Dezember 2001 - Jusos München
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DAS LETZTE WORT<br />
Das letzte Wort<br />
Ende gut – alles gut ?<br />
Das hat unser Bundeskanzler ja wieder mal sehr geschickt eingefädelt:<br />
Als einiges nicht so laufen wollte, wie er sich das vorgestellt hatte, da kam ihm die brilliante<br />
Idee, die Vertrauensfrage zu stellen. Ihm war sehr wohl bewusst, dass er damit<br />
eine Gewissensfrage mit einer Frage verknüpfte, die über die zukünftige Regierung entscheiden<br />
sollte, und er dadurch einige Abgeordnete in die Zwickmühle brachte.<br />
Denn WER stimmt schon gegen seine eigene Regierung und nimmt damit womöglich<br />
noch einen Machtwechsel in Kauf?<br />
Vielleicht hätte man den Schritt von Gerhard Schröder eher verstehen können, wenn<br />
mit der Bundeswehreinsatz-Entscheidung tatsächlich ein Koalitionsbruch verbunden gewesen<br />
wäre. Nun ist es ein altbekanntes Phänomen, dass die Grünen einen relativ schwachen Koalitionspartner<br />
darstellen. Das tun sie aber gerade deshalb, weil sie immer wieder Schröder & Co nachgeben, statt auf<br />
ihren Grundsätzen zu beharren. Dieses Mal hätte es eine Chance für die Grünen bedeutet, sich wieder ein<br />
bisschen profilieren und sich in ihrer Glaubwürdigkeit steigern zu können. Doch Schröder hat ihnen auch hier<br />
einen Strich durch die Rechnung gemacht, obwohl keinerlei Notwendigkeit zur Vertrauensfrage bestanden hätte.<br />
Denn das Schimpfen und Fordern von Rücktritten der sowieso selbst so zerütteten Opposition hätte in dieser<br />
Angelegenheit keinen dramatischen Akt bedeutet.<br />
Die Argumente dagegen wären zu schlagfertig gewesen: ob Deutschland sich am Kriegseinsatz beteiligt und<br />
somit die Amerikaner in ihrem bisherigen Vorgehen unterstützt, soll jeder Abgeordnete ausschließlich nach<br />
seinem Gewissen entscheiden dürfen. Hier darf kein Fraktionszwang bestehen, dafür ist die Angelgenheit zu<br />
prekär.<br />
Nun können wir wieder aufatmen und froh darüber sein, Edmund nicht ertragen zu müssen - das wäre schon<br />
ein wirklich harter Schlag gewesen. Können wir tatsächlich aufatmen? Nein, denn nun sind wir zwar in der<br />
einen Sache heil davon gekommen, in der anderen aber steht uns Ungewisses bevor: Deutsche Bundeswehrsoldaten<br />
sollen sich am Krieg gegen Afghanistan beteiligen. Man weiß nicht, wie lange dieser Krieg andauern<br />
wird und man kann die Ausmaße nicht einschätzen. Einige Städte in Afghanistan sind bereits von der Nordallianz<br />
eingenommen. Im ersten Moment glaubt man, Fortschritte erzielt zu haben. Doch sieht auch hier die<br />
Zukunft sehr ungewiss aus: Inwiefern werden die Amerikaner und ihre Natopartner wirklich Einfluss auf die<br />
Nordallianz haben – die Nordallianz, die wohlgemerkt vom gleichen Ursprung entstammt wie die Taliban.<br />
Und inwiefern werden die Amerikaner und ihre Bündnispartner in dieser Region Frieden herstellen können?<br />
Besonders die bisher angewandten Mittel scheinen wohl vielmehr weiteres Terrorismuspotenzial erzeugt zu haben,<br />
als dass mit ihnen die angestrebten Ziele erreicht worden wären.<br />
Nichtsdestotrotz, Hauptsache Gerhard hat wieder seinen Kopf durchgesetzt, auch wenn es dieses Mal mit der<br />
Brechstange sein musste...<br />
Andrea Bastian, KV 3<br />
Dieser Beitrag datiert vom 17.11.01. Aufgrund der rigiden Fristensetzung seitens der Druckerei, konnten eventuell entscheidende<br />
Entwicklungen in Afghanistan nicht mehr eingearbeitet werden (d. Red.).<br />
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