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Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

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2 KAPITEL 1. EINLEITUNG<br />

nen Wörter der Äußerung abhängig. Sie kann auch als Pragmatik der Äußerung bezeichnet<br />

werden, während die Bedeutung einer Einzelkomponente der Äußerung Semantik genannt<br />

werden kann. Im genannten Beispiel stellen nicht nur die einzelnen Wörter, sondern auch die<br />

Akzentverhältnisse sowie die phrasenfinale Intonation der Äußerung derartige Komponenten<br />

dar. Insofern hat sowohl das Wort “sie” eine eigene Semantik, als auch die Akzentuierung<br />

auf “geGANGen” sowie der fallend-steigende Melodieverlauf — <strong>und</strong> alle drei tragen <strong>zu</strong>r Gesamtbedeutung<br />

(Pragmatik) der Äußerung bei. Es wird in dieser Arbeit keine Unterscheidung<br />

zwischen den Begriffen Semantik, Bedeutung <strong>und</strong> (kommunikative) Funktion vorgenommen:<br />

Die Semantik oder Bedeutung eines Melodiemusters ist seine kommunikative Funktion. Diese<br />

Funktion beeinflusst, wie auch die Funktionen der einzelnen Wörter, die Pragmatik der<br />

Äußerung.<br />

Die hier aufgeführten Funktionen der Intonation stellen keinesfalls eine erschöpfende Liste<br />

dar, ebenso wenig kann die Intonation als alleiniges Mittel <strong>zu</strong>r Erfüllung dieser Funktionen<br />

betrachtet werden. Diese Arbeit beschränkt sich auf ausgewählte Aspekte aus dem Bereich<br />

der Funktion von phrasenfinalen Melodiemustern. Dabei ist die Intonation das einzige<br />

Mittel, welches berücksichtigt wird.<br />

Es gibt einige phrasenfinale Melodiemuster, deren Existenz <strong>und</strong> Relevanz für das Deutsche<br />

nicht angezweifelt werden: Handelt es sich bei dem phrasenfinalen Akzentmuster um<br />

eine Talkontur, so kann die phrasenfinale Melodie nur steigend sein. Nach einem phrasenfinalen<br />

Melodiegipfel gibt es global betrachtet drei Möglichkeiten für ein phrasenfinales Muster:<br />

(a) Die Melodie kann auf einem hohen Niveau auslaufen, (b) die Tonhöhe kann bis <strong>zu</strong>m Ende<br />

der Phrase abfallen, oder (c) die Melodie kann einem fallend-steigenden Verlauf folgen. Jede<br />

dieser Möglichkeiten kann im Detail modifiziert werden, so dass in Fall (b) beispielsweise<br />

unterschiedliche Tiefpunkte der Melodie erreicht werden können. In Kapitel 3 werden zwei<br />

verschiedene Beschreibungsmodelle vorgestellt, die sich in der Handhabung solcher Details<br />

unterscheiden. Ein Modell sollte dabei berücksichtigen, welche Muster für die untersuchte<br />

Sprache tatsächlich relevant sind. Entscheidungen lassen sich vereinfachen, wenn empirische<br />

Bef<strong>und</strong>e vorliegen. Daher sind gezielte Experimente <strong>zu</strong> sinnvoll gewählten Teilfragestellungen<br />

hilfreich. Die in Kapitel 3 vorgestellten Modelle basieren bezüglich einiger Teilprobleme<br />

auf den Ergebnissen von gezielten Experimenten, nicht aber bezüglich der Vielfalt der angenommenen<br />

phrasenfinalen Konturen.<br />

In der vorliegenden Arbeit soll eine solche Teilproblematik gewählt <strong>und</strong> experimentell<br />

untersucht werden. Es wurde vorgeschlagen (Peters 1999), dass ein weiteres phrasenfinales<br />

Muster für das Deutsche relevant sein könnte, welches sich nicht ohne Weiteres einer der<br />

vorgestellten Möglichkeiten (a, b, c) <strong>zu</strong>ordnen lässt. Es zeichnet sich durch einen tiefen Fall<br />

der Melodie aus, auf den ein sehr kleiner Wiederanstieg auf der letzten Silbe der Phrase folgt.<br />

Dieses Muster unterscheidet sich laut Peters (1999) in der Gesamtheit perzeptiv <strong>und</strong> funktional<br />

von einem tief fallenden, kann aber nicht als Variante der fallend-steigenden Muster<br />

verstanden werden, da der leichte Wiederanstieg nicht unbedingt als ein solcher wahrnehm-

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