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53 Thesen - Jusos

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Die spontan wirkenden Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Ökonomie rufen daher<br />

den Zwang zur Regulierung hervor: Regulierung der ökonomisch-wertmäßigen<br />

Proportionen (konstantes Kapital, Löhne, Profite, Profitraten usw.). Regulierung der<br />

stofflichen Seite bzw. der Produktivkraftentwicklung (Entwicklung des<br />

Arbeitsvermögens, der natürlichen Ressourcen, der Qualität von Produktion und<br />

Konsum) und Regulierung der sozialen Beziehungen (Klassenverhältnisse, geschlechtsspezifische<br />

Arbeitsteilung usw.), um die Wirkung der systembedingten<br />

Widersprüche einzudämmen und zu modifizieren.<br />

These 9: Überbau und Hegemonie<br />

Über der ökonomischen Basis aus kapitalistischer Produktionsweise, patriarchalischer<br />

Arbeitsteilung und Klassenverhältnissen erhebt sich der sozialkulturelle, politischrechtliche<br />

und ideologische Überbau als komplexes Gebilde aus Anschauungen,<br />

Lebensweisen und Institutionen, das in zwei große Bereiche zerfällt: Der bürgerliche<br />

Staat entwickelt sich als politisches Zentrum der Gesellschaft, das unter Einsatz<br />

rechtlicher, administrativer, finanzieller und ideologischer Mittel für die<br />

Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems (und damit auch für die Herrschaft des Kapitals)<br />

Sorge trägt und als "ideeller Gesamtkapitalist" (F.Engels) handelt Mit den<br />

Staatsapparaten wirkt der Staat auch auf den soziokulturellen bzw. zivilen Bereich des<br />

Überbaus ein. Hier entwickelt sich auf der Grundlage der Klassenverhältnisse und der<br />

geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung der Lebensalltag der Menschen in einem<br />

Geflecht aus Institutionen (Vereine, Familie, Kirche, Medien, Schule, Stammtisch...)<br />

und Lebensweisen (Stile, Hobbys, Kontakte...).<br />

Das bürgerlich-kapitalistische System wird also nicht nur durch die ökonomischen<br />

Mechanismen, den Staat, das Recht sowie administrative und repressive Einrichtungen<br />

zusammengehalten, sondern auch durch die politisch-ideologische Einhindung<br />

der Bevölkerung bzw. der lohnabhängigen Massen.<br />

Gerade in der bürgerlichen Demokratie werden Kapitalherrschaft und Staatsgewalt<br />

umgeben und getragen von der massenhaften Zustimmung in der Bevölkerung. Wir<br />

sprechen hier von der bürgerlichen Hegemonie, die in gewissen Grenzen einen eigenständigen<br />

Charakter neben anderen Formen der Sicherung der Kapitalherrschaft<br />

hat<br />

Die materielle Grundlage der bürgerliche Hegemonie liegt im Fetischcharakter der<br />

Ware. Die Ware als Grundelement der kapitalistischen Produktionsweise verschleiert<br />

die in ihr angelegten gesellschaftlichen Herrschaftsbeziehungen, indem sich die<br />

Mitglieder der gesellschaftlichen Klassen scheinbar als gleichberechtigte Warenbesitzer<br />

gegenübertreten. So entsteht die Illusion der Gleichheit der Individuen im<br />

Kapitalismus.<br />

Die Hegemonie wird durch staatliche (insbesondere Schule) und kommerzielle (insbesondere<br />

Medien) Beeinflussung erzielt Sie ist erfolgreich, wenn sie im Lebensalltag<br />

bzw. im Alltagsbewußtsein der Menschen (sozialkultureller bzw. ziviler Bereich) auf<br />

fruchtbaren Boden fällt, weil sie vorhandene Vorurteile und Illusionen bestärkt,<br />

Hoffnungen und Wünsche einbindet, private, religiöse, ethnische und andere<br />

Momente gegen Klasseninteressen ausspielt und vor allem die Neigung zum<br />

alltäglichen Arrangement mit den herrschenden Verhältnissen fördert. Die bürgerliche<br />

Hegemonie stützt sich auch auf patriarchalische Lebensverhältnisse, auf die Familie<br />

und auf eine Zuweisung von geschlechtsspezifischen Rollen.<br />

Wie nun mit Hilfe der Hegemonie bestimmte Regulierungsformen zustimmungsfähig<br />

gemacht werden, so stabilisiert ein funktionsfähiges Regulierungssystem wiederum<br />

die bürgerliche Hegemonie. Kann die Krise des Regulierungssystems über die<br />

bürgerliche Hegemonie nicht mehr abgefangen werden, bzw. besteht keine<br />

Übereinstimmung von Regulierung und hegemonialem System, so kommt es zu einer<br />

Krise des gesamten Herrschaftssystems, in der die repressiven Apparate stärker<br />

eingesetzt werden, also sein Gewaltcharakter deutlicher hervortritt.

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