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Dezember 2001 - Jusos München

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J.I.M.<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2001</strong><br />

Freiheit schützen<br />

statt Freiheit abschaffen<br />

Schwerter zu Diplomaten<br />

Der neue Geschäftsführer<br />

Seminarberichte<br />

Mittelstand - Rückgrat der<br />

sozialen Marktwirtschaft<br />

1 2 3 4 5 2 6 7 8 9 0


Deine<br />

Vinayaka Pandit<br />

Geschäftsführer<br />

pandit@jusosmuenchen.de<br />

An-<br />

sprech-<br />

partner:<br />

Nikolaus Gradl<br />

Vorsitzender<br />

tel. 85 63 97 97<br />

gradl@jusos-muenchen.de<br />

Ulrike Boesser<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Frauenbeauftragte<br />

tel. 30 00 25 19<br />

boesser@jusos-muenchen.de<br />

Torsten Nyncke<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

Politische Bildung<br />

tel. 74 37 03 28<br />

nyncke@jusos-muenchen.de<br />

Oke Oldenburg<br />

UBA-Vorsitzender<br />

tel. 72 949 894<br />

oldenburg@jusos-muenchen.de<br />

Antje Witthöft<br />

(Neu-)Mitgliederbetreuung<br />

tel. 311 62 51<br />

witthoeft@jusos-muenchen.de<br />

Florian Simonsen<br />

Publikationen<br />

tel. 14 34 37 87<br />

simonsen@jusos-muenchen.de<br />

Andrea Bastian<br />

Programme<br />

tel. 98 58 55<br />

bastian@jusos-m.de<br />

KV10<br />

Christian Schiffer<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

tel. 85 63 97 96<br />

schiffer@jusos-muenchen.de<br />

KV8<br />

Münchner Stadtgebiet<br />

KV5<br />

KV6<br />

KV7<br />

KV1<br />

KV4<br />

KV2<br />

KV3<br />

KV9<br />

Niclas in der Stroth<br />

Pressesprecher<br />

tel. 36 10 81 01<br />

niclas@jusos-muenchen.de<br />

Eure AnsprechpartnerInnen im Kreisverband:<br />

KV1: Florian Heidegger (tel. 52 31 51 34) Eberhard Stiehler (tel. 123 13 37)<br />

KV2: Anna Leuchtweis (tel. 33 08 85 65) Dominique Gobert (tel. 36 10 96 83)<br />

KV3: Lena Dolatschko (tel. 47 68 80) Lisa Below (tel. 40 12 08)<br />

KV4: Andreas Brünnert (tel. 77 55 56) Oke Oldenburg (tel. 72 949 894)<br />

KV5: Verena Dietl (tel. 57 25 61) Stefan Eibl (tel. 700 24 99)<br />

KV6: Sebastian Hanke (760 66 45) Sejla Cifric (tel. 72 45 86 51)<br />

KV7: Yasin Iyigün (tel. 67 98 92 43) Miriam Schweigard (tel. 081 65 612 69)<br />

KV8: Claudia Wimmer (tel. 14 83 83 68) Antje Witthöft (tel. 311 62 51)<br />

KV9: Regina Salzmann (tel. 430 06 39) Daniel Lang (tel. 40 90 63 16)<br />

KV10: Christian Varadi (tel. 89 66 92 20) Julian Hömberg (tel. 811 38 11)<br />

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TICKER<br />

+++ start ticker +++<br />

Auf der letzten Unterbezirkskonferenz wurde<br />

die Reihung der Juso-KandidatInnen fuer die<br />

Stadtratswahl 2002 vorgenommen. Die Wahlen<br />

ergaben folgendes Ergebnis:<br />

Ulrike Boesser, Ines Hoehbauer, Nadja Hoebel<br />

und Regina Salzmann treten in dieser<br />

Reihenfolge an.<br />

Auf Seiten der Maenner lautet die Reihung:<br />

Nikolaus Gradl, Stefan Lorenz, Martin Heigl<br />

und Francois Baumgartner.<br />

Ralf Mattes und Ingo Mittermeier erhielten<br />

fuer ihre Stadtratskandidaturen ein<br />

Sondervotum der Muenchner <strong>Jusos</strong>.<br />

+++ ende ticker +++<br />

Impressum:<br />

J.I.M. - Die Mitgliederzeitschrift der Münchner <strong>Jusos</strong><br />

Druck:<br />

V.i.S.d.P. :<br />

Layout:<br />

Auflage:<br />

Erscheinungsweise:<br />

Osiris Druck<br />

Florian Simonsen<br />

Markus Henn<br />

500<br />

11 Ausgaben pro Jahr<br />

Wir freuen uns über Eure Mitarbeit. Bei Interesse bitte bei bei Florian Simonsen (tel. 14 34 37 87 jim@jusosmuenchen.de)<br />

melden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Artikel abzulehnen oder zu kürzen.<br />

