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Ausgabe als PDF downloaden - Jusos München

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T I C K E R<br />

+++ start ticker +++<br />

> Als Frauenbeaufrage wurde an der Unterbezirkskonferenz<br />

Eva-Maria Wolf gewählt. Die Redaktion gratuliert und wünscht<br />

viel Erfolg bei der Arbeit!<br />

> Philipp Obermüller wurde an der JHV des RV West <strong>als</strong> Vorsitzender<br />

gewählt. Seine StellvertreterInnen sind Judith Adam, Paul-Jonathan<br />

Berger, Verena Dietl, Andreas Lotte, Marlus Peller und Katharina<br />

Wegener. Die Redaktion gratuliert und wünscht Erfolg bei der Arbeit!<br />

> Bald gibt es für alle Münchner <strong>Jusos</strong> das versprochene und<br />

lange ersehnte Juso-T-Shirt (siehe S.22).<br />

+++ ende ticker +++<br />

Impressum:<br />

Links im Druck - Die Mitgliederzeitschrift der Münchner <strong>Jusos</strong><br />

Druck:<br />

V.i.S.d.P. :<br />

Redaktion:<br />

Umschlaggestaltung:<br />

Innenlayout:<br />

Auflage: 500<br />

Erscheinungsweise: 6 <strong>Ausgabe</strong>n pro Jahr<br />

Osiris Druck, Karl-Heine-Str. 99, 04229 Leipzig<br />

Jürgen Glatz, c/o <strong>Jusos</strong> München, Oberanger 38/IV, 80331 München<br />

Hanna Kappstein, Jürgen Glatz, Simone Burger, Philipp Obermüller,<br />

Mike Raab, Jakob Rinkewitz, Oliver Kohlmaier, Jens Röver<br />

Swen Losinsky & Mike Raab<br />

Philipp Obermüller<br />

Wir freuen uns über Mitarbeit, Kritik, Artikel und andere Rückmeldungen;<br />

Kontakt über lid@jusos-m.de oder über Jürgen Glatz, tel. 81 89 45 94.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Artikel abzulehnen oder zu kürzen.<br />

Wenn Sie spenden wollen: <strong>Jusos</strong> München, Konto-Nr. 111 500, Stadtsparkasse München, BLZ 701 500 00.<br />

Wir stellen Ihnen unaufgefordert eine steuerabzugsfähige Spendenquittung aus.


E D I T O R I A L<br />

Inhalt<br />

04 Schwerpunkt<br />

Livorno, Lucarelli,<br />

Kommunismus<br />

QUIRIN SCHIMETA<br />

08 Schwerpunkt<br />

Nicht nur zuschauen -<br />

Sport treiben!<br />

DIANA STACHOWITZ<br />

09 Vorstellung<br />

AK Bildung<br />

10 Schwerpunkt<br />

Eine kleine Geschichte<br />

des Arbeiterfußballs<br />

SIMONE BURGER<br />

12 Vorstellung<br />

Der Vorstand stellt sich vor...<br />

13 Das rote Songbook<br />

Die Internationale<br />

14 Schwerpunkt<br />

Fußballspass statt Rassenhass<br />

VERENA DIETL<br />

20 Aktuelles<br />

Abpfiff!<br />

ULRIKE BOESSER<br />

23 Das letzte Wort<br />

Fußball ist unser Leben<br />

MARTIN HEIGL<br />

Widersprüchliche Signale aus der Pfalz<br />

Es ist kaum ein halbes Jahr verstrichen und die SPD muss sich schon wieder nach<br />

einem neuen Vorsitzenden umschauen. Zumindest für die breite Öffentlichkeit völlig<br />

unerwartet, musste Matthias Platzeck aus gesundheitlichen Gründen sein Spitzenamt<br />

aufgeben. Die Partei konnte sich jedoch rasch auf einen Nachfolger – möglicherweise<br />

auch zurückführbar auf das etwas ausgetrocknete Reservoir an Spitzenpersonal,<br />

könnte man wenig schmeichelhaft hinzufügen – einigen. Kurt Beck, der<br />

bisherige stellvertretende Vorsitzende Deluxe, soll es nun richten und Mitte Mai von<br />

einem außerordentlichen Parteitag auch ganz formell zum SPD-Chef gekürt werden.<br />

So weit so gut. Doch was ist eigentlich vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten<br />

zu erwarten? Was hat er mit der ältesten Partei Deutschlands vor? Bisher sind die<br />

Signale aus der Pfalz <strong>als</strong> eher widersprüchlich zu bezeichnen. Zuerst zum erfreulichen<br />

Teil: grundsätzlich positiv zu bewerten sind seine Einlassungen zur Überwindung<br />

des drei-gliedrigen Schulsystems, die er etwa jüngst in einem taz-Interview<br />

fallen ließ. Auch die Aussage, dass der Staat in Zukunft zu höheren Steuereinnahmen<br />

kommen muss, soll er zentrale Aufgaben erfüllen, ist eine ebenso richtige, banale<br />

wie erfreuliche Erkenntnis. Da war man in den letzten Jahren von führenden SpitzengenossInnen,<br />

die sich anscheinend dem dümmlichen Steuersenkungsdogma<br />

verschrieben haben, durchaus andere Töne gewohnt. Bleibt natürlich die Frage zu<br />

klären welche Einnahmequellen man zu diesem Zweck anzapfen möchte: zwischen<br />

der Vermögenssteuer und der Mehrwertsteuer gibt es ja schon einen gewissen<br />

verteilungspolitischen Unterschied. Wo Licht da leider aber oft auch Schatten:<br />

weniger schön ist die Beck’sche Perspektive einer „Renaissance des sozial-liberalen<br />

Modells“ auf Bundesebene, bei gleichzeitiger kategorischer Zurückweisung einer<br />

möglichen Kooperation mit der neu entstehenden Linkspartei. Man kann ja gegen<br />

das Bündnis aus PDS und WASG sagen was man möchte, nehmen wir unser Grundsatzprogramm<br />

und diverse Beschlusslagen aber mal ernst, so sollte man doch zu<br />

dem Schluss kommen, dass man mit dieser Partei sozialdemokratische Programmatik<br />

immer noch wesentlich besser durchsetzen kann, <strong>als</strong> mit der vulgär-neoliberalen<br />

FDP. Das allein sollte zählen! In diesem Kontext ist auch die Bemerkung von Beck<br />

kritisch zu sehen, die SPD müsse sich stärker für „bürgerliche Schichten“ öffnen. Hat<br />

sie das unter Schröder nicht weit über die Schmerzgrenze hinaus versucht? Die<br />

Erkenntnis, dass das Konzept der „Neuen Mitte“ grandios gescheitert ist, hat sich<br />

anscheinend noch nicht bis nach Mainz rumgesprochen.<br />

Die Zukunftsfähigkeit der SPD <strong>als</strong> linke Volkspartei wird sich primär am Umgang mit<br />

der Verteilungsfrage entscheiden. Verteilungsgerechtigkeit mag nicht alles sein, aber<br />

ohne Verteilungsgerechtigkeit ist alles nichts. Wird man die richtigen Antworten<br />

finden auf die wachsende soziale Ungleichheit und die Zunahme prekärer Lebensverhältnisse?<br />

Gelingt es (ehemalige) StammwälerInnen zurück zu gewinnen? Sollte<br />

die SPD hier versagen, wird es für die neue Linkspartei jedenfalls eine rosige Zukunft<br />

geben.<br />

Kurzum: Kurt Beck muss erst beweisen, ob man sich über seine Ankündigung er wolle<br />

