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Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

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22 KAPITEL 2. AKUSTIK, PRODUKTION UND PERZEPTION<br />

64 st/s = 3,2 st). Wird die Dauer verdoppelt, so ist für die Wahrnehmung eines dynamischen<br />

Tons nur die Hälfte des F 0 -Umfangs (in st) nötig. Tabelle 2.1 führt die Ergebnisse dreier<br />

Beispielrechnungen auf, die diesen Umstand verdeutlichen. Das Ergebnis von Rossi (1971)<br />

(19 Hz von 135 Hz bei 200 ms) fällt, gemessen an dieser Formel, <strong>zu</strong> hoch aus: Es müssten<br />

eigentlich kleinere Anstiege bereits als dynamischer Ton wahrnehmbar sein (vgl. ’t Hart et al.<br />

1990).<br />

T [ms] ∆F 0 [st] g thr [st/s]<br />

50 3,2 64<br />

100 1,6 16<br />

200 0,8 4<br />

Tabelle 2.1: Glissando thresholds für drei verschiedene Dauern (T ) eines F 0 -Verlaufs. Die<br />

F 0 -Rate (g thr ) wurde errechnet mit Formel 2.3; die F 0 -Differenz in Halbtönen (∆F 0 ) ergibt<br />

sich aus ∆F 0 = g thr × T , z.B. (für T = 100 ms) ∆F 0 = 16 st/s × 0,1 s = 1,6 st.<br />

Ein wesentlicher weiterer Schritt in Richtung auf die Untersuchung der Tonhöhenwahrnehmung<br />

im sprachlichen Bereich besteht in der Einbeziehung von echtem sprachlichen Material.<br />

’t Hart (1981) verwendete viersilbige niederländische Äußerungen (Zahlwörter, z.B.<br />

/en@n"twInt@X/ ‘ein<strong>und</strong>zwanzig’), deren dritte Silbe akzentuiert war (mit einem Gipfel im F 0 -<br />

Verlauf). Durch eine systematische Manipulation des F 0 -Verlaufs wurden Stimuli erstellt, die<br />

sich (auf das Wesentliche beschränkt dargestellt) im Intervall zwischen dem Minimum <strong>und</strong><br />

dem Maximum der Gipfelgestalt unterschieden. Es gab 6 verschiedene Intervalle in Schritten<br />

von 1 st (1 bis 6 st). Die Probanden sollten beurteilen, welcher von zwei nacheinander<br />

präsentierten Stimuli die größere Tonhöhenbewegung enthält. Die Versuchspersonen zeigten<br />

drastische Unterschiede bezüglich (a) der Fähigkeit, das größere Intervall <strong>zu</strong> erkennen <strong>und</strong><br />

(b) der Entscheidungsstrategie (einige Probanden beurteilten scheinbar nicht das Intervall,<br />

sondern die finale Tonhöhe). Insgesamt schließt ’t Hart (1981) aus den Ergebnissen, dass nur<br />

Unterschiede von mehr als 3 st für die sprachliche Kommunikation relevant sein können.<br />

’t Hart (1981) hat in seiner Untersuchung nur den Umfang von Tonhöhenbewegungen<br />

berücksichtigt, nicht aber die Bewegungsrate (oder Steilheit der Bewegung, in st/s). <strong>Untersuchungen</strong><br />

von ’t Hart et al. (1990) <strong>zu</strong>r perzeptiven Unterscheidbarkeit zweier unterschiedlich<br />

steiler F 0 -Verläufe ergaben für den Quotienten aus den beiden F 0 -Raten (g 1 ,g 2 ) einen JND<br />

von etwa 2. Das heißt eine F 0 -Bewegung muss mindestens “doppelt so steil” wie eine zweite<br />

sein, um perzeptiv von ihr unterschieden werden <strong>zu</strong> können.<br />

2.4.3 Kategoriale Wahrnehmung?<br />

Wird (mit Hilfe der Sprachsynthese) ein akustischer Parameter schrittweise verändert, so<br />

muss sich ein jeder Schritt nicht notwendigerweise in der Perzeption widerspiegeln. Das klassische<br />

Experiment <strong>zu</strong>r Wahrnehmung der Phoneme /b, d, g/ im amerikanischen Englisch von

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