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Mediendienst 4 - CARITAS - Schweiz

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<strong>Mediendienst</strong> 15<br />

31. Oktober 2013<br />

Bald 20 Jahre nach dem Genozid<br />

Ruanda: Das Recht auf Wissen und Gerechtigkeit<br />

Kathrin Wyss<br />

Der Umgang mit knappen Wasserressourcen in Tadschikistan<br />

Wassermanagement im Grossen und im Kleinen<br />

Albert Schnyder<br />

Das Ausmass der Schäden durch den Zyklon „Phailin“ in Indien sind immens<br />

Wenige Todesopfer, enorme Schäden<br />

Stefan Gribi<br />

Der <strong>Mediendienst</strong> der Caritas <strong>Schweiz</strong> ist ein Angebot mit Hintergrundtexten zur freien Verwendung.<br />

Für Rückfragen stehen die Autorinnen und Autoren gerne zur Verfügung.<br />

Download als PDF unter www.caritas.ch/mediendienst (nicht öffentlich zugänglich)


- 2 -<br />

Bald 20 Jahre nach dem Genozid<br />

Ruanda: Das Recht auf Wissen und Gerechtigkeit<br />

In Ruanda hat auch nach 20 Jahren keine echte Aufarbeitung des Genozids stattgefunden. Die<br />

Regierung setzt auf eine einseitige Darstellung der Vergangenheit und kriminalisiert jene, die<br />

diese Version hinterfragen. Das verhindert eine Versöhnung, die langfristig das Fundament für<br />

einen echten Frieden ist. Caritas <strong>Schweiz</strong> leistet einen Beitrag dazu, jene Kräfte im Land zu fördern,<br />

die sich für ein friedliches Zusammenleben der ruandischen Bevölkerung einsetzen.<br />

Der Leistungsnachweis der ruandischen Regierung unter Präsident Paul Kagame trägt die Züge eines<br />

Janusgesichts, mit der beeindruckenden Rehabilitation der Infrastruktur eines völlig zerstörten Staates<br />

auf der einen und der Repression und absoluten Kontrolle seiner Bevölkerung auf der anderen Seite.<br />

Insbesondere durch die einseitige Darstellung der Vergangenheit und damit einhergehend einseitigen<br />

Ausrichtung der Justiz im Zusammenhang mit dem Genozid von 1994 steht Ruandas Fortschritt auf<br />

brüchigem Fundament.<br />

Das verbotene Wissen<br />

Die jüngste ruandische Geschichte ist ein heikles Terrain. In ihrer offiziellen Version werden die<br />

Truppen der Ruandischen Patriotischen Front (RPF), die die heutige Regierung bilden, als Befreier<br />

und Retter dargestellt. Es war ihnen 1994 gelungen dem Genozid der Hutu- gegen die Tutsi-<br />

Bevölkerung Einhalt zu gebieten und somit das Land nach einem vierjährigen Bürgerkrieg von der<br />

Vorherrschaft einer Hutu-Elite zu befreien. Die Vertreter einer inoffiziellen Version dieser Geschichte<br />

sind dagegen überzeugt davon, dass es im Verlaufe der genannten Prozesse zu grösseren Massakern<br />

von Seiten der RPF an Hutu-Zivilisten gekommen sei, und fordern Aufklärung und Rechenschaft. Die<br />

Bestätigung dieses Verdachts würde auch bedeuten, dass die Grenze zwischen Tätern und Opfern, das<br />

heisst zwischen Hutu und Tutsi, bei weitem nicht so scharf ist, wie die mehrheitlich aus Tutsi bestehende<br />

Regierung behauptet. Diese hat bis heute allen entsprechenden Untersuchungsbestrebungen von<br />

Seiten internationaler Justiz erfolgreichen Widerstand geleistet. Inzwischen hat sie jegliche Hinterfragung<br />

der offiziellen Geschichte zum Delikt erklärt, das mit bis zu lebenslänglicher Haft geahndet werden<br />

kann. Prominente Opfer dieser Politik sind die <strong>Schweiz</strong>erin Carla del Ponte, ehemalige Chefanklägerin<br />

des Internationalen Strafgerichts für Ruanda, die 2003 ihren Posten abtreten musste, oder die<br />

ruandische Oppositionspolitikerin Victoire Ingabire, die 2012 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde.<br />

