Politik und Kultur - Deutscher Kulturrat
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KULTUR UND KIRCHE<br />
politik <strong>und</strong> kultur • März – April 2007 • Seite 16<br />
Die Kirchen, die unbekannte kulturpolitische<br />
Macht – mit dieser Feststellung<br />
begann mit der Ausgabe 5/2006 von<br />
politik <strong>und</strong> kultur die intensivere Auseinandersetzung<br />
mit dem Wechselspiel<br />
von <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Kirche. In der Ausgabe<br />
5/2006 (September/Oktober) wurden<br />
die verschiedenen Facetten des kulturellen<br />
Engagements der Kirchen beleuchtet,<br />
von einer „Leistungsschau“<br />
an kirchlichen Museen, kirchlicher<br />
Laienmusik, bis hin zur Auseinandersetzung<br />
mit dem Engagement der Kirchen<br />
im Ausland, Fragen der religiösen Bildung<br />
oder aber der Zukunft von Kirchengebäuden<br />
angesichts schrumpfender<br />
Zahlen an Gemeindemitgliedern. Der<br />
Maler Markus Lüpertz sagte in einem<br />
Interview in der Ausgabe 5/2006: „Die<br />
Kirche hat kulturell einen großen Auftrag.<br />
Sie muss Qualitäten schulen <strong>und</strong><br />
selber qualitätvoll sein.“ Ob die Kirchen<br />
<strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Kirche<br />
diesen an sie gestellten Anspruch einlösen,<br />
welche Bedeutung Kunst <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong><br />
in der Kirche haben <strong>und</strong> welche Wechselwirkungen<br />
zwischen <strong>Kultur</strong> <strong>und</strong> Kirche<br />
bestehen, diesen Fragen wird seit der<br />
Ausgabe 5/2006 von politik <strong>und</strong> kultur<br />
nachgegangen. In der Ausgabe 6/2006<br />
(November/Dezember) berichtete Peter<br />
Maser von der Bedeutung der Kirchen<br />
als Orte der Begegnung in Ostdeutschland<br />
<strong>und</strong> Max Fuchs setzte sich mit der<br />
Regensburger Rede von Papst Benedikt<br />
XVI. auseinander. B<strong>und</strong>estagsvizepräsidentin<br />
Katrin Göring-Eckardt fordert in der<br />
Ausgabe 1/2007 (Januar/Februar) von<br />
politik <strong>und</strong> kultur einen konstruktiven Dialog<br />
der Kirchen mit dem Islam.<br />
In dieser Ausgabe werden Ausschnitte<br />
der Rede des Ratsvorsitzenden der EKD<br />
Bischof Wolfgang Huber anlässlich<br />
des Zukunftskongress der EKD vom<br />
25.01. bis 27.01.2007 dokumentiert.<br />
Olaf Zimmermann setzt sich mit dem<br />
<strong>Kultur</strong>ort Kirche auseinander <strong>und</strong> sieht<br />
in dem Zukunftsprozess der EKD eine<br />
Herausforderung. Georg-Christhard<br />
Neubert sieht Kunst <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> als<br />
Kernbereiche der Kirche. Rolf Pitsch<br />
stellt am Beispiel der katholischen Büchereiarbeit<br />
die Verbindung von Kirche,<br />
bürgerschaftlichem Engagement<br />
<strong>und</strong> <strong>Kultur</strong> dar.<br />
Die Redaktion<br />
Kein weiter so wie bisher – zum Zukunftskongress der EKD<br />
Das Impulspapier „Kirche der Freiheit. Perspektiven für die evangelische Kirche im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert“ • Von Olaf Zimmermann<br />
Die Evangelische Kirche in Deutschland<br />
(EKD) hat unter dem Titel „Kirche<br />
der Freiheit. Perspektiven für die<br />
