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Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

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30 KAPITEL 3. PHRASENFINALE MELODIEMUSTER<br />

ralinguistisch ist: Durch einen größeren oder kleineren Umfang wird der Akzent mit mehr<br />

oder weniger Emphase versehen. Die Emphase ist also aus einer linguistischen Sicht nach<br />

Ladd (1996) nicht relevant <strong>und</strong> kein Merkmal der (phonologischen) Intonation. Andererseits<br />

besteht kein Zweifel darin, dass ein deutlich emphatischer Akzent – realisiert durch einen<br />

sehr großen Tonhöhenumfang – eine andere sprachlich-kommunikative Funktion erfüllt als<br />

ein nicht-emphatischer Akzent – realisiert durch einen deutlich kleineren Tonhöhenumfang.<br />

Es ist daher plausibel, diesen Umstand durch ein Merkmal in einem Intonationsmodell <strong>zu</strong><br />

verankern (z.B. ±EMPH in KIM). Dann stellt sich die Frage, inwiefern sich unterschiedliche<br />

Grade der Emphase – die sich sowohl messtechnisch als auch auditiv im F 0 - bzw.<br />

Tonhöhenumfang manifestieren – in ihrer sprachlich-kommunikativen Funktion unterscheiden.<br />

KIM setzte ursprünglich sieben Stufen an, in das später entwickelte PROLAB ist diese<br />

Feindifferenzierung innerhalb der emphatischen Kategorie allerdings nicht eingegangen.<br />

Es ist natürlich denkbar, dass sich – ausgehend von einem emphatischen Akzent – durch<br />

eine weitere leichte Verstärkung der Emphase die kommunikative Funktion der Äußerung<br />

ebenso leicht verändert. Die Schwierigkeit liegt darin, <strong>zu</strong> entscheiden, wie groß derartige<br />

Veränderungen sein müssen, damit sie als “sprachlich-kommunikativ relevant” bezeichnet<br />

werden dürfen. Da keine empirischen Bef<strong>und</strong>e <strong>zu</strong> einer möglichen sprachlich-kommunikativ<br />

relevanten Differenzierung verschiedener Emphasegrade vorliegen, erscheint die Lösung in<br />

PROLAB (gegenüber der Lösung sowohl im ursprünglichen KIM als auch bei Ladd 1996)<br />

am plausibelsten.<br />

3.2.3 Die Kategorien eines Modells<br />

Die Beschreibungskategorien eines Intonationsmodells können auf der Basis verschiedener<br />

Eigenschaften der Intonation definiert werden. Es seien zwei Möglichkeiten exemplifiziert.<br />

Die erste nimmt an, dass Zieltöne die Bausteine der Intonation bilden (z.B. Ladd 1996). Jedem<br />

Melodiemuster liegt in der phonologischen Repräsentation eine Abfolge der verfügbaren<br />

Zieltöne <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e, zwischen denen bei der <strong>phonetischen</strong> Umset<strong>zu</strong>ng interpoliert wird, so dass<br />

an der <strong>phonetischen</strong> Oberfläche ein Tonhöhenverlauf erscheint. Eine andere Möglichkeit ist<br />

die Auffassung, dass ganzheitliche Intonationskonturen wie ‘Gipfelkonturen’ oder ‘Talkonturen’<br />

die <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>eliegenden Einheiten sind.<br />

3.2.4 Die methodische Basis eines Modells<br />

Ladd (1996) unterscheidet zwischen zwei traditionellen, essentiell verschiedenen Ansätzen,<br />

in die sich die Intonationsforschung bis in die späten 1970er Jahre einteilen ließ: der instrumentelle<br />

oder phonetische vs. der impressionistische oder proto-phonologische 1 . Diese<br />

Einteilung bezieht sich auf die Methoden <strong>zu</strong>r Analyse von gesprochenen (bzw. aufgenom-<br />

1 Keiner der beiden Ansätze war nach Ladd (1996) phonologisch.

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