16.03.2014 Aufrufe

53 Thesen - Jusos

53 Thesen - Jusos

53 Thesen - Jusos

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

vierung der Arbeit, Arbeitslosigkeit) niederschlägt Andererseits schlägt es zu Buche,<br />

wenn intellektuelle Tätigkeit immer weniger das Privileg einer kleinen Gruppe von<br />

Spitzenkräften ist.<br />

Insoweit wird die Arbeiterinnenklasse in der materiellen Großproduktion — also im<br />

Schlüsselsektor der Ökonomie — ihre zentrale Stellung behalten, aber es wird zu<br />

einer allmählichen Verschiebung zu modernen Facharbeiterinnengruppen und<br />

technischen Angestellten (bis hin zur wissenschaftlich-technischen Intelligenz)<br />

kommen.<br />

Offener ist die Frage, ob bzw. in welchen Dienstleistungssektoren neue Kembereiche<br />

der Klasse (mit Übergängen zur sozialkulturellen Intelligenz) entstehen und in<br />

welcher Form auch hier der Klassengegensatz ausgetragen werden kann. Hierbei ist<br />

vor allem die zukünftige Aufteilung zwischen privatem und öffentlichem Sektor<br />

entscheidend.<br />

Die Differenzierung der Arbeiterinnenklasse, das Wachstum der Intelligenz, die<br />

Verschiebung in den Kernsektoren der Arbeiterinnenklasse, die Ausdehnung des<br />

Diensleistungssektors, aber auch die funktionellen Veränderungen in der Bourgeoisie<br />

verweisen auf eine grundlegende Tendenz: Dort wo die wissenschaftlich-technische<br />

Revolution mit ihrer sozialkulturellen Komponente in das System staatsmonopolistischer<br />

Ausbeutung und Herrschaft eingepaßt werden soll, kommt es zu unvermeidlichen<br />

Widersprüchen zwischen den fortschrittlichen Potentialen der WTR und<br />

ihrer staatsmonopolistischen Nutzung — sei es auf den Gebieten der unmittelbaren<br />

Produktion, der Bildung, der Forschung und technischen Entwicklung oder der<br />

Medien.<br />

Diese Widersprüche sind auch in der Klassenstruktur eingeschrieben und werden<br />

immer mehr den Klassengegensatz zwischen der modernen Bourgeoisie und der<br />

modernen Arbeiterinnenklasse prägen. Zusammen mit der Tatsache der gemeinsamen<br />

Lohnabhängigkeit ist dies die entscheidende Grundlage für das Bündnis von<br />

Arbeiterinnenklasse und Intelligenz.<br />

These 26: Sozialstaat und Individualisierung<br />

Die fordistische Produktions- und Konsumtionsweise eröffnete dem Kapital nicht nur<br />

Expansionschancen. Sie veränderte auch die ökonomische Position der Lohnabhängigen,<br />

die zu einem bedeutsamen Nachfragefaktor wurden. Unter dem Druck der<br />

Arbeiterinnenbewegung konnte diese Konstellation genutzt werden, um die Reproduktion<br />

der Lohnarbeit kollektiv abzusichern und den Sozialstaat zu entwickeln.<br />

Die vergangene Phase kapitalistischer Entwicklung war also dadurch geprägt, daß die<br />

Arbeiterinnenklasse am Produktivitätsfortschritt beteiligt war und ihre soziale Lage<br />

nachhaltig verbessern konnte. Grundlegende Veränderungen in ihrem Alltagsleben<br />

waren die Folge.<br />

Die Überwindung von Not und Hunger als Kennzeichen der Lebenslage der Arbeiterinnenklasse,<br />

die Selbstverständlichkeit eines gestiegenen Lebensstandards haben<br />

zur Herausbildung entwickelter Ansprüche an die individuelle Lebensgestaltung<br />

geführt. Durch die Entwicklung der Einkommensverhältnisse und sozialen Sicherung.<br />

der Arbeite- und Freizeit, des Bildungssystems und der Medien, der Wohn- und<br />

Familienverhältnisse, der Konsum- und Reisegewohnheiten etc. wurden Lebensstile<br />

und Lebensgewohnheiten der Lohnabhängigen ausdifferenziert.<br />

Mit der Auflösung traditionell proletarischer, aber auch ländlich-konfessioneller<br />

Milieus sind neue sozio-kulturelle Milieus entstanden, die sich weniger an Klassenund<br />

Sozialschranken orientieren und größere Spielräume für individuelle<br />

Entwicklungsmöglichkeiten bieten.<br />

Insgesamt kann von einer historischen Tendenz der Individualisierung gesprochen<br />

werden. Soziale und familiäre Abhängigkeiten unter den Lohnarbeiterinnen spielen<br />

eine deutlich geringere Rolle; persönliche Freundschaften und Gemeinschaften, die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!