Garcon - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 29
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Kulinarisches Gespräch mit Helmut Russ LEBENSART<br />
Herr Russ, wann haben Sie eigentlich<br />
Ihren ersten Weihnachtsmarkt<br />
veranstaltet?<br />
1979, bei mir zu Hause in Wattenbek,<br />
der Ort liegt ungefähr 20 Kilometer<br />
südlich von Kiel.<br />
Wie kamen Sie nach Berlin?<br />
Sie meinen zum WeihnachtsZauber<br />
auf dem Gendarmenmarkt?<br />
Ja, natürlich.<br />
Auch das ist einfach beantwortet. Es<br />
gab 2003 eine bundesweite Ausschreibung<br />
für diesen Weihnachtsmarkt, und<br />
unser Konzept bekam den Zuschlag.<br />
Wie haben Sie damals den gastronomischen<br />
Teil Ihres Marktkonzepts<br />
formuliert?<br />
Nicht anders als heute. Weg von<br />
der — wenn Sie so wollen — normalen<br />
Marktversorgung mit ihren Schnellgerichten,<br />
hin zu einer Wohlfühlgastronomie<br />
mit kulinarisch anspruchsvollen<br />
Angeboten.<br />
Und dafür haben Sie damals sofort<br />
Partner in Berlin gefunden?<br />
Natürlich gab es Skeptiker unter den<br />
Berliner Gastronomen, aber da waren<br />
auch etliche, die es für möglich hielten,<br />
auf einem Weihnachtsmarkt mehr<br />
als nur Chinapfanne und Currywurst zu<br />
verkaufen.<br />
Wer waren denn die Vorkocher?<br />
Beim ersten WeihnachtsZauber auf<br />
dem Gendarmenmarkt waren Hartmut<br />
Guy und Josef Laggner vom Lutter &<br />
Seit 2003 ein Magnet in Berlins Mitte: WeihnachtsZauber auf dem Gendarmenmarkt.<br />
Wegner mit im Boot und betrieben hier<br />
weihnachtliche Dependancen mit besonderen<br />
Angeboten.<br />
Das Hilton-Hotel war dabei und übrigens<br />
auch darüber hinaus ein großartiger<br />
Unterstützer unseres Projektes.<br />
Die damalige Generaldirektorin Gundi<br />
Katzenberger hat mir zum Beispiel unbürokratisch<br />
ein Zimmer zur Verfügung<br />
gestellt, damit ich in der Nähe des<br />
Marktes arbeiten konnte und ein Bett<br />
für die Nacht hatte.<br />
Inzwischen haben Sie aber in Berlin<br />
eine eigene Wohnung...<br />
Ja natürlich, ich lebe mit meiner<br />
Frau und den Kindern aus unseren ersten<br />
Ehen in Mitte und — lassen Sie mich<br />
das noch sagen — ich fühle mich wahnsinnig<br />
wohl in der Stadt. Anders als<br />
etwa in München werden sie in Berlin,<br />
wenn sie sich engagieren, schnell und<br />
vorurteilsfrei aufgenommen. Also, ich<br />
bin inzwischen auch ein Berliner.<br />
Ihre kulinarische Sozialisation fand<br />
aber in Schleswig-Holstein statt?<br />
Und wie. Meine Großmutter Luise<br />
war Köchin von Beruf, stand 1912 sogar<br />
mal in Diensten eines preußischen Prinzen,<br />
und meine Mutter hat von ihr das<br />
Talent geerbt, selbst aus einfachen Zutaten<br />
schmackhafte Gerichte zuzubereiten.<br />
Norddeutsche Klassiker spielten<br />
natürlich die Hauptrollen: Aal in Sauer,<br />
Kartoffelsuppe mit Mettwurst, Sauer-<br />
Hüttenwirt Hartmut Guy...<br />
...lädt zu Entenbraten und Entertainment in sein Tiroler Stüberl.<br />
GARÇON 107