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Handlungs- und Forschungsempfehlungen - WBGU

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7 <strong>Handlungs</strong>empfehlungen<br />

44<br />

7.4.2.3<br />

Internationale <strong>und</strong> EU-weite Empfehlungen<br />

umsetzen<br />

Bisher existieren auf internationaler <strong>und</strong> EU-Ebene nur<br />

allgemein formulierte Leitlinien <strong>und</strong> Empfehlungen für<br />

die Aquakultur. Mittel- <strong>und</strong> langfristig sind anspruchsvolle<br />

<strong>und</strong> konkretisierte Standards erforderlich, um<br />

eine umwelt- <strong>und</strong> ressourcenschonende, sozial verantwortungsvolle<br />

<strong>und</strong> ökonomisch dauerhaft tragfähige<br />

Aquakultur auf Gr<strong>und</strong>lage des ökosystemaren Ansatzes<br />

global zu entwickeln.<br />

Den ökosystemaren Ansatz als Gr<strong>und</strong>lage für eine<br />

nachhaltige Aquakultur nutzen<br />

Der ökosystemare Ansatz sollte weltweit als Prinzip<br />

der Regimes für die Aquakultur akzeptiert werden <strong>und</strong><br />

sich in Politikinstrumenten, Strategien <strong>und</strong> Entwicklungsplänen<br />

wiederfinden. Neben ordnungsrechtlichen<br />

Maßnahmen wie staatlichen Regelungen <strong>und</strong> Standardsetzung<br />

können auch ökonomische Anreize wie Nutzungsentgelte,<br />

Steuern oder Zahlungen für Ökosystemleistungen<br />

(Kap. 7.3.7) sowie Maßnahmen in anderen<br />

Bereichen die nachhaltige Aquakultur fördern, z. B. die<br />

Raumplanung (Kap. 7.3.9) sowie der Auf- <strong>und</strong> Umbau<br />

des Aquakultursektors auf Gr<strong>und</strong>lage des ökosystemaren<br />

Ansatzes. Deutschland sollte sich auf internationaler<br />

<strong>und</strong> EU-Ebene für die Umsetzung dieses Ansatzes<br />

einsetzen.<br />

Internationale Standards verbindlich in nationales<br />

Recht übernehmen, umsetzen <strong>und</strong> weiterentwickeln<br />

Neben dem unverbindlichen FAO-Verhaltenskodex für<br />

verantwortungsvolle Fischerei gibt es die später entwickelten<br />

weitreichenden Empfehlungen der Bangkok<br />

Declaration and Strategy (2000), den darauf aufbauenden<br />

Phuket Consensus (2010), Empfehlungen der CBD<br />

zur marinen Aquakultur sowie technische Leitlinien<br />

der FAO, die der Konkretisierung des FAO-Verhaltenskodex<br />

dienen <strong>und</strong> Umsetzungsvorschläge enthalten.<br />

In vielen Aquakultur betreibenden Ländern bestehen<br />

bereits entsprechende gesetzgeberische Rahmen <strong>und</strong><br />

rechtliche Vorschriften, die allerdings häufig nur ungenügend<br />

umgesetzt werden (Kap. 4.3.3). Deutschland<br />

<strong>und</strong> die EU sollten sich im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

(z. B. durch Technologie- <strong>und</strong> Wissenstransfer<br />

sowie den Aufbau effektiver Verwaltungsstrukturen)<br />

verstärkt dafür einsetzen, dass sowohl die<br />

Gesetzgebung gestärkt, wichtige fehlende Empfehlungen<br />

verbindlich in nationales Recht umgesetzt <strong>und</strong> insbesondere<br />

die Durchsetzung verbessert wird. Dabei<br />

sollten das Verursacherprinzip festgeschrieben <strong>und</strong><br />

regelmäßige Überwachung <strong>und</strong> Evaluierungen sowie<br />

im Bedarfsfall auch Sanktionen ermöglicht werden. In<br />

Staaten mit weniger effektiven Strukturen zur Umsetzung<br />

anspruchsvoller Regulierungen könnten marktwirtschaftliche<br />

Mechanismen wie Ko-Management-<br />

Maßnahmen, Selbstverpflichtungen <strong>und</strong> verantwortungsvolles<br />

Selbstmanagement der Produzenten sowie<br />

ökonomische Anreize wichtige Schritte sein.<br />

Mittelfristig sollten die Empfehlungen <strong>und</strong> Standards<br />

auf internationaler <strong>und</strong> EU-Ebene verschärft<br />

sowie Umsetzungswege weiter ausgearbeitet <strong>und</strong> konkretisiert<br />

werden. Dabei wäre es sinnvoll zu prüfen, in<br />

wieweit anspruchsvolle verbindliche Aquakulturstandards<br />

in regionale Meeresabkommen (wie HELCOM<br />

für die Ostsee oder OSPAR für den Nordostatlantik;<br />

Kap. 7.3.5) aufgenommen werden können. Langfristiges<br />

Ziel sollte jedoch die Etablierung eines Kernbestandes<br />

verbindlicher Standards auf der internationalen<br />

Ebene sein. Insbesondere bei einer möglichen zukünftigen<br />

Ausdehnung der Aquakultur in die AWZ <strong>und</strong> Hohe<br />

See könnten verbindliche internationale Regelungen<br />

nötig werden. Der <strong>WBGU</strong> empfiehlt, dass sich Deutschland<br />

als Mitgliedsland der EU, der FAO <strong>und</strong> als Importland<br />

von Aquakulturprodukten für die Weiterentwicklung<br />

der europäischen <strong>und</strong> internationalen Standards<br />

stark macht.<br />

7.4.2.4<br />

Wirtschaftspolitik für eine nachhaltige Aquakultur<br />

stärken<br />

Angesichts des raschen Wachstums ist es unerlässlich,<br />

die wirtschaftliche Entwicklung der Branche gemäß<br />

dem Nachhaltigkeitsprinzip zu lenken. Auch Handel<br />

<strong>und</strong> Verbraucher tragen eine große Verantwortung, der<br />

sie in viel stärkerem Maße gerecht werden sollten.<br />

Nationale Aquakulturbehörden einrichten<br />

Um die spezifischen Sektorregulierungen besser planen,<br />

koordinieren <strong>und</strong> umsetzen zu können, sollte auf<br />

nationaler Ebene vor allem in Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländern,<br />

wo noch nicht vorhanden, eine verantwortliche<br />

„Aquakulturbehörde“ etabliert werden.<br />

Deren Aufgabe sollte auch darin bestehen, die Entwicklungsstrategien<br />

für die Aquakultur mit den Anforderungen<br />

anderer Politikbereiche besser zu integrieren<br />

<strong>und</strong> abzustimmen. Des Weiteren könnte sie die Einführung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung von Umweltregulierungen<br />

<strong>und</strong> Monitoring im Aquakultursektor überwachen <strong>und</strong><br />

relevante Forschungsbereiche fördern (Kap. 4.3.3.3).<br />

Deutschland kann im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

beim Aufbau von Organisations- <strong>und</strong> Verwaltungsstrukturen<br />

wichtige Unterstützung liefern.

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