kein Übergangsvorsitzender sein auch wirklich freuen kann.<br />

JÜRGEN GLATZ<br />

02 03


S C H W E R P U N K T<br />

Livorno, Lucarelli, Kommunismus<br />

Eine proletarische Liebesgeschichte aus Italien<br />

Der italienische Fußball zeichnet sich<br />

im Wesentlichen durch zwei Eigenschaften<br />

aus: Erstens ist das, was auf<br />

dem Feld passiert nie schön anzusehen.<br />

Will meinen: Die gemeine<br />

italienische Fußballmannschaft stellt<br />

sich zuerst mal hinten rein, macht<br />

die Räume eng, lässt keinen Spielfluss<br />

aufkommen (weder in die<br />

eigene, noch in die gegnerische<br />

Richtung), bekommt nach einer<br />

Schwalbe eine Standardsituation die<br />

zum 1:0 führt, danach wird bis zum<br />

Ende doppelt so intensiv verteidigt<br />

und natürlich gnadenlos auf Zeit<br />

gespielt (nach jedem gegnerischen<br />

Foul muss der Notarzt den Gefoulten<br />

wieder ins Leben zurückholen,<br />

Einwürfe und Abstöße dauern Ewigkeiten).<br />

Zweitens ist das, was neben dem<br />

Feld passiert noch weniger schön<br />

anzusehen. Während sich in den<br />

nördlicheren Regionen Europas der<br />

Fußball in anständigen Arbeitersportvereinen<br />

organisierte, wo man<br />

<strong>als</strong> Spieler für einen Sack Kartoffeln<br />

ein Leben lang für seinen Verein<br />

Blutgrätschen kassierte, diente in<br />

Italien der Fußball von Anfang an<br />

der Potenzdemonstration selbstsüchtiger,<br />

oft zwielichtiger Gestalten aus<br />

Wirtschaft, Politik, Untergrund die<br />

mit allen möglichen Geschäftspraktiken<br />

Spieler und Spiele verschoben.<br />

Das hat sich bis heute so gut wie<br />

nicht geändert. Keine Saison vergeht<br />

ohne Skandale, sei dies nun in Form<br />

von Spielmanipulationen, kreativer<br />

Buchführung, Dopingskandalen,<br />

komischen Fernsehregelungen usw.<br />

„Der Calcio stinkt gewaltig.“ Bringt<br />

es ein gewisser Lucarelli auf den<br />

Punkt und eigentlich müsste man<br />

dabei genauso wie bei so vielen<br />

anderen Dingen die Hoffnung<br />

fahren lassen, gäbe es da nicht eine<br />

Geschichte in der eben jener<br />

Lucarelli eine Hauptrolle einnimmt<br />

und die in Zeiten, in denen die<br />

großen Erzählungen erzählt sind, so<br />

außergewöhnlich ist, dass man sie<br />

fast nicht glauben kann.<br />

Ort dieser Geschichte ist die<br />

Toskana, genauer Livorno. Wer bei<br />

Livorno/Toskana an Renaissancekathedralen,<br />

romantische Gassen<br />

oder stattliche Weingüter denkt, liegt<br />

f<strong>als</strong>ch. Livorno ist eine jener<br />

mediterranen Hafenstädte, die eher<br />

<strong>als</strong> hässlich einzustufen sind.<br />

Große, nicht mehr genutzte<br />

Industrieanlagen sowie heruntergekommene<br />

Wohnkasernen prägen<br />

das Bild. In diese Stadt fährt man im<br />

Normalfall nur um möglichst<br />

schnell wieder herauszukommen -<br />

mit der nächsten Fähre nach<br />

Korsika nämlich. Wie so viele<br />

hässliche Städte war Livorno eine<br />

Hochburg der Arbeiterbewegung.<br />

1921 hielt die sozialistische Partei<br />

dort einen Parteitag ab, bei dem ein<br />

gewisser Antonio Gramsci, dam<strong>als</strong><br />

noch von der Leninschen Revolutionstheorie<br />

überzeugt, mit weiteren<br />

Genossen die Abspaltung der kommunistischen<br />

Fraktion in eine<br />

eigene „Kommunistische Partei“<br />

betrieb – dieser folgenschwerer<br />

Fehler, wie er später einsah, „war<br />

ohne Zweifel der größte Triumph der<br />

Reaktion.“ Die Folgen hatte auch<br />

Livorno zu tragen, <strong>als</strong> Transportund<br />

Industriestandort des<br />

faschistischen Italiens wurde es von<br />

den Alliierten in Schutt und Asche<br />

gelegt.<br />

Genauso wie in anderen hoch<br />

industrialisierten Regionen Europas<br />

auch, schluckte dann in den 70ern<br />

der Strukturwandel die fordistischen<br />

Produktionsstätten während er die<br />

Arbeiter in die Arbeitslosigkeit<br />

ausspuckte. Anders <strong>als</strong> sonst wo<br />

wurde dabei allerdings deren<br />

proletarischer Stolz nicht mit-eliminiert.<br />

Dass hier die Kommunistische<br />

Partei Italiens gegründet wurde,<br />

dass es hier Arbeiterkämpfe gab,<br />

dass hier Widerstand gegen die<br />

Faschisten ausgeübt wurde, dass es<br />

einen kategorischen Imperativ gibt<br />

– alle Verhältnisse umzuschmeißen<br />

in denen der Mensch ein<br />

geknechtetes Wesen ist - , ist in<br />

Livorno nicht in Vergessenheit<br />

geraten. Kristallisationspunkt dieser<br />

Kultur wurde das „Armando<br />

Picchi“, das örtliche Fußballstadion,<br />

das den AS Livorno<br />

beherbergt. Es ist nicht weit vom<br />

Meer entfernt und ähnelt von außen<br />

in Form und Heruntergekommen-


S C H W E R P U N K T<br />

heit etwas dem Grünwalderstadion.<br />

Von innen ähnelt es ihm nicht mehr.<br />

Die Fankurve, die Curva Nord, ist<br />

ein blutrotes Fahnenmeer, das mit<br />

seinen Hammer-und-Sichel-Emblemen<br />

und Che-Konterfeis eher an<br />

eine politische Demonstration, denn<br />

an ein Fußballspiel erinnert. Wenn<br />

die Nationalhymne aus den alten<br />

Lautsprechern knattert steht das<br />

Publikum auf, hält die Hand allerdings<br />

nicht ans Herz, sondern ballt<br />

die Faust, singt „Bandiera Rossa“<br />

und begleitet damit die Spieler aufs<br />

Feld.<br />

Den kleinen Christiano Lucarelli<br />

muss diese Stimmung mächtig<br />

beeindruckt haben, wenn ihn sein<br />

Vater, ein Hafenarbeiter, <strong>als</strong> Kind ins<br />

Stadion mitgenommen hat. Das war<br />

in den 80er Jahren und Livorno<br />

dümpelte dam<strong>als</strong> seit Jahrzehnten<br />

zwischen Liga 3 und 4 hin und her.<br />

Mit zwölf Jahren kaufte Lucarelli, der<br />

im dreckigen Arbeiterviertel Shanghai<br />

aufwuchs, zum ersten Mal eine<br />

Dauerkarte für die Curva Nord.<br />

Seitdem steht er wann immer er Zeit<br />

hat dort.<br />

Seit seinem 16. Lebensjahr hat er<br />

allerdings nicht mehr viel Zeit, denn<br />

er muss nun selbst Fußball spielen.<br />

Dem örtlichen Regionalligisten<br />

Picchi wird er zu gut, illustre<br />

Vereine wie die Roma, Inter oder<br />

Florenz beobachten ihn – das<br />

Rennen macht dann Perugia. In<br />

seiner ersten A-Jugend-Saison für<br />

Perugia trifft er 25-mal und wird<br />

Torschützenkönig in der italienischen<br />

Juniorenmeisterschaft. Im zweiten<br />

Jahr wird er dies wieder mit diesmal<br />

33 Treffern und lässt dabei Spieler<br />

wie Totti oder Di Vaio hinter sich.<br />

Sein Profidebüt gibt er ein Jahr<br />

später für Cosenza in der Serie B.<br />

Nach zehn Spielen und zehn Toren<br />

wird er in die U21 Nationalmannschaft<br />

berufen.<br />

Wie es das Schicksal will, findet sein<br />

erstes Länderspiel im Armando<br />

Picchi in Livorno gegen die U21 aus<br />

Moldawien statt. Er darf in dem<br />

Stadion in dem er <strong>als</strong> Kind begeistert<br />

auf der Tribüne stand nun selbst<br />

auflaufen und nicht nur das. Er<br />

erzielt den 2:1 Siegtreffer und darf<br />

auch noch ausgiebig jubeln. Das<br />

macht er, indem er zu seinen alten<br />

Bekannten in die Curva Nord läuft<br />

und sich das Trikot vom Leib reißt.<br />

Zu deren Freude und zur Überraschung<br />

von hunderttausenden<br />

Fernsehzuschauern, die das Spiel<br />

live verfolgen, kommt unter dem<br />

Trikot ein Che-Guevara-Shirt zum<br />

Vorschein. Der italienische Verband<br />

war entsetzt und da Lucarelli im<br />

Anschluss daran auch keinen Hehl<br />

daraus machte, dass er von Geburt<br />

an Kommunist sei, wurde er mit einer<br />

Geldstrafe belegt und fortan<br />

nicht mehr zur U21 eingeladen. Für<br />

die folgende Saison wechselte er mit<br />

21 Jahren zu Atalanta Bergamo in<br />

die Seria A. Nach anfänglichen<br />

Erfolgen ging es dann für das<br />

junge Talent jedoch etwas bergab.<br />

Er musste oft die Bank drücken,<br />

wurde an Valencia weiterverkauft,<br />

wo er nur wenig Spielzeit bekam und<br />

sich auch noch verletzte. Einzig<br />

positiver Aspekt dieser Zeit war, dass<br />

er sich nun wieder ausgiebig die<br />

Spiele seines AS Livorno von der<br />

Nordkurve aus anschauen konnte.<br />

Die Verletzung kurierte er nur unzureichend<br />

aus und ohne Perspektive<br />

in Valencia wurde er nach Lecce<br />

transferiert. Hier gelangen ihm zwei<br />

äußerst ansehnliche Spielzeiten und<br />

auf einmal standen auch wieder<br />

bessere Clubs Schlange. 2001<br />

wechselte er mit einem hoch<br />

dotierten 5-Jahresvertrag zum AC<br />

Turin. Die Mitspieler erkannten<br />

schnell, dass sie es hier mit einem<br />

besonderen Fußballer zu tun hatten.<br />

„Immer wenn Berlusconi in der<br />

Glotze war, betonte er, wie dumm<br />

der doch sei. Und obwohl Livorno<br />

nur in der Serie C spielte, fuhr er hin,<br />

wann immer er konnte und sah sich<br />

die Spiele von den Stehplätzen aus<br />

an.“ erinnerte sich der schwedische<br />

Nation<strong>als</strong>pieler Osmanovski<br />

verwundert, der mit Lucarelli bei<br />

Turin spielte. Maximale Verwunderung<br />

dürfte den Mitspielern dann<br />

das Jahr 2003 bereitet haben. Livorno<br />

absolvierte zum ersten Mal seit<br />

30 Jahren wieder eine Saison in der<br />

Serie B, und Lucarelli teilte seinem<br />

Manager mit, dass er gerne >><br />

04 05


S C H W E R P U N K T<br />

aus seinem sehr guten Serie-A-<br />

Vertrag mit Turin aussteigen möchte.<br />

Nicht etwa, wie man das von<br />

Fußballspielern gewohnt ist, um bei<br />

einem anderen Club für noch mehr<br />

Geld anzuheuern, sondern um bei<br />

Livorno für die Hälfte in der zweiten<br />

Liga zu kicken. Ein weiteres Mal rieb<br />

sich ganz Italien verwundert die<br />

Augen, doch Lucarelli ließ sich von<br />

seinem Ansinnen nicht abbringen.<br />

Er ging nach Livorno, brachte ein<br />

Buch mit dem passenden Titel<br />

„Behaltet eure Millionen“ heraus,<br />

wählte dort die Rückennummer 99<br />

– das Gründungsjahr der linken<br />

Ultras BAL (Brigate Autonome<br />

Livornesi) und schoss Livorno mit 29<br />

Toren auf Anhieb in die Serie A.<br />

Ganz Livorno war im Freudentaumel<br />

- zum ersten Mal seit 55<br />

Jahren war man wieder erstklassig,<br />

„Silvio, wir kommen“ hallte es durch<br />

die 150 000-Einwohnerstadt. Wie<br />

alles in Livorno, so musste auch die<br />

Aufstiegsfeier eine politische Manifestation<br />

werden. Eine Gruppe<br />

vermummter Fans zog während der<br />

Feierlichkeiten zur Parteizentrale der<br />

rechtsextremen Alleanza Nazionale,<br />

verwüstete diese und steckte sie in<br />

Brand, weshalb nun die Staatsanwaltschaft<br />

gegen die BAL wegen<br />

„Bildung einer kriminellen<br />

Vereinigung“ ermittelt.<br />

Zu ermitteln gab es dann noch so<br />

einiges seit Livorno die Serie A<br />

unsicher macht - Political Correctness<br />

passt nur bedingt zu jenen<br />

Ultras, die ähnlich rau sind wie der<br />

salzige Wind, der die Livornesi auf<br />

Schritt und Tritt begleitet. Im<br />

Stadion prangt ihr Banner mit der<br />

Aufschrift „Fino all´ ultimo bandito“<br />

einem Erkennungsspruch der<br />