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EDITORIAL<br />

Inhalt<br />

6 Positionen<br />

Freiheit schützen statt<br />

Freiheit abschaffen<br />

8 Positionen<br />

Schwerter zu Diplomaten<br />

von Oke Oldenburg<br />

9 Das Politische Gedicht<br />

Panorama in Waterloo<br />

von Günter Eich (1963)<br />

10<br />

10 Inforubrik<br />

11<br />

Mittelstand - Rückgrat der<br />

sozialen Marktwirtschaft<br />

von Andrea Bastian<br />

und Florian M. Beyschlag<br />

11 Buchvorstellung<br />

Achim von Arnim: vom<br />

schönen Schein der Demo<br />

kratie<br />

von Jens Röver<br />

Hallo hier ist wieder Euer J.I.M.<br />

Heiß ging es her im eigentlich lausekalten November. Die Abgeordneten<br />

der Koalition durften per Stimmabgabe bestätigen, dass<br />

sie es mit ihrem Gewissen in Einklang bringen können, dem Kanzler<br />

ihr Vertrauen aussprechen zu können. Praktischerweise hat man<br />

es dann gleich mit der banalen Entscheidung über den deutschen<br />

Beitrag im Terror-Feldzug verknüpft.<br />

Da haben Strategen und Netzwerker die Glücklichkeit ihrer Händchen<br />

doch wieder unter Beweis gestellt.<br />

Andererseits wäre auch die winterliche Erfahrung eines zweimonatigen<br />

Hardcore-Wahlkampfes eine Pfundsgaudi gewesen.<br />

Sei’s drum. Wenigstens wählen wir den Stadtrat.<br />

Auch in dieser Ausgabe versuchen wir wieder, Euch eine attraktive<br />

Lektüre von Jugendkultur über Seminarbericht bis Außenpolitik<br />

zu bieten.<br />

Falls es gelungen, so ist Lob willkommen. Kritik darf und muss<br />

wohl manchmal auch sein. Auf jedem Fall findet Ihr offene Ohren<br />

mit einer Mail an jim@jusos-muenchen.de<br />

Auf bald, dann schon im neuen Jahr,<br />

Euer J.I.M.<br />

12 Veranstaltung<br />

Seminar: 60er Jahre<br />

von Antje Witthöft<br />

und Angela Greulich<br />

14 Personalia<br />

Der neue Geschäftsführer:<br />

Vinayaka Pandit<br />

15 Veranstaltung<br />

Rhetorik-Seminar<br />

von Florian Kulicke<br />

17 Das letzte Wort<br />

von Andrea Bastian<br />

1 2 3 4 5 5 6 7 8 9 0


POSITIONEN<br />

Freiheit schützen<br />

statt Freiheit abschaffen<br />

Rationale Lösungen<br />

sind gefordert, nicht<br />

übereilter Aktionismus<br />

Die Terroranschläge gegen Ziele in<br />

den USA September diesen Jahres<br />

rissen nicht nur Tausende unschuldiger<br />

Menschen in den Tod. Sie<br />

waren auch gegen eine offene Gesellschaft<br />

gerichtet.<br />

Gerhard Schröder hat in seiner Regierungserklärung<br />

vom 19. September<br />

<strong>2001</strong> angekündigt, „...die Qualität<br />

und Effizienz der Terrorbekämpfung<br />

zu verbessern, nicht aber den<br />

Rechtsstaat einzuschränken oder gar<br />

abzuschaffen. Der Terrorismus wird<br />

es nicht soweit bringen, dass wir die<br />

Werte, die wir gegen den Terrorismus<br />

verteidigen, selbst in Frage zu stellen.“<br />

Unter diesen Prämissen, der Verfassungsmäßigkeit<br />

und der generellen<br />

Eignung der Maßnahmen muss<br />

auch das zweite Sicherheitspaket des<br />

Bundesinnenministeriums zur Terrorismusbekämpfung<br />

kritisch gewürdigt<br />

werden.<br />

Hierbei kann nur auf einige Punkte<br />

eingegangen werden.<br />

Von der revolutionären<br />

Idee zum<br />

Verfassungsmotto<br />

Generell muss darauf hingewiesen<br />

werden, wie kritisch Grundrechtseinschränkungen,<br />

wie sie vom Sicherheitspaket<br />

vorgenommen werden,<br />

zu beurteilen sind.<br />

Recht ist geschichtlich gewordenes<br />

Recht und ohne seine Geschichte<br />

nicht zu verstehen. 1<br />

Die Grundrechte, wie sie im Bonner<br />

Grundgesetz in den Artikeln 1- 19<br />

aufgelistet sind, stellen ein Gut dar,<br />

das in jahrhundertelangen blutigen<br />

Kämpfen von den jeweilig fortschrittlichen<br />

Kräften erstritten werden musste.<br />

Ohne die Französische Revolution<br />

mit ihrem Schrei nach „Freiheit,<br />

Gleichheit und Brüderlichkeit“ und<br />

die Déclaration des droits de<br />

l`homme wären die heutigen<br />

Grundrechte undenkbar. In<br />

Deutschland gab es schon seit der<br />

Revolution von 1848 das Ziel, der<br />

Aristokratie Bürgerrechte als Schutz<br />

entgegen zu stellen. Diese Rechte<br />

waren aber in ihrer Wirkung äußerst<br />

begrenzt. 2 Erst mit der Revolution<br />

von 1918 und dem Sturz des kaiserlichen<br />

Feudalsystems bekamen die<br />

Grundrechte eine weitergehende<br />

Bedeutung. Heute stellen sie den<br />

Kern unserer Verfassung und somit<br />

unseres Staatsgedankens dar.<br />

Sie sind in erster Linie Abwehrrechte<br />

gegen absolute Ansprüche eines<br />

Staates zulasten der BürgerInnen. Sie<br />

sind also wesentliches Element einer<br />

wahren Demokratie, eines echten<br />

Rechtsstaats.<br />

Daher ist jeder Eingriff in die Grundrechte<br />

auch ein Eingriff in unseren<br />

Gesellschaftsvertrag.<br />

Die Details<br />

- Sinnvoll ist die Ausweitung des Aufgabenbereichs<br />

des Bundesamts für<br />

Verfassungsschutz auf die Beobachtung<br />

von Bestrebungen, die sich<br />

gegen den Gedanken der Völkerverständigung<br />

oder das friedliche Zusammenleben<br />

der Völker richten.<br />

Diese Rechtsgüter werden ausdrücklich<br />

von unserer Verfassung geschützt.<br />

Dieser Schutz bedarf auch<br />

angemessener Mittel.<br />

- Es wird begrüßt, dass der Bundesinnenminister<br />

von seinem Vorhaben,<br />

das Bundeskriminalamt auch ohne<br />

konkreten Anfangsverdacht ermitteln<br />

zu lassen, abgelassen hat. Richterund<br />

Anwaltsverbände kritisierten<br />

schon im Vorfeld, die zusätzlichen<br />

Kompetenzen für das BKA, „reißen<br />

die vom Grundgesetz bewusst gesetzte<br />

Grenze zwischen Polizei und<br />

Nachrichtendiensten ein“.<br />

Sie wären mit dem verfassungsrechtlichen<br />

Trennungsgebot und dem<br />

strafprozessrechtlichen Grundsatz<br />

1 2 3 4 5 6 6 7 8 9 0


POSITIONEN<br />

„Polizei braucht Kontrolle“ nicht<br />

vereinbar gewesen und daher vom<br />

Bundesverfassungsgericht „einkassiert“<br />

worden.<br />

- Die Aufnahme biometrischer Merkmale<br />

(geplant sind drei) in Ausweispapiere<br />