Neben Einschüchterung praktiziert die ruandische Regierung noch weitere Strategien, um der Geschichte<br />

Herr zu werden und damit Kritik an ihrer Legitimität zum Verstummen zu bringen: das Verwischen<br />

der Vergangenheit unter anderem durch die Umbenennung von Orts- und Strassennamen, der<br />

Appell an das schlechte Gewissen der internationalen Gemeinschaft angesichts ihres Versagens während<br />

des Genozids. Ausserdem verhindert die einseitige Geschichtsinterpretation die Entwicklung<br />

eines Geschichtskurrikulums, und damit die kritische historische Reflektion unter den jüngeren Generationen.<br />

Somit ist es sicherer, opportuner, oder schlicht unumgänglich zu schweigen.<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 31. Oktober 2013


- 3 -<br />

Die Grenzen der Gerechtigkeit<br />

Mit der Verzerrung der Vergangenheit und Verhinderung ihrer Aufarbeitung steht Ruanda im internationalen<br />

Vergleich nicht alleine da. Nicht selten gerät in Vergessenheit, dass der ruandische Genozid<br />

kaum 20 Jahre zurückliegt. Selbst in der <strong>Schweiz</strong> wurde erst ab Mitte der 90er Jahre eine kritische<br />

Beleuchtung von deren Rolle im Zweiten Weltkrieg möglich. Was Ruanda von anderen Ländern unterscheidet<br />

ist indes der Verdacht einer unmittelbaren Verbindung zwischen dem Umgang mit Vergangenheit<br />

und den wiederholten Ausbrüchen von Massengewalt bis hin zum Genozid. Im Kontext<br />

der ruandischen Gegenwart bedeutet dies: ohne öffentliche Untersuchung auch der Kriegsverbrechen<br />

der RPF gibt es keine Gerechtigkeit, ohne Gerechtigkeit gibt es keine Versöhnung und ohne Versöhnung<br />

besteht die Gefahr, dass es keinen längerfristigen Frieden gibt. Die Tatsache, dass gewisse mutmassliche<br />

Kriegsverbrecher als Helden gefeiert werden, während andere unter schwierigsten Bedingungen<br />

ihre Strafe absitzen oder Wiedergutmachung leisten müssen, schürt neuen Hass. Unter diesen<br />

Umständen bestehen denn auch dringende Zweifel, ob die vier formellen Rechtsinstitutionen zur Aufarbeitung<br />

des Genozids (das Internationale Strafgericht in Arusha, mehrere transnationale Gerichte<br />

unter andrem in Belgien, Kanada, oder der <strong>Schweiz</strong>, Militär- und Zivilgerichte in Ruanda sowie die<br />

traditionellen Gemeindegerichte oder sogenannten gacacas) tatsächlich zur Wahrheitsfindung, Gerechtigkeit<br />

und Versöhnung beigetragen haben, oder aber vor allem im Dienste einer einseitigen Siegerjustiz<br />

standen.<br />

Der Spielraum<br />

In diesem Kontext ist es ausgesprochen wichtig, zivilgesellschaftliche Organisationen zu fördern, die<br />

sich für den Frieden engagieren. Die Caritas <strong>Schweiz</strong> tut dies, indem sie seit mehreren Jahren ein<br />

Netzwerk von Witwen- und Jugendorganisationen sowie kirchlicher und nichtkirchlicher Friedensorganisationen<br />

diverser regionaler Herkunft in deren Anstrengungen unterstützt, die Bevölkerung zu<br />

einem friedlichen Zusammenleben zu befähigen − trotz oder gerade wegen der fundamentalen Einschränkungen,<br />

die dem im Wege stehen.<br />

Dieser Artikel basiert auf dem Buch von Scott Strauss et al : Remaking Rwanda : State Building<br />

and Human Rights after Mass Violence, welches unter anderem in der Bücherei Ikirezi in Kigali<br />

zum Verkauf angeboten wird.<br />

Kathrin Wyss, Delegierte/Programmverantwortliche Uganda/Ruanda, Caritas <strong>Schweiz</strong>, E-Mail<br />

kwyss@caritas.ch, Tel. 041 419 22 22.<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 31. Oktober 2013


