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Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

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8 KAPITEL 2. AKUSTIK, PRODUKTION UND PERZEPTION<br />

längere Abschnitte der segmentellen Ebene legen können. 1 Die Sprechmelodie wird der suprasegmentellen<br />

Ebene <strong>zu</strong>gerechnet. Weitere suprasegmentelle Phänomene sind z.B. Variationen<br />

in der segmentellen Dauerstrukturierung, der Intensität, der Sprechgeschwindigkeit<br />

oder der Stimmqualität.<br />

Der Terminus Intonation wird in der Literatur unterschiedlich definiert. Eine Möglichkeit<br />

besteht darin, sämtliche suprasegmentellen Phänomene als Teil der Intonation <strong>zu</strong> verstehen<br />

(vgl. Bußmann 2002). Als Name einer derartigen Sammelkategorie wird auch der Terminus<br />

Prosodie verwendet. In der Literatur besteht diesbezüglich keine terminologische Klarheit<br />

(vgl. die z.T. unklaren <strong>und</strong> widersprüchlichen Definitionen in Bußmann (2002), in denen<br />

<strong>zu</strong>m einen die Intonation mit der Prosodie gleichgesetzt, <strong>zu</strong>m anderen die Intonation als eine<br />

Komponente der Prosodie bezeichnet wird). Eine klare Trennung zwischen Prosodie <strong>und</strong><br />

Intonation wird z.B. von Selting (1987) <strong>und</strong> Möbius (1993) formuliert <strong>und</strong> soll auch hier<br />

übernommen werden.<br />

Jones (1969:275) definiert Intonation als “the variations which take place in the pitch of<br />

the voice in connected speech, i.e. the variations in the pitch of the musical note produced by<br />

the vibration of the vocal cords”. Die zeitliche Strukturierung des Tonhöhenverlaufs (im Folgenden<br />

auch Timing) wird nicht explizit in die Definition eingeschlossen 2 . Selting (1987:779)<br />

hingegen definiert Intonation als “the contour or melody of speech in terms of the temporal<br />

organization of perceived pitch of utterances” <strong>und</strong> schließt damit das Timing explizit ein.<br />

Dies erscheint sinnvoll, da gezeigt wurde, dass ein Gipfel in der Melodie unterschiedliche<br />

Intonationskategorien repräsentiert, je nachdem, ob er früh oder später im Bereich des Vokals<br />

der akzentuierten Silbe auftritt (Kohler 1987). Ebenso können unterschiedliche Formen des<br />

Gipfels (Dauer bzw. Steilheit des Anstiegs oder des Abstiegs) in unterschiedlichen Intonationskategorien<br />

resultieren (Niebuhr 2003).<br />

In der vorliegenden Arbeit soll die Intonation im Wesentlichen nach Selting (1987) verstanden<br />

werden, wie es bereits in der Einleitung inhaltlich angedeutet wurde. Allerdings folgen<br />

aus der Formulierung “perceived pitch” (s.o. Definition von Selting 1987) methodologische<br />

Schwierigkeiten (s. Abschnitt 2.4). Vereinfachend wird daher mit der erzeugten Tonhöhe<br />

(vgl. die Definition von Jones 1969) anstelle der wahrgenommenen Tonhöhe gearbeitet (die<br />

Diskrepanz wird in 2.4 thematisiert). Als akustisches Korrelat dieser erzeugten Tonhöhe kann<br />

die Gr<strong>und</strong>frequenz des Sprachsignals betrachtet werden (vgl. Abschnitt 2.3).<br />

1 Der Terminus Segment bezeichnet keine phonetische Realität, sondern vielmehr ein Konstrukt, welches ein<br />

hilfreiches Konzept für die Phonologie, sowie für die Etikettierung <strong>und</strong> Auswertung phonetischer Datenbanken<br />

darstellt.<br />

2 Gewissermaßen schließt Jones (1969) die zeitliche Komponente nicht aus, denn “Variationen der Tonhöhe”<br />

erstrecken sich notwendigerweise über die Zeit.

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