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Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

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34 KAPITEL 3. PHRASENFINALE MELODIEMUSTER<br />

(‘low’). Sämtliche Melodiemuster werden durch diese Töne beschrieben, wobei angenommen<br />

wird, dass der Melodieverlauf zwischen diesen Tönen per Regel (meist linear) interpoliert<br />

wird.<br />

Sowohl Akzentkonturen als auch phrasenfinale Konturen setzen sich aus den zwei Zieltönen<br />

[H] <strong>und</strong> [L] <strong>zu</strong>sammen (wobei Konturen nur das Resultat der Interpolation darstellen;<br />

vereinfachend wird dennoch von Konturen gesprochen). In Akzentkonturen ist genau ein Ton<br />

mit der akzentuierten Silbe assoziiert, was in der Etikettierung durch das Symbol [*] markiert<br />

wird. Einfache Akzente enthalten nur einen Ton: [H*] oder [L*]. Es sind verschiedene Kombinationen<br />

von Tönen möglich, die in der Symbolisierung mit einem [+] verb<strong>und</strong>en werden:<br />

z.B. [L+H*], [L*+H]. In GToBI lassen sich zwei verschiedene Arten von Phrasen etikettieren:<br />

eine Intonationsphrase (IP) <strong>und</strong> eine Intermediärphrase (ip). Eine IP enthält immer eine<br />

oder mehrere ip. Für die Phrasengrenzen werden ebenfalls Zieltöne angesetzt (Grenztöne).<br />

Der Grenzton einer ip wird mit einem [-] symbolisiert (z.B. [H-]), der Grenzton einer IP mit<br />

einem [%] (z.B. [L%]). Am Ende einer IP tritt immer eine Kombination von ip-Grenze <strong>und</strong><br />

IP-Grenze <strong>und</strong> damit auch eine Kombination zweier Grenztöne auf. Die ursprünglichen ToBI-<br />

Labels sind in dieser Hinsicht transparent (z.B. [L-L%]). In GToBI wurden diesbezüglich<br />

Veränderungen vorgenommen, so gilt z.B. ToBI [L-L%] = GToBI [L-%]. Auf die Kombinationen,<br />

die für die Fragestellung von Interesse sind, wird in Abschnitt 3.4 eingegangen.<br />

3.3.3 KIM/PROLAB vs. GToBI im Überblick<br />

Das KIM entstammt eher einer perzeptorisch orientierten Sichtweise auf die Intonation, GTo-<br />

BI eher einer theoretisch-linguistischen. Bezüglich der Zielset<strong>zu</strong>ng von KIM/PROLAB <strong>und</strong><br />

GToBI sind die beiden Modelle vergleichbar: Sie verstehen sich als phonologische Modelle,<br />

bzw. phonologisch orientierte Werkzeuge. Der Phänomenbereich, der als relevant für eine<br />

phonologische Beschreibung der deutschen Intonation betrachtet wird, ist in den beiden Modellen<br />

offenbar nicht derselbe, <strong>zu</strong>mindest wenn GToBI im Rahmen der AM-Phonologie, wie<br />

Ladd (1996) sie darstellt, verstanden wird. Ob GToBI auf diese Weise verstanden werden soll,<br />

geht aus den Beschreibungen von GToBI (z.B. Grice <strong>und</strong> Baumann 2002) nicht klar hervor,<br />

wird hier jedoch angenommen. Die als relevant betrachteten Phänomenbereiche können in<br />

einer groben Annäherung als die kommunikativen Aspekte (KIM/PROLAB), bzw. die linguistischen<br />

Aspekte (GToBI) der Sprechmelodie bezeichnet werden. Die beiden Modelle unterscheiden<br />

sich gr<strong>und</strong>legend in der phonologischen Repräsentation von Intonationskonturen. In<br />

KIM werden <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>eliegende ganzheitliche Konturen angesetzt, die sich durch distinktive<br />

Merkmale beschreiben lassen. In GToBI liegen zwei Zieltöne <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e, die sich auf unterschiedliche<br />

Weise kombinieren <strong>und</strong> modifizieren lassen. Beide Modelle arbeiten weitgehend<br />

instrumentell mit F 0 -Verläufen als Korrelat für Tonhöhenverläufe. In das KIM sind a priori<br />

Erkenntnisse aus Experimenten eingeflossen.

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