Roten Brigaden, ihre Fankneipen<br />

zieren Stalinbüsten, bei Gedenkminuten<br />

für gefallene italienische<br />

Iraksoldaten wird „10, 100, 1000<br />

Nasssiriyas“ skandiert. Das passt<br />

jedoch in die aktuelle politische<br />

Großwetterlage, deren Polarisierung<br />

in ungleicher Verteilung in den<br />

Stadien reproduziert wird. Das Gros<br />

der Fankurven ist nicht einfach nur<br />

fanatisch oder gewaltbereit sondern<br />

rechtsradikal. Hakenkreuzfahnen<br />

und andere faschistische Symbole<br />

sind Standardausstattung der<br />

meisten Kurven, rassistische/antisemitische<br />

Fangesänge und<br />

Spruchbänder an der Tagesordnung.<br />

Selbst einst dezidiert linke<br />

Vereine wie der AS Rom, von einem<br />

Juden <strong>als</strong> Arbeiterverein gegründet,<br />

haben heute einen so rechtsradikal<br />

dominierten Anhang, dass sich die<br />

jüdische Gemeinde Roms nicht<br />

mehr ins Stadion wagt – die letzte<br />

linke Fangruppe das berühmte<br />

CUCS (Commando Ultra Curva<br />

Sud, Erfinder der Ultrabewegung in<br />

den 70ern) löste sich 1999 in<br />

Ohnmacht gegenüber den Rechten<br />

auf. Der Aufstieg Livornos in die<br />

Serie A war <strong>als</strong>o auch eine dringend<br />

nötige, politische Mission um das<br />

schwache linke Lager (Florenz,<br />

Bologna) zu stärken, was man mit<br />

allerlei Aktionen auch tat.<br />

Das erste Auswärtsspiel führte Livorno<br />

zum AC Mailand des verhassten<br />

Berlusconi, der zu dieser Zeit<br />

gerade seine Haartransplantation<br />

durchführte und nur mit Kopftuch zu<br />

sehen war. 10 000 Livornesi kamen<br />

mit und jeder band sich in Anspielung<br />

an den selbstherrlichen<br />

Ministerpräsidenten ebenfalls ein<br />

Tuch um den Kopf – Berlusconi was<br />

not amused. Ebenfalls nicht<br />

gerade schön fand der Fußballverband,<br />

dass Lucarelli nach Toren<br />

regelmäßig die Kommunistenfaust<br />

machte und belegte ihn mit einer<br />

satten Strafe von 30 000 Euro - der<br />

Lazio-Spieler und bekennende<br />

Mussolini Anhänger Di Canio musste<br />

für den Faschistengruß nur 10<br />

000 Euro zahlen. Die Spiele gegen<br />

dessen Lazio Rom, zogen natürlich<br />

die größte Aufmerksamkeit auf sich,<br />

traf doch der linkeste auf den<br />

rechtesten Club. Beim ersten Spiel im<br />

Olympiastadion von Rom wurden<br />

den Livornesi die meisten ihrer<br />

Spruchbänder (für italienische Fans<br />

von fundamentaler Bedeutung)<br />

abgenommen, während der Lazioblock<br />

ein großes Spruchband „Rom<br />

ist faschistisch“ aufbieten konnte<br />

und dazu skandierte: „Wo sind eure<br />

Spruchbänder?“ Daraufhin gab es<br />

Ausschreitungen und einige Ultras<br />

von Livorno wurden festgenommen.<br />

Als diese nicht mehr pünktlich für die<br />

Heimfahrt mit dem Zug von der


S C H W E R P U N K T<br />

Polizei freigelassen wurden, stoppten<br />

die restlichen Fans kurzerhand<br />

den Zug per Notbremse. Nun trat<br />

die Polizei, nicht gerade zimperlich,<br />

wieder auf den Plan und verhaftete<br />

den gesamten Anhang für eine<br />

Nacht. Radiosender berichteten<br />

detailliert davon, was wiederum die<br />

Lazio-Fans dazu bewegte vor den<br />

Toren der Haftanstalt auf deren Freilassung<br />

zu warten. Schlimmeres<br />

konnte verhindert werden indem<br />

Lucarelli und ein linker Politiker<br />

mehrer Busse bezahlten, die die<br />

Fans sicher durch das Spalier der<br />

Lazio-Fans zurück nach Livorno<br />

brachten.<br />

Sportlich lief es Anfangs in der<br />

höchsten Spielklasse alles andere <strong>als</strong><br />

rund und wie in jedem linken<br />

Zusammenhang etablierten sich<br />

schnell Verschwörungstheorien.<br />

Auch Lucarelli war davor nicht<br />

gefeit und polterte nach einem Spiel,<br />

das viele strittige Situationen hatte,<br />

los: „Es gibt in der Liga einen Komplott<br />

gegen uns weil wir links sind.“<br />

Leicht hatte es der AS Livorno in<br />

seiner ersten Saison in der Serie A<br />

wirklich nicht, der Klassenerhalt<br />

wurde aber trotzdem geschafft, dank<br />

Lucarelli natürlich. Der schoss seine<br />

24 Tore und wurde mal wieder<br />

Torschützenkönig in einer Liga in der<br />

sich die besten Stürmer der Welt<br />

tummeln. Verständlich, dass in der<br />

Sommerpause die Manager von<br />

englischen und spanischen Topclubs<br />

bei ihm vorstellig wurden,<br />

doch diese verwies er auf sein Buch.<br />

„Livorno“ schreibt er dort auch „ist<br />

nicht nur irgendeine Mannschaft,<br />

sondern eine der Kräfte, die den<br />

Fußball in Italien retten werden.“<br />

Klar, dass er da lieber in Livorno<br />

bleibt und seine Mannschaft diese<br />

Saison mit 16 Toren in die Nähe der<br />

UEFA-Cup-Plätze schießt. Hier<br />

spielt er mit Igor Protti, den er <strong>als</strong><br />

Jugendlicher noch um Autogramme<br />

bat, hier kennt er die Ultras aus<br />

dem Fanblock persönlich, hier wird<br />

seine politische Einstellung auf den<br />

Rängen zelebriert. „Im heutigen<br />

Italien“, so Lucarelli, „werden die<br />

Reichen immer reicher und die<br />

Armen immer ärmer. Ich will, dass<br />

es den Armen besser geht. Ich bin<br />

einfach auf der Seite der Arbeiter.“<br />

Und so kann man nur hoffen, dass<br />

diese Geschichte nicht wie so viele<br />

linke Geschichten ein baldiges<br />

Ende nimmt, sondern immer nur so<br />

weiter geht, weil sie irgendwie etwas<br />

ganz besonderes ist, oder nicht Herr<br />

Lucarelli? „Ich glaube eigentlich,<br />

dass meine Geschichte eine ganz<br />

gewöhnliche ist. Aber in der heutigen<br />

Zeit ist es anscheinend etwas<br />

Besonderes, so zu sein.“ So ist es.<br />

QUIRIN SCHIMETA<br />

<strong>Jusos</strong> Berlin<br />

Gründe...<br />

warum Polit-Talkshows Brechreiz fördern:<br />

1. ... Arnulf Baring<br />

2. ... Hand-Olaf Henkel<br />

3. ... Oswald Metzger<br />

4. ... Meinhard Miegel<br />

5. ... Hans-Werner Sinn<br />

06 07


S C H W E R P U N K T<br />

Fußball-WM in München:<br />

Nicht nur zuschauen – Sport treiben!<br />

Vor und während der Fußball-WM<br />

2006 bietet München nicht nur ein<br />

breites Kulturprogramm sondern<br />

auch viele Möglichkeiten, aktiv<br />

Sport zu treiben und sich über „ausgefallene“<br />

Sportartein zu informieren.<br />

München bewegt sich – das<br />

verdeutlichen vor allem die vielen<br />

Breitensportangebote, die die Stadt<br />

gemeinsam mit Vereinen organisiert.<br />

Lange Nacht des Sports<br />

Erstm<strong>als</strong> veranstaltet das Sportamt<br />

der Stadt am 2. Juli 2006 – drei<br />

Tage vor dem Halbfinale in der<br />

Münchner WM-Arena – von 16.00<br />

bis 1.00 Uhr die Lange Nacht des<br />

Sports. Unter dem Motto „Sport und<br />

Spaß unterm Sternenhimmel“ präsentieren<br />

mehr <strong>als</strong> 80 Vereine und<br />

über 100 kommerzielle Sportanbieter<br />

ihre Angebote und laden zum<br />

Ausprobieren ein.<br />

Die Action & Innovation Night auf<br />

der Leopoldstraße widmet sich Angeboten<br />

aus dem Bereich Actionund<br />

Funsport. Wer schon immer<br />

wissen wollte, was sich hinter Begriffen<br />

wie Inline Slalom, Trampolin<br />

Bungee, Speedminton, Speed Soccer,<br />

Streetball, Swingsurfen oder<br />

Longboarden verbirgt, der ist hier<br />

richtig. Im Englischen Garten ist eine<br />

Wellness & Fitness Night mit Angeboten<br />

wie Tai Chi, Qui Gong, Yoga,<br />

Nordic Walking geplant. Mannschaftssportarten<br />

kommen bei der<br />

Team Night in der Zentralen Hochschul-Sportanlage<br />

im Olympiapark<br />

zum Zug: Ob Fußball, Hockey,<br />

Football, Tauziehen, Baseball, Beachvolleyball<br />

oder Beachsoccer –<br />

geboten ist für jeden etwas. Das<br />

vierte große Zentrum der Sportnacht<br />

soll schließlich die Aqua Night werden.<br />

Münchner Bäder verwandeln<br />

sich in Themenbäder mit den<br />

Schwerpunkten Romantik, Wellness,<br />

Action oder Sport.<br />

Blade Nights<br />

Auch zwei Blade Nights am Sonntag,<br />

18. Juni, und am Sonntag, 2.<br />

Juli, jeweils ab 14.00 Uhr, stehen im<br />

Zeichen der WM und sollen insbesondere<br />

Familien und Gäste ansprechen<br />

Ein attraktives Programm<br />

mit Musik, Gastronomie und familienfreundlichen<br />

Mitmachangebote<br />

an Start- und Zielorten wird die<br />

Veranstaltung abrunden. Die<br />

Strecken sind dabei so gewählt, dass<br />

Verbindungen zwischen Sehenswürdigkeiten<br />

und dem Olympiapark<br />

geschaffen werden. Start ist in der<br />

Wredestraße. Erwartet werden<br />

insgesamt 40.000 Teilnehmer.<br />

Von Laufen bis Tai-Bo<br />

Vom 6. Juni bis 10. Juli wird täglich<br />

ein Programm von Laufen und<br />

Nordic Walking über Skaten bis zu<br />

Bewegungsformen wie Tai-Bo,<br />

Qi-Gong, Yoga und Gymnastik angeboten.<br />

Fachkundiges Personal ist<br />

permanent anwesend. Skates und<br />

Walkingstöcke werden zur Verfügung<br />

gestellt. Veranstaltungsorte<br />

sind der Olympiapark, der Englische<br />

Garten und die Isarauen.<br />

Größte Fußballparty im Olympiapark<br />

Richtig rund geht’s im Olympiapark.<br />

Hier organisiert die städtische<br />

Olympiapark GmbH vom 6. Juni bis<br />

9. Juli den Fan-Park. Herzstück ist<br />

die 72 Quadratmeter große Leinwand,<br />

auf der alle 56 WM-Spiele<br />

unentgeltlich verfolgt werden können.<br />

Auch wer selbst sporteln will,<br />

ist hier richtig: Münchner Sportvereine<br />

planen eine Vielzahl von<br />

Mitmachangeboten. Und: Die<br />

olympischen Sportanlagen können<br />

genutzt werden, zum Schwimmen,<br />

Eislaufen oder für SoccaFive.<br />

Zudem gibt es ein umfangreiches<br />

Kulturprogramm. Im Theatron treten<br />

zum Beispiel an 30 Tagen internationale<br />

Künstler aus Pop, Rock und<br />

Jazz auf. Auf der Zentralbühne wird<br />

ein internationales Unterhaltungsprogramm<br />

geboten.<br />

Kinder von drei bis 14 Jahren finden<br />

auf der Zirkusinsel alles, was ihr<br />

Herz begehrt. Vom 10. bis 18. Juni<br />

sowie an den darauffolgenden Wochenenden<br />

bietet das Kinderland<br />

jeweils von 12.00 bis 19.00 Uhr<br />

zahlreiche Attraktionen. Auf dem<br />

Programm stehen Stadtralley,<br />

Kletterareal und Sportaktionen,<br />

Mädchen-Fußballturnier, verschiedene<br />

Zirkus-Kurse, Workshops für<br />

Malerei, Kinderfilme und Fußball.<br />

DIANA STACHOWITZ<br />

sportpolitische Sprecherin<br />

der SPD-Stadtratsfraktion


V O R S T E L L U N G<br />

Der AK Bildung stellt sich vor…<br />

Nachdem auf dem Neumitgliederseminar<br />

Anfang Dezember großes<br />

Interesse an Bildungspolitik gezeigt<br />

wurde, gründete sich zu Beginn des<br />

Jahres der AK Bildung unter dem<br />

Vorsitz von Josch Rossa neu.<br />

Als dann auf der JHV der<br />

Vorstand gewählt und das Arbeitsprogramm<br />

verfasst war, konnte die<br />

Arbeit beginnen: Das wohl schwierigste<br />

war, eine Struktur in die<br />

zahlreichen Themen der Bildungspolitik<br />

zu bringen, auf der man die<br />

Sitzungen aufbauen könnte.<br />

Wir entschieden uns dafür, über das<br />

ganze Jahr hinweg die Stationen des<br />

menschlichen Lebens – sozusagen<br />