evangelische Kirche im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert“<br />
ein Impulspapier vorgelegt, das<br />
es in sich hat. Wenn die Evangelische<br />
Kirche einfach so weiter macht wie<br />
bisher, so steht es in dem Papier, wird<br />
sie im Jahre 2030 auf Gr<strong>und</strong> der demographischen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> den<br />
Folgen aus den zurückliegenden Austrittswellen<br />
ein Drittel weniger Kirchenmitglieder<br />
<strong>und</strong> nur noch die Hälfte<br />
der heutigen Finanzkraft haben.<br />
Die Schonungslosigkeit der Analyse<br />
in dem Papier ist überraschend <strong>und</strong><br />
erfrischend zugleich. Auf dem Zukunftskongress<br />
der EKD „Kirche der<br />
Freiheit im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert“ vom 25.<br />
bis 27. Januar 2007 in Wittenberg<br />
wurde über das Impulspapier kontrovers<br />
debattiert.<br />
Ähnliche<br />
Herausforderungen<br />
Für den <strong>Kultur</strong>bereich ist diese Diskussion<br />
in zweifacher Hinsicht bedeutsam.<br />
Sie ist ein Beispiel, wie die<br />
Herausforderungen des demografischen<br />
Wandels diskutiert werden<br />
können <strong>und</strong> sie rückt den <strong>Kultur</strong>bereich<br />
<strong>und</strong> die Kirchen, die vor ähnlichen<br />
Herausforderungen stehen enger<br />
zusammen. Im Zuge des demografischen<br />
Wandels ändern sich die<br />
beruflichen, privaten <strong>und</strong> sozialen<br />
Lebenslagen der Menschen aller Generationen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich. Lebensläufe<br />
<strong>und</strong> Lebensformen individualisieren<br />
sich immer stärker. Nicht nur die<br />
Kirchen, sondern auch die <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />
müssen auf diese Veränderungen<br />
reagieren, wenn sie nicht<br />
ihr „Publikum“ verlieren wollen. Wie<br />
wird, das war eine Frage auf dem Zukunftskongress<br />
der EKD, der <strong>Kultur</strong>ort<br />
Kirche im Jahr 2030 aussehen?<br />
Doch noch in einer anderen Hinsicht<br />
stehen der <strong>Kultur</strong>bereich <strong>und</strong><br />
die Kirchen vor ähnlichen Herausforderungen.<br />
In dem Impulspapier<br />
wird selbstkritisch die Frage gestellt,<br />
ob sich die Evangelische Kirche nicht<br />
zu stark auf sich bezieht, ob sie sich<br />
„vereinsmäßig“ auf die Menschen<br />
konzentriert, die ihr angehören, statt<br />
sich zu öffnen. Eine Frage, die auch<br />
in verschiedenen <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />
debattiert wird, soll sich auf das<br />
Stammpublikum konzentriert <strong>und</strong><br />
dieses möglichst gut zufriedengestellt<br />
werden oder soll das Wagnis<br />
eingegangen werden, neue Besucher<br />
zu gewinnen, unter der Gefahr, die<br />
vorhandenen zu „vergraulen“. Im<br />
Impulspapier der Evangelische Kirche<br />
wird eine Antwort darauf gegeben,<br />
die Gemeinden sollen sich nach<br />
außen wenden. Sie sollen präsent<br />
sein <strong>und</strong> ihre Arbeit soll missionarisch<br />
sein.<br />
Missionarisch sein – widerspricht<br />
dieses nicht der zur Zeit gefeierten<br />
kulturellen Vielfalt? Ist es<br />
noch zeitgemäß von Mission zu<br />
sprechen oder gehört diese Begrifflichkeit<br />
angesichts des Pluralismus<br />
an Meinungen <strong>und</strong> Glaubensrichtungen<br />