- 4 -<br />

Der Umgang mit knappen Wasserressourcen in Tadschikistan<br />

Wassermanagement im Grossen und im Kleinen<br />

Zentralasien ist eine Region mit knappen Wasserressourcen, die von den Auswirkungen des<br />

globalen Klimawandels und der chronischen Übernutzung der vorhandenen Reserven besonders<br />

betroffen ist. Das Wassermanagement ist ein Thema, das auf der grossen politischen Bühne behandelt<br />

wird. Aber auch im Kleinen, in den Regionen und Dörfern, ist es notwendig, den Zugang<br />

zu sauberem Trinkwasser zu fördern, die Vorbereitung auf wasserbedingte Katastrophen<br />

zu verbessern sowie den ressourcenschonenden Umgang mit Wasser voranzubringen. Dies zeigt<br />

sich am Beispiel von Tadschikistan, wo Caritas <strong>Schweiz</strong> engagiert ist.<br />

Vielen bekannt als eine sichtbare Folge der knappen Wasserressourcen in Zentralasien ist die dramatische<br />

Schrumpfung des Aralsees. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Tadschikistan und Kirgistan<br />

zu den wasserreichsten Ländern der Erde gehören, nicht zuletzt weil in den grossen Gletschern der<br />

dortigen Gebirge enorme Vorräte enthalten sind. Die Volkswirtschaften der zentralasiatischen Staaten<br />

Tadschikistan, Kirgistan, Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan sind durch die gemeinsame Nutzung<br />

des Wassers der beiden grossen Flüsse Syr Darja und Amu Darja sowie weiterer grenzüberschreitender<br />

Flussgebiete eng miteinander verbunden. Die wasserreichen Staaten am Oberlauf der<br />

Flüsse – Tadschikistan und Kirgistan – nutzen des Wasser vorwiegend zur Energieproduktion im Winter.<br />

Die am Flussunterlauf liegenden Staaten benötigen das Wasser hingegen vor allem zur landwirtschaftlichen<br />

Bewässerung, unter anderem von grossen Baumwollplantagen.<br />

Wassernutzung als Konfliktpotenzial<br />

Problematisch wird die Lage durch mangelhaftes Wassermanagement der Nutzer, was sich in der erwähnten<br />

Umweltkatastrophe am Aralsee spiegelt. Ebenso bergen die unterschiedlichen Interessen und<br />

Nutzungen erhebliches Potenzial für Konflikte zwischen den Staaten, die oft schon aus anderen Gründen<br />

und zum Teil schon seit sehr langer Zeit spannungsvolle Beziehungen aufweisen. So kommt es<br />

immer wieder zu Konfrontationen zwischen dem „Oberlaufanlieger“ Tadschikistan, das mit grossen<br />

Staudammprojekten wie dem Roghun-Damm Einfluss auf die Wasserführung der Flüsse nimmt, und<br />

dem „Unterlaufanlieger“ Usbekistan, das um das Wasserangebot für den Baumwollanbau fürchtet.<br />

Diese Spannungen werden durch historisch bedingte kulturelle Gegensätze überlagert und verstärkt.<br />

Verschiedene europäische Staaten und die EU engagieren sich auf politischer und Regierungsebene<br />

für eine erspriesslichere Koexistenz und Zusammenarbeit der zentralasiatischen Staaten im Wassersektor.<br />

Dabei ist auch die <strong>Schweiz</strong> involviert, zum einen weil die so genannten „Stan-Länder“ zu der<br />

von ihr angeführten Stimmrechtsgruppe im Weltbankdirektorium gehören, zum anderen weil so genannte<br />

„Blue Peace“-Initiativen einer der Schwerpunkte der <strong>Schweiz</strong>erischen Aussenpolitik sind.<br />

Wasser und Wassermanagement ist aber auch innerhalb der einzelnen Länder ein wichtiges Thema. So<br />

haben in Tadschikistan, das nach wie vor das Armenhaus der Region ist und dessen arbeitsfähige<br />

Männer in Scharen nach Russland zur Arbeit gehen, viele Menschen keinen Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser. Gleichzeitig wird Wasser verschwendet. Zudem sind viele Dörfer vor allem in den Bergen<br />

durch regelmässige Überschwemmungen und katastrophenartiger Wasserabflüsse nach Niederschlagsperioden<br />

mit Schlamm- und Steinfluten grossen Gefahren und Schäden ausgesetzt.<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 31. Oktober 2013