vom Kleinkind bis zum Pensionär -<br />

zu durchlaufen und dabei auf die<br />

jeweiligen Abschnitte der beruflichen<br />

sowie der inneren Bildung einzugehen<br />

(bezüglich sehr brisanter und<br />

aktueller bildungspolitischer<br />

Themen ist natürlich auch eine<br />

Abweichung von dieser Struktur<br />

möglich).<br />

So war das Thema unserer ersten<br />

Sitzung die Wahrnehmung von<br />

Kleinkindern, die Klärung der Begriffe<br />

Intelligenz und Bildung und die<br />

Frage: Ist Intelligenz angeboren?<br />

Die beiden darauf folgenden Sitzungen<br />

im März und April beschäftigen<br />

sich der Chronologie nach mit der<br />

Kinderkrippen- und Kindergartenplatz-<br />

Problematik und mit den<br />

Anforderungen die an Krippen und<br />

Kindergärten bezüglich der Bildung<br />

von Kindern gestellt werden (sollten).<br />

Ziel des AK Bildung ist es, sowie in<br />

den anderen AKs, durch Diskussionen<br />

auf der Basis von Informationen,<br />

Meinungen innerhalb der<br />

<strong>Jusos</strong> heraus zu kristallisieren, um<br />

dann mit Hilfe von Anträgen etwas<br />

in der kommunalen (und vielleicht<br />

auch landesweiten) Bildungspolitik<br />

bewegen zu können. Der AK<br />

Bildung will sich vor allem für ein<br />

gerechtes Bildungssystem einsetzen,<br />

in dem jeder seinen Fähigkeiten<br />

und nicht seiner Herkunft nach bestmöglich<br />

gefördert wird.<br />

Doch auch die innere Bildung der<br />

Bürger ist uns ein wichtiges Anliegen,<br />

da sie zu selbstständigem<br />

Denken befähigt und es so möglich<br />

macht Positionen in politischen<br />

Diskussionen zu vertreten und die<br />

Gesellschaft nach eigenen Vorstellungen<br />

mitzugestalten (auf politischem<br />

Weg oder durch die Art des<br />

Umgangs miteinander in der<br />

Gesellschaft).<br />

Wir würden uns sehr freuen, wenn<br />

möglichst viele <strong>Jusos</strong> zu den Sitzungen<br />

kommen und die Diskussionen<br />

durch ihre Beiträge bereichern,<br />

denn Bildung betrifft alle – egal in<br />

welchem Alter – und sie legt den<br />

Grundbaustein für die gesamte<br />

Lebenslaufbahn.<br />

AK BILDUNG<br />

Was der Kapitalismus mit<br />

den Menschen macht:<br />

08 09


S C H W E R P U N K T<br />

Vorwärts “Eintracht Solidarität”<br />

eine kleine Geschichte des Arbeiterfußballs<br />

Ich wurde gebeten, einen Artikel<br />

zum Thema “Fußball – ein<br />

Rückblick auf den Arbeitersport” zu<br />

schreiben, doch leider wird es so<br />

einfach nicht gehen. In seinen<br />

Anfangszeiten war Fußball eher ein<br />

elitärer Sport. Die ersten Fußballregeln<br />

wurden 1846 von Studenten<br />

der Universität Cambridge verfasst.<br />

Auch in Deutschland traten am<br />

Anfang bevorzugt Gymnasiasten<br />

und Akademiker gegen das Leder<br />

und gaben ihren Fußballvereinen<br />

lateinische Namen, der erste<br />

Münchner Fußballverein hieß dementsprechend<br />

“Terra Pila”.<br />

Dennoch “besaß” die SPD bis zur<br />

Machtübernahme der Nazis eine<br />

eigene Fußball Liga, was man heute<br />

fast nicht mehr glauben möchte.<br />

Der Arbeiterfußball<br />

Ende des 19. Jahrhunderts organisierten<br />

sich die sozialistischen<br />

Sportler. Zu Anfang waren die<br />

Sportler noch alle Teil der Turnbewegung<br />

von Turnvater Jahn und fest<br />

verwurzelt in den Einheits- und<br />

Freiheitsideen der bürgerlichen Revolution<br />

von 1848, nach dem Motto<br />

“Sänger, Turner, Schützen – sind<br />

der Freiheit Stützen”. Auch viele<br />

Sozialdemokraten turnten. Dies<br />

wandelte sich im Laufe der Zeit,<br />

1871 war der Wendepunkt in der<br />

Turnerbewegung. Die Turner<br />

schlossen sich auf breiter Front dem<br />

Hurra-Patriotismus an und wandten<br />

später die Sozialistengesetze in<br />

ihren eigenen Reihen eifrig an, zahlreiche<br />

Sozialdemokraten wurden<br />

ausgeschlossen, in manchen<br />

Vereinen musste man erklären<br />

keine sozialdemokratischen Schriften<br />

zu lesen. Deshalb gründeten sich<br />

gerade während der Zeit der Sozialistengesetze<br />

Arbeitersportvereine,<br />

die damit das Verbot umgehen<br />

wollten. Dadurch stieg die Zahl der<br />

Arbeitersportvereine sprunghaft an,<br />

weshalb nach der Aufhebung der<br />

Sozialistengesetze auch der Arbeiter<br />

Turner Bund (ATB) 1893 gegründet<br />

wurde. Die Arbeitersportler sahen<br />

sich nicht nur <strong>als</strong> irgendein Sportverein,<br />

sondern <strong>als</strong> vitaler Teil der<br />

ArbeiterInnenbewegung.<br />

Die Begeisterung hielt sich in<br />

Grenzen<br />

Der Arbeiter Turner Bund tat sich sehr<br />

schwer mit dem Rasensportspiel<br />

Fußball. Der Sport wäre zu “brutal”<br />

und zu “unzivilisiert” und eines<br />

Arbeiters unwürdig, der Wettbewerbscharakter<br />

würde das Denken<br />

der bürgerlich kapitalistischen<br />

Gesellschaft unterstützen und<br />

außerdem würde der Fußballsport<br />

den Körper nur einseitig ausbilden.<br />

Auch die Fankultur lehnte der ATB<br />

schlichtweg ab, sie wären zu laut,<br />

zu emotional und würde soziale<br />

Normen verletzen.<br />

Doch gerade die Jugend wollte sich<br />

dem nicht beugen und sich, anstatt<br />

Fußball zu spielen, am Reck disziplinieren<br />

lassen. Und deshalb wurde<br />

der Fußball dann schließlich<br />

doch zugelassen, der Hauptgrund<br />

war aber nicht die Einsicht, sondern<br />

die Konkurrenz zum bürgerlichen<br />

DFB, dem durch das Fußballverbot<br />

die Jugend zulief. Verschärft wurde<br />

diese Situation, <strong>als</strong> sich der DFB<br />

1911 dem paramilitärischen Jungdeutschlandbund<br />

angeschlossen<br />

hatte. Nun wollte man natürlich<br />

verhindern, dass die Jugend den<br />

bürgerlich-nationalen Kräften in die<br />

Hände lief.<br />

Erst an den Barren und dann<br />

auf den Rasen<br />

Damit waren die Diskussionen<br />

zwischen den Turnern und den Fußballspielern<br />

aber noch lange nicht<br />

beendet. Erklärtes Ziel war es einen<br />

sozialdemokratischen Fußball zu<br />

schaffen, so sollte die Spielzeit<br />

verkürzt werden und es gab nur<br />

Freundschaftsspiele, um den<br />

Konkurrenzgedanken auszuschalten.<br />

Das ganze war eine ziemliche<br />

spaßfeindliche Angelegenheit.<br />

Oftm<strong>als</strong> mussten vor Ort die<br />

Fußballspieler zuerst am Reck<br />

turnen, um später auf dem Rasen<br />

spielen zu dürfen.<br />

Und plötzlich war das schöne<br />

Reck weg<br />

Mit dem 1. Weltkrieg verloren die<br />

Turner im ATB an Einfluss, da viele<br />

ältere Mitglieder eingezogen<br />

wurden. Während dieser Zeit<br />

schafften die jungen Mitglieder Fakten.<br />

In manchen Orten haben die<br />

Jungen die Sportgeräte verkauft und<br />

von dem Geld Fußbälle gekauft,


S C H W E R P U N K T<br />

sehr zum Verdruss der nach Kriegsende<br />

zurückkehrenden Turner.<br />

1919 wurde der ATB in den ATSB<br />

(Arbeiter Turn und Sport Bund) überführt<br />

und gleichzeitig auch der Fußball<br />

gestärkt. Der Fußball wurde<br />

eine eigene Gliederung im ATSB<br />

und durfte die Leitung selbst einsetzen.<br />

1919 fanden auch die ersten<br />

Bundesmeisterschaften statt, 1. Meister<br />

ist übrigens der Turn- und Sportverein<br />

Fürth geworden. Das letzte<br />

Endspiel fand 1932 zwischen<br />

Nürnberg- Ost und Cottbus 93 statt.<br />

Die erfolgreichste Mannschaft war<br />

allerdings der DSV 1910 Dresden.<br />

Damit stieg auch die Zahl der Fußballer<br />

im Arbeitersport sprunghaft,<br />

waren 1926 noch 90.000 Fußballspieler<br />

registriert, waren es 1932<br />

schon 132.000.<br />

Aber es gab nicht nur eine Auseinandersetzung<br />

zwischen den Turnern<br />

und den Fußballspielern, sondern<br />

natürlich auch zwischen dem DFB<br />

und dem ATSB. Um die Abgrenzung<br />

deutlich zu machen wurde eine neue<br />

Ethik des Fußballsports beschworen,<br />

um sich vom “rohen” und “brutalen”<br />

Spiel des DFB zu unterscheiden.<br />

Im Mittelpunkt stand die Ablehnung<br />

des Starkults, weshalb in Berichten<br />

von sozialdemokratischen Fußballspielen<br />

nur in seltenen Ausnahmefällen<br />

die Namen genannt wurden,<br />

es wurde immer nur von dem 2.<br />

Mittelfeldspieler oder vom Libero<br />

geredet. An der Realität änderte dies<br />

natürlich nichts.<br />

Mit vollkommenem Unverständnis<br />

reagierte man natürlich auf Spieler,<br />

die sich vom DFB abwerben ließen,<br />

der gesamte Arbeiterfußballsport<br />

fand dam<strong>als</strong> auf Amateurbasis statt.<br />

Unter anderem ließ sich der Vater<br />

von Uwe Seeler abwerben.<br />

Die Spaltung des ATSB<br />

1919 kam es in Deutschland zur<br />

endgültigen Spaltung der Sozialdemokratie,<br />

es gründete sich die<br />

Kommunistische Partei Deutschlands.<br />

Die Einheit in der Arbeitersportbewegung<br />

hielt länger, wenn sie<br />

auch von diesem Zeitpunkt an<br />

brüchig war und vielerorts ein<br />

Machtkampf um die Vorherrschaft<br />

entbrannte. Zur Spaltung kam es<br />

1928, <strong>als</strong> der ATSB beschloss ausschließlich<br />

ein Teil der Sozialdemokratie<br />

zu sein und Kommunisten aus<br />

seinen Reihen ausschloss. Gab es<br />

Anfangs noch Versuche eine Einheit<br />

wieder herzustellen, so gründete die<br />

KPD 1930 die “Kampfgemeinschaft<br />

für rote Sporteinheit”. Die zwei<br />

Gruppen standen sich wie ihre<br />

Mutterparteien unversöhnlich<br />

gegenüber.<br />

Internationale Solidarität<br />

Die Arbeiterfußballer waren<br />

schneller, wenn es darum ging sich<br />

international zu organisieren, <strong>als</strong> der<br />

DFB. Schon 1924 wurde ein<br />

Freundschaftsspiel gegen den<br />

ehemaligen Erzfeind Frankreich<br />

ausgetragen. Der Höhepunkt der<br />

internationalen Organisation war<br />

die Europameisterschaft 1932/33.<br />

An der Endrunde konnten die deutschen<br />

Mannschaften leider nicht<br />

mehr teilnehmen, da sie vorher von<br />

den Nazis verboten wurden.<br />

Das Ende des ATSB und damit<br />

des organisierten Arbeiterfußballs<br />

Im Mai 33 wurde der ATSB<br />

zusammen mit allen anderen sozialdemokratischen<br />

Organisationen<br />

verboten. Nach 1945 wurden<br />

Arbeitersportvereine nur vereinzelt<br />

wieder gegründet. Eine Dachorganisation<br />

wurde nicht mehr in<br />

Angriff genommen, sondern der<br />

ATSB ging in DFB und DSB auf.<br />

SIMONE BURGER<br />

________<br />

Buchtipps:<br />

Brändle, Fabian und Koller, Christian<br />

- “Goal!. Kultur- und Sozialgeschichte<br />

des modernen Fußballs”<br />

ISBN:3-280-02815-9 - 29,50 Euro<br />

Illustrierte Geschichte des Arbeitersports<br />

– herausgegeben von Hans<br />

Joachim Teichler und Gerhard<br />

Hauk – erschienen bei J.H.W. Dietz<br />

10 11


V O R S T E L L U N G<br />

Eva Winkelmeier - Politische Bildung<br />

Geboren: 22. 12. 1976<br />

Studium: Politische Wissenschaft, Wirtschaftsgeographie, Neue Deutsche Literatur<br />

Bisherige Tätigkeit bei <strong>Jusos</strong>: Beisitzerin für Politische Bildung seit Mai 2004<br />

Sonstige Tätigkeiten: Seit 1999 Mitarbeit <strong>als</strong> Seminarleiterin an der KZ-Gedenkstätte<br />