heute nicht in die Asservatenkammer?<br />
Und stehen nicht auch<br />
die <strong>Kultur</strong>einrichtungen vor der Herausforderung,<br />
ihren Kanon zu begründen<br />
<strong>und</strong> zu vertreten?<br />
Im Impulspapier der Evangelischen<br />
Kirche ist die Rede davon, dass<br />
nicht mehr in jedem Ort eine Gemeindestruktur<br />
aufrechterhalten<br />
werden kann, wenn die Zahl der Gemeindemitglieder<br />
zu klein wird.<br />
Statt einer Vielzahl „schwacher“ Gemeinden<br />
sollen ausstrahlungsstarke<br />
evangelische Begegnungsorte geschaffen<br />
werden. D.h. statt Quantität<br />
soll auf Qualität gesetzt werden.<br />
Eine Debatte, die auch dem <strong>Kultur</strong>bereich<br />
nicht fremd ist. Was ist die<br />
richtige Strategie, die Aufrechterhaltung<br />
einer <strong>Kultur</strong>einrichtung auch<br />
wenn sie finanziell bereits so ausgeblutet<br />
ist, dass nur noch der Mangel<br />
verwaltet wird oder die Konzentration<br />
auf einige wenige Orte mit Ausstrahlungskraft?<br />
Doch wie können<br />
Menschen an <strong>Kultur</strong> herangeführt<br />
werden, wenn das Angebot vor Ort<br />
ausgedünnt wird?<br />
Und noch in einer weiteren Hinsicht<br />
ähnelt sich der <strong>Kultur</strong>bereich<br />
<strong>und</strong> die Evangelische Kirche. Beharren,<br />
wenn es um <strong>Kultur</strong>fragen geht,<br />
sechszehn Länder auf ihre <strong>Kultur</strong>hoheit,<br />
so sind es in der Evangelischen<br />
Kirche 23 Landeskirchen, die sehr<br />
genau ihre Unterschiede im Blick haben<br />
<strong>und</strong> ihre Eigenständigkeit gewahrt<br />
wissen wollen. So ist die Fusion<br />
von Landeskirchen für einige ein<br />
ebenso großer Frevel wie der Gedanke,<br />
dass die B<strong>und</strong>esländer Bremen<br />
<strong>und</strong> Niedersachsen einmal fusionieren<br />
könnten. Und natürlich ist es<br />
hier wie dort die <strong>Kultur</strong>, die unterscheidet.<br />
Die Evangelische Kirche<br />
als <strong>Kultur</strong>träger<br />
Die Evangelische Kirche kann auf einen<br />
gemeinsamen kulturellen Kernbestand<br />
zurückgreifen <strong>und</strong> kann<br />
durch <strong>Kultur</strong> Zugänge zur Kirche eröffnen.<br />
In besonderer Weise gelingt<br />
dieses in der evangelischen Kirchenmusik,<br />
die zum kulturellen Kanon<br />
gehört. Kirchenkonzerte für die öffentlich<br />
geworben wird, werden<br />
nicht nur von Mitgliedern der Evangelischen<br />
Kirche besucht. Sie sind<br />
offen für jedermann <strong>und</strong> bietet damit<br />
Zugangswege zur Kirche <strong>und</strong> zur<br />
Kunst. Auch in anderen künstlerischen<br />
Sparten speziell durch Lesungen<br />
oder Ausstellungen können<br />
Menschen erreicht werden, denen<br />
die Kirche entweder fremd geworden<br />
ist oder die bislang mit der Evangelischen<br />
Kirche noch nicht in Berührung<br />
gekommen sind. <strong>Kultur</strong><br />
kann <strong>und</strong> sollte, das wurde bei dem<br />
Die Thesentür der Schlosskirche in Wittenberg, an die Martin Luther im Jahre<br />
1517 seine 95 Thesen geschlagen haben soll. Foto: Stadt Wittenberg<br />
Zukunftskross der EKD deutlich, zu<br />
einem Schlüssel werden, mit der Kirche<br />
in Kontakt zu kommen. Angebote<br />
der kulturellen Bildung, die zu aktiver<br />
