Handlungs- und Forschungsempfehlungen - WBGU
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7 <strong>Handlungs</strong>empfehlungen<br />
46<br />
für die Verbraucher zu gewährleisten (siehe hierzu auch<br />
die Empfehlung für ein EU-weites Siegel für Fischprodukte<br />
aus Wildfang; Kap. 7.3.8.1). Es sollte geprüft<br />
werden, ob das bereits existierende <strong>und</strong> auf Aquakulturprodukte<br />
anwendbare EU-Biosiegel, das aber von<br />
NRO als nicht anspruchsvoll genug kritisiert wird, hierfür<br />
Anknüpfungspunkte bieten könnte. Darüber hinaus<br />
sollten geeignete Verfahren <strong>und</strong> Maßnahmen entwickelt<br />
werden, um die Rückverfolgbarkeit der oft in<br />
Klein- <strong>und</strong> Kleinstbetrieben in Entwicklungsländern<br />
produzierten Produkte zu verbessern. Zertifizierungsprozesse<br />
könnten durch Unterstützung von Gruppenzertifizierungen<br />
für Kleinbetriebe gestärkt werden. Es<br />
sollte auch geprüft werden, inwieweit Deutschland in<br />
der Entwicklungszusammenarbeit die Unterstützung<br />
nachhaltiger Produktionsweisen <strong>und</strong> Wertschöpfungsketten<br />
<strong>und</strong> deren Zertifizierungen weiter ausbauen<br />
kann.<br />
7.4.2.5<br />
Kooperationen fördern, Konflikten vorbeugen<br />
Die meisten Aquakulturanlagen befinden sich in Küstenzonen,<br />
die auch durch andere Nutzungen bereits<br />
stark beansprucht werden. Durch Umweltbelastungen<br />
<strong>und</strong> Raumansprüche kann die Aquakultur Konflikte<br />
mit anderen Nutzern verursachen oder verschärfen.<br />
Verstärkte Kooperationen zwischen betroffenen Stakeholdern,<br />
vor allem auch in Grenzregionen benachbarter<br />
Staaten, sowie geeignete Maßnahmen zur Verringerung<br />
von Nutzungskonflikten sollten weiterentwickelt<br />
<strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />
Grenzüberschreitende <strong>und</strong> internationale<br />
Kooperation verbessern<br />
Die Empfehlungen des FAO-Verhaltenskodex für verantwortungsvolle<br />
Fischerei sollten in Bezug auf grenzüberschreitende<br />
Kooperation bei der Aquakulturproduktion<br />
verstärkt umgesetzt werden. Um länderübergreifende<br />
Konflikte aufgr<strong>und</strong> von Umweltschäden<br />
in grenznahen Ökosystemen zu vermeiden, müssten<br />
Standortwahl, Auswahl der Arten <strong>und</strong> das Management<br />
der Aquakulturanlagen besonders sorgfältig erfolgen<br />
<strong>und</strong> eine Kooperation mit angrenzenden Staaten<br />
angestrebt werden. Ein koordinierendes übergreifendes<br />
Management zur Eindämmung der Umweltfolgen<br />
durch Aquakultur, ausgeübt durch die Anrainerstaaten<br />
bestimmter Meeresregionen, wäre hier erforderlich.<br />
Der <strong>WBGU</strong> empfiehlt, internationale Kooperationen<br />
mit potenziellen Aquakulturproduktionsländern<br />
im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit stärker<br />
zu fördern. Kapazitätsaufbau <strong>und</strong> Technologietransfer<br />
sollten gewährleisten, dass wissenschaftliche <strong>und</strong><br />
technische Gr<strong>und</strong>lagen über eine effektive, umwelt<strong>und</strong><br />
ressourcenschonende Produktion zur Verfügung<br />
gestellt <strong>und</strong> ausgetauscht werden.<br />
Eigentums- <strong>und</strong> Zugangsrechte definieren<br />
Die zunehmende räumliche Ausdehnung der Aquakulturanlagen<br />
kann an Küsten Konflikte mit traditionellen<br />
Nutzungen (z. B. Landwirtschaft, Fischerei) nach sich<br />
ziehen, was oft zu Lasten lokaler Gemeinschaften geht.<br />
Insbesondere in Entwicklungsländern sollten deshalb<br />
Eigentumsrechte an Land oder in Form des Meereszugangs<br />
klar definiert werden. Auf lokaler <strong>und</strong> regionaler<br />
Ebene ist die Zusicherung territorialer Eigentumsrechte<br />
für lokale Gemeinschaften eine wichtige Maßnahme,<br />
um Nutzungs- <strong>und</strong> Interessenskonflikten zu begegnen<br />
<strong>und</strong> ressourcenschonende Entwicklungen zu stärken.<br />
Deutschland könnte im Rahmen der Förderung einer<br />
ländlichen Entwicklung in der internationalen Zusammenarbeit<br />
solche Ansätze weiter stärken.<br />
Raumplanung <strong>und</strong> Küstenzonenmanagement<br />
fördern<br />
In Entwicklungs-, Schwellen- <strong>und</strong> Industrieländern<br />
sind marine Raumplanung (Kap. 7.3.9.2) <strong>und</strong> Integriertes<br />
Küstenzonenmanagement (IKZM), insbesondere im<br />
Hinblick auf die Zunahme von Nutzungen an den Küsten<br />
<strong>und</strong> in den Meeren, Voraussetzungen für eine möglichst<br />
konfliktarme Entwicklung der marinen Aquakultur,<br />
da so Nutzungskonflikte reduziert <strong>und</strong> Partizipationsmöglichkeiten<br />
der betroffenen Stakeholder gestärkt<br />
werden können. Mittel- bis langfristig sollte deshalb die<br />
Aquakultur in eine vorausschauende <strong>und</strong> grenzübergreifende<br />
marine Raumordnung integriert werden, bei<br />
der Nutzungs- <strong>und</strong> Naturschutzinteressen gleichwertig<br />
behandelt werden (Kap. 7.3.9.2). Auch IKZM kann –<br />
insbesondere auf lokaler <strong>und</strong> regionaler Ebene – durch<br />
die Einbeziehung aller relevanten Stakeholder in einen<br />
Dialog- <strong>und</strong> Moderationsprozess einen Beitrag zur Konfliktreduzierung<br />
leisten <strong>und</strong> sollte daher gefördert werden.<br />
Deutschland könnte seine Erfahrungen mit IKZM-<br />
Prozessen <strong>und</strong> mariner Raumplanung bewerten <strong>und</strong><br />
durch Wissenstransfer auf EU-Ebene <strong>und</strong> im internationalen<br />
Rahmen zur Verfügung stellen.<br />
7.4.3<br />
Fischerei <strong>und</strong> Aquakultur als Bausteine für<br />
integrierte Strategien zur Ernährungssicherung<br />
Die Nachfrage nach Fischereiprodukten <strong>und</strong> die Konkurrenz<br />
um Fisch werden vermutlich stark zunehmen.<br />
Dies sollte aber nicht unreflektiert dazu führen,<br />
diese Nachfrage aus dem Fischerei- oder Aquakultursektor<br />
ohne Blick auf die systemischen Zusammenhänge<br />
unbedingt bedienen zu wollen. Für die Analyse<br />
der Nachfragesteigerung sollte zwischen industrieller