Dachau; Teamerin bei der “Internationalen Jugendbegegnung Dachau”;<br />

Seit 2003 Referentin für Führungen auf der Gedenkstätte; Seit Juni 2004 Beisitzerin im<br />

“Bund Widerstand und Verfolgung”<br />

Hobbies: Reiten , Schwimmen, Klavierspielen (total spannend!)<br />

Weitere Pläne: Promotion im Fach Politikwissenschaft zum Thema: “Israelische Siedlerbewegung und<br />

jüdischer Fundamentalismus”<br />

Motivation: Die Arbeit im Unterbezirk war für mich nicht nur fachlich eine sehr interessante und spannende<br />

Erfahrung im Bereich der praktischen Politik. Ich habe auch für mich persönlich sehr viel dazugelernt.<br />

Eva-Maria Wolf - Frauenbeauftragte<br />

Geboren: 05. 01. 1986<br />

Motivation: Gleichstellungspolitik ist für mich schon seit langem mein Arbeitsschwerpunkt<br />

innerhalb der <strong>Jusos</strong>, da es immer noch eine strukturelle Benachteiligung von<br />

Frauen in Beruf und Gesellschaft gibt. Leider ist auch bei den <strong>Jusos</strong> nicht alles heile Welt.<br />

Immer häufiger haben Juso-Vorstände und Delegationen Probleme mit der Erfüllung ihrer<br />

Quote – nur eine von mehreren Auswirkungen des rückläufigen Engagement von Frauen<br />

innerhalb der Partei.<br />

Um dieser Tendenz entgegenzuwirken möchte ich regelmäßig Veranstaltungen anbieten und die enge<br />

Zusammenarbeit mit der Neumitgliederbeauftragten suchen.<br />

Erfahrungen in diesem Politikkomplex habe ich bereits durch meine Mitarbeit in der letzten Frauenkampagne der<br />

<strong>Jusos</strong> München, und durch die Organisation zahlreicher Veranstaltungen zu diesem Thema gesammelt.<br />