Rezeption, aber auch zu eigenem<br />
Tun einladen, können bislang<br />
kirchenfremde Menschen erreichen.<br />
<strong>Kultur</strong>elle <strong>und</strong> religiöse Bildung gehen<br />
dabei oft Hand in Hand, denn<br />
viele Werke der Bildenden Kunst, der<br />
Literatur, der Musik aber auch der<br />
Architektur erschließen sich erst<br />
durch eine entsprechende religiöse<br />
Bildung. Damit dieses gelingt, muss<br />
auch der Ausgestaltung der Kirchen<br />
besondere Aufmerksamkeit geschenkt<br />
werden. Der Kirchenraum<br />
Weiter auf Seite 17<br />
Fortsetzung von Seite 15<br />
Wer soll sich da mit wem<br />
versöhnen?<br />
ne inhaltliche Ändnerung bei der Bewertung<br />
<strong>und</strong> Aufarbeitung der NS-<br />
Diktatur vorzunehmen. Die NS-Diktatur<br />
<strong>und</strong> der durch sie verursachte<br />
Holocaust seien in ihrer menschenverachtenden<br />
grausamen Dimension<br />
einzigartig <strong>und</strong> durch nichts zu relativieren.<br />
Die Erinnerung hieran wach<br />
zu halten, bleibe eine herausragende<br />
Aufgabe ihrer Gedenkstättenpolitik.<br />
Dem stehe aber nicht entgegen, dass<br />
sich die B<strong>und</strong>esregierung zur Aufarbeitung<br />
von Zwangsmigration, Flucht<br />
<strong>und</strong> Vertreibung bekenne.<br />
Wir begrüßen diese klare Äußerung<br />
<strong>und</strong> werden die B<strong>und</strong>esregierung<br />
beim Wort nehmen. Für DIE<br />
LINKE ist essentiell, dass keine reine<br />
deutsche Opfergeschichte geschrieben<br />
wird. So dürfen Ausstellungen<br />
<strong>und</strong> Mahnmale gegen Vertreibung<br />
nicht dem Geschichtsrevisionismus<br />
dienen.<br />
Flucht <strong>und</strong> Vertreibung gehören zu<br />
den schrecklichen Gewalterfahrungen<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> sind<br />
auch heute noch allgegenwärtig. An<br />
sie zu erinnern, ist wichtig <strong>und</strong> richtig.<br />
Aber die Geschichte der Vertreibung<br />
handelt nicht nur von der Vergangenheit,<br />
sondern auch von der<br />
Gegenwart. Sie hat weder im 20.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert begonnen noch ist sie<br />
damals zu Ende gegangen. Die LIN-<br />
KE vertritt die Auffassung, dass man<br />
Geschichte nicht für sich allein hat,<br />
sondern immer mit anderen gemeinsam.<br />
Dies gilt insbesondere für<br />
Länder, Völker <strong>und</strong> Nationen. Deshalb<br />
ist Erinnerungskultur ebenso<br />
wichtig wie schwierig.<br />
Im Koalitionsvertrag haben sich<br />
die beiden großen Volksparteien ausdrücklich<br />
„zur gesellschaftlichen wie<br />
historischen Aufarbeitung von<br />
Zwangsmigration, Flucht <strong>und</strong> Vertreibung“<br />
bekannt: „Wir wollen im Geiste<br />
der Versöhnung auch in Berlin ein<br />
sichtbares Zeichen setzen, um – in<br />
Verbindung mit dem europäischen<br />
Netzwerk Erinnerung <strong>und</strong> Solidarität<br />
über die bisher beteiligten Länder<br />
Polen, Ungarn, Tschechien <strong>und</strong> Slowakei<br />
hinaus – an das Unrecht von<br />
Vertreibung zu erinnern <strong>und</strong> Vertreibung<br />
für immer zu ächten.“<br />
Dieser Netzwerkgedanke <strong>und</strong> der<br />
Hinweis auf den Dialog mit den beteiligen<br />
Ländern ist für uns ausschlaggebend.<br />
