stereoplay Überlegene Prinzipien (Vorschau)
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Test & Technik Verstärker<br />
Nebenbei nickt er noch dem<br />
kunststoffgekapselten Haupt-<br />
Netztrafo zu. Doch dann beginnt<br />
er sich langsam zu ärgern. Ja,<br />
schon recht, dass da Extra-<br />
Kühlkörper mit Spannungs-<br />
Stabi-ICs gleich achtfach rumstehen<br />
– aber sapperlot, was<br />
steckt denn in den dunkelgrünen<br />
Verguss-Schächtelchen, die sich<br />
dazwischen befinden?<br />
Marzi und Nardini schweigen,<br />
lächeln und weisen nur auf<br />
ihre flugs korrigierende Strom-<br />
Gegenkopplungsschleife hin.<br />
Das heißt theoretisch: Die vom<br />
Ausgang zurückgeführten Signale<br />
münden zusammen mit<br />
eingangsseitigen Schwingungen<br />
im „virtuellen Massepunkt einer<br />
Transkonduktanzstufe“. Das<br />
bedeutet, dass der Flight 3 an<br />
entscheidender Stelle statt mit<br />
leicht anfechtbaren Spannungen<br />
zielgerichteter und vor allem<br />
schneller mit Strom hantiert.<br />
Molto gentile:<br />
Der Alu-Ferngeber<br />
animiert den<br />
Amp nicht zum<br />
Brutalo-Mute,<br />
sondern zum<br />
sanften Herunterregeln<br />
der Lautstärke.<br />
Der kleinere Ringkerntrafo<br />
versorgt die<br />
Bedienelektronik – und<br />
im Fall der DAC-Version<br />
des Audia Flight 3<br />
auch die USB-Digitalsektion<br />
auf dem<br />
Einschubmodul.<br />
Gleichrichter und<br />
Elkos (Rubycons mit je<br />
18 000 Mikrofarad) direkt bei<br />
den Endtransistoren (Motorola<br />
MJL 3281/1302): Die Ausgangs-<br />
Stromkreise hat Audia kurz und<br />
impulsschnell aufgebaut.<br />
Wenn schon Gegenkopplung,<br />
dann bitte eine flinke: Diese<br />
Regel beherzigt nicht nur Audia,<br />
sondern – um nur ein Beispiel<br />
zu nennen – auch die High-End-<br />
Schmiede Spectral. Tatsächlich<br />
bekam der Flight 3 nach einer<br />
Nacht des Aufwärmens im<br />
<strong>stereoplay</strong>-Messlabor einen<br />
recht sauberen, musikgerechten<br />
Klirrverlauf hin.<br />
Im Hörraum gönnte sich der<br />
Italiener ebenfalls ein ausgedehntes<br />
Warmup. Gerade ausgepackt,<br />
klang der Flight 3 so,<br />
dass die Tester den Karton im<br />
Auge behielten. Unschlüssig,<br />
verhangen, kühl – der Italiener<br />
sehnte sich unmissverständlich<br />
nach seiner Behausung.<br />
Also erst mal Mittagspause.<br />
Anschließend tönte es besser,<br />
nach einer weiteren Stunde taute<br />
der 3er auf. Nun stoben Pianoläufe<br />
nicht nur blitzend-frisch<br />
dahin, es leuchtete so erbaulich,<br />
als hätte der Amp wärmende<br />
italienische Sonne mitgebracht.<br />
So bekam der Flight 3 viel<br />
Arbeit – die Tester wollten in<br />
ihrer Begeisterung ein großes<br />
CD-Repertoire mit ihm hören.<br />
Diverse Sängerinnen traten auf:<br />
Superfein das Drumherum bei<br />
Ulita Knaus, die Stimme kam<br />
lieblich – nur ein Juror meinte,<br />
die Performance dürfe temperamentvoller<br />
sein („It’s The<br />
City“, Minor Music).<br />
Aus dem Messlabor<br />
Überschallflug<br />
Auch wenn die Forderung in<br />
Foren kontrovers diskutiert<br />
wurde, halten die <strong>stereoplay</strong>-<br />
Techniker trotzdem an ihr fest:<br />
Der optimale Verstärker sollte<br />
sich gegenüber der Box bei<br />
allen Frequenzen lineargleich<br />
verhalten, das bedeutet:<br />
möglichst genauso wie ein rein<br />
Ohmscher Widerstand.<br />
Dieses Verhalten erzielt man<br />
(unter sehr hohem Gesamtaufwand)<br />
durch gänzlichen<br />
Verzicht auf die Gegenkopplung.<br />
Deren prinzipbedingte<br />
Langsamkeit lässt den Ausgangswiderstand<br />
nomalerweise<br />
bei zunehmender Frequenz<br />
ansteigen. Oder aber der<br />
Entwickler macht die Gesamt-<br />
28<br />
3/12 <strong>stereoplay</strong>.de