27.02.2014 Aufrufe

Handlungs- und Forschungsempfehlungen - WBGU

Handlungs- und Forschungsempfehlungen - WBGU

Handlungs- und Forschungsempfehlungen - WBGU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7 <strong>Handlungs</strong>empfehlungen<br />

22<br />

aritätsansatz, also der Kompetenz- bzw. <strong>Handlungs</strong>verlagerung<br />

auf die unterste problemadäquate Governance-Ebene.<br />

Die regionale Meeres-Governance sollte<br />

zur Etablierung verbindlicher <strong>und</strong> unverbindlicher<br />

Regelungen <strong>und</strong> Standards sowie zu deren Einhaltung<br />

deutlich gestärkt <strong>und</strong> ausgeweitet werden. Die folgenden<br />

Empfehlungen knüpfen überwiegend an die bestehende<br />

regionale Governance für die Meere an <strong>und</strong> setzen<br />

somit auf Kontinuität <strong>und</strong> Fortentwicklung. Die<br />

Arktis wird im Kasten 7.3-1 herausgehoben behandelt.<br />

7.3.5.1<br />

UNEP Regional Seas Programme stärken <strong>und</strong><br />

ausweiten<br />

Die im Rahmen des UNEP Regional Seas Programme<br />

geschlossenen Abkommen <strong>und</strong> die dabei erzielten<br />

Ergebnisse sind wichtige Meilensteine auf dem Weg<br />

zu einer wirksamen regionalen Meeres-Governance<br />

(Kap. 3.5.4).<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> die EU sollten sich im Rahmen<br />

von UNEP dafür stark machen, dass für alle Meeresregionen<br />

möglichst flächendeckend eigene, durch<br />

Abkommen gestützte Regionalprogramme entwickelt<br />

werden. Für bereits laufende, aber bislang nicht durch<br />

völkerrechtliche Übereinkünfte gestützte Regionalprogramme<br />

– u. a. das East Asian Seas Programme, an dem<br />

die Mehrheit der ASEAN-Staaten beteiligt ist – sollten<br />

entsprechende Abkommen vereinbart werden. Hierbei<br />

sollten im Sinne der Governance-Kohärenz auch<br />

die relevanten Regelungen globaler Abkommen (z. B.<br />

FSA, CBD, CITES) integriert werden, um deren regionale<br />

Umsetzung zu fördern. Der <strong>WBGU</strong> empfiehlt<br />

zudem eine deutliche finanzielle <strong>und</strong> organisatorische<br />

Aufwertung des UNEP Regional Seas Programme<br />

<strong>und</strong> seine enge Kooperation mit dem von UN-Generalsekretär<br />

Ban Ki-moon initiierten Oceans Compact<br />

(Kap. 7.3.3.1). Dadurch kann das Programm politisch<br />

sichtbarer gemacht <strong>und</strong> die Position des gesamten<br />

Programms sowie der einzelnen Regionalprogramme<br />

gestärkt werden.<br />

7.3.5.2<br />

Regionale Meeresabkommen stärken<br />

Regionale Meeresabkommen haben bereits wichtige<br />

Beiträge zum nachhaltigen Umgang mit den Meeren<br />

geleistet, auch wenn sie im Hinblick auf ihre Zielsetzung,<br />

Instrumente <strong>und</strong> Institutionen z. T. sehr unterschiedlich<br />

ausgestaltet sind (Kap. 3.X). Positiv hervorzuheben<br />

sind hier u. a. die Helsinki-Konvention für<br />

die Ostsee (HELCOM), unter der insbesondere der Eintrag<br />

von Schadstoffen reguliert <strong>und</strong> somit eine signifikante<br />

Verbesserung des Ökosystemzustands der Ostsee<br />

erreicht wurde, sowie die OSPAR-Konvention für<br />

den Nordostatlantik, welche u. a. ein Netzwerk von<br />

Meeresschutzgebieten auf Hoher See hervorgebracht<br />

hat (Kap. 3.6.2, 7.3.9.1). Die Analyse des <strong>WBGU</strong> hat<br />

gezeigt, dass die Umsetzung regionaler Abkommen<br />

durch problembezogene Protokolle, durch die Verabschiedung<br />

ambitionierter Aktionspläne sowie durch die<br />

Etablierung regionaler Meereskommissionen verbessert<br />

werden kann (Kap. 3.4).<br />

Ambitionierte Protokolle <strong>und</strong> Aktionspläne<br />

vereinbaren<br />

Protokolle sind rechtlich verbindlich, konkretisieren die<br />

Rahmenübereinkommen <strong>und</strong> verbessern somit deren<br />

Wirksamkeit. Sie können zur Vermeidung grenzüberschreitender<br />

Konflikte beitragen <strong>und</strong> helfen den Mitgliedstaaten,<br />

sowohl die Nutzung als auch den Schutz<br />

der jeweiligen Meeresregion besser zu organisieren.<br />

Der <strong>WBGU</strong> empfiehlt daher die inhaltliche Weiterentwicklung<br />

bestehender sowie die Formulierung zusätzlicher<br />

Protokolle, welche die kooperative Bearbeitung<br />

bislang unberücksichtigter Probleme sicherstellen. Im<br />

Sinne des systemischen Ansatzes wird insbesondere<br />

die Verabschiedung ambitionierter Protokolle zu landbasierten<br />

Aktivitäten mit dem Ziel des Meeresschutzes<br />

empfohlen, wie sie bereits in einigen Konventionen<br />

existieren, z. B. der Barcelona-Konvention (Kap. 3.3.x).<br />

Es sollte geprüft werden, inwieweit Prinzipien der EU-<br />

Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie Eingang in zu vereinbarende<br />

Protokolle auch für andere Meeresregionen<br />

finden sollten. Mit Blick auf die zunehmende Expansion<br />

von Nutzungen auf <strong>und</strong> in die Meere sollte zudem<br />

geprüft werden, inwieweit Ziele <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>sätze einer<br />

marinen Raumplanung in solche Protokolle aufgenommen<br />

werden könnten (Kap. 7.3.9.2).<br />

Regionale Aktionspläne ermöglichen die dynamische<br />

Weiterentwicklung der Meeres-Governance. Da<br />

solche Aktionspläne völkerrechtlich nicht verbindlich<br />

sind, fällt es den Staaten leichter, weitreichende <strong>und</strong><br />

mit konkreten Maßnahmen unterlegte Ziele zu vereinbaren.<br />

Gleichzeitig können sie ungeachtet ihrer formalen<br />

Unverbindlichkeit erhebliche normative Kraft entfalten<br />

<strong>und</strong> somit die Wirksamkeit regionaler Kooperation<br />

erhöhen. Sie sind daher ein sinnvolles, zu den<br />

verbindlichen Protokollen komplementäres Instrument<br />

regionaler Meeres-Governance.<br />

Aktionspläne bestehen bereits bei einigen regionalen<br />

Meeresabkommen wie OSPAR <strong>und</strong> HELCOM <strong>und</strong><br />

sind das zentrale Instrument des UNEP Regional Seas<br />

Programme: Alle darunter etablierten Regionalprogramme<br />

verfügen über einen Aktionsplan. Der <strong>WBGU</strong><br />

empfiehlt, die Weiterentwicklung bzw. Neuformulierung<br />

von Aktionsplänen vorzunehmen. Insbesondere<br />

der 2007 von den HELCOM-Mitgliedstaaten <strong>und</strong><br />

der EU verabschiedete Ostseeaktionsplan (Baltic Sea<br />

Action Plan), der explizit die Umsetzung des ökosys-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!