Sollte es zu keiner<br />
Kooperation mit den Ländern Polen,<br />
Tschechien, Slowakei <strong>und</strong> Ungarn<br />
kommen – Anzeichen dafür gibt es –<br />
dann kann dieses „sichtbare Zeichen“<br />
in Berlin aus unserer Sicht<br />
nicht gesetzt werden.<br />
Die von Deutschland ausgegangenen<br />
Verbrechen des Nationalsozialismus<br />
verpflichten, in mahnender<br />
Erinnerung zu behalten, dass in der<br />
europäischen Geschichte Vertreibungen<br />
immer eine verhängnisvolle<br />
Rolle gespielt haben.<br />
Bei einer umfassenden Betrachtungsweise<br />
der Geschichte <strong>und</strong> <strong>Kultur</strong><br />
von Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa wird<br />
deutlich, dass die oft mit großem Leid<br />
<strong>und</strong> Opfern verb<strong>und</strong>enen unfreiwilligen<br />
wie auch die freiwilligen Bevölkerungsbewegungen<br />
das Gesicht Europas<br />
nachdrücklich geprägt haben.<br />
Sie sind Gr<strong>und</strong>lage des heutigen Zustands<br />
von Europa als einem Kontinent<br />
ethnisch-kultureller Vielfalt.<br />
Die heute im Rahmen der Globalisierung<br />
stattfindenden Wanderungen<br />
verweisen darauf, dass dieser<br />
Prozess keinesfalls an ein Ende gelangt<br />
ist. Große Bevölkerungsverschiebungen<br />
werden auch das Europa<br />
der Zukunft prägen. Wichtiger<br />
Bestandteil einer europäischen <strong>Kultur</strong>-<br />
<strong>und</strong> Erinnerungspolitik ist daran<br />
zu erinnern, dass Europa in seiner<br />
Geschichte nie gekennzeichnet<br />
war durch ethnisch-kulturelle Homogenität,<br />
sondern durch Vielfalt.<br />
Während des Nationalsozialismus<br />
<strong>und</strong> in der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />
waren Definitionen wie<br />
„deutsche Volkszugehörigkeit“ oder<br />
„deutsche <strong>Kultur</strong>“ Auslöser für humanitäre<br />
Katastrophen riesigen Ausmaßes.<br />
Wenn in manchen Teilen Osteuropas<br />
<strong>und</strong> Südosteuropas wieder<br />
mit ethnisch-kulturellen Definitionen<br />
Zugehörigkeit <strong>und</strong> Ausschluss<br />
begründet werden, so wird es umso<br />
wichtiger in der <strong>Kultur</strong>- <strong>und</strong> Erinne-<br />
rungspolitik zur Überwindung solchen<br />
„völkischen“ Denkens beizutragen.<br />
Europa hat sich Vielfalt in der<br />
Einheit auch kulturell zum Programm<br />
gesetzt. Für dieses Europa ist<br />
die Geschichte der Umsiedlung<br />
deutschsprachiger Menschen seit<br />
dem späten Mittelalter, die machtpolitische<br />
Instrumentalisierung von<br />
Minderheiten im Nationalismus, die<br />
völkische Expansions- <strong>und</strong> „Säuberungs“-<strong>Politik</strong><br />
der Nationalsozialisten<br />
<strong>und</strong> das Schicksal der deutschsprachigen<br />
Minderheiten während<br />
<strong>und</strong> nach dem Nationalsozialismus,<br />
reich an Lehren. Eine wesentliche<br />
lautet: Minderheiten im Rahmen<br />
nationaler Großmachtpolitik zu instrumentalisieren<br />
ist genauso verwerflich<br />
wie sie im Rahmen einer kollektiven<br />
Schuldzuweisung oder zur<br />
endgültigen Regelung von Grenzfragen<br />
umzusiedeln oder auszuweisen.<br />
Die Verfasserin ist kulturpolitische<br />
Sprecherin der Fraktion<br />
DIE LINKE im Deutschen<br />
B<strong>und</strong>estag