Entwurf- Stand vom 2 - Kita-Portal MV
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Zur weiteren Klärung des Begriffs „Erziehung“ nimmt Marion Musiol auf Hans-<br />
Joachim Laewen Bezug, der auf insgesamt drei Aspekte verweist, die sich mit dem<br />
Begriff „Erziehung“ verknüpfen lassen. Danach ist u.a. Folgendes zu berücksichtigen,<br />
damit das Kind in seiner Entwicklung angeregt werden kann:<br />
Beobachtung/Beachtung der Aneignungsweisen des Kindes<br />
Wahrnehmen/Deuten<br />
Interpretieren der Bildungsprozesse des Kindes (Verstehensprozesse der pädagogischen<br />
Fachkräfte)<br />
eine sich darauf beziehende Förderung des Kindes<br />
Erarbeitung einer Bildungsbiografie-Portfolio. 25<br />
In Testverfahren und Testsituationen hingegen wird der Entwicklungsstand der Kinder<br />
in der Regel defizitorientiert erhoben. Daher empfehlen wir Methoden, z.B. die<br />
Portfolio-Methode, die die Ressourcen und Möglichkeiten der Kinder in den Mittelpunkt<br />
stellen und ihnen einen positiven, wertschätzenden und wertschöpfenden Blick<br />
auf ihre Entwicklung geben. Die dafür erforderliche Beobachtung der Kinder erfolgt<br />
gemäß § 1 Abs. 5 KiföG M-V alltagsintegriert und ist ein wesentliches Element frühkindlicher<br />
Bildung.<br />
Die Aussagen im „Fundament“ zur „Beobachtung und Dokumentation“ unterstützen<br />
wir. Da die alltagsintegrierte Beobachtung und Dokumentation einerseits Grundlage<br />
der individuellen Förderung ist, andererseits aber noch als Kapitel in der Konzeption<br />
fehlt und auch nicht für das Jahr 2011 geplant ist, befürchten wir, dass auch weiterhin<br />
nicht jedes Kind seinem Bedarf entsprechend individuell gefördert werden kann.<br />
Die zusätzlichen finanziellen Mittel für eine gezielte individuelle Förderung werden<br />
dann ausgereicht, wenn die Ergebnisse der Beobachtung auf Basis landesweit verbindlich<br />
festgelegter Verfahren eine erhebliche Abweichung von der altersgerechten,<br />
sozialen, kognitiven, emotionalen oder körperlichen Entwicklung ausweisen.<br />
Viele Kindertageseinrichtungen haben sich mit ihrem Team aber bereits für ein Beobachtungs-<br />
und Dokumentationssystem entschieden und arbeiten seit einigen Jahren<br />
erfolgreich damit. Die Wahl der Methode für die alltagsintegrierte Beobachtung und<br />
Dokumentation ist Bestandteil der pädagogischen Planung. Sie ist von dem Blickwinkel<br />
und vor allem von der Konzeption der Einrichtung abhängig; unterscheidet sich<br />
also zwischen den Einrichtungen.<br />
Die Beobachtung und Dokumentation durch die Fachkräfte stellt als solche kein „Verfahren“<br />
im Umgang mit den Kindern dar. Daher sollten keine „landesweit verbindlich<br />
festgelegten Verfahren“ zementiert, sondern allenfalls „Kriterien“ durch das<br />
Land vorgegeben werden, nach denen die Auswertung der Beobachtungen im Umgang<br />
mit den Kindern durch die Fachkräfte erfolgen soll. Entwicklungsportfolios sind<br />
jedoch so zahlreich wie die Vielfalt von individuellen Entwicklungsmöglichkeiten. Im<br />
Focus stehen dabei die individuellen Ressourcen jedes einzelnen Kindes, statt Entwicklungsdefizite.<br />
Die Träger der Einrichtungen sollten die Freiheit haben, auf der gesetzlichen Grundlage<br />
und der Konzeption ihrer Einrichtung, ein Beobachtungs- und Dokumentationssystem<br />
zu nutzen, dass auch ihren Möglichkeiten im sozialen und personellen Umfeld<br />
entspricht. Der Sinn der Beobachtung und Dokumentation von Bildungsprozes-<br />
25<br />
Marion Musiol, Aspekte zur Trias von Betreuung, Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen und wie<br />
sie in der Praxis sichtbar werden, 2010, S. 11 , in: Bildungskonzeption, Das „Fundament.<br />
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