Der Macherspruch des Monats...<br />

Deutschland packt’s an – Weisheiten für den Aufschwung*:<br />

Jeder Abgeordnete, der ein altes Gesetz<br />

vereinfacht oder gar abschafft, sollte ein<br />

Bundesverdienstkreuz erhalten.<br />

* bitte im Alltagsgespräch mit gefährlichen Gewerkschaftsfunktionären<br />

und anderen destruktiven Elementen einfließen lassen


Die Internationale<br />

1.<br />

Wacht auf, verdammte dieser Erde,<br />

die stets man noch zum Hungern zwingt!<br />

Das Recht wie Glut im Kraterherde<br />

nun mit Macht zum Durchbruch dringt.<br />

Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!<br />

Heer der Sklaven, wache auf!<br />

Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger,<br />

alles zu werden, störmt zuhauf.<br />

Leeres Wort: des Armen Rechte!<br />

Leeres Wort: des Reichen Pflicht!<br />

Unmündig nennt man uns und Knechte,<br />

duldet die Schmach nun länger nicht!<br />

Völker, hört die Signale! Auf,...<br />

12 13<br />

Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht!<br />

Die Internationale erkämpft das Menschenrecht!<br />

Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht!<br />

Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.<br />

2.<br />

Es rettet uns kein hö´hres Wesen,<br />

kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.<br />

Uns aus dem Elend zu erlösen,<br />

können wir nur selber tun!<br />

3.<br />

In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,<br />

wir sind die stärkste der Partei´n.<br />

Die Müßiggnger schiebt beiseite!<br />

Diese Welt wird unser sein;<br />

unser Blut sei nicht mehr der Raben<br />

und der nächt´gen Geier Fraß!<br />

Erst wenn wir sie vertrieben haben,<br />

dan scheint die Sonn’ ohn’ Unterlaß!<br />

Völker, hört die Signale! Auf,...<br />

S O N G B O O K


S C H W E R P U N K T<br />

Fußballspass statt Rassenhass<br />

Fußball ein politikfreier Raum?<br />

Über rassistische Einstellungen im<br />

Fußball und Möglichkeiten der<br />

Gegenwirkung<br />

Seit Beginn der 80er Jahre versuchten<br />

rechte Parteien immer wieder<br />

Mitglieder aus den Reihen der<br />

Fanszene für sich zu gewinnen. Dies<br />

gelang ihnen leider immer wieder<br />

und ist von Ort zu Ort verschieden,<br />

je nach Eingreifen und Aufklärung<br />

des jeweiligen Vereins. Ziemlich<br />

hohen Zulauf bekam in den 80er<br />

Jahren die damalige Dortmunder<br />

‚Borussenfront’. Sie verteilte NPD-<br />

Propaganda in den Rängen und<br />

ihre Mitglieder trugen offen Naziabzeichen.<br />

Auch andere Fanclubs<br />

waren im Blickfeld rechter Parteien<br />

und von neonazistischen Unterwanderungen<br />

betroffen. So verteilten die<br />

Fanclubs der Eintracht Frankfurt<br />

‚Adlerfront’ und ‚Presswerk’ eindeutige<br />

Flugblätter und Einladungen<br />

zur ‚Ausschwitz-Lüge’ und in Hannover<br />

wurde die Hakenkreuzfahne<br />

ins Stadion getragen. Dies sind nur<br />

einige Beispiele für viele dieser Art.<br />

Auch wenn es kaum gelang Fangruppierungen<br />

längerfristig an rechte<br />

Strukturen zu binden, besteht<br />

nach wie vor die rassistische Provokation<br />

und ein starker Nation<strong>als</strong>tolz<br />

in den Fußballstadien. Sprich entsprechende<br />

Inhalte prägen bis heute<br />

den Fußballalltag. Auch rechtextremistische<br />

Gewaltübergriffe im Fußballumfeld<br />

sind nicht zu leugnen.<br />

Laut des Jahresberichts der Zentralen<br />

Informationsstelle Sporteinsätze<br />

(ZIS) der Polizei ist ein Anstieg der<br />

Präsenz rechter Fußballfans in der<br />

Saison 1999/2000 von 8% in der<br />

Bundesliga und von sogar 115 %<br />

in der 2. Bundesliga zu verzeichnen.<br />

In dem zuletzt vorliegendem Bericht<br />

der ZIS aus den Jahren 2003/2004<br />

jedoch im Vergleich zu den Vorjahren<br />

ein Rückgang von ca. 33 % in<br />

beiden Ligen zu vermerken. Trotz<br />

eines Rückgangs in der 1. und 2.<br />

Bundesliga, breitet sich jedoch dieses<br />

Phänomen immer stärker gerade<br />

in den unteren Ligen aus.<br />

Auch wenn es diese Veränderungen<br />

gibt, ist aber nicht jeder Fußballfan<br />

gleich ein Hooligan und nicht jeder<br />

Hooligan ein Rechtsradikaler.<br />

Was ist was?<br />

Begriffsdefinitionen<br />

Fußballfan<br />

Der gewöhnliche Fußballfan widmet<br />

seine völlige Leidenschaft dem Fußball.<br />

Der Begriff Fußballfan stammt<br />

von dem englischem Wort ‚fan’ ab<br />

und bedeutet ‚begeisterter Anhänger’.<br />

Nach der wortgeschichtlichen<br />

Bedeutung leitet sich das Wort Fan,<br />

von dem lateinischen ‚fanum’ ab,<br />

welches mit ‚Tempel’ übersetzt werden<br />

kann und auf eine Verehrung<br />

von Heiligen oder Heiligtümern<br />

hindeutet. Historisch betrachtet<br />

begannen Fußballspiele mit<br />

steigender Zuschauerbeteiligung in<br />

der ersten Saison der englischen<br />

Football League 1888/1889. Bereits<br />

im Jahr 1913 besuchten 120.081<br />

Zuschauer das Spiel zwischen Aston<br />

Villa und West Bromwich Albion. In<br />

Deutschland entwickelte sich die<br />

Zuschauerbeteiligung langsamer, so<br />

waren 1903 bei einem Fußballspiel<br />

in Hamburg nur 1200 Menschen<br />

anwesend. Erst 19 Jahre später<br />

wurde bei einem Spiel in Berlin ein<br />

enormer Zuwachs festgestellt, es<br />

handelte sich mittlerweile um eine<br />

Anzahl von rund 58.000 Zuschauern.<br />

Bis in die 50er Jahre trugen<br />

Zuschauer für den Besuch des Fußballspiels<br />

ihren besten Anzug und<br />

Hut, erst Anfang der 60er Jahre<br />

kamen Personen mit H<strong>als</strong>tüchern,<br />

Sch<strong>als</strong> und Fanmützen zu den<br />

Spielen. Bis heute sind die Erkennungszeichen<br />

der Fußballfans<br />

Trikots, Sch<strong>als</strong>, Kutten und Accessoires<br />

ihrer Vereine. Ein weiteres<br />

Charakteristikum ist das gemeinsame<br />

Stehen im Fanblock. Die Fans<br />

identifizieren sich mit ihrem Verein<br />

und zeigen dies durch<br />

permanentes Anfeuern, Singen von<br />

Fangesängen, die Fanclubzugehö-


S C H W E R P U N K T<br />

rigkeit, das Malen von Fahnen und<br />

das Abbrennen von bengalischen<br />

Feuern. Von den ca. 120.000 –<br />

160.000 Fußballfans in Deutschland<br />

neigen circa zwei Drittel nur zu<br />

verbaler Gewalt gegen Schiedsrichter<br />

und/oder die gegnerische Mannschaft<br />

und deren Fans. Die Übrigen<br />

tendieren auch zu körperlicher<br />

Gewalt, zum Beispiel bei Frustration<br />

nach einem verlorenen Spiel<br />

oder unter Alkoholeinfluss.<br />

Hooligans<br />

Im deutschen Sprachgebrauch wird<br />

das Wort Hooligan auch für die<br />

Bezeichnungen Rowdy und Randalierer<br />

verwendet. Wurde das Wort<br />

Hooligan bereits 1970 in Großbritannien<br />

erwähnt, so tauchte es in<br />

Deutschland erst 1985 zur Beschreibung<br />

des körperlich gewalttätigen<br />

Teils der Fußballfanszene auf. Der<br />

Hooliganismus beschreibt eine Form<br />

der Angriffe auf Spieler und Ordner<br />

durch Fans, aber vorwiegend die<br />

Kämpfe zwischen den Zuschauergruppen<br />

verschiedener Vereine. Die<br />

initiierten Gewalttätigkeiten geschehen<br />

in Gruppen und richten sich<br />

spontan oder organisiert gegen<br />

ähnlich motivierte Gruppen.<br />

In Deutschland handelte es sich<br />

dabei in der Saison 2002/2003 in<br />

der 1. und 2. Bundesliga um 2452<br />

Personen (nach der ZIS geführt <strong>als</strong><br />

Kategorie C) mit einem Umfeld von<br />

ca. 4850 Kategorie B-Fußballfans<br />

(Fußballfans mit gelegentlicher<br />

Neigung zur Gewalt).<br />

Den Hauptbestandteil der Gruppe<br />

bilden Männer im Alter von ca.<br />

15-35 Jahren, die aus allen sozialen<br />

Schichten vertreten sind.<br />

Rechtsextremismus beim<br />

Fußball<br />

Von Rechtsextremismus spricht man,<br />

wenn politische Handlungsweisen<br />

und Ideologien, die den demokratischen<br />

Verfassungsstaat offen oder<br />

verdeckt ablehnen und durch eine<br />

auf das eigene Volk, eine Nation<br />

oder Rasse bezogene ‚Volksgemeinschaft’<br />

ersetzen wollen. Dieses Ziel<br />

ist stets mit einer ideologischen<br />

Abwertung und aktiven Ausgrenzung<br />

bestimmter Menschengruppen<br />

aus diesem Bereich verbunden.<br />

Vor diesem Hintergrund treffen wir<br />

auch immer wieder im Bereich des<br />

Fußballs auf derartige Handlungen<br />

und Aktivitäten. Gerade der Vorfall<br />

in Lens, wo zur WM 1998 Randalierer<br />

den Polizisten Daniel Nivel<br />

lebensgefährlich verletzten, bleibt<br />

mahnend in Erinnerung. Einer der<br />

Täter war bereits lange vorher in<br />

seiner Stadt <strong>als</strong> Neonazi bekannt. So<br />

werden seitdem immer weitere Fälle<br />

geschildert in denen bekannte<br />

Rechtsextremisten sich unter die<br />

Fußballfanszene mischen und<br />

versuchen für rechte Parteien zu<br />

werben oder rechtsradikales<br />

Gedankengut zu verbreiten sowie<br />

Gewaltakte vor rechtradikalem<br />

Hintergrund zu verüben oder versuchen<br />

anzustiften.<br />

Rassismus in den Stadien<br />

Rassismus liegt immer dann vor,<br />

wenn bestimmte Merkmale von<br />

Menschen (z.B. Hautfarbe,<br />

Herkunft, Geschlecht usw.) mit<br />

bestimmten Eigenschaften gekoppelt<br />

werden, zum Beispiel wenn von der<br />

Herkunft auf die geistige, sexuelle<br />

oder kriminelle Energie oder Ähnliches<br />

geschlossen wird und durch<br />

diese Konstruktion eine Abwertung<br />

konstruiert wird.<br />

Prüft man diese Definition im<br />

Fußballkontext erkennt man schnell<br />

rassistische Parallelen. Zum Beispiel<br />

die Zuschreibung einige Vereine<br />

seien ‚Juden-Clubs’ mit negativen<br />

Beigeschmack ist purer Antisemitismus<br />

oder die „Uh, Uh-Rufe“ am<br />

Spielfeldrand bescheren eine rassistische<br />

Haltung. Sie und andere<br />

Passagen in Liedtexten sind<br />

eindeutiger Beweis für eine rassistische<br />

Unterwanderung des Fußballs,<br />

die jedoch oftm<strong>als</strong> von den Fußballfans<br />

<strong>als</strong> Provokation unterbewertet<br />

wird. Aber warum muss ich, wenn<br />

ich meinen Unmut gegenüber >><br />

14 15


S C H W E R P U N K T<br />

der gegnerischen Mannschaft<br />

ausdrücken will, gleich rassistisch<br />

werden?<br />

Fazit<br />

Hooligans sind in erster Linie<br />

gewaltorientiert. Sicher bezeichnen<br />

sich einige von ihnen auch offen <strong>als</strong><br />

Rechte, und bei näherer Betrachtung<br />

eignen sich auch mehrere von<br />

ihnen zumindest latent rechte<br />

Tugenden an und stehen unterschwellig<br />

für rechte Eigenschaften<br />

ein. Überschneidungen sind sicherlich<br />

das gestärkte ‚Mann-Sein’,<br />

bewusste Härte und Chauvinismus.<br />

Häufig sind Hooligans durch ihr<br />

äußeres Erscheinungsbild, wie zum<br />

Bsp. ihrer Kleidung nicht eindeutig<br />

von den rechten Akteuren zu unterscheiden.<br />

Allein rechtsradikal<br />

bedingte Gewalt richtet sich aber<br />

vordergründig gegen Andere<br />

aufgrund diskriminierender Haltungen.<br />

Hooliganismus kann sicherlich<br />

auch rechtextremistisch bedingt sein,<br />

ist aber oftm<strong>als</strong> die reine Freude an<br />

der Gewalt.<br />

Stadion ohne Politik?<br />

Geht man von dem Grundprinzip<br />

des Fußballgeschehens aus, so soll<br />

es ein Raum frei von Politik sein.<br />

Aber wie tauchen dann<br />

rechtsradikale Symbole in politikfreien<br />

Stadien auf? Das heißt so lange<br />

Politik in dieser untragbaren Form<br />

vorhanden ist, muss auch massiv<br />

Gegenwehr gegen Rassismus und<br />

Rechtsradikalismus betrieben<br />

werden, um diese aus den Stadien<br />

zu vertreiben.<br />

Die Argumentation des Rassismus<br />

<strong>als</strong> reine ‚Provokation’ bietet keinen<br />

Rechtfertigungsgrund und offenbart<br />

nur eigene, persönliche Richtschnüre.<br />

Auch die Vereine und Fan-Clubs<br />

können nicht zu lassen, dass<br />

Rassismus offen betrieben wird. Aber<br />

bei Kampagnen gegen rechtsradikale<br />

Haltungen, bekommt man<br />

dann von Fans zu hören: „Politik hat<br />

beim Fußball nichts verloren“. Aber<br />

warum ist dann Politik von einer<br />

Seite zulässig? „Auch wer Reichskriegsfahnen<br />

in Stadien duldet, hat<br />

Mitschuld...“ war es in den 90er<br />

Jahren auf einem Transparent von<br />

St.Pauli-Fans zu lesen. Denn auch<br />

wer wegschaut und nichts dagegen<br />

macht, dient der Verbreitung von<br />

Rassismus in den Stadien und<br />

unterwirft sich so den rechten<br />

Tendenzen und dient ihnen<br />

zusätzlich.<br />

Was ist zu tun?<br />

Initiativen und Arbeit zur<br />

Bekämpfung von Rassismus in<br />

den Stadien<br />

Fanclubs gegen Rechts<br />

Insbesondere ist auf einzelne<br />

Fanclubs hinzuweisen, die durch<br />

vorbildliche Arbeit zur Bekämpfung<br />

rechter Strukturen in den Stadien ihre<br />

Beiträge leisten. Dies geschieht,<br />

indem sie Flugblätter und Fanzines<br />

in den Stadien verteilen, aber auch<br />

Aufklärungsarbeit leisten und regelmäßige<br />

Treffen anbieten, um<br />

antirassistische Fanarbeit in die<br />

Stadien zu transportieren (z. Bsp.<br />

beim TSV 1860: Löwenfans gegen<br />

Rechts).<br />

B.A.F.F.<br />

B.A.F.F. ist ein Zusammenschluss<br />

von inzwischen etwa 50 Gruppen<br />

(Fanzines, Fanprojekte, Faninitiativen,<br />

Fanclubs, etc.) und mehr <strong>als</strong><br />

200 Einzelpersonen. Unter dem<br />

Motto „Reclaime the game“ - „Holt<br />

Euch das Spiel zurück“ gründete<br />

sich 1993 dieser Dachverband.<br />

Gemeinsam setzen sich Fans<br />

verschiedener Vereine gegen Rassismus<br />

in den Kurven, aber auch<br />

gegen die totale Kommerzialisierung<br />

des Fußballs und für den Erhalt von<br />

Stehplätzen ein. Sie wollten wieder<br />

mitgestalten und mitmischen, wenn<br />

es um Entscheidungen bezüglich<br />

ihres Vereins ging. Zwar wurde 1995<br />

das A von B.A.F.F. von<br />

antifaschistisch in aktiv umgewandelt.,<br />

dennoch beschäftigten sie sich<br />

aber weiter mit der Bekämpfung des<br />

Rassismus in den Stadien. Im Jahr<br />

1999 gründete B.A.F.F. mit anderen<br />

europäischen Organisationen das<br />

europaweite Netzwerk ‚Football<br />

Against Racism in Europe’ (FARE).<br />

In den letzten Jahren stellte B.A.F.F.<br />

einen Forderungskatalog an den<br />

DFB und die Vereine. In diesem sind<br />

Punkte enthalten, die von den<br />

Vereinen gefordert werden, um<br />

gegen Rassismus bei den Fans vorzugehen.<br />

Des Weiteren fand eine


S C H W E R P U N K T<br />

Wanderausstellung an mehreren<br />

Orten statt, die sich unter dem Titel<br />

„Tatort Stadion“ mit der Thematik<br />

Rassismus, Antisemitismus und<br />

Sexismus beim Fußball auseinandersetzte<br />

und rassistische und<br />

faschistische Vorfälle in den bundesdeutschen<br />

Stadien und ihrem<br />

Umfeld dokumentierte.<br />

Fan-Projekte und ihre<br />

Möglichkeiten zur Bekämpfung<br />

des Rechtsextremismus<br />

Fan-Projekte<br />

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten<br />

und finanziellen Unklarheiten<br />

der Fan-Projektarbeit führte 1992<br />

der Beschluss des ‚Nationalen<br />

Konzepts für Sport und Sicherheit’<br />

(NKSS) zu einer allgemeingültigen<br />

Grundlage für die Arbeit der<br />

Fan-Projekte und ihrer finanziellen<br />

Absicherung. Das Konzept richtete<br />

den Appell an die Bundesligastädte,<br />

in dem es diese aufforderte,<br />

Fan-Projekte zu gründen, wenn<br />

regelmäßig eine größere Anzahl<br />

gewaltsuchender oder gewaltgeneigter<br />

Anhänger bei Ausschreitungen<br />

auffällig wurde. Des Weiteren<br />

sollten sich DFB, Vereine, Länder<br />

und Kommunen an den Finanzierungskosten<br />

der Fan-Projekte beteiligen.<br />

Die Institutionalisierung der<br />

Fan-Projekte gelang bereits im Jahr<br />

1989 mit der Einrichtung einer<br />

‚Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Fan-Projekte’(BAG) zur Gewährleistung<br />