ergibt nur einen Sinn, wenn<br />

diese Daten zentral gespeichert<br />

werden.Eine solche weitere Datensammlung<br />

stellt einen schwerwiegenden<br />

Eingriff in das Recht auf informationelle<br />

Selbstbestimmung (Art.<br />

2 I GG) der BürgerInnen dar.<br />

Vom Bundesverfassungsgericht wurde<br />

im Rahmen der Entscheidung zur<br />

Volkszählung (BVerfGE 65, 1/44)<br />

die Beschränkung der Datenweitergabe<br />

zur Amtshilfe gefordert.<br />

Die Aussagen einiger SPD-InnenpolitikerInnen,<br />

die Datenbank stelle ein<br />

hilfreiches Mittel zu jeglicher Verbrechensbekämpfung<br />

dar, lassen aber<br />

einen Bruch damit erwarten.<br />

Ein solcher Missbrauch von gesammelten<br />

persönlichen Daten ist nicht<br />

mit der Verfassung vereinbar. Daher<br />

lehnen wir diese strikt ab.<br />

- Die Änderungen im Ausländergesetz<br />

sehen vor, dass Personen keine<br />

Visa oder Aufenthaltsgenehmigungen<br />

erhalten und einem Einreiseund<br />

Aufenthaltsverbot in Deutschland<br />

unterliegen, welche die freiheitliche<br />

demokratische Grundordnung<br />

oder die Sicherheit der Bundesrepublik<br />

Deutschland gefährden, sich<br />

bei der Verfolgung politischer Ziele<br />

an Gewalttätigkeiten beteiligen, öffentlich<br />

zur Gewaltanwendung aufrufen<br />

oder einer Vereinigung angehören,<br />

die den internationalen Terrorismus<br />

unterstützt. (Zitat Bundesinnenministerium)<br />

Hier ist eine enge Auslegung, speziell<br />

des Gewaltbegriffs und des Begriffs<br />

der Unterstützung vorzunehmen.<br />

Sonst sind nicht verantwortbare<br />

Einschränkung des Asylrechts zu<br />

befürchten, sowie Regelungen, die<br />

mit der Genfer Flüchtlingskonvention<br />

nicht vereinbar sind.<br />

Zu befürchten ist ebenfalls eine allumfassende<br />

Überwachung ausländischer<br />

Mitmenschen in unserem<br />

Land. Dies ist in einer eh schon angespannten<br />

Lage kontraproduktiv,<br />

da es Vorurteile schürt und ein friedliches,<br />

auf Vertrauen basierendes<br />

Miteinander torpediert.<br />

Eine generelle Verdächtigung ausländischer<br />

MitbürgerInnen kehrt in<br />

einer gewissen Weise die Beweislast<br />

um. Dies verstößt gegen das Gebot<br />

der Rechtsstaatlichkeit. Außerdem<br />

weisen die meisten der sogenannten<br />

„Schläfer“ wie auch die Terroristen<br />

des 11. Septembers keines dieser<br />

Merkmale auf.<br />

- Problematisch ist ebenfalls die Ausweitung<br />

des Datenabgleichs. Aufgrund<br />

des Datenschutzes muss genau<br />

erörtert werden, wem welche<br />

Daten zur Verfügung gestellt werden<br />

können. So wäre es zum Beispiel ein<br />

Unding, wenn Daten von AsylbewerberInnen<br />

an die Länder weitergegeben<br />

werden, aus denen diese<br />

geflüchtet sind. Dies kann nicht zu<br />

rechtfertigende Repressalien für die<br />

zurückgebliebenen Angehörigen<br />

bedeuten.<br />

Es ist ebenso fraglich, inwiefern bei<br />

allen Maßnahmen Schutzmechanismen<br />

für nichtschuldige Verdächtige<br />

vorgesehen sind. Gerade bei Datenzusammenführungen<br />

kann es zu<br />

Verzerrungen kommen, durch die<br />

Unschuldige in Tatverdacht kommen.<br />

Eile statt Weile<br />

Es muss auch noch die Art und<br />

Weise, wie der Gesetzesentwurf entstanden<br />

ist, kritisiert werden.<br />

Die Eile, mit der die zwei Sicherheitspakete<br />

hintereinander eingebracht<br />

wurden, muss wohl mit dem Handlungsdruck<br />

auf der Bundesregierung<br />

und der Brisanz der Lage erklärt<br />

werden. Es kann jedoch dem Bundesinnenministerium<br />

genauso gut<br />

eine gezielte „Überfalltaktik“ unterstellt<br />

werden. So hatten Fachleute<br />

kaum Zeit, fundierte Stellungnahmen<br />

abzugeben. Die Vielzahl der<br />

verfassungsrechtlichen Fehler zeigt,<br />

dass eine intensivere Beschäftigung<br />

mit der Materie und einer gewissen<br />

Bedenkzeit nicht geschadet hätte.<br />

Es wurde vielmehr auf Maßnahmen<br />

zurückgegriffen, die zu anderen<br />

Zwecken lange in den Schubladen<br />

lagen (nicht nur in denen der SPD<br />

oder der Grünen). Über die Eignung<br />

dieser Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

des Terrorismus kann<br />

gezweifelt werden.<br />

Ebenfalls befremdend ist es, wie<br />

konsequent die Öffentlichkeit von<br />

den Beratungen zu einem so weitreichenden<br />

Gesetz ausgeschlossen<br />

wurde. Die Einschnitte betreffen alle<br />

Menschen in der Bundesrepublik.<br />

Daher wäre es geboten gewesen,<br />

einen offenen Dialog über das Gesetz<br />

zuzulassen.<br />

Bis heute ist noch kein detaillierter<br />

Entwurf öffentlich verfügbar. Dies ist<br />

1 2 3 4 5 7 6 7 8 9 0


POSITIONEN<br />

undemokratisch und einer sozialdemokratisch<br />

geführten Bundesregierung<br />

nicht würdig.<br />

Kontrolle im Dienste<br />

der Freiheit braucht<br />

Öffentlichkeit<br />

Es ist äußerst zweifelhaft, inwiefern<br />

der Maßnahmenkatalog der Bundesregierung<br />

überhaupt geeignet<br />

ist, den Terrorismus wirksam zu bekämpfen.<br />

Daher fordern wir einen Paradigmenwechsel<br />

in der Terrorbekämpfung.<br />

Es muss viel mehr auf die Ursachen<br />

des Terrorismus eingegangen<br />

werden.<br />

Der hier vorliegende Terrorismus hat<br />

eine seiner Ursachen in der Ablehnung<br />

der offenen, liberalen Gesellschaft<br />

provoziert durch die Ausgrenzung<br />

bestimmter Personengruppen.<br />

Daher fordern wir verstärkte Bemühungen,<br />

alle Bevölkerungsgruppen<br />

aktiv an unserer Gesellschaft teilhaben<br />

zu lassen, nicht zuletzt um Vorbehalte<br />

abzubauen. Ebenfalls fordern<br />

wir den Ausbau der offenen<br />

Gesellschaft, da sie die beste Alternative<br />

zu einer reaktionären Staatsphilosophie<br />

aufzeigt.<br />

_______________________________<br />

Anmerkungen:<br />

1<br />

Pieroth/Schlink; Grundrechte S. 6<br />

2<br />

dto. S. 9<br />

+++„Jerusalem: Unerwartet kam die Meldung vom Durchbruch bei den Friedensgesprהchen<br />

im Nahen Osten. Die Verhandlungsbereitschaft der beiden Seiten,<br />

die heute zum Unterschreiben des Abkommens fuehrte, entstand erneut aufgrund<br />

