53 Thesen - Jusos
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Dieser Übergang beinhaltet, daß die ökonomischen Machtzentren in gesellschaftliches<br />
Eigentum überführt, demokratische volkswirtschaftliche Planung und Lenkung<br />
etabliert, die staatlichen Strukturen gegenüber der Gesellschaft geöffnet und neue<br />
gesellschaftliche Machtorgane geschaffen werden. Dieser Bruch mit der alten Gesellschaftsordnung<br />
ist in eine längere Übergangsphase eingebunden. Gerade unter den<br />
heutigen Bedingungen besteht die Hauptaufgabe nicht darin, sich politisch-organisatorisch<br />
auf eine „letzte Schlacht" vorzubereiten, sondern in den ökonomischen,<br />
sozialkulturellen und politischen Verhältnissen der bürgerlichen Gesellschaft die<br />
Grundlagen für einen entwickelten Sozialismus soweit wie möglich auszubauen. Auf<br />
der unverzichtbaren Basis der eigenen Kampfkraft wird dies immer wieder auf<br />
gesellschaftliche Klassenkompromisse hinauslaufen — nicht um eines abstrakten<br />
„sozialen Friedens" willen, sondern in Verantwortung vor den erreichten<br />
Errungenschaften und den gewachsenen Chancen für einen entwickelten Sozialismus<br />
und um die Einheit der Arbeiterinnenbewegung auf jeder Stufe der Entwicklung zu<br />
bewahren.<br />
Hierin liegt die grundlegende Differenz zu einem „revolutionären" Maximalismus,<br />
dessen Erfolgsaussichten gleich Null sind, weil er die Dialektik des modernen<br />
Klassenkampfes ignoriert. Unter den heutigen Bedingungen wird es objektiv möglich<br />
und notwendig, das Verhältnis zwischen Reformismus und revolutionärem Sozialismus<br />
in seiner produktiven Dialektik zu begreifen und weiterzuentwickeln. Konkreter<br />
Bezugspunkt sind die vor uns liegenden Aufgaben in den 90er Jahren: Nur wenn es<br />
der Arbeiterinnenbewegung gelingt, sich in die nächste Phase kapitalistischer<br />
Entwicklung „einzuschreiben", eröffnet sich auch die Perspektive der ökonomischen<br />
und politischen Entmachtung des Monopolkapitals und des Sozialismus.<br />
These 36: Aufgaben der Linken in den 90er Jahren<br />
In der gegenwärtigen Etappe der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen geht es als<br />
Bedingung für alle weiteren Schritte darum, die neokonservative Hegemonie zu<br />
brechen und die Bedingungen für eine Wende nach links zu schaffen. Dazu notwendig<br />
ist ein Reformprojekt, das noch unter den Bedingungen des staatsmonopolistischen<br />
Kapitalismus wissenschaftlich-technischen in sozialen Fortschritt umsetzt,<br />
die Arbeits- und Lebensbedingungen verbessert und den globalen Bedrohungen begegnet.<br />
Das ist auch der einzige Weg. die objektiven wie subjektiven Bedingungen<br />
und Potenzen für weitergehende Umgestaltungen zu entwickeln. Entscheidender<br />
Bezugspunkt sind die Lebensansprüche und Bedürfnisse der Menschen unter den<br />
Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution. Nur als eine fortschrittliche<br />
und moderne Kraft, die den Risiken der Produktivkraftentwicklung deren<br />
zivilisatorische und emanzipatorische Möglichkeiten gegenüberstellt, wird die Linke<br />
hegemoniefähig werden.<br />
Gegenüber früheren Entwicklungsabschnitten wird hierbei die Entfaltung der Individualität<br />
einen deutlich höheren Stellenwert erlangen. Die dabei anstehenden Fragestellungen<br />
weisen immer mehr über den unmittelbaren, ökonomisch vorgegebenen<br />
Klassenzusammenhang hinaus: An allererster Stelle gilt dies für die Veränderung der<br />
Geschlechterverhältnisse und die Frauenemanzipation. Aber auch unter diesen<br />
Bedingungen ist ein ökonomisches Programm der Regulierung unabdingbar — mit A.<br />
Gramscis Worten: „Eine geistige und moralische Reform muß an ein ökonomisches<br />
Reformprogramm gebunden sein; darüberhinaus ist das ökonomische<br />
Reformprogramm genau der konkrete Weg, auf dem die geistige und moralische<br />
Reform präsentiert wird."<br />
These 37: Bewältigung der globalen Probleme<br />
Grundbedingung und entscheidende Aufgabe sozialistischer Politik in den 90er<br />
Jahren und darüberhinaus ist die Durchsetzung wirksamer Maßnahmen, um die<br />
drängenden globalen Probleme zu bewältigen. Notwendig ist dazu eine strategische<br />
Herangehensweise, die das gemeinsame Überlebensinteresse in klassen- und systemübergreifende<br />
Bündnis- und Zusammenarbeitsformen umzusetzen versucht<br />
Dieser strategische Ansatz der "Koalition der Vernunft" zielt darauf, weit über die