eines fachlichen Austausches.<br />

Zusätzlich entstand später 1993 die<br />

‚Koordinationsstelle Fan-Projekte<br />

bei der Deutschen Sportjugend’<br />

(KOS) <strong>als</strong> Vermittlungszentrale aller<br />

Fan-Projekte. Der Ansatz der<br />

Fan-Projekte sollte den adäquaten<br />

Umgang mit der Fanszene und<br />

ihrer Kultur bieten, in dem sie den<br />

Fangruppen bei der Bewältigung<br />

ihrer Schwierigkeiten helfen und sie<br />

somit vor abweichendem Verhalten<br />

bewahren. Als unentbehrlich zeigt<br />

sich hierbei eine ‚sportnahe Arbeitsweise’<br />

und die Berücksichtigung der<br />

vielfältigen Erscheinungsbilder,<br />

Handlungsmuster und Ausdruckformen<br />

der Fanszene. Folgende Ziele<br />

soll die Fan-Projektarbeit beinhalten<br />

:<br />

> Eindämmung von Gewalt; Arbeit<br />

im Präventivbereich, mit<br />

gleichzeitiger Installierung der<br />

Selbstregulierungsmechanismen mit<br />

der Perspektive der Gewaltverminderung;<br />

> Abbau extremistischer Orientierungen<br />

sowie delinquenter und<br />

Delinquenz begünstigender Verhaltensweisen;<br />

> Steigerung von Selbstwertgefühl<br />

und Verhaltenssicherheit bei jugendlichen<br />

Fußballanhängern;<br />

Stabilisierung der Gleichaltrigengruppe;<br />

> Schaffung eines Klimas, in dem<br />

gesellschaftliche Institutionen zu<br />

mehr Engagement für Jugendliche<br />

bewegt werden können;<br />

> Rückbindung jugendlicher<br />

Fußballfans an ihren Verein<br />

Fan-Projekt-Arbeit im Hinblick<br />

der Bekämpfung von Rassismus<br />

Viele Fan-Projekte haben aufgrund<br />

ihrer rechtlichen Vorgaben die<br />

Aufgabe extremistische Haltungen<br />

abzubauen und rassistische Vorurteile<br />

und Meinungen aus den<br />

Stadien zu halten. So versuchen die<br />

Fan-Projekte durch gezielte Argumentationen<br />

und politische Bildungsarbeit<br />

gegen Rechtsradikalismus<br />

und Rassismus vorzugehen<br />

und in diesem Zusammenhang auffällige<br />

Fans gezielt anzusprechen<br />

und entgegenzuwirken. Auch sollen<br />

diesbezügliche Tendenzen in Gruppen<br />

– und Einzelgesprächen thematisiert<br />

werden und transparent gemacht<br />

werden. Viele Fan-Projekte<br />

bieten gezielt Projekte und Veranstaltungen<br />

an, um rassistische Parolen<br />

zu entkräften und gezielt Kontra zu<br />

setzen. Anknüpfungspunkte um<br />

Überzeugungsarbeit zu leisten sind<br />

gemeinsame Aktionen, Ausflüge<br />

sowie Projekte und regelmäßiger<br />

Kontakt zu den Fußballfans, um die<br />

Verbindung zu rechten Parteien nicht<br />

zu ermöglichen, <strong>als</strong> wichtigste Anknüpfung<br />

für die Arbeit gilt hier immer<br />

der Bezugspunkt der Fußball<br />

und seine Fankultur. Weitere Möglichkeiten<br />

sind Bildungsarbeit zu leisten,<br />

in dem bestimmte Filme gezeigt<br />

werden oder Besuche zu KZs oder<br />

anderen Gedenkstätten organisiert<br />

werden, aber auch offene Diskussionsrunden<br />

stattfinden, an denen<br />

auch Vereinsakteure und vor allem<br />

Spieler teilnehmen. Auch >><br />

16 17


S C H W E R P U N K T<br />

Unterstützung zur Gründung von<br />

Initiativen und Fanclubs gegen<br />

Rechts sowie entsprechende Aktionen<br />

in den Stadien und die Gestaltung<br />

von Transparenten werden von<br />

den Fan-Projekten initiiert und<br />

begleitet.<br />

Anforderungen an die pädagogische<br />

Arbeit<br />

Mit einer primär akzeptierenden<br />

Haltung gegenüber ‚nicht-akzeptablen’<br />

Verhaltensformen soll gearbeitet<br />

werden. Zunächst stellt die Arbeit<br />

die Prämisse, die Gruppenprobleme<br />

der Fans zu behandeln, die sie<br />

haben und nicht jene, die sie<br />

machen. Nur unter diesem Ansatzpunkt,<br />

dass es jemanden gibt, der<br />

sich für sie interessiert, kann die<br />

Einsicht reifen, dass auch andere<br />

Menschen mit ihnen und ihrer<br />

Einstellung Probleme haben. So wird<br />

den Fans eine möglichst lösende<br />

Haltung durch die Fan-Projekte vermittelt,<br />

gleichzeitig soll aber<br />

signalisiert werden, dass gewisse<br />

Verhaltensformen, Probleme mit<br />

anderen darstellen. Auch soll dargelegt<br />

werden, dass man für eigene<br />

Probleme nicht immer die Schuld bei<br />

anderen suchen kann. Dies soll<br />

behilflich sein eine mögliche<br />

Lösungsstrategie zu entwickeln. Provokationen,<br />

Randale und Gewalt,<br />

aber auch rassistische Äußerungen<br />

dienen häufig <strong>als</strong> Aufmerksamkeitsmittel<br />

gegenüber der Gesellschaft.<br />

Wenn es eine begünstigende<br />

Fanarbeit schafft, die Gesellschaft<br />

aufmerksam auf Fans und ihre<br />

Bedürfnisse zu machen, können<br />

rechtsextreme Reaktionen und Umgangsweisen<br />

vermindert werden.<br />

Somit verschaffen sich Fußballfans<br />

nicht nur Gehör durch Provokationen,<br />

sondern auch über sozial<br />

verträglichere Wege. Nur wenn<br />

sinnvollere und befriedigendere<br />

Möglichkeiten gefunden werden,<br />

wird der einzelne Fan auch eine<br />

Möglichkeit finden sein auffälliges<br />

Verhalten abzulegen. Zentrale<br />

Aufgabenaspekte der Fanarbeit sind<br />

vielfältige Vorschläge und Angebote<br />

zu sozial verträglicheren<br />

Alternativen bezüglich ihrer Verhaltensmuster<br />

und Konfliktlösungsstrategien<br />

zu bieten, aber auch, die<br />

Fans auf diesem Weg zu begleiten,<br />

zu unterstützen, sowie mögliche<br />

Prozesse anzustoßen und zu fördern.<br />

Hierbei ist es sehr wichtig die<br />

abweichenden Fußballfans auch da<br />

abzuholen, wo sie sind und zwar in<br />

ihrem Fußballumfeld. Das bedeutet<br />

für die pädagogische Arbeit sich<br />

auch auf die Fußballwelt einzulassen<br />

und zu empfinden, was der<br />

Fußball für den Einzelnen bedeutet.<br />

Nur so findet man überhaupt eine<br />

Möglichkeit sich Zugang zu den<br />

Fans zu verschaffen. Alle Grundhaltungen<br />

basieren auf der Annahme,<br />

die Fans so zu akzeptieren, wie sie<br />

sind, trotz aller Unstimmigkeiten in<br />

ihrem Verhalten und möglicher<br />

Unvereinbarkeit mit den Idealen des<br />

pädagogischen Mitarbeiter. Dabei<br />

beruht die Akzeptanz nicht unbedingt<br />

auf ihrem Verhalten, sondern<br />

viel mehr auf der Ansicht, dass es<br />

sich um Menschen mit kritikwürdigem<br />

und verurteilenswerten<br />

Auffälligkeiten handelt. Diese<br />

Sichtweise findet sich vorwiegend<br />

bei aggressiven und gewalttätigen<br />

Fußballfans, aber auch Fans mit<br />

rechten Einstellungen, deren Verhalten<br />

<strong>als</strong> nicht gesellschaftlich und<br />

sozial verträglich bewertet wird. Als<br />

weitere Handlung der Fan-Projektarbeit<br />

stellt sich das Zuhören dar, da<br />

oftm<strong>als</strong> den Bedürfnissen der Fans<br />

kein offenes Ohr geschenkt wird, so<br />

benötigen sie jemanden, der sich für<br />

sie interessiert und ihre Bedürfnisse,<br />

Wünsche und Probleme auch<br />

wahrnimmt.<br />

Wichtig ist, dass die zumeist<br />

jugendlichen Fußballfans Vertrauen<br />

zu dem pädagogischen Mitarbeiter<br />

haben und ihn auch <strong>als</strong> Ansprechpartner<br />

akzeptieren. Dieser kann<br />

dann auch entsprechende Bildungsangebote<br />

gegen Rechts für die Fans<br />

organisieren und mit Überzeugungsarbeit<br />

und gestärkter<br />

Argumentation rechte Parolen<br />

entkräften und Meinungsveränderungen<br />

im Sinne der antirassistischen<br />

Arbeit leisten.<br />

Gerade hier ist man in der Fanarbeit<br />

aufgerufen Gegenstrategien,<br />

alternative Lösungsvorschläge zu<br />

rassistischen Einstellungen zu<br />

entwickeln und anzubieten und<br />

dabei die integrative Kraft des<br />

Fußballs zu nutzen. Das heißt den<br />

Fußball mit einzubeziehen und die


S C H W E R P U N K T<br />

Aktionen und Handlungen im<br />

Zusammenhang mit dem ‚Fan-Sein’<br />

zu stellen.<br />

Ausblick<br />

Gerade die Arbeit der Fan-Projekte<br />

ist ein integraler Bestandteil für die<br />

Fanarbeit. Für manche Vereine ist es<br />

unvorstellbar die intensive Fan-Betreuung<br />

zu übernehmen. Aus<br />

‘diesem Grund muss die Arbeit der<br />

Fan-Projekte noch mehr gestärkt<br />

werden. Das heißt, gerade kleine<br />

Fan-Projekte müssen bei einem Bedarf<br />

von Fans ausgebaut werden.<br />

Aber auch bereits bestehende Fan-<br />

Projekte, die aufgrund eines Abstiegs<br />

ihres jeweiligen Vereins, von Schließungen<br />

betroffen sind, müssen<br />

erhalten bleiben. Denn treue Fans<br />

bleiben, auch wenn es dem Verein<br />

finanziell nicht gut geht oder er eine<br />

Liga weiter unten spielt. Viele Vereine<br />

in den unteren Ligen haben kein<br />

Fan-Projekt, obwohl sich gerade<br />

Ausschreitungen und Gewalt dort<br />

sehr häufig tummeln. Hier müssen<br />

neue Wege der Finanzierung gefunden<br />

werden, um kleine Vereine<br />

unter die Arme zu greifen und jedem<br />

Verein solch eine Fan-Betreuung zu<br />

ermöglichen. Die positive Arbeit<br />

vorwiegend im Präventionsbereich,<br />

aber auch in der aktiven Fanbetreuung<br />

sind wesentliche Argumente<br />

dafür.<br />

So müssen gerade die Vereine in die<br />

Pflicht genommen werden, sich<br />

auch gegen Rassismus stark zu<br />

machen. Trotz des Forderungskataloges<br />

von B.A.F.F und der Satzungsverankerung<br />

einiger Vereine, zur<br />

Verhängung von Stadionverboten<br />

bei rassistischen und rechtradikalen<br />

Rufen und Äußerungen im Stadion,<br />

machen sich nur vereinzelte Vereine<br />

gegen Rassismus in den Stadien<br />

stark. Hier können sich Vereine noch<br />

besser einschalten und aktiv mit<br />

Aktionen und Kampagnen gegen<br />

den Rassismus in ihren Fanreihen<br />

vorgehen. Gerade Spieler dienen<br />

oftm<strong>als</strong> <strong>als</strong> Vorbilder für die Fans<br />

und sollen so den direkten Dialog<br />

mit den Fans suchen, um Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten. Auch das<br />