intensiver Vermittlungen der Bundesrepublik Deutschland vor Ort.“+++<br />

Schwerter zu Diplomaten<br />

Die Wiedervereinigung Deutschlands<br />

wurde von vielen Seiten kritisch<br />

beurteilt und beobachtet, da<br />

man sich nicht sicher war, welche<br />

Rolle ein größeres Deutschland auf<br />

der politischen Weltbühne spielen<br />

würde. Dieser Findungsprozess ist<br />

immer noch nicht abgeschlossen,<br />

geht aber offenbar in eine entscheidende<br />

Runde. Doch angesichts der<br />

Tatsache, dass international das<br />

Kriegsgeschehen dermaßen im<br />

Rampenlicht steht, scheint übersehen<br />

zu werden, dass es auch Möglichkeiten<br />

gibt ohne Säbelrasseln<br />

eine aktive Rolle zu besetzen. Warum<br />

führt das „Wir-sind-wieder-wer“-<br />

Gefühl automatisch zu einer Fixie-<br />

rung auf Bundeswehr, Luftschläge<br />

und Kampfeinsätze?<br />

Die deutsche Außenpolitik orientiert<br />

sich seit Jahren an den Ländern, die<br />

gerne Hauptrollen spielen und ihr<br />

Gewicht in der Welt über ihre Armeepotenz<br />

zu definieren suchen.<br />

Doch die angeblichen Statistenrollen<br />

wie sie beispielsweise von Norwegen<br />

oder den Niederlanden übernommen<br />

werden, sind mitnichten<br />

unbedeutend. So haben z.B. durch<br />

die Vermittlung Norwegens 1992<br />

Geheimgespräche zwischen Vertretern<br />

Israels und der PLO während<br />

den Verhandlungen in Washington<br />

stattgefunden, die dann zu der Prinzipienerklärung<br />

„Oslo I“ geführt<br />

haben.<br />

Es steht sicherlich außer Frage, dass<br />

Deutschland in der Lage wäre, eine<br />

immense militärische Streitmacht<br />

aufzustellen und auf hohem Niveau<br />

zu halten. Die finanziellen Voraussetzungen<br />

sind bei allen Haushaltsproblemen<br />

volkswirtschaftlich gegeben<br />

und psychologisch sollte es<br />

auch möglich sein, den Deutschen<br />

den „Platz an der Sonne“ erneut<br />

schmackhaft zu machen. Aber<br />

könnte Deutschland nicht auch eine<br />

nicht-militärische, vermittelnde Rolle<br />

in der Außenpolitik übernehmen?<br />

Sicherlich wird von einer Nation mit<br />

unserer Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher<br />

Fähigkeit ein militäri-<br />

1 2 3 4 5 8 6 7 8 9 0


POSITIONEN<br />

sche Anspruch erwartet oder zumindest<br />

zugebilligt. Auch aus der<br />

NATO-Mitgliedschaft und dem jahrzehntelangen<br />

Nutznießen daraus<br />

ergibt sich eine Erwartungshaltung.<br />

Doch aufgrund unserer Geschichte<br />

sind wir hier ein Sonderfall: Welches<br />

Land wird nicht verständnisvoll Zustimmung<br />

geben, wenn die deutsche<br />

Politik darauf hinweist, dass das<br />

deutsche Militär in den letzten 100<br />

Jahren seiner Aktivität genug Leid<br />

gebracht hat und in der Zukunft nur<br />

noch für die wirkliche Landesverteidigung<br />

zur Verfügung steht? Die<br />

moralischen Probleme die sich ergaben,<br />

als Deutschland auf dem<br />

Balkan militärisch tätig wurde, würden<br />

sich auch an vielen anderen<br />

Orten ergeben. Unter diesen Voraussetzungen<br />

wäre das Verständnis,<br />

wenn nicht sogar die Bewunderung<br />

der Völkergemeinschaft sicher.<br />

Im Gegensatz zu einer weiteren<br />

Kraft, die Lenkwaffen und Bodentruppen<br />

schickt, ist der Bedarf an<br />

einer Macht, die auf dem diplomatischen<br />

Parkett Kompetenz und Potenz<br />

hat riesig. Der Schwerpunkt<br />

sollte hier jedoch auf nicht-öffentlichen<br />

vertrauensbildenden Maßnahmen<br />

liegen. Wuchtige Showveranstaltungen<br />

mit dicken Protokollen<br />

und dünnen Resolutionen gibt<br />

es ausreichend.<br />

Die Voraussetzungen dafür sind gegeben.<br />

Das Ansehen Deutschlands<br />

in der Welt ist beachtlich, unser Ruf<br />

in z.B Russland, Türkei, Iran oder<br />

auch Afghanistan ist nach wie vor<br />

gut bis hervorragend, das deutsche<br />

Bildungssystem, eine Grundvoraussetzung<br />

für qualifizierte Diplomaten<br />

und Aussenpolitiker, ist leistungsfähig.<br />

Die Lage innerhalb Deutschlands<br />

im interkulturellen Bereich läßt<br />

soweit zu wünschen übrig, daß die<br />

Gefahr der Arroganz und des „erhobenen<br />

Zeigefingers“ nicht besteht.<br />

Erste, erfolgreiche Beispiele wurden<br />

im Rahmen der Fischerschen Pendeldiplomatie<br />

in Israel gegeben, wo<br />

mit viel Aufwand aber wenig Tam-<br />

Tam zumindest Gesprächsbereitschaft<br />

signalisiert wird, was in der<br />

Situation vor Ort ja schon als<br />

Durchbruch gilt.<br />

Deutschland könnte eine wichtige<br />

Rolle einnehmen. Die Leistungsfähigkeit,<br />

die Wirtschaftsmacht ließe<br />

sich auf der ganzen Welt einsetzen,<br />

Das Politische Gedicht<br />

Panorama in Waterloo<br />

indem wir in Konflikten beraten, vermitteln,<br />

Organisationen vor Ort<br />

unterstützen und den interkulturellen<br />

Dialog fördern. Es ist nicht so, daß<br />

die Welt nur auf uns wartet, aber der<br />

Bedarf an einer „sanften“ Kraft, an<br />

unvoreingenommenen Personen ist<br />

da.<br />

Deutschland könnte endlich wieder<br />

„Wer“ sein – es müßte sich nur einmal<br />

richtig entscheiden. Dann stünde<br />

auch dem ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat<br />

nichts im Wege und<br />

man könnte sogar Stolz darauf sein,<br />

weil nicht das Aufdrängen von Panzern<br />

und Truppen dazu geführt hat,<br />

sondern der Einsatz für Frieden und<br />

Völkerverständigung.<br />

Oke Oldenburg<br />

Bleibt im Sandkasten, Kinder!<br />

Wer gab euch preußische Bataillone?<br />

Ach, diese Werte,<br />

und nur Blut kann sie retten!<br />

Wer hilft uns?<br />

Gut aussehende Generäle, -<br />

(Gute Familie,<br />

immer Offizier gewesen,<br />

zuletzt ein Kotau vor Hitler.)<br />

Strategische Probleme, gelöst<br />

mit Clausewitz<br />

und dem Gemüt eines Fleischerhakens.<br />

Laßt von der Geistlichkeit<br />

die Waffen segnen,<br />

Richtbeil und Kobaltbombe!<br />

Los, los,<br />

steigt aus dem Sandkasten, Kinder!<br />

Günter Eich (1963)<br />

1 2 3 4 5 9 6 7 8 9 0


INFORMATION<br />

Info-Rubrik des AK WiSoPol<br />

In der November-Ausgabe des J.I.M. haben wir das regelmäßige Erscheinen der Info-Rubrik<br />

des AK WiSoPol angekündigt. Wir starten mit der Einleitung in unser Schwerpunktthema:<br />

