Linzer Bibelsaat 103 (pdf 8 MB - Diözese Linz
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Das Psalmenbuch <strong><strong>Linz</strong>er</strong> <strong>Bibelsaat</strong> Nr. <strong>103</strong>/Dezember 2007<br />
Martin Luther<br />
Den großen Bibelübersetzer und Reformator<br />
Martin Luther haben die Psalmen als „eine<br />
kleine Bibel“, wie übrigens schon Augustinus,<br />
sein Leben lang, auch in seinem Sterben,<br />
begleitet; ihm verdanken wir Psalmenlieder,<br />
die wir heute noch singen. Und es ist kein<br />
Wunder, dass Menschen unserer Tage wie<br />
die Armen Lateinamerikas sich in den Armen<br />
der Psalmen wieder erkennen; dass aber<br />
auch Denker und Dichter am Rande oder außerhalb<br />
von Kirche und Christentum, in Brot<br />
und Wasser der Psalmen mit ihrer Klarheit,<br />
Kraft und Frische, Haus und Herberge für die<br />
Erfahrungen ihres Lebens finden. Psalmen<br />
bieten die Möglichkeit, Verzweiflung, Not,<br />
aber auch Dank und Staunen nicht irgendwohin<br />
ins Leere zu sprechen, sondern sie<br />
einem Gegenüber, einem Du sagen zu<br />
können und zu dürfen.<br />
Einladung zum Beten<br />
Wir sind eingeladen, uns mit den Menschen<br />
und für die Menschen unserer Tage, die um<br />
Gottes Gegenwart in der Welt, in ihrem<br />
Leben ringen, immer wieder einzureihen in<br />
das nie abgebrochene, große und bewährte<br />
Gebet Israels und der Kirche, in das Gebet<br />
von Jugendlichen, Männern und Frauen,<br />
Priestern und Ordensgemeinschaften, in<br />
das Gebet, das im Feuerofen des Lebens<br />
einzelner Beter und Beterinnen und der<br />
Geschichte des Gottesvolkes (vgl. den<br />
Lobgesang der 3 Männer Dan 3,24-50.51-<br />
95) vielfach getragen hat und trägt; das<br />
trägt, gerade wenn unser eigenes Beten oft<br />
schwach, müde und flügellahm geworden<br />
ist. Psalmengebet und Psalmengesang<br />
verbinden Christen und Christinnen aller<br />
Konfessionen. Psalmen sind zugleich das<br />
Gebet, durch das wir in einer noch viel<br />
weiteren und fundamentaleren Ökumene<br />
mit dem Gottesvolk Israel vertrauend und<br />
SS<br />
hoffend, wenn auch auf verschiedenen<br />
Wegen, der Königsherrschaft unseres einen<br />
Herrn und Gottes entgegen pilgern.<br />
Gottesdienstliche Feiern<br />
Es wird sich überaus lohnen, diesen Gebetsschatz<br />
in den vielen gottesdienstlichen<br />
Feiern auch in unseren Pfarren wieder<br />
zu heben und dadurch dem Beten der<br />
Gemeinden neue Anregungen und Kraft<br />
zu geben, etwa in den Antwortpsalmen<br />
nach der Lesung, in Psalmversen aus dem<br />
Gotteslob, die durch ihre Wiederholung ins<br />
Innere des Menschen dringen können, in<br />
Meditationen zu Psalmentexten.<br />
Persönliches Gebet<br />
Psalmen können und sollen vor allem unser<br />
persönliches Gebet befruchten. Vielleicht<br />
versuchen Sie einmal, Psalmenworte zu suchen,<br />
aufzuschreiben, zusammenzustellen:<br />
Worte, die Sie selber berührt und begleitet<br />
haben, die Sie an andere weitergeben<br />
möchten. Versuchen Sie, einzelne Psalmen<br />
anhand einer guten Erklärung zu erarbeiten<br />
und zu meditieren. Nicht umsonst steht<br />
als Eingangstor zum Psalmenbuch das<br />
„Selig“ von Ps 1: „Selig der Mensch ...“; das<br />
Selig über alle, die ihre Freude haben am<br />
Weg der Weisung dieser gebeteten Zusammenfassung<br />
der Bibel; das Selig über alle,<br />
die ihren Durst stillen, ihre Kraft schöpfen<br />
und Frucht bringen aus diesem Strom der<br />
lebendigen Wasser Gottes. Es ist auch<br />
jenes Selig, das nach Ps 150 am Ende<br />
des Weges des Psalmenbuches und des<br />
Lebens zur Freude und Freiheit des Lobes,<br />
zum endgültigen, großen Halleluja wird.<br />
Johannes Marböck<br />
(Diese Hinführung ist Teil einer Predigt, die em Prof. Dr.<br />
Johannes Marböck anlässlich der Monatswallfahrt nach<br />
Maria Puchheim im Okt. 2007 gehalten hat. Einen ausführlicheren<br />
Text mit einer Erschließung von Ps 42-43 finden Sie<br />
auf unserer Homepage: www.dioezese-linz.at/bibel)<br />
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