- 5 -<br />

Neben Programmen der „grossen Politik“ auf der nationalen Ebene mit Regierungen, sind darum Programme<br />

im Kleinen, in den Regionen und Dörfern, notwendig, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />

zu fördern, die Vorbereitung auf „wasserbedingte“ Katastrophen zu verbessern und entsprechende<br />

Schäden zu reduzieren sowie um den ressourcenschonenden Umgang mit Wasser voranzubringen.<br />

Und auch im kleinen regionalen Rahmen ist es wichtig, dass „up-stream“ und „downstream“-Gemeinden<br />

lernen, vernünftig mit der Ressource Wasser umzugehen und sich aufeinander<br />

abzustimmen.<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong> engagiert sich deshalb seit langem in Tadschikistan unter anderem mit Programmen<br />

des so genannten „Integrated Watershed Management“, wo Gemeinden eines Einzugsgebiets sich<br />

zusammen auf den Weg machen, den Umgang mit dem Wasser zu verbessern. Ebenso wichtig sind<br />

klassische Massnahmen wie Aufforstungen und Hangbefestigungen, um den Wasserabfluss zu bremsen,<br />

oder Flussverbauungen, um die Schadenswirkungen von Hochwasser zu mindern. Um den verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Wasser auch auf Haushaltebene zu fördern, führt Caritas <strong>Schweiz</strong><br />

Programme durch, in denen die Erschliessung der Haushalte mit Wasser verbessert und in Zusammenarbeit<br />

mit den Distriktsbehörden eine Trägerstruktur für die Wasserversorgung aufgebaut wird.<br />

Zugleich wurden Verbrauchsmesser sowie Wasserpreise eingeführt. Und schliesslich sind auch Sensibilisierungs-<br />

und Weiterbildungsprogramme bezüglich Trinkwassergewinnung, sanitären Zonen und<br />

Umgang mit Abwasser nach wie vor notwendig.<br />

Leben im ländlichen Raum attraktiver machen<br />

Damit wird ein Beitrag geleistet zur sichereren Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser, zu sparsamen<br />

Umgang und zur Reduktion von Krankheiten durch unsauberes Trinkwasser. Dies wiederum ermöglicht<br />

einen kontinuierlicheren Arbeitseinsatz der Menschen, die auf Feldern arbeiten können, die<br />

bewässert werden und die besser vor den Schadenswirkungen von Unwettern geschützt sind. Einige<br />

der Erosionsschutzmassnahmen erlauben zudem eine Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion,<br />

so zum Beispiel die Anpflanzung von Obstbäumen auf erosionsgefährdeten Parzellen. In der<br />

Summe wird damit die ländliche Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes gestärkt und ein Beitrag dazu<br />

geleistet, das Leben im ländlichen Raum attraktiver zu machen.<br />

Am Beispiel Tadschikistan und Zentralasien zeigt sich, dass das parallele Wirken unterschiedlicher<br />

Akteure – Staat, Wirtschaft, Zivilgesellschaft – auf allen Ebenen vom Lokalen bis zur hohen zwischenstaatlichen<br />

Ebene unabdingbar ist und dass dabei jeder Akteur das macht, was er am besten<br />

kann. Nur so wird es möglich sein, das Potenzial des zentralasiatischen Wasserreichtums verantwortungsvoll<br />

und zum Nutzen aller auszuschöpfen.<br />

Albert Schnyder, Leiter Bereich internationale Zusammenarbeit, Caritas <strong>Schweiz</strong>,<br />

E-Mail aschnyder@caritas.ch, Tel. 041 419 23 33.<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 31. Oktober 2013


- 6 -<br />

Das Ausmass der Schäden durch den Zyklon „Phailin“ in Indien sind immens<br />

Wenige Todesopfer, enorme Schäden<br />

Mitte Oktober traf der in den Weltmedien als Superzyklon angekündigte Tropensturm „Phailin“<br />

auf die indische Ostküste. Die Regierung leistete mit der grössten Evakuation der Geschichte<br />

erfolgreiches Katastrophenmanagement. Im Vergleich zu früheren Katastrophen verloren<br />

nur sehr wenige Menschen das Leben. Ob dieser positiven Nachricht geriet in den Hintergrund,<br />

dass der Zyklon und die schon bald drei Wochen andauernden Überschwemmungen enorme<br />