Mittelstand - Rückgrat der<br />

sozialen Marktwirtschaft<br />

Im Mittelstand verdient der Großteil<br />

der bundesdeutschen Bevölkerung<br />

seinen Lebensunterhalt . Die Mehrzahl<br />

an Ausbildungsplätzen stellen<br />

die rund 3,3 Millionen kleinen und<br />

mittleren Unternehmen und Selbstständigen<br />

in Handwerk, industriellem<br />

Gewerbe, Handel, Tourismus,<br />

Dienstleistungen und freien Berufen.<br />

Das folgende Zahlenmaterial stellt<br />

die Bedeutung des Mittelstandes<br />

noch einmal eingehend dar:<br />

Mittelständische Unternehmen<br />

· stellen 99,3 % aller umsatzsteuerpflichtigen<br />

1 Unternehmen in<br />

Deutschland dar<br />

· tätigen 44,8 % aller steuerpflichtigen<br />

Umsätze<br />

· nehmen 46 % der Bruttoinvestitionen<br />

vor<br />

· schaffen 69,3 % der Arbeitsplätze<br />

· stellen 80 % der Ausbildungsplätze<br />

bereit 2<br />

Eine häufig anzutreffende Mittelstandsdefinition<br />

wird nach quantitativen<br />

Kriterien vorgenommen:<br />

· 10 bis 499 Beschäftigte<br />

· 1 bis 100 Mio. DM Jahresumsatz<br />

3<br />

Die Verbundenheit mit<br />

dem Standort und<br />

ihrer Region<br />

Diese Definition ist jedoch oft nicht<br />

weitreichend genug. Sinnvoll ist daher<br />

eine Definition nach qualitativen<br />

Maßstäben: Besondere Kennzeichen<br />

von mittelständischen Unternehmen<br />

sind die Identifikation des Firmeninhabers<br />

bzw. der Inhaberfamilie mit<br />

dem Unternehmen, die sowohl bei<br />

Mitarbeitern als auch bei Kunden<br />

und Lieferanten ein besonderes Vertrauensverhältnis<br />

schafft. Ein dazu<br />

ebenfalls positiv beitragendes Element<br />

ist die Verbundenheit der mittelständischen<br />

Unternehmen mit ihrem<br />

Standort und ihrer Region.<br />

Von der Unternehmensform her gliedert<br />

sich der Mittelstand in Bayern<br />

folgendermaßen auf:<br />

Von allen umsatzsteuerpflichtigen<br />

Unternehmen waren 1998<br />

- 73,5 % Einzelunternehmen<br />

- 11 % Personengesellschaften<br />

- 13,8 % Gesellschaften mit beschränkter<br />

Haftung (GmbH)<br />

- 0,2 % Aktiengesellschaften 4<br />

Somit wird deutlich, dass der Mittelstand<br />

in der Tat das Rückgrat der<br />

deutschen Volkswirtschaft ist. Aus<br />

dem Grund ist eine kritische Auseinandersetzung<br />

aller Aspekte in Hinblick<br />

auf den Mittelstand nötig.<br />

Wir analysieren den<br />

Mittelstand aus folgenden<br />

Perspektiven:<br />

· Fiskalpolitik<br />

· Mittelstand im Kontext der<br />

Globalisierung<br />

· Positionen der verschiedenen<br />

Parteien<br />

· Positionen der Akteure (Arbeitnehmer/Gewerkschaften<br />

- Arbeitgeber/Unternehmen)<br />

· Mittelstand nach sozialen<br />

Gesichtspunkten<br />

· Mittelstand aus gesellschaftspolitischer<br />

Sicht<br />

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BUCHVORSTELLUNG<br />

Zu unseren 14-tägigen Arbeitstreffen<br />

laden wir euch sehr herzlich ein.<br />

Sie finden jeden 2.Donnerstag um<br />

20.00 Uhr und jeden 4.Freitag um<br />

18.00 Uhr des jeweiligen Monats<br />

statt.<br />

Euer AK WiSoPol<br />

Florian M. Beyschlag<br />

Andrea M. Bastian<br />

______________________________<br />

Anmerkungen:<br />

1<br />

d.h. alle Unternehmen mit einem Mindestumsatz<br />

von 32.500 DM<br />

2<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie, Berlin<br />

3<br />

bundesweit anerkannte Größengrenzen<br />

des Instituts für Mittelstandsforschung<br />

4<br />

Mittelstandsbericht 2000 des Bayerischen<br />

Staatsministeriums für Wirtschaft,<br />

Verkehr und Technologie<br />

Buchvorstellung:<br />

„Vom schönen Schein der Demokratie“ von Hans Herbert von Arnim<br />

Alle Macht geht vom Volke aus!?<br />

Theoretisch! Denn in Wahrheit sind<br />

Wahlen, Volksbegehren und Volksentscheid<br />

stumpfe Waffen im Kampf<br />

um die demokratische Mitsprache.<br />

Die politische Klasse hat praktisch<br />

jede Kontrollmöglichkeit von Regierung<br />

und Verwaltung ausgehebelt.<br />

Vom Ideal der Demokratie bleibt nur<br />

der schöne Schein.<br />

Mit dieser These setzt sich Hans<br />

Herbert von Arnim in seinem<br />

Buch „Vom schönen Schein der<br />

Demokratie“ auseinander.<br />

Er analysiert nicht nur die unerträglichen<br />

Defizite des demokratischen<br />

Systems – er zeigt auch, wie sich die<br />

vorhandenen Möglichkeiten nutzen<br />

lassen, um die Mitsprache der Bürgerinnen<br />

und Bürger zu stärken, die<br />

Kontrolle der politischen Institutionen<br />

zu verbessern und die Handlungsfähigkeit<br />

des Systems wiederherzustellen.<br />

Seine harte Kritik belegt von Arnim<br />

an zwei Grundpfeilern des demokratischen<br />

Systems:<br />

Der Föderalismus:<br />

Ursprünglich sollte die Gewaltenteilung<br />

zwischen Bund und Ländern für<br />

ein Höchstmaß an Bürgernähe und<br />

politischer Handlungsfähigkeit sorgen.<br />

Doch der deutsche Föderalismus<br />

bewirkt eine Entmachtung der<br />

Parlamente wie der Bürger und führt<br />

zur Lähmung der Politik. Immer mehr<br />

ursprüngliche Länderkompetenzen<br />

wurden auf den Bund übertragen.<br />

Ein umfassendes System gegenseitiger<br />

Absprachen stellt sicher, dass<br />

länderübergreifend einheitliche Regelungen<br />

gelten, für die niemand<br />

verantwortlich ist. Die Länder sind<br />

politisch kastriert. Zum Ausgleich für<br />

ihren Verlust an Aufgaben und Einfluss<br />

haben sich viele Landespolitiker<br />

ein Übermaß an Privilegien genehmigt.<br />

Um so mehr Macht haben<br />

die Ministerpräsidenten, die ihre starke<br />

Position im Bundesrat oft parteipolitisch<br />

missbrauchen und somit<br />

wichtige Reformvorhaben blockieren.<br />

Die Instrumente<br />

direkter Demokratie:<br />

Im Prinzip können die Bürger nicht<br />

nur wählen, sondern auch über<br />

Bürgerbegehren und Volksbegehren<br />

unmittelbar auf die Politik der Kommunen<br />

und Länder Einfluss nehmen.<br />

Doch aus Furcht vor dem Volk<br />

und um möglichst ungestört und<br />

unkontrolliert ihren Geschäften<br />

nachgehen zu können, hat die politische<br />

Klasse diese Beteiligungsmöglichkeit<br />

mit kaum überwindbaren<br />

Hürden versehen: von den restriktiven<br />

Zulassungsbestimmungen<br />

bis zum Ausschluss bestimmter Themen.<br />

Insgesamt enthält dieses Buch viele<br />

nützliche Informationen, die klar<br />

aufzeigen was wir ändern beziehungsweise<br />

besser machen sollten.<br />

Jens Röver<br />

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VERANSTALTUNG<br />

Die 60er Jahre – ein Seminar<br />

Es gibt bekanntlich viele Gründe,<br />

um ein Wochenende in Kochel zu<br />

verbringen.<br />

Der erste Schnee in den Bergen, das<br />

gute Essen, einfach mal raus aus<br />

dem Alltag zu kommen... Doch diesmal<br />

waren wir gezielt auf den Spuren<br />

