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Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

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4.1. DAS PSEUDOTERMINALE MELODIEMUSTER 41<br />

diesem ebenen Verlauf kann mit der Formel 2.3 der glissando threshold (vgl. 2.4.2) berechnet<br />

werden, für den ein steigender Verlauf gerade als dynamischer Ton wahrgenommen werden<br />

müsste. Ist die durchschnittliche Dauer (T ) des Wiederanstiegs bekannt, so kann mit der<br />

Formel die nötige Anstiegsrate (g thr ) berechnet werden. Bisher liegt nur für den F 0 -Umfang<br />

des Wiederanstiegs eine hypothetische Angabe von 5-15 Hz vor. Wird in der Formel 2.3<br />

g thr = ∆F 0 /T gesetzt (mit ∆F 0 = F 0 -Differenz in st <strong>und</strong> T = Dauer in s), so ergibt sich:<br />

Aus einer einfachen Umformung folgt:<br />

0,16 st × s<br />

(g thr =) = ∆F 0<br />

T 2 T<br />

(4.1)<br />

T =<br />

0,16 st × s<br />

∆F 0<br />

(4.2)<br />

In diese Formel können die Werte 1 st, bzw. 3 st (s.o.) für ∆F 0 eingesetzt werden. Das<br />

Ergebnis für T liefert dann die Dauer, welche ein Wiederanstieg von 1 st bzw. 3 st aufweisen<br />

müsste, damit dieser Wiederanstieg nach der Theorie des glissando threshold als ein<br />

dynamischer Ton wahrgenommen werden kann. Es ergibt sich für ∆F 0 = 1 st eine nötige<br />

Wiederanstiegsdauer von T = 160 ms, für ∆F 0 = 3 st ist T = 53 ms.<br />

Wenn also gezeigt werden könnte, dass der Wiederanstieg im Mittel etwa 3 st beträgt<br />

<strong>und</strong> etwa 50 ms dauert, so könnte vermutet werden, dass der Anstieg als ein solcher wahrnehmbar<br />

ist <strong>und</strong> sich somit auch von einem tiefen ebenen Auslaufen von F 0 abgrenzen lassen<br />

müsste. Daraus ergibt sich aber noch keine direkte Antwort auf Frage 2. Erstens könnte<br />

nicht ohne Weiteres geschlossen werden, dass der Wiederanstieg der pseudoterminalen Kontur<br />

als ein dynamischer Ton perzipiert werden kann: Der glissando threshold beruht auf eher<br />

psychoakustischen als psycho<strong>phonetischen</strong> Experimenten (2.4.2), so dass er vermutlich für<br />

F 0 -Konturen in der gesprochenen Sprache größer ausfällt. Zweitens muss der Wiederanstieg<br />

der [2;]-Kontur für die Unterscheidung von einer [2.]-Kontur möglicherweise gar nicht als<br />

dynamischer Ton perzipiert werden können: Wird die eingangs gemachte Vereinfachung aufgehoben,<br />

so zeichnet sich die [2.]-Kontur durch einen durchgehenden Fall aus. Die (eher psychoakustischen)<br />

Ergebnisse von Klatt (1973) zeigten, dass ein deutlich geringeres Steigen, als<br />

hier bisher betrachtet wurde, von einem ebenso geringen Fallen perzeptiv gut unterschieden<br />

werden kann (vgl. 2.4.2).<br />

Es wird klar, dass auf dieser rechnerischen Basis nicht eindeutig geklärt werden kann, ob<br />

das pseudoterminale Muster – ausgehend von den bisherigen hypothetischen Angaben <strong>zu</strong> seiner<br />

<strong>phonetischen</strong> Gestalt – von einem terminalen perzeptiv unterscheidbar sein müsste. Der<br />

erschwerende Faktor liegt darin, dass in erster Linie psychoakustische Ergebnisse diskutiert<br />

werden können, deren Übertragbarkeit auf die sprachliche Kommunikation in Frage <strong>zu</strong> stellen<br />

ist. Die hier vorgestellte Rechnung kann <strong>und</strong> soll also lediglich als ein grober Anhaltspunkt<br />

verstanden werden.<br />

Eine weitere Frage besteht darin, ob das pseudoterminale Muster sich von einer fallend-

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