ nennen<br />

das die einen, „durchsetzungsfähig“<br />

die anderen.<br />

„Hoffentlich ist der bald weg!“,<br />

ätzen die Gegner.<br />

„Bleib dran, Kurt!“, kumpeln die<br />

Fans.<br />

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