der Geschichte.<br />

Andreas Gudart- Wengenroth und<br />

seine Frau Anne leiteten das Seminar:<br />

„Die Geschichte der 1960er<br />

Jahre“, das uns einen kompletten<br />

Überblick der wichtigsten Ereignisse<br />

in dieser Zeit gab.<br />

Wir hatten das große Glück, dass<br />

an diesem von der Vollmar- Akademie<br />

angebotenen Seminar auch Teilnehmer<br />

dabei waren, die selbst diese<br />

Zeit erlebt haben. Sie konnten stolz<br />

berichten, wie emotional Rudi<br />

Dutschkes Reden in Frankfurt erschienen<br />

und wie anstrengend es<br />

war gemäß der Formel „Wer zweimal<br />

mit der selben pennt, gehört<br />

schon zum Establishment!“ wirklich<br />

gewesen ist, nicht allzu bürgerlich zu<br />

werden.<br />

Damit aber nicht nur wir diese revolutionäre<br />

Zeit erleben durften, stellen<br />

wir für Euch einen kleinen Überblick<br />

über die 60er Jahre zusammen:<br />

Mythos 68<br />

und die Folgen<br />

Die 68er – eine ganze Generation<br />

stellt die bisherige Gesellschaftsordnung<br />

auf den Kopf.<br />

Wie kommt es dazu?<br />

Die Rebellion gegen Spießbürgerlichkeit<br />

und Intoleranz findet weit vor<br />

Beginn der 60er Jahre ihre Wurzeln.<br />

Sie sind zu Suchen im Nachkriegsdeutschland<br />

der 50er Jahre, in dem<br />

die vom Krieg verarmte Bevölkerung<br />

ihr Hab und Gut neu zusammentrug<br />

und von ihrer Kriegsvergangenheit<br />

nichts wissen wollte.<br />

Ost und West<br />

Zugleich stand aber ein neuer Krieg<br />

vor der Tür, der versprach, das Ausmaß<br />

aller bisher erlebten Kriege zu<br />

übertreffen: Das Kräftemessen zwischen<br />

den USA und der Sowjetunion<br />

spiegelte sich vor allem im geteilten<br />

Deutschland wieder, als<br />

West-Berlin zum Spielball der beiden<br />

Besatzungsmächte wurde. Der Kalte<br />

Krieg gipfelte im Bau der Berliner<br />

Mauer, und diese machte letztendlich<br />

die verheerenden Auswirkungen<br />

für die deutsche Bevölkerung sichtbar.<br />

Das Volk war getrennt, unterschied<br />

sich zunehmend voneinander.<br />

Im Westen brachte der Wirtschaftsaufschwung<br />

immer mehr Wohlstand,<br />

doch dessen Anhäufung und<br />

das gleichzeitige Verdrängen der<br />

NS-Vergangenheit ließen vor allem<br />

bei der Nachfolgegeneration Kritik<br />

am Kapitalismus aufkommen.<br />

Zeitgleich verarmte die ostdeutsche<br />

Bevölkerung in der kollektiven Planwirtschaft<br />

und wurde auch sonst jeglicher<br />

Rechte beschnitten, so dass<br />

sich auch der Kommunismus in<br />

angewandter Form weit vom Ideal<br />

entfernte.<br />

Auch die zunehmende Reduzierung<br />

demokratischer Strukturen im Westen<br />

(beispielsweise Pressefreiheit), die<br />

unerträglichen Ausmaße des Vietnamkriegs<br />

und veralterte autoritäre<br />

Lehrmethoden an Universitäten und<br />

Schulen sind nur einige Ursachen,<br />

warum letztendlich deutsche Studierende<br />

auf die Straße gingen und<br />

gegen ihre Elterngeneration demonstrierten.<br />

Das Erbe von 1968<br />

Die politischen und vor allem gesellschaftlichen<br />

Folgen werden heutzutage<br />

oft unterschätzt, da viele der<br />

damals hart erkämpften Veränderungen<br />

heute als selbstverständlich<br />

angesehen werden. Gerade deshalb<br />

ist es wichtig, die 68er-Generation<br />

auch in einem historischen<br />

Kontext zu betrachten, bei der die<br />

Zeittafel auf der folgenden Seite behilflich<br />

sein soll.<br />

Angela Greulich (KV7)<br />

Antje Witthöft (KV8)<br />

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VERANSTALTUNG<br />

1961: - Treffen Kennedy-Chruschtschow in Wien: Ch. wiederholt sein Ultimatum (USA soll West-<br />

Berlin aufgeben und Friedensvertrag unterschreiben), Wettrüsten geht weiter - Gescheiterte Invasion<br />

der USA im von der SU unterstützten Kuba (Schweinebucht) - Mauerbau zw. Ost- und Westberlin<br />

(SU verzichtet dafür auf West-Berlin) - Eichmann-Prozess (NS-Kriegsverbrecher in Buenos<br />

Aires gefasst, gehängt in Israel) - Lohnfortzahlungsgesetz<br />

1962: - Kubakrise (wg. Bau einer Raketenabschussrampe der SU auf Kuba) - 1.Mauertoter (Peter<br />

Fechter) - Spiegel-Affaire (Besetzung des Gebäudes, Beschlagnahmung der Ausgabe wg. dem Titel<br />

„Bedingt verteidigungsfähig“; Verteidigungsminister F.J. Strauss erhebt Vorwurf des Landesverrats; Verhaftung<br />

des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein und des Redakteurs, Rücktritt Strauss nach Demonstrationen<br />

für mehr Meinungs- und Pressefreiheit)<br />

1963: - Kennedy besucht West-Berlin / Oberbürgermeister Willy Brandt - (berühmte Rede<br />

:“Ich bin ein Berliner“) - Dt.-franz. Friedensvertrag - Attentat auf Kennedy in Dallas - neuer-<br />

Kanzler: Ludwig Erhardt (Koalition aus CDU, CSU und FDP) - Passierscheinabkommen<br />

1966: - 1. Rezession -neuer Kanzler: Georg Kiesinger (große Koalition aus CDU und SPD), Außenminister<br />

W. Brandt, Finanzminister F.J. Strauss - 1. Demo des SDS (Sozialist. dt. Studentenbund)<br />

gegen Vietnamkrieg und grosse Koalition - Attentat auf M.L. King nach Rassenunruhen in den USA<br />

1967: - Demonstration gegen Besuch des Schahs von Persien in W-Berlin, gewalttätiges Vorgehen<br />

gegen die Demonstranten (APO),Tod von Benno Ohnesorg - erstmals auch Demos ausserhalb von W-<br />

Berlin - Kritik an regierungstreuer Springer-Presse - Gründung der Kommune 1 (Rainer<br />

Langhans, Fritz Teufel, Uschi Obermaier) - Gründung der kritischen Universität (Rudi Dutschke +<br />

SDS) - „Konzertierte Aktionen“ (gegen Rezession) und Einrichtung des „runden Tisches“ (Gespräche mit<br />

Gewerkschaften) - Erstmals diplomat. Beziehungen zu einem SU-treuen Land (Rumänien)<br />

1968: - internat. Vietnamkongress der TU Berlin - Attentat auf Rudi Dutschke (stirbt 1979 an den<br />

Spätfolgen) - Ostermarsch - Verabschiedung der Notstandsgesetze (Staat kann Grundrechte bei<br />

Gefahr beschneiden) - Kaufhausbrand durch Andreas Baader und Gudrun Enslin (später RAF) -<br />

Prager Frühling: blutige Niederschlagung der Reformkommunisten (u.a. gekämpft für mehr Pressefreiheit)<br />

in der Tschecheslowakei durch Panzereinmarsch der SU - Breschnew-Doktrin: rechtfertigt Einmarsch<br />

in Prag (Einmischung in Politik sozialistischer Länder) - Atomwaffensperrvertrag<br />

1969: - neuer Bundeskanzler: Willy Brandt (Koalition aus SPD und FDP) - Beginn der<br />

Ost- und Entspannungspolitik<br />

Forderungen und Folgen der 68er: gesellschaftliche Forderungen/Folgen: - Aufarbeitung<br />

der NS-Vergangenheit - neue Erziehungs- und Lehrmethoden - Toleranz anderer Lebensund<br />

Liebesformen - Umweltschutz - Kulturrevolution in Kleidung, Musik, Kunst -<br />

Emanzipation politische Forderungen: - Friedenspolitik - mehr Demokratie - Achtung<br />

der Grundrechte, v.a. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit - Anti-Atompolitik<br />

