53 Thesen - Jusos
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vierung der Arbeit, Arbeitslosigkeit) niederschlägt Andererseits schlägt es zu Buche,<br />
wenn intellektuelle Tätigkeit immer weniger das Privileg einer kleinen Gruppe von<br />
Spitzenkräften ist.<br />
Insoweit wird die Arbeiterinnenklasse in der materiellen Großproduktion — also im<br />
Schlüsselsektor der Ökonomie — ihre zentrale Stellung behalten, aber es wird zu<br />
einer allmählichen Verschiebung zu modernen Facharbeiterinnengruppen und<br />
technischen Angestellten (bis hin zur wissenschaftlich-technischen Intelligenz)<br />
kommen.<br />
Offener ist die Frage, ob bzw. in welchen Dienstleistungssektoren neue Kembereiche<br />
der Klasse (mit Übergängen zur sozialkulturellen Intelligenz) entstehen und in<br />
welcher Form auch hier der Klassengegensatz ausgetragen werden kann. Hierbei ist<br />
vor allem die zukünftige Aufteilung zwischen privatem und öffentlichem Sektor<br />
entscheidend.<br />
Die Differenzierung der Arbeiterinnenklasse, das Wachstum der Intelligenz, die<br />
Verschiebung in den Kernsektoren der Arbeiterinnenklasse, die Ausdehnung des<br />
Diensleistungssektors, aber auch die funktionellen Veränderungen in der Bourgeoisie<br />
verweisen auf eine grundlegende Tendenz: Dort wo die wissenschaftlich-technische<br />
Revolution mit ihrer sozialkulturellen Komponente in das System staatsmonopolistischer<br />
Ausbeutung und Herrschaft eingepaßt werden soll, kommt es zu unvermeidlichen<br />
Widersprüchen zwischen den fortschrittlichen Potentialen der WTR und<br />
ihrer staatsmonopolistischen Nutzung — sei es auf den Gebieten der unmittelbaren<br />
Produktion, der Bildung, der Forschung und technischen Entwicklung oder der<br />
Medien.<br />
Diese Widersprüche sind auch in der Klassenstruktur eingeschrieben und werden<br />
immer mehr den Klassengegensatz zwischen der modernen Bourgeoisie und der<br />
modernen Arbeiterinnenklasse prägen. Zusammen mit der Tatsache der gemeinsamen<br />
Lohnabhängigkeit ist dies die entscheidende Grundlage für das Bündnis von<br />
Arbeiterinnenklasse und Intelligenz.<br />
These 26: Sozialstaat und Individualisierung<br />
Die fordistische Produktions- und Konsumtionsweise eröffnete dem Kapital nicht nur<br />
Expansionschancen. Sie veränderte auch die ökonomische Position der Lohnabhängigen,<br />
die zu einem bedeutsamen Nachfragefaktor wurden. Unter dem Druck der<br />
Arbeiterinnenbewegung konnte diese Konstellation genutzt werden, um die Reproduktion<br />
der Lohnarbeit kollektiv abzusichern und den Sozialstaat zu entwickeln.<br />
Die vergangene Phase kapitalistischer Entwicklung war also dadurch geprägt, daß die<br />
Arbeiterinnenklasse am Produktivitätsfortschritt beteiligt war und ihre soziale Lage<br />
nachhaltig verbessern konnte. Grundlegende Veränderungen in ihrem Alltagsleben<br />
waren die Folge.<br />
Die Überwindung von Not und Hunger als Kennzeichen der Lebenslage der Arbeiterinnenklasse,<br />
die Selbstverständlichkeit eines gestiegenen Lebensstandards haben<br />
zur Herausbildung entwickelter Ansprüche an die individuelle Lebensgestaltung<br />
geführt. Durch die Entwicklung der Einkommensverhältnisse und sozialen Sicherung.<br />
der Arbeite- und Freizeit, des Bildungssystems und der Medien, der Wohn- und<br />
Familienverhältnisse, der Konsum- und Reisegewohnheiten etc. wurden Lebensstile<br />
und Lebensgewohnheiten der Lohnabhängigen ausdifferenziert.<br />
Mit der Auflösung traditionell proletarischer, aber auch ländlich-konfessioneller<br />
Milieus sind neue sozio-kulturelle Milieus entstanden, die sich weniger an Klassenund<br />
Sozialschranken orientieren und größere Spielräume für individuelle<br />
Entwicklungsmöglichkeiten bieten.<br />
Insgesamt kann von einer historischen Tendenz der Individualisierung gesprochen<br />
werden. Soziale und familiäre Abhängigkeiten unter den Lohnarbeiterinnen spielen<br />
eine deutlich geringere Rolle; persönliche Freundschaften und Gemeinschaften, die