Schäden anrichteten, die 13 Millionen Menschen betreffen. Die Opfer sind auch auf die Unterstützung<br />

von Hilfswerken angewiesen.<br />

„Phailin“ war der grösste je gemessene Zyklon über dem nördlichen Indischen Ozean war. Ein Augenschein<br />

in den betroffenen Gebieten macht deutlich, wie verheerend die Folgen sind, auch wenn der<br />

Tropensturm letztlich etwas schwächer ausfiel, als die Meteorologen voraussagten. „Es herrscht eine<br />

gespenstische Ruhe über den Dörfern“, berichtete J. K. Setty, Indien-Delegierter der Caritas <strong>Schweiz</strong>.<br />

Er hat in den letzten Tagen zahlreiche Orte in den Regionen Balasore und Mayurbhanj im Bundesstaat<br />

Odisha (früher Orissa) besucht.<br />

Zerstörerische Überschwemmungen<br />

Mehr als der Wirbelsturm selbst hätten die darauf folgenden, nicht enden wollenden Überschwemmungen<br />

verheerende Zerstörungen angerichtet, besonders in armen Regionen. Das Wasser sei mit<br />

reissender Strömung meterhoch über Dörfer und Felder hineingebrochen. Tatsächlich habe die Evakuation<br />

durch Regierung und Hilfswerke sehr gut funktioniert. So hätten viele Menschenleben gerettet<br />

werden können. Die Präventionsmassnahmen seien auf den Sturm, aber nicht auf das Szenario der<br />

Überschwemmungen ausgerichtet gewesen. So haben die Menschen, während sie in den Notunterkünften<br />

waren, bei sich zuhause Hab und Gut verloren: "Von den Häusern sind 90 bis 95 Prozent zerstört,<br />

der Verlust der bevorstehenden Ernte dürfte sich auf mindestens 60 Prozent belaufen“, berichtet<br />

J. K. Setty. Das ist angesichts der Grösse des Katastrophengebietes ein enormes Ausmass. Rund 13<br />

Millionen Menschen sind betroffen. Allein in Odisha ist die Fläche der überschwemmten Reisfelder so<br />

gross wie die Hälfte der Landwirtschaftsfläche in der <strong>Schweiz</strong>. Die Überschwemmungen halten infolge<br />

neuerlicher Regenfälle weiter an.<br />

Akkute Seuchengefahr<br />

Nach Einschätzung von Behörden und Hilfswerken besteht eine akute Seuchengefahr. "Das Thema<br />

Hygiene ist nun kritisch“, bestätigt J. K. Setty. Dabei ist zu bedenken, dass die ein Grossteil der armen<br />

Leute in der Regionen über keinerlei sanitäre Einrichtungen verfügen und ihre Notdurft im Freien<br />

verrichten. Auch die die Ernährung wird zu einem ernsthaften Problem. Zudem wird es dauern bis der<br />

Schulbetrieb wieder aufgenommen werden kann, da viele Schulen als Notunterkünfte dienen.<br />

"Schliesslich beginnt hier in wenigen Wochen der Winter, und das ist zusätzlich Herausforderung für<br />

die Bevölkerung", gibt J. K. Setty zu bedenken.<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 31. Oktober 2013


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Die Nothilfe der indischen Regierung kann nicht den ganzen Bedarf der Bevölkerung abdecken. Daher<br />

werden auch private Hilfsorganisationen aktiv. Caritas <strong>Schweiz</strong> hat für die Opfer des Zyklons einen<br />

Beitrag von 300 000 Franken zur Verfügung gestellt. Ein erstes Nothilfeprojekt ist bereits angelaufen.<br />

Caritas verteilt Planen zur Verbesserung provisorischer Unterkünfte sowie Decken an 1400 Familien.<br />

In einer zweiten Phase wird sie Unterstützung leisten bei der Rehabilitation der betroffenen Bevölkerung<br />

mit Projekten, welche die Ernährungs- und Einkommenssicherung verbessern.<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong> ist in den betroffenen Bundesstaaten Odisha und Andhra Pradesh seit vielen Jahren in<br />

der Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Sie ist deshalb mit den Verhältnissen vor Ort vertraut und<br />

bei der einheimischen Bevölkerung gut verankert.<br />

Stefan Gribi, Leiter Abteilung Information, Caritas <strong>Schweiz</strong>, E-Mail sgribi@caritas.ch,<br />

Tel. 041 419 22 37<br />

Caritas <strong>Schweiz</strong>, <strong>Mediendienst</strong> 15, 31. Oktober 2013

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