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PERSONALIA<br />

Der neue Geschäftsführer<br />

der <strong>Jusos</strong> München:<br />

Vinayaka Pandit<br />

Mein Name ist Vinayaka Pandit, und<br />

ich befinde mich in der Endphase<br />

meines Mathematik-Studiums an der<br />

TU München. Geboren bin ich<br />

1977 in Berlin. Kindergarten, Schule<br />

und Gymnasium besuchte ich im<br />

Herz der Pfalz (einer rheinland-pfälzischen<br />

Stadt mit einem Verein in der<br />

Fußball-Bundesliga) – bis zur 10.<br />

Klasse. Danach zog es mich über<br />

den großen Teich, zunächst für ein<br />

Jahr zwecks Schulbesuch in die<br />

Nähe von Boston, danach nach Los<br />

Angeles, wo ich vier Jahre später ein<br />

Studium an der University of California<br />

– L.A. mit einem Bachelor in<br />

Informatik abschloss. Nach einigen<br />

Monaten als Sprachlehrer in Brasilien<br />

nahm ich im November 1998<br />

mein Studium in München auf.<br />

Warum München?<br />

Dass ich ausgerechnet München<br />

gewählt habe, hat zwei Gründe: Die<br />

TU München war, man glaubt es<br />

gar nicht, bei der Anrechnung meines<br />

Studiums in den USA großzügiger<br />

als alle anderen deutschen Unis,<br />

die ich in Erwägung gezogen habe.<br />

Außerdem bin ich, man glaubt auch<br />

das nicht, mit Herrn Steffel einer<br />

Meinung, wenn er sagt, München<br />

sei die schönste Stadt Deutschlands.<br />

Warum Politik?<br />

Zur Politik habe ich nur langsam<br />

gefunden. Meine erste ernsthafte<br />

ähnliche ehrenamtliche Erfahrung<br />

war an meiner amerikanischen Uni<br />

die Mitgründung einer mittlerweile<br />

sehr konservativ gewordenen Hochschulgruppe,<br />

vorrangig für - aber<br />

nicht beschränkt auf - Studenten<br />

hinduistischen Glaubens der zweiten<br />

Generation in den USA, in deren<br />

Veranstaltungen die Teilnehmer<br />

auch entfernt von den alltäglichen<br />

Ritualen ihren Wurzeln näher kommen<br />

bzw. sich relevante Vorträge anhören<br />

oder diskutieren konnten.<br />

Zurückblickend stelle ich jedoch fest,<br />

dass unsere Veranstaltungen in erster<br />

Linie dann gut besucht waren,<br />

wenn sie auch eine kulinarische<br />

Komponente beinhalteten.<br />

Auf meine Anfrage bei den Young<br />

Democrats Anfang 1995 bekam ich<br />

die Antwort: „Was willst Du denn<br />

jetzt schon hier? Wahlen sind doch<br />

erst in fast zwei Jahren.“ Bis 1998<br />

ist es dann nur beim „Interessiert<br />

sein“ geblieben, ehe mir die gewonnene<br />

Bundestagswahl und die daraus<br />

resultierende Aufbruchstimmung<br />

das Gefühl vermittelte, selbst etwas<br />

bewegen zu können. Auch das<br />

reichte aber noch nicht; der endgültige<br />

Auslöser war im nächsten Jahr<br />

meine Empörung über die von der<br />

CDU geführten Langtagswahlkämpfe<br />

gegen die doppelte Staatbürgerschaft<br />

im Saarland und vor allem in<br />

Hessen.<br />

Für meine SPD-Mitgliedschaft habe<br />

ich keine originelle Begründung. Ich<br />

bin dabei, weil ich es als größte<br />

Herausforderung sehe, unsere Umwelt<br />

sozial verträglich zu gestalten.<br />

Bei den <strong>Jusos</strong> München bin ich seit<br />

April 2000 ziemlich regelmäßig anwesend,<br />

wenn auch bisher ohne<br />

Amt. Darüber hinaus bin ich in<br />

meinem Ortsverein Olympiadorf (KV<br />

7) Juso-Beisitzer im Vorstand und<br />

kandidiere für den Bezirksausschuss<br />

11 (Am Hart, Milbertshofen, Olympiadorf).<br />

Ich finde das Gebiet für<br />

mich als Student besonders interessant,<br />

da ja immer wieder Gerüchte<br />

über die Zukunft des Studentenwohnheims<br />

und der ZHS aufkommen<br />

und ich einen studentischen<br />

Standpunkt vertreten möchte.<br />

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VERANSTALTUNG<br />

Das Amt des<br />

Geschäftsführers<br />

Als Geschäftsführer bin ich für das<br />

Tagesgeschäft der <strong>Jusos</strong> zuständig.<br />

Dazu gehört die Verwaltung der<br />

Mitgliederkartei, die Ausstattung des<br />

Büros sowie das Verschicken von<br />

Mailings und das Unterstützen von<br />

KVs und Aks dabei. Mich bei meinen<br />

Aufgaben unterstützen wird<br />

Rasmus Brandt, der aufgrund seiner<br />

bisherigen Mitarbeit den meisten<br />

<strong>Jusos</strong> bekannt sein dürfte. Insgesamt<br />

werden wir sechs Bürostunden pro<br />

Woche anbieten, die nachfolgend<br />

bekannt gegeben sind. Da unser<br />

Büro für alle aktiven <strong>Jusos</strong> in München<br />

zugänglich sein soll, könnt Ihr<br />

mit mir auch weitere Termine vereinbaren,<br />

um Eurer Juso-Arbeit nachzugehen.<br />

Bitte hinterlasst aber das<br />

Büro in dem Zustand, in dem Ihr es<br />

vorgefunden habt, oder noch besser,<br />

in dem es sich der nächste vorzufinden<br />

wünscht.<br />

Wahlkampf<br />

Eine große Aufgabe bei den <strong>Jusos</strong><br />

wird in nächster Zeit, vor allem im<br />

Zusammenhang mit dem Wahlkampf,<br />

sein, alltägliche Prozesse<br />

möglichst übersichtlich und effizient<br />

zu gestalten. Konkret bedeutet das<br />

in erster Linie eine Modernisierung<br />

unserer Mitgliederkartei. Es wird<br />

aber auch dazugehören, die Informationsflut,<br />

die uns von allen möglichen<br />

Seiten innerhalb uns außerhalb<br />

der Partei erreicht, sinnvoll zu<br />

filtern und zu verwerten. Desweiteren<br />

möchte ich auch den Wahlkanpf<br />

der <strong>Jusos</strong> vor allem von der logistischen<br />

Seite her so dokumentieren,<br />

dass in Wiederholungsfällen bereits<br />

dagewesene Erfolge reproduziert<br />

und Schwierigkeiten vermieden werden<br />

können.<br />

Vinayaka Pandit<br />

Die neuen Bürozeiten des Juso-Büros im Oberanger 38 / IV:<br />

Montag 16-18 Uhr + Mittwoch 14-18 Uhr + Donnerstag 10.30-12.30 Uhr<br />

Rhetorik-Seminar<br />

Hütet Euch an den Münchner-<br />

Stammtischen, die <strong>Jusos</strong> sind rhetorisch<br />

bestens gerüstet!<br />

Überzeugen! Ist das nicht eigentlich<br />

der Antrieb für uns alle, sich zu engagieren?<br />

Wir alle kennen aber<br />

auch das Gefühl, nicht unsere Gedanken<br />

rüber zu bringen, bei<br />

Stammtischen unsere Meinung nicht<br />

präzise darstellen zu können oder<br />

Versammlungen nicht zum (subjektiv)<br />

Richtigen zu überzeugen. Um<br />

mit den <strong>Jusos</strong> und vor allem dem<br />

Rest der Welt in Zukunft besser zu<br />

kommunizieren und alle zum (na-<br />

türlich objektiv) richtigen Konzept<br />

von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität<br />

zu überzeugen, trafen sich<br />

an einem sonnigen Wiesenwochenende<br />

(29/30.9.01) eine Gruppe<br />

politischbewegter im Elisenhof gen<br />

München.<br />

Dort veranstaltete die Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung im Rahmen des Bayernforums<br />

