05.03.2014 Aufrufe

Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

Experimentelle Untersuchungen zu phonetischen und semantischen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

18 KAPITEL 2. AKUSTIK, PRODUKTION UND PERZEPTION<br />

Die mikrointonatorischen Phänomene (von denen hier eine Auswahl präsentiert wurde)<br />

überlagern sich mit der Makrointonation, der gesteuerten F 0 -Variation. Es resultiert also ein<br />

F 0 -Verlauf, der nicht als akustisches Korrelat der Intonation allein interpretiert werden darf,<br />

da neben dem suprasegmentellen Phänomen der Sprechmelodie auch segmentelle Informationen<br />

in den F 0 -Verlauf eingehen.<br />

2.4 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>zu</strong>r Perzeption<br />

Dieser Abschnitt führt in einige wesentliche Aspekte der Sprachperzeption ein, die im Rahmen<br />

der Intonationsforschung von Bedeutung sind. An erster Stelle soll das Konzept der<br />

Tonhöhenwahrnehmung in Relation <strong>zu</strong> der (akustischen, bzw. artikulatorischen) Gr<strong>und</strong>frequenz<br />

behandelt werden (Abschnitt 2.4.1). Zweitens unterliegt die Wahrnehmung von Tonhöhen<br />

<strong>und</strong> Tonhöhenbewegungen gewissen Beschränkungen, die hinsichtlich der Fragestellung<br />

von besonderem Interesse sind (2.4.2). Zum Schluss wird eine aktuelle Diskussion<br />

<strong>zu</strong>m Phänomen der kategorialen Wahrnehmung in Be<strong>zu</strong>g auf die Intonation <strong>zu</strong>sammenfassend<br />

präsentiert (2.4.3). Für umfassendere Darstellungen <strong>zu</strong>r Sprachwahrnehmung wird auf<br />

einführende Literatur verwiesen, die auch als Basis für die folgenden Abschnitte (2.4.1, 2.4.2)<br />

diente, z.B. Borden et al. (1994), Johnson (1997) <strong>und</strong> Reetz (1999).<br />

2.4.1 Tonhöhe, Gr<strong>und</strong>frequenz <strong>und</strong> ihre Skalierung<br />

Die Gleichset<strong>zu</strong>ng der beiden Konzepte Gr<strong>und</strong>frequenz (F 0 ) <strong>und</strong> (wahrgenommene) Tonhöhe<br />

(pitch) ist un<strong>zu</strong>lässig 10 . In einer ersten Annäherung lässt sich lediglich behaupten, dass ein<br />

(quasi)periodisches akustisches Signal eine Tonhöhenwahrnehmung hervorruft, wobei die<br />

Gr<strong>und</strong>frequenz des Signals <strong>und</strong> die Tonhöhe in einer relativ engen Beziehung <strong>zu</strong>einander<br />

stehen: Eine höhere Gr<strong>und</strong>frequenz resultiert in der Wahrnehmung eines höheren Tons. Bei<br />

detaillierterer Betrachtung ist eine Trennung dieser Konzepte jedoch unentbehrlich. Zunächst<br />

ist <strong>zu</strong> erwähnen, dass nicht jede beliebige Gr<strong>und</strong>frequenz als Ton wahrnehmbar ist: Die tiefste<br />

wahrnehmbare Gr<strong>und</strong>frequenz liegt bei 40 Hz. Bei tieferen Frequenzen werden statt eines<br />

Tons die einzelnen Perioden als Impulse wahrgenommen. Ab einer oberen Grenze von etwa<br />

4000 Hz kann die resultierende Tonhöhe nicht mehr eingeschätzt werden (vgl. ’t Hart et al.<br />

1990). Außerdem muss ein (quasi)periodisches Signal eine gewisse Mindestdauer aufweisen,<br />

damit eine Tonhöhenwahrnehmung erfolgen kann. ’t Hart et al. (1990) schlagen einen Wert<br />

von 30 ms vor, argumentieren aber, dass dieser Wert auf psychoakustische <strong>Untersuchungen</strong><br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Es könne nicht gefolgert werden, dass bei der Perzeption gesprochener<br />

Sprache für jeden Abschnitt von 30 ms eine neue Tonhöhe perzipiert würde.<br />

10 Im Folgenden meint Tonhöhe stets das Perzept. Was in 2.1 vereinfachend erzeugte Tonhöhe genannt wurde,<br />

ist dagegen die Gr<strong>und</strong>frequenz.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!