Linzer Bibelsaat 103 (pdf 8 MB - Diözese Linz
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Die Bibel und die Frauen <strong><strong>Linz</strong>er</strong> <strong>Bibelsaat</strong> Nr. 102/September 2007<br />
Immer wieder kann man die Meinung<br />
hören, die Bibel, insbesondere das Alte<br />
Testament, stelle in typisch orientalischer<br />
Art die Männer in den Vordergrund,<br />
weise den Frauen eine untergeordnete Rolle<br />
zu und beschreibe sie oft sehr negativ<br />
als Verführerinnen und als ernste Gefahr<br />
für ein sittliches Leben, vor der eindringlich<br />
zu warnen ist. Kann man heutigen Menschen,<br />
vor allem den Frauen, eine solche<br />
Bibel zumuten?<br />
Als Ebenbild Gottes<br />
Freilich, man kann nicht leugnen, dass es<br />
solche Stellen gibt, aber es ist nicht gerecht,<br />
sie heraus zu picken und mit ihnen das<br />
ganze Alte Testament zu verunglimpfen.<br />
Man sollte nicht vergessen, dass schon auf<br />
der ersten Seite der Bibel Mann und Frau in<br />
gleicher Weise als Ebenbild Gottes eingeführt<br />
werden und das für alle Zeit bleiben,<br />
selbst wenn sie schwer sündigen. Des weiteren<br />
redet das Alte Testament unbefangen<br />
von Frauen als Königinnen, Richterinnen<br />
und Prophetinnen; das heißt, Frauen sind<br />
als solche von keiner gesellschaftlichen Position<br />
ausgeschlossen – mit Ausnahme des<br />
Priestertums, aber das hat u.a. mit Tabus<br />
zu tun, die mit Blut zusammen hängen.<br />
Der große Zeitraum aber, den die Bibel<br />
abdeckt – mehr als 1000 Jahre! –, bringt es<br />
freilich mit sich, dass es – wie auch bei uns!<br />
– Zeiten gibt, die ein negatives Bild von<br />
der Frau zeichnen. Ansichten der Umwelt<br />
haben vor allem in den letzten Jahrhunderten<br />
v. Chr. viel dazu beigetragen und die<br />
Schriften aus dieser Zeit – das betrifft auch<br />
noch die Paulusbriefe – beeinflusst.<br />
Was Gott uns wirklich sagen wollte<br />
Da aber die Bibel Gotteswort im zeitlichen<br />
Kleid des Menschwortes überliefert, muss<br />
man sorgfältig erforschen, was Gott uns<br />
wirklich sagen wollte. Denn die zeitbeding-<br />
SS<br />
Frauen mit Salbkegel geschmückt<br />
ten Aussagen, dass die Sklaven brav Sklaven<br />
bleiben (Eph 6,5-8), die Frauen sich<br />
den Männern unterordnen (1 Petr 3,1-6), in<br />
der Versammlung schweigen (1Kor 14,34f),<br />
ihren Kopf bedecken und durch Kindergebären<br />
ihre Rettung bewirken (1Tim 2,9-<br />
14) sollen, gehören sicher nicht zu jenen<br />
Lehren, die „sicher, getreu und ohne Irrtum<br />
die Wahrheit lehren, die Gott um unseres<br />
Heiles willen in den heiligen Schriften aufgezeichnet<br />
haben wollte.“(2. Vat. Konzil:<br />
Dei Verbum 3,11).<br />
Univ.-Prof. Dr. Franz D. Hubmann<br />
lehrt an der Kath.-Theol.<br />
Privatuniversität <strong>Linz</strong> Altes Testament<br />
und arbeitet ehrenamtlich<br />
im <strong><strong>Linz</strong>er</strong> Bibelteam mit.<br />
Franz D. Hubmann<br />
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