(www.bayernforum.de)<br />

ein Rhetorikseminar. Der federführende<br />

Seminarleiter war Jürgen Hekkel,<br />

er ist Diplom-Bibliothekar und<br />

seit 15 Jahren Trainer für Rhetorik<br />

und Kommunikation, außerdem<br />

auch Buchautor („Frei sprechen lernen.<br />

Ein Leitfaden zur Selbsthilfe.“<br />

Erschienen im A1 Verlag für<br />

15,23•), langjähriges aktives SPD<br />

- und ehemaliges JUSO-Mitglied.<br />

Unterstützt wurde Jürgen Samstag<br />

nachmittag von Horst Schmidt, früherer<br />

Landesgeschäftsführer der<br />

bayerischen SPD, einer der Leiter des<br />

Bayernforums und sehr begabter<br />

Ersatz-Rhetoriktrainer. Weitere Unterstützung<br />

erhielten die beiden<br />

durch leckere Brezen und dampfenden<br />

Kaffee, der bei manchen Teilnehmern<br />

noch die letzten Wiesen-<br />

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VERANSTALTUNG<br />

auswirkungen bekämpfen musste.<br />

Das Seminar war mit ca. 15 Teilnehmern<br />

gut besucht, von denen der<br />

überwiegende Teil <strong>Jusos</strong> waren, darunter<br />

auch zwei unserer Stadtratskandidaten<br />

und immerhin zwei junge<br />

und motivierte Interessenten, die, mit<br />

Hilfe der von Torsten Nyncke reichlich<br />

verteilten Beitrittsformulare, hoffentlich<br />

schon zu Mitgliedern geworden<br />

sind. Solche spannenden Veranstaltungen<br />

sind sicher auch in<br />

Zukunft ein sehr guter Weg um die<br />

eigenen Mitglieder zu schulen und<br />

zu aktivieren und dabei attraktiv auf<br />

Interessenten zu wirken.<br />

Zum warm werden startete das Seminar<br />

erst mal mit einigen Informationen<br />

über die Arbeit des Bayernforums,<br />

um dann umgehend zur<br />

Redepraxis zu kommen. Indem jeder<br />

einen anderen vorstellte, hatten wir<br />

die Chance auf einen ersten Test<br />

unserer Redefähigkeiten. Das persönliche<br />

Lampenfieber wurde durch<br />

Jürgen und die konstruktive Kritik<br />

der Gruppe immer wieder gekonnt<br />

in positive Energie umgewandelt,<br />

die durch ein deftiges griechisches<br />

Mittagessen noch verstärkt wurde.<br />

Als am Nachmittag Horst übernahm<br />

und uns unter Videoüberwachung<br />

stellte (ausnahmsweise mal mit unserem<br />

Einverständnis) waren die ersten<br />

persönlichen Erfolge sichtbar.<br />

Alle Teilnehmer hatten an Sicherheit<br />

gewonnen und sich deutlich verbessert.<br />

Trotz manch lustiger Besonderheiten,<br />

die das Video in Slowmotion<br />

verriet, konnten wir viele Tipps<br />

umsetzen, z.B. einen sicheren Stand<br />

zu finden, das gesamte Publikum<br />

anzusehen und das wichtigste am<br />

Schluss: Den Applaus zu genießen<br />

und nicht einfach zu flüchten.<br />

Am Sonntag wurde die sehr praxisnahe<br />

Schulung theoretisch unterfüttert.<br />

Kommunikationstheorien und<br />

hilfreiche Gliederungsvorschläge<br />

(siehe Bild 1) rundeten das Rhetorikseminar<br />

perfekt ab, was sich in der<br />

letzten praktischen Übungsrunde<br />

auch bei definitiv allen Teilnehmern<br />

bemerkbar machte. In der abschließenden<br />

Seminarkritik wurde die Vorteile<br />

dieser Veranstaltung deutlich.<br />

Jeder konnte für sich etwas mitnehmen,<br />

der Veranstaltungsort im Zentrum<br />

von München bat trotz fehlender<br />

Kochel-Rotweinabendstimmung<br />

die Möglichkeit, noch etwas vom<br />

Wochenende zu haben und der Preis<br />

von 70,- DM (35,-DM für Schüler<br />

und sonstiges) war sehr gut investiert.<br />

Jürgen und Horst haben es super<br />

gemeistert, dieses Thema lustig und<br />

informativ darzustellen und man<br />

sollte beide öfter als Referenten nutzen.<br />

Hütet Euch also an den Stammtischen<br />

Münchens, die <strong>Jusos</strong> sind<br />

rhetorisch bestens gerüstet!<br />

Florian Kulicke<br />

Gliederungsschema: Die analytische Methode<br />

Einleitung<br />

Was liegt vor?<br />

Wie sind die Zustände?<br />

Gründe und Ursachen dafür?<br />

Was müsste stattdessen sein?<br />

Mit welchen Mitteln können die Zustände<br />

geändert werden?<br />

Schluss (Handlungsaufruf oder Kerngedanken)<br />

Analyse<br />

Utopie<br />

Strategie<br />

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DAS LETZTE WORT<br />

Das letzte Wort<br />

Ende gut – alles gut ?<br />

Das hat unser Bundeskanzler ja wieder mal sehr geschickt eingefädelt:<br />

Als einiges nicht so laufen wollte, wie er sich das vorgestellt hatte, da kam ihm die brilliante<br />

Idee, die Vertrauensfrage zu stellen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass er damit<br />

eine Gewissensfrage mit einer Frage verknüpfte, die über die zukünftige Regierung entscheiden<br />

sollte, und er dadurch einige Abgeordnete in die Zwickmühle brachte.<br />

Denn WER stimmt schon gegen seine eigene Regierung und nimmt damit womöglich<br />

noch einen Machtwechsel in Kauf?<br />

Vielleicht hätte man den Schritt von Gerhard Schröder eher verstehen können, wenn<br />

mit der Bundeswehreinsatz-Entscheidung tatsächlich ein Koalitionsbruch verbunden gewesen<br />

wäre. Nun ist es ein altbekanntes Phänomen, dass die Grünen einen relativ schwachen Koalitionspartner<br />

darstellen. Das tun sie aber gerade deshalb, weil sie immer wieder Schröder & Co nachgeben, statt auf<br />

ihren Grundsätzen zu beharren. Dieses Mal hätte es eine Chance für die Grünen bedeutet, sich wieder ein<br />

bisschen profilieren und sich in ihrer Glaubwürdigkeit steigern zu können. Doch Schröder hat ihnen auch hier<br />

einen Strich durch die Rechnung gemacht, obwohl keinerlei Notwendigkeit zur Vertrauensfrage bestanden hätte.<br />

Denn das Schimpfen und Fordern von Rücktritten der sowieso selbst so zerütteten Opposition hätte in dieser<br />

Angelegenheit keinen dramatischen Akt bedeutet.<br />

Die Argumente dagegen wären zu schlagfertig gewesen: ob Deutschland sich am Kriegseinsatz beteiligt und<br />

somit die Amerikaner in ihrem bisherigen Vorgehen unterstützt, soll jeder Abgeordnete ausschließlich nach<br />

seinem Gewissen entscheiden dürfen. Hier darf kein Fraktionszwang bestehen, dafür ist die Angelgenheit zu<br />

prekär.<br />

Nun können wir wieder aufatmen und froh darüber sein, Edmund nicht ertragen zu müssen - das wäre schon<br />

ein wirklich harter Schlag gewesen. Können wir tatsächlich aufatmen? Nein, denn nun sind wir zwar in der<br />

einen Sache heil davon gekommen, in der anderen aber steht uns Ungewisses bevor: Deutsche Bundeswehrsoldaten<br />

sollen sich am Krieg gegen Afghanistan beteiligen. Man weiß nicht, wie lange dieser Krieg andauern<br />

wird und man kann die Ausmaße nicht einschätzen. Einige Städte in Afghanistan sind bereits von der Nordallianz<br />

eingenommen. Im ersten Moment glaubt man, Fortschritte erzielt zu haben. Doch sieht auch hier die<br />

Zukunft sehr ungewiss aus: Inwiefern werden die Amerikaner und ihre Natopartner wirklich Einfluss auf die<br />

Nordallianz haben – die Nordallianz, die wohlgemerkt vom gleichen Ursprung entstammt wie die Taliban.<br />

Und inwiefern werden die Amerikaner und ihre Bündnispartner in dieser Region Frieden herstellen können?<br />

Besonders die bisher angewandten Mittel scheinen wohl vielmehr weiteres Terrorismuspotenzial erzeugt zu haben,<br />

als dass mit ihnen die angestrebten Ziele erreicht worden wären.<br />

Nichtsdestotrotz, Hauptsache Gerhard hat wieder seinen Kopf durchgesetzt, auch wenn es dieses Mal mit der<br />

Brechstange sein musste...<br />

Andrea Bastian, KV 3<br />

Dieser Beitrag datiert vom 17.11.01. Aufgrund der rigiden Fristensetzung seitens der Druckerei, konnten eventuell entscheidende<br />

Entwicklungen in Afghanistan nicht mehr eingearbeitet werden (d. Red.).<br />

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