Ausschließen der Fans durch<br />

Stadionverbote bei einer Zuwiderhandlung<br />

kann nicht allein das Ziel<br />

bedeuten, da sich dadurch das Problem<br />

nur verlagert und Einstellungen<br />

bei dem Betroffenen sogar noch<br />

verstärkt werden können. Auch mit<br />

‚Ausgeschlossenen’ muss das<br />

Gespräch gesucht werden und<br />

versucht werden mit Gegenargumenten<br />

rechte Äußerungen zu<br />

entkräften.<br />

Gerade Ansprechpartner und die<br />

dazugehörige Kommunikationsbereitschaft<br />

ist für die jungen Fußballfans<br />

sehr wichtig. Dieser Wille zur<br />

Kommunikation muss aber auch von<br />

den Vereinen gezeigt werden und<br />

diese müssen entsprechendes Interesse<br />

ihren Fans entgegenbringen.<br />

Hinsichtlich der Vorbeugung von<br />

rassistischen Einstellungen muss in<br />

den Schwerpunkten auch auf<br />

Präventionsarbeit gesetzt werden.<br />

Gerade bei dem Nachwuchs in der<br />

Fanszene muss bereits angesetzt<br />

werden, um rechte Verhaltenmuster<br />

und Meinungseinstellungen erst gar<br />

nicht entstehen zu lassen. Dies kann<br />

zur Immunisierung gegen Rechts,<br />

vor allem durch eine gestärkte Ausstattung<br />

von Argumenten gegen<br />

Rechts, führen.<br />

Der Prozess zur Vertreibung des<br />

Rassismus und Rechtsradikalismus<br />

aus den Stadien besitzt immer eine<br />

langfristige Perspektive und in der<br />

Fanarbeit soll die antirassistischen<br />

Arbeit zur Vorbeugung gegen Rassismus<br />

und Rechtsradikalismus<br />

immer enthalten sein. Dieses Ziel<br />

kann jedoch nur gelingen, wenn<br />

sich alle Beteiligten gemeinsam<br />

dafür stark machen, sowohl die<br />

Fan-Projekte, Fan-Clubs und Fan-<br />

Initiativen, <strong>als</strong> auch die jeweiligen<br />

Vereine bis hin zum DFB. Hierfür<br />

müssen Zusammenarbeit und reger<br />

Austausch an erster Stelle stehen,<br />

denn nur durch Wachsamkeit und<br />

offene Auseinandersetzung kann<br />

man den Rassismus und die Fremdenfeindlichkeit<br />

in den Stadien<br />

dauerhaft eindämmen. Denn<br />

bekanntlich dauert ein Fußballspiel<br />

länger <strong>als</strong> neunzig Minuten und eine<br />

runde Sache sollte nicht allein der<br />

Ball sein!<br />

VERENA DIETL<br />

Juso-Bezirksvorsitzende<br />

___________________________<br />

Literatur:<br />

Gerd Dembowski/Jürgen Scheidle (Hg.)<br />

(2002): Tatort Stadion. Köln.<br />

B.A.F.F. (Hrsg.) (2004a): Ballbesitz ist Diebstahl<br />

– Fußball zwischen Kultur und<br />

Kommerz.Göttingen.<br />

18 19


A K T U E L L E S<br />

Abpfiff!<br />

Zwangsprostitution in Deutschland<br />

Prostitution ist seit 2002 keine Straftat<br />

mehr und Prostituierte haben<br />

seitdem die selben Rechte und<br />

Pflichten wie alle Selbständigen. In<br />

München sind nach Angaben des<br />

Kreisverwaltungsreferates derzeit<br />

offiziell 2.100 Prostituierte gemeldet,<br />

die Steuern und Abgaben entrichten.<br />

Wie viele Frauen (und Männer)<br />

der Prostitution unangemeldet nachgehen<br />

ist schwer zu schätzen. Und<br />

im Dunkeln bleibt auch die Zahl der<br />

Menschen, die gegen ihren Willen<br />

zur Prostitution gezwungen werden.<br />

Laut BKA arbeiten in Deutschland<br />

ca. 140.000 weibliche Prostituierte<br />

aus osteuropäischen Staaten, schätzungsweise<br />

80.000 sind Zwangsprostituierte.<br />

Zwangsprostitution und<br />

Menschenhandel mit Frauen und<br />

Mädchen aus Osteuropa und Asien<br />

haben sich besonders seit dem Fall<br />

des Eisernen Vorhangs zu einem der<br />

lukrativsten kriminellen „Wirtschaftszweige“<br />

entwickelt. Und Experten<br />

schätzen, dass damit mittlerweile<br />

mehr Geld umgesetzt wird <strong>als</strong> mit<br />

Drogenhandel.<br />

Seit Jahren werden Frauen und<br />

Mädchen nach Deutschland<br />

gebracht und <strong>als</strong> Zwangsprostituierte<br />

ausgebeutet. Zumeist werden ihnen<br />

f<strong>als</strong>che Jobangebote gemacht,<br />

<strong>als</strong> Putzfrau, Kellnerin oder <strong>als</strong><br />

Nachtclub-Tänzerin. In Staaten, in<br />

denen der durchschnittliche<br />

Monatslohn bei 500 Euro und<br />

darunter liegt und die Arbeitslosigkeit<br />

hoch ist, finden diese Versprechungen<br />

oftm<strong>als</strong> Gehör. In<br />

Deutschland angekommen werden<br />

die Frauen unter Androhung -und<br />

Ausübung !- psychischer und<br />

physischer Gewalt in die Prostitution<br />

gezwungen. Häufig wissen sie<br />

nicht, in welcher Stadt sie sich<br />

befinden und werden von den<br />

Zuhälter von der Außenwelt abgeschottet.<br />

Ihre einzigen Kontakte zum<br />

„Gastgeberland“ sind die Freier.<br />

Die WM <strong>als</strong> Anlass<br />

All dies spielt sich tagtäglich in<br />

Deutschland ab. Dass Michel Friedmann<br />

Kokain bei einem Dealerring<br />

bezog, der gleichzeitig ein Bordell<br />

mit ukrainischen Zwangsprostituierten<br />

betrieb, wissen nur noch<br />

wenige. Erst im Zuge der Vorbereitungen<br />

der Fußball WM wird<br />

Zwangsprostitution in größerem<br />

Rahmen thematisiert.<br />

Aber besser spät <strong>als</strong> nie. Bei<br />

Großereignissen wie einer Fußball<br />

WM steigt auch die Nachfrage nach<br />

so genannten sexuellen Dienstleistungen.<br />

In München beobachten<br />

dies Polizei und KVR auch während<br />

der Wies‘n oder bei Großmessen.<br />

Von der WM dürften sich nicht nur<br />

Hotels, Gaststätten und Einzelhandel<br />

ein gutes Geschäft erhoffen,<br />

sondern auch Zuhälter von<br />

Zwangsprostituierten. In einigen<br />

WM-Austragungsorten, darunter<br />

Frankfurt und in München, hat die<br />

Polizei daher angekündigt, während<br />

der WM in Bordellen verschärft auf<br />

die Anwesenheit von Zwangsprostituierten<br />

zu kontrollieren.<br />

Der Deutsche Frauenrat und Organisationen,<br />

die sich seit langem<br />

gegen Frauen- und Menschhandel<br />

engagieren, haben die WM zum<br />

Anlass genommen, über Schicksale<br />

von Zwangsprostituierten aufzuklären<br />

und dem Problem in der<br />

Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen.<br />

In den vergangenen Monaten hat<br />

sich im Bundesgebiet und in einzelnen<br />

WM-Städten eine vielfältige<br />

„Kampagnenflut“ entwickelt.<br />

Kampagnen in München<br />

In München haben sich der Verein<br />

Solwodi (solidarity with women in<br />

distress), die Beratungsstelle Jadwiga<br />

und kirchliche Frauenorganisationen<br />

für die Kampagne „schau<br />

genau – eine Frau“ zusammengeschlossen,<br />

die auch vom Europäischen<br />

Parlament unterstützt wird.<br />

Neben der Sensibilisierung der<br />

Freier bieten die Organisationen<br />

Hilfe und Unterstützung für frühere<br />

Opfer von Zwangsprostitution.<br />

Darüber hinaus informiert Solwodi


A K T U E L L E S<br />

Frauen in ihren Heimatländern über<br />

die Praktiken von Menschenhändlern.<br />

Die Abpfiff-Kampagne des<br />

Deutschen Frauenrates will in erster<br />

Linie die Öffentlichkeit für das<br />

Thema sensibilisieren. Der Deutsche<br />

Frauenrat ist der Dachverband<br />

deutscher Frauenorganisationen in<br />

dem auch AsF vertreten ist. „Abpfiff“<br />

ist eine bundesweite Kampagne, die<br />

lokale Aktionen einbezieht. Namhafte<br />

Unterstützer sind der<br />

Geschäftsführende DFB-Präsident<br />

Theo Zwanziger und Klaus Wowereit.<br />

Der Frauenrat legt größten Wert<br />

darauf, nicht die legale Prostitution<br />

zu verteufeln, sondern die Zwangsprostitution<br />

<strong>als</strong> das darzustellen was<br />

es ist: Menschenrechtsverletzung<br />

und Sklaverei.<br />

In München werden vom Stadtbund<br />

Münchner Frauenverbände<br />

Aktionen gegen Zwangsprostitution<br />

organisiert, an denen sich auch die<br />

Münchner AsF beteiligen wird.<br />

Geplant ist derzeit u.a. eine<br />

Demonstration am Flughafen kurz<br />

vor Beginn der WM.<br />

Der Beitrag der WM-Stadt München<br />

besteht in einem Infoscreen-Spot. Er<br />

wird während der WM in allen<br />

Münchner U-Bahnhöfen mehrm<strong>als</strong><br />

pro Stunde zu sehen sein und klärt<br />

in mehreren Sprachen über<br />

Zwangsprostitution auf. Der Spot ist<br />

„Überbleibsel“ eines Antrags der<br />

SPD-Stadtratsfraktion vom März<br />

2005. Die SPD hatte eine eigene<br />

städtische Kampagne beantragt, die<br />

auch nach der WM weitergeführt<br />

werden sollte. Leider wurde der<br />

Antrag von CSU und Grünen im<br />

Herbst 2005 im Kreisverwaltungsausschuss<br />

abgelehnt.<br />

Und was passiert nach der<br />

WM?<br />

Zwangsprostitution ist eine besonders<br />

üble Form der Ausbeutung und<br />

Entwürdigung und muss mit allen<br />

Mitteln bekämpft werden. Die WM<br />

fördert die Auseinandersetzung mit<br />

dem Problem, allerdings besteht die<br />

Gefahr, dass es nach Ende der WM<br />

wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung<br />

verschwindet. Der<br />

Deutsche Frauenrat fordert eine<br />

Reihe von Maßnahmen zur<br />

Bekämpfung von Zwangsprostitution<br />

und Frauenhandel. Diese<br />

reichen von einer verbesserten<br />

Aufklärung der Frauen in ihren Heimatländern<br />

über die Praktiken der<br />

Menschenhändler bis hin zu einem<br />

besseren Opferschutz. Auch durch<br />

das Aufenthaltsrecht müssen Opfern<br />

von Menschenhandel und sexueller<br />

Ausbeutung Schutz erfahren.<br />

Die Kampagnen und Aktionen zur<br />

WM 2006 sollten <strong>als</strong> Auftakt für<br />

eine umfassende Diskussion begriffen<br />

werden, die –hoffentlich in<br />

näherer Zukunft- dazu führt, dass<br />

tragfähige Maßnahmen zur<br />

Bekämpfung von Zwangsprostitution<br />

ergriffen werden.<br />

ULRIKE BOESSER<br />

Stadträtin und stellv. Vorsitzende der<br />

Gleichstellungskommission der LH<br />

München,<br />

Vorsitzende der AsF München<br />

__________________________<br />

Weitere Info im Netz:<br />

www.frauenrat.de<br />

www.frauenverbaende.de (Stadtbund<br />

Münchner Frauenverbände)<br />

www.solwodi.de<br />

http://www.grafspd.de/cms/Themen/<br />

(Homepage von Angelika<br />

Graf, MdB und stellv. AsF-Landesvorsitzende<br />

Bayern)<br />

www.asf-muenchen.de (ab Ende<br />

Mai 2006)<br />

20 21


T - S H I R T<br />

Hier unser offizielles Juso-T-Shirt. So, oder zumindest sehr ähnlich, wird es für<br />

euch bald in verschiedenen Größen und recht günstig zu erwerben sein...<br />

JUNGSOZIALIST/IN


D A S L E T Z T E W O R T<br />

Das letzte Wort:<br />

Fussball ist unser Leben<br />

Es schwarz-rot-goldet allerorts. Wir sind balla balla und vor allem We-äm.<br />

Schön anzuschauen, wie kindliche Reflexe um sich greifen, wenn man den<br />

zu fussenden Ball ins Spiel bringt.<br />

Besonders possierlich agieren PolitikerInnen. Sie dribbeln verbal, geben<br />

Steilvorlagen oder stellen sich durch Fouls selbst ins Abseits (hä?).<br />

Jedenfalls versuchen sie im allgemeinen, Fussball zu sein.<br />

Kein FreeTVLive-Spiel ohne von VolksvertreterInnen belagerte Tribünen.<br />

Was sucht sonst ein räumungswütiger CDU-Bürgermeister am Millerntor<br />

(Stadion des FC St. Pauli)? Das Kotzen ist auf unserer Seite. Oder Angela<br />

Merkel philosophiert bei der WM- Show über die Chancen der Nationalmannschaft und das Konzept von<br />

Jürgen Klinsmann. Ganz große Nummer.<br />

Der letzgenannte sollte ja vor den allwissenden Sportausschuss des Bundestags zitiert werden.<br />

Wetten, dass die WM so oder so nicht mit einem Heimsieg endet! ;)<br />

Wahrscheinlich ist es einfach so, dass PolitikerInnen mit etwas sympathischen verbunden werden wollen.<br />

Dafür liefern sie gerne auch mal fragwürdige Auftritte ab. Aber das hat auch bei Gebrauchtwagenhändlern<br />

nichts genutzt.<br />

Nicht, dass Ihr mich f<strong>als</strong>ch versteht. Es spricht nichts dagegen, dass PolitikerInnen Fussballfans oder<br />

SpielerInnen sein können, sie müssen es aber nicht sein, wenn sie es nicht sind.<br />

Wir freuen uns ja auch darüber, dass Lukas Podolski kein Haushaltskonzept erarbeitet (oder George Best,<br />

r.i.p.: „ Ich habe die Hälfte meines Vermögens für Autos, Frauen und Suff ausgegeben; den Rest habe ich<br />

verprasst“).<br />

Freuen tue ich mich auch schon über Fussballwortspiele in Verbindung mit Politik vor und<br />

während der WeÄm. Mein Transparentvorschlag: Blutgrätsche gegen den Faschismus!<br />

Weitere lustige Sprüche bitte an: heigl@jusos-m.de.<br />

In diesem Sinne:<br />

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, nie wieder Bayernliga.<br />

Euer Martin Heigl<br />

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